Der Messias Abendmusiken...

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Georg Friedrich Händel Brockes-Passion

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AbendmusikenDer MessiasG. F. Händel / W. A. Mozart

Georg Friedrich Händel

Brockes-Passion

Werkeinführung

Libretto

Mitwirkende

Impressum

Herausgeber:Berner Kammerchor

Redaktion:Nicolaj Bechtel, Ursina Bechtel-Grosch, Andreas Traub

Grafik- und Layoutkonzept Programmheft / Plakat:Nicolaj Bechtel, Zü[email protected]

www.bernerkammerchor.ch

unkomplizierte Gastlichkeitim Herzen von Bern

und

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Inhalt

Wir danken unseren Sponsoren:

Berner MünsterMittwoch, 28. März 2018, 19.30 UhrKarfreitag, 30. März 2018, 17.00 Uhr

Georg Friedrich Händel (1685-1759)

Brockes-PassionHWV 48

Markus Brutscher, EvangelistKai Wessel, JudasTobias Wicky, JesusJames Elliott, PetrusFelicitas Erb, Tochter ZionJudith Erb, Gläubige Seele

Berner KammerchorChorsolisten:Helen Thomas, Susann Rieben, Ulrich Nachbauer, Johannes Weimann

Bern Consort

Jörg Ritter, Leitung

Originaltitel: Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus

Ein Passions-Oratorium in einem Teilmit einem Libretto des Hamburger Ratsherrn Barthold Heinrich Brockesfür Solisten, Chor und Orchester

Uraufführung am 3. April 1719 im Refektorium der Domkirche in Hamburg

4 Werkeinführung

Titelblatt des Librettos der Brockes-Passion von 1712 mit dem Originaltitel

5Werkeinführung

Werkeinführung zur Brockes-Passion von G. F. Händel

Die Brockes-Passion von Georg Fried-rich Händel entstand vor dem Hinter-grund einer zu Beginn des 18. Jahrhun-derts in Hamburg öffentlich geführten Diskussion: Darf man in der Karwoche eine Passionsmusik aufführen, deren Text nicht einem der vier biblischen Passionsberichte entspricht? 1704 hatte Christian Friedrich Hunold mit Der blutige und sterbende Jesus einen ersten solchen Text vorgelegt, der noch im selben Jahr von Reinhard Keiser vertont wurde. 1712 erschien Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus von Barthold Heinrich Brockes. Kei-ser vertonte diesen Text 1712, Georg Philipp Telemann 1716, ebenfalls 1716 Händel und 1718 Johann Mattheson. Im April 1719 führte Mattheson in demons-trativer Weise die vier Kompositionen in der Hamburger Domkirche auf. Alle Beteiligten kannten sich seit langem. Brockes und Telemann hatte Händel 1702 in Halle kennengelernt, Mattheson und Keiser 1703 in Hamburg. Später wurde der Text noch von Gottfried Heinrich Stölzel und Johann Friedrich Fasch vertont, und noch nach der Mitte des Jahrhunderts bildete Johann Wende-lin Glaser aus der Abendmahlsszene von Brockes eine Gründonnerstagskantate.

Das LibrettoBrockes (1680–1747), von Haus aus Jurist, war nach ausgiebigen Studienrei-sen 1708 nach Hamburg zurückgekehrt. 1715 gründete er die literarisch tätige Teutschübende Gesellschaft und 1724

die Patriotische Gesellschaft, die nach englischem Vorbild die Wochenschrift Der Patriot herausgab. 1720 wurde Brockes Ratsherr, 1730 Kaiserlicher Pfalzgraf und Gekrönter Dichter, 1735 Amtmann von Ritzebüttel und 1741 Landherr des Hamburger Berges.

Mit der Angabe aus den IV. Evan-gelien ... in gebundener Rede vorgestellt weist Brockes seinen Text als Evangelien-Harmonie aus. Er gestaltet ihn durch-aus nach Art einer Passion. Es gibt einen Evangelisten (in herkömmlicher Wei-se: Tenor), elf biblische Personen, die Tochter Zion und die Gläubigen Seelen. Brockes gliedert das Geschehen in acht Szenen, beginnend mit dem Abend-mahl und schliessend mit Kreuzigung und Tod Jesu. Die in den Evangelien berichtete Kreuzabnahme und Grable-gung lässt er weg, fügt aber einen Dialog zwischen Jesus und Maria auf dem Gang nach Golgatha ein (Nr. 40a, b).

Die Kreuzigung schliesst er mit einer dreistufigen Steigerung: 1. Hierauf rief Jesus laut mit ganzer Macht: Es ist voll-bracht, mit der choralartigen Antwort: O Donnerwort! O schrecklichs Schreien; 2. Drauf neigte er das Haupt, verstanden als Bejahung der Frage: Ist aller Welt Er-lösung nah?, und 3. Und er verschied, mit einer vier Nummern umfassenden Dar-stellung des Erdbebens, das die Gläubige Seele geradezu in den Tod treibt: „Ersti-cke, Gott zu Ehren, in deiner Sündflut bittrer Zähren“. Die folgende Conclusio besteht aus der zweiten und dritten Stro-phe von Wenn mein Stündlein vorhan-

6 Werkeinführung

den ist von Nikolaus Hermann, die eine Arie der Tochter Zion umschliessen, in der die Gläubige Seele getröstet wird:

„Wisch ab der Tränen scharfe Lauge“ (Nr. 53). Der Conclusio entspricht formal das Exordium: die instrumentale Sinfonia und ein Chorsatz , auf dessen Text noch einzugehen ist.

Noch drei weitere Choräle gliedern das Werk. Die Abendmahlsszene schliesst mit der vierten Strophe von Schmücke dich, o liebe Seele von Johann Franck; auf die Reue des Petrus folgt Ach Gott und Herr von Martin Rutili-us, und nach der Kreuzigung erklingt die dritte Strophe von O Traurig-keit, o Herzeleid von Johann Rist.

Von den 36 Arien und Ariosi gehen 15 an die vom Sopran verkörperte Toch-ter Zion, die das Geschehen nicht nur begleitet, sondern in es einbezogen wird; sie führt ein Gespräch mit Jesus (Nr. 28b) und weist die Gläubigen Seelen auf den Weg nach Golgatha (Nr. 39b). Händel skizziert mit der heftigen Arie Nr. 17b Was Bärentatzen, Löwenklauen, dem Adagio Nr. 26 Die ihr Gottes Gnad versäumet und dem Siciliano Nr. 33b Die Rosen krönen die Spannweite der Ausdrucksmöglichkeiten dieser Figur. Auch Petrus wird in der Rachearie Nr. 14b Gift und Glut und dem Klagegesang Nr. 19b Heul du Schaum der Menschen-kinder deutlich charakterisiert. Solche auf die Oper weisenden Beobachtun-gen gehören durchaus zur Sache; das Passionsgeschehen war „dramatisch“ und löste die stärksten Emotionen aus.

Brockes dichtet in diesem Sinn in der barocken Tradition, die durch Wort-häufung wie „Gift und Glut, Stahl und

Flut“ (Nr. 14b) und Drastik wie „zerreißt mein Fleisch, zerquetscht die Knochen“ (Nr. 25b) charakterisiert ist. Mag derlei auch heute anstössig erscheinen, so sollte man dennoch nicht versuchen, den Text von der Musik abzulösen und beiseite zu legen. Nur so waren die gewünsch-ten Emotionen zu erregen, und Händel hat genau diesen Text in allen seinen Einzelheiten vertont. Er hat keine frei verfügbare „Andachtsmusik“ geschaffen.

Händels Vertonung, Bachs AbschriftHändel, der seit 1713 in England lebte, kehrte Ende 1716 von einer Reise durch Deutschland nach London zurück und folgte dann einer Einladung von James Brydges, Earl of Carnarvon, für den er die Chandos Anthems komponierte. Mit der kurz zuvor abgeschlossenen Brockes-Passion wollte sich Händel vielleicht um das Kantorat in Ham-burg und die Direktion der dortigen Oper am Gänsemarkt bewerben.

Die autographe Partitur des Werkes schickte Händel an Mattheson; sie ging verloren. Unter den Abschriften des 18. Jahrhunderts ist eine von besondere Bedeutung: 1746–1747 stellte Johann Sebastian Bach eine Abschrift des Wer-kes her; die ersten 47 Seiten der Partitur schrieb er eigenhändig; dann setzte sein Kopist Johann Nathanael Bammler die Arbeit fort. Bach hatte die Brockes-Passi-on schon früher kennengelernt, denn er übernahm nach 1743 sieben Arien aus ihr in eine Passionsmusik, die er nach der Markus-Passion von Reinhard Keiser zusammengestellt hatte. Nun fertigt er eine vollständige Partitur an, und diese Partitur ist die Grundlage der heutigen

7Werkeinführung

Barthold Heinrich Brockes, Dominicus van der Smissen um 1745

8 Werkeinführung

Aufführung des Werkes. Sie weist einige bemerkenswerte Abweichungen von den anderen Quellen auf, die man, zumal wenn Bach selber sie notiert hat, als bewusste kompositorische Eingriffe zu verstehen hat. Man sollte diese Stellen also genau so musizieren, wie Bach sie aufgeschrieben hat. Sind die Abweichungen von Bammler notiert, muss man jedoch sorgfältig prüfen, ob vielleicht Schreibfehler vorliegen.

Die gewichtigste Änderung betrifft das Exordium. Der Chorsatz hat bei Brockes den Text: „Mich vom Stricke meiner Sünden zu entbinden, wird mein Heil gebunden“. Bach übernimmt ihn in seine Johannes-Passion und ersetzt ihn durch „Kommet, ihr ver-worfnen Sünder“, was an das „Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen“ der Matthäus-Passion erinnert. Vielleicht hat der Dichter der Matthäus-Passion, Picander, diese Verse für Bach gedich-tet. Damit wird die Ich-Perspektive von Brockes zu einer Einladung an alle Sünder verwandelt. Das ganze Werk wird neu ‚adressiert‘: Alle sollen hin-zukommen und die Passion erleben.

Andere Abweichungen sind weniger auffällig. Zweimal gibt Bach einem Rezitativ einen veränderten Klang-grund, das übrige sind Details. Es ist aber durchweg faszinierend zu beob-achten, wie Bach sich in der Zeit des Musikalischen Opfers und der Kunst der Fuge, aber auch der Überarbeitung der Johannes-Passion derart inten-siv dem Werk Händels zuwendet.

Neben dem Eingangschor, den Chorälen und den in die Passionser-zählung eingebundenen Turba-Chören

enthält das Werk zwei Chorfugen, die in den beiden typischen gegensätzlichen Stilrichtungen gehalten sind. Händel übernahm sie aus zwei bereits vorliegen-den Werken: Nr. 8b im stile antico aus dem Jubilate (Ps.100) zum Utrechter Frieden und Nr. 36b im stile moderno aus der Geburtstagsode für die Königin Anne, beide von 1713. Mit der Übernah-me der Musik wird aber auch die dortige Textaussage aufgerufen. Bei Wir wollen alle eh erblassen (Nr. 8b) ist es: „Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben: danket ihm, lobet seinen Namen“ (Ps. 100,10), bei Gegrü-ßet seist du (Nr. 36b) “The day that gave great Anna birth, who fix‘d a lasting peace on earth”. Man geht, so wird man also verstehen müssen, in die Passion mit

„Loben und Danken“, und die Verspot-tung des dornengekrönten Jesus wird zur Huldigung des wahrhaftigen Königs, der der Welt den Frieden bringt. Wenn man noch dazu im Ohr hat, dass in der Geburtstagsode zwei Trompeten, die

„königlichen“ Instrumente par excellence, mitspielen, so steht die königliche Aura dieser Proklamation ausser aller Frage.

Die musikalische Architektur eines solchen Werkes, in dem unterschied-liche Einzelstücke aufeinanderfolgen, entsteht aus der Anordnung der Ton-arten. Händel wählt als Grundtonart die Verbindung von g-moll und B-dur, deren Dreiklänge sich zu einer ele-mentaren Terzkette zusammenfügen: g-b-d-f. Solche Terzketten bestimmen die Architektur der meisten Werke jener Zeit. Dieses Zentrum bestimmt Exordium, Conclusio und das Verhör bei Pilatus. In g-moll stehen ferner

9Werkeinführung

Händel als Kind, überrascht von seinen Eltern beim heimlichen Spinettspiel (Ausschnitt)Margaret Isabel Dicksee 1893

10 Werkeinführung

die völlig gegensätzlichen Arien Nr. 24b Meine Laster sind die Stricke und Nr. 49 Brich brüllender Abgrund, in B-dur die ebenfalls gegensätzlichen Nr. 18b Ich will versinken und vergehn und Nr. 38c Heil der Welt. Von dem Zentrum aus greift Händel einerseits bis f-moll, andererseits bis A-dur aus. Die tiefste Tonart f-moll, die, so Händels Freund Johann Mattheson in seiner Schrift Das Neu=Eröffnete Orchestre (1713), „schwartze huelflose Melancholie“ ausdrückt, verwendet Händel dreimal, in der Arie nach dem Tod des Judas (Nr. 26), im Dialog Jesu

mit seiner Mutter (Nr. 40b) und in O Donnerwort (Nr. 47). Die höchste Ton-art A-dur erscheint nur in der Arie des Petrus Nehmt mich mit (Nr. 16b); nach Mattheson ist sie „mehr zu klagenden und traurigen Passionen“ geneigt.

Dies sind nur einige Einzelbe-obachtungen, die weiter ausgeführt werden müssten. Die Brockes-Passion von Händel ist unter jedem Aspekt ein faszinierendes Werk, und sie erhält ein besonderes Gewicht dadurch, dass Johann Sebastian Bach sich ihr in dieser Weise zugewandt hat.Andreas Traub

11Werkeinführung

Letztes Abendmahl (Ausschnitt), Freskomalerei in San Salvi, Florenz, Andrea del Sarto um 1527

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14 Libretto

Cristo penitente (Ausschnitt), Niccolò Frangipane 1574

15Libretto

Brockes-PassionOriginaltitel: Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus

Für das heutige Konzert wurden einige behutsame Kürzungen vorgenommen.Die ausgelassenen Textpassagen finden Sie im Folgenden in Kursivdruck abgedruckt.

SinfoniaGrave e staccato – Allegro – Adagio e staccato

1 Chorus Chor Kommet, ihr verworfnen Sünder, Todeskinder, seht, hier stirbt das Leben. Euer Tod soll mit ihm sterben, sein Verderben wird euch Rettung geben.

2a. RecitativoEvangelist Als Jesus nun zu Tische sass, und er das Osterlamm, das Bild von seinem Tod, mit seinen Jüngern ass, nahm er das Brot, und wie er es dem Höchsten dankend brach, gab er es ihnen hin, und sprach:

2b AccompagnatoJesus Das ist mein Leib: kommt, nehmet, esset, damit ihr meiner nicht vergesset.

3/1 AriaTochter Zion Der Gott, dem alle Himmelskreise, dem aller Raum zum Raum zu klein, ist hier auf unerforschte Weise in, mit und unter Brot und Wein und will der Sünder Seelenspeise, o Lieb’, o Gnad‘, o Wunder, sein.

4a RecitativoEvangelist Und bald hernach nahm er den Kelch, und dankte, gab ihn ihnen und sprach:

16 Libretto

4b AccompagnatoJesus Das ist mein Blut, das neue Testament, das ich für euch und viele will vergiessen, es wird dem, der es wird geniessen, zu Tilgung seiner Sünden dienen. Damit ihr dieses oft erkennt, will ich, dass jeder sich mit diesem Blute tränke, damit er meiner stets gedenke.

3/2 AriaTochter Zion Gott selbst, der Brunnquell alles Guten, ein unerschöpflich Gnadenmeer, fängt für die Sünder an zu bluten, bis er von allem Blute leer, und reicht aus diesen Gnadenfluten uns selbst sein Blut zu trinken her.

5 ChorusChor Ach, wie hungert mein Gemüte, Menschenfreund, nach deiner Güte! Ach, wie pfleg’ ich oft mit Tränen mich nach dieser Kost zu sehnen! Ach, wie pfleget mich zu dürsten nach dem Trank des Lebensfürsten, wünsche stets, dass mein Gebeine sich durch Gott mit Gott vereine!

6a RecitativoEvangelist Drauf sagten sie dem Höchsten Dank, und nach gesprochnem Lobgesang ging Jesus über Kidrons Bach zum Oelberg, da er dann zu seinen Jüngern sprach: Jesus Ihr werdet all’ in dieser Nacht euch an mir ärgern, ja, mich

gar verlassen.

6b Chorus Chor Wir alle wollen eh’ erblassen, als durch solch Untreu dich betrüben.7a RecitativoJesus Es ist gewiss, denn also steht geschrieben.

17Libretto

Christus betritt mit seinen Jüngern den Garten Gethsemane (Ausschnitt), Nikolai Nikolajewitsch Ge 1888

18 Libretto

7b AriaJesus Weil ich den Hirten schlagen werde, zerstreuet sich die ganze Herde.

8a RecitativoPetrus Aufs wenigste will ich, trotz allen Unglücksfällen, ja sollte durch die Macht der Höllen die ganze Welt zu Trümmern gehn, dir stets zur Seiten stehn. Jesus Dir sag’ ich, ehe noch der Hahn wird zweimal kräh’n, wirst du schon dreimal mich verleugnet haben. Petrus Eh’ soll man mich mit dir erwürgen und begraben, ja zehenmal will ich erblassen, eh’ ich dich will verleugnen und verlassen. Jesus Verziehet hier, ich will zu meinem Vater treten, schlaft aber nicht, denn es ist Zeit zu beten.

8b AccompagnatoJesus Mein Vater! Schau, wie ich mich quäle, erbarme dich ob meiner Not! Mein Herze bricht, und meine Seele betrübet sich bis an den Tod!

8c RecitativoJesus Mich drückt der Sünden Zentnerlast, mich ängstiget des Abgrunds Schrecken, mich will ein schlammigter Morast, der grundlos ist, bedecken; mir presst der Höllen wilde Glut aus Bein und Adern Mark und Blut. Und weil ich noch zu allen Plagen muss deinen Grimm, o Vater, tragen, vor welchen alle Marter leicht, so ist kein Schmerz, der meinem gleicht.

8d AccompagnatoJesus Ist’s möglich, dass dein Zorn sich stille, so lass den Kelch vorüber gehn, doch müsse, Vater, nicht mein Wille, dein Wille nur allein geschehn!

19Libretto

9 AriaTochter Zion Sünder, schaut mit Furcht und Zagen eurer Sünden Scheusal an, da derselben Straf ‘ und Plagen Gottes Sohn kaum tragen kann!

10a RecitativoEvangelist Die Pein vermehrte sich mit grausamem Erschüttern, so dass er kaum vor Schmerzen röcheln kunt‘, man sah die schwachen Glieder zittern, kaum atmete sein trockner Mund, das bange Herz fing an so stark zu klopfen, dass blut’ger Schweiss in ungezählten Tropfen aus allen Adern drang, bis er zuletzt, bis auf den Tod gequält, voll Angst, zermartert, halb entseelt, gar mit dem Tode rang.

10b AriaTochter Zion Brich, mein Herz, zerfliess in Tränen, Jesus‘ Leib zerfliesst in Blut! Hör sein jämmerliches Ächzen, schau, wie Zung’ und Lippen lechzen, hör sein Wimmern, Seufzen, Sehnen, schau, wie ängstiglich er tut.

11a RecitativoEvangelist Ein Engel aber kam, von den gestirnten Bühnen, in diesem Jammer ihm zu dienen, und stärket ihn; drauf ging er, wo die Schar der müden Jünger war, und fand sie insgesamt in sanfter Ruh; drum rief er ihnen ängstlich zu:

11b AriosoJesus Erwachet doch! Petrus Wer ruft? Johannes, Jakobus Ja, Herr!

20 Libretto

Jesus Erwacht! Könnt ihr in dieser Schreckensnacht, da ich sink’ in des Todes Rachen, nicht eine Stunde mit mir wachen? Ermuntert euch! Johannes, Jakobus, Petrus Ja, ja!Jesus Ach steht doch auf! Der mich verrät, ist da.

12a RecitativoEvangelist Und eh’ die Rede noch geendigt war, kam Judas schon hinein, und mit ihm eine grosse Schar mit Schwertern und mit Stangen.

12b Chorus Chor Greift zu, schlagt tot! Doch nein! Ihr müsset ihn lebendig fangen.

13a RecitativoEvangelist Und der Verräter hatte dieses ihnen zum Zeichen lassen dienen: Judas Dass ihr, wer Jesus sei, recht möget wissen, will ich ihn küssen; und dann dringt auf ihn zu mit hellen Haufen.

13b Chorus Chor Er soll uns nicht entlaufen.

14a RecitativoJudas Nimm, Rabbi, diesen Kuss von mir. Jesus Mein Freund, sag, warum kommst du hier?

14b AriaPetrus Gift und Glut, Strahl und Flut ersticke, verbrenne, zerschmettre, versenke den falschen Verräter voll mördrischer Ränke! Man fesselt Jesum jämmerlich, und keine Wetter regen sich? Auf denn, mein unverzagter Mut,

21Libretto

Christus im Garten Gethsemane (Ausschnitt), Archip Iwanowitsch Kuindschi 1901

22 Libretto

vergiess das frevelhafte Blut, weil es nicht tut Gift und Glut, Strahl und Flut!

15a RecitativoJesus Steck nur das Schwert an seinen Ort, denn wer das Schwert ergreift, wird durch das Schwert erkalten. Wie? Oder glaubst du nicht, dass ich sofort, von meinem Vater in der Höhe der Engel Hülfe könn’ erhalten? Allein es will die Schrift, dass es also geschehe. Ihr kommt mit Schwertern und mit Stangen, als einen Mörder mich zu fangen, da ihr doch, wie ich euch gelehrt, im Tempel, täglich angehört, und keiner hat sich je gelüsten lassen mich anzufassen, allein, es muss nunmehr geschehn, was die Propheten längst vorhergesehn.

15b Chorus Chor O weh, sie binden ihn mit Strick und Ketten! Auf, lasst uns fliehn und unser Leben retten! 16a RecitativoPetrus Wo flieht ihr hin? Verzagte, bleibt, doch ach, sie sind schon fort! Was fang ich an? Folg’ ich den andern nach, da ich allein ihm doch nicht helfen kann? Nein! nein! Mein Herz, nein, nein, ich lass ihn nicht allein. Und sollt’ ich auch mein Leben gleich verlieren, will ich doch sehn, wohin sie Jesum führen.

16b AriaPetrus Nehmt mich mit, verzagte Scharen, hier ist Petrus ohne Schwert!

23Libretto

Lasst, was Jesus widerfährt, mir auch widerfahren.

17a RecitativoEvangelist Und Jesus ward zum Palast Caiphas’, woselbst der Priesterrat beisammen sass, mehr hingerissen als geführet, und Petrus, bald von Grimm und bald von Furcht gerühret, folgt’ ihm von ferne nach. Indessen war der Rat, doch nur umsonst geflissen, durch falsche Zeugen ihn zu fangen, derhalben Caiphas also zu Jesus sprach:Caiphas Wir wollen hier von dem, was du begangen, und deiner Lehre Nachricht wissen. Jesus Was ich gelehrt, ist öffentlich geschehn, und darf ich es ja dir nicht hier erst sagen, du kannst nur die, so mich gehöret, fragen.Kriegsknecht Du Ketzer, willst dich unterstehn, zum Hohenpriester so zu sprechen? Wart, dieser Schlag soll deinen Frevel rächen!

17b AriaTochter Zion Was Bärentatzen, Löwenklauen trotz ihrer Wut sich nicht getrauen, tust du, verruchte Menschenhand! Was Wunder, dass, in höchster Eile, der wilden Wetter Blitz und Keile dich Teufelswerkzeug nicht verbrannt!

18a RecitativoEvangelist Dies sahe Petrus an, der draussen bei dem Feuer sich heimlich hingesetzt. Indem kam eine Magd, die gleich, sobald sie ihn erblicket, sagt: Ancilla 1 Ich schwöre hoch und teuer, dass dieser auch von Jesus’ Schar. Petrus Wer? ich? Nein, wahrlich nein, du irrest dich. Evangelist Nicht lang hernach fing noch ein’ andre an: Ancilla 2 So viel ich mich erinnern kann,

24 Libretto

bist du mit dem, der hier gefangen, viel umgegangen; drum wundr’ ich mich, dass du dich hieher wagest. Petrus Welch toll Geschwätz, ich weiss nicht, was du sagest, ich kenne wahrlich seiner nicht.Evangelist Gleich drauf sagt ihm ein’ andre ins Gesicht:Ancilla 3 Du bist fürwahr von seinen Leuten, und suchst umsonst dich weiss zu brennen, im Garten warst du ihm zur Seiten, auch gibt’s die Sprache zu erkennen.

18b AriosoPetrus Ich will versinken und vergehn, mich stürz’ des Wetters Blitz und Strahl, wo ich auch nur ein einzigmal, hier diesen Menschen sonst gesehn!

19a RecitativoEvangelist Drauf krähete der Hahn. Sobald der heiser Klang durch Petrus’ Ohren drang, zersprang sein Felsenherz, und alsbald lief, (wie Moses’ Fels dort Wasser gab,) ein Tränenbach von seinen Wangen ab, wobei er trostlos rief: Petrus Welch ungeheurer Schmerz bestimmet mein Gemüte? Ein kalter Schauer schreckt die Seele, die wilde Glut der dunkeln Marterhöhle entzündet schon mein zischendes Geblüte! Mein Eingeweide kreischt auf glimmen Kohlen! Wer löschet diesen Brand, wo soll ich Rettung holen?

19b AriaPetrus Heul, du Schaum der Menschenkinder! Winsle, wüster Sündenknecht! Tränen Quellen sind zu schlecht, weine Blut, verstockter Sünder.

25Libretto

Verleugnung Jesu durch Petrus, Carl Heinrich Bloch um 1860

26 Libretto

20a RecitativoPetrus Doch wie, will ich verzweifelnd untergehn? Nein, mein beklemmtes Herz, mein schüchternes Gemüte soll meines Jesu Wundergüte und Gnad’ anflehn.

20b AriaPetrus Schau, ich fall’ in strenger Busse, Sündenbüsser, dir zu Fusse, lass mir deine Gnad’ erscheinen, dass der Fürst der dunklen Nacht, der, da ich gefehlt, gelacht, mög’ ob meinen Tränen weinen!

21 ChoralChor Ach, Gott und Herr, wie gross und schwer sind mein’ begangne Sünden! Da ist niemand, der helfen kann, in dieser Welt zu finden.

22a RecitativoEvangelist Als Jesus nun, wie hart man ihn verklagte, auch nichts zu allem sagte, da fuhr ihn Caiphas mit diesen Worten an:Caiphas Weil man nichts aus dir bringen kann, und du nur auf die Aussag’ aller Zeugen antwortest mit verstocktem Schweigen, beschwör’ ich dich, bei Gott! uns zu gestehn, ob du seist Christus, Gottes Sohn? Jesus Ich bin’s, von nun an werdet ihr zur rechten Hand der Kraft, und auf der Wolken Thron mich kommen sehn. Caiphas O Lästerer! Was dürfen wir nun weiters Zeugnis führen? Ihr könnt es itzo selber spüren, was er sich hat erkühnt. Was dünket euch?

27Libretto

Evangelist Da rief der ganze Rat sogleich:

22b Chorus Chor Er hat den Tod verdient!

23 AriaTenor Erwäge doch, erwäg, ergrimmte Natternbrut, was deine Wut und Rachgier tut! Den Schöpfer will ein Wurm verderben, ein Mensch bricht über Gott den Stab! Dem Leben sprecht ihr’s Leben ab, des Todes Tod soll durch euch sterben!

24a RecitativoEvangelist Die Nacht war kaum vorbei, die müde Welt lag noch im Schlaf versenket, als Jesus abermal, in Ketten eingeschränket, und mit abscheulichem Geschrei ward nach Pilatus hingerissen. Tochter Zion Hat dies mein Heiland leiden müssen? Für wen? Ach Gott! Für wen? Für wessen Sünden lässt er sich binden, für welche Fehler? Was für Schulden? Muss er der Schergen Frevel dulden? Wer hat, was Jesus büsst, getan? Nur ich bin schuld daran.

24b AriaTochter Zion Meine Laster sind die Stricke, seine Ketten meine Tücke, meine Sünden binden ihn. Diese trägt er, mich zu retten, damit ich der Höllen Ketten mög’ entfliehn.

25a RecitativoJudas O was hab’ ich verfluchter Mensch getan? Rührt mich kein Strahl? Will mich kein Donner fällen? Brich, Abgrund brich! Eröffne mir die düstre Bahn zur Höllen.

28 Libretto

Doch ach, die Höll’ erstaunt ob meinen Taten, die Teufel selber schämen sich! Ich Hund hab’ meinen Gott verleugnet.

25b AriaJudas Lasst diese Tat nicht ungerochen, zerreisst mein Fleisch, zerquetscht die Knochen, ihr Larven jener Marterhöhle! Straft mit Flammen, Pech und Schwefel meinen Frevel, dass sich die verdammte Seele ewig quäle!

25c RecitativoJudas Unsäglich ist mein Schmerz, unzählbar meine Plagen! Die Luft beseufzt, dass sie mich hat genährt, die Welt, dieweil sie mich getragen, ist bloss darum verbrennenswert; die Sterne werden zu Kometen, mich Scheusal der Natur zu töten; dem Körper schlägt die Erd’ ein Grab, der Himmel meiner Seel’ den Wohnplatz ab. Was fang ich dann, Verzweifelter, verdammter Mörder an? Eh’ ich mich soll so unerträglich kränken, will ich mich henken!

26 AriaTochter Zion Die ihr Gottes Gnad’ versäumet und mit Sünden Sünden häuft, denket, dass die Straf ’ schon keimet, wann die Frucht der Sünden reif! 27a RecitativoEvangelist Wie nun Pilatus Jesum fragt, ob er der Juden König wär, sprach er: Jesus Du hast’s gesagt.

27b Chorus Chor Bestrafe diesen Übeltäter, den Feind des Kaisers, den Verräter!

29Libretto

Judas‘ Reue, José Ferraz de Almeida Júnior 1880

30 Libretto

28a RecitativoPilatus Hast du denn kein Gehör? Vernimmst du nicht, wie hart sie dich verklagen, und willst du nichts zu deiner Rettung sagen? Evangelist Er aber sagte nichtes mehr.

28b AriaTochter Zion Sprichst du denn auf dies Verklagen und das spöttische Befragen, ewigs Wort, kein einzig Wort? Jesus Nein, ich will euch jetzo zeigen, wie ich wiederbring’ durch Schweigen, was ihr durch’s Geschwätz verlort.

29a RecitativoEvangelist Pilatus wunderte sich sehr, und weil von den Gefangnen auf das Fest, er einen pflegte loszuzählen, bemüht er sich auf ’s best’, dass sie von ihm und Barrabas, der wegen eines Mord’s gefangen sass, doch möchten Jesum wählen, allein der Haufe rief mit hässlichem Geschrei:

29b Chorus Chor Nein, diesen nicht, den Barrabas gib frei!

29c RecitativoPilatus Was fang ich dann mit eurem so genannten König an?

29d Chorus Chor Weg, lass ihn kreuzigen!

29e RecitativoPilatus Was hat er denn getan?

29f Chorus Chor Weg, lass ihn kreuzigen!

31Libretto

29g RecitativoEvangelist Wie er nun sah, dass das Getümmel nicht zu stillen, so sagt er endlich „Ja“ und übergab ihn ihrem Willen.

30 Recitativo und AriosoTochter Zion Besinne dich, Pilatus, schweig, halt ein! Vermeide doch der Höllen Schwefelflammen! Soll Gottes Sohn von dir verurteilt sein? Willst du, Verdammter, Gott verdammen? Will deine freche Grausamkeit der toten Welt ihr Leben, der Engel Lust, den Herrn der Herrlichkeit verworfnen Schergen übergeben? Dein Bärenherz ist felsenhart, solch Urteil abzufassen! Soll Gott erblassen? Ich wundre mich, du Zucht der Drachen, dass dir in dem verfluchten Rachen die Zunge nicht erschwarzet und erstarrt!

31a RecitativoEvangelist Drauf zerreten die Kriegsknecht‘ ihn hinein und riefen, ihre Wut mehr anzuflammen, die ganze Schar zusammen. Die banden ihn an einen Stein und geisselten den zarten Rücken mit nägelvollen Stricken.

31b AriosoGläubige Seele Ich seh’ an einen Stein gebunden den Eckstein, der ein Feuerstein der ew’gen Liebe scheint zu sein; denn aus den Ritzen seiner Wunden, weil er die Glut im Busen trägt, seh’ ich, so oft man auf ihn schlägt, so oft mit Strick und Strahl die Schergen auf ihn dringen, aus jedem Tropfen Blut der Liebe Funken springen.

32 Libretto

32a RecitativoGläubige Seele Drum, Seele, schau mit ängstlichem Vergnügen, mit bittrer Lust und mit beklemmtem Herzen, dein Himmelreich in seinen Schmerzen, wie dir auf Dornen, die ihn stechen, des Himmels Schüsselblumen blühn! Du kannst der Freuden Frucht von seiner Wermut brechen. Schau wie die Mörder ihn auf seinem Rücken pflügen, wie tief, wie grausam tief sie ihre Furchen ziehn, die er mit seinem Blut begiesset, woraus der toten Welt des Lebens Ernt’ entspriesset! Ja, ja, aus Jesu Striemen fliesset ein Balsam, dessen Wunderkraft von solcher seltnen Eigenschaft, dass er sein’ eigne nicht, nur fremde Wunden heilet, uns Leben, Lust und Trost, ihm selbst den Tod erteilet.

32b AriaGläubige Seele Dem Himmel gleicht sein buntgefärbter Rücken, den Regenbogen ohne Zahl als lauter Gnadenzeichen schmücken, die, da die Sündflut unsrer Schuld verseiget, der holden Liebe Sonnenstrahl, in seines Blutes Wolken zeiget.

33a RecitativoEvangelist Wie nun das Blut als Strome von ihm rann, da zogen sie ihm einen Purpur an und krönten ihn, zu desto grösserm Hohn, mit einer Dornenkron’.

33b AriaTochter Zion Die Rosen krönen sonst der rauen Dornen Spitzen; wie kommt’s, dass hier ein Dorn die Sarons-Rose krönt? Da auf den Rosen sonst Aurora Perlen tränt, fängt hier die Rose selbst Rubinen an zu schwitzen,

33Libretto

Ecce homo (Ausschnitt), Antonio Ciseri 1880

34 Libretto

ja wohl, erbärmliche Rubinen, die aus geronnen Blut auf Jesu Stirne stehn! Ich weiss, ihr werdet mir zum Schmuck der Seelen dienen, und dennoch kann ich euch nicht ohne Schrecken sehn.

34a RecitativoTochter Zion Verwegner Dorn, barbar‘sche Spitzen! Verwildert’ Mordgesträuch, halt ein, soll dieses Hauptes Elfenbein dein spröder Stachel ganz zerritzen? Verwandelt euch vielmehr in Stahl und Klingen, durch dieser Mörder Herz zu dringen, die Tiger, keine Menschen sein! Doch der verfluchte Strauch ist taub, hör, wie mit knirschendem Geräusch sein Drachenzähnen gleiches Laub durchdringet Sehnen, Adern, Fleisch!

34b AriaTochter Zion Lass doch diese herbe Schmerzen, frecher Sünder, dir zu Herzen, ja durch Mark und Seele gehn! Selbst die Natur fühlt Schmerz und Grauen, ja sie empfindet jeden Stich, da sie der Dornen starre Klauen so jämmerlich an ihres Schöpfers Haupt sieht eingedrücket stehn.

35a RecitativoTochter Zion Die zarten Schläfen sind bis ans Gehirne durchlöchert und durchbohrt. Schau, Seele, schau, wie von der göttlich schönen Stirne gleich einem purpurfarbnen Tau, der vom gestirnten Himmel sich ergiesst, ein lauter Bach von blut’gem Purpur fliesst!

35b AriaTochter Zion Jesu! Jesu, dich mit unsern Seelen zu vermählen, schmilzt dein liebend Herz vor Liebe. Ja, du giessest in die Glut,

35Libretto

statt des Öls, für heisse Triebe, dein vor Liebe wallend Blut.

36a RecitativoEvangelist Drauf beugten sie aus Spott vor ihm die Knie, und fingen lachend an zu schreien:

36b Chorus Chor Gegrüsset seist du, Jüdenkönig! Ein jeder sei ihm untertänig!

37a RecitativoEvangelist Ja, scheueten sich nicht, ihm ins Gesicht zu speien.

37b AriaTochter Zion Schäumest du, du Schaum der Welt, speit dein Basiliskenrachen, Brut der Drachen, dem, der alle Ding’ erhält, Schleim und Geifer ins Gesicht und die Höll’ verschlingt dich nicht?

38a RecitativoEvangelist Worauf sie mit dem Rohr, das seine Hände trugen, sein schon blutrünstig Haupt zerschlugen.

38b RecitativoTochter Zion Bestürzter Sünder, nimm in acht des Heilands Schmerzen! Komm, erwäge, wie durch die Heftigkeit der Schläge der beulenvolle Scheitel kracht, wie sie sein heil’ges Hirn zerschellen, wie seine Taubenaugen schwellen! Schau, sein zerrauftes Haar, das vor mit Tau gesalbt und voller Locken war, ist jetzt von Eiter nass und klebt von dickem Blut! Dies alles duldet er bloss dir zu gut.

36 Libretto

38c AriaTochter Zion Heil der Welt, dein schmerzlich Leiden schreckt die Seel’ und bringt ihr Freuden, du bist ihr erbärmlich schön! Durch die Marter, die dich drücket, wird sie ewiglich erquicket, und ihr graut, dich anzusehn.

39a RecitativoEvangelist Wie man ihm nun genug Verspottung, Qual und Schmach hatt’ angetan, riss man ihm ab den Purpur, den er trug, und zog ihm drauf sein’ eigne Kleider an, und endlich führeten sie ihn, dass sie ihn kreuzigten, zur Schädelstätte hin.

39b AriaTochter Zion und Eilt, ihr angefochten Seelen, Gläubige Seelen geht aus Achsaph’s Mörderhöhlen, kommt! Wohin? Nach Golgatha! Nehmt des Glaubens Zauberflügel, flieht, wohin? zum Schädelhügel, eure Wohlfahrt blühet da.

40a RecitativoMaria Ach Gott! ach Gott, mein Sohn wird fortgeschleppt, wird weggerissen! Wo führt ihr ihn, verruchte Mörder, hin? Zum Tode, wie ich merke. Hab’ ich denn seinen Tod erleben müssen, gekränkte Mutter, die ich bin? Wie schwer ist meines Jammers Last! Es dringt ein Schwert durch meine Seele, mein Kind, mein Herr, mein Gott erblasst! Ist denn für so viel Wunderwerke nunmehr das Kreuz sein Lohn? Ach Gott, ach Gott, mein Sohn!

37Libretto

Verspottung Jesu, Léon-François Bénouville 1845

38 Libretto

40b AriaMaria Soll mein Kind, mein Leben sterben, und vergiesst mein Blut sein Blut? Jesus Ja, ich sterbe dir zu gut, dir den Himmel zu erwerben.

41a RecitativoEvangelist Und er trug selbst sein Kreuz. Tochter Zion Ach, herbe Plagen, ach, Marter, die man nicht erwägen kann! Musst du, mein Heiland, dann das Holz, das dich bald tragen soll, selbst tragen? Du trägst es, ja, und niemand hört dich klagen.41b AriaTochter Zion Es scheint, da den zerkerbten Rücken des Kreuzes Last, der Schergen Ungestüm zu Boden drücken, er danke mit gebognen Knien dem grossen Vater, dass er ihm das lang verlangte Kreuz verliehn.

42a RecitativoEvangelist Wie sie nun an die Stätte, Golgatha mit Namen, mit Jesus kamen, wurd er mit Gall’ und Wein getränkt, und endlich gar ans Kreuz gehenkt.

42b AriaGläubige Seele Hier erstarrt mein Herz und Blut, hier erstarrt mein Seel’ und Sinnen! Himmel, was wollt ihr beginnen? Wisst ihr, Mörder, was ihr tut? Dürft ihr Hund’, ihr Teufel wagen, Gottes Sohn ans Kreuz zu schlagen?

42c RecitativoGläubige Seele O Anblick, o entsetzliches Gesicht! Wie scheusslich wird mein Seelenbräutigam von diesen Bütteln zugericht’t! Jetzt reissen sie das unbefleckte Lamm wie Tiger voller Wut zur Erden. Ach schau! Jetzt fängt man an, mit grässlichen Gebärden,

39Libretto

ihm Hand und Fuss, ihm Arm und Sehnen erbärmlich auszudehnen, mit Stricken auszuzerren, mit Nägeln anzupflöcken, dass man an ihm fast alle Beine zählt! Ach Gott, ich sterbe schier vor Schrecken, und werde fast durch‘s blosse Seh’n entseelt!

43 ChoralChor O Menschenkind, nur deine Sünd’ hat dieses angerichtet, da du durch die Missetat warest ganz zernichtet.

44a RecitativoEvangelist Sobald er nun gekreuzigt war, da losete die Schar der Kriegesknecht’ um sein Gewand; und über seinem Haupte stand: DER JUDEN KÖNIG angeschrieben; und die vorüber gingen, die lästerten und trieben Gespött mit ihm, wie auch die bei ihm hingen:

44b Chorus Chor Pfui, seht mir doch den König an! Bist du ein solcher Wundermann, so steig herab vom Kreuz; so hilf dir selbst und uns; so wissen wir‘s gewiss!

45a RecitativoEvangelist Und eine dicke Finsternis die nach der sechsten Stund’ entstand, kam übers ganze Land.

45b AriaGläubige Seele Was Wunder, dass der Sonnen Pracht, dass Mond und Sterne nicht mehr funkeln, da eine falbe Todesnacht der Sonnen Sonne will verdunkeln!

40 Libretto

46a RecitativoEvangelist Dies war zur neunten Stund’. Und bald hernach rief Jesus laut und sprach: Eli! Eli! Lama Asaphtani! Das ist, in unsrer Sprach’ zu fassen: Mein Gott, mein Gott! Wie hast du mich verlassen. Darnach, wie ihm bewusst, dass alles schon vorbei, rief er mit lechzendem Geschrei: Mich dürst’t!

46b AriosoGläubige Seele Mein Heiland, Herr und Fürst! Da Peitsch’ und Ruten dich zerfleischen, da Dorn und Nagel dich durchbohrt, sagst du ja nicht ein einzig Wort. Jetzt hört man dich zu trinken heischen, so wie ein Hirsch nach Wasser schreit: Wonach mag wohl den Himmelsfürsten, des Lebens Wasser Quelle, dürsten? Nach unsrer Seelen Seligkeit!

47a RecitativoEvangelist Drauf lief ein Kriegsknecht hin, der einen Schwamm, mit Essig angefüllet, nahm, und steckt’ ihn auf ein Rohr und hielt ihn ihm zu trinken vor. Hierauf rief Jesus laut mit ganzer Macht: Es ist vollbracht.

47b TerzettoGläubige Seelen O Donnerwort! O schrecklich Schreien! O Ton, den Tod und Hölle scheuen, der ihre Macht zu Schanden macht! O Schall, der Stein und Felsen teilet, wovor der Teufel bebt und heulet, wovor der düstre Abgrund kracht! Es ist vollbracht! O selig’s Wort! O heilsam Schreien! Nun darfst du Sünder nicht mehr scheuen des Teufels und der Höllen Macht.

41Libretto

Die Kreuzigung , Léon Bonnat 1874

42 Libretto

O Schall, der unsern Schaden heilet, der uns die Seligkeit erteilet, die Gott uns längst hat zugedacht! Es ist vollbracht.

48a RecitativoGläubige Seele O selig, wer dies glaubt, und wer, wenn seine Not am grössten, sich dieser Worte kann getrösten. Evangelist Drauf neiget er sein Haupt.

48b AriaTochter Zion Sind meiner Seelen tiefe Wunden durch deine Wunden nun verbunden? Kann ich durch deine Qual und Sterben nunmehr das Paradies erwerben? Ist aller Welt Erlösung nah?Gläubige Seele Dies sind der Tochter Zions Fragen. Weil Jesus nun nichts kann vor Schmerzen sagen, so neiget er sein Haupt und winket: Ja!

48c RecitativoTochter Zion O Grossmut! O erbarmendes Gemüt!Evangelist Und er verschied.

49 AriaGläubige Seele Brich, brüllender Abgrund, zertrümmre, zerspalte! Zerfall, zerreiss, du Kreis der Welt! Erzittert, ihr Sterne, ihr himmlischen Kreise, erschüttert und hemmet die ewigen Reisen. Du helle Sonn’, erlisch, erkalte! Sein Licht verlöscht, und eure Stütze fällt.

50a RecitativoGläubige Seele Ja, ja, es brüllet schon in unterird‘schen Grüften; es kracht bereits der Erden Grund; des finstern Abgrunds schwarzer Schlund erfüllt die Luft mit Schwefeldüften. Hauptmann Hilf Himmel, was ist dies?

43Libretto

Ihr Götter, wie wird mir zu Mut? Es fällt die Welt in schwarze Finsternis, in Duft und Nebel schier zusammen. O weh, der Abgrund kracht und speiet Dampf und Glut, die Wolken schüttern Blitz, die Luft gebiert Flammen, der Fels zerreisst, es bersten Berg und Stein: Sollt Jesus’ Tod hieran wohl Ursach’ sein? Ach ja, ich kann aus allen Wundern lesen: Der Sterbende sei Gottes Sohn gewesen!

50b AriaGläubige Seele Wie kommt’s, dass da der Himmel weint, da seine Klüfte zeigt des blinden Abgrunds Rachen, da Berge bersten, Felsen krachen, mein Felsenherz sich nicht entsteint? Ja, ja, es klopft, es bricht: sein Sterben reisst meine Seel’ aus dem Verderben.

51 AccompagnatoGläubige Seele Bei Jesus’ Tod und Leiden leidet des Himmels Kreis, die ganze Welt; der Mond, der sich in Trauer kleidet, gibt Zeugnis, dass sein Schöpfer fällt. Es scheint, als lösch’ in Jesus’ Blut das Feu’r der Sonnen Strahl und Glut. Man spaltet ihm die Brust, die kalten Felsen spalten, zum Zeichen dass sie auch den Schöpfer sehn erkalten. Was tust du dann mein Herz? Ersticke, Gott zu Ehren, in deiner Sündflut bittrer Zähren!

52 ChoralChor Mein’ Sünd’ mich werden kränken sehr, mein G’wissen wird mich nagen, denn ihr’ sind viel wie Sand am Meer, doch will ich nicht verzagen; gedenken will ich an den Tod;

44 Libretto

Herr Jesu, deine Wunden rot, die werden mich erhalten.

53 AriaTochter Zion Wisch ab der Tränen scharfe Lauge, steh, sel’ge Seele, nun in Ruh’! Sein ausgesperrter Arm und sein geschlossen Auge sperrt dir den Himmel auf und schliesst die Hölle zu.

54 ChoralChor Ich bin ein Glied an deinem Leib, des tröst’ ich mich von Herzen; von dir ich ungeschieden bleib’ in Todesnot und Schmerzen. Wann ich gleich sterb’, so sterb’ ich dir, ein ewig’s Leben hast du mir mit deinem Tod erworben.

45Libretto

Der Gang nach Emmaus (Ausschnitt), Robert Zünd 1877

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48 Mitwirkende

MARKUS BRUTSCHER, TENOR (EVANGELIST)Der aus Bayern stammende Tenor erfuhr bei den Regensburger Domspatzen und den Augsburger Domsingknaben eine frü-he musikalische Ausbildung, bevor er an der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler (Norma Sharp), in London (Rudolph Piernay) und in Maastricht (Mia Besselink) Gesang studierte.

Markus Brutschers Repertoire umfasst Werke vom Frühbarock bis zur Moderne, mit Schwerpunkt Alte Musik. In den letzten Jahren bekam die Oper in seiner Karriere zu-nehmende Bedeutung. Bekannt wurde Brut-scher u.a. auch in seinen Rollen in Traettas „Antigona“ (Antwerpen, Salamanca, Brüs-sel), Mozarts “Zauberflöte” (als “Menostatos” im Staatstheater Stuttgart mit Gastspielen in Japan, sowie am Teatro Real Madrid und Opera Nacional de Paris unter der Leitung von Marc Minkowski). Eine kontinuierliche Zusammenarbeit verbindet ihn mit führen-den Orchestern in Europa und Amerika, so-wie mit herausragenden Dirigenten.

Die Fachpresse lobt Brutschers hohe Musikalität, das außergewöhnliche Timbre seiner Stimme, sowie seine stimmtechnische und stilistische Souveränität. Eine mehr als 60 Aufnahmen umfassende Diskografie do-kumentiert die Vielseitigkeit des Sängers.www.markusbrutscher.com

KAI WESSEL, COUNTERTENOR(JUDAS)Als „Berückend rein“ beschreibt der Rezen-sent der Opernwelt Kai Wessels Counter-tenor¬ Stimme, „... erotischer Impetus ...“ (Norddeutscher Rundfunk), ein „... hohes Maß an Körperlichkeit ...“ (Opernglas) oder schlicht als „... phänomenal ...“ (FAZ) – die Musikkritiker sind regelmäßig begeistert von dieser Stimme. Der Countertenor Kai Wessel gehört zu den führenden Vertretern seines Fachs, eingeladen von Orchestern und Dirigenten in aller Welt (u.a. von Ph. Her-reweghe, N. Harnoncourt, G. Leonhardt, J. Savall, T. Koopman, W. Christie, N. Mc-Gegan, R. Goebel, M. Suzuki, M. Hasel-böck, H. Max, M. Corboz, H. W. Henze, K. Nagano, S. Cambreling, A. Tamayo, H. Holliger, P. Rundel), dokumentiert durch Rundfunk-, Fernseh- und über 90 CD-Auf-nahmen.

Wessel studierte Musiktheorie (Prof. R. Ploeger), Komposition (Prof. Dr. F. Döhl) und Gesang (Prof. Ute von Garczynski), spä-ter auch barocke Aufführungspraxis in Basel bei René Jacobs. Kai Wessel ist Professor für Gesang und Historische Aufführungspra-xis an der Hochschule für Musik und Tanz Köln sowie Dozent für Gesang mit Schwer-punkt zeitgenössische Vokalliteratur an der Hochschule der Künste Bern. www.kaiwessel.com

49Mitwirkende

JAMES ELLIOTT, TENOR(PETRUS)Der englische Tenor studierte Gesang an der Royal Academy of Music bei Ph. Doghan. Noch als Student debütierte er als Erster Ge-fangener in „Fidelio“ unter Simon Rattle beim Glyndebourne Festival, bevor er 2003 Mit-glied des Züricher Opernstudios wurde. 2005-07 gehörte er dem Ensemble des Stadttheaters Bern an, wo er v.a. als Fenton in Verdis „Fals-taff“ auf sich aufmerksam machte. 2008 wech-selte er an die Komische Oper Berlin, wo er als Tamino debütierte und große Partien wie Don Ottavio und Ernesto in Don Pasquale sang. Er gastierte als Ferrando in „Così fan tutte“ am Slovenischen Nationaltheater und als Nencio in Haydns „L’ infideltá delusa“ beim Festival von Aix-en-Provence. Zudem war er als Belfio-re in Rossinis „Il Viaggio à Reims“ in den gro-ssen französischen Opernhäusern zu erleben. 2010 gastierte er am Festspielhaus Baden-Ba-den als Remandado in „Carmen“ sowie beim Rheingau Musik Festival als „Orimante“ in der Oper „Penelope la casta“ von A. Scarlatti.

Als Konzertsolist arbeitet Elliott u.a. mit dem Barockorchester Capriccio Basel, dem Berner Bachchor, dem Orchestre de la Suisse-Romande, der Real Filharmonia de Galicia, dem RIAS Kammerchor, dem Orquesta Radio Televisión Española, sowie dem Combatti-mento Consort Amsterdam.www.jameselliott.eu

TOBIAS WICKY, BARITON(JESUS)Tobias Wicky erhielt seine erste gesangliche Ausbildung in der Knabenkantorei Basel. Nach seinem Bachelorabschluss in Luzern setzte er seine Studien bei Marcel Boone an der Musikhochschule Basel fort. Parallel dazu vertiefte er seine Kenntnisse in historischer Aufführungspraxis an der Schola Cantorum Basiliensis bei Rosa Dominguez.

Sein besonderes Interesse gilt dem Lied- und Oratorienfach. Das Repertoire umfasst Werke aus dem Frühbarock bis hin zu zeitge-nössischer Musik. Seit 2016 bildet er mit der Pianistin Maki Wiederkehr ein festes Lied-duo, welches regelmässig zusammen konzer-tiert. Neben seiner solistischen Tätigkeit als Lied- und Konzertsänger ist der junge Bariton Mitglied in mehreren professionellen Vokal-formationen wie der Bachstiftung St. Gallen, dem Ensemble Orlando Fribourg, dem Ghis-lieri Consort Pavia und ab 2018 bei Collegi-um Vocale Gent. 2012 gründete er das pro-fessionelle Ensemble Voces Suaves, welches in den Jahren 2014 – 2016 Teil des europäischen Förderprogramms „eeemerging, Emerging European Ensembles Project» war. Wichtige Auftritte führen Voces Suaves an bedeutende Festivals in ganz Europa. Die verschiedenen CD-Aufnahmen wurden mit mehreren inter-nationalen Preisen ausgezeichnet. www.tobiaswicky.ch

50 Mitwirkende

FELICITAS ERB, SOPRAN(TOCHTER ZION)Die in Stuttgart geborene Sopranistin Felicitas Erb begann ihre Gesangsausbildung bei Gi-sela Reichherzer und Prof. Thomas Pfeiffer an der Musikhochschule Stuttgart. Ihr Studium schloss sie bei Prof. Marga Schiml an der Mu-sikhochschule Karlsruhe mit Auszeichnung ab.

Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Alten Musik und beim Liedge-sang, wo sie insbesondere Hartmut Höll und Mitsuko Shirai sowie Meisterkurse bei Emma Kirkby, Christoph Prégardien, Peter Kooij, Dietrich Fischer-Dieskau, Deborah York und Sigiswald Kuijken prägten. Des Weiteren ver-tiefte sie ihre Ausbildung bei Evelyn Tubb und Ulrich Messthaler an der Schola Cantorum Basiliensis. Momentan arbeitet Sie mit Prof. Malin Hartelius an der Musikhochschule Bern und ist eine gefragte Solistin in Deutschland und der Schweiz. Solistische Engagements führten sie u.a. zu den Musiktagen Kassel, dem Beethovenfest Bonn, dem Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd, der Reihe „Im Zentrum Lied“ in Köln und dem Festival d’Art Sacré d’Antibes.

Ihre CD-Produktionen fanden große Be-achtung und wurden mehrfach ausgezeichnet (u.a. „Recording of the Month“ bei Musicweb International, „CD der Woche“ bei klassik-heu-te.com, Echo-Nominierung für das Jahr 2017).www.felicitaserb.de

JUDITH ERB, SOPRAN(GLÄUBIGE SEELE)Judith Erb wurde in Böblingen geboren. Schon früh vom Gesang fasziniert begann sie ihre Gesangskarriere mit solistischen Auftritten im Böblinger Kinder- und Jugendchor unter der Leitung von Gisela Reichherzer, dessen zahlreiche Konzertreisen sie von Krems und Wien bis nach Budapest führten.

An der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst studierte sie bei Prof. Thomas Pfeiffer Gesang und schloss 2006 ihre künstleri-sche Ausbildung mit Auszeichnung ab. Seitdem ist sie freischaffend als Konzert- und Liedsängerin und Musikpädagogin tätig.

2005 studierte sie mit ihrer Klavierpartnerin Doriana Tchakarova in der Liedklasse von Hart-mut Höll in Zürich. Verschiedene Meisterkurse unter anderem bei Klesie Kelly rundeten ihre Aus-bildung ab. 2004 gewann sie mit Doriana Tcha-karova den zweiten Preis beim Wettbewerb „Con-corso Internazionale di Interpretazione Musicale Città di Racconigi“ in Italien und war im selben Jahr Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes.

Neben einer regen Konzerttätigkeit, die von den Werken Bachs bis zu zeitgenössischen Werken reicht, gilt ihre besondere Aufmerksamkeit dem Liedgesang. Mit ihrer Partnerin Doriana Tcha-karova hat sie ein umfangreiches Repertoire erar-beitet, das auch unbekannte Komponisten, z.B. Hugo Kaun, einschließt.www.judith-erb.de

51Mitwirkende

Chor entwickelte. Auch das Schwergewicht verlagerte sich allmählich auf barocke, klassi-sche und romantische Werke der geistlichen Chormusik. Dabei brachte Dähler immer wieder auch unbekannte Werke alter Meis-ter wie Jan Dismas Zelenka, Michel-Richard Delalande, Marc-Antoine Charpentier und Baldassare Galuppi zur Aufführung.

Kontinuität und neue Akzente kennzeich-nen auch das Wirken Jörg Ritters, der seit dem 1. Januar 2012 den Berner Kammerchor leitet. Mit Werken Händels, Bachs sowie sei-nes Nachfahren und Bewunderers Mendels-sohn knüpft Ritter an die vom Chor gepflegte Tradition an. Zugleich führt er mit spätro-mantischen und zeitgenössischen Kompositio-nen seltener zu hörende Werke auf.

BERNER KAMMERCHOR

1940 gründete Fritz Indermühle den Berner Kammerchor, um «die A-Cappella-Literatur des 16., 17. und 18. Jahrhunderts zu vermit-teln und sich entschieden für die Chormusik unserer Zeit einzusetzen». Seine Vielseitigkeit lässt sich an den Konzertprogrammen able-sen: Sie umfassen die ältere Chormusik mit Heinrich Schütz im Mittelpunkt, die Kom-positionen Johann Sebastian Bachs, Werke der Klassik und Romantik, aber auch die zeitgenössische Chormusik mit Werken sei-nes Freundes Willy Burkhard.

1973 übernahm Jörg Ewald Dähler die künstlerische Leitung des Chors, der sich vom Kammerchor in kleinerer Besetzung mit Schwergewicht auf A-Cappella-Musik der Moderne immer mehr zu einem grösseren

52 Mitwirkende

BERN CONSORT

Jörg Ritter gründete 2012 das Bern Consort als En-semble der historisch informierten Aufführungspra-xis des barocken wie klassischen Repertoires, um ein ebenso inspirierendes wie hoch kompetentes Kollektiv für die Oratoriumaufführungen des Berner Kammer-chores zur Verfügung zu haben. Konzertmeister ist der renommierte Violinist Anton Steck, langjährig in glei-cher Funktion bei führenden europäischen Ensembles wie z.B. Concerto Köln tätig und Professor am tradi-tionsreichen Institut für Alte Musik der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen (D). Gemeinsam mit Lehrenden und Absolventen von ebendort und der Schola Cantorum Basiliensis hat er ein Ensemble geformt, das durch grosse Präzision und mitreissende Begeisterungsfähigkeit und Spielfreude das Publikum in seinen Bann zieht. So ist das Bern Consort aus dem Konzertleben des Berner Kammerchors schon nach kurzer Zeitspanne nicht mehr wegzudenken.

Violine 1 Anton Steck Shio Oshita

Violine 2 Christoph Timpe Charlotte Kohl

Viola Sara Gomez Yunta Marta Racene

Violoncello Kathrin Sutor-Schneider Candela Gomez

Kontrabass Sohi Nishimura

Laute Miguel Bellas

Oboen Antonello Cola Laura Alvarado

Orgel Eloy Orzaiz Galarza

53Mitwirkende

JÖRG RITTER, LEITUNG

Jörg Ritter, seit 2012 künstlerischer Leiter des Berner Kammerchors sowie des Bern Con-sort, war von 2004 bis 2008 Leiter des WDR Rundfunkchors Köln. Zudem arbeitete er mit Ensembles wie dem NDR Chor, dem SWR Vokalensemble, den BBC Singers sowie Or-chestern wie dem Gürzenich Orchester Köln, den Orchestern des WDR Köln, Capriccio Basel zusammen. Er leitete Einstudierungen von Werken aller Gattungen für Dirigenten wie Claudio Abbado, Sir Neville Marriner und Sir Roger Norrington.

Aufnahmen für Rundfunk, Fernsehen und

CD dokumentieren ein weites Spektrum, das auch die Moderne einschliesst. So hat er in Kooperation mit den Schwetzinger Festspie-len Adriana Hölszkys Oper «Hybris» an der Staatsoper Lissabon uraufgeführt. 2008 folgte er einem Ruf als Gastprofessor für Chor- und Orchesterleitung an der Indiana University in Bloomington, dem sich weitere Lehrtätig-keit in Yale, Boston und Köln anschloss. Jörg Ritter gastierte auf diversen Festivals und ist Preisträger verschiedener Wettbewerbe. Seit 2014 amtiert er als Universitätsmusikdirektor an der Universität Bonn.

54 Inserate

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Vorbesichtigung:Täglich vom 21. bis 29. April 2018

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Helfen Sie mit, dass auch in Zukunft geistliche Chorwerke grosser Meister auf hohem Niveau aufgeführt und erlebt werden können!

Möchten Sie mitsingen?Der Berner Kammerchor ist interessiert an guten Stimmen. Wir freuen uns über Sängerinnen und Sänger, die gerne anspruchsvolle Chorwerke mitgestalten.Proben: Mittwoch, 19.45 bis 22.00, Kirchgemeinde Petrus Bern;Leitung: Jörg Ritter; Stimmbildung: Brigitte Scholl / Sara Jäggi.

Möchten Sie uns ideell und finanziell unterstützen?Der Berner Kammerchor erhält keinerlei Subventionen und ist deshalb neben Spon-sorenbeiträgen auf die Unterstützung eines Freundeskreises angewiesen. Wenn Sie sich mit unserem Chor verbunden fühlen, können Sie als Passivmitglied oder Gönner Ihren persönlichen Beitrag zur Bereicherung des Berner Musiklebens leisten. Oder Sie können uns als Abonnent durch den regelmässigen Besuch unserer Konzerte un-terstützen.

Fühlen Sie sich angesprochen? Dann schicken Sie uns bitte die ausgefüllte Postkarte oder kontaktieren Sie uns über unsere Website (www.bernerkammerchor.ch).

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Bemerkungen:

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Unsere nächsten Konzerte:

Mittwoch, 5. September 2018, Französische Kirche BernFrancis Poulenc, Motetten

Samstag, 8. & Sonntag, 9. Dezember 2018, Berner MünsterGeorg Friedrich Händel, Chandos AnthemsJohann Sebastian Bach, Kantate: Christen, ätzet diesen Tag

Berner KammerchorEsther Inäbnit-GautschiPaul-Klee-Strasse 33053 Münchenbuchsee

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