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Grenzgänger Nr. 22 Oktober / November 2012 Seite 1 DER GRENZGÄNGER INFORMATIONEN AUS DEM BÖHMISCHEN ERZGEBIRGE AUSGABE 22 OKTOBER / NOVEMBER 2012 Themen dieser Ausgabe: Neuer Gedenkstein auf dem Friedhof in Abertamy/Abertham Grenzbuchenfest in Cínovec/Zinnwald Kunstwerke aus Holz und Zwirn Landart-Festival – Ein gelungener Versuch der Geschichtsaufarbeitung Das Kupferberger Fest 6. Wenzeltreffen in Ryžovna/Seifen Es Blüml off’n Wachnerbarch Exkursion zum Tag des Geotops in Hřebečná/Hengstererben Bislang unveröffentlichte Heimatkunde des Bezirks St. Joachimsthal 1873/74 – Teil 7 Breitenbach D’r Maasterschuß Die Schnitzelbank Dr Kammerwogn – Sage aus dem Rohlautal Morgenstunde auf der Seifner Höhe bei Ryžovna/Seifen

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Grenzgänger Nr. 22 Oktober / November 2012 Seite 1

DER GRENZGÄNGERINFORMATIONEN AUS DEM BÖHMISCHEN ERZGEBIRGEAUSGABE 22 OKTOBER / NOVEMBER 2012

Themen dieser Ausgabe: Neuer Gedenkstein auf dem Friedhof in Abertamy/Abertham Grenzbuchenfest in Cínovec/Zinnwald Kunstwerke aus Holz und Zwirn Landart-Festival – Ein gelungener Versuch der Geschichtsaufarbeitung Das Kupferberger Fest 6. Wenzeltreffen in Ryžovna/Seifen Es Blüml off’n Wachnerbarch Exkursion zum Tag des Geotops in Hřebečná/Hengstererben Bislang unveröffentlichte Heimatkunde des Bezirks St. Joachimsthal 1873/74 – Teil 7 Breitenbach D’r Maasterschuß Die Schnitzelbank Dr Kammerwogn – Sage aus dem Rohlautal

Morgenstunde auf der Seifner Höhe bei Ryžovna/Seifen

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Vorwort zur 22. AusgabeLiebe Freude des böhmischen Erzgebirges,die Laubfärbung der Bäume ist ein untrüglichesZeichen, dass die warme, helle Jahreszeit sich demEnde neigt. Sicher wird der Herbst für uns nochschöne Sonnentage bereithalten, aber so langsam istes an der Zeit, alle Außenarbeiten zu beenden, denGarten winterfest zu machen und sich auf die dunkleund kalte Jahreszeit vorzubereiten. In früherer Zeit wares überlebenswichtig, in den Sommer- undHerbstmonaten Vorrat an Brennmaterial undNahrungsmittel anzulegen. Holz wurde aus dem Waldgeholt, gehackt und vor der nassen Witterunggeschützt gelagert. Wer eine Moorparzelle sein Eigennannte, stach Torf, trocknete diesen und schaffte ihnheim. Schwarzbeeren, Preiselbeeren, Trunkelsbeerenund wo es sie gab, wurden Himbeeren gesammelt undkonserviert. Auch die Pilze holte man aus dem Waldund trocknete sie oder kochte sie ein. Die Leutedamals waren damit beschäftigt, für sich und ihreFamilie selbst zu sorgen, wo dies möglich war. Sichermussten auch in früheren Zeiten zusätzlichLebensmittel gekauft werden, doch dieSelbstversorgung hatte einen sehr hohen Stellenwert.Wie sind wir doch bequem geworden! Wärme liefertder Strom-, Gas- oder Heizölversorger. Lebensmittelgibt es zu erschwinglichen Preisen in jedemSupermarkt in einer sehr großen Auswahl, auch wennsie um die halbe Welt transportiert wurden und Wasserund Strom kommt aus den Leitungen. Wir verlassenuns darauf, dass diese heute zum Leben wichtigenDinge immer und ausreichend zur Verfügung stehen

und merken erst dann, wenn es einmal durch eineHavarie nicht vorhanden ist, wie sehr wir uns doch ineine bequeme Abhängigkeit begeben haben.Abhängigkeit – dies ist es, was die Konzernewünschen und die Regierungen bereiten nahezuwiderstandslos dafür den Weg. Wer einmal abhängigist, den haben die Konzerne in der Hand. Als Kundezahlen wir nahezu jeden Preis für die gewohntenProdukte, denn meist geht es nicht mehr anders. Istdas wirklich so? Oder sind wir nur zu bequemgeworden? Wenn wir alle Dinge des täglichen Lebenseinmal kritisch betrachten, so werden wir feststellen,dass oft ein Weniger ein Mehr ist – ein Mehr anLebensqualität! Die früheren Bewohner desböhmischen, wie auch sächsischen Erzgebirgeskonzentrierten sich zwangsläufig auf das Wesentlicheund lebten damit viel zufriedener und glücklicher alswir gehetzten Gestalten der heutigen Zeit. Ehe wir imkommenden Jahr überlegen, ob wir Spinat aus demKühlregal oder junge Brennnesseln aus der Naturzubereiten, können wir uns schon jetzt überlegen, obwir die 573. Folge der Fernsehserie unbedingt sehenmüssen oder diese Zeit lieber für ein gutes Gesprächmit Freunden nutzen, ein interessantes Buch lesenoder einen erholsamen Spaziergang in der Naturmachen. In dieser Beziehung können wir von den altenErzgebirgern noch viel lernen.In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schöne undsonnige Herbsttage. Ihr Ulrich Möckel

Neuer Gedenkstein auf dem Friedhof in Abertamy/AberthamText: Josef GrimmNachdem die vorausgehenden Verwaltungshürden mitder Stadtverwaltung Abertamy/Abertham bis Mitte Maibewältigt waren, gingen die Auft ragsvergabe an einenSteinmetzbetrieb und die Terminvereinbarung zügigvoran. Gewählt wurde ein neuer Stein, da dieserpreisgünstiger war als die Aufarbeitung einesgebrauchten Steines. Verhandlungspartner undAuftraggeber waren die Gruppe Abertham.Am 7. August war es dann so weit: Drei Mitglieder derGruppe – Ehrenfried Zenker, Franz Pfob und ich –waren nach Abertham gereist. Der tschechischeSteinmetz Morávek stellte bei bestemErzgebirgswetter den Gedenkstein an der vereinbartenherausragenden Stelle rechts neben demFriedhofskreuz auf. Er wird anlässlich des nächstenAberthamer Festes am 22. Juni feierlich geweihtwerden. Schon jetzt laden wir die Aberthamer undFreunde des Erzgebirges zu diesem Ereignis ein. Wirwerden den Termin noch ausführlich ankündigen.Die Namen aller unmittelbaren Todesopfer sind durchVeröffentlichungen in früheren Heimatbriefen aus denJahren 1950 bis 1960 bekannt. Von den meisten sindauch die erschütternden Todesumstände bekannt. Wirhaben aus Platzgründen auf die Nennung der Namenauf dem Gedenkstein verzichtet und uns auf dieAngabe der Zahl beschränkt. Stellvert retend für alle

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werden im folgenden die Todesumstände einigerOpfer beschrieben.Mitte 1945 wurde eines Mittags der Oberlehrer AlbertWüst zusammen mit seiner Frau Julie und seiner24jährigen Tochter Waltraud, ebenfalls Lehrerin, vonzwei Tschechen und einem deutschen Denunziantenzum Verhör in der „alten Schule“ (dem heutigenRathaus von Abertamy/Abertham) abgeholt. AlsLehrkräfte hatten sie in der NSDAP sein müssen. DieFamilie war jedoch unbescholten und in keinerleipolitische Aktivitäten verstrickt. Was sich beim Verhörabspielte, ist nicht bekannt, man kann es nur ahnen.Zeitzeugen berichten, dass die Familie um 22:00 Uhrdesselben Tages unter lautem Geschrei auf die Straßegetrieben und in ein bereitstehendes Auto gestoßenwurde, das Abertham in östliche Richtung verließ.Wohin es fuhr, war zunächst nicht bekannt, da einestrenge nächtliche Ausgangssperre herrschte. Kurzdarauf waren in Abertham drei einzelne Schüsse zuhören. Von da ab war die Familie Wüst verschollen.Im Frühjahr 1946 wurden in einem Waldstück namensScharfbrand östlich von Abertham drei teilweiseskelettierte Leichen gefunden. Füchse hatten wohl dienur notdürftig verscharrten Leichen ausgegraben.Einige Aberthamer Männer mussten auf Anordnungder Gemeindeverwaltung die Gebeine in Kisten legenund auf einem Karren zum Aberthamer Friedhoffahren. Sie identifizierten die Toten anhand derKleidung als Familie Wüst. Die Toten wurden in denKisten heimlich in einem anonymen Grab beerdigt. EinKreuz oder Namen durften nicht angebracht werden.Die Stelle des Grabes ist uns jedoch bekannt; es istein unscheinbarer Erdhügel. Einer der „Bestatter“

nahm einen Knopf von Albert Wüsts Mantel an sich,den dieser bei seinem Tod trug. Der Knopf kam späterins Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek inAugsburg-Göggingen.Die 19jährige Anna Weikert hatte als Schreibgehilfinbei der Gestapo gearbeitet. In dieser Stellung kann siekaum Verbrechen begangen haben. Sie wurde inAbertham von zwei bewaffneten Posten zum Verhör indie „alte Schule“ gebracht und dann in RichtungBärringen aus der Stadt abgeführt. Ihren Leichnamfand man, am ganzen Körper mit Brandwunden vonausgedrückter Zigarettenglut und weiterenFolterspuren übersät, in einem Waldstück westlich vonAbertham. So weit einige der namentlich bekanntenOpfer.Im zweiten Textteil auf dem Gedenkstein wird derOpfer gedacht, die infolge von Misshandlungen erstspäter verstorben sind, darunter auch mein Vater. DieMisshandlungen fanden bei Verhören in der „altenSchule“ statt, bei denen unbescholtene Aberthamerdurch Schläge mit Ketten oder Stahlruten und mitStiefeltritten grausam gequält wurden. Meist waren sieOpfer von deutschen Denunzianten, die dann auchnoch bei den Folterungen zugegen waren. WeitereMisshandlungen wurden in tschechischenZwangsarbeitslagern und im Konzentrationslager NeuRohlau im Kreis Elbogen an unschuldigen Deutschenverübt. Im berüchtigten Lager Neu Rohlau warengleichzeitig bis zu 1800 Frauen und Männer in sechsBaracken unter erbärmlichsten Bedingungeneingepfercht. Die Aberthamer Opfer der Gewalt habenjetzt eine würdige Gedenkstätte erhalten. Requiescantin pace!

Grenzbuchenfest in Cínovec/Böhmisch ZinnwaldText: Anna Gürtlerová und Jiří Šiller aus Dubskyzpravodaj; Fotos: Wolfgang MendeDas schon traditionelle Grenzbuchenfest fand diesesJahr am Wochenende 18. und 19. August statt. DasWetter war an beiden Tagen angenehm sonnig, wassicher zur guten Stimmung und Zufriedenheit derBesucher beitrug.Das Fest eröffneten die Bürgermeister der StadtDubí/Eichwald, Herr Dipl.-Ing. Petr Pípal, derstellvertretende Bürgermeister der Stadt Altenberg,Herr Eckhard Sommerschuh und der 1. Vorsitzendedes Erzgebirgszweigvereins Zinnwald-Georgenfeld,Herr Wolfgang Mende.

Bürgermeister Pípal erinnerte in seinem Grußwort, dieaus zwei Gründen besonders festliche Prägung desdiesjährigen Festes: erstens, vor fünf Jahren wurdedirekt an der Staatsgrenze, wo früher mehr als 400Jahre eine Buche stand, wieder eine Buche gepflanztund aus diesem Treffen hat sich eine gute Traditionvon Treffen deutscher und tschechischer Bürger direktan der Grenze zwischen dem Freistaat Sachsen undder Tschechischen Republik entwickelt. Und derzweite Grund ist auch ein fünfjähriges Jubiläum, beidem am 21. Dezember 2007 der Bürgermeister vonDubí/Eichwald gemeinsam mit dem Bürgermeister derNachbarstadt Altenberg, Herrn Thomas Kirsten,anlässlich des Beitritts Tschechiens zum Schengen-Raum hier die Grenzschranke symbolischdurchsägten.Die Freude darüber, dass diese Traditionen wieder mitLeben erfüllt werden und immer mehr in dasBewusstsein der Menschen auf beiden Seiten derGrenze kommen, haben auch Herr Sommerschuhsowie Herr Mende zum Ausdruck gebracht. Zu derangenehmen festlichen Stimmung trug den ganzenTag auch Livemusik bei und zwar erst von den„Freiberger Polkafreunden“ und danach von derBlaskapelle „Mostečanka“. Die Besucher hatten auchdie Möglichkeit, sich die Künste der Fechtkampfgruppe

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„Vae Victus“ anzuschauen und irische Tänze derMädchentanzgruppe Goblin zu bewundern.Am zweiten Tag des Festes fand dann in der Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Cínovec/Böhmisch Zinnwaldeine gemeinsame, durch den Pfarrer ThDr. PatrikMaturkanič, PhD. und Pfarrer i. R. Christopher Birkneraus Geising zelebrierte tschechisch-deutsche heiligeMesse statt.

Den letzten Punkt nach dem Abschlusswort desBürgermeisters bildete der Auftritt einesPosaunenquartetts des Konservatoriums Teplice mit

einem Repertoire der deutschen und tschechischenKlassik.Seinen Namen bekam das Fest nach dermonumentalen Buche, deren Torso noch in densiebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in derNähe des Grenzsteines Nr. 12/24 zu sehen war. Ausdieser starken Buche, die lange Zeit starkem Wind,Regen und Schnee widerstand, ist dann allmählich derschon erwähnte Torso geworden, der später derErweiterung des heute schon ehemaligenGrenzüberganges auf der Strecke von TschechienRichtung Deutschland aus dem Weg gehen musste.Die neue, heute schon fünfjährige Buche wird wiederzum Zeugen des jahrhundertelangen nachbarlichenZusammenlebens an der deutsch-tschechischenGrenze, wo sich die Einwohner aus Cínovec/BöhmischZinnwald und Zinnwald als echte Bergbewohner nichtnur gegenseitig brauchten, sondern auch achteten.Immer gleich bleibt aber der Ausblick auf dieBarockkirche Mariä Himmelfahrt, die ebenfalls eine derDominanten dieser Berggemeinde bildet.Zum Schluss gebührt ein Dank all denen, die sich ander Vorbereitung dieser zweitägigen Veranstaltungbeteiligt haben, besonders aber der EuregioElbe/Labe, die das diesjährige Fest im Rahmen desEU-Programms Ziel3/Cíl3 gefördert hat.Weitere Bilder: http://teplicky.denik.cz/galerie/buk-slavnosti-cinovec-tp.html

Kunstwerke aus Holz und ZwirnDie Stadt Abertamy/Abertham war vom 19. bis zum24. August erneut Gastgeber für dasHolzbildhauersymposium und den Klöppelworkshopder Klöpplerinnen des Karlsbader Kreises. Und so wares kein Zufall, dass in diesem Jahr bei denKlöpplerinnen Kunstwerke in Verbindung mit Holz

geschaffen wurden. Dabei galt es, sowohl die Entwürfezu entwickeln und diese dann mit Klöppelzwirn undviel Geschick und Können umzusetzen. Dabeientstanden hervorragende Kunstwerke, aber noch vielwichtiger war es, Erfahrungen und Ideen denTeilnehmern zu vermitteln und die Kreativität zufördern. Im Gegensatz zu früheren Zeiten geht es jetztnicht mehr darum, so schnell als möglich und in guterQualität die geforderte Ware herzustellen, um dastägliche Brot zu verdienen. Das Klöppeln wurde in derZwischenzeit zu einer sinnvollen und kreativenFreizeitgestaltung, wobei auch heute ein Verkauf derkleinen Kunstwerke die Haushaltskasse etwasaufbessern kann.

Die sechs beteiligtenHolzbildhauer schufenrecht anspruchsvolleSkulpturen, die künftigdie Orte des Gemein-deverbandes „Bys-třice“, der vonHroznětín/-Lichtenstadtbis Potůčky/Breiten-bach reicht, schmük-ken werden. Nebenden für den Betrachterschnell erkennbarenKunstwerken gebeneinige jedoch auchFragen nach ihrerBedeutung auf. Diesemuss nun jeder für sichDer Eichenmann

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beantworten. Dabei werden sicher vieleunterschiedliche Meinungen entstehen, was bei Kunstnun einmal keine Besonderheit darstellt.Leider wurde der im Vorjahr von den Veranstaltern undden Medien gefeierte, an Parkinson erkrankteSchnitzer und Holzbildhauer aus Hřebečná/

Hengstererben, Josef Beer in diesem Jahr zu dieserVeranstaltung nicht eingeladen und zugelassen.Sicher mögen Sicherheitsbedenken als offiziellerGrund gelten, jedoch auf welche Art und Weise ihmdies mitgeteilt wurde, offenbart die menschlichenQualitäten der Veranstalter.

Landart-Festival – Ein gelungener Versuch der GeschichtsaufarbeitungKunst ist ein weites Themenfeld und überKunstobjekte lässt sich bekanntlich streiten. Vielleichtist aber gerade auch die Kunst eine Möglichkeit, umdie tragische Geschichte von Menschen in ihrer Zeitkünftigen Generationen näher zu bringen. Über Kunstwird diskutiert, Kunst wird dokumentiert und Kunst regtzum Denken an.

Petr Mikšíček hat über ein Jahr dafür gekämpft, dassHistoriker, Künstler der verschiedensten Richtungenund Zeitzeugen die Ruinen des einstigen OrtsteilesKönigsmühle bei Háj/Stolzenhain wieder mit ihremSchaffen zum Leben erwecken, wenn dies auch nurfür eine kurze Zeit sein konnte. Der Gegenwind für denOrganisator war schon recht heftig, denn diezuständige Naturschutzbehörde musste ihreEinwilligung erteilen und die erhofften finanziellenUnterstützungen flossen auch nicht so üppig, wieerhofft.Aber dennoch bereiteten sich die Künstler undStudenten nahezu eine Woche vor, um dann vonDonnerstag (30. August) bis Samstag (1. September)ihre Ergebnisse den Besuchern aus Tschechien undDeutschland zu präsentieren. Frau Rosemarie Ernst,die in der Königsmühle geboren wurde, sprach amDonnerstag über ihre Kindheit auf diesem FleckchenErde, was sie aufgrund ihres Alters jedoch nur vonihren Eltern und Großeltern im Nachhinein erfahrenhaben konnte. Dennoch ist die Familiengeschichtedurchaus interessant, wobei einzelne Aussagen imWiderspruch zu den geschichtlichen Fakten standen.

Am Freitag beleuchteten die beiden Historiker undMitglieder der Bürgerinitiative „Antikomplex“ PetrMikšíček und Matěj Spurný die geschichtlichenZusammenhänge anhand des Ortes. Aus Sicht derDenkmalpflege sprach Alžběta Kratochvílová über dieRuinen, die es offiziell nicht gibt, die aber dennochschützenswert wären und Čestmír Ondráček vomMuseum in Chomutov/Komotau referierte über dasheikle Thema des ökologischen Schutzes und desWertes des Gebietes der einstigen Königsmühle. Demschloss sich ein poetischer Rundgang an, bei dem dieBesucher den Rezitationen lauschen konnten unddanach boten die Ruinen die Kulisse für einenMusikabend mit Künstlern aus Sachsen und Böhmen.Der eigentliche Besuchertag war der Samstag, an demnachmittags der poetische Rundgang wiederholtwurde. Dem schloss sich ein Musiknachmittag mitFrank Mäder, Petr Linhart und anderen Musikern anund die gestaltenden Künstler erklärten dem Publikumihre geschaffenen Werke. Dabei war vom Schmunzelnüber Runzeln der Stirn, nachdenkliches Sinnen undverständnislosem Kopfschütteln alles zu beobachten.Aber Kunst wäre nicht Kunst, wenn es jeder gleichsehen und auffassen würde. Dem Abend war einerTheateraufführung vorbehalten, die geschichtlicheüberlieferte Fragmente vom Leben und derVertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem 2.Weltkrieg aus dieser Siedlung künstlerischaufarbeitete.In diesen späten Abendstunden schien dieKönigsmühle mit ihren Lichtern seit über 67 Jahrenwieder zum Leben erwacht zu sein, wenn auch nur füreine kurze Zeit.Landart – eine Kunst, die vergänglich ist und über dieman dennoch spricht, kann als ein etwas anderesMittel angesehen werden, dass Menschen sichgedanklich mit einem Thema auseinandersetzen,welches unter anderen Umständen vielleicht von ihnennicht beachtet worden wäre.Landart – bringt Menschen aus verschiedenstenBereichen der Kunst zusammen, aus verschiedenenLändern und unterschiedlichen Alters.Das Landart-Festival 2012 in der Königsmühle beiHáj/Stolzenhain war ein gelungenes Experimentwelches durch das engagierte Wirken derOrganisatoren und Künstler sowohl bei denTeilnehmern und Besuchern sicher tiefe Spuren imGedächtnis hinterlassen hat.Weitere Fotos finden Sie unter der Rubrik„Bildimpressionen“ auf Seite 17.

Die Pfähle bei den Ruinen stellen die deutschenBewohner dar, welche zur Erkennung weiße

Armbinden tragen mußten.

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Das Kupferberger Fest„Es wor ball wie frieher!“ Diese Aussage konnte manam Abend des 8. September mehrfach von deneinstigen Bewohnern von Kupferberg, dem heutigenMěděnec, hören. Es war eine Anerkennung, ja ein Lobfür die Organisatoren. Dabei wurde der früher imböhmischen Erzgebirge weit verbreitete Brauch derBergmannsprozession erst 2001 wieder neu belebtund so trafen sich heuer zum Festgottesdienst nichtnur die einstigen Kupferberger und tschechischeGläubige. Es marschierten Abordnungen derBergbruderschaften von Jöhstadt, Breitenbrunn,Schneeberg, Scheibenberg, Geyer, Pobershau,Schlettau, Ehrenfriedersdorf, Rittersgrün, Frohnau understmals die Freunde der Grube des Hl. Mauritius ausHřebečná, einer neu gegründeten Bergbauver-einigung, mit in die Kirche ein.

Nachdem der Ortsbetreuer Herr Wohlrab und dieBürgermeisterin Frau Marková die Teilnehmer desFestes ausführlich begrüßten, konnte derFestgottesdienst unter Leitung des für die Kirchezuständigen Pfarrers Šimon Polívka und desdeutschen Gastpfarrers Ralf Bertels aus Auebeginnen. Durch die gemeinsame Vorbereitung mitdem „Verein der Freunde und Förderer vonKupferberg/Měděnec e.V.“ kamen neue Mitwirkendehinzu. Der Organist Herrn Dietsch und die Schola ausAnnaberg-Buchholz bereicherten den Gottesdienst mitihren musikalischen Darbietungen.

Dem Festgottesdienst schloss sich die Prozession zurMarienkapelle auf den Kupferhübel an. Angeführt vonder Geistlichkeit folgten die Vertreter derBergbruderschaften und die Bürger unter dem Klangder Musik der Bergmannskapelle Jöhstadt-Krumbach.

Obern angekommen, fand eine Marienandacht stattund bei herrlichem Wetter konnten die Teilnehmer diewunderbare Aussicht auf die Umgebung genießen.

Somit war der offizielle Teil des Festes abgeschlossenund man konnte zum gemütlichen Teil übergehen. DasErstaunen war groß, als vor der Kirche erstmaligTische und Bänke aufgestellt waren undVersorgungsstände am Straßenrand einluden, dieKöstlichkeiten zu genießen. Das musikalischeProgramm der Bergmannskapelle Jöhstadt gab dasGefühl des ursprünglichen Kupferberger Festes deneinstigen Bewohnern zurück.

Am Abend versammelten sich die „altenKupferberger“, ihre Kinder und Enkel in derehemaligen Schule zu einem gemütlichenBeisammensein. Wie schon in den letzten Jahrenbrachte dabei die Familie Knauth ausEhrenfriedersdorf, die das Liedgut des KupferbergerMusikers und Komponisten Reinhold Illing

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aufgearbeitet hat, etliche Lieder zu Gehör. Es warquasi der Test eines kurzweiligen, gelungenenProgrammes, mit welchem sie in Zukunft diesesweniger bekannte erzgebirgische Liedgut inErzgebirgszweigvereinen und zu anderenGelegenheiten präsentieren wollen. Erstmals war zumKupferberger Fest auch Margarete Gräfin von Buquoyzugegen, deren Eltern bis zur Vertreibung vieleLändereien um Měděnec/Kupferberg gehörten und diedamals auf der Burg Hauenstein lebten. Sie sammelteanlässlich ihres runden Geburtstages eine beachtlicheSumme für die Restaurierung der Kirchenfenster derStadtkirche in Měděnec/Kupferberg. In gemütlicher

Runde klang das Treffen am Samstag aus. AmSonntag hatte Frau Černá ein Konzert mitMusikschülern in der Kirche organisiert und denAbschluss bildete wie immer die Kranzniederlegungund das Gedenken der Toten vor der Kirche.Das 20. gemeinsame Kupferberger Fest zeigtedeutlich, welches organisatorische Potential freigesetztwerden kann, wenn sich viele Leute aktiv an derVorbereitung beteiligen. Der eingangs erwähnteAusspruch der alten Kupferberger drückt gleichzeitigLob und Dank für dieses schöne Kupferberger Fest2012 aus, dem sich alle Gäste sicher anschließenkönnen.

6. Wenzeltreffen in Ryžovna/SeifenEnde September ist das Wetter auf dem Kamm immerein Lotteriespiel. So ist es nicht verwunderlich, dassdie Organisatoren am 22. September in etwa 1000 müNN gegen 8:30 Uhr grimmig dreinblickten, als Nebel,Wind und Nieselregen die Aufbauarbeiten für das andiesem Tag stattfindende Wenzeltreffen inRyžovna/Seifen begleiteten.

Gegen 10 Uhr kamen dann die ersten Festgäste unddas Wetter besserte sich zusehends und gegen Mittagschien die Sonne. Nach der Begrüßung durch dieVertreter der beteiligten Orte und Vereine fand diezweisprachige Wenzelmesse im Festzelt statt. ImAnschluss daran wurde das, mit einer neuenNamenstafel versehene, alte Kriegerdenkmal geweiht.

Bereits zur Festmesse um 11 Uhr war das Zelt gut mitBesuchern gefüllt. Nach der Mittagspause, die FranzSevera mit seine erzgebirgischen und tschechischenLieder verkürzte, hielt Herr Helmut Kolitsch einen übereinstündigen Vortrag über die Geschichte dereinstigen Ortschaft Hengstererben.

Anschließend unterhielten die Musiker Stefan Gerlachund Franz Severa die Gäste bis zum Ende desgelungenen Festes. Nicht nur für das leibliche Wohlwar durch den Bürgerverein Abertamy/Aberthamgesorgt. Auch konnten von den KarlsbaderKlöpplerinnen kleine Kunstwerke aus Zwirn und Drahterworben werden.

Die Schnitzer Josef Beer und Jirí Lain stellten ihreErzeugnisse zum Verkauf aus und die ZeitungKrusnohosrky Herzgebirge LUFT war mit einemInformationsstand vertreten. Nicht fehlen durften dieBroschüren zur Geschichte der zum Teil nicht mehr

Vortrag im von Helmut Kolitsch im Festzelt

Weihe des Kriegerdenkmals von Seifen Josef Beer mit seinen Kunstwerken

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existierenden Orte des westlichen böhmischenErzgebirges von Ulrich Möckel.

Oft stellt sich die Frage: Lohnt es sich überhaupt, einsolches Fest zu organisieren? Die ehemaligenEinwohner des Ortes Seifen sind dankbar dafür. Ist esdoch für sie die einzige Möglichkeit, wo sich etlichevon ihnen treffen. Sie wurden aus dem kleinenGebirgsdorf nach dem 2. Weltkrieg in alle Richtungenzerstreut. Leider werden diese Frauen und Männer derErlebnisgeneration altersbedingt immer weniger.Niemand kann diese Lücke schließen, aber solangesich Freunde des Erzgebirges, gleich ob vontschechischer oder deutscher Seite, dort einfinden,sollte diese gute Tradition aufrecht erhalten werden.Für die Organisatoren des BürgervereinsAbertamy/Abertham, die dabei die Hauptlast schultern,sind viele Gäste ein guter Lohn für all die Mühen. EinDank gilt auch der Feuerwehr von Horní Blatná, diedas Festzelt zur Verfügung stellte und die Auf- undAbbauarbeiten übernahm. (4 Fotos: Petr Maglia)

Es Blüml of’n WachnerbarchE Blümel stieht motterseelnallaa,zwischen Wies, Baamstümpf on Basaltstaa.Es wiegt ’s Köppel su glücklich im Wind –dos ich of’n Barch mei Blümel find.

Als ich mich tot glei e wing bückn,do merkt dos Blümel, ich wöllt’s pflückn.Im Nu stand’s ganz still vor lauter Schrackon dacht, ich namm’s von hier uhm mit wag.

Drham im Stübel, do hätt ich mei Freidan dan Blümel, ich wär net gescheit.Hier uhm of’n Barch, do gehärt’s hie!Blüh, mei Blümel, blüh immer racht schie!

Am 5. Juni 2011, zu Anton Günthers 125. Geburtstag,besuchte ich und meine Frau ihn an seinem Grab und ich sangfür ihn extra von mir vier geschriebene Verse auf sein Lied:Drham is drham (dazu mal später). Anschließend fuhren wirnach Seifen und wanderten auf den Wagnerberg. Oben hatteich die Episode mit dem Blümel und mir fielen auch gleichdiese Worte ein. Vielleicht hat auch der Toler-Hans-Tonl etwasnachgeholfen. Man kann ja nie wissen.Text und Foto: Frank Gottschalk

Exkursion zum Tag des Geotops um Hřebečná/HengstererbenIm sächsischen Erzgebirge sind spezielle Exkursionenund Führungen zum Tag des Geotops seit vielenJahren eine gute Tradition. Erstmals hat sich derBergbauverein in Hřebečná/Hengstererben demangeschlossen und zu einer Tour durch dasAltbergbaugebiet der Mauritiuszeche eingeladen. Sotrafen sich am 16. September über 40 Interessierte amMinimuseum in Hřebečná/Hengstererben, umanschließend zu der etwa 5 km langen,geschichtsträchtigen Tour aufzubrechen. Durch diefachkundige Führung des Vereinsvorsitzenden MarekNesrsta und Dr. Michal Urban konnte den mehrheitlich

deutschen Bergbaufreunden ein bergbau-geschichtliches Kleinod mit einer über 500-jährigenGeschichte gezeigt und erklärt werden. Das Gebiet,welches in den Anfangsjahren des Bergbaues als„Großer Hengst“ bezeichnet wurde und das Gebiet vonHřebečná/Hengstererben bis Jungenhengst umfasste,ist reich an oberirdisch sichtbaren Spuren desBergbaues und somit streifte die diesjährige Tour nureinen kleinen Teil des Gebietes und es bleibt für diekommenden Jahre noch genügend Interessantes zuerkunden. Ist zu wünschen, dass diese übernommeneTradition in den künftigen Jahren fortgesetzt wird.

Klöpplerinnen aus dem Raum KarlovyVary/Karlsbad Foto: Jens Conrad

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Fotos übersandt von Marek Nesrsta

RandnotizenDie unendliche Geschichte: KirchenrestitutionenPräsident Klaus verlangt Garantie, dass dieKirchenrestitution die Zeitgrenze von 1948 nichtdurchbricht

Die geplanten Entschädigungen für die Kirchen inTschechien stoßen bei Präsident Václav Klaus auferhebliche Bedenken. Klaus verlangte vonMinisterpräsident Petr Nečas und Außenminister KarelSchwarzenberg am Mittwoch persönliche Garantien,dass die Eigentumsverhältnisse in Tschechien aus derZeit vor der kommunistischen Machtübernahme imFebruar 1948 nicht angetastet würden. DieEntschädigung der Kirchen dürfe nicht zu einemPräzedenzfall werden. Klaus teilt Befürchtungen derBürger und Experten vor solcher Entwicklung. EineGarantie des Regierungsvorsitzenden sei eineBedingung dafür, dass das Staatsoberhaupt dasGesetz eventuell unterzeichne.Die Regierung von Premier Nečas hat mehr alszwanzig Jahre andauernden Streitigkeiten einenKompromiss über die Wiedergutmachung fürEnteignungen aus kommunistischer Zeit gefunden unddiesen im so genannten Gesetz zur Restitution desKircheneigentums festgeschrieben. Das Gesetz wurdeMitte August vom Senat abgelehnt. Über die Vorlagewird nun das Abgeordnetenhaus erneut entscheidenmüssen.Radio Prag [RP] 29.08.2012

NERV-Mitglied Schwarz: Kirchenrestitutionen sindfür Staat nützlich

Die Rückgabe des Kircheneigentums wird in derZukunft das Wirtschaftswachstum fördern. Dies sagtedas Mitglied des Nationalen Wirtschaftsrates, JiříSchwarz, am Donnerstag in Prag. DerWirtschaftsexperte machte darauf aufmerksam, dassdie Kirchen Steuern von ihren Grundstücken undImmobilien zahlen werden. Zudem würden sie, soSchwarz, in deren Betrieb investieren. Die Kirchenkönnen dem Wirtschaftsexperten zufolge Trägerbeispielsweise von Hospizen oder speziellenmedizinischen Einrichtungen sein, so Schwarz. Siekönnten sich somit auf Tätigkeiten konzentrieren, die

von der Gesellschaft sehr gefragt sind, für die esjedoch dem Staat am Geld mangelt.RP 30.8.2012

ODS will auf Kampagne der ČSSD gegenKirchenrestitutionen mit Billboards reagieren

Die Demokratische Bürgerpartei (ODS) wird auf dieKampagne der Sozialdemokraten (ČSSD) gegenKirchenrestitutionen mit ihren eigenen Billboardsreagieren. Diese sollen auf die Nützlichkeit derRückgabe des Kircheneigentums aufmerksammachen. Der Parteichef der ODS Petr Nečas wird dieKampagne am Freitag vorstellen. DieSozialdemokraten betonen in den letzten Wochen dasThema der Rückgabe des Kircheneigentums in ihrerWahlkampagne.RP 30.8.2012

Abgeordnetenhaus verschiebt Abstimmung überKirchenrestitution

Das tschechische Abgeordnetenhaus hatüberraschend die Abstimmung über die Rückgabe desKircheneigentums vertagt. Dem entsprechendenVorschlag der Opposition stimmte auch dieRegierungskoalition zu. Zuvor hatte derKoalitionspartner Lidem seine Zustimmung zurKirchenrestitution an die Verabschiedung derMehrwertsteuererhöhung geknüpft. EinigeBürgerdemokraten lehnen die Steuererhöhung jedochbislang ab.Die Kirchenrestitution umfasst die Rückgabe einesTeils des Eigentums, das den Kirchen nach 1948abgenommen wurde, und Entschädigungszahlungenfür den restlichen Teil des konfiszierten Eigentums.Den Umfang hatte die Regierungskoalition mit den 17Kirchen und Glaubensgemeinschaften in Tschechienzum Jahreswechsel ausgehandelt. Die Oppositionkritisiert den Umfang unter anderem als „Geschenk andie Kirchen“.RP 5.9.2012

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Grenzgänger Nr. 22 Oktober / November 2012 Seite 10

Vorsitzender des Ökumenischen Rates kann sicherneute Verhandlungen über Kirchenresti tutionvorstellen

Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates, Joel Ruml,kann sich erneute Verhandlungen mit dem Staat übereinen Ausgleich für die Enteignungen der Kirchenvorstellen. Sollte der Staat sagen, er habe seineMöglichkeiten überschätzt, dann könnten die Kirchenauch weiterverhandeln, sagte Ruml am Mittwochgegenüber der Presseagentur ČTK. Ruml reagiertedamit auf die Entscheidung des Abgeordnetenhauses,die Abstimmung über die Kirchenrestitution zuverschieben. Die Tschechische Bischofskonferenzteilte indes mit, sie wolle der Öffentlichkeit noch einmaldie Vorteile der ausgehandelten Regelung erläutern.RP 5.9.2012

Sozialdemokraten wollen neue Verhandlungenüber Rückgabe des Kirchenbesitzes

Die Sozialdemokraten wollen neue Verhandlungenüber die Rückgabe des Kirchenbesitzes erzielen. Sieplanen, die Behandlung des Gesetzes über dieKirchenrestitution zu verhindern, damit dieses Anfang2013 nicht in Kraft treten kann und von der Regierungerneut vorgelegt werden muss. Am besten wäre es,den Entwurf abzulehnen und neue Verhandlungenzwischen dem Staat und den Kirchen aufzunehmen,sagte der Parteichef der Sozialdemokraten, BohuslavSobotka, während eines Wahlmeetings in Südböhmen.Einige Vertreter der Kirchen hätten Bereitschaft zuVerhandlungen angedeutet, fügte er hinzu. Einigehundert Leute haben sich am Samstag auf der BurgKozí hrádek bei Tábor versammelt, um gegen diegeplanten Regierungsreformen zu protestieren.Sobotka wiederholte dort seine Aussage, die Regional-und Senatswahlen seien eine Volksabstimmung überdas weitere Bestehen der Regierung.RP 9.9.2012

Klaus: Westen kehrt zum Sozialismus zurück

Präsident Václav Klaus ist enttäuscht über die heutigewestliche Gesellschaft, die vom Staat regiert werde.Nach seinen Worten kehrten das heutige Europa undder ganze Westen nach vielversprechendenÄnderungen, die nach dem Sturz des Kommunismusvorgenommen worden waren, wieder zum Sozialismuszurück. Václav Klaus sagte dies bei einer Konferenzder Mont Pelerin Society, die am Freitag auf derPrager Burg veranstaltet wurde. Die Gesellschaftwurde nach dem Zweiten Weltkrieg in der Schweizgegründet und setzt sich für die Ideen des politischenLiberalismus und des freien Marktes ein. Ein Verlusttraditioneller Werte, Populismus demokratischerPolitiker und die wachsende Macht der Gerichte,NGOs und Medien seien Klaus zufolge ernsteProbleme, die die liberale Demokratie und dieMarktwirtschaft bedrohten.RP 7.9.2012

Präsident Klaus: Ende der Demokratie nähert sich

Die jüngsten Bemühungen um eine Föderalisierungder Europäischen Union, die ihren eigenen

Staatsoberhaupt und eigene Armee hätte, stellen nachMeinung von Staatspräsident Václav Klaus die„endgültige Phase“ des Untergangs der Demokratieund der Nationalstaaten dar. Dies sagte dertschechische Staatspräsident im Gespräch für denbritischen The Sunday Telegraph. Er reagierte damitunter anderem auf die Erklärung von EU-Kommissionspräsident Barroso vom 12. September,dass er 2014 Vorschläge zur Föderalisierung der EUveröffentlichen würde. Klaus zufolge haben Leute wieder EU-Kommissionspräsident bislang derartigeAmbitionen vor der europäischen Öffentlichkeit geheimgehalten. Klaus bezeichnete es als einen der vielenFehler und Lügen bei der Entwicklung der EU, dass esden politischen Eliten der EU seiner Meinung nachgelang, die Existenz der Nationalstaaten in Frage zustellen.RP 23.9.2012

Ehepaar stirbt an gepanschtem Alkohol

Ein älteres Ehepaar ist nach dem Konsum vongepanschtem Alkohol in Tschechien gestorben. Vierweitere Menschen im Alter zwischen 39 und 57 Jahrenkamen mit schweren Methanolvergiftungen insKrankenhaus, wie die Polizei der Region Mährisch-Schlesien am Freitag mitteilte. Die Behörden in derStadt Havířov im Osten Tschechiens warnten dieBevölkerung vor dem Genuss von hochprozentigenalkoholischen Getränken unklarer Herkunft sowieselbst gebrannter Spirituosen. Methanol kann inhöheren Dosen zur Erblindung oder zum Tod führen.RP 7.9.2012Anmerkung: Diese Information ist der Anfang einer bisheute nicht enden wollender Nachrichtenkettebezüglich mit Methanol versetzten Alkohols inTschechien. Zwischenzeitlich ist der Verkauf vonAlkoholika mit mehr als 20 % Alkohol verboten und derExport wurde untersagt. Die wirtschaftlichen Folgen fürGastgewerbe und Hersteller von hochprozentigenSpirituosen sind derzeit noch nicht abzuschätzen.Auch der Steuerausfall dürfte beachtlich sein. Bis zum24.09. gab es 25 Todesfälle und viele Vergiftungen indiesem Zusammenhang. Die Einkäufe werdenmittlerweile in Sachsen, Bayern und Österreichgetätigt, wodurch der Umsatz in den grenznahenRegionen spürbar angestiegen ist.Aktuellste Meldung dazu vom 24. September:Methanolvergiftungen: Polizei hat zwei Männer alsUrheber des gepantschten Alkohols ausgemacht

Die Polizei hat am Montag zwei Männer verhaftet undangezeigt wegen Vergiftung von 67 Menschen mitMethanol. Der Hauptverdächtige, ein 42jähriger Mannaus Ostrava / Ostrau hat bereits Freitagnacht einvolles Geständnis abgelegt. Er gab zu, mit seinemKomplizen eine Mischung aus Methanol und Ethanolhergestellt zu haben, die sie dann durch einenMittelsmann an Spirituosenhersteller verkauft haben.Polizeipräsident Martin Červíček erklärte, es seien15.000 Liter dieser Mischung in Umlauf gekommen,davon konnten 5000 Liter bisher nicht nachverfolgtwerden. Die Männer hätten gehofft, dass sich dasMethanol und der Ethanol neutralisierten, so derzuständige Staatsanwalt Roman Kafka. Als Motive für

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die Tat hätten die Männer finanzielle Gründeangegeben, so Kafka. Beiden drohen nun Haftstrafenzwischen 12 und 20 Jahren Gefängnis.RP 24.9.2012

Kreis Karlsbad übernimmt Finanzierung derZugverbindung Bad Brambrach - Cheb

Die direkte Zugverbindung zwischen Bad Brambrachim Vogtland und Cheb / Eger in Westböhmen bleibteine weitere Saison bestehen. Am Freitag schlossender Kreis Karlovy Vary / Karlsbad und dieTschechischen Bahnen einen Vert rag über die weitereFinanzierung der Strecke ab dem Fahrplanwechsel imDezember. Das Verkehrsministerium in Prag, indessen Kompetenzen eigentlich die Finanzierung desinternationalen Schienenverkehrs liegt, hatte dienötigen Gelder verweigert. Dadurch habe eineEinstellung des Zugverkehrs auf der Strecke gedroht,sagte der stellvertretende Kreishauptmann PetrNavrátil. Die grenzüberschreitende Verbindung war imDezember vergangenen Jahres durch ein Abkommenzwischen dem Kreis Karlsbad und dem Vogtlandkreisentstanden.RP 1.9.2012

CCB: Persönliche Insolvenzen auf neuenRekordwert gestiegen

Persönliche Insolvenzen haben im August inTschechien einen neuen Rekordwert erreicht.Insgesamt wurden im achten Monat des Jahres 1628persönliche Bankrott-Erklärungen registriert – das istdie höchste Zahl seit dem Inkrafttreten desentsprechenden Insolvenzgesetzes im Januar 2008.Gegenüber dem Monat Juli wurde ein Zuwachs vonknapp 400 Fällen festgestellt. Im Vergleich zumVorjahr stieg die Anzahl der persönlichen Bankrott-Erklärungen um 53 Prozent. Das geht aus der Analysedes Czech Credit Bureaus (CCB) hervor, die amDonnerstag veröffentlicht wurde.RP 6.9.2012

Isolierung, Internierung und Integration – neuesMuseum in Bílá Voda

In Bílá Voda / Weißwasser bei Javorník im Rychlebskéhory / Reichensteiner Gebirge an der tschechisch-polnischen Grenze wurde am Freitag ein neuesMuseum eröffnet. Das Museum ist der höchstisolierten Region Tschechiens gewidmet, aber vorallem dem Schicksal der Ordensschwester, die dortnach der Machtübernahme durch Kommunisteninterniert wurden. Die Ausstellung zeigt die Geschichtevon Bílá Voda seit der ältesten Siedlung bis in die1990er Jahre. Seit den 1950er Jahren wurden durch16 Orden konzentriert, Bílá Voda war eines dergrößten Internierungszentren der Ordensschwesternim Grenzgebiet. Die Unterlagen seien sowohl inArchiven als auch von Augenzeugen gesammeltworden, führte Bürgermeister Miroslav Kociánanlässlich der Museumseröffnung an. Das MuseumBílá Voda trägt den Untertitel „Geschichte derIsolierung, Internierung und Integration“.RP 8.9.2012

Regionales Förderprogramm Nordost sollunberechtigt Gelder ausgezahlt haben

Das regionale Förderprogramm Nordost sollFördergelder im Gesamtwert von umgerechnet ca. 1,1Millionen Euro unberechtigt ausgezahlt haben. Dasfolgt aus einer Kontrolle des tschechischenRechnungshofs (NKÚ). Die Kontrolleure haben 13Projekte aus den Jahren 2007 – 2011 überprüft.Sowohl die Adressaten der Fördergelder als auch dasGremium, das Projekte auswählt und beaufsichtigt,wurden kontrolliert. Einwände hat die Behörde vorallem gegen die Auswertung der Anträge geäußert, dieals subjektiv und undurchsichtig bezeichnet wurden.RP 10.9.2012

Medienberichte: Tschechien verliert eine MilliardeEuro an EU-Fördergeldern

Die Tschechische Republik wird wegen Fehlern beimUmgang mit Fördergeldern der Europäischen Unionangeblich bis zu eine Milliarde Euro verlieren. Dieshaben Journalisten vom NachrichtenserverAktuálně.cz berechnet, auf eine ähnliche Summewaren auch Autoren der Tageszeitung Mladá frontaDnes gekommen. Weder die Europäische Kommissionnoch die betroffenen tschechischen Ministerien hättendazu bisher Stellung genommen, schreibt Aktuálně.cz.Laut den Berechnungen sind vor allem dieFörderprogramme für den Ausbau derVerkehrsinfrastruktur und im Bereich Umwelt betroffen;hier soll Tschechien insgesamt rund 800 MillionenEuro einbüßen. Ein Sprecher des Finanzministeriumslehnte Aussagen zu der Höhe der Strafen ab. DieEuropäische Kommission habe diese Informationenals vertraulich eingestuft, sagte der Sprecher.RP 13.9.2012

OECD-Bildungsstudie: viele Mittelschüler,Hochschulbildungsabschluss tief unter demDurchschnitt

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeitund Entwicklung (OECD) hat am Dienstag ihreBildungsstudie für 1012 veröffentlicht. Darin werden 34Staaten in Bezug auf den Bildungsbereich verglichen.Tschechien befindet sich mit 4,8 Prozent des BIP untersieben Ländern, in denen die Ausgaben imBildungsbereich unter 5 Prozent liegen, informierteMichaela Kleňhová vom tschechischenBildungsministerium. Gleichzeitig sei die TschechischeRepublik einer der sechs Staaten mit dem größtenKostenanstieg pro einen Schüler in den Jahren 2000-2009, fügte sie hinzu. Die OECD-Länder geben imDurchschnitt 6,2 Prozent des BIP für die Bildung aus.Die OECD weist in ihrem Bericht auch auf die Alterungder Lehrer hin – beinahe 45 Prozent der Lehrer anMittelschulen sind in Tschechien älter als 50 Jahre.Tschechien zählt zu Ländern, mit dem höchsten Anteilder Leute mit Mittelschulausbildung (75 Prozent). DerAnteil der Personen mit der Grundschulausbildung istdagegen gering (8 Prozent). In Bezug auf den Anteilder Bürger mit dem Hochschulbildungsabschluss liegtTschechien mit 17 Prozent tief unter dem OECD-Durchschnitt.RP 11.9.2012

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Grenzgänger Nr. 22 Oktober / November 2012 Seite 12

Polizei gibt Gebeine von deutschen Massengrab-Opfern in Jihlava frei

Die Polizei hat in dieser Woche auf Antrag derVerwandten die sterblichen Überreste von 12Deutschen herausgegeben, die vor zwei Jahren ineinem Massengrab auf der Wiese Budínka beiDobronín / Dobrenz entdeckt wurden. Die Überresteder 13. Person, die nicht zweifelsfrei identifiziertwerden konnte, hat das Gemeindeamt in Dobronín inVerwahrung genommen, informierte die Sprecherinder Polizei in Jihlava / Iglau am Donnerstag. Die 13Deutschen sollen kurz nach Ende des ZweitenWeltkriegs von Tschechen erschlagen worden sein.Ihre Gebeine wurden herausgegeben, weil Verwandtesie im engsten Kreis beerdigen wollen. Am Samstagsoll zudem in Jihlava ein privater Gedenkaktstattfinden, meldete die Presseagentur ČTK.Augenzeugenberichten nach sollen tschechischeRotgardisten am Fundort der Knochen mit Spaten undHacken insgesamt 15 männliche deutsche Zivilistenaus der Umgebung erschlagen haben. Das Massakersoll sich am 18. Mai 1945 ereignet haben.RP 14.9.2012

EP-Verfassungsausschuss wird über dieAusnahme in der Menschenrechtscharta fürTschechien erneut abstimmen

Der Verfassungsausschuss des Europaparlamentswird die Abstimmung über die dauerhafte Ausnahmefür Tschechien in der Menschenrechtscharta desLissabon-Vertrags im Oktober wiederholen. DerAusschuss stimmte zwar der Ausnahme am Montagzu, einige Abgeordnete stellten danach allerdings dasVotum in Zweifel. Das Europaparlament spielt in der

Sache zwar nur eine Beratungsrolle, ohne seineStellungnahme können aber einzelne Mitgliedsstaatendas Dokument nicht billigen. Die Ausnahme habe dieAbgeordneten in zwei Gruppen geteilt – die einenseien dagegen, die anderen wüssten zwar, dass sienichts bringen könne, wollten aber die TschechischeRepublik unterstützen, führte die EuropaabgeordneteZuzana Roithová an. Die EU-Staaten haben sich 2009verpflichtet, das von Prag verlangte Protokollanzunehmen. Der tschechische Präsident VáclavKlaus hatte die Unterzeichnung des Lissabon-Vertrags2009 mit dieser Ausnahme für Tschechien bedingt undseine Forderung mit möglichen Eigentumsforderungenvertriebener Deutscher begründet.RP 18.9.2012

Wahlumfrage: Sozialdemokraten führen,Kommunisten an zweiter Stelle

Würden aktuell Wahlen zum Abgeordnetenhaus derTschechischen Republik stattfinden, käme dieSozialdemokratische Partei mit 31,5 Prozent derStimmen auf den ersten Platz, gefolgt von denKommunisten mit 21 Prozent. Die regierendenBürgerdemokraten von Premier Petr Nečas lägenknapp hinter den Kommunisten mit 20,5 Prozent aufdem dritten Platz. An der Wahl würden nur 57 Prozentder Wahlberechtigten teilnehmen. Die Zahlen hat dasMeinungsforschungsinstitut CVVM am Donnerstagveröffentlicht.Die Christdemokraten (KDU-ČSL) würden den Sprungins Parlament mit 6 Prozent Wählerunterstützungschaffen, die Grünen kämen nur auf 1,5 Prozent derUnterstützung durch die wahlberechtigte Bevölkerung.RP 20.9.2012

Termine und Veranstaltungen

110-jähriges Kirchweihjubiläum in Horní Halže/Oberhals

Am 14. Oktober 2012 wird die 110-jährige Wiederkehr der Weihe der Kirche in Horní Halže/Oberhals mit einemFestgottesdienst um 10 Uhr begangen. Dies dürfte eine der wenigen Gelegenheiten sein, dieses schmuckeKirchlein auch einmal von innen zu betrachten.

Herbstwanderung mit Thomas L. Koppe

Hallo Wanderfreunde,endlich ist es wieder so weit. Am 20. und 21. Oktober diesen Jahresgeht es diesmal ein Stück den historischen Erzgebirgs-Kammwegentlang. Wir fahren mit der Eisenbahn bis Bergstadt Platten (HorníBlatná). Dort nehmen wir ein Mittagsmahl im Blauen Stern und gehenwohlgestärkt Richtung Frühbuß (Přebuz). Dort übernachten wir nachBöhmischer Küche und Böhmischem Biere in der Schmiedebaude.Am nächsten Morgen geht es dann zur Stadt desMusikinstumentenbaus Graslitz (Kraslice), von wo aus wir mit derBahn wieder zurück fahren. Natürlich werde ich wieder ein paarGeschichten, Sagen und Geschichtliches zum Besten geben. Freuteuch auf eine entspannte Wanderung am Kamm! Das nächste Malgeht es sicher wieder etwas bergauf und –ab ... :-)Bitte meldet euch bis 10.10.2012 verbindlich bei mir an. Weiteres und Aktuelles wie immer unter:www.boehmisches-erzgebirge.cz Es grüßt der Wanderleiter Langi.

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Böhmische Geschichte im InternetAlexander Lohse hat sich unter Flickr ein Konto eingerichtet und lädt in unregelmäßigen Abständen Bilder aus demBöhmischen Erzgebirge, dem Egertal und dem Rand des Duppauer Gebirges dort hoch. Die Adresse lautet:http://www.flickr.com/people/egertalecho/

http://www.welt.de/politik/ausland/article108992412/Klaus-will-Ausverkauf-an-Deutsche-verhindern.html#disqus_threadUnter dieser Adresse ist ein sehr interessanter Artikel zu finden, der die heutige Denkweise des Präsidenten derTschechischen Republik näher beleuchtet. Die „deutsche Karte“ muss erneut als Trumpf herhalten. Wie langenoch???

Unter http://kolitschberlin.npage.de/ sind einige Fakten aus dem Ort Hřebečná/Hengstererben und derFamiliengeschichte von Helmut A. Kolitsch, dem Referenten des diesjährigen Wenzeltreffens, nachzulesen.

Mundartbeiträge, Erzählungen und historische Berichte

Bislang unveröffentlichte „Heimatkunde des Bezirks St. Joachimsthal 1873/74“Teil 7 – Beschreibung von BreitenbachBeantwortung der Fragen für die zu verfassende Heimatkunde

1. Breitenbach liegt in dem vom Breitenbach durchflossenen Thale, welches sich von Platten in nördlicherRichtung bis zur Landesgränze bei Joh. Georgenstadt erstreckt und hat mit den dazu gehörigen Gründeneinen Flächenraum von Joch.Die Gemeinde, zu welcher auch die umliegenden Ortschaften Pechöfen, Ziegenschacht, Brettmühl,Streitseifen, Halbmeil, Schwimmiger, Jungenhengst und Zwittermühl gehören, gränzt im Norden an Sachsen,im Westen an Sachsen und den Neudeker Bezirk, im Süden an die Plattner Gründe (Seifner?) und im Ostenan Sachsen.

2. Das Bodengepräge: Gebirgig, mit Urthonschiefer und Granit als herrschende Gesteinart. Der höchste Punktdes Gebirges ist der „Schwimmiger Berg“ und der „Rammelsberg“ an der Neudeker Gränze. – Fichten- undTannenwaldung.

3. Von Gewässern sind zu nennen: der Breitenbach, das Ziegenbachl, der Lauterbach, der Pechöfner Bach, dasSchwarzwasser und der Streitseifner Bach.

4. Als hoch im Gebirge gelegen, ist auch das Klima rauh und kalt.

5. Die ihrer Nazionalität nach deutsche Bevölkerung von Seelen bekennt sich durchgehends zur katholischenReligion und gehört zur Seelsorge Platten. Sie beschäftigt sich vorzüglich mit der Landwirtschaft, jedoch findetauch ein großer Theil derselben als Waldarbeiter und Löffelschmiede lohnende Beschäftigung. Für denweiblichen Theil der Bewohner ist auch die Spitzenklöppelei u. vorzüglich die Handschuhnäherei eine nichtunbedeutende Erwerbsquelle. – Die Industrie ist ferner durch mehrere Brettmühlen und eine Holzschlei fereivertreten.

6. Straßen durchziehen drei die Gemeinde, und führt eine derselben von Platten durch das Breitenbacher Thalnach Sachsen, während die zweite sich von Seifen längs des Schwarzwassers hinzieht, die OrtschaftenZwittermühl, Jungenhengst und Brettmühl durchschneidet und sich dicht an der Landesgränze bei Wittigsthalmit ersterer vereinigt. Die dritte zweigt sich von der letztgenannten in Brettmühl ab und führt nach Streitseifen.– Für den weiteren Verkehr besteht in Breitenbach ein k. k. Postamt mit täglich zweimaliger Botenfahrt nachKarlsbad und täglich einer nach Sachsen. – Die projektierte Bahnlinie Karlsbad – Schwarzenberg würdeebenfalls Breitenbach in seiner ganzen Länge durchschneiden.

7. Die Bodenkultur wird rationell betrieben, liefert jedoch bloß Heu, Hafer, Kartoffel.

8. Die Viehzucht beschäftigt sich besonders mit der Züchtung des Rindes, weniger mit jener der Ziegen undSchweine. Pferde hinreichend zum Bedarf. Hausgeflügel: Hühner, Gänse, Änten. – Wild: Rehe, Fasan,Füchse, Marder, Fischotter, Birk- und Auerwild.

9. Der einst blühende Bergbau liegt jetzt sehr darnieder und wird nur mehr in Brettmühl und Jungenhengst ausWismuth, Nickel etc. betrieben.

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Grenzgänger Nr. 22 Oktober / November 2012 Seite 14

10. Für die geistige Bildung besteht eine einklassige Volksschule zu Breitenbach.

11. Behörden: Das Gemeindeamt in Breitenbach, ebendaselbst ein Zollamt 1ter und ein Zollamt 2ter Klasse undeine Abtheilung der k. k. Finanzwache.

12.

13. Wie viele Orte im Erzgebirge verdankt auch Breitenbach seine Entstehung dem Bergbau und der Verwertungseiner Produkte. Gründer des Ortes soll ein Herr von Breitenbach gewesen sein, der hier den Bergbau betrieb,und nach welchem auch der durch ihn hervorgerufene Ort „Breitenbach“ genannt wurde.

Grenzübergang Breitenbach - Johanngeorgenstadt

Blick von Breitenbach nach Wittigsthal

Ortszentrum von Breitenbach Breitenbach etwa 1930

D’r MaasterschußAus: Heitere Vorträge in Joachimsthaler Mundart von Leopold Möller, Unterhaltungsbeilage derGemeindeamtlichen Nachrichten

D’r Beersef Franz unn d’r Beersef Naz, dös warn zwaBrüder. Die hattn vu ihrer Mutter, tröst sa d’r lieberGott, a Haisl unn a Kühla geerbt. Warn ober zwadappische Poss’n. D’r Franz war nuch ledich, unn d’rNaz hatt noch net geheiert. Wenn sa ham en Franzgafröcht: „Wie alt bista denn?“ hot dar gesocht: „Ichunn mei Naz sei mitanand’r sechsaneunzich Gahr,sieben Monat unn drei Wochen alt. Wenn da bist in d’rSchul ganga kast d’rsch ausrachna.“ Sie wollten langschu emol heiern, ober ze zwa Weiber hatt’n sa kannPlatz in Haisl, unn när a Frah mitanander, dös gang awieder net. Su sei sa lieber ledich geblieb’n. Ueber d’rWoch is net viel gekocht wurn. En meisten när Flahunn –ardäppl mit Montur, unn an Sunntich hot d’r NazKnödla gemacht, en annern wieder d’r Franz, su gangsracht fei. Sie hatt’n sich a enna Ziech ageschafft. D’r

Naz kunnt rachta guta Zieg’nkas machen unn die Kasunn Butter, wos sa net gassen hab’n, hot d’r Naz offKaffeezeich unn Schnupptowak eigehanelt, denn darhot garn geschnuppt. In Herwist hamsa a Kalb griecht,unn ze gener Zeit is a su viel Viech gestul’n wurn; dohot d’r Naz gesocht: „Wasta wos, Franz, ich kaaf mirenna Flint, unn wenn a Dieb sei Nos reisteckt, war ichmein Maasterschuß machen, unn unnern Strusockwar’n m’r a in d’r Stub reithu, deß m’r doch gleichnahma Stall sei.“ Hams ah a su gemacht. Amol Ohmdham sa sich off sein Struhsock hiegelecht. D’r Franzhat da Wag’nrung in d’r Hand unn d’r Naz sei gelodenaFlint. Da Stub’nsthür unn da Stallthür warn net weitausanander, unn zwa Thürn hamsa offgelosen, deß sadoch en Dieb geleich hörn. In d’r Nacht, es wird seiZwölfa gewasen, is d’r Franz d’rwacht unn dar sieht

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varn bei d’r Thür wos rimgrama. „Naz, geschwind stiehauf, Dieb sei do, mach dein Maasterschuß!“ Dard’rwischt sei Flint unn schießt. „Mach när gaschwindLicht, daß m’r sah kenna, wann dar Diebsgung is!“ –„O, du Mauloff, sah har, hosta dein Maasterschuß

gemacht. Host ja es Kalb d’rschossen.“ – „InnStruhsock, höst mich schlof’n los’n, hätt ich kenna netschießn.“ – Unn vo dara Stund a war d’r Ufriedenfertich. In sechs Wochen war d’r Naz verheiert, unn d’rFranz hot sich müssen halt a noch ren Weisbild imsah.

Die SchnitzelbankEin vergessener Volksbrauch aus dem Böhmischen Erzgebirge

von Alexander Lohse, Klösterle-Zinnwald

Mehrfach las ich bereits in alten Ausgaben derErzgebirgszeitung und verschiedenen Chroniken undPublikationen vom „Umzug der Schnitzelbank“; einemalten Volksbrauch im Böhmischen Erzgebirge undzumeist immer nur in Bezug zu den GebirgsdörfernBöhm.-Zinnwald, Moldau, Fleyh bis hin nachKatharinaberg und Umgebung. Ob dieser uralteVolksbrauch, welcher gelegentlich an die noch heuertrad. Faschingsbräuche verschiedener Alpendörfererinnert, im Erzgebirge über Komotau westlich aufKarlsbad zu hinausging, ist mir nicht bekannt.Jetzt fand ich in Beilagenausgaben des Teplitz-Schönauer Anzeigers „Unsere Heimat“ aus dem Jahre1933 drei k leine Artikel zu jenem Brauch der„Schnitzelbank“, welche noch in den Jahren 1870-80bis hinunter ins Land gebräuchlich war, zuletzt nurnoch in den obersten Gebirgsdörfern … Die Artikelstammen von Herrn Verwalter Eduard Schmidt ausKosten, ich habe sie hier zusammengefasst undergänzt.… war der Fasching zu Ende, also Aschermittwoch, sofanden sich am Land vormittags die Bossen(Burschen) im Gasthaus ein und stellten diesogenannte Schnitzelbank zusammen. Für jedePersönlichkeit aus dem Dorf, ob Mann ob Frau, ohneUnterschied der sozialen Stellung, gab es an diesemTage Abrechnung für ihre im vergangenen Jahrebegangenen Sünden, Dummheiten und Grobheiten.Wehe dem, der etwas am Kerbholz hatte, der kamunbarmherzig auf die Schnitzelbank.Auf der Biertafel des Wirtes, welche sonst immer nurals Aufschreibtafel für schuldig gebliebene Zechendiente, wurden dabei von einem Burschen dieBegebenheiten des letzten Jahres mit Kreidehumorvoll aufgezeichnet. Mehrere Burschen machtenzu den Illustrationen Knüppelverse (Stanzeln,Schnurren, Spassetteln) War das zu Ende, so wurdendie Verse nach der bekannten „Schnitzelbank“-Melodie“ eingeübt.Rückte nach der Zusammenstellung der Schnitzelbankso ein Trupp aus dem Wirtshaus ab, so ging in derRegel einer der Burschen mit einer langen Nase(Larve/Maske) und einer Stall-Laterne voran, inwelcher ein Licht brannte. Er suchte die verlorengegangene Faschingszeit. Hinter ihm als zweiter kamder Bursch, welcher die illustrierte Wirtshaustafel aneinem Stecken auf dem Rücken trug. Dann erst folgten

die anderen Burschen als Sänger mitZiehharmonikabegleitung. Einer der Sänger machtenoch als dritter Anführer der Truppe mit einemZeigestab den Andeuter. Diesem oblag es, die Bilderanzuzeigen, welche zu singen waren. Kam man aberin ein Haus, wo eine Person aus demselben mit aufder Schnitzelbank aufgemalt war, so übersprang derAndeuter das Bild und es wurde nicht gesungen; beimnächsten Nachbarn aber sang man es schon wieder.Wo man hin kam, ganz gleich ob zum Bauern, Lehrer,Pfarrer, Fabrikanten, wurde die Schnitzelbankgesungen. Natürlich nicht umsonst, sondern um Geld.Kam man zum Kaufmann, so musste er zahlen.Manche gaben auch Krapfen, Kaffee, Zucker, Schnapsusw. Kamen nun also in ein solches Haus 20-25Mitglieder einer Schnitzelbank, so konnte man sichersein, das aus der Heringstonne von den Sängerneinige Heringe ohne Wissen des Besitzers entnommenwurden. Kam man zu einem Bauern, so war es gewiß,dass die Bäuerin in keinem Hühnernest mehr eineinziges Ei fand … Aus diesem Grunde war jedermannfroh, wenn er die maskerierte Sippe wieder aus demHaus hatte, wo jeder ausgelassen mit der Hausfrauwie wild durch die Stube tanzte …Was somit an Lebensmitteln herauskam, trugen 2Burschen in Buckelkörben am Rücken meist gegen 5Uhr nachmittags ins Stammgasthaus zurück. Jetztwurden Eier gekocht, Knödel mit Eiern hergerichtet,Heringe geräuchert (in der Regel war der Wirt auchFleischer) usw. Das Bargeld wurde beim Wirt zu Bier,Wein, Punsch, Schnaps und Herrichtung der Speisenumgesetzt. Wer an diesem Abend das Wirtshaus alsGast betrat, vermutlich das halbe Dorf, wurde von „derSchnitzelbank“ mit Essen und Getränken bewirtet.Gegen Mitternacht hielt dann einer von den Burschendann eine sogenannte Leichenrede für denvergangenen Fasching, welche oft damit endete, dasman den Fasching „begrub“. Am Donnerstag morgenmusste aber jeder wieder seiner Beschäftigungnachgehen, ob er ausgeschlafen war oder nicht. Oderer machte „holtich blau“ …(Einziges überliefertes Beispiel einer Schnitzelbank;d.h. Anschreibetafel mit volkstümlichen Illustrationenund den dazugehörigen nummerierten mundartlichenVersen aus einem Wirtshaus vermutlich aus oder beiKosten, Kreis Teplitz-Schönau)

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1. Dos is kortsch – un dos is lang -und dos is de Schnitzelbank.

2. Dos gieht hin – un dos gieht har -un dos is de Lichtputzschaar.

3. Dos is krumm – un dos is grod -un dos is s´ Woochenrod.

4. Do is e Blunz (Blutwurst) un do is Worscht… (Zeile nicht mehr lesbar im Original)

5. Do is e Kotz – un do e Maus -Un itz is de Fosching aus.

6. Is dos ni dr alte Frank?Dr Meester von dr Schnitzelbank.

7. Prinz wor ar odr Ritter -dr Pilz, dar säuft enn Hektoliter.

8. Die Amalenres´, die dumme Mood -… (Zeile nicht mehr lesbar im Original)

9. Dr Grussenbauer tot viel schrein -do brochn de Dieb in Schweinstool ein.

10. Dos is e Haisl un do e Haus -do stahln se s´ Schwein zum Schlüsslluche raus.

11. De Hunde, die worn gut dressiert -die worn vun Hunger holb kreppiert.

12. Itz suchn se se in ollen Eckn -für Dorscht mussten se im Sudldump verkriechen.

13. Dr Streit, dos besuffne Schwein -fällt mit senn Hundl im Dorfteich h´nein,

14. Do is e Hohn un do e Hühnl -un do schimpft de Pforr-Karlienl.

15. De Fanny tut garn Kindr wiechn -in drei Monaten sull se salwr enns kriechen.

16. N´ Franz fällts ni im Traame ein -Do müsst dr Peppsch dr Vottr sein.

17. Dr Emil soht, dos konn ni stimm -es sein ju arscht fünf Monate imm.

18. Do is es Baam vullr Nüssen -un do hon se drunter ge… küsst.

19. Do is e Kotz – un do e Maus -Un itz is de Fosching aus.

Schluss-Chor:Kortsch un lang – Schnitzelbank.Hin un har - Lichtputzschaar.Krumm un grod – Woochnrod.Blunz un Worscht – grußn Dorscht.Kotz un Maus – Fosching aus.Alte Frank – Schnitzelbank.Ei du schiene! Ei du schiene!Ei du schiene Schnitzelbank!

(Beispiel zweier Schnitzelbankverse aus Fleyh)

Kortsch un lang – Schnitzelbank.E sporsomer Moo is dr Schustertonfranz -dar wor de Fastnocht noch gor ni zum Tanz.Kortsch un long – Schnitzelbank.

Kortsch un lang – Schnitzelbank.Dr Hertenseff, dar hot vier hübsche Meeln -dan warnse wohl bald zum Barchemeester wähln.Kortsch un lang – Schnitzelbank.

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Grenzgänger Nr. 22 Oktober / November 2012 Seite 17

Dr Kammerwogn – Sage aus dem Rohlautal

Vor Jahren, als es noch keine breiten und bequeme Wege gabund durch die hiesigen Forste nur sumpfige Stege führten,fuhr aus Hirschenstand nach Neuhammer ein vollbeladenesund von zwei Pferden gezogenes Bauernfuhrwerk.Ununterbrochen regnete es und der Weg war völligdurchgeweicht. Das Fuhrwerk sank in den Morast ein fast biszu den Seitenbrettern, die erschöpften Pferde kamen kaumvoran. Der Kutscher wollte noch sein Ziel vor Dämmerungerreichen und trieb deswegen die Pferde ohne Erbarmung an,bis ihnen schließlich die Kräfte ausgingen und sie bliebenhilflos stehen. Der Kutscher fluchte und begann die Pferdebrutal zu schlagen. Auf einmal donnerte es und der erbosteKutscher verschwand samt seiner Pferde. Nur der Wagengeladen mit Schränken, Bettzeug und Truhen blieb hierversteinert stehen.

Text und Bild eingesandt von Hanna Meinel

Bildimpressionen vom Landart-Festival 2012 in der Königsmühle

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Grenzgänger Nr. 22 Oktober / November 2012 Seite 18

Auf vielfältige Weise stellten die Künstler und Studenten das Leben und die Vertreibung der einstigen deutschenBewohner der Königsmühle, stellvertretend für das Sudetenland dar. Es sind viele kleine Schritte, die auf dem Wegzur Normalität zwischen Tschechen und Deutschen gegangen werden müssen und das Landart-Festival 2012 wareiner davon.

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Blick ins Erzgebirge - Bild von Gustav Zindel

Diese 3 Bilder übersandte Alexander Lohse

... und abschließend zwei Bilder aus Oldřiš/Ullersgrünvon Gunter Heyer

Das Haus der Gaststätte von Anton Werner hat die Wirren der Zeit äußerlich fast unverändert überstanden.(ca. 1920 und 2012)

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