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84 YACHT 22 2018 YACHT-TEST • FOCUS 750 PERFORMANCE FOTOS: YACHT/T. STOERKLE Die FOCUS 750 PERFORMANCE aus Polen schafft die seltene Synthese zwischen Sportboot und Kleinkreuzer. Beim überzeugenden Kompromiss kommt keine der beiden Ausrichtungen zu kurz DER MITTELWEG IST DAS ZIEL V or Jahren noch wurde der Markt mit Kleinkreuzern ge- radezu geflutet. Die kleinen Alleskönner kamen in der Mehrzahl aus polnischer Produktion und waren oft auch konzeptionell von unverkennbar ein- heitlicher Prägung: zwischen sechseinhalb und acht Meter lang, voluminös für ein ma- ximales Wohnangebot unter Deck sowie mit einer Vielzahl von variablen Rumpfanhän- gen. Und darüber hinaus: äußerst günstig. Die Anzahl der Neuvorstellungen dieser Gattung ist in jüngster Zeit möglicherweise aufgrund einer gewissen Marktsättigung zu- rückgegangen. Kleinkreuzer gibt es aber im- mer noch in großer Fülle und Vielfalt, und sie erfreuen sich auch weiterhin einer sta- bilen Nachfrage. Eines ist trotzdem nicht von der Hand zu weisen: Ihnen haftet aufgrund ihrer meist angriffslustigen Preisgestaltung allzu oft das Image als vermeintliches Bil- ligprodukt an – in vielen Fällen ganz zu Un- recht. Weiterhin sind Kleinkreuzer in der Re- gel auch nicht bekannt für ihre Leistungs- stärke oder für ausgewiesen sportliche Se- geleigenschaften. VON ALLEM ETWAS Das leidige Vorurteil widerlegt Mariusz So- busiak, Yachtbauer aus Polen, mit der neuen Focus 750 Performance. Seine Werft Yacht Yard liegt in Lodz, ziemlich genau in der Mit- te des Landes. Dort fertigt der umtriebige Unternehmer zusammen mit etwa sechs Mitarbeitern schon seit vielen Jahren kleine Segelboote unter dem Markennamen Focus. Davon gibt es aktuell noch eine 800 so- EMPFÄNGLICH Die Backskisten sowie ein großer Stauraum im Heck sorgen für Ordnung an Deck. Kunst-Teak ist als Option erhältlich PRAKTISCH Die Badeleiter ist ausziehbar; bei Nicht- gebrauch verschwinden die Stufen – elegant, aber in der Nutzung nicht komfortabel INSTABIL Einen Cockpittisch kann man als Extra bekommen. Die Tafel aus Kunststoff steht auf nur einem Bein allerdings sehr wackelig EIN ECHTER PERFORMANCE- CRUISER, NUR IM KOMPAKTEN FORMAT

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Die FOCUS 750 PERFORMANCE aus Polen schafft die seltene Synthese zwischen Sportboot und Kleinkreuzer. Beim überzeugenden Kompromiss

kommt keine der beiden Ausrichtungen zu kurz

DER MITTELWEG IST DAS ZIEL

Vor Jahren noch wurde der Markt mit Kleinkreuzern ge­radezu geflutet. Die kleinen Alleskönner kamen in der Mehrzahl aus polnischer Produktion und waren oft

auch konzeptionell von unverkennbar ein­heitlicher Prägung: zwischen sechseinhalb und acht Meter lang, voluminös für ein ma­ximales Wohnangebot unter Deck sowie mit einer Vielzahl von variablen Rumpfanhän­gen. Und darüber hinaus: äußerst günstig.

Die Anzahl der Neuvorstellungen dieser Gattung ist in jüngster Zeit möglicherweise aufgrund einer gewissen Marktsättigung zu­rückgegangen. Kleinkreuzer gibt es aber im­mer noch in großer Fülle und Vielfalt, und sie erfreuen sich auch weiterhin einer sta­bilen Nachfrage. Eines ist trotzdem nicht von

der Hand zu weisen: Ihnen haftet aufgrund ihrer meist angriffslustigen Preisgestaltung allzu oft das Image als vermeintliches Bil­ligprodukt an – in vielen Fällen ganz zu Un­recht. Weiterhin sind Kleinkreuzer in der Re­gel auch nicht bekannt für ihre Leistungs­stärke oder für ausgewiesen sportliche Se­geleigenschaften.

VON ALLEM ETWASDas leidige Vorurteil widerlegt Mariusz So­busiak, Yachtbauer aus Polen, mit der neuen Focus 750 Performance. Seine Werft Yacht Yard liegt in Lodz, ziemlich genau in der Mit­te des Landes. Dort fertigt der umtriebige Unternehmer zusammen mit etwa sechs Mitarbeitern schon seit vielen Jahren kleine Segelboote unter dem Markennamen Focus. Davon gibt es aktuell noch eine 800 so­

EMPFÄNGLICHDie Backskisten sowie ein großer Stauraum

im Heck sorgen für Ordnung an Deck. Kunst-Teak ist als Option erhältlich

PRAKTISCHDie Badeleiter ist ausziehbar; bei Nicht-

gebrauch verschwinden die Stufen – elegant, aber in der Nutzung nicht komfortabel

INSTABIL Einen Cockpittisch kann man als Extra

bekommen. Die Tafel aus Kunststoff steht auf nur einem Bein allerdings sehr wackelig

EIN ECHTER PERFORMANCE-

CRUISER, NUR IM KOMPAKTEN

FORMAT

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Sportliche Haltung. Maßvoll hoher Freibord, ausgeprägte Chines, ausziehbarer Bugspriet

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VIEL LICHT, WENIG LUFT

Der Innenausbau präsentiert sich SCHLICHT UND FUNKTIONAL, gleichzeitig aber auch praktisch und hell.

Leider gibt es nur wenig Möglichkeiten zum Lüften

wie eine 730, die beide eher Fahrten­ und Familiensegler ansprechen sollen. Mit dem neuen Boot richtet sich Sobusiak nun auch an sportliche Ambitionierte, welche selbst bei einer stark besetzten Regatta nicht hin­terhersegeln wollen. Dabei verlieren die Po­len das Thema der Tourentauglichkeit aber nicht aus den Augen. Die Focus 750 ist – wenn man so will – ein echter Performance­ Cruiser im kleinen Format.

Dafür stehen auch der Riss sowie die Rumpfformen. Das im Vergleich relativ schlanke Boot, entworfen von Konstrukteur Jerzy Piesniewsky, zeigt ausgeprägte Kimm­kanten, welche sich weit nach vorn ziehen. Der Freibord ist dazu weniger hoch als bei Kleinkreuzern gemeinhin üblich, und der Kajütaufbau geriet kürzer, damit in der Plicht für eine sportliche und aktive Mannschaft mehr Platz zur Verfügung steht. Das Cockpit bleibt achtern offen, und das Ruderblatt ist am Heck angehängt, nicht untergebaut.

Zudem hat der Kunde die Wahl, ob er das Schiff mit einem langen und ausziehbaren Bugspriet für einen Gennaker oder mit einer kürzeren, fest angebauten Bugnase für den Betrieb mit Code Zero bestellen will.

Eine Menge Leistungspotenzial also, zu welchem auch das Rigg passt, zumindest be­züglich Masthöhe und Segelfläche. Die Se­geltragezahl liegt mit einem Wert von 5,1 in einem ausgesprochen sportlichen Bereich, dichter am Regattaboot als am konventionel­len Kleinkreuzer. Das heißt aber auch, dass das Schiff mit mehr Druck gesegelt wird. Da­für scheint der einfache, dünne und ziem­lich weiche Einsalings­Mast der Focus 750 allerdings nicht gebaut zu sein.

NOCH POTENZIAL VORHANDENIm Test auf dem Neuenburger See in der Schweiz zeigt sich schon bei sehr leichtem Wind um nur sechs Knoten Stärke, dass der leistungsstarke Segelplan schnell nach mehr Riggspannung verlangt – die deutlich zu dünnen Wanten sowie die Spanner im Spiel­zeug­Format lassen dies aber nicht zu. Hier spart die Werft am falschen Ort, zumal das Riggkonzept wegen des im Toppbereich stark ausgestellten Großsegels kein Achter­stag vorsieht. Die Folge: Das Rigg lässt sich nicht ordentlich trimmen, und am Wind hängt das Vorstag durch, was zu Lasten der Höhe geht.

Trotzdem: Auf der Kreuz schafft die Fo­cus 750 einen Wendewinkel von immerhin

HERAUSRAGENDDer Hubkiel aus Edelstahl lässt sich auf

Knopfdruck elektrisch hochfahren, bis unter das Dach. Die Mechanik ist vorbildlich

ZUSÄTZLICH Ein Spülbecken wird nur als Option zum Touren eingebaut. Weitere Extras dafür:

Gasherd, Kühlfach und mehr Stauräume

EINFALLSREICHEin ausziehbares Chemieklo in einer Schub-

lade kann man wünschen. Eine elegante, aber letztlich nicht sehr praxisgerechte Lösung

FLEXIBELFür mehr Bewegungsfreiheit im Vorschiff lassen sich Teile der Kojen entfernen. Zum

Schlafen wird die Fläche geschlossen

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DER TRANSPORT AUF DEM

ANHÄNGER IST DANK HUBKIEL

PROBLEMLOS

granulat als zusätzlicher Innenballast (plus 200 Kilogramm) für mehr aufrichtendes Mo­ment eingegossen. So wird die kleine Polin nach CE in die Kategorie B (mit Reling) oder C (ohne Reling) eingestuft. Die Stützen für den Seezaun sind übrigens ungewöhnlich solide im Deck verankert, genauso wie Bug­ und Heckkorb.

Für die Ausführung des Hubkiels und dessen Mechanik bekommt die Werft Best­noten. Die Flosse ist komplett aus Edelstahl gefertigt, mit einem soliden Rahmen im In­neren, über den vorgeformte Bleche span­nungsfrei im Profil verschweißt werden. Der Kiel lässt sich über eine sehr gut funktionie­rende Mechanik elektrisch und auf Knopf­druck aufholen, und zwar mit einem Hub von insgesamt 1,15 Metern. Das Profil ist im Kielkasten bestens geführt, sodass es mög­lich ist, den Anhang in seichten Gewässern auch nur ein Stück weit aufzuholen. Das funktioniert im YACHT­Test selbst unter Se­geln und sogar mit Krängung tadellos.

Als Alternative wird die Focus 750 übri­gens auf Wunsch mit einem Festkiel und Bleibombe ausgestattet; die Tiefgänge blei­ben die gleichen. Das Boot wird von A bis Z in der Werft Yacht Yard gebaut. Rumpf

stellbar, was unangenehm und ungewohnt ist. Der Steuermann muss dauerhaft gegen­lenken, auch wenn er das Großsegel gleich­zeitig dicht schotet.

MECHANISCH ERSTE SAHNE In der Standard­Ausführung kommt die Fo­cus 750 Performance mit einem komplett auf­holbaren Ballastschwert (300 Kilogramm). Optional – wie beim Testschiff auch – wird der Kiel mit einer 50 Kilogramm schweren Bleibombe funktional aufgewertet. In bei­den Fällen wird in die flache Bilge ein Blei­

DURCHGESTECKTDer Bugspriet läuft durch Vorschiff und

Ankerkasten. Die Führungen sind sehr gut abgedichtet, Wasser dürfte nicht eindringen

STUFENLOSDas Ruderblatt steckt in einer Kassette und

kann einfach von Hand aufgeholt werden. Im Seichten geht das auch stückweise

GEORDNET Fallen und Strecker laufen innerhalb der

Garage für das Schiebeluk zurück ins Cockpit. Der Mastfuß ist klappbar

90 Grad und segelt bei nur 2 Beaufort schon mit einem Speed von guten 4,3 Knoten über Grund. Mit einem vernünftig ausgestatteten und steiferen Rigg ließen sich diese schon recht ordentlichen Werte zweifellos noch steigern.

Überdies ist das Testboot für den Einsatz in einer Schweizer Segelschule nur mit den einfachen und günstigen Dacron­Tüchern ausgestattet, wie sie im Standard mitgeliefert werden; Sobusiak bietet hochwertigere und stabilere Aramid­Foliensegel als Extra an. Den etwa 50 Quadratmeter großen Genna­ker gibt es als Einzeloption dazu oder als Teil des Sportpakets zusammen mit den besse­ren Segeln, dem ausziehbaren Bugspriet so­wie mit Beschlägen von Ronstan. Der Preis für das leistungsfördernde Ausstattungs­bündel liegt bei etwa 5200 Euro, eine durch­aus lohnende Investition.

Das relativ lange, aber auch flächige Ru­derblatt bietet für den Steuermann an der Pinne gerade ausreichend viel Druck, damit dieser viel Gefühl für das Boot entwickeln und optimal steuern kann. Auf dem spitzen Raumwindkurs ist mit dem großen Gennaker und dem langen Bugspriet (1,55 Meter) aber auch eine ausgeprägte Leegierigkeit fest­

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1 Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2√S/3√V. Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in Relation zur Verdrängung (V). 2 Gemäß YACHT-Definition. Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer

FOCUS 750 PERFORMANCE

Gemäßigtes Volumen, effektive Anhänge, viel Segelfläche. Die Focus 750 ist sowohl Sport- als auch Tourenboot

2 kn 4 kn 6 kn 8 kn 10 kn

4,0 Cruiser Performance-Cruiser 5,0

Knapp Durchschnitt Komfortabel

MESSWERTE

SEGELLEISTUNGEN, OHNE ABDRIFT UND STROM

Windgeschwindigkeit: 6 kn (2 Bft.)

Wellenhöhe: glattes Wasser

Sportlich und leistungsstark. Das Boot

ist leicht und hat reichlich Segelfläche

POTENZIAL

4,3 kn

4,5 kn

6,0 kn

5,5 kn

3,9 kn

KOJENMASSE

2,09 x 1,40/0,22 m

45 Grad

60 Grad

90 Grad *

120 Grad *

150 Grad *

STZ 1 = 5,1

Vorschiff

Mitte

Mitte (gekürzt)

* Mit Gennaker

1,97 x 0,64/0,44 m

2,70 x 0,88/0,46 m

Die gelungene Kombination zwischen Sportboot und Klein-kreuzer aus Polen überzeugt mit einem äußerst vielseitigen und auch wandelbaren Konzept. Rumpf und Deck sind robust gebaut

KONSTRUKTION UND KONZEPT Vielseitige Ausrichtung Verschiedene Kielvarianten Solide Strukturen für Rumpf und Deck

SEGELLEISTUNG UND TRIMM Leistungsstark am Wind Einfaches Handling Leegierig unter Gennaker

WOHNEN UND AUSBAUQUALITÄT Geräumiges Interieur mit vier Kojen Teilweise schwacher Holzausbau

AUSRÜSTUNG UND TECHNIK Sehr gute Hubkielmechanik Kaum Lüftungsmöglichkeiten Dünne Wanten, schwache Spanner

Konstrukteur . . . . . . . J e r z y P i e s n i e w s k i

CE-Entwurfskategorie . . . . . . . . . . . . . . . . . B (C)

Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7, 5 0 m

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 , 5 0 m

Tiefgang (Hubkiel) . . . . . . . . . 0 , 2 8 –1, 5 0 m

Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1, 3 t

Ballast/-anteil . . . . . . . . . . . . . . 3 0 0 k g /2 3 %

Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 0 , 5 m 2

Rollgenua (110 %) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11, 0 m 2

Maschine . . . . . A u ß e n b o r d e r/ E l e k t r o

RUMPF- U. DECKS BAUWEISE GFK-Sandwichkonstruktion mit

Schaumkern, gebaut im Vakuum-

Infusionsverfahren

PREIS UN D WERF T

Grundpreis ab Werft . . . . . . . . . . . . . 3 2 6 8 0 €

Preis segelfertig 2 . . . . . . . . . . . . . . . . 4 4 14 0 €

Garantie/gegen Osmose . . . . . . 2/3 Jahre

WERFT Sobusiak Yacht Yard, 92-318

Lodz (Polen); www.yacht-focus.pl

VERTRIEB Nord: www.yacht-focus.pl;

Süd: www.swisssailingschool.ch

TEC H NISC H E DATEN - BEWERT UNG

und Deck entstehen als GFK­Konstruktio­nen mit Airex­Schaumkern und im aufwen­digen, aber gewichtssparenden Vakuum­In­fusionsverfahren.

Mit Hubkiel und aufholbarem Ruder kann die Focus 750 ganz einfach über die Rampe ein­ und ausgewassert werden. Der Transport auf dem Trailer ist mit einer Schiffsbreite von 2,50 Metern und einem se­gelfertigen Gesamtgewicht von nur 1,3 Ton­nen ebenfalls problemlos. Und für das schnelle Legen und Stellen des Mastes von Hand bietet die Werft eine stabile Jüttvor­richtung als Option an.

SAUBER, ABER SCHWACHVerblüfft ist, wer sich unter Deck begibt. Trotz des relativ kurzen Kajütaufbaus, der eher schlanken Linien sowie der lediglich gemäßigten Freibordhöhe überrascht der Innenausbau der Focus 750 mit überaus großzügigen Abmessungen. Im wesent­lichen Unterschied zu den Schwestermodel­len Focus 800 und 730 verfügt das neue Schiff aber weder über einen abgetrennten Toilettenraum noch über eine fest installier­te Pantry. Der komplett offene Innenausbau

Kraftvoll. Der 50 Quadratmeter große Gennaker sorgt für eine Menge Power

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BENTE 24

Konstr. . . . . . . . J u d e l / Vr o l i j k & C o

Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7, 5 5 m

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 ,7 5 m

Tiefgang/alternativ . . . 1, 6 0/1, 8 0 m

Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1, 3 5 t

Segelfläche (Std.) . . . . . . . . . . . . . . 31, 5 m 2

Segeltragezahl 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 , 0

Grundpreis ab Werft . . . . . . . . 3 3 9 7 5 €

Preis segelfertig 2 . . . . . . . . . . . 4 3 3 5 0 €

YACHT-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13/2 015

Innovativer und vielseitiger Kleinkreuzer aus Deutsch-land. Auch mit Hubkiel er-hältlich

MAXUS 24 EVO

Konstrukteur . . . . . . J . D a s z k i e w i c z

Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7, 3 5 m

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 , 5 5 m

Tiefg./altern. . . . 0 , 3 2 –1, 3 5/1,7 6 m

Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 ,1 t

Segelfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 0 , 0 m 2

Segeltragezahl 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 , 3

Grundpreis ab Werft . . . . . . . . 3 0 10 5 €

Preis segelfertig 2 . . . . . . . . . . . 3 5 4 2 0 €

YACHT-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 /2 017

Tourentauglicher Kleinkreu-zer aus Polen. Vier mögliche Kielvarianten mit flexiblen Anhängen. Innen wohnlich

P OINTER 25

Konstrukteur . . . . . . . . . . Va n d e S t a d t

Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7,7 0 m

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 , 5 0 m

Tiefgang . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,10 –1, 5 0 m

Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1, 5 t

Segelfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 , 5 m 2

Segeltragezahl 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 ,1

Grundpreis ab Werft . . . . . . . . 5 8 5 0 0 €

Preis segelfertig 2 . . . . . . . . . . . 6 6 8 7 0 €

YACHT-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 /2 015

Hübsches und leistungsstar-kes Crossover-Boot aus Hol-land. Gut und hochwertig gebaut, aber auch teuer

trägt natürlich viel zum weitläufigen Raum­eindruck bei.

Das Testschiff ist zudem mit hellem Ei­chenholz ausgebaut. Das ist ebenfalls eine Option; im Standard wird dafür Mahagoni verwendet. Die Verarbeitung ist selbst im Detail ordentlich ausgeführt, und es wird bei Yacht Yard offenbar sauber gearbeitet. Au­ßerdem sorgen Innenschalen für schöne Oberflächen. Allerdings scheint die polni­sche Werft auch für den Innenausbau der Gewichtsersparnis erhöhte Bedeutung zu­zumessen: Teilweise fallen die Einbauten dünnwandig aus und wirken deshalb nur wenig robust. Unter den Sitzflächen im Sa­lon zum Beispiel sind die Sperrholz­Deckel der Stauräume so schwach, dass sie unter Belastung durchzubrechen drohen. Hier sollte die Werft noch nachbessern.

Vier Personen können auf der Focus 750 übernachten – und dies durchaus komforta­bel; die Liegeflächen sind dafür groß genug. Als Extra sind zusätzliche Module zwischen Vorschiff und Salon bestellbar, hier könnte man sich ein Spül­ oder Waschbecken sowie eine Kochgelegenheit einbauen lassen. Und unter dem Niedergang kann in einer aus­

ziehbaren Schublade eine Chemie toilette plat­ziert werden – eine recht elegante Lösung, wenn auch nur für den Notfall.

Genügend Stauräume finden sich überall unter den Kojen und unter den Sitzflächen so­wie als offene Ablagen seitlich am Rumpf. Die Möglichkeiten zum Lüften sind dagegen be­schränkt, unter Deck steht dazu nur eine Luke im Vorschiff zur Verfügung. Selbst bei geöffne­tem Niedergang reicht dies nicht für eine aus­reichend gute Ventilation.

Die Werft Yacht Yard bewirbt ihre neue Fo­cus 750 mit einem vergleichsweise günstigen Grundpreis von 32 680 Euro brutto. Angehende Käufer müssen aber wissen, dass sie für das Geld zunächst nur die bescheiden konfigurierte Basisausführung erhalten. Bis zur segelfertigen Ausstattung (nach YACHT­Definition) werden darüber hinaus nochmals mehr als 10 000 Euro fällig.

Dies trübt zwar den Reiz zum Kauf, aber nicht die Attraktivität der Focus 750 Perfor­mance als äußerst vielseitiges, wandelbares Sport­ und Tourenboot, das überdies auch un­ter Segel eine prima Figur abgibt.

MICHAEL GOOD

STARKE KONKURRENZ, NICHT NUR AUS POLEN