Der Karnaktempel nach der 18. Dynastie. … · berichtet ebenfalls in ihrem Buch "Revolution of a...

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1 "Der Karnaktempel nach der 18. Dynastie". Referat von Monika Jennrich anläßlich eines Ägypten - Kolloquiums mit dem Thema Ritualszenen auf der Umfassungsmauer Ramses' II. um das innere Heiligtum in Karnak. Foto: Tempel von Karnak aufgenommen am 4.12.2008 von Helga Hack. © Fotos und Text wenn nicht anders angegeben von Monika Jennrich.

Transcript of Der Karnaktempel nach der 18. Dynastie. … · berichtet ebenfalls in ihrem Buch "Revolution of a...

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    "Der Karnaktempel nach der 18. Dynastie".

    Referat von Monika Jennrich anläßlich eines Ägypten - Kolloquiums

    mit dem Thema Ritualszenen auf der Umfassungsmauer Ramses' II.

    um das innere Heiligtum in Karnak.

    Foto: Tempel von Karnak aufgenommen am 4.12.2008 von Helga Hack.

    © Fotos und Text wenn nicht anders angegeben von Monika Jennrich.

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    • Einleitung

    Plan: Larché, François und Letellier, Bernadette: La cour à portique de Thoutmosis IV.1(Beschriftung von Monika Jennrich).

    Im folgenden Bericht möchte ich speziell auf die Ritualszenen der Süd-, Ost- und Nordwand der von Ramses II. dekorierten Umfassungsmauer um das innere Heiligtum des Tempels von Karnak eingehen. Zuerst kurz etwas über die Baugeschichte der Umfassungsmauer.

    1 Larché, François und Letellier, Bernadette: La cour à portique de Thoutmosis IV, online Publikation (30.4.2013) éditions soleb.

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    • Baugeschichte der Umfassungsmauer

    Die Umfassungsmauer um das das innere Heiligtum des Tempels ist eine gefestigte Mauer aus Sandstein und Kalkstein, die von Thutmosis III. errichtet wurde. Sie umgibt die Tempelmitte des Amun-Re vom 4. Pylon an der Südseite bis zum 5. Pylon an der Nordseite. Die geschätzte Länge der Südwand ist etwa 135 Meter, der Ostwand etwa 100 Meter; die Nordwand ist etwas kürzer als die Südwand. Genaue Angaben dazu habe ich in der mir vorliegenden Literatur nicht gefunden. Nur zwei Zugänge befinden sich in dieser Mauer. Der eine Zugang im Süden zum Hof zwischen dem 4. und 5. Pylon und der andere etwa in der Mitte der Westmauer.

    Nach Aussage von J. Winand2

    Die Umfassungsmauer umfaßt das gesamte Akh-menu, sie muß also später erbaut worden sein und soll aus der Zeit der autonomen Herrschaft von Thutmosis III. (Jahr 24 bis 54) stammen.

    könnte die vollständige Mauer höher als 9,50 m gewesen sein.

    Ebenso nach Ansicht von J. Winand beschränkte sich die Dekoration der Südwand von Thutmosis III. wahrscheinlich auf ein Inschriftband , das später entfernt wurde, vermutlich von Ramses II., und das von zwei Arten von Opfergabenszenen und Register im Unterbau während der Herrschaft von Ramses II. ersetzt wurde. Reste vereinzelnder identifizierter Blöcke von der Dekoration von Thutmosis III. sollen sich in verschiedenen Steinlagern befinden.

    Elizabeth Blyth3

    Wolfgang Helck

    berichtet ebenfalls in ihrem Buch "Revolution of a Temple", daß die Umfassungsmauer unter Thutmosis III. nur mit einem einzigen Register mit Text dekoriert war. Ramses II. dekorierte später die gesamte Länge der Süd-, Ost- und Nordwand jeweils darunter durch 2 Register mit Ritualszenen.

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    schreibt allerdings in seiner Veröffentlichung "Die Ritualszenen auf der Umfassungsmauer Ramses II. in Karnak" in der Einleitung von der "Umfassungsmauer, die Ramses II. um das innere Heiligtum von Karnak gelegt hat". Dies könnte so verstanden werden, daß von Ramses II. eine 2. Mauer vor der Mauer von Thutmosis III. angelegt wurde.

    2 (J. WINAND, M. BROZE, R. PREYS, « L’activité épigraphique belge dans le temple de Karnak », dans L. Bavay, M.-C. Bruwier, W. Claes, I. de Strooper [éd.], Ceci n’est pas une pyramide... - Un siècle de recherche archéologique belge en Égypte, Louvain, Paris, 2012, p. 93 3 Blyth, Elizabeth; Karnak Evolution of a temple. London and New York 2006. 4 Helck, Wolfgang; Die Ritualszenen auf der Umfassungsmauer Ramses`II. in Karnak. Wiesbaden 1968.

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    Plan: Carlotti5

    Schaut man sich den Plan an, scheint Carlotti5

    auch davon auszugehen, daß zwei Mauern dicht aneinander errichtet wurden.

    Blick vom Heiligen See auf die Südwand. Blick vom Hof des Mittleren Reiches auf die Südwand. Betrachtet man die noch erhaltenen Reste der Mauer, könnte sich die Vermutung bestätigen, daß zwei Mauern dicht hintereinander standen.

    Blick von Heiligen See auf die Süd-Ostwand

    5 Carlotti_Considérations architecturales sur l'orientation, la composition et les proportions des structures du temple d'Amon-Rê à Karnak_FS Arnold 2005-02.

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    • Ritualszenen von Ramses II. auf der Umfassungsmauer um das innere Heiligtum.

    Foto: Helga Hack.

    Während Ramses II. keine großen komplexen Denkmäler in Karnak errichten ließ, dekorierte er viele leere Wände mit Inschriften und Reliefs. Diese beinhalteten überwiegend Ritualszenen mit Krönungszeremonien. Umfangreiche Krönungszeremonien sind nicht nur ausführlich auf der Umfassungsmauer um das innere Heiligtum zu finden, sondern auf vielen Wänden im Tempel von Karnak. Elizabeth Blyth6

    Bekannt ist, daß Ramses II. in seiner 67 jährigen Regierungszeit bis zu 14 Mal das Sedfest feierte.

    stellt die Frage, ob es sich bei diesen Krönungszeremonien ausschließlich um die Darstellungen des Sedfestes handelt, bei denen die physischen und magischen Kräfte des Königs erneuert wurden, um eine Fortdauer seiner Regierungszeit zu ermöglichen.

    Wurde Ramses II. außerdem in Karnak gekrönt? Das Feiern von Sedfesten wurde auch auf das Jenseits übertragen, womit die Herrschaft des Königs in die Ewigkeit fortgeschrieben werden sollte. Somit könnte das Ziel der Darstellungen von Krönungszeremonien als Dokumentation der Sedfeste welche Ramses II. beginn sein sowie seine Krönung in diesem Tempel bekunden.

    6 Blyth, Elizabeth; Karnak Evolution of a temple. London and New York 2006.

  • 6 Nun wende ich mich der Dekoration der Außenwände der Umfassungsmauer mit den vielfältigen Ritualdarstellungen zu. Auf einzelne Darstellungen werde ich etwas näher eingehen. Die Beschreibung der Reliefs erfolgt überwiegend nach Wolfgang Helck7Ebenso habe ich die Beschreibung oft wörtlich mit kleinen Änderungen übernommen.

    .

    Ich beginne mit der Südwand.

    Südwand

    Betrachten wir uns zuerst die Darstellungen auf der Südwand der Umfassungsmauer. Die Szenenfolge beginnt an dem Tor, welches zwischen dem 4. und 5. Pylon zum Heiligen See führt. Auf dieser Wand wurden zwei Reihen Opferszenen dargestellt, die von ungebrochenen Trennungslinien getrennt waren. Die oberen Szenen, die zum größten Teil nicht mehr erhalten sind, bildeten aber immer einen Zusammenhang mit den unteren Szenen. Die oberen Szenen zeigten die Gottheiten immer sitzend, auf den unteren immer stehend.

    7 Helck, Wolfgang; Die Ritualszenen auf der Umfassungsmauer Ramses´II. in Karnak. Band 18. Wiesbaden 1968.

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    Als erste Szene ist der König mit Stab und Wedel in den Händen zu sehen, wie er den Palast verläßt. Vor ihm befinden sich 6 Standarten. Kopf des Königs und Aufsätze der Standarten sind nicht mehr vorhanden. Eine ähnliche Szene ist innen im Hypostyl auf der Südseite im Westteil zu sehen. Direkt vor dem König sind noch Reste einer Inschrift zu erkennen, die folgend lautet: "Erscheinen aus dem Palast." Die Darstellung neben der senkrechten Inschriftenzeile zeigt die Seelen von Hierakonpolis und Buto, die den König auf einer Sänfte tragen. Die Gestalt des Königs und der Text dazu ist fast verloren gegangen. Eine vollständige Abbildung dieser Szene ist im Tempel von Sethos I. in Abydos zu finden.

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    Darstellung im Tempel von Sethos I. in Abydos Interpretiert werden die Seelen von Hierakonpolis und Buto im Lexikon der Ägyptologie8

    "Innerhalb der ägyptischen Vorstellung werden einzelne Gruppen von "Seelen", besser unübersetzt "Bau (bAw)", durch einen Lokalbezug spezifiziert.

    folgend:

    Die bekanntesten dieser Gruppen sind die Bau von Hierakonpolis, Buto, Heliopolis, Hermopolis, die Bau des Westens, die Bau des Ostens, wobei anscheinend die mit Hierakonpolis und Buto verbundenen Bau primäre, die anderen wohl eher analoge Bildungen sind. Bei der Interpretation der Bau von Hierakonpolis und Buto zeichnen sich zwei hauptsächliche Interpretationsrichtungen ab: Nach der einen Erklärung handelt es sich bei den Bau dieser beiden Orte um die "Seelen" der verstorbenen prädynastischen Könige dieser Städte, nach der anderen stellen die ortsgebundenen Bau sehr alte ·Götterkreise dieser Orte dar." Die Seelen beschützen den König und sind Helfer im Leben und nach dem Tod. Auch hier tragen die Seelen von Pe und Nekhen den König auf einer Sänfte. Der Text zwischen ihnen lautet: "Worte der Seelen von Pe und Nehen: O, komme zum Schutz des Gottes, dem König von Unter - und Oberägypten, User-Maat-Ra Setep-en-Ra!" Auf anderen Darstellung in Karnak wie z. b. im Hypostyl an der Süd- und Ostwand tragen die Seelen den König nicht. Sie führen ihn zu Fuß zusammen mit den Krongöttinnen.

    8 Helck, Wolfgang; Lexikon der Ägyptologie, Bd. V; Sp. 804-805

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    Aus den folgenden unvollständig erhalten Szenen ist zu sehen: - Der König wird von zwei Gottheiten, Horus und Thot, vielleicht auch Seth, mit "Heil" und "Leben" übergossen. - Der König mit Kopftuch opfert einer löwenköpfigen Göttin Blumen. Barguet vermutet die Göttin ist Mut, Helck denkt eher an MnHj.t (Meschenet) von Esna. - Der König spricht die Opferformel vor einem Gott und einer Göttin, die gemeinsam in einem Schrein sitzen. Bei dem Gott könnte es sich um Amun handeln, die Göttin vielleicht Amaunat oder Mut. - Der König wird von zwei Göttern geführt, der hintere Gott hält dem König das Lebenszeichen hin.

    - Der König opfert Salbe vor einem Gott, wahrscheinlich Amun. Zwischen ihnen steht ein Opfertisch mit Blumenstrauß.

    Der Kiebitz den der König in der Hand hält, symbolisiert seine Untertanen. Darüber befindet sich die Beischrift:".... Unendlichkeit an Sedfesten...".

    Hinter dem Gott befinden sich die Symbole für Sedfeste.

    - Anschließend ist der König zu sehen, der seine Arme in opfernder Haltung hält.

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    Dieser lose Block wurde gefunden und dürfte dort hin gehören. Zu sehen ist nur noch ansatzweise der opfernde König.

    - Der König opfert Brot vor dem König Re-Harachte. - Der König mit Doppelkrone weiht über einen Opfertisch mit Brote vor dem Gott Amun-Re. - Der König mit der federgeschmückten Widderkrone opfert Blumen vor der Göttin Neith. Vor der Göttin lagen 2 Sistren, Halsschmuck und 4 Armreifen.

  • 11

    - Der König opfert Wasser und Weihrauch vor dem Gott Amun vom saitischen Gau, der sich im nordöstlichen Delta gelegen befand. - Der König opfert vor dem Gott Atum ein Salbgefäß in Form einer Sphinx. Zwischen ihnen befindet sich ein Altar mit vier Salbgefäßen. - Der König mit "blauer" Krone gießt vor Amun des Ramses Wasser aus. Zwischen ihnen steht ein Ständer mit einer Kanne. "Amun des Ramses" ist eine Bezeichnung der Verehrung im Totenkult die Götter als Beinamen führen, aber auch außerhalb des Totentempels Verehrung genießen.

    - Der König läuft mit Hp.t in der Hand und Ruder vor der Göttin Baset. Es handelt sich hier um ein Sedfestlauf. - der König mit "blauer" Krone opfert vor Amun-Re zwei Milchkrüge. Zwischen ihnen steht ein Opfertisch mit Speisen. - Der König opfert vor dem Gott Chnum ein Salbgefäß. Zwischen ihnen steht ein Ständer mit Wasserkanne.

  • 12

    - Der König mit der Krone von Unterägypten opfert einen Stierschenkel vor dem Gott Horus. In der Inschrift ist zu lesen, es handelt sich um einen roten Stierschenkel. Dies wird symbolisch auf die Tötung von Seth hingedeutet, da die Darbringung vor Horus von Edfu statt findet. - Der König mit der "blauen" Krone bringt dem Gott Amun-Re die Maat dar. Zwischen ihnen steht ein Opfertisch mit zwei Krügen.

    - Der König mit der kleinen Atefkrone zieht den Schlitten vor dem Gott Ptah-Sokar-Osiris. Hiermit wird auf das Sokarfest hingewiesen. - Der König mit kurzer Perücke schlägt vier Meret Kästen (mrj.t) vor dem Gott Amun des Ramses. Die Meret Kästen sind im Kult verwendete Truhen mit Leinen oder Kleidung in vier verschiedenen Farben, die den Stoff symbolisierten, mit dem der Leichnam von Osiris umwickelt wurde. Jede der vier Truhen wurde verschnürt und mit vier aufrecht stehenden Straußenfedern geschmückt. Die vier Truhen symbolisierten die vier Ecken der Erde und damit ganz Ägypten, im Ritual wurde jede Truhe viermal einem Gott dargebracht. - Der König mit Beutelperücke und Kopftuch, hat ein Menit umhängen und opfert der löwenköpfigen Göttin Mehit (mHj.t) von Thinis Salbe. Vor der Göttin stehen Wasserkrüge und Salbgefäße. - Der König trägt die "blaue" Krone, er räuchert und gießt Wasser vor Amun-Re von Karnak. Der Gott steht in einer Kapelle, vor ihm befinden sich zwei kleine Ständer, der eine mit Brot, der andere mit Feuerbecken.

  • 13

    - Der König mit der unterägyptischen Krone erhebt vor Onuris-Schu den Himmel. Nach helipolitanischer Lehre ist Schu der Sohn des Re-Atum und somit der Bruder des Königs, welcher sich auch als "Sohn des Re" bezeichnet. So erhebt der König symbolisch wie Schu den Himmel. - Der König mit der oberägyptischen Krone schlägt zusammen mit der Göttin Seschat die Fluchtstäbe ein. Zwischen ihnen steht ein Opfertisch. Die Beischrift zur Göttin lautet: "Herrin der Schriften, Herrin des Bauens, Frau des Aktenhauses" (Cfx.t-ab.wj). Die Beischrift der Handlung lautet: " Stricke spannen durch den König selbst, zusammen mit Seschat, in dem sie Leben, Heil, Dauer gibt." Die Göttin spricht: "Ich gebe dir viele Sedfeste". Hier wird ein Auszug aus dem Tempelgründungsritual dargestellt. - Die folgende Szene stellt das Ritual "Klettern für Min" dar. Diese Darstellung stelle ich noch separat vor. - Der König schreitet mit Stab, Krummstab und Wedel auf die Göttin Isis zu. Vor Isis steht klein abgebildet die Gottesmutter "von Siut" (Assiut). Beide reichen dem König Milchgefäße an. Die kleine Göttinnengestalt spricht zu ihm : "Geben von Milchschalen dem oberägyptischen König durch die Gottesmutter von Siut. Sie gibt ihm alles Leben und alle Gesundheit". Weiter oben steht: " Sie gibt ihm alles Leben wie Re."

  • 14

    Hier noch einmal vergrößert die Ritualdarstellung "Klettern für Min". Der König mit der oberägyptischen Krone erhebt ein Zepter vor dem Gott Min von Koptos. Zwischen ihnen ist das "Klettern für Min" dargestellt. Hinter Min befindet sich sein "Garten". Das Lexikon der Ägyptologie (LÄ)9"Hier handelt es sich, um das Aufschlagen der Hütte des Gottes eines Nomadenstammes der Ostwüste mit Grundsteinopfer für den Mittelpfosten, auf den dann ein zweiter aufgesetzt wird. Der Doppelpfosten wird dann geweiht. An den an dem Pfosten befestigten Seitenstangen klettern dann Männer hoch, die Felle darüber spannen und letztlich mit einem Tau festbinden, das dann an einem Pfahl vor der Hütte festgesurrt wird."

    beschreibt diese Ritualdarstellung in etwa folgend:

    9 Helck, Wolfgang; Lexikon der Ägyptologie, Bd. V. Wiesbaden 1975-86, Sp. 271ff.

  • 15

    - Der König mit unterägyptischer Krone errichtet einen Pfeiler vor dem Atum des Ramses Beischrift der Handlung: "Aufrichten des Pfeilers des Stiers von Heliopolis". - Der König richtet räuchernd vor dem Gott Re zwei Obelisken aus. Diese Szene zeige ich folgend deutlicher. - Diese Szene ist ziemlich zerstört und nur noch unten ansatzweise zu erkennen. Gezeigt wird hier das Treiben von vier Kälbern durch den König vor vermutlich dem Gott Amun. - Der König hält in der unteren Hand einen Kiebitz und reicht der Göttin Hathor ein Menit entgegen; hinter ihm stand eine weitere Göttin. Beischrift der Göttin: "Geliebt von Hathor, der Herrin der südlichen Sykomore". Reden der Göttin: "Nimm dir das Menit an deine Nase" und "Komm doch Herr der beiden Länder, Herrscher der Beliebtheit, Schöngesichtiger, dessen Lippen süß und dessen Augen Sonne und Mond sind".

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    Der König richtet vor dem Re des Ramses zwei Obelisken auf.

    - Der König mit "blauer" Krone überreicht dem Gott Amun von Karnak drei verschieden geformte Gefäße. Zwischen ihnen befindet sich ein Altar. Beischrift der Handlung: "Opfer von drei Gefäßen kühlen Wassers, damit Leben gegeben werde". - Der König mit der Atefkrone präsentiert dem Gott Ptah des Ramses die Maat. Vor ihm stehen zwei kleine Opfertische mit Wasserkrügen und Blumen. - Der König steht vor dem Amun des Ramses. Zwischen ihnen befindet sich ein Brotkorb. - Der König überbringt eine Opferschale der Mut; vor ihr steht ein Tisch mit Salbgefäßen, Sistren und Brustschmuck. Beischrift der Handlung: "Opfer Herbeitragen der Herrin des Himmels."

  • 17

    - Der König mit der "blauen" Krone räuchert viermal vor dem Gott Amun-Re, vor ihm steht ein kleiner Altar mit Kanne. Beischrift der Handlung: "Reinigung durchführen mit vier Weihrauchkugeln". - Der König übergießt den Falkengott von Letopolis mit Wasser. Beischrift des Gottes: "Geliebt vom Falken, Herrn von Letopolis". Letopolis ist der griechische Name des heutigem Ausim am Eingang des Deltas auf dem westlichen Nilufer. Der Gott war von Anfang an ein Falke, der bereits im AR als Horus verstanden wurde.10

    - Der König mit der "blauen" Krone räuchert und gießt Wasser aus vor dem Amun des Ramses. Zwischen beiden zwei Feuerbecken.

    Beischrift der Handlung: "Reinigung Durchführen mit den 4 Krügen für seinen Vater".

    - Der König mit Widderkrone und Federn überreicht Sistren der Göttin Hathor von Dendera, die in einer Kapelle steht. Vor ihr befindet sich ein Tisch mit 4 Salbgefäßen. - Der König mit "blauer" Krone gießt Wasser auf ein Feuerbecken vor Amun des Ramses.

    10 Helck, Wolfgang; Lexikon der Ägyptologie, Bd. III. Wiesbaden 1975-86, Sp. 1009ff.

  • 18

    - Der König mit kombinierter Unterägyptischer- und Widdergehörn-Federkrone räuchert und überreicht Blumen dem Gott Re-Harachte. - Der König mit "blauer" Krone steht vor Amun-Re. Vor ihm steht ein kleiner Altar. - Der König mit unterägyptischer Krone spricht zur Gottesgemahlin Ahmes-Nefertari. Beischrift der Göttin: "Die Erbfürstin, groß an Lob, die Frau von Ober- und Unterägypten, Herrin der Beliebtheit, süß an Liebe, indem Schönes beim Anblick getan wird, mit schönen Händen mit dem Sistrum, die ihren Vater Amun beruhigt". - Der König mit "blauer" Krone räuchert und weiht Opfer vor Amun. Vor ihm ein Opfertisch. - Der König mit großer Atef-Krone opfert Blumen vor dem Gott Chons.

  • 19

    - Der König mit "blauer" Krone bringt vor dem Gott Amun vier Gefäße dar. Vor ihm steht ein kleiner Altar mit einer Wasserkanne. Beischrift der Handlung: "Reinigung durchführen mit den vier Natronkügelchen; er tut es, damit Leben gegeben werde". Beischrift des Gottes: "Worte sprechen durch Amun-Re: So wie Re am Himmel leuchtet, bleiben deine Denkmäler in Ewigkeit". - Der König mit Haarbeutel opfert eine Schale mit gazellenförmigen Deckel vor der Göttin Mut; Vor ihr befinden sich drei gleiche Schalen. Beischrift der Handlung: "Kleider Geben der Herr(in) des Himmels, damit Leben gegeben werde". Beischrift der Göttin "Worte sprechen durch Mut, die Herrin des Himmels: Wie der Himmel bleibt und der Horizont ist, so bist du wie [Re] in ihm". - Der König mit "blauer" Krone räuchert und gießt Wasser vor dem Gott Amun-Re. Vor ihm befindet sich ein Altar mit Broten. Beischrift des Amun: "Worte Sprechen durch Amun-Re, Herrn der Götter: Deine Denkmäler bleiben und deine Lebenszeit ist hoch, und fest ist dein Name wie der Himmel". Beischrift der Handlung: "Reinigen des Opfers mit Weihrauch".

  • 20

    - Der König gießt Wasser aus vor der Göttin Sachmet. Vor ihr befindet sich ein kleiner Opfertisch und je drei Salbgefäße, Sistren und Zepter. Rede der Göttin: "Ich gebe meine Glut gegen Deine Feinde". - Der König mit unterägyptischer Krone überreicht ein Räuchergefäß dem Gott Ptah. Der König hat hier den Zusatz: "Großer Gott, Sohn des Ptah, Erbe des "Südlichen seiner Mauer’". Beischrift der Handlung: "Reinigen mit Weihrauch seinem Vater".

  • 21

    - Der König mit "blauer" Krone opfert zwei Brote vor dem Gott Amun. Vor ihm befindet sich ein Altar voller Speisen. Rede des Gottes unten: "Ich gebe dir das Königtum, das (ich) geschaffen (habe)". - Der König überreicht der Göttin Mut ein Salbgefäß, das eine Sphinx hält. Vor ihr steht ein Tisch mit Parfümfläschchen. Rede der Göttin: "Ich gebe Dir eine Ewigkeit als König von Ober- und Unterägypten". - Der König mit "blauer" Krone, in einer Hand Krummstab und Wedel, in der anderen einen Kiebitz, erhält von Amun diese Herrschaftszeichen und die Sedfeste. Dem König folgt der Gott Chons. Rede des Amun: "Nimm dir Krummstab und Wedel und beherrsche die beiden Länder in Freude".

  • 22

    Die Wand ist ziemlich zerstört. Eine kurze Beschreibung der mittleren Darstellungen: - Der König opfert vor dem Gott Amun. Vor ihm ein Opferständer mit sechs Wasserflaschen. - Der König mit Kopftuch opfert Weihrauch und Wasserflasche vor der Göttin Mut. Vor ihr ein Tischchen mit vier Sistren. Hier endet die Südwand.

  • 23 Ostwand

    Nun verlasse ich die Südwand und stelle die Reste der noch erhaltenen östlichen Wand der Umfassungsmauer vor. Hier werde ich die einzelnen Szenendarstellung nur kurz vorstellen.

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    Süd-Ostwand

    Hier ein Überblick über die südliche Ostwand der Umfassungsmauer mit davor gelagertem Steinlager. Es ist möglich, daß auch hier Steinfragmente der Umfassungsmauer zwischengelagert sind. Die Darstellungen auf der Ostwand zeigen überwiegend Opferhandlungen vor den Göttern und nicht wie auf der Südwand eigenständige Rituale. Helck11

    vermutet, daß auf dieser Wand nur die Götter der Haupttempel aufgeführt werden: Ptah und Sachmet vor Memphis, Reharachte von Heliopolis und Osiris.

    11 Helck, Wolfgang; Die Ritualszenen auf der Umfassungsmauer Ramses´II. in Karnak. Band 18. Wiesbaden 1968.

  • 25

    Auf diesem Foto der südlichen Ostwand sind folgende Opferhandlungen zu sehen:

    Weihung von verschiedenen Gefäßen, Garbeschneiden, Räuchern und auf der letzten Szene überreichen eines Pektorals. Auch auf der Ostwand wird die Opferhandlungen Räuchern und Wassergießen nur vor dem Gott Amun oder vor dem Gott Amaunet ausgeführt. Wogegen das überreichen des Pektorales dem Gott Amun vorbehalten zu sein scheint. Allerdings "Weihungen" richten sich auf der Ostwand an die Angehörigen der Hauptpersonen. Wie zum Beispiel an Sachmet als Gattin des Ptah-Nil und an Osiris und Isis. Somit wird auch ersichtlich, warum auf der Ostwand der Gott Amun und die Gottesgemahlin Ahmesnofretere Weihungen erhalten. Die Bezeichnung von Helck des Gottes Ptah als Ptah-Nil wird in der Literatur nicht oft verwendet. Sie ist in der Beischrift12

    Die Götter sind dort als die Hauptpersonen des Rituals anzusehen.

    des Gottes "Ptah, der hohe Nil" zu lesen als Hapy-aA "Das große Überschwemmungswasser" und als Beiname des Gottes Ptah anzusehen.

    Fortlaufend sind an der südlichen Ostwand folgende Opferhandlungen zu sehen: Blumen opfern, Leben spendendes Wasser gießen, überreichen ein von einer Sphinx gehaltenem Salbgefäß, überreichen der Maat und Salbung von dem Gott Chons.

    12 Leitz, Christian; Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen (LGG V, 42). 2003.

  • 26

    Weitere Opferdarstellungen auf der südlichen Ostwand sind: Lauchbündel überreichen, Wasseruhr in Pavianform übergeben und treiben von vier Kälbern vor Amun. Auf der letzten Szene ist der König größer dargestellt mit Blickrichtung zur Mittelkapelle von Thutmosis III. Vor ihm steht ein Altar mit Opfergaben. Die Götter sind an der Ostwand besser erhalten als auf der Südwand. So ist ersichtlich, daß die thronenden Götter in dem oberen Register im Geschlecht den unten stehenden Göttern entsprechen. Die Götter halten das wAc- Zepter (WAS-Zepter) und die Göttinnen das Papyrus-Zepter.

  • 27

    Die südliche Ostwand ist etwa in der Mitte, in Höhe des dahinterliegenden Akhmenu durch die von Thutmosis III. errichtete kleine Gegenkapelle von der östlichen Umfassungsmauer unterbrochen.

    Solche Kapellen wurden häufig an die Rückseite von Tempeln angebaut. Das einfache Volk, dem der Zutritt zum Innersten eines Tempels strengstens untersagt war, hatte hier die Gelegenheit zu ihren verehrten Gottheit, deren Bildnis an der Außenwand angebracht war zu beten und um ihre Hilfe bei Problemen bitten. Ausführlicher werde ich nicht auf diese Kapelle eingehen.

  • 28

    Nord-Ostwand

    Nun wende ich mich der nördlichen Ostwand zu. Auch auf dieser Wand ist zu erkennen, daß der König auf die Kapelle zuschreitet, die etwa in der Mitte der Ostwand gelegen ist.

  • 29

    Hier noch einmal deutlicher zu erkennen, der König schreitet auf die Kapelle von Thutmosis III. zu.

    Wie auch auf der Südwand trägt der König während der Opferhandlungen überwiegend die Blaue Krone. Diese wird meist zu besonderen Anlässen und oft in der Schlacht getragen.

  • 30

    Es folgen weitere Opferhandlungen.

    Hier endet die nördliche Ostwand. Auf die letzte Darstellung an der Nord-Ostwand möchte ich noch näher eingehen.

  • 31

    Auf diesem späten Relief ist der Osirishügel, genau gegenüber der Nekropole dargestellt. Jan Assman13

    "Hier wird Osiris von Koptos als in der >Großen Stätte< ruhend beschrieben.

    beschreibt die Darstellung folgend:

    Er ist vor einem Hügel stehend abgebildet, in den der Name des Osiris eingeschrieben ist. Auf der Hügelkrone steht ein Baum. Dieser heilige Baum, der Ischedbaum, wird in den Kapellen, die die Nekropole umgeben, mehrfach erwähnt." Weiter erläutert Assmann, daß während des 1. Jahrhundert v. Chr. jedes ägyptisches Heiligtum Anspruch darauf erhob den Leichnam des Gottes Osiris in seinem Bezirk zu beherbergen. So weist die Osirisnekropole von Karnak viele Merkmale auf, welche in spätägyptischen oder griechischen Texten diesem Abaton zugeschrieben werden, ein von einem Baum bekrönten Hügel, in dem Osiris begraben wurde. Die übliche ägyptische Bezeichnung für dieses Abatron lautete >die Große Stätte

  • 32

    Der König mit roter Krone steht vor Osiris. Zwischen ihnen befindet sich ein Opfertisch Die Beischrift des Gottes lautet: "Osiris, wohnhaft in Theben, ausgestreckt im [....], ruhend im Haus des Zeugens [...]".

    Weiter schreibt Helck, daß die koptische Erscheinungsform des Osiris, welche auch auf einen anderem Relief an der nördlichen Ostwand zu sehen ist, während der Erneuerung und Restaurationsarbeiten der Mauer von Ptolomaios X. und Tiberius erfolgte. Die Inschriften der beiden gezeigten Bilder mit der Darstellung von Osiris belegen, daß in ptolemäischer Zeit im Hinblick auf das Osirisgrab eine Neuinterpretation statt fand. Helck geht aber davon aus, daß die Darstellung von Osiris in ursprünglicher Form bereits primär vorhanden war. Das diese Darstellung nicht später hinzugefügt wurde belegen die Dübellöcher mit denen die Goldverkleidung der Göttergestalt befestigt war und noch deutlich erhalten ist. Dazu schreibt W. Guglielmi15

    : "Besonders hervorgehobene Götterbilder, sei es durch Inkrustationen mit Lapislazuli, sei es durch Metall-, insbesondere Goldbeschlag, oder durch Einsetzung von anderen Steinsorten - etwa Alabaster in Sandstein - dienten als Gebetsorte von Laien."

    15 Guglielmi, W.: Die Funktion von Tempeleingang und Gegentempel als Gebetsort, HÄB 37 S. 58

  • 33

    Begräbnisstätten der rituell beigesetzten kleinen Kornosiris-Statuen an der östlichen Nordwand der Umfassungsmauer.

    Helck schreibt ebenso, daß die Nennung und Darstellung von Osiris gleichwertig mit den Hauptgöttern der Haupttempel dadurch hervorgerufen sein dürfte, daß an der Nordostecke der Mauer, dort wo das Bild des Osiris vor seinem Grab angebracht ist, einst das Grab des Osiris wirklich vorhanden war. Zu dieser Aussage habe ich in der mir zugänglichen Literatur keine weiteren Informationen gefunden. Ob er dabei auf die Begräbnisstätten der rituell bestatteten Kornosiris-Statuen hinweist, wäre eine Vermutung von mir.

  • 34

    Nordwand

    Nun wende ich mich der nördlichen Umfassungsmauer zu.

    Diese Nordwand ist zum größten Teil überwiegend zerstört. Am östlichen Teil der Wand sind noch einzelne Reliefdarstellungen erkennbar. Auch hier werden wie auf der Ostwand überwiegend Opferhandlungen gezeigt. Jeder 2. Opferhandlung erfolgt im Wechsel vor Amun, Amunre und Mut. Diese Szenen werden laut Helck als Zwischenszenen angesehen. Die Hauptszenen zeigen immer eine Handlung vor Ptah und einer Göttin. Aus den noch erhaltenen Fragmenten ist zu erkennen, daß es sich bei der Göttin um Hathor handelt. So kann daraus geschlossen werden, daß sich die Darstellungen der Nordwand auf den Ptah-Tempel bezogen, der nördlich des Haupttempels von Karnak liegt.

  • 35

    Hier einen Blick auf die nur noch fragmentarisch erhaltene Nordwand.

    Nach all diesen Informationen wäre jetzt wohl eine Kaffeepause angesagt .

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    • Literaturnachweis

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