Der Weg zum Piktogramm - itl.eu · TECHNISCHE ILLUSTRATION 51 Der Weg zum Piktogramm Sie sind klar...

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TECHNISCHE ILLUSTRATION 51 Der Weg zum Piktogramm Sie sind klar zu erkennen und benötigen keine Übersetzung: Piktogramme, Symbole und Icons. Trotz aller Einfachheit besitzen sie eine Reihe von Besonderheiten. Technische Redakteure, die eigene Piktogramme entwickeln möchten, sollten unbedingt darauf achten und vorab einen Test durchführen. TEXT Thomas Emrich Nie war der Wunsch nach einer Univer- salsprache über Kultur- und Landesgren- zen hinweg so ausgeprägt und dringlich wie heute. Durch die weltweite Verflechtung vie- ler Bereiche müssen Menschen unterschied- licher Herkunft und Sprache miteinander kommunizieren. Industrieunternehmen entwickeln und produzieren längst nicht mehr nur für den heimischen, sondern für den Weltmarkt. Daher muss auch die Technische Doku- mentation jeden Kunden auf der Welt errei- chen, egal, welche Sprache er spricht. Doch die Übersetzung in alle Weltsprachen stellt große Anforderung an Logistik, Zeit und Kosten. Warum also nicht ein Kommuni- kationsmittel nutzen, das nicht übersetzt werden muss? Piktogramme bieten sich als Lösung an. Im Alltag begegnen sie uns an vielen Stellen, zum Beispiel an Verkehrskno- ten, wo Menschen aus der ganzen Welt zu- sammentreffen. Piktogramme informieren dort über Serviceangebote oder leiten zu ei - nem Ziel. Typische Einsatzfelder Auch in der Technischen Kommunikation haben Piktogramme .ihren Platz gefunden. Folgende Einsatzfelder sind typisch: THOMAS EMRICH Der Leiter der Techni- schen Dokumentation bei itl istTechnischer Illustrator und Techni- scher Redakteur. Seit 1986 hat er mitTechnischer Kommunikati- on zu tun. Für Industrieunternehmen ent- wickelte er verschiedene visuelle Anlei - tungskonzepte. In Veröffentlichungen, Workshops und Vorträgen auf tekom-Ta- gungen gibt er sein Wissen über Bildanlei- tungen, Piktogramme und Bewegtbildan- leitungen weiter. thomas.emrich@ itl .eu www.itl.eu 03113 technisc he kommunikation 7 Kennzeichnung von Sicherheits- und Warnhinweisen in Anleitungen 7 Gefahrenhinweis an Maschinen, zum Beispiel als Warn- oder Hinweisschilder 7 Navigationshilfe in produktbegleiten- den Unterlagen, also Anleitungen, Katalogen, Broschüren, Datenblättern, Serviceinformationen und Schulungs- unterlagen 7 Vertriebselemente auf Messetafeln, Websites und in Online-Shops 7 Erklärungshilfe auf einem Produkt, zum Beispiel in einem Fahrzeug oder auf Medizingeräten 7 Bedien- oder auch Steuerungselement innerhalb von menügeführten Benut- zeroberflächen, zum Anklicken oder Drücken auf Touchscreens Aufgabe von Piktogrammen Werden Piktogramme in Gebrauchs- und Betriebsanleitungen oder auch in Online- Hilfen eingesetzt, dann können sie Folgen- des leisten: 7 Schutz vor Gefahren 7 Information zu bestimmten Sachverhalten 7 Unterstützen der Orientierung (wo bin ich?) 7 Einsatz als Navigationshilfe (wo will/soll ich hin?) Weltweite Bildsprache Bildliche Darstellungen und Piktogramme können innerhalb dieser Einsatzfelder in der Technischen Kommunikation zumin- dest teilweise schriftliche Informationen ersetzen und Sprachbarrieren verringern. Doch damit werden sie noch lange nicht zur Bildsprache, die weltweit verständlich ist und Sprache vollständig ersetzen kann. Kommunikation ist ohne sprachliche Ebe- ne nicht möglich. Nur mit Sprache können menschliche Stimmungen und Gefühle, au- ßerdem feingliedrige Bedeutungen ausge- drückt werden. Zudem kann nicht jeder Mensch Bilder und Piktogramme in gleicher Weise deuten und verstehen, was meist damit zu tun hat, dass den Entwicklern Informationen über die Zielgruppen und den Anwendungskon- text fehlen. Nur damit lassen sich allgemein- gültige Piktogramme erstellen. Wer eigene Piktogramme entwickeln will, sollte daher folgende Punkte beherzigen: 7 Konventionen und Kontext: Welches Vorwissen und welche (Seh-) Gewohnheiten hat die Zielgruppe? In welcher Umgebung und in welchem Anwendungskontext wird das Piktogramm eingesetzt? 7 Schemata: Beim Betrachten von Piktogrammen erfolgt ein visueller Abgleich des abgebildeten Objekts mit einem im Gedächtnis des Betrachters vorhandenen Schema. Sind entspre- chende Schemata im Gedächtnis des Betrachters vorhanden, damit er die Botschaft entschlüsseln kann? 7 Kulturelle Unterschiede: Sie lassen sich weder beseitigen, noch wird man sie auf einen Nenner weltweit bringen können. Dinge und Sachverhalte können in verschiedenen Kulturkreisen unter- schiedlich aussehen oder sie werden unterschiedlich gedeutet. Nur wenn das Wissen um diese Punkte vor- handen ist und berücksichtigt wird, kann auch ein interkultureller Einsatz von Pikto- grammen gelingen. Grenzen von Piktogrammen Beim Anleiten mit Bildern dürfen Gewohn- heiten von Zielgruppen keinesfalls außer Acht gelassen werden. Dabei gilt es, das Vor- wissen der Zielgruppe zu berücksichtigen, denn „man sieht nur, was man kennt". Der Kulturkreis, aus dem die Zielgruppe kommt, hat häufig Auswirkungen auf das Aufnehmen von Informationen, das betrifft zum Beispiel die Leserichtung im arabischen Sprachraum im Vergleich zum romanischen. Der Symbolwert von Farben ist nicht kulturübergreifend. Ein und dieselbe Far- be kann in der einen Kultur mit positiven Werten belegt sein, in einer anderen mit ne- gativen. In asiatischen Kulturen, zum Bei- spiel der japanischen, ist Weiß die Farbe der 7

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TECHNISCHE ILLUSTRATION 51

Der Weg zum Piktogramm Sie sind klar zu erkennen und benötigen keine Übersetzung: Piktogramme, Symbole und Icons.

Trotz aller Einfachheit besitzen sie eine Reihe von Besonderheiten. Technische Redakteure, die eigene

Piktogramme entwickeln möchten, sollten unbedingt darauf achten und vorab einen Test durchführen.

TEXT Thomas Emrich

Nie war der Wunsch nach einer Univer­salsprache über Kultur- und Landesgren­zen hinweg so ausgeprägt und dringlich wie heute. Durch die weltweite Verflechtung vie­ler Bereiche müssen Menschen unterschied­licher Herkunft und Sprache miteinander kommunizieren.

Industrieunternehmen entwickeln und produzieren längst nicht mehr nur für den heimischen, sondern für den Weltmarkt. Daher muss auch die Technische Doku­mentation jeden Kunden auf der Welt errei­chen, egal, welche Sprache er spricht. Doch die Übersetzung in alle Weltsprachen stellt große Anforderung an Logistik, Zeit und Kosten. Warum also nicht ein Kommuni­kationsmittel nutzen, das nicht übersetzt werden muss? Piktogramme bieten sich als Lösung an. Im Alltag begegnen sie uns an vielen Stellen, zum Beispiel an Verkehrskno­ten, wo Menschen aus der ganzen Welt zu­sammentreffen. Piktogramme informieren dort über Serviceangebote oder leiten zu ei­nem Ziel.

Typische Einsatzfelder

Auch in der Technischen Kommunikation haben Piktogramme .ihren Platz gefunden. Folgende Einsatzfelder sind typisch:

THOMAS EMRICH

Der Leiter der Techni­schen Dokumentation bei itl istTechnischer Illustrator und Techni­scher Redakteur. Seit 1986 hat er mitTechnischer Kommunikati­on zu tun . Für Industrieunternehmen ent­wickelte er verschiedene visuelle Anlei­tungskonzepte. In Veröffentlichungen, Workshops und Vorträgen auf tekom-Ta­gungen gibt er sein Wissen über Bildanlei­tungen, Piktogramme und Bewegtbildan­leitungen weiter. [email protected] www.itl.eu

03113 technische kommunikation

7 Kennzeichnung von Sicherheits- und Warnhinweisen in Anleitungen

7 Gefahrenhinweis an Maschinen, zum Beispiel als Warn- oder Hinweisschilder

7 Navigationshilfe in produktbegleiten­den Unterlagen, also Anleitungen, Katalogen, Broschüren, Datenblättern, Serviceinformationen und Schulungs­unterlagen

7 Vertriebselemente auf Messetafeln, Websites und in Online-Shops

7 Erklärungshilfe auf einem Produkt, zum Beispiel in einem Fahrzeug oder auf Medizingeräten

7 Bedien- oder auch Steuerungselement innerhalb von menügeführten Benut­zeroberflächen, zum Anklicken oder Drücken auf Touchscreens

Aufgabe von Piktogrammen

Werden Piktogramme in Gebrauchs- und Betriebsanleitungen oder auch in Online­Hilfen eingesetzt, dann können sie Folgen­des leisten: 7 Schutz vor Gefahren 7 Information zu bestimmten

Sachverhalten 7 Unterstützen der Orientierung

(wo bin ich?) 7 Einsatz als Navigationshilfe

(wo will/soll ich hin?)

Weltweite Bildsprache

Bildliche Darstellungen und Piktogramme können innerhalb dieser Einsatzfelder in der Technischen Kommunikation zumin­dest teilweise schriftliche Informationen ersetzen und Sprachbarrieren verringern. Doch damit werden sie noch lange nicht zur Bildsprache, die weltweit verständlich ist und Sprache vollständig ersetzen kann. Kommunikation ist ohne sprachliche Ebe­ne nicht möglich. Nur mit Sprache können menschliche Stimmungen und Gefühle, au­ßerdem feingliedrige Bedeutungen ausge­drückt werden.

Zudem kann nicht jeder Mensch Bilder und Piktogramme in gleicher Weise deuten und verstehen, was meist damit zu tun hat,

dass den Entwicklern Informationen über die Zielgruppen und den Anwendungskon­text fehlen. Nur damit lassen sich allgemein­gültige Piktogramme erstellen. Wer eigene Piktogramme entwickeln will, sollte daher folgende Punkte beherzigen: 7 Konventionen und Kontext:

Welches Vorwissen und welche (Seh-) Gewohnheiten hat die Zielgruppe? In welcher Umgebung und in welchem Anwendungskontext wird das Piktogramm eingesetzt?

7 Schemata: Beim Betrachten von Piktogrammen erfolgt ein visueller Abgleich des abgebildeten Objekts mit einem im Gedächtnis des Betrachters vorhandenen Schema. Sind entspre­chende Schemata im Gedächtnis des Betrachters vorhanden, damit er die Botschaft entschlüsseln kann?

7 Kulturelle Unterschiede: Sie lassen sich weder beseitigen, noch wird man sie auf einen Nenner weltweit bringen können. Dinge und Sachverhalte können in verschiedenen Kulturkreisen unter­schiedlich aussehen oder sie werden unterschiedlich gedeutet.

Nur wenn das Wissen um diese Punkte vor­handen ist und berücksichtigt wird, kann auch ein interkultureller Einsatz von Pikto­grammen gelingen.

Grenzen von Piktogrammen

Beim Anleiten mit Bildern dürfen Gewohn­heiten von Zielgruppen keinesfalls außer Acht gelassen werden. Dabei gilt es, das Vor­wissen der Zielgruppe zu berücksichtigen, denn „man sieht nur, was man kennt". Der Kulturkreis, aus dem die Zielgruppe kommt, hat häufig Auswirkungen auf das Aufnehmen von Informationen, das betrifft zum Beispiel die Leserichtung im arabischen Sprachraum im Vergleich zum romanischen.

Der Symbolwert von Farben ist nicht kulturübergreifend. Ein und dieselbe Far­be kann in der einen Kultur mit positiven Werten belegt sein, in einer anderen mit ne­gativen. In asiatischen Kulturen, zum Bei­spiel der japanischen, ist Weiß die Farbe der 7

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PIKTOGRAMME, SYMBOLE UND ICONS

Ein Piktogramm ist laut Wikipedia „ein Bildsymbol, das eine Information durch verein­fachte grafische Darstellung vermittelt". Es ist also der Oberbegriff. Darunter unterschei­det man zwischen ikonischen und symbolischen Piktogrammen, zudem einer Mischung von beidem.

Allgemein gilt:

Ikonische Piktogramme haben Ähnlichkeit mit dem Referenz­objekt oder Referenzsachverhalt, zum Beispiel abgeschnittene Finger auf einem Sicherheitspiktogramm. Daher kann man bei dieser Form normalerweise davon ausgehen, dass sie von vielen Menschen verstanden werden.

Dagegen sind symbolische Piktogramme willkürlich, sie haben keine Ähnlichkeit mit dem Referenzobjekt oder -sachverhalt. Ein Beispiel hierfür ist das Dreieck mit dem Ausrufezeichen. Dass es„Achtung" oder„Warnung" bedeutet, müssen die Adressaten erst lernen.

Bei der Mischform ist d ie Einordnung oft schwierig. Der Schnee- oder Eiskristall ist zwar ein ikonisches Symbol, er soll aber vor Kälte warnen. Hier ist die Erkennbarkeit der Aussage also eher fraglich.

7 Piktogramme ziehen den Blick des Lesers auf sich und dominieren in einer Technischen Dokumentation den Text. Sie wirken motivierend und auflockernd durch Form, Farbe und Weißraum, der sie umgibt.

7 Piktogramme werden schneller wahrgenommen und oft besser verstanden als Text. Textliche Darstellung von Dingen oder Handlungsabläufen sind letztlich codierte Bilder.

7 Piktogramme sind klein und besitzen nur wenige Elemente. Sie stellen Informationen komprimiert dar und benötigen wenig Platz.

7 Ausgewählt eingesetzte Piktogramme können sprachliche und interkulturelle Grenzen überwinden und Übersetzungskosten einsparen.

Piktogrammsammlungen

7 Piktogramme für Sicherheitskennzeichen (national) Sie dienen der Unfallverhütung und dem Gesundheitsschutz im Speziellen, außerdem der Sicherheit im Allgemeinen, insbesondere am Arbeitsplatz (Arbeitsschutz beziehungsweise Arbeitssicherheit). DIN 4844 und BGV8 (Deutschland), ANSI Z535.4 (USA)

7 Grafische Symbole und Sicherheitsfarben (international) Dies sind Sicherheitszeichen, die international genormt und registriert sind, zum Beispiel ISO 7010.

7 Trauer und des Todes. In Europa symboli­siert sie hingegen Licht oder Reinheit und Unschuld. Weitere Grenzen zeigen Pikto­gramme bei der Darstellung von abstrakten Inhalten, verknüpften und komplexen Aus­sagen oder zeitlichen Abfolgen.

Regeln für Piktogramme

Damit Piktogramme schnell und leicht ver­standen werden, müssen bei der Entwick-

lung Grundlagen des Bildverstehens und Gestaltungsregeln berücksichtigt werden: Jeder Mensch verfügt über eigene Vorstel­lungen über das Aussehen von Objekten, die öfter in seinem Erfahrungsbereich auftreten (Schemata).

Nehmen wir das Auto als Beispiel. 7

A BB. oi. Es besteht aus Rädern, Karosserie, Lenkrad und Scheinwerfern. Es genügt die Darstellung weniger markanter Elemente,

um das Objekt zu erkennen. Ein abgebilde­tes Objekt wird beim Betrachten mit einem im Gedächtnis vorhandenen Schema abge­glichen. Wenn sich eine Übereinstimmung ergibt, ist das Objekt identifiziert. Das Er­kennen eines Objekts kann durch folgende Punkte verbessert werden: 7 Figur-Grund-Gliederung: Ein Grund­

prinzip ist, dass Objekte von dem sie umgebenden Hintergrund getrennt werden. Dies wird durch die Gestalt­prinzipien der Figur-Grund-Gliederung unterstützt. Dazu gehören Nähe/ Ähnlichkeit: Benachbarte oder auch ähnliche Elemente werden zu ei­ner Gruppe zusammengefasst. Abgeschlossener Umriss: Linien oder Elemente werden zu einer geschlosse­nen Gestalt zusammengefasst. Stetige Fortsetzung: Eine Linie wird ge­mäß ihrem eip.fachsten Verlauf fortge­setzt. Gemeinsamer Bereich oder Umschlie­ßung: Elemente innerhalb einer Um­rahmung werden als Gruppe zusam­mengefasst.

~-l!:~.~1!1-_Il!~1.1!1:~~g: Miteinander verbun­dene Elemente bilden eine Einheit.

7 Markante Objekte: Objekte können mit Strichen oder gefüllten Flächen (Ras­terung, vollflächiges Schwarz oder Far­be) dargestellt werden. Striche müssen markant und dick genug sein, damit das Objekt gut erkennbar ist.

Weitere Elemente, um die Gestaltung zu verbessern, sind: 7 Einfache und prägnante Objekte: Ob­

jekte so einfach wie möglich gestalten, ohne dass die Erkennbarkeit leidet. De­tails verzögern das Erkennen und len­ken eher ab. Der Betrachter hält sich zu lange mit der Identifizierung auf.

7 Geschlossene Objekte: Sowohl das ge­samte Piktogramm als auch einzelne Objekte sollen in sich geschlossen wir­ken. Dies kann durch eine Umrahmung oder durch einen vollflächigen Hinter­grund erzielt werden.

7 Mehrere Objekte: Wenn mehrere Ob­jekte in einem Piktogramm eingesetzt werden, müssen sie „zusammenarbei­ten" und als Einheit wirken. Einzelne Objekte dürfen nicht um die Aufmerk­samkeit des Betrachters wetteifern.

7 Größe: Das Piktogramm soll ohne Blickbewegung sofort erkannt werden. Dazu muss sich die Größe nach der Le­seentfernung richten. Bei normaler Le­seentfernung entspricht der Bereich des scharfen Sehens etwa der Größe eines Zehncentstücks. Piktogramme, die zu

technische kommunikation 03/13

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ABB. 0 1 ABB. 0 2

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einer Piktogrammreihe gehören, sollten immer gleich groß sein ..

-7 Farbe: Sie hilft, Bildelemente hervorzu­heben, sollte jedoch sparsam und nicht einfach als Schmuckelement eingesetzt werden. Bunte Bilder helfen wenig, ge­zielt eingesetzte Farbe kann aber bei konsequentem Einsatz die Aufmerk-· samkeit steuern und den Anwender lei­ten; Farbverläufe möglichst vermeiden.

-7 Piktogrammreihe: Bei einer Pikto­grammreihe muss jedes Bild auf den ersten Blick erkennbar und von ande­ren unterscheidbar sein. Wichtig ist ein einheitlicher Stil, wenn eine Reihe von Piktogrammen entwickelt werden soll. Dazu sollte der Technische Redakteur möglichst den gleichen Blickwinkel und die gleichen Farben, Pfeile, Linien und Schatten wählen.

Wer sich nun an die Arbeit macht, eigene Piktogramme zu entwickeln, schafft dies in sieben Schritten. Gemeinsam mit einem Grafiker lassen sich am Ende professionelle Ergebnisse erzielen.

1. Bildaussage definieren

Was soll das Piktogramm aussagen oder be­wirken? Was ist die Botschaft? Wo und in

welchem Kontext soll das Piktogramm ein­gesetzt werden? Hilfreich ist es, die Zielaus­sage mit wenigen Sätzen oder Stichworten zu beschreiben.

2. Zielgruppen eingrenzen

Grundsätzlich gilt, je genauer die Zielgrup­pe eingegrenzt werden kann, desto präzi­ser lässt sich die Symbolik wählen und um­so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Inhalte verstanden werden. Je gerin­ger die Zielgruppe definiert ist, desto uni­verseller muss die Symbolik sein. Von wel­chem Erfahrungshintergrund kann man bei der Zielgruppe im Zusammenhang mit der übermittelten Information ausgehen? Auch kulturelle Unterschiede spielen mitunter eine Rolle. Ein Hinweis auf ein Restaurant würde zum Beispiel in Asien anders ausse­hen als in Europa. Das Symbol für Geld -7

ABB. 02» unterscheidet sich in verschiede­nen Ländern durch unterschiedliche Wäh­rungszeichen. Bilder sollen aber möglichst aus dem Erfahrungsbereich der Zielgruppe stammen (Schemata berücksichtigen).

3. Grenzen der Darstellung erkennen

Wenn die Botschaft bildlich schwierig zu vermitteln ist, bietet sich eine Bild-/Text­Kombination an. In einer Anleitung kann der Technische Redakteur ein Piktogramm zunächst erläutern, es muss dann nicht mehr bei jedem Auftreten erklärt werden. Grenzen wie zum Beispiel abstrakte Inhalte, verknüpfte und komplexe Aussagen kann er bewusst machen und bei Bedarf erläutern. Symbolische Piktogramme müssen immer erläutert werden, es sei denn, die Zielgruppe kann genügend eingegrenzt werden und der Redakteur kann sicher sein, dass sie das Pik­togramm kennen und deuten kann.

4. Entwerfen und skizzieren

Handskizzen sind am besten geeignet, um Inhalte und Formen zu entwickeln. Der Einsatz des Computers ist in dieser ersten Entwurfsphase eher hinderlich. Wenn man Grafikprogramme nutzt, ist man zu sehr mit den Möglichkeiten der Software beschäftigt, anstatt sich auf den Entwicklungsprozess -7

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CHECKLISTE ZUR PIKTOGRAMM ENTWICKLUNG

-7 Konventionen der Zielgruppe berücksichtigt, zum Beispiel Vorwissen,

Kulturkreis, Schemata?

,.. 1

-7 Hintergründe des Bildverstehens einbezogen, zum Beispiel Figur-Grund-Gliederung?

-7 Gestaltungsregeln eingehalten, zum Beispiel markante, einfache und geschlossene

Elemente, Zusammenwirken mehrerer Objekte?

-7 Vorgaben und Standards berücksichtigt (besonders bei Piktogrammreihen),

zum Beispiel Größe, Form, Farbe, Blickwinkel?

-7 Neu eingeführte symbolische Piktogramme textlich erläutert?

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Normenkommentar zur EN 82079-1

1 Erstellen von Gebrauchsanleitungen

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TECHNISCHE ILLUSTRATION

FÜNF SIND GENUG

Der Usability-Fachmann Jakob Nielsen erklärt, dass fünfTestpersonen für einen Test ausreichen. Das hat damit zu tun, dass zu wenig neue Informationen durch weitere Testpersonen gewonnen werden können, der Aufwand lohnt also kaum. Nielsen argumentiert, dass man alleine mit dem Test einer einzelnen Person fast ein Drittel all jener Informationen erhält, die es über die Nutzerfreundlichkeit zu wissen gibt. Schon beim Test einer zweiten Person ermittelt man viele Informationen erneut und erfährt wenig Neues. Je mehr Probanden Sie haben, desto geringer ist der neue Informationsgehalt, weil Sie viele Dinge immer wieder hören werden. Laut Nielsen haben Sie nach fünfTestpersonen mehr als 83 Prozent aller möglichen Informationen gesammelt. Dieser Wert reicht aus, um ein Piktogramm deutlich zu verbessern.

Vorwort • Einordnung der Norm • Begriffserklä­rungen • Wichtige Prinzi­pien • Rollen und Ver­antwortlichkeiten • Gebrauchsanleitung im Produktlebenszyklus • Vorgaben für die Ge­staltung • Zulieferdo­

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E Normenkommentar / / 7 zu konzentrieren. Der Computer verlangt zur EN a2079.1 "/J E . frstellen von i / zwangsläufig eine exakte Arbeitsweise, was

O Gebrauchsanleitungen" Ji für die Kreativität hinderlich ist.

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5. Reduktion und Generalisierung

Der Technische Redakteur sollte einen ty­pischen Vertreter einer Gruppe von Ob­jekten herausarbeiten. Das beste Ergebnis wird erreicht, indem Probanden aus einem Satz vorgegebener Piktogramme oder de­ren Skizzen das Repräsentativste auswählen. Mit dem Prototyp ist kein konkretes Objekt gemeint, zum Beispiel ein ganz bestimmter Flugzeugtyp, sondern der Oberbegriff al­ler Flugzeugtypen. Dies kann nur durch Re­duktion auf die wenigen Objektelemente er­reicht werden, die allen Typen der Kategorie Flugzeug 7 ABB. 03 entsprechen. Dazu sollte der Redakteur einen Blickwinkel auswählen, der die prägnanten Elemente deutlich zeigt. Auch muss er berücksichtigen, dass das Pik­togramm später skaliert werden kann.

6. Umsetzung vorbereiten

Für die Umsetzung am Computer sollte der Technische Redakteur auf die Hilfe von Pro­fis zurückgreifen. Ein ausgebildeter Grafiker besitzt die nötige Erfahrung und beherrscht

Vorname, Name „„.„„ . . „„ .. „.„. „„„„„.„„„ ! Nur durch Tests 1

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7. Prüfen und überarbeiten

Nur durch Tests mit Probanden lässt sich die Wirkung von Pilctogrammen ermitteln. Pro­fessionelles Usability Testing ist natürlich die sicherste Methode. Aber auch durch Beob­achtung und Befragung eines selbst ausge­suchten kleinen Kreises möglicher Anwen­der lassen sich Schwachstellen aufdecken und die Ergebnisse verbessern. Um die interkul­turellen Aspekte zu berücksichtigen, können zum Beispiel Ländervertretungen des Unter­nehmens in die Tests einbezogen werden. Die gewonnenen Erkenntnisse werden dann um -gesetzt und erneut getestet, bis das Ergebnis dem gestellten Anspruch gerecht wird.

Gute Piktogramme erzielen

Piktogramme können teilweise textliche Informationen ersetzen. Sie geben wichtige Hinweise, können die Orientierung erleich­tern, Nutzer durch Anleitungen navigieren oder vor Gefahren warnen. Mit dem Wissen um die Grundregeln des Bildverstehens und durch Anwenden entsprechender Gestal­tungsregeln können Technische Redakteure Piktogramme entwickeln. In Zusammenar­beit mit Grafikern entstehen professionelle Ergebnisse. Wenn in der Entwicklungspha­se zudem Usability Tests eingeplant werden, dann erhält die Technische Redaktion ver­ständliche Piktogramme, die sich in vielerlei Hinsicht einsetzen lassen. @

ZUM WEITERLESEN

Frei verfügbare Piktogramme der AIGA, die auf Flughäfen

eingesetzt werden: http://www.aiga.org/symbol-signs.

Piktogrammsammlung: http://thenounproject.com/de/

collections.

Alexander, Kerstin (2007): Kompendium der visuellen In ­

formation und Kommunikation. Springer, Heidelberg.

Ballstaedt, Steffen-Peter (1997): Wissensvermittlung- Die

Gestaltung von Lernmaterial. BELTZ, Weinheim.

Bauer, Andreas C. (2006): Piktogramme: eine interkulturelle

Bildersprache? Books an Demand, Norderstedt.

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