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Der Forest Stewardship Council (FSC) Weltweit aktiv für den Erhalt der Wälder Die Herkunft des Holzes in unseren Alltagsprodukten ist immer mehr von Interesse für Verbraucher. Verantwortungsvoll handeln diejenigen, die Produkte mit dem Holzlabel des FSC (Forest Stewardship Council) kaufen. Woher stammt das Holz, aus dem mein Frühstücksbrett gefertigt wurde? Wo stand der Baum, der jetzt als Spielzeugeisenbahn durch das Kinderzimmer rollt? Unter welchen Umständen wurde das Holz gewonnen, das nun als Papier in meinem Briefkasten liegt? Die Menge an Produkten, die aus Holz produziert werden, ist unüberschaubar groß. Holz ist Teil unseres Alltags: Vom Dachstuhl über den Bleistift bis hin zum Taschentuch, Holz ist überall. Mehrere hundert Millionen Festmeter (Kubikmeter feste Holzmasse) dieses Roh- stoffs werden jährlich auf der ganzen Welt gewonnen und gehandelt, transportiert, zersägt, gehobelt, gefräst oder zerfasert. Die Transport- und Verarbeitungswege sind kompliziert und nicht leicht durchschaubar. Was man weiß: Bei der Gewinnung des Holzes werden nicht selten einmalige Naturwälder zerstört, Menschenrechte verletzt oder Handelsgesetze missachtet. Die Vernichtung der Wälder durch Brandrodung und Kahlschläge sowie deren Umwandlung in eintönige Plantagen wird heute als Folge einer verfehlten Waldpolitik betrachtet. Dementsprechend ist das Image der Holzbranche angeschlagen. Tatsächlich stammen laut einer Studie des WWF 16 bis 19 Prozent des in die Europäische Union (EU) und 7 bis 9 Prozent des nach Deutschland importierten Holzes aus illegalen und verdächtigen Quellen. Vielleicht auch das Holz des Stuhles, auf dem Sie gerade sitzen.

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Der Forest Stewardship Council (FSC)

Weltweit aktiv für den Erhalt der Wälder

Die Herkunft des Holzes in unseren Alltagsprodukten ist immer mehr von Interesse für Verbraucher. Verantwortungsvoll handeln diejenigen, die Produkte mit dem Holzlabel des FSC (Forest Stewardship Council) kaufen.

Woher stammt das Holz, aus dem mein Frühstücksbrett gefertigt wurde? Wo stand der Baum, der jetzt als Spielzeugeisenbahn durch das Kinderzimmer rollt? Unter welchen Umständen wurde das Holz gewonnen, das nun als Papier in meinem Briefkasten liegt?

Die Menge an Produkten, die aus Holz produziert werden, ist unüberschaubar groß. Holz ist Teil unseres Alltags: Vom Dachstuhl über den Bleistift bis hin zum Taschentuch, Holz ist überall. Mehrere hundert Millionen Festmeter (Kubikmeter feste Holzmasse) dieses Roh-stoffs werden jährlich auf der ganzen Welt gewonnen und gehandelt, transportiert, zersägt, gehobelt, gefräst oder zerfasert. Die Transport- und Verarbeitungswege sind kompliziert und nicht leicht durchschaubar.

Was man weiß: Bei der Gewinnung des Holzes werden nicht selten einmalige Naturwälder zerstört, Menschenrechte verletzt oder Handelsgesetze missachtet. Die Vernichtung der Wälder durch Brandrodung und Kahlschläge sowie deren Umwandlung in eintönige Plantagen wird heute als Folge einer verfehlten Waldpolitik betrachtet. Dementsprechend ist das Image der Holzbranche angeschlagen. Tatsächlich stammen laut einer Studie des WWF 16 bis 19 Prozent des in die Europäische Union (EU) und 7 bis 9 Prozent des nach Deutschland importierten Holzes aus illegalen und verdächtigen Quellen. Vielleicht auch das Holz des Stuhles, auf dem Sie gerade sitzen.

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Werden Wälder massiv abgeholzt und abtrans-portiert, schwindet der Lebensraum des Tigers. Das FSC-Logo hingegen garantiert nachhaltige Waldwirtschaft.

Die Gründung des FSCHolz sollte aus Wäldern stammen, die ökologisch verantwortungsvoll bewirtschaftet werden. Die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt sollte dabei erhalten bleiben. Das Holz sollte zudem unter sozial gerechten Bedingungen produziert werden. Doch wer garantiert das? Aus dieser Frage-stellung heraus wurde 1993 der Forest Stewardship Council (FSC) gegründet.

Ein Jahr nach dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro trafen sich Vertreter sämtlicher am Wald inte-ressierter Gruppen: Umweltorganisationen, indigene Völker, Menschenrechtsorganisationen und Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft. Sie hatten das Ziel, die nachhaltige Nutzung der Wälder im Sinne der Agenda 21 der Vereinten Nationen zu fördern (in diesem Aktionspro-gramm hat die internationale Staatengemeinschaft für das 21. Jahrhundert Aktionsfelder zur Entwicklung nachhaltiger Lebens- und Wirtschaftsweisen benannt). Sie gründeten mit dem FSC erstmals ein weltweit gültiges Zertifizierungssystem mit verbindlichen Prinzipien und Krite-rien für eine umweltgerechte, sozial verträgliche und wirtschaftlich tragfähige Waldwirtschaft. Gute Waldbewirtschaftung, durch unabhängige Kontrollen bescheinigt, und kontrollierte Handels-ketten vom Wald bis zum Endprodukt sind die Grundelemente des FSC. Das Resultat: glaubwürdig zertifizierte Holzprodukte, leicht erkennbar durch ein einprägsames Logo (Foto rechts oben) als Garant für eine zukunftsfähige, verantwortungsvolle Waldwirtschaft – weltweit.

Die Funktionsweise des FSCBeim FSC handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation ohne finanzielle Interessen. Er finanziert sich aus Mitgliederbeiträgen, Spenden und Projektgeldern und nicht aus Zertifizie-rungsgebühren, um die Unabhängigkeit seiner Ziele zu garantieren und die Kosten für die Zertifi-zierung möglichst gering zu halten. Ein Drei-Kammer-System, bestehend aus Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftskammer, ist Basis jeder Entscheidungsfindung des FSC und seiner nationalen und regionalen Initiativen. Diese Dreiteilung zieht sich durch alle Strukturen des FSC, auf nationaler wie internationaler Ebene, und setzt erfolgreich die Teilhabe aller relevanten Gruppen – von Waldbe-sitzern bis zu indigenen Völkern – im Sinne der Agenda 21 um.

Das System hat sich bewährt, weshalb dem FSC die Unterstützung zahlreicher Umweltorga-nisationen wie BUND, Greenpeace, NABU und WWF sowie Verbraucherorganisationen sicher ist. Ebenso unterstützen weltweit Gewerkschaften, soziale Gruppen, indigene Völker sowie pri-vate, kommunale und staatliche Waldbesitzer, zahlreiche Unternehmen der Forst- und Holzwirt-schaft, Wissenschaftler und viele Einzelpersonen den FSC.

International gültig, national angepasstDer FSC hat auf internationaler Ebene zehn allgemeingültige Prinzipien und Kriterien festgelegt, in denen sich die Interessen der Umwelt-, der Sozial- und der Wirtschaftskammer widerspiegeln. Natürlich unterscheiden sich die Wälder Kanadas erheblich von denen in Bolivien, auch sind die sozialen Bedingungen je nach Region und Land unterschiedlich. Daher werden die Richtlinien und Auflagen des FSC jeweils an die lokalen Bedingungen angepasst.

Die länderspezifischen Mindeststandards werden auf Basis der internationalen Richtlinien in nati-onalen Arbeitsgruppen entwickelt. In rund 50 Ländern wurde so bereits der Grundstein für eine kontrollierte, verantwortungsvolle Waldwirtschaft gelegt. In insgesamt 82 Ländern wurden bis-lang zusammen rund 116 Millionen Hektar Wald FSC-zertifiziert. In Ländern ohne nationalen Standard geschieht dies nach dem so genannten generischen Standard, dem „Mutterstandard“. Das FSC International Center hat seinen Hauptsitz in Bonn und mehrere Regionalbüros in Amerika, Afrika, Asien und Europa. In Deutschland ist der FSC bereits seit 1997 aktiv. Die FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V. hat ihren Sitz in Freiburg im Breisgau.

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Die Glaubwürdigkeit eines Zertifizierungssystems ist Vor- aussetzung für seinen Erfolg. Messbare Standards, regel-mäßige Kontrollen durch un-abhängige Dritte, Transpa-renz und ein demokratisches Entscheidungsgremium, von den gesellschaftlichen Grup-pen getragen, sind die wich-tigsten Punkte, weshalb der FSC unter kritischen Betrach-tern als das einzig glaubwür-dige internationale Zertifizie-rungssystem für Waldwirt- schaft und Holzprodukte gilt.

Die Glaubwürdigkeit des FSC

Die Zertifizierung der WaldwirtschaftDer FSC basiert auf der Zertifizierung von Waldbewirtschaftung auf Forstbetriebsebene anhand messbarer Standards. Er erkennt unabhängige Zertifizierer an (per „Akkreditierung“), die nicht nur die Betriebspläne der einzelnen Forstbetriebe begutachten, sondern auch die Waldflächen jedes Unternehmens vor Ort überprüfen. Diese Vor-Ort-Kontrollen werden jährlich wiederholt, um sicherzustellen, dass streng nach den auf Basis der FSC-Standards festgelegten Betriebs-plänen gewirtschaftet wird. Dieses Grundprinzip führt dazu, dass wirklich nur die Betriebe zertifiziert werden, die tatsächlich eine umweltverantwortliche, sozial verträgliche und wirt-schaftlich tragfähige Bewirtschaftung der Wälder gewährleisten.

Mittlerweile sind in Deutschland rund 480.000 Hektar Wald nach den Richtlinien des FSC zertifiziert. Dabei sind alle Waldbesitzarten vertreten: Bundes-, Staats-, Kommunal-, Privat-, Stiftungs- und Kirchenwald. Vor Ausstellung des FSC-Zertifikats durchläuft ein Forstbetrieb oder eine Zertifizie-rungsgruppe den Zertifizierungsprozess. Entspricht die Waldbewirtschaftung den zugrunde gelegten Richtlinien, so wird dem Forstbetrieb ein Zertifikat erteilt und die Verwendung des FSC-Siegels vertraglich zugesichert. Damit sind häufig Auflagen verbunden hinsichtlich zu verbessernder Betriebsbereiche. In jährlichen Besuchen (Folge-Audits) werden deren Umsetzung und die Einhaltung der FSC-Standards überprüft und sichergestellt. Das Zertifikat wird für die Dauer von fünf Jahren ausgestellt.

Die Zertifizierung der HandelsketteAber nicht nur innerhalb der Waldwirtschaft überprüft der FSC. Die gesamte Handelskette der Produkte wird streng und unabhängig kontrolliert. Durch die lückenlose Verfolgung der Produkte vom Forstbetrieb über die Holz verarbeitende Industrie bis hin zum Verbraucher stellt der FSC für alle Interessengruppen ein glaubwürdiges und sinnvolles System dar. Die an der Herstellung des Endproduktes beteiligten Unternehmen müssen sich FSC-zertifizieren lassen. Zudem müssen die Händler von FSC-zertifizierten Produkten FSC-registriert sein, damit die gesamte „Chain of Custody“ (Handelskette) in das Kontrollsystem einbezogen werden kann. Das Endprodukt trägt dann das Logo des FSC und der Kunde kann sich bei dessen Erwerb bedenkenlos darauf verlassen, dass das Holz aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft stammt.

FSC ProdukteIm Internet gibt es eine Datenbank, in der alle Zertifikate weltweit gespeichert sind (www.fsc-info.org). Sie dient zur Kontrolle der Gültigkeit von Zertifikaten, was aufgrund der Zertifizierungsnummer, die stets zusammen mit dem Logo angegeben werden muss, leicht möglich ist. Zudem kann in der Datenbank auch gezielt nach FSC-zertifizierten Holz-arten, Händlern und Produkten gesucht werden. Beim Kauf von FSC-Produkten ist neben einer gültigen FSC-Nummer auf die konkrete Produktbeschreibung zu achten. Das Produkt muss als FSC-zertifiziert beschrieben sein, denn zertifizierte Unternehmen führen oft auch Produkte ohne Zertifikat.

Die ökologischen und sozialen Standards des FSC in Deutschland (Auszug)Das FSC-Siegel garantiert die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards weltweit – zum Beispiel:• Ziel der FSC-Waldbewirtschaftung ist die Annäherung an die natürliche Waldgesellschaft.• Natürliche Verjüngung hat Vorrang. Bei Saat oder Pflanzung werden vor allem heimische Baumarten eingebracht.• Die Einbringung von fremdländischen Baumarten wie zum Beispiel Douglasie ist nur eingeschränkt zulässig.• Die Nutzung erfolgt in Einzelstämmen bis Gruppen, Kahlschläge sind verboten.• Seltene, gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten und ihre Lebensräume werden

durch besondere Vorkehrungen geschützt.• Biotopbäume, die für Holz bewohnende Lebewesen geeignete ökologische Nischen zur Verfügung stellen

(z. B. Spechtbäume), werden von der forstlichen Nutzung ausgenommen (langfristiges Ziel: zehn Biotopbäume pro Hektar).• Abgestorbene alte Bäume verbleiben im Wald als stehendes und liegendes Totholz.• Von Wald im öffentlichen Eigentum werden fünf Prozent als Lern- und Naturschutzflächen stillgelegt.• Für besonders schützenswerte Wälder werden spezielle Bewirtschaftungsvorschriften entwickelt.• Gentechnisch manipulierte Organismen werden nicht eingebracht.• Düngemittel und chemische Biozide sind grundsätzlich verboten (Ausnahme: behördliche Anordnung).• Ein so genannter Rückegassenabstand von 40 Metern wird angestrebt (Rückegasse: unbefestigter forstwirtschaftlicher

Weg zum Transport des Holzes). Abweichungen müssen fachlich nachvollziehbar als Ausnahme begründet werden.• Die Arbeitnehmerrechte werden gesichert.• Verbindliche Betriebspläne werden erstellt und öffentlich zugänglich gemacht.

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Projekt: Internationale Forstpolitik – FSC

Dauer: 2000-2015Projektleiterin: Nina Grießhammer

Weitere Informationen: www.wwf.de/wald

www.wwf.de/fsc [email protected]

Große und kleine Tiere, wie Orang-Utans und Echsen, finden in Wäldern Unterschlupf.

Projekt-Informationen

Das können Sie tun.Jeder kann etwas für den Schutz der Wälder tun. Unterstützen Sie den WWF! Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Jeder Beitrag hilft uns im Einsatz für einen lebendigen Planeten und den Erhalt der biologischen Vielfalt.

Mitglied werden.WWF-Mitglieder setzen sich engagiert für den Erhalt und den Schutz der Natur ein – in Deutschland und weltweit. Mit Ihrem Mitgliedsbeitrag leisten Sie einen wesent-lichen Beitrag zur Erreichung unserer Naturschutzziele. Dafür erhalten Sie viermal jährlich das WWF Magazin und können an Exkursionen in Projektgebiete teilnehmen.

Pate werden.Mit einer Patenschaft haben Förderer die Möglichkeit, für 30 Euro monatlich ein spezielles Naturschutzprojekt ihrer Wahl zu unterstützen.

Spenden statt schenken.Sie feiern demnächst Geburtstag oder heiraten oder veranstalten eine andere Feier und sind auf der Suche nach einem Geschenk, das garantiert nicht im Schrank ver-staubt? Dann lassen Sie sich von Ihren Freunden und Bekannten einen Beitrag zum Naturschutz schenken. Mit diesem sinnvollen Geschenk unterstützen Sie unsere Naturschutzarbeit und helfen, die Artenvielfalt zu bewahren.

Weitere Infos unter wwf.de

Bildnachweise Titel: T. Stephan / WWF; S. 2: E. Parker / WWF-Canon, A. della Bella / WWF-Canon, V. Filonov / WWF, A. Compost / WWF; S. 3: E. Parker / WWF-Canon; S. 4: E. Parker / WWF-Canon, A. Compost / WWF

ImpressumHerausgeber: WWF Deutschland / Stand: Juli 2009Redaktion und Koordination: Donné Beyer, octopusmedia, und Annika Magdorf, WWFLayout: Uhlemann-design.de / Druck: Medialogik GmbH, KarlsruheGedruckt auf 100 % Recyclingpapier

WWF DeutschlandRebstöcker Straße 5560326 Frankfurt / MainTel.: 069 / 7 9144-0 Fax: 069 / 6172 21E-Mail: [email protected]

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