der Funke - Ausgabe Nr. 16

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Europa kämpft Und die Schweiz? Nr. 16 / Juli 2011 Griechenland Alle Macht den Volksversammlungen Personenfreizügigkeit Lohndumping und andere Sauereien Europa brennt - Die Schweiz pennt?

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der Funke, Zeitung der marxistischen Strömung in JUSO und Gewerkschaft - Ausgabe Nummer 16, 1. Juli 2011

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Europa kämpft Und die Schweiz?

Nr. 16 / Juli 2011

Griechenland Alle Macht den

Volksversammlungen

Personenfreizügigkeit Lohndumping und

andere Sauereien

Europa brennt -Die Schweiz pennt?

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08 Jugend gegen Atom

09 Personenfreizügigkeit - Lohndum- ping und andere Sauereien

19 Funke kongress

19 Über meine Arbeit

arbeiterInnenbewegung04 Europa kämpft - und die Schweiz?

12 Gehämmert und Gesichelt

international10 Das Englische Proletariat erhebt sich

13 Griechenland - alle Macht den Volks- versammlungen

16 Wenig neues vom EGB-kongress

theorie18 revolutionäres Theater

Impressum: kontakt: Der Funke Schweiz, Postfach 1696, 8401 Winterthur, [email protected]; Druck: Eigenverlag; Auflage: 200 Stück; Abonnement: [email protected]; redaktion: Matthias Grän-icher, Olivia Eschmann, Anna Meister; Layout: Anna Meister; Die Zeitschrift behandelt Fragen der Theorie und Praxis der schweizerischen und internationalen ArbeiterInnenbewegung.

inhalt

„Die Pol i t ik hat s ich von der Finanz wir tschaf t am Nasen-r ing über die Weltbühne z ie -hen lassen.“ ( Wolfgang Het-zer, aus dem Europäischen Amt für Betrugsbek ämpfung (OLAF)

Sparen heisst das Motto a l -ler regierenden in den west-l ichen Ländern. Nachdem die erste Massnahme der Bürger-l ichen war, d ie Probleme der Welt wir tschaf t mit B i l larden von Franken zuzuschütten, i s t nun Zahltag. Wer zahlen muss, i s t k lar ; Die Arbeiten-den, d ie Jungen und die Pen-s ionier ten. Egal wer regier t , se i es d ie Sozia ldemok rat ie, wie die PASOk in Gr iechen-land oder die PSOE in Spa-nien oder die Bürger l ichen, es gibt nur e ine Par te i : Die Par te i der Sparmassnahmen oder anders gesagt , der aus-führende, pol i t ische Flügel des internat ionalen Finanz-k apita ls . Länder wie Gr ie -chenland, Spanien, Por tugal etc. s ind auf Gedeih und Ver-derb der Wi l lkür der „Maf ia“ bestehend aus weiten te i len der Pol i t ik , den internat iona-len Banken und r at ingagen-turen ausgel iefer t . Prof i t -maximierung ist das e inzig re levante k r i ter ium.

I n Gr iechenland er leben wir momentan den letzten Akt der Plünderung vor dem Staatsbank rott . E in Vier te l , mögl icher weise bald noch mehr, des Staatsbesitzes wird verscherbelt , der Gr ie -chische Staat muss jedes Jahr e inen fünf tel des Staats-haushaltes nur zur Zahlung der Z insen ausgeben. Doch Gr iechenland ist erst der An-fang. Am 6. Jul i wurde die k redit würdigkeit Por tugals heruntergestuf t und die r a-t ingagenturen haben bereits

angekündigt , dass s ie den grössten a l ler Fische im Vis ier haben; d ie USA. Das Geschäf t mit r isk anten Staatsanleihen boomt, doch für d ie Banken ist es e in Spiel mit dem Feu-er. Deshalb muss die EU di -ese r isk anten Spekulat ionen mit e inem r ies igen rettungs-schirm absichern. So haben das IWF und die EZB (Euro -päische Zentra lbank) e inen Grosstei l der gr iechischen Staatsanleihen übernom-men, nachdem mit d iesen durch Pr ivate r iesen Ge -winne gemacht wurden. Nun gi l t es Gr iechenland vor dem Bank rott zu bewahren bis s ich auch die f ranzösischen und deutschen Banken in S i -cherheit gebracht haben. Die nächste Beute war tet schon. Doch auch die Mögl ichkeiten der EU s ind begrenzt . E ine Verschär fung der k redits i tu-at ion Spaniens oder I ta l iens würde den rettungsschirm an seine Grenzen br ingen. E ine neue Finanzk r ise l iegt in der Luf t . Laut der r at ingagentur Moody ‘s würden mindestens e in Dr i t te l der europäischen Banken in diesem Fal l Staats-hi l fe brauchen. Wer auch da-für bezahlen wird, i s t k lar : Wir !

Absurder weise geschieht a l l d ies zu e iner Zeit , in der von überal l her rekordprof i te vermeldet werden. Das Geld ist überal l , nur n icht dor t , wo es der Mehrheit et was nützen würde. Das Welt ver-mögen ist unglaubl ich un-gle ich ver te i l t . Die re ichsten 11 M io. Menschen auf der Welt haben 42.7 B i l l ionen Dol lar, was 2/3 des welt weit jähr l ich er wir tschaf teten reichtums entsprechen. Es bräuchte nur et was über die Häl f te davon, um die kom-binier ten Schulden der USA

Editorial

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und Europas von 28 Bi l l ionen zurückzuzahlen. Die 10‘000 „of fshore“ Unternehmen der gr iechischen k apita l isten ha-ben einen jähr l ichen Umsatz von 500 M rd. Dol lar, Steuern werden in Gr iechenland dafür aber prakt isch keine bezahlt . Und es s ind auch nicht diese Gr iechen, d ie nun Opfer br in-gen müssen.

Doch die M assen haben ge -nug. I n den letzten Monaten hat s ich der k ampf der Gr ie -chen für ihre Existenz mass iv verschär f t . Beinahe tägl ich f inden Proteste, Stre iks und Demonstrat ionen statt . I hren vor läuf igen Höhepunkt fand die Bewegung im 48- stün-digen Generalstre ik Ende Juni . Dieses ver z weife l te Aufbäu-men des gr iechischen Volkes gegen die Opferung ihres Lebens auf dem Altar des Fi -nanzk apita ls hat a l le vorher-gehenden Proteste qual i tat iv und quant i tat iv in den Schat-ten gestel l t . Wenn selbst der Bank angestel l tenverband zum Stur z der regierung aufruf t , l iegt grosses in Luf t . Nur das fehlen e iner M assenpar tei , welche s ich kompromiss los gegen das System stel l t , ver-hinder te vorerst den Stur z der regierung.

Widerstand regt s ich nicht nur in Gr iechenland. I n England fand Ende Juni der grösste Stre ik der öf fent l ichen Ange -stel l ten sei t Jahr zehnten statt , an dem s ich 750‘000 Arbeite -r I nnen betei l igten. Auch in Spanien fanden in prakt isch a l len Städten r ies ige Demons-trat ionen gegen die Sparmass-nahmen statt . Der Funke der arabischen revolut ion hat Eu-ropa erre icht !

Die I nstabi l i tät der Welt wir t-schaf t verunsicher t zuneh-

mend auch das Schweizer k api-ta l . Vorbei s ind die Zeiten der f rohlockenden Sprüche über das Schweizer Wir tschaf ts-wunder. Dies drückt s ich mo -mentan vor a l lem in der Frage des hohen Frankenkurses aus. Nachdem die Nat ionalbank k lägl ich gescheiter t i s t durch Eurok äufe den Franken im Ver-gle ich zum Euro abzuwer ten, werden v ie ler le i Ideen debat-t ier t . Besonders or iginel l i s t d ie Empfehlung der UBS e inen Staatsfond einzur ichten, wel-cher anstatt der Nat ionalbank gezie l t Fremdwährungen auf-k aufen und so den Schweizer Franken schwächen sol l . Finan-z ier t sol l d ies durch Erhöhung der Staatsverschuldung der Schweiz werden. So schlägt die UBS vor k redit im Wer t 100 M rd. Franken aufzunehmen, was die Schweizer Staatsver-schuldung von 37% des Bips auf 56% erhöhen würde. Dies nur, damit d ie Schweizer Ex-por t wir tschaf t e in bisschen besser expor t ieren k ann. Ob 100 M rd. hel fen, wo bereits 110 M rd. der Nat ionalbank versagt haben, i s t sehr f ragwürdig. Die Stossr ichtung aber is t k lar. Die Prof i te der Expor t wir tschaf t sol len mit Steuergeldern s i -chergestel l t werden. Es wird noch mehr gespar t werden müssen.

Gleich zu Beginn der k r ise haben wir geschr ieben, dass die Bes i tzenden auch in der Schweiz versuchen werden die k r ise auf dem Buckel der Ar-beiter I nnen und der Jugend zu über winden. Die Schweiz ble ibt von den internat iona-len Ent wick lungen keineswegs verschont . Obwohl die wir t-schaf t l iche Lage der Schweiz weit weniger dramatisch ist , versuchen die Bes i tzenden durch Sparmassnahmen, Ver-schär fung der Arbeitsbedin-

gungen und Steuersenkungen ihre Posit ion auf dem Welt-markt zu stärken. Doch nicht nur die Zerstörung des Le -bensstandards in Europa hat Auswirkungen auf das Be -wusstsein der Menschen, auch in der Schweiz können wir e ine zunehmende r adik al is ierung beobachten. Die Arbeitenden sehen k lar, was die wieder-kehrenden Wir tschaf ts- und Finanzk r isen für s ie bedeuten und dass die Bes i tzenden ihn nicht e inmal mehr die k le insten Brocken zugestehen. Doch ihr Verständnis geht v ie l t iefer : Vie le real is ieren, dass dieses System des k apita ls n icht nur keine annehmbaren Ant wor-ten auf d ie k r isen kennt , son-dern auch deren Ursache ist . Und diese Erkenntnis i s t der keim einer revolut ionären Per-spekt ive, i s t s ie doch unsere e inzige Alternat ive. Die Ar-beiter I nnen strömen in Mas-sen auf d ie Strassen, st re iken, wehren s ich gegen ihre Unter-drücker ; t rotz ihrer Angst um den Arbeitsplatz , t rotz dem Verrat ihrer Par te i - oder Ge -werkschaf tsführung, e infach wei l s ie verstehen, dass es so nicht weitergehen k ann!

Die wir tschaf t l ichen Probleme und die sozia le Polar is ierung in Europa machen aufgrund des internat ionalen Charak-ters der Wir tschaf t auch vor den Schweizer Grenzen nicht Halt . Es s ind unsere Probleme und s ie werden unsere Zukunf t prägen. Deshalb ist es nur e ine Frage der Zeit b is auch die Schweizer I nnen sagen werden: Jetzt i s t genug!

Die redakt ion

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Europa kämpft - und die Schweiz? In ganz Europa erleben wir eine Welle von Streiks, Arbeitskämpfen und Massendemonstrationen. Ein eigentliches Wie-dererwachen des klassenbewusstseins hat begonnen. Dabei scheint es, als ob die Schweiz etwas abseits stehe. Doch auch hierzulande kann man einen Aufschwung von Arbeitskämpfen erkennen. Ein Überblick über das Entstehen von klassenkämpfen in der Schweiz.

romandie, Prekäre Arbeitsbedingungen

Von Swissport über ISS, DHL, das Alters-heim Maison de Vessy, die Grosskino-kette Pathé, usw – Die romandie ist im Moment eigentliches Epizentrum von Arbeitskämpfen. Die wiederaufkeimende kampfbereitschaft macht sich hier in Sektoren mit besonders prekären Ar-beitsbedingungen bemerkbar. Es sind zumeist junge Arbeitende, Frauen und MigrantInnen, welche Teilzeit und auf Abruf arbeiten, mies bezahlt werden und oft individuelle Arbeitsverträge ha-ben. Diese wenden sich vermehrt an die Gewerkschaften und fordern deren Un-terstützung im kampf für gerechte Ar-beit und Entlöhnung ein. Dies geschieht jeweils, nachdem sich bereits ein kern an bewussten und kämpferischen Ange-stellten gebildet hat, welche von den kol-legen und kolleginnen im Betrieb als ihre natürliche Führung verstanden wird. So entsteht eine neue und radikale Schicht von jungen ArbeiterInnen, welche erste klassenkampferfahrungen sammelt.

Diese meist kleineren kämpfe sind von grosser Bedeutung für die gesamte Ar-beiterInnenklasse. Aufgrund der relativen Schwäche der Belegschaften gegenüber den Patrons bedingen sie jeweils eine starke Unterstützung der gesamten Ar-beiterInnenbewegung. Dadurch wird die klassensolidarität gestärkt und gelebt. Wenn die marginalisiertesten Schichten der Gesellschaft, die am stärksten ausge-beuteten Teile der Lohnabhängigen, sich in Bewegung setzen und teils radikale und harte kämpfe führen, ist dies Aus-druck einer wiederaufkeimenden kampf-bereitschaft der klasse. Obwohl dies erst im kleinen stattfindet, sind diese kämpfe

Ausdruck von tieferen Prozessen, welche in der Gesellschaft stattfinden.

Öffentlicher Dienst

Eine Schlüsselrolle in den klassenkämp-fen wird in naher Zukunft wohl von den Angestellten im öffentlichen Dienst ein-genommen werden. Neben den quasi konstanten Angriffen auf die Sozialwerke gibt es in praktisch allen staatlichen Be-reichen Sparbemühungen. Dies wurde im kanton Zürich mit dem Sanierungs-programm 2010 (San10) deutlich. In der Stadt Zürich wies der Bürgerblock das Budget für das laufende Jahr zurück, da die Bürgerlichen keine Verluste akzeptie-ren wollten, obwohl das die kasse ohne weiteres verkraftet hätte. Das budgetierte Minus für 2011 resultierte hauptsächlich

aus den Steuerverlusten aufgrund der temporären Steuerbefreiung der UBS in Folge der Finanzkrise. Die daraus fol-gende städtische Sparübung von rund 200 Millionen Franken führte zu einer ziemlich kämpferischen Demonstration der Zürcher Staatsangestellten im März und zu ersten Streikaktionen der Poli-zistInnen und des Personals des öffent-lichen Verkehrs im April und Mai.

Im kanton Bern sollen 2012 277 Millio-nen Franken eingespart werden. Dies in über 146 Bereichen, wobei die Gesund-heits- und Fürsorgedirektion mit 106 Millionen am stärksten getroffen wird, gefolgt von der Erziehungsdirektion mit Einsparungen in der Höhe von 64 Millio-nen. So sollen beispielsweise die Studien-gebühren an Universität, Pädagogischer

Zürcher Polizisten demonstrieren gegen Sparmassnahmen

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Hochschule und an den Fachhochschulen um 150 Franken pro Semester angehoben werden. Die Mitfinanzierung eines Pfle-geheimaufenthaltes durch den kanton für Personen mit Ergänzungsleistungen soll um 1,4 Prozent gesenkt werden. Zu-dem sollen vakante Stellen in der Staats-kanzlei nicht neu besetzt werden. All dies, nachdem die bürgerliche Mehrheit des Berner Grossen rats 2010 äusserst gross-zügig eine Senkung der Einkommens- und Vermögenssteuer beschlossen hat, welche ein 200-Millionen-Loch in den kantonshaushalt reissen wird. Wen diese Einsparungen am härtesten treffen wird, ist klar: Die Angestellten des öffentlichen Dienstes, ArbeiterInnenfamilien und die Ärmsten im kanton.

Andere kantone schnüren ebenfalls Spar-pakete. Dagegen regt sich aber bereits Widerstand aus dem Personal und der Bevölkerung. Diese Angriffe dürften sich im kommenden Jahr wohl generalisie-ren. Es wird laut über eine Streichung der Gewinnausschüttung der Nationalbank diskutiert. Dadurch dürfte den kantonen am Ende etwa 1.7 Milliarden Franken

fehlen, ganz zu schweigen von den kon-sequenzen der Steuergeschenke an die Grossaktionäre durch den ehemaligen Bankenbundesrat Hans-rudolf Merz (Un-ternehmenssteuerreform II). Zur Situati-on der Nationalbank hier ein Auszug aus unserer diesjährigen Perspektive für die Schweizer ArbeiterInnenbewegung: „Die Stärke des Franken gegenüber dem Euro

und auch dem Dollar lösten dieses Jahr eine grosse Aufregung in der Schweizer Wirtschaft aus. Die Stärke des Franken ist in erster Linie Folge der Unsicherheit über die Zahlungsfähigkeit der Euro-Staaten. Einerseits deshalb, weil der Franken als Fluchtwährung fungiert und deshalb auf-gewertet wird, anderseits weil die Euro-päische Zentralbank eine extreme Nied-rigzinspolitik verfolgt und deshalb der Schweizer Franken einfach attraktiver ist. Die Schweizer Nationalbank versuchte, diesem Trend entgegenzuhalten, indem sie ausländische Devisen, insbesondere Euros, kaufte. Dies ist aber gründlich ge-scheitert. Obwohl die Nationalbank ihre ausländischen Devisenreserven von 93 Mrd. auf 203 Mrd. erhöhte, konnte nichts erreicht werden, und die Aktion wurde mit schweren Verlusten abgebrochen.“ Die Schweiz ist keine Insel, welche von der Eurokrise verschont bleibt. Die de-flationistische Politik der Nationalbank, welche zum Ziel hatte, den Frankenkurs für die Exportindustrie niedrig und somit vor allem die Profite dieser Unternehmen hoch zu halten, ist eindeutig gescheitert und wird nun mit doppelter Wucht auf die

ArbeiterInnen niederschlagen.

An der industriellen Front?

Wir sahen bereits, dass die Verluste der Nationalbank zum Wegfall der Zahlungen an die kantone (und den Bund) führt. Dies bedeutet für die ohnehin schon gekürzten Budgets der grossen kantone Bern und

Zürich jeweils 209 beziehungsweise 290 Millionen Franken zusätzliche Einbussen.

Darüber hinaus wird die Frankenstärke aber als Vorwand verwendet, um einen verstärkten Druck auf die Arbeitsbedin-gungen auszuüben, sprich um den Preis der Arbeitskraft zu senken. Der Walliser Staatsrat und oberster Volkswirtschafts-direktor der kantone Jean-Michel Cina brachte dann auch die Offensive der Unternehmer auf den Punkt. Er prangert die „wegschmelzenden Margen“ (Profite) und die zu hohen „Lohnnebenkosten“ an. Es kombiniert sich hier ein Angriff auf die Löhne und die Sozialwerke.

Die Bourgeoisie hat dank dem Privatei-gentum an Produktionsmitteln verschie-dene Strategien, um den Mehrwert (Pro-fit) zu steigern. In den letzten 30 Jahren tat sie das vor allem durch Produktivitäts-steigerung der Arbeitskraft bei gleichblei-bendem Lohn (Erhöhung des relativen Mehrwerts), was sich oft unter schönma-lerischen Begriffen wie „Innovationen“ versteckte. Mit der Frankenstärke greifen sie nun jedoch zu weit grundsätzlicheren Mitteln, will heissen zur Steigerung des absoluten Mehrwert im Verständnis von Marx. Von roll will im Jura beispielswei-se die Löhne in Euro auszahlen, was ganz einfach Lohnssenkungen bei gleichblei-bender Arbeit bedeuten. In Cinas Heimat-kanton, dem Wallis, sollen die Lonza-Ar-beiterInnen saftige 2 Stunden pro Woche Mehrarbeit leisten, selbstverständlich bei gleichbleibendem Lohn.

Hier haben wir die Grundrezepte einer Es-kalation des Verteilungskampfes von ge-sellschaftlichem reichtum zwischen Ar-beit und kapital in den Fabriken. Sollte es den Unternehmern gelingen, ihre Mass-nahmen durchzuboxen, würde ein Prä-zedenzfall geschaffen. Die kapitalistische Logik der konkurrenz führte dazu, dass andere Betriebe die getroffenen Mass-nahmen übernehmen würden. Die Folge wäre eine neue Grossoffensive des kapi-tals zur Verschlechterung der Arbeitsbe-dingungen in der Industrie. Diese bereitet sich bereits politisch vor, wie die Diskus-sionen und die Panikmache durch Indus-trielle und Politiker deutlich machen. Am jährlichen Swissmem-Industrietag mit Vertretern der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie drohten die Unternehmer mit einer weiteren Deindustrialisierung der Schweiz aufgrund der Exportbedin-

Streik im Altersheim Maison de Vessy in Genf

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gungen. Dies ist eine eindeutige Drohung und ein an die ArbeiterInnen und Gewerk-schaften gerichteter Einschüchterungs-versuch. Die Arbeitgeber zielen mit ihren Äusserungen aber auch auf ihre Lakaien in den bürgerlichen Parteien, in den Par-lamenten und regierungen, damit diese ihre Politik durchsetzen. Sie können sich sicher sein, dass Leute wie beispielsweise Bundesrat Schneider-Amman ihre Interes-sen vortrefflich vertreten. Amman war bis zu seiner Wahl Präsident von Swissmem und führte das Maschinenbauunterneh-men Amman Group Holding, welches nun von seinem Sohn übernommen wurde.

Es gilt nun, die Gegenoffensive vorzube-reiten. Die ArbeiterInnen der Exportindu-strie sahen sich seit Ausbruch der krise mit kurzarbeit, Massenentlassungen und Fabrikschliessungen konfrontiert. Dies, kombiniert mit der sozialpartnerschaft-lichen Logik der Gewerkschaften, welche sich auf das Aushandeln von Sozialplänen beschränkten, lähmte die kampfbereit-

schaft in den Fabriken. Mit dem Wieder-auffüllen der Auftragsbücher fordern die Unternehmer nun auf einmal Überstunden und gratis Mehrarbeit. Die ArbeiterInnen der Maschinen-, Elektro- und Metallin-dustrie sowie anderer exportorientierten Branchen sind doch mehr als blosse Spiel-bälle der Bosse, welche für sie springen und die Profite erschaffen sollen! Die In-dustrie schafft über 20% des Schweizer Bruttoinlandproduktes. Ihre Wertschöp-fung ist mit 100 Milliarden Franken fast 3-mal höher als die des Bankenplatzes. Es sind die IndustriearbeiterInnen, welche diesen Wert schaffen. Während der krise unterwarfen sie sich ohne grosses Murren dem Diktat ihrer Chefs. Dass die Unter-nehmer sich nun über ihre „wegschmel-zenden Margen“ beklagen und deswegen die Löhne kürzen sowie die Arbeitszeit verlängern, ist eine reine Provokation.

Den Erpressungsversuchen der Industri-eunternehmer müssen wir mit Widerstand in den Betrieben entgegentreten. Jegliche

Angriffe auf die Arbeitsbedingungen müs-sen wir mit entschlossenem Auftreten, Streiks und notfalls Fabrikbesetzungen zurückschlagen. Dafür müssen in allen betroffenen Betrieben ArbeiterInnen-komitees gewählt werden, welche den kampf demokratisch mit Unterstützung der Gewerkschaften führen. Der kampf muss jedoch auch politisch ausgetragen werden und wir müssen den Drohungen der Unternehmer, welche immer mit wirt-schaftlichen Sachzwängen argumentie-ren, den Wind aus den Segeln nehmen. Die blosse Forderung, den Frankenkurs an den Euro anzubinden, wie von der SP vorgeschlagen, ist dafür bei Weitem nicht ausreichend. Da die Exportindustrie die Situation der Weltmärkte widerspiegelt, muss diese in die Gleichung miteinbezo-gen werden. Es muss über die Gründe der Frankenstärke, die Spekulation im Euro-raum, den Charakter der kapitalistischen Wirtschaft und ihrer krise diskutiert und die nötigen Schlüsse daraus gezogen wer-den. Dafür müssen die Erfahrungen aus

Der Walliser Energie und Chemie Konzern Lonza, der in Visp 3000 Angestellte beschäftigt, gab am Mittwoch, dem 29. Juni 2011 eine einseitige Verlängerung der Arbeitszeit um 2 Stunden in der Woche bekannt. Grund dafür seien die Exportschwierigkeiten und die schlechtere internationale Konkurren-zfähigkeit in Folge des starken Schweizer Frankens. Die ArbeiterInnen erfuhren teilweise aus den Medien von ihrer verlängerten Arbeitszeit. Zudem kündigte die Geschäftsleitung die Nichtverlängerung des mit den Gewerkschaften Unia und Syna abgeschlossenen Kollektivarbeitsvertrages (KAV) an, welcher auf Ende 2011 ausläuft.Die Empörung auf Seiten der Belegschaft und der Gewerkschaften war gross. Die Unia warf dem Konzern einen klaren Vertragsbruch vor, da der KAV eine Wochenarbeitszeit von 41 Stunden vorsieht. Die Unia gab sich kämpferisch: Rücknahme der Arbeitszeitverlängerung, Einhaltung des geltenden Vertrages und sofortige Verhandlungen über einen neuen KAV.Anscheinend sind die Gewerkschaften aber bereits eingebrochen. Am 5. Juli unterzeichneten die Sozialpartner eine Vereinbarung mit einer Laufzeit von 18 Monaten, welche nur minimale Zugeständ-nisse der Geschäftsleitung beinhaltet. Die Verlängerung der Arbeitszeit beträgt neu „nur“ 1,5 Stunden. Zudem tritt die Arbeitszeitverlängerung erst ab September anstatt wie geplant bereits ab Juli in Kraft. Zusätzlich dürfen in dieser Zeit keine Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen stattfinden und die Einstellung von Temporäranstellungen wird auf maximal 15% beschränkt. Alle 4 Monate sollen die Massnahmen in Gesprächen der Sozialpartner neu beurteilt werden.Es ist offensichtlich, dass den Gewerkschaften die sozialpartnerschaftliche Beziehung und die Verlän-gerung des KAVs wichtiger waren, als die konsequente Verteidigung der Interessen der Beschäftigten. Oder mit den Worten des verantwortlichen Syna-Präsidenten Kurt Regotz: „Das Positive ist, dass in der Lonza eine sozialpartnerschaftliche Einigung erzielt werden konnte.“

Präzedenzfall Lonza

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den kämpfen ausgetauscht werden und die kämpfenden Arbeitenden sich natio-nal und international vernetzen.

Was tun?

Wir sehen also, dass sich im tertiären, im öffentlichen und im industriellen Sektor überall eine Zuspitzung der klassenkämp-fe abzeichnet. Nicht zu vergessen sind natürlich die BauarbeiterInnen, welche gegenwärtig einen neuerlichen Frontal-angriff des Baumeisterverbandes auf den Landesmantelvertrag erleben. Hier sind auch erbitterte kämpfe und Streiks zu er-warten. All dies wird zu einer offen kämp-ferischeren Stimmung führen.

Wir haben immer erklärt, dass das Ver-hältnis zwischen konjunkturzyklus und klassenkampfniveau, zwischen kapitali-stischer krise und revolution, keine line-are Formel, kein mechanisches Gesetz ist. Doch die internationale Situation, sowie Entwicklungen in der Schweiz, haben sich in den letzten Monaten entscheidend ge-wandelt. Das hat eindrücklich die richtig-keit unserer Perspektive bestätigt. Eine Verallgemeinerung der kämpfe, ein neuer

Zyklus und ein neues Niveau an klassen-kämpfen stehen auch der Schweiz bevor. Unsere Pflicht ist es, diese kämpfe mit all unserer kraft zu unterstützen und aus ih-ren Wurzeln und ihrem Verlauf die nötigen Schlüsse zu ziehen.

Wir brauchen keine Nationalbank, welche die Profite der Exportunternehmer sichern will, kläglich scheitert und dann über die kantone die Verluste auf die arbeitende Bevölkerung abwälzt! Wir brauchen kei-ne Unternehmer, welche die rechte der ArbeiterInnen biegen und brechen, wie es ihnen gerade passt, um ihre Profite zu halten! Wir brauchen keine korrupten Po-litiker, Handlanger des kapitals, welche ihren Freunden an der Goldküste und in Gstaad „Gschänkli“ machen, während sie uns Pragmatismus vorgaukeln und sagen, wir sollen halt den Gürtel enger schnallen! Alldem müssen wir mit aller Entschlossen-heit antworten, in den Betrieben, in den Universitäten, in den Schulen und auf der Strasse. Die kapitalisten haben uns zu Ge-nüge gezeigt, dass sie organisch unfähig sind, mit dem gesellschaftlichen reich-tum umzugehen. Nehmen wir ihnen also die kontrolle über diesen weg!

Halt der bürgerlichen Heuchelei!•

Gegen jegliche Abbaumassnahmen •auf kosten der öffentlichen Ange-stellten und der Bevölkerung – orga-nisieren wir Aktionskomitees!

Probleme der Exportindustrie mit •den Wechselkursen? Wir wollen die Geschäftsbücher sehen!

Gegen jegliche Angriffe auf Sozial-•werke und Löhne!

keine Erhöhung der Arbeitszeit!•

Magnus Meister Unia regio-Vorstand Genf

Die Belegschaft der Swissmetal in Dornach will die Schliessung ihrer Fabrik nicht akzeptieren

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Die in Fukushima ausgetretene Strahlung ist zwar nicht bis in die Schweiz gelangt, deren politischen Auswirkungen jedoch schon. Die schrecklichen Vorkommnisse in Japan haben viele Menschen wachge-rüttelt und die angestaubte Anti-Atom-Bewegung wiederbelebt. Massenhaft gehen die Menschen auf die Strasse und fordern eine Energiewende, weg von Atommüll und radioaktiver Strahlung, hin zu einer grünen und erneuerbaren Zukunft.

Eine besondere rolle nimmt dabei die ent-standene Jugendbewegung ein, die ge-gen die Atomlobby mobilisiert. Zu recht sehen die Jugendlichen ihre Zukunft durch eine selbstzerstörerische Energie-politik bedroht und fordern ein radikales Umdenken. Die JUSO hat wieder einmal ihre Dominanz in der Jugend-Politszene bewiesen, indem sie diesen Unmut auf-nahm und in Form von Schülerdemos organisierte. In der Stadt Bern fand so im Mai ein bunter Umzug mit weit über tau-send TeilnehmerInnen statt, der, obwohl unbewilligt, ein sehr positives Echo in der breiten Bevölkerung auslöste. Anfangs Juli versammelte sich, dank der Unter-stützung der JUSO Stadt Zürich, auch die dortige Schülerschaft auf der Strasse, um gegen die nukleare Energiegewinnung zu protestieren. Leider offenbarten sich hier grosse Mängel bei der Planung: Einerseits wurden massiv weniger SchülerInnen mobilisiert als in Bern und andererseits stahl sich die JUSO-Sektion, nachdem die Demo spontan ihre route verlassen hatte, aus ihrer Verantwortung als Organisator. In Winterthur fand in der letzten Schul-woche schliesslich eine Ballon-Aktion an den hiesigen kantonsschulen statt, bei der auch viele SchülerInnen mitmachten.

Die JungsozialistInnen haben sich mit die-sen Aktionen einmal mehr als politische Vertreter der Schülerinteressen positio-niert und konnten die nach Fukushima entstandene Dynamik für sich gewinnen. Wir haben bereits in unserer Perspektive die bevorstehende radikalisierung der

Jugend angesprochen, die wir jetzt am Beispiel der Anti-Atom-Bewegung beo-bachten können. Anders als die Grünen sehen wir in der grossen Popularität der Bewegung nicht bloss eine neue Begeis-terung für „Natur-Politik“, sondern meh-rere gesamtgesellschaftliche Vorgänge, die in ihr bloss ihren Ausdruck finden. Die Jugend sieht ihre Zukunft nämlich nicht nur durch schädliche Energiegewinnung bedroht, sondern auch durch etliche so-ziale Verschärfungen.

Noch machen nur wenige Demonstran-tInnen den gedanklichen Spagat zwi-schen der schädlichen Energiepolitik und der kapitalistischen Gewinnlogik. Wir müssen ihnen aufzeigen, dass die ka-pitalistische Produktionsweise keinerlei Interesse an Umweltschutz hat, solange dieser nicht rendiert. Der kampf für einen besseren Umgang mit der Natur kann nämlich nicht dadurch gewonnen wer-den, dass wir ein paar AkWS abschalten. Eine ökologische Energieproduktion ist nur dann gewährleistet, wenn das Volk und nicht der Profit das Sagen hat. Dafür muss sie sich aber unter demokratischer

kontrolle befinden, was eine Verstaatli-chung und eine reorganisierung unter demokratischen Gesichtspunkten vo-raussetzt.

Die JUSO hat durch ihre Initiative die Möglichkeit geschaffen, die breite Jugend für diese Problematik zu sensibilisieren. Sie muss ihre Verantwortung wahrneh-men und den Aktivismus durch eine in-haltliche Auseinandersetzung ergänzen, was zum Beispiel mittels Workshops pas-sieren könnte, zu denen man die Enga-giertesten der neuen Bewegung einlädt. Sie muss des Weiteren ihre starke Präsenz in den Schulen beibehalten und auf wei-tere Gebiete ausdehnen. Auf diese Weise kann sie die Bewegung verbreitern und gleichzeitig das entstandene politische Bewusstsein stärken. Denn nur wenn wir mit den Atomkraftwerken auch den kapi-talismus in den Mülleimer der Geschichte werfen, können wir wirklich auf eine bes-sere Zukunft hoffen!

Nyima TseringVorstand Juso Sektion Winterthur

Jugend gegen AtomDie weltweite Protestbewegung gegen kernenergie hat auch Teile der Jugendlichen in der Schweiz politisiert. Mit ak-tiver Unterstützung der JUSO wurden zwei SchülerInnendemos in Bern und Zürich organisiert. Die JUSO hat dadurch eine sehr günstige Stellung innerhalb der Schülerschaft errungen. Die nächste Herausforderung wird es sein die ent-standene Dynamik beizubehalten und mit antikapitalistischen Forderungen zu verbinden.

Schülerstreik in Bern am 20.05.2011.

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Personenfreizügigkeit:Lohndumping und andere SauereienDie Personenfreizügigkeit ist Wahlkampfthema Nummer eins. Gerade weil die SVP von der Lohndrückerei am meisten profitiert, ist sie die vehementeste Gegnerin der flankierenden Massnahmen.

140‘000 Arbeitsverhältnisse wurden im letzten Jahr kontrolliert. In vier von zehn Fällen fanden die kontrolleurInnen Ver-stösse gegen gesetzliche und gesamt-arbeitsvertragliche Bestimmungen. Das ergibt eine Missbrauchsquote von 40%! Am weitesten verbreitet sind Unterschrei-tungen der geltenden Mindestlöhne und die Problematik der Scheinselbstän-digkeit. So vermuten die Paritätischen kommissionen (siehe kasten) laut dem aktuellen Bericht über die flankierenden Massnahmen (FlaM-Bericht 2011) in 39% der kontrollen eine Unterbietung der Lohnbestimmungen. Dass viele in der Schweiz beheimatete Lohnabhängige Angst vor Lohndumping haben, ist in dieser Situation verständlich und nach-vollziehbar. Aber nicht die ausländischen ArbeiterInnen tragen die Schuld am Lohndruck und den steigenden Mieten. Dies wird offensichtlich, wenn man un-tersucht, wer sich gegen mehr kontrollen und griffigere Massnahmen in Bezug auf

Lohndumping oder gegen die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns wehrt. Die Unternehmer sind es, welche vom kon-kurrenzkampf und der Spaltung zwischen in- und ausländischen ArbeiterInnen pro-fitieren und so ihren Profit steigern. Dass die Mieten in den Städten nicht von ei-ner portugiesischen reinigungskraft (Ca. 3‘000 Fr./Monat) in die Höhe getrieben werden, sondern von Spekulanten und pauschalbesteuerten Superreichen, sollte jeder verstehen. Trotzdem schafft es die Blocherpartei mit Lügen und Propaganda ein klima zu erzeugen, welches sich nicht gegen die wahren Ursachen der Probleme der Lohnabhängigen richtet und der Be-völkerung Sand in die Augen streut.

Die Lügen der SVP

„Ich hätte der Personenfreizügigkeit zu-gestimmt ohne die flankierenden Mass-nahmen.“ So äusserte sich vor einigen Jahren der damalige SVP-Parteipräsident

Ueli Maurer. Und auch SVP-Nationalrat Ul-rich Schlüer hatte im Zusammenhang mit der Personenfreizügigkeit vor allem eine Angst: „ Mit Annahme der Personenfreizü-gigkeit würde die Schweiz zu einem MIN-DESTLOHNland.“ Noch heute warnt die SVP in Medienmitteilungen davor, dass mit der Personenfreizügigkeit „sozialistische rezepte wie den Mindestlohn“ hoffähig werden. Ihre Absichten sind klar. Erstens möchte die SVP das von ihr geschaffene klima gegen AusländerInnen für ihren Wahlkampf nutzen. Zweitens will sie die lästigen flankierenden Massnahmen los-werden, um wieder zum unmenschlichen System der kontingente zurückzukehren. Sie verfolgt dabei das Ziel, ausländische Arbeitkräfte wieder so ausbeuten zu kön-nen, wie es dem Herrn beliebt. Die Folgen davon: Mehr Schwarzarbeit und zusätz-licher Druck auf die Löhne. Mit der frisch lancierten Zuwanderungsinitiative wehrt sich die SVP demnach nicht grundsätzlich nur gegen die Zuwanderung. Sie wehrt

Das Personenfreizügigkeitsabkommen (FZA) zwischen der Schweiz und der Europäischen Union ermöglicht allen Staatsangehörigen dieser Länder, ihren Aufenthaltsort und Arbeitsplatz in der Schweiz und der EU frei zu wählen. Die Bedingung dafür ist, dass sie einen gültigen Arbeitsvertrag vorweisen können oder selbständig erwerbend sind und mindestens so viel Vermögen besitzen, dass sie keinen Anspruch auf Sozialhilfe geltend machen können.

Flankierende Massnahmen (FlaM):

Die flankierenden Massnahmen wurden im Jahr 2004 eingeführt und sollen dafür sorgen, dass auslän-dische Arbeitskräfte nicht zu tieferen Löhnen und schlechteren Arbeitsbedingungen eingestellt werden als Schweizer. Die tripartiten Kommissionen (Vertreter von Staat, Arbeitgeber und Gewerkschaften) oder falls allgemein verbindliche Gesamtarbeitsverträge vorhanden sind die Paritätischen Kommis-sionen (Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertreter) kontrollieren, ob die minimalen oder üblichen Arbe-its- und Lohnbedingungen eingehalten werden. Die TPKs oder PKs führen stichprobenartig oder auf Verdacht hin Lohnbuchkontrollen durch. Die Unternehmen sind gezwungen, alle notwendigen Angaben zu machen. Mögliche Sanktionen bei Verstössen sind Bussen, Konventionalstrafen oder Lohnrückzahl-ungen.

Was ist die Personenfreizügigkeit?

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sich vor allem gegen die flankierenden Massnahmen, gegen Lohndumping und die Einhaltung von ortsüblichen Arbeits-bedingungen. Wie es früher war

Mit der Einführung der Personenfreizü-gikeit als Teil der bilateralen Verträge mit der EU erfüllte sich für die MigrantInnen in der Schweiz eine zentrale Forderung. Die langjährige Praxis der unmensch-lichen kontingentierung der Arbeitskräf-te findet seit der Einführung der Perso-nenfreizügigkeit 2002 schrittweise ein Ende. Die frühere Situation von Arbeits-migrantInnen in der Schweiz war noch schlechter als heute: In der 70er Wirt-schaftskrise wurden mithilfe des Saison-nierstatuts kurzerhand beinahe 250’000 ausländische ArbeiterInnen dank der Nichterneuerung von Aufenthaltsbewil-ligungen des Landes verwiesen, um die Arbeitslosenrate in der Schweiz tief zu halten. Die Bedingungen der sogenann-ten Saisonniers waren zutiefst unsicher und prekär. Obwohl sie schon mehrere Jahre in der Schweiz arbeiteten, war es Ihnen nicht gestattet, ihre Familien hier zu haben und sie mussten die Schweiz ohne Garantie auf ihren Arbeitsplatz je-weils auf Ende eines Jahres verlassen.

kinder, welche sie trotzdem hier hatten, zwang man in die Illegalität, oftmals ohne Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. MigranntInnen waren noch viel stärker als heute gezwungen, schwarz zu ar-beiten. Um etwas gegen diese Missstän-de zu unternehmen und aufgrund des Drucks der ausländischen kollegInnen, änderte sich die Position der Schweizer Gewerkschaften in den Neunzigerjahren zur Einführung der Personenfreizügigkeit mit der EU. Das „Ja“ des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) kam aber mehrheitlich aufgrund der Einführung der flankierenden Massnahmen (siehe kasten), zustande, welche auf dem Prin-zip „gleichwertige Löhne für gleichwer-tige Arbeit“ beruhen.

Unsere Antwort

Die ArbeiterInnenbewegung darf sich nicht von den Argumenten der rechten blenden lassen oder diese sogar über-nehmen, wie es manche rechte Sozialde-mokratInnen tun. Es ist dringend nötig den rassismus, welcher gerade in krisen-situationen an Nährboden gewinnt, im keim zu ersticken. Dafür müssen wir mit den kollegInnen in den Betrieben und in unseren Organisationen die wahren Hin-tergründe und Fakten über Lohndrücke-

rei, hohe Mieten und Sozialmissbrauch permanent diskutieren und ihre Ängste ernstnehmen. Darüber hinaus braucht es gemeinsame Erfahrungen und kämp-fe, aber auch konkrete Verbesserungen.Wenn praktisch jedes zweite kontrollierte Unternehmen die Personenfreizügig-keit für Lohn- und Sozialdumping miss-braucht, braucht es schärfere kontrollen und härtere Sanktionen, wie z.B. Marktzu-trittssperren oder hohe Bussen. Die kon-trollen dürfen wir nicht einfach nur dem Staat oder den Arbeitgebern überlassen, sondern sie müssen vermehrt von einem Netz von GewerkschaftsaktivistInnen und den Gewerkschaften durchgesetzt werden.

Die Einführung eines gesetzlichen Min-destlohns, allgemein höheren Löhnen und günstigen Wohnraums müssen wir ins Zentrum der Debatte über die Per-sonenfreizügigkeit stellen. Es geht nicht darum für Schweizer Löhne für Schweizer ArbeiterInnen zu kämpfen, sondern für gerechte und gleichwertige Löhne für gleichwertige Arbeit!

Daniel FlückigerGewerkschaftssekretär Unia Winterthur

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Aufgerufen wurde der eintägige General-streik von der Gewerkschaft der Staatsan-gestellten (PCS), der LehrerInnen (NUT), der Hochschulbeschäftigten (UCU) und dem LeehrerInnen- und DozentInnenver-band (ATL), um gegen die massiven An-griffe auf die Pensionen zu protestieren. Dies ist ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte der britischen ArbeiterIn-nenbewegung.

Die Financial Times vom 30. Juni kommen-tierte diesen Tag folgendermassen:

„Ein 48-Stunden Generalstreik gegen Spar-massnahmen und Strassenschlachten zwi-schen der Polizei und der Steine schmeis-senden Jugend in Griechenland überrascht wenige. Hingegen mit dem heutigen ein-tägigen Streik von bis zu 750‘000 Lehre-rInnen, Lektoren und Staatsangestellten in Grossbritannien, welcher sich gegen die reformen der Pensionen im öffentlichen Sektor richten, droht der schon lange eingeschlafene kampfgeist der Gewerk-schaften wiederzuerwachen.“

„Diese Auseinandersetzung kreiert eine ernsthafte Herausforderung für David Cameron’s konservativ- liberaldemokra-tische koalitionsregierung. Die Situation ist – bis jetzt – nicht annähernd so schwierig wie die Unzufriedenheit und Militanz der Arbeitskämpfe in den 70ern, was schlus-sendlich zur Thatcher -regierung führte. Nichtsdestotrotz droht dies der grösste Ar-beitskampf dieser Generation zu werden und ihr Ausgang könnte die wirtschaftliche Lage der global fünftgrössten Wirtschafts-macht während Jahren bestimmen.“

Die Englische ArbeiterInnenklasse erhebt sichHunderttausende Lehrer, Zollbeamte, Justizangestellte und weitere MitarbeiterInnen im öffentlichen Dienst haben am 30. Juni in Grossbritannien mit einem landesweiten Streik gegen die Sparpläne der regierung protestiert. Tausen-de staatliche Schulen blieben geschlossen. Auch an Gerichten, Museen und bei der Grenzpolizei traten Angestellte in den Streik. In London, Cardiff, Liverpool und vielen weiteren Städten gab es Grossdemonstrationen.

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Diese Zitate zeigen eindrücklich, dass auch die Bürgerlichen den neuen Wind in Eng-land zu spüren bekommen haben. Dieser neue britische kampfgeist zeigte sich schon in der militanten Jugendbewegung Ende letzten Jahres oder an der 500‘000 köpfigen Massendemonstration der Ge-werkschaften am 26. März dieses Jahres, welche sich auch schon gegen regierung und Sparmassnahmen richteten. Dieser 30. Juni setzt jedoch nochmals neue Massstä-be im britischen klassenkampf, ist es doch der erste national co-ordinierte Streik seit

Jahrzehnten: England befindet sich in ei-ner Phase grundlegender Veränderungen!

Aber diese Veränderung fiel nicht einfach eines Tages vom Himmel. Stattdessen ist es ein Ausdruck einer unterschwelligen, sich jahrelang aufbauender Wut und Fru-stration, welche nun ausbricht und sich auf die Strassen ergiesst: Ein ernst zuneh-mendes Vorzeichen für die noch kommen-den Ereignisse.

regierungspropaganda

Die britische regierung hat von Anfang an versucht diese Bewegung durch eine breite, äusserst manipulative und sorg-fältig vorbereitete Propagandakampagne in allen Massenmedien zu untergraben und schlechtzureden. Premierminister Da-vid Cameron wies die Streiks als nicht ge-rechtfertigt zurück, da die Gewerkschaften nicht das Ende der Verhandlungen über

die Umsetzung der Sparmassnahmen ab-gewartet hätten. Auch Ed Miliband, sprach sich gegen die Arbeitsniederlegungen aus. Diese Verhandlungen haben einzig zum Ziel die aufgebrachten Staatsangestellten mit kleinen Zugeständnissen abzuspeisen, gleichzeitig aber die Pläne, dass die Be-diensteten höhere rentenbeiträge zahlen, dafür aber länger arbeiten sollen, rück-sichtslos durchzusetzen. Und dies nach-dem die Staatsbediensteten bereits unter dem Sparwahn der Bürgerlichen, welcher mehrere tausend ArbeiterInnen den Job

gekostet hat, schwer zu leiden hatten. Um das kämpferische Auftreten der bri-tischen ArbeiterInnen und ihren Gewerk-schaften herunterzuspielen, scheut der Premier auch nicht davor zurück, direkte Lügen zu verbreiten: Dieser Streik sei das Werk heimtückischer Gewerkschaftsführer und die Mehrheit der Gewerkschaftsmit-glieder hätte dies nicht unterstützt. Ein kleines Beispiel zur Berichtigung dieser Falschaussage: Etwa 220‘000 NUT- Mitglie-derInnen wurden wegen der Pensionsre-form befragt. 92% der Befragten sprachen sich für den Streik aus, mit einer tatsäch-lichen Beteiligung von 40% aller Mit-gliederInnen. Und wenn wir gerade von Mehrheitsentscheiden reden: Erinnern wir uns, dass Cameron bei seiner Wahl im Juli 2010 nicht einmal die absolute Mehrheit erreicht hat. Nach seiner oben genannten Logik müsste er den Posten als Premier also sofort abtreten.

Der bei weitem abscheulichste Teil dieser bürgerlichen Hetzkampagne ist der Ver-such, die Staatsangestellten von den Ar-beiterInnen im Privatsektor zu isolieren, indem vor allem die Staatsbeamten als „privilegiert“ dargestellt werden, obwohl die meisten unter Minimallöhnen zu lei-den haben. An einem Massenmeeting am Vorabend des Streiks stand ein Staatsbe-amter auf und protestierte: „Meine Schuhe sind voller Löcher, doch mein Dilemma ist: kaufe ich mir von meinem Lohn neue Schuhe oder Essen für meine kinder?“ Das sind also die privilegierten ArbeiterInnen, deren Pension der selbst 36 Mio. Euro (Schätzung 2007) schwere Cameron um 3 % erhöhen will, nachdem er schon deren Lohn auf zwei Jahre einfrieren liess.

Der gleiche Tenor hört man auch von der rechten Führung der Labour-Partei, die völ-lig an der Stimmung in der ArbeiterInnen-klasse und deren realität vorbeipolitisiert. Labourchef Ed Miliband, ein Vorzeigepro-dukt von Blairs New Labour Schule, konnte gar nicht schnell genug versichern: „Diese Streiks zu einem Zeitpunkt, zu dem die Verhandlungen noch laufen, sind falsch“. Dass die Labourführung, also die offizielle Führung der britischen ArbeiterInnenpar-tei schlechthin, sich mit den Tories und Liberalen ins gleiche Boot setzt und die ArbeiterInnen, welche mutig für ihre rech-te kämpfen, öffentlich denunziert, ist eine Schande und eine Peinlichkeit.

Aber die Arbeiternehmenden in Grossbri-tannien werden weiterkämpfen, trotz der Lügengeschichten und Verwirrungsver-suche der Bürgerlichen. Der einzige Weg diese reaktionäre regierung zu stürzen, ist die Mobilisierung der ganzen Stärke der ArbeiterInnenbewegung. Gerade in die-sem Streik hat man gesehen, welche kraft in der ArbeiterInnenklasse steckt, wenn sich auch die Gewerkschaften als ihre Füh-rung zusammenschliessen und gemein-sam agieren. Die Zeit ist gekommen die ArbeiterInnenschaft in ganz England zu mobilisieren und in einem Generalstreik mit vereinten kräften diese verrottete, reaktionäre regierung hinwegzufegen!

Olivia EschmannJuso Unterland

An der Demonstration in London vom 30. Juni

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Ges cheltArbeitskämpfe in der Schweiz

In einer Periode zunehmender Arbeitskämpfe versuchen wir, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, diese kurz und überblickend zusammenzufassen.

22% mehr Lohn für PilotenInnen

Eher ein Amüsement unter den Arbeitskonflikten ist die Lohnerhöhung der Swiss Airbuspiloten. Am Samstag, dem 2. Juli, einigte sich Airline-Chef Harry Hohmeister mit der Pilotengewerkschaft Aeropers auf die Eckpunkte eines neuen Gesamtarbeitsvertrags. Das Paket kostet die Swiss jährlich bis zu 40 Mio. Fr. mehr. Die Einigung wurde erzielt, nachdem Aeropers auf die zweite Juliwoche, also just zum Ferienbeginn, punktuelle Arbeitsniederlegungen ankündigte. Piloten empfahlen Crewmitgliedern des kabinenpersonals „für die näch-sten zwei Wochen mehr kleidung einzupacken, weil sie vielleicht länger auf den rückflug warten müssten.“Die Swiss lenkte daraufhin schnell ein. Die geplanten Verbesserungen für den neuen GAV belaufen sich wertmässig etwa auf einer Lohnerhöhung von 22 Prozent. Darin enthalten sind zusätzliche Freitage, mehr Ferientage, eine Basissalärerhöhung, sowie eine mehr-prozentige Anhebung der Pensionskassenzahlungen, welche die Swiss bereits zu 100% für die Piloten leistet. Das Paket wird den Ge-samtaufwand der Fluggesellschaft für die 930 Airbus-Piloten von jährlich 180 Mio. Fr. um 30 bis 40 Mio. Fr. erhöhen. Wir gratulieren den Piloten und stellen fest, dass privilegierte Schichten von Angestellten manchmal wirklich am längeren Steuerknüppel sitzen.

Bauaktionswochen

Um die Baumeister zurück an den Ver-handlungstisch zu bringen und für eine Verbesserung des Landesmantel-vertrages im Bauhauptgewerbe weiter Druck aufzubauen, führte die Gewerk-schaft Unia in den letzten zwei Wochen in praktisch allen regionen punktuelle kampf- und Streikaktionen durch.

Im Tessin beteiligten sich nach Anga-ben der Unia bis zu 1800 Bauarbeiter an einem Protesttag. Hunderte von Baustellen standen am Montag, dem 4. Juli 2011, still. Neben dem konflikt um den neuen LMV ging es den Bau-arbeitern aber auch konkret um einen Protest gegen die immer unannehm-bareren Bedingungen auf den Tessiner Baustellen. Immer mehr Bauarbeiter wurden in den vergangenen Monaten gezwungen, unter vertragswidrigen Umständen und zu Dumpinglöhnen zu arbeiten. Dagegen haben sich die Bau-arbeiter mit dieser Aktion gewehrt.

Erfolg bei Maison de Vessy

Erfolgreiches Ende des mehrwöchigen Streiks im Alters- und Pflegeheim „La mai-son de Vessy“ bei Genf: Die Forderungen der streikenden PflegerInnen werden mehrheitlich erfüllt, nachdem sie mehrere Wochen lang hartnäckig gekämpft haben.Die Personalparkplätze sind vorläufig wei-terhin kostenlos. Erst ab 2012, wenn wei-tere 40 bis 60 Parkplätze auf dem Gelände bereitstehen, werden Parkgebühren erho-ben, und zwar in der Höhe von 0,5 Prozent des Lohns. Mit 20 – 30 Franken ist dies ein Bruchteil der von der Heimleitung gefor-derten 86 Franken.

Der Streik hat die Position der Pflegenden eindeutig gestärkt. Sie sind deshalb zuver-sichtlich, weitere konfliktpunkte mithilfe des VPOD lösen zu können, da sie sich bei der Heimleitung mit ihrem vorbildlichen kampf gehörigen respekt verschafft ha-ben. Es ist zu hoffen, dass dieses Bespiel im teilweise sehr prekären Pflegebereich Schule macht!

Streikversuch bei VBZ

Erste Gehversuche in Sachen Arbeits-kampf hat der VPOD Zürich im Fall der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) ge-macht. kernpunkte des konflikts der Tram- und Buschauffeure war eine versteckte Arbeitszeiterhöhung (neue Pausenregelung) und die mehrjährige Blockade der Verhandlungen über ei-nen Gesamtarbeitsvertrag. Auch wenn die Streikaktion vom 20. Mai ziemlich holprig verlief (Organisation, Beteili-gung der VBZ-Angestellten, Wirkung auf Fahrplan) konnten doch Fortschritte erreicht werden.

Seit Ende April, der Streikdrohung und nach dem Streiktag am 20. Mai hat sich einiges bewegt. Die Stadt Zürich will einen kantonalen rahmen-GAV voran treiben und bekennt sich gleichzeitig zur VBZ als eine städtische Dienstab-teilung. Eine Arbeitszeiterhöhung im Fahrdienst konnte verhindert werden, die VBZ wollen ihr Betriebsklima ver-bessern und es soll Wert auf die Verein-barkeit zwischen Beruf und Familien-leben in einem Schichtbetrieb gelegt werden. Die Vollversammlung vom 27. Mai hat dann auch den Abbruch der kampfmassnahmen beschlossen. Das Streikkomitee bleibt aber weiterhin be-stehen.

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Die ArbeiterInnen der Elektrizitätswerke waren in einen unbefristeten Streik ge-treten. Sieben kraftwerke wurden von den Belegschaften besetzt und vom Netz genommen. Die Versammlung vom Syntagma-Platz rief zu Straßen-blockaden, zur Gründung von Betriebs-komitees und zu einem unbefristeten politischen Generalstreik auf. Millionen Griechen gingen auf die Strassen – Alles hat nichts genützt. Trotz massiver Pro-teste setzte die PASOk das Sparpaket durch, 155 Abgeordnete hatten dafür ihre Zustimmung gegeben. Papandreou hatte im Vorfeld massiv Druck auf seine ParlamentarierInnen ausgeübt, ein Mit-glied der PASOk, das sich in der offenen Abstimmung gegen das Sparpaket aus-sprach, wurde umgehend freigestellt.

Das Sparpaket umfasst ins-gesamt 78 Milliarden Euro, davon sollen allein bis Ende 2011 6,4 Milliarden einges-part werden. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, dra-stische kürzungen bei den Löhnen der Staatsangestell-ten, massive Erhöhung des rentenalters, Schliessungen von Schulen und kranken-häusern – Die Annahme des Sparpakets kommt einem faktischen Ausverkauf von Griechenland gleich.

Was in den Augen der „Märkte“ gemacht werden muss, stand bereits seit mehreren Wochen fest: Ein weiteres, noch radikaleres kahl-schlagprogramm als vor einem Jahr für die griechische ArbeiterInnenklasse und Jugend, und die totale Privatisierung jed-weder staatlicher Betriebe. Dies ist was die „Märkte“ verlangen. Dagegen stehen das Leben und der Wille von Millionen

griechischer Arbeiterinnen und Arbeiter, die sich in einen heroischen kampf für ihre Zukunftsperspektiven werfen.

Das rettungspaket

Die Faktenlage ist kompliziert und ein-fach zugleich. Wenn Griechenland nicht innerhalb von drei Wochen frisches Geld bekommt, dann ist der Staat zahlungs-unfähig. Damit würden schlagartig grie-chische Staatsanleihen im Wert von 300 Mrd. € wertlos. Diese Anleihen werden sowohl von griechischen als auch in-ternationalen Banken gehalten, welche dann große Wertverluste hätten. Nicht wenige, insbesondere griechische Ban-ken, würden in die Zahlungsunfähigkeit schlittern. Ebenfalls zahlungsunfähig wäre damit die Europäische Zentralbank

(EZB), die ihrerseits auf einer geheim ge-haltenen Menge an griechischen Staats-papieren sitzt. Einerseits haben Banken diese Anleihen als Absicherung für ihre kreditlinien hinterlegt, andererseits hat die EZB im vergangen Jahr massiv (ge-schätzte 150 Mrd. €) Staatsanleihen in

den PIIGS-Staaten aufgekauft um die „Märkte“ zu stabilisieren. Die EZB wäre bei einer griechischen Staatspleite also ebenfalls pleite, da sie mit ihrem Ei-genkapital von 10 Mrd. € diese Ausfälle nicht begleichen könnte. Eine weitere kraftanstrengung der Euro-Länder wäre also notwendig um die Zentralbank zu retten.

Als ob dieses Szenario allein nicht bereits genug wäre, verschlimmern Finanzde-rivate, wie etwa die CDS (credit default swaps), die Unsicherheit der „Märkte“. Die CDS kann man als von den Staats-anleihen losgelöste Versicherungen der Staatsanleihen sehen. Das Marktvolu-men griechischer CDS ist dreimal so groß wie die Staatanleihen selber. Es gibt also ca. 900 Mrd. € an offenen Wetten bezüg-lich der Entwicklung der griechischen Staatsfinanzen. Diese würden bei einer griechischen Pleite fällig, womit das di-rekt vom griechischen Staat abhängige Gesamtvolumen im Bankensektor 1.200 Mrd. € beträgt.

Um die Sache noch komplexer zu gestal-ten: Außer den betreffenden Banken sel-ber weiß niemand, wer diese CDS hält, wer gewinnen und wer verlieren würde, wenn diese schlagend werden. klar ist aber, dass die Fälligstellungen in dieser Höhe einen finanziellen Tsunami auslö-sen würden. Der Weiterbestand des Euro in der heutigen Form wäre kaum mehr aufrechtzuerhalten und für die interna-tionale Bankenwelt würde so was wie ei-nen multiplen Super-GAU erleben.

Wer sind die Märkte?

„Demokratie“ und „Märkte“. Wenig ist so sehr mythenumrankt wie die angeblich segenbringenden kräfte des Marktes. Sogar in der ArbeiterInnenbewegung

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Das griechische Sparpaket wurde trotz massiver Proteste von der griechischen regierung angenommen. Damit das in-ternationale Finanzkapital seinen kopf aus der selbstgeknoteten Schlinge ziehen kann, wird ein ganzes Volk geopfert.

Griechenland -Alle Macht den Volksversammlungen

Verletzter der Strassenschlachten mit der Polzei.

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und der Linken wurde man vor nicht langer Zeit ausgelacht wenn man den „Markt“ kri-tisierte. Doch jetzt in der krise beginnt ein leises Umden-ken. Wenn man auch bisher ignoriert hat, dass der Markt über eine Milliarde Men-schen in Hunger hält, beginnen sogar jene akademischen Schrei-berlinge - die zwei Jahrzehnte lang den Markt und seine kri-senresistenz, seine Fähigkeit Wohlstand zu schaffen und seine Allgemeingültigkeit unabhängig von Zeit und Ort festschrieben - sich aus dem reich der bürgerlichen Ide-ologie hinunter in die materielle realität zu bewegen.

Der Markt ist eine Ansammlung von monopolisierten Institutionen, die vom privaten Profitinteresse geleitet die menschliche Gesellschaft beherrschen. Demokratie ist nur eine der möglichen Organisationsformen des „Marktes“. Wenn der kapitalismus durch seine, ihm innewohnenden Widersprüche in die kri-se gerät, halten es die kapitalistischen Monopolinstitutionen für angebracht, ihre Interessen direkter und mit offen-sichtlichem Nachdruck durchzusetzen.

Offensichtlich wird dies in den schä-bigen Geheimtreffen der europäischen Finanzminister entschieden. Besonders augenfällig wird dies jedoch im gebets-mühlenartig heruntergeleierten Mantra der „Freiwilligkeit“ der Bankenbeteili-gung an den Staatsanleihen („Wiener Initiative“). Angela Merkel hat diesen Glaubensgrundsatz ausgegeben, und Andreas Schieder, seines Zeichens SPÖ Staatssekretär im Finanzministerium wie-derholt es im ZIB 2 Interview so oft, dass man das Gefühl hatte, dass dieser Mann ein meditatives Tonband eingelegt hat.

Die materielle Grundlage für dieses eigen-artige Verhalten liegt darin, dass die drei Monopolunternehmen im Bereich des Fi-nanzratings (Standard and Poors, Moodys und Fitch), jede politische Verpflichtung an die Banken als „Default“ (Pleite) werten und damit den angelegten Tsunami ausl-lösen würden.

Die Politik kann also nur an die Banken herantreten und sie darum bitten freiwil-lig und gemeinsam etwas zu tun. Würden diese Banken rational und in ihrem Ge-samtinteresse dies tun, könnten die Bür-gerlichen sich Zeit verschaffen, um den jedenfalls auftretenden Schaden langsam und kontrolliert auf die ArbeiterInnenklas-se abzuwälzen. Aufgrund der privaten Ei-gentümerstruktur, in der einzelne Banken sich individuelle Vorteile aus einer Pleite erhoffen können, ist ein solches Vorgehen jedoch nicht gesichert. Der Spiegel schreibt am 20.6.2011 unter dem Titel „Banken diktieren Bedingungen für Griechen-Hilfe“: „Das kalkül der pri-vaten Gläubiger: Wenn sie bei einer Um-schuldung nicht mitmachen, werden

eben am Ende doch die europäischen Steuerzahler mit Milliarden einsprin-gen. Experten sehen deshalb kaum eine Chance, dass Finanzkonzerne einfach auf Milliarden verzichten. `Es gibt im Prin-zip keine freiwillige Umschuldung oder Laufzeitverlängerung`, sagte Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim.“ Zeit ist also ein entscheidender Faktor: Gelingt es ein Einvernehmen der inter-nationalen Bourgeoisie herzustellen? Gelingt es die griechische Jugend und ArbeiterInnenklasse tatsächlich auf die Schlachtbank zu führen?

Die ArbeiterInnen haben es in der Hand!

Die Streikenden in den E-Werken haben es klar gemacht: Ob das Licht leuchtet und die Telefone klingeln, ob die Flug-zeuge fliegen und die Fähren fahren, das entscheidet nur eine kraft – die Arbeite-rInnenklasse. Sie haben mehrere kraft-werke besetzt und werden nur jene mit Strom versorgen, die sie für würdig hal-

Massendemonstration auf dem Syntagma-Platz.

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ten, und andere nicht. So wie ein Streik funktioniert, stellen wir MarxistInnen uns die Organisation der menschlichen Gesellschaft vor - nicht das blinde Pro-fitinteresse organisiert die Gesellschaft, sondern die Wirtschaft wird durch Men-schen bewusst geplant.

Inspiriert durch die Bewegung in Spani-en haben sich in den letzten Wochen ko-mitees in den Stadtvierteln vieler Städte etabliert. Das wichtigste Entscheidungs-gremium der Massenbewegung ist die Volksversammlung am Syntagma-Platz. Die resolution vom 19. Juni, lautet (Aus-züge):

„Die Versammlung am Syntagma-Platz ruft alle Volksversammlungen in den Stadtteilen von Athen dazu auf am Tag der Abstimmung zum Sparpaket [medi-um-term program] das Parlament zu um-zingeln.[…]

Um die Proteste auszuweiten rufen wir alle, Griechen und Migranten, Männer, Frauen und kinder, Arbeiter und Arbeits-lose von allen Platzversammlungen in Athen, von allen Plätzen in Griechenland dazu auf zum Syntagma Platz am Tag der Beschlussfassung zum Sparpaket zu kommen, einen angekündigten 48-stün-digen Streik der Gewerkschaftsverbände GSEE und ADEDY zu unterstützen […]

Für 48 Stunden sollen alle Arbeiter die Arbeit niederlegen, alle zusammen zum Syntagma-Platz!

Wir unterstützen den morgen (20. Juni) beginnenden, sich wiederholenden 48-stündigen Streik von GENOP-PPC (Gewerkschaft der Angestellten der Elektrizitätswerke) und nehmen an den Streikposten teil. Wir erkennen an, dass der Versuch das öffentliche Eigentum auszuverkaufen bei der öffentlichen Stromversorgung beginnt.

Wir rufen alle Parlamentarier dazu auf gegen das Sparpaket zu stimmen. Wenn nicht, geht!

Am Donnerstag, 23. Juni, findet das EU-Gipfeltreffen in Lissabon statt. Wir rufen zu einer Versammlung um 19:00 Uhr vor

den EU-Büros auf und rufen alle Platzbe-setzungen in Europa auf ähnliche Akti-onen zu setzen.Wir sperren die Straßen am Dienstag morgen ab.

Wir rufen zu einem unbefristeten Gene-ralstreik auf.

Für die Errichtung von Streikkomitees in Betrieben, Gewerkschaften und öffent-lichen Unternehmen.

Für neue Gewerkschaftsführungen.

Errichtung einer Aktivismus-Arbeitsgrup-pe. Viele haben in ihren Wortmeldungen die Besetzung von rundfunkstationen, Gemeindeämtern und anderer öffent-licher Gebäude vorgeschlagen. Eine Ar-beitsgruppe um solche Aktionen vorzu-bereiten soll errichtet werden.

Die gewählten Organe müssen sich unter den Willen der Bürger stellen.

Errichtung eines Solidaritätsfonds für die Verhafteten.

Für das Verbot des Einsatzes und der La-gerung von chemischen Waffen [Tränen-gas]. […]“

Alle Macht der Volksversamm-lung vom Syntagma-Platz!

Hätte man das Programm der „Märkte“ einer Volksabstimmung unterzogen, wäre es mit überwältigender Mehrheit gescheitert. Die demokratischen Insti-tutionen repräsentierten den Willen des Volkes nur unzureichend. Sie lagen zwi-schen Hammer und Amboss: Hier die Märkte und ihre Exekutoren (etwa in per-sona Fekter), hier der Wille des Volkes, der sich nur noch auf den Straßen artiku-lieren kann. Gewonnen hat wieder ein-mal die Profitgier.Wir MarxistInnen stehen auf der Seite der griechischen Massenbewegung und gegen „unsere“ Monopole und „unsere“ PolitikerInnen, die das griechische Volk aushungern wollen.

Die Proteste des Volkes sind mit der An-nahme des Paketes nicht zum Stillstand gekommen – im Gegenteil! Vertreter

der PASOk, die entgegen ihrer Ver-sprechungen für die Sparnassnahmen gestimmt hatten, wurden auf offener Strasse attackiert, die Arbeiter der öf-fentlichen Betrieben haben mit einem 24-stündigen Streik reagiert. Der Ban-krott Griechenland ist nicht abgewen-det, sondern wurde bloss aufgeschoben, die europäischen Banken haben jetzt jedoch die Gelegenheit bekommen, das griechische Vermögen noch einmal rich-tig auszuplündern, bevor alles den Bach ab geht. Die Bewegung hat die Machtfrage bereits gestellt: Wessen Demokratie ist dies? Jene der Banken oder jene des Volkes? Doch die sozialdemokratische Pasok und die kommunistische kkE haben die Grie-chen von.Anfang an verraten. Griechen-land braucht eine neue regierung, die regierung der ArbeiterInnenklasse. Die Volksversammlungen stellen bereits den kern einer solchen regierung dar. Was fehlt ist einzig und allein eine Partei, wel-che Ausdruck dieser Bewegung ist. Eine neue regierung müsste sofort folgende drei Dekrete erlassen:

Enteignung allen Privateigentums •an monopolisierten Produktions-mitteln und Banken in Griechenland

Sofortige Aberkennung aller Schul-•den, die von Vorgängerregierungen eingegangen worden sind.

Ein Appell an die europäische Ar-•beiterInnenklasse, ihre nationalen Bourgeoisien und regierungen an der Plünderung Griechenlands zu hindern und Mittel zur Verfügung zu stellen, die die industrielle Entwick-lung des revolutionären Griechen-lands fördern.

Emanuel Tomaselli

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Auf dem kongress waren 80 nationale Gewerkschaftsverbände vertreten. Der EGB repräsentiert somit den größten Teil der organisierten Arbeiterklasse in Europa. Anstatt als eine internatio-nale kampforganisation aufzutreten, gibt der EGB aber das Bild einer Orga-nisation ab, die finanziell von der EU abhängig ist und sich mehr um einen gemütlichen Dialog mit dem kapital und den regierungen bemüht, als um die Verteidigung der rechte und Inte-ressen seiner Mitglieder.Durch die krise wurde jetzt offen-sichtlich, was viele kollegInnen zuvor nur erahnt hatten: Eine Gewerkschaft, welche die rechte der ArbeiterInnen nicht effektiv verteidigt, verliert ihre Daseinsberechtigung. Europa steckt in der tiefsten krise seit dem Beginn des europäischen Einigungsprozesses und die europäischen Gewerkschaften sind nicht imstande, Antworten auf di-ese krise zu finden.

Jahrelang waren die Gewerkschafts-spitzen in vielen Ländern ein Anhäng-sel des “blairistischsten” Flügels der Sozialdemokratie. Sie haben aus dem „sozialen Dialog“ einen Fetisch ge-macht und die Sozialpartnerschafts-logik bis zu einem Punkt vorangetrie-ben, an dem es manchmal schwierig wurde, die Gewerkschaften von den Arbeitgebern zu unterscheiden. Aber diese ungleiche Ehe von Wolf und Lamm konnte nur so lange halten, bis die europäischen Institutionen und die Arbeitgeber angesichts der krise zum Schluss kamen, dass sie den Ar-beiterInnen nichts zu geben hätten und dass die Politik unter dem Zei-chen „Sparpakete für alle“ stehen müs-se. Am deutlichsten wird dies anhand der Sparpakete in Griechenland, aber auch in Spanien, Portugal und Irland.

Diese krise kam für den größten Teil der europäischen Gewerkschaftsfüh-rungen völlig unerwartet. Jene glau-ben sich in den besten Fällen immer noch in die 1960er und 1970er Jahre zu befinden, in denen sie der Arbeite-rInnenklasse soziale reformen anbie-ten konnten. Auf der anderen Seite fühlen sich die europäischen kapita-listen stark und haben eine Großof-fensive gegen die Lohnabhängigen in ganz Europa gestartet. Vor diesem Hintergrund fand der heurige EGB- kongress statt.

Seit mittlerweile fast einem Jahr mobilisiert der EGB immer wieder auf europäischer Ebene gegen die Sparpolitik. Die Aktionstage und De-monstrationen haben aber nicht viel bewirkt, in Wirklichkeit sind sie nicht viel mehr als eine Möglichkeit, Dampf abzulassen. Im September letz-ten Jahres demonstrierten mehr als 100.000 GewerkschafterInnen in Brüs-sel und es fanden in mehreren Län-dern 24-stündige Generalstreiks statt (etwa in Portugal und Spanien). Des Weiteren demonstrierten im Frühjahr 50.000 ArbeitnehmerInnen in Buda-pest. Aber bei keinem Aktionstag gab die EGB-Führung eine weitergehende Perspektive vor. So darf es auch nicht verwundern, dass diese Aktionstage immer kleiner werden. Die Demo am 21. Juni in Luxemburg brachte sehr anschaulich auf den Punkt, wie diese Strategie nirgendwo hinführt. Ledig-lich 12.000 - 15.000 Gewerkschafte-rInnen marschierten dabei durch eine leere Stadt, die Hälfte davon kam aus Belgien, ungefähr 1000 aus Luxem-burg selbst, dazu noch eine ansehn-liche Delegation der französischen CGT. Aus Deutschland waren es viel-leicht gerade einmal 70 (großteils von

der Ver.di). Die niederländischen Ge-werkschaften, die angesichts des kon-flikts um die Anhebung des Pensions-antrittsalters gespalten sind, waren überhaupt nicht vertreten. Den rest stellten kleine Delegationen von aus-gewählten FunktionärInnen aus ande-ren Ländern dar. Mit anderen Worten: Diesen Aktionstag hat kaum ein nati-onaler Gewerkschaftsverband ernst genommen. Und wenn beim nächsten Aktionstag im September der EGB zu einer Demo nach krakau aufruft, wird es wohl kaum besser ausschauen.

Die EGB-Spitze sieht diese Demos nur als Mittel um Stärke zu bewei-sen, um bei ihrer Lobbyarbeit und den Verhandlungen mit der kommis-sion und dem rat der EU mehr in die Waagschale legen zu können. Und nicht einmal dies gelingt ihr wirklich. Anstatt einen klaren kampfplan auf

Wenig neues vom EGB-kongressVom 16.-19. Mai fand in Athen der 12. kongress des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) statt, welchem quasi alle großen Gewerkschaften in Europa angehören. Eine gute kampfstrategie gegen die Folgen der krise bleibt uns der EGB aber weiterhin schuldig, berichtet unser korrespondent.

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nationaler und europäischer Ebene vorzulegen, herrscht im EGB die Mei-nung vor, dass die Mitgliedsverbände auf nationaler Ebene selbst entschei-den sollten, wie sie die Interessen der Lohnabhängigen durchsetzen wollen. Das führt dazu, dass im letzten Jahr währenddem einige Gewerkschaften, wie etwa in Griechenland, Italien und Frankreich zu Generalstreiks oder zu-mindest wie in Großbritannien oder den Niederlanden meist unter dem Druck der eigenen Basis, zu Großde-mos aufriefen, macht der rest wie gehabt mit Verhandlungen und Lob-byarbeit weiter. Das Problem ist, dass die europäischen Institutionen und kapitalisten eine Taktik des „Teile und Herrsche“ bei ihren Angriffen anwen-den und ein Großteil der Spitzen der Gewerkschaftsbewegung darauf he-reinfällt.

Diese Taktik stößt richtigerweise auf die kritik eines wachsenden Sektors von GewerkschaftsaktivistInnen in ganz Europa. Aber es fehlt ein kanal, eine organisierte linke Strömung in den Gewerkschaften, um diese Un-zufriedenheit zu bündeln und da-raus eine Alternative zur Sozialpart-nerschaftslogik der EGB-Führung zu formulieren. Gerade angesichts des

Abwehrkampfes der griechischen Ge-werkschaften wird die Schwäche des EGB mehr als deutlich. Internationa-le Solidaritätsaktionen für die grie-chischen kollegInnen werden nicht einmal in Erwägung gezogen. In den nationalen Parlamenten stimmen die dort vertretenen Gewerkschaftsfunk-tionärInnen allesamt für die Banken-rettungspakete zur Stabilisierung des Euro. In der Abschlusserklärung des kon-gresses sprach sich der EGB zwar „ge-gen die Art von Wirtschaftsregierung aus, die die Europäische Union uns aufzuzwingen versucht.“ Aber in Wirk-lichkeit haben die Gewerkschaften keine Alternative, die sie dem kapi-talistischen Europa entgegenstellen könnten. Es bleibt weiterhin bei va-gen Appellen an ein „soziales Euro-pa“ (ohne wirklich konkret zu sagen, wie dieses ausschauen sollte), einem Wunschkatalog für soziale reformen und dem ruf nach einem „gerechteren Steuersystem“. Selbst für dieses „Alter-nativprogramm“ gibt es aber keinen Plan der Durchsetzung. Der neue Prä-sident, der Spanier Toxo, hat sich auf dem kongress in Athen für das recht auf einen europaweiten Generalstreik ausgesprochen. Wir begrüßen es, wenn solch ein Vorschlag ernsthaft

diskutiert wird. Gleichzeitig haben wir aber gesehen, dass diese Idee umge-hend zu Problemen mit einigen Dele-gationen geführt hat, die diesen Vor-schlag als zu radikal ablehnen.

Der kongress war letztlich eine Abfol-ge von referaten und runden Tischen ohne dass bindende Beschlüsse ge-fasst worden wären. Eine demokra-tische Beteiligung der Basis ist an die-sen kongressen nicht vorgesehen. Der EGB muss aber die neue realität, unter der die Gewerkschaftsbewegung heut-zutage arbeiten muss, widerspiegeln und auf die Höhe der Zeit kommen. Es ist an der Zeit, eine kämpferische Strömung in allen nationalen Gewerk-schaften aufzubauen und diese auf europäischer Ebene zu koordinieren, um so Druck auf die Gewerkschaften ausüben zu können. Es geht darum, die Gewerkschaften in demokratische kampforganisationen zu verwandeln.

EGB Demonstration in Brüssel am 29. September 2010

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„Theater der Unterdrückten“ nach Augusto Boal

Augusto Boal entwickelte in den 1970er in Südamerika das Theater der Unterdrückten als politische Waffe, um gegen die Unterdrückung der Menschen zu kämpfen. Es entstand als Antwort auf die repressionen in Lateinamerika, wo jegliche Organisation der ArbeiterInnen, Bauern und StudentInnen niedergeschlagen wurde. Das Theater der Unter-drückten stellte für Boal eine Auseinandersetzung mit aktuellen und konkreten Situationen dar, ein Werkzeug um das Bewusstsein der Menschen zu verändern.

Brecht und das Epische Theater

Neben konstantin Stanislawski war vor allem Berthold Brecht ein wichtiges Vor-bild für Boal, ging es schliesslich auch Brecht um eine Veränderung der rea-lität durch das Theater, um Lösungen sozialer Probleme und einer Demokra-tisierung der Politik durch Theater zu erreichen.Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich Europa in einem ständigen Prozess der Bewegung und Umwandlung. Welt-kriege, revolutionen und der aufkom-mende Grosskapitalismus wirkten sich auch auf die kunst und Literatur aus. Als Brecht in den 20er Jahren auf der litera-rischen Bildfläche erschien, erkannte er das Potenzial der Dramaturgie als Mit-tel zur Volksbildung. Zu diesem Zweck musste er jedoch die ganze, dem Thea-ter zugrunde liegende Theorie reformie-ren, denn diese war in jenem Verände-rungsprozess ein relikt geblieben.

Lessings weitverbreitetes konzept des bürgerlichen Theaters zielt vor allem auf die Unterhaltung und Belehrung des Publikums ab. Dabei gilt es eine reali-tät aufzubauen, in welcher sich die Be-trachterInnen hinein versetzen und mit den Figuren das Stück durchleben kön-nen. Die Bühne wird so zur Scheinwirk-lichkeit, während die ZuschauerInnen als konsumentInnen die Geschichte passiv aufnehmen, ohne in irgendei-ner Weise mit einbezogen zu werden. Ganz anders hingegen ist die Theorie Brechts, welche auf das Einbinden der ZuschauerInnen abzielt. Ganz bewusst wird die Schaubühne als Scheinwelt entlarft, indem das Publikum durch Ir-ritationen, wie beispielsweise Lied- und Verseinlagen oder kommentierung des Stücks, aus der inszenierten in ihre eige-ne Wirklichkeit zurückgeholt wird. Die-se Art der Dramaturgie will also weder Ausflüchte aus der realität bieten, noch

mit präsentierten Lehren überzeugen, im Gegenteil. Viele von Brechts Stücken enden abrupt und ohne Auflösung der aufgeworfenen Fragen. Stattdessen wird von den ZuschauerInnen verlangt, über des rätsels Lösung nachzudenken.

Theater der Unterdrückten

Hier erkennt man also die Dialektik des Schreibens, welche der Marxist Brecht und auch Boal scharfsinnig erkannt ha-ben und für ihre Zwecke (die Volksbil-dung) zu nutzen verstanden. Weder die AutorInnen, noch der LeserInnen bzw. ZuschauerInnen bestimmen alleine die Entstehung eines Theaterstücks: Hinge-gen ist es diese Wechselwirkung, bzw Dialektik dieser Elemente, welche ein Werk ausmacht und zu einer Bewusst-seinsveränderung derselbigen führt. Auch spielen bei Boal nicht vergangen Ereignisse oder erfundene Märchen eine wichtige rolle, sondern aktuelle Probleme und Fragestellungen. Dies können auch ganz banale Themen sein wie: Die Arbeitspausen des Tramfahrers. Aus diesen Fragestellungen heraus wird im Theater automatisch auch über grös-sere Themengebiete diskutiert, wie den Arbeitskampf. Begonnen wird aber auf der Ebene der unmittelbaren und reali-tätsnahen Erfahrungen.

Theaterformen

Das Theater der Unterdrückten bein-haltet verschiedene Formen und Aus-übungen. Eines davon ist das Unsicht-bare Theater. Hier wird ein Text über ein aktuelles Thema geschrieben, meist ein Gespräch zwischen verschiedenen Ak-teurInnen. Das Theaterstück wird dann irgendwo, zum Beispiel in der Bahn oder in einem Café aufgeführt, sodass die Zu-schauerInnen nicht merken, dass sie Zu-schauerInnen sind und daher eher ein-greifen, beziehungsweise mitspielen. Das Eingreifen der ZuschauerInnen wird

provoziert und die Diskussion gesucht.

Eine Weitere Theaterform ist das Forum-theater, welches auch in der Schweiz immer bekannter wird. Hierbei sind sich die Zuschauer des Zuschauens bewusst. Die SchauspielerInnen spielen Themen an, welche einen Widerspruch, einen konflikt beinhalten. Die Lösung dessen wird dann im Forum besprochen und anschliessend gespielt, wobei auch ZuschauerInnen als SchauspielerInnen einspringen können. Die Diskussion über ein Thema wird im Forumtheater vorgeprobt.

Theater als politische Waffe

Im politischen Alltag sind verschiedene Formen des Theater der Unterdrückten umsetzbar, auch von Laienschauspie-lerInnen. Das Theater, wie es Boal ver-steht, ist ein künstlerischer und kre-ativer Austausch über eine Situation, die uns beschäftigt und gegen die wir ankämpfen wollen. Gerade in einem Wahlkampf können die Wahlkampfthe-men mit kurzen Theaterinputs in das Bewusstsein der Menschen und so in ihr unmittelbares Erlebnisfeld gebracht werden. Was erlebt wird, regt zum Nach-denken und zur Diskussion an. Auch als Propagandamittel kann das Theater ein-gesetzt werden. Begriffe wie Inflation, die sehr komplex und vielen meist jun-gen Leuten realitätsfremd sind, können so praktisch dargestellt und diskutiert werden, im rahmen der eigenen Erfah-rungen. Warum also den kampf gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung nicht einmal auf einer kreativen und un-terhaltsamen Ebene führen? Politik ist alles- Alles ist Politik!

rahel GerberJuso Thurgau

theorie

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In meinem Beruf bin ich eigentlich die Nan-ny für alles. Ich muss Windeln wechseln, Nase putzen, Tränen wegwischen, Spielge-fährtin sein, als grosses Vorbild auftreten und noch vieles mehr. Man sieht, mein Job ist sehr vielfältig. Während den letzten 8 Monaten habe ich im Zwischenjahr in einer HpS in Turbenthal als Praktikantin gear-beitet. kurz zum Begriff Heilpädagogische Schule: Eine HpS ist eine schulische Einrich-tung für lernbehinderte wie auch physisch behinderte kinder. Ein kind, welches als lernbehindert eingestuft ist, hat normaler-weise einen IQ von unter 74 oder kann ge-wisse Sachen nicht gleich schnell aufneh-men, wie die Anderen seines Alters. Unsere Schule führt sechs klassen. Sie sind jedoch nicht wie normal in sechs Jahrgänge gegli-edert, sondern nur in drei Stufen unterteilt. Auch wichtig zu sagen ist, dass jede klas-se nicht mehr als sieben Schüler haben darf und in jeder klasse mindestens ein/e Heilpädagoge/in und ein/e pädagogische

Mitarbeiter/in ist. Manchmal gibt es auch PraktikantInnen in den klassen, wie ich es eben bin. Ich selbst arbeite in der Basisstu-fe, der klasse mit den jüngsten Schülern. Da zu dieser Gruppe nicht nur lernbehin-derte kinder, sondern auch zwei mit einer physischen Behinderungen gehören, greift hier eine Praktikantin, also ich, den beiden Pädagoginnen unter die Arme. In meinem Arbeitsbereich liegt die Betreuung dieser beiden kinder.

Mein Beruf ist immer sehr abwechslungs-reich, da die kinder nie gleich aufgelegt sind. So gestalten sich einige Tage extrem anstrengend und andere total easy. An un-serer Schule sind die pädagogischen Mitar-beiterInnen wie auch die PraktikantInnnen zuständig für die Pausenaufsicht und den Mittagstisch. Der Mittagstisch ist jene Ar-beitszeit, die ich am wenigsten mag. Ich muss ehrlich sagen, dass ich am Mittag oft-mals gerne eine Pause für mich hätte, um

in ruhe zu essen und kurz von den kindern abzuschalten. Aber dies ist schon das ein-zige Manko an meiner Arbeitsstelle. Denn nicht nur dadurch, dass die kleinen kinder einen von Tag zu Tag wieder aufs Neue beeindrucken, auch durch unser super Ar-beitsteam, in dem ich nicht als Praktikantin angeschaut werde, sondern als vollwertige Angestellte, gefällt mir mein Job sehr. Ich werde hier geschätzt, wie mir sowohl meine Arbeitskollegen als auch mein Chef immer wieder von neuem zeigen, indem sie mich nach meiner Meinung fragen und mich mehrfach loben. Die Sache mit der vollwer-tigen Arbeiterin zeigt sich auch in meinem Lohn: Ich bekomme das zwei- bis dreifache von einem üblichen Praktikantenlohn, da unser Chef der Meinung ist, dass Prakti-kanten genauso hart und gut arbeiten wie andere.

Julia SieberVorstand Juso Sektion Thurgau

Über meine Arbeit...

schweiz

kongress der Funke- Strömung SchweizVor knapp drei Wochen fand in Winterthur der alljährliche kongress der marxistischen Funke- Strömung mit ca. 35 TeilnehmerInnen statt: Unser bisher grösste kongress, was natürlich auch dem Wachstum unserer Strömung zu ver-danken ist. Unter den Teilnehmern waren Schweizer Genossen, Jusos, UniaJugend- AktivistInnen und Sympathisan-tInnen. Erfreulicherweise konnten wir auch wieder internationale Gäste begrüssen, wie Francesco Merli als Vertreter der International Marxist Tendency (IMT) und Serena Capodicasa von der italienischen rifondazione Comunista sowie fünf Genossen aus dem Österreichisch

Es war ein politisch sehr intensives Wochen-ende mit Vorträgen über die neusten revo-lutionären Entwicklungen in Europa und der ganzen Welt, immer im kontext der krise des kapitalismus, die mit der Eurokrise ein schnelles Comeback feierte. In diesem rah-men haben wir vor allem auch die Schwei-zer Entwicklungen betrachtet und unser Positions- wie Perspektivenpapier diskutiert (dieses Papier wird Ende Juli veröffentlicht). In diesem Dokument behandeln wir die wirt-schaftliche und politische „Sonderrolle“ der Schweiz, welche sich als relativen Gewinner der globalen krise entpuppte. Im Gegensatz zu Ländern wie Spanien, Irland, Griechen-land etc, welche ihr wirtschaftliches Wachs-tum in den Boomjahren hauptsächlich auf Spekulationsblasen aufbauten, steht die Schweiz als Exporteur hochtechnologisier-ter Produkte und mit der Anlehnung an das ebenfalls durch die krise wenig erschütterte Deutschland als krisengewinnler da. Doch auch das ist nicht in Stein gemeisselt und kann sich mit der Fortsetzung der kri-

se rapide ändern, ist die Schweiz dennoch stark vom Aussenhandel abhängig. Ausser-dem verhält sich die Schweizer Bourgeoisie trotz ihren geringen Staatsschulden genau auch nach dem Prinzip „Gewinne privatisie-ren, Verluste sozialisieren“ als Antwort auf die internationale Wirtschaftskrise. Sparpa-kete und Bonis für die Banken und reichen auf der einen, Sparmassnahmen, Ausdün-nung des Sozialstaates und Verschlechte-rung der Arbeitsbedingungen im grossen Stil auf der anderen Seite gehören auch in unseren Sphären zum alltäglichen Leben. So bleibt aber auch die Antwort der am stärksten Betroffenen, nämlich der Lohnab-hängigen und Jugend, nicht aus. Gerade in einer solchen spannenden Phase des globa-len Niedergangs eines dem Tode geweihten Systems, sind internationale Arbeitskämpfe und das Lernen aus diesen Erfahrungen, entscheidend für das Fortschreiten in rich-tung Sozialismus. So hat denn auch unsere italienische Genossin aus den aktuellen Er-eignissen in Griechenland, Spanien, Portu-

gal und auch Italien berichtet. Auch Genos-se Francesco’s Bericht über die Entwicklung der verschiedenen Marxistischen Sektionen in aller Welt zeigten uns, dass wir in eine äus-serst interessante Periode von revolutionen und konterrevolutionen eingetreten sind. Arbeitskämpfe und Massenaktionen ste-hen wieder auf der Tagesordnung und wir müssen mit allen kräften versuchen diese Bewegungen zu unterstützen, national wie international. Unter diesem Motto fand auch die alljähr-liche Spendensammlung statt, um die inter-nationalen Proteste zusätzlich und gezielt unterstützen zu können. So war also der kongress auf der ganzen Linie ein grosser Erfolg, nicht nur für den Schweizerischen Funke, sondern auch für unsere Internatio-nale Marxistische Strömung. Lang lebe der Sozialismus!

Olivia EschmannJuso Unterland

Page 20: der Funke - Ausgabe Nr. 16

Ich bestelle:o ein Funke-Abo (15 Franken für 5 Ausgaben)o Theoriereihe “Aufstand der Vernunft” Band _____ (16 Franken + Porto)o Broschüre Nr. 1 “Wie gewinnen wir einen Streik?” (2 Franken + Porto)o Neuerscheinung: Denkzettel – Politische Erfahrungen im Zeitalter der perma-nenten revolution (32 Franken inkl. Porto)o Aufstand der Vernunft 9: Arabische revolution (9 inkl. Porto)

Ich will:o eine Liste eurer Materialieno Infos über eure Veranstaltungen und Aktivitäteno aktiv werden

Name:Strasse:PLZ & Ort:Telefonnr.:E-Mail:

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FunkederPostfach 16968401 Winterthur

Die I nternat ionale Mar xist ische Strömung ( IMT ) hat über w w w.mar xist .com und die arabischsprachige Website w w w.mar x y.com von Beginn an die revolut ionären Bewe -gungen in der arabischen Welt mit Analysen, Ber ichten und konk reter Sol idar i tätsarbeit ver folgt und unterstützt . Dieses Manifest i s t das Ergebnis e ines breit geführ ten in-ternat ionalen Diskuss ionsprozesses und r ichtet s ich an a l le, d ie e inen Ausweg aus der k apita l ist ischen Sackgas-se suchen, spezie l l an die revolut ionär I nnen in der ara-bischen Welt .

Die revolut ionen in Tunesien und Ägypten lösten in der gesamten arabischen Welt von Nordafr ik a bis in die Golf -region e inen Flächenbrand aus. I n e inem Land nach dem anderen fordern die Unterdrückten und Ausgebeuteten die herrschenden El i ten heraus und ver langen Demok ra-t ie sowie Ant wor ten auf Armut, Arbeits los igkeit und die generel le Perspekt iv los igkeit . M it gutem Grund sprechen wir daher von der Arabischen revolut ion.

Tunesien und Ägypten l iefern Lehrbeispie le für das Mo -del l e iner „revolut ion in Permanenz“. Das vor l iegende Manifest der I nternat ionalen Mar xist ischen Strömung versucht anhand der ersten Etappen dieser revolut ion die mar xist ische revolut ions- und Staatstheor ie auf ihre Gült igkeit zu überprüfen. Es unter z ieht die unterschied-l ichen k lassenk räf te e iner mater ia l ist ischen Analyse und unterstre icht dabei d ie zentra le rol le der Arbeiter I nnen-k lasse in diesen revolut ionen.

Frei nach Mar x sehen wir unsere Aufgabe aber nicht nur in der I nterpretat ion dieser h istor ischen Ereignisse son-dern auch in der radik alen Umwälzung der Verhältnisse. Dieses Manifest r ichtet s ich bewusst an die for tgeschr i t -tensten Tei le der revolut ionären Bewegung in der ara-bischen Welt und legt in Grundzügen das Programm und die Methoden dar, mit denen Mar xist I nnen für den S ieg dieser revolut ionen k ämpfen.

Die Arabische revolution – Manifest der Internationalen Marxistischen Strömung (AdV 9)

Die Arabische revolutionManifest der Internationalen Marxistischen StrömungThawra hatta‘l nasr! – revolution bis zum Sieg!Preis 9 Fr. inkl. Portozu bestellen bei [email protected]