Der Dutroux-Parallel-Fall. Michel Fourniret

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Der Dutroux-Parallel-Fall: Michel Fourniret von Jörg Stolzenberger Aufklärungsgruppe Krokodil Beginn 01.07.2004 Nur eine Woche nach Beendigung des „Jahrhundertprozesses“ gegen Marc Dutroux u.a. wird Belgien erneut durch einen ähnlichen Fall erschüttert, deren Ausmaße bisher nicht abzuschätzen sind. Einzelheiten kamen erst im Juli 2004 an das Tageslicht und man fragt sich zwangsläufig, anhand der tatähnlichen Umstände, ob es Verbindungen zwischen den Fällen gibt. Der Täter ist Michel Fourniret, ein gebürtiger Franzose. Chronologie der Ereignisse 1966: In Nantes wird Michel Fourniret wegen Voyeurismus und sexueller Zurschaustellung zu einer Haftstrafe verurteilt. (Quelle: Sächsische Zeitung (sz.online) vom 03.07.2004 unter „Neuer Fall stellt Dutroux in den Schatten“ .) 1973: In Verdun wird Michel Fourniret wegen Voyeurismus und sexueller Zurschaustellung wiederum zu einer Haftstrafe verurteilt. (Quelle: Sächsische Zeitung (sz.online) vom 03.07.2004 unter „Neuer Fall stellt Dutroux in den Schatten“ .) 1983-1984: Michel Fourniret wird in Paris/Frankreich wegen Pädophilie zu sieben Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis lernt er seine spätere Frau, Monique Olivier, kennen. (Quelle: Der Standard.at vom 02.07.2004, „Serienmörder kaufte Schloss mit Geld von Terrorgruppe“ (1983) und Waiblinger Kreiszeitung (WKZ) vom 01.07.2004, „Kinderschänderskandal erschüttert Belgien. 62-jähriger Franzose gesteht sechs Mädchenmorde- Zahlreiche Parallelen zum Fall Dutroux“ (1984); FAZ.net vom 02.07.2004, „Fourniret gesteht immer mehr Morde“ (dass er zuvor mehrfach in Frankreich wegen Sexualvergehen an Minderjährigen, zuletzt zu einer Haftstrafe..) 1986: Michel Fourniret wird nach zwei Jahren frühzeitig aus der Haft entlassen. Er lässt sich in dem südbelgischen Ardennen-Dörfchen Sart-Custinne nieder. Nachbarn beschrieben ihn später als „zurückhaltend, aber charmant“. (Quellen: Waiblinger Kreiszeitung (WKZ) vom 01.07.2004, „Kinderschänderskandal erschüttert Belgien. 62-jähriger Franzose gesteht sechs Mädchenmorde- Zahlreiche Parallelen zum Fall Dutroux“ und Sonntag Aktuell vom 04.07.2004, „Bluttaten möglicherweise verjährt- Im Elsass Leiche eines Mädchens gefunden. Knochen von Mordopfer entdeckt“; Der Standard.at vom 02.07.2004, „Serienmörder kaufte Schloss mit Geld von Terrorgruppe“.) 1987: Fourniret war bereits 1987 wegen Vergewaltigung zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Am Tag des Verdikts war er jedoch wegen guter Führung in der angerechneten Untersuchungshaft bereits wieder frei gelassen worden. (Quelle: St. Galler Tagblatt vom 14.07.2004, „Der unauffällige Kindermörder“.) 11. Dezember 1987: Isabelle Laville (17) verschwindet unter mysteriösen Umständen aus der französischen Stadt Auxerre. (Quelle: Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Bild.de vom 08.07.2004, „Das sind die unschuldigen Opfer des Kinderschänders Michel Fourniret“; Der Tagesspiegel vom 12.07.2004 „Im Schatten: Fourniret folgte anderen Mädchenmördern“.) Bild: Isabelle Laville vermisst

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Der Dutroux-Parallel-Fall: Michel Fourniret

von Jörg Stolzenberger Aufklärungsgruppe Krokodil

Beginn 01.07.2004 Nur eine Woche nach Beendigung des „Jahrhundertprozesses“ gegen Marc Dutroux u.a. wird Belgien erneut durch einen ähnlichen Fall erschüttert, deren Ausmaße bisher nicht abzuschätzen sind. Einzelheiten kamen erst im Juli 2004 an das Tageslicht und man fragt sich zwangsläufig, anhand der tatähnlichen Umstände, ob es Verbindungen zwischen den Fällen gibt. Der Täter ist Michel Fourniret, ein gebürtiger Franzose. Chronologie der Ereignisse 1966: In Nantes wird Michel Fourniret wegen Voyeurismus und sexueller Zurschaustellung zu einer Haftstrafe verurteilt. (Quelle: Sächsische Zeitung (sz.online) vom 03.07.2004 unter „Neuer Fall stellt Dutroux in den Schatten“ .) 1973: In Verdun wird Michel Fourniret wegen Voyeurismus und sexueller Zurschaustellung wiederum zu einer Haftstrafe verurteilt. (Quelle: Sächsische Zeitung (sz.online) vom 03.07.2004 unter „Neuer Fall stellt Dutroux in den Schatten“ .) 1983-1984: Michel Fourniret wird in Paris/Frankreich wegen Pädophilie zu sieben Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis lernt er seine spätere Frau, Monique Olivier, kennen. (Quelle: Der Standard.at vom 02.07.2004, „Serienmörder kaufte Schloss mit Geld von Terrorgruppe“ (1983) und Waiblinger Kreiszeitung (WKZ) vom 01.07.2004, „Kinderschänderskandal erschüttert Belgien. 62-jähriger Franzose gesteht sechs Mädchenmorde- Zahlreiche Parallelen zum Fall Dutroux“ (1984); FAZ.net vom 02.07.2004, „Fourniret gesteht immer mehr Morde“ (dass er zuvor mehrfach in Frankreich wegen Sexualvergehen an Minderjährigen, zuletzt zu einer Haftstrafe..) 1986: Michel Fourniret wird nach zwei Jahren frühzeitig aus der Haft entlassen. Er lässt sich in dem südbelgischen Ardennen-Dörfchen Sart-Custinne nieder. Nachbarn beschrieben ihn später als „zurückhaltend, aber charmant“. (Quellen: Waiblinger Kreiszeitung (WKZ) vom 01.07.2004, „Kinderschänderskandal erschüttert Belgien. 62-jähriger Franzose gesteht sechs Mädchenmorde- Zahlreiche Parallelen zum Fall Dutroux“ und Sonntag Aktuell vom 04.07.2004, „Bluttaten möglicherweise verjährt- Im Elsass Leiche eines Mädchens gefunden. Knochen von Mordopfer entdeckt“; Der Standard.at vom 02.07.2004, „Serienmörder kaufte Schloss mit Geld von Terrorgruppe“.) 1987: Fourniret war bereits 1987 wegen Vergewaltigung zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Am Tag des Verdikts war er jedoch wegen guter Führung in der angerechneten Untersuchungshaft bereits wieder frei gelassen worden. (Quelle: St. Galler Tagblatt vom 14.07.2004, „Der unauffällige Kindermörder“.) 11. Dezember 1987: Isabelle Laville (17) verschwindet unter mysteriösen Umständen aus der französischen Stadt Auxerre. (Quelle: Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Bild.de vom 08.07.2004, „Das sind die unschuldigen Opfer des Kinderschänders Michel Fourniret“; Der Tagesspiegel vom 12.07.2004 „Im Schatten: Fourniret folgte anderen Mädchenmördern“.)

Bild: Isabelle Laville vermisst

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Fourniret wird später seiner Frau Monique Olivier vorwerfen bei dieser Tat aktive Mithilfe geleistet zu haben. Sie habe das Mädchen für ihn 1987 angelockt. August 1988: Die Leiche von Fabienne Leroy (18) wird in einem Wald bei der ostfranzösischen Stadt Mourmelon im Departement Marne gefunden. Die junge Frau wurde erwürgt. (Quelle: Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Bild.de vom 08.07.2004, „Das sind die unschuldigen Opfer des Kinderschänders Michel Fourniret“..) 1989: Michel Fourniret und Monique Olivier heiraten. Fourniret war bereits zweimal geschieden. Zur Hochzeit war nur ein Paar eingeladen. (Quelle: Ostthüringer Zeitung (OTZ) vom 11.07.2004 „Erneut gibt eine Frau den Belgien Rätsel auf“.) 1989: Die Ehefrau des früheren Mitglieds der linksextremen französischen Terrorgruppe „Action Directe“ Jean-Pierre Hellegouarch, Farida Hellbouarch (auch: Farida Hamiche) wird vermisst. (Quelle: Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Bild.de vom 08.07.2004, „Das sind die unschuldigen Opfer des Kinderschänders Michel Fourniret“; N24 vom 06.07.2004 „Die Suche nach Opfern geht weiter“.) 18. März 1989: Die 22-jährige Studentin Jeanne-Marie Desramault wird vermisst.

Bild: Jeanne-Marie Desramault + Sie war zuletzt am Bahnhof der Stadt Charleville-Mézières gesehen worden. (Quellen: ch.news (sda) vom 08.07.2004, „Die Leiche eines der Fourniret-Opfer ist identifiziert“; Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Tagesanzeiger Zürich vom 08.07.2004, „Die Leiche eines der Fourniret-Opfer ist identifiziert“; Stimme.de vom 08.07.2004 „Fall Fourniret wird immer furchtbarer“.) 20. Dezember 1989: Elisabeth Brichet, ein 12-jähriges belgisches Mädchen, verschwindet spurlos aus dem Dorf Namur. (Quellen: Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Bild.de vom 08.07.2004, „Das sind die unschuldigen Opfer des Kinderschänders Michel Fourniret“; Stimme.de vom 08.07.2004 „Fall Fourniret wird immer furchtbarer“; Hamburger Abendblatt vom 24.07.2004, „Tränen um die kleine Elisabeth. Trauerfeier für Fourniret-Opfer in Belgien. Rätsel um den Goldschatz des Serienkillers gelöst.“)

Bild: Elisabeth Brichet+ 21. November 1990: Die 13-jährige Natascha Danais wird in der französischen Stadt Reze bei Nantes entführt. (Quelle: Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Bild.de vom 08.07.2004, „Das sind die unschuldigen Opfer des Kinderschänders Michel Fourniret“; Stimme.de vom 08.07.2004 „Fall Fourniret wird immer furchtbarer“.)

Bild: Natascha Danais +

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23. November 1990: Die Leiche von Natascha Danais wird 70 Kilometer von Nantes entfernt in den Dünen des am Atlantik gelegenen Ortes Brem-sur-Mer entdeckt. Sie wurde mit einem Messer erstochen. (Quelle: Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Stimme.de vom 08.07.2004 „Fall Fourniret wird immer furchtbarer“.) 1993: Ein unbekanntes Au-Pair-Mädchen, welches beim Ehepaar Fourniret arbeitete soll hier ermordet worden sein. Es soll eine blonde, gut französisch sprechende Frau aus dem Raum Brüssel gewesen sein. (Quelle: Bild.de vom 08.07.2004, „Das sind die unschuldigen Opfer des Kinderschänders Michel Fourniret“.) 1996: Wegen Waffenschmuggels und Exhibitionismus wird Michel Fourniret vorläufig festgenommen. (Quelle: Der Standard.at vom 07.07.2004 über die Vorstrafen von Fourniret.) 02. März 1998: Die elfjährige Natascha Kampusch verschindet am Morgen des 2. März 1998 in Wien-Donaustadt spurlos. Das Mädchen war kurz nach sieben Uhr auf dem Weg zur Volksschule, ist dort aber nie angekommen. Trotz intensiver Suche in ganz Österreich und sogar in Ungarn fand sich von der kleinen Brillenträgerin keine Spur.

Bild: Natascha Kampusch vermisst (Quelle: Die Presse.com vom 09.07.2004, „War Fourniret in Österreich?“ und Kurier.at-Chronik vom 13.07.2004 „War Fourniret auch in Österreich?“; Krone.at vom 13.07.2004 „Beschuldigungen gegen Fourniret ausgeweitet“.) Februar 2000: Trotz der planmäßigen Vorbereitung der Entführung entkamen Michel Fourniret einige Opfer. Die 14-jährige Sandra Noiret lieferte der Polizei im Februar 2000 eine präzise Beschreibung des Mannes, der sie entführen wollte. Fourniret wurde darauf verhaftet, wegen mangelnder Beweise aber wieder freigelassen. Niemand hatte sein Vorstrafenregister kontrolliert, seine jeweiligen Wohnorte mit den Kindermorden in der Region verglichen oder zumindest eine Gegenüberstellung mit der 14-jährigen Sandra organisiert. (Quelle: St. Galler Tagblatt vom 14.07.2004, „Der unauffällige Kindermörder“.) 16. Mai 2000: In Charleville-Mezieres verschwindet die 18-Jährige Celine Saison. Sie war auf dem Weg in die Schule. (Quelle: Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Bild.de vom 08.07.2004, „Das sind die unschuldigen Opfer des Kinderschänders Michel Fourniret“; Stimme.de vom 08.07.2004 „Fall Fourniret wird immer furchtbarer“.)

Bild: Celine Saison + 22. Juli 2000: Im Wald bei Sugny in den belgischen Ardennen wird die Leiche von Celine Saison gefunden. (Quelle: Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Stimme.de vom 08.07.2004 „Fall Fourniret wird immer furchtbarer“; FOCUS vom 12.07.2004 „Fourniret Jahrelang Katz und Maus gespielt“.) 2001: 2001 entkam dem Triebtäter erneut ein Mädchen, das die Nummer seines beigen Lieferwagens notierte und Anzeige erstattete. Erneut kam er wegen mangelnder Beweise wieder frei. Informationen

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zwischen der belgischen und französischen Polizei wurden nie ausgetauscht, Verbindungen zwischen den Kindermorden und den Anzeigen gegen den Waldarbeiter wurden nie gemacht. (Quelle: St. Galler Tagblatt vom 14.07.2004, „Der unauffällige Kindermörder“.) 05. Mai 2001: In der französischen Stadt Szedan verschwindet die 13-jährige Mananya Thumpong. (Quelle: Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Bild.de vom 08.07.2004, „Das sind die unschuldigen Opfer des Kinderschänders Michel Fourniret“; Stimme.de vom 08.07.2004 „Fall Fourniret wird immer furchtbarer“.)

Bild: Mananya Thumpong+ 02. Mai 2002: Die Leiche von Mananya Thumpong wird durch Wanderer in einem Wald bei Nolleveaux, ca. 30 Kilometer entfernt vom Fundort der Leiche von Celine Saison, aufgefunden. (Quelle: Der Standard.at vom 08.07.2004, „Die Opfer des Michel Fourniret“; Stimme.de vom 08.07.2004 „Fall Fourniret wird immer furchtbarer“; FOCUS vom 12.07.2004 „Fourniret Jahrelang Katz und Maus gespielt“ u.a.) 26. Juni 2003: In Ciney / Belgien versuchte ein Mann eine 13-Jährige (Marie Ascension Kirombo) in seinen Wagen zu zerren. Die Täterbeschreibung, welche die Polizei von dem Mädchen erhält führt die Polizei auf die richtige Spur. Bei dem Täter handelte es sich um den 61-jährigen gebürtigen Franzosen Michel Fourniret. 27. Juni 2003: Er kommt in Untersuchungshaft.

Bild oben, dpa: Michel Fourniret

Auch seine Ehefrau, Monique Olivier wird unter dem Verdacht der unterlassenen Hilfeleistung verhaftet. (Quellen: Waiblinger Kreiszeitung (WKZ) vom 01.07.2004, „Kinderschänderskandal erschüttert Belgien. 62-jähriger Franzose gesteht sechs Mädchenmorde- Zahlreiche Parallelen zum Fall Dutroux“ und Sonntag Aktuell vom 04.07.2004, „Bluttaten möglicherweise verjährt- Im Elsass Leiche eines Mädchens gefunden. Knochen von Mordopfer entdeckt“; Der Standard.at vom 07.07.2004 über die Vorstrafen von Fourniret; Der Standard.at vom 02.07.2004, „Serienmörder kaufte Schloss mit Geld von Terrorgruppe“ und N24 vom 06.07.2004 „Die Suche nach Opfern geht weiter“ sowie Sächsische Zeitung (sz.online) vom 03.07.2004 unter „Neuer Fall stellt Dutroux in den Schatten“ und FOCUS vom 12.07.2004 „Fourniret Jahrelang Katz und Maus gespielt“ (letzten zwei jeweils mit Namensnennung der Entführten.) 30. Juni 2004: Die Ehefrau des Michel Fourniret, Monique Olivier, legt ein Geständnis ab wonach deren Ehemann neun Mädchen entführt, vergewaltigt und ermordet habe.

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Bild oben dpa: Monique Oliver

Vermutlich kam das Geständnis unter dem Druck zustande, dass die Ehefrau von Marc Dutroux zu einer sehr langen Haftstrafe (30 Jahre) verurteilt worden war und sie befürchtete ebenso hart bestraft werden zu können. Doch in Olivier` Furcht vor einem ähnlichen juristischen Schicksal liegt nicht die einzige Verbindung zwischen beiden Fällen. Fünf der Opfer waren französische Kinder, das einzig belgische Opfer hieß ausgerechnet Elisabeth Brichet! Die damals vermisste Zwölfjährige war vor fast 15 Jahren verschwunden! Der Fall wurde stets Dutroux zugerechnet. Brichet` Mutter gehörte sogar jener Organisation an, die aus Protest gegen nachlässige Behörden und unfähige Polizei 1996 den weißen Marsch auf Brüssel organisierte. Eine Million Belgier zogen dabei in der größten Demonstration des Landes schweigend durch die Straßen. Auch diesmal sind die Ermittlungen nicht frei von Pannen, doch sie sind nicht nur der belgischen Polizei anzulasten. Immer wieder fuhr Michel Fourniret unter dem Vorwand von Familienbesuchen zurück nach Frankreich und beging dort offenbar auch die meisten der jetzt ans Licht gekommenen grausigen Taten. Einige Mädchenleichen wurden bereits gefunden. Erste Straßenumfragen im Fernsehen ergaben den Ausdruck „Gott sei Dank, er ist kein Belgier“. (Quellen: Waiblinger Kreiszeitung (WKZ) vom 01.07.2004, „Kinderschänderskandal erschüttert Belgien. 62-jähriger Franzose gesteht sechs Mädchenmorde- Zahlreiche Parallelen zum Fall Dutroux“ und Der Spiegel.online vom 30.06.2004, „Kinderschänder gesteht sechs Mädchenmorde“.) 01. Juli 2004: Der Fall zieht weitere Kreise: Der in Belgien inhaftierte Kinderschänder Michel Fourniret hat neben sechs Kindermorden außerdem die Tötung einer Frau zugegeben. Die belgische Zeitung Le Soir versuchte heute mit einer Geografie des Horrors Orientierung zu geben: Auf einer Karte wurden penibel Tatorte und Opfer des Kindermörders Michel Fourniret eingezeichnet. Der Fall ist aber kaum überschaubar. Einen Tag nach Fourniret` Geständnis, zwischen 1987 und 2001 sechs Mädchen entführt, vergewaltigt und ermordet zu haben, förderte eine Vernehmung des 62-Jährigen weitere grausame Details zu Tage. Die Polizei erklärte, der Förster habe auch die Lebensgefährtin von Jean-Pierre Hellegouarch, eines Mitglieds der Terrorgruppe Action Directe, umgebracht. Hellegouarch und Fourniret hatten sich in einem französischen Gefängnis kennen gelernt, wo der Terrorist den Kindermörder beauftragt haben soll, nach vorzeitiger Freilassung seiner Freundin beim Führen der Kriegskasse von Action Direkte zu assistieren. Statt das Geld zu verwalten habe Furnieret die Frau umgebracht. Mit der Beute erwarb er dann ein Schloss in der Nähe von Sedan, dass fortan Dreh- und Angelpunkt seiner Verbrechen gewesen sein soll. Rund um das prachtvolle Anwesen suchten die Ermittler heute weiter nach Spuren und Leichenteilen der getöteten Mädchen. Vor allem seine Frau Monique Olivier, die er im Gefängnis kennen gelernt hat, belastet ihren Ehemann schwer. Sie soll stärker in die Kindesentführungen verstrickt gewesen sein als bislang vermutet. Belgische Medien nennen Olivier bereits „die andere Michelle Martin“.(..) Die Furcht vor einer ähnlich harten Strafe hat die Aussagebereitschaft der Monique Olivier offensichtlich beflügelt. (Quelle: Waiblinger Kreiszeitung (WKZ) vom 02.07.2004, „Kinderschänderskandal zieht Kreise. 62-Jähriger gesteht weiteren Mord- Ehefrau belastet Verdächtigen schwer“ und Der Spiegel.online vom 03.07.2004, „Polizei findet Leiche bei Fournirets Schloss“; Der Standard.at vom 02.07.2004, „Serienmörder kaufte Schloss mit Geld von Terrorgruppe“; DPA; Reuters.) 02. Juli 2004: (..) Unweigerlich taucht auch die Frage auf, ob es irgendwelche Querverbindungen zwischen Dutroux, Fourniret und ihren Verbrechen gegeben haben könnte.

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Für Staatsanwältin Thily steht fest, dass keine glaubwürdigen Hinweise darauf existieren. Die nach wie vor in Belgien sich einer gewissen Popularität erfreuende These, dass hinter den Kindesentführungen in Belgien und darüber hinaus ein weltverzweigtes Pädophilen-Netz stehen könnte, erscheint weiter entkräftet. (..) Als Staatsanwältin Thily sich jetzt abermals mit der Netzwerk-Theorie konfrontiert sieht, rutscht ihr die unwirsche Bemerkung heraus: „Wir werden doch nicht wieder damit anfangen.“ (Quelle: FAZ.net vom 02.07.2004, „Fourniret gesteht immer mehr Morde“.) 03. Juli 2004: Polizisten haben bei Grabungen auf dem früheren Anwesen des geständigen Serienmörders Michel Fourniret menschliche Gebeine entdeckt. Die Knochen seien an der Stelle entdeckt worden, wo Fourniret nach eigenen Angaben eine 22-jährige Französin vergraben hatte, teilte die Staatsanwaltschaft in Reims (Staatsanwalt Yves Charpenel) mit. Der 62-jährige Beschuldigte hatte den Polizeieinsatz auf dem 15 Hektar großen Gelände des Schlosses Sautou in den Ardennen begleitet.

Bild oben Spiegel online: Grabungen durch die Polizei

Rund 200 französische und belgische Beamte sind im Einsatz, um das Gelände abzuriegeln und Spuren zu sichern. Die Angaben des mehrfach wegen Sexualdelikten vorbestraften Franzosen seien genauer als bisher, sagte der Generalstaatsanwalt von Reims, Yves Charpenel. Es werde derzeit an zwei Stellen auch mit Baggern gegraben. (..) Auch Experten der belgischen Polizei nahmen an der Begehung des Schlosses teil. "Wir sind hier, um die Opfer zu identifizieren", sagte der belgische Ermittler Thierry Wouters. Der als "pervers und intelligent" geltende Fourniret hatte eigenen Angaben zufolge seine Opfer, zumeist junge Mädchen, in Frankreich und Belgien ausgesucht und oft jenseits der Grenze vergraben, um die Arbeit der Polizei zu erschweren. Die niederländische Polizei prüft, ob der Triebtäter auch für Morde in den Niederlanden in Frage kommt. (..) (Quelle: Der Spiegel.online vom 03.07.2004, „Polizei findet Leiche bei Fournirets Schloss“.)

Bild oben Spiegel: Schloss Sautou bei Donchery

Gesucht wurde noch am Abend nach der Leiche der zwölfjährigen Belgierin Elisabeth Brichet, deren Mord Fourniret ebenfalls gestanden hat. Insgesamt hat Fourniret neun Morde zugegeben, nachdem ihn seine Frau Monique Olivier bei der Polizei angezeigt hatte. Gegen Olivier wird wegen unterlassener Hilfeleistung und Beihilfe zum Mord ermittelt. Nach einem Bericht der Zeitung Le Figaro erwarb Fourniret das Schloss Sautou in den Ardennen im Jahr 1988 für zwei Millionen Franc (300.000 Euro) in bar und verkaufte es zwei Jahre später wieder. Seinen Angaben zufolge vergrub er im Schlosspark die Leichen der 12-jährigen Elisabeth Brichet und der 22-jährigen Jeanne-Marie D., die beide im Jahr 1989 verschwunden waren. (Quellen: Sonntag Aktuell vom 04.07.2004, „Bluttaten möglicherweise verjährt- Im Elsass Leiche eines Mädchens gefunden. Knochen von Mordopfer entdeckt“ und Der Bund (eBund) vom 03.07.2004, „In Frankreich vergrabene Leichen entdeckt“.)

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Der Bund (eBund) vom 03.07.2004 ergänzt: (..) Zwei Mordopfer hatte er auf dem 15 Hektar großen Gelände von Schloss Sautou bei Donchery mit Baggern vergraben: die in Belgien verschleppte zwölfjährige Elisabeth Brichet sowie die 22-jährige französische Studentin Jeanne-Marie Desramault. Möglicherweise hat er aber noch mehr Menschenleben auf dem Gewissen. In der von ihm eingestandenen Mordserie klafft eine untypische Lücke von zehn Jahren zwischen 1990 und 2000. Da der als „kaltblütig und berechnend“ beschriebene Mann die offenen Grenzen nutzte, um Spuren zu verwischen, prüft die niederländische Polizei, ob der Franzose auch für Mädchenmorde dort in Frage kommt. Für Beunruhigung sorgt bei den Ermittlern, dass ein Teil der Bluttaten verjährt sein dürfte. In Frankreich verjährt Mord nach 10 Jahren und in Belgien nach 15 Jahren, wenn die Ermittlungen keine neuen Erkenntnisse mehr bringen. Beim Ortstermin am Schloss Sautou war die Frau des Verdächtigen dabei. Sie hält dem 62-Jährigen zehn Morde vor. Sie hatte ihn bei Gefängnisbesuchen kennen gelernt und ihm nach eigenem Eingeständnis schon wenige Monate nach seiner Haftentlassung „bei der Jagd“ nach Opfern geholfen. Gegen beide sei in Belgien Anklage wegen Verschleppung einer Zwölfjährigen im Jahr 1989 erhoben worden, teilte der Staatsanwalt von Namur (Belgien) auf Schloss Sautou mit. Der Verdächtige hat zugegeben, das Mädchen sowie eine 22-jährige Französin auf dem 15 Hektar großen Schlossgelände verscharrt zu haben. Der Spiegel.online vom 03.07.2004, „Polizei findet Leiche bei Fournirets Schloss“ berichtet zusätzlich: (..) Die belgische Polizei hat unterdessen die Reste des von Fourniret erbeuteten Goldschatzs entdeckt. Rund 25.000 Euro in spanischen Münzen und Louisdor seien nach Hinweisen von Fournirets Frau gefunden worden, hieß es aus Justizkreisen. 04. Juli 2004: Die Tagesschau im ARD berichtet, wie auch das ZDF und der WDR, dass die Polizei nach Hinweisen des mutmaßlichen Serienmörders Michel Fourniret auf dem Gelände seines ehemaligen Schlosses in den französischen Ardennen zwei Leichen gefunden hat. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich wahrscheinlich um die sterblichen Überreste des belgischen Mädchens Elisabeth Brichet und der Französin Jeanne-Marie Desramault handelt. Eine DNA-Analyse soll endgültige Gewissheit bringen. Ihre Famillien seien bereits unterrichtet worden. Fourniret und seine Ehefrau Monique Olivier führten die Beamten selbst zu den Verstecken. Der 62-jährige Franzose hatte ausgesagt, auf dem Anwesen die Leichen der zwölfjährigen Belgierin und der 22 Jahre alten Studentin aus Frankreich vergraben zu haben. Mittlerweile prüft auch die niederländische Polizei, ob Fourniret für Morde in den Niederlanden in Frage kommt. Fourniret wird als Förster bezeichnet, hat aber offenbar nie in diesem Beruf gearbeitet. Er wechselte häufig die Tätigkeit und war sogar für eine zeitlang Schulaufseher gewesen. Der Fernsehsender ZDF berichtet an diesem Abend im Heute Journal, dass der Vater von Elisabeth Brichet von König Albert II und Königin Paola empfangen wurde, um ihm das Mitgefühl auszusprechen. Marie Noelle Bouzet, die Mutter von Elisabeth Brichet lebt in Kanada und will nun auch nach Brüssel kommen. Anne Wilmot, eine Klassenlehrerin von Elisabeth Brichet, so berichtet an diesem Tage ebenfalls das ZDF, will ein Klassentreffen zum Gedenken an Elisabeth Brichet veranstalten.

Bild oben: Sonntag Aktuell vom 04.07.2004

05. Juli 2004: Die Waiblinger Kreiszeitung (WKZ) berichtet an diesem Tag unter „Die Justiz hat kläglich versagt. Sexualtäter Fourniret konnte von den Behörden unbehelligt morden“: (..) „Ich will, dass man mir erklärt, warum die französische Justiz versagt hat“, fordert Dahina Le Guennan. Sie war 14 Jahre alt gewesen, als Fourniret sie vergewaltigte. „Fourniret wurde zu lächerlichen Strafen verurteilt, obwohl er Wiederholungstäter war“.

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Vor den Ermittlern habe Fourniret damals 17 Sexualstraftaten zugegeben; verurteilt worden sei er wegen fünf. „Einige Mädchen haben ihre Klagen zurückgezogen“, sagt sie. Die Staatsanwaltschaft habe die Verbrechen als Vergehen einstufen wollen, doch ihre Mutter habe das verhindert. „Am Ende des Prozesses sagte meine Mutter, dass er weitermachen würde, sobald er wieder frei ist. Die Justiz hat ihr nicht zugehört.“ Doch jetzt ist Paris aufgeschreckt. Das erst im März geschaffene Register der Sexualtäter reiche nicht aus, sagt Justizminister Domenique Perben. Er betont zwar, Fourniret habe seine Strafen abgesessen, und wies auf jüngste Skandale wegen ungerechtfertigter langer Untersuchungshaft hin. Doch er schlägt auch vor, „die gefährlichsten Verurteilten strikter zu kontrollieren“, zum Beispiel mit elektronischen Armbinden. (…)

Bild oben: WKZ vom 05.07.2004

05. Juli 2004: Die BILD-Zeitung fragt sich an diesem Tag: „Wie viele tote Mädchen liegen noch im Park des Schloss-Teufels ?“ und zeigt die Bilder von 6 getöteten Frauen und Mädchen: Jeanne-Marie Desramault (22 Jahre); Natascha Danais (13 Jahre); Mananya Thumpong (13 Jahre); Celine Saison (18 Jahre); Isabelle Laville (17 Jahre); Elisabeth Brichet (13 Jahre). Alle sollen von Michel Fourniret vergewaltigt und umgebracht worden sein. Laut dem BILD-Bericht über die Ausgrabungen auf Schloss Soltau sah Fourniret reglos zu als die Überreste von Elisabeth Brichet und Jeanne-Marie Desramault in 1,50 Meter Tiefe gefunden wurden. „Sein Blick war kalt und ungerührt. Er hat uns Dinge geschildert, die wir den Angehörigen niemals erzählen können“, sagt ein Ermittler gegenüber der Zeitung. In einem Verhör, weiß die BILD, beschrieb Fourniret sein perverses Verlangen. Er war „fasziniert von Jungfrauen“, forderte von den Mädchen völlige Unterwerfung. 06. Juli 2004: Ermittler graben im Bereich eines Hauses welches im Zentrum von Clairefontaine liegt. Dieses Haus gehörte Michel Fourniret`s zweiter Ehefrau. Man fand aber nichts. Grund war ein Hinweis, den eine besorgte Anwohnerin gegeben hatte. Sie war aufgeschreckt durch die Berichte und hatte vor mehreren Jahren in einem Schacht Stofffetzen gesehen. Auch durchsucht wurde das Gelände eines Hauses in Paincourt/Clairefontaine. In diesem Haus hatte Michel Fourniret von 1966 bis 1984 als Tischler gelebt. (Quelle: Der Standard.at vom 07.07.2004 über die Vorstrafen von Fourniret.) Der Kurier.at berichtet am 06.07.2004 unter „Dänen brauchen Fournirets DNA“: Die dänischen Behörden wollen das genetische Profil des geständigen französischen Serienmörders Michel Fourniret mit den Spuren eines versuchten Kindsmordes in Dänemark von 1999 vergleichen. „Wir haben die Polizei in Frankreich und Belgien gebeten, uns das DNS-Profil des Mannes zu schicken, damit wir es mit den Spuren vergleichen können, die wir in unserem konkreten Fall haben“, sagte der dänische Polizeiinspektor Bent Jörgensen von der Kriminalpolizei in Nyköbings Falster dem Fernsehsender DR1. Dänische Ermittler hätten nach der Vergewaltigung und versuchten Erdrosselung eines elf Jahre alten Mädchens ein Phantombild erstellt, das stark an Fourniret erinnere. (..) 07. Juli 2004: Fourniret` Frau, Monique Olivier erzählt grausige Details. Angeblich hatte sie selbst Angst um ihr Leben. „Ich wusste sehr gut, was passieren würde“. Das heißt er würde sie missbrauchen und sie dann töten, „aber ich gehorchte ihm trotzdem.“ (..) Auszüge aus dem Verhörprotokoll veröffentlichte die flämische Zeitung Het Laatste Nieuws heute. „Er forderte mich auf, mich zu entfernen. Ich wusste sehr gut, was passieren würde. Das heißt, er würde sie missbrauchen und sie dann töten, aber ich gehorchte ihm trotzdem. Kurze Zeit später habe ich einen Schuss gehört,“ schilderte Monique Olivier einen Mord im Sommer 1988. Ein erstes Vergewaltigungsopfer habe sie im Dezember 1987 selbst ins Auto gelockt: „Weil es das erste Opfer war, habe ich nicht erraten, dass er es anschließend töten würde.“ Fourniret erwürgte demnach die junge Französin und warf die Leiche später in ein Erdloch.

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„Ich hatte Angst, er würde das Gleiche mit mir machen“, erzählte die 55-Jährige den Fahndern. Als Motiv für die Beteiligung nennt Olivier Angst- genau wie Michelle Martin, die frühere Ehefrau von Marc Dutroux. Diese meldete sich nach Oliviers Geständnissen mit einem eigenartigen Vorstoß zu Wort: Die Dutroux-Komplizin wünschte ein Gespräch mit Fourniret` Frau. Sie (Michelle Martin) wolle ihr helfen, mit ihrem Gewissen ins Reine zu kommen, sagte Martins Anwalt Thierry Bayret. Die einstige Mittäterin sieht sich nun als Helferin: „Meine Mandantin ist froh, dass sie ihren Beitrag für die Eltern von Elisabeth Brichet und die französischen Familien liefern konnte.“ (Quelle: DPA und Roland Siegloff für den Standard vom 08.07.2004 „Fourniret` Frau erzählt grausige Details: Mordkomplizin hatte Angst um ihr Leben“.) 08. Juli 2004: Nach dem Geständnis von neun Morden streitet der vorbestrafte Vergewaltiger Michel Fourniret weitere Vorwürfe hartnäckig ab. Inzwischen wurde die Leiche eines Opfers identifiziert. Bei einer der beiden am Samstag auf dem Gelände des Schlosses Sautou in den Ardennen ausgegrabenen Leichen handele es sich um eine 22-jährige Studentin (Anm. Jeanne-Marie Desramault), teilte die Staatsanwaltschaft von Reims mit. Sie war am 18. März 1989 verschwunden. Sie war zuletzt am Bahnhof der Stadt Charleville-Mézières gesehen worden. Belgische Fahnder vernahmen den 62-Jährigen in Dinant erneut fast vier Stunden lang. Sie vermuten weitere Verbrechen des Franzosen und weiteten die Untersuchung aus. Fourniret weicht nach Angaben seines Anwalts jedoch keinen Jota von seinen früheren Aussagen ab. Er widerspreche Angaben seiner Frau zur Ermordung eines unbekannten Au-Pair-Mädchens im Jahr 1993. Er sieht die Aussagen seiner Frau als unzutreffend an, sagte Anwalt Luc Balleux der Pariser Tageszeitung Le Figaro. Die Ermittler bezweifeln, dass der vorbestrafte Triebtäter - wie er selbst sagt - in den 90er Jahren kein einziges Verbrechen begangen hat. Die französische Justiz prüft in rund 30 ungeklärten Fällen verschwundener Personen in Frankreich, ob diese mit Fourniret in Verbindung stehen könnten. Die belgischen Fahnder untersuchen zwölf nie geklärte Fälle von neuem. Nach Angaben seines Anwalts Balleux wünscht Fourniret eine Gegenüberstellung mit seiner ebenfalls inhaftierten Frau Monique Olivier: Fourniret ist erstaunlich ruhig und absolut nicht besorgt, was seine Ehefrau den Ermittlern noch erzählen könnte. Olivier zufolge hat ihr Mann zehn Morde begangen. Er hegt aber keinerlei Groll gegen sie und denkt, dass sie von der Polizei unter Druck gesetzt wurde, sagte Balleux im Figaro. (..) (Quelle: ch.news (sda) vom 08.07.2004, „Die Leiche eines der Fourniret-Opfer ist identifiziert“; Tagesanzeiger Zürich vom 08.07.2004, „Die Leiche eines der Fourniret-Opfer ist identifiziert“.) Auch all-in.de berichtet an diesem Tag in ihren „Weltnachrichten“ unter „Fourniret beharrt auf `Mord-Pause`“ und fügt ergänzend zu dem bereits oben mitgeteilten Sachverhalt hinzu: (..) Ob es sich bei der zweiten ausgegrabenen Leiche um die Belgierin Elisabeth Brichet handelte, war zunächst unklar. Brichets Mutter Marie-Noelle Bouzet besuchte den Fundort der Leiche. (..) Die belgischen Fahnder untersuchen zwölf weitere, nie geklärte Fälle, neu. „Es würde mich nicht wundern, wenn Fourniret für einige verantwortlich ist“, sagte der Serienmord-experte Stephane Bouroin der flämischen Zeitung De Morgen. Eine zehnjährige Pause hält der Buchautor für ausgeschlossen: „Es ist unmöglich, dass er in dieser Periode keine Opfer gehabt hat.“ Stimme.de vom 08.07.2004 „Fall Fourniret wird immer furchtbarer“ berichtet auszugsweise: (..) Südöstlich von Paris soll demnächst die Leiche der 17-Jährigen Isabelle Laville gesucht werden, ein genauer Zeitpunkt wurde noch nicht genannt. Schwierig sind die Nachforschungen der Vergangenheit Fournirets, weil Polizeiberichte über ihn aus den 80er Jahren zum Teil unauffindbar sind. „Sie wanderten von der Schublade in die Mülltonne“ schrieb Le Parisien. 09. Juli 2004: Hat Michel Fourniret mit dem mysteriösen Verschwinden von Natascha Kampusch zu tun? Das Verschwinden der elfjährigen Natascha Kampusch am Morgen des 2. März 1998 in Wien-Donaustadt gehört zu den größten Rätseln der jüngeren österreichischen Kriminalgeschichte. (..) Alle Ermittlungen haben bisher zu keiner brauchbaren Spur geführt. Eine Parallele zum Fall Michel Fourniret in Belgien ließ die heimischen Ermittler jetzt allerdings aufhorchen. Bereits Stunden nach dem Verschwinden von Natascha sagte ein Mädchen der Polizei, sie habe beobachtet, wie die Elfjährige in einen weißen Kastenwagen gezerrt worden sei. Fahnder in Belgien haben unterdessen herausgefunden, dass Michel Fourniret auf der Suche nach seinen Opfern ebenfalls mit einem weißen Kastenwagen unterwegs war. Diese Komponente hat im Bundeskriminalamt für Aufregung gesorgt.

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"Es gibt daher von uns eine Anfrage an die belgischen Behörden", wird im Bundeskriminalamt (BK) der "Presse" bestätigt. Die heimischen Ermittler interessiert nun, ob Fourniret im Februar und März 1998 in Österreich war. Da der Verdächtige kooperativ mit den Behörden zusammenarbeitet, erwartet sich das BK "rasch Antworten". Eingebunden seien hier auch die österreichischen Verbindungsbeamten bei Europol. Während die französische Polizei rund 30 ungeklärte Morde untersucht und sich die niederländischen und deutschen Behörden ebenfalls für Fourniret interessieren, gebe es in Österreich außer Natascha Kampusch "keine ungeklärten Morde, für die er in Betracht käme", so ein BK-Ermittler. In Österreich wurden im vergangenen Jahr laut BK 1680 Erwachsene und 1832 Minderjährige als vermisst gemeldet. Im Gegensatz zur Mehrzahl der Erwachsenen tauchten die Minderjährigen nach kurzer Zeit entweder von selbst oder nach Ermittlungen wieder auf. Gestern, wurde bekannt, dass der mutmaßliche neunfache Serienmörder Michel Fourniret aus Sicherheitsgründen in ein anderes Gefängnis verlegt wurde. Der 62-Jährige hat neun Mädchenmorde gestanden, doch nach Angaben seiner ebenfalls inhaftierten Frau soll er zehn Morde begangen haben. (Quelle: Die Presse.com vom 09.07.2004, „War Fourniret in Österreich?“.) Auch Kurier.at-Chronik vom 13.07.2004 „War Fourniret auch in Österreich?“ berichtet über diesen Tag und über das vermisste Mädchen. Der Kurier berichtet: Die Polizei will nichts unversucht lassen, um das Schicksal von Natascha Kampusch aus Wien zu klären. (..) Kripochef Erich Zwettler bestätigte heute Medienberichte, wonach ein entsprechendes Ersuchen an die ermittelnden Behörden gerichtet worden sind. Bei der Anfrage, die über Interpol an die belgische Kriminalpolizei herangetragen worden ist, handle es sich um „reine Routine“, betonte Zwettler. „Es gibt keinen Hinweis und kein Indiz, dass tatsächlich ein Zusammenhang besteht.“ Es gehe vor allem um die Frage, ob Fourniret zum Zeitpunkt von Nataschas Verschwinden in Österreich gewesen ist. (..) (Weitere Quelle: Krone.at vom 13.07.2004 „Beschuldigungen gegen Fourniret ausgeweitet“.) 11. Juli 2004: Tobias Blasius und die Ostthüringer Zeitung (OTZ) vom 11.07.2004 beschäftigt sich unter der Überschrift „Erneut gibt eine Frau den Belgien Rätsel auf“ mit der Täterschaft Monique Oliviers: Am Anfang der verhängnisvollen Beziehung stand eine Kleinanzeige in einem katholischen Wochenblatt. Die Annonce sollte Insassen des Gefängnisses Fleury M-rogis, unweit von Paris, Briefbekanntschaften vermitteln. Was als Einstieg in die Resozialisierung der Häftlinge gedacht war, entwickelte sich zu einer mörderischen Initialzündung. Denn damals, Mitte der achtziger Jahre, suchte Monique Olivier Kontakt zu Michel Fourniret, einem verurteilten Sexualtäter. Es entwickelte sich eine Partnerschaft,die zu einer kaltblütigen Komplizenschaft verkam und heute halb Europa schaudern lässt. Mit Oliviers Hilfe hat Fourniret in den Folgejahren mindestens 9 Menschen ermordet, in erster Linie junge Frauen aus Frankreich und Belgien. (..) Ruth Reichstein von der Deutschen Welle (DW-World.de) wendet sich an diesem Tag in dem Bericht „EU-weit gegen das Verbrechen“ der Problematik des länderübergreifenden Datenaustausch` über Kriminelle zu: Nach Dutroux nun der Kinderschänder Fourniret, der neun Morde gestanden hat. Möglich waren die Taten auch, weil er von Frankreich nach Belgien umgezogen ist. Den Behörden wird mangelnde Zusammenarbeit vorgeworfen. (..) Die Fakten: Fourniret war in Frankreich vorbestraft - wegen Vergewaltigung von Minderjährigen in den späten 1980er-Jahren. Zu sieben Jahren Gefängnis war der heute 62-Jährige damals verurteilt worden. Er musste zwar nur einige Monate absitzen, sein Vorstrafenregister war aber eindeutig. Nach seinem Umzug ins Nachbarland Belgien wurde Fourniret trotz dieser Vergangenheit als Aufseher in einer Schulkantine eingestellt. Für die Organisation "Childfocus", die sich in Belgien seit acht Jahren für vermisste Kinder einsetzt, ist das ein schrecklicher Beweis für die mangelnde Zusammenarbeit der europäischen Justizbehörden. Isabelle Marneffe, Pressesprecherin des Vereins, sagt: "Es nicht normal, dass Frankreich den Fall Fourniret nicht weiter verfolgt hat - nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis. Frankreich hat seine europäischen Partner nicht vorgewarnt. So kommt es, dass jemand, der im Nachbarland einschlägige Verbrechen begangen hat, in Belgien ein einwandfreies Führungszeugnis bekommen kann. Da stimmt doch etwas nicht." Bisher sind Polizeibehörden nicht dazu verpflichtet, Informationen über einen freigelassenen Straftäter unaufgefordert an die Nachbarländer weiter zu geben. Auf der anderen Seite gibt es kein Gesetz, dass Staatsanwälten vorschreibt, sich Informationen aus einem anderen Land zu besorgen, wenn ein Verdächtiger einst dort gelebt hat. Und: auch wenn in einem französischen Führungszeugnis

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zahlreiche Vorstrafen aufgelistet sind, kann Fourniret in Belgien ein einwandfreies Dokument ausgestellt bekommen. Mit anderen Worten: Verbrechen bleiben bisher an der Grenze zurück. Auch Cedric Visart de Bocarme, Staatsanwalt von Dinar, der in Südbelgien mit dem Fall Fourniret beauftragt ist, fordert eine bessere Zusammenarbeit in Europa: "Ich denke, wenn man wirklich effektiv im Kampf gegen Sexualverbrecher sein will, muss man künftig die Delikte wesentlich länger in den Führungszeugnissen belassen. Auch bei einem Umzug in ein anderes europäisches Land. Es würde die Ermittlungen unheimlich erleichtern, wenn die internationale Zusammenarbeit besser organisiert wäre." Immer mehr Justizbehörden und Betroffene fordern deshalb ein gesamteuropäisches Straf-Register. Die belgische Justizministerin hat die niederländische EU-Präsidentschaft Anfang Juli 2004 aufgefordert, das Thema so schnell wie möglich zu behandeln. Die Justiz- und Innenminister sollen am 19. Juli in Brüssel darüber beraten. Einige Länder haben aber schon jetzt Bedenken angemeldet. Ein solches Register greife zu stark in die staatlichen Hoheitsrechte ein, heißt es zum Beispiel aus Berlin. (Weitere Quelle über die Beratung der Justiz- und Innenminister: Nachrichtenagentur Reuters vom 15.07.2004 „EU erwägt Vernetzung von Strafregistern“.) 12. Juli 2004: Saskia van Laere, Brüssel, befasst sich für den FOCUS-Artikel vom 12.07.2004 „Fourniret Jahrelang Katz und Maus gespielt“ mit den Versäumnissen des Falles. In ihrem Beitrag wird ein Polizist und ehemaliger Nachbar Fourniret` befragt, der zeitweise mit den Ermittlungen betraut war und dessen Namen geändert wurde: Der Mädchenmörder Michel Fourniret hat ewig ungestört sein Unwesen treiben können, weil die Behörden unkoordiniert nebeneinander her arbeiteten. Einer der Fahnder lebte in Fournirets Nachbarschaft. Als ihm der Wahnsinn dämmerte, durfte er nicht weiter ermitteln. Der Mann sieht müde aus. Die grausamen Geständnisse seines Nachbarn Michel Fourniret rauben ihm seit Wochen den Schlaf. Von seinem Fenster aus kann Maurice Leroux (Name von der Redaktion geändert) direkt auf das Haus in der Rue de Vencimont in Sart-Custinne sehen, in dem der französische Kinderschänder elf Jahre lang bis zu seiner Verhaftung im Juni 2003 gelebt hat. Leroux hat fast sein ganzes Leben in diesem 160-Seelen-Ort, tief in den belgischen Ardennen, verbracht. Vor acht Jahren kaufte er das Haus seiner Großeltern. „Ich kenne die Gegend wie sonst keiner.“ Der 33-Jährige ist kein Nachbar wie die anderen. Er ist Polizist. Mehr als drei Jahre hat er nach dem Mörder der 18-jährigen Französin Céline Saison gefahndet, deren Leiche am 22. Juli 2000 in einem Wald nahe der französischen Grenze entdeckt wurde. Vor gut einer Woche hat Fourniret gestanden, sie und acht weitere Opfer umgebracht zu haben. Leroux droht an seiner Ahnungslosigkeit zu zerbrechen. Ausgerechnet in diesem Dorf, wo es keinen Zeitungsladen, keine Kneipe und keinen Bäcker gibt, wohnten Fahnder und Mörder Haus an Haus: „Ich habe jahrelang gesehen, wie er morgens losgefahren und spät abends wieder nach Hause gekommen ist.“ (..) Niemandsland - offenbar auch für die Justiz. Denn wie schon im Fall Dutroux scheiterten die Ermittlungen gegen Fourniret, weil es keinen Austausch zwischen den Staatsanwaltschaften gab. Diesmal zwischen den nur 60 Kilometer entfernten Städten Dinant und Neufchâteau. Für Fahnder Leroux auch ein persönliches Drama. Denn just zu der Zeit, als sich die Indizien gegen seinen Nachbarn Fourniret verdichteten, wurden seine Ermittlungen eingestellt. Seine Geschichte: Leroux wird von Dinant nach Neufchâteau versetzt, wo im Sommer 2000 die Untersuchungen im Mordfall Céline Saison laufen. Was die Fahnder in Neufchâteau nicht wissen: In Dinant war Fourniret bereits im April 1996 wegen angeblichen Waffenraubs aufgefallen. Im April 2001 erhält die Polizei in Dinant einen zweiten Hinweis: Ein 20-jähriges Mädchen zeigt an, ein Mann habe sie in seinen Lieferwagen locken wollen. Fourniret wird auf Grund des Nummernschilds identifiziert, vernommen — und wieder freigelassen, „weil ihm nichts Strafbares vorgeworfen werden konnte“. Auch davon erfahren die Ermittler in Neufchâteau nichts. Am 2. Mai 2002 wird in den Wäldern bei Paliseul die 13-jährige Mananya Thumpong tot aufgefunden, auch sie war im nahen Frankreich verschwunden. Der zweite Mädchenmord für die Staatsanwaltschaft Neufchâteau. Am 27. Juni 2003 nehmen Beamte aus Dinant Fourniret in seinem Haus fest, weil er versucht hat, die 13-jährige Marie-Ascension Kirombo in Ciney zu entführen. Sein Nachbar Leroux fällt aus allen Wolken, doch langsam dämmert ihm und seinen Kollegen in Neufchâteau, dass es einen Zusammenhang zwischen „ihren“ Morden und den missglückten Entführungen in Dinant geben könnte. „Es gab einige Elemente gegen ihn“, so die Staatsanwaltschaft Neufchâteau. Die Fahndungen werden dennoch gestoppt. Die zuständige Generalstaatsanwältin Anne Thily in Lüttich beschließt, dass die Akten Saison und Thumpong „aus Verfahrensgründen“ nach Frankreich

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übermittelt werden müssen. Gegen Thily hatten die Eltern der Dutroux-Opfer bereits 1998 schwere Vorwürfe erhoben, weil sie durch die „Zersplitterung“ der Dutroux-Akte auf verschiedene Gerichtsbezirke jeden Hinweis auf eine größere kriminelle Bande begraben habe. In Dinant beißen sich die Ermittler derweil an Fourniret die Zähne aus. Ihr Kollege Leroux jedoch wird - zu seiner großen Überraschung - trotz seiner intimen Kenntnisse nicht zurückbeordert. Die Indizien, die Fourniret mit den Morden bei Neufchâteau in Verbindung bringen, versickern. Aus Frankreich erhalten die Beamten ein Strafregister, in dem jeder Hinweis auf Sexualstraftaten fehlt. Ein weiteres Jahr vergeht, bis Fourniret unter Druck der Aussagen seiner Frau die Morde gesteht. „Das ist absurd. Ich hätte einiges beitragen können“, sagt Leroux, der mittlerweile Ausbilder an einer Polizeiakademie ist. Er hat Urlaub genommen, „um wieder Ruhe zu finden“. In Sart-Custinne findet er die kaum. Vergangene Woche durchsuchten Beamte Fournirets Haus nach Spuren eines Kindermädchens, das im Sommer 1993 einige Tage „zur Probe“ auf den damals fünfjährigen Sohn der Fournirets aufgepasst haben soll. Laut Ehefrau Monique Olivier hat er das Mädchen vergewaltigt, erwürgt und im Wald verscharrt. Fourniret leugnet das. Schon früher hatte er versucht, dessen Verschwinden zu verschleiern: Aus der Untersuchungshaft veröffentlichte er Ende 2003 in der Lokalzeitung „L´Ardennais“ einen Aufruf an den Babysitter: „Sie hielten unseren Sohn an der Hand, als wir eines Sonntags im Sommer auf einen Dorfmarkt gingen. Sie haben das dicke Plüschtier ... mit Ihrem eigenen Geld für unseren Sohn gekauft. Sie haben sicherlich den Namen, den Sie dem Tier gegeben haben, nicht vergessen. Melden Sie sich, nennen Sie den Namen als Erkennungszeichen! (...) Ihr Schweigen macht viel Wirbel.“ Der eiskalte Psychopath spielt mit den belgischen und französischen Ermittlern bis zuletzt Katz und Maus. Mal weigert er sich, den Ort der Leichen zu benennen, dann brüstet er sich mit der Perfektion seiner Grabarbeit. Grundsätzlich gibt er nur zu, was nicht mehr zu leugnen ist. In Belgien werden nun zwölf, in Frankreich rund 30 ungeklärte Fälle neu aufgerollt. Die Fahnder rechnen mit dem Schlimmsten. Der Tagesspiegel vom 12.07.2004 „Im Schatten: Fourniret folgte anderen Mädchenmördern“, unterstellt an diesem Tage, dass Michel Fourniret wohl gezielt „den Verbrechen anderer Mädchenmörder nachgespürt und sich gezielt in deren Windschatten gestellt hat, damit er nicht mit den Taten in Verbindung gebracht wird. Er benutzte außerdem weder Kreditkarten noch Handys, damit seine Spur nicht verfolgt werden kann.“ (..) 13. Juli 2004: Bundesminister Otto Schily hat Konsequenzen aus dem Fall des französischen Mädchenmörders Michel Fourniret gefordert. Schily plädierte in der Bild am Sonntag für eine bessere Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden in Europa. In diesem Zusammenhang sprach er sich dafür aus, dass die nationalen Gen-Register und Fingerabdruckdateien europaweit für alle Polizeibeamte leicht und unmittelbar zugänglich sein müssten. Auch der Zuzug von Sexualstraftätern aus dem Ausland sollte laut Schily erschwert werden. (Weitere Quelle: RTL vom 13.07.2004) 14. Juli 2004: Die Berner Kantonspolizei hat im Fall des geständigen Serienmörders Michel Fourniret bei Interpol Brüssel ein polizeiliches Rechtshilfebegehren gestellt. Sie erhofft sich mögliche Hinweise auf Kinder, die in der Schweiz im Zeitraum von 1981 bis 1986 spurlos verschwunden sind. Die Berner Kantonspolizei wurde aktiv, weil bei ihr die Leitung der „SOKO REBECCA“ liegt, einer interkantonalen kriminalpolizeilichen Arbeitsgruppe für die Fahndung nach vermissten Kindern. Anfang Woche hat sie das Rechtshilfebegehren stellvertretend für all jene Kantone gestellt, die vermisste respektive tot aufgefundene Kinder zu verzeichnen haben, wie ein Sprecher der Berner Kantonspolizei der AP sagte. Die Polizei erhofft sich mögliche Hinweise auf den Verbleib von fünf Kindern, die zwischen 1981 und 1986 in der Schweiz spurlos verschwunden sind. (..) Bei den fünf in der Schweiz vermissten Kindern handelt es sich im einzelnen um folgende Fälle: Am 22. September 1981 besuchte der damals 14-jährige Peter Perjesy aus Ulisbach-Wattwil (SG) das von seinem Vater geleitete Tischtennistraining in Wattwil (SG). Er verliess um 20.00 Uhr den Trainingsplatz und wird seither vermisst. Am 12. Mai 1984 um die Mittagszeit verschwand der siebeneinhalbjährige Peter Roth aus Mogelsberg (SG) auf dem Heimweg vom Schulhaus in Nassen (SG) in den elterlichen Wohnort im Weiler Aachmüli. Am 28. September 1985 verließ die damals sechsjährige Sarah Oberson am späteren Nachmittag ihr Elternhaus in Saxon (VS), um ihre Grossmutter zu besuchen. Dort kam sie nie an. Am 3. Mai 1986 morgens hat die damals achtjährige Edith Trittenbass in Gass-Wetzikon (TG) ihr Elternhaus verlassen, um zu Fuss zur Schule zu gelangen. Dort traf das Mädchen jedoch nie ein.

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Die Fahndung nach vermissten Kindern wird in der Schweiz mit besonderer Dringlichkeit behandelt und von einer gesonderten Arbeitsgruppe bearbeitet, die im April 1992 von der Schweizerischen Kriminalkommission eingesetzt worden war. Bereits zehn Jahre früher bestand eine ähnliche Arbeitsgruppe. Damals stand der Fall der achtjährigen Rebecca Bieri im Zentrum, die am 15. August des selben Jahres in einem Berner Dorf tot aufgefunden wurde, nachdem sie während fast fünf Monaten als vermisst gegolten hatte. Eine aus kriminalpolizeilichen Sachbearbeitern mehrerer Polizeikorps zusammengesetzte Arbeitsgruppe arbeitete fortan unter dem Kennwort „SOKO REBECCA“. (Quelle: Basler Zeitung vom 14.07.2004, „Serienmörder: Rechtshilfebegehren der Berner Polizei“.) An diesem Tag beschäftigt sich Steffi Metzler für die linke Wochenzeitschrift Jungle World (im Internet unter jungle-world.com) in der Ausgabe 30/2004 unter der Überschrift „Mysteriöser Goldschatz-Michel Fourniret und die »Kriegskasse« der Action Directe“ mit den Hintergründen um den gefundenen Goldschatz und der Action Directe: Ein wahrer Schatz muss es gewesen sein, antike spanische Münzen und „Louis d’or“, pures Gold also, der dem Sexualstraftäter Michel Fourniret sein malerisches Schloss Sautou in den französischen Ardennen bescherte. Der mittellose Förster, der vor seiner Festnahme in der Kantine einer wallonischen Schule arbeitete, konnte sich 1988 unerklärlicherweise dieses prachtvolle Anwesen leisten, das die Kulisse für mehrere seiner Verbrechen gewesen sein soll. (..) Nun tritt noch ein weiterer brisanter Zusammenhang zu Tage. Das Gold für den Kauf des Schlosses soll aus der „Kriegskasse“ der Action Directe stammen, erbeutet bei diversen Banküberfällen. Der linken Organisation, die sich Anfang der achtziger Jahre in Frankreich zum bewaffneten Kampf entschloss, werden unter anderem die Morde an General René Audran und Renault-Chef Georges Besse zur Last gelegt. Noch heute sitzen ehemalige Mitglieder der Gruppe im Gefängnis. Michel Fourniret wurde 1987 von einem Schwurgericht wegen Entführung und Vergewaltigung Minderjähriger zu sieben Jahren Haft verurteilt, kam aber nach Anrechnung der Untersuchungshaft wenige Monate später wieder frei. Während der Jahre, die er in Haft verbrachte, soll er nach Angaben seiner Frau den ehemaligen „Schatzmeister“ der Action Directe kennen gelernt haben. Jean-Pierre Hellegouarch, der heute jeden Kontakt zu dieser Gruppe dementiert, habe Fourniret vor der Entlassung gebeten, gemeinsam mit seiner Frau, Farida Hamiche, die Kasse der Organisation zu verwalten. Farida aber verschwand 1988 spurlos. Ein Jahr später informierte Hellegouarch die Staatsanwaltschaft von Créteil über den Schlosskauf Fournirets, eine Untersuchung des Falles wurde jedoch ohne Folgen abgeschlossen. Mittlerweile hat Fourniret zugegeben, Farida Hamiche ermordet zu haben. Hellyette Besse, ein ehemaliges Mitglied der Action Directe, bestreitet, dass der angebliche Kassenwart Hellegouarch der Gruppe je angehört hat: „Er war der Freund einer Freundin einer Freundin. Ich habe ihn einmal getroffen, aber danach nur noch wenig über ihn gehört.“ Und sein Anwalt erklärte: „Er gehörte immer der linken Bewegung an, hatte aber mit der Organisation absolut nichts zu tun.“ Schwer zu glauben, dass ausgerechnet er über das Geld der Organisation verfügt haben soll. Allerdings fanden Polizisten nach Hinweisen Monique Oliviers am vergangenen Samstag in Belgien Reste des Schatzes, Goldstücke im Wert von 25 000 Euro, versteckt in Schuhkartons. Hellegouarch erhielt im März eine Gefängnisstrafe von sechs Jahren wegen Drogenhandels, befindet sich aber wegen des laufenden Berufungsverfahrens auf freiem Fuß. Noch ist nicht entschieden, ob er im Fall Fourniret als Nebenkläger auftritt. Erst am 16. Juni wurde Joelle Aubron, ehemaliges Mitglied der Action Directe, wegen ihrer schweren Krankheit aus dem Gefängnis entlassen. Linke Gruppen und Sympathisanten kämpfen für die Freilassung bzw. Verbesserung der Haftbedingungen der früheren Genossen. Die merkwürdigen Verwicklungen und wilden Spekulationen, die jetzt in der Öffentlichkeit verbreitet werden, erleichtern ihnen diese Aufgabe nicht. Blick online fragt sich an diesem Tag „Fourniret- Hat er auch in der Schweiz gemordet?“ und berichtet über die verschwundenen Kinder: Peter Perjesy, Peter Roth, Sylvie Bovet, Sarah Oberson und Edith Trittenbass. 15. Juli 2004: Michel Fourniret hat ein weiteres Geständnis abgelegt. Nach Justizangaben hat der vorbestrafte Vergewaltiger darin erklärt, er habe 1998 nahe der französischen Stadt Sedan eine etwa 20-jährige Französin afrikanischer Herkunft entführt und vergewaltigt. Der Staatsanwalt von Reims, Yves Charpenel, mahnte zur Vorsicht im Umgang mit dem neuen Geständnis. Fourniret habe weder den Ort noch das genaue Datum der Entführung enthüllt und will sein Opfer auch nicht getötet haben.

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Nach Darstellung französischer Medien hat Fourniret das "spontane Geständnis" abgelegt, als die Fahnder ihn nach dem ganz anderen Fall eines 1993 verschwundenen Mädchens befragen wollten. Bisher hat der 62-Jährige gestanden, seit 1987 neun Mädchen in Frankreich und Belgien entführt und getötet zu haben . Zunächst sollen elf erwiesene Fälle so weit wie möglich geklärt werden. "Unser erstes Ziel ist die Darstellung der Wahrheit", sagte Staatsanwalt Charpenel nach dem Treffen im belgischen Dinant. "Michel Fourniret redet viel . Wir begegnen seinen Worten mit Vorsicht und prüfen alles nach. Wir gehen ohne Vorurteil an seine Erklärungen heran, aber wir müssen schauen, was wahr ist und was falsch ist", betonte Charpenel. Weitere Vernehmungen seien für die kommenden Tage geplant. Eine Auslieferung Fournirets nach Frankreich sei derzeit nicht vorgesehen, auch wenn dieses Ersuchen rasch geprüft werde. (..) (Quelle: Luxemburger Wort (wort.lu) vom 15.07.2004, „Ermittler wollen sich auf erwiesene Fälle konzentrieren“ und weitere: Südwestdeutscher Rundfunk (SWR) vom 15.07.2004, NTV vom 15.07.2004 „Geständnis mit Fragezeichen“ mit Hinweis auf Nachrichtenagentur Belga; Blick online vom 15.07.2004, „Fourniret gesteht weitere Vergewaltigung“.) 19. und 20. Juli 2004: Mit „elektronischen Netzen“ will Europa künftig Straftäter wie den mutmaßlichen französischen Serienmörder Michel Fourniret fangen. Die Justizminister der 25 EU-Staaten unternahmen am Montag in Brüssel erste Schritte zur Vernetzung ihrer nationalen Vorstrafenregister. Eine deutsch-französisch-spanische Initiative zur gegenseitigen Auskunft aus den jeweiligen Datenbanken diene der EU dabei als Vorbild, sagte der Ratsvorsitzende und niederländische Justizminister Piet Hein Donner. „Wir sind für ein europäisches Zentralregister durch Vernetzung, nicht durch Aufbau einer neuen Einrichtung“, sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries. Ihr französischer Kollege Dominique Perben ergänzte, vor Ende 2004 würden die ersten Verbindungen zwischen den drei Ländern geschaltet. Im Lauf nächsten Jahres solle das Auskunftssystem dann vollständig funktionieren. Beide Minister betonten wie ihr spanischer Kollege Juan Fernando López Aguilar, die Initiative stehe allen EU-Partnern offen. Perben sagte, zunächst wolle man praktische Erfahrungen sammeln. Anlass für die Initiative des Ministerrats waren die Geständnisse des Franzosen Fourniret, der in Belgien lebt und neun Sexualmorde beiderseits der Grenze zugegeben hat. Der 62-Jährige war wegen Vergewaltigungen in Frankreich bereits verurteilt, doch die Behörden an seinem belgischen Wohnort erfuhren davon erst Jahre später. Er bekam Anfang 2003 ein polizeiliches Führungszeugnis, das ihm die Arbeit in einer Schulkantine erlaubte. Kurz danach wurde er nach der fehlgeschlagenen Entführung eines Mädchens festgenommen. Zypries erläuterte, derzeit brauche die Antwort auf eine sehr bürokratische Anfrage beim Strafregister eines anderen EU-Landes oft Monate. Die Elektronik solle dies beschleunigen. Beim deutschen Bundeszentralregister, wo 15 Millionen Urteile zu 6 Millionen Straftätern gespeichert seien, würden jährlich 8 Millionen Anfragen bearbeitet. Davon kämen bisher nur 3800 aus dem Ausland. Der Spanier López Aguilar sagte, bei der Dreiländer-Initiative sollten Angaben zu sämtlichen Vorstrafen ausgetauscht werden. Die EU-Kommission hat angekündigt, sich in ihrem Vorschlag zunächst auf die EU-weite Datenübermittlungen zu Sexualstraftaten, Morden und anderen „abscheulichen Verbrechen“ konzentrieren. Der Ratsvorsitzende Donner meinte, der Kommissionsvorschlag werde erst längerfristig zum Tragen kommen. Nach Angaben des spanischen Ministers will sich auch Belgien der Dreiländer-Initiative anschließen. (Quellen: Mitteldeutsche Zeitung (mz-web.de), vom 19.07.2004, „Internationale Daten-Netze sollen Mörder fangen“; Berliner Morgenpost vom 20.07.2004, „Vernetzte Strafregister“ u.v.a.) 21.Juli 2004: Belgische Fahnder haben erneut mit Ausgrabungen auf einem Grundstück des französischen Sexualtäters Michel Fourniret in Belgien begonnen. Sie suchen nach Überresten eines verschwundenen Aupair-Mädchens, das 1993 bei der Familie des mutmaßlichen Serienmörders lebte. "Wir haben neue Elemente zu diesem Fall erhalten", sagte Justizsprecher Philippe Morandini, ohne Einzelheiten zu nennen. Die Staatsanwaltschaft von Dinant wolle keine Möglichkeit ausschließen und allen Spuren nachgehen. "Die Suche konzentriert sich auf zwei Plätze, nämlich einen Teich und einen anderen Ort, an dem früher ein Wohnwagen stand", sagte der Ermittler Thierry Wouters im südbelgischen Sart-Custinne, wo Fourniret vor seiner Verhaftung lebte. Das Grundstück Fourniret` war bereits vor gut einem Jahr durchkämmt worden. Kurz zuvor war der heute 62-Jährige nach der fehlgeschlagenen Entführung eines Mädchens festgenommen worden. Die Fahnder gingen bei ihrer Suche am belgischen Nationalfeiertag mit einem Erdradar und einem Bagger vor. Zuvor war Fourniret von französischen Ermittlern zwölf Stunden lang zum Verschwinden einer 17-Jährigen in Auxerre (Burgund) verhört worden. Dabei konfrontierten die Beamten den 62-Jährigen mit den Aussagen seiner ebenfalls verhafteten Frau Monique Olivier vom Vortag.

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Einzelheiten zu den Aussagen wurden nicht bekannt. Fourniret hat bereits neun Morde gestanden, seine Frau wirft ihm auch die Tötung des unbekannten Aupair-Mädchens vor. (Quellen: Basler Zeitung vom 21.07.2004, „Wieder Ausgrabungen auf Fourniret-Grundstück“; Krone.at vom 21.07.2004, „Erneute Leichensuche in Fournirets `Keller`“; Mitteldeutsche Zeitung (mz-web.de) vom 21.07.2004, „Wieder Ausgrabungen auf Fourniret-Grundstück in Belgien“ u.a.) 22. Juli 2004: Die Suche nach weiteren Opfern des geständigen französischen Sexualtäters Michael Fourniret ist an diesem Tag ohne greifbares Ergebnis wieder abgebrochen worden. Ermittler stießen zwar auf eine Betonplatte in einem Gartenteich, Leichenteile oder andere Beweise wurden nicht gefunden. (Quellen: Hessisch-Niedersächsische Allgemeine (HNA) vom 22.07.2004, „Grabung nach weiteren Fourniret-Opfern ohne Ergebnis abgebrochen“; Backnanger Kreiszeitung (bkz-online) vom 22.07.2004, „Grabung nach weiteren Fourniret-Opfern ohne Ergebnis abgebrochen“.) Die Basler Zeitung berichtet an diesem Tag unterdessen in dem Bericht „Weiteres Fourniret-Opfer identifiziert“, dass die DNA-Analyse ergab, dass es sich bei der zweiten Leiche, die bei dem Schloss Sautou gefunden worden war, eindeutig um die 12-jährige Elisabeth Brichet handelte. Bisher war dies immer vermutet worden und war auch Grundlage des Geständnisses Michel Fourniret`. 24. Juli 2004: Im belgischen Namur haben hunderte Trauergäste Abschied von Elisabeth Brichet genommen. Am 04.07. 2004 waren die sterblichen Überreste des 12-jährigen Mädchens entdeckt worden. Michel Fourniret hatte die Tat gestanden. Bereits seit 1989 wurde das Mädchen vermisst. Hunderte Menschen warteten vor der Kirche von St. Loup um sich in Kondolenzbücher eintragen zu können. Viele Trauergäste brachten weiße Blumen mit. Weiße Bänder und Ballons waren an der Kirche des südbelgischen Ortes und an den Geschäften in der Umgebung angebracht. An einem Baum hing ein weißes Kreuz mit dem Foto des Mädchens. Die Angehörigen hatten um einen einfachen Gottesdienst gebeten, der „Frieden und Hoffnung“ und nicht Zorn in den Mittelpunkt stelle, sagte der Priester Jacques Petitfrere, ein Cousin der Familie. Die Trauerfeier wurde live im belgischen Fernsehen übertragen. (Quellen: Netzzeitung.de vom 24.07.2004, „Trauerfeier für Fourniret-Opfer in Belgien“; Krone.at vom 28.07.2004, „Mutter von Fourniret-Opfer klagt Justiz an“; Hamburger Abendblatt vom 24.07.2004, „Tränen um die kleine Elisabeth. Trauerfeier für Fourniret-Opfer in Belgien. Rätsel um den Goldschatz des Serienkillers gelöst.“ ) Das Hamburger Abendblatt berichtet darüber hinaus: (..) Höhepunkt der bewegenden Trauerfeier: Elisabeths Mutter Marie-Noelle Bouzet und Vater Francis Brichet nahmen die Eltern der Dutroux-Opfer Julie Lejeue und Melissa Russo in die Arme. Sie wollten damit an den „Weißen Marsch“ von 1996 erinnern, als 300.000 Menschen durch Belgien zogen…

Bild von Krone.at: Mutter von Elisabeth Brichet bei der Trauerfeier Zu dieser Zeit kommen auch weitere Einzelheiten zu dem Goldschatz zu Tage, den sich Fourniret auf sonderbare Weise angeeignet hatte und der angeblich aus dem Bestand der Aktion Directe stammte. So soll 1986 die sogenannte „Perückenbande“ 34 Goldbarren und Tausende französischer Goldmünzen kurz vor ihrer Festnahme in einem Grab auf einem kleinen Friedhof vergraben haben. Die Wertsachen stammten von Banküberfällen im Bereich um Paris. Gian Luigi Esposito, ein italienischer Verbrecher, der einst bei dieser „Perückenbande“ Unterschlupf gefunden hatte, teilte im Gefängnis von Fleury-Merogis den Zellenflur mit dem Action-Directe-Chef Jean Pierre Hellegouarch und Michel Fourniret – und erzählte von diesem Schatz. Wer als erster das Gefängnis verlassen sollte, sollte ihn heben.

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Es war Fourniret. Er hob ihn 1988 mit Hellegouarchs Lebensgefährtin Farida Hamiche- und erschoss sie. Vom Gold kaufte er sich das Schloss bei Sedan. Als Hellegouarch frei kam, flüchtete Fourniret aus Angst vor Rache nach Belgien. (Quellen: Express.de vom 24.07.2004, „Neues vom Goldschatz“; Hamburger Abendblatt vom 24.07.2004, „Tränen um die kleine Elisabeth. Trauerfeier für Fourniret-Opfer in Belgien. Rätsel um den Goldschatz des Serienkillers gelöst.“) 28. Juli 2004: Peter Heusch berichtet an diesem Tag für die Allgemeine Zeitung online unter: „Serienmörder bringen Frankreichs Justiz ins Zwielicht“ über Pannen im Strafvollzug und bei der Polizei sowie über nichtkonforme Bewährungsgesetze und zittert Yves Charpenel, den für den Fourniret-Fall zuständigen französischen Staatsanwalt. „Wir müssen leider mit weiteren bösen Überraschungen rechnen“, meint dieser. Er hat die unangenehme Aufgabe, die Versäumnisse der Vergangenheit auszuräumen. Und er steht erst am Anfang seiner „voraussichtlich sehr langen“ Ermittlungen. Stapelweise treffen dieser Tage Akten in der Pariser Zentrale der Kriminalpolizei ein, wo Charpenel Dutzende ungelöste Fälle von ermordeten oder spurlos verschwundenen Mädchen und Frauen aus dem ganzen Land zusammenziehen lässt. Seit der „französische Dutroux“ Fourniret die belgische Polizei zu den verscharrten Überresten zweier seiner Opfer geführt hat, herrscht in den Pariser Justiz- und Innenministerien der Alarmzustand, so die Allgemeine Zeitung. (..) Nicht weniger als vier Psychiater hatten den wegen mehrfacher Vergewaltigung schon 1986 inhaftierten Fourniret untersucht. Sie alle stuften den damals 46-jährigen Mann als „gefährlich“ ein. Trotzdem wurde er ohne jegliche Therapieauflagen aus dem Gefängnis entlassen du konnte ungestört und unverdächtig seine Freiheit nutzen, um zu vergewaltigen und zu morden. (..) Die von allen Seiten unter Beschuss geratene Justiz wirkt hilflos. „Bei solchen Gewalttätern sind uns die Hände gebunden“, klagt Bernhard Legras (der damals zuständige Staatsanwalt für einen anderen Triebtäterfall). Der Staatsanwalt spielt auf die Bewährungsgesetze an, die auf krankhafte Triebtäter in keiner Weise zugeschnitten sind. Dabei betrifft in Frankreich mehr als die Hälfte aller Verurteilungen Sexualdelikte und ein viertel der Häftlinge sitzt derzeit wegen Vergewaltigung hinter Gittern. Auch die beträchtliche Rückfallquote solcher Straftäter ist kein Geheimnis: 22 Prozent! Ein Parlamentsausschuss hat jetzt Vorschläge für eine schärfere Überwachung von Sexualstraftätern und Schwerverbrechern vorgelegt. Zu den Empfehlungen zählt, die Spur besonders rückfallgefährdeter Krimineller nach ihrer Entlassung durch elektronische Fußfesseln und das satellitengestützte Kontrollsystem GPS zu verfolgen. Ein Allheilmittel aber kann auch die moderne Technik nicht sein. Denn der Fall Fourniret zeigt, dass nicht nur im französischen Strafvollzug, sondern auch im Polizeiapparat einiges im Argen liegt, so kommentiert Peter Heusch für die Allgemeine Zeitung. Krone.at vom 28.07.2004, „Mutter von Fourniret-Opfer klagt Justiz an“ zitiert die Mutter der ermordeten Elisabeth Brichet: „Man hat ihm erlaubt zu töten“, sagte Marie Noelle Bouzet, „und dieses „man“ ist die Justiz, wie sie heute funktioniert. Wenn Fourniret seine Strafe von 1987 abgesessen hätte, dann hätte er Elisabeth nichts anhaben können. Ich fühle mich nicht als Opfer von Fourniret, sondern der französischen Justiz.“ 31. Juli 2004: Bernd Zimmermann für die Kölnische Rundschau beschäftigt sich an diesem Tage in dem Bericht „Vor drei Jahren verschwand Louise Kerton“ mit dem Vermisstenfall einer jungen englischen Krankenschwester, die am 30.07.2001 unter dubiosen Umständen verschwand. Die 24-jährige Louise Kerton bestieg an diesem Tag um 12 Uhr in Aachen einen Zug in Richtung Belgien…