Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin...

21
Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung (Autonomes Gebiet der Inneren Mongolei) Von L1 Wen-hsin (Tung-pei-Museum) Aus dem Chinesischen übersetzt von Karl Ganter, Düsseldorf-Benrath (K'ao Ku Hsüeh Pao 1958, II, S. 97.) 1. Vorbemerkungen In der Mandschurei und dem Autonomen Gebiet der Inneren Mongolei ist die Zahl der aufgefundenen keramischen Ofen noch geringer als in China selbst, die He rstellungstechn ik und die Arten der Keramik sind auch sehr verschieden , aber sie haben sich aus den alten chinesischen Keramik- werkstätten in den Gr enzgebieten der Mandschurei entwickelt, in ihrer Art weichen sie vielfach von ihrem Ursprung, den chinesischen Ofen, ab und zeigen gewisse örtliche Besonderheiten, ferner haben sie auch ausgeprägte völkische Eigenheiten entwickelt. Es erscheint uns desweg· en für die Bereiche- rung unserer Kenntnisse von der Geschichte der Keramik unseres Vater- landes wichtig, die Fundstätten dieser Ofen zu untersuchen. Die alte Keramik, die in allen Provinzen der Mandschurei gefunden wurde, ist folgende: grün glasierte Gefäße der Han-Zeit, gelb glasierte Gefäße der Wei-Zeit, in Kao-chü-li {bei Mukden, altes Reich bis zur T'ang- Zeit) gelb und hellbraun glasierte Gefäße; diese alle sind schwach ge- brannte Irdenware. Die gelb und grün glasierten Ziegel von Po-hai und die dreifarbig glasierten Gefäße (sog. Po-hai San Ts'ai) sind bezüglich ihrer Herstellung und Entwicklung ganz offensichtlich das Ergebnis der kera- mischen Technik vor der Tang-Zeit. Diese verschiedenen Keramikarten lassen sich nicht nach örtlichen und völkischen Merkmalen unterscheiden und sind auch nur in geringer Zahl gefunden worden, der Ort der Ofen ist durchweg nicht bekannt, so daß es augenblicklich sehr schwierig istl eine umfassende und systematische vergleichende Untersuchung auszuführen. Seit der Zeit des Liao-Reiches aber ist die Lage völlig verändert. Die Kitan erhoben sich im Gebiet der beiden Flüsse Hsi-la-mu-lun und Lao-ha (Schara-muren und Locha-muren?), vereinigten die acht Teilstämme, ver- nichteten dann die beiden Hsi-Stämme, unterwarfen im Norden den Stamm der Shih-wei, im Osten das Gebiet bis zum Golf von Chih-li und erhielten im Süden aus den Händen von Shih Ching-t'ang die sechzehn Kreise von Yen-yün im eigentlichen China, so daß sie sich eines sehr großen Gebietes bemächtigt hatten. Sie verwandten auch die umherziehenden Flüchtlinge und 180

Transcript of Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin...

Page 1: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung (Autonomes Gebiet der Inneren Mongolei)

Von L1 Wen-hsin

(Tung-pei-Museum)

Aus dem Chinesischen übersetzt von Karl Ganter, Düsseldorf-Benrath

(K'ao Ku Hsüeh Pao 1958, II, S. 97.)

1. Vorbemerkungen

In der Mandschurei und dem Autonomen Gebiet der Inneren Mongolei ist die Zahl der aufgefundenen keramischen Ofen noch geringer als in China selbst, die Herstellungstechnik und die Arten der Keramik sind auch sehr verschieden, aber sie haben sich aus den alten chinesischen Keramik­werkstätten in den Grenzgebieten der Mandschurei entwickelt, in ihrer Art weichen sie vielfach von ihrem Ursprung, den chinesischen Ofen, ab und zeigen gewisse örtliche Besonderheiten, ferner haben sie auch ausgeprägte völkische Eigenheiten entwickelt. Es erscheint uns desweg·en für die Bereiche­rung unserer Kenntnisse von der Geschichte der Keramik unseres Vater­landes wichtig, die Fundstätten dieser Ofen zu untersuchen.

Die alte Keramik, die in allen Provinzen der Mandschurei gefunden wurde, ist folgende: grün glasierte Gefäße der Han-Zeit, gelb glasierte Gefäße der Wei-Zeit, in Kao-chü-li {bei Mukden, altes Reich bis zur T'ang­Zeit) gelb und hellbraun glasierte Gefäße; diese alle sind schwach ge­brannte Irdenware. Die gelb und grün glasierten Ziegel von Po-hai und die dreifarbig glasierten Gefäße (sog. Po-hai San Ts'ai) sind bezüglich ihrer Herstellung und Entwicklung ganz offensichtlich das Ergebnis der kera­mischen Technik vor der Tang-Zeit. Diese verschiedenen Keramikarten lassen sich nicht nach örtlichen und völkischen Merkmalen unterscheiden und sind auch nur in geringer Zahl gefunden worden, der Ort der Ofen ist durchweg nicht bekannt, so daß es augenblicklich sehr schwierig istl eine umfassende und systematische vergleichende Untersuchung auszuführen.

Seit der Zeit des Liao-Reiches aber ist die Lage völlig verändert. Die Kitan erhoben sich im Gebiet der beiden Flüsse Hsi-la-mu-lun und Lao-ha (Schara-muren und Locha-muren?), vereinigten die acht Teilstämme, ver­nichteten dann die beiden Hsi-Stämme, unterwarfen im Norden den Stamm der Shih-wei, im Osten das Gebiet bis zum Golf von Chih-li und erhielten im Süden aus den Händen von Shih Ching-t'ang die sechzehn Kreise von Yen-yün im eigentlichen China, so daß sie sich eines sehr großen Gebietes bemächtigt hatten. Sie verwandten auch die umherziehenden Flüchtlinge und

180

Page 2: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

die Kriegsgefangenen, um ihre Warenerzeugnisse zu fördern, und beschleu­nigten so sehr beträchtlich die Entwicklung der Kitan-Kultur. Auf dem Ge­biet des sozialen und wirtschaftlichen Lebens gingen sie vom nomadisieren­den Jäger- und Viehzüchterturn zum Ackerbau und Handwerk über, in der Verwaltung bedienten sie sich des Systems der T'ang-Zeit und der Trennung zwischen Ausländern und Chinesen. Vom Stammessystem mit gemein­samem Eigentum gingen sie sehr schnell über zur Stufe der Sklavenhaltung und übernahmen die feudalistische Kultur Chinas; dies alles sind ganz offensichtliche Tatsachen. Dieser Entwicklung entsprechend schritten sie bei der Herstellung und Verwendung von Geräten und Gefäßen des täglichen Lebens von einer niedrigen Stufe der Holz-, Leder-, Metall- und Tongefäße sehr schnell fort in das Zeitalter der glasierten Keramik und des Steinzeugs. Obwohl sie bei der Technik des Steinzeugbrenneng von China lernten oder direkt von chinesischen Manufakturen ausgingen, entwickelten sie doch, infolge der Unterschiede der Lebensweise, in Form, Dekor und Verwendungs­zweck zahlreiche, dem Stil der Kitankeramik eigene Besonderheiten. So ist die Erforschung der Keramik des Liaoreiches nicht nur ein Teilgebiet, das für die Erklärung der Entwicklung der chinesischen Keramik nicht ubersehen werden darf, sondern auch zweifellos von Nutzen für das Verständnis der gesamten Entstehung und Entwicklung der Kultur der Kitan .

Die wissenschaftliche Bearbeitung der Keramik der Liao ist erst eine Angelegenheit der letzten zwanzig Jahre; weil das Untersuchungsmaterial sehr spärlich ist und die Literaturangaben unzureichend sind, hängt der Fortschritt dieser Arbeiten davon ab , daß von der Archäologie Grundlagen geschaffen werden (dies gilt für die Fundierung aller Forschung über alte Keramik), und die Auftindung und Untersuchung von keramischen Ofen stellt einen sehr wichtigen Ansatzpunkt d.ar. Es gibt in den drei Nordost­provinzen und dem autonomen Gebiet der Inneren Mongolei bisher fünf bekanntgewordene Stellen alter Brennöfen aus der Liao-Zeit: der wichtigste Ofen mit der längsten Tätigkeitsdauer ist der von Kang-kuan-t'un im Kreise Liao-yang, der von Kang-wa-yao-t'un im Kreise Ch'ih-feng ist an Ausmaß größer, der in dieser Arbeit bekanntgegebene Ofen von Liao­shang-ching mit seinen beiden benachbarten Ofen ist ebenfalls von beacht­licher Bedeutung.

Dieser Ofen von Liao-shang-ching wurde im August 1940 bei der Unter­suchung der Stadt Liao-shang-ching I Lin-huang-fu entdeckt. 1943 wurde noch eine Untersuchung und Probegrabung vorgenommen, um Art und Größe des Ofenplatzes festzustellen, es wurden Brenngeräte und Steinzeug­scherben von der Oberfläche aufgesammelt, die Umgebung wurde einer eingehenden Besichtigung unterzogen. Diese Arbeit erwies sich für die spätere Ausgrabung als sehr vorteilhaft. Die endgültige Ausgrabung er­folgte im Mai 1944 und nahm 16 Tage in Anspruch. Zunächst wurde das durch unsere Hände gewonnene Material summarisch geordnet, um mit den allgemeinen Umständen der Keramik des Liaoreiches bekannt zu werden; mir ist jedoch dieses Gebiet recht fremd, ich habe keine Erfahrung, auch waren die methodischen Gesichtspunkte recht schwierig, ich hoffe jedoch, eine angemessene Darstellung geben zu können.

181

Page 3: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

2. Der Fundplatz des Ofens

Der Fundplatz des Ofens liegt im Autonomen Gebiet der Inneren Mon­golei, drei Meilen südlich der Straße Chao-wu-ta-meng-pa-lin-tso-cb.'i -Lin-tung, innerhalb der kaiserlichen Stadt in der alten Stadt Liao-shang­ching I Lin-huang-fu. Die Stadt Lin-huang-fu befindet sich auf einer frucht­baren Ebene am Westufer des Flusses Wu-erh-cb.i-mu-lun (Ortsche Muren?). Sie ist geteilt in die Chinesenstadt und die kaiserliche Stadt, letztere liegt im Norden und ist verhältnismäßig ausgedehnt, etwa viereckig, darin befinden sich die Ruinen des großen inneren Palastes; die Chinesenstadt schließt sich an die südliche Mauer an und bildet ein queres Rechteck, sie ist relativ kleiner. Der mittlere Teil der westlichen Mauer der kaiserlichen Stadt reitet auf einem kleinen auslaufenden Hügelzug. Darauf fanden sich die Reste eines sehr geräumigen Klosterhofes. Vor dem Tore dieses Klo­sters, dort wo der Hügelzug nach Osten in die Ebene ausläuft, auf einer ganz leicht abfallenden Fläche, liegt der Fundplatz des Ofens (Abb. 1) •.

Die Fundstelle läßt sich in den Ausformplatz und das Brennhaus unter­teilen, sie ist nicht groß, im ganzen mißt sie nordsüdlich etwa 80 m, ostwest­lich etwa 50 m. Im Süden, auf dem runden Hügel, befindet sich das Brenn­haus, auf der Erde haben sich sechs oder siehen große und kleine Erdhügel von der Form eines Brotes erhalten, Scherben zerbrochener Gefäße und Brenngeräte sind wirr über den Boden verstreut. Nach Norden wird das Gelände allmählid1 flacher, zwei ebene Höhenrücken erstrecken sich von Westen nach Osten, auf diesen erscheinen Spuren von Gebäuderesten, aber keine Ziegel oder Steine, es scheint also, daß die Gebäude auf dem damali­gen Arbeitsplatz sehr primitiv gebaut waren. Auf dem südlichen Hügelzug sind Steinzeugscherben, Scherben von Brenngeräten und Tonsd1erben sehr dicht verstreut in ziemlidl weiter Fläche ; auf dem nördlichen Hügelzug sind die Steinzeugscherben seltener, dagegen Klumpen von Rohmaterial, weißer Quarzsand, gewöhnliche kleine Steine und Eisenreste zahlreich. Hieraus läßt sich schließen, daß auf dem Südhügel der Herstellungsplatz der un­gebrannten Stücke, auf dem Nordhügel der Platz für die Zubereitung des Materials gewesen sein muß. Dies ist nur aus dem Befund über der Erde zu entnehmen, unter der Erde waren keinerlei Fundstücke, so daß nicht gegraben zu werden brauchte (Abb. 2).

Eine Profilgrabung wurde so gelegt, daß sie durch das Gelände der Brennöfen schnitt, da sidl von den brotförmigen Erdhügeln nur aus der Beobachtung des oberirdischen Anteils nidlt sagen ließ, welche Ofen waren und weldle nicht; wir mußten deswegen eine Profilgrabung anlegen. Wir zogen nun durch die Mitte jedes der kleinen Erdhügel von Osten nach Westen einen Probegraben chia (A): Länge 27m, Breite 1,40 m, Tiefe 1,20 m- 1,50 m. In einem etwa 10 m langen Stück des Ostendes fanden sich in der oberen Hälfte Steinzeugseberben und Scherben von Brenn­geräten in einer aschenhaltigen Erdschicht In dieser Erdschicht in etwa 30 cm Tiefe, entdeckten wir eine Kupfermünze mit der Aufschrift "Yüan Feng T'ung Pao" (Münze der Regierungszeit Yüan Feng 1078-1085 n. Chr.),

• Von den Abbildungen und Tafeln sind nur Abb. 3-5 hier wiedergegeben.

182

Page 4: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

Abb. 3 (s. S. 182 ' ) Al>b . 4

fl! li 1. tt~ 2,3. Nt 4. •• 5,6. ~-- 7. ~ 8. "ll-4 9,10 .• 11. ~ 12,13. f.t 14. • 15. ~ t6. m~~.Jl~

Abb. 5

Page 5: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

die zur Zeit der Tätigkeit des Ofens in einen Abfallhaufen geraten war. Die untere Hälfte bestand völlig aus einer unberührten Lösschicht, ohne Spuren von Ofen. In einem etwa 17 m langen Stück des Westendes fanden sich im oberen Teil verschiedene Dinge, etwa wie im Ostende, in der Mitte des unteren Teils wurde eine große aschenhaltige Grube angeschnitten, deren Durchmesser etwa 6 m betrug, sie wurde mit zunehmender Tiefe kleiner, darunter war ebener Boden. Um diese aschenhaltige Grube gründ­lich untersuchen zu können, wurde durch ihre Mitte rechtwinklig zum ersten Graben ein zweiter Probegraben i (B) gezogen von 7 m Länge; Breite und Tiefe waren wie beim ersten Graben. Danach wußten wir, daß es sich um eine runde Aschengrube von 5,80 m Durchmesser und 3,40 m Tiefe handelte. In der Aschengrube fanden sich Steinzeugscherben, Brenngeräte, Stücke schwarz glasierter Ziegel, Tonscherben usw. Die Verteilung dieser Gegenstände: im oberen Teil mehr, im unteren Teil weniger, bis sich am Boden der Grube nur noch Asche fand mit ganz wenigen Fundstücken. Aus den Fundstücken und aus der runden Form der Grube war zu ersehen, daß es sich um eine aufgegebene Ofengrube handelte, deren feuerfeste Ziegel entfernt worden waren und die später völlig mit Asche und Ofenresten ausgefüllt wurde (Tafel I).

Weiterhin wurde im Ostabschnitt des ersten Grabens chia, in der Mitte, ein etwa 6 m langer Graben ping (C) angelegt, der mit dem Graben chia ein im Süden langes, im Norden kurzes Kreuz bildete. Am Südteil dieses Grabens fand sich ein kleiner Ofen, dessen feuerfeste Ziegel zwar ent­fernt waren, doch waren noch einige zerbrochene Stücke vorhanden, die sich in kleine Häufchen grobkörnigen Ziegelmehls verwandelt hatten. In der Asche fanden sich verschiedene Gegenstände, etwa wie in der Grube des großen Ofens, jedoch mehr Steinzeugscherben in der oberen Schicht. Der Durchmesser der runden Grube betrug 3m, tiefer im Boden 2,60 m. Die Einfassungswände waren gerade, der Boden fast eben. An der West­seite der Grube ragte eine kleine viereckige Ausbuchtung vor, dies war der Rest der alten Ofentür. Ungefähr 5 m nördlich vom Westende des Hauptgrabens lag ein verhältnismäßig hoher Erdhügel; nach der Ausgrabung zeigte sich, daß es ein kleiner zerstörter Ofen war von 2m Durchmesser und noch nicht 1 m Tiefe, innen mit Asche gefüllt. Er enthielt nur eine kleine Zahl von Steinzeugscherben, darunter eine Art grünglasiertes Stein­zeug, dies war das Produkt, das in geringster Zahl erzeugt wurde. Diese Ofen waren damals halb unterirdisch (Tafel I, 2).

Außerdem machten wir noch, je nach Geländebeschaffenheit, e1n1ge Einzelausgrabungen, um die damaligen Ofenabfälle und Aschenlager zu untersuchen, an einigen Stellen schien es sich um Reste von Ofen zu handeln, andere waren natürliche Erdhügel, im ganzen fanden wir aber keine eindeutigen Spuren von Ofen mehr. So sind wir der Ansicht, daß wir die für eine Ausgrabung wesentlichen Stellen völlig erfaßt haben und uns von der Beschaffenheit der Ofen ein zutreffendes Bild machen können.

183

Page 6: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

3. Brenntechnik

JP.tzt möchte ich auf Grund der ausgegrabenen Fundstücke und der Konstruktion der Ofen auf die Ausrüstung und Technik dieser Ofen ein­gehen.

Obwohl an diesem Fundplatz nur drei verlassene Ofen von unterschied­licher Größe ausgegraben worden sind, und von den ursprünglichen Gebäuden nichts mehr erhalten ist, so läßt sich doch sagen, daß es sich um einen mit Ein- und Ausgangsöffnung versehenen runden Ofentyp handelt, der mit den beiden heutigen Ofen von P'eng-ch'eng-chen in Honan und Po-shan in Shantung übereinstimmt, es ist der lm Norden häufig anzu­treffende runde Ofentyp, er unterscheidet sich von den langen Höhlen­öfen Südchinas und den ovalen Ofentypen von Ching-te-chen in Kiangsi völlig. Er stimmt überein mit den Steinzeugöfen von Kang-wa-yao-t'un-liao in Ch'ih-feng, Jehol, und von Ta-kuan-t'un-dlin in Fu-shun, Liao-ning aus der damaligen Zeit; mit den kürzlid1 in den beiden Städten An-shan und Liao-yang aufgefundenen Ziegelöfen aus der Liao-Zeit ist er ebenfalls gleich, es handelt sich also um einen damals allgemein verbreiteten Kon­struktionstyp.

An Rohmaterial hat sich nur eine Art von gelblichweißem Mineral gefunden, das zwar noch nicht naturwissenschaftlidl untersucht ist, aber bei Betrachtung mit dem bloßen Auge als ein nicht sehr reiner Feldspat er­scheint. Von außen gleicht er sehr dem Kalkstein, aber der Härtegrad ist sehr gering. Das Material ist sehr fein und glatt, seine Schicht hat meist die Stärke eines dicken Brettes; dies ist das wichtigste Ausgangsmaterial zur Herstellung des Gefäßkörpers (Tafel VIII, 2). Nach den Untersuchungs­ergebnissen fand sich diese Art von Mineral in der Nähe von Pa-lin­tso-ch'i-pai-t'a-tzu-ts'un (Liao-ch' ing-chou) sowie Man-ch'i-K' o (Tu-shih­shan vor Liao-tsu-chou) und fünf Meilen westlich unserer Ofen in den Bergen hinter dem Dorf Pai-yin-ko-lo in Flözen, an dem letzteren Orte hat man auch alte Abbaustellen aufgefunden, so daß unser Material wahr­scheinlich von dort stammt.

Was das Heizmaterial anbetrifft, so fanden sich an der Fundstelle große Mengen von Pflanzenasche; aus der Tatsache, daß sich weder Steinkohle noch Steinkohlenasche fand, und daß in dem 200-300 Meilen um Lin-tung liegenden Gebiet bis heute keine Steinkohle entdeckt worden ist, läßt sich schließen, daß dieser Ofen als Heizmaterial Holz und Pflanzen und keine Steinkohle verwendet hat.

Bezüglich der Art des Feuers sind zwar noch keine Brennversudle unter­nommen worden, aber aus der Tatsache, daß das Steinzeug mit einer durchscheinenden farblosen Eisensalzglasur bedeckt war, so daß es gewöhn­lich rein weiß erschien, gelegentlich, (meist bei Fehlbränden) schwach oder leuchtend blaugrün, daß die Glasur an dicken Stellen klar war, läßt sich ableiten, daß ein oxydierendes Feuer verwendet wurde. Dadurch, daß die Holzfeuerflammen zu hoch waren oder die Luftzufuhr nicht ausreidlte , wurde manchmal das Feuer reduzierend, was dazu führte, daß die Farbe nicht rein weiß und gelegentlich bläulichgrün wurde.

184

Page 7: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

An ausgegrabenen Brenngeräten fanden sich zwei Arten von Muffeln für Steinzeug, zwei Arten von Brandstützen und Brennringe, alle von gelber oder rotgelber Farbe und metallisch glänzend; sie sind aus feuer­fester Paste gemacht, der Körper ist ungleichmäßig und enthält viele grobe Quarzkörner. Die Drehtechnik ist sehr sorgfältig, der Härtegrad sehr hoch.

Die erste Art der Muffeln hat zylindrische Form mit ebenem Boden, 30-40 cm Durchmesser, etwa 28-32 cm hoch, etwa 4-6 cm dick. Außen um den Boden herum finden sich zahlreiche, etwa 2 cm tiefe Fingereindrücke, die anscheinend angebracht wurden, um das Ausgleiten aus der Hand beim Einsetzen in den Ofen zu verhindern. In die Muffel kann man viele fertig­geformte ungebrannte Steinzeugstücke einsetzen, zwischen die Stücke wur­den Brandstützen gesetzt, um zu verhindern, daß nach dem Brennen zwei Stücke mit den glasierten Flächen zusammenklebten; je nach Größe der Stücke war die Form und Größe der eingesetzten Brennstützen unter­schiedlich. Beim Füllen des Ofens wurden die fertig beschickten Muffeln eine auf die andere hoch gestapelt, zwischen zwei Muffeln wurde ein Ton­streifen gelegt, um sie beim Entleeren des Ofens leicht auseinandernehmen zu können (Abb. 3.1; Tafel VIII, 1).

Die zweite Art der Muffeln hat zylindrische Form mit gewölbtem Boden. Der Durchmesser beträgt 22-32 cm, die Höhe des zylindrischen Teils etwa 10-14, des Bodenteils etwa 8-10 cm, der zylindrische Teil ist 2,5-3,5 cm dick, der Bodenteil etwas dünner. Jede Muffel kann 2-3 Stücke aufnehmen; die Verwendung von Brennstützen und Tonstreifen ist wie beim ersten Typ (Abb. 3.2).

Das feuerfeste Material, das für die Brennstützen verwendet wurde, ist feiner als dasjenige der Muffeln. Die Farbe ist mehr gelblichweiß, alle sind von Hand geformt, die Ausführung ist sehr ordentlich.

Die erste Art von Brennstützen ist ein spitzkegeliger Typ, die Grund­fläche hat einen Durchmesser von 2-3 cm, die Entfernung von der Spitze bis zur Grundfläche beträgt nicht mehr als 2-3 cm. Gleichzeitig wurden unter jedes Gefäß 3 Stück davon unter den ringförmigen Fuß gesetzt, mit der Grundfläche nach oben, so daß sie mit der Spitze auf der Innen­fläche des darunterliegenden Gefäßes standen. Deshalb finden sich auf der Innenfläche des Bodens der Teller und Schüsseln drei ganz kleine Spuren dieser Spitzen wie von Nägeln (Abb. 4, Tafel VII, 2).

Die zweite Art der Brandstützen hat entweder runde oder dreieckige Form mit geradem oder mit einwärts gebogenem Rand. An jeder Ecke be­findet sich eine kleine Zacke von der Form eines Hahnensporns. Diese Art von Brandstützen wurde in die Innenfläche des zu brennenden Gefäßes gesetzt, so daß man darauf den Ringfuß eines weiteren Gefäßes von unter­schiedlicher Größe stellen konnte, sie ist sehr viel praktischer als der spitz­kegelige Stützentyp. Der Durchmesser der großen beträgt etwa 8 cm, derjenige der kleinen etwa 4 cm, die Dicke ist geringer als 1 cm, die Höhe der Zacken auch etwa 1 cm. Die Zahl der ausgegrabenen Stützen dieser Art ist mehr als das fünffache der spitzkegeligen Art (Abb. 4, Tafel VII, 2).

185

Page 8: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

Die Halteringe sind Brenngeräte, welche den Rand von Gefäßen stützen, die umgekehrt gebrannt wurden. Alle am Rand unglasierten, umgekehrt gebrannten Gefäße wurden mit ihrer Hilfe gebrannt, vom Gesichtspunkt der Arbei ts- und Materialkosten aus betrachtet, ist dies ein fortschrittliches Verfahren, das Ting-yao der nördlichen Sung-Zeit ist der Vertreter dieser Methode. Der Körper der Ringe ist rund, das Profil hat die Form einer Hohlleiste. Der Durchmesser der Ringe ist etwa 4 cm kleiner als der des ersten Muffeltyps, die Breite mehr als 2 cm, die Dicke 1,5 cm. Ihre Masse ist sehr gering, sie wurden in den Muffeln des zylindrischen Typs benutzt, die Anwendungsart ist dieselbe wie bei den übrigen Brandstützen (Abb. 3.1).

Außerdem wurden noch einige an Größe und Art verschiedene feuerfeste Tonkugeln gefunden sowie Tonringe und Tonstreifen, die ebenfalls Brenn­geräte waren, aber sie sind unwichtig, alle sind von einfacher Form, über­dies läßt sich aus den Gefäßen oder aus der Form dieser Geräte keine praktische Erklärung ableiten, deswegen soll nicht weiter darauf ein­gegangen werden. Außer diesen Brenngeräten fand sich kein Werkzeug, das zum Formen der Gefäße oder zum Bearbeiten des Rohmaterials ver­

wendet wurde. Zum Formen gab es zwei Grundmethoden: erstens das Drehen auf der

Scheibe, immer bei runden Gefäßen. Die Scheibe lief rechts herum, die Spuren sind sehr deutlich sichtbar. Das Drehen wurde sehr sorgfältig aus­geführt. Zweitens das Formen mit Modeln für alle nicht runden Objekte, z. B. die länglichen Schüsseln von der Form der Hai-t'ang-Blüte, Krughenkel, Schachfiguren usw. Die geformten Gegenstände sind sehr sorgfältig und gleichmäßig gearbeitet, die Kanten gerundet, die Oberfläche sauber und glänzend. Die Model sind aus feinster Steinzeugmasse geschnitten, die technische Fertigkeit des Ausformens war gut entwickelt. Das Zusammen­setzen der Körper und das Ankleben der Henkel war sidler und fest, z. B. der Hals der Wasserflaschen oder die Krughenkel, es kam nicht vor, daß sie auseinanderfielen oder sich ablösten. Die Ringfüße waren nicht hoch, in der Dicke mäßig, der ausgehöhlte Boden lag in gleicher Höhe wie die äußere Wand und war eben. Bei einer Art von Steinzeugziegeln war die Herstellungsweise die gleiche wie bei den üblichen Ziegeln. Auf der Fläche des Models der Röhrenziegel war ein dünnes Tuch angebracht, am oberen Ende war ein Sdlwanz des Ziegels zum Einpassen. Aus der Art der Krümmung ist zu ersehen, daß die Innenfläche der Ziegelröhren mit dem Messer geschnitten wurde, ein Röhrenziegel bestand aus zwei Hälften, an der Außenseite finden sidl stellenweise auch Spuren des Messers. Die Fertigung ist sorgfältig und schön anzusehen.

Der Scherben der Steinzeuggefäße ist sehr fein, auf der Oberfläche und der Bruchfläche erkennt man keine Spuren von Korn, die Farbe ist rein weiß, selten findet man hellgraue Stücke. Obwohl nicht durchscheinend, ist der Grad der Versinterung sehr hoch, nicht eine Spur von Wasser wird aufgesaugt. Das Material ist sehr glatt und angenehm anzufühlen. Die Bruchlinien sind häufig nicht gerade oder haben die Form von Sägezähnen, die Bruchfläche ist glänzend und hat nicht die matte Oberflädle von weißem Staubzucker. Die Glasurschicht läßt sich nicht leicht vom Körper unter-

186

Page 9: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

scheiden. Der Härtegrad ist sehr hoch, die Brüchigkeit gering. Aber die Mischung der Steinzeugmasse ist nicht gleichmäßig, die Beherrschung der Brenntechnik nicht sehr zufriedenstellend, häufig bilden sich Klumpen von verbrannter Glasur. In dem dicken Körper der großen Gefäße sind häufig kleine Mengen von Fremdstoffen enthalten, deswegen treten oft kleine Flecken von Mischfarben oder grauer Farbe auf, aber diese Erscheinungen sind nur at:s einer verhältnismäßig kleinen Zahl von Bruchstücken abge­leitet. An den fertigen Steinzeuggefäßen kommen diese Fehler seltener vor. Wenn man es mit dem Material des weißen Steinzeugs der nördlichen Sung vergleicht, so steht es nur den Spitzenerzeugnissen des Ting-yao von Ch'ü-yang-hsien und Chien-tz'u-ts'un in Hopei nach, es ist entschieden besser als die weißglasierten Gefäße, die in Chü-lu ausgegraben worden sind.

Unter den Glasuren finden sich für hohe Temperaturen eine schwarze und eine weiße Art, für niedrige eine grüne. Die weiße Glasur ist eisen­haltig, da der Scherben rein weiß ist, erscheint die Glasur auch ohne weiße Engobe rein weiß; ein Steinzeug von dieser ausgezeichneten Quali­tät wird nicht nur unter den Erzeugnissen der Liao selten gefunden, sondern ist auch bei dem weißen Steinzeug der nördlichen Sung nicht häufig (Tafel II, IV). Die Glasurschicht ist dünn und bildet keine Klumpen, der Glanz ist stark und mild, beim Anfühlen nicht kalt oder hart. Die Glasur läuft meistens bis zum Rand des Fußes oder Bodens, es gibt auch umgekehrt gebrannte Stücke, bei denen der Boden ganz glasiert ist. Das Material der schwarzen Glasur ist etwas gröber als das der weißen, die Glasurschicht etwas dicker und gelegentlich ungleichmäßig, an den Rändern und Kanten ist sie dünner und heller. Die Glasurfarbe ist schwarz und leuchtet schwarz­grün auf, gelegentlich bilden sich kleine Schuppen. Die Glasur läuft eben­falls meist bis zum Fuß oder Bodenrand, im unteren Teil ist sie dick und bildet "Wachstränen" und "Fettklumpen". Sie erscheint tief und mild, verhältnismäßig glänzend, sie fühlt sich, ebenso wie das weiße Steinzeug, durchaus nicht kalt oder hart an. Mit der schwarzen Glasur der Sung-Zeit stimmt sie nicht überein, auch von der schwarzen Chien-yao-Glasur ist sie verschieden , ebenso weicht sie von den Glasuren der damaligen Zeit aus Liao-yang-kang-kuan-t'un und von Fu-shun-ta-kuan-t'un aus der Chin-Zeit ab (Tafel III, VI). Die Eigenschaften der Glasur der schwaren Ziegel sind die gleichen wie beim Steinzeug, nur ist die Oberfläche der Ziegel glatter und die Glasur gleichmäßiger und schwärzer (Tafel VIII, 3). Die grüne Glasur ist trüber und nicht durchsichtig, von rein grüner Farbe, nicht sehr glänzend, die Schicht ist weder dick noch dünn, ebenfalls nicht cracqueliert. Der Scherben erscheint gegenüber dem schwarzen und weißen Steinzeug etwas gröber und lockerer, aber bedeutend feiner als die übliche Tonware der Liao, der Härtegrad ist auch verhältnismäßig hoch. Die Frage, ob zuerst der Körper und in einem zweiten Feuer die Glasur gebrannt wurde, oder ob nur ein Brand vorgenommen wurde, ist schwer zu entscheiden, da die Zahl der Fundstücke nur gering ist, es besteht aber kein Zweifel, daß sie zu den Glasuren der mittleren Temperatur gehört. Dies ist beim Steinzeug der Sung- und Liao-Zeit ziemlieb selten zu beobachten.

187

Page 10: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

Ornamentierte Teile sind beim Steinzeug sehr selten, die unverzierte Ware herrscht vor. An den Bruchstücken der mit Modeln geformten Stücke, wie den langen Schüsseln in der Form der Hait'ang-Blüte und einer vier­eckigen Form, fanden sich nur profilierte Ränder und Kanten, aber keiner­lei Ornament. An Verzierungen für die runden Gefäße gab es drei Arten: die erste, ein eingeschnittenes Rillenmuster, ist sehr verbreitet, die Rillen sind ziemlich tief und scharf, meistens sind sie doppelt oder dreifach, sie werden gerne bei Flaschen und Krügen auf der Schulter oder dem oberen Teil des Bauches angebracht. Am Hals der langhalsigen Flaschen finden sich oft zehn und mehr Querrillen eingeschnitten, die Henkel der Flaschen und Krüge tragen auch oft drei Rillen (Tafel IV, 12, 14, 15, 17, 20). Auf­gelegte Ringe finden sich auch häufig auf den Schultern der Gefäße, im Querschnitt sehen sie dreieckig aus. Diese Art findet sich auch auf den charakteristischen Hahnenkammkrügen des Liaoreiches allgemein. Die zweite Art findet sich auf dem äußeren Rand der Lippen bei Kummen und Becken, zuerst machte man einen wie eine Fischflosse abstehenden Rand, dann wurde dieser in ziemlich engen Abständen nach unten an den Körper gedrückt, so daß ein Ring entstand, dessen Offnungen an eine Bienenwabe erinnern (Tafel IV, 13, 18, 19). Diese Verzierung ist häufig auf dem Sung­Steinzeug aus Chü-lu in Hopei zu sehen, sie fand sich bei etwa 10-20°/o der gesamten Gefäße. Diese beiden Verzierungsarten wurden nach dem Ausformen des Stückes und vor dem Glasieren angebracht. Die dritte Art ist ein eingeritztes Drachenornament (Tafel V, 2), auf dem Oberteil der großen Flaschen, in der Form von fünfklauigen Drachen in Flammen, die Art stimmt mit der Ritzzeichnung eines Drachen auf einem Stein aus der Liao-Zeit ziemlich überein, Schuppen und Mähne sind sehr dicht und recht kraftvoll. Das Ornament wurde nur nach dem Glasieren eingeritzt, wenn der Körper schon ziemlich hart war, deshalb sind die Ritzlinien sehr hart, ferner bildete sich manchmal am oberen und unteren Rand der Rille je ein Grat, woraus zu ersehen ist, daß diese Technik nicht sehr entwickelt war. Obwohl die neun Bruchstücke dieser Art sich nicht zusammenfügen lassen, scheinen sie doch zu einem Gefäß zu gehören, sonstige Gefäße dieser Art sind nicht gefunden worden. Diese Art gab es auch bei den in die Glasur eingeschnittenen Ornamenten der nördlichen Sung, aber das Ornament durch einfache Ritzung nach dem Glasieren findet sich nicht häufig. Außer­dem war ein geformtes Ornament nur noch an dem blütenförmig geschnitte­nen Rand der Schalen zu beobachten.

Eine charakteristische Besonderheit dieses Ofens sind Zeichen, die in den Boden der Gefäße eingeschnitten wurden. Beispiele hierfür liefern drei Hahnenkammkrüge, die in Liaogräbern aufgefunden wurden und aus dem­selben Ofen zu stammen scheinen. Unter den kürzlich bei Ch'ih-feng im Autonomen Gebiet der Inneren Mongolei ausgegrabenen Steinzeuggefäßen aus dem Grab des Königs Pu Ma Wei aus dem 9. Jahre Ying Li von Liao (959 n. Chr.) und dem Liaograbe von Chu-lu-k'o in Liao-ning-chien-p'ing fanden sich einige Stücke, auf denen das Zeichen kuan "amtlich" einge­ritzt war, in dem Liaograb aus der Siedlung der Familie Chang bei Chien­p'ing trug ein Gefäß die beiden Zeichen hsin kuan "neues Amt". {Vgl. Li

188

Page 11: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

Wen-hsin: Bericht über Liao-Steinzeug, Wen Wu Ts'an K'ao Tzu Liao 1958.) Sonst ist dies auf dem allgemein bekannten Liaosteinzeug, in den Ofen und auf den in der Hauptstadt der Liao ausgegrabenen Stücken sehr selten beobachtet worden. In unserem Ofen betrug der Anteil schwarzer oder weißer Steinzeuggefäße, die auf dem Boden Zeichen trugen, nur etwa 10°/o. Die Zeichen waren durchweg in den Boden des Ringfußes eingeritzt, in der Form einfach und nicht einheitlich, aber sehr deutlich waren die sorgfältig eingeschnittenen Linien zu erkennen. Än Formen gab es folgende 8 Arten:

Es lassen sich (Tafel V, 1), scharfkantige und runde Ritzlinien unterschei­den, was an der Verwendung verschiedener Schneidewerkzeuge liegt. Für den Zweck dieser Art von Ofenzeichen (Marken) gibt es unseres Erachtens zwei mögliche Erklärungen; einmal als Zeichen für eine Bestellung auf ungebrannte Stücke: das bedeutet, daß vermögende Leute am Ofenplatz für Bargeld ungebrannte Stücke kauften und nach dem Brennen die Ware abholten, dies ist ähnlich wie die Methode der Wucherer in der alten dörf­lichen Gesellschaft, zur Ausbeutung "grüne Sprossen" zu kaufen oder "die Garantie für die Fruchtbäume übernehmen''. Deshalb mußten vor dem Brennen Zeichen angebracht werden, um die Ware unterscheiden zu kön­nen; als Brennzeichen bei einem Ofen, der aus gemeinsamen Mitteln er­richtet war. Die kapitalschwachen Hersteller von Steinzeug oder Hand­werker konnten nicht alle einen eigenen Ofen bauen, sie machten die unge­brannten Stücke fertig, mußten dann die Miete zahlen und ihre Ware einem großen Ofen übergeben oder sie in einem gemeinschaftlich errichteten Ofen brennen; deshalb mußte jeder sein eigenes Zeichen haben. Nadl den Berich­ten in der Literatur war dieses Verfahren bei den großen Ofen in der alten Zeit sehr verbreitet. Ob nun diese Erklärung richtig ist oder nicht, jeden­falls werden die eingeschnittenen Zeichen ihre Bedeutung gehabt haben. Außer diesen beiden Erklärungen kann man, da die Zahl der bezeichneten Stücke gering ist und die Zeichen nicht einheitlich sind, noch sagen, daß es keine Ofen- oder Töpfermarken sein können wie "ho pin i fan = am Flußufer hinterlassenes Muster", "yü t'ang chia ch'i = kostbares Gefäß der Jadehalle", "hu kung wu we düh = für Hu Kung-Wu gemacht (?)",

"ko ming hsiang tsao = von Ko ming-hsiang gemacht (?) ".

4. Die Erzeugnisse des Ofens

Nach den aufgefundenen Steinzeugscherben stellte dieser Ofen weiße, schwarze und grüne Glasuren her. Das weiße Steinzeug hatte daran den Hauptanteil, das Material von Körper und Glasur war sehr fein, die Her­stellung sehr sorgfältig. Die ornamentierten Stücke sind auch alle weiß. Schwarzes Steinzeug wurde bedeutend weniger hergestellt, das Material war etwas gröber, aber keineswegs locker oder diele Die Glasur war dick und die Farbe nicht gleichmäßig, die Herstellungsweise auch etwas weniger fein. Aber zum Teil war es nach Qualität des Materials und der Form dem weißen Steinzeug gleichwertig; man kann deswegen im ganzen sagen, daß diese beiden Arten nur in der Glasur versmieden sind, sich aber in sonsti-

189

Page 12: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

ger Hinsicht schwer unterscheiden lassen. Scherben des grünen Steinzeugs sind nur sehr wenige ausgegraben worden, so daß man nur weiß, daß dieser Ofen auch grünglasierte Ware herstellte. Von den schwarzg~asierten Ziegeln wurden auch nur zwei große Stücke gefunden, aber nach Masse, Glasur und Herstellungsweise handelt es sich offensiebtlieh um ein Erzeug­nis dieses Ofens. Vom Verwendungszweck aus betrachtet, sind die drei Arten vorwiegend kleine Gefäße des täglichen Gebrauches für Getränke und Speisen, solche von mehr als 50 cm Größe haben wir nicht gesehen. Das weiße Steinzeug umfaßte Tassen, Schalen, Teller, Kummen, Deckel­dosen, Flaschen, Krüge und Töpfe. Die Arten des schwarzen Steinzeugs waren weniger zahlreich, es gab nur Flaschen, Töpfe, Kummen und Ziegel. An grünem haben wir nur Flaschen und Töpfe gesehen.

Bei den Gefäßformen treten zwei Typen auf: einmal die allgemein in China gebräuchlichen Typen, zweitens charakteristische Formen, die nur den Kitan eigentümlich sind. Diese beiden Arten finden sich allgemein unter dem Material, das in den Liao-Fundstätten und Gräbern aufgefunden worden ist, sie sind nicht auf diesen Ofen beschränkt.

Zu den allgemein verbreiteten Formen gehören Schalen, Teller, Flaschen, Töpfe, Kummen und Deckeldosen , wie folgt (Abb . 5):

1. Teller (pan). Die Größe ist unterschiedlich, die größten überscheiten nicht den Durchmesser von 25 cm. Der Rand hat keine gerollte Lippe, er wurde mit dem Messer in Form einer Malvenblüte geschnitten. Die Wand des Tellers ist ziemlich stark auswärts geneigt und etwas gewölbt, der Boden verhältnismäßig klein und hat einen runden, etwas nach außen ge­neigten Fuß. Die Wand des Fußes ist ziemlich dick, die Eintiefung des Bodens liegt im Niveau der äußeren Wand, ist gelegentlich etwas flacher. Selten ist die Bodenfläche ganz mit weißer Glasur bedeckt.

2. Schalen (wan). Typ und Größe sind sehr unterschiedlich, der Durch­messer der größten übersteigt 22 cm nicht. Der Rand weist zwei Typen auf, bei dem kleineren ist die Lippe dünn und etwas nach außen gebogen, bei dem größeren hat die Lippe außen oft einen halbrunden oder ovalen Wulst. Die Auswärtsneigung der Wand ist nicht sehr stark, sie ist im oberen Teil mehr gerade, im unteren mehr gewölbt. Beim ersten Typ ist der Boden ziemlich klein, die Machart des Ringfußes entspricht derjenigen der Teller, beim zweiten Typ ist der Ringfuß niedrig, seine Wand sehr dick, die Aus­höhlung der Bodenfläche ist ebenfalls gering. Beide Typen sind immer aus weißem Steinzeug (Abb. 5, 15) .

3. Sd1üsseln (pen). Die Größen sind nicht sehr verschieden, der Durdl­messer der größten beträgt nicht mehr als 30 cm. Auch die Typen sind sehr ähnlich. Es gibt drei Arten des Randes: beim ersten Typ findet sich an der Lippe ein dicker, nach außen gewölbter Wulst, dies ist am häufigsten; beim zweiten Typ ist der Rand nach außen geneigt und gerade, am äußersten Ende dieses geraden Randes ist noch eine kleine Abbiegung nach unten; beim dritten Typ ist im Gegensatz zum zweiten das äußerste Ende des geraden Randes nach oben abgebogen. Die Auswärtsneigung der Wand

190

Page 13: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

ist noch geringer als bei den Schalen, die Wand ist häufig gerade oder in der Mitte etwas gewölbt. Der Ringfuß ist niedrig und dick. Die weiß gla­sierten sind am häufigsten, die anderen etwas seltener (Abb. 5, 12, 13).

4. Flaschen (p ing). Die Zahl ist geringer, die Größe auCh im ganzen gering, die größten sind etwa 25 cm hoCh. Es gibt etwa drei Typen: der erste Typ hat eine zylindrische Mündung und einen langen Hals, der Körper ist hoch und rund, es ist die Form, die gewöhnlich als Gallenblasenvase be­zeichnet wird (tan p'ing). Ein anderer Typ ist die an der Schulter breite, an Bauch und Fuß schlanker werdende Mei-p'ing-Vase. Der Scherben ist dünn, unten ist ein Ringfuß, die Machart des Fußes ist etwa die gleiche wie bei den Tellern und Schalen, die Glasur ist häufig schwarz. Der dritte Typ ist immer schwarz, er hat einen verhältnismäßig weiten zylindrischen Hals, an der Mündung einen runden Wulst, die Schulter bildet einen dach­förmigen geraden Streifen, der Bauch ist zylindrisch, der Fußteil verjüngt sich allmählich, der Ringfuß ist wie bei den anderen Typen (Abb. 5, 2-4) .

5. Töpfe. Die Zahl ist beträchtlich, die Größe nicht einheitliCh, der Durch­messer des Bauches überschreitet bei den größten mit Ausnahme der schwarzen 25 cm nicht. Es gibt zwei Typen: der erste hat eine große Mün­dung mit runder Lippe, der Körper ist genau kugelig, die Schulter trägt eine doppelte oder dreifache Rillenverzierung oder ein eingeritztes Drad1enmuster, der Ringfuß ist niedrig und dick, meist weißes Steinzeug. Beim zweiten Typ sitzt auf der Schulter ein kurzer, zylindrischer Hals mit einer geraden, waagerecht nach außen abgebogenen Lippe. Der kugelige Körper und der Ringfuß sind wie beim ersten Typ, die weißen sind seltener, die schwarzen wiegen vor, es sind meist große Gefäße (Abb. 5, 9, 10) .

6. Kummen (yü). An der Zahl ziemlich gering, der Durchmesser des Bauches beträgt etwa 15 cm. Es gibt zwei Typen: der erste hat eine große, gerade, trompetenförmige Mündung, der Körper ist klein und rund, unten ein Ringfuß, er wird gewöhnlich als Spucknapf oder Abfalltopf bezeichnet, der zweite Typ hat einen runden und niedrigen Körper, die Lippe ist etwas nach innen geneigt, an der Außenseite trägt die Mündung das Bienen­wabenornament, das durch Eindrücken des flossenartigen Randes entstan­den ist. Der Boden ist kleiner als die Mündung, der Ringfuß wie sonst. Die schwarzen Gefäße sind ziemlich selten, die weißen häufiger. Diese Gefäß­form ist seit der Zeit der fünf Dynastien im Norden Chinas einer der charakteristischsten Typen (Abb. 5, 7).

7. Deckeldosen (ho). An Zahl sehr gering, der Bauch der größten über­schreitet 20 cm nicht. Alle sind aus weißem Steinzeug. Der Deckel hat an einen kurzen zylindrischen Teil eine oben runde Deckelplatte angesetzt, an der Innenseite der Lippe verläuft eine Furche zur Aufnahme des inneren Randes des Unterteils. Dieses hat dieselbe Form wie der Deckel, am inneren Rand sitzt ein hoher zweiter Rand. Häufig fehlt der Ringfuß am Boden und die Höhlung des Bodens ist nur flach. Die Seitenwände haben eine acht-

191

Page 14: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

eckige Fläche, die Kanten sind gerade und hart, die Form ist altertümlich und plump. Selten findet sich ein Ringfuß (Abb. 5, 11).

An besonderen Formen fanden sich die länglichen Schüsseln in Form der Hai-t'ang-Blüte, viereckige Schüsseln, langhalsige Flaschen mit becher­förmigem Hals, Gefäße mit langen Henkeln u. dergl.:

1. Lange Schüsseln in Form der Hai-t'ang-Blüte. Länge etwa 26 cm, Breite etwa 15 cm, Höhe etwa 3 cm. Die Lippe hat einen nach außen ab­gewinkelten geraden weiten Rand, die Wand ist etwas auswärts geneigt, der ebene Boden hat keinen Fußring. Die ganze Form hat die Gestalt einer Hai-t'ang-Blüte, genau wie bei den üblichen langen Schüsseln mit Stempel­muster der dreifarbigen Liao-Keramik. Der ganze Körper ist glatt und ohne Ornament, nur die Innen- und Außenseite der abgewinkelten Lippe wird mit einem schmalen Wulst verziert. Es wurde nur ein zerbrochenes Stü<:k. gefunden, das Material des Scherbens ist fein, die Glasur rein weiß, es ist ein erstklassiges Erzeugnis (Abb. 5, 16).

2. Viereckige Schüsseln. Es blieb nur ein Bruchstück einer viereckigen Schüssel erhalten, weshalb sich über die Maße keine gerrauen Angaben machen lassen. Der Boden war eben, die Wände nur 2,1 cm hoch, glatt und ohne Ornament, die weiße Glasur ziemlich grob. Die Form ist von den vier­eckigen Schalen der dreifarbigen Liao-Keramik völlig verschieden.

3. Langhalsige Flaschen mit becherförmiger Mündung. Es gibt zwei Typen: beim ersten ist der Hals lang, von zylindrischer Form, unten weit, oben eng, mit einem Muster von 10 Querrillen versehen, oben darauf eine becherförmige Mündung, die Schulter der Flasche ist breit, der Fuß schmal, auf der Schulter sind zwei Rillen als Verzierung eingeritzt, der Fuß ist ringförmig. Der zweite Typ ist ähnlich, der Hals ist lang und breit, mit drei schmalen Querwülsten verziert, die Lippe ist nach außen gebogen und nicht trichterförmig. Diese beiden Arten sind auch unter der glasierten Tonware der Liao regelmäßig zu beobachten (Abb. 5, 5,6).

4. Gefäße mit langem Griff. Erhalten sind der Henkel und ein Teil der Mündung. Die Mündung ist trompetenförmig, der Henkel sehr lang und groß, bei der Rekonstruktion der ursprünglichen Form ergibt sich eine Art Gießgefäß mit langem Henkel; obwohl der Körper nicht vollständig erhal­ten ist, läßt sich doch seine Form sogleich erschließen. Die Farbe ist rein weiß, es ist ein Spitzenerzeugnis dieses Ofens.

Die Zahl dieser Gefäße mit besonderen Formen ist verhältnismäßig klein, aber Scherben und Glasur sind sehr gut. Außerdem wurden noch zwei Arten von Steinen für das Go-Spiel aus weißem Steinzeug hergestellt, die in der Form mit den heute gebräuchlichen übereinstimmen, aber etwas kleiner sind.

Die oben angeführten Gefäßtypen wurden aus Bruchstücken rekonstruiert, außerdem fanden sich noch einige Bruchstücke, aus denen sich keine voll~ ständige Gefäßform zusammensetzen ließ, ferner wird es auch noch Typen

192

Page 15: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

gegeben haben, von denen sich keine Bruchstücke erhalten haben. Daraus ist zu schließen, daß die Zahl der Gefäßformen, die in diesem Ofen her­gestellt wurden, noch größer gewesen sein muß als hier aufgezählt.

5. Ergebnisse

Aus den Fundumständen des Steinzeugofens von Lin-huang-fu und aus den aufgefundenen Stücken, die im vorstehenden in großen Zügen beschrie­ben worden sind, lassen sich nachstehende erste Folgerungen ableiten:

1. Es war kein amtlicher Of€n und Ofen des freien Handwerks, viel­leicht wurde die Erzeugung von reichen Leuten oder von einem Kloster mit Sklavenarbeit betrieben.

Von mancher Seite ist die Ansicht vertreten worden, daß, da im Ofen einige Ziegel aus Steinzeug mit schwarzer Glasur gefunden worden sind, die mit denen aus dem Tempel der Stadt Liao-tsu-chou am Man-ch'i-k'o­Berg in Lin-tung übereinstimmen, es sich um einen amtlichen Ofen gehan­delt habe, der für die Liao-Regierung tätig war; aber nach dem Befund meiner Untersuchung dieses Tempels hat die Zahl der ausgegrabenen schwarzen Ziegel mindestens zehntausend betragen; wenn diese wirklich in unserem Ofen gebrannt worden wären, dann wären wohl sicher mehr als zwei Ziegelbruchstücke erhalten geblieben. Wenn es ein amtlicher Ofen gewesen wäre, so hätten sicher chinesische Kriegsgefangene die Produktion ausgeführt, und die Anlage wäre dann auch nicht so eng und primitiv gewesen. Andererseits kann es sich auch nicht um einen Ofen des freien Handwerks gehandelt haben, denn nach den Aufzeichnungen der Geschichte der Liao gab es in der Hauptstadt außer den Wohnungen der Kitankaiser nur allerlei Arten von Ämtern, Wohnungen der Vornehmen und Klöster, die einfache Bevölkerung und noch mehr die unterworfenen chinesischen Arbeiter hatten keine Wohnmöglichkeit; öffentlich einen Ofen zu errichten und ein gewinnbringendes Geschäft zu betreiben, war völlig undenkbar; deshalb läßt sich sagen, daß es kein Ofen des freien Handwerks gewesen sein kann. So gibt es für ihn nur zwei Möglichkeiten: erstens, daß ver­mögende Kitan mit chinesischen kriegsgefangenen Ofenarbeitern die Pro­duktion unternommen haben; zweitens, wenn man berücksichtigt, daß er nahe dem großen Kloster gelegen ist, könnte es ein von den Mönchen des Klosters betriebenes Unternehmen gewesen sein; dies ist, da die KHan­beherrscher der mittleren und späten Zeit sehr dem Buddhismus anhingen, auch recht wohl möglich.

2. Die Datierung läßt sich nicht in d€n Anfang der Liao-Zeit legen, in Frage kommen die 40 Jahre kurz vor oder nach 1078 (Yüan Feng des Sung­Kaisers Shen Tsung und Ta K'ang des Liao-Kaisers Tao Tsung).

Für die Datierung dieses Ofens gibt es zwei Anhaltspunkte: Der erste sind die Röhrenziegel mit Steinzeugscherben und schwarzer Glasur. Sie stimmen zweifellos mit den schwarzglasierten Steinzeugziegeln dieses Ofens überein, andererseits sind sie von dem gleichen Material und Formtyp

193

Page 16: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

wie die in der Stadt Tsu-chou im Tempel des Liao T ·ai Tsu ausgegrabenen Steinzeugziegel, der Tempel des Liao T'ai Tsu wurde zu Beginn der Liao­dynastie erbaut, in diesem Zusammenhang betrachtet, müßte man diesen Ofen in den Beginn der Liao-Zeit datieren, aber das ist nicht exakt. Erstens gibt es keinen Beweis, daß diese Ziegel am Tempel von Tsu-chou schon zu Beginn der Liao-Zeit verwendet worden sind, und selbst wenn das so wäre, ist es sehr schwer, mit Sicherheit zu sagen, daß diese mehr als zehn­tausend Stück Ziegel in dem an Produktionskapazität sehr kleinen Ofen von Shang-ching gebrannt worden sind, in dem nur zwei Ziegelbruch­stücke ausgegraben wurden, die mit ihnen in Material und Form über­einstimmen. Deshalb sagen wir nochmals, daß die Datierung nicht in den Anfang der Liao gelegt werden kann. Der zweite Punkt ist die Kupfer­münze mit der Aufschrift "Yüan Feng t'ung pao". Obwohl die Schicht, in der sie gefunden wurde, nicht allzu tief ist, so war sie doch zusammen mit Brenngeräten und Steinzeugbruchstücken, weshalb es eine originale Schicht gewesen sein muß, die nicht gestört worden ist. Nun sind alle feuerfesten Ziegel des Ofens entfernt worden, so daß nicht ein Stück übrig ist, und die Münze kann auch hineingeraten sein, als die Ofengrube mit Bruchstücken und Asche ausgefüllt wurde, also als die Produktion des Ofens schon ein­gestellt war, deswegen ist für seine Datierung die Zeit von 40 Jahren vor oder nach 1078 recht wahrscheinlich.

3. Der Ofen ist längstens zwei Jahre in Betrieb gewesen, möglicher­weise ist er hierhin anderswoher verlegt und später wieder weiterverlegt worden.

Da die Zahl der Ofenhäuser klein ist, die ausgegrabenen Bruchstücke und fertigen Brenngeräte nur gering an Zahl sind, die Gebäude auf dem Arbeitsplatz primitiv und eng waren, spricht alles dafür, daß die Tätigkeits­periode nur kurz war und schätzungsweise zwei Jahre nicht überschritten haben dürfte. Da die Steinzeugziegel des Tempels des T'ai Tsu in Tsu-chou in Material und Glasur mit den schwarzen Erzeugnissen dieses Ofen über­einstimmen, ist es möglich, daß eine Zweigwerkstatt des alten, anderswo gelegenen Ofens, der die Ziegel des Tempels gebrannt hatte, nach Shang­ching verlegt worden war. Da die feuerfesten Ziegel alle entfernt worden waren, sich keine einzige vollständige Muffel mehr vorfand und an Roh­material auch nur sehr wenig vorhanden war, ist es wahrscheinlich, daß der ganze Ofen wieder weiter verlegt worden ist.

4. Die Ofenarbeiter waren vielleicht kriegsgefangene Arbeiter aus Ting­yao.

Was für Leute waren die Arbeiter dieses Ofens, woher kamen sie? Wir ersehen aus den damaligen geschichtlichen Tatsachen, daß es einerseits das Ziel der Kitan bei ihren wiederholten Einfällen nach China war, haupt­sächlich Reichtümer und Gefangene (Sklaven) zu erbeuten, technische Arbeiter für das Handwerk waren eine dringende Notwendigkeit. Diese gefangenen Männer und Frauen, alte und junge, die dem Kitankaiser, der Kaiserin, der Kaiserinmutter gehörten, wurden auf ihre Palastabteilungen

194

Page 17: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

aufgeteilt, um dort Sklavendienste zu leisten. Diejenigen, die der kaiser­lichen Sippe und den vornehmen Verwandten zugeteilt wurden oder von ihnen selbst im Kampfe gefangen genommen worden waren, wurden dann in den ihnen unterstehenden Bezirken der Residenz angesiedelt, um für die Befriedigung der Bedürfnisse ihres Luxuslebens zu arbeiten. Die dama­ligen Ofenarbeiter waren natürlich auch von ihnen gefangen und zur Arbeit gepreßt. Daß andererseits chinesische Töpfer von sich aus in Shang­ching einen Ofen errichteten, war unter den damaligen Umständen nicht angängig, deshalb kann man sagen, daß diese Töpfer wahrscheinlich kriegs­gefangene Chinesen gewesen sind. Bezüglich der Technik der Steinzeug­herstellung sind auf den Ziegeln feine Linienmuster, es gab umgekehrt gebrannte Gefäße mit vollständig glasiertem Boden. Die Steinzeugmasse ist fein, der Scherben dünn und die Glasurschicht gleichmäßig. Die Gefäßtypen kommen den in Ting-yao, in Ch'ü-yang, Ho-pei und in Chü-lu ausgegrabe­nen Steinzeuggefäßen nahe, diese Besonderheiten weisen darauf hin, daß sie dem traditionellen Stil des Ting-yao verwandt sind, und gegenüber den übrigen Ofen der Liao in der damaligen Zeit, - den alten Ofen von Chih-feng Kang-wa-yao und Liao-yang Kang-kuan-t'un - bestehen grund­legende Unterschiede. Wir können deswegen sagen, daß es sich um dem Ting-yao nahestehende Arbeiter handelte, die nach Norden gekommen sind.

5. Die Verteilung der Erzeugnisse dieses Ofens ist noch nicht geklärt, sie sind auch in der Stadt Liao-shang-ching außer in der Nähe des Ofens selten beobachtet worden.

Die Erzeugnisse dieses Ofens sind, nach unseren letzten Erfahrungen, in den 2-300 Meilen um Shang-ching herum gelegenen alten Gräbern noch nicht aufgefunden worden, in allen Städten der umgebenden Kreise (wie Tsu-, Huai-, Ch ing-, Jao-chou und den kleinen Städten in der Nähe) sind auch noch keine Bruchstücke beobachtet worden. Obwohl die archäolo­gischen Untersuchungen nodJ. nicht sehr ausgedehnt sind, kann man nicht vorschnell sagen, daß die Verbreitung nur beschränkt gewesen sei, aber in der Stadt Shang-ching sind audJ. nicht viele Scherben gefunden worden, man muß also feststellen, daß die Zeit der Steinzeugproduktion kurz gewe­sen ist und das Ausmaß nicht groß.

6. Die Entdeckung dieses Ofens ist für die Kulturgeschichte unserer Heimat sehr bedeutend: 1. Man kann daraus den Reichtum und die Viel­fältigkeit der chinesischen Keramik ersehen. 2. Man kann den Umfang und die Besonderheiten der Liao-Keramik erkennen. 3. Man kann die engen Beziehungen der Kultur Chinas und der Liao zur damaligen Zeit erkennen.

ANHANG

Der Liao-Oten für teegrün glasiertes Steinzeug von Pai-yin-ko-lo in Lin-tung.

Der Ofenplatz liegt im Autonomen Gebiet der Inneren Mongolei, in Pai­yin-ko-lo etwa 5 Meilen westlich der Straße von Pa-lin-tso-ch'i nach Lin-tung; das Dorf Pai-yin-ko-lo ist nach einem gleichnamigen kleinen Fluß benannt.

195

Page 18: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

Hinter dem Dorf befindet sich eine von Nord nach Süd verlaufende flache Hügelkette, die bei dem Dorf allmählich in ebenes Gelände ausläuft. Vor dem Dorf fließt ein kleiner Fluß von Westen nach Osten, der sich zwischen der Kaiserstadt und der Chinesenstadt von Liao-shang-ching I Lin-huang-fu hindurchzieht und dann in den Wu-erh-chi-mu-lun einmündet. Die Stelle liegt genau im Westen der alten Stadt Liao-shang-ching, vor dem Dorf ist eine große Straße, nach Osten gelangt man nach Lin-tung und der alten Stadt Lin-huang, nach Westen zur alten Stadt Liao-tsu-chou und der Pa-lin-Stein­brücke über den Fluß Hsi-la-mu-lun, dies wird auch die Straße gewesen sein, auf der die Gesandten der nördlichen Sung nach Liao-shang-ching gezog·en sind (Abb. 6).

Die Ofenstelle wurde im Jahre 1944 gefunden, als wir den Ofen von Liao­shang-düng in Lin-tung ausgruben; damals hatten wir uns schon zu einer Besichtigung und Probegrabung hinbegeben und festgestellt, daß er sehr wichtig wäre und unbedingt ausgraben werden müßte, dazu kam es aber damals nicht, weil wir die Vorbereitungen der Ausgrabungsarbeiten des Liao­Steinzeugofens Kang-wa-yao-t' un in Ch'ih-feng p lanen mußten. Der Ofen befindet sich in dem genannten Dorf auf einem Abhang hinter dem Hause der Familie Sun, se ine Fläche ist sehr groß , aber ganz beackert ; die Ofen­gebäude sind sehr zers tört , einige sind unterirdisch, die auf der Oberfläche ausgebreiteten Bruchstücke sind ungewöhnlich zahlreich. Nach den an meh­reren Stellen vorgenommenen Probegrabungen ist die Sd1icht der BruCh­stücke und zerbrochenen Brenngeräte unter der Erde sehr dick, stellenweise über 1 m, alles Stücke von großen Steinzeuggefäßen mit graugrüner Tee­staubglasur oder schwarzer Glasur. Aus der Art der gebrannten Stücke läßt sich sagen, daß es sieh um einen Ofen für verschiedene Arten von Krügen der Liao-Zeit gehandelt hat, die Typenzahl w ar nicht gering. Auf der Höhe der Hügel im Norden des Ofens waren einige alte Abbaulöcher v on Feldspat, auch fanden sich zahlreiche ausgegrabene zerbrochene Mineralstücke , daraus kann man folgern , daß dies die Fundstelle für Rohmaterial für den Steinzeug­ofen von Shang-ching und dieses Ofens für grobes Steinzeug gewesen ist. Bezüglich der Art der Erzeugnisse dieses Ofens, der Konstruktion der Ofen­gebäude und der Brenntechnik ist noch n icht alles v öllig geklärt, über die Besonderheiten der bis jetzt aufgefundenen kleinen Zahl von typischen Stücken ist folgendes zu sagen (Tafel IX, 1, 2):

1. Steinzeuggefäße mit grüner Teestaubglasur.

Der Körper ist grob, gelb und dick, von großer Härte , stark und gut gearbeitet. Die Farbe der Glasur ist graugrün und leuchtend gelb , die Glasur­schicht dick und verhältnismäßig stumpf, wie die Farbe der sogenannten Ch'ang-kuan-Glasur aus der Ch'ing-Zeit , die gewöhnlich als Teestaubgrün bezeichnet wird. An Formen fand sich ganz überwiegend der "Hühner­schenkelkrug" mit hohem Körper wie eine runde Säule, in der SChulter etwas weiter, kleiner Mündung und flaChem Boden, etwa 70-80 cm oder 1m hoch, die Formen sind sehr einheitlich. Dieser Gefäßtyp ist in den Wohnplätzen oder Gräbern der Liao-Zeit sehr häufig gefunden worden, dagegen selten in Fundstätten aus der Chin- oder Yüan-Zeit, wir wissen

196

Page 19: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

daher, daß es eine allgemein verbreitete, sehr charakteristische Sonderform der Kitan gewesen ist. Womit wurde nun ein solches Gefäß mit kleiner Mündung und hohem, schmalen Körper gefüllt? Wie wurde es gebraucht? Zahlreiche Erklärungsvorschläge sind gemacht worden: Manche glauben, daß es zur Herstellung von Sauermilch gebraucht wurde, da der schlanke und hohe Körper leicht von den Sonnenstrahlen durchdrungen wurde, was für die Gärung günstig sei; andere halten es für ein Wassergefäß, das leicht auf Kamel, Pferd oder Wagen mitzunehmen sei, wieder andere meinen, weil der hohe, schlanke Körper wenig Raum einnimmt, sei es geeignet für das Leben im Zelt, noch andere sind der Ansicht, daß es in Sandgebieten halb in die Erde eingegraben worden sei. Obwohl alle diese Ansichten etwas für sich haben, läßt sich bisher noch keine wissenschaftlich begründete Erklärung geben.

2. Schwarz glasierte Steinzeuggefäße.

Der Körper stimmt mit demjenigen der eben erwähnten graugrün gla­sierten Gefäße überein, die Glasur ist rein schwarz und glanzlos. An For­men finden sich meist große Krüge, auch kleine Töpfe mit zwei Ohrhenkeln sind häufig, Schalen und Kummen selten; nach der Zahl der ausgegrabenen Stücke zu schließen, ist diese Art seltener als die mit graugrüner Glasur. Die technische Ausführung ist auch gröber.

3. Ofengeräte und Brennweise.

Die großen Steinzeuggefäße wurden während des Brennvorgangs direkt in den Ofen gestellt, es wurde keinerlei Feuerschutz verwendet. Nach den aufgefundenen Bruchstücken und Brenngeräten war die Beschickungsart des Ofens sehr einfach, die Gefäße wurden aufeinandergestellt, deshalb finden sich häufig an der Mündung Tonreste und immer unter dem Boden Glasur­spuren; um zu vermeiden, daß sie mit den Seiten zusammenbackten, wurde zwischen die Leibung von je zweien eine Brandstütze von der Form einer Garnrolle quer eingesetzt. pine solche Stütze fand sich angebacken an ein beim Brennen mißratenes Gefäß, auf den Bruchstücken der Gefäßleibung fand sich auCh ein runder Abdruck der Stütze, so läßt sich die Brenntechnik gut beweisen (Abb. 7; Tafel X, 1).

Der Tonwarenoien vom Südberg in Liao-shang-ching in Lin-tung.

Der Ofenplatz befindet sich auf einem kleinen Berg etwa 8 Meilen südlich der Straße von Pa-lin-tso-ch'i nach Lin-tung im Autonomen Gebiet der Inneren Mongolei. Etwa zwei Meilen vor der Straße nach Lin-tung ist die alte Stadt Liao-shang-Ching I Lin-huang-fu, sie liegt auf der Hochebene des rechten Ufers des Flusses Wu-erh-chi-mu-lun; nicht weit von der Südwest­ecke der Stadt entfernt befindet sich eine Gruppe zerfallener, nicht sehr hoher Berge, der Ofenplatz liegt auf einem von Ost nach West ziehenden Bergrücken. An der Stelle des Ofenplatzes ist das Gelände hoch und eben, nicht weit südöstliCh davon steht der Ziegelturm der Südpagode, südwest­lich sieht man den großen Abhang von Pieh-lu (in der Geschichte der Liao

197

Page 20: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

auch Ma-yü-shan genannt); nordöstlich ist die Mulde von Lin-tung und die alte Stadt Liao-shang-ching zu erkennen. Die Fläche ist ganz beackert, die Ofengebäude sind ganz zerstört und nicht mehr vorhanden. An der Ober­fläche finden sid1 Brenngeräte und Bruchstücke farbig glasierter Tongefäße, aber die Ausbreitung und die Zahl der Fundstücke ist nicht groß, wir können hieraus schließen, daß der Ofen keine große Kapazität hatte und nicht lange tätig war. Nach der Art der Fundstücke stammt er aus der Liao­Zeit. Ausgrabungen sind nicht nötig, die an der Oberfläche gesammelten Stücke zeigen folgende Arten:

1. Tongefäße mit dreifarbiger Glasur.

Der Körper hat blaßrote Farbe, ist ziemlidl dünn und weich, über einer Engobe ist eine dreifarbige Glasur mit den Farben grün, gelb und weiß an­gebracht oder nur einer dieser Farben. Die Farbe der Glasur ist nicht sehr frisdl, die Glasurschicht blättert leimt ab, bei den Bruchstücken ist sie oft völlig abgesprungen, so daß der bloße Körper übrig bleibt. Die Formen sind klein, meist Teller oder Schalen (Tafel X, 2).

2. Weiße, niedrig gebrannte Tongefäße.

Der Körper ist wie bei der vorigen Art, die milchweiße Glasur nicht sehr glänzend. Gelegentlieb findet sich auf weißer oder gelber Glasur etwas Grün, sehr sdlön, eine Glasurtechnik, die in der Tang-Zeit häufig ist. Die Machart ist grob, die Drehrichtung rechtsläufig. Außer der Engobe reicht die Glasur kaum bis unter die Mündung herunter. An Formen meist Teller und Schalen.

3. Brenngeräte und Brennweise.

Unter den Brenngeräten haben wir keine Muffeln oder ähnlichen Feuer­sdlutz gesehen, nur einige krallenförmige Brennstützen in der Form eines Vogelfußes (Tafel X, 2) , die zwischen zwei Sdlalen gesetzt wurden, um das Zusammenbacken zu vermeiden, deshalb finden sich im Innern der Schalen jeweils drei Flecken, im Ringfuß am Boden der Schalen ebenfalls immer Spuren der Brennstützen.

Wir wissen noch nidlt, wann wir den Ofen von Pai-yin-ko-lo ausgraben werden, von dem Ofen auf dem Südberg sind nur noch vergangene Spuren übrig. Diese beiden Ofen für Irdenware aus der Liao-Zeit sind für die Untersudlung der Keramik des Liaoreiches sicher von Nutzen, deshalb wurde dieser Anhang hinzugefügt, um Vergleichsmaterial anzubieten.

198

Liste chinesischer Fadlausdrü<ke

~~~ umgekehrt gebranntes Gefäß (Boden nad:l oben)

~l!fim~ der Gefäßboden ist ganz glasiert

Mi7i der Sdlerben ist dünn

~~ ~~ die Glasursdlicht ist gleichmäßig

Page 21: Der keramische Ofen der alten Stadt Liao Shang Ching/Lin ...oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2016/07/OE-9.2-5.pdf · Liao Shang Ching/Lin Huang Fu in Lin Tung ... Die gelb und

~):\

~ti;~Jf!

* *~ :tflb Eß mt~Jit±JI

ifäj(~

1m15~00fffi

~8

ti:{t~~*

~Jij{f'FJtl

m!1f* !Jti~

~±1\

:X JE ~t}f

~Ire

IIIJi!

~~

lfmi u•tu:~

m~~f?.P±f

~re

~Iii

~t5(

~J~t5c

D~

i'!tfrtl ~*I

'*U~JIX

Gefäßtyp

Probegrabung

unberührte ursprüngliche Lösschicht

feuerfeste Ziegel

farblose durchscheinende Glasur

rein weiß

Brand in oxydierendem Feuer

Reduktion

Muffel

zylindrisch

fertig geformtes, noch nicht gebranntes Stück

Brandstütze, spitzkegeliger Typ

Brandstütze, flacher Typ

gewölbter Boden

Ringfuß

Hai tering {beim Brennen für Gefäße, die umgekehrt gebrannt wurden)

Profil, Querschnitt

Drehen der "Rohlinge" auf der Scheibe

Formen mit Modeln

Krughenkel

Bruchfläche

Sprüngelung

Ornament eingeschnittener Rillen

Lippe eines Gefäßes

glasieren

Grat an den Rändern einer eingeritzten Rille

trompetenförmig

Hühnerschenkelkrug, flaschenförmiges Gefäß der Kitan ähnlich einer Steinhägerflasche, aber nach unten etwas

verjüngt

~JI~~Jßt~ die Glasurschicht blättert leicht ab

~~ Engobe, Anguß {engl. slip)

199