Der Schwarze - Frankfurter Rundschau

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F8 MITTENDRIN Frankfurter Rundschau Dienstag, 26. Januar 2016 72. Jahrgang Nr. 21 Dienstag, 26. Januar 2016 72. Jahrgang Nr. 21 Frankfurter Rundschau MITTENDRIN F9 F8 S ie tauchen verbrei- tet in der Frankfur- ter Innenstadt auf. Basecaps, Strick- mützen, Sweater und Kapuzenpullo- ver mit der Auf- schrift „Gude“. Achim Karn und Marco Döll tragen sie täglich, in al- len unterschiedlichen Variationen. Natürlich, schließlich haben die beiden Männer aus Groß-Zimmern den hessischen Style kreiert. Gude ist für Karn und Döll nicht nur eine Begrüßungsformel und das Wört- chen, das sie beim Zuprosten be- nutzen, sondern ein Lebensgefühl, das sie mit einer, mit ihrer Marke verbreiten wollen. „Gude ist gude Laune“, sagt Döll. Der „Gude-Zwirn“, wie die Un- ternehmer ihre Streatwear-Mode nennen, ist aber nur ein Teil der Marke. Dazu gehören noch ihre Ap- felweinsorten, der Gude-Stoff und das Gude-Bier, mit dem alles be- gonnen hat. An einem schönen Sommerabend vor vier Jahren sa- ßen Karn und Döll mit Freunden zusammen, tranken den Gersten- saft und prosteten sich ein „Gude“ zu. „Wir haben uns überlegt, wie geil wäre es denn, wenn wir eine ei- gene Biermarke hätten?“, erzählt Döll, der Soziologe und unter dem Künstlernamen Mädness als Rapper bekannt ist. Der 35-Jährige und der drei Jah- re jüngere Karn, den er schon aus Jugendzeiten kennt, steckten die Köpfe zusammen, entwickelten ein Konzept und gingen damit zu der Brauerei Schmucker aus dem Odenwald. „Die Brauerei hat ein hervorragendes Wasser“, begrün- det Karn die Auswahl der Brauerei. Sie hätte sich offen für ihr Projekt gezeigt und auch für die Ge- schmacksrichtung, die ihnen vor- geschwebt habe. „Wir haben ein Pils mit einem Exportanteil produ- zieren lassen“, sagt Döll. „Unsere eigene Gude-Rezeptur.“ Nach vie- lem Probieren und Experimentie- ren mit dem Braumeister wurden im März 2012 die Flaschen abge- füllt, im April gingen sie in den Ver- kauf. Dank des Händlernetzes der Brauerei Schmucker hat sich das Gude-Bier nach und nach in Knei- pen, bei Getränkehändlern und auch in einigen Rewe-Märkten etabliert. „Die Leute springen auf die Qualität des Bieres und die Marke an“, sagt Karn. „Sie ist ein Sympathieträger.“ Deshalb waren Karn und Döll überzeugt, dass auch eine eigene Modemarke funk- tionieren werde. Zusammen mit einem Grafiker wurden die Lay- outs erstellt, die in einer hessi- schen Druckerei auf die Klamotten gedruckt werden. Besonders gut laufen alle Produkte mit dem Auf- druck „Straight Outta Hessen“, in Anlehnung an den Gangsta-Rap- per-Film „Straight Outta Compton“. Verkauft wird die Kleidung in ers- ter Linie im In- ternet oder in ausgewählten Geschäften in Hessen. Aber auch in Berlin, Dortmund und Stuttgart gibt es Läden, die Gu- de-Zwirn im Re- gal haben. „Wir haben auch vie- le Bestellungen aus den USA von Leuten, die Gude mit Nachnamen heißen“, berichtet Döll schmunzelnd. Den beiden war das aber nicht genug, sie wollten unbedingt noch das hessische Nationalgetränk in ihr Portfolio aufnehmen. Vier Ap- felweinprodukte in Kooperation mit der Kelterei Heil sind letztlich dabei herausgekommen. „Der pu- re ist der stärkste in Hessen“, sagt Döll. Seit wenigen Wochen gibt es auch einen Kräuterlikör mit Honig mit dem Namen „Gude-Nacht“. Ganz wichtig ist den Jungunter- nehmern „gesund zu wachsen“, so Karn. Sie sind nicht fremdfinan- ziert, wollen eine anständige Mar- ke produzieren und ihre Produkte „nicht verramschen“. Die wach- sende Verbreitung, die ihre Marke derzeit erfährt, sei eher Zufall ge- wesen, so Karn, der seit dem Abi- tur Inhaber mehrerer Firmen ist. Zumal sie ihre Produkte nur über Mund-zu- Mund-Propa- ganda und die sozialen Netz- werken bewor- ben haben. Auch die Finan- zierung haben sie selbst ge- stemmt. Mitt- lerweile trägt sich die Firma ganz gut, trotz- dem gehen die beiden aber auch noch regulären Jobs nach. „Gude“ hat auf Facebook mittler- weile über 21 000 Gefällt-mir- Klicks. „Die Produkte befruchten sich gegenseitig“, glaubt Döll. Im- mer weitere Geschäfte, Kneipen und Händler kommen auf die Un- ternehmer zu, um die Produkte zu vertreiben. „Wir wollen Hessen er- schließen. Und wenn wir fest im Sattel sitzen, wollen wir unsere Pro- dukte auch national verbreiten“, be- schreibt Karn die Ziele. Große, aber durchaus realistische Ziele. Vielleicht wird dank Achim Karn und Marco Döll in nicht allzu fer- ner Zeit auch außerhalb der hessi- schen Landesgrenzen statt Servus und Prost einfach nur noch Gude gesagt. GUDE Die genaue Herkunft des Wörtchens ist nicht bekannt. Schriftlich taucht „Gude“ das erste Mal 1941 in einer Schülerbefragung auf, dokumentiert das von Wolfgang Brückner herausgegebene Frankfurter Wörterbuch. Gude ist eine Abwandlung von gut und wird als Begrüßungs- formel oder beim Zuprosten benutzt. Achim Karn und Marco Döll haben das Wort für sich entdeckt und zur Marke gemacht. Die Gude GmbH ver- kauft Bier, Apfelwein, einen Kräuterlikör und ver- schiedene Textilien. Das Gude-Bier und den Gude-Stoff, den Apfelwein, gibt es in Frankfurt in der Bristol Bar, im Marriott Hotel, in der Berliner Bar und an Gudes Kiosk. Darüber hinaus in Rewe-Märkten in der Gräfstraße 94, Altenhöferallee, der Eschersheimer Landstraße 221 und in der Hansaallee 70–90. Außerdem im Edeka Scheck-In-Center in der Ferdinand-Happ-Straße 59. Die Textilien gibt es im Railslide Frankfurt, Neue Kräme 34, im Titus Frankfurt, An der Hauptwache 1, und im Hessenshop, Diesterwegstraße 22. Den Onlineshop findet man unter: www.gude-stoff.de. tim „Wir haben auch viele Bestellungen aus den USA von Leuten, die Gude mit Nachnamen heißen“ DER SCHWARZE SEKT Als Frank Basta vor knapp fünf Jahren im Heimatland seiner El- tern weilte, fiel ihm etwas auf: Die Menschen aus der mittelitalieni- schen Emilia Romagna tranken mit Genuss einen roten Perlwein, der aus tiefdunklen Trauben, den An- cellotta-Trauben aus den umlie- genden Wäldern, gewonnen wird. „Er sah fast schwarz aus“, erinnert sich der Frankfurter Wein- und Spirituosenhändler. Nachdem der 46-jährige Gastronom zunächst ei- nen Schaumwein aus den „seit über 1000 Jahren naturbelasse- nen“ Trauben nach Deutschland brachte, stellte sich die Frage, ob sich aus den dunklen Trauben nicht ein schwarzer, trockener Sekt herstellen lassen könnte. Basta begann, sich ein Netzwerk aufzubauen, trat mit der Winzer- vereinigung aus Emilia Romagna in Kontakt. Fast ein halbes Jahr lang tüftelte er mit den Önologen vor Ort an der Rezeptur. Nachdem eine Kombination aus drei Trauben gefunden worden war, wurde im September 2014 der erste schwar- ze Sekt abgefüllt. „Die Kunden wa- ren sofort begeistert“, erzählt Bas- ta. Nicht nur in seinem Geschäft im Gutleutviertel wird der Sekt verkauft, sondern auch im Ruhr- pott, in Berlin und sogar in der Schweiz. Alles lief gut, bis im vergangenen Juli der Deutsche Sektverband auf Basta zukam und ihm in die Parade fuhr. Laut den Statuten braucht ein Sekt mindestens sechs Monate Her- stellungszeit. Bastas schwarzer Sekt benötigt aber nur drei Monate, um seinen vollen Geschmack zu entfalten. Frank Basta darf seitdem seinen Sekt nicht mehr Sekt nen- nen. „Das war ein Riesenrückschlag für mich“, erzählt der 46-Jährige. Er setzte sich mit einem Marketing- experten zusammen und be- nannten seinen Qualitätsschaum- wein in „der Schwarze“ um. Neue Etiketten mussten gedruckt, neue Kartons hergestellt werden. „Das Gute ist, dass wir das Produkt in Italien lagern können.“ So wird er ab dem 1. April sein Produkt wie- der Sekt nennen dürfen. Die Marke „der Schwarze“ wird er nach dem Hin und Her aber nicht mehr um- benennen. Die Kunden würden ihn ohnehin alle nach dem schwarzen Sekt fragen. tim Das Geschäft Post Vinum von Frank Bas- ta befindet sich in der Hardenbergstrasse 22 in Frankfurt. Weitere Informationen gibt es unter: www.derschwarzesekt.de. Die Unternehmer: Marco Döll (l.) und Achim Karn ALEX KRAUS FRAU RAUSCHER IN BERLIN Stefan Neubecker und sein Bruder Thorsten sind anfangs belächelt worden. Eine hessische Kneipe in Berlin? Wie soll das denn funktio- nieren? Dass das ganz gut funktio- niert, davon zeugt alleine die Tatsa- che, dass es Frau Rauscher mittler- weile seit sechs Jahren gibt – fünf Jahre in Kreuzberg, seit vergange- nem Jahr am Prenzlauer Berg. „Ich hatte den Apfelwein vermisst“, be- schreibt Stefan Neubecker die ers- ten Schritte zur einzigen hessischen Kneipe außerhalb Hessens. „Eine egoistische Denkweise“, wie der in Frankfurt geborene und in Dreieich aufgewachsene Geschäftsmann zu- gibt. Also begann er von der Firma Possmann aus Frankfurt-Rödel- heim, Apfelwein zu bestellen und eine Karte mit hessischen Köstlich- keiten aufzustellen. Frankfurter Rindswurst, Grüne Soße, die aus Frankfurt-Oberrad geliefert wird, Handkäse und Fleischwurst. Dazu gibt es auch noch selbst gekelterten Apfelwein von Stefan Neubecker. Mittwochs ist Schnitzeltag. „Wir sprechen in erster Linie natür- lich Hessen in Berlin an“, sagt der 49-Jährige. Davon gäbe es genü- gend. Aber auch die Berliner wür- den nach und nach auf den Ge- schmack kommen. Besonders stolz ist Neubecker da- rauf, dass seine Apfelweinwirt- schaft die erste mit dem Namen Frau Rauscher ist. Das Frankfurter Pendant entstand erst später. Neben den hessischen Köstlichkei- ten gibt es auch Live-Fußball in der Kneipe. Und wie es sich für einen waschechten Frankfurter gehört, werden die Spiele der Eintracht im- mer in voller Länge gezeigt. tim Die Apfelweinkneipe Frau Rauscher in Berlin ist in der Wichertstr. 55 zu finden. www.fraurauscher.com. Weitere hessi- sche Angebote in der Hauptstadt gibt es unter: www.hessen-in-berlin.de. BORN IN THE WETTERAU Aus dem Gerippten springen zwei Tropfen raus, umkreist wird das schwarz-weiße Logo von der Schrift „Born in the Wetterau“. Es handelt sich, wie soll es anders sein, um eine Apfelweinmarke. Kreiert hat sie Kjetil Dahlhaus. „Ich wollte etwas Kleines, Feines für die Region schaffen“, berichtet der 36-Jährige. Mittlerweile haben über 5000 Facebook-Nutzer den Gefällt-mir-Button auf seiner Seite angeklickt. „Ich habe eine ziemlich treue Gemeinde“, erzählt Dahlhaus stolz. „Die Menschen fühlen sich mit der Marke verbunden.“ Vor zwei Jahren hat er „Born in the Wetterau“ ins Leben gerufen. Der diplomierte Kommunikationswis- senschaftler hatte zuvor schon mehrere Marken kreiert, unter an- derem „Bembel with care“, einen Apfelwein aus dem Odenwald. Was einmal gut klappt, funktio- niert auch ein zweites Mal, dachte sich Dahlhaus. Er erarbeitete sein Konzept für Born in the Wetterau und stellte es der Kelterei Müller in Butzbach-Ostheim vor. „Das war die nächste Kelterei zu meinem Heimatort“, sagt Dahlhaus. Herausgekommen sind ein purer Apfelwein sowie drei Mixturen mit Mineralwasser, Limonade und Co- la. „Das ist der erste Apfelwein, der die Welt nicht beherrschen soll“, sagt Dahlhaus schmunzelnd. Die Produkte gibt es nicht nur in sei- nem Onlineversandhandel, son- dern auch in mehreren Supermärk- ten – insbesondere natürlich in der Wetterau – zu kaufen. Darüber hinaus gibt es Apfel- schnaps und mehrere Textilien mit dem Logo. Das soll aber noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. „Für das Frühjahr habe ich schon einige Ideen“, sagt Dahlhaus. Seine treue Gemeinde wird sich sicherlich freuen. tim Weitere Informationen und den Onlineshop findet man unter: www.born-in-the-wetterau.de. Gude statt Prost Achim Karn und Marco Döll wollen die hessische Begrüßungsformel in die Welt tragen. Mit Bier, Apfelwein und Textilien haben sie sich bereits eine große Fangemeinde geschaffen. Von Timur Tinç

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Piep, piep, piep…Und wer durstig ist trinkt mit.

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F8 MITTENDRIN Frankfurter Rundschau Dienstag, 26. Januar 2016 72. Jahrgang Nr. 21 Dienstag, 26. Januar 2016 72. Jahrgang Nr. 21 Frankfurter Rundschau MITTENDRIN F9F8

Sie tauchen verbrei-tet in der Frankfur-ter Innenstadt auf.Basecaps, Strick-mützen, Sweaterund Kapuzenpullo-ver mit der Auf-schrift „Gude“.Achim Karn und

Marco Döll tragen sie täglich, in al-len unterschiedlichen Variationen.Natürlich, schließlich haben diebeiden Männer aus Groß-Zimmernden hessischen Style kreiert. Gudeist für Karn und Döll nicht nur eineBegrüßungsformel und das Wört-chen, das sie beim Zuprosten be-nutzen, sondern ein Lebensgefühl,das sie mit einer, mit ihrer Markeverbreiten wollen. „Gude ist gudeLaune“, sagt Döll.

Der „Gude-Zwirn“, wie die Un-ternehmer ihre Streatwear-Modenennen, ist aber nur ein Teil derMarke. Dazu gehören noch ihre Ap-felweinsorten, der Gude-Stoff unddas Gude-Bier, mit dem alles be-gonnen hat. An einem schönenSommerabend vor vier Jahren sa-ßen Karn und Döll mit Freundenzusammen, tranken den Gersten-saft und prosteten sich ein „Gude“zu. „Wir haben uns überlegt, wiegeil wäre es denn, wenn wir eine ei-gene Biermarke hätten?“, erzähltDöll, der Soziologe und unter demKünstlernamen Mädness als Rapperbekannt ist.

Der 35-Jährige und der drei Jah-re jüngere Karn, den er schon ausJugendzeiten kennt, steckten dieKöpfe zusammen, entwickelten einKonzept und gingen damit zu derBrauerei Schmucker aus demOdenwald. „Die Brauerei hat einhervorragendes Wasser“, begrün-det Karn die Auswahl der Brauerei.Sie hätte sich offen für ihr Projektgezeigt und auch für die Ge-schmacksrichtung, die ihnen vor-geschwebt habe. „Wir haben einPils mit einem Exportanteil produ-zieren lassen“, sagt Döll. „Unsereeigene Gude-Rezeptur.“ Nach vie-lem Probieren und Experimentie-ren mit dem Braumeister wurdenim März 2012 die Flaschen abge-füllt, im April gingen sie in den Ver-kauf.

Dank des Händlernetzes derBrauerei Schmucker hat sich dasGude-Bier nach und nach in Knei-pen, bei Getränkehändlern undauch in einigen Rewe-Märktenetabliert. „Die Leute springen aufdie Qualität des Bieres und dieMarke an“, sagt Karn. „Sie ist einSympathieträger.“ Deshalb warenKarn und Döll überzeugt, dassauch eine eigene Modemarke funk-tionieren werde. Zusammen miteinem Grafiker wurden die Lay-outs erstellt, die in einer hessi-schen Druckerei auf die Klamottengedruckt werden. Besonders gutlaufen alle Produkte mit dem Auf-

druck „Straight Outta Hessen“, inAnlehnung an den Gangsta-Rap-per-Film „Straight Outta Compton“.Verkauft wird die Kleidung in ers-ter Linie im In-ternet oder inausgewähltenGeschäften inHessen. Aberauch in Berlin,Dortmund undStuttgart gibt esLäden, die Gu-de-Zwirn im Re-gal haben. „Wirhaben auch vie-le Bestellungenaus den USA von Leuten, die Gudemit Nachnamen heißen“, berichtetDöll schmunzelnd.

Den beiden war das aber nichtgenug, sie wollten unbedingt nochdas hessische Nationalgetränk inihr Portfolio aufnehmen. Vier Ap-felweinprodukte in Kooperationmit der Kelterei Heil sind letztlichdabei herausgekommen. „Der pu-re ist der stärkste in Hessen“, sagtDöll. Seit wenigen Wochen gibt esauch einen Kräuterlikör mit Honigmit dem Namen „Gude-Nacht“.Ganz wichtig ist den Jungunter-nehmern „gesund zu wachsen“, soKarn. Sie sind nicht fremdfinan-ziert, wollen eine anständige Mar-ke produzieren und ihre Produkte„nicht verramschen“. Die wach-sende Verbreitung, die ihre Marke

derzeit erfährt, sei eher Zufall ge-wesen, so Karn, der seit dem Abi-tur Inhaber mehrerer Firmen ist.Zumal sie ihre Produkte nur über

Mund-zu-Mund-Propa-ganda und diesozialen Netz-werken bewor-ben haben.Auch die Finan-zierung habensie selbst ge-stemmt. Mitt-lerweile trägtsich die Firmaganz gut, trotz-

dem gehen die beiden aber auchnoch regulären Jobs nach.

„Gude“ hat auf Facebook mittler-weile über 21 000 Gefällt-mir-Klicks. „Die Produkte befruchtensich gegenseitig“, glaubt Döll. Im-mer weitere Geschäfte, Kneipenund Händler kommen auf die Un-ternehmer zu, um die Produkte zuvertreiben. „Wir wollen Hessen er-schließen. Und wenn wir fest imSattel sitzen, wollen wir unsere Pro-dukte auch national verbreiten“, be-schreibt Karn die Ziele. Große, aberdurchaus realistische Ziele.

Vielleicht wird dank Achim Karnund Marco Döll in nicht allzu fer-ner Zeit auch außerhalb der hessi-schen Landesgrenzen statt Servusund Prost einfach nur noch Gudegesagt.

GUDEDie genaue Herkunft des Wörtchens ist nicht bekannt.Schriftlich taucht „Gude“ das erste Mal 1941 in einerSchülerbefragung auf, dokumentiert das von WolfgangBrückner herausgegebene Frankfurter Wörterbuch. Gudeist eine Abwandlung von gut und wird als Begrüßungs-formel oder beim Zuprosten benutzt.

Achim Karn und Marco Döll haben das Wort für sichentdeckt und zur Marke gemacht. Die Gude GmbH ver-kauft Bier, Apfelwein, einen Kräuterlikör und ver-schiedene Textilien.

Das Gude-Bier und den Gude-Stoff, den Apfelwein,gibt es in Frankfurt in der Bristol Bar, im Marriott Hotel,in der Berliner Bar und an Gudes Kiosk. Darüber hinausin Rewe-Märkten in der Gräfstraße 94, Altenhöferallee,der Eschersheimer Landstraße 221 und in der Hansaallee70–90. Außerdem im Edeka Scheck-In-Centerin der Ferdinand-Happ-Straße 59.

Die Textilien gibt es im Railslide Frankfurt, Neue Kräme34, im Titus Frankfurt, An der Hauptwache 1, undim Hessenshop, Diesterwegstraße 22.

Den Onlineshop findet man unter:www.gude-stoff.de. tim

„Wir haben auchviele Bestellungenaus den USA vonLeuten, die Gudemit Nachnamenheißen“

DER SCHWARZE SEKTAls Frank Basta vor knapp fünfJahren im Heimatland seiner El-tern weilte, fiel ihm etwas auf: DieMenschen aus der mittelitalieni-schen Emilia Romagna tranken mitGenuss einen roten Perlwein, deraus tiefdunklen Trauben, den An-cellotta-Trauben aus den umlie-genden Wäldern, gewonnen wird.„Er sah fast schwarz aus“, erinnertsich der Frankfurter Wein- undSpirituosenhändler. Nachdem der46-jährige Gastronom zunächst ei-nen Schaumwein aus den „seitüber 1000 Jahren naturbelasse-nen“ Trauben nach Deutschlandbrachte, stellte sich die Frage, obsich aus den dunklen Traubennicht ein schwarzer, trockener Sektherstellen lassen könnte.Basta begann, sich ein Netzwerkaufzubauen, trat mit der Winzer-vereinigung aus Emilia Romagnain Kontakt. Fast ein halbes Jahrlang tüftelte er mit den Önologenvor Ort an der Rezeptur. Nachdemeine Kombination aus drei Traubengefunden worden war, wurde imSeptember 2014 der erste schwar-ze Sekt abgefüllt. „Die Kunden wa-ren sofort begeistert“, erzählt Bas-ta. Nicht nur in seinem Geschäftim Gutleutviertel wird der Sektverkauft, sondern auch im Ruhr-

pott, in Berlin und sogar in derSchweiz.Alles lief gut, bis im vergangenenJuli der Deutsche Sektverband aufBasta zukam und ihm in die Paradefuhr. Laut den Statuten braucht einSekt mindestens sechs Monate Her-stellungszeit. Bastas schwarzerSekt benötigt aber nur drei Monate,um seinen vollen Geschmack zuentfalten. Frank Basta darf seitdemseinen Sekt nicht mehr Sekt nen-nen. „Das war ein Riesenrückschlagfür mich“, erzählt der 46-Jährige.Er setzte sich mit einem Marketing-experten zusammen und be-nannten seinen Qualitätsschaum-wein in „der Schwarze“ um. NeueEtiketten mussten gedruckt, neueKartons hergestellt werden. „DasGute ist, dass wir das Produkt inItalien lagern können.“ So wird erab dem 1. April sein Produkt wie-der Sekt nennen dürfen. Die Marke„der Schwarze“ wird er nach demHin und Her aber nicht mehr um-benennen. Die Kunden würden ihnohnehin alle nach dem schwarzenSekt fragen. tim

Das Geschäft Post Vinum von Frank Bas-ta befindet sich in der Hardenbergstrasse22 in Frankfurt. Weitere Informationengibt es unter: www.derschwarzesekt.de.

Die Unternehmer:Marco Döll (l.) undAchim Karn ALEX KRAUS

FRAU RAUSCHER IN BERLINStefan Neubecker und sein BruderThorsten sind anfangs belächeltworden. Eine hessische Kneipe inBerlin? Wie soll das denn funktio-nieren? Dass das ganz gut funktio-niert, davon zeugt alleine die Tatsa-che, dass es Frau Rauscher mittler-weile seit sechs Jahren gibt – fünfJahre in Kreuzberg, seit vergange-nem Jahr am Prenzlauer Berg. „Ichhatte den Apfelwein vermisst“, be-schreibt Stefan Neubecker die ers-ten Schritte zur einzigen hessischenKneipe außerhalb Hessens. „Eineegoistische Denkweise“, wie der inFrankfurt geborene und in Dreieichaufgewachsene Geschäftsmann zu-

gibt. Also begann er von der FirmaPossmann aus Frankfurt-Rödel-heim, Apfelwein zu bestellen undeine Karte mit hessischen Köstlich-keiten aufzustellen. FrankfurterRindswurst, Grüne Soße, die ausFrankfurt-Oberrad geliefert wird,Handkäse und Fleischwurst. Dazugibt es auch noch selbst gekeltertenApfelwein von Stefan Neubecker.Mittwochs ist Schnitzeltag.„Wir sprechen in erster Linie natür-lich Hessen in Berlin an“, sagt der49-Jährige. Davon gäbe es genü-gend. Aber auch die Berliner wür-den nach und nach auf den Ge-schmack kommen.

Besonders stolz ist Neubecker da-rauf, dass seine Apfelweinwirt-schaft die erste mit dem NamenFrau Rauscher ist. Das FrankfurterPendant entstand erst später.Neben den hessischen Köstlichkei-ten gibt es auch Live-Fußball in derKneipe. Und wie es sich für einenwaschechten Frankfurter gehört,werden die Spiele der Eintracht im-mer in voller Länge gezeigt. tim

Die Apfelweinkneipe Frau Rauscher inBerlin ist in der Wichertstr. 55 zu finden.www.fraurauscher.com. Weitere hessi-sche Angebote in der Hauptstadt gibt esunter: www.hessen-in-berlin.de.

BORN IN THE WETTERAUAus dem Gerippten springen zweiTropfen raus, umkreist wird dasschwarz-weiße Logo von derSchrift „Born in the Wetterau“. Eshandelt sich, wie soll es anderssein, um eine Apfelweinmarke.Kreiert hat sie Kjetil Dahlhaus. „Ichwollte etwas Kleines, Feines für dieRegion schaffen“, berichtet der36-Jährige. Mittlerweile habenüber 5000 Facebook-Nutzer denGefällt-mir-Button auf seiner Seiteangeklickt. „Ich habe eine ziemlichtreue Gemeinde“, erzählt Dahlhausstolz. „Die Menschen fühlen sichmit der Marke verbunden.“Vor zwei Jahren hat er „Born in theWetterau“ ins Leben gerufen. Derdiplomierte Kommunikationswis-senschaftler hatte zuvor schonmehrere Marken kreiert, unter an-derem „Bembel with care“, einenApfelwein aus dem Odenwald.Was einmal gut klappt, funktio-niert auch ein zweites Mal, dachtesich Dahlhaus. Er erarbeitete seinKonzept für Born in the Wetterauund stellte es der Kelterei Müller inButzbach-Ostheim vor. „Das wardie nächste Kelterei zu meinemHeimatort“, sagt Dahlhaus.Herausgekommen sind ein purerApfelwein sowie drei Mixturen mitMineralwasser, Limonade und Co-la. „Das ist der erste Apfelwein, derdie Welt nicht beherrschen soll“,

sagt Dahlhaus schmunzelnd. DieProdukte gibt es nicht nur in sei-nem Onlineversandhandel, son-dern auch in mehreren Supermärk-ten – insbesondere natürlich in derWetterau – zu kaufen.Darüber hinaus gibt es Apfel-schnaps und mehrere Textilien mitdem Logo. Das soll aber noch nicht

das Ende der Fahnenstange sein.„Für das Frühjahr habe ich schoneinige Ideen“, sagt Dahlhaus. Seinetreue Gemeinde wird sich sicherlichfreuen. tim

Weitere Informationen undden Onlineshop findet man unter:www.born-in-the-wetterau.de.

Gudestatt

ProstAchim Karn und Marco Döll wollendie hessische Begrüßungsformel in

die Welt tragen. Mit Bier, Apfelweinund Textilien haben sie sich bereits

eine große Fangemeinde geschaffen.

Von Timur Tinç