Der verantwortungs bewusste Konsument...60% der Treibhausgasemissionen und 80% des Wasserverbrauchs...

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Der verantwortungs- bewusste Konsument Whitepaper

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Der verantwortungs­bewusste Konsument

Whitepaper

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Der verantwortungsbewusste Konsument – Credit Suisse 3

Der verantwortungs­bewusste Konsument

04 Vorwort 06 Einführung 16

Kapitel 3Die Chance

17 Spotlight: Ein Exkurs zu Plastik 18 Mode 22 Konsumelektronik24 Lebensmittel und Getränke 28 Mobilität 29 Spotlight: Sind Elektrofahrzeuge

nachhaltig?32 Haushalts- und Pflegeprodukte35 Spotlight: Der verantwortungsbewusste

Konsument36 Nachhaltiger Tourismus

38Fazit

12Kapitel 2Treiber des Wandels

12 Rechtlicher und regulatorischer Druck nimmt zu

13 Veränderte Verbraucherpräferenzen14 Spotlight: Ein Blick nach Asien15 Anleger zeigen Interesse

Inhaltsverzeichnis

40 Impressum 41 Wichtige Informationen 42 Literatur

08Kapitel 1Ökologische Grenzen

08 Steigender demografischer Druck 09 Ökosysteme am Abgrund 10 Spotlight: Wertschöpfungskette

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4 Der verantwortungsbewusste Konsument – Credit Suisse 5

Vorwort

Seit der Gründung des Impact Advisory & Finance (IAF) Department im Oktober 2017 haben wir mehrere Artikel veröffentlicht, worin wir unsere Vision für den rasch wach­senden Markt für nachhaltige Finanzanlagen darlegen.

Diese Bank betreut ein breites Spektrum an Kunden – von sehr vermögenden Privatpersonen über grosse institutionelle Investoren bis hin zu Unternehmen – mit denen das IAF regelmässig im Gespräch ist. So können wir Trends, Themen und Geschäftschancen ausmachen, die unseren Kunden am Herzen liegen und zu deren wachsendem Interesse an nachhaltigen Anlagen passen. Wir setzen unser Know-how und unsere Marktkenntnisse dafür ein, differenzierte, massgeschneiderte Lösungen für unsere Kundschaft zu schaffen. Dabei kann es sich um spezielle Produkte oder Angebote für einzelne Kunden handeln; oft aber auch um Anlageinstru-mente, die sich an einen breiten Kundenkreis richten.

Wir verfügen über umfassende Ressourcen, Beziehungen und Kompetenzen in der Struktu-rierung von Anlageprodukten, mit denen wir zusätzliche thematische Anlagemöglichkeiten für diejenigen Kunden schaffen wollen, die an nachhaltigen Finanzanlagen interessiert sind. Sehr hilfreich sind dabei interne und externe Bestrebungen, die Anlagelandschaft einzugrenzen. Auf externer Ebene haben die Vereinten Nationen die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) formuliert und damit den Weg für eine gemeinsame Sprache und Priorisierung der Schwerpunktbereiche geebnet. Intern haben wir im Rahmen der Credit Suisse Supertrends fünf langfristige Markttrends vorgestellt, die Konjunkturzyklen überdauern dürften und attrak- tive langfristige Anlageerträge bieten. Die einen oder anderen Leser dieses Whitepapers erinnern sich vielleicht an unsere Supertrends. Einer davon ist «Werte der Millennials».

Das Thema «Der verantwortungsbewusste Konsument», das dem SDG-Grundsatz 12 Nach-haltige/r Konsum und Produktion entspricht, steht mit dem Supertrend «Werte der Millennials» im Einklang, denn diese Generation rüttelt an vielen traditionellen Geschäftsmodellen und schafft durch ihre enorme kollektive Kaufkraft völlig neue Bereiche. Sie fordert umweltfreundlichere, ethischere Geschäfts- und Anlage strategien und Konzepte. Dazu gehören eine Kreis laufwirt- schaft, die auf Abfallvermeidung und schonende Ressourcennutzung in einem geschlossenen System abzielt.

Unternehmen, die diese Forderungen erfüllen wollen und können, ziehen Investitionen der Millennials an, was sich bereits deutlich in ihren Bewertungen bemerkbar macht. Die jüngsten Börsengänge von Unternehmen wie The Real Real in der Secondhand-Bekleidungssparte, dessen Kurs am ersten Handelstag über 40% anzog, oder Beyond Meat im Bereich pflanzenbasierte Burger, das den besten Börsengang der letzten beiden Jahrzehnte erzielte, sind nur zwei Bei-spiele von Unternehmen, deren Geschäftsmodelle voll auf verantwortungsbewusste Konsu m enten ausgerichtet sind. Wir sind stolz darauf, dass die Credit Suisse bei beiden Börsengängen zur Gruppe der Lead Underwriter gehörte. Und wir freuen uns, auch in Zukunft unseren Kunden dabei zu helfen, «nachhaltig Erträge zu erwirtschaften».

Marisa DrewCEO, Impact Advisory & Finance (IAF) Department

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Einführung

Das Problem dabei ist die globale Übernutzung. Die Weltgemeinschaft verbraucht mehr Res-sourcen als die Erde reproduzieren kann. Dieses Dilemma kommt in dem Begriff «ökologische Kreditklemme» am besten zum Ausdruck. Wie im Finanzwesen ermöglichen Kredite dem Kredit-nehmer sein materielles Wohlbefinden zulasten künftiger Erträge zu steigern. Aus ökologi- scher Sicht bedeutet dies, den Lebensstandard der heutigen Generationen durch den Verbrauch endlicher natürlicher Ressourcen zu steigern. Auch hier tritt eine Kreditklemme ein, wenn keine Kredite mehr aufgenommen werden können.

Der World Wildlife Fund (WWF) prägte diesen Begriff bereits Anfang 2008, allerdings wurde dieser rasch von einer anderen, unmittelbareren Kreditklemme – der Finanzkrise 2008 – über-schattet. Statt ihre Abhängigkeit von der Natur zu verringern, hat die Weltgemeinschaft weitere Kredite aufgenommen, um kurzfristige finanzielle Verbindlichkeiten zu bedienen, wobei sich gleichzeitig ein immer grösseres ökologisches Defizit aufgetürmt hat.

Die Folgen sind besorgniserregend. Trotz inter- nationaler Reduzierungszusagen erklommen die globalen Treibhausgasemissionen 2018 ein Allzeithoch. Eine von vier Arten ist vom Aus-sterben bedroht, das sind insgesamt rund eine Millionen Arten weltweit. Und jede Minute vernichten nicht nachhaltige Landwirtschaft und Landnutzung tropische Wälder auf einer Fläche von etwa 30 Fussballfeldern.

Das Wort «konsumieren» bedeutet im wörtlichen Sinn «aufzehren, verbrauchen, restlos auf-brauchen». Doch Konsum muss nicht zwangsläufig destruktiv sein.

Das zwölfte Ziel der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung strebt nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster an. Die Errei- chung dieses Ziels würde mehr als nur die Rettung des Planeten bedeuten. Dadurch könnten auch enorme neue wirtschaftliche Chancen entstehen. Von Secondhand-Mode bis zu pflanz- lichen Proteinen – eine Umstellung auf eine nachhaltigere Konsumwirtschaft könnte neue Chancen im Umfang von USD 4.5 Bio. pro Jahr eröffnen.

Auch bei der Erstellung dieser Publikation haben wir auf eine nachhaltige Produktion geachtet. Das Papier besteht zu 100% aus recycelten Fasern; es wurden dafür keine Bäume gefällt. Im Gegensatz zur konventionellen Papierproduktion verlief die Herstellung vollständig chlorfrei und verbrauchte 60% weniger Energie und 70% weniger Wasser. Das Papier ist mit dem höchsten Qualitätssiegel ausgezeichnet, dem Blauen Engel. Die Druckfarbe ist mineralölfrei und besteht ausschliesslich aus erneuerbaren Materialien.

Darüber hinaus unterstützt die Credit Suisse mit dem Druck dieser Publikation das Klimaschutz - projekt «Forest conservation in Pará», das dem Schutz von 90’000 Hektar Regenwald in Brasilien gewidmet ist. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Reduktion von Kohlenstoffemissionen (145’000 Tonnen im Jahr).

Weltweit hat sich in den letzten 50 Jahren die extreme Armut mehr als halbiert, ist die weltweite Säuglings sterblichkeit um fast 75 % gesunken und hat sich die Dauer der Schulausbildung im Schnitt mehr als verdoppelt. Diese Fortschritte wurden nicht zuletzt durch das Konsumverhalten möglich. Dieses wirkt letztlich als Motor unserer kapitalisti­schen Wirtschaft, die wiederum das Wirtschaftswachstum vorantreibt, mit dem Anlageerträge erzielt werden.

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WeltbevölkerungWeltbevölkerung in den letzten 12’000 Jahren, in Milliarden

Quelle Our World in Data

7

8

1700: 0.6 Mrd. 1800: 0.99 Mrd.

1900: 1.65 Mrd. 1928: 2 Mrd.

1960: 3 Mrd.

1975: 4 Mrd.

1987: 5 Mrd.

1999: 6 Mrd.

2011: 7 Mrd.

2019: 7.7 Mrd.

3

6

2

5

1

10’000 v. Chr 8’000 v. Chr 6’000 v. Chr 4’000 v. Chr 2’000 v. Chr 0 2000

4

Ökosysteme am AbgrundKonsumgüter machen rund zwei Drittel des Welthandelsvolumens aus und stellen somit einen der wichtigsten Sektoren der Weltwirtschaft dar. Die Grösse hat ihren Preis: Einer neuen Studie des Journal of Industrial Ecology zufolge gehen 60% der Treibhausgasemissionen und 80% des Wasserverbrauchs (hauptsächlich durch die landwirtschaftliche Bewässerung) auf den privaten Konsum zurück. Betrachtet man den gesamten Zyklus – von der Rohstoffge winnung bis zum Ende

der Lebensdauer – sind Konsumgüter mehr als jeder andere Sektor für die Verluste im Öko- system verantwortlich.

Die konventionellen Abbau-, Produktions-, Vertriebs-, Konsum- und Entsorgungsmethoden basieren auf der Annahme, dass günstige Ressourcen unbegrenzt vorhanden sind. Aus öko- logischer Sicht ist die globale Konsumgüter-branche äusserst ineffizient (siehe die Wertschöp - fungskette auf Seite 10).

Kapitel 1 Ökologische Grenzen

Steigender demografischer DruckSeit Beginn des Ackerbaus im legendären «fruchtbaren Halbmond» vor 10’000 Jahren ist die Weltbevölkerung von 5 Millionen auf fast 7.7 Milliarden Menschen angewachsen. Diese Zahl dürfte bis Mitte dieses Jahrhunderts noch auf rund 9.5 Milliarden Menschen steigen. Das Bevölkerungswachstum bringt natürlich seine eigenen Herausforderungen mit sich. Theo- retisch benötigen mehr Menschen auch mehr Ressourcen, was bedeuten würde, dass die Roh-stoffe der Erde durch das Bevölkerungswachstum schneller zur Neige gehen.

Die Realität ist etwas komplizierter. Zwar verbrau-chen alle Menschen Ressourcen, doch wie viel sie verbrauchen, hängt weitgehend von ihrem Einkommen ab. Dem Entwicklungsprogramm der

Ökologische Grenzen könnten die Geschäftskontinuität von Konsumgüterunternehmen bedrohen.

Vereinten Nationen (UNDP) zufolge tätigen die wohlhabendsten 20% der Weltbevölkerung 80% der gesamten privaten Ausgaben, während die ärmsten 20% lediglich 2% ausgeben.

Die Wirtschaftsentwicklung ist mittlerweile ein zweischneidiges Schwert. In den nächsten zwanzig Jahren soll die Anzahl der Verbraucher mit mittlerem Einkommen um 3 Milliarden steigen, wodurch sich der Ressourcenverbrauch nach Schätzungen des World Resources Institute (WIR) mehr als verdreifachen könnte. Da immer mehr Menschen der Armut entrinnen und in die Mittelschicht aufsteigen, dürfte sich der Verbrauch der begrenzten Umweltressourcen beschleunigen. Für ein nachhaltiges Bevölkerungs - wachstum ist eine rasche Entkopplung des Konsums vom Raubbau an der Umwelt vonnöten.

SüsswasserRund 1.2 Milliarden Menschen (fast ein Fünftel der Weltbevölkerung) leben in Regionen mit ungenügendem Zugang zu sauberem Wasser. Sollten sich die gegenwärtigen Trends fort- setzen, wird die Nachfrage nach Süsswasser im Jahr 2030 die verfügbaren Ressourcen um 40% übersteigen.

AnbauflächenDie Erde braucht bis zu 500 Jahre ununter bro-chenen ökologischen Wachstums, um 2.5 Zenti- meter fruchtbaren Oberboden zu bilden. Die gegenwärtige Erosion schreitet 100 Mal rascher fort, als sich Boden bildet. Die Weltbank schätzt, dass bis zu ein Drittel der Anbauflächen der Erde bereits verloren ist.

Wälder Wälder bedecken derzeit noch immer 30% der Erdoberfläche, doch sie verschwinden alarmierend schnell. Etwa 17% des Amazonas-Regenwalds wurden allein in den letzten 50 Jahren vernichtet. Bei der Erstellung dieser Publikation im August 2019 loderten in Brasilien bereits über 72’000 Waldbrände. Dies entspricht einem Anstieg von 84% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Meere 90% des weltweiten Fischbestands sind mittler- weile vollkommen überfischt, Strömungs wirbel, die etwa 40% der Meeresfläche ausmachen, sind voller Plastikmüll, an dem jährlich schätzungs-weise 100’000 Meeressäuger zugrunde gehen. Und in etwa drei Jahrzehnten wird die Hälfte der Korallenriffe abgestorben sein. Die grösste Bedrohung für die Weltmeere ist jedoch der Sauerstoffschwund. Die «Todeszonen» genannten Bereiche ohne Sauerstoff haben sich seit den 1950er-Jahren vervierfacht, und die Zonen mit sehr niedrigem Sauerstoffgehalt sind um das Zehnfache angewachsen.

Das WRI geht davon aus, dass sich die Ressour - cennutzung bis 2050 mehr als verdoppeln wird. Da sich bereits eine Erschöpfung abzeichnet, könnte das Geschäftsmodell vieler Konsum-güterunternehmen unter Druck geraten.

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10 Der verantwortungsbewusste Konsument – Credit Suisse 11

T-Shirt Mischgewebe aus Baum-wolle und Synthetik

Smartphone

Gefrorene Garnelen 454-Gramm- Paket

Plastik-flaschen

1’000+

⅕¾

verschiedene Materialienwerden zur Herstellung eines einzigen Smartphones benötigt.

2’700 Liter Wasser30

5 bis 20 kg

Es gibt Berichte über Sklavenarbeit in der Fischverarbeitungsindustrie in

Thailand.

50’000Haushalte.

Tonne CO₂

10%

Terawatt­ stunden

1 514

Die Recyclingraten sind niedrig:

Nur 1% der alten Bekleidungs-stücke wird recycelt.

1995

2015

80 Milliarden

+400%

+300%

Fabriken, die Halbleiter für Smartphones produzieren, verbrauchen pro Jahr so viel Energie wie

aller Sonderabfälle in Mülldeponien sind Elektroschrott.

6%

70%1 Jahr

2 Millionen=

2 0 0Stilllegung von

Autos.

Verlängerung der Lebensdauer aller europäischen Smartphones um

1.5 Mio.Autos/Jahr

Krebs +Leukämie

Der Plastikkonsum wird sich voraussichtlich bis 2050 vervierfachen.

der Plastikverpackungen werden recycelt.

Nur

%2019

2050

Quellesiehe Referenzen auf Seite 42

für die Herstellung eines T-Shirts.

der industriellen Wasserver-schmutzung wird durch das Färben und die sonstige Behandlung von Textilien verursacht.

der globalen Treibhausgas-emissionen gehen auf die Bekleidungsindustrie zurück.

Beifang, der weggeworfen wird.

Für jedes Kilo Garnelen entstehen Ein 454-Gramm-Paket gefrorener Garnelen produziert

Kreditkarte.

Gramm Mikroplastik – die auch in Garnelen ge- funden werden – verzehrt ein Durchschnittsbürger in der Woche. Das entspricht dem Gewicht einer

Es besteht eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 3, dass die Garnelen zusammen mit der Plastiktüte weggeworfen werden.

der weltweiten Ölvorräte werden zur Herstellung von Plastik verwendet. Dies ist mehr als der globale Luftfahrtsektor verbraucht.

Die Raffinierung und Herstellung von Kunstharz-Ausgangsstoffen wird mit

in Verbindung gebracht.

Mit der Energie, die weltweit zur Produktion und zum Transport von Plastikflaschen erforderlich ist, könnten

betrieben werden.

VertriebProduktionExtraktion Konsum Entsorgung

Wertschöpfungskette

neue Kleidungsstücke werden pro Jahr hergestellt.

der Materialien landen auf Abfalldeponien oder werden verbrannt.

werden jedes Jahr von Daten-zentren verbraucht.

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12 Der verantwortungsbewusste Konsument – Credit Suisse 13

Merkmale der Millennialsunter 35-Jährige

Quelle Credit Suisse

Merkmale der Millennials

Spass, Gesundheit und Freizeit Bewusstseinfür

Work-Life-Balance persönlicheEnt-

wicklung wichtiger als finanzielle Vorteile

bewusster,aber erlebnis- und spass- orientierter Lebensstil

Globale Generation wuchsenweltweitauf,nichtlokal mitMenschenausallerWeltvernetzt InteresseanGleichaltrigenweltweit

Gemeinschaftliche Verantwortung setzensichfür

Nachhaltigkeit ein bekämpfenden

Klimawandel fürchtenTerrorismus,

Konflikte, Verbrechen, Korruption und Ungleichheit

Digital Natives treibendeKrafthinterder

globalen digitalen Landschaft technischversiert Internetkultur

Postmodern wuchsenineinervon

Instabilität geprägten Welt auf

allgemeinesMisstrauen

Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Zunahme von Regulierungen, Gesetzen und Rechtsstreitigkeiten die Kosten einer nicht nachhaltigen Produktion in Zukunft immer höher steigen lassen wird.

Veränderte VerbraucherpräferenzenDer wohl grösste Treiber nachhaltiger Konsum-trends sind – zumindest bis auf Weiteres – die Verbraucher selbst. Laut einer Umfrage von Nielsen wären zwei Drittel der weltweit be- fragten Konsumenten bereit, mehr Geld für nachhaltige Waren auszugeben.

Zwar scheint allen Generationen an Nachhaltig-keit gelegen. Die Millennials (von der Credit Suisse als unter 35-Jährige definiert) erweisen sich hier allerdings als grösste treibende Kraft.

Obschon sie in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld aufgewachsen sind, legen Millennials laut diverser Umfrageergebnisse im Vergleich zu anderen Generationen eine höhere Bereit - schaft an den Tag, mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen. Da sie eine immer einflussreichere Konsumentengruppe darstellen, dürfte die Nach- frage nach nachhaltigen Produkten deutlich steigen.

Dies hat reale Folgen für die ganze Welt. Eine weitere von Nielsen durchgeführte Studie hinsichtlich des Kaufs gängiger schnelllebiger Kon- sumgüter kam zum Schluss, dass Produkte mit Nachhaltigkeitsanspruch ein stärkeres Wachs- tum verzeichnen als die Gesamtzahl der in ihrer jeweiligen Kategorie enthaltenen Produkte.

Die Folgen nicht nachhaltiger Produktions-modelle sind nicht rein ökologischer Natur. Sie belasten auch die Weltwirtschaft stark. Einer in der Zeitschrift Current Opinion in Environmental Sustainability veröffentlichten Studie zufolge könnten die Verluste an Biodiversität allein bis 2050 Kosten in Höhe von USD 14 Bio. jähr- lich verursachen. Dies entspricht etwa 17% des globalen BIP.

Eine Reihe konvergierender Kräfte tragen nicht nur zur Attraktivität nachhaltiger Produktion und nachhaltigen Konsums als Geschäftsmodell bei, sondern machen sie auch zunehmend unabdingbar.

Rechtlicher und regulatorischer Druck nimmt zuEin klassisches Beispiel für ein Marktversagen ist das Versäumnis, die Kosten externer Umwelt-einflüsse nicht im Endpreis der verkauften Waren zu berücksichtigen. Und wie bei allen anderen Marktschwächen spielt die Regierung bei der Be- seitigung von Ungleichgewichten eine wesen t-liche Rolle.

Wie aus dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen hervorgeht, ist die Zahl der Umweltge-setze seit den 1970er-Jahren um das 38-Fache gestiegen. Auch der Konsumgütersektor sieht sich einer immer stärkeren regulatorischen Kontrolle ausgesetzt. Dazu einige Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit:

ǰ Im Juni 2018 beschloss die Europäische Union das Kreislaufwirtschaftspaket, das verbind- liche Ziele für das Recycling im Rahmen der kommunalen Abfallentsorgung festlegt. Die Mitgliedsstaaten haben nunmehr 24 Monate Zeit, die Richtlinien in nationales Recht zu übertragen. Über 127 Länder weltweit weisen in irgend einer Form Gesetze zur Regulierung

Der wachsende regulatorische Druck, das Anlegerinteresse und die Konsumnachfrage sprechen für Umwälzungen innerhalb der Branche.

Kapitel 2Treiber des Wandels

von Kunststoffen auf, während 27 Länder über erweiterte Kunststoffrichtlinien verfügen.

ǰ Das chinesische Ministerium für Ökologie und Umwelt kündigte 2019 an, sein Einfuhrverbot für Abfälle auf Konsumprodukte wie Shampoo- oder Getränkeflaschen aus Kunststoff auszu-weiten. Andere abfallimportierende Länder wie Thailand, Malaysia, Vietnam und Indonesien haben ähnliche Verbote in Aussicht gestellt. Dies setzt die abfallexportierenden Länder enorm unter Druck.

ǰ Südaustralien hat seither Pläne zur Abschaffung von Strohhalmen, Besteck und Getränkerühr-stäbchen aus Plastik formuliert, um die Verwen-dung von Einwegkunststoffen einzudämmen.

ǰ In den USA wird ein Gesetz diskutiert, das den Einsatz Dutzender giftiger Substanzen in Verbraucherkosmetika verbietet, darunter Asbest, Blei, Formaldehyd, Toluol, Triclosan, PFAS-Chemikalien sowie bestimmte Parabene und Phthalate. Viele dieser Substanzen wurden in Europa und anderen Ländern rund um den Globus bereits verboten (siehe Seite 33 für Gesundheitsfolgen häufig verwendeter Kosmetikbestandteile).

Die zunehmende Zahl der Umweltbestimmungen weltweit hat zudem eine neue Art von Gerichts-verfahren nach sich gezogen. Angaben von White & Case zufolge wurden bisher weltweit knapp 1’100 Klagen im Zusammenhang mit dem Klimawandel eingereicht.

Zwar halten sich die Schäden für Privatunter-nehmen bislang in Grenzen. Experten weisen jedoch auf die Parallelen zwischen der aktuellen Welle an Umweltprozessen und den Tabak- klagen der vorangegangenen Jahrzehnte hin.

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14 Der verantwortungsbewusste Konsument – Credit Suisse 15

Zunahme des ESG-AktivismusZahl der Initiativen mit Bezug zu ökologischen, sozialen und Governance-Belangen (ESG-Belange), 2007 – 2019 (1. HJ)

2007

2011

2015

2008

2012

2016

2009

2013

2017

2010

2014

2018

2019 1. HJ

520 40 60 80

17

38

3

32

55

14

18

78

11

24

63

59

Quelle Activist Insight

Interview: Ein Blick nach Asien

Sind die Verbraucher in Asien mehr oder weniger gewillt, nachhaltige Produkte zu kaufen?In der Regel wird davon ausge-gangen, dass Konsumenten der Mittelschicht in Nordamerika und Europa geneigter sind, nachhaltige Produkte zu kaufen, doch diese Annahme ist nicht zwangsläufig korrekt. Studien belegen, dass die Verbraucher in Asien (64%) tatsächlich eher bereit sind, Waren und Dienstleistungen von sozial verantwortungsbewussten Unter-nehmen zu erwerben, als ihre Pendants in Europa und Nord-amerika (42% bzw. 40%). Zudem lebt in China und Indien ein grosser Teil der Millennials, von denen wir wissen, dass sie stärker an nachhaltigen Käufeninteressiert sind.

Wie gestalten die Regierungen in Asien den Übergang zu einem verantwortungs - be wussten Konsum?Das Interesse seitens der Verbrau-cher wächst, doch der Übergang wird noch immer von den Re-gierungen vorangetrieben. Indiens Regierung gab dieses Jahr be- kannt, Subventionen in der Höhe von beinahe USD 1.5 Bio. für Hybrid- und Elektroautos und -busse zur Verfügung stellen zu wollen. Das Ziel ist, den Anteil von Elektrofahrzeugen am inländischen Automobilabsatz bis in fünf Jahren auf 15% zu steigern. Inzwischen gibt es eine Million elektrische Rikschas im Land, die täglich rund 60 Millionen Menschen von A nach B befördern.

Chinas Fünf-Jahres-Plan geht beispielsweise zum Teil auf das zunehmende öffentliche Bewusst-sein über die schädlichen Aus-wirkungen der Luftverschmutzung zurück, welche in China für über eine Million vorzeitige Todes- fälle pro Jahr verantwortlich ist.

Wie reagieren die Unterneh-men darauf?Ein grosser Technologiekonzern in China fördert verantwortungsbe-wussten Konsum dadurch, dass er die Bezahlung umweltfreundlicher Produkte oder Dienstleistungen mit grünen Credits verknüpft, die seine 500 Millionen Nutzer zum Anpflanzen von Bäumen in China verwenden können. Auf diese Weise wurden bereits über 100 Millionen Bäume gepflanzt. Dies geht weit über Corporate Social Responsibility (CSR) hinaus. Die Unternehmen erkennen, dass die Verbraucher mit ihren Einkäufen Gutes tun wollen, und zwar auf eine Art und Weise, die für die Unter-nehmen von Vorteil sein kann.

Impact Advisory & Finance Department APAC, Credit Suisse

Anleger zeigen InteresseAls Teilhaber stellen Investoren wichtige Stake-holder eines Unternehmens dar. Sie nehmen Einfluss auf den Aktienkurs, auf dem häufig die Managementvergütung basiert. Ausserdem bestimmen sie, wie leicht und zu welchem Preis sich Unternehmen Kapital beschaffen können.

Angesichts der Zunahme politischer Interven-tionen und des Verbraucherinteresses in diesem Bereich ist es wenig überraschend, dass auch Anleger ein grösseres Interesse an nachhaltigen Investments zeigen. Angaben der Global Sustainable Investment Alliance zufolge ist das im Rahmen nachhaltiger Anlagestrategien verwaltete Vermögen von USD 11 Bio. im Jahr 2012 auf USD 31 Bio. im letzten Jahr gestie-gen. Ebenso schätzt das Global Impact Investing Network, dass der Bereich Impact Investing von USD 8 Mrd. auf USD 502 Mrd. angewachsen ist. Impact Investing bezeichnet ein Teilsegment nachhaltiger Anlagen, das den Fokus auf Anlagen in Unternehmen und Projekte mit messbaren ökologischen und sozialen Vorteilen legt.

Insbesondere der Aktionärsaktivismus spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Unter-nehmen zu nachhaltigeren Strategien zu bewegen. Laut Activist Insight ist die Zahl der Aktionärs-initiativen in Bezug auf ökologische, soziale und Governance-Belange seit 2007 um das 20- Fache gestiegen. 2019 forderte beispielsweise ein Konsortium aus Investoren mit einem Gesamtvermögen von USD 6.5 Bio. Fast-Food- Unternehmen auf, solide Ziele zur Be grenzung der negativen Umweltauswirkungen der Fleisch- und Milchlieferketten zu formulieren. Ebenso hat ein weiteres Anlegerbündnis dazu beigetragen, eines der grössten Rohstoff unter nehmen welt- weit davon zu überzeugen, die Kohleproduktion auf dem aktuellen Niveau einzufrieren und Investitionen in grüne Techno logien eine höhere Priorität einzuräumen.

Bei Erfolg kann sich der Aktionärsaktivismus auch positiv auf das finanzielle Ergebnis auswirken. Eine Studie von Dimson et al. aus dem Jahr 2012 kam zum Schluss, dass ein erfolgreiches Engagement der Aktionäre im Hinblick auf ökologische, soziale und Governance-Themen im Schnitt um 4.4% höhere Erträge nach sich ziehen könne.

Regierungen sehen sich oft gezwungen, aufgrund öffentlichen Drucks zu handeln.

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16 Der verantwortungsbewusste Konsument – Credit Suisse 17

Mit Millennials als Zielgruppe steigt der Aktienkurs Unternehmen, die den Geschmack der Millennials treffen, entwickeln sich überdurchschnittlich

Quelle BloombergIndxx Millennials Thematic Index S & P 500

180

160

140

120

100

2016 2017 2018 2019

der 78 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen werden recycelt.

Noch Luft nach obenRecycelte Kunststoffverpackungen

14 %

Von Kosmetik bis Mode: Die meisten in dieser Publikation behandelten Konsumgüter sind auf Verpackungen angewiesen. Von den jährlich produzierten 78 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen werden lediglich 14% recycelt, so die Ellen MacArthur Foundation. Schätzungen zufolge landen pro Jahr 8 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren. Ohne schnelles Gegensteuern könnte sich die Menge des anfallen-den Plastikmülls bis 2030 ver-doppeln, schätzt der WWF.

Angesichts der globalen Plastikkrise versprechen viele Unternehmen, ihren Anteil an Verpackungen aus recycelten Kunststoffen zu erhöhen. Eine höhere Recyclingquote würde zwar einige Probleme der Plastikver-schmutzung lindern, ein Allheilmittel

ist sie aber nicht. Für das Recycling werden immer noch grosse Mengen Energie, Wasser und fossile Brenn- stoffe benötigt.

Eine weitere Lösung für die globale Plastikkrise könnten Biokunststoffe sein. So lässt sich Kunststoff statt aus Erdöl zum Beispiel aus Zellstoff, Krustentierschalen, Mais oder Zuckerrohr gewinnen. Geschätzte 6 % des weltweit geförderten Erdöls werden zur Herstellung von Kunst-stoffen verwendet, was den Ölverbrauch des globalen Luftfahrt-sektors übersteigt. Daher könnten Biokunststoffe, so ihre Befürworter, dazu beitragen, die Treibhausgas-emissionen zu senken. Doch Bio- kunststoff ist nicht gleich Biokunst-stoff. Kritiker weisen darauf hin, dass bei unsachgemässer Entsor-gung die Emissi onen an Treibhaus-gasen steigen und sich die globale Plastikkrise verschlimmern könnte. Denn die meisten Biokunststoffe sind nicht biologisch abbaubar. Viele lassen sich nur in Kompostieran-lagen bei hohen Temperaturen zersetzen und nur wenige Städte verfügen über solche Anlagen. In Deponien setzen Biokunststoffe Methan frei, ein Treibhausgas, das 23 Mal schäd licher ist als Kohlen-dioxid. Dagegen werden kompostier - bare Kunststoffe, die zu den Biokunststoffen zählen, zumeist innerhalb von 180 Tagen in industri-ellen Kompostieranlagen abgebaut.

Weltweit ist die Zahl staatlicher Massnahmen zur Lösung des Problems von Einwegkunststoffen nach Analysen der Credit Suisse rasant von zwei zur Jahrtausend-

wende auf 202 im Jahr 2018 gestiegen. Da der Druck seitens der Konsumenten und der Politik wächst, arbeiten Unternehmen (und ihre Investoren) fieberhaft an Alter- nativen. So wandelt etwa ein grosser Chemiekonzern Kunststoffe wieder in Öl um. Und ein amerikanisches Pizza-Unternehmen stellte fest, dass der Umsatz aus seinem Material-geschäft plötzlich jenen mit Lebens-mitteln deutlich übertraf, nachdem es ein Startup für kompostierbare Verpackungen übernommen hatte.

Die beste Lösung für die weltweite Plastikkrise könnte jedoch darin bestehen, die Menge an Kunststoff-verpackung zu reduzieren. In den USA hat sich ein Unternehmen auf die Laserbeschriftung von Obst und Gemüse spezialisiert, mit der auf die Plastikverpackung verzichtet werden kann. Ein anderer internationaler Konzern bringt gerade stark konzentrierte Nachfüllpackungen für Haushaltsreiniger auf den Markt, sodass nicht jedes Mal der Behälter mit gekauft werden muss. Und rund um den Globus verzichten Einzel-händler auf Plastiktüten. Auch die Konsumenten spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Abhängigkeit von Kunststoff - ver packungen zu verringern. Von Brooklyn bis Kuala Lumpur: Unverpackt- Läden erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Ihre Zielgruppe ist die stetig wachsende Zahl an Verbrauchern, die ohne Verpackungen auskommen wollen. Stattdessen bringen sie eigene Behälter mit, wenn sie Basis-konsumgüter wie Mehl, Rosinen, Öl oder Shampoo einkaufen.

Angesichts steigender Nachfrage von Ver-brauchern und Anlegern, zunehmenden regulato-rischen Drucks und vermehrter Anzeichen für erschöpfte Ressourcen ist die Konsumgüter-wirtschaft reif für Umwälzungen.

Im Fokus vieler Analysen steht der Zusammen-hang zwischen ökologischen, sozialen sowie Governance-Faktoren (ESG-Faktoren) und der finanziellen Performance. Aber die mit ver-antwortungsbewusstem Konsum verbundenen Chancen lassen sich nur erschliessen, wenn man über die Standardkennzahlen der unter- nehmer ischen Verantwortung wie Löhne und Geschlechtergleichstellung hinaus eine echte Transformation des Geschäftsmodells ins Auge fasst.

Anlegern eröffnen sich hier grosse Chancen. Laut einer Studie des Center for Sustainable Business der Universität von New York sind die Märkte für nachhaltige Produkte 2019

fünfeinhalb Mal schneller gewachsen als nicht nachhaltige Alternativen. Auch Firmen mit Millennials als Zielgruppe, die unter anderem die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten befriedigen, haben sich seit 2016 im Allgemeinen besser entwickelt als ihre Mitbewerber.

Der Markt befindet sich in einem frühen Über-gangsstadium, er steht in einem Spannungsfeld zwischen Ressourcenerschöpfung und Re-gulierungsdruck auf der einen und wachsender Verbrauchernachfrage auf der anderen Seite. Unternehmen, die sich schnell an diese neue Realität anpassen können, dürften zu den ersten Nutzniessern gehören. Damit eröffnen sich für Anleger einzigartige Chancen. Einer jüngst veröffentlichten Studie von Accenture zu- folge könnte der Übergang zu einer Kreis-laufwirtschaft, in der Abfälle minimiert und die vorhandenen Ressourcen optimal genutzt werden, bis 2030 Chancen im Wert von USD 4.5 Bio. pro Jahr hervorbringen.

Kapitel 3Die Chance

Der Übergang zu einer nachhaltigeren Konsumwirtschaft eröffnet Anlegern enorme Chancen.

Ein Exkurs zu Plastik

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18 Der verantwortungsbewusste Konsument – Credit Suisse 19

Die Modeindustrie ist weltweit für mehr als 20% der industriellen Wasserverschmutzung verantwortlich.

Die Konsumentennachfrage nach neuesten Modetrends hat verbunden mit dem weltweit steigenden Einkommen den Absatz von Be- kleidungsartikeln spürbar angekurbelt. Nach der Automobil- und Technologiebranche ist die Bekleidungsbranche mit USD 1.7 Bio. das dritt- grösste verarbeitende Gewerbe der Welt. Zudem ist sie für die Volkswirtschaften vieler Entwicklungsländer von zentraler Bedeutung.

Durch den zunehmenden Konsum können neue Jobs in den Entwicklungsländern entstehen, die allerdings auch besonders unter den damit verbundenen ökologischen und sozialen Be-lastungen leiden. Ein erheblicher Teil der weltweit verkauften Kleider wird in Bangladesch und Vietnam hergestellt. Gemäss einem jüngst von Oxfam veröffentlichten Bericht verdienen die dortigen Textilarbeiter trotz Massnahmen gegen

Ausbeutung nicht genug, um Grundbedürfnisse wie Unterkunft, Gesundheitsversorgung oder Bildung zu decken.

Neben den sozialen Kosten verursacht der steigende Kleiderkonsum auch enorme Umwelt-kosten. Die zum Bleichen, Behandeln und Aufhellen von Kleidung verwendeten Chemi kalien werden mit Tuberkulose, Missbildungen und Fortpflanzungsproblemen in Verbindung gebracht. Laut der United Nations Economic Commission for Europe (UNECE) ist die Modeindustrie welt- weit für mehr als 20% der industriellen Wasser-verschmutzung verantwortlich. Zudem gehört sie zu den grössten Verursachern des Klimawandels, verbraucht sie doch mehr Energie als der internationale Flugverkehr und die Schifffahrt zusammen.

Das Tragische daran ist, dass diese Belastungen für Gesundheit und Umwelt nahezu völlig unnötig sind. Beinahe drei Viertel der Materialien, aus denen Kleidung hergestellt wird, landen am Ende ihrer Lebensdauer auf Deponien oder werden verbrannt. Nur 1% der Altkleider werden zu neuen Kleidungsstücken recycelt.

Da der Kleiderverbrauch Prognosen zufolge bis 2030 voraussichtlich um 63% steigen wird, ist laut einem aktuellen Bericht der Global Fashion Agenda und der Boston Consulting Group bei Herstellung und Konsum dringend ein Umdenken erforderlich. Aber es gibt erste Anzeichen für einen Wandel. Das schwarze Schaf der Branche ist die «Fast Fashion», dessen Geschäftsmodell darauf ausgerichtet ist, Kleidung so billig und so schnell wie möglich herzustellen. Inzwischen wächst jedoch das Bewusstsein für die Folgen auf die Umwelt und Gesundheit und damit ändern sich auch die Erwartungen der Verbrau-cher. Nach «mehr für weniger» heisst es nun «weniger ist mehr», denn immer mehr Menschen treffen bewusstere Kaufentscheidungen. Laut einer 2018 durchgeführten Untersuchung von GlobalData kaufen 72% der Befragten lieber Mode umweltfreundlicher Marken. Das sind 15% mehr als noch 2013.

Da Nachhaltigkeit am Massenmarkt zu einem entscheidenden Kauffaktor wird, könnte damit eine erhebliche Chance für Anleger einhergehen.

ǰ Nachwachsende Rohstoffe Monokulturen wie beim Anbau von Baumwolle, Leinen, Hanf und Indigo, die die Nachfrage der wachsenden Bekleidungsindustrie decken, verursachen weltweit mit die grössten Umwelt-schäden. Baumwolle ist dafür ein gutes Beispiel. Ein Zehntel aller Agrochemikalien und ein Viertel der Pestizide werden beim Anbau von nicht-biologischer Baumwolle eingesetzt, obwohl dieser weniger als 3% der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche benötigt. Modemarken legen den Fokus verstärkt auf nachhaltige Landwirtschaft, um die negativen Folgen einzudämmen. Ein vielversprechendes Beispiel ist die regenerative Landwirtschaft, die versucht, degradierte Flächen durch entspre-chende Bodenbearbeitung, Fruchtfolge oder betriebseigene Düngung wiederherzustellen. Untersuchungen des Rodale Institute zeigen, dass die daraus resultierende Kohlenstoff-aufnahme und -speicherung auch dazu beitragen könnte, die Folgen des Klimawandels um-zukehren. Während die regenerative Landwirtschaft im Bereich der natürlichen Lebensmittel am stärksten Fahrt aufgenommen hat (siehe Seite 26), werden nun auch Modemarken in dieser Hinsicht aktiv. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Publikation arbeiteten fünf Textil- und Modemarken gemeinsam an einem Standard für eine regenerative Bio-Zertifizierung, um Lieferanten besser identifizieren zu können. Würde dieser weltweit eingeführt, könnte das die negativen Auswirkungen der Bekle i-dungs herstellung auf Mensch, Umwelt und Klima rund um den Globus deutlich verringern.

Mode

Kapitel 3: Die Chance

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20 Der verantwortungsbewusste Konsument – Credit Suisse 21

Secondhand-Markt dürfte in 5 Jahren ein Volumen von USD 51 Mrd. erreichenGrösse des US-Secondhand-Bekleidungsmarktes (in Mrd.)

Wiederverkauf Secondhand und Kleiderspenden Gesamter Secondhand-Bekleidungsmarkt

Quelle ThredUp 2019 Resale Report

2012

20

30

50

40

2016 20202014 2018 20222013 2017 20212015 2019 2023

11 16 2213 19

57

24

51

1013

17

23

2612 17 2414 21 28

Der Gebrauchtkleidermarkt dürfte sich in den nächsten fünf Jahren verdoppeln.

ǰ Alternative Stoffe Die Herstellung organischer Materialien wie Baumwolle, Leinen, Hanf oder Viskose ist mit unzähligen ökologischen und sozialen Proble-men verbunden. Doch synthetische Materialien wie Nylon oder Polyester sind kaum besser. Häufig werden sie mit Tausenden von schädli-chen Chemikalien behandelt, sodass sie noch stärker belastet sind als organische Materialien. Bei der Herstellung von Nylon beispielsweise entsteht Lachgas, ein 310 Mal schädlicheres Treibhausgas als Kohlendioxid. Premium-Mode- und -Sportbekleidungsmarken sind daher zunehmend an umweltfreundlichen Alternativen interessiert. Beispiele hierfür sind flüssige Seiden, die mithilfe der Biogenetik die DNA von Spinnenseide nachbilden, Garn aus Kaffeesatz und recyceltem Kunststoff, veganes «Leder» aus Pilzen oder Technologien, die die Molekularstruktur von Polyester so verändern, dass es für Mikroben leichter ver- daulich ist.

ǰ Radikale Transparenz Berichte über Umweltschäden, Ausbeutung und Kinderarbeit haben das Vertrauen der Konsu-menten in die Modeindustrie erschüttert. Soziale Medien erschweren es Markenherstellern zusehends, ihre Botschaft über Grenzen hinweg zu kontrollieren. Heute stellen viele Verbraucher vor dem Kauf Nachforschungen über die Marken an. Angeführt wird diese Entwicklung laut einer Studie von McKinsey von den Millennials: 52% gaben an, vor einer Kauf-entscheidung Informationen über die Marken-hersteller einzuholen, verglichen mit 45% der Generation Z und 41% der Baby Boomer. Um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, haben sich diverse Modemarken zu «radikaler Transparenz» bei ihren Lieferketten verpflich - tet. Neu sind unter anderem Radiofrequenz- Identifikations-Etiketten (RFID) in Form von in Textilien eingewebten Fäden. Mit ihnen lässt sich der Weg der Materialien mithilfe von Blockchain über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg vom Rohstoff bis zum Verbraucher nachverfolgen. Eine andere Möglichkeit ist die Genotypisierung, um die Herkunft von Baumwollfasern zu bestimmen. Innovationen wie diese erleichtern es Mode-marken, Verstösse gegen Umwelt- und Sozialstandards in ihren Lieferketten aufzu-decken. Für Verbraucher bedeutet radikale Transparenz, dass sie die Unternehmen an ihren Versprechen messen können. Damit sinkt die Gefahr des Greenwashing und wird der Übergang zu mehr Nachhaltigkeit gefördert.

ǰ Wiederverkauf, Aufarbeitung und Vermietung Allein in Grossbritannien liegen ungetragene Kleider im Wert von geschätzten GBP 30 Mrd. in den Schränken der Konsumenten, so das britische Waste & Resources Action Programme (WRAP). Secondhand-Märkte verlängern den Lebenszyklus von Kleidung und reduzieren die Gesamtmenge, die auf Deponien landet. Laut ThredUP (in Zusammenarbeit mit GlobalData) dürfte sich der Gebrauchtkleidermarkt in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Allein in den USA könnte er bis 2024 auf erstaunliche USD 51 Mrd. anwachsen. Online-Resale-Firmen helfen den stationären Ladengeschäften, ein breiteres Publikum für ihre Waren zu finden. Weitere Beispiele für Secondhand-Geschäfts-modelle sind die Aufarbeitung und Vermietung von Kleidungsstücken. Letzteres trägt dabei dem Wunsch nach «Neuem» Rechnung, ohne den damit sonst einhergehenden Abfall. Mehr als jeder vierte Konsument geht von steigenden Ausgaben für «Mode zum Mieten» in den nächsten fünf Jahren aus – vier Mal mehr als die Zahl derjenigen, die künftig mehr für «schnelle Mode» ausgeben wollen. Ob Resale, Aufarbeitung oder Mieten: Die rasante Zunahme der Secondhand-Geschäfts-modelle geht zulasten der etablierten Marken.

ǰ Langsame Mode Die Negativfolgen von «Fast Fashion» für Mensch und Umwelt rücken zunehmend ins Bewusstsein der Konsumenten und leisten einer neuen Entwicklung in der Modewelt Vorschub: der langsamen Mode. Hierbei steht «weniger, dafür aber Besseres» im Vordergrund. Und die Unternehmen reagieren auf diese Be- wegung, die der Massenproduktion eine Absage erteilt und auf Qualität statt Quantität setzt. 2011 startete beispielsweise eine Outdoor-Sportbekleidungsmarke eine provo - kative Marketing-Kampagne mit dem Slogan «Diese Jacke sollten Sie nicht kaufen». Detailliert wurden die negativen Folgen der Herstellung des Produkts für die Umwelt aufgelistet. Innerhalb eines Jahres stieg der Umsatz der Marke um fast ein Drittel. In einem Interview mit der New York Times erklärte der CEO des Unternehmens, dass das Leistungsversprechen der Marke «Value in Vogue» einen Nerv bei einer kleinen, aber wachsenden, nachhaltig denkenden Verbrauchergruppe getroffen habe.

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Konsumelektronik

Bis 2025 dürfte die Zahl der mit dem Internet verbundenen elektronischen Geräte die Zahl der Menschen auf unserem Planeten um ein Zehn-faches übersteigen. Das damit verbundene öko- nomische Potenzial ist atemberaubend. Im Jahr 2017 wurde der globale Konsumelektronikmarkt auf ein Volumen von USD 1.1 Bio. geschätzt. Bis 2024, so prognostiziert das Marktforschungs-unternehmen Zion, könnte diese Zahl auf über USD 1.7 Bio. ansteigen.

Bedauerlicherweise wächst damit auch die Menge an Elektroschrott – ob aus Kühlschränken, Computern und Smartphones oder Föns – noch schneller. Sie hat sich in den letzten neun Jahren laut Partnership for Action on Com- puting Equipment (PACE) beinahe verdoppelt. Laut einer Studie von PACE betrug der Zu- wachs allein 2018 49.8 Mio. Tonnen. Die New York Times hat berechnet, dass diese Menge

1 Million Lkws füllen könnte, die aneinanderge-reiht von New York bis Bangkok und wieder zurück reichen würden. Der Löwenanteil dieses Mülls landet auf Deponien oder wird unsach-gemäss über die informelle Wirtschaft entsorgt.

Ob der Elektroschrott zu einer weiteren Um-weltbelastung oder einer Chance für Unterneh-men wird, hängt von der Art des Umgangs damit ab. Viele der Rohstoffe, die Elektrogeräte so schädlich und schwer zu recyceln machen, werden immer knapper und sind wertvoll. So fand die Uni ver sität von Plymouth in einer aktuellen Studie heraus, dass eine Tonne Smartphones 100 Mal mehr Gold enthält als eine Tonne Golderz. Laut dem Weltwirtschaftsforum (WEF) könnte sich der Materialwert unseres Elektro-schrotts auf beachtliche USD 62.5 Mrd. pro Jahr summieren, was das Bruttoinland produkt der meisten Länder übersteigt.

Kapitel 3: Die Chance Um diese Chance zu nutzen, müssen traditionelle Geschäftsmodelle auf den Prüfstand gestellt werden. Die Branche reagiert bisher zwar eher zögerlich auf die Herausforderung, aber es gibt Anzeichen für einen Sinneswandel:

ǰ Dematerialisierung Geplante Obsoleszenz bezeichnet eine Strategie, die die Lebensdauer von Produkten künstlich begrenzt, was für Hersteller durchaus lukrativ ist. Je schneller ein Gerät ausgetauscht werden muss, desto eher kauft der Verbraucher ein neues. Und damit steigt der Umsatz. Eine Lösung könnte darin bestehen, keine physischen Produkte mehr zu verkaufen, sondern eine Dienstleistung anzubieten – ein Prozess, der als Dematerialisierung bezeich- net wird. Einem Beitrag des WEF zufolge findet dieser Prozess bereits in vielen Bereichen der Wirtschaft statt. In den Niederlanden etwa verkauft ein Unternehmen Beleuchtung als Dienstleistung. In ähnlicher Weise bieten diverse Firmen rund um den Globus das Leasing von Smartphones an. Statt die Lebensdauer von Produkten zu verkürzen, schafft die Dematerialisierung für Hersteller einen Anreiz, die Nutzungsdauer ihrer Geräte zu verlängern. Das trägt dazu bei, wirtschaftliche und öko logische Interessen in Einklang zu bringen.

ǰ Modulare Geräte Geht ein einzelnes Bauteil eines Elektronik-geräts kaputt, ist es häufig billiger und einfacher, das Gerät zu ersetzen, als das Bauteil zu reparieren. Damit begrenzt das Bauteil mit der kürzesten Lebensdauer die Lebensdauer des gesamten Geräts. Eine Lösung könnten modulare Geräte bieten, bei denen sich einzelne Komponenten bei Bedarf problemlos austauschen lassen. Ein niederländischer Smartphone-Hersteller hat sich eine Nische mit Bauteilen erschlossen, die günstig gekauft und ersetzt werden können. Es bestehen bereits Anzeichen dafür, dass dieses Modell Schule machen könnte. Etliche grössere Marktakteure experimentieren bereits mit modularen Geräten, und ein Markt- führer hat 2019 Patente für mindestens zwei entsprechende neue Geräte angemeldet.

ǰ Wiederverwendung und Aufarbeitung Wie in der Modebranche könnten Secondhand- Märkte für Elektronik dafür sorgen, dass die Geräte länger genutzt werden. Ein britisches Telekommunikationsunternehmen hat bei-spielsweise ein Recycling-Programm lanciert, mit dem es gebrauchte Smartphones kauft und sie für den Wiederverkauf, vor allem auf dem europäischen Festland, aufbereitet. Nach Angaben des Unternehmens hat es mit dem Programm in nur vier Jahren 10’000 Tonnen CO2 und über 26 Mio. Liter Wasser eingespart. Zudem könnte, wie ein Bericht der Ellen MacArthur Foundation erläutert, die Wieder-verwendung von Bauteilen aus leistungs-fähigeren in weniger hoch entwickelten Geräten dazu beitragen, die Umweltbelastung zu reduzieren und die Komponenten länger zu nutzen. Die mangelnde Standardisierung verhindert zwar eine weite Verbreitung dieses Modells, allerdings experimentieren einige Unternehmen inzwischen mit diesem Verfahren.

ǰ «Schürfen» nach Elektroschrott Elektroschrott ist eine wahre Fundgrube an wertvollen und zunehmend knapper werdenden Rohstoffen. Die Herausforderung besteht darin, diese zurückzugewinnen. So kann ein einzelnes Smartphone weit mehr als 1’000 verschiedene Stoffe enthalten. Schwierig heisst nicht unmöglich, und neue Technologien machen die Extraktion dieser Rohstoffe immer wirtschaftlicher. Laut WEF gibt ein Recycling- Unternehmen in China an, dass es mehr Kobalt aus Elektroschrott gewinnen könne, als das Land in einem Jahr im Bergbau abbaue. Da der Druck auf die Hersteller wächst, die Umwelt-belastung zu verringern, ist wohl von einem weiteren Wachstum des Marktes für zurückge-wonnene Rohstoffe auszugehen.

Anders als die anderen in dieser Publikation untersuchten Branchen reagiert die Elektronik-industrie nur langsam auf die Nachfrage der Konsumenten nach nachhaltigeren Produkten. Dies könnte zumindest zum Teil den hohen Eintrittsbarrieren im Bereich Konsumelektronik geschuldet sein, die es neuen Marktakteuren erschweren, mit grösseren Mitbewerbern zu kon- kurrieren. Ironischerweise tut sich gerade die Branche mit bahnbrechenden Neuerungen schwer, die sich die Disruption auf die Fahne geschrie-ben hat. Angesichts der wachsenden Nachfrage der Konsumenten könnten sich jedoch erheb liche Chance für Lösungen auftun, die diese Markt-lücke schliessen.

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+20%

Smart FarmingRessourcenverbrauch senken

Erträge steigern

Smart FarmingKonventionelle Landwirtschaft

nachhaltige Fischerei leergefischte Ozeane wieder füllen. Die Fischbestände und andere marine Lebewesen könnten sich erholen, was die Lebensqualität der rund 950 Millionen Menschen, deren Lebensunterhalt von den Ozeanen abhängt, verbessern würde.

Auch Anlegern würden sich dadurch beachtliche Chancen eröffnen. Die Konsumenten inter es-sieren sich mehr und mehr für nachhaltige Ernährung. Eine Berkley-Studie aus dem Jahr 2017 zeigt auf, dass Lebensmittelprodukte mit Nachhaltigkeits- und Rückverfolgbarkeits-anspruch sonstigen neuen Produktthemen wie Portionskontrolle, Geschmack, Nährwert oder Einfachheit der Zubereitung den Rang ablaufen. Laut einer weiteren neuen Studie, die von der Generaldirektion Handel der Euro-päischen Kommission in Auftrag gegeben wurde, berichteten 98% der europäischen Lebens-mitteleinzelhändler, dass der Absatz nachhaltiger Produkte in den letzten fünf Jahren um ins-gesamt beinahe 20% gestiegen sei. Dass über die Hälfte der Konsumenten lieber ökologisch nachhaltig produzierte Lebensmittel kaufen, könnte beträchtliche Chancen für Anleger mit sich bringen.

Technologieorientierte Agrarbetriebe Wasserknappheit, Klimawandel, Bevölkerungs-wachstum und weniger Anbauflächen pro Kopf. Die Zukunft der Ernährung wird davon ab-hängen, ob es der Landwirtschaft gelingt, aus weniger mehr zu machen. Schon jetzt nutzen Landwirte vermehrt technologische Innovationen wie Drohnen, Satellitenbilder und Indoor Farming.

Mit Smart Farming, d. h. Techniken und Praktiken unter Nutzung von Kommunikationstechno - logien, lassen sich die Kultur- und Bodeneigen-schaften von Feldern auf wenige Zentimeter genau bestimmen. Landwirte können so besser ermitteln, wie und wann die verschiedenen Bereiche eines Feldes zu bewässern, zu düngen

Lebensmittel und Getränke

Laut der Ernährungs- und Landwirtschafts-organisation der Vereinten Nationen (FAO) ist die Landwirtschaft für über 70% des Süsswasser-verbrauchs und 80% der Abholzung tropischer Wälder verantwortlich. Ebenso trägt sie mass-geblich zur Senkung des Sauerstoffgehalts in den Ozeanen, der Schädigung des Bodens und dem Klimawandel bei. Da die Agrarproduktion nach Schätzungen des World Resources In- stitute in den nächsten Jahrzehnten um über 50% steigen muss, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren, wird die Welt neu definieren müssen, was und wie sie isst.

Der ökologische und soziale Nutzen einer solchen Umstellung könnte erheblich sein. Der Weltbank zufolge sind 70% der Armen dieser Welt Kleinbauern und ein Grossteil unter ihnen Frauen. Ein nachhaltigeres Nahrungsmittel-system könnte eine gerechtere Verteilung der Gewinne ermöglichen und zu anderen nach-haltigen Entwicklungszielen beitragen, wie der Sicherung der Ernährung, der Senkung der Armut und der Gleichstellung der Geschlechter. Einige Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass nachhaltige Landwirtschaftspraktiken wie regenerative Landwirtschaft die globale Klima-erwärmung vollständig umkehren könnten. Im Gegenzug erhielte der Boden wieder Nährstoffe, während alte Pflanzen- und Tierarten zurück-kämen und die Böden wieder mehr Wasser speichern könnten. Der hohe Wasserverbrauch der Landwirtschaft würde sinken und Kultur-pflanzen wären resistenter gegen Dürren und starke Regenfälle. Analog dazu könnte eine

Kapitel 3: Die Chance und abzuernten sind. Dies könnte den Ressour-cenverbrauch drastisch senken und gleichzeitig die Ernteerträge um beachtliche 20% erhöhen.

Andere Unternehmen kombinieren Biologie mit Ingenieurwissenschaften. Dieser Ansatz hat ein neues, als synthetische Biologie bezeichnetes Fachgebiet hervorgebracht. In der Landwirtschaft könnte die synthetische Biologie biologische Systeme so umgestalten, dass sie besser auf den fortschreitenden Klimawandel eingestellt sind. Vertretern dieser Disziplin zufolge könnten durch- dachte synthetische Systeme sogar einige der schädlichen Folgen der Landwirtschaft umkehren. So züchtet beispielsweise ein US-Start-up Mikroben, die sich direkt an Kulturpflanzen ein- setzen lassen, um Stickstoff zu produzieren und damit synthetische Düngemittel überflüssig zu machen. Ein anderes Unternehmen wiederum nutzt Abwässer aus Brauereien und Getränke-fabriken für die Züchtung von Bakterien, die in proteinhaltiges Fischfutter umgewandelt werden. Hierdurch müssen Zuchtfische nicht länger mit Fangfisch gefüttert werden (wesentlicher Kritikpunkt bei Aquakulturen).

ǰ Urbane Landwirtschaft und Indoor Farming Da bis Mitte dieses Jahrhunderts über drei Viertel der Weltbevölkerung in Städten leben dürften, legen einige Lebensmittel- und Getränkehersteller den Fokus auf das unmit-telbare Umfeld. Indoor Farming und urbane Landwirtschaft werden als potenzielle Lösungen für die künftige Ernährung einer wachsenden Bevölkerung erachtet. Alternative Anbausysteme wie Hydroponik, Aeroponik oder Vertical Farming ermöglichen den Kulturpflanzenanbau ohne Erde, Sonnenlicht oder grosse Wasser-mengen. Der Verbrauch landwirtschaftlicher Rohstoffe wie Wasser sinkt hierdurch um 70% oder mehr. Würde urbane Landwirtschaft konsequent in Städten weltweit betrieben, könnte sie jedes Jahr 180 Millionen Tonnen an Nahrungsmitteln produzieren. Dies entspräche rund 10% der globalen Produktion an Hülsenfrüchten, Wurzel- gemüse und Gemüsepflanzen. Wie eine jüngste Studie in der US-Fachzeitschrift Earth’s Future aufzeigt, könnten die zusätzlichen Ökosystem-Dienstleistungen durch urbane Landwirtschaft, wie die Senkung des urbanen Wärmeinsel-Effekts, die Vermeidung des Abflusses von Regenwasser, Stickstoff bindung und Schädlingsbekämpfung, jährlich USD 160 Mrd. wert sein.

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Eine nachhaltige ErnährungGesundes Essen für den Planeten

Quelle EAT Foundation

⅓aller Lebensmittel geht Jahr für Jahr verloren oder wird vernichtet. Das verursacht Kosten in Höhe von USD 2.6 Bio. pro Jahr.

Was für eine VerschwendungJährliche Lebensmittelverluste

2019 formulierte die EAT Lancet Commission eine umfassende und universelle Referenz für eine gesunde Ernährung, die der Notwenigkeit Rechnung trägt, die Lebensmittelversorgung der wachsenden Weltbevölkerung sicherzustellen, und gleichzeitig nachhaltige Lebensmittelsysteme definiert, um die Schäden an unserem Planeten zu minimieren. Zwar wird hierbei nicht vollständig auf Fleisch verzichtet. Den Erkenntnissen der Kommission zufolge müsste der Verzehr von Fleisch in den Industrie- und den Schwellenländern jedoch um 80% bzw. 50% reduziert werden.

VollkornObst und Gemüse

Stärke­haltiges Gemüse

Milch­produkte

Tierisches Protein

Ungesättigte pflanzliche Fettsäuren

Pflanzliches Protein

Zucker­zusatz

ǰ Regenerative und ökologische Landwirtschaft Die Bedenken infolge der schädlichen Aus - wirkungen von Pestiziden auf Umwelt und Gesundheit haben eine wachsende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln nach sich gezogen. Die in Pestiziden häufig vorkommenden phos- phororganischen Verbindungen werden mit einer Reihe entwicklungsbedingter Störungen in Verbindung gebracht, darunter Autismus und die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-störung (ADHS). Ebenso besteht immer mehr Einigkeit darüber, dass Pestizide, Dünge- mittel und sonstige in der industriellen Land-wirtschaft verwendete Chemikalien verheerende Schäden für Ozeane, Tierwelt und Klima mit sich bringen. Das wachsende Bewusstsein der Öffentlichkeit kurbelt den Absatz von Bio- Lebensmitteln an. Laut Ecovia Intelligence wurden 2018 weltweit erstmals Bio-Lebens-mittel und -Getränke im Wert von über USD 100 Mrd. verkauft – 6% mehr als 2017. Einige Kritiker argumentieren, dass Bio-Lebens - mittel keine tragfähige Lösung für die Er-nährung einer wachsenden Weltbevölkerung seien, da ökologische Landwirtschaft für denselben Ertrag mehr Fläche benötige. Eine Alternative könnte die regenerative Land-wirtschaft darstellen. Der Begriff bezeichnet ein System landwirtschaftlicher (in der Regel ökologischer) Verfahren, die CO2 als Kohlen-stoff im Boden anreichern und gleichzeitig die Artenvielfalt erhöhen, Wassereinzugsgebiete verbessern und Ökosystem-Dienstleistungen erweitern sollen. Im Gegensatz zu traditionellen nachhaltigen Anbaumethoden, die Schäden gering halten sollen, verspricht die regenerative Landwirtschaft, die Beeinträchtigungen von Böden, Wasser und Luftqualität rückgängig zu machen. Da inzwischen ein Drittel der einst landwirtschaftlich genutzten Flächen aufgege-ben wurde, könnte die regenerative Land-wirtschaft gemäss einer Studie der Universität Sheffield entscheidend dazu beitragen, die Agrarexpansion künftig zu begrenzen.

ǰ Lebensmittelabfälle minimieren Jahr für Jahr geht rund ein Drittel der produ-zierten Lebensmittel verloren bzw. landet in der Mülltonne. Dies stellt ein massives Problem dar, dessen weltweite Kosten die FAO auf USD 2.6 Bio. pro Jahr schätzt. Aus einem Bericht der Boston Consulting Group geht hervor, dass allein die Verbesserung der Infrastruktur und Effizienz der Lieferkette den Lebensmittelverlust verringern und damit jährlich schätzungsweise USD 270 Mrd. ein- sparen könnte. Einschlägige Beispiele sind eine unsichtbare Beschichtung aus pflanzlichen Rohstoffen auf frischen Lebensmitteln, die den Verderb verzögert, oder eine Software zum

Aufspüren von Abfallansammlungen. Eine solche Software trug in einem Unternehmen dazu bei, den für Deponien bestimmten Müll im ersten Jahr um beacht liche 65% zu reduzieren.

Weitere Innovationen konzentrieren sich darauf, den Lebensmittelverlust in Entwicklungs-ländern, wo rund die Hälfte des gesamten Lebensmittelverlusts auftritt, zu senken. Obwohl die Lebensmittelverschwendung in Entwicklungs- und Industrieländern gleicher-massen ausgeprägt ist, treten die Verluste in den Entwicklungsländern zumeist nach der Ernte und der Verarbeitung auf. Dementspre-chend könnte eines der elementarsten Mittel gegen Lebensmittelverschwendung am unteren Ende der Lebensmittelversorgungskette ansetzen: Metallene Getreidesilos tragen dazu bei, getreidevernichtende Pilze zu bekämpfen, während der Ersatz von Säcken durch Kisten den Verderb von Tomaten verlangsamen könnte. So gelang es beispielsweise einer öffentlich-privaten Partnerschaft in Kenia, die Menge der von Kleinbauern verkauften Lebensmittel durch solarbetriebene «Pay-as- you-store»-Kälteaggregate mehr als zu verdoppeln. Andere Unternehmen haben sich auf inno-vative Verfahren spezialisiert, um Lebensmittel-abfälle wieder zu Lebensmitteln und anderen Produkten zu verarbeiten. Ein Beispiel ist die Umwandlung von Kaffeesatz in Scheite und Biomassepaletten oder die Verarbeitung von Lebensmittelresten zu neuen Lebensmitteln (wie Snacks aus Hühnerbrustresten, Gemüse-püree und sonstigen Nahrungsmittelresten). Da sich Initiativen dieser Art häufen, könnte das, was einst als Abfall entsorgt wurde, letztlich wieder zu einem wertvollen Gut werden.

ǰ Vegetarische Ernährung Im Rahmen einer neuen Studie von Forschern der Universität Oxford wurde errechnet, dass sich die weltweite Agrarfläche um mehr als 75% reduzieren liesse (so viel wie die USA, China, die Europäische Union und Australien zusam- men), wenn sich alle Menschen vegetarisch ernährten. Dies würde die Entwaldung, den Ver- lust der Artenvielfalt und das Massenaus-sterben nach Auffassung der Forscher signifikant reduzieren. Die Viehwirtschaft beansprucht 83% der globalen landwirtschaftlich genutzten Fläche, erzeugt dabei jedoch lediglich 18% des weltweiten Kalorienaufkommens. Darüber hinaus ist sie für 18% der globalen Treib-hausgasemissionen verantwortlich – mehr als alle Transportmittel zusammen. Darüber hinaus hat eine Studie der American Heart Associa-tion aufgezeigt, dass sich die Zahl der Todes- fälle durch Herzinfarkte, Schlaganfälle und sonstige kardiovaskuläre Erkrankungen durch eine überwiegend pflanzliche Ernährung (d. h., dass mindestens 70% aller Mahlzeiten fleischlos sind) erheblich senken liesse.

Angesichts der Vorteile für Umwelt und Gesund- heit überrascht es daher kaum, dass die Konsumenten (zumindest in einkommensstarken Ländern) ein grösseres Interesse bekunden, sich ausgewogen zu ernähren, den Fleisch-konsum zu senken und mehr pflanzliche Nahrungsmittel zu essen. Einer Studie des briti- schen Marktforschungsunternehmens Mintel zufolge ist der Absatz vegetarischer Lebens-mittel zwischen 2013 und 2018 allein in Grossbritannien um 22% gestiegen. Dieses Wachstum dürfte sich fortsetzen, während der Wert des Markts für fleischlose Erzeugnisse bis 2023 um weitere 44% zunehmen soll.

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Mobilität

Wie Elizabeth Kolbert in einem Artikel im US- Magazin The New Yorker darlegt, waren von Pferden gezogene Strassenbahnen gegen Mitte des 19. Jahrhunderts das beliebteste Trans-portmittel in den meisten westlichen Städten. Im Jahr 1880 gab es allein in New York mehr als 150’000 Pferde, die jeden Tag pro Stück durch- schnittlich rund 10 kg an Exkrementen zurück-liessen. Die damaligen Städteplaner warnten, dass Metropolen weltweit ohne unverzügliche Mass-nahmen schon bald «in Exkrementen versinken» würden. Doch zur Jahrhundertwende war die Krise nahezu sang- und klanglos vorbei. Im Jahr 1912 gab es in New York mehr Autos als Pferde.

Die globalen Transportsysteme der heutigen Zeit sehen sich einer neuen Herausforderung gegenüber: dem Klimawandel. Von Flugzeugen bis zu Automobilen: Die Energie des globalen Transportsektors stammt überwiegend aus fossilen Brennstoffen. So verursacht der globale Trans-

portsektor schätzungsweise 14% der weltweiten Treibhausgasemissionen. Bleibt eine radikale und nachhaltige Politik aus, werden sich diese Emissionen laut Schätzungen der Klimarahmen-konvention der Vereinten Nationen bis 2050 verdoppeln.

Eine weitere Begleiterscheinung dieser Proble-matik sind Verkehrsstaus. In den letzten 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung vervierfacht. Die Zahl der Personenkraftwagen und Motor-räder hat sich im gleichen Zeitraum versechsfacht. Laut der Weltgesundheitsorganisation leben inzwischen neun von zehn Menschen an Orten, an denen die Luftqualität gesundheitsschädlich ist. Die schlechte Luft wird für jährlich 7 Millionen Todesfälle verantwortlich gemacht. Sofern sich die Transportverfahren und -mittel dieser Welt nicht rasch ändern, werden Städte weltweit ihre Einwohner buchstäblich ersticken.

Einige Kritiker bezweifeln, ob Elektrofahrzeuge nachhaltiger sind als konventionelle, von einem Verbrennungsmotor angetriebene Fahrzeuge. So erfordert die Herstel-lung von Elektrofahrzeugen mehr Aluminium (um das zusätzliche Gewicht der Batterien auszuglei-chen), mehr Kupfer (zur Strom-leitung), mehr Lithium und mehr Metalle aus Seltenen Erden als nicht elektrische Alternativen. Mit anderen Worten werden bei der Produktion von Elektrofahrzeugen mehr Treibhausgase erzeugt als bei der Herstellung konventioneller (nicht elektrischer) Automobile.

Zur Klärung dieser Frage hat das International Reference Center for the Life Cycle of Products, Proces-ses and Services (CIRAIG) eine Ökobilanz (Environmental Life Cycle Assessment) von Elektrofahrzeugen erstellt. Gegenstand waren deren In- und Output und Umweltbelas-tung von der Materialgewinnung bis zum Ende der Lebensdauer.

Die Studie kommt dabei wohl nicht unerwartet zum Schluss, dass ein Elektrofahrzeug immer nur so sauber ist wie der zum Aufladen genutzte Strom. Selbst beim saubersten Strom-Mix entscheidet letztlich die Strecke, die ein Elektrofahrzeug

im Vergleich zu einem konventionel-len Fahrzeug zurücklegt, ob sich der Umstieg ökologisch betrachtet lohnt. So müsste ein Kraftfahrzeug in Quebec, wo Strom zu 99% aus erneuerbaren Energiequellen stammt, über 50’000 km zurückle-gen, bevor es ein konventionelles Fahrzeug überträfe – zumindest in puncto Treibhausgasbilanz. In Deutschland hingegen, wo fossile Brennstoffe noch immer einen hohen Anteil am landesweiten Energie-Mix ausmachen, müsste ein Kraftfahrzeug mindestens 150’000 km fahren, bevor sich die Umstellung aus ökologischer Sicht auszahlen würde.

Konträre Sicht: Sind Elektrofahrzeuge nachhaltig?

Der globale Transport­sektor verursacht schätzungsweise 14% der weltweiten Treibhausgasemissionen.

Kapitel 3: Die Chance

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Zeit für den UmstiegAnteil erneuerbarer Energien an der gesamten Stromerzeugungskapazität

Quelle IRENA, Credit Suisse2010 2030

Deutschland

80%

70%

60%

50%

40%

30%

20%

10%

GB Frankreich Italien G20 USA China VAE S.Arabien Russland

Doch vergleichbar mit der Pferdestrassenbahn vor nur einem Jahrhundert mischen techno-logische Innovationen die Zukunft der Mobilität kräftig auf. Von der Elektrifizierung bis zum Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) laufen viele Trends zusammen, um zum Übergang zu einem umweltfreundlicheren Transportsektor beizutragen.

ǰ Elektrifizierung Wer sich über die Zukunft der Mobilität Gedanken macht, dürfte insbesondere an ein Schlagwort denken: Elektrizität. Die elektrische Mobilität verbreitet sich rasch, angefangen bei voll batteriebetriebenen Automobilen bis hin zu Hybridfahrzeugen. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur tummelten sich 2018 mehr als 5 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Strassen – ver- glichen mit nur 2 Millionen im Jahr davor. Der Absatz von Neuwagen mit Elektroantrieb hat sich weltweit nahezu verdoppelt. Die Elektrifizierung wird durch eine Kombination aus politischen Initiativen und technologischen Innovationen vorangetrieben. Um die Umwelt-verschmutzung zu bekämpfen, hat China 2010 Subventionen für Elektrofahrzeuge einge- führt und die Zulassung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor erschwert. Inzwischen stellt China den weltweit grössten Markt für Elektrofahrzeuge dar. In ähnlicher Weise

hat die Europäische Union 2018 mehrere um- fangreiche politische Instrumente verab-schiedet, um den Markt für Elektrofahrzeuge zu fördern, darunter neue Normen für die Treibstoffeffizienz, Anreize für die Einrichtung von Elektro-Tankstellen sowie die Förderung von Elektrobussen im Rahmen öffentlicher Auf- träge. Europäische Grossstädte wie Paris, Madrid, Oslo, Brüssel, Berlin, Hamburg und Stuttgart wollen in ihren Innenstädten bis 2030 nur noch Elektrofahrzeuge zulassen. Ein weiterer wichtiger Wachstumstreiber am Markt für Elektrofahrzeuge ist Innovation. Die durchschnittlichen Kosten von Lithium-Ionen- Akkumulatoren sind seit 2010 um 85% gefallen. Im nächsten Jahrzehnt dürften sie bedingt durch Skaleneffekte, Fortschritte in der Batterie- technik und bessere Batteriemanagement-systeme weiter sinken. Bloomberg New Energy Finance schätzt, dass im Jahr 2022 Elektro-fahrzeuge günstiger sein werden als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

ǰ Shared Mobility Von Shanghai bis New York verzichten immer mehr Konsumenten weltweit auf ein eigenes Fahrzeug und steigen auf Shared Mobility (geteilte Mobilität) um. Laut einer McKinsey- Studie aus dem Jahr 2016 könnten auf Shared Mobility basierende neue Geschäfts-modelle bis 2030 einen zusätzlichen Marktwert von USD 1.5 Bio. generieren. Das ist nicht nur für die Anleger im Bereich der Shared Mobility eine gute Nachricht. Dieses Konzept könnte auch erhebliche ökologische Vorteile mit sich bringen. Da CarSharing die Zeit verringert, während der ein Fahrzeug ungenutzt auf einem Parkplatz steht, könnte es auch die Zahl gekaufter Neuwagen deutlich senken. Umweltprobleme durch die Herstel- lung und Entsorgung von Fahrzeugen würden damit reduziert. Darüber hinaus kann geteilte Mobilität öffentliche Verkehrsmittel ergänzen und Pendlern er - möglichen, bei Bedarf Lücken im öffentlichen Verkehrsnetz zu schliessen. Insbesondere die sogenannte Mikromobilität könnte den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln verbessern, die Zahl der Fahrzeuge auf den Strassen senken und den ökologischen Fussabdruck durch Individualpendler verringern. Mikromobilität ist der Oberbegriff für leichte elektrische Klein st-fahrzeuge wie Elektroroller, E-Skateboards oder E-Bikes. Laut einer Analyse des

US-Technikmagazins Wired Magazine kommt ein benzingetriebenes Fahrzeug mit 1 Kilowatt-stunde Energie ca. 1.3 km weit, ein Elektro-fahrzeug ca. 6.6 km und ein Elektroroller ca. 133 km. Und für den Preis eines einzigen Tesla Model 3 (USD 53’000) könnte eine Stadt mehr als 100 hochwertige Elektroroller kaufen. Für einige schnell wachsende Mega - städte in den Schwellenländern wäre das eine deutlich erschwinglichere Option.

ǰ Infrastruktur Der Übergang zu nachhaltiger Mobilität er- fordert umfangreiche Infrastrukturinvestitionen. Wären künftig nur noch Elektrofahrzeuge unterwegs, würde dies den Strombedarf um schätzungsweise 20% bis 30% erhöhen. Kommt dieses zusätzliche Stromkontingent nicht aus erneuerbaren Quellen, könnten Elektrofahrzeuge verkehrsbedingte Treibhaus-gasemissionen sogar erhöhen, statt sie zu verringern. In ähnlicher Weise kann keine der hier ge- nannten Lösungen für individuelle Mobilität die Notwendigkeit für bessere öffentliche Ver- kehrsmittel aufheben. Wenngleich Innovationen wie Elektrofahrzeuge und Shared Mobility eine gewisse Erleichterung verschaffen können, bleiben öffentliche Verkehrsmittel – ins-besondere elektrobetriebene – in städtischen und stadtnahen Gebieten die nach haltigste Transportmöglichkeit.

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32 Der verantwortungsbewusste Konsument – Credit Suisse 33

4’000 Tonnen

Quelle siehe Referenzen auf Seite 42

Haushalts­ und Pflegeprodukte

Während Jahrhunderten hat die Branche für Haushalts- und Pflegeprodukte ein relativ ungebrochenes Wachstum genossen. Das Mantra, wonach Bakterien schlecht seien und sich Schönheit durch eine Vielzahl von Produkten erreichen lasse, ist eine der grössten Erfolgs - storys des Marketings. Mittlerweile gibt ein durch- schnittlicherUS-HaushaltrundUSD 600–800pro Jahr für Haushaltsreinigungsmittel aus.

Die Ironie dabei ist, dass in unserem Streben nach Sauberkeit die Umwelt immer schmutziger wird. Die in Haushaltsreinigern und Körper pflege-produkten verwendeten Chemikalien gelangen ins Grundwasser, verunreinigen die Luft mit Mikro- partikeln, sind giftig für die Tier- und Pflanzen- welt und könnten so in die Nahrungsmittelkette gelangen. Eine jüngst durchgeführte Studie fand heraus, dass eine anhaltende Belastung durch Reinigungssprays dieselbe schädliche Wirkung auf die Lunge hat wie das Rauchen einer Schachtel Zigaretten pro Tag.

Natur­ und Bio­Schönheitsprodukte

Ohne Tierversuche / vegan

Grüne Reinigungsmittel

Erwartetes Wachstum des Kosmetikmarktes:

6% jährlich (2019–2023)

Von 2’000 Reinigungs-produkten enthalten

Beispiele für kontroverse Inhaltsstoffe in Körperpflegeprodukten:

Inhaltsstoffe, welche die Lunge nachweislich reizen.

53%

Aluminum

Steinkohleteer

Formaldehyd- freisetzende Konservierungsmittel

Markt für Naturkosmetik:erwartetes Wachstum (in USD)

Markt für grüne Reinigungsmittel:erwartetes Wachstum (in USD)

Vegane US-Bevölkerung:

2019

36 Milliarden

2017

17.9 Milliarden

2027

54 Milliarden

2024

27.8 Milliarden

Sonnencreme gelangen jedes Jahr in die Ozeane.*

1%

6%2014 2017

* Dies wird in Zusammenhang gebracht mit Grünalgen-blüten, Missbildungen bei marinen Lebewesen und Korallenbleichen.

Kapitel 3: Die Chance

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34 Der verantwortungsbewusste Konsument – Credit Suisse 35

Das Interesse an nachhaltigem Konsum nimmt stetig zu. Ist dies eine Modeerscheinung oder eine langfristige Entwicklung?Die Weltwirtschaft sieht sich heute dringenden Herausforderungen gegenüber, die nachhaltige Lösungen erfordern. Überall tun sich Problem-bereiche auf – seien es Lebens-mittelverschwendung und übermäs-sige Nutzung von Kunststoff oder die steigenden Treibhausgasemissi-onen. Dies veranlasst Regulierungs-behörden, Unternehmen und Verbraucher gleichermassen dazu, ihr Verhalten zu ändern. Diese drei Akteure sind eng miteinander verbunden. Fortschritte in einem Bereich unter- stützen oder schaffen oftmals neue Initiativen in einem anderen und tragen so zu einem Wandel über Branchen und Wertschöpfungs-ketten hinweg bei. Es handelt sich nicht um eine kurzfristige Mode-erscheinung, sondern um einen strukturellen Wandel, der unseres Erachtens einen immer schnelleren Übergang zu einem nachhaltigeren System begünstigen wird.

Sehen Sie darin eine Gefahr oder eine Geschäftsgelegenheit? Ein Wandel in dieser Grössenord-nung stellt selbstverständlich ein Disruptionsrisiko für Unternehmen dar, die nicht bereit oder in der Lage sind, sich zu verändern. Anderer-seits ergeben sich daraus auch umfassende Gelegenheiten und ein rentables Wachstum für Unterneh-men, die Nachhaltigkeit fest in ihrem Geschäftsmodell verankern und ihren Fokus auf besonders

dringliche Herausforderungen in ihrer Branche legen.

In der Lebensmittelindustrie bietet das USD 250 Mrd. schwere Segment Präzisionslandwirtschaft beispielsweise zahlreiche Gelegen-heiten – von Echtzeitüberwachung der Ernte über bedarfsgerechte Bewässerung und Nährstoffzufuhr sowie automatisierte Landmaschi-nen bis hin zu massgeschneiderter Aussaat zur Ertragssteigerung. Die Optimierung der Lieferkette ist ein offensichtliches und wesentliches erstes Ziel. Zudem dürfte die Verbesserung der Verfallsdaten, des Wasserverbrauchs und der Lebens-mitteldistribution einen erheblichen Investitionsbedarf nach sich ziehen, den wir gegenüber Anlegern bereits ansprechen.

Spielen Finanzinstitutionen Ihrer Meinung nach eine Rolle, wenn es darum geht, Nachhaltigkeit voranzutreiben?Unserer Ansicht nach stellt Nach-haltigkeit den stärksten Ertragstrei-ber dar und sollte heutzutage im Mittelpunkt einer jeden Anlage-entscheidung stehen. Da die wesentlichen Treiber des Wandels weiter an Fahrt aufnehmen, weisen nachhaltige Anlagen Potenzial für überdurchschnittliches Wachstum und Überschusserträge auf. Wir bei Lombard Odier sind der Ansicht, dass bei diesem Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zwischen den Gewinnern und Verlierern unterschieden werden sollte. Zu Ersteren zählen Unternehmen mit soliden Finanzen, robusten Ge- schäftspraktiken und einem

Geschäftsmodell, das auf lang-fristiges Wachstum ausgerichtet ist.

Innerhalb des Bereichs nachhaltiger Konsum machen wir vier wesent-liche Anlagethemen aus: nachhaltige Lebensmittel, nachhaltige Liefer-ketten, nachhaltiger Lebensstil und nachhaltige urbane Systeme. Darüber hinaus halten wir den Über- gang zu einer nachhaltigeren Konsumwirtschaft für eine branchen - übergreifende Herausforderung, die auch Gelegenheiten ausserhalb der traditionellen Konsumgüter-sektoren schaffen wird.

Finanzinstitutionen wie Lombard Odier und die Credit Suisse stellen ebenfalls Akteure für den Wandel dar. Immer mehr Anleger werden sich bewusst, dass nachhaltigkeits-bezogene Herausforderungen Finanzrisiken darstellen und ein Übergang zu einem nachhaltigeren Wirtschaftsmodell eine Fülle an Chancen eröffnet. In diesem Be- wusstsein ziehen sie Unternehmen und Vorstände zunehmend zur Rechenschaft.

Anlagen in das Thema «Der verantwortungsbewusste Konsument»

Interview mit Lombard Odier

Es ist nicht alles Gold, was glänzt (Glimmer) Glimmer beschreibt eine Gruppe von 37 kristalli-nen Mineralien, die bereits seit langem verwendet werden, um einen schimmernden Effekt zu erzielen. Diese glänzenden Mineralien haben jedoch auch eine Schattenseite. Schätzungen zufolge stammen 25% der weltweiten Glimmer-produktion aus illegalen Minen, von denen viele auf Kinderarbeit unter gefährlichen und oft- mals menschenverachtenden Bedingungen zurückgreifen.

Die Responsible Mica Initiative wurde mit dem Ziel gegründet, faire Praktiken umzusetzen, die Nachverfolgbarkeit entlang der Lieferketten zu erhöhen, lokale Gemeinschaften zu stärken sowie legale und lebenswürdige Bedingungen für die Betroffenen zu schaffen. Mehrere grosse Schönheitsmarken haben sich der Initiative ange-schlossen und streben bis 2022 eine zu 100% nachhaltige Glimmer-Lieferkette an.

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36 Der verantwortungsbewusste Konsument – Credit Suisse 37

24%

45%

Verantwortungsbewusster TourismusBewusstsein hat in den letzten Jahren stark zugenommen

2018

2014

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Zugang zu Reisezielen und die Mobilität der Reisenden deutlich verbessert. Die Zunahme der Flugziele hat zusammen mit dem Rückgang der Flug- preise dazu geführt, dass Reisende die ganze Welt einfach und günstig erkunden können. 2018 stellte das neunte Jahr in Folge mit positivem Wachstum in der Tourismusbranche dar. Der Tourismus hat für die Länder zwar zahlreiche potenzielle Vorteile (Konjunkturbelebung, Infrastrukturentwicklung und Beschäftigungs-wachstum), birgt aber auch erhebliche öko-logische und soziale Herausforderungen.

Übermässiger Tourismus kann verheerende Folgen für die Umwelt haben. Angaben der Ver- einten Nationen zufolge stellt der Tourismus den viertgrössten Umweltverschmutzer in Europa dar und verursacht etwa 8% der globalen CO2-Emissionen. Zu den weiteren ökologischen Auswirkungen zählen unter anderem Luftver-schmutzung, Entwaldung, Erosion und Schäden an Korallenriffen.

Die nachteiligen Auswirkungen des Massen touris- mus beschränken sich nicht nur auf die Um- welt. Niedrige Löhne und Saisonarbeit innerhalb der Branche bedeuten, dass lokale Gemein-schaften möglicherweise nicht angemessen an den erwirtschafteten Erträgen beteiligt werden. In einigen Fällen kann Tourismus auch mit Men- schen rechtsverletzungen wie Menschen- handel, Zwangsarbeit oder erhöhter Kriminalität in Verbindung gebracht werden.

Glücklicherweise erfreuen sich neue Trends wie nachhaltiger Tourismus zunehmender Beliebt- heit seitens Urlaubsgästen, die verantwortungs-bewusster reisen wollen. Im April 2019 kam Booking.com in einer Umfrage unter 18’000 Nutzern zu dem Schluss, dass das Bewusst - sein für und das Interesse an verantwortungs-bewusstem Tourismus in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. 2014 erachteten nur 24% der Befragten Nachhaltigkeit als wesentlichen Aspekt bei Reisen. 2018 ist diese Zahl auf 45% angestiegen. Die Konsumenten schenken den Auswirkungen ihres Handelns auf den Planeten und dessen Bewohner mittlerweile mehr Beachtung.

Trotz seiner wachsenden Beliebtheit sieht sich der nachhaltige Tourismus weiterhin zahlreichen Herausforderungen gegenüber, die seine Mainstream-Tauglichkeit einschränken könnten. Touristen sind auf Transportmittel angewiesen. Dies bedeutet, dass der Tourismus immer nur so nachhaltig ist wie die Flugzeuge, Züge, Autos und Kreuzfahrtschiffe, welche die Reisenden an ihr Urlaubsziel bringen (vgl. Abschnitt Mobilität auf Seite 28). Ebenso belegen Studien, dass nur 4% der Reisebranche verantwortungsbewusste Produkte und Dienstleistungen anbieten. Da rund die Hälfte der Reisenden Interesse an nach-haltigem Tourismus bekunden, stellt dies eine deutliche Marktlücke dar.

Positiv anzumerken sind die angebotsseitigen Veränderungen in der Tourismusbranche und die höhere Transparenz für Kunden seitens der Veranstalter. So sind beispielsweise im Gastge-werbe verstärkte Bemühungen zu beobachten. Eine wachsende Zahl an Hotelketten strebt bis 2050 eine Reduzierung der Lebensmittelver-schwendung um 50% an, andere verzichten auf Pflegeprodukte in Miniaturflaschen, um Kunst-stoffabfälle zu reduzieren.

Nachhaltiger Tourismus ist ein Begriff, der nicht länger ausser Acht gelassen werden kann. Die verheerenden Folgen übermässigen Tourismus verdeutlichen, dass Konsumenten, Regierungen und Unternehmen nachhaltige Verfahren einführen müssen.

Nachhaltiger Tourismus

Kapitel 3: Die Chance

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Fazit

Damals erschienen Ehrlichs Vorhersagen durchaus plausibel. Die Weltbevölkerung wuchs exponentiell, die Ressourcen hingegen nicht.

Und doch sind wir – ein halbes Jahrhundert später – noch immer hier. Die Weltbevölkerung ist weiter gewachsen, der Hunger nicht. Tatsächlich ist der Anteil der in absoluter Armut lebenden Weltbevölkerung um über 50% gesunken. Ganz anders als im von Ehrlich vor- ausgesagten Weltuntergangsszenario erleben wir eine «beispiellose Ära globalen Wohlstandes».

Was hat sich also seit 1968 in der Welt getan, dass sich Ehrlichs Vorhersage in den Worten eines seiner schärferen Kritiker als derart «komödian-tisch schlecht» erwiesen hat? Die Antwort ist recht einfach: Die Menschheit hat immer mehr raffi- nierte Wege gefunden, Ehrlichs tickende Bevölke- rungsbombe zu entschärfen. Wo Ehrlich die baldige Erschöpfung der Lebensmittelversorgung voraussah, fand die Menschheit neue Anbau-methoden (welche die Erträge einiger Erntegüter um bis zu 100% steigerten). Wo Ehrlich eine Stagnation der wirtschaftlich nutzbaren Erdölre- serven voraussagte, erfand die Menschheit neue Methoden zur Entdeckung und Gewinnung unerschlossener Vorkommen (ganz zu schweigen von neuen Energiequellen wie Solarkraft und Erdwärme). Und wo Ehrlich voraussagte, dass die Wasserverknappung schon bald einen Rück- gang der Agrarerträge nach sich ziehen würde, züchtete die Menschheit neue Formen wasser-sparender Pflanzen.

Gleichwohl hat die Grundprämisse von Ehrlichs Vorhersage nach wie vor Bestand: Werden die Ressourcen der Erde nicht verantwortungs-bewusst genutzt, gehen sie letzten Endes zur Neige. Schon jetzt bewegen wir uns an der Grenze dessen, was die Natur hinreichend reproduzieren kann.

Als Entkopplung wird eine theoretische Zukunfts - vision bezeichnet, in der das Wirtschaftswachstum ohne die damit einhergehende Zunahme der Umweltbelastung aufrechterhalten werden kann. Wollen wir weiterhin in Wohlstand leben (und dabei Ehrlichs Weltuntergangsszenario umgehen), so ist eine rasche Entkopplung des Konsums von der damit verbundenen Umweltzerstörung von- nöten. Die gute Nachricht ist, dass sich die Welt wieder einmal der Herausforderung stellt. Von langsamer Mode bis hin zu regenerativer Landwirtschaft – das Konsumverhalten wird sich künftig nachhaltig gestalten.

Anleger stellen bei diesem Übergang wichtige Stakeholder dar. Indem sie Startkapital für nachhaltige Innovationen bereitstellen und zu deren Wachstum beitragen, können sie den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft direkt finanzieren. Ebenso senden Anleger durch den Erwerb von Anteilen an Unternehmen, die an der Spitze dieser Bewegung stehen, ein wichtiges Signal an den Markt, und zwar, dass nachhaltige Produktion und nachhaltiger Konsum von Belang sind. Darüber hinaus spielen Investoren, die sich als Aktionäre Gehör ver-schaffen, eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, Unternehmen zu nachhaltigeren Ge- schäftspraktiken zu bewegen.

Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die Umwelt aus, sondern auch auf das Anlageumfeld. Von nachhaltiger Mode bis hin zu abfallfreier Elektro-nik – die Entkopplung könnte potenzielle Chancen im Umfang von USD 4.5 Bio. nach sich ziehen. Da die Konsumentennachfrage nach nachhaltigen Produkten so hoch ausfällt wie nie zuvor und die Regulierungsbehörden verstärkt gegen Verstösse vorgehen, tun Anleger gut daran, hiervon Kenntnis zu nehmen.

In seinem Bestseller «Die Bevölkerungsbombe» aus dem Jahre 1968 sagte der Stanford­Biologe Paul R. Ehrlich voraus, dass die Überbevölkerung schon bald eine Apokalypse zur Folge haben würde. Ehrlich prognostizierte, dass durch die Ressourcenverknappung innerhalb eines Jahrzehnts Hunderte Millionen Menschen weltweit verhungern würden. Bis 1985 würden die wichtigen Materialien beinahe erschöpft sein, sodass die Preise in unermessliche Höhen stiegen. «Die Hungersnot unter den Menschen würde mit einem Mangel an den in den einzelnen Branchen erforderlichen Materialien einhergehen.»

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Impressum

AutorenNicole NeghaiwiAlexandra StettlerVivienne E. Yang

MitwirkendeMarisa DrewDana BarskyAurelie GuptaSteven BatesThomas ErdmannLombard Odier

Redaktionelle UnterstützungChrista Jenni Catherine McLean TrachslerChristine MumenthalerKatharina Schlatter

ProjektleitungCamilla Damm LeuzingerClaudia Biri

Redaktionsschluss13. September 2019

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Page 23: Der verantwortungs bewusste Konsument...60% der Treibhausgasemissionen und 80% des Wasserverbrauchs (hauptsächlich durch die landwirtschaftliche Bewässerung) auf den privaten Konsum

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