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Der Leidensweg d Das dubiose Geschäft mit Hunden, vor allem aus Osteuropa, boomt. Viele Tiere geschwächt, ohne Papiere – und bereiten den Käufern später erhebliche Prob Die meisten der Welpen sind ungeimpft und haben oft tage- lange Reisen in engen Boxen ohne Verpflegung hinter sich. [ TITELTHEMA ] 10 du und das tier 1/2007

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Der Leidensweg d Das dubiose Geschäft mit Hunden, vor allem aus Osteuropa, boomt. Viele Tiere geschwächt, ohne Papiere – und bereiten den Käufern später erhebliche Prob

Die meisten der Welpen sindungeimpft und haben oft tage-lange Reisen in engen Boxen ohne Verpflegung hinter sich.

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asthof Hannover-Garbsen, einmilder Spätsommerabend. Ein

Dutzend Beamte von Zoll undPolizei, gut getarnt in zivilen Fahrzeu-gen, observieren den Parkplatz. Siewarten auf dubiose Händler, die imInternet Hundewelpen verschiede-ner Rassen angeboten haben – Staf-fordshire Terrier etwa für 300 Euro proExemplar, weit unter dem üblichenMarktpreis. Eine Tierschützerin hatwegen des Verdachts des illegalenHundehandels die Polizei alarmiert, sich auf die Offerte gemeldet undzum Schein ihre Kaufbereitschaftbekundet. Am frühen Abend soll dieÜbergabe erfolgen.

Modewelpenweit unter Preis

Mehrere Stunden lang wartet der Truppvergeblich. Per Handy wird die Schein-käuferin hingehalten, der Lieferterminimmer wieder verschoben. Kurz nachMitternacht eine erneute Meldung. Es werde noch einige Zeit bis zu ihrerAnkunft dauern, teilen die Anrufer mit. Als neuen Treffpunkt geben sie den Rastplatz Hannover-Wülfel an. Habendie Händler Verdacht geschöpft oderwollen sie ganz sicher gehen?

Unauffällig beziehen die Beam-ten neue Positionen. Gegen vier Uhrmorgens rollt ein Renault Clio auf denParkplatz. Nach einem letzten telefo-nischen Kontakt mit der vermeint-

lichen Kundin steigen eine Frau undein Mann aus dem Fahrzeug. Da grei-fen die Fahnder zu. Das Paar stammtaus der Slowakei und hat noch vierWelpen im Auto, zwei Staffordshire Ter-rier und zwei Möpse. Vor zwei Tagenseien sie gestartet und quer durchDeutschland gefahren, sagen die

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Rassehunde, die in Mode sind, wie der Mops,werden häufig geschmuggelt.

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Das Geschäft mit Hundenboomt

Auf einem Autobahnrastplatz beschlagnahmte Welpen müssen fast immer tierärztlich

notbehandelt werden. Die meisten haben keine Papiere und sind ungeimpft.

Festgenommenen aus. Auf ihrer Tourhätten sie bereits sieben Tiere an Ab-nehmer in Basel, Karlsruhe, Würzburgund Frankfurt verkauft – für insgesamt3.000 Euro.

Die vier sichergestellten Welpen, eingepfercht in engen Boxen, sind ineinem erbärmlichen Zustand. Da dieVerkäufer zudem keine Impfpässe undandere erforderliche Papiere für sie vorweisen können und die Einfuhr vonStaffordshire Terriern in Deutschland verboten ist, werden die kleinen Hunde beschlagnahmt und an zwei Tierheimeübergeben. Die Slowaken, die nach

eigener Aussage schon mehrmals sol-che Schmuggel-Touren unternommenhaben, dürfen gegen Zahlung einerKaution von 1.800 Euro die Heimreiseantreten. Ihnen droht eine Verurteilungwegen Verstoßes gegen Zoll- und Seu-chenbestimmungen.

Deutschland hat diemeisten Käufer

Ein Fall im September 2006 – nicht der einzige dieser Art. Das grenzüberschrei-tende Geschäft mit Hunden in Europa boomt – oft am Rande der Legalität oder illegal. Deutschland ist der größ-te Markt für solche „Ware“. Einzeltäter und professionell arbeitende Händler-Ringe bieten an, was gewünscht wird: Welpen, ausgewachsene Tiere, Misch-linge, Straßen- und Rassehunde, auf Wunsch kupiert, sogar so genannte Kampfhunde. Genaue Absatzzahlen gibt es nicht, sie liegen wahrschein-

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lich im sechsstelligen Bereich. Nach-schub kommt meist aus dem Osten. Die Ermittlungsbehörden in Hannoverregistrieren seit Jahren gesetzwidrigeVerkäufe von Hunden aus osteuropä-ischen Ländern auf deutschen Rast-höfen und Parkplätzen. Im TierheimHannover-Langenhagen ist eineReihe von Fällen dokumentiert, indenen per Zeitungs- oder Internet-Anzeige Jungtiere aus Tschechi-en und der Slowakei, sogar ausentfernteren Regionen offeriertwurden.

Ein Anbieter aus Empeldeteilte auf Anfrage mit, Wel-pen aller Rassen, jedenAlters und jeglicher Farbebeschaffen zu können. DieTiere kämen per Flugzeugaus Russland. Ein andererbot Lieferungen aus derUkraine an.

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Welpen aus Polen entdeckt worden, die offensichtlich von einem Kurierabgeholt werden sollten.

Vom Geschäft mit den Vierbei-nern profitieren osteuropäische Hin-terhofzüchter, die ein paar Hunde im Schweinestall halten und sich ein Zu-brot verschaffen, hauptsächlich aber Betreiber von rein auf Kommerz aus-gerichteten Massenzuchten. Und das nicht nur im Osten, wo allein in Tsche-chien in einem Jahr schätzungsweise 30.000 Hunde für den Export „produ-ziert“ wurden, auch in Belgien und den Niederlanden. Ein belgischer „Doggy Handel“ gab an, über 2.000 „Indivi-duen“ aller Rassen zu „betreuen“. Für den Deutschen Tierschutzbund steht fest: „Die Tiere sind da lediglich Ware, Hündinnen werden als Gebärmaschi-nen missbraucht, der einzige Zweck der Zucht ist die Erwirtschaftung vonGewinn.“

Deutsche Auflagenverhindern Rassezucht

Zwar gibt es auch in Deutschland ge-wissenlose „Produzenten“ und Händler. Doch amtliche Auflagen verhindern die Entstehung zu großer Zuchtstät-ten. Laut hiesiger Tierschutzhundever-ordnung muss jeder gewerbsmäßige Züchter sicherstellen, dass für jeweilsbis zu zehn Zuchthunde und ihre Wel-pen eine Betreuungsperson zur Verfü-gung steht.

Für ausländische Vermarkter ist Tier-schutz oft ein Fremdwort. Zuchthundewerden gnadenlos verschlissen unddann „entsorgt“, Welpen viel zu frühvon der Mutter getrennt. Ernährungund Unterbringung sind häufig ka-tastrophal. Lieferanten missachtendie deutschen Bestimmungen, dassJungtiere erst ab acht Wochen trans-portiert werden dürfen. „SkrupelloseLeute pferchen die kleinen, oft kran-ken und schwachen Kreaturen ins Au-to und karren sie über weite Streckendurch Europa“, schimpft Silvia Brünigvom Tierheim Hannover-Langenha-gen. „Dass ein Teil davon unterwegsdraufgeht, wird einkalkuliert.“

Auf einer Autobahn-Raststätte beiKitzingen in Franken entdeckten Zoll-fahnder vor gut einem Jahr in einem ungarischen Kleintransporter 89 Wel-

Die „Welpenproduktion“ in Osteuropa kostet wenige Euro, verkauft werden die Hunde für mehrere

hundert Euro – weit unter hiesigen Preisen.

Manche Hunde-babys sind

keine sieben Wochen alt.

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Tessy Lödermann vomTierschutzverein Garmisch-

Partenkirchen hat eine ganzeListe mit Beispielen von aufge-

deckten illegalen Angebotenund Transporten zusammenge-stellt. Vereine und Behörden in

anderen Bundesgebieten regist-rieren ebenfalls einen schwung-haften Handel mit Hunden aus zwei-felhaften östlichen Quellen. In polni-

schen Grenzstädten wie Slubiceund Bad Muskau dienen Märkteund Basare als Umschlagplät-ze. Zwischen Billig-Textilien und-Schuhen werden dort auch Vier-

beiner wie Ramschware verhökert. Häufig „kranke oder zu junge Tiere,

die kaum eine Überlebenschancehaben“, weiß Peter Vater vom Tier-schutzverein Görlitz. Diesseits derGrenze seien sogar eines Nachts aufeinem Containerplatz Boxen mit elf

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pen ohne Papiere, die in einem be-dauernswerten Zustand waren. Dienoch zu jungen, erschöpften undhalbverdursteten Jungtiere verschie-dener Rassen hatten „jedes nur er-denkliche Übel – Staupe, Parvovirose. Würmer“, berichtet Angela Drabantvom Tierheim Kitzigen. Obwohl sie dort und in zwei weiteren Tierheimen liebe-voll versorgt wurden, starben zwölf, 17 gesund gepflegte Welpen mussten, nachdem entsprechende EU-Heim-tierpässe nachgereicht, Tierarztkosten und ein Bußgeld gezahlt worden wa-ren, an die Händler zurückgegeben werden. Die anderen Überlebenden blieben auf amtliche Anordnung in Deutschland und konnten später an Familien vermittelt werden.

Auf dem Hof einer sogenannten„Tierhilfe“ bei Darmstadt stellten Be-amte im gleichen Zeitraum zwei Autosmit 45 Hunden aus Rumänien sicher, die in Deutschland und Belgien ver-schachert werden sollten. „Vielekonnten nach 36-stündiger Fahrt vorSchwäche nicht mehr stehen, hattenteilweise Fieber, Staupe, Parvoviroseund Herzwürmer“, so Kerstin Höfer, Tierheim Darmstadt. Acht der dortund im Tierheim Pfungstadt unter-gebrachten Geschöpfe waren nichtmehr zu retten, Überlebende wurdenan Familien vermittelt. Gegen diedeutsche Betreiberin der „Tierhilfe“läuft ein Strafverfahren.

Im Spätsommer 2006 entdeckten Polizisten auf einem Rastplatz an der

A3 einen slowakischen Kleinlaster mit 63 Welpen. Weil alle nach Ansicht der zuständigen Veterinärin für den Trans-port zu jung und etliche krank waren, kamen sie ins Tierheim Nürnberg. Drei starben. Der slowakische Lieferant, der unter dem Namen „Eurokennels“ firmiert, beteuerte, man widme sichdem Welpen-Verkauf seit zehn Jahren, exportiere in zwölf Länder und könne alle erforderlichen Impfungen und Pa-piere vorweisen. Sein „Handeln richtet sich nach der hohen Professionalität im Einklang der Legislative EU“.

Anfangs drängte er auf Rückgabeder „Fracht“. Doch auf zweimaligeAufforderung des Tierheims Nürn-berg, 40.000 Euro für Unterbringungund Pflege der Welpen zu bezahlen, reagierte er nicht. Vor Weihnachtenwurden die Hunde – Terrier, Malteser, Pekingesen, Bulldoggen, Bassetts undChihuahuas – vermittelt. TierheimleiterDanny Baruch will die Kosten jetzt ju-ristisch einfordern: „Da die Slowakei jamittlerweile zur EU gehört, könnten wirmit einer Klage Erfolg haben. Das wä-re dann ein Präzedenzfall im Kampfgegen solche dubiosen Transporte.“

Trotz mancher Verluste sind die Pro-fite auf dem grauen Markt prächtig. Die Heim- oder Massenzucht im Os-ten kostet nur ein paar Euro pro Tier. Im Westen sind dafür 250 oder 300 Euro zu erzielen, für Hunde besonderer Ras-sen noch mehr. Das liegt um die Hälfte unter dem, was ein entsprechendes Tier aus hiesiger seriöser Zucht kostet.

Käufer suchen Schnäppchenoder haben Mitleid

Viele Tierfreunde, die sich einen Hund zulegen möchten, lassen sich vomanscheinend günstigen Preis blenden oder von wohlklingenden Offerten in Zeitungen und v. a. im Internet, wo An-

gebote seitenweise zu finden sind. „Sü-ße kinderliebe Welpen, Super Familien-hund“, heißt es da neben eingeklink-ten niedlichen Fotos. Oder: „Welpen suchen ein Zuhause. Umgänglich, kin-derlieb.“ An anderer Stelle wird bei „Fix Bestellung“ „bringung bis ihre nächste Autobahnausfahrt“ versprochen. Und ein Anbieter preist an: „Qualität aus Belgien – Bringen ist möglich. Wir spre-chen perfekt deutsch“.

Unter dem Deckmantel des Tier-schutzes werden bisweilen Straßen-hunde aus Rumänien oder der Türkeiangeboten. „Die Händler setzen dar-auf, dass Privatpersonen und auch Vereine die Tiere aus Mitleid über-nehmen“, weiß Tessy Lödermann ausErfahrung. Mitunter stammen die Kre-aturen jedoch nicht wie behauptet aus Rettungsaktionen ausländischerTierschutzorganisationen, sondern ausmiesen Zuchtstätten – eine massive Täuschung mit dem Hintergedanken, dass mitleidige Tierliebhaber sie danneher abnehmen. Der Kaufpreis wird alsUnkostenbeitrag deklariert. Schlimmernoch: Wer einen Hund aus dubioser Quelle übernimmt, kann sich erhebli-che Probleme einhandeln, warnt derDeutsche Tierschutzbund. Verantwor-tungslose Züchter wählen die Elterntie-re nicht sorgfältig aus, der Nachwuchs

Tote Tieresind einkalkuliert

Danny Baruch, Leiter des Tierheims Nürn-berg, mit einem der Welpen, die aus der Slowakei über die Grenze geschleust wur-den. Drei der 63 Tiere konnten nicht gerettet werden.

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leidet häufig unter Erbkrankheiten wieetwa Hüftgelenksdysplasien.

Verantwortungsbewusste Züch-ter entfernen die Kleinen frühestensnach acht bis zehn Wochen von derMutter, unseriöse tun das oft nachvier bis sechs Wochen. Besonders in den ersten Lebenswochen machendie Jungtiere wichtige Präge- undSozialisierungsphasen durch, sie ler-nen vom Muttertier und den Wurfge-schwistern arttypisches Verhalten ge-genüber Artgenossen und den Um-gang mit Menschen. Defizite könnenz. T. bis ins Erwachsenenalter nichtausgeglichen werden. Hundeschulenberichten von massiven Verhaltens-problemen bei solchen Tieren: Über-ängstlichkeit, Dauerkläffen, Angstbei-ßen. Viele Straßenhunde, durch ihreVorgeschichte verstört, misstrauischund menschenscheu, sind schwerzu halten und zu kontrollieren.

Bei Importen aus Ost- oder Südeu-ropa fehlen oft die EU-weit vorge-schriebenen Heimtierausweise, Impf-pässe und Kennzeichnungen durch Tätowierung oder Chip. Oft sind die Papiere gefälscht. Hunde, die nichtgeimpft wurden, weisen vielfachschwere Gesundheitsschäden auf: Staupe, Parvovirose, Leishmaniose. „Unerfahrene Käufer glauben mitunter, der von ihnen ausgesuchte Welpe sei gut genährt“, sagt Tierschützer Peter Vater. „In Wirklichkeit hat er einen di-cken Wurmbauch.“ Kranke Tiere, die nicht beim Transport auf der Steckebleiben, müssen – wenn die Behör-den auf einen entsprechenden Fall stoßen – wegen Ansteckungsgefahr wochenlang in Quarantäne, oder sie sterben später nicht selten bei denneuen Besitzern.

Zudem droht juristisches Unge-mach. Nicht nur illegale Händler, auch Käufer können sich strafbar machen, etwa wegen Beihilfe zur Steuerhinter-ziehung. All diese Missstände sollten Hundeliebhaber von „Spar-, Spontan- oder Mitleidskäufen“ abhalten, so der Deutsche Tierschutzbund. Er empfiehlt einen Hund aus dem Tierheim oder beim Wunsch nach einer bestimm-ten Rasse auf einen seriösen, ver-antwortungsvollen Züchter zuachten. HERBERT UNIEWSKI FO

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05.12.2006 Gegen das zunehmende Verfrachten von Hunden aus Süd- und Osteuropa nach Deutschland hat sich der Tierschutzbeirat Rheinland-Pfalz aus-gesprochen: „Diese Form des „Auslands-tierschutzes“ wird inzwischen in großem Stil durch mehr oder weniger seriöse Organisationen praktiziert, die teils aus Tierliebe, teils aber auch aus reiner Ge-schäftemacherei Straßenhunde, etwa aus Rumänien, Ungarn oder Griechen-land, an hiesige Tierfreunde vermitteln. Wenn auch die Motive sehr unterschied-lich sein mögen, die Probleme gleichen sich: Herrenlose Hunde, die am Strand oder auf einer Müllhalde aufgewachsen sind, gewöhnen sich oftmals nur schwer an Treppen, Aufzüge, überfüllte Kaufhäu-ser oder den Straßenverkehr, reagieren ängstlich und zuweilen auch aggressiv auf fremde äußere Reize. Beißvorfälle und

Stellungnahme

Tierschutzbeiratcontra „Hundetourismus“

die bekannten Überreaktionen hunde-feindlicher Kreise können die Folge sein.Ein weiteres Risiko besteht in der mög-lichen Einschleppung von Krankheiten, z.B. der Leishmaniose, einer klassischenInfektionskrankheit des Mittelmeer-raums, die durch einen einzelligen Blut-parasiten hervorgerufen wird. Die tierseuchenrechtlichen Vorschriften für die Einfuhr oder das „innergemein-schaftliche Verbringen“ von Hunden und Katzen werden nach Erkenntnissen des Tierschutzbeirates nicht immer beachtet.

Tierschutz darf nicht an Grenzen Haltmachen. Ein Mitbringen von Tieren istaber nur im Einzelfall vertretbar; Hilfspro-jekten vor Ort, etwa Aufklärungsarbeit, Kastrationsaktionen oder Unterstützungbeim Aufbau von Tierheimen, ist eindeu-tig der Vorzug zu geben.“

Importierte Straßen-hunde aus Süd- und Osteuropa bergen Risiken: Sie weisen zum Teil schwere Verhal-tensstörungen auf. Zudem sind viele nicht ge-impft und sehr krank.

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