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Der 9. November in der deutschen Geschichte Philatelistische Aspekte zur Zeitgeschichte Eine Aufsatzreihe von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 1 1799 Mit dem Staatsstreich vom 18. Brumaire, d.h. dem 9. November, übernimmt Napoleon nach seiner Rückkehr aus Ägypten in Frankreich die Macht, indem er das Direktorium und den Rat der 500 auflöst. Napoleon wird Erster Konsul. Napoleon beeinflusste Entwicklungen in ganz Europa, die nicht immer in seinem Sinne waren. Schon auf dem Wege in die Verbannung nach der britischen Insel St. Helena spottete er voller Verachtung über die mangelhafte Selbstachtung und das fehlende Nationalbewusstsein der Deutschen. Ihnen hätte die mittelalterliche Kaiserkrone nicht zugestanden, deshalb habe er sich selbst um Kaiser gekrönt, das Deutsche Reich zerschlagen und ein Bündel willfähriger „Satellitenstaaten“ daraus gemacht. Aber es war gerade Napoleon, der das Nationalbewusstsein der Deutschen wachgerufen hat, was mit zu seinem Untergang führte. In der Zeit Napoleons fing man jetzt auch an, sich mit den jahrhunderte langen Kriegszügen französischer Truppen auf deutschem Boden zu beschäftigen. 1848 Robert Blum wird in Wien-Brigittenau standrechtlich erschossen. Er war der Führer der sächsischen Demokraten und rief den Vaterlandsverein ins Leben. Im Frankfurter Vorparlament war er Vizekanzler und Führer der gemäßigten Linken in der Nationalversammlung. Er wurde nach Wien abgeordnet, kämpfte dort bei der Revolution am 26. Oktober 1846 auf den Barrikaden und wurde gefangen genommen. (Philatelistisch wird seiner nicht gedacht.) 1914 Versenkung des leichten Kreuzers SMS Emden. Die „Emden“ (3560 t) gehörte zum Napoleon I. (1769-1821); Gemälde von Paul Delaroche (1797- 1856) Ausgabe 1989

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Der 9. November in der deutschen Geschichte

Philatelistische Aspekte zur Zeitgeschichte – Eine Aufsatzreihe von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 1

1799 Mit dem Staatsstreich vom 18. Brumaire, d.h. dem 9. November,

übernimmt Napoleon nach seiner Rückkehr aus Ägypten in

Frankreich die Macht, indem er das Direktorium und den Rat der

500 auflöst. Napoleon wird Erster Konsul.

Napoleon beeinflusste Entwicklungen in ganz Europa, die nicht

immer in seinem Sinne waren. Schon auf dem Wege in die

Verbannung nach der britischen Insel St. Helena spottete er voller

Verachtung über die mangelhafte Selbstachtung und das fehlende

Nationalbewusstsein der Deutschen. Ihnen hätte die mittelalterliche

Kaiserkrone nicht zugestanden, deshalb habe er sich selbst um

Kaiser gekrönt, das Deutsche Reich zerschlagen und ein Bündel

willfähriger „Satellitenstaaten“ daraus gemacht.

Aber es war gerade Napoleon, der das Nationalbewusstsein der

Deutschen wachgerufen hat, was mit zu seinem Untergang führte. In

der Zeit Napoleons fing man jetzt auch an, sich mit den jahrhunderte

langen Kriegszügen französischer Truppen auf deutschem Boden zu

beschäftigen.

1848 Robert Blum wird in Wien-Brigittenau standrechtlich erschossen. Er war der Führer der

sächsischen Demokraten und rief den Vaterlandsverein ins Leben. Im Frankfurter Vorparlament

war er Vizekanzler und Führer der gemäßigten Linken in der Nationalversammlung. Er wurde

nach Wien abgeordnet, kämpfte dort bei der Revolution am 26. Oktober 1846 auf den

Barrikaden und wurde gefangen genommen.

(Philatelistisch wird seiner nicht gedacht.)

1914 Versenkung des leichten Kreuzers SMS Emden. Die „Emden“ (3560 t) gehörte zum

Napoleon I.

(1769-1821);

Gemälde von Paul

Delaroche (1797-

1856)

Markenausgabe 1969

Ausgabe 1989

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Kreuzergeschwader des Grafen Spee im Pazifik. Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges trennte sie

sich vom Kreuzergeschwader und operierte ganz auf sich gestellt sehr erfolgreich im

pazifischen Raum. Schiff und Besatzung standen im pazifisch-indischenm Raum in hohem

Ansehen und es wurden jahrzehntelang abenteuerliche Geschichten erzählt, man hielt die

Emden sogar für ein Geisterschiff. Am 9. November 1914 ging eine Abteilung auf den

Kokosinseln an Land, um die dortige britische Funk- und Kabelstation zu zerstören. Da

erschien der australische Schwere Kreuzer HMAS Sydney (5400 t) und griff die Emden an. Die

Emden wurde schwer beschädigt und mußte von der Besatzung aufgegeben werden. Sie ging

kurz darauf in britische Gefangenschaft. Die Sydney dagegen brannte lichterloh. Es gab keine

Überlebenden.

Das an Land gegangene Kommando dagegen sollte der Durchbruch in die Heimat gelingen und

fand dabei viel Unterstützung. Als die Männer einmal mit ihrem offenen Boot, dem Verhungern

und dem Verdursten nahe, einen Hafen einer „feindlichen“ Insel anliefen, versorgte sie die

Bevölkerung mit Lebensmitteln und Trinkwasser. Die Männer waren so schwach, dass sie nicht

in der Lage waren, auszusteigen, die Lebensmitteln anzunehmen und sich zu bedanken. Deshalb

blieben sie sitzen, salutierten im Sitzen zum Dank und liefen von den Inselnbewohnern bestaunt

gleich wieder aus.

Die Gestaltung des Gedenkblocks zeigt noch etwas von der Achtung, die man den Männern der

Emden entgegengebracht hatte und auch noch entgegenbringt.

1918 Revolution in Berlin.

Kaiser Wilhelm tritt zurück und Friedrich Ebert wird erster Reichspräsident,

der Sozialdemokrat Scheidemann ruft die Republik

aus ohne parlamentarische demokratische Legitimation. Das bringt der

gerade geborenen Republik den Ruf ein, sie sei selbst so

undemokratisch, wie sie es dem bisherigen Staat vorgeworfen hätte.

Hitler prägt deshalb den eingängigen Begriff von den

Novemberverbrechern. Zunächst wurde die Republik von Links

bedroht. Die Linke wollte eine Räterepublik nach dem blutigen

sowjetischen Vorbild einrichten. Zu den Linken gehörten Leute wie

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Der einzige, der den Fehler

Scheidemanns und die drohenden Folgen sofort erkannte, scheint

Scheidemanns Parteifreund Friedrich Ebert gewesen zu sein, dem Kaiser Wilhelms letzter

Kanzler, Max von Baden, die Amtsgeschäfte übergeben hatte. Ebert antwortete, er habe

Rosa Luxemburg

Ausgabe 1974

Entwurf zu einer Briefmarkenserie mit

dem Kopf Kaiser Wilhelm II. Die

Abbildung des regierenden Monarchen

war damals in Europa allgemein üblich.

Es spricht für Kaiser Wilhelm, dass er

nicht sein Porträt aus Eitelkeit haben

wollte. Statt seines Porträts erschien die

Gestalt der Germania als Markenbild. Friedrich Ebert

1. Reichspräsident Ausgabe 1928

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schließlich zwei seiner vier Söhne im Kriege verloren.

Ebert wurde am 11.II.1919 zum ersten Reichspräsidenten gewählt und musste Scheidemanns

Verhalten durch unzählige Schmähungen ausbaden. Beschimpfungen wie „Fettes Schwein“ in

Wort und Bild waren noch sanfte Ausdrücke. Klagen vor Gericht wurden abgewiesen mit der

Begründung, was die Kläger im Kaiserreich als gutes demokratisches Recht beansprucht hätten,

könnten sie jetzt nicht verurteilen. In München war schon am 7. November 1919 die Republik

ausgerufen worden, ebenfalls ohne demokratisch-parlamentarische Legitimation. (Auch die Ausrufung der Republik durch Scheidemann hat wohl aus gutem Grund keinen philatelistischen

Niederschlag gefunden.)

1923 Gegen den Terror von links und unter dem Einfluss der Schreckensmeldungen von

Massenmorden in der russischen Räterepublik formieren sich konservative und rechte Kräfte

zum Schutz des Staates z. T. mit Unterstützung von Politikern wie dem Sozialdemokraten

Noske. Ohne diese Kräfte wäre das Ende der Republik besiegelt gewesen, kaum dass sie

entstanden war. Das Pendel schlug dann nach rechts aus. Hitler versucht mit seinem Marsch

zur Feldherrnhalle in München eine „Nationale Revolution“ auszulösen und die

Regierungsgewalt an sich zu reißen. Er hatte zuvor die Regierungen von Bayern und des Reichs

für abgesetzt und sich selbst

zum Kanzler erklärt. Der Zug

wird durch

Maschinengewehrfeuer eines

Polizeikordons aufgelöst.

Hitler kommt in Haft. In der

NS-Propaganda hieß es dann

nach der Machtergreifung

Hitlers „Und ihr habt doch gesiegt!“

1925 Die SS (Schutz-Staffel) wird als Sicherheitstruppe für Hitler gegründet. Die zuvor gegründete

SA war eine Parteitruppe, wie sie andere Parteien damals auch besaßen.

1929 Gustav Stresemann hält im Völkerbund seine letzte Rede, in der er

Gedanken des Franzosen Briand für eine Vereinigung Europas

aufgenommen. „Sie sehen neue Grenzen“, so rief Stresemann aus,

„neue Maße, neue Gewichte, neue Usancen, neue Münzen, ein

fortwährendes Stocken des Verkehrs. Ist es nicht grotesk, dass Sie auf

Grund praktischer Errungenschaften die Entfernung von

Süddeutschland nach Tokio um 20 Tage verkürzt haben, sich aber in

Europa stundenlang mit der Lokomotive irgendwo aufhalten müssen,

weil eine neue Grenze kommt, eine neue Zollrevision stattfindet, als

wenn das Ganze ein Kleinkrämergeschäft wäre, das wir in Europa

innerhalb der gesamten Weltwirtschaft noch führen dürfen.“

Ausgabe 1975

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1936 Abriß des Denkmals von Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1936 lassen in Leipzig der Bürgermeister Haake und

der Stadtbaurat Lüdeke in einer Nacht- und Nebelaktion das drei Meter hohe bronzene Denkmal

mit der Statue des Musikers Felix Mendelssohn Bartholdy in Abwesenheit des

Oberbürgermeisters Carl Goedeler abreißen. Goerdeler hatte im Mai die Forderung einer

NSDAP-Diensstelle abgelehnt: Der „Jude in Erz“ gehöre ins Museum. Goerdeler kann die

Wiedererrichtung des Denkmals nicht durchsetzen und tritt zurück. Als einer der Verschwörer

vom 20. Juli 1944 wird er hingerichtet, Haake und Lüdeke begehen beim Einmarsch der US-

Armee im April 1945 Selbstmord.

Felix Mendelssohn Bartholdy (* 1809 in Hamburg, † 1847 in Leipzig) entstammte einer

respektierten und wohlhabenden bürgerlichen jüdischen Familie. Väterlicherseits war er ein

Enkel des bedeutenden Philosophen Moses Mendelssohn (1729–1786), der als

Gesprächspartner Friedrich des Großen die Aufklärung in Preußen eingeführt hatte. Er gilt als

entscheidender Wiederentdecker der Werke Johann Sebastian Bachs. Felix wurde wie seine

Geschwister christlich erzogen und 1816 in Berlin evangelisch-reformiert getauft.

Anekdote zu Moses Mendelssohn

Als Moses Mendelssohn einmal zu einem Gespräch zu seinem König ging, hielt ihn der

Wachtposten auf mit der Frage: „Womit handelt der Jude?“ Moses M. gab darauf die klassische

Antwort: „Etwas, was Sie nicht haben, mit Verstand.“

1821 besuchte Mendelssohn als Zwölfjähriger erstmals Goethe, mit dem er sechzehn Tage in

Weimar verbrachte, zusammen mit Zelter. Ebenfalls in das Jahr 1821 fällt seine erste

Bekanntschaft mit Weber, der in Berlin die Aufführung des Freischütz leitete. 1822 traf er in

Kassel Ludwig Spohr. Während dieses Jahres war er noch produktiver und schrieb die Oper

„Die beiden Neffen oder der Onkel aus Boston“ und ein Klavierkonzert.

Mendelssohn-Bartholdy wollte sich zunächst nicht binden. Er ging seit 1829 auf Konzertreisen,

war in Berlin, Düsseldorf Frankfurt und Leipzig tätig. Im Jahre 1841 wurde er vom preußischen

König Friedrich Wilhelm IV. als Kapellmeister nach Berlin berufen.Der preußische König hatte

hochfliegende Pläne. Berlin sollte Kunsthauptstadt im deutschsprachigen Raum werden. Im

Ausgabe 1984

Moses Mendelssohn

Er führte die Aufklärung in Preußen

ein.

Gesprächspartner Friedrich des

Großen

Ausgabe 1979

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Herbst 1842 wurde er zum Preußischen Generalmusikdirektor ernannt. Als Christ war er für

die geistliche Musik zuständig. Sein Konkurrent und Nenenbuhler, der jüdische Komponist

Giacomo Meyerbeer, war für die weltliche Musik zuständig. Meyerbeer betrachtete Felix

Mendelssohn Barthody als seinen Feind, obwohl ihm dieser mehrfach finanziell aus der Patsche

geholfen hatte.

Die Bundesrepublik Deutschland gedachte Bartholdys im Beethoven-Bloch von 1959 aus

Anlass der Einweihung der Beethovenhalle in Bonn.

Noten des Einleitungsthemas zum ersten

Satz der Sinfonie in A-Dur

(italienische Sinfonie)

Ausgabe 1959

Leipziger Gewandhaus

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Mendelssohn arbeitete aber nach wie vor auch in Leipzig, wo er 1843 das Conservatorium

gründete, die erste Musikhochschule Deutschlands. Im gleichen Jahr wurde er Ehrenbürger der

Stadt Leipzig. 1845 siedelte er ganz nach Leipzig über, wo er auch verstarb.

Eine Anekdote wie sie mir im Gedächtnis geblieben ist.

Im Dritten Reich wünschte die Prominez aus Partei und SA, vom philharmonischen Orchester

eine Aufführung eines deutschen Komponisten. Der Dirigent kündigte an, das Orchester würde

einen vergessenen deutschen Komponisten spielen. Die Herrenmenschen waren begeistert,

klatschten sich gegenseitig auf den Rücken.: „Ja, das ist deutsche Musik! Sie da, wir können so

etwas auch! Für so etwas brauchen wir keine Judenlümmel! Das ist arische Musik! usw.“ Der

Kapellmeister und das Orchester sollen die Ovationen mit unbewegter Mine

entgegengenommen haben. Was hatte das Orchester gespielt? Ein Stück von Felix Mendelssohn

Bartholdy.

Inzwischen soll das Denkmal von Felix Mendelssohn Bartholdy quasi als Entsühnung der

faschistischen Freveltat wieder errichtet werden.

1938 Reichskristallnacht auch Reichspogromnacht. Die Meinungen über den korrekten Ausdruck

waren in den letzten 60 Jahren sehr verschieden. Goebbels organisiert die Ausschreitungen

gegen die Juden, bei der jüdische Geschäfte und Wohnungen zertrümmert, Synagogen

angesteckt, Juden zusammengeschlagen, ermordet oder verschleppt wurden. Als Vorwand

diente die Ermordung des deutschen Botschaftssekretärs E. von Rath in Paris durch den Juden

Herschel Grynszpan in Paris am 8. November 1938.

In vielen Orten z. B. in Nordhessen fand dieses Pogrom als Äußerung eines „spontanen

Volkszornes“ schon am 8. November, in wenigen Orten sogar schon am 7. November statt. Die

Pogrome wurden von der SA geleitet. Etliche Volksgenossen beteiligten sich mit Begeisterung

an den Plünderungen und Verwüstungen von Geschäften, Wohnungen und Synagogen. Für

diese durch den Mob angerichteten Schäden verlangte das Reich von den Juden noch eine

Entschädigung von 1 Milliarde Reichsmark.

Ausgabe 1988

Ausgabe 1963

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1941 Am 9. und 10. November griff die RAF Hamburg, Cuxhaven

und Emden an. Es ging schon nicht mehr um rein militärische

Ziele. Für Angriffe im Hinterland fehlten noch schwerere

Bomber, der weitreichende Jagdschutz, die Unterstützung der

Amerikaner, und die Möglichkeit das deutsche Radar für die

Flak und die Leitung von Jagdflugzeugen zu stören, war noch

nicht gegeben.

Sir Arthur Harris, später nur Bomber-Harris genannt,

versprach Churchill den Krieg innerhalb eines Jahres zu

beenden, indem er massierte Bomberverbände gegen die

Zivilbevölkerung einsetzte. Militärische Ziele wurden

zweitrangig und wurden seitdem eher durch Zufall

bombardiert. Wesentliches Ziel der Einsätze war es, einen

Feuersturm zu erzeugen, der in der Tat mehr an Gebäuden

und Menschenleben zerstörte als der eigentliche

Bombenabwurf. Liest man die Berechnungen für den

Einsatz der Bomben nach, welche Art von Brand- und

Sprengbomben zu verwenden seien, in welcher Reihenfolge

und welchem zeitlichen Abstand sie abzusetzen seien, läuft

einem heute noch das Grauen langsam den Rücken runter.

Der erste Einsatz dieser Art erfolgte 1943 im Unternehmen Gomorrha. Dabei ging der größte

Teil Hamburgs im Feuersturm unter. Außerdem wurden bei diesem Angriff erstmals

Düppelstreifen (Stanniolstreifen) eingesetzt, die das deutsche Flakradar und Jägerleitradar blind

machte. Bei diesem Unternehmen verloren ca. 34-35.000 Menschen ihr Leben, die Anzahl der

Verletzten läßt sich kaum schätzen, weil die meisten die Stadt verließen, ohne statistisch erfaßt

worden z sein.

Die These von Bomber-Harris gehört zu den vielen falschen politisch-militärischennThesen des

20. Jahrhunderts. Die Enthüllung seines Denkmals durch die Königin Muuter im Jahr 1992 war

sehr umstritten. Seine Strategie war auch für die britischen Flugzeugbesatzungen äußerst

verlustreich. Jeder zweite kam nicht zurück. Insgesamt kamen 55.000 Flieger bei den Angriffen

auf Deutschland um. Diese Verlustquote entspricht etwa der, die die deutsche U-Boot-Waffe

erlitten hatte. Harris wurde wegen seiner Methode von englischer Seite oft als „Butcher“ (=

Metzger bzw. Schlächter) bezeichnet.

1942 Die deutsche 2. Schnellbootflotille greift vor Lowestoft einen britischen Konvoy an und

versenkt 1 Frachter und beschädigt zwei.

Die Alliierten landen in Nordafrika. In Südfrankreich werden

deutsche Verbände zusammengerafft und von Vichy-Frankreich

nach Tunesien übergesetzt.

1945 In Paris tagt die Reparationskonferenz bis zum 16.1.1946. Hierbei geht es darum, dass die

Bomber-Harris und

Lancaster-Bomber H. entwickelte die Methode

des Feuersturms zur Tötung

eines Maximums an

Zivilbevölkerung. Er

versprach damit den Krieg

innerhalb eines Jahres zu

beenden. Ausgabe 1986

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Siegermächte aus dem zerstörten Deutschland noch möglichst viel, vor

allem Industriegüter, herausholen, d.h. um Anwendung des Morgenthau-

Planes. Stalin wird sich in Moskau die Hände gerieben haben. Der

Zeitpunkt, an dem er ganz Deutschland als Retter von dem Kapitalismus

in Besitz nehmen konnte, schien immer schneller näher zu rücken. Er

besaß dann den angestrebten Zugang zur Nordsee und bis zum Atlantik

war es dann auch nicht mehr weit.

Diese Konferenz fand ihre Fortsetzung in der „Friedenskonferenz“ von

Paris. In einigen Kolonien der Siegermächte wurde inzwischen schon

wieder fleissig geschossen.

1969 Versuchtes Bombenattentat von Antifaschisten und zwar der Gruppe der Tupamaros, auf

die jüdische Gedenkfeier zur Reichspogromnacht im jüdischen Gemeindehaus in Berlin-

Fasanenstraße. Die geistigen Wurzeln dieser Gruppe reichen bis in das Jahr 1918 zu Rosa

Luxemburg und Karl Liebknecht zurück. Das Bombenmaterial hatte ein Mitarbeiter des

Verfassungsschutzes, Peter Umbach, besorgt. Dieses geplante Attentat gehörte zum Auftakt

jahrelanger Anschläge und Morde von links. Die antifaschistischen Gruppen wurden in Lagern

der militanten Palästinenser und Islamisten ausgebildet. Letztere sollten ihren weltweiten Terror

seit dem Anfang der 70er Jahre immer weiter ausweiten.

Jetzt nach dem zweiten Weltkrieg dauerte es viel länger, als nach dem ersten Weltkrieg, bis

auch Anschläge weniger gut organisiert als die Linken auch von rechts verübt wurden.

Jahrelang beteuerten Politiker, sie würden unterschiedslos gegen Gewalt von links und rechts

vorgehen; nur, - Gewalt von rechts gab es jahrelang noch nicht. Also passierte auch nichts.

Das erste Attentat nach dem zweiten Weltkrieg wurde am 27. März 1952 gegen Bundeskanzler

Adenauer von jüdischen Extremisten mit einer Paketbombe geplant, um eine Rückkehr der

BRD in die Völkergemeinschaft zu verhindern. Adenauer verhandelte damals gerade mit den

Israelis. Das Attentat scheiterte wegen der Aufmerksamkeit von zwei Jungen. Der Feuerwerker

verlor allerdings bei der Entschärfung der Bombe sein Leben.

1989 Mauer- und Grenzöffnung der DDR.

In einer so genannten „Pantoffelrevolution“ schaffte es die Bevölkerung der DDR, die

Grenzöffnung zu bewirken und letztendlich auch die Beseitigung der DDR zu erreichen. Die

Losung „Wir sind das Volk“ verursachte in der damaligen Bundeshauptsstadt deutlich

wahrnehmbare Unruhe bei den dortigen Politikern, Parteien, Gewerkschaften aber auch in

einigen Medien. Dann hieß es bald: Wir sind ein Volk. die Wiedervereinigung wurde ganz

massiv gefordert.

Es ist das erste Mal in der deutschen Geschichte, dass das Volk selbst etwas erreichte ohne

zwischengeschaltete Kräfte. Es ist bezeichnend, nicht der 9. November wurde als

„Nationalfeiertag“ bestimmt sondern mit sophistischen-politischen Begründungen ohne direkte

Mitwirkung des Volkes der 3. Oktober, mit dem der normale Bürger auf Befragen nicht viel

anfangen kann. Das gleiche gilt für die Verfassung. Die Gründer der Bundesrepublik waren sich

der Fragwürdigkeit der Entstehung des Grundgesetzes durchaus bewusst. Carlo Schmid, der

große Denker der Sozialdemokratie, drückte es bei der Ausarbeitung des Grundgesetzes so aus:

„Das Grundgesetz besitzt die Modalitäten einer Fremdherrschaft“. (

http://www.costima/beruf/Politik/CSchmid.htm )Das hat nichts damit zu tun, ob das

Grundgesetz gut oder schlecht ist. Carlo Schmid hatte offenbar auch die Fehler vor Augen, die

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Der 9. November in der deutschen Geschichte

Philatelistische Aspekte zur Zeitgeschichte – Eine Aufsatzreihe von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 9

man bei der Gründung der Weimarer Republik begangen hatte. Der Auftrag des Grundgesetzes

das gesamte deutsche Volk sollte bei einer Wiedervereinigung über eine neue Verfassung

entscheiden, wurde mit sophistischen Argumenten ignoriert. Deshalb kam in den neuen

Bundesländern bald der Spruch auf vom Neokolonialismus der alten Bundesrepublik.

2000 Vor der Einführung des Euro erscheint die letzte Briefmarke mit der

Wertangabe in Pfennigen.