Der Goaner

40
Nr. 10 Oktober/November 2009 // 50 Cent // www.dergoaner.de DER GOANER interessant. amüsant. provokant. Ewiges Leben Wird nach Mais bald auch der Mensch genverändert? SEITE 32 Nach der Wahl Was uns mit Schwarz-Gelb erwartet SEITE 24 Hausordnung Einige Lehrer fordern: „Keine Handys mehr am GOA“ SEITE 18

description

Der goaner

Transcript of Der Goaner

Page 1: Der Goaner

Nr. 10 Oktober/November 2009 // 50 Cent // www.dergoaner.de

DER GOANERinteressant. amüsant. provokant.

Ewiges LebenWird nach Mais bald auch der Mensch genverändert? SEITE 32

Nach der WahlWas uns mit Schwarz-Gelb erwartet SEITE 24

HausordnungEinige Lehrer fordern: „Keine Handys mehr am GOA“ SEITE 18

Page 2: Der Goaner

ANZEIGE

Page 3: Der Goaner

DER GOANER 3

Editorial ERSTE

EditorialLiebe Leserinnen, liebe Leser!

vor genau einem Jahr war sie plötzlich da, die Schülerzeitung, die niemand kannte und von der niemand genau wusste, woher sie kam. DER GOANER nannte sie sich, sah ziemlich spießig aus und warb mit

Themen wie „Entdecke den Penner in dir“ oder der Enthüllung, wie eine Angelzeitung wirklich entsteht. „Kri-tisch und kompetent“ wären sie außerdem, die Macher und ihre Zeitung, stand ganz bescheiden auf dem Titel.Zehn Ausgaben und 356 Seiten später, feiert DER GOANER heute seinen ersten Geburtstag. Was haben wir erreicht?In erster Linie ist unsere Schule ein ganzes Stück demokratischer geworden; keine Entscheidung wird mehr eben mal so ohne das Wissen der Schüler gefällt. Des Weiteren überlegen sich viele Lehrer heute zwei Mal, wie sie sich gegenüber uns Schülern äußern, immer die Angst im Nacken, bei den Lehrersprüchen peinlich zitiert zu werden. Zum dritten haben wir für ein – hoffentlich – besseres Verständnis der regionalen, nationalen und internationa-len Geschehnisse gesorgt: Wir haben mit Christa Goetsch über die Schulreform gesprochen, ausführlich über die Bundestagswahl berichtet und US-Präsident Obama von seiner ersten Amtsminute an begleitet.Und auch für diese Ausgabe haben wir wieder alles gegeben: Wir informieren euch ausführlich über die anste-hende Inspektion des GOA, berichten, was CDU, CSU und FDP nach dem Wahlsieg für Deutschland planen und decken auf, was es mit dem geplanten Verbot am GOA von Handys, iPods und Co. auf sich hat – samt Vorschlägen, wie es zu verhindern ist.

V

Ruben Karschnick Chefredakteur

Euer,

Brian Thomas und Ruben Karschnick in der Wall Street bei der Hintergrundrecherche

Page 4: Der Goaner

DER GOANER4

InhaltERSTE

WAS IST DRIN?Hier IN DER SCHULE

Durchbruch dank Köpfchen?Bilanz der Schulsprecherwahl 10

Ziele von goAheadEine Übersicht 17

TITELTHEMASie kommen!Das GOA wird inspiziert 12

Im Namen des VolkersLehrerkolumne 12

Methode des MonatsEntspannung 15

Und – wie war’s? Auslandsreport 16

Wir müssen leider draußen bleiben!Handyverbot am GOA? 18

Kleines Geheimnis – große Gefahr?Asbestverdacht an Hamburger Schulen 19

Ich hab da mal ´ne Frage...Herr Richter 20

Besseres Essen – ja! Aber ohne uns!Ein Kommentar zum Schulessen 20

Zurück in die Zukunft?Initiative gegen die Schulreform 21

Die JahreszeitenModetöne 20

Das ErsteEditorial Der GOANER hat Geburtstag 3

Was ist drin?Inhaltsverzeichnis 4

Ohne WorteDas etwas andere Interview 6

GOA News 2.0Nachrichten aus der Schule 8

Schulinspektion

Asbest-Gefahr

Seite 12

Seite 19

Page 5: Der Goaner

DER GOANER 5

Inhalt ERSTE

WAS IST DRIN?Dort IN DER WELT

Faule BananeWas kommt mit Schwarz-Gelb? 24

MEINUNG Reifeprüfung auf der Regierungsbank 26

Knapp daneben ist auch vorbei 27

Endlich Geschenke!Kolumne 28

Deutsch – kann man das lernen?Eine Chinesin berichtet 29

Was ist eigentlich … das Lachsargument? 29

AmtsbonusNobelpreis für Obama 30

Ho, ho, ho!Kolumne 31

Gen-Mais und ewiges LebenForscher schlüsseln die DNA auf 32

Die Aufbauerin OstCharakterkopf: Regine Hildebrandt 33

Ein Wort zum SportDie Stars von übermorgen 34

Arbeitsloser findet GoldschatzSensationsfund in England 34

Das LetzteGewusst wie....Praktische Tipps für den Alltag 35

Schon gesehen?Unsere Filmtipps 35

Auf eine Salzstange mit Volker StockstromÜber die Schulreform 37

Lehrerzitate Worte des Monates, die (nie) gesagt wurden 38

Bundestagswahl 2009

Ewiges Leben und Genmais

ab Seite 24

Seite 30

Page 6: Der Goaner

DER GOANER6

Ohne WorteERSTE

Immer gelassen, immer freundlich, immer für einen guten Witz zu haben. So kennen wir Frank Waidner. Kein Wunder also, dass er bei der GOANER-Umfrage 2009 zum beliebtesten Lehrer am GOA gewählt wurde. Diejenigen unter uns, die ihn in den Fächern Mathe oder Sport als Lehrer haben, sind begeistert von seiner lässigen Art, bei der sie jede noch so komplizierte Matheformel einigermaßen verstehen. Aber nicht nur im Erklären ist Frank Waidner gut. Er genießt außerdem den Ruf, eine, wenn nicht die Sportskanone im Lehrerkollegium zu sein. Er spielt Volleyball, Tennis und läuft gern und viel. Deshalb wollte er zunächst auch Sport auf Diplom studieren. Das erschien ihm aber auf Dauer zu langweilig und so entschied er sich für Sport auf Lehramt. Sein zweites Fach ist Mathematik, einer seiner ehemaligen Leistungskurse. Kurios: ausgerechnet ein Lehrer, der im beliebtesten und unbeliebtesten Fach der Schülerschaft unterrichtet, wird von so vielen Schülern gemocht. Dass so viele ihn kennen, hängt aber vor allem damit zusammen, dass er der anerkannte

PC-Schrauber unserer Schule ist. Wo und wann auch immer es Probleme im Computerraum gibt – Herr Waidner ist zur Stelle. Dabei stellt sich allerdings die Frage, warum sich ausgerechnet ein Lehrer, der sich so für neue Medien am GOA einsetzt, gegen Handys an unserer Schule stellt. Bevor Herr Waidner seinen Beruf als Lehrer antrat, verbrachte er vier Jahre in der freien Wirt-schaft – als Unternehmensberater. Aber was bringt ein Beruf, wenn man von seinen Kindern kaum etwas mitbekommt? 2000 kam seine Tochter zur Welt und ein Jahr später heiratete er. Im gleichen Jahr kam er als Lehrer zur Schule. Nun hat er einen Beruf, der weitaus familienfreund-licher ist. Außerdem liebt er an seinem Job den Umgang mit Menschen, besonders Jugendlichen, und mag und die ständig wechselnden Situationen und Charaktere. Er selbst würde gerne mal wieder ein schönes Buch lesen, kommt aber kaum dazu, weil die Kin-der ihn „ganz schön auf Trab halten“. Wir wünschen trotzdem alles Gute!

Ohne Worte

Name: Frank Peter Waidner

Fächer: Mathematik und Sport

Geboren: 23. Januar 1966

Ausbildung: Universität Hamburg

Status: Sport-Schrauber

1. Laut GOANER-Umfrage sind Sie der beliebteste Lehrer des GOA. Fühlen Sie sich geehrt?

4. Wie groß ist Ihr Herz für Schüler? 5. Wie sieht‘s aus, wenn bei Ihnen mal der Geduldsfaden reißt?

VON RUBEN KARSCHNICK (MITARBEIT: PARICHEHR SHAMSRIZI)

Page 7: Der Goaner

DER GOANER 7

Ohne Worte ERSTE

PC-Schrauber unserer Schule ist. Wo und wann auch immer es Probleme im Computerraum gibt – Herr Waidner ist zur Stelle. Dabei stellt sich allerdings die Frage, warum sich ausgerechnet ein Lehrer, der sich so für neue Medien am GOA einsetzt, gegen Handys an unserer Schule stellt. Bevor Herr Waidner seinen Beruf als Lehrer antrat, verbrachte er vier Jahre in der freien Wirt-schaft – als Unternehmensberater. Aber was bringt ein Beruf, wenn man von seinen Kindern kaum etwas mitbekommt? 2000 kam seine Tochter zur Welt und ein Jahr später heiratete er. Im gleichen Jahr kam er als Lehrer zur Schule. Nun hat er einen Beruf, der weitaus familienfreund-licher ist. Außerdem liebt er an seinem Job den Umgang mit Menschen, besonders Jugendlichen, und mag und die ständig wechselnden Situationen und Charaktere. Er selbst würde gerne mal wieder ein schönes Buch lesen, kommt aber kaum dazu, weil die Kin-der ihn „ganz schön auf Trab halten“. Wir wünschen trotzdem alles Gute!

Ohne Worte

2. PC-Schrauber oder Latino-Sänger? 3. Genug neue Medien am GOA?

6. Ihr größtes Hobby? 7. Sie engagieren sich für das Handyverbot am GOA. Warum?

Page 8: Der Goaner

DER GOANER8

MeldungenERSTE

goa_news 2.0

BeflaggungSicher ist euch schon aufgefallen, dass vor einiger Zeit die Flaggen an den Schulmasten gehisst wurden. Grund war der Weltschifffahrtstag. Bei diesem besagten Tag geht es

um die Sicher-heit auf der See und um den Um-weltschutz. Er wurde von der Internationalen Schifffahrtsorga-

nisation IMO (International Maritime Organisation), eine Sonderorganisation der UNO, ausgerufen. Herr Dagarslan sagt zur Beflaggung: „Wenn es einen guten Grund gibt, habe ich nichts dagegen“.

SchulsprecherwahlWahrscheinlich erinnern sich noch alle: Am 1. Oktober wurden die neuen Schulsprecher unserer Schule gewählt. Es gewann deutlich das Team „GoAhead“, bestehend aus Flem-ming und Jette Kruse, Paul Held, Rossan und Sascha Tavas-soli, Brian Thomas und Luca von Würzen. Es gab aber auch diesmal ungültige Stimmen, 24 an der Zahl, die absichtlich vergeudet wurden. Woran liegt das? An der Unfähigkeit der kandidierenden Schulsprecher-Teams? Wohl eher nicht. Eher werden die Betroffenen ihre helle Freude daran haben, später sagen zu können: „Meine Stimme war eine der 24 un-gültigen!“ Was für ein großer Auftritt.Am Ende hätten diese Stimmen zwar nicht den Wahlaus-gang verändert, aber es würde von mehr Interesse zeugen, wenn es mal keine ungültigen Stimmen gäbe.

Nachhilfe am GOADie neuen Schulsprecher führen wieder ein Nachhilfesystem ein. Alle Schüler, die Nachhilfe geben möchten, konnten auf einem Organisationstreffen auf sich aufmerksam machen. Sollte jemand nicht dabei gewesen sein, kann er sich am be-sten direkt an die Schulsprecher wenden. Diese führen eine Liste aller Schüler, die Nachhilfe anbieten wollen. Sie hängt in der Schule aus und kann online eingesehen werden. Neben

dieser Möglichkeit der „privaten Kontaktaufnahme“ besteht die Option, sich auf der Webseite von goAhead in ein Formu-lar einzutragen und dann anonym vermittelt zu werden. Au-ßerdem sollen bei entsprechender Nachfrage Nachhilfekurse mit mehreren Schülern organisiert werden. Genug Nachhilfe-geber haben sich schon gemeldet. Jetzt muss abgewartet wer-den, ob das Angebot angenommen wird.

VON BENEDIKT JEUTNER

LIFTED

Der 5-minütige Animationsfilm „Lifted“ von Pixar handelt von einem Alien, der lernt, wie man ein Raumschiff bedient. Klingt banal, ist aber lustig und wurde sogar für einen Oscar nominiert!

YouTube-Tipps

WESTERWELLE LÄSST REPORTER ABBLITZEN

Auf dieser Pressekonferenz kann sich FDP-Frontmann Guido Westerwelle nicht mehr zurückhalten und stößt einem ausländischen Reporter vor den Kopf, nur weil der Englisch mit ihm sprechen wollte. Schön, dass dieser Mann nun Außenminister ist.

BMW: JUMP FOR JOY

Um die Konkurrenz schlecht dastehen zu lassen, denken sich die Macher von Werbung immer wieder interessante, skurrile oder lu-stige Dinge aus. Dieser Clip von BMW ist da ein ganz besonderer Hingucker.

VON JANNIS HAENDKE

Ursula Mersiowsky während eines Vortrags: „Ich will ja nicht so viel meckern, aber…“

Page 9: Der Goaner

DER GOANER 9

in der Schule HIER

Hierin der Schule

„Ohne Wilke wär‘ hier gar nichts los, denn Frau Wilke, die ist grandios!“

- Schüler während einer Tut-Fahrt im Stile von „Ohne Holland fahr‘n wir zur WM“

„Die Schulleitung ist hoffnungslos überaltet und langsam.“

- Schüler zur Internet-Situation des GOA

„Die Feuerschutzanlage wird um 13 Uhr wieder scharf gestellt.“

- Volker Stockstrom, der um 13.08 Uhr leicht verspätet den Alarm zu Testzwecken betätigte.

„Niemand hat die Absicht, ein Handyverbot zu errichten.“

- Offizieller des GOA

Page 10: Der Goaner

DER GOANER10

SchulsprecherwahlHIER

ENN AM 2. OKTOBER manch ein Goaner eines der Schulklos mit glasigen Augen und fassungslosem

Blick verlassen hat, dann gab es einen trif-tigen Grund dafür. Sie weinten nicht we-gen des bestialischen Gestanks oder den gefühlsverletzenden Schmierereien an den Kachelwänden; nein, es waren Trä-nen der Rührung, die dort die Wangen hinunter kullerten. Hinter d e n verdreckten Türen hatten sie etwas Rätselhaftes g e s e h e n , etwas

Un- wirk-l iches,

das sich erst beim Herantreten zweifelsfrei erkennen ließ: Da standen Flüssigseifen. Jahre waren ins Land gegangen und unzäh-lige Versprechen hatte es gebraucht, bis an diesem Morgen endlich das eintrat, worauf wohl kaum ein Schüler noch zu hoffen

gewagt hatte. Jemand hatte die trockene Pulverseife aus den immer leeren Spendern nutzlos und vergessen gemacht. Gerade die älteren Schüler werden sich gefreut haben, diesen Tag am Abend ihrer Schulzeit doch noch miterleben zu dürfen. Sie verließen die Klos mit einem ungläubigen Lächeln und duftenden Händen.Die guten Geister indes hatten wenig von der Freude, die sie der Schülerschar in den ersten Oktoberstunden bereitet hatten. Ab-sichtsvoll hatten die Mitglieder des Schul-sprecherkandidatenteams Gut Ohne Aber

die Seifen nur einen Tag zuvor in großer Menge angeschafft, um sich einen entschei-denden Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu sichern; vergeblich. Die erste Amtshand-lung noch vor der eigentlichen Wahl durch-zuführen reichte nicht aus, der plastische Beweis der eigenen Handlungsfähigkeit wurde von den Wählern als nicht ausrei-chend eingestuft. Am Ende musste sich Gut Ohne Aber dem konkurrierenden Team mit dem Namen GoAhead in einiger Deutlich- keit geschlagen

geben: Fast doppelt so viele Stimmen konn-te die Gruppe, die während

des Wahl-kampfs mit

„Fortschritt mit Köpfchen“ geworben hatte, auf sich vereinen. Ein Ergebnis, das – in Anbetracht des Wahlkampfverlaufs und der Präsentati-onen der Teams am Tag der Abstimmung selbst – durchaus überrascht. Zwar sind deutliche Resultate bei Schulsprecher-wahlen keine Seltenheit; im letzten Jahr, als sogar drei Teams für das Schulsprecheramt kandidiert hatten, war das Abstimmungser-gebnis nicht minder eindeutig. Dieses Jahr allerdings hatte es im Gegensatz zum letz-ten einen deutlich ruhiger geführten Wahl-kampf und weitaus weniger inhaltliche Differenzen zwischen den Teams gegeben. Wer nur auf die Wahlplakate schaute, mit denen wie immer im Vorfeld fast jeder freie Quadratzentimeter Wand bedeckt worden war, musste schon allein deswegen mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen rechnen, weil sich erst nach intensiverer Betrachtung überhaupt entscheiden ließ, welches der Teams hier eigentlich warb. Selten haben zwei rivalisierende Gruppen unabhängig voneinander so ähnliche Plakate designt. Verwechslungsgefahr nicht ausgeschlossen.Doch nicht nur, dass beide die Werbetrom-mel in derselben Tonlage rührten; nicht nur, dass beide eine fast identische Alters-struktur besaßen, nämlich eine Handvoll Oberstufenschüler als initiativer Kern und

ein paar wenige Mittel- und Unterstufler als strategische Ergänzung. Auch thema-tisch standen sich am 1. Oktober Brüder im Geiste auf der Bühne der Aula gegenüber: „Die AIDS-Woche war eine tolle Sache

und sollte wiederholt werden.“ Dazu gab es von beiden Seiten ein klares Ja. „Das Schu-lessen ist schlecht und muss besser werden.“ Diesen oder ein ähnlichen Satz ließen bei-de Gruppen verlautbaren. „Weltmeister-schaftsspiele können in der Aula verfolgt werden.“ Als ob es da Grund zum Einspruch gäbe. „Sporturniere mit anderen Schulen sind gesund und spannend.“ Da waren na-türlich beide mit dabei. „Die Blutspende und weitere soziale Aktionen sollen auch dieses Jahr wieder durchgeführt werden.“ Wer nein sagt, verliert. Ein wirklicher Schlagabtausch kann auf di-ese Weise selbstredend nicht zustande kom-men. Und so fiel es den Beobachtern nicht immer leicht, sich zu erinnern, welcher von den zwei Bewerbern eigentlich gerade um die eigene Stimme bittet. Dass das Ergebnis schließlich mehr als nur eine Tendenz in einer der beiden Richtungen offenbart, ist folglich weniger mit den Programmpunk-ten als vielmehr mit den Präsentationen der Teams zu erklären. Was diese betraf, so waren bei den Kandidaten allerdings ganz verschiedene Konzepte zu erkennen: Während sich GoAhead mit einer nüch-ternen Vorstellung ihrer Programmpunkte ein seriöses und zuverlässiges Image verlei-hen wollte, setzten die Mitglieder von Gut Ohne Aber auf hektische Lichter und laute

Durchbruch dank Köpfchen?

SELTEN HABEN ZWEI RIVALISIERENDE GRUPPEN UNABHÄNGIG VONEINANDER SO ÄHNLICHE PLAKATE DESIGNT. VERWECHSLUNGSGEFAHR NICHT AUSGESCHLOSSEN.

W

Mit klarem Abstand hat sich GoAhead bei der diesjährigen Schulsprecherwahl durchgesetzt. Die inhalt-lichen Unterschiede zur Konkurrenz waren dabei weniger ausschlaggebend als das Image des Teams. Dabei hat bisher allein die Konkurrenz auf Worte Taten folgen lassen.

WÄHREND SICH GOAHEAD MIT EINER NÜCHTERNEN VORSTELLUNG IHRER PROGRAMMPUNKTE EIN SERIÖSES UND ZUVERLÄSSIGES IMAGE VERLEIHEN WOLLTE, SETZTEN DIE MITGLIEDER VON GUT OHNE ABER AUF HEKTISCHE LICHTER UND LAUTE MUSIK.

VON JAKOB HINZE

Page 11: Der Goaner

DER GOANER 11

Ziele der Schulsprecher HIER

SCHULISCHES

• Es muss leichter werden, eigene AGs zu gründen!

• Nachhilfe muss besser vermittelt wer-den. Es reicht nicht, irgendwelche Li-sten auszuhängen!

• Die Suche nach einem Praktikums-platz kann deutlich erleichtert wer-den! Wir wollen eine Datenbank ein-führen, in der jeder kurz sein letztes Praktikum beschreibt. So können an-dere in Zukunft schlauer sein.

• Die Schüler müssen ihre Rechte nut-zen. Wir kümmern uns um eine stän-dige Vertretung in allen wichtigen Gremien - auch außerhalb der Schule

• Ein ständiger Austausch mit euch ist das A und O: Deshalb nutzen wir un-ser Recht, zwei Mal im Halbjahr eine Vollversammlung aller Schüler ein-zuberufen. Damit ihr wisst was los ist und wir wissen was ihr wollt!

• Kein schnöder Schülerausweis mehr! Her mit einem Schülerpass aus Plastik und mit Foto

• Damit die Kommunikation stimmt: häufigere Schülerratssitzungen

• Damit Probleme von allen gelöst wer-den können: Konzeptgruppen

• 1-Euro-HotSpot-für-alle: Wenn jeder Schüler einen Euro zahlt, bekommen wir einen GOA-weiten Internetzu-gang - kabellos!

• Wettbewerbe müssen mehr bekannt gemacht werden!

• Das Schulessen ist eine Katastrophe. Leute aus unserem Team haben lange für besseres Essen gekämpft - dieses Jahr wollen wir es zuendebringen!

SOZIALES

• Wir ham‘s doch, oder? Jeder über 18 sollte Blut spenden können!

• Für Schulprojekte und für die Ärmsten der Welt: Sponsored Walk

• Denn Vergessen bringt um: AIDS-Woche

• Wir wollen euch an die Wäsche: Kla-motten sammeln für den guten Zweck

SPASS

• Schulkino: Regelmäßig in der Aula (auch unter 12 Jahren)

• Denn Gemeinschaft macht Spaß - Schulfest

• Atmosphäre! • Nichts verpassen: WM-Übertragung

in der Aula• Nicht nur ankündigen. Machen!

Motto-Tage mit Preisen für die besten Kostüme!

• Wir bringen euch den Beat ans GOA: Unterstufenpartys. Schon jetzt reden wir mit den Lehrern über mögliche Termine

SPORT

• Alle Jahre wieder: Sportturniere• Schulübergreifende Wettbewerbe und

Tuniere• Die GOA-Trikots müssen wieder aus

der Kiste geholt werden!• Damit es kein Gerangel mehr gibt,

wollen wir einen Ballverleih in den Pausen. So kann jeder seine Pause auch nutzen!

Ziele von goAheadZUSAMMENGESTELLT VON BRIAN THOMAS

Musik. Basisnähe und Kameradschaftlich-keit sollten vordergründig vermittelt wer-den. Dass sie dabei eine Spur zu weit gingen, ist nicht allein entscheidend für die klare Niederlage. Auch war es die Klotzen-statt-Kleckern-Einstellung, die Gut ohne Aber

am Ende Stimmen kostete. Prinzipiell ist die Auffassung, größeren Themen mehr Beachtung schenken zu müs-sen als kleineren, ohne Aber gut. Je-doch gelang es dem

Team nicht, diese Idee wählerfreundlich zu vermitteln: „Der kleine Mist interessiert uns nicht“, schien eher die Botschaft zu sein, als dass man Prioritäten mit Augen-maß setzen wolle.

Jetzt gilt es – wieder einmal – für ein neues Schulsprecherteam, die Arbeit aufzuneh-men. Es wird interessant sein, zu beobach-ten, ob das Engagement der Gewählten ein ganzes Jahr lang vorhält oder nicht zum ersten Mal den Schulsprechern bereits in der Mitte des Jahres die Luft ausgeht. Die Programmpunkte jedenfalls stehen fest, und sie verpflichten. An ihnen wird sich in neun Monaten der Erfolg von GoAhead beziffern lassen. Ein ganz großer Brocken ist dabei schon runter von der Agenda: Für Flüssigseife werden sie nicht mehr sorgen müssen.

Flemming (SI) Sascha (SIII) Brian (SIII) Paul (SI) Rossán (SI) Luca (9.) Jette (6.)

Page 12: Der Goaner

DER GOANER12

SchulinspektionHIER

AS GOA WIRD INSPIZIERT! Zwölf Wochen lang stehen wir im Blickpunkt der mysteri-ösen Aufpasser, die sich hinter

dem Namen „Schulinspektion“ verbergen. Während einige Lehrer den Ausgang fürch-ten, sehnen sich viele Schüler herbei, dass das GOA endlich auf den Prüfstand gestellt wird. Doch was genau ist diese sagenumwo-bene „Inspektion“? Die Hamburger Schulinspektion hat vor drei Jahren ihre Arbeit aufgenommen. Sie bezeichnet sich selbst als „Baustein der Hamburger Bildungswende“ und gibt an,

„gute Schulen bilden“ zu wollen. Im Klar-text: Es soll überprüft werden, wie die Hamburger Schulen auf die weitreichenden Bildungsreformen der letzten Jahre reagie-ren – strukturell und in der Gestaltung des Unterrichts. Dabei ist die Inspektion als Instrument des so genannten „Institut für Bildungsmonitoring“ offiziell unabhängig von der Schulbehörde. Aber was sind eigentlich die Maßstäbe der

„guten Schule“, für die die Inspektoren kämpfen? Die Grundlage bildet das soge-nannte „Vierstufenmodell“, das die Un-terrichtsqualität als die Summe von vier aufeinander aufbauenden Stufen sieht (si-ehe Grafik). Allerdings sollte es selbstver-ständlich sein, dass „pädagogische Struk-turen“ herrschen und die Schüler motiviert werden. Daher dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, wie die Schulinspektion sich selbst sieht – als Baustein der „Ham-burger Bildungswende“. Das Bild von Schule, das in der Politik entstanden ist, sei fragwürdig, meint Herr Stockstrom. „In

der allgemeinen Strömung zu kooperativen Unterrichtsformen sind herkömmliche Methoden wie der Frontalunterricht ohne Beachtung von Persönlichkeit und Unter-richtsstil des Lehrers gleichbedeutend mit schlechtem Unterricht“, sagt er.Was haben wir eigentlich verbrochen, dass ausgerechnet das GOA inspiziert wird? Gar nichts: Jedes Jahr wird eine bestimmte An-zahl an Schulen zur Inspektion ausgelost,

so dass immer eine repräsentative Auswahl dran kommt und innerhalb von vier Jahren alle rund 400 staatlichen Schulen Ham-burgs der Kontrolle unterzogen werden. Für Schulen besteht auch die Möglichkeit, sich freiwillig zur Inspektion anzumelden, was das GOA allerdings nicht tat.

WAS BISHER GESCHAHIn den Wochen kurz nach der Auswahl, die wir bereits hinter uns haben, musste die Schulleitung den Inspektoren eine Samm-lung von Daten und Dokumenten überge-ben und sie zu einem Gespräch einladen, bei dem alle organisatorischen Fragen ge-klärt wurden. Natürlich ist es verwunder-lich, dass wir Schüler und unsere Eltern bis-lang noch nicht viel davon mitbekommen haben. Schließlich sollte Transparenz bei einer solchen Maßnahme großgeschrieben sein.

WAS JETZT KOMMTJetzt sind wir selbst gefordert. Denn Stufe vier der Inspektion (siehe Grafik) steht an: Die „Fragebogenerhebung“. Noch bis zum 8. November können Schüler, Eltern und Lehrer sich im Internet unter schulinspek-tion.hamburg.de mit einem persönlichen Code den Fragen der Inspektoren stellen. Dabei handelt es sich um Thesen, die man bestätigen oder verneinen kann, und die auch auf Russisch und Türkisch verfügbar sind. Für uns Schüler gibt es 41 Thesen zu fünf Themenbereichen: „Information und Rückmeldung“ der Lehrer an die Schü-ler, „Beteiligung, Beratung, Schulkultur“, wo es um die Mitbestimmung der Schüler

und das „Schulklima“ geht, eine Charak-terisierung von „Unterricht und Lernen“, „Stärken und Schwächen der Schule“ in fachlichem Angebot und Miteinander und schließlich „Zufriedenheit“, das mit einer einzigen These abgehakt ist: „Ich gehe gern

Sie k mmen!VON ULRICH VÖLKER

Die Schulinspektion steht vor großen Aufgaben: Ist das GOA eine „gute Schule“? Auf uns warten die Wochen der Wahrheit

D

WAS HABEN WIR VERBROCHEN? NICHTS: DAS GOA WURDE AUSGELOST.

Page 13: Der Goaner

DER GOANER 13

Schulinspektion HIER

in meine Schule.“ Wer mag, kann anschlie-ßend zehn zusätzliche Fragen zu Privatem beantworten. Wer meint, mit einem solchen Fragenkata-log überfordert zu sein, darf froh sein, dass er kein Lehrer ist – der darf nämlich gleich 60 virtuelle Kreuzchen setzen: Welche Art von Lehrer ist er? Wie gestaltet er seinen Unterricht? Wie ist die Kooperation im Kollegium und wie ist sie organisiert? Wie ist der „Führungsstil“ der Schulleitung und die „Organisationskultur“? Wird die Arbeit dadurch unterstützt oder eingeschränkt? Wie werden der Unterricht und die Schule weiterentwickelt? Ist er mit der Schule zu-frieden? Als Bonbon warten 256 Zeichen zur freien Verfügung. Die letzte Gruppe, unsere Eltern, müssen nur zu 35 Fragen Stellung beziehen. Nach einer persönlichen Einschätzung des Unter-richts geht es darum, wie Schule und Leh-rer die Eltern über das Verhalten und die Leistungen ihrer Kinder sowie organisato-rische Dinge informieren. Es folgen Fragen über die Zufriedenheit mit den Lehrern und der Schule.

SO GEHT ES WEITERAb 8. November setzen die Inspektoren schließlich ihre aktive Arbeit fort. Eine un-endliche Menge an Materialien muss ausge-wertet werden. Erst einmal die Fragebögen, bestenfalls weit über 1000. Spannend wird dabei, wie repräsentativ das Ergebnis der Untersuchung ausfällt. Denn da niemand ist, den Fragebogen zu beantworten, kann es natürlich leicht passieren, dass viele sich gar nicht erst beteiligen.Vom Institut gibt es klare Kriterien für die Repräsentativität. Nur wenn mindestens die Hälfte aller Schüler, Eltern und Lehrer geantwortet haben, kön-nen „Behauptungen“ aufge-stellt werden. Anson-sten sind nur vage „Annahmen“ oder bei weniger als 20 Pro-

zent Beteiligung gar keine Feststellungen möglich. Zusätzlich werden die Daten und Dokumente ausgewertet, die die Schullei-tung den Inspektoren schon mehrere Wo-chen zuvor aushändigen musste. Insgesamt

bleiben zwei Wochen für die zahlreichen Analysen. Die sind jedoch mehr als nötig, damit der „Höhepunkt“ der Schulinspek-tion angemessen vorbereitet werden kann: der Schulbesuch am 24. und 25. November.

NUN WIRD ES ERNSTAn einem unschuldigen Dienstag also rei-sen vier Personen in den Morgenstunden an, um das GOA ausführlich zu inspizieren – davon zwei von acht hauptamtlichen In-spektoren, die Schulleiterin eines anderen Gymnasiums und ein sozialpädagogischer Vertreter der Behörde. Die beiden Tage beginnen mit Unterrichts-besuchen. In 13 Schulstunden sollen insge-samt 80 verschiedene Unterrichte und min-destens die Hälfte aller Lehrer inspiziert werden. 20 Minuten haben die Experten Zeit, um zu beurteilen, ob der Unterricht gut oder schlecht ist. Wie das möglich ist? Richtig, mit einem Fragebogen! Der ist zwei Seiten lang, nennt sich „Einblicke in Lehr- und Lernsituationen“ und soll keine Fragen unbeantwortet lassen. Z u - nächst

werden „Fakten“ notiert, wie Arbeitsatmo-sphäre, „realisierte Sozialform“ (Frontal-unterricht, Gruppen-, Partner- oder Ein-zelarbeit) und die fachliche Erfahrung des Inspektors. Ein wenig Zeit bleibt noch für die Beurteilung von 30 Thesen zum Un-terrichtsgeschehen, die in sechs Themen unterteilt sind: Klassenmanagement und Klassenklima – Unterricht strukturieren, Methoden variieren – Motivieren, intelli-gent Üben, aktiv Lernen – Schülerorien-tierung und Unterstützung – Individuelle Förderung – Lernerfolgssicherung. Sollten sich die Inspektoren unsicher sein, ob „trifft voll zu“, „trifft nicht zu“ oder „nicht beobachtbar“ die richtige Antwort ist, haben sie noch einmal zwei Seiten, auf denen jede These aufs Ausführlichste erläu-tert wird. Insgesamt kommt für 20 Minuten

20 MINUTEN HABEN DIE EXPERTEN ZEIT, UM ZU BEURTEILEN, OB DER UNTERRICHT GUT ODER SCHLECHT IST

Page 14: Der Goaner

DER GOANER14

SchulinspektionHIER

Unterrichtsinspektion also allerhand Ma-terial zusammen. „Wir bewerten ausdrück-lich nicht die einzelne Lehrkraft“, heißt es auf der Webseite der Schulinspektion. Das ist angesichts der peniblen Beobachtungen kaum zu glauben, tatsächlich allerdings wer-den die Namen der Lehrer nicht notiert. Am Dienstagnachmittag geht es dann wei-ter mit den ersten Interviews. Wie diese genau aussehen, bleibt geheim. Als erstes ist Herr Stockstrom an der Reihe, der in der zweiten Hälfte des 75-minütigen Gesprächs ein „weiteres Leitungsmitglied“ hinzuzie-

hen darf. Dann folgt eine Dreiviertelstunde mit acht auserwählten Eltern. Am nächsten Morgen unterhalten sich die Inspektoren mit dem nichtpädagogischen Personal, also Hern Dagarslan, Herrn Jahn-Kalienke, Frau Rambo und Herr Benecke. Mittags um eins sind schließlich wir dran: 45 Minuten lang stehen einzig die Schüler im Mittelpunkt der Inspektion. Acht werden es sein, und Herr Stockstrom beansprucht ein „starkes Mitspracherecht“ bei ihrer Benennung. Auf jeden Fall sollen nicht nur Klassen- und Stu-fensprecher befragt werden, sondern auch „normale“ Schüler. Spannend wird auch die Auswahl der Lehrer für das Interview der folgenden Stunde. „Gesetzt“ sind ein Mit-glied des Personalrats und ein Fachleiter. Auch der Beratungslehrer soll dabei sein, also Frau Freudenstein. Damit ist die Begutachtung der Schule be-

endet. Es folgt nur noch ein rückblickendes und organisatorisches Abschlussgespräch mit der Schulleitung, bei dem es ausdrück-lich nicht um eine Auswertung der Ergeb-nisse gehen soll.

UND WOZU DAS GANZE?Jetzt stellt sich die entscheidende Frage: Was hat die Inspektion ergeben? Für die Be-antwortung lassen sich die Experten wiede-rum zwei Wochen Zeit. Sie schreiben einen Bericht, der die „Stärken und Schwächen“ des GOA mehr oder weniger schonungslos aufdeckt. Herrn Stockstrom wird in der er-sten Januarwoche die Ehre zuteil, aus erster Hand in einem privaten Gespräch die Er-gebnisse aufgetischt zu bekommen. Er hat bereits verkündet, dass sie öffentlich präsen-tiert werden sollen – wohlgemerkt einem „erwählten Kreis“. Eine Verschleierung möglicher Abgründe wird es also hoffent-lich nicht geben. Der endgültige Bericht ge-langt zur Schulaufsicht und muss am GOA selbst veröffentlicht werden. Eine Möglich-keit zur „Rache“ gibt es dennoch: den Evalu-ationsbogen, auf dem die Schulleitung den Ablauf und die Nützlichkeit der Inspektion bewertet.Aber wofür war die Schulinspektion jetzt eigentlich gut? Welche Folgen hat es, wenn der Inspektionsbericht zu einer eiskalten Abrechnung mit der Offenlegung lang-jähriger Verfehlungen wird? Dafür ist die Schulaufsicht zuständig – eine Behörde, die öffentlich fast nie in Erscheinung tritt. Drei Monate nach der Inspektion wird sie sich mit der Schulleitung zusammensetzen. Die muss zuvor einen dreiseitigen „Rückmel-debogen“ ausfüllen: Neben einer Stellung-nahme zu „Wie ordnen Sie die zentralen

Ergebnisse des Inspektionsberichtes in ihre strategische Schulentwicklung ein?“, geht es um die Maßnahmen, die in den vierzehn untersuchten Bereichen ergriffen werden. Wurde die Schule in einem Bereich als „schwach“ oder „eher schwach“ bewertet, muss etwas getan werden. Für eine Verbes-serung der Schule bleibt in jedem Fall die Schulleitung zuständig – dieser Verantwor-tung kann sie sich nicht entziehen.

WAS KANN MAN DARAUS SCHLIESSEN?Ohne Zweifel wird die Schulinspektion für das GOA Folgen haben. Deshalb sollte es selbstverständlich sein, dass alle an der Entwicklung beteiligt und vor allem gut informiert sind. Die Fragebogenaktion brach nach den Herbstferien förmlich über Schüler und Eltern herein. Herr Stockstrom weist mögliche Versäumnisse jedoch weit von sich – Schüler- und Elternrat seien nach dem Vorbereitungsgespräch umfas-send informiert gewesen. Im Gegenteil setzt er sich besonders ehrgeizige Ziele: Bislang hat noch keine Schule bei den Fragebögen die 50-Prozent-Marke bei der Beteiligung geknackt. Ausgerechnet das GOA könnte diesen Bann ja brechen. Welche Konsequenzen die Schulinspektion für das GOA konkret hat, kann man bislang nur erahnen. Aber auch wenn Maßnah-men der Behörde drohen könnten – unser Schulleiter freut sich auf die Ergebnisse. Bei seinem „verqueren Blick auf die eigenen Leistungen“ sei es „ganz wesentlich und po-sitiv“, die Stärken und Schwächen der Schu-le aufgezeigt zu bekommen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Schulin-spektion am GOA zu einer Aufdeckung desaströser Missstände wird. Die Ergebnisse der bisher begutachteten Gymnasien glei-chen sich stark und sind wenig aussagekräf-tig. Und Herr Stockstrom ist sich ohnehin todsicher, was für die erfolgreiche Leitung einer Schule am wichtigsten sei: Ruhe und Zeit. Zahlreichen Reformen hinterher he-cheln zu müssen, sei eine wahnsinnige Be-lastung. Die Erwartungen gerade an ihn selbst sind hoch: „Führung wahrnehmen“, „Profil ent-wickeln“ und die Zufriedenheit von Schü-lern, Lehrern und Eltern zählen laut der Schulinspektion zu den großen Stärken der Hamburger Schulen. Ob das GOA in dieser Hinsicht in der oberen Liga spielt, wird sich Anfang Januar zeigen.

FÜR EINE VERBESSERUNG DER SCHULE BLEIBT IN JEDEM FALL DIE SCHULLEITUNG ZUSTÄNDIG

Page 15: Der Goaner

DER GOANER 15

Im Namen des Volkers HIER

Im Namen des VolkersWenn Lehrer meinen, die besseren Richter zu sein

S GIBT SIE, DIESE LEHRER, DIE irgendwo tief in sich den Wunsch hegen, etwas anderes zu sein. Al-leinunterhalter zum Beispiel. Oder

Weltverbesserer. Und dann gibt es Lehrer, die eigentlich hätten Rechtswissenschaft-

ler werden müssen, es aber nicht geworden sind – sei nur der

Numerus Clausus schuld. Doch da Jura in der Schule

nicht ex-

plizit unterrichtet wird,

muss der verkappte Advokat seine Lei-

denschaft w o a n -d e r s

a u s -l e b e n .

Und wo-mit könnte er

das besser als mit dem Grundge-setz jeder Schule, der Hausordnung.Ob sinnvoll oder nicht: Jeder Verstoß wird mit einem unfreundlich-strengen Verweis auf diese bestraft, mindestens. Denn wenn man – wie kürzlich drei Oberstufenschüler

– auf den falschen Pädagogen trifft, führt schon ein wiederholter Aufenthalt in den Fluren vor den naturwissenschaftlichen Räumen schnell zu einem minutenlangen Gespräch, dazu Androhungen einer Extra-aufgabe und der Beschwerde beim Tutor.Schade nur, dass die betreffenden Schüler sogleich gegen den nächsten Punkt versto-ßen mussten: Sie konnten nun nicht die in der Hausordnung verlangten fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn im Raum sein und damit weder den Unterricht vorbereiten noch die Tafel wischen. Ein Glück, dass davon keiner Wind bekam, sonst hätte die in der folgenden Stunde angesetzte Klausur durch weitere Erziehungsmaßnahmen wo-möglich ohne die Täter stattfinden müssen – wodurch sie unentschuldigt gefehlt und noch wer weiß wie viele Hausordnungs-punkte gebrochen hätten. Betreffende Lehrer sollten ab und an einen Blick in den GOANER werfen, in dem un-ser Schulleiter – und damit ihr Vorgesetzter – sich gelegentlich über die Art und Weise des Miteinanders am GOA äußert: „In al-ler erster Linie ist es wichtig, dass man den Schüler mit seiner Persönlichkeit, seinen Äußerungen und Bedürfnissen ernst nimmt und ihn als gleichberechtigten Partner an-sieht.“ Bezogen auf die „Flur-vor-den-natur-wissenschaftlichen-Räumen-Problematik“

war das erfolgte autoritäre „Nein, keine Diskussion!“ also eindeutig fehl am Platz! Neben den Schülern steht unseren Möch-tegern-Juristen allerdings eine noch viel mächtigere Lobby gegenüber – eine aus dem eigenen Lager. Nennen wir sie „Lehrer vernünftigen Denkens“, kurz: LvD. Diesen LvDs gehört Gott sei Dank der Großteil des Kollegiums an; sie haben verstanden, dass nicht Anarchie und Chaos eintritt, wenn ein Schüler ohne Anliegen durch den un-teren Flur im Hauptgebäude geht, oder dass ein Handy auf stumm dem Störfaktor eines ausgeschalteten absolut gleicht. Und dann gibt es noch die Gegenspieler der Advokaten: Lehrer, denen ihre eige-ne Überzeugung hundertmal wichtiger ist als jede Hausordnung und die meilenweit davon entfernt sind, blind Autoritäten zu gehorchen; diejenigen, die mit Mittelstu-fenschülern vor dem Schultor rauchen oder ohne Weiteres zu jeder Stunde fünf und zu mindestens jeder zweiten zehn Minuten zu spät kommen. Ganz so extrem muss es natürlich nicht sein. Und doch hatte Immanuel Kant sicher nicht ganz unrecht, als er einst den Aufklä-rungsappell schlechthin an die Menschheit richtete: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ – auch heutzuta-ge, bitte.

VON RUBEN KARSCHNICK

E

PLANUNGJeder Schüler macht es sich an seinem Platz so bequem wie möglich. Es darf nicht mehr gesprochen werden. Sämtliche Aktivitäten wie Lesen, Schreiben oder Musik hören sind verboten. Alle sollen so lange wie mög-lich versuchen, an nichts mehr zu denken und damit den Kopf „freizubekommen“, um sich mal so richtig zu entspannen.

SO WAR’SAn dem gleichmäßigen Schnarchen einiger Schüler war recht bald zu erkennen, wozu man die unterrichtsfreie Zeit nutzen konn-te, wenn man am Vortag zu spät ins Bett gegangen war. Auch für den Lehrer war

es allerdings erstaunlich, dass die gesamte Klasse nach einer guten halben Stunde des Nichtstuns in eine allgemeine Schlafphase übergegangen war. Beim Pausenklingeln (es war die Fünfminutenpause einer Doppel-stunde) wachten ein paar wieder auf und begannen kurze Zeit später, ihrer Lange-weile mit Kämpfen zwischen Radiergum-mi und Bleistift Luft zu machen. Wie es so kommen musste, fiel irgendwann etwas zu Boden, woraufhin die Entspannungsphase vom Lehrer beendet wurde und sich die Schüler im teils schwer benebelten Zustand dem restlichen Unterricht zuwenden mus-sten.

FAZITDie eine knappe Stunde dauernde Schla-fenszeit wurde durchaus als Entspannung und Abwechslung zum Unterricht empfun-den. Ihr abruptes Ende durch einen unge-schickten Schüler stieß jedoch auf enorme Unzufriedenheit beim Rest der Klasse und verbesserte keinesfalls das Klassenklima, geschweige denn die Konzentration im Un-terricht. Andere Lehrkräfte, die von einem ähnlichen „Experiment“ in ihrer Stunde nicht sonderlich begeistert waren, mussten später mit den Schülern über Sinn und Un-sinn dieser wohl vorerst einmaligen Erfah-rung philosophieren.

Methode des Monats – EntspannungVON JANNIS HAENDKE

Frontalunterricht war gestern. Stattdessen: Neue Lehrmethoden

Lehrerkolumne

Page 16: Der Goaner

DER GOANER16

AuslandsreportHIER

Und – wie war’s? AuslandViele spielen mit dem Gedanken, in der 10. Klasse ins Ausland zu gehen. Doch was erwartet einen dort? Als Entscheidungshilfe haben wir vier GOAner gefragt, die das Ganze schon hinter sich haben.

VON MAXIMILIAN PAASCH

MAIK BAUMBACH

Wo warst du? Neuseeland, North-Island, Whitianga.Wann und wie lange warst du weg?Von Januar bis Juli 2008.Wie hast du das Ganze organisiert? Mit der Organisation Hausch & Partner, kann ich jedem nur empfehlen. Die wissen was sie tun.Warst du glücklich in der Gastfamilie oder im Internat?Meine Gastfamilie war wie ein Sechser im Lotto: Ich habe immer noch regelmäßigen Kontakt und sie kommen im Sommer 2010 sogar nach Deutschland.Wie ist es, plötzlich in einem fremden Land zur Schule zu ge-hen?Ein im Nachhinein großartiges Gefühl, da man endlich weiß, dass man nicht auf Mutti angewiesen ist. Anfangs je-doch einfach nur mulmig.Welches war der größte Unterschied zu deinem Leben in Deutschland?Ich bin jede Woche surfen und tauchen gegangen mit Freun-den. Die Schule war außerdem eher leichte Hirnstimulation.Was hat dich besonders überrascht?Was für verschlossene und unfreundliche Menschen die Deutschen im Vergleich zu Kiwis sind.Was hattest du dir schlimmer vorgestellt?Das Landleben, da ich in einem 3000-Seelendorf gewohnt habe. Letzten Endes aber echt entspannt.Was wirst du nie vergessen?Die geilste Zeit meines Lebens in Neuseeland!Insider-Reisetipp?Der South-Island-Trip mit der Organisation In.Tuition.War es schwer, dich hier wieder einzuleben?Am Anfang wollte ich einfach wieder zurück, aber das Leben geht halt weiter und ich habe auch hier großartige Freunde.Hast du jetzt Schwierigkeiten mit der Schule?Weniger.Insgesamt war es: WICKED AS DUDE!!!

SELENA SCHWARM

Wo warst du? Australien, AdelaideWann und wie lange warst du weg?Von Anfang Februar bis Ende April, also 3 MonateWie hast du das Ganze organisiert? Austausch über die Hamburger Behörde Warst du glücklich in der Gastfamilie?Meine Gastfamilie war, bis auf meine Gastschwester, ein Traum und hat sich super um mich gekümmert.Wie ist es, plötzlich in einem fremden Land zur Schule zu ge-hen?Im Gegensatz zur deutschen Schule sehr entspannt. Am An-fang war es komisch, eine Schuluniform zu tragen, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt.Welches war der größte Unterschied zu deinem Leben in Deutschland?Das gesamte Leben in Australien ist „easy going“. Die Leute nehmen sich viel mehr Zeit für einander. Schule und Beruf haben einen ganz anderen Stellenwert als hier.Was hat dich besonders überrascht?Wie wenig die Australier an den Strand gehen, obwohl sie klasse Wetter haben und direkt am Meer wohnen.Was hattest du dir schlimmer vorgestellt?Die Spinnen.Was wirst du nie vergessen?Die Gastfreundschaft meiner Familie dortInsider-Reisetipp?Eine Outbacktour ist einfach ein Muss.War es schwer, dich hier wieder einzuleben?Anfangs schon, es hat ein wenig gedauert sich wieder an die deutsche Kultur zu gewöhnen.Hast du jetzt Schwierigkeiten mit der Schule?Überhaupt nicht!Insgesamt war es:Eine super Erfahrung, die ich niemals vergessen werde und ich jedem empfehlen würde.

Page 17: Der Goaner

DER GOANER 17

Auslandsreport HIER

CHARLOTTE FREIHSE

Wo warst du? Lateinamerika: Argentinien, Buenos Aires.Wann und wie lange warst du weg?Von Ende Mai bis Ende September, also vier Monate.Wie hast du das Ganze organisiert? Meine Organisation, GLS, hat Familie und Schule für mich in Buenos Aires gesucht. Selber musste ich eine Art Bewerbungsmappe schreiben und ein Interview auf Spanisch überstehen.Warst du glücklich in der Gastfamilie oder im Internat?Meine Gastfamilie war sehr nett, interessiert, offen und laut. Argenti-nisch eben. Sie haben mich wie ein weiteres Familienmitglied aufge-nommen und ich hab mich schnell bei ihnen eingelebt.Wie ist es, plötzlich in einem fremden Land zur Schule zu gehen?Allein der Schulweg mit U-Bahnen und Bussen, die schon 200 Meter vor der Haltestelle im Fahren die Tür öffnen, war ziemlich chaotisch. Und die Schule auch. Vom Unterricht habe ich in den ersten Wochen kaum etwas mitbekommen, teils wegen der Sprache, aber auch, weil es manchmal einfach zu laut war. Welches war der größte Unterschied zu deinem Leben in Deutschland?Mein Leben in Argentinien war sehr viel selbstständiger, unabhängiger und freier. Dafür musste ich aber auch viele Dinge selber machen, zum Beispiel: Wäschewaschen. Was hat dich besonders überrascht?Mich hat die lockere, offene und superfreundliche Art der Argentinier überrascht. Ob Taxifahrer, Kellner oder Hausmeister, jeder fragt, wo-her man kommt und was man hier macht – mit echtem Interesse. Was hattest du dir schlimmer vorgestellt?Anfangs dachte ich, ich würde mich in dieser riesigen Stadt nie zurecht finden können. Aber schon nach ein paar Wochen war das wegen des Schachbrettmusters der Straßen kein Problem mehr. Was wirst du nie vergessen?Meine ganzen Freunde, mit denen ich so viel Spaß hatte, meinen Kurz-trip zu einem Freund nach Montevideo (Uruguay) und das Busfahren, weil es so grausam war.Insider-Reisetipp?Einfach die Stadt alleine erkunden, argentinische Spezialitäten auspro-bieren – und selbstverständlich Bus fahren. War es schwer, dich hier wieder einzuleben?Wieder in Hamburg fehlt mir ein wenig der Lärm, der Verkehr und die Argentinier, aber einleben konnte ich mich eigentlich wieder schnell.Hast du jetzt Schwierigkeiten mit der Schule?In der Schule hab ich nicht viel verpasst wegen der Sommerferien.Insgesamt war es: Eine super spannende Zeit, die ich auf jeden Fall 2010 wiederholen möchte!

KLAUS MUSIL

Wo warst du? Auf dem Kelly College im Ort Tavistock, Südwesten-gland.Wann und wie lange warst du weg?In der 11. Klasse, also 2007-2008 für ein SchuljahrWie hast du das Ganze organisiert? Das College war eine Art Testangebot bei der Organi-sation „Petra Heinemann“, es wurde also normalerwei-se nicht vermittelt.Warst du glücklich in der Gastfamilie oder im Internat?Die Zeit im Internat war genial. Anfangs zwar etwas kompliziert und mit Heimweh gespickt aber gegen Mitte absolut unverzichtbar!Wie ist es, plötzlich in einem fremden Land zur Schule zu gehen?Der gesamte tägliche Lern- und Freizeitverlauf. Das Motto war „work hard, play hard“, wobei oft eher hard geplayed wurde…Welches war der größte Unterschied zu deinem Leben in Deutschland?Das gewaltige Spektrum an Sport-Möglichkeiten, auch mal mit Wettkampfaustragungen bis hoch nach Schottland und der stark praxisbasierte Unterricht, den ich besser finde.Was hat dich besonders überrascht?Das Erlebnis, wie ein Freund sich beim Rugby einen offenen Schlüsselbeinbruch zugelegt hatWas hattest du dir schlimmer vorgestellt?Mit angebrochener Nase und Sternen überm Kopf im Gras zu liegen.Was wirst du nie vergessen?Fritierte Schokoriegel.War es schwer, dich hier wieder einzuleben?Hält sich in Grenzen, etwas schwerer als ich dachte be-zogen auf die Gewohnheits-und EssensveränderungenHast du jetzt Schwierigkeiten mit der Schule?Naja, ich hatte ein Jahr verpasst und die Lernthemen haben sich ziemlich unterschieden. Ich hatte es anfangs also nicht ganz leicht.Insgesamt war es: Bonecracking and mindsmashing.

Page 18: Der Goaner

DER GOANER18

HandyverbotHIER

Wir müssen leider draußen bleiben!

PIEPSEN, SIMSEN, MUSIKHÖ-ren – das gehört für die meisten zum Schulalltag, im Unterricht

und spätestens in der Pause. Doch dem wird vielleicht bald ein Ende gesetzt. Auf Initi-ative einiger Lehrer soll die Hausordnung geändert werden. „Mobiltelefone, mp3-Pla-yer und andere elektronische Kleingeräte“ sollen in Zukunft nur noch im „voll ausge-schalteten Zustand“ und irgendwo ganz tief in der Tasche vergraben mitgeführt werden. Der Grund: Lehrer sind von den dauernden Störungen durch nicht stummgeschaltete Handys und die „Entfremdung auf dem Schulhof “ durch Einzelbeschäftigung am Gameboy oder iPod genervt. „Die Schüler sollen miteinander reden und spielen, anstatt mit Stöpseln im Ohr in der Ecke zu sitzen“, sagt ein Verfechter des Antrags. Als Herr Stockstrom am Ende der letzten Schulkonferenz – quasi zwischen Tür und Angel – dieses Vorhaben erwähnte und, dass in der nächsten Konferenz darüber abgestimmt werde, konn-ten viele ihren Ohren nicht trauen. Offenbar war der Schule nicht klar, um welche Grundsatzentscheidung es hier geht. Ohne genauere Details preiszugeben, entließ unser Schulleiter die Schülervertreter und auch einige ratlose El-tern in den Abend. War das Absicht, damit sich im Hintergrund Stimmen gegen das Vorhaben formieren und die unbequeme Entscheidung schon im Voraus fällt? Herr Stockstrom ist ja nicht gerade dafür be-kannt, unpopuläre Entscheidungen gegen eine Mehrheit zu fällen. Oder war es tat-sächlich nur eine nett gemeinte Ankündi-gung, damit wir am 14. Januar nicht über-rumpelt werden? Ist Volker Stockstrom eher der gewiefte Taktiker à la Merkel oder doch der Basisdemokrat à la Horst Köhler?Die Hausordnung war schon oft Thema für Diskussionen. In lebhafter Erinnerung sind einem die Streitereien um das Durchgangs-verbot im Hauptgebäude – eine anfangs mit peinlicher Genauigkeit kontrollierte Regel. Inzwischen ist sie vergessen. Die

Flure bersten wieder vor Schülern. Doch gegen das „Handyverbot“ wirkt diese Ge-schichte banal. Nicht nur, dass man wäh-

rend der Schulzeit mangels SMS und Co. nicht mehr „auf dem Laufenden“ bleibt, sogar das Musik- hören in der Pau-s e

s o l l zur Straftat e r k l ä r t werden. Ein massiver Eingriff in unsere Freiheit! Die Pause gehört doch schließlich uns, oder? Ob nun das Daddeln auf dem iPod Touch (was im Hauptgebäude inzwi-schen ein gewohnter Anblick ist), das (ge-meinsame) Musikhören oder die schnelle SMS an die beste Freundin – sie alle sind Ausdruck des modernen Lebensstils un-serer Generation. Lehrer und Schulleitung scheinen blind dafür zu sein. Es kursieren gar Gerüchte, dass Notebooks nur noch für rein schulische Zwecke mitgebracht werden dürfen. Klar, nicht jeder ist von alledem be-troffen, aber trotzdem geht es uns alle was an, wenn uns da jemand von oben was vor-schreiben will.

Aus genau diesem Grund hat sich schon jetzt eine Opposition gegen das Vorhaben formiert. Denn das Projekt steht und fällt mit dem Votum der Schulkonferenz (DER GOANER berichtete „Das dunkle Gremi-um – Die Wahrheit über die Schulkonfe-renz“, Ausgabe 2). Und da haben allein wir Schüler schon knapp ein Drittel der Stim-men. Es kommt also darauf an, Eltern und Lehrer zu überzeugen, um sich eine Mehr-heit in der Schulkonferenz zu verschaffen gegen die Änderung. Es darf nicht zugel-

assen werden, dass die Schule an unseren Bedürfnissen vorbeiregiert. Wenn das

nicht gelingt, so kommt es – wie immer in der „Politik“ – auf

Kompromisse an. Handys auf stumm, iPods ja, und so

weiter. Es wird die große Belastungsprobe für uns neuen Schulsprecher sein. Schaffen sie es, die Schüler zu mobilisieren, die kritischen Stimmen aus der Lehrerschaft, die

es gibt, aufzuspüren und zu engagieren? Was sagen

die Eltern zu den Plänen? Bisher erntet die Initiative eher

positives Feedback aus ihren Rei-hen. Hilft am Ende wieder nur eine

Unterschriftensammlung? Fragen, die bis zum 14. Januar geklärt werden müssen.Doch auch die Frage nach dem Worst-Case-Szenario muss gestellt werden. Was, wenn der Antrag (der übrigens bis heute nicht schriftlich vorliegt) durchkommt? Werden sich die eingesammelten Handys und mp3-Player in Herrn Stockstroms Büro stapeln oder wird es ähnlich wie mit dem Flur en-den und keiner schert sich mehr darum?Wir können gespannt sein auf den schrift-lichen Antrag. Aber wir dürfen nicht nur abwarten. Selten war eine öffentliche De-batte so wichtig wie jetzt. Nicht nur der Schülerrat oder die Schulsprecher müssen aktiv werden – jeder von uns muss sich eine Meinung bilden, darüber sprechen und dis-kutieren. Es lebe die Basisdemokratie am GOA!

Auf Initiative einiger Lehrer sollen Handys, iPods und Co. bald vom GOA verbannt werden. Was genau geplant ist und wie es verhindert werden kann

VON BRIAN THOMAS

DIE SCHULE REGIERT AN UNSEREN BEDÜRFNISSEN VORBEI

P

Page 19: Der Goaner

DER GOANER 19

Asbest HIER

M MITTWOCHNACHMIT-tag nach den Sommerferien brodelte bereits die Gerüch-teküche. Unsere Sporthallen

waren urplötzlich von der Schulbehörde gesperrt worden. Doch warum der ganze Aufruhr? An den Türen hingen vielsagende Zettel, doch konkrete Hinweise? Fehl-anzeige! Aus den Sportlehrern war auch nichts herauszubekommen, stattdessen gab es Antworten wie „Geheimnis“ oder „Das darf ich nicht sagen“. Doch schon nach we-nigen Minuten wusste auch der letzte GO-Aner: Verdacht auf Asbest!

Spätestens am nächsten Morgen war auch die Verzögerungstaktik der Lehrer hinfäl-lig. Die lokale Presse berichtete ausschwei-fend über den skandalösen Fund, der dieses Chaos ausgelöst hatte: In der Peter-Petersen-Schule (PPS) sollte eine Sporthal-le abgerissen werden. Dabei waren in der Lüftungsanlage der Heizung Asbestfasern gefunden worden. Diese hatten – laut ei-ner sofort erfolgten Messung – eine durch-schnittliche Asbestbelastung des Schulge-ländes von 1900 Fasern pro Kubikmeter Luft verursacht: fast doppelt so viel wie erlaubt. Damit ist nicht zu spaßen, denn Asbest kann nach 20 Jahren zu schweren Lun-generkrankungen und schlimmstenfalls sogar zu Lungenkrebs führen. Dieser Typ Heizung aus dem Jahr 1972 hatte sich beim Bau von Turnhallen offenbar größter Be-liebtheit erfreut, und war bei der großen Asbest-Entfernungs-Offensive vor 20 Jah-ren nicht „überführt“ worden. Und so war

Schulsenatorin Christa Goetsch („Es han-delt sich um eine vorsorgliche Maßnahme, weil möglicherweise Gesundheitsgefahr besteht“) dazu genötigt, letztendlich 179 Schulsporthallen und andere verdächtige Gebäude zu schließen – darunter auch un-sere geliebte „Alte“ und „Neue“ Halle. Die Hallen sollten also überprüft werden. Wann das geschehen würde, blieb jedoch im Dunkeln. Für unsere Sportlehrer be-deutete das: Jetzt ist Kreativität gefragt! Trockenübungen in Klassenräumen, Dau-erläufe an der Alster oder einfach Ausfall – keine Möglichkeit blieb ungenutzt. Und

wenn es gar nicht anders ging, mussten eben doch für wenige Sekunden die Hallen betreten werden – natürlich nur von der of-fenbar immunen Lehrkraft. Während sich vielen die Frage stellte, ob nach bis zu acht Schuljahren in den beiden lebensbedroh-lichen Hallen ausgerechnet diese eine wei-tere Stunde, noch dazu mit ausgeschalteter Heizung, den Lungenkrebs auslösen würde, wurde die neue Situation allmählich zum Alltag. Urplötzlich allerdings kam gut zwei Wo-chen später die frohe Botschaft: Die Hallen sind wieder frei, kein Asbest, kein Lungen-krebs und vor allem das Ende vom Ende des Sportunterrichts. Dabei hätte sicher der ein oder andere ein Jahr „turnfrei“ gar nicht so schlecht gefunden. An der PPS wurden bereits alle Daten sämt-licher Personen gesammelt, die jemals einen Fuß in die „Halle des Todes“ gesetzt hatten, damit sie bei späteren Krankheitsfällen als Asbest-Opfer identifiziert werden könnten.

Und leider blieb es nicht an allen Schulen bei einem Verdacht, nicht jeder hatte so ein Glück wie wir am GOA. Mitte September kam für 15 Schulen be-reits der Schock: Einige ihrer Gebäude blieben gesperrt. Besonders hart traf es das Albert-Schweitzer-Gymnasium, an dem gleich beide Sporthallen sowie die große Aula bis auf weiteres geschlossen blieben. Insgesamt sind 47 Gebäude mit Asbest verunreinigt; die Frage ist allerdings, ob dadurch auch die Luft belastet ist. Bis zu den Herbstferien fehlten sage und schreibe noch 43 Gutachten. Über 17 Hallen haben

die Experten, die die Behörde aus acht In-genieurbüros zusammengetrommelt hatte, noch gar nichts berichtet, bei 26 Gebäuden ist noch unklar, ob die Asbestbelastung konkrete Folgen hat. Die Schulbehörde hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Von der Verseuchung an der PPS hatte sie schon Anfang Juli erfah-ren. Nach zwei Monaten kam die Reakti-on. Information und Transparenz musste man bei den Nacht-und-Nebel-Sperr- und Freigabeaktionen allerdings mit der Lupe suchen. Die Folge waren Verunsicherung und Besorgnis. Ein gefundenes Fressen für die Opposition: „Das war kein Krisenma-nagement, sondern diese Behörde ist selbst Teil der Krise“, verkündet Ties Rabe, schul-politischer Sprecher der SPD. Und wäre das GOA verseucht, hätten wir es vermut-lich immer noch nicht erfahren. Es wäre ja schließlich ein Geheimnis.

Kleines Geheimnis – große Gefahr?179 Hamburger Schulsporthallen und andere Gebäude wurden wegen Asbest-Verdachts gesperrt. Während das GOA aufatmen kann, sieht es andernorts düsterer aus

VON ULRICH VÖLKER

A

Luftfilter in einer SporthalleDie gefährliche Asbest-Faser

Page 20: Der Goaner

DER GOANER20

LehrerinterviewHIER

Sie sind Lehrer. Doch was wollten Sie ei-gentlich werden, als sie klein waren.Ich hatte – glaube ich – keinen stark ausge-prägten Wunsch als kleiner Bub. Aber ich habe immer gerne mit den verschiedensten Arten von Werkzeugen hantiert, sodass ich vermute mein Berufswunsch ging in die handwerkliche Richtung.Was war Ihr Lieblingsfach in der Schule und zu welchen Stunden wären Sie am liebsten gar nicht erst gekommen?Meine Lieblingsfächer waren Mathematik und Naturwissenschaften. Außer Biologie, da musste man so viel auswendig lernen. Den Sportunterricht hätte ich am liebsten umgangen. Die Wichtigkeit und mein Inte-resse für einige Fächer wie Fremdsprachen habe ich erst nach der Schule entdeckt. Ansonsten hatte ich kein Interesse lange Aufsätze zu schreiben – ich wollte mich meistens lieber kurz fassen.

Was haben Sie als Schüler an Lehrern ge-hasst?Unfreundlichkeit und wenn ich das Gefühl vermittelt bekam, ungerecht behandelt worden zu sein. Was hassen Sie als Lehrer an Schülern?Respektloses Verhalten. Gegenüber Mit-schülern genauso wie gegenüber einem Lehrer oder dem Unterricht. Und auch gegenüber Eigentum der Schule oder dem Putzpersonal, wenn zum Beispiel Tische unnötig beschmutzt werden oder Müll be-liebig liegen gelassen wird.Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gerne mit dabei gewesen?Die Öffnung der innerdeutschen Grenze im Herbst 1989 hätte ich gerne hautnah miterlebt. Zu dieser Zeit wäre ich gerne alt genug gewesen, um diese außerordentliche Situation besser begreifen zu können.Was essen Sie am liebsten und was wür-

den Sie nie anrühren?Am liebsten esse ich etwas, wenn es mit frischen Zutaten zubereitet ist. Dann ist es fast egal, um was es sich handelt. Außer viel-leicht Innereien.Wohin wollten Sie schon immer mal rei-sen?Neuseeland beziehungsweise Australien reizen mich schon seit langem. Außerdem würde ich gerne Lateinamerika kennenler-nen.Wann waren Sie zum letzen Mal im Kino, was ist ihr Lieblingsfilm, wer ihr Lieb-lingsschauspieler?Das war vor ein paar Tagen in „Oben“. Lieb-lingsschauspieler oder Lieblingsfilm habe ich keine. Roberto Benigni und Heinz Er-hardt zum Beispiel sehe ich aber ganz gerne.

DAS INTERVIEW FÜHRTEN LEENA GEORGI, LAURA STIEG, HELENE PE-TERS UND ELISABETH SALZBRUNN

Ich hab da mal ‘ne Frage… Herr Richter

Besseres Essen – ja! Aber ohne uns!

AS SCHLIMMSTE KONN-ten wir abwenden: Die Cafe-teria ist nicht zur zuckerfreien Zone geworden. Doch in der

Debatte – oder besser den Taten – zum Schulessen an der Essensausgabe herrscht Stillstand. Schon letztes Jahr habe ich mir die Zähne ausgebissen an der Langsamkeit und Trägheit des schulischen Entschei-dungsapparates. Das ganze Jahr über ging es hin und her zwischen Markenverkauf, Caterer und Gesundheitsdebatte. Das neue – wohlgemerkt unbequemere, aber notwen-dige – Markensystem kam. Doch ein neuer Caterer war uns nicht vergönnt. Derweil stagnieren die Essenszahlen bei zehn bis zwanzig pro Tag. Zahlen, die Bemühungen oder Engagement eigentlich nicht rechtfer-tigen. Aber bei der letzten Schulkonferenz wurde wieder geklagt. Dieses Mal von El-ternseite. Dabei hätte letztes Jahr alles gut werden können. Ich hatte schon Anfang des Schuljahres

einen ausgezeichneten Caterer gefunden, Konditionen ausgehandelt und ein Ver-kaufssystem entworfen. Als dann endlich das Okay zu einer Probewoche kam (sage und schreibe acht Monate später), muss-te uns der Caterer leider mitteilen, dass er aufgrund von zu VIELEN Kunden unsere Schule nicht beliefern könne. Also alles umsonst, denn einen neuen Caterer konn-ten wir bis heute nicht auftreiben. Zumin-dest keinen, der es länger als drei Monate geschafft hätte. Das Problem liegt darin, dass die Lieferanten ihre Menüs in regelmä-ßigem Abstand wiederholen. Dementspre-chend hängt es den Schülern irgendwann zum Halse heraus. Der vorgeschlagene Caterer wäre anders gewesen: jede Woche neue, frische und gesunde Menüs.Auf der Schulkonferenz wurde schließlich entschieden, dass erneut ein Ausschuss ge-bildet werden solle, bestehend aus Eltern, Lehrern, Schülern und Schulleitung. Zur Erinnerung: der letzte Ausschuss zu diesem

Thema endete in der Cafeteria-Zucker-De-batte; danach mussten sich die Schüler al-lein drum kümmern. Schade eigentlich, dass kein einziger Schüler bis heute eine Einla-dung zur ersten Sitzung des Ausschusses erhalten hat und ich um drei Ecken erfah-ren musste, dass bereits ein Termin feststeht und der Rest der Welt in Kenntnis gesetzt wurde. Zufall oder nicht, das ist unfassbar! An dieser Stelle also eine Nachricht an alle, die Verantwortung tragen an unserer Schu-le: Seien Sie versichert, die Schülervertre-tung und ich werden keine Sekunde unserer Zeit mehr in dieses Thema investieren. Was sich die Schule eingebrockt hat, kann sie jetzt genüsslich selbst auslöffeln! Sehen Sie zu, wie Sie die Anmeldezahlen ohne einen vernünftigen Mittagstisch stabil halten. Engagement wird an dieser Schule so be-handelt wie eine aussätzige Krankheit – das muss sich niemand mehr gefallen lassen. Adieu, Undankbarkeit!

Die quälende Debatte um das Schulessen zieht sich seit Jahren durch Gremien und über den Schulhof. Trotzdem ist die Situation heute desaströs. BRIAN THOMAS, der sich in Sachen Schulessen engagiert wie kein anderer, protestiert

Kommentar

D

Page 21: Der Goaner

DER GOANER 21

Schulreform HIER

Zurück in die Zukunft?Ab sofort läuft das Volksbegehren gegen die Schulreform. Ein bereits beschlossenes Gesetz könnte doch noch ins Wanken geraten

EIT ÜBER EINEM MONAT prägen sie das Hamburger Stadt-bild: Die Plakate der Initiative „Wir wollen lernen“, die mit aller Macht

die schwarz-grüne Schulreform verhindern will. Während sich die Reformgegner nach Großdemonstrationen im April und Mitte

September jetzt endgültig die nötige Auf-merksamkeit erarbeitet haben, scheinen ihre Aussichten denkbar schlecht. Denn die Schulreform, gegen die sie kämpfen, wurde von der Bürgerschaft bereits am 7. Oktober beschlossen.CDU und GAL hatten es angesichts des Auftriebes für ihre Gegner wohl mit der Angst zu tun bekommen und das neue Schulgesetz ohne die übliche „Zweite Le-sung“ bereits einen Monat früher als gep-

lant verabschiedet. Vermutlich, damit po-tenzielle Unterstützer der Volksinitiative denken, man könnte nichts mehr gegen die Reform ausrichten. Das brachte die Vertreter von „Wir wollen lernen“ um den Rechtsanwalt Dr. Walter Scheuerl natürlich auf die Palme: Sie protestierten vor dem

Rathaus lautstark gegen das „skandalöse und undemokratische Hauruck-Verfahren“ des Senats.

Diese Angst ist eigentlich unbegründet, denn das Volksbegehren der Reformgegner,

das am 28. Oktober begonnen hat, wird dadurch überhaupt nicht beeinflusst. Das wissen nur mit Sicherheit nicht alle, die po-tenziell zu den 61.834 Bürgern (5 Prozent aller Wahlberechtigten) gehören, die das Volksbegehren bis zum 17. November un-terschreiben müssen, damit es rechtskräftig

wird. Und so versuchten die Aktivisten bis zur letzten Sekunde, den Gesetzesbeschluss hinauszuzögern. Walter Scheuerl schreckte dabei vor nichts zurück und behauptete, das Vorgehen von Schulsenatorin Christa Goe-tsch gleiche der Pädagogik zu Zeiten des Nationalsozialismus. Ein offensichtliches Eigentor, für das sich der Sprecher von „Wir wollen lernen“ auch umgehend entschuldi-gte. Dennoch spüren die Reformgegner Rückenwind. Seit einem Monat haben sie ein Büro in der Innenstadt und weit über tausend Menschen haben sich freiwillig ge-meldet, um Unterschriften zu sammeln.Sollten sich also tatsächlich fast 62.000 pro-testwillige Wahlberechtigte finden, wird das Volksbegehren in die Bürgerschaft ein-gebracht. Da der Senat es natürlich ableh-nen würde, könnte es dann am 4. Juli 2010 zu einem Volksentscheid kommen, bei dem sich ein Fünftel der Wahlberechtigten und die Hälfte aller Abstimmenden für die In-itiative und gegen die Schulreform ausspre-chen müssten. Dann, und nur dann sind die schwarz-grünen Pläne tatsächlich gekippt. Der Weg dorthin ist lang, aber nicht aus-sichtslos. In einer Umfrage des Hamburger Abendblatts haben 71 Prozent gegen die Reform gestimmt. Das ist zwar nicht reprä-sentativ, aber doch ein deutliches Zeichen. Mindestens bis zum 17. November bleibt es also spannend.

CDU UND GAL HATTEN ES ANGESICHTS DES AUFTRIEBES FÜR IHRE GEGNER WOHL MIT DER ANGST ZU TUN BEKOMMEN

S

VON ULRICH VÖLKER

WEIT ÜBER TAUSEND MENSCHEN HABEN SICH FREIWILLIG GEMELDET, UM UNTERSCHRIFTEN ZU SAMMELN.

Christa Goetsch ratlos?

Page 22: Der Goaner

DER GOANER22

ModetöneHIER

IE JAHRESZEITEN. HEUTE sind wir nicht mehr so ange-wiesen auf die natürliche Uhr wie früher. Wir können elek-

trisches Licht erzeugen und ein Blick auf unseren Arm verrät uns, wie spät es ist. Und doch beeinflussen uns die wechselnden Jah-reszeiten ungemein in unserem Leben. Im Sommer sind wir oft draußen, wir lieben die Sonne. Sogar die Schule kommt uns irgendwie leichter vor. Das Gegenteil im Winter: Es ist kalt und dunkel. In Ham-burg schneit es nicht sehr oft, also verbin-den wir die letzte Zeit des Jahres vor allem mit nassem Wetter. Natürlich zieht es uns da nach drinnen – ins Warme. Wir müssen uns wohl oder übel anpassen. Das gilt auch in der Mode, besonders bei den Farben. Wenn es Frühling wird und die Blumen blühen, dann wollen auch wir Buntes tragen. Vielleicht ein Blumenkleid. Und jetzt seien wir ehrlich, wie viele von uns tragen im Winter schon ein solches Kleid. Selbst wenn es aus der wärmsten Wolle wäre. Nein, wenn es draußen farblos ist, dann tendiert unser Kleidungssinn auch zu einer eher farbneutraleren Auswahl.Doch nicht nur wegen unserer innerhalb des Jahres wechselnden Grundorientierung sind die Jahreszeiten für die Mode so wich-tig. Eine neue Jahreszeit bringt für die Mo-

deschöpfer dieser Welt eine neue Gelegen-heit, sich zu präsentieren. Dabei wird uns schon im Frühjahr gesagt, was im Herbst in sein wird. Eigentlich ziemlich absurd!Für uns Normalsterbliche ist es schwer zu sagen, ob wir jedem Trend auch in der Zeit folgen, für die er bestimmt ist. Wenn La-gerfeld sagt, im nächsten Frühjahr sei die Farbe XY in, dann müssten wir uns jetzt schon darauf einstellen und könnten uns in der kurzen Zeit, die uns im Alltag für Mode bleibt, kaum darauf konzentrieren, was La-gerfeld denn letzten Frühjahr über die nun aktuellen Trends prophezeit hat. Verwirrt? Dito. Zum Glück gibt es da noch die wert-vollen Modezeitschriften, die uns zur rich-tigen Zeit informieren.

Weiterhin ein Problem bleibt aber die Sa-che des Geldes. Klar will ich dem Trend folgen. Klar will ich mir beim Jahreszeiten-wechsel neue Sachen kaufen. Aber das kann auf Dauer auch ganz schön teuer werden. Um dem entgegen zu wirken, kann man zwei Dinge tun. Erstens: Günstige Varianten finden. Wenn die Australische Firma „Ugg“ die be-rühmten Boots aus echtem Leder und Fell

auf den Markt bringt und sie einem ge-fallen, muss man dem Trend nicht direkt folgen und 240 Euro ausgeben. Ein etwas genauerer Blick bei Görtz 17 zum Beispiel genügt, um günstigere und trotzdem tren-dige Alternativen zu finden. Klar gelten Marken in unserer Gesellschaft leider noch als Statussymbol. Aber vielleicht kann man sich hierbei auch auf Kleidungsstücke be-schränken, die man länger als nur ein paar Wochen im Jahr trägt, weil sich das Wetter dann nämlich schon wieder ändert. Mein Tipp: Mehr Geld in Klassiker investieren, die man dann mit wechselnden Accessoires immer aktuell und neu zur Geltung bringen kann.Die zweite Möglichkeit: Mischen. Auf keinem bunten Kleid ist geschrieben, dass man es nur in den Sommermonaten tra-gen darf. Mit einer schönen Weste und den passenden Boots kann man das Kleid auch im tiefsten Herbst tragen. Vor allem schafft man es durch solche neuen Kombinationen aber, ein wenig Farbe in die dunkle Jahres-zeit zu bringen. Buntere Kleidung sorgt für bessere Stimmung und lässt uns vergessen, dass wir bei dem Schmuddelwetter am lieb-sten nur unter die nächste Decke wollen.Winterdepressionen adé.

Modetöne

D

Teil 6 – Die JahreszeitenVON PARICHEHR SHAMSRIZI

WEITERHIN EIN PROBLEM BLEIBT ABER DIE SACHE DES GELDES.

Page 23: Der Goaner

DER GOANER 23

in der Welt DORT

Dort„Um 2.12 Uhr waren wir mit der Arbeit fertig. Um 2.15 Uhr sagten wir Horst und Guido zueinander.“

FDP-Chef Westerwelle über seine Duz-Freundschaft mit dem CSU-Vorsitzen-den Seehofer

„Das ist politische Geisterbahn mit lebenden Geistern.“

- Claudia Roth, Chefin der Grünen, zu Schwarz-Gelb.

„Es ist nicht wichtig, wer wählt, sondern wer zählt.“

- Michail Gorbatschow, ehemaliger Sowjet-Präsident

„Ich verdiene diesen Preis noch nicht.“

- Barack Obama nach seiner Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis

in der Welt

Page 24: Der Goaner

DER GOANER24

Bundestagswahl 2009DORT

ORST UND GUIDO SAGEN sie jetzt zueinander, die beiden Rivalen, die nun vorgeben, kei-ne mehr zu sein. Eben jene, die

sich vor Kurzem noch als „letzter Sozial-demokrat Bayerns“ beziehungsweise „Sen-sibelchen“ beleidigten; endlich haben sie zueinander gefunden! – Wer’s glaubt, wird selig. Vielleicht war die neue Pseudo-Duz-Freundschaft die Idee von Angela Merkel, die für Streit prinzipiell wenig bis gar nichts übrig hat. In jedem Fall zeigt sie bilderbuch-haft, was sich in den drei Wochen der Koa-litionsverhandlungen tat, als sich die beiden noch Seehofer und Westerwelle nannten. Nachdem die erste Euphorie abgeklungen war und CDU, CSU und FDP am Ver-handlungstisch saßen, wurde ihnen allmäh-lich klar, dass die ausreichend vorhandenen Differenzen mit dem Wahlsieg nicht erle-digt waren. Die Folge war ein langes, zähes und nervenaufreibendes Ringen, an dessen Ende nur wenig Konkretes stand. Dafür: Viele Kompromisse und vertagte Entschei-dungen. Heute steht ein Koalitionsvertrag, der ei-gentlich nur die Absicht enthält, erst ein-mal gemeinsam loszulaufen, damit an jeder Kreuzung neu überlegt werden kann, was zu tun ist. Unliebsames wurde in Ausschüs-se zur „genaueren Prüfung“ verfrachtet.Die beinah einzig sichere Botschaft: Es wird teuer für den Staat, damit die Koali-tionspartner genügend Spielraum für die geplanten Steuersenkungen haben. Denn Schwarz-Gelb hat sich nicht getraut, mit den Bürgern Klartext zu reden, zuzugeben, dass große Steuergeschenke in Krisenzeiten wie diesen nicht drin sind. Stattdessen war insbesondere die FDP mit umfangreichen Steuersenkungs-Verspre-chen in den Wahlkampf gegangen. Die Union dagegen sprach zwar von Entla-stungen der Bürger, war sich aber anderes als die FDP im Klaren darüber, dass die Finanzsituation des Staates dafür eigentlich wenig Raum bietet. WAS UNS ERWARTETTrotz allem einigten sich die Koalitions-partner auf Steuersenkungen in Höhe von 24 Milliarden Euro bis 2013: Zunächst planen Union und FDP die Unterneh-menssteuer zu senken, außerdem wollen sie das Kindergeld um 20 Euro und den

Kinderfreibetrag auf etwa 7000 Euro erhö-hen. Darüber hinaus soll zur Vereinfachung ein Stufentarif im Steuersystem eingeführt werden. Finanziert wird all dies auf Pump, mit der logischen Konsequenz, dass die Staatsver-schuldung unaufhaltsam steigt. Weitere Kredite wird der Staat für die maroden So-zialkassen aufnehmen müssen, allein bei der Bundesagentur für Arbeit fehlen rund 17 Milliarden Euro. Und auch für das Ziel, die Arbeitnehmer-Beiträge einigermaßen konstant zu halten, wird die Regierung ge-zwungen sein, noch allerhand Geld in die Hand zu nehmen. Fraglich ist, wie ernst die Verantwortlichen die von der Großen Koalition beschlossene Schuldenbremse nehmen, die 2011 in Kraft tritt. Um diese einzuhalten, müssten in den kommenden vier Jahren wenigstens 50 Milliarden Euro in die Kassen gespült werden, das bedeutete ein enormes Wirt-schaftswachstum, höher, als es das in den letzten zehn Jahren je gegeben hat. Die Lö-sung: Steuererhöhungen (unwahrschein-lich) oder Kürzungen der Ausgaben (eher wahrscheinlich). Konkret hieße das, dass es zum Beispiel für Bildung und Soziales we-niger Geld gäbe.Noch aber verteilen Union und FDP wei-ter die Millionen und Milliarden. So wird das Schonvermögen von Hartz-IV-Emp-fängern, das der Altersvorsorge dient, auf 750 Euro pro Jahr erhöht. Zusätzlich sollen Langzeitarbeitslose mehr hinzuverdienen dürfen. Besonders typisch für den Ablauf der Ko-alitionsverhandlungen waren die Debatten in der Gesundheitspolitik: CDU und FDP planten ein Gesundheitsprämiensy-stem – die CSU war dagegen. CSU und FDP wollten den Gesundheitsfond ab-schaffen – für die CDU undenkbar. Die FDP überlegte, die Vertragsmöglichkeiten von Krankenkassen und Ärzten zu vergrö-ßern – nicht mit CDU/CSU. Daher bleibt vorerst alles, wie es ist. Verhandelt werden wird in Zukunft allerdings über einkom-mensabhängige Arbeitnehmerbeiträge und, ob Krankenkassen ihre Beiträge selbst bestimmen dürfen. Auch beim Thema Atomkraft gibt es bis-lang kaum klare Aussagen, außer dem Be-schluss, die Laufzeit der Atommeiler zu verlängern. Doch wie genau, welche Sicher-

heitsbedingungen herrschen müssen und wie viel die Atomstromversorger in einen möglichen Energie-Fond bezahlen sollen, ist über weite Strecken unklar. Allerdings kann man davon ausgehen, dass die Inte-ressen der Atomlobby in Zukunft nicht zu kurz kommen werden. Ein Kompromiss-Paradebeispiel bietet das Thema Wehrpflicht. Im Wahlkampf machte die CDU klar, sie wolle unbedingt den Zwangsdienst beibehalten. Ganz an-ders die FDP: „überflüssig und ungerecht“ sei die Wehrpflicht, sagte Guido Wester-welle noch im Juni. Herausgekommen ist ein sechsmonatiger Kurzdienst, bestehend aus einer dreimonatigen Grundausbil-dung, zwei Monaten Spezialausbildung und einem Monat Fachdienst. Deutschland fügt sich also nicht den 23 von 28 Mitglie-dern der NATO, die die Wehrpflicht als nicht mehr zeitgemäß abgeschafft haben. Ein Gebiet, dem die FDP ihre Hand-schrift verleihen konnte, ist die Innen- und Rechtspolitik, die sich im Koalitionsver-trag „Frei und sicher leben“ nennt. So wur-den etwa die Regeln für Online-Durchsu-chungen enger geschnürt, und auch auf die Vorratsdatenspeicherung darf nur zugegrif-fen werden, wenn „Gefahr für Leib, Leben und Freiheit“ besteht. Die „Bildungsrepublik Deutschland“ hatte Angela Merkel einst ausgerufen; verwirk-licht werden soll sie durch Umsetzung des von der FDP vorgeschlagenen Stipendien-Systems. Spätestens 2015 soll jeder zehnte Studierende ein Stipendium erhalten, zur Hälfte vom Staat, zur Hälfte von der Wirt-schaft finanziert. Auf viel mehr Konkretes beim laut Bildungsministerin Schavan „zentralen Thema“ konnten sich die Koa-litionäre nicht einigen, bedingt dadurch, dass Bildung in Deutschland Sache der Bundesländer ist. Der Bund dagegen ver-teilt in erster Linie das Geld: 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sollen es wer-den, rund 3 Milliarden Euro mehr als zuvor. Allerlei Namen hatten sich die Leute für eine Koalition aus Schwarz und Gelb aus-gedacht, Biene-Maja-Koalition etwa. Mer-kel, Westerwelle und Seehofer aber mit fleißigen Bienchen zu vergleichen, die eifrig Honig sammeln, wäre vermessen. Aber was ist sonst schwarz-gelb? Nun, eine faule Ba-nane zum Beispiel.

Faule Banane

VON RUBEN KARSCHNICK

H

Kaum Konkretes, viele Kompromisse; wenig ändert sich wirklich, nichts sofort – eine Bilanz der Koalitionsverhandlungen

Nach der Wahl

Page 25: Der Goaner

DER GOANER 25

Das Kabinett DORTBUNDESKANZLERIN Angela Merkel (CDU): Die „Kanzlerin der roten Teppiche“, geschieden und in zweiter Ehe. Hauptsache, sie fällt nirgendwo in Ungnade.

AUSSENMINISTER und VI-ZEKANZLER Guido Westerwelle (FDP): Die „Westerwave“ surft über den Globus. Kann sich der ewige Oppositionspo-litiker im Haifischbecken der internationalen Politik behaupten?

FINANZMINISTER Wolfgang Schäuble (CDU): Wie sich die Kompetenzen doch wandeln können. Mit Internetpiraten muss er sich nicht mehr herumschlagen, doch die Staatsschulden könnten ihn erdrücken.

WIRTSCHAFTSMINISTER Rainer Brüderle (FDP): Kompetenz statt Charisma. Kein Freiherr, aber dafür durch und durch liberal.

INNENMINISTER Thomas de Maizière (CDU): Newcomer mit zarten 55 Jahren. Der „Kronprinz“ der Innenpolitik hat ein Ziel: Freiheit und Sicherheit für alle!

VERTEIDIGUNGMINISTERKarl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (CSU): Der Show- und Shootingstar tauscht Times Square gegen Hindukusch. Wird er der neue „Scheich“ von Afghanistan?

ARBEITS- UND SOZIALMINISTER Franz-Josef Jung (CDU): Wer in der Verteidi-gung scheitert, wird prompt woanders abgeladen. Oh, Arbeit und Soziales war gerade frei. Naja, ist ja auch nicht so wichtig.

BILDUNGSMINISTERIN Annette Schavan (CDU): Wird sie unser Land zu ei-ner „Bildungsrepublik“ ma-chen?

JUSTIZMINISTERIN Sabine Leutheusser-Schnar-renberger (FDP): Die große Gegenspielerin von Schäub-le, die große Koryphäe der Bürgerrechte. Warum hat man seit 15 Jahren nichts von ihr gehört?

FAMILIENMINISTERIN Ursula von der Leyen (CDU): Siebenfache Mutter und tausendfach belächelt wegen ihrer Internetsperr-aktionen. Dabei meint sie es ja nur gut mit uns.

GESUNDHEITSMINISTER Philipp Rösler (FDP): Der in Vietnam geborene Arzt hat einen schweren Stand. Ändern will er viel, doch er darf nicht. Solange er nicht mit seinem Dienstwagen nach Vietnam fährt…

UMWELTMINISTER Norbert Röttgen (CDU): Wie war es noch gleich? Ach ja, Atomkraftwerke schützen das Klima. Macht er es sei-nem Amtsvorgänger nach und wird bald CDU-Chef?

LANDWIRTSCHAFTS-MINISTERIN Ilse Aigner (CSU): Weder Bäuerinnen noch Bauern mögen sie, aber irgendjemand muss die ganzen Subventionen ja ver-walten.

VERKEHRSMINISTER Peter Ramsauer (CSU): Straßen besichtigen, Brü-cken einweihen – schon ein recht entspanntes Amt. Wie war das noch gleich mit der Deutschen Bahn? Vielleicht bringt sie ihn schon bald wieder heim nach Bayern.

ENTWICKLUNGSHILFEMINISTER Dirk Niebel (FDP) und KANZLERAMTSMINISTER Ronald Pofalla (CDU): Vor kurzem waren sie noch Pöbler vom Dienst – im Fachjargon heißt das „Generalsekretär“. Jetzt dürfen sie Ministerien leiten, von de-nen die meisten noch nicht mal etwas gehört haben. Viel Spaß!

ZUSAMMENGESTELLT VON ULRICH VÖLKER

Page 26: Der Goaner

DER GOANER26

MeinungDORT

EIM ERSTEN MAL WAREN ES die Flut und Farbfotos von Schrö-der in Gummistiefeln. Beim zwei-ten Mal war es mehr als nur eine

Spur Siegesgewissheit und die unsägliche Ankündigung der Mehrwertsteuererhö-

hung zu viel. Dass ausgerechnet beim dritten Versuch in diesem Jahrzehnt nichts mehr den Wahlsieg der „bürgerlichen Koalition“ aus Union und FDP verhindert hat, mutet schon leicht paradox an. Eigentlich sprach selten so viel gegen Schwarz-Gelb wie dies-mal: Von Politikwechselstimmung im Land konnte vor der Wahl keine Rede sein; die CDU kämpfte in einem sagenhaft uninspi-

riert geführten Wahlkampf träge um ihr aus-gewaschenes Profil; und dass gerade die FDP während dieser besonderen Wirtschaftskrise den größten Zuwachs aller Parteien ver-zeichnet, ist ein Phänomen. Merkel und Westerwelle werden es nicht zu-geben, aber Schwarz-Gelb ist nicht deshalb gewählt worden, weil Union und FDP so stark, sondern weil die anderen so schlecht waren. Die SPD hadert mit ihrem Schicksal, in vier Jahren jeden dritten Wähler verloren zu haben. Viel ist über diesen dramatischen Absturz geschrieben und gerätselt worden.

Dabei hat sich eine Partei, deren Wahl-kampfstrategie komplett darauf aufbaut, diffuse Ängste vor der Mutter aller Übel, einer schwarz-gelbe Koalition, zu schüren, ihre Verluste vor allem selbst zuzuschreiben. In einem Punkt kann einem die SPD dann

aber doch wieder leidtun: Der Wähler straft sie bis heute immer wieder für die Agenda 2010 ab, mit der die Sozialdemokraten ihre Ideale verraten hätten. Dass die Kernpunkte der Agenda nicht nur richtig, sondern auch bitter nötig waren (nachdem die Kohl-Re-gierung die wichtigen Sozialstaatsreformen jahrelang verschlafen hatte), gerät bei so-zialdemokratischen Stammwählern oft in Vergessenheit. In der Folge laufen sie zur Linksparte.Es scheint beinah, als sei Schwarz-Gelb versehentlich gewählt worden: Die CDU, weil sie plötzlich als die sozialere der beiden Volksparteien galt, und die FDP, weil die Wähler annahmen, eine Partei, die ja gar nicht regiert hat, könne unmöglich Schuld an der Wirtschaftskrise sein. Fazit: Schwarz-Gelb ist aus den falschen Gründen an die Macht gekommen. Immer-hin aber hat Deutschland in den nächsten vier Jahren eine Regierung, die für eine Richtung steht, was man von der einzig denkbaren Alternative, einer Neuauflage der Großen Koalition, nicht behaupten kann. Das Konzept, mit dem die Union, vor allem aber die FDP in den Wahlkampf gezogen ist, ist umstritten, aber es ist eines: Steuern run-ter, Einsparungspotentiale ausschöpfen, Bü-

rokratieabbau – Wachstum generieren. Eine kurzfristig noch höhere Verschuldung mit der Idee in Kauf nehmen, dass der Schulden-berg langfristig nur durch die Arbeitskraft der Bürger und nicht durch grenzenloses Schröpfen durch den Steuerstaat abgetragen werden kann.

Andere Parteien standen und stehen – selbst-redend – im Widerspruch zu diesen Plänen. Das ist legitim und machte den Wahlkampf wenigstens manchmal interessant. Nun aber hat das Lager der Steuersenkungen gewon-nen, hat dank einer Mehrheit im Bundesrat aktuell sogar die Chance „durchzuregieren“ und das eigene Konzept schnellstmöglich zu verwirklichen – und bekommt offensichtlich gerade Angst vor der eigenen Courage. Die Koalitionsverhandlungen gestalteten sich zäh, seelenverwandt sind Unionspolitiker und Liberale trotz aller Gemeinsamkeiten nicht. Und urplötzlich tritt Verlegenheit auf die Minen der Akteure, die im Wahl-kampf noch am lautesten nach Entlastungen geschrien haben, wenn es um das Thema Steuern geht. Vergünstigungen im ange-strebten Bereich, vernimmt man nun, seien in der gegenwärtigen Lage doch nicht ganz so möglich, wie ursprünglich gedacht. Dass der FDP aber jetzt erst aufgefallen sein will, wie leer die Staatskassen wirklich sind (und sie werden noch viel leerer), ist in höchstem Maße unglaubwürdig. Die Liberalen haben einen Plan und nach elf langen Oppositi-onsjahren jetzt wieder die Möglichkeit, ihn umzusetzen. Der Vertrauensvorschuss der Wähler, aus welchen Gründen auch immer gewährt, erwiese sich als ungerechtfertigt, wenn sie jetzt nicht auch zu diesem stehen.

Reifeprüfung auf der RegierungsbankDie Regierung muss jetzt beweisen, dass sie der Verantwortung gewachsen ist und ihre Konzepte auch gegen breiten Widerstand durchsetzen kann, meint JAKOB HINZE

B

„SO IST DAS!“ Die Meinungsseiten

SCHWARZ-GELB IST NICHT DESHALB GEWÄHLT WORDEN, WEIL UNION UND FDP SO STARK, SONDERN WEIL DIE ANDEREN SO SCHLECHT WAREN.

NUN HAT DAS LAGER DER STEUERSENKUNGEN SOGAR DIE CHANCE „DURCHZUREGIEREN“ UND BEKOMMT OFFENSICHTLICH GERADE ANGST VOR DER EIGENEN COURAGE.

Page 27: Der Goaner

DER GOANER 27

Meinung DORT

ITTLERWEILE HAT JEDER davon gehört: Thilo Sarra-zins Äußerungen über „kleine Kopftuchmädchen“ haben in

den letzten Wochen für mächtig Wirbel und einen Hagel der Kritik gesorgt. Wer sich selbst für bedeutend hielt, hat in den letzten Wochen seinen Kommentar zum besagten Interview der „Lettre Internatio-nal“ abgegeben – eine elitäre europäische Kulturzeitschrift mit geringer Auflage. Aus allen Rohren wurde gefeuert. Doch niemand zielte dabei auf die Kernaussage Sarrazins. Der rhetorische Kahlschlag, den Sarrazin

mit seiner pauschalisierenden und teils menschenunwürdigen Zuwortmeldung vorgenommen hat, ist nicht hinzunehmen, auch wenn ihm inhaltlich wenig entgegen-zusetzen zu sein scheint. Auch Sarrazin hat dies mittlerweile begriffen und sich brav entschuldigt. Allerdings ist das Ganze auch

nicht seine erste Äußerung dieser Art, man erinnere sich an die berechneten 4 Euro, von denen man als Hartz-IV-Empfänger am Tag (über-)leben könne. Dennoch macht man es sich zu einfach, wenn man Sarrazin die Verbreitung rechtsradikalen Gedanken-gutes oder gar Volksverhetzung vorwirft.Was bleibt, nachdem sich die Gemüter nun endlich wieder beruhigt haben, sind zwei Fragen. Erstens: Was darf man in Deutsch-land noch sagen und was nicht – vor allem vor unserem geschichtlichen Hintergrund? Und zweitens: Womit hat Sarrazin recht, wo nimmt er es mit der Realität nicht so genau und wie kann man die Integration

verbessern?Die Debatte um eine erfolgreiche Integrati-on ist unnötigerweise zu einer Debatte um die Meinungsfreiheit hochstilisiert worden. „Ich habe den Eindruck, dass Sarrazin mit seinem Gedankengut Göring, Goebbels und Hitler große Ehre erweist“, sagte der

Generalsekretär des Zentralrats der Juden Stephan Kramer. Diese Äußerung als Reak-tion auf Sarrazins Interview ist in gleichem Maße kindisch wie kontraproduktiv. Natür-lich nutzt der Zentralrat hier die Gelegen-heit, um für ein paar Schlagzeilen zu sorgen. Kenan Kolat, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, hängte sich mit seiner Rücktrittsforderung gleich noch hin-ten dran. Das führt zu nichts und verhärtet nur unnötig die Fronten. Es macht es deut-lich, dass es offenbar nicht möglich ist, in Deutschland eine öffentliche Debatte über ein solch heikles Thema zu führen. Doch warum? Weil man sich in einer sol-

chen Debatte immer dem Risiko aussetzt, eins mit der Nazi-Keule übergebraten zu bekommen. Und dem will sich natürlich niemand aussetzen. Damit sollte endlich Schluss sein – mit der Nazi-Keule, die alle Kritiker immer wieder gerne rausholen, >> FORTSETZUNG AUF SEITE 28

Knapp daneben ist auch vorbei VON SEBASTIAN LUFT

M

Wie Sarrazin übers Ziel hinaus schoss

Thilo Sarrazin

Page 28: Der Goaner

DER GOANER28

SarrazinDORT

wenn ihnen etwas nicht passt. Sei es die Außenpolitik gegenüber Polen, das Enga-gement gegenüber Israel oder eben die Ein-wanderungspolitik. Ich denke, dass wir uns alle unserer ge-schichtlichen Verantwortung bewusst sind und dies auch sein müssen, aber wir können uns trotzdem nicht jedes Mal ducken, wenn jemand die besagte Keule schwingt. Natür-lich ist Volksverhetzung und Fremdenhass nicht zu tolerieren und mit aller Härte zu verfolgen. Dies darf aber nicht dazu füh-ren, dass in einer öffentlichen Debatte eine Seite zum Nazi-Kollektivschlag ausholt, ohne sachdienliche Argumente zu liefern und sich die andere Seite dadurch mundtot machen lässt. Man muss auf dem schma-len Pfad der Meinungsfreiheit bleiben, der nicht ins Radikale abrutscht, der aber auch nicht zum Radikalen verklärt werden darf.Sarrazins inhaltliche Aussagen lassen sich anhand der Fakten schnell beurteilen. Liest man sein Interview genauer, wird außerdem deutlich, dass er sich auch nicht nur an Zu-

wanderer richtet, sondern genauso abwer-tend über Hartz IV-Empfänger deutscher Herkunft urteilt. Ein paar Beispiele aus dem Repertoire des rhetorischen Waldschrats:Laut Sarrazin habe Berlin „einen Teil von Menschen, etwa 20 Prozent der Bevöl-kerung, die ökonomisch nicht gebraucht werden, 20 Prozent leben von Hartz IV und Transfereinkommen, bundesweit sind

es nur acht bis zehn Prozent.” Das ist leider richtig, auch wenn der Bundesdurchschnitt bei rund 10,1 Prozent liegt.Sarrazin, die zweite: „Eine große Zahl an Arabern und Türken in dieser Stadt hat keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel.” Dies stimmt

so nicht! Türkische Unternehmen setzen in Berlin jährlich 3,5 Milliarden Euro um. Das türkische Berliner Branchenverzeich-nis zählt 100 Lebensmittel-Einzelhandels-geschäfte, aber auch 41 Rechtsanwälte und 78 Reisebüros.Und hier der wohl bekannteste und gleich-zeitig auch unmöglichste aller Sarrazins: „Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig kleine Kopftuchmädchen produziert. Das gilt für 70 Prozent der türkischen und 90 Prozent der arabischen Bevölkerung.“ Die Zahlen sind natürlich völlig aus der Luft gegriffen. Von allen Zu-wanderern in Berlin haben 43 Prozent Ab-itur und 39 Prozent einen Hochschulab-schluss. Allerdings stimmt es, dass von allen Zuwanderergruppen Türken und Araber in Berlin als die am schwersten zu integrie-renden Gruppen gelten.

Endlich Geschenke!

O LANGSAM BEGINNT DIE Weihnachtszeit (zumindest in den Supermärkten), und das bedeutet: GESCHENKE!

Dem hat sich auch die neue Bundesregie-rung von Union und FDP verschrieben – vorerst, das heißt bis zum 5. Mai nächsten Jahres. Dann sind nämlich Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen. Zunächst aber pla-nen sie ein Geschenke-Budget im zweistel-ligen Milliardenbereich, um uns Bürger zu beglücken. Vor allem dürfen wir uns auf die 10 Prozent des Bruttoinlandprodukts für Bildung freuen, bis 2013. Und war nicht vor den Wahlen noch von Steuererleichterungen die Rede? Ja, und sie sollen auch kommen, doch wann und wie ist noch ungewiss. Zur Sicherheit sind die Steuererleichterungen dazu von der CDU fest verschnürt mit ordentlich viel Kle-beband verpackt; FDP und CSU werden allergrößte Schwierigkeiten haben, da ran zu kommen. Doch eines lässt sich schon erkennen: Das ist eine ganz schöne Mogel-packung! Da ist viel mehr Verpackung als Inhalt. Denn bei all dem Wünsch-Dir-Was muss die Regierung auch an ihren Haushalt

denken, war es doch die FDP, die sich so in-tensiv für eine im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse eingesetzt hat. Das waren noch Zeiten!Wo das Geld bei unserem desolaten Haus-

halt in dieser schlechten Wirtschaftslage kommen soll, nun, da sind sich Politiker von Union und FDP einig: Wirtschafts-

wachstum! Zudem soll es auf allen Ebenen Einspa-rungen geben (circa 14,6 Milliarden beim Bund und weitere 8,2 Milliarden auf Län-derebene), wie es auch die vorherigen Re-gierungen angekündigt haben. Und nicht zu vergessen sei der geplante Ab-bau der Bürokratie! Die soll um 25 Prozent reduziert werden. Bürger und Unternehmer sollen verkürzte Aufbewahrungsfristen und einfachere Bilanzierungsregeln erhalten. Da werden aber so einige Arbeitsplätze, die zuvor mit Akten sortieren ausgefüllt waren, verloren gehen.Vielleicht kommt es auch ganz anders zu weiteren Kündigungen. Zum Bei-spiel, wenn die Unternehmen, denen das deutsche Wohl sonstwo vorbeigeht (zum Beispiel ausländische Investoren oder Heuschrecken mit M, die auch noch aus Russland kommen) die vereinfachte Bilan-zierung ausnutzen und ihre nun nicht mehr so lange gelagerten Bilanzen mal eben in die eine oder andere Richtung in die eine oder andere Tasche korrigieren. Ganz schön schwarze Weihnachten, oder ist da noch ein helles, gelbes Funkeln?!

VON LARA BERSUCH

Kolumne

SUnmittelbar nach den Bundestagswahlen beginnt die politische Weihnachtszeit.

DIE DEBATTE UM EINE ERFOLGREICHE INTEGRATION IST UNNÖTIGERWEISE ZU EINER DEBATTE UM DIE MEINUNGSFREIHEIT HOCHSTILISIERT WORDEN.

Page 29: Der Goaner

DER GOANER 29

Deutschlernen DORT

OR ZEHN JAHREN KAM ICH das erste Mal mit der deutschen Sprache in Kontakt, einer Spra-

che mit schwierigen Regeln und großen Herausforderungen. Ab dem Kindergarten begann ich Englisch zu lernen. Nach der Grundschule wollte ich dann etwas anderes probieren und besuchte Schanghais Fremdsprachenschule, die ne-ben Englisch auch andere Sprachen anbot. Ich begann Deutsch zu lernen – sieben Jah-re lang.

Westliche Sprachen sind für Chinesen all-gemein sehr schwer. Dabei wird Deutsch als noch schwieriger als Englisch empfunden, insbesondere in Aussprache und Gramma-tik. Ich kann bis heute das „R“ noch nicht richtig aussprechen, da es im Chinesischen keinen Laut dafür gibt. Daher muss man bei mir immer aus dem Kontext heraus verste-

hen, ob ich „Wert“ oder „Welt“ meine. Die Grammatik scheint mir aber insgesamt am schwierigsten zu sein, insbesondere die Artikel und der Plural. Es gibt dabei für mich kaum nachvollziehbare Regelungen. Was Deutsche im Gefühl haben, muss ich mühsam lernen. Auch die vier Fälle mit ihren ange-passten Artikeln sind für mich sehr ungewohnt. Änderungen bei verschiedenen Subjekten und Zeitformen sowie dazugehörige Präpositionen waren auch ganz neu für mich, da diese im Chi-nesischen nicht unterschieden werden. Wir sagen einfach „Ich gestern gehen Supermarkt“ an-stelle von „Ich bin gestern zum Supermarkt gegangen“. In der Schule wurden wir sowohl von chi-nesischen, als auch von deutschen Lehrern unterrichtet. Unsere chinesischen Lehrer brachten uns die deutsche Grammatik da-bei auf dem „chinesischen Weg“ bei – als wir dann alle unsere Deutschbücher aus-

wendig konnten, vertieften wir bei unseren deutschen Lehrern die Aussprache und lernten die deutsche Kultur kennen. Will man eine Sprache lernen, so muss man auch das Land kennenlernen, in dem

sie gesprochen wird. Da Schanghai eine Partnerstadt von Hamburg ist, hatte ich während mei-ner Schulzeit viele Möglichkeiten an deutschlandbezo -genen Veranstal-tungen teilzuneh-men; ich bin sogar zum Fußballspiel von HSV und ei-

ner Mannschaft aus Schanghai gegangen. Seit zweieinhalb Jahren studiere ich nun Wirtschaftsmathematik an der Universi-tät Hamburg und schreibe derzeit meine Bachelorarbeit. Dass ich Deutsch gelernt habe, werde ich nie bereuen!

Deutsch – kann man das lernen?

V

In unserer Mai-Ausgabe fragten wir: „Chinesisch – kann man das lernen?“. Die Chinesin Wenting Zhao las den Artikel und schrieb prompt das Gegenstück.

VON WENTING ZHAO

WESTLICHE SPRACHEN SIND FÜR CHINESEN ALLGEMEIN SEHR SCHWER.

AS LACHSARGUMENT IST ein Argument, dass sich einzig und allein auf das Wort „Lachs“ beruft. Seine Bedeutung geht je-

doch weit darüber hinaus. Es besagt näm-lich, dass alle indogermanischen Völker daher kommen, wo der Lachs zu Hause ist. Mitte des 19. Jahrhunderts begannen

Sprachwissenschaftler, Wörter zu finden, die in mehreren indogermanischen Spra-

chen (das heißt alle germanischen, roma-nischen, slawischen und sogar iranisch-indische Sprachen) ähnlich lauten. Dabei fanden sie kaum Namen von Fischen. Also wurde angenommen, dass die indogermanischen Völker ihre Urheimat dort haben, wo nur wenige Fische anzu-treffen sind – in der eurasischen Steppe. Mit der Zeit fanden sich jedoch immer mehr altsprachliche Wörter für den Lachs, die einander sehr ähnelten. So kam es zu der Annahme, dass alle indogermanischen Sprachen dort entstanden seien, wo der Lachs beheimatet ist – im nördlichen Mit-teleuropa. Leider handelte es sich dabei

um einen Irrtum. Denn die „Lachswörter“ bezogen sich ursprünglich nicht auf den

Lachs, sondern auf die Lachs- und Meerforelle, die auch in den Flüs-

sen des Ostens anzutreffen sind.Dennoch hat

das Lachsargument die Sprachwis-senschaft über 100 Jahre lang beschäftigt. Etwa dreißig Fachleute trugen zu einer jahrzehntelangen Diskussion bei. Erst in den 1970er-Jahren wurde es endgültig wi-derlegt. Und wir müssen uns wohl damit abfinden, die Heimat unserer Sprache tat-sächlich in den Bergen des Kaukasus liegt.

Was ist eigentlich … das Lachsargument?VON ULRICH VÖLKER

D

DAS LACHSARGUMENT HAT DIE SPRACHWISSENSCHAFT ÜBER 100 JAHRE LANG BESCHÄFTIGT.

Page 30: Der Goaner

DER GOANER30 DER GOANER30

Nobelpreis für ObamaDORT

RME REPUBLIKANER! WAS auch immer schief gehen kann für die große konservative Par-tei der Vereinigten Staaten, es

geht schief in letzter Zeit. Da ereignete sich vor gut zwölf Monaten der Verlust des Weißen Hauses nach acht Regierungsjah-ren, und die halbe Welt schien vor Freude darüber zu tanzen, George Junior endlich losgeworden zu sein. Kein schönes Ar-beitszeugnis. Da erlebt die Partei erbitterte interne Kämpfe um die politische Zukunft – der gemäßigte und der erzkonservative Flügel ringen um Einfluss. Aber wenn die Zukunftshoffnungen zum großen Teil auf einer Sarah Palin ruhen, die kaum eine Gelegenheit auslässt, ihre Inkompetenz öffentlich zur Schau zu stellen, dann zeugt das von akutem Mangel an Führungsper-sonal. Und da ist auch noch der mächtige neue Feind der Republikaner, der von der anderen Seite des Atlantiks Nadelstiche setzt: das Nobelpreiskomitee. Dem haben die Republikaner nie willentlich Schaden zugefügt; trotzdem scheint man es sich in Oslo zur Aufgabe gemacht zu haben, der Bush-Partei in schöner Regelmäßigkeit Seitenhiebe zu verpassen: Von den letzten acht Friedensnobelpreisen gingen drei an mehr oder minder aktive Mitglieder des großen politischen Kontrahenten, den Demokraten. Erst freute sich 2002 Jim-my Carter, Präsident von 1976 bis 1980, über die hohe Würde. 2007 zeichnete es Al Gore, Präsidentschaftskandidat des Jahres 2000 und allseits populärer Kli-maschützer, aus. Die größte Demütigung

schob sich die Jury aber für dieses Jahr auf: Barack Obama erhält den Nobelpreis. Für sein Lebenswerk?

Alle drei demokratischen Nobelpreisträger haben schließlich – und deswegen dürfen sich die Republikaner durchaus auf den Schlips getreten fühlen – eine Gemein-samkeit: Ihre Auszeichnung ist hoch um-stritten. Carter war als Präsident ziemlich wirkungslos und wurde schleunigst wie-der abgewählt. Al Gore hat einen interes-santen Film übers Wetter gedreht, aber sein Einsatz für den Weltfrieden? Und Obama hat Ankündigungen gemacht: Er wolle eine Welt ohne Atomwaffen. Damit ist er nicht allein. Aber nur er bekommt für die bloße Ankündigung einen Nobel-preis. Und 1,1 Millionen Dollar.Interessanter Weise kann Obamas Visi-

on einer weltweiten atomaren Abrüstung unmöglich der Grund für seine Nomi-nierung gewesen sein. Die Vorschlagsfrist für Nobelpreiskandidaten endete nämlich bereits Anfang Februar. Da war Obama noch keine zwei Wochen im Amt. Dem-entsprechend tappt die Welt noch immer im Dunkeln, wenn sie nach dem wahren Grund für die Auszeichnung des Präsi-denten sucht. Ihm selbst geht es dabei nicht anders. An der Reaktion Obamas auf den Nobelpreis ließ sich deutlich er-

kennen, dass der junge Präsident keines-wegs euphorisiert war durch den Preis. Betont zurückhaltend und demütig nahm er die Nachricht auf, wohl wissend, dass allerorts politische Gegner – aber nicht nur diese – die Entscheidung des Nobel-

preiskomitees scharf kritisieren und Ob-ama die Auszeichnung persönlich übel-nehmen würden. Nicht anders kam es tatsächlich: Bereits wenige Stunden nach

der Bekanntgabe des Preisträgers hatten sich die Medien weltweit auf den Sieger eingeschossen. Obama hätte noch nichts erreicht, hieß es da, er hätte es längst nicht verdient, mit früheren Preisträgern in ei-ner Reihe genannt zu werden. Eines wur-de dabei häufig vergessen: Obama selbst kann ja gar nichts dafür! So entstand die absurde Situation, in der sich ein Frie-densnobelpreisträger öffentlich für seine Auszeichnung rechtfertigen musste. Eine schwere Aufgabe und eine Sorgenfalte

AmtsbonusObama ist noch nicht mal ein Jahr Präsident, da werden ihm schon Denkmäler gebaut. Machtlos muss er die Glorifizierung seiner Person mit ansehen. Und darauf hoffen, irgendwie tatsächlich zu dem Weltretter zu werden, als der er längst verehrt wird.

VON JAKOB HINZE

A

EINE SCHWERE AUFGABE UND EINE SORGENFALTE MEHR FÜR DEN PRÄSIDENTEN, DER SOEBEN VERSUCHT HATTE, IM HARTEN POLITISCHEN ALLTAG FUSS ZU FASSEN.

WESWEGEN MUSS ER ZUM HEILIGEN ERHOBEN WERDEN, BEVOR ER SEINE ARBEIT HAT VERRICHTEN KÖNNEN?

Barack Obama

Page 31: Der Goaner

DER GOANER 31DER GOANER 31

Nobelpreis für Obama DORT

mehr für den Präsidenten, der soeben ver-sucht hatte, im harten politischen Alltag Fuß zu fassen. Jetzt hat Oslo ihm einen Bärendienst erwiesen.Übrig bleiben am Ende des Tages zwei Fra-gen: Hat Obama den Nobelpreis eventuell doch verdient, obwohl ihm das alle Welt abspricht? Und inwiefern wird dieser Preis seine Arbeit erschweren oder erleichtern? Leider fallen beide Antworten zum Nach-teil des Präsidenten aus. Nein, Obama ist kein würdiger Nobelpreisträger. Noch nicht. Und eben dieser Umstand macht seine Auszeichnung so ärgerlich. Immer-hin erscheint es gut möglich, dass Obama in ein paar Jahren, wenn er seine hohen

Ziele wirklich realisieren sollte, tatsäch-lich ein verdienter Friedensno-belpreisträger wäre. Aber warum gönnt man ihm die Belohnung nicht dann? Wes-wegen muss er zum Heiligen erhoben werden, bevor er seine Arbeit hat ver-richten können? Denn – und das bringt uns zur zweiten Frage – jetzt ist für Obama alles noch viel schwerer als vor-

her. Die Last auf seinen Schultern erhöht sich auf ein übermenschliches

Gewicht. Das einzige, was er noch erreichen

kann, ist, die Erwar-tungen zu erfüllen und nachträglich das Preisgeld zu r e c h t f e r t i g e n . Gewinnen kann Obama nach dem

Nobelpreis nichts mehr, er ist schon

mit allen Würden ge-segnet. Eigentlich kann er

jetzt nur noch verlieren.

Ho, ho, ho!

A IST DENN HEUT‘ SCHON Weihnachten? Dieser Spruch ist den meisten Deutschen noch fest in Er-innerung. Nicht nur, weil uns ein

(Fußball-)Kaiser mit diesem Satz wer-bewirksam aufforderte, O2-Kunde zu werden, sondern viel mehr, weil wir uns selber immer wieder di-ese Frage stellen müssen. Zum Beispiel wenn wir schon Ende September von der Lebensmit-telindustrie Spekulatius und Lebkuchenherzen serviert bekommen; und dass, ob-wohl wir noch ganze zwei Monate Zeit ha-ben bis Weihnachten!Nicht nur in den Super-märkten, auch in diversen Textil- und Accessoire-Geschäften winken uns bunt glitzernde Weihnachtsfiguren entgegen, zur Freude des Einzel-handels. Besonders die Lebens-mittelindustrie freut sich, immerhin stammen 14 Prozent des Weihnachtsum-

satzes von Süßwaren bei der Metro aus dem September. Das so genannte „herbstliche Gebäck“

bildet nur die Spitze von gleich drei Weihnachtswellen, die alljährlich

über den Verbraucher rollen. „Marzipan und Dominosteine

kommen Mitte Oktober“, sagt Simone Meyer vom Handels-konzern Metro (real, Extra, Kaufhof ). Und drei Wochen später schließlich gibt es dann das volle Programm: Unter

der offiziellen Bezeichnung „Hohlfigur“ wird der Scho-koladen-Nikolaus die Regale in Beschlag nehmen und für die folgenden zwei Monate nicht mehr verlassen. Rund 280 Millionen Euro würden hier umgesetzt – und darin

ist das Herbstgebäck noch gar nicht enthalten. Laut der

Händler bedienen diese nur die Nachfrage, doch unter Marktfor-

schern herrscht die einstimmige Meinung,

dass diese Nachfrage künstlich geschaffen sei. Immerhin gibt es anscheinend eine Menge Leute, die sich bereits im September mit Stollen eindecken. Aber was ist daran so verwerflich? Nun, aus religiöser Sicht wahrscheinlich, dass das Weihnachtsfest zum reinen Kon-sumfest verkommt; statt besinnlich geht es gestresst und fett zu. Rund drei Kilogramm Süßwaren verzehrt der Durchschnittsver-braucher allein in der Weihnachtssaison! Das wiederum kommt dann die Kranken-kassen teuer zu stehen, die den fettleiben Bürgern Fitnesskurse, Magenverkleine-rungen und neue Gelenke bezahlen müs-sen. Das aktuelle Defizit der Krankenkas-sen liegt bei etwa sechs bis neun Milliarden Euro und ist nach der Weihnachtszeit si-cherlich noch viel höher.Fett wird es auch für Lindt, Milka und Co., die pro Jahr fast 100 Millionen Schoko-Weihnachtsmänner herstellen: Bei ca. 80 Millionen Bürgern sind das 1,25 Schoko-männer à 250 Gramm.

VON LARA BERSUCH

JWieso stehen eigentlich schon im Herbst die Schokoweihnachtsmänner in den Regalen?

Kolumne

Page 32: Der Goaner

DER GOANER32

GenmaisDORT

AUER HORST GEHT ZUFRIE-den am Rande seines Maisfeldes entlang. Er schaut unter die Blätterder Pflanzen, die allesamt lausfrei

sind, und deutet auf die knallgelben Mais-kolben. So muss Mais aussehen! Perfekt? Durch und durch. Resistent gegen Schäd-linge, besonders gehaltvoll und gutaus-sehend. Doch keinesfalls natürlich.Am Ende des Feldes ragt ein Schild aus dem Boden. Es ist rot eingerahmt und mit eini-genG re enp e a c e -Stickern b e -

klebt. Da-rauf steht: „Ach-

tung! MON-810“. Die genmanipulierte Maissorte

MON-810 wächst auf rund 3200 Hektar deutscher Ackerflächen. Der so genannte GM-Mais ist wirtschaftlicher als heimische Sorten, doch gentechnisch veränderte Pro-dukte haben einen schlechten Ruf bei den Käufern. Also greifen die Firmen zur altbe-kannten „Was-du-nicht-siehst-das-interes-siert-dich-auch-nicht-Strategie“, weshalb man Sorten wie MON-810 wohl nie im Supermarkt finden wird. Oder zumindest nicht offensichtlich. Versteckt in Tierfut-ter, Mehl und anderen Lebensmittelzutaten stecken fast immer eigenartig klingende Abarten der normalen Pflanzen. Meistens sind die allerdings nur schwer erkennbar,

denn wer schreibt sich schon gerne Gen-manipulation auf die Fahne? Weiterhin offen bleibt dabei die Frage, ob derartig veränderte Produkte anderen Organismen schaden könnten, natürlich mit Fokus auf den Menschen. „Und ob!“, behaupten zu-mindest Gentechnik-Gegner – und rücken gleich mit Fakten an. So beeinflusst MON-810 laut Studien di- verser Univer-sitäten die

Fr uchtb ar-keit von Bienen u n d Mäusen und kann auch für das frühzeitige Sterben von Faltern verantwortlich sein. Nicht nur Wis-senschaftler fanden diese Tatsache

alarmierend. Greenpeace behaupte-te prompt, die Konzerne wollten

sich durch unzureichend getestete und stark ertragreiche Pflanzen unter dem

Deckmantel der Forschung nur bereichern. Das war im Kern sicherlich nicht falsch: MON-810 wurde kurz darauf von der Bun-desregierung zum Anbau verboten, was die strittige Debatte über das Pro und Contra zur Genmanipulation wieder aufflammen ließ. Erst recht, wo jener Mais ohne genug Wissen über Risiken schon jahrelang viel-fältig Verwendung gefunden hat. Für Bauer Horst ist das jedoch kein Grund zur Sorge. Er stellt auf eine der vielen anderen, nicht verbotenen, GM-Maissorten um, bei denen sich ähnlich viel Profit erzielen lässt.

Doch nicht nur in der Lebensmittelindu-strie wird an einer DNA solange gedreht, bis das vermeintlich optimale Produkt he-rauskommt. Auch die menschliche Gen-struktur wird von Forschern immer weiter

entschlüsselt. Die ideale DNA, vielleicht ein Traum der Wissenschaftler? Auf jeden Fall ist man dieser Vorstellung schon näher, als jeder Otto- Normalverbraucher wahr-scheinlich vermutet. Schließlich sind Blut-zellen-Gene und solche, die für einen Herz-infarkt verantwortlich sein können, schon bekannt. Jetzt folgt die Erbanlage, die für den Alterungsprozess des Menschen zustän-dig ist. Angefangen beim Stoffwechsel bis

hin zur exakten Zellaktivität. Umgangssprach-

lich wird

d a s für viele

Prozesse zu-ständige FO- XO3A als „Methusa-

lem-Gen“ bezeichnet. Ist FOXO3A also der Schlüssel zu ewigem Leben? „Schön wär’s!“, sagen die Einen, „Zum Glück nicht!“, die Anderen. Bis die geschätzten drei Milliar-den Bausteine der menschlichen DNA voll-ständig erforscht sind, wirdes zwar noch eine ganze Weile dauern, doch vielleicht wird er irgendwann Realität, der „optimale Mensch“. Langlebig, gutaus-sehend, ohne Krankheiten oder Falten, eben so, wie dieMaisstauden auf den Feldern einiger Gen-Bauern.

Gen-Mais und ewiges Leben

B VON JANNIS HAENDKE

Forscher basteln an der DNA von Mais – und an der des Menschen.

SO MUSS MAIS AUSSEHEN! PERFEKT?

Page 33: Der Goaner

DER GOANER 33

Charakterkopf DORT

Eigentlich hatte Regine Hildebrandt nicht vor, jemals etwas anderes zu sein als Chemikerin. Erst die deutsche Wie-dervereinigung brachte sie in die Politik. Von ihren Anhängern bewundert, bei ihren Gegnern berüchtigt, kämpfte sie unbeirrt für die Belange des Ostens und gegen den Krebs.

Die Aufbauerin Ost

ERLIN AM 20. NOVEMBER 2001: Auf dem Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands wählen die Dele-

gierten den Bundesvorstand der SPD neu zusammen. Das beste Ergebnis aller Kan-didaten fährt an diesem Tag eine sechzig Jahre alte Frau aus Ostdeutschland ein, Regine Hildebrandt. Dabei wissen alle An-wesenden längst, dass der gebürtigen Ber-linerin nicht mehr viel Zeit bleiben wird, um den Auftrag ihrer Partei auszuführen. Es ist eine Wahl mit Symbolcharakter. Kei-ne Woche später, am 26. November, stirbt Hildebrandt an Brustkrebs.Eine geborene Politikerin ist Regine Hil-debrandt in doppelter Hinsicht nicht: Er-stens ist sie bereits Ende vierzig, als sie sich im Jahr 1990 erstmals politisch zu engagie-ren beginnt. In dieser Phase des Umbruchs – der Mauerfall liegt nur wenige Wochen zurück, das Schicksal der DDR und seiner Bürger hängt in der Schwebe – kommt sie zu einer simplen, aber in ihren Augen ver-pflichtenden Einsicht: „Wenn nun etwas anders werden soll, müssen das auch ande-re Leute machen.“ Und dass etwas anders

werden soll im Osten Deutschlands, steht für Hildebrandt unweigerlich fest. Zwar hat sie in der DDR die politischen Ge-schehnisse vornehmlich mit Desinteresse verfolgt, dennoch hat sie immer in, wenn auch verschwiegener, Opposition zum Sy-stem gestanden. So ist Hildebrandt zum Beispiel nie der Freien Deutschen Jugend beigetreten, obwohl diese Entscheidung die berufliche Perspektive der der damals noch jungen Frau gefährdete. Jetzt also ist die Zeit gekommen, sich einzumischen. Hil-debrandt tritt, aus anfänglicher Skepsis den etablierten westdeutschen Parteien gegenü-ber, zunächst in die Bürgerrechtsbewegung

„Demokratie Jetzt“ ein, doch nur kurze Zeit später wird sie Mitglied in der neufor-mierten ostdeutschen SPD. Zwar ist es vor allem der dortige Personalmangel, der ihren raschen Aufstieg begünstigt, trotzdem legt sie in wenigen Monaten einen bemerkens-

werten Aufstieg hin: Im ersten freigewähl-ten Parlament der DDR wird sie im April 1990 Ministerin für Arbeit und Soziales, bis zur Wiedervereinigung.Eine geborene Politikerin ist Hildebrandt zweitens nicht, weil ihr zweifellos die cha-rakteristischen Wesenszüge eines Diplo-maten fehlen. Sie ist offensichtlich und un-verblümt eine Quereinsteigerin. Ihr halbes Leben lang ist sie promovierte Chemikerin gewesen, weswegen ihr als Politikern die ungeschriebenen Gesetze der political cor-rectness fremd geblieben sind. Wenn sie redet, dann direkt, häufig patzig und selten kompromissbereit. Hildebrandt eckt an, und das nicht nur bei anderen Parteien. Auch zu den Positionen der SPD steht sie regelmäßig in Widerspruch. Diese Aufrich-tigkeit aber, diese offen zur Schau getragene

Unangepasstheit an die biedere deutsche Parteienlandschaft, verhelfen ihr vor allem in ihrem Bundesland Brandenburg, später aber in ganz Deutschland, zu Bewunderung

und vielen Sympathien in der Bevölkerung. „Mutter Courage des Ostens“ und „Räche-rin der Enterbten“ – solche Titel lässt sich die Öffentlichkeit für Hildebrandt einfal-len, auch wenn diese sich weder als das eine noch als das andere empfindet. Mitte der Neunzigerjahre, auf dem Gip-fel ihrer Popularität, wird Hildebrandts Krebserkrankung öffentlich bekannt. Ihr offensiver Umgang mit der Krankheit und die im Laufe der Zeit schwindenden Hei-lungschancen bringen sie aber nicht zum Ausstieg aus der Politik: „Ich mach das, was mir aufgetragen ist, immer bis zum Schluss“, entgegnet sie trotzig auf entspre-chende Nachfragen. Als sie 1999 tatsäch-lich aus dem Brandenburger Landtag aus-steigt und ihr Ministeramt niederlegt, hat das keineswegs mit ihrer Krankheit zu tun. Nur hatte Ministerpräsident Stolpe sich nach gewonnener Wahl für eine Koalition mit der CDU entschieden. Hierin zeigt sich exemplarisch, dass Hildebrandt ein entschlossener, aber auch streitbarer Cha-rakter ist: Sie hatte sich nachdrücklich für ein Bündnis mit der SED-Nachfolgerpartei PDS eingesetzt. Das Ende ihres Engagements bedeutet die-ser Rückzug nicht: Weiterhin setzt sie sich für ihre dringendsten Anliegen ein, eröffnet noch kurz bevor sie stirbt ein Sterbehospiz in Brandenburg. Auch für die aktive Ster-behilfe streitet sie bis zu ihrem Tod mit Ve-hemenz: Jeder Bürger habe „das Recht zur Selbsttötung, wenn es denn gar nicht mehr geht.“ Hildebrandt selbst geht wenige Tage vor ihrem Tod zum Parteitag der SPD.

VON JAKOB HINZE

B

Charakterköpfe: Regine Hildebrandt

WENN SIE REDET, DANN DIREKT, HÄUFIG PATZIG UND SELTEN KOMPROMISSBEREIT.

„ICH MACH DAS, WAS MIR AUFGETRAGEN IST, IMMER BIS ZUM SCHLUSS“

Page 34: Der Goaner

DER GOANER34

Wort zum SportDORT

NDLICH IST ES WIEDER SO-weit: In Afrika wird der neue Fuß-ballweltmeister gesucht! Ja ist denn schon 2010? Nein, und deshalb prä-

sentieren sich auch nicht Cristiano Ronal-do, Lionel Messi und Fernando Torres, sondern ihre designierten Nachfolger. Die besten Jugendspieler der Welt sind zu Gast in Nigeria – zur 13. WM der U-17-Natio-nalmannschaften.

Der Wettbewerb, der für viele Talente das Sprungbrett für eine Weltkarriere sein kann, hat seinen Namen eigentlich gar nicht verdient, denn auch 17-Jährige dür-fen teilnehmen. Die deutsche Mannschaft ist Mitfavorit, wurde erst im Mai im eige-nen Land Europameister. Und selbst wenn die 21 von Trainer Marco Pezzaiuoli aus-erwählten Akteure, alle Jahrgang 1992, absolut unbekannt sind, spielen sie doch in den Jugendmannschaften renommierter Bundesligavereine – mit Ausnahme von

Verteidiger Shkodran Mustafi, der im Som-mer vom HSV zum englischen FC Everton wechselte. Torwart Marc-André ter Stegen ist in Mönchengladbach unter Vertrag, Ka-pitän Reinhold Yabo spielt in Köln, Spiel-macher Mario Götze und Torjäger Lennart Thy hoffen auf eine Profikarriere in ihren Vereinen Borussia Dortmund und Werder Bremen.Doch die Konkurrenz für „unsere Jungs“ ist groß. Nicht nur die Ballzauberer aus Brasilien und die Spanier, die mit Marc Muniesa vom FC Barcelona und Iker Mu-niain von Athletic Bilbao zwei Spieler mit Erstligaerfahrung mitbringen, sind weit gereist, um den amtierenden Weltmeister vom Thron zu stoßen. Und das ist niemand geringeres als Gastgeber Nigeria, die genau wie Brasilien mit drei Titeln Rekordwelt-meister sind. Die Talente sind bereits mit 17 Volkshelden und Zehntausende pilgern in die Stadien, in der Hoffnung, dass auch die richtige Nationalmannschaft bald in die Fußstapfen der Nachwuchsstars tritt. So oder so haben sich die „Super Eagles“ den Gruppensieg der Gruppe A geholt. Vor Ar-gentinien und Deutschland, die nach einem 3:3 gegen Nigeria, einer 1:2-Niederlage ge-

gen Argentinien und einem 3:1-Erfolg ge-gen Honduras als dritter gerade noch ins Achtelfinale gerutscht. Eine erste Sensation gab es bereits: Nach einer Niederlage im entscheidenden Spiel gegen die Schweiz ist Rekordsieger Brasilien sang- und klanglos ausgeschieden.Da die Spieler natürlich auch sich selbst der Weltöffentlichkeit präsentieren wollen, ist der „Golden Ball“, die Auszeichnung für den besten Spieler des Turniers, ähnlich begehrt wie der Weltmeistertitel. 2003 war es Cesc Fàbregas, 2005 Anderson und 2007 Bayern-Talent Toni Kroos. Wer in diesem Jahr den Preis gewinnt, darf sich berechtigte Hoffnungen machen, groß rauszukommen. Am 15. November werden im National-stadion von Abuja vor den Augen von bis zu 60.000 Zuschauern die beiden besten Nachwuchsmannschaften der Welt zum großen Finale auflaufen. Alle großen Ver-eine haben längst ihre Späher beauftragt, die Stars von Übermorgen zu beobachten. Selbst wenn sie es nicht schaffen sollten, später das große Geld zu verdienen, können sie doch von sich sagen: Ich stand im Finale der Fußballweltmeisterschaft.

Ein Wort zum Sport

Die Stars von übermorgen

EVON ULRICH VÖLKER

OR ACHTZEHN JAHREN kaufte der 55-jährige Arbeitslose Terry Herbert einen Metallde-

tektor. Damals ahnte er noch nicht, dass er damit einmal reich und berühmt werden sollte. Im Juli 2009 dann, gelang dem Hobby-schatzsucher in der mittelenglischen Graf-schaft Staffordshire ein spektakulärer Fund: Fünf Tage lang grub er 1500 Stücke aus Gold und Silber aus dem Acker eines be-freundeten Bauern. Die informierten Ar-chäologen bestätigten, es handle sich um

den größten angelsächsischen Schatz, der je entdeckt wurde. Insgesamt besteht der Fund aus 5 Kilo-gramm Gold und 1,3 Kilogramm Silber. Darunter sind Teile von Helmen, aufwen-dig dekorierte Schwertgriffe und ein Gold-band mit biblischer Inschrift. Der Fund stammt sehr wahrscheinlich aus dem 7. Jahrhundert nach Christus. Kevin Leahy, der den Schatz katalogisierte, sagt, dass die Stücke von den besten Hand-werkern der Zeit hergestellt wurden und einem König gehört haben müssen. Der

Fundort liegt im einstigen angelsächsischen Königreich Mercia. Demnach hat er wahr-scheinlich einem der damaligen Könige Penda, Wulfhere oder Aethelred gehört. In jedem Fall liefert er genügend Material für jahrzehntelange Forschungen. Wer jetzt Lust bekommen hat, sich selbst auf Schatzsuche zu begeben, sei gewarnt: In Deutschland ist es leider verboten!

Sensationsfund in England

Arbeitsloser findet Goldschatz

VVON ANNA BERTRAM

In Nigeria haben sich die besten Nachwuchsfußballer der Welt versammelt – gesucht wird der neue Weltmeister der U 17. Hoffnungen auf den Titel kann sich auch die deutsche Mannschaft machen.

DIE TALENTE SIND BEREITS MIT 17 VOLKSHELDEN UND ZEHNTAUSENDE PILGERN IN DIE STADIEN

Page 35: Der Goaner

DER GOANER 35

Gewusst wie LETZTE

Angelika Burke: „So, ihr macht jetzt das Zettel ! Äh…Ich spreche Deutsch, ihr auch?“

Gewusst wie...Das Leben könnte so einfach sein - mit unseren Lebenstipps ist es das auch!

Joghurt selber machenEgal ob im Kuchen, zum Frühstück, mit Müsli oder Obst – Joghurt passt immer. Besonders der naturbelassenste, der weiße Joghurt, ist durch seine Milde eine gängige Zutat bei vielen Gerichten. Was aber, wenn er zu sauer ist, obwohl man etwas Süßes machen möchte? Oder zu pappig, sodass er den an-deren Zutaten den Geschmack nimmt? Dann hilft nur noch Selbermachen. Der Fertigjoghurt bleibt im Kühlregal und stattdessen wird zur Milchtüte gegriffen. Morgens wird die Milch abgekocht und kurz darauf bei

Körpertemperatur in Schraubgläser abgefüllt. Ein bis zwei Esslöffel normaler Joghurt müssen allerdings

doch noch hinzugegeben werden. Danach die Gläser fest zuschrauben, in ein Handtuch wickeln und ins Bett stel-len. Bis zum Abend sind dann etwa acht Stunden ver-gangen und voilá, hat man stichfesten, weißen Joghurt, den man nach Bedarf mit ein wenig Zucker versüßen

kann. Der Vorteil des Ganzen: Man weiß, dass der Jo-ghurt nicht mit unnötigen Konservierungsstoffen bela-

stet ist, und es kostet weniger. Schließlich lassen sich aus einem Liter Milch etwa fünf Joghurts zum Preis von zwei

herstellen.

Keine Erkältung im WinterHat man sich zu Winteranfang erst mal eine Erkältung zugezogen, wird man sie oft nur schwer wieder los. Allerdings müssen nicht immer andere hustende, schniefende Menschen daran schuld sein. Die Luftfeuchtigkeit in den eigenen vier Wänden trägt ebenfalls ihren Teil dazu bei. Ist sie näm-lich zu niedrig, was durch eine warme Heizung hervorgerufen werden kann, arbeiten die menschlichen Schleimhäute schlechter und das Erkältungsrisiko steigt. Deshalb sollte regelmäßig gelüftet werden. Einen weiteren Vorteil hat diese Maßnahme übrigens auch noch: Feuchte Luft, bei einem Idealwert von 40-50 Prozent, wird vom Menschen als angenehmer und wärmer empfunden. Sorgt man also dafür, dass die Luft nicht zu trocken wird, können pro eingespar-ten Grad Celsius die Heizungskosten um etwa 6 Prozent reduziert werden.

Internetgeschwindigkeit testenTypisch: Man sitzt abends am Computer, lädt Songs via iTunes herunter, schreibt etwas bei Facebook und guckt sich einige YouTube-Videos an. Nach und nach werden die Seiten immer langsamer geladen und das Videobild fängt an zu ruckeln. Gründe dafür kann es viele geben: iTunes beansprucht zu viel Bandbreite, Facebook lädt zu viele Gra-

fiken, und so weiter. Allerdings wäre das in der Regel alles kein Problem, wenn man mit der vollen Geschwindig-keit surfen würde, die der Internetprovider einem bie-tet. Doch ob der das wirklich tut oder sich nur leere Versprechen teuer bezahlen lässt, kann man testen. Die Webseiten wieistmeineip.de, dslspeedtest.de, com-puterbild.de und dsl-speed-messung.de sind gute An-laufstellen dafür. Und sollte sich herausstellen, dass man weitaus weniger bekommt, als das, was man eigentlich bezahlt, ist nach ausreichender Problemsuche zu Hause auch mal ein Anruf beim Provider mehr als berechtigt.

ZUSAMMENGESTELLT VON JANNIS HAENDKE

Page 36: Der Goaner

DER GOANER36

FilmLETZTE

Requiem for a Dream

Requiem for a Dream ist kein schöner Film. Es tut streckenweise rich-tig weh ihn sich anzusehen. Und doch konnte ich ihn nicht abschalten. Gezeigt wird der Untergang von vier verschiedenen Menschen, hervor-gerufen durch den Konsum von Drogen, teils bewusst, teils unbewusst. Das ganze wird in einer derart brillanten Optik gezeigt, dass es einem kalt dem Rücken herunterläuft. In den ersten zwei Dritteln des Films durchleben die Figuren Höhen und Tiefen aber trotzdem ist man sich als Zuschauer ständig bewusst, dass der tiefe Fall kommen wird. Diese Atmosphäre wird in erster Linie durch den extremen Einsatz von ul-

traschnell geschnittenen Nahaufnahmen, dem alptraumhaften Sound-design und dem fantastischen Score erreicht. Auch die Bildsprache in den Traumsequenzen fügt sich perfekt in das Bild ein. Die Schauspieler machen ihre Sache hervorragend, besonders Ellen Burstyn hat ihre Os-carnominierung absolut verdient. Die letzten 20 Minuten des Films sind dann ein reiner Albtraum, selten hat mich ein Film so verstört. Man kann die Wirkung dieser letzten Bilder nicht in Worte fassen, ihre Intensität sprengt den Rahmen jeglicher Vorstellungskraft; was die Menschen hier durch ihre Sucht erleiden, ist unvorstellbar. Hier werden nicht nur Träu-me zu Grabe getragen, sondern auch der ganze Rest der Seele.„Requiem for a Dream“ ist beileibe kein schöner Film. Aber ein unbe-dingt sehenswerter.

FILME DES MONATSSchon gesehen?

VON MARCO BOSSOW

Filmtipp Drama / 97 min / FSK: ab 16

Mini-Rezensionen

Zurück in die Zukunft (USA 85): Geniale Gags und sein unerreichter Charme machen diesen Zeitreisespaß und seine Fortsetzungen zu einem einzigartigen Erlebnis. 10/10

Hard-Boiled (HK 92): Stilbildendes HK-Actionkino von John Woo. Bis heute in Sachen spektakulär-spannender Shootouts unerreicht. 9/10

Little Miss Sunshine (USA 07): Durch irrwitzig-skurrile Charaktere wie dem schimpfenden Drogen-Opa macht der Film wahnsinnig Spaß, auch wenn es immer wieder ernste Zwischentöne gibt. 9/10

Last Samurai (USA 05): Tom Cruise in seiner wohl besten Rolle in einem intensiven Film über Tradition, Moral und Courage. 9/10

Wer früher stirbt, ist länger tot (D 06): Bayrisches Comedy-Highlight mit tollen Ideen und herrlichen Pointen, ohne Untertitel aber nicht zu verstehen. 9/10

Million Dollar Baby (USA 04): Ein unglaublich kraftvoller Film über eine starke Frau, menschliche Abgründe und schwere Entscheidungen, das Ende berührt. 10/10

The Boondock Saints (USA 99): Einer der, dank eines abgefahrenen Willem Dafoe, coolsten und irrwitzigsten Filme aller Zeiten, über zwei Brüder, die Gottes Wort bleihaltig predigen. Kult! 10/10

300 (USA 07): Liebt man oder hasst man; die Optik dieser Schlacht zwischen 300 Spartanern und Xerxes Armee ist aber einmalig. 8/10

Page 37: Der Goaner

DER GOANER 37

Salzstange LETZTE

Herr Stockstrom, seit 28.10. läuft das Volksbegehren gegen die Schulreform. Kann die Initiative mit Ihnen rechnen?Ja. Als Schulleiter habe ich die Reform zwar umzusetzen, aber als Privatperson habe ich das gute Recht dort zu unterschreiben.Warum sind die gegen die Schulreform?Bei allen Chancen, die ich sehe, halte ich die Umsetzung des gymnasialen Auftrags durch die Verkürzung der Gym-nasialzeit von ehemals neun auf nun sechs Jahre für gefährdet. Insgesamt werden wir mit groß-er Sicherheit Abstriche machen müssen. Sie fürchten um die Zukunft des Gymnasiums?Genau, ich glaube, dass die Schul-reform der erste Schritt ist hin zur „Schule für alle“ und damit zur Abschaffung der Gymnasien. Ich fürchte, dass uns das früher oder später erwartet. Wie ist der Stand der Vorberei-tungen am GOA: Was wurde getan? Was steht noch bevor?Zum ersten haben ja bereits die Regionalen Schulentwicklungs-konferenzen getagt, die Aussagen über künftige Schulstandorte ge-macht haben. Der zweite Schritt ist nun die Entwicklung der Rahmenpläne, die Arbeit dazu beginnt im kommenden Jahr. Drittens arbeiten wir eng Zusammen-arbeit mit der Grundschule Alsterredder zusammen, um ein gemeinsames pädago-gisches Konzept für beide Schulen zu ent-wickeln. Dafür wird derzeit ein Arbeits-kreis gebildet aus Lehrern der Grundschule und Lehrern des GOA-Kollegiums. Ohne Schüler?Die sind bisher noch nicht vorgesehen. Ich finde diesen Gedanken aber sehr gut und kann mir hier eine Beteiligung der Schüler gut vorstellen. Wann beginnt die Schulreform endgül-tig?Im nächsten Sommer. Dann wird die sieb-te Klasse der erste Jahrgang in der neuen Schulform sein, der dann auch nach den

neuen Rahmenplänen unterrichtet wird. Weitere Konsequenzen etwa, dass die Schü-ler nicht mehr sitzenbleiben und auch die Schulform nicht mehr wechseln können. Für uns heißt dass, das wir zum Beispiel für die Leistungsschwächeren Förder-Kon-zepte entwickeln müssen, damit sie ihre Defizite aufholen können – vielleicht För-derkurse während der Ferien?

Würden Sie auch von einem Hamburger „Reforminfarkt“ sprechen?Eher ein „Veränderungs-Infarkt“, da das Wort „Reform“ eigentlich etwas Positives ausdrückt. Ich habe vor kurzem von einer Schul-Untersuchung gehört, in der Schul-systeme untersucht wurden, die lange Zeit eine stabile Struktur hatten und solche, die vielen Veränderungen unterworfen waren. Heraus kam, dass die Qualität in den sta-bilen Schulsystemen signifikant besser war. Ich halte es für wichtig, dass die Verände-rungen bald ein Ende haben und wir end-lich einmal für eine gewisse Zeit in Ruhe gelassen werden, um unsere Arbeit zum Wohle der Schüler verrichten zu können.Glauben Sie an das Patentrezept „Indivi-dualisierter Unterricht“?Das ist im Grunde nur ein anderes Wort für

das, was wir mit unserem Begabungsförde-rungskonzept machen. Oder auch wenn es um die Wahrnehmung der Eigenverantwor-tung des Schülers in seinem Lernprozess geht. Davon bin ich ein großer Anhänger. Wir am GOA sind außerdem ständig dabei zu überlegen, wie wir die „Individualisie-rung“ weiter voranbringen, um noch besser auf die Stärken und Schwächen des Einzel-

nen eingehen zu können. Wie ist die Stimmung im Kollegium zur Schulreform? Herrscht Kooperationsbereit-schaft?Von dem, was ich bereits gesagt habe, findet sich im Kollegium Vieles wieder. Die meisten sind es leid, sich auf immer neue Be-dingungen einzulassen. Sie ver-stehen und wollen es nicht und sehen keinen Gewinn darin. Am liebsten wollen sie in Ruhe arbeiten – was ich sehr gut nach-vollziehen kann. Was denken die Schulleiter an-derer Schulen darüber?Zumindest bei den Gymnasial-schulleitern ist die Meinung da recht einheitlich. Angenommen, Christa Goe-tsch gewährte Ihnen einen

freien Wunsch, welcher wäre das?Frau Goetsch, stoppen Sie die Reform!Wie, glauben Sie, wird man in zehn Jah-ren über die Reform sprechen?Ich glaube nicht, dass die Reform ein Erfolg sein wird. Vielleicht sind die Gymnasien in zehn Jahren sogar schon Geschichte und wir haben nur noch eine Einheitsschule. Das wäre schlimm!

DAS GESPRÄCH FÜHRTE RUBEN KARSCHNICK

In jeder Ausgabe gibt es unter dem Titel „Auf eine Salzstange mit Volker Stockstrom“ ein Gespräch zwischen unserem Schulleiter und dem GOANER-Chefredakteur. Dabei geht es genau so um schulinterne Fragen wie um die aktuelle Tagespolitik. Wenn ihr eine Frage an Herrn Stockstrom habt, schreibt sie uns: [email protected]

Eigentlich sollte unser Schulleiter auf diesem Bild ein Transpa-rent hochhalten, auf dem steht: „Frau Goetsch, stoppen Sie die Reform!“ Herr Stockstrom darf dies aber nicht in Ausübung seines Amtes als Schulleiter.

Auf eine Salzstange mit

Volker StockstromÜber die Schulreform

Page 38: Der Goaner

DER GOANER38

LehreritzateLETZTE

Lehrerzitate

Impressum

ChefredakteurRuben Karschnick

RedaktionJakob Hinze, Ulrich Völker

LayoutBrian ThomasTITELBILDRuben Karschnick

Anzeigen und FinanzenBrian Thomas, Ruben Karschnick

DruckScharlau GmbH, Hamburg

Mitarbeiter dieser AusgabeLara Bersuch, Anna Bertram, Marco Bossow, Jannis Haendke, Leena Georgi, Jakob Hinze, Benedikt Jeutner, Ruben Karschnick, Sebastian Luft, Maximilian Paasch, Helene Peters, Elisabeth Salz-brunn, Parichehr Shamsrizi, Laura Stieg, Brian Thomas, Ulrich Völker

KontaktRedaktion DER GOANER

Twietenknick 722395 Hamburg

[email protected]

0176 - 238 28 260040 - 605 59 454

www.dergoaner.de

Worte des Monats, die leider nie gesagt wurden...

Jörg Moser: „Dann sitzt ihr weinend im Abitur – und ich habe mein Ziel erreicht.“

Renate Seidler: „Jetzt muss ich ja selber denken; das ist aber schlecht...“

Erhard Bach: „Sympathische Menschen erkennt man daran, dass sie männlichen Geschlechts sind.“

Lust auf mehr? Weitere Zitate sind im Heft verteilt!

Gerfried Gloyer:„Die Schulinspektion ist Halli Galli.“

„Frau Heller, wie geht es Ihnen?“ – „Von Grund auf frisch.“

„Herr Heinemann, wohin fliegt der schwule Adler nochmal?“ – „Das musst du doch wissen, Du Horst!“

Dagmar Rothaug in hautenger Jeans zu Schüler : „Könntest du bitte deine Hose höher ziehen, ich find‘ den Anblick nicht so lecker.“

„Wird ‚deutschen‘ nicht kleingeschrieben?“ -Volker Stockstrom auf die Frage, wo der Fehler auf dem Titelblatt des letzten GOANERS zu finden ist.

Page 39: Der Goaner

DER GOANER 39

Lehrerzitate

Page 40: Der Goaner

DER GOANER40Goaner aufgepasst: EYK-Schaufenster knipsen, Foto zeigen und GOA-Prozente mitnehmen!

Heegbarg 31, 1. OG rechtsFon 040/61 13 69 76

www.eyk-fashion.de