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TONNENSCHWERE HOLZLASTER JA – FAHRRÄDER NEIN! Seit mehreren Jahren wogt der Kampf zwischen den Mountainbikern und den Waldbesitzern um das freie Befahren der Forststraßen. Derzei- tiger Stand: Wie unser (willkürlicher) Auszug aus der Streit-Chronologie zeigt, ist der Karren zwischen den zwei Lagern verfahrener denn je. DER KARREN IST VERFAHREN TEXT: Gerhard Polzer FOTO: upmove/Dietmar Gruber 40 SPORTaktiv-BIKEGUIDE 2016 BIKEGUIDE

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TONNENSCHWERE HOLZLASTER JA – FAHRRÄDER NEIN! Seit mehreren Jahren wogt der Kampf zwischen den Mountainbikern

und den Waldbesitzern um das freie Befahren der Forststraßen. Derzei-tiger Stand: Wie unser (willkürlicher) Auszug aus der Streit-Chronologie

zeigt, ist der Karren zwischen den zwei Lagern verfahrener denn je.

DER KARREN IST

VERFAHREN

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IM JAHR 1975 wird ein neues Forstgesetz als „Meilenstein für den Tourismus” gefeiert. Denn

es erlaubt erstmals allen Menschen, „den Wald zu Erholungszwecken zu betreten und sich dort

aufzuhalten”. Erlaubt ist alles, was man unter „Gehen“ verstehen kann, also auch Klettern,

Skifahren und Langlaufen. Im Paragraph 33 heißt es aber auch: „Befahren (mit einem Rad oder

Auto), Reiten und Campieren sind ohne Zustimmung des Eigentümers verboten.“ Anmerkung: Der

Sport Mountainbiken war zu diesem Zeitpunkt in Europa großteils unbekannt.

IM SEPTEMBER 2014 klagt ein Jagdpächter am Muckenkogel in Niederösterreich vier Mountainbi-

ker wegen Besitzstörung. Die Klage auf 15.000 Euro Schadenersatz endet zwar mit einem Ver-

gleich, eine erste Online-Petition mit 10.000 Unterstützer für die Biker löst den ersten öf-

fentlichen Streit aus, der bis heute das Land in Gegner und Befürworter der Wegefreiheit für

Mountainbiker spaltet.

24. APRIL 2015: Die Naturfreunde Österreich fordern in ihrer Enquete zur Aktion „Freie Fahrt”

„die Öffnung aller 125.000 Kilometer Forststraßen in Österreich”. Vermerk: Bis zum heutigen

Tag sind nur rund 10 Prozent des Forstwegenetzes für das Mountainbiken freigegeben.

IM JUNI 2015 startet der Österreichische Forstverein auf verschiedenen Foren eine großange-

legte Unterschriftenaktion, mit der gegen die „generelle Öffnung des Waldes für Mountainbi-

ker” protestiert werden kann.

18. JUNI 2015: In einer Pressekonferenz tritt erstmals auch der Alpenverein für eine gene-

relle Öffnung aller Forststraßen auf.

18. JUNI 2015: In einem darauf folgenden Mail fordert der Generalsekretär der Land- & Forst-

betriebe alle Mitglieder auf, ihre vertraglichen Verhältnisse mit den einzelnen Alpenver-

einssektionen zu prüfen und diese für eine weitere Zusammenarbeit in die Pflicht zu nehmen

bzw. ihnen „die Rute ins Fenster zu stellen“.

20. JUNI 2015: „Upmove”, die Interessensvertretung der Mountainbiker, veranstaltet am

Pyhrn-Priel die erste von fünf „Trutzpartien” – Hunderte Mountainbiker und auch Wanderer de-

monstrieren gegen das Fahrverbot auf Forststraßen.

7. AUGUST 2015: In einer Pressekonferenz bekräftigt Präsident Andreas Schieder nochmals,

dass sich die Naturfreunde für eine Öffnung der Forststraßen einsetzen, stellt aber auch klar,

„dass eine generelle Öffnung der Wälder für Mountainbiker dezitiert nicht unterstützt wird.“

8. SEPTEMER 2015: Zum Jahrestag der ersten Gerichtsklage gegen die vier Mountainbiker am Mu-

ckenkogel in Niederösterreich demonstriert am Ort des Geschehens eine „Trutzpartie” für die

Bewegung „Legal biken”.

17. NOVEMBER 2015: Der Österr. Forstverein übergibt 70.000 Unterschriften von Gegnern des

„grenzenlosen Mountainbikens im Wald“ an den Landwirtschaftsminister. Präsident Johannes

Wohlmacher fordert: „Das Ökosystem Wald darf nicht zu einer Rennpiste degradiert werden.“ Die

Unterschriftenaktion wird bis 30. April 2016 verlängert.

25. SEPTEMBER 2015: In einem Brief an den Österreichischen Nationalrat fordern erstmals ge-

meinsam alle drei Präsidenten von Naturfreunden, Alpenverein und Touristenclub eine Änderung

des Forstgesetzes, um das Mountainbiken auf den Forststraßen endlich zu legalisieren: „Die

Alpinen Vereine Österreichs mit knapp 700.000 Mitgliedern setzen sich für eine Freigabe aller

österreichischen Forststraßen für Radfahrer ein.” Dezitiert wird aber nochmals darauf hinge-

wiesen, dass die Alpinen Vereine nicht für eine Freigabe der Wanderwege bzw. eine generelle

Öffnung des Waldes für Mountainbiker sind.

27. NOVEMBER 2015: In einer Pressekonferenz präsentiert der Ausschuss für Forst- und Holz-

wirtschaft der Landwirtschaftskammer zwei Studien, die bestätigen sollen, „dass eine gene-

relle Öffnung der Forststraßen am Bedarf der Mountainbiker vorbeigehent, Erholungsuchende

unnötig verärgert und die ökologischen Ansprüche ignoriert werden.“ Im Rahmen der Studie wur-

de auch ermittelt, dass „Mountainbiken mit 7.000 Unfällen im Jahr 2014 generell als risiko-

reicher Sport gilt”. Eine Expertin kam zum Schluss, dass „Mountainbiker Wildtiere stärker be-

unruhigen als Wanderer, da sie in der selben Zeit größere Strecken zurücklegen.” Fazit: Das

vierzig Jahre alte Forstgesetz sei weiterhin die beste Lösung ...

27. JÄNNER 2016: In einer Aussendung bekräftigt Franz Titschenbacher, Präsident der steiri-

schen Landwirtschaftskammer, „dass Forststraßen in erster Linie Arbeitsplatz sind und kein

Fitnessstudio.” Er verweist auch darauf, dass in Österreich bereits 27.000 km an Forststraßen

als offizielle Mountainbike-Routen zugelassen sind.

27. JÄNNER 2016: Auf der Website upmove-mtb.eu ist nachzulesen, dass in Österreich tatsäch-

lich nur 10.757 km Forststraßen für Mountaibiker freigegeben sind – von insgesamt 125.000 km ...

16. MÄRZ 2016: In Niederösterreich beginnt der nächste Prozess gegen eine Mountainbikerin.

Kläger erneut der Besitzer des Muckenkogels, der wieder 15.000 Euro Schadenersatz fordert. Der

Prozess wird vertagt und am 12. Mai fortgesetzt.

8./9. APRIL 2016: Die Naturfreunde machen wieder mobil: Am 8. und 9. April finden in ganz Ös-

terreich die Aktionstage „Freie Fahrt für RadfahrerInnen auf Forststraßen”. Alle Treffs auf

www.naturfreunde.at/freie-fahrt

UMBLÄTTERN. AUF DEN FOLGENDEN SEITEN BRIN-

GEN WIR AKTUELLESTE STELLUNGSNAHMEN AUS BEI-

DEN „FEINDLICHEN“ LAGERN. ZUR INFO, WEIL DIE

STIMMEN „PRO FORSTSTRASSEN-ÖFFNUNG“ ÜBER-

WIEGEN: TROTZ MEHRMALIGER NACHFRAGE HA-

BEN WIR VON DER VEREINIGUNG DER „LAND- &

FORSTBETRIEBE“ SOWIE VON DER ZENTRALSTELLE

DER JAGDVERBÄNDE KEINE STATEMENTS ERHALTEN.41

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In Österreich werden Radler auf Forststra-ßen auf Besitzstörung und Unterlassung ver-klagt sowie von der Polizei verfolgt.

Als wir 2010 begonnen haben, war uns diese Tragweite nicht bewusst. Heute beraten und vertreten wir regel-mäßig Biker/-innen – leider oft auch vor Gericht. Dabei ist das Radfahren auf einer Forststraße, egal, ob am Berg oder in der Au, die natürlichste Sache der Welt. Dass dies verboten ist, wissen viele deshalb nicht und tappen dann sprichwörtlich in die Falle.

Das Bild, das sich im Tourismusland Österreich für unsere ausländischen Ak-tivurlauber ergibt, ist fatal, darf man doch in unseren Nachbarländern aus-nahmslos auf Forststraßen und Wegen mountainbiken.

Mit der Kampagne „Legal biken – auch in Österreich“ haben wir ver-sucht, dieses Thema in die Öffentlich-keit zu bringen. Die Radschiebeaktio-nen („Trutzpartien“) auf Forststraßen wurden von manchen als Provokation empfunden – vermutlich deshalb, weil es erlaubt ist!

Es liegt nicht in der Natur der Moun-tainbiker, zu provozieren! Wir sind ver-antwortungsvolle Naturnutzer, die auf Forststraßen und Wegen im Wald und dem darüber liegenden Bergland Er-holung suchen. Auf jedem Fall hat die Kampagne „Legal biken – auch in Ös-terreich!“ die Position von uns Moun-tainbiker-/-innen enorm gestärkt. Heute ist upmove bei allen Gesprächen dabei, und den Beteiligten ist bewusst, dass sich für uns etwas zum Positiven verän-dern wird.

Der Weg bis zum Ziel mag noch stei-nig und holprig sein – aber genau das lieben ja wir Mountainbiker/-innen.

Ein Tipp noch: Auf www.legalbiken.at seid ihr immer auf dem letzten Stand der Ereignisse.

Vertragliche Lösungen helfen allen!Das Mountainbiken ist ohne Zweifel

eine attraktive Sportart, die an Bedeu-tung zunimmt. Die Diskussion zur „frei-en Fahrt für Biker auf Forststraßen“ ist aus den Blickwinkeln der Freizeitgestal-tung Einheimischer und der Tourismus-wirtschaft zu betrachten.

Insbesondere im Einzugsbereich von Ballungszentren nimmt der Druck der Einheimischen auf die Waldflächen stark zu. Aber sogar Vertreter der Mountain biker-Community artikulieren dazu sehr eindeutig, dass Mountainbi-ker auf Wegen fahren wollen und nicht auf Schotterbahnen, wie es die Forst-straßen nun einmal sind.

Auch vom Tourismus wird die ge-nerelle Öffnung der Forststraßen nicht gefordert. Es zeigt sich vielmehr, dass das Angebot an MTB-Routen nicht mehr in die Fläche entwickelt, sondern sehr punktuell ausgebaut wird. Es wird also versucht, über Trailparks Mountainbike- Zentren wie zum Beispiel Saalbach wei-ter zu forcieren und zu stärken.

Beide Aspekte bestätigen, dass eine generelle Öffnung der Forststra-ßen völlig am tatsächlichen Bedarf an Singletrails vorbeigehen würde. Das Problem des „illegalen Fahrens“ im Wald wäre damit nicht gelöst. Das Be-fahren des Waldes abseits von Forst-straßen wird nämlich auch von den Naturfreunden Österreich und dem Alpenverein strikt abgelehnt.

Der Österreichische Forstverein setzt sich daher zum Wohle aller Wald-nutzer mit Nachdruck dafür ein, dass das bestehende MTB-Routennetz dem Bedarf entsprechend auf vertraglicher Basis ausgebaut wird. Dann nämlich erst wird diese Sportart aus der Illegali-tät gehoben.

DIPL.-ING. MARTIN HÖBARTH istLeiter der Abteilung Forst- und Holzwirt-schaft in der Landwirtschaftskammer Ös-terreich, GF Österreichischer Forstver-eins und GF Waldverband Österreich.

DIETMAR GRUBER, Unternehmer, ist Sprecher und Mitgründer von „ upmove“, der Interessenvertretung der Mountainbiker, und Initiator der Aktion „Legal biken“.WEB: upmove-mtb.eu, legalbiken.at

REGINA HRBEK ist Leiterin der Ab-teilung Natur- und Umweltschutz bei den Naturfreunden Österreich und mitverantwortlich für die Umsetzung der Kampagne „Freie Fahrt für Rad-fahrer/-innen auf Forststraßen“! WEB: naturfreunde.at/freie-fahrt

Ja, die Naturfreunde Österreich fordern „Freie Fahrt für alle Radfahrer auf Forst-straßen“!

Bewegung in der freien Natur ist ein wichtiges gesellschaftliches und soziales Anliegen. Besonders das Radfahren ist eine gesundheitsför-dernde Ausdauersportart, mit der man sich naturnahe und ökologisch fortbewegt. In Österreich besitzen 75 Prozent der Bevölkerung ein Fahrrad, davon suchen 800.000 Radfahrer/-in-nen pro Jahr Erholung in Österreichs Wäldern und Bergen. Dem muss der Gesetzgeber in einem modernen Forstgesetz in sinnvoller Weise Rech-nung tragen.

Die Naturfreunde fordern daher die gesetzliche Öffnung der Forst-straßen für Radfahrer/-innen, denn Forststraßen sind breit genug, um ein freundschaftliches, respektvolles Miteinander aller Benutzer zu ermög-lichen! Momentan dürfen nur rund ein Zehntel der über 120.000 Kilo-meter Forststraßen in Österreich mit dem Rad befahren werden! Die Na-turfreunde haben Vorschläge für alle notwendigen Gesetzesänderungen erarbeitet, die auch eine ausgewo-gene und gerechte Haftungsrege-lung für alle Beteiligten beinhalten.

Die Naturfreunde Österreich se-hen die Freigabe der Forststraßen auch als große Chance für den Tou-rismus. Besonders in Zeiten der im-mer wärmer werdenden Winter und des damit verbundenen Schneeman-gels kann das Radfahren ein wich-tiges Angebot in Richtung Ganz-jahrestourismus darstellen. In allen Nachbarländern Österreichs ist das Radfahren auf Forststraßen schon seit Langem erlaubt – dieser große Wettbewerbsnachteil gehört endlich bereinigt!

Und wie siehst du diese Problematik? Sag uns deine Meinung: http://goo.gl/L91HY3 – oder auf diesem QR-Code reinklicken:

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WEGESTREIT

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Moutainbiken ist mittlerweile in allen Vari-anten ein Bergsport wie Wandern, Laufen, Klettern etc. auch.

Niemand kann diesen Trend aufhal-ten, man kann sich diesem auch nicht verschließen. Es geht nun darum, das Radfahren in den Bergen in vernünfti-ge Bahnen zu lenken, Regeln aufzustel-len und einzuhalten. Diejenigen, die dies anstreben, sollen nicht gehindert werden, sie brauchen Unterstützung von allen Beteiligten und der Informati-onsfluss muss gewährleistet sein. Wenn dies nicht gelingt, sind auch wir, als Bi-ke-Kompetenzzentrum und Touristiker, für eine generelle Öffnung der Forstwe-ge. Waldwege und Trails sollten aller-dings einer vertraglich abgesicherten Genehmigung etc. unterliegen.

Einerseits ist der Mountain bike-Sport ein wichtiger Wirtschafts-, Frei-zeit- und Gesundheitsfaktor, der nicht mehr aufzuhalten ist. Andererseits gilt es, die Rechte der Grundstücksbesit-zer und anderer Benutzer des Freiraums Natur zu wahren.

Grundsätzlich hat die Bewirtschaf-tung der land- und forstwirtschaftli-chen Flächen durch den Eigentümer Priorität. Die Veröffentlichung und Be-werbung von Mountainbike-Strecken erfolgt daher nur mit Zustimmung des jeweils betroffenen Grundeigentümers auf der Basis von freiwilligen Verträ-gen. Durch das Kanalisieren auf offi-ziellen Routen soll gleichzeitig das il-legale Befahren sensibler Bereiche eingedämmt werden. Dafür ist ständige Bewusstseinsbildung in Form von Infor-mationsveranstaltungen, Schulungen und Kommunikation der Fair-Play-Re-geln seitens der Gemeinden, Tourismus-büros und -betriebe notwendig.

Das Ziel sollte es sein, in Zusam-menwirken aller Beteiligten eine neue, klare und zeitgemäße gesetzliche Re-gelung für legales Biken zu erwirken – und zwar durch eine gemeinschaftli-che, ökologische, forstwirtschaftliche, gesamtwirtschaftliche Vorgangsweise.

Biken in Deutschland – so schaut’s aus ...Ein Blick ins deutsche Bundeswald-

gesetz: „Das Radfahren ist im Wald auf Straßen und Wegen erlaubt. Die Länder regeln die Einzelheiten.“

So weit, so klar. Leider haben die deutschen Bundesländer das recht ausführlich und vor allem durch-aus unterschiedlich geregelt: Da gibt es unsinnige Regelungen wie in Ba-den-Württemberg – Biken ist nur auf mindestens zwei Meter breiten Wegen erlaubt – und eine Vielfalt an juristi-schen Begriffen wie: feste Wege, geeig-nete Wege, Waldwege, Wirtschaftswe-ge, Wanderwege, Fußwege, Fußpfade etc. Da sieht man den Wald vor lauter Wegen nicht mehr, und letztlich weiß keiner mehr genau, was gemeint ist.

Um die oft lobbylosen Biker zu un-terstützen, gibt es in Deutschland seit fast 15 Jahren die „Deutsche Initiative Mountainbike e.V.“ (DIMB), die heu-te über 70.000 Mitglieder hat, und sich recht erfolgreich bemüht, zwischen Radsportlern, Gemeinden, Waldbesit-zern, Behörden und weiteren Beteilig-ten zu vermitteln und praktikable Lösun-gen zu erreichen.

Manchmal muss aber doch der Hammer herausgeholt werden: So fällte auf eine Klage des DIMB in Bayern der Verwaltungsgerichtshof eine ermuti-gende Entscheidung. Darin wurde u. a. festgestellt, dass „auch schmalere Wege bei angepasster Fahrweise we-der zum Radfahren von vornherein un-geeignet sind, noch auf ihnen stets eine erhöhte Gefahrenlage für Fußgänger besteht“. Ein Radfahr-Verbot, das die Gemeinde Ottobeuren für ihren Wald erlassen hatte, wurde damit in letzter Instanz aufgehoben.

„Eine Klage ist für uns aber nur das letzte Mittel, sagt Heiko Mittelstädt, Projektleiter „Open Trails“ beim DIMB: „Wir arbeiten mit Naturschutzverbän-den zusammen und bemühen uns um ei-nen Interessenausgleich zwischen uns Sportlern, dem Forst und dem Natur-schutz. Nicht Konfrontation, sondern Kooperation bringt uns wirklich weiter!

Mountainbiken in Österreich: The Twilight Zone!

Der (Haftungs-)Thriller geht in die Verlängerung. Der Mountainbiker be-wegt sein Fortbewegungsmittel in Ös-terreichs Wäldern und Bergen sehr oft illegal durch die Landschaft. Noch ist zwar niemand von ambitionierten Forst-aufsehern oder Jägern aus dem Sattel geschossen worden, aber die Situation muss eher ange- als entspannt genannt werden.

Jährlich werden in Österreich etwa 150.000 Mountainbikes verkauft. Auch der Trend zum E-Mountainbike ist un-übersehbar und dieses relativ neue Segment wird die Verkaufszahlen bei MTBs noch deutlich heben. Das einzige Problem dabei: Mountainbikes sind da-für konstruiert, um auf Berge rauf- und wieder runterzukommen. Das wiederum ist aber in Österreich nicht so einfach möglich, da die meisten Berge mittels Forststraßen zu erklimmen sind. Und das ist zumeist verboten.

MTBs am Reißbrett konstruieren, ir-gendwo in Asien herstellen lassen und dann in Österreich gegen gutes Geld verkaufen: Der Rad- und Sportfachhan-del ist sehr zufrieden, die Hersteller rei-ben sich die Hände.

Alles eitel Wonne? Nein, ganz und gar nicht. Man möge mir bitte erklären: Skitourengehen und Freeriden sind den Sportlern mittels Sportartikel „Ski“ im Winter erlaubt – auch auf Forststraßen. Mit dem Sportartikel „Rad“ darf die-selbe Straße aber im Sommer nicht be-nützt werden. Das ist nicht logisch und gehört geändert – zugunsten der Rad-fahrer natürlich.

Meine Kritik: Nur drei Vereine und ein paar Touristiker kämpfen um die Er-laubnis, diese Räder auf allen Forststra-ßen benützen zu dürfen. Etwas mehr Unterstützung seitens der MTB-Herstel-ler würde hier sehr positiv auffallen!

WOLFGANG KRAINER ist Inhaber der Sportschule Krainer in Feld am See und selbst Bikeinstruktor und Bikeguide in der Region Bad Klein-kirchheim–Nockberge.WEB: sportschule.at

WOLFGANG PRESS ist freier Journalist und Redakteur bei den Internet-Porta-len radsport-aktiv.de und mtb-aktiv.de. Er fährt seit 40 Jahren Rennrad und seit 25 Jahren Bike.

BERND TSCHILTSCH, GF der Kom-munikations-Agentur b3media, ist auch Chefredakteur des SportInsider, Österreichs Magazin für den Sport-fachhandel.

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