Der „OSS-Tarif“ der DDR-Post - philatelie-digital.de · Deutschland 1 8/2014 Briefpost national...

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Deutschland 1 www.philatelie-digital.de 8/2014 Briefpost national – Folge 4: Der „OSS-Tarif“ der DDR-Post WERNER RITTMEIER Die Unsicherheit ist seit Jahren groß. Sammler treffen auf bestimmtes Auslands-Briefpostmaterial der DDR aus dem Zeitraum bis Ende 1961 und bringen die Frankierungshöhe mit einschlägig bekannten Tarif- daten nicht zusammen. Selbige entnehmen sie dem „Michel-Deutschland-Spezial“ oder wahlweise dem Michel-Postgebühren-Handbuch. Sie kommen auch beim DDR-Universalkatalog nicht weiter, er, der sonst so präzise und verglichen mit dem Michel-Gebührenhandbuch so korrekt ist. Der Autor will nicht länger rätseln, warum das so ist. Weitere Ungereimtheiten gibt es ohnehin noch genügend. (Hinweis: Folge 3 war der Beitrag „42 Pf Hitler auf Einschreiben im Elsaß“, Philatelie-Digital 5/2014) Dem genannten – postalischen – The- ma sich zu nähern, heißt bei ihm ganz be- sonders die ihn bedingenden politischen Fakten zur Kenntnis zu nehmen. Deren größerer Referenzrahmen ergibt sich aus den Folgen des 2. Weltkrieges. Verkürzt gesprochen und um den poli- tisch-historischen Wettlauf um „weltan- schaulich siegreiche“ Positionen in der „gesellschaftlichen Praxis“ möglichst an- schaulich zu machen: Was die Montan- union (und später Euratom und EWG, Ver- trag 1957) im Westen Europas, ist vier Jahre nach dem Krieg für die „in Freund- schaft“ zueinander stehenden „Bruder- staaten“ im kommunistischen Machtblock der Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe, kurz: der RGW. Am 25. Januar 1949 wird der RGW ge- gründet; die gerade entstandene DDR ist ab dem 28. September 1950 Vollmitglied. Der RGW-Handel erfolgt in der Rech- nungswährung Transferrubel. Ferne Ver- gangenheit? Der sog. „Westen“ sollte sei- nen „Tranfer-Euro“ 2002 bekommen... Und was für den Westen die von 19 staatlichen Post- und Telekommunikati- onsunternehmen (PTTs) 1959 gegründete Conférence Européenne des Administrati- ons des Postes et des Télécommunicati- ons (CEPT), zu deutsch: Europäische Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation; 1993 abgelöst durch die Posteurop, ist für den Osten die Orga- nisation für die Zusammenarbeit der so- zialistischen Länder auf dem Gebiet des Post- und Fernmeldewesens, die OSS. Um Harmonisierung in Posttariffragen und in Funkfrequenzen geht es der dama- ligen CEPT, die heute ein Bündnis der Re- gelierungsbehörden ist. Ob Telefonnetzt- harmonisierungen je ein Ziel der OSS ge- wesen sind, darf bezweifelt werden. An- sonsten ist auf beiden Seiten viel von „wirtschaftlicher Integration“ und „Anglei- Bildparade von in jeder Hinsicht falsch freigemachten Briefpostsendungen (Postkarten) in sozialistiscne „Bruderstaaten“: Luftpostkarte nach Bulgarien 1985, Luftpostkarte nach Ru- mänien 1974, GA-Pk Ulbricht 25 Pf in die CSSR 1972 (Abb v.o.). Quelle: lion59-Delcampe.

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Page 1: Der „OSS-Tarif“ der DDR-Post - philatelie-digital.de · Deutschland 1 8/2014 Briefpost national – Folge 4: Der „OSS-Tarif“ der DDR-Post WERNER RITTMEIER Die Unsicherheit

Deutschland

1www.philatelie-digital.de 8/2014

Briefpost national – Folge 4:

Der „OSS-Tarif“ der DDR-PostWERNER RITTMEIER

Die Unsicherheit ist seit Jahren groß. Sammler treffen auf bestimmtes Auslands-Briefpostmaterial derDDR aus dem Zeitraum bis Ende 1961 und bringen die Frankierungshöhe mit einschlägig bekannten Tarif-daten nicht zusammen. Selbige entnehmen sie dem „Michel-Deutschland-Spezial“ oder wahlweise demMichel-Postgebühren-Handbuch. Sie kommen auch beim DDR-Universalkatalog nicht weiter, er, der sonstso präzise und verglichen mit dem Michel-Gebührenhandbuch so korrekt ist. Der Autor will nicht längerrätseln, warum das so ist. Weitere Ungereimtheiten gibt es ohnehin noch genügend. (Hinweis: Folge 3 warder Beitrag „42 Pf Hitler auf Einschreiben im Elsaß“, Philatelie-Digital 5/2014)

Dem genannten – postalischen – The-ma sich zu nähern, heißt bei ihm ganz be-sonders die ihn bedingenden politischenFakten zur Kenntnis zu nehmen. Derengrößerer Referenzrahmen ergibt sich ausden Folgen des 2. Weltkrieges.

Verkürzt gesprochen und um den poli-tisch-historischen Wettlauf um „weltan-schaulich siegreiche“ Positionen in der„gesellschaftlichen Praxis“ möglichst an-schaulich zu machen: Was die Montan-union (und später Euratom und EWG, Ver-trag 1957) im Westen Europas, ist vierJahre nach dem Krieg für die „in Freund-schaft“ zueinander stehenden „Bruder-staaten“ im kommunistischen Machtblockder Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe,kurz: der RGW.

Am 25. Januar 1949 wird der RGW ge-gründet; die gerade entstandene DDR istab dem 28. September 1950 Vollmitglied.Der RGW-Handel erfolgt in der Rech-nungswährung Transferrubel. Ferne Ver-gangenheit? Der sog. „Westen“ sollte sei-nen „Tranfer-Euro“ 2002 bekommen...

Und was für den Westen die von 19staatlichen Post- und Telekommunikati-onsunternehmen (PTTs) 1959 gegründeteConférence Européenne des Administrati-ons des Postes et des Télécommunicati-ons (CEPT), zu deutsch: EuropäischeKonferenz der Verwaltungen für Post undTelekommunikation; 1993 abgelöst durchdie Posteurop, ist für den Osten die Orga-nisation für die Zusammenarbeit der so-zialistischen Länder auf dem Gebiet desPost- und Fernmeldewesens, die OSS.

Um Harmonisierung in Posttariffragenund in Funkfrequenzen geht es der dama-ligen CEPT, die heute ein Bündnis der Re-gelierungsbehörden ist. Ob Telefonnetzt-harmonisierungen je ein Ziel der OSS ge-wesen sind, darf bezweifelt werden. An-sonsten ist auf beiden Seiten viel von„wirtschaftlicher Integration“ und „Anglei-

Bildparade von in jeder Hinsicht falsch freigemachten Briefpostsendungen (Postkarten) insozialistiscne „Bruderstaaten“: Luftpostkarte nach Bulgarien 1985, Luftpostkarte nach Ru-mänien 1974, GA-Pk Ulbricht 25 Pf in die CSSR 1972 (Abb v.o.). Quelle: lion59-Delcampe.

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chung der Lebensverhältnisse“ die Rede:Falsche Rhetorik ist kein Alleinstellungs-merkmal des einst östlichen Politjargons...

1.1.1960 einziges richtigesDatum

Doch diese OSS erreicht in ihrem Sinneetwas, was die CEPT „nur“ in Trippel-schritten einzelner Mitgliederländer ab1.1.962 bis in die 90er Jahre folgend zu-stande bekommt: die Vereinheitlichungder wichtigsten Postgebühren im Akt derGegenseitigkeit der jeweils beteiligtenLänder. Man beachte aber: Im Europa des21. Jahrhunderts setzt sich gerade imEU-Europa unerwartet in den Einzelstaa-ten wieder durch, was wirtschaftliche Ver-nunft gebietet: Briefpostpreise, die dennationalen Produktivitätsstandards ent-sprechen. In Deutschland wird damit ab1.1.2006 begonnen. Aber das ist eine an-dere Geschichte.

Hier aber geht es erst einmal um denBeschluß der 3. Konferenz der Ministerdes Post- und Fernmeldewesens der so-zialistischen Länder 1959 über die Anglei-chung der Postgebühren. Und der lautetkurz gefaßt: Für Briefe bis 20 Gramm undPostkarten werden die Gebühren des In-landsverkehrs erhoben.

Die Regelung gilt für Sendungen nachfolgenden Ländern:

• Albanien. • Bulgarien, • VR China, • Korea (nur Nord), • Mongolei, • Polen, • Rumänien, • UdSSR, • Tchechoslowakei, • Ungarn und • Vietnam.

Zu den Abbildungen und den Gebührenfragen1. Seite (von oben):Luftpostkarte 1985 nach Bulgarien. Falsch freigemacht. Richtig sind 15 Pf. Postkarte 10 Pfseit 1.1.1960, Luftpost-Zuschlag 5 Pf seit 1.10.1956; Luftpostkarte 10 Pf 1974 nach Ru-mänien: völlig unterfrankiert; GA-Postkarte 25 Pf Ulbricht 1972 in die CSSR: völlig über-frankiert, 25 Pf betrug die einfache Postkartengebühr ins nicht ermäßigte Ausland seit dem1.7.1971 (inkl. Bundesrepublik Deutschland).

Diese Seite (von oben):Postkarte 1961 mit 10 Pf „Fünfjahrplan“ (Mi. 704B) nach Ungarn; vor dem 1.1.1960 wären15 Pf zu entrichten gewesen, vollständige Freimachung zu 10 Pf seit dem 1.1.1960; Postkarte 1975 nach Bulgarien mit 10 Pf Bauwerke (Rastertiefdr) – korrektBrief bis 20g 1962 mit 25 Pf 5jahrplan, Ausgabe 1957, nach Bulgarien: Seit 1.1.1960 20 Pf, seit 1.4.59 Luftpost-Zuschlag je 20g 5 Pf.

Anläßlich der OSS-Konferenz erschien am20. Mai 1959 ein zweiwertiger Sondermar-kensatz (20, 25 Pf; MiNr. 686/87). Motiv:Emblem der östlichen Postorganisation.Die hier gezeigte Marke ist der sog. „Sperr-wert“ der Ausgabe. Keine leichte Einzel-frankatur (nicht ermäß. Auslandsbrief)!

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Laut Werner Steven mitseinem grundsätzlich for-midablen, „DDR Postbuch1947-1989“ (dort Seite 117)ist das Datum des Inkraft-tretens der Anordnung vom2.11.1959 mit der Verfü-gung 226 vom 15.12.1959(DDR-Pos t -Amtsb la t t46/1959) der 1. Januar1960. Wörtlich läßt Postmi-nister Burmeister verlauten:„Diese Anordnung tritt am1.Januar 1960 in Kraft. Ber-lin den 2. November 1959.“

Laut Verfügung. 2 vom 7.Januar 1961 im Amtsblatt2/1961 der DDR-Post gelten Inlandsgsge-bühren auch für Postkarten mit Antwort-teil. Ganzsachensammler bitte aufgepaßt!

Zu Harmonisierungen mit weiteren so-zialistischen Ländern kommt es übrigensam:

• 1.2.1966 für Kuba• 1.1.1967 für Jugoslawien• 6.10.1976 für Südvietnam• 1.11.79 für Laos.Die Regelung gilt anordnungsemäß

nicht für Briefe mit Gewicht über 20Gramm. Hier gilt die normale Auslands-gebührenberechnung.

Falsche Jahresangabe seitJahren

1.1.1960: Wie können die MICHEL-Spezialwerke – DSK und Postgebühren-Handbuch – seit Jahr und Tag von einem1.1.1962 schreiben? Und nicht nur sie!Auch im DDR-Universalkatalog (S. 702)steht dieses komplett falsche und Sam-mel- und Kaufentscheidungen seit vielenJahren negativ beeinflussende Datum!Und Steven, der alle Angaben mit Amts-blattauszügen referiert, irrt sich gleichwohlin seiner Tabelle auf Seite 26, wenn er hierals Jahr 1959 angibt (1.1.1959)! Man kannes kaum glauben, daß eine banale Sachewie diese den Bearbeitern von Grundla-genwerken soviel Tücke bereitet!

SBZ-/DDR-Gebühren Postkarte/Brief 20g ins sozialistische Ausland1.4.1946 15.9.1947 1.7.1952 1.10.1956 1.1.1960-1990*

Postkarte 45 Pf 30 Pf 20 Pf 15 Pf 10 PfBrief bis 20g 75 Pf 50 Pf 35 Pf 25 Pf 20 Pf

SBZ-/DDR-Gebühren Postkarte/Brief 20g ins übrige Ausland1.4.1946 15.9.1947 1.7.1952 1.10.1956 1.7.1971-1990*

Postkarte 45 Pf 30 Pf 20 Pf 15 Pf 25 PfBrief bis 20 75 Pf 50 Pf 35 Pf 25 Pf 35 Pfje weitere 20g 45 Pf** 30 Pf 20 Pf 15Pf Gewichtsklassen* bis 30.6.1990, danach, bis zum 31.3.1991, sog. „VGO-Tarif“ (Dt. Wiedervereinigung)** ab 1.2.1947

Abbildungen rechts (von oben):Beispiel für die insgesamt bisher kaum be-achteten 25-Pf-EF von Sondermarken aufLuftpostbriefen mit OSS-Ziel. Vom 1.1.1960bis 30.6.1990 möglich.15-Pf aus „5jahrplan“-Satz von 1954 aufPostkarte nach Rumänien (Tarif 1.10.56-31.12.59). Die Überdruckmarken waren bis31.5.62 postgültig. Was für eine interessan-te Ausgabe, auch für den Briefpostsamm-ler!„Spitzbart“ Walter Ulbricht 15 Pf mal nichtauf massenhafter „Wirtschaftsdrucksache“,sondern auf Lufpostkarte 1963 nach Sofia.Tarife: Postkarte zum Inlandstarif 1.1.1960-30.6.1990, Luftpost 1.10.1956-30.6.1990.

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Man findet alles im Sam-melmarkt., tariflich völlig fal-sche Freimachungen, wieoben gezeigt, und Freima-chungen, bei denen Luft-postgebühr nicht bezahltoder oder zu hoch oder ebendie Brief- oder die Postkar-tengebühr (normale Aus-landsbeträge) zu hoch ange-setzt wurden. Beispiele lie-fern insbesondere die da-mals noch viel genutztenPostkarten (Touristengrüße):

1956-1960:Postkarten in OSS-Staa-

ten per Luftpost mit 15 Pf(verlangt waren aber 20 Pfseit 1.10.56); Postkarten oh-ne Luftpost in OSS-Staatenmit 20 Pf (wie als wären dieZiele übriges Ausland!; Briefe(bis 20g) in jedes europä-iscdhe Ausland per Luftpostmit allem., nur nicht mit ver-langter 30-Pf-Freimachung

Ab 1960:15-Pf-Freimachungen

Richtung sozialistische Län-derziele, aber ohne Luftpost(Philoutisten können natürlichLuftpostklebezettel nachträg-lich anbringen – wenn sie dieden zeitgerechten finden...!);dito 15-Pf-Freimachungen,diesmal per Luftpost, nachnicht ermäßigten europäi-schen Zielen

20-Pf-Freimachungen vonLuftpostkarten nach sozialis-tischen Zielen u.a.m.

Ab 1971: 20-Pf- oder 25-Pf-Freimachungen von Kar-ten nach OSS-Staaten; 30-Pf-Briefe dorthin als Luftpost .

So einiges unter diesenunbedeutend erscheinendenBelegen ist selten, so EFBauwerke-Rastertiefdruck!

Quellen:DDR-Universalkatalog (1986)Götz-Bedarfsbriefe Deutsch-

land nach 1945 (1980)Wolfgang Strobel, Die Aufnah-

me des Postverkehrs in Deutsch-land ... 1945-1950, 4. erhebl. er-weit. Auflage (1994)

Michel DSK 2009 sowie Mi-chel Postgebühren-HandbuchDeutschland, 2004 (verbess.Aufl)

Werner Steven, DDR Post-buch 1947-1989 (2001)

SBZ-/DDR-Auslandstarif: Ungereimtes in Gebührenwerken

• Einige der ergänzenden Angaben bei Steven in seinem „DDR-Postbuch“ auf Seite 26 sind

teils doch recht verwirrend. So läßt er u.a. bei der Erwähnung von Gebühren „je weitere 20g“

als Beginn den 1.11.1947 vermuten. Das wäre falsch (er bezieht sich dabei auf eine im Origi-

nal wiedergegebene „Stand“-Übersicht zu Postgebühren vom 1.11.1947. Die Vfg. 58 im

Amtb. 7/1947 vom 23. September nennt aber den 15.9.47 als Beginn der gesenkten Briefge-

bühren-Ausland. In besagter amtlicher„Übersicht“ sind dann auch 30 Pf je weitere 20g ange-

geben. Diese 30 Pf gelten auch. Bis zum falschen 31.10.47 nennt Steven des weiteren für die

Postkarte 45 Pf, wie der Götz-Briefe-Katalog, der aber präzise ab 1.4.46-14.9.47.

• Überhaupt aber ist die Darstelllung der Gebührensituation der Sendungen über 20g ab

erstmaligem Beginn Auslandsdienst 1.4.1946 in ganz Deutschland unbefriedigend. Das Mi-

chel-Postgebühren-Handbuch macht keine Angaben, ebenso wenig der DDR-Universalkata-

log (UK). Hingegen nennt (seltsamerweise) der Michel-Deutschland-Spezial 2009 (DSK, Seite

224), je weitere 20 g 45 Pf und das ab 1.2.1947!! Götz-Katalog und Steven geben diesen 45-

Pf-Hinweis ebenfalls, aber nicht mit diesem Februardatum. Steven bringt nur wieder eine

„Stand“-Meldung der Post. Sein „Postbuch“ bildet dazu den Kopf des fraglichen Amtsblattes

Nr. 1 vom 1.8.1947 ab. Das heißt aber gar nichts. Entscheidend ist, wann die Verfügung eines

Amtsblattes in Kraft tritt. Dieses Datum wird explizit genannt oder es erfolgt ein Bezug zum

Erscheinen des Amtsblattes. Wenigstens aber wird so deutlich, meint man, daß Auslandssen-

dungen mindestens seit dem 1.8.47 im Gewicht bis 500g zugelassen waren (was Michel und

UK unterschlagen) und daß die Erweiterung „bis 2kg“ im Amtbl. 7/1947 mit Vfg. 61 vom

23.9.47 danach kam. Doch wann wirklich genau, erfährt man nicht. Als Datum des Inkraftre-

tens für „Bis-500g-Zulassung käme ja der 15.9.47 in Frage. Doch falsch! Nach Wolfgang

Strobel, „Die Aufnahme des Postverkehrs...“,ist die Sache völlig klar: Briefe Ausland bis

500 g waren ab 1.2.1947 zugelassen! Und ab dann kann logischerweise auch erst die Gebüh-

renberechnung „je weitere 20g“ gelten! Strobel nennt natürlich auch den 15.9.1947 als Termin

für Auslandgebührensenkung in allen alliierten Zonen Deutschlands, also auch in der SBZ. Er-

stes Fazit schon hier: Es ist unverständlich, daß das hochwertige wie teure Michel-Postge-

bührenhandbuch seinen Nutzer in diesem Punkt in Stich läßt, zumal die Informationen im

eigenen Hause vorliegen.

• Die Verwirrung geht leider weiter mit Tarif 15.9.1947. Steven nennt und zeigt in seiner amtli-

chen Gebührenstandsübersicht vom 1.11.1947 je weitere 20g 30 Pf; ein Brief ins Ausland ko-

stet bis 40g folglich 80 Pf, usw. So sieht es auch Götz, der den zutreffenden 15. September

nennt. Auch beim DSK 2009 sind es bis zum nächsten Tarif 1.7.1952 30 Pf, dagegen stehen

im Postgebühren-Handbuch und im UK jeweils 20 Pf. Unglaublich. Einfach nur falsch! Die

Postkartengebühr (15.9.47-30.6.52) geben alle richtig mit 30 Pf an.

• Am 1.7.1952 (Tarifende 30.9.56) sinken die Auslandsgebühren erneut. Brief bis 20g 35 Pf,

Postkarte 20 Pf. Steven verwirrt erneut: In seiner Tabelle auf Seite 26 nennt er beim Brief über

20g15 Pf je weitere 20g (bis 30.6.71), in seiner Jahreschronologie (S. 90) mit Angabe von

Amtsblatt (Nr. 26) und Vfg. (142, v. 23.6.52) dagegen richtige 20 Pf. Wieder ein Beispiel: Brief

bis 40g: 55 Pf (usw.). Was zeigen die anderen: Götz und UK richtige 20 Pf, dito das Michel-

Postgebührenhandbuch, Michel-DSK dagegen falsch 30 Pf! Bei der Postkarte liegen sie mit

20 Pf alle richtig.

• Der 1.10.1956 erfreut die Postbenutzer in der DDR einmal mehr mit Preissenkungen. Alle

Gebührenwerke geben die Gebühren richtig wieder: Briefe bis 20g 25 Pf, je weitere 20g 15 Pf,

Postkarte 15 Pf.

• Am 1.7.1971 steigen dann die Gebühren im nicht ermäßigten Auslandsdienst: Brief bis 20g

35 Pf, Postkarte 25 Pf. Der Brief kennt jetzt Gewichtsklassen, bis 2000g (Bsp.: 21-100g 80 Pf).