Der Schlafende Riese August (und den, der es werden will) · Rekord-Tiefstand von knapp 3 Euro...

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Der Schlafende Riese Unabhängiges Magazin für den abhängigen 05-Fan (und den, der es werden will) August 2001 # 12 3 Mark wegen Überlänge Der gescheiterte Aufstieg Interview mit M. Wolter Nachbetrachtungen zum Bayern - Gastspiel diesmal mit tollem Torstop-Spiel

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Der Schlafende RieseUnabhängiges Magazin für den abhängigen 05-Fan (und den, der es werden will)

August2001

# 12

3 M a r kw e g e n Ü b e r l ä n g e

Der gescheiterteAufstieg

Interview mit M.Wolter

Nachbetrachtungenzum Bayern -

Gastspiel

diesmal mit tollem Torstop-Spiel

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Seid umschlungen Millionen(SAUER)

Herbstmeister waren wir geworden, als DerSchlafende Riese das letzte Mal erschien.Eigentlich hatten wir uns vorgenommen,regelmäßiger zu erscheinen, aber wie dasLeben so manchmal mit einem spielt... Unddann auch noch die Suche nach einer neuen,günstigen Druckerei. Angefangen, diesenRiesen zu schreiben, haben wir teilweiseschon im Frühling, aber irgendwie kamen jaauch immer neue Geschichten dazu, bzw.mussten Berichte geändert werden. Das warmir persönlich irgendwann egal. Dennerstens sind einige Dinge noch immer nichtoffiziell erklärt oder richtig gestellt worden,und zum anderen sind es Berichte undZeitdokumente über real existierendeGeisteszustände eines 05 `ers in schwierigenZeiten. So erklären sich Artikel wie „UnsereArmut kotzt uns an“, der zwar immer nochseine Richtigkeit und Berechtigung hat, auchwenn ich persönlich mittlerweile einigeDinge, dank eines Gespräches mit MichaelWolter, etwas anders sehe. Einiges, nichtalles! Leute, wat war das nur für eine Saisondie da hinter uns liegt? An Aufregung, schö-nen Momenten und hitzigen Diskussionenhat es uns sicher nicht gemangelt. MäßigeSchiedsrichter, hitzige und nicht immer sach-

lich geführte Fan-Diskussionen undZwischenfälle a` la Emden und Meppen. DerTrainerwechsel kurz vor Ende der Saison,den einige schon als Grund für die verpassteMeisterschaft sehen wollten, wurde glückli-cherweise kein Stolperstein. Zum einenmöchte ich „Franz-Josef“ Knüwe an dieserStelle noch mal unseren Dank für die geleis-tete Arbeit aussprechen, zum anderen EULEEulberg zu seinem gelungenen Einstand gra-tulieren. DIE EULE SCHLÄGT DENSTORCH !! Verbunden mit der Hoffnung,dass Du bei Göttingen 05 mit einer gutenMannschaft und gesicherter Finanzlage dochnoch den Aufstieg schaffst.Dass es nach der errungenen Meisterschaftnoch eine derartige Steigerung an Dramatikverbunden mit einem Klasse-Spiel gab,konnte man, vor allem nach der 0:2

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IMPRESSUM

DER ENDGÜLTIGE AUFSTIEG IN DIE WELTKLASSE - DAS IST UNSER AUFTRAG!redaktion: heino, lorenz, martin, matthias, sauer fotos: ingrid, fanarchivanschrift: der schlafende riese, brauweg 51, 37073 göttingene-mail: [email protected]ÄLTLICH BEI: 05-Heimspielen, Eicke-Trinkhalle (Stegemühlenweg) oder schriftlich s.o. (dannbitte plus 1,50 Porto)HERAUSGABE: erfolgt unregelmäßig, aber immer irgendwie um ein Heimspiel des 1.SC von 1905GöttingenAUFLAGE: 1905 (oder weniger)PREIS: 2 Mark oder 1 Euro (oder mehr)UND SONST: “Der Schlafende Riese” ist keine Zeitschrift im presserechtlichen Sinne, sondern nur einRundbrief an Freunde und Bekannte. Die Einnahmen aus dem Verkauf dienen lediglich zur Deckung deranfallenden Kosten

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Hinspielpleite, zwar hoffen, aber sicherlichnicht erwarten. Dieses 3:0 habe ich sofort inmeine persönlichen Top 10 meiner jemalslive im Stadion gesehenen Spiele aufge-nommen. Es ist so unendlich schade, dass wirden verdienten sportlichen Aufstieg nichtauch finanziell realisieren konnten. Ich glau-be jeder, der in den letzten Jahren 05 schondie Treue gehalten hat, konnte es in der Stadtspüren. Es schien so, als wenn wir unseremZiel, aus Göttingen wieder eine Fußballstadtzu machen, einen Schritt näher gekommenwaren. Überall war die Lust auf 05 und dieRegionalliga zu spüren, es war die histori-sche Chance, wieder etwas weiter voran zukommen. Es bleibt abzuwarten, ob dieEnttäuschung über die Hoffnung siegt, aberdie stirbt ja bekanntlich zuletzt. Bleiben zumAbschluss noch einige Worte an dasPräsidium: Auf jeden Fall gebührt ihnenRespekt für die aufwendige und intensiveArbeit, die sie für 05 geleistet haben.Trotzdem führt kein Weg an der Tatsache

vorbei, dass die vertrackte- vertraglicheSituation zu Wirrungen und sicherlich auchzum Scheitern des Aufstiegs geführt hat. Obdas dem Präsidium anzukreiden ist oder(wohl eher) der Sportwelt, steht auf einemanderen Blatt. Auf jeden Fall führte dies zuder Situation, dass das Präsidium sicherlichmanchmal etwas zu schlecht da stand. Eineoffenere und transparentere Politik hätte diessicherlich verhindert und zu sachlicherenDiskussionen geführt. Damit will ich dasPräsidium von Verfehlungen, oder seinerVerantwortung aber nicht völlig freisprechen.Vor allem möchte ich noch mal auf unsereKritik an „Sportkameraden“ wie MichaelKölmel und seiner Sportwelt hinweisen, ichhatte ja z.B. im Riesen #10 schon auf dieGefahren ausführlich hingewiesen. Waspassieren kann, wenn sich fast eine gesamteLiga an ein und denselben Sponsor verkauft,hat die Regionalliga schon gegen Ende dergerade vergangenen Saison ansatzweise erle-ben dürfen. Dazu fällt mir zum Abschlussmal wieder der sagenumwogene Satz vonKölmel ein: „Ich kaufe nur die Rechte derVereine, nicht die Pflichten“. Habt ihr dasjetzt begriffen! Cheers und ich hoffe ihr habtuns trotz der langen RIESEN- Pause nochnicht vergessen. Wir kommen wieder, keineFrage! CheersPS: Diesmal ganz fest versprochen! Ab demnächsten Mal gibt es auch wieder dieFanzine-Besprechungen.

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INHALT

seid umschlungen millionen 2

unsere armut kotzt uns an 4

helmut kohls schwarzgeldkoffer 5

chronik einer fortgesetzten leidenschaft 6

das Gipfeltreffen 19

BAFF verstehen, heißt siegen lernen ! 23

football against rascism in europe 26

chronik - teil 2 27

es geht voran 37

nachbetrachtung zur meisterschaft 2001 41

bayern-effe in „videoman“ 44

einmal bayern-fan (und zurück?) 46

chronik - teil 3 48

wer ging? 50

der dfb und die regionalliga 51

aufruf zum kirch-boykott 55

fanfinale in berlin 56

mit dem wahnsinn unterwegs 56

sternstunden des 05 fanatismus - teil 12 60

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Unsere Armut kotzt uns an!Von geheimen und keinen Sponsoren, einemPräsidium und fehlenden Alternativen.

(SAUER) Nun ist es ja wirklich keinGeheimnis mehr, dass hinter den „geheimen5“ die Sportwelt oder Hr. Dr. Kölmel stand.Und geheim war die Angelegenheit angeb-lich auch nur deshalb, weil Kölmels Frau vonseinem neuerlichen Engagement bei einemFußballverein nichts erfahren durfte! Solltedas stimmen, sagt diese eine Anekdoteeigentlich schon genug über unsere misslicheLage aus. Soll ich heulen, lachen oder vorLachen heulen ? Ganz abgesehen davonschreiben wir seit drei „Riesen“-Ausgabenvon der Sportwelt, und der Verein meinte,dieses weder zu bestätigen oder bestreiten zumüssen. Klar, vertragliche Bindungen, derVerein durfte ja gar nichts sagen. Aber wiesehen denn diese Verträge bitte schön aus?Muss sich nur 05 an diese halten oder sindauch die fünf Kölmels an Verpflichtungengebunden? Ok, mir kommen die Tränen, weildie Kinowelt-Aktie zwischenzeitlich einenRekord-Tiefstand von knapp 3 Euro erreichthat, aber fallen damit gleich alleVerpflichtungen für einen Vertragspartnerweg? Angeblich soll es die Möglichkeitgeben, die ausgefallenen Zahlungen, zumin-dest teilweise einzuklagen. Das könnte aberauch Jahre dauern, und wir brauchen dasGeld ja bekanntlich sofort. Seit November2000 blieben die Zahlungen aus (wie z. B.bei der Fortuna aus D`dorf), nur im Märzerfolgte eine letzte Zahlung über 400000gute, alte D-Mark. Jetzt stellt man sich alsunbedarfter Fußball-Fan die Frage, warumwurde nicht schon im Winter nach möglichenanderen Sponsoren gesucht? Warum wurdenicht spätestens im Frühjahr öffentlichgemacht, in welcher wirtschaftlichen Notlage05 neuerlich geraten ist. Wie schwer es ist,hier in dieser Region Sponsoren zu finden,dürfte ja schon längst bekannt sein. Dass mandie auf den allerletzten Drücker, sprich einpaar Tage vor Ablauf des DFB-

„Ultimatums“, finden will, muss als kindli-che Naivität abgetan werden! Wenn schonnaiv, dann hätte der Spendenaufruf aber auchwirklich allerspätestens beimRelegationsspiel gegen Kiel erfolgen müss-sen. Die Besucher, Fans undFußballbegeisterten waren dermaßen begei-stert, und es war in der ganzen Stadt dieFreude auf die Regionalliga so zu spüren,dass es sich mit Sicherheit gelohnt hätte,wenn unsere OberpeinlicheStadionsprecherin einen Aufruf zumSpenden durchgegeben hätte. Wenn vor demVIP-Zelt, vorm Stadion, an den Kassen, beiden Bierständen und bei Willi inner KneipeSpendenbüchsen gestanden hätten. Ich binmir sicher, dass dort ein satter Betrag zustan-de gekommen wäre. Vor allem wenn man

bedenkt, dass in der darauffolgenden Woche100000 Kracher auf das Spendenkonto ein-gegangen sind, obwohl klar war, dass dieseKohle eigentlich „nur noch“ für die Oberligabzw. für das Insolvenz-Verfahren gebrauchtwird. Dass uns „nur“ 600000 Taler gefehlthaben und nicht 4-5 Mio. wie bei anderenVereinen, wir es im Gegensatz zu denen aberbekanntlich nicht geschafft haben, stimmtschon nachdenklich und traurig zugleich. Esbeginnt die Suche nach Schuldigen, aber wermuss jetzt dafür „bluten“? Niemand! DieMannschaft und die Fans müssen sich betro-gen und verarscht vorkommen. Die fünfKölmels werden wohl ohne Konsequenzen

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davonkommen. Wie war es eigentlich mög-lich, dass sich fast die halbe Liga an ein unddenselben Sponsor gehängt hat?Wirtschaftliche Abhängigkeit,Wettbewerbsverzerrung und eine weitereLiga, die von einem neuen Fernsehrechte-Vermarkter abhängig ist, ziehen mir da durchden Kopf. Die Sparkasse rächt sich für diegeplatzte Fusion, und die Volksbank setztsich lieber eine Millionen teure Glasfassadevor die Hütte, aber können wir sie deswegenzur Verantwortung ziehen? Verachten ja,mehr auch nicht. Sollten sich die Gerüchteum Hr. Hald von der Sparkasse bestätigen,der nach dem erfolgreichen Relegationsspielgegen Kiel im VIP-Zelt potentielleSponsoren, die teilweise schon Zusagengegeben haben sollen, in persönlichenGesprächen davon „überzeugt“ habe, von 05Abstand zu nehmen, sollte sich der Vereinüberlegen, ob man hier eventuell etwasunternehmen kann. Aber ehrlich, wer glaubtdaran? Warum kommt M. Wolter bei derSuche nach Sponsoren nicht an derVorzimmer-Dame vorbei? Vielleicht, weildie Kombination SC – 05 - M. Wolter beieinigen Verantwortlichen Erinnerungen aneine wenig vertrauensvolle aber dafür arro-gante 05-Vergangenheit wachrufen?Sicherlich wird sich das derzeitige Präsidiumkritische Fragen zurecht anhören müssen. Zuspät reagiert und null Transparenz. Es wäremit Sicherheit angebracht, einen unter Profi-Bedingungen spielenden Verein auch profi-haft zu führen. Es wäre angebracht gewesen,100000-120000 DM für einen hauptberuf-lichen Manager zu investieren, der nichtsBesseres zu tun hat, als Sponsoren zu suchenund diese zu betreuen. Die Kohle wäre gutangelegt. Aber die Chance könnte erst malvertan sein. Jetzt werden natürlich auch dieRufe nach einem Rücktritt des Präsidiumslauter. Nur Leute, wir sind nicht Schalke, wosich selbst zu allerbesten Siebert- undAffärenzeiten irgendein dahergelaufenerSonnenkönig profilieren wollte. Wir müssennehmen, was übrigbleibt. Ansonsten sollen

alle geeigneten Gegenkandidaten bitte malvortreten. Nur bitte, bitte keineGnadengesuche mehr an den Kanzler einrei-chen, auch wenn einen das nächste Mal 5Lothar Stevens dazu „überreden“ !! Cheers

Helmut Kohls Schwarzgeldkoffer beiGöttingen 05 aufgetaucht!

(SAUER) Es bleibt dem geneigten Leserbzw. der Leserin dieser Zeilen überlassen,inwieweit sie ihrer Phantasie oder ihremgesundem Verstand freien Lauf lassen. Dennhier dreht es sich nur um Gerüchte,Halbwahrheiten oder angeblich gesicherteAngaben bezüglich des Sponsoringbei/für/um 05. Die Reihenfolge ist auch nichtchronologisch. Ich haue einfach mal alleszusammen. Erst kürzlich durfte ich mich derUnterstützung durch el` Lorenz bei derDurchführung einer klitzekleinenTeppichverlegeaktion erfreuen. Gerade warder Teppich bezahlt, durfte ich auch schonerfahren, wem ich meine sauer verdientenKröten in den Rachen geworfen habe. Demneuen Hauptsponsor, der TEPPICH-DOMÄNE aus Harste. Ein angenehme Leeredurchzog meine geschröpfte Geldbörse.Doch es überkam mich dat etwas verwirren-des Gefühl, dass ich demnächst öfter auf derAutobahn-Raststätte Göttingen (05) tankensollte. Ein gewisser HR. JOHRDAN ließ sichjedoch nur allzu schnell seinen gerade erwor-benen und noch nicht mal gefestigtenKultstatus von einem gewissen HR. HALDzerstören. Schade eigentlich, doch während

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ich den letzten gefrusteten Schluck aus mei-ner geliebten Beck`s-Bierpulle nahm (binnun mal ein Flaschenkind), war ich dochirgendwie froh, nicht auf braune Flaschen inForm von KROMBACHER umsteigen zumüssen. Obwohl, Einbecker trink ich ja auchnur im Notfall. Apropos Notfall: DerNotstand trat bei mir schon am letzten BL-Spieltag ein. Ich gebe ja zu, dat man bei derFarbkombination Schwarz-Gelb / Blau-Weißeigentlich Augenkrebs bekommt, aber als05er und seit frühester Kindheit Schalke-Fan,bleibt einem ja nix anderet übrig. Ich mussauch gestehen, dass mich während dem Kickbei unseren Freunden von der Arminia ausHannover das Geschehen im Radio „etwas“mehr interessiert hat als das Geschehen aufder real existierenden Rasenfläche. Der Restist bekannt, wenn nicht, besser so. Aber dannder Hammer: Die von mir innig gehasstenBayern kommen, und wenn wir gaaanz liebsind und es ihnen im Jahnstadion genehm ist,überreicht uns ULI HOENEß einen Scheck.Dann die Radiomeldung: Zwar haben dieBayern 70% der Einnahmen behalten und derScheck ist auch noch nicht aufgetaucht, aberdafür steigt, wieder mal ganz sicher, SARTO-RIUS bei uns ein. Äh, tja, genau KÖLMEL ,der Michael hat anscheinend etwas Druck zuHause bekommen. Seine Frau hatte echt kei-nen Bock mehr, dass Michi die ganze Kohlezum Fußball trägt (irgendwie machen wir dasdoch auch so!), aber weil er doch nicht die

Finger von uns lassen konnte (kann ich gutverstehen, geht uns ganz genau so), mussteunser Präsidium die ganze Sache geheim hal-ten. Ich erzähl Euch nichts Neues, wenn ichbehaupte, dass sich die Ereignisse dann erstrecht überschlugen. Erst die Hammer-Meldung, dass dem Produkt-Managementvon NESTLE eine gewisse Parallelität zwi-schen der gut funktionierenden kunterbuntenMulti-Kulti-Truppe von 05 und ihrer SMAR-TIS-ROLLE aufgefallen ist. Dies ließe sichdoch wunderbar vermarkten, und so folgteeine angeblich Millionen schwere Offerte.Nur dass ich seit diesem Zeitpunkt nichtsmehr darüber gehört habe, machte michetwas stutzig. Dieser Zustand währte freilichnicht besonders lang. Denn dann sorgte derSport-Club von 1905 für ein bundesweitespolitisches Erdbeben. In einem öffentlich alsBittschreiben an BUNDESKANZLER G.SCHRÖDER getarnten Brief bot man gegeneine offizielle Förderung von 05 an, die vomalten Fuchs H. KOHL nicht in der Schweiz,sondern bei uns abgebunkerten Schwarzgeld-Koffer zurückzugeben. Kohl hatte dieSchlüssel behalten, und so war eh keinRankommen an die ganze Asche. EineEntscheidung bleibt abzuwarten. DerKanzler soll auf dem G-8 GIPFEL in Genuadie Probleme um Göttingen 05 zum Themagemacht haben. US-PRÄSIDENT GEORGEBUSH soll daraufhin die Entwicklung undanschließende Installation eines SCHUL-DENABWEHRSYSTEMS am Maschpark inErwägung gezogen haben!!! Cheers

CHRONIK EINER FORTGESETZ-TEN LEIDENSCHAFT - TEIL 1

10. 12 . 2000 05 - BV Cloppenburg 4:0(Lorenz) Was bin ich froh, daß wir noch vorder Winterpause gegen den BVC antretendurften, denn angesichts der fulminantenAufholjagd, die die Cloppenburger im weite-ren Saisonverlauf hinlegten, wäre es zueinem späteren Zeitpunkt womöglich ziem-

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lich schwierig geworden, einen ebenso deut-lichen Sieg gegen den Geflügelzüchterklubzu erringen, wie es diesmal gelang. FrüheFührung durch Stanko (Jippiiiieh!), ein wei-terer Treffer durch Dian, und kurz vor demPausenpfiff erhöhte Papa-Smolka zum beru-higenden 3:0 (seitdem Emilia auf der Weltist, scheint Tomasz sich noch zur richtigenTormaschine zu entwickeln). Na gut, auchdie Akteure der Sprehe-Feinkost-Truppebesaßen während des Spiels die eine oderandere Möglichkeit, benahmen sich bei ihrenChancen aber wie eine Henne, die gerade einEi gelegt hat, nämlich völlig hektisch undwenig zielstrebig. Nun denn, Dian setzte mitseinem hübschen Heber aus ca. 25 MeternEntfernung den Schlußpunkt zum 4:0, dieGötter durften somit als Tabellenführer in dieWinterpause gehen und nicht wenige Götter-Gläubige waren insgeheim froh, die nächsteZeit erstmal keinen Fußball sehen zu müssen.Ein Sonderlob verdiente sich abschließend(wieder einmal) BVC-Trainer WernerBiskup, der es sich nicht nehmen ließ, bei der

Pressekonferenz mit einem äußerst kleidsa-men 05-Schal geschmückt aufzulaufen.

07. 01. 2001 Oddset-VIP-Renneberg-GalaNFV-Hallenpokal in der LokhalleGöttingen(Lorenz) Eigentlich lohnt es sich nicht, überdiese auf dem Mist des NFV gewachseneKarnevalsveranstaltung unterm Hallendach

viele Worte zu verlieren. Aber, na gut, derVollständigkeit halber: 05 im Viertelfinalenach tollem Spiel erst im Neunmeterschießenan Hannover 96 gescheitert, zuvor ein klarer6:1-Erfolg gegen den SC Weende und eineknappe 4:6-Niederlage gegen dieBraunschweine (denen bei dieserGelegenheit mal wieder ihre relativeUnbeliebtheit vor Augen geführt wurde).Sieger des Turniers wurde ArminiaHannover, aber auch die anwesenden Fansder Bischofsholer machten nicht denEindruck, über den Gewinn dieser ‘offiziel-len norddeutschen Hallenmeisterschaft’ voll-kommen aus dem Häuschen geraten zu woll-len. Schließlich soll auch dasVerpflegungsangebot nicht ungewürdigt blei-ben: die anwesenden Gourmets wurden miteinem reichhaltigen Angebot wahrhaftigerDelikatessen verwöhnt: kredenzt wurdenlabberige BSE-Bockwürstchen, pappigeBrezeln und als Krönung wabbeligeBrötchen, belegt mit edlem, den Gaumenverklebenden Scheibletten-Käse. Hmmm,köstlich! Schade, daß ich nebenbei auch nochFußball gucken mußte, sonst hätte ich michganz der Schlemmerei hingeben können.

(matthias/bericht internet) In einem nichtbesonders spannenden Turnier waren einzigdie Spiele unserer Helden von einigerBrisanz. Im ersten Spiel gegen Braunschweigkonnten sie gleich mit 2:0 in Führung gehen,mussten aber nach einer 3:1-Führung mitansehen, wie die Braunschweiger in wenigenMinuten auf 6:3 davonzogen. 05 konnte dannnur noch auf 4:6 verkürzen. Das dämpfte diekurzfristig aufgekommene Stimmung in derschlecht besuchten Halle gewaltig.Im zweiten Spiel gegen Weende ging 05schnell unaufholbar mit 4:0 in Führung.Endstand 6:1. Die Teilnahme amViertelfinale war gesichert.Dort ging es dann gegen Hannover 96, die inihrer Gruppe durch einen Sieg gegen Havelseerste wurden, trotz Niederlage gegenLüneburg. Gleich zu Beginn wurden die

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engagiert spielenden Helden gefoppt, so dassSchimmi nach hinten greifen musste, derauch ansonsten nicht den besten Tag erwischthatte. In der zweiten Hälfte foulte er völligohne Not einen 96er im Strafraum, was zum2:0 für Hannover führte. Zuvor hatte es 05nicht verstanden, zwei Strafzeiten für die96er, die sich sogar eine Minute lang über-schnitten, so dass schwarz-gelb mit 5 gegen 3auf dem Platz war, zu nutzen. UnüberlegtesGeballer aufs Tor, statt den Gegner in Ruheauszuspielen, war nicht unbedingt die besteStrategie. Trotzdem gelang es den Helden amEnde noch den 2:2-Ausgleich zu erzwingen,was gegen den glänzenden Ex-GöttingerOchs im 96-Tor nicht so leicht war. Letztlichsorgte er mit 2 gehaltenen 9ern dann doch fürdas Ausscheiden der Lokalmatadore, die indiesem Spiel auch endlich mal für Stimmungin der Halle sorgten.Technisch wussten besonders Cesar Mboma,Tomas Smolka und Esmir Muratovic zuüberzeugen, auch David Mespe zeigte, dassPotenzial in ihm steckt. In der Abwehr klapp-pte es leider aber wieder nicht so besonders.Nachdem auch Braunschweig imViertelfinale gegen Havelse durch 9meter-schiessen ausgeschieden war, verließ ich dieHalle, weil keine Paarung mehr zu erwartenwar, die richtige Spannung versprach.Osnabrück und Wolfsburg waren mit ihrenZweit- oder Dritt- oder was-weiss-ich-Teamsschon in der Vorrunde gescheitert. DieBraunschweiger Fans wurden nach derNiederlage vor den johlenden 96-Anhängernvon den zahlreichen Sheriffs undHilfssheriffs “abgeführt”. Vorher hatte esnoch ein paar kleine Scharmützel auf und ander Tribüne im Braunschweiger Block gege-ben, gegen die sich alle Fans, die besonderszahlreich von 96, Osnabrück und 05 vertre-ten waren, wieder verbündet hatten. Daswaren aber bereits die “Highlights”.Ansonsten gibt es nur zu berichten, dass eingewisser dicklicher Herr beim SC Weende,der Göttingen von Event zu Event jagt, eswunderbar versteht aus einer

Fußballveranstaltung eineSchnarchveranstaltung amerikanischenZuschnitts zu machen, die spätestens in 2Jahren keinen Hund mehr hinterm Ofen her-vorlockt.

Die Atmosphäre in der Halle wäre ohne denPöbel der Anhängerschaften nicht mal sofröhlich, wie auf dem Weihnachtsmarkt oderbeim benachbarten Kaffeeklatsch am mit Eisüberzogenen Sandkasten. Das weiss manwohl auch und leistet sich deshalb eineHeerschar von Polizei und Security-Leuten,so dass man das Gefühl hat, direkt ins Jahr1938 zurückgebeamt worden zu sein. Zuallem Überfluss wird dann noch ein VIP-Bereich aufgebaut, der diesemSonntagsausflug einen Hauch von provin-zieller Noblesse verleihen soll. Dafür darfder Pöbel dann ausgemergelte Bockwurst,abgestandenes Bier und labbrige Brötchen zuvöllig überhöhten Preisen verköstigen undsich am Anblick der VIPs am Buffet laben.Weiter so, Pennezwerg!

11. 01. 2001 SC Paderborn 07 - 05 2:0

13. 01. 2001 05 - SpVgg Beckum 1:0(Tor: Schönewolf)

17. 01. 2001 SV Lippstadt 08 - 05 3:2(Tore: leider keine Ahnung)

??. 01. 2001 SVG Einbeck - 05 4:4(Tore: Igor, Stanko und Braham [2])

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28. 01. 2001 SC Neukirchen - 05 2:5(Lorenz) Nach fast eineinhalb mehr oderweniger fußballabstinent verbrachtenMonaten ließ es sich nicht mehr leugnen: Ichbrauchte meine Droge wieder! Auch diewenig berauschenden Ergebnisse der bisheri-gen Testspiele konnten daran nichts ändern,sondern ließen im Gegenteil die persönlicheAnwesenheit bei einem 05-Match noch not-wendiger erscheinen, um so die Leistungender Truppe doch einmal persönlich unter dieLupe zu nehmen und sich einen Eindruck derim Winter neu (Thomas Bajgier, ThomasPfannkuch) bzw. wieder (Arunas, Igor) bei05 gelandeten Götter zu verschaffen. Alsoflugs die Pferde gesattelt und sich auf denWeg ins nord- bis mittelhessischeNeukirchen gemacht. Dort versammeltensich ca. sieben 05-Junkies, die trotz derFahrkünste der einheimischen Bevölkerung(eigentlich ist es nicht zwingend notwendig,dreißig Meter vor einer roten Ampel mitquietschenden Reifen und trotzGegenverkehrs zu überholen) wohlbehaltenangelangt waren, um nun bei ziemlicherKälte den Darbietungen ihrer Stammdealerbeiwohnen zu dürfen. Das Spiel (übrigensauf Kunstrasen) verlief dann absolut zufrie-

denstellend: Arunas köpfte schnell das 1:0,einige andere (u.a. schon wieder NaddelBraham) sorgten für die weiteren Treffer, denEndstand stellte Eiswürfel-Esmir her, derübrigens dadurch Malte den enormenErgebnistip-Jackpot von 35 DM sicherte.Papa-Smolka machte ein ziemlich starkesSpiel, wodurch sich einige der Anwesendenzu wildesten Planungen animiert fühlten,auch den anderen Göttern in Bälde zuVaterfreuden zu verhelfen, und auch anson-sten wurde neben dem Spielfeld wenigKonstruktives geleistet, dafür umso mehrhemmungsloser Schwachsinn gefaselt.Irgendeiner (ich glaub’, es war Basti) überr-raschte uns mit der philosophischen, beinaheLichtenberg’sche Qualität erreichendenErkenntnis “Lieber ein Loch im Schuh als einSchuh im Loch”, Wucher wurde nicht müde,uns zu erzählen, daß einer der anwesendenNeukirchener durch seine Pudelmütze enor-me Ähnlichkeit mit Jens Martin ‘Knud’Knudsen, dem Torhüter der Färöer-Inselnhabe, ein weiterer hessischer Zuschauererkundigte sich, ob ‘Les Jaunes’ ein Spielervon uns sei, und der nach Spielende ablau-fende Dialog zwischen Basti und demPunkrockkönig ließ auch tief blicken: Tobi:”Ey, Basti, hilf mir mal, meinen Ohrring wie-der reinzumachen.” Basti: “Nee, ‘nemEichsfelder helfe ich nicht.” Tobi:”Ausgerechnet Du. Dich ha’m wir doch erstmit unserer guten Mettwurst von DeinemBerg runtergelockt.”P.S. Was abschließend unbedingt noch derErwähnung bedarf, ist die eigentlicheSpielstätte des SC Neukirchen, der wir aufdem Rückweg noch einen Kurzbesuchabstatteten: Die Knüllkampfbahn. Okay, derName klingt ein wenig eigentümlich, aberder Sportplatz verströmt eine besondereAtmosphäre (ernst gemeint), und die direkthinter der Gegengeraden aufragende, riesigeSteilwand (wie in einem Steinbruch) siehtwirklich beeindruckend aus. Schaut es Euchmal selber an.

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06. 02. 2001 FSV Lohfelden - 05 ??:??

11. 02. 2001 05 - Rotenburger SV 2:0(Lorenz) Erster Pflichtauftritt der Götter nachder Winterpause und gleich souverän dieTabellenführung verteidigt. Normalerweisewäre mit diesem einen Satz alles über dasunspektakuläre Spiel gesagt, wenn es nichtdoch ein Ereignis gegeben hätte, das sich einwenig außerhalb des gewohnten Rahmensbewegte. In Minute 65 geschah nämlichetwas geradezu Sensationelles: 05 führtdurch ein Eigentor aus der ersten Halbzeitrelativ unangefochten mit 1:0, als es nun aufeinmal einen Freistoß gibt, und sich MarcBarton den Ball zurechtlegt. LeisesAufstöhnen bei denjenigen, die mit den unor-thodoxen Schußkünsten desFreistoßschützen bereits vertraut sind, einigemachen sich rasch in Richtung Sandweg auf,um den Verkehr zu stoppen, andere zückenihre Handys zwecks Alarmierung derFlugsicherung. Bis dahin also nichtsBesonderes. Aber dann: Barton läuft an, trifftden Ball, und aus ca. 25 Metern Entfernungzischt er (der Ball) genau in den Torwinkelzum 2:0. Ungläubiges Staunen überall, dasgibt es doch nicht! Aber es ist tatsächlichgeschehen! Phänomenal! Großartig!Kurzzeitig werden Überlegungen angestellt,anläßlich dieses Ereignisses ein Gedenk-T-Shirt (‘Ich war dabei’) zu konzipieren, abererstaunlicherweise macht sich relativ schnellwieder Lethargie breit, da viele in grübleri-sche Gedanken verfallen und sich für denRest des Spiels zu fragen scheinen: „Wennich sehen durfte, wie Marc Barton einenFreistoß im Tor versenkt...was kann mir dasLeben dann noch Interessantes bieten?“

18. 02. 2001 Eintracht Nordhorn - 05 1:1(Lorenz) Noch so ein Spiel, bei dem alleinschon die Verkündung des Ergebnisses unddes Torschützen ausreichen müßte, um allewesentlichen Punkte kurz und prägnantzusammenzufassen. Im Anschluß an EsmirsFührungstreffer nach einer Viertelstunde

hätten die Götter bis zum Ende der erstenHalbzeit bereits alle Säcke dieser Welt zuma-chen, zusätzlich fest verknoten und abschlie-ßend noch mit Lack versiegeln können, aberdas erschien ihnen wohl ein wenig zu einfachund so konnten die Jungs aus Heinos(gemeint ist der Mit-Riese, nicht der treu-deutsche Sängerknabe) Heimatstadt schließ-lich noch ausgleichen (Kopfball von derStrafraumgrenze durch den kleinsten Spielerauf dem Platz). Na ja, da Emden verloren hat,ist ein Punkt für die Guten besser als keiner.Stressige Aktionen mit irgendwelchen sich inihrer Ehre verletzt fühlenden, heißblütigenLiberos bzw. deren Begleitern gab es diesmalnicht, nur einmal maulte ein kleinerer Mobvon Dorfjugendlichen etwas rum, aber nachkurzer Zeit konnten die ihrem Unmutzugrunde liegenden Unstimmigkeiten aus derWelt geräumt werden.

25. 02. 2001 TSV Vorort von Vorort vonHannover - Göttingen 05 1:1 (1:1)(matthias) Auf geht’s in meinem Wagen mitBürte, Hardy und Stephan Richtung Havelse.Aus Angst vor Staus nehmen wir die B3 undkommen an so malerischen Orten wie SchloßMarienburg vorbei. Wir überlegen, ob wirnicht lieber die Herrenhäuser Gärten besu-

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chen, weil Stephan als Ire nochNachschulung in deutscher Kultur braucht.Aber dann ist man/frau sich einig, dassFußball ja der Hauptbestandteil deutscherKultur ist. Im Schlepptau haben wir noch soeinen flachen Italiener (nicht Berlusconi,sondern ein Alfa Romeo ist gemeint), der miteiner St. Pauli-Fannin und dem Leiter derrömischen Division des Juve-Fan-Clubsbesetzt ist. 05 ist doch immer wiederTreffpunkt internationaler Begegnungen,auch wenn das auf einem viertklassigenDorfplatz (dafür aber verpflegungstechnischerste Sahne!!!) stattfindet, der malZweitligastadion gewesen sein will. Na ja,dafür ist ja der Eintritt auch umsonst. Dasnutzen neben uns etwa 200 andere Leute ausGöttingen aus. Viele waren mit demReiseleiter und dem Ciderman mit der DeBefür lau im Schleichwagen gekommen.Insgesamt wollen diese Partie rund 600Menschen sehen. Von Beginn an ist dieSpielstätte in schwarz-gelber Hand, was auchder Stadionsprecher zugeben muss. DerStandort unter einer Überdachung tut seinesdazu. Laut und lustig geht es zu, daran ändertauch nichts das Tor in der 1.Minute fürHavelse. McFly, ist jemand zu Hause? Wieblöd stellen sich die Helden nur an? Wolltendie nicht Meister werden und aufsteigen? Essieht zunächst nicht danach aus. Doch dannnehmen unsere Noir-Jaunes das Spiel aber sowas von in die Hand, dass sich die Vorstadt-Garbsener nur noch hin und wieder daranerinnern, dass Fußball ein Spiel auf zweiTore ist. Bauer Knüwe wechselt schon frühStanko für Pfannkuch ein, was zu diesem frü-hen Zeitpunkt einige Verwunderung auslöst.Die verdiente Erlösung kommt dann amEnde der 1.Hälfte. Nach einer merkwürdigenSchiri-Entscheidung (angeblich Foul anPopov) erhält 05 einen Freistoß links an derStrafraumgrenze, den ich glaub es war derEichsfelder gleich wieder an den blitzschnellGesundeten weitergibt, der nur noch ein-schiessen muss. Popov forever! Das Power-Play der Göttinglichen führt nur noch zu

einer Top-Freistoß-Chance für Tobi D.Nach der Pause weiter Götterdruck.Glücklos! Irgendwann hat der an diesemTage schwache Zekas eine Aussetzer undihm fährt bei einem Zweikampf der Armoberhalb einer gegnerischen Gürtellinie aus.Diese Möglichkeit sein rotes eckigesSpielzeug zu ziehen lässt sich der Vertreterder „Fußballmafia NFV“ nicht entgehen.Toll, das war’s. 05 versucht alles, aber JokerStanko sticht nicht mehr, Popov trifft nichtmehr, Cesar fightet sich immer wieder imAbwehrblock fest, Tobi treibt unermüdlichan und Smolka kämpft wie ein Besessener.Die Helden müssen trotz zahlreicherChancen mit nur einem Punkt das Feld ver-lassen. Zuwenig im Aufstiegskampf!?

11. 03. 2001 Kickers Emden - Göttingen05 2:1(hardy / spielbericht internet) Es ist sicherlichnicht gerade souverän, einem Schiedsrichterdie Schuld an einer Niederlage in die Schuhezu schieben. Ich tue das an dieser Stelledennoch, denn ein Pfiff von HerrnGrabanowski aus Ganderkesee entschied dasSpitzenspiel der Oberliga Niedersachsen-Bremen - und zwar zu unseren Ungunsten.Wie auf dem Spielvideo deutlich zu erkenn-nen ist, hat David Mespe seinenGegenspieler Graulich weder berührt nochgefoult. Im Gegenteil - Mespe machte sogarnicht einen Schritt zurück - vielleicht dasSignal für Grabanowski, in sein Pusterohr zublasen. Jedenfalls gab es Elfmeter, denWoloschin zum 2:1 für Emden verwandelte,

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was zugleich den Siegtreffer darstellte, daGrabanowski unmittelbar nach demWiederanstoß die Partie abpfiff und eilendenSchrittes in die Kabine entfleuchte. Zurückblieben frustrierte 05er, die es nicht fassenkonnten. Ein Punkt in Emden - damit wäredie Meisterfrage klar in unseren Händengewesen. Drei Punkte für Emden - damitliegt sie auch wieder in Kickers-Händen.Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend, undvielleicht pfeift Grabanowski ja am letztenSpieltag in Ihrhove und macht alles wiedergut...Wenn auch die Szene aus der92. Minute diespielentscheidende war, so spiegelt sie nichtden wahren Spielverlauf wider - das hätte ein1:1 weitaus angemessener getan. In derersten Halbzeit bot sich den rund 2.500Zuschauern ein ausgeglichenes Spiel, beidem Emden leichte Vorteile hatte, was vorallem den gefälligerenMittelfeldkombination der Blau-Weißenzuzuschreiben war. 05 stand in der Abwehrsicher (deutlich sicherer als man nachHavelse erhoffen konnte), Krause undSmolka verdienten sich Bestnoten, auchSchönewolf gefiel durch gute Übersicht.Ganz anders das Mittelfeld. Schwerfälligbeim Überbrücken desselben, zahlreicheunnötige Ballverluste und wenig Bälle nachvorne - da lag eindeutig das Problem. ImSturm überzeugte einmal mehr Dian Popov,

derweil Cesar M’Boma zwar gefällig kombi-nierte, aber wie so häufig vergaß, den Ball imentscheidenden Moment abzugeben.Nach 13. Minuten brachte Popov dieSchwarz-Gelben nach schöner Rechtsflankeper Kopfball in den oberen rechtenTorwinkel in Führung - fast ein Traumstartalso. Dumm nur, dass die Kickers zu antwor-ten wussten. Vier Minuten später nutzteTursic ein Gewühl vor Schimmi, um miteinem beherzten Schuss aus rund 20 Meternden Ausgleich zu kassieren. Anschließendentwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel,bei dem Emden, wie schon gesagt, optischmehr vom Spiel hatte (die Kickers musstenschließlich auch kommen, da sie gewinnenmussten), 05 aber durch eine starkeAbwehrleistung und saubere Konter über-zeugte. Verdientermaßen ging es mit 1:1 indie Pause.Nach dem Seitenwechsel wogte die Partiehin und her. Einer starken EmderAnfangsphase - allerdings ohne zwingendeTorchancen - folgte ein gut zwanzigminüti-ges 05-Intermezzo, in dem die Helden gutund gerne die Führung hätten erzielen könn-nen. Der Wechsel Stanko für Muratovicerwies sich als belebendes Element für das05-Angriffsspiel. Wirkliche Torchancen blie-ben aber weiterhin Mangelware. Mit zuneh-mendem Spielverlauf bekam man denEindruck, als würde alles auf ein 1:1 hinaus-

laufen - sicherlich einErgebnis, mit dem 05 hättezufrieden sein können. In derSchlussviertelstunde verlegtensich die Knüwe-Schützlingegar noch einmal aufs Kontern,und um ein Haar hätte MarcBarton die Führung markiert -der Pfosten verhindertejedoch. Bemerkenswert nochein herzerfrischenderSturmlauf desPunkrockkönigs, der sich denBall in der eigenen Hälfteschnappte, an Freund und

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Feind vorbei Richtung Emder Tor stürm-te, wo der “Walz aus Duderstadt” jedochleider die Puste ausging. Dennoch:Chapeau, Tobi!Na ja, und dann kam die 92. Minute. Mitihr kam eine Niederlage, die ebensounverdient wie unnötig war, zumal manin der 2. Halbzeit eigentlich eher denEindruck hatte, dass, wenn noch eineMannschaft ein Tor schießt, dies nur 05sein können. Allein Grabanowski hatteetwas dagegen, was im übrigens selbstKickers-Coach Krüger zugab, der voneinem “sicherlich glücklichen Elfmeter”sprach. Sei’s drum, Lebbe geht weiter!

Terrorangriff auf Emden(SAUER) Irgendwie muss ich ja doch nochmal ein paar Sätze zum „Emden-Überfall“loswerden. Denn ich sehe das Fanverhalten dort sehrgespalten und gar nicht nur negativ. Schongar nicht kann ich die teilweise groteskenReaktionen darauf verstehen. Es entstand jafast der Eindruck, dass Bomber-Harris´ letz-ter Besuch in bzw. über Emden nichts war imVergleich zu unserer kleinen Stippvisite.Total genial war es natürlich, endlich malwieder mit drei Bussen zu einemAuswärtsspiel zu eiern. Sicherlich, von Rastezu Raste stieg die Stimmung und beim letz-ten schwarz-gelben Stop wären wir besserschon im Stadion gewesen als auf `ner Raste.Die Stimmung war jedenfalls schon stadion-reif. Unser lautstarker, mit Bengalosumrahmter Zug zum Stadion war mitSicherheit sehr imposant und, wie nicht nurich fand, irre genial, denn da haben wir schon10 mal mehr Stimmung gemacht als 2000Emdener 90 Minuten im Stadion. Sicherlich,auch wenn ich im Stadion gar nicht alleAktionen mitbekommen habe, es gab natür-lich übertriebene und peinliche Ausfälle.Noch nicht ganz angekommen und schon dieStadionkneipe für Emdener „schließen“ istnicht die feine Art, aber es gab hier keineHauereien und die 150 DM Bierglasschaden

werden ersetzt. So was passiert, glaube ich,auch nicht immer. Überhaupt, wenn man sodie Berichte und Diskussionen hört, dannhaben wir uns ja anscheinend zwei Stundenlang nur geprügelt und der nackten Gewaltihren exhibitionistischen, freien Lauf gelass-sen. Das ist totaler Unfug, es gab, außer einerpersönlichen Auseinandersetzung zwischenzwei Leuten, keine ernsthafte Boxerei.Sicherlich gab es die eine oder andereRangelei, kann aber mal passieren. Es treffensich nun mal im Stadion mitunter Leute oderGruppierungen , die, ich sach jetze mal, nichtgerade einen freundschaftlichen Umgangmiteinander pflegen. Die ersten 20 bis 30Minuten Support, umrahmt von Bengalo-und Papptafelintro, waren wohl aller ersteSahne. Damit spielen wir auch in derRegionalliga oben mit. Doch dann bemerkteich irgendwann, dass es im Block immer lei-ser wurde, und als ich meinen Blick vomSpielfeld abwand und mich umsah, stellte ichfest, dass wir irgendwie ein paar„Schäfchen“ verloren hatten. Das fand ichnatürlich auch scheiße: Anstatt weiter laut-stark und kreativ zu supporten, auf die Suchenach Ärger zu gehen. Ich persönlich kann dasgar nicht verstehen, ich will Fußball, Bier ,Support und Spaß. Ich habe das schon malgeschrieben: Sinnlose Gewalt ist nicht meineArt von Spaß, und cool ist das schon garnicht. Was nicht heißt, dass ich mich immerwie im „Konfirmationsunterricht“ verhalte,

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ich habe auch schon Unfug verzapft und inpuncto „daneben benehmen“ haben wir da soeinige Experten. Solange es sich in gewissenGrenzen bewegt, habe ich damit auch über-haupt keine Probleme, gehört irgendwiedazu. Wer hat das noch nicht geschafft? Aberdie Aufregung und Freude, ein so großerAuswärtsblock in Verbindung mit zuvielAlkohol auf einer (anscheinend zu lange dau-ernden) Fahrt ist einigen Leuten wohl zuKopf gestiegen. Andererseits gab es sowohlin der Pause als auch nach dem Schlusspfifffriedliche Gespräche zwischen Emdenernund 05`ern. Wo nun genau 10000 DMSachschaden entstanden sind, werden dieEmdener besser nachvollziehen können alsich. Ok, vor unserem Block hing keine einzi-ge Werbebande mehr, da haben wir uns vomSchiri, Bier und einem unglücklichenSpielverlauf zu sehr erregen lassen. Aberwerden die Dinger nicht einfach wiederangeschraubt und gut ist? Egal, daran warenauf jeden Fall 05er jeglicher Couleur betei-ligt, wie überhaupt bei allen „Ausfällen“nicht nur einige äußerlich auffällige wieGlatzen, Ultras, usw. beteiligt waren, sondernne Menge „Normalos“ und Trikotträger. DenPlatz nach dem Abpfiff zu stürmen, war mitSicherheit auch nicht „professionell“ und hatdem Ansehen des Vereins Göttingen 05 ehergeschadet als zu neuem Glanz verholfen,aber auch hier ist niemand persönlich zuSchaden gekommen. Richtig beschissen fandich die Tatsache, dass ein Mann wie Hardy,der ultraviel für unseren Verein gemacht hat,den Block verlassen musste, auch wenn die

Betroffenen wohl Gespräche führen, auchwenn man über einige Ansichten von Hardyunterschiedlicher Meinung sein kann, dass soein 05`er nicht im Block bleiben kann, istextrem peinlich!Extrem ungemütlich reagiere ich auf einigeÄußerungen auf der Fanpage oder auf Artikelin der Ostfriesenzeitung, in denen uns vorge-worfen wird, wir hätten ein nicht unerhebli-ches Potential an Rechtsextremen in unserenReihen gehabt. Sicherlich haben sich einige„seltsam“ verhalten, aber von Rechtsextremist das noch meilenweit entfernt. Es gab nichteinen einzigen „Deutschen Gruß“ und auchdie Fantasien von Skinheads mitNaziaufnähern finde ich total unverschämt,gerade ich als SHARP, als AntirassistischerSkinhead, kriege da das große Kotzen. Einskann ich zu 100% versichern: Von unseremGlatzenmob ist niemand ein Nazi. Ok, es gibtviele Menschen, die keine Ahnung von derSzene haben, und dem (bewusst aufgebau-ten?) Medienbild Skins = Nazis glauben,aber niemand hatte Naziaufnäher, einigehaben Anti-Nazi-Aufnäher, und unser „05-Skinheads gegen Rechts“-Transpi sprichteine klare Sprache. Mit denjenigen, die dortNazi-Parolen verbreitende GöttingerSkinheads gesehen haben wollen, würde ichgerne mal diskutieren. Ihr ignorantenVolltrottel!

Positiv an diesem Spiel war außerdem, dassdie „Gegengeraden-Fans“ und die „GöttingerJungs“, anstatt sich gegenseitigUnterstellungen unterzujubeln, mal aufeinan-der zugegangen sind. Sehr gut fand ich dasTreffen zwischen Vertretern beiderGruppierungen in der Woche nach dem Spiel,um die Vorkommnisse in Emden zu bespre-

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chen und um einige Vorurteile auszuräumen.Es soll sicherlich keine Gedankenkontrolleam Stadion stattfinden, aber Nazis oderrechtsradikale Aktivitäten werden wir 05erauch weiterhin nicht tolerieren. So war esauch gut zu hören, dass sich die„Biertouristen“ nicht als Hools bezeichnen,sondern als Ultras und ebenfalls keinen Bockauf Nazi-Scheiße haben. Ich hoffe wir wer-den gemeinsam noch viel Spaß haben und 05weiterhin lautstark und mit geilerChoreographie unterstützen.Cheers

18. 03. 2001 Götter 05 vs. Celle –r Loch2:1(SAUER) Genau eine Woche lag dieunglückliche durch Betrug hervorgerufeneNiederlage, verbunden mit einer klitzeklei-nen 05-Intifada in Emden, erst zurück, dakam mir gegen Ende der 2. Halbzeit folgen-de Vision: In der 93. Minute erzwingt die„etwas unglücklich“ agierendeSchiedsrichterin einen Elfmeter für Celle.Der darauf folgende Schuss klatscht vomPfosten an die Birne der schwarz-grünenDame und pullert daraufhin an Schimi vorbeiins Netz. Der arme Pattchenstopper! Aberdiesmal schaffte es der NFV nicht, denSpielverlauf entscheidend zu beeinflussen.Allerdings muss ich zugeben, dass mangegen Ende einer überlegen geführten Partienur deshalb noch zittern muss, wenn man soviele klare Torchancen, wie sie 05 besaß,nicht verwandelt. Deshalb musste „Franz-Josef“-Knüwe, wie so oft nach den letztenSpielen, mal wieder den Satz: „BeimTorabschluss waren wir zu unkonzentriert.“von sich geben.Genau so fing das Spiel auch an: Total über-legene 05er vergeben zwei hundertprozentigeDinger, und nach einem kurzen Blackoutunseres „Schlaf mit mir“-Slavomir stand esin der 9. Minute plötzlich 1:0 für Celle.Andererseits zeigte sich vor knapp 1000Fußballspannern die Stärke unsererWeltauswahl. Auch durch einen unglük-

klichen und unverdienten Rückstand ließensich unsere Jungens nicht aus der Ruhe brin-gen und spielten ihren schönenOffensivfußball konsequent weiter, was dannauch belohnt wurde. Gerade als sich dieGemüter überCesar–„Fummelkönig“–M`Boma zu erhitzenbegannen, ließ er aus 18 Metern einen wun-derschönen Kracher ins linke untere Eck ein-schlagen. Die verdiente Führung erledigte -mal wieder - unser Abwehr-Goalgetter„Savoi“-Krause noch kurz vor der Pause. Ichglaube, es lohnt sich doch, die Schwarze-Pumpe-Taktik anzuwenden, am Abend vor-her sich noch das richtige Zielwasser zugenehmigen. Der eigentliche Grund desSieges dürfte allerdings Kathrin heißen. Hatsie durch ihre letzte Anwesenheit imJahnstadion 05 schon gegen den BTSV zumSieg geführt, ließ ihr Glück (noch keineNiederlage!) auch diesmal nicht nach. Kaumstand sie neben mir auf den Rängen, war dererste Sieg der Rückrunde perfekt. BitteKathrin, du musst zu den Relegationsspielenkommen! Cheers.

24. 03. 2001 Hannover 96 (A) - 05 0:3(Lorenz) Zwei Wochen nach dem Betrug vonEmden machte sich auch diesmal eine nichterheblich weniger Personen zählende Scharvon 05-Hörigen auf den Weg in dieLandeshauptstadt, um dort die Schwarz-Gelben bei ihrem Kampf für das Gute in derWelt verbal zu unterstützen. Wie inAnbetracht der kleineren Jagdszenen aus deremsländischen Provinz nicht anders zu

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erwarten, waren diesmal auch auf Seiten derOrdnungsmacht nicht gerade wenigeMenschen mobilisiert worden, aber nichts-destotrotz verlief die Anreise zum Stadionohne nennenswerte Vorkommnisse. Auch derEintritt ins Eilenriede-Stadion (den Mieflängst vergangener Zeiten versprühend)gestaltete sich einigermaßen reibungslos, unddie per Aushang annoncierte Forderung nach15 DM Eintritt erwies sich als gegenstands-los, da vorhandene Studentenausweise mun-ter hin- und hergetauscht wurden, sogar einabgelaufener Mofa-Führerschein als ausrei-chender Beleg für die Berechtigung einesermäßigten Eintritts akzeptiert wurde undwahrscheinlich auch mit einem Knax-Club-Mitgliedsausweis oder dem Kassenzettelvom letzten Aldi-Einkauf der gleiche Effekthätte erzielt werden können. Die

Eingangskontrollen wurden ebenfalls sehrlässig gehandhabt, was zur Folge hatte, daßdie Pyromanen-Fraktionen beider Seiten sichausgiebig mit ihrem Lieblingsspielzeugbeschäftigten und zunächst einmal dasStadion vollkommen zuräucherten. Die 96erdurften dies auch unbeanstandet tun, im Falledes schwarz-gelben (bzw. teilweise mit weiß-grauen Aschepartikeln besprenkelten)Anhangs führte bereits dieseAuftaktperformance zum ersten, nicht gerade

zimperlichen Einsatz der Ordnungshüter.Wenn da mal nicht mit zweierlei Maßgemessen wurde.... Zum Spiel selbst läßt sicheigentlich nur sagen, daß es nach längererZeit mal wieder ein auch den skeptischstenZweifler (also mich) absolut befriedigenderSieg war. Nachdem sich die Rauchschwadenverzogen hatten, legte Barton das 1:0 vonDian schön vor (muß ich meine Meinungetwa doch noch revidieren?). Krauses 2:0war dann Weltklasse, weniger (bzw. garnicht) aufgrund des Zustandekommens die-ses Treffers, sondern wegen des unschlagbarfassungslosen Gesichtsausdrucks unseresAbwehrreckens, als diesem nach einemkrassen Fangfehler des Ex-Weender-und-nun-96-Torhüters Timo Ochs der Ball vorden Füßen (und dem zugleich leeren Tor) lie-genblieb, Markus nur noch locker einschie-

ben mußte, um sich dann einemkleinen Freudentänzchen inRichtung des Fanblocks hinge-ben zu können. Respekt, auchein John Cleese hätte dieseDarbietung nicht gekonnterinszenieren können. AllenHoffnungen der kleinen 96er,die Partie noch kippen zu könn-nen, wurden in der Folgezeitsowohl durch ihr eigenesUnvermögen als auch durch dieklare Überlegenheit der Götterdiverse Riegel vorgeschoben,und als unser Eiswürfel-Esmirdann noch zum 3:0 erhöhte, gabes nun wirklich keinen Zweifel

mehr. Also alles Friede, Freude, Eierkuchen,oder? Nun ja, leider nicht ganz, denn dasGebaren der Ordnungskräfte bedarf noch dereinen oder anderen kritischen Anmerkung.Leute, wenn es Euch wirklich darum geht,der Gefahr vorzubeugen, daß aus einemStadion eine Flammenhölle wird, dann könn-tet Ihr doch vielleicht bereits vor demStadion bzw. beim Eintritt nochmal höflichauf die Gefahren hinweisen, die gerade ineinem solchen Stadion wie der Eilenriede mit

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Torstop die erste: Drin oder doch oder nicht?Einsendungen anal: [email protected]

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ihren morschen Holzsitzbänken bei unsach-gemäßem Hantieren mit Bengalos etc. entste-hen können. Auch die rechtzeitigeBekanntgabe der (Eurerseits) notwendigenFolgemaßnahmen bei Zuwiderhandlunggegen diese Gebote würde Euch keinenZacken aus der Krone brechen. Dann aberwährend des Spiels so zu tun, als ob jede(r)Stadionbesucher/in sich absolut darüber imKlaren sein müßte, was passiert, wenn er(sie) im Überschwang der Gefühle beimFührungstreffer ein Bengalo zündet, unddementsprechend einen fast schon Castor-mäßigen Knüppeleinsatz auch gegen offen-kundig minderjährige Personen zustarten...das ist einfach absolute Scheiße undentspricht nicht meiner Vorstellung vomGebot der Verhältnismäßigkeit der Mittel!!!Nun ja, bevor ich mich weiter echauffiere,möchte ich lieber noch erwähnen, daß erstensauch von Seiten der 96-Anhänger (bei denenleider der eine oder andere relativ offenkun-dig aus Neanderthal entlaufene Zeitgenosseanwesend war) Unmut über die Behandlungdes 05-Anhangs durch die Staatsmachtbekundet wurde, zweitens selbst der Spruch(Zitat) ‘Deutsche Polizisten, Gärtner undFloristen!’ mit der Androhung einesErmittlungsverfahrens gekontert wurde,ebenso wie drittens die von einemMitreisenden gegenüber einemPolizeibediensteten getätigte Aussage‘Mann, Du hast vielleicht ‘ne Scheiß-Frisur’,obgleich sie einwandfrei auf unbestreitbarenobjektiven Tatsachen beruhte.

01. 04. 2001 Göttingen 05 – VfBOldenburg 1:0(heino) Bekanntlich fangen Spiele manchmalauch vorher an. Wie an diesem Wochenende,wo etliche Oldenburger schon Samstagabend zur Paadie inne Gegengerade eintru-delten. Dortselbst sollte ein klitzekleines„Tanz in den April“ Festchen alsVorbereitungstrainingslager für dat Spielmorgen abgehalten werden. Und sowat kannman mit den Kolleschen und -Innen aus dem

OFI-Umfeld bekanntlich sehr gut. Jou, wirham uns gut amüsiert und –aber pssst!- et sollsogar getrunken worden sein (au weia). Wieintensiv fußballtheoretisch und intellektuellfruchtbar und hochgeistig diskutiert undlamentiert wurde, darüber lieferten spätereinige sich in tiefenmeditativer und schwernachdenklicher Phase befindliche Menschenein beredtes Beispiel. Und dat bei leckerKrach ringsrum, Kompliment meine Damenund Herren.

Am näxten Tag (1. April) schickten wir unsselbst alle ins Jahnstadion. Da auch derVerfasser sich bisweilen auf die vornächt-

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Bitte melde Dichdiesmal: Clemens HopingDies ist der Auftakt einer Reihevon Suchmeldungen nach ehemali-gen 05-Akteuren. Wer etwas vomVerbleib des gezeigten Spielersweiß, melde sich bitte bei derRedaktion oder über E-mail [email protected]

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lichen Gedankenanstöße konzentrierenmußte, wurden nicht alle Spielsituationengewohnt haarscharf und unbestechlich objek-tiv wahrgenommen. So z.B. kurz vor derPause, als plötzlich ein schwarz-gelberAkteur im Oldenburger Strafraum lag – etmuß wohl eine bodenlos brutale Aktiongewesen sein, denn sonst hätte der Schiribestimmt nicht auf den ominösen Punktgezeigt. Dat andere meinten, et wäre nixgewesen, kennt mensch ja, dat ewigeGemeckere. Und dat die verbrecherischenSchiris uns bevorteilen – davon kann nunwirklich nicht die Rede sein. Eiswürfel-Esmir jedenfalls hat die Gurke eiskalt reinge-semmelt und dat war et auch schon mit denToren. Für den Erfolg des Teams zeichneteübrigends Calle Dy als Interims-Hauptverantwortlicher verantwortlich, nach-dem der „Landwirt“ sich gen Bochumzurückpflügte.Wir fachsimpelten dann noch einiges hin undher und verabschiedeten die OldenburgerFreundInnen incl. eines Zwischenstopps malwieder in der Gegengerade in RichtungBahnhof. Leudde, hat mal wieder kein Auge(+ keine Kehle) trocken gelassen dat Treffenmit euch, wir freuen uns auf dat näxte mal.Forza 05 und VfB!

08. 04. 2001 FC Schüttorf 09 - 05 1:4(Lorenz) Schon wieder ins Emsland!Versteht mich bitte nicht falsch, ich habe ja

gar nichts gegen den dort ansässigenMenschenschlag und auch landschaftlichwird schon so einiges geboten (vorausge-setzt, man fristet sein Dasein ansonsten auss-schließlich in einer fensterlosenKellerwohnung), aber irgendwann beginnt eseinfach zu nerven, andauernd stundenlang imBus zu sitzen und sich in Dörfer kutschierenzu lassen, in denen die einheimischeBevölkerung auf die Frage nach dem richti-gen Weg zur Spielstätte des ortsansässigenFußballvereins nichts anderes zu antwortenweiß als “So was gibt’s hier?”. Wie dem auchsei, das erste Spiel mit Eule als Cheftrainerverlief in etwa so, wie es angesichts derTabellenkonstellation zu erwarten war.Eindeutige Überlegenheit der Schwarz-Gelben mit daraus resultierender Führungdurch Popov, nach einer halben Stunde löff-felt ein Schüttorfer den Ball irgendwie in dieMaschen, aber nur kurze Zeit später sorgterneut Dian für die Halbzeitführung. NachTobis vorentscheidendem Freistoß fühlte sichdann Cesar genötigt, mal wieder eine kleineKostprobe seiner technischen Fähigkeitenabzuliefern, demütigte in bester Okocha-Manier mal eben die gesamte SchüttorferMannschaft, ließ den Torwart noch etwafünfmal aussteigen, schob seelenruhig denBall ins Tor und sorgte so dafür, daß es nebendem Spielfeld zu einigen abenteuerlichenStriptease-Aktionen der begeisterten 05-Voyeure kam (über deren ästhetischen Wert

wollen wir mal lieber denMantel des Schweigens dek-ken). Zum Abschluß ließ sichauch unser SchüttorferGladbach-und-05-Fan Patrick,der bei diesem Spiel aufgrundseiner tiefen Einblicke in die05-Fanszene von den ört-lichen Verantwortlichen quasials Kontaktbereichsbeamtereingesetzt wurde, noch seinOrdnerleibchen abschwatzenund so waren alle glücklichund zufrieden.

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Das Gipfeltreffen zwischen M. Wolterund dem Schlafenden Riesen!

(SAUER/matthias) Da das Interview dienächsten Seiten schon genug füllen wird,sparen wir uns eine lange Einleitung. Nursoviel: Es war eindeutig mal an der Zeit füreine Stellungnahme vom Präsidium imRiesen. Wir hatten dies schon vor derBekanntgabe des Präsidiums im Tragigblatt,nicht mehr kandidieren zu wollen, vor, sosind nur noch ein, zwei Fragen hinzuge-kommen. Allerdings wollen wir nicht ver-schweigen, dass Michael Wolter sehr offenund “redselig” war, und er teilweise dieAntwort auf mehrere Fragen vorwegge-nommen hat. Wir haben das deshalb hierzusammengefasst und nicht unbedingt wört-lich zitiert. Here we go:Der Schlafende Riese (DSR):Tun wir doch einfach mal so, als wenn wirüber Sie kaum was wüssten, könnte ja aucheinigen Leser/innen so ergehen. Stellen Siesich doch einfach mal kurz vor.Michael Wolter (MW):Ich bin am 18.06.1950 geboren, bin geschie-den und habe eine 22-jährige Tochter, binMalermeister mit eigenem Betrieb in der

Levinstraße. Schon mein Vater war in den60`ern Funktionär bei Göttingen 05 „unter“Trainerlegende Fritz Rebell. Ich selbst habeu.a. mit Charly Mrosko von 1987-1995 imVerein gearbeitet. 05 hat in dieser Zeit anzwei Aufstiegsrunden teilgenommen. Schoneinmal habe ich mich, damals mit Dawe-Curdt, nicht zur Wiederwahl gestellt. ImApril 1999 bin ich dann von Willi Wolter umHilfe gebeten worden. Momentan leiste icheinen Großteil der Präsidiumsarbeit. HerrWashausen kann aus gesundheitlichenGründen und Hr. Kindler aus beruflichennicht mehr tun. Es muß allerdings hervorge-hoben werden, dass Hr. Washausen in denletzten zwei Jahren vielGeld in den Vereingesteckt hat und ohneihn der Verein schoneinmal vor dem Ausgestanden hätte.DSR:Warum es eine lange,für uns unverständli-che, Geheimniskrämerei um die “5Sponsoren” gab (Vertragsbindung) ist ja fastbekannt. Aber wie, und durch wen kamendenn die ersten Kontakte zustande?

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Die 05-Elf aus dem Jahr 1952, der ersten Saison mitFritz Rebell als Trainer.

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MW: Aufgrund des noch schwebendenVerfahrens und aus vertraglichen Gründenkann diese Frage erst zu einem späterenZeitpunkt erörtert werden. DSR: Gibt es noch Möglichkeiten, Geld vonden Sponsoren einzufordern? Wird diesgetan und wie stehen die Chancen?MW: Im Rahmen des Insolvenzverfahrenswird der Insolvenzverwalter versuchen,Forderungen geltend zu machen. Inwieweitdiese realisiert werden können, bleibt abzu-warten.DSR: Der Sponsor hat Ende letzten Jahresdie Zahlungen eingestellt. Wurde sich dennvon Seiten des Vereins rechtzeitig, wenn jawann, oder überhaupt nach potentiellenErsatzsponsoren umgesehen?MW: Kontaktbemühungen zu möglichenSponsoren gibt es natürlich jederzeit. Nur dieakute Suche nach einem neuen Hauptsponsorwar bis Ende Mai (als deutlich wurde, dasssich der Sponsor zurückzieht) sicher keinThema. Es gab allerdings vorsichtigeKontakte zu Sartorius. Anfang April habenwir sämtliche großen Firmen (wie z.B.Lambda, Linus, Sycor u.a.) angeschrieben.Nach der Insolvenz war allerdings Schluss,die warten alle auf den Ausgang desVerfahrens.Ohne den Sieg gegen Kiel wäre das Thema jagar nicht in der Form auf den Tisch gekomm-men. Unabhängig davon, war das erfolgrei-che Aufstiegspiel gegen Kiel unheimlichwichtig für uns, für 05 und dieAufbruchstimmung in der Stadt. Auch imHinblick auf die „Vision 2005“ (05 in 3. oder2. Liga, später auch evt. neues Stadion). Essoll Morgen (21.07.) ein Gespräch mit jun-gen Leuten, die im Verein mitarbeiten woll-len, mit Vertretern aus Politik und Wirtschaftgeben. Das ganze soll auch mit Einbeziehungder Fans in der Werbung laufen. Überhauptist eine offensivere Vereinspolitik und pro-fessionellere Arbeit (z.B. mehr Marketing,hauptamtlicher Manager) das Ziel. Ich werdedas morgen auch ansprechen, ob ihr, wennihr Interesse habt da mitzuarbeiten, am näch-

sten Treffen mit zwei Vertretern (sprecht unsan) teilnehmen könnt. Gerade Leute, die auchpositive Kritik bringen, habe ich gern dabei,habe ich überhaupt kein Problem mit.Der Etat für die nächste Saison wäre miteinem neuen Großsponsor gesichert, dashängt aber auch vom Ausgang desInsolvenzverfahrens ab. Ohne Hauptsponsorsieht es allerdings düster aus. Da werden wirzwar Oberliga spielen, aber auf absolut klein-ster Flamme kochen. Für die Regionalligahätten wir wenigstens noch mit 750.000 DMFernsehgeldern rechnen können. Für dieOberliga gibt es aber keinen solchenGrundstock. Es gibt da allerdings ein “hei-ßes” Gespräch mit einem möglichenHauptsponsor (aus Göttingen Anm. Red.).Am 8. oder spätestens am 12. August mussder aktuelle Kader stehen.

DSR: Ist es wahr, dass der Besitzer derAutobahn Tank- und Raststätte Göttingen mit1,2 Mio. bei 05 einsteigen wollte? Warum istdies nicht zustande gekommen? MW: Nein. Allerdings hat Hr. Nieswandunsere Lunchpakete gesponsert und auch denVIP-Raum hat er ausgestattet.DSR: Es gibt verschiedene Personen, diebehaupten, Hr. Hald von der GöttingerSparkasse hätte nach dem erfolgreichenRelegationsspiel gegen Holstein Kiel, imVIP-Zelt potentielle Sponsoren “überredet”,von 05 Abstand zu nehmen. Was sagen sie zudieser Geschichte?MW: Das kann ich nicht bestätigen. Daskönnte nur auf Rücksprache mit Hr. Haldgelaufen sein und er hat sich da möglicher-weise neutral oder nicht gerade euphorischgezeigt. Ob es eine Zurückhaltung wegen der

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geplatzten Fusion mit der SVG gab, kann ichnicht sagen. Allerdings muss ich betonen,dass im Gegensatz zur Sparkasse, unsereHausbank, die Volksbank Göttingen, garnichts gemacht hat. Ansonsten hat es imVorfeld natürlich Zusagen gegeben, wie z.B.vom Göttinger Flugdienst, etwas später hießes, sie wollten dies in Naturalien auszahlen,wie z.B. in Form von Freiflügen.(HeyReiseleiter, vielleicht fliegen die uns jaumsonst zum Auswärtsgig in Langenhagen!Anm. Red.)DSR: Das Konzept SC Göttingen 2005, andem ja einige Leute beteiligt waren (ganz amAnfang waren ja sogar Leute aus derFanszene beteiligt), in der der Rahmen fürden sportlichen Aufstieg in die 2. Liga zum100-Jährigen gesteckt worden ist, welchePersonen außer Achim Krug waren dennletztendlich federführend daran beteiligt?MW: Sehr viel Achim Krug, auch beimDruck usw.DSR: Wurde diese Broschüre denn auch tat-sächlich benutzt, z.B. bei der Werbung fürSponsoren eingesetzt?MW: Nein, oder kaum. Mittlerweile muß dieBroschüre sowieso auf den neuesten Standgebracht werden, was auch geschehen soll.DSR: Warum wurde eigentlich dasKrombacher-Angebot nicht angenommen,Einbecker fährt doch nun wirklich zu einemgünstigen Tarif bei 05?MW: Es gab wohl ein Gespräch, das überHrn. Hensellek (=Willis Stadionkneipe) mitKrombacher gelaufen ist. Aber für ein paarMark mehr wollten wir einen Sponsor wiedie Göttinger Brauhaus AG bzw. Einbeckernicht verstoßen, die auch in schlechtenZeiten immer zu uns gestanden haben.Außerdem gibt es zwischen uns und denendie Vereinbarung, sollten wir einen potentenHauptsponsor finden, würde Einbecker ins“zweite Glied” zurücktreten. Es würde alsoein anderer Schriftzug auf dem Trikot stehen.DSR: Wie denken Sie über das altePräsidium, gab es da Differenzen?MW: Ich möchte mit dem Missverständnis

aufräumen, dass ich öffentlich nachteiligesüber das vorherige Präsidium gesagt hätte. Was für mich zählt, ist der sportliche Erfolg,den ich während der Zeiten hatte, die ich bei05 im Präsidium verbracht habe (2 malAufstiegsrunde zur 2. Liga und 2 malOberligameister). Auch wenn ich zugebenmuss, dass es zuletzt wirtschaftlich nicht solief, allerdings wohl immer noch besser alsvorher.DSR: BeiGöttingen 05gibt es unsererMeinung nach,spätestens seitdem letztenRL-Aufs t i egein Phänomen.Nämlich, dassder große Kernder 1. Mannschaft bestehen bleibt. Damalshatten einige Spieler finanziell bessereAngebote (z.B. Marco Gruszka, jetzt MSVDuisburg) und sind trotzdem geblieben.Auch heute haben wir um unsere guteMannschaft wieder interessante neue Leutegeholt, obwohl die Situation (wirtschaftlich)alles andere als klar ist. Woran liegt daseigentlich?MW: Es besteht nunmal ein Unterschiedzwischen 05 und größeren Vereinen, es herr-rscht hier noch eine intimere, familiäreAtmosphäre, das gefällt den Spielern. Es istvorteilhaft, dass es nicht so anonym zugehtund die persönliche Betreuung durch denVerein ist auch gut. Außerdem stimmt die“Chemie” in der Mannschaft und die Stadtgefällt den Spielern auch. 05 hatte im letztenJahr auch den höchsten Oberligaetat. Es gibt,glaube ich, keinen Spieler, der 05 im Bösenverlassen hat.DSR: Es gibt immer wieder Gerüchte, dasshier Spitzengehälter von 5000 DM(M`Boma) bis zu 10.000 DM (Popov)gezahlt werden. Mal ein paar Worte dazu?MW: 5000 DM sind sicherlich kein schlech-tes Geld, aber am Ende bleiben einem 20

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Jährigem Single davon auch nur 2700 DMüber. Aber solche Gehälter haben wir nichtgezahlt, 10.000 DM für Popov gehören insReich der Phantasie.DSR: Wir werden wieder Oberliga-Meister?MW: Wir sind letztes Jahr Weißbier-CupSieger gewesen und danach Meister gewor-den. Ich habe schon zum Trainer gesagt, die-ses Jahr sind wir wieder Weißbier-CupSieger geworden...(Schon seit einiger Zeit wohnt EULE EUL-BERG dem Gespräch bei und meldet sichnun plötzlich energisch zu Wort.)EULBERG: Jetzt müsste ich ganz weit aus-holen, da ganz viele Faktoren zusammenkommen. Auf jeden Fall hoffe ich auf einelängere Zusammenarbeit hier bei 05. Ichhabe ein gutes Team, in dem es auch charak-terlich stimmt. Die Neuen passen gut rein.Als Mark Barton den Verein verlassen hat,hatten wir auch etwas Sorge, dass er 3 oder4 Spieler mitzieht, das war aber bekanntlichnicht der Fall. Er hatte im Team für Unruhegesorgt und es war gut, dass er gegangen ist.Genauso war und ist die Suspendierung vonM`Boma eine richtige Entscheidung, auchwenn er aus rein sportlicher Sicht auch heutenoch eine Verstärkung für uns wäre. Ich glau-be auch, dass ich mit meiner Arbeit nichtganz falsch gelegen habe. Obwohl ich jaauch bei den Fans nicht ganz unumstrittenwar. Die Mannschaft ist in der Spitze ähnlichstark wie im letzten Jahr, allerdings in derBreite etwas schwächer. Lass’ mal ein paarSpieler verletzungsbedingt ausfallen, da feh-len uns mindestens noch 2 oder 3 Spieler.

Auch auf der linken Seite suchen wir nochjemanden. Eine Chance auf den Titel istsicher da.DSR: Steigen wir dann auch in dieRegionalliga auf?EULBERG: Wenn wir Meister werden,kriegen wir auch die Lizenz, also ja!MW: Wenn wir die erneute Meisterschaftanstreben, investieren wir in dieser Richtung,weil wir aufsteigen wollen. Die anderenhaben sich aber auch sehr verstärkt, z.B.Oldenburg und Arminia.DSR: Wie sieht unsere Zukunft aus?MW: Fragt mich in 3 Wochen... Das istmomentan ein ungünstiger Zeitpunkt, umeine Prognose zu geben. Es hängt einfachviel vom Insolvenzverfahren ab. Außerdemist das anstehende Sponsorengespräch sehrrichtungsweisend. Entweder wir müssenganz kleine Brötchen backen und spielen nurum den Klassenerhalt in der Oberliga, oderwir spielen oben mit. „Ein Mittelding wird’snicht geben“.DSR: Ich finde jedes Vereinsmitglied undauch der Fan auf der Tribüne hat das Recht,gerade auch in der schwierigen Situation, inder sich 05 nun mal befindet, kritischeFragen zu stellen. Mal abgesehen von eini-gen unsachlichen Äußerungen, aber das wardoch nicht wirklich der Grund für den defacto Rücktritt des kompletten Präsidiums?MW: Ich kann diese aufwendige Arbeit nichtmehr leisten, ich habe mein Privatleben undauch meine beruflichen Interessen absolut inden Hintergrund gestellt. Wenn im neuenPräsidium die Arbeit nach Fähigkeiten derLeute aufgeteilt wird, wenn es in sportlichen/repräsentativen/ finanziellen Bereich aufmehrere Schultern verteilt wird, fände ichdas gut und könnte ich mir vorstellen z.B. imsportlichen Bereich dort auf irgendeine Artmitzuarbeiten. Ich bin und bleibe 05`er undwürde sowieso meine Hilfe anbieten. DSR: Machen sie doch mal einen Vorschlag,wer ihrer Meinung nach geeignete Männerund Frauen für das neue Präsidium wären?MW: Im bereits angesprochenen

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Arbeitskreis Göttingen 2005 wird sich mitSicherheit darüber Gedanken gemacht.Könnte auch gut jemand aus diesem AK sein.Eventuell auch der neue Hauptsponsor,sofern er denn einsteigt. Das wäre sicherlichgut, einen seriösen Mann zu haben, derZugang zur Wirtschaft und den Banken hat.An meinem sportlichen Sachverstand wirdsicherlich nicht gezweifelt, aber aus irgend-welchen Gründen wird mein Name ja immermit finanziellen Bruchlandungen inVerbindung gebracht. Das kann ich zwarnicht ganz nachvollziehen, aber vielleicht istes ganz gut, den Weg für jemand mit einerbesseren Reputation frei zu machen.DSR: Lesen sie eigentlich den SchlafendenRiesen?MW: Ja!DSR: Was wird eigentlich beim ersten Spielbezüglich Mannschaft, Trainer und Sponsorfeststehen?EULBERG: Ich habe zwar meinen Verbleiban Michael Wolter gekoppelt, doch es kammir dabei darauf an, dass die Kontinuitätbleibt. Wenn Michael Wolter ins zweiteGlied tritt, sehe ich die zur Zeit noch gewähr-leistet. Bei derMannschaftszusammenstellung sind wir einhohes Risiko gegangen. Andererseits muss-sten wir die Mannschaft für die Saison schonrechtzeitig zusammenstellen, im Septemberhätten wir keine Leute mehr gekriegt. MW: Der Hauptsponsor steht dann nochnicht unbedingt fest, auch wenn ich das der-zeit sehr zuversichtlich sehe. Wenn es finan-ziell nicht reicht, müssen wir noch einigeSpieler abgeben und mit Jugendspielernaufstocken. Dann ist nur der Klassenerhaltdas Ziel. Halten wollen wir auf jeden Fallden Kern der Mannschaft: z.B. Dietrich,Pfannkuch und Schönewolf sind Leute, diedas Team zusammenhalten. DSR: Vielen Dank für das ausführlicheGespräch, viel Glück wünschen wir unsnatürlich allen! (Das Gespräch wurde am 23.07. von Sauer,Matthias und Martin geführt.)

BAFF verstehen, heißt siegen lernen !

(SAUER) Es war also mal wieder an der Zeit,einen BAFF- Winterkongress abzuhalten. (Eswar ja scho Weihnachten!). Dieser fand vom19.1. bis 21.1.2001 in Hannover inner gutenalten KORN statt. NebenJugenderinnerungen an einige dort erlebteKonzerte (ey Wucher, weißte noch, der Pogogegen den Pfeiler bei TCA?) machte ich bzw.wir 3 anreisenden Göttinger uns etwasSorgen, denn es gab eigentlich nur einHauptthema: Soll BAFF weiterbestehen?

Nun kämpft das Bündnis Aktiver FußballFans seit über 7 Jahren gegen Rassismus inden Stadien, für den Erhalt von Stehplätzen,für Mitbestimmung und eine selbstbewussteFanszene u.v.m.. Uns steht demnächst einesuper Ausstellung ins Haus (dazu spätermehr) und jetzt aufgeben? Warum? Um eskurz zu machen: Die Mitgliederzahlen sindnicht gesunken, Stehplätze scheinen sichererzu sein als vor 7 Jahren (vor allen inVereinen, in denen Fans, ich sach jetze mal,BAFF- mäßig ihre Interessen vertreten), derDFB hat sich endlich für einenAntirassismus-Paragraphen interessiert usw.Erfolglos waren wir also nicht. Es gab Fan-Demos im In- und Ausland, Fan-united-day,Anti-Sitzplatz-Aktionen, Kataloge, regelmä-ßige Kongresse usw. Hauptkritik bzw.Diskussionspunkte waren folgende: DieLeute, welche hauptsächlich denOrganisationskram vom BAFF übernommenhaben, wurden von vielen Leuten der „Basis“wohl als so `ne Art Animateur oder Übungs-leiter angesehen und haben dabei wohl ver-gessen, dass BAFF von uns allen lebt und mitLeben gefüllt werden muss. Die Kongresse

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wurden von einigen Teilnehmern nur alsSauf- und Partytreffen genutzt, ok, Fußballund Bier gehören ja auch irgendwie zusamm-men, aber wenn man etwas erarbeiten will,kommt halt erst die Arbeit und dann....Mal abgesehen davon, wurde auch auf denPartys natürlich viel über die Vereine gela-bert und Infos, Adressen usw. ausgetauschtund am Ende eines jeden Kongresses fuhrman mit vielen guten Gefühlen und neuenMutes nach Hause.Ferner gab es Kritik von Fanzines und Fan-Inis an BAFF, dass zu wenig passiert, unddas von Gruppen, die selbst Mitglieder sind.

Warum also nicht selbst einfach etwas inAngriff nehmen? Wir haben doch dasSelbstverständnis, unabhängig zu sein undnicht bevormundet zu werden. Anpacken undmachen, anstatt meckern und schmollen!Wer jetzt mehr davon erfahren möchte, werauch in einem Bundesweiten Bündnis etwasmachen möchte, der oder die meldet sich beiBAFF, Postfach 1123, 63401 Hanau, e-mail:inpo aktive- fans.de oder Fax 06188-900264und wird am besten gleich Mitglied.Das Ergebnis der Diskussion kurz zusamm-mengefasst war dann folgendes: BAFF bleibtals Netzwerk erhalten, im Sommer gibbetwieder lecker gr. Kongress in Oer-

Erkenschwick und für BAFF-Mitgliederhaben wir einen e-mail Rundbrief aufgebaut.Die BAFF-Sektion Göttingen sagt jedenfalls:BAFF ist geil und wichtig, wir bleiben dabei!Es gab aber noch viele andere interessanteNews und Infos, z. B. bei der„Vereinsrunde“. Diesmal waren 15 Vereinevertreten. Dort wussten die Duisburger zuberichten, dass sich auch dort der Kampf fürden Erhalt von Stehplätzen gelohnt hat, innerneuen Hütte solls doch noch 10000Stehplätze geben. Die Schalker haben eineVideo- und CD-Rom-Doku über Rassismusin Stadien in Deutschland erstellt (wendet

euch bei Interesse ansSchalke unser oder andie Fan-Ini.), St. Pauliist als erster Verein derStiftungsinitiative fürdie Entschädigung derZwangsarbeiter beige-treten. Bei Hannover 96gab es noch eine sehrseltsame AG gegenRechts. Staatsschutz,Polizei, Zivilbeamte,Staatsanwaltschaft ,Fanprojekt- und beauf-tragter haben einenA n t i r a s s i s m u s -Paragraphen in dieStadionordnung install-

liert. Soweit so gut. Allerdings dürfen wohlauch keine „linken“ Symbole gezeigt wer-den. Mal abgesehen davon, dass ich michfrage, seit wann „Linke“ in Stadien gehetztund Stimmung gegen andere Menschengemacht oder für ihre Parteien geworbenhaben, bin ich gespannt, was die gegen unser“05-Skinheads gegen Rechts“-Transpi habenwerden. Was mir persönlich dabei noch aufden Keks geht, ist die Tatsache, dass es derPolitik, den Bullen, Staatsschutz und Justizjahrelang scheißegal war, ob die Nazis gegenAusländer, Linke, Schwule, Gewerkschafteroder gegen jeden Andersdenkenden gehetzthaben, ungehindert Menschenjagden veran-

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staltet haben und seit Jahrzehnten mehr oderminder ungehindert gegen diese von denNazis sogenannte Judenrepublik arbeitenkonnten. Jetzt endlich bekommen sie einwenig Druck, aber auch nur deshalb, weil derWirtschaftstandort Deutschland im Auslandals unattraktiv erscheinen könnte. Es gehtalso um Geld und nicht um Menschenrechte.Diese Scheinheiligkeit kotzt mich an !! Dannnoch Linke - wer immer jetzt auch unter die-sen Begriff fällt - auf jeden Fall auchMenschen, die sich gegen Nazis zur Wehrsetzen, vom Gewerkschafter bis zumAutonomen, Menschen die auch zu poten-tiellen Opfern zählen, mit dieserMörderbande gleich zu setzten, ist der Gipfelder Verdrehung und Unverschämtheit.Eins muss aber noch klargestellt werden:Entgegen der GT-Berichterstattung, die demVerein 96 eine Vorreiterrolle zugeschusterthat, (dabei gibt es bessere Sachen schonlange z. B. bei St. Pauli, Schalke..) war dieeinzige Institution, die nicht in dieserINDAGBUFFAG vertreten und beteiligt war,der Verein Hannover 96. Noch Fragen?Für 05 auch sehr interessant die Berichte von„unseren Sportweltbrüdern“ aus Düsseldorf.Denn die Fortuna war die erste Saisonhälftezahlungsunfähig, weil die Kinowelt mit derzugesagten Kohle nicht rübergekommen ist.Sie waren wohl tatsächlich zeitweise nichtflüssig. Mittlerweile ist allerdings alles nach-gezahlt worden, zudem steigt die Kinoweltjetzt noch fetter in den Ami-B-Movie-Marktein, welches ja eine weitereKapitalanhäufung verursachen soll. Da fälltmir jetzt die Telekom ein, aber das hat ja nurwas mit Radfahren zu tun. Ferner gab`s noch Interessantes aus Englandzu hören. In der dortigen Fanszene ist näm-lich BAFF und die Stehplatzdebatte bzw.Situation in Deutschland Vorbild für dieTommys. Seit Ende letzten Jahres tut sichwieder was in puncto Rück-Einführung vonsicheren Stehplätzen (SAVE). Mittlerweilehaben Fans von Man-U Gespräche mit derenglischen Sportministerin geführt und erst-

mals seit Hillsborough hat sich eineMinisterin für Stehplätze ausgesprochen.Zur Erinnerung: Das Hillsborough-Desaster,bei dem am 15.4.1989 95 Liverpool-Fans anden Gitterzäunen vor der Tribüne zu Todegedrückt wurden, löst auch heute noch inEngland viele Emotionen aus, die eine ruhigeDiskussion über Stehplätze bisher, zumindestvon offizieller Seite, verhindert haben. Dabeisind die Fans nicht durch Stehplätze oderbewusst durch andere Fans ums Lebengekommen. Diese Unterstellung war nur einVersuch der Fußballoberen und rechter Law-and-order-Politiker, von der eigenenVerantwortung für das Geschehene abzulen-ken. Es stellte sich nämlich heraus, dass dieKatastrophe durch schlechte Organisation,eine diskriminierende Vergabe der Ticketszum Nachteil der zahlenmäßig deutlich über-legenen Liverpool-Fans sowie vor allemdurch die besagten „Schutzzäune“ verursachtworden war. Genau die Zäune, die inEngland wenigstens abgebaut wurden, dieder DFB aber hier zu Lande jedem Verein abder 3. Liga zur Auflage macht. Auf jeden Fall kam im Frühling wiederumeine englische Fandelegation nachDeutschland, um sich über die hiesigeSituation zu informieren. So, dat war dasWichtigste in Kurzform, cheers und bis neu-lich.

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Torstop die zweite: Drin oder dochoder nicht ?

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Football Against Rascism in Europe(FARE)

(SAUER) Und noch mal was vom BAFF unddem diesjährigen Wintertreffen. Da dies aberbewusst die Fans zur Mitarbeit aufruft und,wie ich finde, `ne echt geile Nummer ist, istdies einen extra Artikel wert. Vor langer Zeithat BAFF zusammen mit FARE einen Antragbei der EU eingereicht. In diesem Antragerklärt sich BAFF verbindlich bereit, eineAusstellung zu Rassismus in EuropasFußballstadien zu organisieren. DiePartnerschaftsorganisationen in England,Österreich und Italien kümmern sich um wei-tere Teilbereiche des Gesamtprojekts. Kaumzu glauben, aber die EU hat einenSammelantrag von Football Against Rascismin Europe (FARE) bewilligt. Und jetze malfesthalten: BAFF schafft Arbeitsplätze.Erstmals können zwei (30 Std.) Beschäftigteeingestellt werden. BAFF erhält von der EU78000 DM und muss zusätzlich 22000 DMan Eigenmitteln aufbringen. DieSponsorensuche gestaltet sich ebenfallszuversichtlich. Am 10. Mai entscheidet dieDaniel-Nivel-Stiftung darüber, ob sie dengesamten Betrag (die 22000 DM) zurVerfügung stellt. Aber auch andereOrganisationen haben bereits ihr Interessesignalisiert.Die Ausstellung soll vor allem rassistische

Parolen, Tendenzen und Übergriffe seit den80er Jahren ausschnittweise dokumentieren.Hinzu kommen fragwürdige Positionen vomDFB, Vereinen, Funktionären, Spielern usw.Aber auch die Gegenbewegung soll aufge-zeigt werden. Während der hauptsächlicheFokus auf Deutschlands Fan- undFußballszene liegt, werden auch Bezüge zurweiteren europäischen Fußballlandschafthergestellt. Ebenfalls sollen Antisemitismus,Schwulenfeindlichkeit und Sexismus heraus-gearbeitet werden. Darüber hinaus ist einEinblick in die Verbindungen vonHooliganszenen und rechtenFangruppierungen zur neonazistischen

Ideologie und politischen Gruppierungenvorgesehen.Ziel der Ausstellung ist es, Fußballfans,Interessierte und besonders Jugendliche, aberauch Verbände, Vereine und die Öffentlich-keit mehr für Rassismus undDiskriminierung in den Stadien zu sensibili-sieren. So kann die Möglichkeit geschaffenwerden, rassistische und rechtsextremeStrömungen in den Fankurven weiter effektivzu bekämpfen. Durch die Ausstellung wer-den lokale Faninitiativen gestärkt und mehrmit FARE vernetzt. Den Besuchern werdenkreative Alternativen und Perspektiven auf-gezeigt. In den Städten soll nach Möglichkeitein Begleitprogramm organisiert werden, wiez.B. Fußballturniere gegen Rassismus,Podiumsdiskussionen oder Lesungen, wobeiUnterstützung und/oder eigene Aktionenwillkommen sind.Wichtig für den Inhalt der Ausstellung ist mitSicherheit, dass sich die Fans daran beteili-gen. Es wäre super und wichtig, wenn Ihr denAusstellungs-Organisatoren Bildmaterial,Textmaterial (z.B. Zeitungsausschnitte,

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NPD-Demo am 16. Juni: 05 Fans und DoildemonstrierenWährend 05-Fans auf der Gegendemo dieschwarz-gelben Farben vertraten, fuhr HeinzDoil nach zuverlässigem Augenzeugenberichtmit dem Fahrrad am Rande des NPD-Aufmarsches entlang. Zu diesem Zeitpunktstanden am Jugendzentrum Maschmühlenwegausländische (oder ausländischer Herkunft) unddeutsche Jugendliche beisammen. Sie hattenTransparente gegen die Nazi-Demo dabei. Die Nazis skandierten: “Ali, Mehmet, Mustafa,ab zurück nach Ankara”Als die Jugendlichen “Nazis raus” erwiderten,schritt Heinz Doil mit den Worten ein: “Lasstdie doch in Ruhe demonstrieren, ihrArschlöcher habt doch noch nie Steuernbezahlt.” Anschließend ließ er sich von den imSitzstreik befindlichen Nazis durch Klatschenund andere Beifallsbekundungen feiern. Nachsubjektiver Ansicht der Beobachter tat er dasmit großer Freude.Dazu fällt uns doch nur eines ein: Nazi-Schweine in die Leine...

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Projektdokus u.ä.) Fundstücke, Fanutensilien(z.B. Schals, Aufkleber usw.), Ton-, Video-und Internetmaterial zur Verfügung stellt. Esgeht darum, dass auch Eure IdeenEinflussmöglichkeiten erhalten. Ihr könntalso auch konzeptionelle Ideen für dieAusstellung vorschlagen. Euer eingereichtesMaterial wird katalogisiert und Ihr erhaltet esnach Beendigung der Wanderausstellung aufjeden Fall wieder.Ich denke, es wäre ein lecker Ding, dieAusstellung nach Göttingen zu holen. DieBAFF-Sektion Göttingen bleibt auf jedenFall mal am Ball. Vielleicht ist es ja auchmöglich, die Patenschaft für eine Stellwandzu übernehmen. Das ist nämlich folgender-maßen möglich: Ein Fanclub, Fanzine,Faninitiativen usw. zahlt 250 DM als Spendeein, und der Name wird auf der Stellwandund in der Begleitbroschüre erwähnt.Vielleicht kriegt ja der „Riese“ und/oder dieGegengerade so eine Patenschaft hin. Reichlich Geld spenden könnt Ihr an: Bündnis Aktiver Fußballfans e. V.Berliner VolksbankStichwort: StellwandBLZ : 100 900 00Kto.- Nr. : 562 96 45 006

CHRONIK EINER FORTGESETZTENLEIDENSCHAFT - TEIL 2

12. 04. 2001 TuS Lingen - 05 0:4(Lorenz) Tja, was soll man zu so einem Spieldenn nun schreiben? Wenn man an einemDonnerstagabend beim hoffnungslos abge-schlagenen Tabellenletzten anzutreten hat, istweder eine besonders hohe Anzahl vonMitreisenden noch ein außerplanmäßigesErgebnis zu erwarten, und zum allgemeinenErstaunen (denn normalerweise verläuft beidiesem Verein ja nichts so, wie man sich dasvorstellt) trat auch genau dies ein. Nach dersuperlangen Anfahrt, die zwar mit schönenErinnerungen (13.05.99: 1:0-Erfolg mitanschließenden Feierlichkeiten) und hoch-trabenden Erwartungen (vielleicht sogar malzweistellig?) verbunden, aber trotzdem inerster Linie unglaublich langweilig war, durf-ten die rund 30 anwesenden 05-Abhängigenzunächst stundenlang auf die Eröffnung derBierbude warten, um dann im enorm schmu-cken Emslandstadion einem grottenlangwei-ligen Spiel inklusive eines immerhin souve-ränen 4:0-Sieges der besseren Mannschaftzuschauen zu dürfen (Tore: Pfannkuch,

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FARE PLAY!

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M’Boma [nach Vorarbeit von Barton!!!!!],Eigentor, Mespe[!!!]). Wenn der TuS Lingenan diesem Tag Stürmer gehabt hätte, dannwäre sogar ein etwas knapperer Erfolg mög-lich gewesen, immerhin mußte sich Slavomirdrei Mal bewegen, als Ling(en)er Spielerallein auf ihn zuliefen (unter tosendem undfrenetischem Jubel des direkt hinter uns pla-zierten Lingen-Anhängers), nur um den Ball

dann in Richtung des direkt am Stadion vor-beiführenden Weser-Ems-Kanals zu ballern.Zum reichlich skurrilen Charakter diesesSpiels konnte schließlich auch noch der rela-tiv inkompetente Stadionsprecher seinScherflein beitragen, da er mitten währenddes Spiels plötzlich anfing, seineMusikanlage auszuprobieren, und es dadurchunserem Fanbeauftragten Wucher ermöglich-te, den geheimen Wunsch aller Anwesendenlaut und deutlich zu artikulieren: ”Hört dochendlich mal auf, da unten rumzukicken, wirwoll’n hier in Ruhe Musik hören!”.P.S. Heißt es nun eigentlich Lingener oderLinger? Wenn ersteres der Fall ist: warumsagt man dann Göttinger (und nichtGöttingener) oder (zumindest offiziell)Emder (Emdener)? Und wenn zweiteres rich-tig ist: Sind dann alle Menschen, die ausSiegen kommen, allein deshalb schon gebo-rene Sieger (warum nicht nur profaneSiegener?) und alle aus Essen bloß überzäh-lige Esser? Fragen über Fragen...

16 .04. 2001 05 - FC Oberneureich 1:3(Lorenz) Aaarghhh! Da stellt man (bzw.mensch, um die Leute von der fundamenta-listischen p.c.-Fraktion zu besänftigen) sicheine Halbzeit lang in den neuerdings vonJungs und Touristen belegten Bereich derTribüne, um mal auszutesten, ob dieStimmung da denn nun wirklich so toll ist,und was passiert? Mensch ist die ganze Zeit

damit beschäf-tigt, irgendwel-che komischenPerformanceszu machen,verliert dasSpielgeschehenvöllig aus denAugen, promptspielt 05 gna-denlos schlechtund kassiertnach Cesars

Führungstreffer noch kurz vor der Pause denAusgleich. Also flugs das Experiment aufge-geben und sich wieder auf der Gegengeradehingestellt...aber was ist das? Nach wie vorläuft absolut gar nix bei 05, Chancen sindnicht zu verzeichnen, der Support bleibt inden Startlöchern hängen, Marc ‘Field Goal’Barton prügelt einen Freistoß, Eckball, achegal, ruhenden Ball irgendwo in RichtungBraunschweig... Ohjemineh, ein absolutesTrauerspiel. Da passt Schimmis Rote Kartekurz vor Schluß (angeblich Handspiel außer-halb des Strafraums) natürlich gut ins Bild,und auch wenn Markus Stanko als notge-drungener Ersatz-Schimmi (zuvor bereitsdrei Auswechslungen, kein Wunder bei demGrottenkick) einen Ball von der Torlinie krat-zen kann: Eine echte Alternative im Tor ist ernicht. Oh 05, manchmal wünschte ich, esgäbe Dich nicht!

22. 04 . 2001 05 – SV Meppen 1:2(oder Freitag der 13. Teil 1905)(Martin) Ein wunderschöner Tag sollte eswerden – der 22.04.2001, denn an diesem

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Torstop für Analfänger die Dritte: Drin oder doch oder nicht?

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besagten Tag hätte man sich mit einem Siegin die Spitze der Oberliga absetzen könnenund mit vier Punkten Vorsprung, auf KickersEmden, die Meisterschaft so gut wie in derTasche gehabt. Nervös betrat ich das Stadion.Die Sonne schien, Temperaturen um die20°C und ein Glas Gerstensaft begleitetemich auf dem Weg zur Gegengerade. Alles inAllem perfekte Vorraussetzungen für einordentliches Fußballspiel. Doch es sollteganz anders kommen...Nachdem der Schiri die Partie angepfiffenhatte passierte nämlich erstmal gar nichts.Unsere Helden bemühten sich krampfhaftdas Spiel von hinten aufzubauen, doch außerein paar Einzelaktionen von Cäsar undPopov, die sich 2-3 mal ganz gut in Szenesetzen konnten, war in der ersten Halbzeitnicht viel von den Göttern zu sehen. Beieinem Laufduell verletzte sich dann Popovauch noch undhumpelte genauvier Minuten überden Platz bis dannurplötzlich einMeppener frei vorSchimmi’s Kastenauftauchte und dieKirsche einfachüber die Linieschob.!? Halbzeit1:0 für Meppen.In der 2. Hälft setz-te sich dasTrauerspiel leiderfort... unsereHelden, sichtlichnervös und ohne jegliche Abstimmung, ver-suchten nun die Bälle mit langen Pässen indes Gegners Hälfte zu Peitschen. In der Mitteder 2. Halbzeit konnte dann Lars Heller einenFreistoss aus 25 Metern zum 1:1 Ausgleichverwandeln. Danach hab ich leider vom Spielnicht mehr viel gesehen. Als ich mitbekam,dass dann auch noch einige sogenannter Fansden Meppener Block stürmten, war meinegute Laune endgültig über Bord geworfen.

Nachdem ich vom Bierholen kam, zeigte dieAnzeigetafel 1:2 für Meppen...ein raben-schwarzer Tag. Keine vier Punkte Vorsprungvor Emden und alle Hoffnungen auf dieMeisterschaft zerplatzten wie eineSeifenblase. Zwei Stunden nach dem Spielfreute ich mich aber schon auf das näxteAuswärtsspiel und darauf, dass die Heldenelfendlich wieder aus ihrem Tiefschlaf erwa-chen würde.

01. 05. 2001 SC Nikolausberg - 05 2:5(Lorenz) Nun ja, ich gebe zu, daß diesesSpiel am brüllendheißen Tag der Arbeit nichtunbedingt einer ausführlichen Erwähnungwert ist, aber als gebürtiger Nikolausbergerwollte ich doch mal die Gelegenheit nutzen,um meinem Heimatverein die ihm gebühren-de Referenz zu erweisen.

06. 05. 2001 BW Lohne - 05 0:3(Lorenz) Mal wieder ein halbes Leben langim Zug unterwegs gewesen, diesmal nur zufünft, dabei natürlich auch der unvergleichli-che (aber manchmal halt auch unvermeidba-re) Opa Hermann. Beim Zwischenstop inBremen turnte auf einmal Manni Kaltz vordem Bahnhof rum, war aber derart dyna-misch unterwegs, daß uns erst im Nachhineinder Gedanke kam, ihn zu entführen und als

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Oberliga-Duell beim HSV 1949

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Flankentrainer für gewisse 05-Spieler zumißbrauchen. Nach Weiterfahrt imSchienenbus (dessen Fahrer dankenswerter-weise zwei Kippenpausen einlegte) undeinem ellenlangen Fußmarsch vom LohnerBahnhof zum Stadion konnten dann schnellweitere Anhänger der Schwarz-Gelbengesichtet werden, so daß im Stadion dannwieder die übliche Anzahl vonHalbverrückten versammelt war und es sichauf der Tribüne bequem machte. Kurzfristigmeinte der Lohner Vizepräsident (mit deminteressanten Vornamen Franz-Josef), daraufbestehen zu müssen, daß wir uns gefälligstordentlich hinzusetzen hätten (“Und mit sol-chen Schuhen [gemeint waren PhillipsStiefel] darf man sowieso nicht auf unserenBänken stehen”), aber durch das hartnäckigeIgnorieren seiner Person entmutigt trollte ersich schnell wieder, und der schwarz-gelbeMob durfte stehend Zeuge einer sehr mäßi-gen ersten Halbzeit werden. Außer desPunkrockkönigs sehenswertem Distanzschußzur Führung gab es nichts zu bestaunen, sodaß sich das Interesse rasch auf dieTelefonverbindungen nach Oldenburg kon-zentrierte, wo zeitgleich der VfB gegen dieOttos aus Emden antrat. Jedesmal, wennirgendwo ein Handy piepte (und das war allenaselang der Fall), wurde es schlagartig sehr,sehr ruhig im Block, und die jeweils angeru-fene Person durfte sich für Momente imGlanze der uneingeschränktenAufmerksamkeit aller anderen sonnen. Denkollektiven Suizidgedanken nachVerkündung des Emder Führungstreffersfolgte kurze Zeit später ein kollektiverFreudentaumel, als die Oldenburger ausglei-chen konnten, und fünf Minuten vor Endeder Partie (05 hatte sich enorm gesteigert,durch Naddel und Cesar auf 3:0 erhöht undnebenbei noch ungefähr fünf Mal Pfostenoder Latte getroffen) brach dann der voll-kommene Tumult los, als nämlich der VfB inFührung ging. Na ja, zwei Minuten späterwar auch das wieder vorbei, und dieEnttäuschung über die unverschämten Emder

und ihre andauernden Treffer durch unbe-rechtigte Elfmeter kurz vor Schluß wich nurlangsam der Freude über die dennochwiedererlangte Tabellenführung.Abschließend muß noch davor gewarnt wer-den, in Lohne einen Döner zu essen, dennnach Aussage zweier Mitreisender handeltees sich bei dem ihnen vorgesetzten undefi-nierbaren Gericht um den schlechtesten Fraßaller Zeiten (und die Bedienung erweckte denEindruck, als habe sie [eigentlich ein ‘er’]sich die Fleischbrocken gerade frisch ausdem eigenen Stammhirn geschnitten).

13. 05. 2001 05 - VfL Wolfsburg (A) 3:1(Lorenz) Ohne die Segnungen der modernenTechnik wäre ich beim Verfassen dieser kur-zen Abhandlung ziemlich aufgeschmissengewesen, denn erst mein Videorecorder(genauer gesagt: die in ihn eingelegteKassette) konnte mir den tatsächlichenSpielablauf wieder vor Augen rufen. Esmirsschöner, früher Führungstreffer wäre sonstebenso in den Katakomben meines Gehirnsverschwunden wie die Tatsache, daß denWölfe-Welpen bereits vor demAusgleichstreffer (der muß wohl gleich nachder Pause gefallen sein, jedenfalls lief da dieKamera noch nicht) mehrfach die Chancezum Egalisieren des zwischenzeitigenRückstandes gegeben war, und auch späterzeigten sie sich nicht gewillt, die für 05 soeminent wichtigen drei Punkte widerstands-los abzuliefern. Was aber auch ohne techni-sche Hilfsmittel im Gedächtnis haften blieb,

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das war zum einen der ziemlich eindrucks-volle Dauersupport in der zweiten Halbzeitund zum anderen natürlich die letzteSpielminute, derentwegen dem altgedientenBundesligarecken Peter Kleeschätzky einkleines Denkmal zu errichten ist. Ohne seinformidables Eigentor hätte dieses Spiel näm-lich garantiert nicht in einem derartig orgias-tischen Freudentaumel geendet. Spontanfühlte ich mich an Erlons Siegtreffer in dervorletzten Saison gegen Norderstedt erinnert:Wieder einmal eine klasse Hereingabe vonTomasz, nur war diesmal halt einGegenspieler zur Stelle, um den Ball ins Netzzu befördern. WAAAAAHHH! Tumult!Jubel! Triumph! Und während schon fast dieersten Freudentränchen kullerten, machteNaddel nach schön-uneigennütziger (wennauch ziemlich riskanter) Vorlage von Markus(Stanko) noch das 3:1, und der Jubel wolltegar kein Ende mehr nehmen. Gott, war dieserSieg wichtig.

19. 05. 2001 Arminia Hannover –Göttingen 05 1:1(heino) „Seltsam, aber so steht es geschrie-ben.“ So oder ähnlich läuft et vor dem geisti-gen Auge ab, blickt mensch auf Sa. den19.5.01 zurück. Ominöse Umstände versuch-ten alle gerechten Fußballfans in denWahnsinn zu treiben.Schon auf derZugfahrt sorgten diemobilen Büttel fürSchulterzucken, aba– dat kennt menschja schon. Nur – watwar amB i s c h o f s h o o l e rDamm los? Für dieS i c h e r h e i t s -Verantwortlichenmuß es sich um einRisikospiel derKat.1 gehandelthaben, so hatten sieKampfroboter vor-

ort geschickt. Richtig lachhaft wurde es alsauch noch berittene Vögel antrabten. Weißdenn keine Sau da oben, dat et zwischen denArminen und uns nicht nur keine Problemenicht gibt, sondern im Gegenteil wir gern undöfters schon miteinander grillen und dat eineoder andere Getränk zusammen zu uns neh-men tun. So auch heute: ob der Umständemußten wir z.T. zwar guerillamäßigeAnstrengungen unternehmen (Untergrund,Verkleidung, Kleinstgruppen, etc.), um dochnoch der Vereinskneipe (an sich fürAuswärtige „verbotene Zone“ – wie et vorherhieß) einen kleinen Besuch abzustatten. Unddann hatte die Strafraummiliz die Stehrängehinter dem Tor traditionell mit Grillanlageund Partyfäßern ganz prima paadiemäßigausstaffiert. Insofern wurde et schon weit vorSpielbeginn nix mit der strikten Trennung.Noch fassungsloser glotzten die Büttel alssich mit den Oldenburgern weitere „fremde“Freunde einfanden und sich so –nicht zu ver-gessen die bekannten 96er (Gruß anNotbremse + Commando 23.Mai) – ein lusti-ges Kuddelmuddel bildete. Einerseits dieLage nicht blickend mußten die Büttel danndoch zeigen, wofür sie da sind und einensinnlosen Einsatz fahren, als bei den 05ernein bisken Rauchpulver die Szenerie verne-belte – konditionierte Roboter eben.Dat Spiel selbst war eines der besseren Sorte

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– et ging ja auch um wat – und endete irgend-wie unentschieden (lecker Freistoß-Ausgleich in Hälfte 1 durch denPunkrockkönig) mit etlichen versiebtenChancen auf beiden Seiten. Zwischendurchgab’s allerdings noch den traurig-tragischenHöhepunkt: Jubelsturm als S 04 Meister istwird durch lähmendes Entsetzen abgewech-selt – der Fußball-Sheitan hat mal leckerunten bei gepackt, Gerechtigkeit: hahaha!Nee, dat war nicht schön.Na ja, wir ham dann zuguterletzt das gerech-te Remis zelebriert und einige von uns sinddann noch Richtung Eilenriedestadion, umdie Oldenburger gegen die 96 Amateure zusupporten. Neben der unverdientenNiederlage (lieber Heino, es war ein 2:1-Auswärtssieg für OL, der Sezzer) mußten wirauch dort die Überstunden der Büttel überuns ergehen lassen. Triumphe der Gen- undKlonforschung?Ein „Prost Neujahr“ und „Buuusch!“ alsDank an die Strafraummiliz, wir sehn uns.....

24. 05. 2001 Göttingen 05 – FCBremerhaven 3:0Himmelfahrtskommando Titelgewinn(matthias) Na da hab’ ich mir was einge-brockt. Viel ist mir von diesem Spiel nicht inErinnerung geblieben. Es war das erste Spiel,

bei dem ich mit meiner neuerstandenenDigitalkamera fotografiert habe. Das hatmeine ganze Aufmerksamkeit erfordert, sodass ich mich nicht mehr gut an denSpielverlauf erinnere.Was ich noch weiss, ist, dass ich ständigberuhigt werden musste, weil es trotz drük-kender Überlegenheit unserer Helden solange 0:0 stand. Im knappen Titelkampf mitEmden und den am vergangenenWochenende schon abgeschüttelt geglaubtenArminen aus Hannover würde das nicht rei-chen und ich erinnerte mich an so vieleSaisonspiele, in denen 05 spielbestimmendwar und dann doch nur einen Punkt ergatter-te. Anscheinend ging es mir allein so, denndie meisten anderen der immerhin 1550Zuschauenden blieben aufgrund derVatertagsstimmung mit Bier im Kopfund/oder Sonne auf dem Kopf gelassen undsahen dann doch noch den verdienten 05-Sieg durch Tore von Eiswürfel-Esmir (56.),dem Punkrockkönig (84.) und Naddel (87.).

Ich weiss noch, wieich laut trompete,dass Naddel Brahamimmer für ein Torgut ist, wenn dieKatze bereits imSack ist. Ein paarTage später, ineinem Dorf bei Leerwurde ich einesbesseren belehrt.Anschließend tap-sten wir dann nochmit dem neugegrün-deten „KuchenblockSüdstadt“ zu uns,um auf der

Dachterrasse der neuen Wohnung in derLotzestraße, die im Hinblick auf die anste-henden Dritt- und Zweitligaspiele extra neubezogen wurde, den Tag bei Kaffee undKuchen und dann doch dem ein oder anderenBier (schließlich war ja Pimmelfahrt) aus-klingen zu lassen.

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27. 05. 2001 SV Concordia Ihrhove - 052:2 (Hollandreise letzter Teil)(Martin) Tja, Meister geworden!2:2 (in diesem Fall gewonnen) was will manmehr? Zum Spiel selber möchte ich jetzteigentlich gar nicht mehr soviel schreiben.Nachdem Braham in der zweiten Hälfte denFührungstreffer zum 2:1 verwandelte, standes in der 80. Minute nur noch 2:2. Die letztenzehn Minuten hab’ ich mir dann gar nichtmehr angeguckt. Als der Unparteiische diePartie nach der 94. Minuteabpfiff, nach Emden ist das janormal, fielen sich die knapphundert mitgereisten schwarz-gelben Anhänger um den Hals.Sie versuchten sofort an dennicht besonders gutaussehendenBodyguards, die das Spielfeldsichern sollten(.!?), vorbei zukommen um die Helden zufeiern...Kurze Zeit später, nachdem sichunsere Götter schon zurückgezo-gen hatten, entschloss man sicheine spontane Polonaise über denPlatz zu starten, die dann „feucht“-fröhlichunter der Helden-Dusche endete. An vielmehr kann ich mich auch nicht erinnern. Alsunser Bus dann endlich wieder auf heimi-schen Boden anhielt, bewegte sich ein Truppvon ca. 20 betrunkenen Fussballfans inRichtung Innenstadt. Die GöttingerBevölkerung musste ja schliesslich davon inKentnis gesetzt werden, dass unsere HeldenOberligameister geworden waren! Doch sowirklich hat das niemanden interessiert. Alswir uns zu später Stunde entschlossen in dieGegengerade zu laufen, um dort noch das einoder andere Getränk zu schlürfen, wurdenwir auf dem Weg dorthin von irgendwelchen,weiblichen, fussballhassenden Einwohnernmit Wasserbomben attackiert.>>Göttingen ist halt doch ´neFussballstadt!!!<<Alles in Allem ein recht gelungener Sonntag!

(lorenz) Hey, toll, Meister! Hätte ich dieseZeilen doch bloß schon gestern geschrieben,als noch die absolute Meisterschafts-Euphorie vorhanden war. Naddels zwei tolleTore, die Jubelarien im Anschluß, irgendwel-che vollkommen debilen Meistergras-Fress-Aktionen, bereits vor Spielbeginn dieMeldung vom Aufstieg der 05-A-Jugend indie Regionalliga (höchste deutscheSpielklasse!)...all das hätte an dieser Stellegebührend gewürdigt werden können, aber

so.... Tatsache ist nunmal, daß ich nach eini-germaßen vollzogener Ausnüchterung amDienstag frohen Mutes in RichtungInnenstadt stürmte, um mich beim GT überdie neueste Entwicklung zu informieren(welche Spieler haben bereits für dieRegionalliga unterschrieben? Wie sieht dieTerminierung für die Europacup-Spiele aus?)und dann beim Lesen der Schlagzeilen einendermaßen heftigen Tritt in die direkt unter-halb der Körpermitte angesiedelteKörperregion erhielt, daß meineLebensgeister sich schnurstracks verflüchtig-ten: Hauptsponsor treibt 05 in dieInsolvenz!!!!! Obwohl es ja nun kein wirkli-ches Geheimnis ist, daß 05 seine Bettzeitnicht gerade auf Rosen verbringt, und wohlnur der Aufstieg eine einigermaßen gesicher-te (finanzielle) Zukunft garantieren könnte,löste diese Meldung direkt nach demErringen der Meisterschaft (als unabdingba-

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rer Voraussetzung für einen eventuellenAufstieg!) wirklich einen Schock aus. Tja,und da im Moment noch keine Aussicht aufbaldige Bewältigung desselben besteht, halteich jetzt meine Klappe, vergieße salzhaltigeAugenflüssigkeit auf die Tastatur und gebemich ganz der Verzweiflung hin. Das kanndas Leben nicht sein!!!

02. 06. 2001 KSV Holstein Kiel - 05 2:0oder: Wer mag schon die Ostsee?(Lorenz) Allen Irrungen, Wirrungen, einst-weiligen Verfügungen von Emder Seite undsonstigen Mysterien zum Trotz sollten diebeiden Aufstiegsspiele gegen die Holzbeineaus Kiel nun doch noch termingemäß statt-finden. Die vorangegangenen Martyrien,denen gegenüber dem durch übermächtigeKräfte unschuldig in diese Lage gebrachten05-Fan das Dante’sche Inferno wie ein ent-spannender Sonntagnachmittagsausflug vor-kommen musste, wurden zunächst mal insUnterbewußtsein verdrängt. Die Devisekonnte nur noch lauten „Jetzt erst recht!“,denn schließlich bestand immer noch dieHoffnung, vielleicht irgendwie doch die letz-te Abfahrt von der finanziellen Via Dolorosazu erreichen, wohlgemerkt ohne dabei bereitsvorher auf sportlichem Wege aus der Kurvezu fliegen. Und so machten sich die erstenvon vielen Waggonladungen mit 05ern zufast noch nachtschlafener Zeit auf den Weg

gen Norden, um ihren Beitrag zurAbwendung der Götterdämmerung zuleisten. Tja, und als wäre mensch als 05-Fannicht bereits genug gestraft, sahen sich leiderauch ein paar schwer suspekte Gestalten,denen es nur mühsam bis gar nicht gelang,ihre dumpfbratzige Gesinnung zu ver-schleiern, ebenfalls genötigt, einen Ausflug

an die Ostsee unternehmen zu müssen.Wenn das der Preis für den sportlichenErfolg ist, na dann Prost Mahlzeit! Wiedem auch sei, die am Kieler Bahnhofeintreffenden 05-Anhänger wurdennebst der sie komplettierendenUnterstützer/innen aus Oldenburg, vonArminia Hannover, 96 etc. von denbereits erwartungsfroh wartendenHundertschaften liebevoll in Empfanggenommen, in die bereitstehendenBusse gepfercht, zum Stadion chauff-fiert und dort, begleitet vom Geblökeeiner quantitativ absolut albernen undqualitativ unterirdisch peinlichen

Schar von selbsternannten Kieler Hooliganssicher im regendurchtränktesten Teil desStadions untergebracht. Die Zeit bis zumAnpfiff wurde entweder mit den nettenBedienungen vom Getränkestand verplaudertoder auf andere Art und Weise sinnvollgenutzt, und als dann auch wirklich diegesamte 05-Unterstützungscrew versammeltwar (neben den üblichen Autofahrern kamenauch einige lobenswert total Bekloppte perICE, da sie selbst die Abfahrt des zweitenBummelzuges verschlafen hatten), gingsowohl das Spiel los als auch die Sintflut aufdie schwarz-gelb gekleideten Sünder hernie-der. Um es kurz zu machen: Die ersteHalbzeit geht klar an die Kieler. Erst rettetRichie auf der Linie (‘Richie, wir liebenDich!’), nur etwa zwei Minuten später ver-bockt er das 0:1 (‘Aaaarghh!’), und dieStimmung nähert sich kurzzeitig dem, wasbei einer Regatta auf der Förde als Flaute zubezeichnen wäre. 05 in Halbzeit zwei domi-nierend, und auch mit einigen Chancen, aberalle erscheinen irgendwie nicht wirklich

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Torstop für totale Analfänger die Vierte:

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zwingend. Stattdessen köpft Guscinas nochein Tor für Kiel und abgesehen von denunverdrossen ihre Mannschaft anfeuernden,bis auf die Knochen durchnäßten und zudemmit einer ziemlichen Scheißlaune behafteten05-Fans bewegt sich bis zum Abpfiff relativwenig, es bleibt beim 0:2 und alles ist aus.Nicht nur die Götter schleichen ziemlichbedröppelt in Richtung Kabine, auch die300-600 Göttinger Fans (aufgrund von ein-geschränkten Sichtverhältnissen in Folge desDauerwolkenbruchs sind nur grobeSchätzungen möglich) haben langeGesichter, als sie wieder zu ihren Bussengetrieben werden. In relativerSchweigsamkeit geht es zurück nach Hause,und auch wenn ein Teil der zweitenZugbesatzung bei der Ankunft in Göttingenim Bahnhof noch eine Humba gestartethaben soll, kann doch nichts darüber hinweg-täuschen, daß nun wohlwirklich so ziemlich allesvorbei sein dürfte. Über-legungen, demnächstvielleicht ein wirklichesInteresse für Skat, Halmaoder Minigolf zu entwik-keln, machen die Runde,aber auch dieseAusbrüche vonGalgenhumor können dieallgemein vorherrschendeTristesse nur kurzzfristigdurchbrechen. Ich hassedie Ostsee, Salzwasserschmeckt nicht!

09. 06. 2001 05 - KSV Holstein Kiel 3:0(Lorenz) Was auch immer passiert: DiesesSpiel wird mir niemand mehr nehmen könn-nen, kein NFV, kein DFB, niemand, nichts,und vor allem kein Kölmel, keine Kino- oderSportwelt!!!!! Wer bei diesem Spiel nichtdabei war, wird niemals in der Lage sein, sei-nen (ihren) Kindern, Enkeln, Urenkeln etc.davon Kunde zu tun, was sich an jenemSonntag, den 9.6. im Jahnstadion zuGöttingen zutrug, und Eure Nachkommenwerden Euch dafür verfluchen, denn es wardie absolute Krönung! Meister der Herzen,Meister des Geldes, Meister desGlücks...wen interessiert die Bundesliga?!?Uff, mal ganz kurz durchschnaufen und dieEuphorie etwas dämpfen, aber ich merkeschon, daß das nicht klappt, also weiter.Wenn der ‘Amateurfußball’ in den diversenMedien nicht so stiefmütterlich behandeltwerden würde, dann hätte das Wunder vonGöttingen schon jetzt einen Platz auch in denüberregionalen Geschichtsbüchern sicher,denn auch ohne Göttinger Brille war es einesensationelle Leistung einer schlicht undergreifend phänomenal kämpfenden undspielenden Mannschaft, die ich bei bestemWillen erst sehr, sehr selten gesehen habe.Okay, ruuuuhig, gaaaanz ruhig. Also, nachder 0:2-Schlappe in Kiel hätte es eigentlichnur noch relativ wenige Menschen geben

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dürfen, die gewillt waren, auf eine sportlicheQualifikation der 05er auch nur einen Eurozu setzen, aber bei einem anscheinend nichtganz unerheblichen Teil der GöttingerBevölkerung schien die Meinung vorzuherr-schen: ‘Ach, die packen wir noch!’ Aus die-ser südniedersächsischen Dickköpfigkeitheraus läßt es sich erklären, daß an diesemsonnigen Sonntagnachmittag sage undschreibe fast 7000 Menschen (darunterwiedermal diverse Oldenburger, Arminen,96er und natürlich Patrick aus Schüttorf;Vielen Dank!!!) den Weg ins Jahnstadionfanden, um dort die bessere Mannschaft nichtallein siegen, sondern auch noch deutlich sie-gen sehen zu wollen. Und mit was für einemSpiel wurden sie belohnt (ich glaube, icherwähnte es bereits kurz). Eine bis zum dro-henden Kreislaufkollaps (Lars Heller nachSpielschluß) kämpfende 05-Mannschaft, dieüberhaupt nicht gewillt war, der nach demHinspiel drohenden Lethargie zu verfallen,spielerische Überlegenheit ohne Ende unddazu noch Tore vom (teilweise)Extrafeinsten. In Halbzeit eins sage undschreibe ein Torschuß von Seiten der Kieler,ansonsten nur Chancen für 05, wenn auch

anfangs noch nicht unbedingt zwingende.Weshalb der Schiri das absolut einwandfreieEigentor der Kieler in der 42.Minute nichtanerkannte, bleibt auch nach exzessivemStudium der Fernseh- bzw. Videobilder mehrals rätselhaft, aber das Glück war wenigstensan diesem Tag einmal mit den Tüchtigen,denn Tobis abgefälschter Freistoßtreffer mitdem Pausenpfiff ließ den Bann endgültig bre-chen. Zwei Minuten nach der Pause. Einwurffür 05 auf der linken Seite, schnell ausgeführtvon Heller, und dann das Tor desJahrtausends: Dian nimmt den Ball an, hebtihn über seinen Gegenspieler und jagt ihnvolley in die Maschen! Weltklasse!Unglaublich! Solch ein Treffer in solcheinem Spiel, aber die Krönung folgte noch,ein Tor, das zwar nicht ganz so spektakulärwie das vorherige war, aber den Punkrock-König aus dem Eichsfelder Land, TobiasDietrich, für 05-Fans unsterblich machte: mitunglaublichem Einsatz sich den Ball erobert,Pass in die Spitze, kurz abgelegt, und auf ein-mal ist Tobi frei durch und schiebt den Ballins Netz.JAAAAAAAAAAAAAAHHHH!!!!!!!!!!!!Unbeschreibliche Szenen auf und neben dem

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AUS, AUS, AUS, ...AUS, DAS SPIEL IST AUS !!!

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Platz. Alles purzelt übereinander,v o l l k o m m e n eUnzurechnungsfähigkeit, derMob tobt wie eine Herde vonRindern im BSE-Endstadium,und das gänzlich ausgeklinkteKreischen und Gröhlen klingtwie eine Gruppensitzung bei derUrschrei-Therapie und dürftevon unbedarften Zuhörern wohlals Ausdruck einer schwerenPersönlichkeitsstörung gewertetworden sein. Den Rest desSpiels erlebte zumindest ichdann in einem Zustand hilflosenZitterns, am liebsten hätte ichmir von einer der umstehendenPersonen ein paar zusätzlicheFingernägel als Nervennahrungausgeborgt, aber leider waren auch dort keinemehr vorhanden. Zum Schluß gelang es denKieler Holzbeinen doch noch ein paar Mal,in Richtung unseres Tores vorzudringen, aberdankenswerterweise wurden sie entwedervorher fair weggegrätscht oder schließlichvon Schimmi gestoppt. Dann der Abpfiff undwahrnehmbar sind nur noch wahnsinnige,siegestrunkene Gestalten überall, Milliardenvon Menschen fallen übereinander her, esentstehen Situationen, die normalerweiseeinigen selbst im heimischen stillenKämmerlein etwas peinlich sein dürften,kollektive Ekstase. Triumphzug zumMarktplatz, dort weitere Festivitäten,bestaunt vom Großteil der erschreckendunwissenden Bevölkerung, und beglotzt vonpikiert dreinschauenden Yuppiepärchen, dieüber so viel auf nicht-materiellen Wertenberuhende Begeisterung ihre eingegeltenKöpfe schütteln und raschen Schrittes dasFeld räumen. Tja, irgendwann fällt dann auchfür den Berichterstatter der Vorhang desuneingeschränkten Erinnerungsvermögens,und obwohl das bittere Erwachen (wie wirjetzt wissen) noch folgen sollte: Diesen Tagwird keine/r, der/die dabei war, jemals ver-gessen.

18. 06. 2001 (Lorenz) Endgültig keine Lizenz!Tucks Feststellung, daß es auf der Welt nurvier Regionen gibt, in denen der Fussballkeine Rolle im öffentlichen Bewußtseinspielt, nämlich Arktis, Antarktis, die WüsteGobi und Göttingen, ist nichts hinzuzufügen.Ich könnte nur noch kotzen.

ES GEHT VORAN !?

Die definitive Plattenvorstellung, oder: 50Tage zwischen Himmel und Hölle füreinen 05-Fan(matthias) Die Titel und Song-Zitate stamm-men aus dem 80er Fehlfarben-Album„Monarchie und Alltag“, das denen, die esaus Altersgründen möglicherweise nochnicht kennen, hiermit wärmstens empfohlensein soll.

Hier und jetztOberligameister ist nur der SCG! Was füreine Zitterpartie in Ihrhove. Die Helden hatt-ten uns ja die ganzen Wochen über schonzwischen Bangen und Hoffen schweben lass-sen. Dann traf der, vom dem mensch es am

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Topstor die letzte: Tooles Tor! Augen undGehirnzellen aktivieren: Wer schuss dieses inoffi-zielle Tor des Monats? Und ging die Kirsche über-haupt rinn?

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wenigsten erwartet hätte. Naddel Brahamschoss 05 zweimal zur Führung. Ihrhoveglich zweimal aus. Emden gewann zeitgleichin Wolfsburg. Punktgleichheit! Die letztenMinuten waren reiner Nerventerror für denFan. Letztlich entschied das bessereTorverhältnis zu Gunsten der Götter. Einenschönen Gruß nach Emden:Die zweite Hälfte des Himmels könnt ihrhaben.

Grauschleier5 Tage durften wir durchschnaufen, dannging es zum ersten Spiel nach Kiel. Dasheisst, ich blieb zuhause und berichtete liveim Internet das, was mir aus Kiel per Handyalle paar Minuten vermeldet wurde. Ich kannmich kaum erinnern, jemals so nervös gewe-sen zu sein. Die Meldungen per Telefon auf-nehmen, eintippen und ins Netz hochladen.Na wenigstens war die ganze Angelegenheitin der Hektik schnell vorbei. Nach dem 1:0für Kiel war ja noch Hoffnung, aber nachdem 2:0 hat wohl kaum noch jemand einenPfennig auf die Schwarz-gelben gesetzt. DasWetter war an diesem Tag auch nicht geradedas, was wir 05er-Wetter nennen. DieStimmung der folgenden Tage war entspre-chend schlecht: Es liegt ein Grauschleier über der Stadt, denmeine Mutter noch nicht weggewaschen hat.

Das sind GeschichtenMorgens um 3 war die Nacht zu Ende. Waswar nur los? Ich hatte doch eigentlich jedeHoffnung aufgegeben. Jetzt konnte ich vor

lauter Aufregung an diesem frühenSamstagmorgen nicht mehr in den Schlaf fin-den. Nur gut, dass Hardy und Bürte mich um7 abholten, um gemeinsam einen Stand beider „AGON-Fußballmesse“ in Kassel zubetreuen. Natürlich wurde auch alsbald ein05-Trikot an die Wand gepinnt. Es wurdezusätzlich mit einem Zettel verziert, auf demstand: Göttingen 05 – Holstein Kiel 5:2. Dasbrachte uns zwar einige Lacher bei den zahl-

reich aus dem ganzen Land erschienenFußball-Junkies ein, aber rief auch regesInteresse bei den eher aus SüddeutschlandKommenden und nicht so mit der 3. und 4.Liga Vertrauten hervor. Göttingen 05 isteben in Deutschland im Gegensatz zu man-chem Metzgerketten-Neureich-Club immernoch eine Marke, auch wenn man das inGöttingen selbst noch nicht recht erkannthat. Legenden sind eben nicht so schnellkleinzukriegen. Aber das sindGeschichten...

...in Büchern gelesen ...die mir niemandglaubt ...und sie sind geklaut.

All that heaven allowsÜberstürzter Aufbruch in Kassel. Auto inRosdorf abgestellt, wo Fahrräder bereitsdeponiert waren. Man weiß ja nie, vielleichtkommen ja 3-4000 Leute... Karten ganzgegen die Gewohnheit im Vorverkauf erwor-ben. Trotzdem eine lange Schlange zumKartenabreißen einige Minuten vorSpielbeginn. Und diesmal ist 05er-Wetter:gelb wie die Sonne. Kaum zu glauben: wieviele Leute noch ins Stadion strömen.Glauben die wirklich, die Helden können dasnoch umdrehen? Und dann geht es endlichlos. Im schwarz-gelben Block, der eng ist wieseit vielen Jahren nicht, oder auch noch nie,brennt von Anfang an die Luft. DieseEuphorie hätte ich nie erwartet. Die Göttermachen nach einer ganz kurzen Abtastphasegleich Druck und mensch merkt von Anfangan: Da geht noch was! Das „EichsfelderKampfschwein“ Tobi Dietrich macht dasSpiel seines Lebens! Obwohl der Spitzname

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Kampfschwein ihm eigentlich nicht gerechtwird. Was er zeigt, ist beste Fußballkunstirgendwo zwischen englisch und brasilia-nisch. Der Rest ist mittlerweile Geschichte:ein zu Unrecht nicht gegebenes Eigentor derKieler. Dann doch das Freistoßtor von Tobivor der Pause. Hexenkessel Jahnstadion!!!Kurz nach Wiederanpfiff das Tor desJahrhunderts von Dian Popov. Seht es euchnoch 100 mal auf Video an! Danach schreiendie mittlerweile 7000 Zuschauer/innen imStadion Tobi noch zum 3:0. Das reicht zumAufstieg! Tausende liegen sich in denArmen. Eule, Calle Dy und der Rest derBank stacheln das Publikum immer wiederneu an. Alle auf der Tribüne hüpfen voneinem Bein aufs andere oder, wenn der Platzdas nicht zulässt, kauen sie an ihrenFingernägeln. Forza 05! Lasst euch nicht hin-ten einschnüren! Aber Kiel ist an diesen Tagchancenlos. Schlusspfiff: Das Wunder vonGöttingen ist wahr, Freude schöner Götterfunken, We are the Champions, Viva 05:Ich schau dich nur an, mich blendet dasLicht.

Gottseidank nicht in EnglandDie Aufstiegs-Feierlichkeiten im Stadion, beiWilli, im VIP-Zelt und später bei Romano,am Gänseliesel und vielen verschiedenenStellen im Stadtgebiet sind noch nicht ganzverklungen, da stellt sich schon der ersteKater ein. Da war doch noch was... Ja, schonnach dem Spiel in Ihrhove hatte 05 dieInsolvenz ankündigen müssen, weil sich derHauptsponsor mir nichts dir nichts verab-schiedet hatte. Manche von uns haben es jaschon immer gewusst: trau keinem anony-men Sponsor! Was soll’s, es haben ja einigeaus der Region ihre Unterstützung für denFall des Aufstiegs angekündigt. Aber wobleiben sie denn? Hat jemand sie verprellt?Erstmal werden Spenden gesammelt. Biszum anschließenden Dienstag müssen über 2Millionen als Bürgschaft für den DFB her. ImInternet entstehen haufenweise Gerüchteüber potenzielle Geldgeber. Der Kampf umden Aufstieg ist scheinbar noch nicht zuendegeschlagen. Der Alltag hat uns wieder: Und wenn die Wirklichkeit dich überholt,hast du keine Freunde, nicht mal Alkohol.

MilitürkOB Danielowskis Bemühungen, dieBanken und Wirtschaft der Region aneinen Tisch zu bringen, scheitern. KeinInteresse! Eine gute Million bringt 05selbst durch geplante Einnahmen in derRegionalliga als Bürgschaft ein, über20.000 gehen durch Kleinspenden ein.Fehlt noch etwa eine Mille alsBürgschaft von der Wirtschaft (dieStadt, wie in Braunschweig oderMagdeburg geschehen, darf wegeneigener Insolvenz nicht, selbst wenn siewollte) oder besser durchSponsorengelder. Und das ganze inner-halb von 24 Stunden, damit dieUnterlagen rechtzeitig beim DFB lie-gen:Deutschland, Deutschland alles ist vor-bei!

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ApokalypseNach verkleinertem Etat fehlen noch 600.000DM bei Einreichung derLizensierungsunterlagen, die vomInsolvenzverwalter gegengezeichnet werden.05 beantragt gleichzeitig Fristverlängerung(die der Einspruchsfrist entspricht) bis zumfolgenden Montag, um den Restbetrag nach-reichen zu können. Aber schon am folgendenTag berät der DFB über die Lizenzen für diekommende Regionaligasaison und erteilt 05eine Absage. Damit ist kaum noch was zuretten, auch wenn erst nach Ablauf derEinspruchsfrist eine endgültige Entscheidungerfolgen wird.Ernstfall: es ist schon längst soweit,Ernstfall: Normalzustand seit langer Zeit.

Ein JahrUnser Präsident greift aus lauterVerzweiflung zum letzten Mittel. Neben demVizepräsidenten des DFB (Nelle ausHildesheim) wird auch der Bundeskanzler alsEx-Göttinger um Unterstützung gebeten.Daneben werden noch alle möglichen juristi-schen Schritte erwogen. Bis zumWochenende laufen über 100.000 DM anSpenden ein. Die regionale Wirtschaft hältsich weiter bedeckt. In Fankreisen werdensogar eigene Initiativen zwecksSponsorenfindung entwickelt. Und ver-dammt nochmal, wenn alles nix nützt, stei-gen wir eben in einem Jahr auf und mar-schieren gleich in die zweite Liga durch!!!Keine Atempause, Geschichte wird gemacht!Es geht voran!

AngstLetzte Hoffnungen verblassen, als sich auchdas Präsidium, das bis zum letzten kämpfenwollte und es wohl auch im Rahmen dergegebenen Möglichkeiten getan hat, dieSegel streicht. Es mehren sich Stimmen, diedem Präsidium die Verantwortung an derdesolaten finanziellen Situation zuschreiben.Ab jetzt gilt alle Aufmerksamkeit demInsolvenzverfahren und dem Etat für dieOberliga, für den es logischerweise auchnoch keine Sponsoren gibt. Aber dieMöglichkeiten Geldgeber anzusprechen,werden natürlich immer geringer:Wir sind Verbrecher, die sich nach Kippenbücken.

Das war vor JahrenEs steht das Vorbereitungsspiel gegen dieBayern an. 15.000 Leute strömen insJahnstadion, teils um ihre schwarz-gelbenHelden zu sehen. Aber wohl überwiegend,um ein Autogramm oder eine Geste ihrer rot-blauen Europaliga-Champs zu ergattern.Diese geizen allerdings mit Volksnähe, füh-ren sich eher auf wie Madonna oder MichaelJackson bei einem undenkbaren Auftritt inder Lokhalle. Erst gegen Ende, als 05, dasüberwiegend das Spiel gestaltet (Hitzfeld,hast du überhaupt irgendeine Ahnung vonFußball, von wegen 05 stand nur hinten drin?Hast wohl keine bessere Erklärung für denschlappen Auftritt gefunden? Dabei seid ihrdoch in Magdeburg schon im Fegefeuer eurerEitelkeit verreckt. ), auf das Tor drängt,kommt so was wie Stimmung auf. Das Spielhält auch in finanzieller Hinsicht nicht, wases verspricht. Denn lediglich ca. 80.000 DMlanden in der 05-Kasse. Das reicht mit denSpenden gerade mal für die ersten 3 Monateder Saison. Bleibt auch für Bayern-Fans nurdie Einsicht: Und wir tanzten bis zum Ende zumHerzschlag der Westernmusik. Wir dachtenschon das ist der Sieg.

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Paul ist totDie Vision von Göttingen 2005 von MichaelWolter ist zerplatzt. Nach wochenlangemEinschlagen auf das Präsidium, garniert mitdem immer gern zitierten Statement, M.Wolter wäre der Grund dafür, dass sichSponsoren bei 05 zurückziehen oder garnicht erst engagieren, gibt dieser bekannt beider nächsten Jahreshauptversammlung nichtmehr zu kandidieren. Damit ist jetzt alleswieder offen, zumal Trainer Eulberg seinenVerbleib an den von Michael Woltergeknüpft hat. Aber: M. Wolter will weiter anseiner Vision, 05 im Jahre 2005 in die 2.Ligazu führen, arbeiten. Eule? Geht da noch was?Und wir holen den DFB-Pokal und wir wer-den deutscher Meister! VorläufigesSchlusswort:Ich will nicht was ich seh’, ich will was icherträume.

Nach betrachtung zur deutschenMeisterschaft 2001Oder: warum ich die Bayern hasse

(matthias) Ich will gar keine neuen Wundenbei Schalke – Fans reissen. Ihr habt denPokal und seid deutscher Vizemeister! Aberwährend des wichtigen 05-Spieles bei derArminia in Hannover wurde ich unwillkür-lich daran erinnert, dass es neben derTragödie um unseren Lieblingsverein nochandere Dramen im Fußball gibt, die manauch als Supporter des wahren Fußballs, jen-seits des TV-Mainstreams nicht ganz igno-

rieren kann. An diesem Tage wurde die deut-sche Meisterschaft entschieden. Und ichfühlte mich in Zeiten zurückversetzt, alsmich das noch interessiert hat, irgendwannals kleiner Junge in den 70ern mit Gladbach-Fahne in der Hand.

Es gibt Tage im Leben, da denke ich gar nichtdaran, dass es sie gibt. Genauso wie es Tagegibt, an denen ich nicht an BMW-Fahrer, dieUSA, die CSU, oder braune Horden inBrandenburg denke. Das ändert zwar nichtsan ihrer Existenz, es macht einem das Lebennur etwas leichter. Was muss im Kopf von jemandem vorgehen,dem Hoeneß, Beckenbauer, Rummenigge –Kahn, Jancker, Effenberg sympathisch oderschlimmer noch, Vorbilder sind. (SorryLorenz, aber dass man als Kind mal ein paarMeisterschaften von denen erlebt hat, kannauf Dauer keine Entschuldigung sein)Wie sieht er aus, der typische Bayern-Fan?Jahrelange Recherchen auf diesem Gebietkonnten kein einheitliches Bild von ihmzeichnen. Er lauert quasi hinter jedem Eck.Er kann Opel fahren, Jeans tragen, ganz nor-mal sein. Meist verhält er sich auch ganz neu-tral. Tut so, als würde er sich einfach nur fürFußball interessieren. Dabei sehnt er nichtsmehr herbei, als den nächsten 34. Spieltag,an dem er sich so lange in sich rein freut, bises genug für ein ganzes Jahr ist, in dem er dieSchmähungen vieler Kollegen oder bekann-ter Pop-Gruppen wieder ertragen muss. Esgibt eigentlich viel mehr stilleSympathisanten als wahre Fans. Diese

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Mitläufer trauen sich nicht einmal öffentlichzu ihrer Neigung zu stehen. Aber was treibtsie wirklich um, diese Durchschnitts-Menschen, die nicht mal aus München undUmgebung kommen, was ich alsEntschuldigung noch durchgehen lassenwürde. Es ist der unbedingte Wille, einSieger zu sein. Wer Bayern mag, mag meistauch Michael Schumacher, Boris Becker undandere Strahlemänner, die auf Erfolg pro-grammiert sind. Die Vorstellung, einmalnicht zu den Gewinnern zu gehören, bereitetihnen Übelkeit. Dabei ist es völlig unerheb-lich, ob es im privaten Bereich auch so ist.Bayern-Fan zu sein, kann auch andereNiederlagen im Leben überdecken. Es mussja, um ein Beispiel aus der Politik zu bemü-hen, auch nicht jeder Neonazi „edleres Blut“haben als der, den er gern mal totschlagenwürde.

Und die Bayern-Fan-Artikel-Ausstoß-Fabrikproduziert Trikots in blau-rot (die 60er hattendas blau-weiß-karierte früher leider schonweggenommen) oder in Opel-BMW-Mercedes-mausgrau-metallic, so als wolltesie die Infanterie des nächsten großenKrieges schon mal mit Uniformen eindecken

Kein unnützes Accessoire ist ihr zu plump,um es an den Mann zu bringen. Damit sollnoch auf Jahrzehnte, wenn nichtJahrhunderte der Siegeszug derSelbstverliebtheit finanziert werden. Undwehe die Konkurrenz schafft es einmal dieBayern aus den Champions-League-Rängenzu verdrängen. Dann dürfen wir uns ein Jahrlang anhören, wie arg es die Bayern getroff-fen hat und dass sie jetzt international völligaus dem Rennen sind, weil sie gegenüberReal, Inter oder ManU nicht mehr konkurr-renzfähig sind. Als wenn das irgendeinenNicht-Bayern-Fan auch nur irgendwie inter-essieren würde...Im Grunde sind sich die Bayern sicher, dasssie über kurz oder lang von allen geliebt wer-den müssen, so prächtig wie sie sind. Dannist auch endlich der Zeitpunkt gekommen, andem sie sich im eigenen Fernsehkanal jedesSpiel sauber bezahlen lassen können, obwohles andere Fußballspiele live im Free-TV gibt.Wer da noch aus der Reihe tanzt wird vonStoiber abgeschoben oder als Paradiesvogelabgestempelt, den es eben auch geben muss.Denn „Konkurrenz belebt ja bekanntlich dasGeschäft“ oder ein ähnlich hirnverbrannterSatz wird Hoeneß dazu noch über die Lippenwabern. Und wenn dann die ganze Nationvon oben bis unten in rot-blau gehüllt vor derGlotze sitzt, dazu Bier aus der vereinseige-nen Brauerei trinkt und Chips aus demFanshop knabbert, während sie den Bayernbeim Champions-League-Finale zusieht,dann ist der Sieg endlich errungen. Musseigentlich nicht groß erwähnt werden, dassdie Nationalelf dann im gleichen Trikot spieltund auch die gleichen Spieler hat.

Aber was sind das für Leute, die einer deut-schen Fun-Punk-Band zufolge sich bei denBayern ihren Charakter versauen lassen.Zunächst muss ich mal klarstellen, dass daskeineswegs unbedingt erst dort passierenmuss. Oft ist es so, dass bestimmteCharaktere sich sogar magisch angezogenfühlen, etwa so wie Fliegen von ...

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GT 08.08.2001

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Es sind oft Leute, die in jedem blödenHollywood-Film über den 2.Weltkrieg alsdeutsche Soldaten besetzt werden könnten,oder die als Jugendliche selbst Bayern-Fanswaren und die Beweggründe dafür wären jawohl hinlänglich geklärt. Endlich können siedas sein, was sie immer wollten. Es denanderen zeigen! Gerade wenn man nichtsanderes kann als Fußballspielen. Bei Bayernhat man die Chance seine blödsinnigenBinsenweisheiten als Philosophie zu verkau-fen. Und sich dabei noch als Übermensch zufühlen, der (Zitat Oliver „UhUh“ Kahn) ‚denTitel verdient‘ hat. Er glaube nicht mehr an den Fußballgottsagte Rudi Assauer nach dem unglücklichenSaisonausgang für Schalke. Quatsch! Es hatnie einen Fußballgott gegeben. Ob es denanderen gibt, fragt man sich ja bei den regel-mäßigen Wahlausgängen und dem Schicksalmancher Nation unter der Knute desWeltpolizisten sowieso jeden Tag. Und auchhier gibt es eine Parallele. Die, die ihn sogern bemühen, sind die, die sowieso immeroben stehen. Also ab dafür!Die Gutsherrenmenschen vom FC Bayernhaben ja schon die ganze Fußballnationdamit genervt, dass sie im Champions-League-Endspiel vor 2 Jahren so dermaßenvom Fußballgott verlassen wurden, dass siejetzt über Jahre dafür den Meistertitel undTore in der letzten Minute der Nachspielzeitverdient hätten. Wenn da irgendein Schiri(Beispiel Krug) mal nicht mitspielt, wird ervom Obernominator Hoeneß hochwohlgebo-ren aussortiert. Da nimmt man sich liebereinen, der beim DFB noch Karriere machenwill und lässt ihn das entscheidende Spielpfeifen. Schließlich hat man sich ja nicht jah-relang abgerackert und Kaiser und Vasallen(MV) beim DFB etabliert, um jetzt durchAbweichler und Renegaten um den verdien-ten Erfolg gebracht zu werden.Also Kopf hoch Herr Steevens! Es ist nichtso, dass die Bayern bei Schiris, Verband,Schicksal oder Fußballgott einen Bonushaben, wie sie sagten und sich selbst dafür

schon Ärger einfingen („schlechterVerlierer“). Nein, da hat eher Herr Lienen dieZeichen der Zeit erkannt. ( „Ich dachte bisjetzt immer, ein Spiel würde 90 Minuten dau-ern“) Mit anderen Worten: Die Bayern sindder Verband. Und wenn jemals noch irgend-ein Club diese hässliche aber begehrteSalatschüssel in die Hände bekommen will,dann nur durch ihre Gnade oder weil HerrnHoeneß mal wieder eingefallen ist, dassKonkurrenz das Geschäft belebt, bzw. einRückgang beim Ausquetschen der eigenenFans aufgrund von Langeweile wahrzuneh-men ist. Und wann ist es wirklich Zeit ausdiesem Land auszuwandern? Spätestens,wenn Lienen oder Finke bei Bayern Traineroder sportliche Berater sind. Denn dann gibtes wirklich keine Alternative mehr! AberVorsicht, nicht nach Italien... Nachtrag: Inzwischen hat sich mein erhitztesGemüt ein wenig beruhigt. Nachdem dieBayern endlich die Champions-Leaguegewonnen haben, was mir nicht gefiel, sport-lich aber zugegebenermaßen verdient war,hat sich bei denen scheinbar auch ein biss-schen Gelassenheit eingestellt. Versöhnlichstimmte mich auch Thorsten Fink, als erbeim Vorbereitungsspiel von 05 gegen dieBayern am 8.Juli im Jahnstadion imFernsehinterview sinngemäß folgendessagte: Wir sind auch hierher gekommen umeinen sportlich so erfolgreichen Club wieGöttingen 05, der nur aus finanzieller Notnicht aufgestiegen ist, zu unterstützen.

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(martin)

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Einmal Bayern-Fan (und zurück?)

(Lorenz) Wir schreiben das Jahr 198x! Demkleinen Lorenz wird die Mitteilung gemacht,daß der große FC Bayern München imJahnstadion seine Aufwartung machen wird.In diesem Augenblick anwesende Zeugenhätten Szenen reiner Glückseligkeit undunbeschwerter Begeisterung miterleben dür-fen, die selbst kaltherzigste Menschen inner-lich hätten erwärmen dürfen. Die Bayern!Mein Verein, seitdem ich Anfang der 80erzum ersten Mal begonnen hatte, mich bewußtmit Fußball zu beschäftigen (die WM 78zählt noch nicht, denn das einzige, was mirdavon noch wirklich in Erinnerung gebliebenist, ist erstens mein grenzenloses Erstaunenbei der Feststellung, daß der Torbart nichtzwangsläufig einen Bart zu tragen hat, undich zweitens beim Betrachten irgendeinerBegegnung leider mein MonChiChi in dieSuppentasse fallen ließ, was zwar denNährwert desselben steigen, denKuschelwert aber zumindest kurzzeitigenorm sinken ließ). Ohne weiter ausschwei-fen zu wollen: Spätestens beim Eintritt in denörtlichen Fußballverein(Nikolausberger SC) mußte ichmich (in Ermangelung einesansonsten überregional vertretenenVereines) für einen der beidendamals ‘großen’Bundesligavereine entscheiden,um die Chance zu haben, wenig-stens ein paar Mal auch einen Ballzugespielt zu bekommen. Tja, damein älterer Bruder bereits denHSV für sich beanspruchte, blie-ben mir nur noch die Bayern übrig,und angesichts der (auch im nachh-hinein) ziemlich genialen Breitnigge-Achseschien das damals nicht die schlechtesteWahl zu sein. Die 0:1-Niederlage im 82er-Endspiel des Europapokals derLandesmeister (ja, Kinder, so was gab’sdamals) gegen Aston Villa konnte mich nichtmehr abschrecken, und spätestens mit dem

DFB-Pokal-Finale 1982 gegen den 1.FCNürnberg (Bertram Beierlorzer tritt sichselbst die Achillessehne durch; 0:2 zurPause, bitterste Tränen meinerseits; dann 4:2-Sieg der Bayern inklusive Dieter ‘Turban’Hoeneß’ Kopfballtor) waren die Würfelgefallen: Bayern war mein Verein, und ichging fortan mit ihnen durch alle Höhen (dasWunder von Mailand 1988) und Tiefen (z.B.Wien 1987), und sah, allen Anfeindungenzum Trotz, nie einen Grund, diese Beziehungzu beenden. Tja, und dann kamen die 90er,und allmählich, ganz allmählich spürte ich,wie meine Liebe zum FCB sich abzuschwä-chen begann, einhergehend mit allgemeinenVerfallserscheinungen, die meine Vorstellungvon Fußball (z.B. Vereinstreue, auch wennsich das unglaublich spießig, sozialroman-tisch und geradezu konservativ anhören mag)unterminierten. Es brach die Zeit der großenIrritationen an. Spieler begannen, imJahresrhythmus den Verein zu wechseln,(nicht nur) von Bayern weg, nur um dann einJahr später wieder dort anzuheuern, eine klei-nere sportliche Schlappe (2:6 bei B 93Kopenhagen) wurde zum Anlaß genommen,

einen meiner früheren Lieblinge, SörenLerby, nun auch als Trainer zu entlassen,irgendwie war das alles nicht mehr so, wieich es gewohnt war und zu lieben gelernthatte. Als dann schließlich auch noch OttoRehhagel (eine eigentlich auch für denunvoreingenommensten Fußballbeobachter

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vorher nachher

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unerträgliche Person) als Bayern-Trainer verpflichtet wurde und inFußballsendungen zunehmend dasGeschehen am Rande des Spielfeldsin den Vordergrund rückte (werpopelt gerade auf der Tribüne undunterhält sich anschließend mitwem, welches ach so goldige kleineKindchen welches frischgebacke-nen Bundesligaspielers läßt sicheinschaltquotenheischend möglichstkameragerecht in Szene setzen),war der Zeitpunkt gekommen, michnicht nur mit den Eigenheiten mei-ner Liebe, sondern auch den allge-meineren Dingen des Fußballgeschehens ein-mal etwas näher zu beschäftigen. Tja, undnach mehrjährigem Nachdenken muß ich nunzu der Feststellung kommen: Der ganze‘große’ Fußball inklusive des FC Bayerngeht mir einigermaßen am Arsch vorbei. Obsich nun Real Madrid für zighundertmillio-nen Mark einen Zidane leistet, Dortmund dasGeld seiner Aktienanleger verschleudert, umAmorosos, Kollers oder Sonstwasse zu ver-pflichten oder der FCB seine eigene Kohlefür Pizarros, Kovacse etc. ausgibt: Nee, nee,nee, das ist echt nicht mehr meine Welt! Klar,ich werde weiterhin am Samstagnachmittagdie Konferenzschaltung im Radio hören, undeine zwanzig Jahre währende (Liebes)beziel-hung wird auch immer seine Spuren hinter-lassen: Beim Finale in Barcelona 1999 hätteich zum Schluß am liebsten den Erdball zer-stört (dafür gibt’s jetzt ja George Bush, jr.)und den Gewinn der Champignon-Liga habeich im totalen Glücksdelirium erlebt(schließlich habe ich als langjährigerBayernfan dieser Scheißtrophäe längerhinterhergeträumt als jeder aktuelle Bayern-Spieler), aber irgendwie werde ich dasGefühl nicht los, daß mit dem Erreichen die-ses letzten großen Triumphes auch meineKarriere als ausgesprochener ‘Fan’ des ‘gro-ßen’ Fußballs (und des FCB) zu Ende gegan-gen ist, und ich mich stattdessen lieber denwirklich wichtigen Dingen des Lebens wid-

men kann: dem ‘kleinen’ Fußball!. Etwassollte aber auf keinen Fall unerwähnt blei-ben: was mir als Bayern-Anhänger eigentlichimmer auf den Keks ging, war das Getue vonirgendwelchen offiziell ach so tollen, poli-tisch korrekten, aber in Wirklichkeit nur nei-derfüllten Personen, die der Meinung waren,mir meine Bayern schlechtreden zu müssenund mich mittels fadenscheiniger Argumentedavon zu überzeugen suchten, daß dieBayern ein erzreaktionärerScheißbonzenverein (mir hat es auch niegepaßt, daß der von den Gefahren einer‘durchraßten Gesellschaft’ rumseierndeStoiber bei Bayern im Aufsichtsrat sitzt) undzudem die totalen Kommerzgeier seien(warum haben eigentlich die bekanntlich ausDüsseldorf stammenden Toten Hosen nichteinen Anti-Köln-Song gemacht? Vielleichtweil damit weitaus weniger Kohle zu machengewesen wäre?). Liebe Schalker,Dortmunder, Leverkusener (und auchMönchengladbacher, lieber Matthias) etc.:Wenn Ihr ehrlich seid, dann sind ‘EureVereine’ doch auch nichts anderes alsGelddruckmaschinen, an den entscheidendenPositionen besetzt von Marketingstrategen,die Fanbelange nur insoweit interessieren, alssie sich mit ihrem jeweiligenVermarktungskonzept in Einklang bringenlassen (“Kein unnützes Accessoire ist (...) zuplump, um es an den Mann zu bringen.”),unterstützt von absolut austauschbaren

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Marionetten auf dem Spielfeld, deren einzi-ger Zweck die Profitmaximierung ist. Gebtder Meute, was sie braucht, aber auf michdürft Ihr dabei künftig noch weniger zählenals bisher!P.S. Ach, so, und um noch kurz auf Matthias’Bayern-Haß-Artikel einzugehen (auch wennes mir eigentlich widerstrebt, solch unsach-lich vorgetragene Auswürfe irgendwie zurKenntnis zu nehmen): Michael Schumacherist mir in etwa so egal wie der berühmte SackReis, der in China bisweilen umzufallenpflegt.

CHRONIK EINER FORTGESETZTENLEIDENSCHAFT - TEIL 3

08. 07. 2001 05 - FC Bayern München 0:2(Lorenz) Die Bayern kommen! Der frischge-backene Champignon-Liga-Gewinner imJahnstadion, das konnte ja eigentlich nurbedeuten: ausverkaufte Hütte und

Bombenstimmung. Nun ja, offiziell 15000Zuschauer waren zwar keine Rekordkulisse,bildeten aber schon einen angemessenenRahmen, dem sich nur noch der Auftritt desdeutschen Rekordmeisters hätte anpassenmüssen. Okay, die Bayern traten zwar ohne

einige noch im Urlaub weilende Stars an,aber dennoch war ihre Leistung insgesamtenttäuschend, gemessen an den immer nochzahlreich auf dem heiligen Rasen versamm-melten Nationalspielern. Einen nicht geradegeringen Anteil zur wenig berauschendenVorstellung des FCB trugen auch dieschwarz-gelben Götter bei, und um es einmalklar zu sagen: die einzige Attraktion an die-sem Tag war Eules Meistertruppe! VonRespekt oder gar Ehrfurcht war überhauptnichts zu merken, stattdessen munteresMitgespiele, das Team des (finanziell)gescheiterten Regionalligaaufsteigers hieltüber die gesamte Spielzeit hervorragend mit,und alle eingesetzten Spieler konnten sichihre Meriten verdienen. Wenn mir vorherjemand gesagt hätte, daß es am Ende nur 0:2stehen würde, wäre ich hochzufrieden gewe-sen, aber in Anbetracht des Sturmlaufs(!),den die Götter in der zweiten Halbzeit ent-fachten, waren die Bayern mit dem knappenErfolg (Tore von Santa Cruz kurz vor derPause und Scholl irgendwann in Halbzeit

Zwei) eigentlich nochgut bedient (ohneScheiß). IrgendwelcheSpieler gesondert her-vorzuheben, macht inAnbetracht der fantasti-schen Gesamtleistungwenig Sinn (wenn ichhier jetzt doch MaxiWolchow nenne, dannverschafft mir das denanderen Göttern gegenü-ber schon wieder einschlechtes Gewissen).Na ja, stimmungsmäßigwar das ‘Highlight desJahres’ nicht die wirkli-

che Offenbarung, es blieb (mit Ausnahme derunverdrossen krakeelenden Fankurve) merk-würdig ruhig im Stadionrund, irgendwie wiebei einem Gottesdienst. Schwamm drüber,nicht aber über das Verhalten der Bayern-Spieler und -verantwortlichen vor, während

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und nach dem Spiel. Zum groß angekündig-ten Benefiz-Torwandschießen ließ sich (trotzvorheriger Ankündigung) kein FCB’lersehen, die abschließende Pressekonferenzfand ebenfalls ohne jegliche Bayern-Beteiligung statt (eine [ehrlich] bodenloseFrechheit), Effe saß während des gesamtenSpiels im Mannschaftsbus, umsich Videos anzuschauen, undbeim Abpfiff sprinteten die sichbis dahin nicht gerade durchübertriebenen Bewegungsdrangauszeichnenden Bayern-Akteurein Richtung Kabine, als wäreeine Horde wildgewordenerCalmunds hinter ihnen her, undhinterließen so nicht nur vieleenttäuschte, zumeist jugendlicheAutogrammsammler, sondernauch einen ziemlich schlechten Eindruck.Leute, wie sollen denn die Buben undMädels aus der Provinz dazu angeregt wer-den, ihre Eltern solange zu nerven, bis ent-weder dem Kauf eines Premiere-Decoderswiderwillig zugestimmt oder wenigstens dieErlaubnis erteilt wird, das vom unglaublichschmierigen Dauergrinser Wontorra geleiteteFußball-Folter-Camp ‘ran’ doch nochanschauen zu dürfen, und so dafür zu sorgen,daß Eure astronomischen Gehälter auchzukünftig gesichert bleiben?

12. 07. 2001 1.FC Magdeburg - 05 1:1Aus Zeit-, Entfernungs- und nicht zuletztSicherheitsgründen zu Hause geblieben unddadurch den Ausgleichstreffer von Bajgierverpaßt.

14. 07. 2001 05 - Eintracht Braunschwein0:4Tja, hätten die Götter die in der erstenHalbzeit durchaus vorhandenen Torchancenmal verwertet, könnte hier jetzt mitSicherheit ein etwas angenhmeres Ergebnisstehen. Durch die vielen Wechsel zur Pauseging aber jeglicher Spielfluß flöten.

18. 07. 2001 Eintracht Northeim - 05 2:3

19. - 22. 07. 2001 Martini-Weißbier-CupNun ja, viel gibt es auch zu dieser hochkarä-tig besetzten Göttinger Stadtmeisterschaftnicht zu berichten. Einem (in Anbetracht derÜberlegenheit) knappen 2:1-Erfolg gegen

den Verin vonder anderenSeite der Leine(Tore durchG u n d e l a c hund Eiswürfel-Esmir) folgteein 4:0 gegenden RSVG e i s m a r( T o r e :G u n d e l a c h ,

Kukulies [Testspieler, bemerkenswerter-weise auf einer Position, wo nach Aussagedes Trainers gar kein Bedarf mehr herrscht],Fuß und Vranic), um dann im Finale den SCWeende mit 7:0 (oder so) in die Schranken zuverweisen.

25. 07. 2001 SC Nikolausberg - 05 2:4

27. 07. 2001 TSV Holtensen - 05 1:2(Tore: Fuß [2])

31. 07. 2001 Blitzturnier in Bishausen4:0 gegen irgendwen, 3:0 gegen dieGastgeber.

02. 08. 2001 05 - Cheltenham Town FC3:1Gegen das bisweilen äußerst rustikal agieren-de Team aus unserer Partnerstadt gelang imdritten Aufeinandertreffen endlich der ersteSieg, und der war nicht nur hochverdient,sondern auch noch klasse herausgespielt.Pausenführung durch Naddel Braham nachabsolut überlegen geführter erster Halbzeit.Das 2:0 dann nach einem absolutenWeltklasse-Angriff (Abwurf Schimmi,Weiterleitung von Eiswürfel, Biermann über-

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läuft halb Cheltenham, flankt, und Fuß nicktden Ball ein. Klasse!), und Fuß erhöht nachfeiner Einzelleistung mit einem satten Schußins Eck zum 3:0. Der Anschlußtreffer für dieRugbyspieler von der Insel (durch Elfmeter)war dann echt nicht mehr wichtig.

05. 08. 2001 GW Elliehausen - 05 0:8

08. 08. 2001 SC Goslar 08 - 05 1:2 (NFV-Pokal, 1.Runde)Erstes Pflichtspiel der neu formiertenGötterschar, und erst kurz vor Anpfiff solltefeststehen, wer überhaupt spielberechtigtsein würde, da unser Insolvenzverwalter seinO.K. zu den provisorischen Verträgen erstgegen Mittag dieses Tages geben wollte.Daher bestand bei der Anreise zum Teil nochleichte Unruhe, die sich aber legte, als aufdem Goslarer Sportplatz alle sich im Kaderbefindlichen Götter (mit Ausnahme der ver-letzten) beim Warmmachen besichtigt wer-den konnten. Uff, die erste Hürde wäre damitwohl geschafft. Zum Spiel gibt’s sehr wenigzu berichten, eine klar überlegene ersteHalbzeit ohne nennenswerte Torchancen, dieFührung resultierte aus einem mehr oderweniger direkt verwandelten Eckball. Kurzbevor dann etwa in Minute 60 ein unbe-schreiblicher Platzregen niederging (von derTropfendicke her war Kiel dagegen ein abso-lutes Kasperletheater), sah Krause Gelb-Rot,der Spielfluß war fortan vollkommen dahin,

und Goslar kam durch ein komplett blödesTor zum Ausgleich. Bis zum Abpfiff setzteEiswürfel den Ball noch zweimal gegen denPfosten, schade, daß es sich beim zweitenSchuß um einen Elfmeter handelte, dadurchwurde die durchaus möglich geweseneBegeisterung noch ein wenig stärker abge-schwächt, aber Naddel machte mit einem zurunhaltbaren Bogenlampe abgefälschtenSchuß alles klar, und absolut durchnäßt durf-ten sich die Anwesenden wieder gen Heimatbewegen.

Wer ging?

Nachdem uns ja bereits in der Winterpausemit Daniel Berceanu (LR Ahlen II), CosminFilip (LR Ahlen II) und Rosi Pires (zurücknach Brasilien) einige Spieler verlassen hatt-ten, hieß es nun auch zum Ende dieser Saisonwieder einmal, Abschied zu nehmen. UnserErsatztorhüter Dorin Chimiuc machte sichwieder auf nach Rumänien, Starling Eke,dessen Einsätze in der ersten 05-Mannschaftnicht gerade zahlreich waren, heuerte inEinbeck an, Alex Hellmold wird künftigbeim Landesligisten in Breitenberg versu-chen, etwas mehr Spielpraxis zu kriegen(was ihm auch zweifellos gelingen dürfte),ebenso wie Daniel Kurth, der nun irgendwoim Bielefelder Raum sein Glück versuchenwird.

Lars Heller wechselte ‘ausfinanziellen Gründen’ aus-gerechnet zum nächstenPleiteclub, nämlich DynamoDresden, Mamadou Touréhat wohl noch keinen neuenVerein gefunden (das kannaber eigentlich nicht mehrlange dauern), und auchDavid Mespe, der immerwieder durch Verletzungenzurückgeworfen wurde, istanscheinend noch nicht fün-dig geworden (wie wär’s mit

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dem SC Hawaii?). Ricardas ‘Richie’Zdancius mußte sich leider wieder auf denWeg zurück nach Litauen machen (wir woll-len Richie!!!), wird dort aber bei einemErstligisten weiter seine Stiefel schnüren,und hat bereits versprochen, mit seinemneuen Club mal in Göttingen vorbeizuschau-en. Ja, und dann war da ja auch noch unsereSturmabteilung: Cesar M’Boma wechseltenach diversen Probetrainings schließlich zumTuS Celle, um dort nach zweimalgeschwänztem Training gleich wieder sus-pendiert zu werden (ein Jammer, daß eintechnisch so genialer Spieler sich anschei-nend nicht zusammenreißen kann), und dervon Union ausgeliehene Dian Popov gingzurück nach Berlin, um von dort aus dannausgerechnet zu Kickers Emden weiterge-reicht zu werden (Bitte, Dian, sieh zu, daß Dubei den Spielen gegen 05 gesperrt bist!). Tja,und dann bleibt, last but not least, noch unserUr-Göttinger Markus Stanko, der seineKarriere (leider, leider) beenden und einenAntrag auf Sportinvalidität stellen mußte, dasein Knie einfach nicht mehr mitmachte. Naja, ein weiterer Stanko neben dem Spielfeldist ja auch nicht schlecht, zudem haben dieJungs und Mädels vom Onkel-Günther-Fanclub bereits versprochen, sich intensivder Produktion von kleinenNachwuchsstankos widmen zu wollen, aufdaß es bald wieder einen neuen Fußballgottgeben möge (siehe Foto-Beweis rechts).Allen hier Genannten sei abschließend noch-mal herzlich gedankt und alles, alles Gutegewünscht! Einmal 05er, immer 05er!Ach ja, Marc Barton wechselte zu EintrachtBraunschwein.Zu den Neuzugängen gibt es im Moment lei-der noch nicht so viel zu berichten, da sichdie entsprechende Datei kurz vor dem Layoutleider in Luft aufgelöst hat. Daher wird eineausführlichere Vorstellung von AndreasBiermann (21) (Hertha BSC Am.), MichaelFuß (24) (TeBe Berlin), Oliver Glöden (23)(VfB Lübeck, 97/98 bei Hertha BSC imKader), Marco Kirchhoff (22) (SV Lippstadt

08), Maximilian Wolchow (21) (BFCDynamo Berlin), Benjamin Brandt (eig.Jugend) und Sebastian Gundelach (eig.Jugend) erst im nächsten ‚Riesen’.

Der DFB und die Regionalliga

(matthias) Vor einiger Zeit gab es in diesemMagazin schon einmal einen kritischenBericht zu den Planungen des DFB in Bezugauf die neu einzurichtende 3. Liga.Inzwischen ist eine Saison vergangen. Diefolgenden Fragen müssen aber nach wie vorgestellt werden: Warum gibt es im Nordenund Nordosten 2 Oberligen, die sich einenAufsteiger teilen müssen?Warum kommen im Süden und Südwesten„Dorfklubs“ wie Pfullendorf, Wehen,Burghausen, Elversberg etc. in die 3.Liga?Warum dürfen Amateurmannschaften derBundesligisten in der 3.Liga mitspielen?Zur Erinnerung: Traditionsvereine wieHolstein Kiel, Göttingen 05, ArminiaHannover, Kickers Emden, SV Meppen oderVfB Oldenburg im Norden und 1.FCMagdeburg, BFC Dynamo Berlin, Carl-ZeissJena und Dynamo Dresden, im Nordosten,um nur einige zu nennen, durften sich nachder Regionalligareform in derViertklassigkeit wiederfinden.

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Bevor in der BRD 1963 die Bundesliga ein-geführt wurde, gab es die Oberligen Nord,West, Südwest, Süd und Berlin als höchstebundesdeutsche Spielklassen. Die DDR hattebereits ihre eingleisige Oberliga als höchsteKlasse eingeführt. Bei Einführung derBundesliga wurde dann nach einemSchlüssel vorgegangen, der dem Norden nur3 Plätze zubilligte: HSV, Werder Bremen undEintracht Braunschweig. Aus den Oberligenwurden die Regionalligen, (im ersten Jahrwar 05 nicht dabei, konnte aber direkt auf-steigen), aus denen man sich in 2Aufstiegsgruppen à 4 Mannschaften einender 2 Aufstiegsplätze für die Bundesligasichern konnte. Im zweiten Jahr kamHannover 96 dazu. Dann war für den Nordenerst mal Schluss. Bei den 8 (später 10)Aufstiegsrundenplätzen gab es nur einen pro

Jahr. Und evt. einen zwei-ten per Relegation (später2). Holstein Kiel, St. Pauli(2mal), Göttingen 05(3mal) , Arminia Hannover(2mal) versuchten sich inden ersten Jahren alsAufsteiger. Später auchmehrfach der VfLOsnabrück und der VfBLübeck einmal sogar derVfL Wolfsburg. Erfolglos!Allein St. Pauli scheitertespäter noch einige Male.1972/73 verließ dann auchnoch Braunschweig dieBundesliga, im Folgejahrdann Hannover 96. Dafürstieg Braunschweig wiederauf. Sonst wären auch nurzwei Nordvertreter in derhöchsten Spielklasse ver-treten gewesen und keineraus Niedersachsen. (DerGAU kam erst in derSaison 80/81 als der HSVals einziger Nordvertreterin der 1.Liga spielte.) Imfolgenden Jahr (1974)

wurde die zweigleisige 2.Bundesliga einge-führt. Wie sich die einzelnen Ligen aufFläche und Einwohnerzahl der BRD verteil-ten, soll die Grafik verdeutlichen.Als im Jahr 1981 die eingleisige 2.Liga ein-geführt wurde, verteilte der DFB die Plätzewenigstens 50:50 auf Nord und Süd. Opferder Reduzierung war aber u.a. Göttingen 05,das gerade wieder aufgestiegen war. Seit78/79 gab es jetzt 8 Amateur-Oberligen, derWesten war in Westfalen und Nordrhein auf-geteilt worden und der Süden in Bayern,Hessen und Baden-Württemberg und dazuwie zuvor Berlin, Nord und Südwest, derenMeister bis auf den Berliner direkt in die 2.Liga aufstiegen. Der musste sich erst nochgegen die Oberliga mit dem größtenEinzugsbereich, nämlich Nord durchsetzen.

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Endlich konnte man im Norden auch malseine Chancen nutzen. Aber das Glück warnicht von langer Dauer, kurz darauf gab eswieder eine Aufstiegsrunde, bei der nurmanchmal zwei Nordvertreter mitmischendurften, weil die Werder Amateure oft denzweiten Aufstiegsrundenplatz besetzten,wobei auch 05 einmal als Drittplatzierter dasOpfer war. Dann kamen 91/92 noch die drei Nord-Ost-Gruppen dazu, was die Sache für Nord-Clubsnoch schwieriger machte. 94/95 wurdendann 4 neue Regionalligen aus den inzwi-schen 11 Amateur-Oberligen gebildet, darun-ter gibt es seitdem 10 Oberligen. Dabei hatteder DFB eigentlich nur 3 Regionalligen vor-gesehen. Nord und Nordost, die getrennt lie-fen, wurden vom DFB wie eine Liga behan-delt: Sie mussten sich ab dem zweiten Jahrnach ihrer Einführung dann auch noch umeinen Aufsteiger prügeln, während Süd undWest/Südwest automatisch alle 2 Jahre sogar2 Aufsteiger in die 2. Liga erhielten, waswirklich allem die Krone aufsetzte. Höhepunkt ist dann nach der Einführung derzweigleisigen Regionalliga die Einteilungder Oberligen darunter: Der Norden und derNordosten erhalten jeweils nur eine von ins-gesamt 8 Oberligen (mit automatischemAufstiegsrecht für den Meister), währendHessen und der Südwesten jeweils eine eige-ne erhalten. Seitdem müssen inRelegationsspielen der trotzdem getrenntspielenden Oberligen Niedersachsen/Bremenund Schleswig-Holstein/Hamburg dieMeister noch den Aufsteiger in die 3.Ligaunter sich ausmachen. Was im Nordosten mitseinen 2 Staffeln Nord und Süd bei einemBevölkerungs- und Flächenanteil von jeweilsetwa einem Viertel nur noch als Frechheit desDFB bezeichnet werden kann.Das führte dieses Jahr zu den PaarungenHolstein Kiel – Göttingen 05 und BFCDynamo Berlin – 1.FC Magdeburg. Dafürstiegen die Amateure von Bayer Leverkusenoder im Süden SpVgg Ansbach 09 und TSG1899 Hoffenheim direkt auf. Der DFB hat

diese Ungerechtigkeiten von jeher mit derAnzahl der Aktiven und Vereine begründet.Was Wunder, in einem Flächenland oderdort, wo lauter kleine Dörfer existieren. Undwas seit zig Jahren bereits praktiziert wird,hat selbstverständlich auch langfristigeAuswirkungen! Wenn man beispielsweise imSüden und Südwesten von jeher bessereAufstiegschancen hat, ist doch klar, dass sichmehr Clubs bilden, mehr Leute vom dort imSchnitt höherklassigen Fußball angezogenwerden, mehr Geld für Jugnedarbeit da ist,Sponsoren eher bereit sind Geld locker zumachen etc. Nein, das ist einzig und allein eineMachtfrage der Herren vom DFB. Und mitt-lerweile wissen wir ja, wer allein noch dasSagen in dieser Lederhosen-, Weißwein- undSpätzle-Gesellschaft hat.Dazu dieser noch immer aktuelle Aufruf anNord/Nordost-Club Fans im Internet im letz-ten Jahr:

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...Die lukrativen Derbys fallen weg, dieReisekosten werden höher, das Interesse derÖffentlichkeit sinkt. Mal ehrlich, liebe Lübecker,wieviele von Euch würden zu Auswärtsspielen derdritten Liga nach Trier mitfahren? Euer Support istja schon bei Spielen in Osnabrück undBraunschweig eher schwach! Und wievieleMagdeburger werden sich die Fahrt nachDitzingen gönnen, wenn drei Tage vorher dasNachholspiel in Augsburg auf dem Plan stand? Soviel Geld habt ihr auch nicht übrig! Nach wie vorenttäuschend ist die Haltung "unserer"Präsidenten. Sowohl Nelle als auch Moldenhauerversuchen den "Kompromiss" als Erfolg zu ver-kaufen, dabei zeigen sie nur, wie erbärmlich wenigsie zu sagen haben und wie wenig Interesse derDFB wirklich an unseren Vereinen hat! Ein ehe-maliges FIFA-Mitglied (DDR) mit jetzt gerademal sechs, vielleicht sieben Drittligisten abzuspei-sen, dazu noch zwei-drei Profivereine, das ist einArmutszeugnis!Enttäuschend ist aber auch der laue Protest sowohlder Vereinsführungen als auch von uns, den Fans!Was haben wir seit Bekanntwerden des Skandalsgetan? Uns bemitleidet, auf den DFB gewettert,das war's! Wenn wir noch etwas retten wollen,brauchen wir ein größeres Medienecho (der kicke

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Was wir erleben ist, dass Traditionsclubs,besonders im Einzugsgebiet der RegionalligaNord, reihenweise Pleite gehen und dafür dieAmateurclubs von Bundesligisten ihren Platzeinnehmen. Ganz im Sinne des DFB, der amliebsten schon mal die 3.Liga gleich fürBundesligisten-Nachwuchs reservierenwürde. Die Zuschauer in der Fläche sollenstatt ins Stadion zu gehen, gefälligstPremiere World abonnierenund Bayern, BVB, HSV,Stuttgart, Hertha,Kaiserslautern und Schalkegucken. Man arbeitet nichtumsonst an der Steuerung derFans mit Kirch und Co.zusammen.Welche Alternative gibt esaber zu dieser Politik derZuspitzung auf immer wenigerzahlungskräftige Vereine, diedafür aber immer reicher wer-den? Zunächst mal nichtChampions-League guckenund Bundesliga 1 und 2 nur imStadion, am besten aufStehplätzen! Dann einePyramidenstruktur der höherenLigen die insgesamt mehr indie Breite geht. Einmal, damitmehr Spannung entsteht, weildie Möglichkeit des häufigerenAuf- und Abstiegs da ist undmehr Derbys zu sehen sind.

Zum Anderen, damit sich die Clubs nichtfinanziell übernehmen, weil sie unbedingt imnächsten Jahr in der nächsthöheren Klassedabei sein müssen, obwohl die Chance dar-auf (beim jetzigen System)geringer ist.Wie wäre es mit den guten alten 2.LigenNord und Süd und darunter dann 4Regionalligen: Nordost, Nordwest, Südwestund Süd, so aufgeteilt, dass es einwohner-und flächenmäßig gerechter verteilt ist undregionale Zusammenhänge bestehen blei-ben? Dann darunter 8 Oberligen und schließ-lich die Landesverbände mit ihren eigenenStrukturen. Die ersten zwei steigen dannimmer direkt auf, bei je 4 Absteigern. Sokommen wir Fans auch mehr auf unsereKosten, weil einfach mehr Bewegung für diezahlreichen Clubs mit vielen Anhängern daist und der kommerzielle Druck auch durchsinkende Reisekosten etwas abnimmt. Fansvon Bundesligisten werden das wahrschein-lich müde belächeln, da sie diese Probleme

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hat sich da ja als sehr unkritisch dem DFB gegen-über und als stark südlastig entpuppt) undAktionen, die aufhorchen lassen. Eine Demo mit2000 Leuten verschiedener Vereine (in Kluft!)unmittelbar vor dem Olympiastadion vor demDFB-Pokalendspiel zum Beispiel. Oder eineUnterschriftenliste, die breiten Konsens durch dieReihen zeigt. Wir bitten Euch, mitzumachen, Euchzu engagieren, Eure Vereine unter Druck zu set-zen! Sowohl DFB als auch NFV und NOFV schal-ten auf taub, ignorieren uns. Aber wer füllt dieStadien? Wer macht den Fußball zu dem geilenMassenereignis, der er ist? Wir, die Fans!

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nicht interessieren, sie sogar oft entgegenge-setzte Interessen haben. Aber mal sehen, wiesie bei Einführung der Europaliga, diezwangsläufig bei diesemVermarktungssystem kommen wird, reagie-ren.

AUFRUF: Boykottiert ran und denKirch-Decoder!

(SAUER) Schnell noch eine Eilmeldung insHeft gewürgt. Das BAFF ruft zum Boykottvon ran und Premiere-Decodern auf! WirFans wollen uns nicht mehr jeden Scheiß auf-zwingen lassen. Gerade in einer Zeit in derdie Ware Fußball im Kommerz zu erstickendroht, und die Fans, vor allem beiAuswärtsfahrten, als lästige Notwendigkeitbehandelt werden, haben wir hier eine primaMöglichkeit, auf uns und unsereForderungen aufmerksam zu machen. Seit1997 fordert BAFF eine überarbeiteteFassung der monotonen, showhaftenWerbesendung „ran“, in der doch bitte schönder Sport wieder im Vordergrund steht.Gerade durch die Einflussnahme und dieUnmengen an Geldern des Fernsehens bzw.ihrer Fernsehrechte wird dieKommerzspirale ins absurde gedreht. Vorallem geschieht hierbei eine Zentrierung aufdie großen Vereine, nicht alle haben den glei-chen Profit. Die Schere zwischen Arm undReich geht auch hier, wie im richtigen Leben,immer weiter auseinander. Allerdings sinddie Vereine selber, wie auch der DFB und derLigaausschuss (Hackmann) mit ihrerGeldgier an dieser Entwicklung nicht ganzunschuldig. Die astronomischen TV-Gelderverwandeln Stadien oft in fanunfreundlicheArenen. Gerade im Hinblick auf die WM2006 und den damit verbundenen Abbau vonStehplätzen, mit denen wir uns nach der WMweiter rumschlagen sollen, leistet dieserEntwicklung weiter Vorschub. Wie sehr beiso einer (ehemals total geilen) VeranstaltungRücksicht auf die Fans, die ein Stadion erst

mit Leben füllen, genommen wird, haben dieFans bei der „Sponsoren“- WM `98 inFrankreich erfahren dürfen. Und wie vielRücksicht Kirch auf die Fußballinteressiertenund das Recht auf Information nimmt, dasserfahren wir schon ansatzweise bei denVerhandlungen für die Übertragungsrechteder nächsten beiden WM`s. Ihm geht es umden Verkauf seiner Decoder, ums Geld, umnichts anderes. Den Blick auf sein Imperiumund die Gefahr einer ZentralistischenPresselandschaft, der Gefahr einer abhängi-gen Berichterstattung, lassen wir hier mal ausPlatzgründen fahrlässigerweise außer Acht.Daß der (Profi) Fußball seine Seele an denTeufel verkauft (hat?), ist eine Tatsache.Aber aus den Erfahrungen des BAFF in denFankurven und in den Zuschriften zumDecoder-Boykott wird erkannt, dass vieleFans nicht mehr um jeden Preis die teurenStars sehen wollen, die ohnehin nur bei densechs großen landen. Manchmal ist wenigermehr! Der Ball gehört uns allen!!

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GT31.07.2001

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FanFinale in Berlin (24. – 26.05)

(heino) Zwischen Bremerhaven (Heimspielan Himmelfahrt Donnerstag) und Ihrhove(auswärts Sonntag) fand sich eine exquisiteMischung aus Biertouristen und GöttingerJungs (verstärkt durch Cider-Boiz-Achim),um den bundesweit vertretenen Fanprojekte-Auswahlmannschaften in Berlin mal zu zei-gen, wo und wie der wahre Fußball gespieltwird. Nun, es wurde geradezu eine sportlicheDemonstration. Um die drückende Überle-genheit unserer Mannschaft nicht gar zudeutlich erscheinen zu lassen, hatten wir beider mannschaftsinternen Vorbesprechungbeschlossen, auch mal pädagogisch zu den-ken und fünfe gerade sein zu lassen, sprich:nicht der Sieg, sondern der Spaß sollte imVordergrund stehen. Gesagt – getan. Da sichdas Team nicht schonte bei der isotonischenErfrischung vorher, zwischendurch und wäh-renddessen, waren wir bald beliebteSpielgegner, mit dem Schlachtruf „Göttingenist knülle – wir spiel’n mit 2 Promille“ (mitSteigerungsraten der Zahl und natürlichsowieso nur `n Fake, hähä) wurde der fuß-ballerische Olymp erklommen. Wäre dieGruppeneinteilung nicht so ungünstig für unsgewesen, wäre auch der erste Platz rausge-sprungen, so wurde et nur der zweite (- aller-dings von hinten). Torschützenkönig wurdeunser Keeper (hervorragend: Stefan) und inder Beliebtheitsskala rangierten wir ganzoben. Warum nicht wir den (hochverdienten)Fairneßpokal bekommen haben, darüberwerden sich Fachleute noch Jahre die Rübezerbrezeln.Mysteriöse Ereignisse gab’s zwischendurchauch: fliegende Bänke in unser Zelt, etwasGerenne und nicht zuletzt: unser gestandenerFanbeauftragter Wucher brachte den„Nationalen Widerstand Dortmund“ ganzflugs zum Laufen, ts ts ts. Ja, ihr merkt, etwurde auch gelacht und mit’n Koppgeschüttelt.Summasummarum: et war ein super Treffenund ein geiles Wochenende, wir haben uns

prima verstanden und miteinander amüsiert –Grüße an alle Beteiligten. Besonderer Dankgebührt dem Berliner Fanprojekt, die es unsüberhaupt ermöglicht haben, an derJubiläumsveranstaltung (10. Fan-Finale) teil-zunehmen. Danke dafür!

Mit dem Wahnsinn unterwegs!

(philipp) Tach liebe Leute! Ich freue mich,euch verkünden zu können, daß die hochver-ehrte Redaktion des göttlichen „SchlafendenRiesens“ mir angeboten hat, eine eigeneregelmäßige kleine Rubrik zum ThemaAuswärtsfahrten zu veröffentlichen. In diesermöchte ich euch über gelaufene Fahrten,zukünftige Touren und anderes berichten.Dieses aber nicht im Stil der üblichen „wir-waren-total-breit-und-haben-dort-gekotzt-und-auch-noch-ein-Spiel-gesehen-und-waren-dann-ers t -so-spät-zu-Hause“-Erlebnisberichte. Die sind zwar echt lustig(außer man kommt selber drin vor...), abervielleicht interessiert´s den einen oder deranderen ja auch, was eigentlich hinter soAuswärtstouren steckt. Außerdem bin ichdankbar, hier einige Termine veröffentlichenzu können und nicht nur hauptsächlich auf´s(manchemal dusselige) i-net angewiesen seinzu müssen. Obwohl es ja leider nicht immerregelmäßig einen Riesen gibt, so daß even-tuell einige Ankündigungen hier schon wie-der hinfällig geworden sind. Soweit zurVorbemerkung. Bevor ich euch einiges orga-nisatorisches Kleinkrams zur kommendenSaison erzählen möchte, will ich einen kur-zen Rückblick aufs abgelaufene Jahr werfen:

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Rückblick Saison 2000/2001Auch letztens haben wieder ´ne Menge lusti-ger Auswärtsfahrten stattgefunden. Bei 8Touren (E., Beklopptenburg, Oberneureich,Oldenburg (huhu), Ihrhove, Schüttorf, Celle,Bremerhaven) habe ich insgesamt 10 Bussegechartert, denn zum unvergeßlichen Spiel indie Schlickrutscherstadt E. sind wir mitimmerhin drei Bussen gefahren (was es auchschon lange nicht mehr gab!). An dieserStelle möchte ich noch mal ausdrücklichunserem Buspartnerunternehmen Die Wilde13 aus Kassel loben, mit denen es immer einegute Zusammenarbeit gab und gibt. Undschließlich ist es nicht selbstverständlichlockere Busfahrer bei Fußballfahrten zu fin-den. Aber da haben wir echt Glück gehabt.Außerdem arbeitet dort der weltbesteBusfahrer schlechthin: HORST! (tolle Grüßean dich!!!!). In dieMöchtegernlandeshauptstadt und weiter öst-lich wurden jeweils Zugfahrten organi-siert(Arminia, Havelse, 96 (A),WOB (A)).Nach Nordhorn, Rotenburg, Meppen, Lingenund Lohne sind wir individuell mit Autosangereist. Zum 1. Unaufsteigbarenspiel inKiel haben wir extra zwei Waggons vonnerBahn gechartert, weil es doch einige waren,die da mitwollten.Was ist letztes Jahr besonders aufgefallen:

1. Die Masse des Trosses: Es waren, sofern denn die Spiele an einemSamstag oder Sonntag stattfanden immermindestens 50 Schwarz-Gelbe unterwegs.Der Schnitt lag wohl eher bei 70 Leuten, diein die Ostholländische Provinzen gefahrensind. Bei den Spielen in Hannover, Emden,Wolfsburg und Celle, waren wir dann aberschon jeweils zwischen 150 und 400Abhängige. Die Freitags- und Nachholspielein Lingen und Meppen lockten jeweils nurca. 20 Heldenverehrer mit. Wobei wir inMeppen noch netterweise von nochmals ca.20-25 OldenburgerInnen unterstützt wurden(nochmals DANKE). Beim Spiel in Celle(auch Freitags) gab es allerdings auch einenBus. Dazu kommen aber immer noch dieganzen Individualtouristen, die sich dannaber auch Sitzplatzkarten kaufen und mit unseh nichts zu tun haben (wollen?), außer dieLeidenschaft für unseren Verein zu teilen.Was aber auch O.K. ist!!

2. Extreme:- Nach Emden sind wir, wie schon obengeschrieben, mit drei Bussen gefahren.Insgesamt waren dort ungefähr 180„Organisierte“. Ohne auf die ganzenBegleitumstände einzugehen, muß ich dochsagen, daß die Masse auf den Rasten schonsehr beeindruckend war. Aber mit drei

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Bussen bin ich auch echt an meinenKapazitätsgrenzen was die Organisierereibetrifft, angelangt. Nochmals danke an dieHelfer!!!!- Nach Kiel war´s dann auch nicht einfach.Wir waren ca. 150, in Kiel am Bahnhof dannca. 200 Leute im Zug, was zwar bis auf einpaar komische Subjekte aus anderen Städtenauch lustig war, aber von der Planung herauch nicht, nennen wir es unaufwendig war.Denn die Bahn zeigte sich hier von ihrerinkompetenten Seite, wenn sie uns bisUelzen zwei Extra-Wagen bereitstellt,danach aber für den Rest der Fahrt und diekomplette Rückfahrt nichts mehr zurVerfügung stellte. Kein Wunder, daß geradedie Rückfahrt ziemlich chaotisch ablief.

3. Bullerei:Nach den Ereignissen in Emden sind wirhusch-husch auf ´ne gar nicht so lustige Listebei den Bullen geraten, die besagt, daß wirgerne und öfters bei Away-MatchesProbleme machen. Das ist insofern lästig,weil nach Emden die Bullen und extraVereinsordner zumindestens beim Einlassziemlich rumgecheckt haben und uns gerneund häufig kontrolliert haben. D.h. auch, daßes zunehmend schwieriger wurde,Pyrogegenstände mit herein zu schmuggeln.Mal ganz abgesehen davon, daß dieAtmosphäre unter uns auch zunehmend unterder ständigen Bullenpräsenz litt. Klar hebt esam Anfang ein wenig das kleine Fanherz,wenn sich plötzlich Grün-weiße schon beider Abfahrt am Bahnhof um einen kümmern.Man wurde endlich „ernstgenommen“. Abergerade die Spiele bei der Arminia und vorallem in Kiel, wo wir jeweils teilweise wieSchwerkriminelle behandelt worden sind,zeigen doch deutlich die Schattenseiten auf.Mal ganz davon ab, daß der arme Wucherimmer öfters von Bullen zu Hause telepho-nisch in seiner Eigenschaft als Fan-Beauftragter des Vereins belästigt wurde.Und sowas sollte uns zu denken geben. Ichbin mal neugierig, wie sich das näxte Saison

so entwickelt. Wichtig ist mir noch zu sagen,daß wir uns den Spaß von den Bütteln nichtnehmen lassen, aber auch eine gewisseGelassenheit im Umgang entwickeln unddaran denken sollten, daß unsinnigeAktionen einzelner bei den darauffolgendenSpielen auf alle zurückfallen.

4. Highlights:Davon gab´s ´ne Menge, aber meine ganzpersönlichen Favoriten sind: Das Spiel inCelle, wo wir an einem Freitagabend dankder Aktion von den Onkel Günthers, die denBus so unterstützten, daß die Fahrt nur 05,-DM kostete, mit ca. 150 Leuten waren. Wirhaben in den ersten zwanzig Minuten einenderartigen Support hingelegt, der laut erfah-renen Ohren und Augen anderer schon lok-ker zweitligareif war. Da zeigte sich mal wie-der, daß so ein Tribünendach schon ´neMenge ausmacht. Das Spiel in Emden gehört aufgrund derschon erwähnten drei Busse auf jeden Fallmit dazu. Ebenso die Tour nach Kiel, obwohles ja im Endeffekt sinnlos und dazu nochbeschissenes Wetter war. Arminia fand ichauch beeindruckend, da dort 400 schwarz-gelbe waren, was echt rekordreif ist. Meppenmuß hier erwähnt werden, da diese Fahrt malwieder zwei Sachen zeigte: Mit dem Autokann man auch viel Spaß haben (vor allemmit meinem kleinen Polo und 400 Kilomenschliche Zuladung...) und HolländischeLKWs sind einfach zu schwach. UndOldenburg muß hier einfach mal erwähntwerden, weil solche Fahrten zeigen, daß so´ne Fanfreundschaft doch etwas schönes ist.Vor allem´, wenn die eigenen Helden vorherdurch ein Tor in der 90sten mit 4:3 gewonn-nen haben (grins...).

5. Was sonst: Ich hatte ja gehofft, daß ich nie wieder solcheTouren nach Ostholland organisieren muß.Das liegt daran, daß es immer schwierig ist,Busse für Spiele gegen unspektakuläreGegner (Lingen, Schüttorf, Nordhorn,

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Ihrhove) voll zu kriegen. Sonntags um 08.00oder 09.00 loszueiern ist für viele nichtspannend genug. Deshalb war dieRefinanzierung auch des öfteren einProblem, da sich doch noch nicht eine sogroße regelmäßige Busmitfahrerschar gebil-det hat, damit die Kosten locker wieder rein-kommen. O.K.- wir lungern noch ein weite-res Jahr in der Oberliga rum, was bedeutet,daß wir wieder eine Reihe von Touren insEmsland machen müssen (insgesamt 7 mal +2mal Bremen).

Was passiert 2001/2002?Natürlich soll der Schwerpunkt der organi-sierten Auswärtsfahrten auf Bustouren lie-gen. Ich werde versuchen, immer einen(oder zwei oder drei???) Bus anzubieten. Daich es weiterhin für wichtig halte, denBuspreis für alle bezahlbar zu gestalten, wirdes auch dieses Jahr eine freiwilligeBegrenzung auf max. 25,-DM pro Ticketgeben. Ich hoffe, daß dieser Preis irgend-wann mal seine Attraktivität für viele bishe-rige NichtBusfahrer bekommt, die er ver-dient, denn rechnerisch lohnt sich das allemale, ob man nun mit drei Leutchen im Autonach Nordhorn fährt oder mit 40 anderen imBus. Des weiteren wird es noch einGutscheinheft geben. D.h. wer das 05er-Busheft kauft, zahlt nur 111,- DM (statt 125,-DM). Näheres gibts demnäxt im I-net unterder Rubrik „Auswärtsfahrten“. Das schönste

für mich wäre, wenn sich möglichst vieleLeute im Vorfeld dazu entschließen würden,Fahrkarten zu kaufen, damit ich nicht pla-nungsmäßig so rumeiern muß. Einige Leutehaben mich angesprochen, ob wir nicht wie-der Bier im Bus verkaufen wollen. Das istvorerst nicht mehr geplant, da es blödeErfahrungen mit sich zuschüttenden Leutengegeben hat, so daß wir diesem Saufwahnnicht Nachschub geben wollen, indem wirBier im Bus verticken. Dann haben einigeLeute die Idee aufgebracht, doch malMottofahrten zu machen, d.h. den Bus oderZug dementsprechend zu schmücken, sichselber adäquat zu verkleiden usw. Da icherstmal unsicher bin, ob diese prinzipielllustige Idee bei allen ankommt (sonst machtes keinen Spaß), wird es eine Umfragezetteldazu geben. Also Augen auf. Diese Umfragewird auch beinhalten, wie die Leute am lieb-sten zu den Auswärtsspielen reisen, warumsie es nicht tun, was ihnen fehlt oder siegerne hätten usw. Diese große Umfrage star-tet in den ersten drei, vier Spielen. (Und istvielleicht (!) auch im Internet zu finden). Bitte achtet also alle auf Ankündigungenbzgl. der kommenden Auswärtsspiele. NachArminia werden wir mit dem Zug fahren,und sonst wird´s wohl immer Busse geben.Aber im Internet, dem Blick und auch derStadionzeitschrift soll es (möglichst regelmä-ßige) Informationen diesbezüglich geben.Wenn jetzt noch die Mannschaft mitspieltund vor allem auch der Vorstand (der mit derganzen Organisierung der Auswärtsfahrtennichts! zu tun hat) sich wieder einkriegt,dann dürfte einer lustigen Reisesaison nix imWege stehn, wie uns überhaupt keiner aufdem Wege in die Regionalliga stehen wird.Außer wir selber. Also - schwingt eure Hufen - fahrt mit - dieMannschaft braucht uns auch auswärts!!!! FORZA Unaufsteigbar 05Euer euch Reiseleiter

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