Der Zukunft ein Zuhause geben - GLOBAL 2000 · 2013. 5. 29. · Stationen der Hilfe 59 Die...

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Der Zukunft ein Zuhause geben

Das Projekt Tschernobyl-Kinder von GLOBAL 2000

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Der Zukunft ein Zuhause gebenDas Projekt Tschernobyl-Kinder von GLOBAL 2000

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„Mensch sein heißt: Verantwortung fühlen, sich schämen beim Anblick der Not – auch wenn man spürbar keine Mitschuld an ihr hat – und persönlich seinen Stein beitragen in dem Bewusstsein, mitzuwirken am Bau der Welt.“ (Antoine de Saint-Exupéry)

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Inhalt

Vorwort 6

Vergessene Gesichter hinter der Katastrophe 9Die Tschernobyl-Kinder

An einem Samstag im April 37Wie al les begann

Die Menschen hinter dem Projekt Tschernobyl-Kinder 48Dr. Chris toph Ot to, Eva Maria Neuper

Als Helfer unterwegs in der Ukraine 51Notizen aus einer anderen Wel t

Stationen der Hilfe 59Die einze lnen Einrichtungen

Aus Hoffnung wird Leben 73Drei Kinderschicksale

Glückliche Sommertage 81Die Tschernobyl-Kinder in Österreich

Danksagung 84

Kontakt 89

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Vor 20 Jahren explodierte der Reaktor des Atomkraftwerks Tschernobyl. Bis heute leiden die Menschen in der Ukraine unter den

schrecklichen Folgen dieser Katastrophe. Besonders betroffen sind die, die sich am wenigsten selbst helfen können: Kinder, Kranke

und alte Menschen. Doch davon wissen bei uns nur wenige.

Vor zehn Jahren startete GLOBAL 2000 das Hilfsprojekt „Tschernobyl-Kinder“ – mit den Zuschauern der Sendung Help-TV unter-

stützen wir seither dieses Projekt. Hier können wir wirklich konkret helfen und das Leid lindern. Es geht um medizinische Versor-

gung, Medikamente, Ausbildung von Ärzten und auch Erholungsurlaube von krebskranken Kindern. Die Erfolge sind beachtlich

und darüber freue ich mich ganz persönlich. Eine einfache Zahl hat mich sehr beeindruckt und zeigt die Bedeutung dieser Hilfe: Vor

dem Hilfsprojekt lag die Heilungschance für krebskranke Kinder im Spital in Kharkov bei 5 %, heute bei 75 %! Hinter dieser Zahl

stehen Geschichten, Gesichter, Menschen.

Wir müssen helfen – und wir dürfen nicht vergessen!

Atomkraft ist hochriskant. Weltweit werden Atomkraftwerke immer älter, und entfernen sich damit immer weiter vom Stand der

Technik, das Atommüllproblem ist weltweit weiterhin nicht gelöst. Deshalb gilt es, alle Möglichkeiten alternativer Energiegewinnung

zu unterstützen und zu fördern. Tschernobyl und seine Folgen müssen uns ein warnendes Beispiel bleiben!

Barbara StöcklTV-Journalistin

Vorwort

© ORF/Thomas Ramstorfer

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Fast 20 Jahre nach Tschernobyl leiden die Menschen in der Ukraine und in Weißrussland immer noch in für uns unvorstellbarem

Ausmaß an den Folgen der Reaktorkatastrophe. Jedes Mal, wenn mir unser Projektleiter Dr. Christoph Otto von einer Reise vor Ort

berichtet bin ich von dem menschlichen Leid, das besonders die Kleinsten hart trifft, zutiefst berührt. Seit mehr als zehn Jahren hilft

GLOBAL 2000 mit seinem Projekt Tschernobyl-Kinder, ihr Leid zu mindern und ihre Chancen auf Gesundung zu erhöhen.

Trotz der bekannten Schreckensbilder und Risiken strebt die Atomlobby aber derzeit ein Comeback der Atomkraft in Europa an.

Ihr Grund ist leicht zu durchschauen: Der atomare Kraftwerkspark ist stark überaltert, mehr als 70 Prozent der Reaktoren müssten

in den nächsten Jahren vom Netz gehen. Gelingt es den Lobbyisten nicht, in den kommenden Jahren Neubauten und Laufzeit-

verlängerungen durchzusetzen, wird die Atomkraft in spätestens zwei Jahrzehnten Geschichte sein. Klar ist: Heute fallen die Ent-

scheidungen für die Energieversorgung von morgen. Atomkraft deckt weniger als fünf Prozent des weltweiten Energiebedarfs

und könnte alleine durch effizientere Energienutzung ersetzt werden. Die Zeit ist reif für den Atomausstieg und für eine Energie-

wende zu erneuerbaren Energien. Dafür setzt sich GLOBAL 2000 ein. Das Leid der Opfer der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl

sollte der ganzen Welt Mahnung genug sein. Vom Leid der ukrainischen Kinder und unserer Hilfe handelt dieses Buch.

DI Ingmar HöbarthObmann, GLOBAL 2000

Vorwort

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„Jedes Kind ist ein Zeichen der Hoffnung für diese Welt.“(Aus Kamerun)

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Vergessene Gesichter hinter der Katastrophe

Die Tschernobyl-Kinder

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Tanja Vladimirovic im Alter von 4 Wochen, Säuglingsstation Regionalkrankenhaus Lugansk.

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Michail Geraschenko im Alter von 2 Jahren, Kinderkrankenhaus Nr. 16, Kharkov.

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Nina Marenkovich im Alter von 2 Wochen, Geburtsklinik Antratsit.

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Kinder im Kindergarten Nr. 12, Antratsit.

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Nikolai Sarkisan im Alter von 13 Jahren, Waisenhaus Shchetovo.

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Grigoriy Rurikovenkov im Alter von 3 Jahren, Kinderkrankenhaus Lugansk.

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Vladimir Pastuchov im Alter von 13 Jahren, Leukämiestation des Kinderkrankenhauses Nr. 16, Kharkov.

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Lena Junik im Alter von 13 Monaten, Kinderkrankenhaus Nr. 16, Kharkov.

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Oleg Zaran im Alter von 2,5 Jahren, Leukämiestation des Kinderkrankenhauses Nr. 16, Kharkov.

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David Schirova im Alter von 3,5 Jahren, Kinderkrankenhaus Nr. 16, Kharkov.

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Alexander Varganitsch im Alter von 18 Jahren, Leukämiestation des Kinderkrankenhauses Nr. 16, Kharkov.

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Lisa Sosnova im Alter von 11 Jahren, Waisenhaus Shchetovo.

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Volodymyr Morozov im Alter von 13 Jahren, Waisenhaus Shchetovo.

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Julia Lysenko im Alter von 3 Jahren, Kinderkrankenhaus Nr. 16, Kharkov.

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Nikita Gomela im Alter von 6 Monaten, Kinderkrankenhaus Nr. 16, Kharkov.

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Ljubov Kostina im Alter von 12 Jahren, Waisenhaus Shchetovo.

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Oxana Dechkanova im Alter von 7 Jahren, Waisenhaus Shchetovo.

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Roman Socatova im Alter von 16 Jahren, Leukämiestation des Kinderkrankenhauses Nr. 16, Kharkov.

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Artem (li.) und Elena Slobochuk im Alter von 6 Jahren, Waisenhaus Shchetovo.

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Sergey Yakovenko im Alter von 4 Monaten, Kinderkrankenhaus Nr. 16, Kharkov.

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Yevgeny Pilshchikov im Alter von 9 Jahren, Waisenhaus Shchetovo.

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Mascha Budenko (li.) im Alter von 12 Jahren und Nastja Shebuldova im Alter von 14 Jahren, Waisenhaus Shchetovo.

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Elena Slobochuk im Alter von 8 Jahren, Waisenhaus Shchetovo.

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Nikita Gorbunov im Alter von 4 Jahren, Leukämiestation des Kinderkrankenhauses Nr. 16, Kharkov.

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Angela Pusireva im Alter von 1 Jahr, Kinderkrankenhaus Nr. 16, Kharkov.

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Evgenya Petrovic im Alter von 2 Jahren, Waisenhaus Zhytomyr.

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„Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ (Molière)

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An einem Samstag im April

Wie al les begann

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Die Wettervorhersage hatte ein wunderschönes Früh- lingswochenende angekündigt. An diesem Samstagmor-gen strahlt die Sonne nach einem langen Winter kräftig vom Himmel und alle genießen das warme Wetter im Freien. In der Ukraine, nicht anders als im restlichen Euro- pa, spielen Kinder unbeschwert und ausgelassen unter der milden Frühlingssonne, nicht ahnend, dass sie einer un- sichtbaren, aber schädlichen Strahlung ausgesetzt sind. Zur selben Zeit kämpfen nicht weit entfernt bereits Feuerwehrleute und Hilfskräfte verzweifelt gegen eine Katastrophe, auf die sie niemand vorbereitet hat, weil Technokraten und Atom-Lobby nicht wahrhaben wollten, wovor UmweltschützerInnen und kritische Wissenschaf- terInnen seit langem gewarnt hatten: einen außer mensch- liche Kontrolle geratenen Unfall in einem Atomkraftwerk.

An einem FrühlingsmorgenIn den frühen Morgenstunden dieses 26. Aprils 1986 war Block

4 des AKW Tschernobyl in der Nähe von Kiew buchstäblich in

die Luft geflogen. Der Rest ist (Zeit-)Geschichte, an die sich viele

von uns noch gut erinnern können: Erste Meldungen im Radio

über einen unerklärlichen Anstieg der Radioaktivität in Europa,

dann erst Tage später die offizielle Nachricht von der Katastro-

phe; Aufrufe übers Radio, möglichst nicht ins Freie zu gehen,

keine Speisepilze zu essen, Eltern sorgen sich um ihre Kinder,

schwangere Frauen haben Angst um ihre ungeborenen Babys

– ein Szenario wie in einem Katastrophenfilm. Wie wir heute

wissen, war Österreich vergleichsweise wenig vom radioaktiven

Niederschlag betroffen. Die Menschen in der Ukraine hatten

dieses Glück nicht: Verstrahlte Ablagerungen gingen nieder,

Flüsse trugen kontaminiertes Wasser in weite Landesteile, die

Umgebung rund um das Kraftwerk, in der 135.000 Menschen

lebten, wurde zur „Todeszone“. Vor der Strahlung konnte

niemand flüchten, egal ob Kleinkinder, alte Menschen oder

schwangere Frauen: Sie alle atmeten die gefährlichen Radionuk-

lide ein und nahmen sie über die Nahrung auf.

Niemand kennt die furchtbaren FolgenDie Befürworter der Atomenergie in Politik und Wirtschaft welt-

weit fühlten sich nicht verantwortlich für die Katastrophe und

ihre unschuldigen Opfer. Nach einer kurzen Schrecksekunde ging

man in Ost und West wieder zur Tagesordnung über. Die Tat-

sache, dass es unzählige Opfer gab, wurde schnell verdrängt,

von Langzeitfolgen wollte man lieber erst gar nichts wissen. Und

so gerieten die Opfer schnell in Vergessenheit. Kaum jemand

interessierte sich für das Land, das nach dem Auseinanderfallen

der Sowjetunion und einer wirtschaftsliberalen Radikalkur zum

Armenhaus Europas geworden war.

Die Katastrophe überschattet bis heute das Leben der Menschen

in der Ukraine: Ökologische, politische, wirtschaftliche, soziale

und gesundheitliche Probleme prägen den Alltag. Leukämie,

Lymphdrüsenkrebs, Immunschwächen und andere lebensbe-

drohende Krankheiten treffen immer mehr Menschen – und

besonders tragisch – vor allem Kinder.

Bis heute ist nicht genau bekannt, wie viele junge UkrainerInnen

von der Staatsgewalt zum Katastropheneinsatz in der Todeszone

von Tschernobyl gezwungen wurden. Mit Sicherheit waren es

aber hunderttausende Soldaten, StudentInnen und Bergarbei-

ter, die als „Liquidatoren“ eingesetzt wurden. Die meisten der

AufräumarbeiterInnen von damals sind in den darauf folgen-

den Jahren an Krebs erkrankt. Viele sind bereits gestorben und

haben schwer kranke Kinder hinterlassen.

Über die Langzeitwirkung vor allem geringerer Strahlenbelas-

tung gibt es bisher keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Alle

Menschen in der Ukraine, vom Kleinkind bis zum alten Men-

schen, waren dieser ausgesetzt und wurden so unfreiwillig Teil

eines grausigen Feldversuches am lebenden Menschen.

Die ersten furchtbaren Langzeitwirkungen der Verstrahlung

eines ganzen Landes begannen – als die Weltöffentlichkeit das

Thema Tschernobyl längst verdrängt hatte – sich langsam aber

sicher auf schreckliche Art zu entfalten: Anfang der 90er Jahre

stieg die Krebsrate in der Ukraine sprunghaft an, immer mehr

Menschen erkrankten und starben an Schilddrüsenkrebs und vor

allem Kinder an Leukämie.

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Dr. Christoph Otto, Leiter des Projektes Tschernobyl-Kinder, vor dem AKW in Tschernobyl im Jahr 2005.

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Krankenhaus Nr. 16, Kharkov. Das Improvisieren von medizinischen Gebrauchsmitteln steht in den ukrainischen Spitälern auf der Tagesordnung.

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Der Osten des Landes ist besonders schwer betroffen. In der Re-

gion Lugansk stieg die Zahl der Ersterkrankungen von Kindern

und Jugendlichen jährlich um 30%.

Tschernobyl-Aids schwächt beinahe alle KinderDas schlimmste gesundheitliche Problem ist die weite Verbrei-

tung des so genannten „Tschernobyl-Aids“, einer allgemeinen

Immunschwäche. Welche Krankheit die Kinder auch befällt, ihre

Körper können damit kaum fertig werden. Tumore, Erkrankungen

der Atemwege, der Augen, der Muskeln und der Haut und auch

angeborene Anomalien sind stark angestiegen. Die psychischen

Folgen sind gravierend: Die Kinder sind dauernd müde, können

sich nur kurzzeitig konzentrieren, fühlen sich schlecht und sind

unglücklich. „Wie in einem Nebel“, beschrieb ein Kind seinen

Zustand. Die Kinder, die durch Tschernobyl ihre Eltern oder ihre

Gesundheit oder beides verloren hatten, hat es besonders hart

getroffen. Mit der Sowjetunion war auch die Wirtschaft in der

Ukraine zusammengebrochen. Waisenhäuser und Spitäler, die

früher aus den Gewinnen der Staatsbetriebe erhalten worden

waren, standen plötzlich ohne jede Finanzierung da. Es fehlte an

Medikamenten, an Geld zum Heizen, an Essen, einfach an allem!

Was das für kranke Kinder bedeutet, kann man sich gut vorstellen.

Die gesetzlich garantierte kostenlose Krankenfürsorge existierte

in der Ukraine nur noch auf dem Papier. In der Regel mussten

die PatientInnen praktisch alles – von Nadel und Faden bis zu

Narkosemitteln, Medikamenten, Bettzeug und Essen – selbst ins

Krankenhaus mitbringen.

Ein Hilfsprojekt entstehtGLOBAL 2000 hat sich seit seiner Gründung gegen die Nut-

zung der Atomkraft eingesetzt. Als der zehnte Jahrestag der

Katastrophe von Tschernobyl näher rückte, beschlossen wir im

Rahmen unserer Anti-Atom-Arbeit ein Hilfsprojekt für die mitt-

lerweile vergessenen Opfer zu organisieren. Geplant war eine

zeitlich begrenzte Hilfe, die den Ärmsten der Armen unter den

Opfern zugute kommen sollte: den Kindern. Dr. Christoph Otto

von GLOBAL 2000 reiste 1995 in die Ost-Ukraine, um vor Ort

herauszufinden, wo am dringendsten Hilfe benötigt wurde. Auf

seinem Besuchsplan standen Kinderspitäler. Christoph Otto war

darauf vorbereitet, schlimme Zustände vorzufinden. Aber was

er dann in den Kinderspitälern zu sehen bekam, übertraf seine

ärgsten Befürchtungen.

Warten auf medizinische VersorgungDie Ausstattung der Krankenhäuser mit medizinischen Geräten

war katastrophal. Es fehlte an überlebensnotwendigen Inkuba-

toren und Beatmungsgeräten: ein Todesurteil für viele Babys.

Genauso schlimm war die mangelhafte Ausstattung mit diag-

nostischen Apparaten. Die ÄrztInnen konnten oft gar nicht

genau feststellen, welche Krankheit ihre kleinen PatientInnen

hatten und welche Therapie sie benötigten. Die kleinen Mädchen

und Buben in den Kinderkrebsstationen hatten fast keine Chance,

ihre schwere Krankheit zu überleben. Die ÄrztInnen waren hilf-

los: Für eine lebensrettende moderne medizinische Versorgung

fehlte einfach das Geld. Neun von zehn kranken Mädchen und

Buben hätten sterben müssen, obwohl die moderne Medizin

längst soweit gewesen wäre, ihr Leben zu retten! Christoph

Otto war schwer betroffen. Konnte er es einfach mit ansehen

und akzeptieren, dass diese Kinder sterben mussten, weil sich

niemand für die tragischen Folgen der Reaktorkatastrophe ver-

antwortlich fühlte? Die traurigen Augen dieser von der Krank-

heit gezeichneten Kinder ließen ihn nicht mehr los. Nach seiner

Rückkehr nach Wien begann Dr. Otto umgehend mit der Or-

ganisation eines Hilfstransports nach Kharkov. Und obwohl

ursprünglich so geplant, ist es längst nicht bei diesem einen

Transport geblieben. Die Freude der Kinder und die positiven

Auswirkungen der GLOBAL-2000-Hilfe waren so groß, dass wir

auf Dauer helfen wollten. Auch wenn wir keine direkte Mit-

schuld am Leid der Kinder hatten: Der Beschluss, ein Stück

Verantwortung zu übernehmen, war gefällt – und das Projekt

Tschernobyl-Kinder geboren.

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Generation TschernobylGLOBAL 2000 begann, die Öffentlichkeit in Österreich über die

Situation der vergessenen Opfer von Tschernobyl zu informie-

ren. Unser Ziel war es, eine große Zahl von UnterstützerInnen,

SpenderInnen und PartnerInnen für unser Vorhaben zu gewin-

nen. Denn nur so hatten wir eine Chance, die Gesundheit und

die Lebenssituation möglichst vieler Kinder in den besonders

schwer betroffenen Gebieten der Ukraine nachhaltig zu ver-

bessern. Dabei war uns von Anfang an klar, dass wir uns um die

„Generation Tschernobyl“ kümmern wollten, also um möglichst

viele hilfsbedürftige Kinder in den ostukrainischen Spitälern,

unabhängig davon, ob sie in der Ukraine als „offi zielle“ Opfer

der Katastrophe von Tschernobyl galten oder nicht. Wer würde

nur den Kindern in den Spitälern helfen wollen, deren Eltern

nachweislich an den Folgen von Tschernobyl gestorben waren?

Wer wollte nur jenen todkranken Kindern helfen, deren Krank-

heit mit Sicherheit eine Folge der Verstrahlung war?

Dieses Buchstabenkürzel entschlüsselt auf den ersten Bilck den Hintergrund der Krankengeschichte: die atomare Katastrophe von Tschernobyl.

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Geburtsklinik Antratsit. Freude, Angst und Hoffnung.

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Dr. Christoph Otto bei der Vorbereitung eines Hilfstransportes im Jahr 1996.

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Kinder ohne Eltern: Verwaltung statt liebevoller GeborgenheitIndividualität war im ehemals streng verwalteten kommunisti-

schen System verpönt. Sie galt als unsolidarisch und asozial.

Bekamen Kinder in Familien Liebe, Sicherheit und individuelle

Zuneigung, so war eine solche persönliche Behandlung für

Waisenkinder nicht vorgesehen. Stattdessen wurden sie vom

Staat regelrecht verwaltet: Von Geburt an wurden sie von Be-

hörde zu Behörde, vom Säuglingsheim zum Kleinkinderwaisen-

haus bis hin zum Schulinternat weiterverschoben. Wurden sie

krank, brachte man sie in spezielle Heime. Kaum war den Kindern

eine neue Umgebung vertraut geworden, rissen die Behörden

sie auch schon wieder heraus. Diese ständigen Beziehungsab-

brüche behinderten die Kinder massiv in ihrer Entwicklung und

stellten eine extreme seelische Belastung für die kleinen Mäd-

chen und Buben dar. Der Aufbau eines Urvertrauens in die Welt,

von liebevollen Bindungen zu erwachsenen Bezugspersonen, war

dadurch unmöglich. Früher wurden diese Kinder zumindest von

einer Gesellschaft mit stark normierten Verhaltenserwartungen

aufgefangen. Heute jedoch, wo nach dem Zusammenbruch der

alten Gesellschaftsordnung selbst dieser Anker wegfällt, ist das

für Waisenkinder besonders schlimm.

So hilft GLOBAL 2000 den OpfernHumanitäre Hilfe kann selbstverständlich nur einen beschränk-

ten Beitrag zur positiven Entwicklung eines Landes leisten.

GLOBAL 2000 beschloss daher, sich auf eine überschaubare

Anzahl von Hilfsprojekten zu konzentrieren. Nur so war es mög-

lich, wirklich dauerhafte Verbesserungen für die Kinder vor Ort

zu erreichen – und ihnen damit eine faire Zukunftschance zu

bieten. Gerade durch diese Fokussierung auf wenige Projekte

konnten wir wirklich etwas bewegen, denn die positiven Ver-

änderungen durch die Hilfe aus Österreich hatten Beispielwir-

kung auf die ganze Region. Das hat den Menschen selbst dort

Hoffnung gebracht, wo wir nicht helfen konnten und deren

Eigeninitiative zur Selbsthilfe geweckt. Viele andere Hilfsorga-

nisationen, wie z.B. das Bayerische Rote Kreuz, begannen sich

ebenfalls für die Kinder in der Ukraine zu engagieren. Der Stein

der Hilfsbereitschaft und der Verbesserung ist jedenfalls un-

aufhaltsam ins Rollen gekommen. Und das gibt den Menschen

Hoffnung.

Immer wieder sind wir in der Ukraine mit akuten Notsituationen

konfrontiert, wo wir nicht warten können, bis Strukturverbesse-

rungsmaßnahmen gegriffen haben. Kinder, die wir im tiefsten

Winter ohne Schuhe und Winterkleidung antreffen, brauchen

sofort unsere Hilfe. In solchen Fällen organisieren wir immer

wieder Hilfstransporte oder kaufen direkt vor Ort das Nötigste

ein. Seit 1995 sind mehr als 55 solcher Lieferungen im Gesamt-

wert von über 2,6 Millionen € bei den ukrainischen Kindern an-

gekommen.

Oft sind die MitarbeiterInnen des Projektes Tschernobyl-Kinder

bei ihrer Arbeit in der Ukraine mit besonders tragischen Einzel-

schicksalen konfrontiert. Meistens geht es um Leben und Tod,

um sehr schwere Erkrankungen, die in der Ukraine nicht behan-

delt werden können. Wir versuchen dann das Menschenmög-

liche. Und schon oft ist es uns dank Sponsoren und Partnern in

Österreich gelungen, Kinder für lebensrettende Operationen

oder Therapien nach Österreich zu fliegen oder dringend be-

nötigte Medikamente in die Ukraine zu schicken bzw. dort vor

Ort einzukaufen. Bei einem durchschnittlichen Monatsgehalt

von 50 € können sich die meisten Eltern lebensrettende Geräte,

wie Asthmasprays und Inhalatoren, unmöglich leisten. Wir haben

Menschen kennen gelernt, die alles verkauft haben, um ihr Kind

zu retten. Und dennoch sterben immer wieder Kinder, nur weil

es an Geld fehlt!

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Der Reichtum hinter dem LeidOft werden wir gefragt, wie wir es schaffen, dieses Kinderleid

auszuhalten ohne zu verzweifeln – schließlich sind wir seit 10

Jahren ständig damit konfrontiert. Aber es ist nicht nur Leid,

mit dem wir täglich zu tun haben, da sind auch die Erfolge, die

wir verbuchen können. Es ist berührend und fast beschämend,

mit welcher Dankbarkeit und Zuneigung uns die Kinder trotz

ihres schweren Schicksals bei unseren Besuchen empfangen.

Das Lächeln auf den Gesichtern „unserer“ Kinder ist ein Lohn,

der nicht mit materiellen Gütern aufzuwiegen ist. Und da ist

auch nicht nur Leid im Leben dieser Kinder. Künstlerische Bega-

bungen werden in den ukrainischen Waisenhäusern traditionell

stark gefördert. Dort wo Playstations, Gameboys, Computer-

spiele und Fernseher noch nicht um sich gegriffen haben, wird

mit großem Spaß eine blühende Vielfalt künstlerischer Bega-

bungen ausgelebt: Die Kinder zeichnen und malen, tanzen bis

hin zur Akrobatik, singen und führen Stücke auf; und das alles

mit bemerkenswertem persönlichen Einsatz. Jedes Mal, wenn

GLOBAL 2000 auf Besuch kommt, bestehen die Kinder darauf,

neue Stücke einzustudieren und den Gästen vorzuführen, und

es ist dabei keine Spur von erzwungener Routine zu bemerken.

Projektleiter Dr. Christoph Otto von GLOBAL 2000: „Auf mich

hat das immer den Eindruck großen Reichtums gemacht.“

Schritte in eine bessere ZukunftDie jahrelange Zusammenarbeit mit den pädagogischen Institu-

tionen in der Ukraine hat vieles in Bewegung gebracht. Durch

unsere Projekte kam es zu einem intensiven Austausch zwischen

ErzieherInnen und ÄrztInnen in der Ukraine und in Österreich.

Der direkte Kontakt mit modernen pädagogischen Methoden

im Westen hat auf unsere ukrainischen PartnerInnen großen

Eindruck gemacht. Vieles wollen sie nachahmen, um ihren Kin-

dern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Gleichzeitig wollen

sie aber das Bereichernde und Besondere, das die ukrainische

Erziehung ausmacht – vor allem die soziale und künstlerische

Komponente – so weit wie möglich in die neue Zeit mitnehmen.

Wir hoffen, dass ihnen das gelingen wird, denn wir HelferInnen

aus dem hoch individualisierten Westen können von unseren

ukrainischen PartnerInnen ebenso viel lernen wie sie von uns.

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Besuch von GLOBAL 2000 und dem Stadtrat aus Wallern, Erwin Huber, in der Ukraine. Dankbare und lachende Kinder, 2005.

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Dr. Christoph OttoGLOBAL 2000, Projektleiter

Dr. Christoph Otto wurde 1951 in Bad Liebenzell in der Bundesrepublik Deutschland geboren. Er studierte Päd-agogik und Soziologie an der Universität Wien und war von 1983 bis 1995 Direktor eines Kinderheims in Wien. Seit dem Jahr 1996 leitet er für GLOBAL 2000 das Projekt Tschernobyl-Kinder.

Die Menschen hinte r dem Projekt Tschernobyl-Kinder

„Global gesehen ist das Projekt Tschernobyl-Kinder sicher ein Tropfen auf den heißen Stein, aber das entbindet uns nicht von der Verpf lichtung, da zu handeln, wo wir persönlich davon betroffen sind. Es war immer ein Prinzip von mir: Die Dinge, die zu mir kommen, für die fühle ich mich erstmal verantwortlich und versuche zumindest das Beste, um etwas zum Besseren zu wenden. Wenn ich es nicht kann – in Ordnung – das kann passieren. Aber wenn man es versucht, gelingt es eigentlich in erstaunlich hohem Maße.“

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Die Menschen hinte r dem Projekt Tschernobyl-Kinder

„Ich erkenne immer wieder, dass Dinge, die wir als selbstverständlich erachten, in der Ukraine als reiner Luxus gelten. Auch wenn unsere Arbeit oberf lächlich betrachtet hauptsächlich aus Organisation – E-Mailverkehr, Meetings, Telefonaten und Ähnlichem – besteht, so verwandelt sich diese Tätigkeit in etwas weitaus Größeres, sobald mir ein Kind seine Hand gibt, das nur durch unsere Hilfe überlebt hat.“

Eva Maria NeuperGLOBAL 2000, Projektassistenz

Eva Maria Neuper wurde 1967 in Graz geboren. Sie ist freischaffende bildende Künstlerin. Seit 1991 Teilnahme an internationalen Ausstellungen, u.a. in New York, London, Moskau, Kairo und Berlin. Bei GLOBAL 2000 engagiert sie sich als Projektassistentin für die Tschernobyl-Kinder seit 1996.

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„Alles Gute auf der Welt geschieht nur, wenn einer mehr tut, als er tun muss.“ (Hermann Gmeiner)

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Als Helfer unterwegs in der Ukraine

Notizen aus einer anderen Welt.Von Dr. Christoph Ot to

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Lugansk, Dienstag, 24. Februar 1998

Um 10 Uhr fahren wir mit einem ziemlich alten Kleinbus zu dem Waiseninternat nach Shchetovo.

Öffentliche Verbindungen in dieses Dorf gibt es keine. Vorher kaufen wir im örtlichen Geschäft

noch Lebensmittel für 300 US-Dollar ein: Säcke mit Basisnahrung (z.B. Reis), Würste, Süßig-

keiten. Es hat nicht alles Platz im Bus. Der Fahrer muss später noch einmal wiederkommen.

Das Dorf ist desolat. Die ehemalige Milchfabrik ist geschlossen, die Schule ist eingestürzt.

Im ganzen Dorf gibt es keine Wasserversorgung. Die Menschen holen Wasser von einem Brunnen,

der ca. 1 km vom Waisenhaus entfernt ist, mit einem Schlitten oder einem Handwagen. Die ganze

Region ist seit Tschernobyl von 20-facher Radioaktivität über dem Normalwert belastet. Auch

hier sind Menschen an Speisepilzen, die nach der Katastrophe 1986 verseucht waren, gestorben.

Vor der Küche des Waisenhauses begrüßt uns die Direktorin. Sie zeigt uns zuerst das Schul-

gebäude. Die ehemalige Turnhalle ist eine Ruine, die Decke nach einem Brand eingestürzt.

Anatolij Nikolajewitsch – ein junger Mann, ganz verdreckt, Hände schwarz, gehbehindert –

kommt mit einem Brecheisen und öffnet die Tür zur Toilette, die als letzte funktioniert hat.

Ein unbeschreiblicher Anblick.

Zumindest die Klassenzimmer sind so freundlich wie möglich gehalten. Hier, wie überall im Haus,

Fototapeten mit Palmenstrand oder Gebirgsidylle – Träume von nie erreichbaren Weltgegenden.

Kinder mit den verschiedensten Voraussetzungen besuchen eine Klasse. Verhaltensauffällige

neben Verlassenen, Debile neben Normalintelligenten, aber welches Kind kann sich unter diesen

Umständen normal entwickeln? Wir sehen 14-jährige in der Gestalt von Neunjährigen. Was gilt

hier überhaupt als normal?

Das Mittagessen ist bescheiden, aber reichlich. Später erfahren wir, dass es aus Anlass

unseres Besuches aus den letzten Resten der Vorräte gekocht wurde, dass die Kinder sogar kein

Frühstück bekommen haben. In der Vorratskammer sehe ich nur noch fünf Rote Rüben.

Unsere Einkäufe helfen dem Waisenhaus nun zumindest einen Monat weiter. Den Erwachsenen ist

es verboten, an den Mahlzeiten der Kinder teilzunehmen. Sie müssen ihr Essen von zu Hause

mitbringen – haben aber seit vielen Monaten kein Gehalt bekommen. Wie das funktioniert, ist

trotz vieler Gespräche nicht konkret zu erfahren. Jeder bewahrt soviel Würde wie möglich.

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Fahrt von Lugansk nach Kharkov, Mittwoch, 25. Februar 1998

Der Kleinbus ist ein Alptraum. Die Heizung ist kaputt und nicht nur sie. Im Wagen zieht es

wie in einem Vogelhaus. Wir haben insgesamt drei Pannenstopps und einmal muss der Fahrer aus

Kanistern Benzin nachfüllen. Draußen hat es etwa minus 10 Grad, es schneit und ist glatt. Wir

frieren, trotz unserer dicken Kleidung kühlen unsere Körper sukzessive ab. Für die 320 km-

lange Strecke benötigt das Wrack etwa sieben lange Stunden bis nach Kharkov! Unterwegs

kommen wir an einer Straßenkreuzung zu einer Art Markt. Alles ist zu haben – Fanta, Cola,

Mars, Marlboro usw., aber wer von den Normalbürgern kann das bezahlen? Neben einer Thermos-

kanne steht eine Dose Nescafé, hier versucht jemand als Cafetier sein Glück. Ein Mann klopft

an unsere Scheibe, hat in der offenen Hand einen Ring, den er uns verkaufen will. Die Not ist

so gravierend, dass einfach alles zu Geld gemacht werden muss, um zu überleben. Ein Mann und

eine Frau versuchen, uns als Mitfahrgelegenheit zu gewinnen. Sie finden wenig später einen

LKW, der sie mitnimmt.

Kharkov, Freitag, 27. Februar 1998

Die Situation im Kinderkrankenhaus Nr. 10 ist besser als vor drei Jahren, aber immer noch

erbärmlich. 50 weggelegte kranke Babys sind hier zusätzlich zu 120 kranken Kindern unterge-

bracht. Positiv fällt uns auf, dass die Babys nicht mehr wie früher wie Mumien eingewickelt

im Bettchen liegen, sondern frei darin herumkrabbeln können. Aber es gibt viel zu wenig

Personal. Die Babys bekommen nicht genug Zuwendung und Aufmerksamkeit. Sie werden dadurch

in ihrer Entwicklung zurückbleiben, ganz zu schweigen von den seelischen Auswirkungen.

Die ÄrztInnen sind zwar liebevoll bemüht, aber die Aufgabe ist einfach nicht zu bewältigen.

Manche Babys reagieren mit Weinen auf unsere fremden Gesichter, manche sind wie gebannt.

Ich traue mich nicht, mit einem von ihnen intensiveren Kontakt aufzunehmen, denn danach ist

wieder alles aus! Ich will keine falsche Hoffnung erzeugen. Beate ist weniger zurückhaltend.

Sie nimmt ein Baby in die Hand und schäkert mit ihm. Es ist außer sich vor Freude!

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Antratsit, Mittwoch, 23. September 1998

10 Uhr Frühstück. Für mich geht es heute darum, unser Waisenhaus in Shchetovo zu besichtigen

und die neue Leiterin kennenzulernen. Vor der Abfahrt kaufe ich noch Geschenke für die Kinder

ein. Auch hier in diesem Laden ist das Angebot schlechter als noch vor drei Monaten. Es gibt z.B.

keine Wurst mehr und außer Brot sieht man fast nur noch Konserven, Flaschen und Tetra-Paks.

Ich entscheide mich für Schokolade und Fruchtsäfte.

In Shchetovo dann eine große Überraschung – man spürt es sofort – es ist alles anders,

freundlicher, ja fröhlicher. Das ganze Gelände ist aufgeräumt, alle Schuttberge sind weg,

ein verfallenes Haus ist abgetragen, an der Außenfassade des Waisenhauses wurden Malerarbeiten

durchgeführt. Schon der erste Eindruck beweist, dass der Bürgermeister meine Empfehlungen

für die Nachbesetzung des DirektorInnenpostens Ernst genommen hat. Und der weitere Rundgang

zeigt, was für eine gute Wahl Ludmilla darstellt. Was sie in den kurzen drei Monaten ihrer

Amtszeit auf die Beine gestellt hat, ist einfach unglaublich. Überall wird renoviert und

ausgemalt. In den fertigen Räumen, den Schulzimmern, den Gängen – überall Blumen und Pflanzen.

Die Kinder tragen die bunte Kleidung, die wir ihnen geschickt haben. Die Erwachsenen sind

kaum wiederzuerkennen: Ihre Augen lachen, sie sind voller Optimismus – sie tragen einen ganz

neuen Stolz in ihrer Seele. Kein Wunder, haben sie doch gemeinsam mit ihrer neuen Leiterin

den ganzen Sommer über unentgeltlich an der Wiederherstellung einer kindgerechten Lebensum-

gebung gearbeitet.

Und es ist wirklich fließendes Wasser im Haus!! Es war der Ehrgeiz des Bürgermeisters, dies

bis zu meiner Ankunft zu schaffen.

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Kharkov, Montag, 28. September 1998

Herr Mischenko fährt uns zum Flughafen. Dort herrscht gähnende Leere. Wie auch in anderen

großen Städten ist der Flugverkehr dramatisch geschrumpft. Unser Direktflug nach Wien ist

der einzige Flug in den Westen. Dann eine Überraschung: Es gibt jetzt einen Bus zum Flugzeug!

Beim letzten Mal musste ich noch samt Gepäck zu Fuß über das Rollfeld. Es sind nur wenige

Passagiere nach Wien, vielleicht ein Dutzend. Wir können uns hinsetzen, wo wir wollen. Die

Chefstewardess fragt uns, wie es in Kharkov aussieht – sie selbst darf nicht aussteigen –

und was wir dort zu tun hatten.

Europäische Zeitungen bekommen wir an Bord en masse. Wir erfahren zum ersten Mal seit einer

Woche, was im Rest der Welt los ist: SPD-Sieg bei den deutschen Wahlen, Abwahl von Meciar in

der Slowakei, Reaktionen auf die Clinton-Einvernahme, der Tod der Olympiasiegerin Florence

Griffith-Joyner etc. – Nachrichten aus einer anderen Welt, die hier in der Ukraine für die

Menschen keine Bedeutung haben. Schon während der Woche konnte uns niemand – trotz häufiger

Nachfrage – zu keinem Zeitpunkt irgendeine Nachricht von der Außenwelt mitteilen ...

Ich lasse das Erlebte Revue passieren. Es war eine sehr erfolgreiche Woche. Das Waisenhaus

in Shchetovo ist nun eindeutig auf einem guten neuen Weg, die Leukämiestation in Kharkov hat

jetzt hygienisch absolut westlichen Standard, die Überlebensrate bei den Kindern müsste jetzt

eigentlich weiter steigen. Nach zweieinhalb Stunden Flug, nach einer Woche strahlend blauem

Himmel und Sonne empfängt uns Wien mit strömendem Regen. Aber es ist schön, wieder hier zu

sein.

Kremmenaja, Freitag, 25. September 1998

Nach dem ersten Gespräch im Büro des Bezirksvorstehers werden wir abends zu einem Sanatorium

mitten im Wald geleitet, wo wir übernachten werden. Kreuz und quer gelangen wir im Dunkeln

schließlich zum Eingang unseres Hauses. Die Zimmer liegen im fünften Stock. Schwerste

Schlepperei ist angesagt. Die Zimmer sind spartanisch, Dusche und Klo unbeschreiblich, aber

hier bringt das Keinen aus der Ruhe, das ist inzwischen normal. Lediglich Julia Vitalievna

bringt ihr Bedauern zum Ausdruck, dass sie uns nichts Besseres anbieten kann. Aber mich regt

dieser Standard sowieso nicht mehr auf, in öffentlichen Bereichen ist das absolut üblich.

Immerhin kann man eine Tür hinter sich zumachen – was keineswegs überall selbstverständlich

ist. Und schließlich habe ich alles Notwendige immer bei mir: Klopapier, Seife, Handtuch,

Waschlappen. Zu unserer Sicherheit wird ein Polizist im Zimmer direkt neben uns einquartiert.

Für manche Menschen in extremer Not sind Gäste aus dem reichen Westen eine – wenn auch

kriminelle – Gelegenheit zum Überleben. Ich kann es angesichts der allgemeinen Notlage

verstehen und bin dankbar für diesen Schutz.

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Kharkov, Montag, 28. September 1998

Bei jeder Einreise in die Ukraine ist die Prozedur neu. Diesmal gibt es keine Einreise-

formulare mehr im Flugzeug. Die obligatorische Krankenversicherung ist plötzlich kostenlos.

Dafür aber langwierige Diskussionen mit dem Zoll am Flughafen, weil Helmut nur 300 Dollar

dabei hat. Sie wollen ihn nicht einreisen lassen, weil das zu wenig sei. Ich mache geltend,

dass er mein Kollege ist und ich genügend Geld für uns beide mit habe und sie lassen ihn

gehen. Jetzt, wo die Beamten wissen, dass ich Geld habe, ist aber ihr Interesse an mir ge-

stiegen. Vielleicht kann man ja was rausschlagen? Wohin ich will und wer mich eingeladen hat,

wollen sie wissen. Ich kenne diese Diskussionen schon und mittlerweile machen sie mir irgendwie

fast schon Spaß, denn es ist wie ein Spiel. Ich zeige meine ukrainische Visitenkarte, die

beweist, dass ich nicht für eine Firma, sondern in humanitären Angelegenheiten unterwegs bin,

was sie betrübt zur Kenntnis nehmen. Aber erst als ich ihnen die Visitenkarte des Lugansker

Gouverneurs zeige und behaupte, dass ich dessen Gast sei, was nicht ganz der Wahrheit ent-

spricht, geben sie ihren Widerstand auf und ich verlasse als letzter Passagier die Ankunfts-

halle.

Wowa, der Fahrer des Internats Shchetovo, holt uns ab und bringt uns in 4 1/2 Stunden nach

Antratsit in das Gästehaus einer privaten Firma, wo uns Svetlana und Ludmilla Shchegrycovych

und Tatjana Snegurskaya erwarten. Julia Kipko, meine Vertrauensperson und GLOBAL-2000-Projekt-

partnerin in dieser Region ist leider krank. Es folgen ein Abendessen und freundliche Will-

kommensgespräche.

Im Gästehaus ist es sehr kalt, denn die Heizwerke laufen nur auf Notbetrieb. Wasser gibt es

auch keines, nur ab und zu kommt aus den Armaturen eine rotbraune Brühe, die wir allenfalls

für die Klospülung benutzen können. Waschwasser wird uns täglich in Eimern (vermutlich aus

einem Brunnen) ins Bad gestellt. Aber das kann unserer guten Stimmung keinen Abbruch tun und

die überwältigende Gastfreundschaft wiegt alles wieder auf.

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Antratsit, Mittwoch, 7. März 2002

Treffen mit Valerij Olegovich Sokolov, dem Vorsitzenden der Liquidatorenorganisation Antratsit.

14 kranke Kinder von ehemaligen Liquidatoren wollen wir heuer erstmals im Sommer zur Erholung

nach Österreich einladen. Herr Sokolov ist anfangs so aufgeregt, dass er kaum sprechen kann.

Es ist das erste Mal, dass seine Liquidatoren Hilfe aus dem Ausland bekommen. Vom eigenen

Staat fühlen sie sich im Stich gelassen. Sokolov erzählt mir, dass ihnen seit 1. Jänner der

kostenlose Medikamentenbezug gestrichen wurde und seither sind die teuren Medikamente für

sie praktisch unleistbar. In der ukrainischen Öffentlichkeit ist das Thema Liquidatoren

weitgehend vom Tisch, weil ein großer Teil der Betroffenen schon gestorben ist.

Herr Sokolov überreicht mir eine perfekt vorbereitete Liste der 14 Kinder, die nach Österreich

kommen sollen, inklusive ihres jeweiligen Status als Liquidatorenkinder oder Evakuierte aus

der verstrahlten Todeszone, der genauen Nummer ihres Behindertenausweises und ihrer aktuellen

medizinischen Untersuchungsnummer. Für jedes Kind erhalte ich eine detaillierte Krankenge-

schichte, unterzeichnet vom Chefarzt der Stadt. Ich bin beeindruckt, wie professionell alles

vorbereitet ist.

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„Nach »lieben« ist »helfen« das schönste Zeitwort der Welt.“ (Bertha von Suttner)

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Stationen der Hilfe

Die einzelnen Einrichtungen

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Kharkov – Leukämiestation des Kinderkrankenhauses Nr. 16In der ostukrainischen Millionenstadt unweit der Grenze zu

Russland begann GLOBAL 2000 im Jahr 1995 mit seinem ersten

Hilfsprojekt für die Tschernobyl-Kinder. Nach der Katastrophe

in Tschernobyl waren 2500 Familien aus Pripjat, der total ver-

seuchten Stadt wenige Kilometer vom Atomkraftwerk entfernt,

hierher nach Kharkov evakuiert worden. Die ehemalige Indust-

riestadt war aber noch in einem größeren Maße unmittelbar

von Tschernobyl und dessen Folgen betroffen: Von hier wur-

den unverhältnismäßig viele der schätzungsweise 600.000 bis

800.000 Menschen als „LiquidatorInnen“ zum Katastrophen-

einsatz und zu Aufräumarbeiten in das zerstörte AKW abkom-

mandiert – ohne ausreichende Schutzanzüge und ohne Wissen

um das Ausmaß der gefährlichen Strahlung.

Was ExpertInnen vorausgesagt hatten, traf einige Jahre nach

der Reaktorkatastrophe leider tatsächlich ein: Die Zahl der Kin-

der, die an Leukämie oder Schilddrüsenkrebs erkrankten, stieg

sprunghaft an. Die Leukämiestation im Kinderkrankenhaus Nr.

16 mit ihren 60 Betten war die einzige Anlaufstelle für diese

krebskranken Kinder, und sie war in einem unvorstellbar mise-

rablen Zustand. Als Dr. Christoph Otto, heute Leiter des Pro-

jektes Tschernobyl-Kinder, 1995 zum ersten Mal hierher kam,

war er sehr betroffen von den schrecklichen Bedingungen, unter

denen die kleinen PatientInnen gegen ihre schwere Krankheit

kämpften.

Die hygienischen Zustände waren so schlecht, dass die von der

Chemotherapie geschwächten Kinder nicht nur an Krebs, son-

dern auch an vermeidbaren schweren Infektionen starben. Oft

mussten Krebstherapien aus Geldmangel einfach abgebrochen

werden. Es fehlte einfach an allem. Da auch das Narkosemittel

immer wieder ausging, wurde den leukämiekranken Kindern

Krankenzimmer der Leukämiestation des Kinderkrankenhauses Nr. 16, Kharkov.

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ohne Betäubung unter unvorstellbaren Schmerzen Knochen-

mark entnommen! Die kleinen Mädchen und Buben hatten fast

keine Chance, ihre schwere Krankheit zu überleben.

Nach seiner Rückkehr nach Österreich informierte Dr. Christoph

Otto bei einem Auftritt in Help-TV die österreichische Öffent-

lichkeit und bat um Spenden für die Tschernobyl-Kinder. Das

Projekt kam ins Rollen und GLOBAL 2000 konnte schon bald mit

dem kompletten Umbau und der Ausstattung der Krebsstation

nach modernen medizinischen Standards beginnen. ÄrztInnen

und Ärzte aus Kharkov wurden auf Einladung der Gigax-Stif-

tung zur Fortbildung ins St. Anna Kinderspital nach Wien ein-

geladen, um sie an den neuen, lebenswichtigen medizinischen

Geräten zu schulen.

Heute wissen wir: Das Projekt Tschernobyl-Kinder hat an der

Kinderkrebsstation von Kharkov wahre Wunder gewirkt: Die

Heilungsrate der Kinder ist von nur 5 % auf 75 % gestiegen.

Diese trockenen Zahlen stehen für unzählige Kinder, deren Le-

ben seither gerettet werden konnte und die dank moderner

medizinischer Behandlung, die durch unsere UnterstützerInnen

ermöglicht wurde, geheilt wurden.

Viele Kinder, die nach einer erfolgreichen Therapie wieder ge-

sund geworden sind, kommen jeden Sommer zu einem unver-

gesslichen Erholungsurlaub nach Österreich – zum Beispiel in

die Gemeinden Ybbs a.D., St. Martin a.Y. und Nöchling a.O.

Die Station von Kharkov ist heute die erfolgreichste unter den

sieben ukrainischen Kinderkrebszentren. Die Auswirkungen von

Tschernobyl sind aber noch lange nicht ausgestanden, denn im

Jahr 2004 sind die Neuerkrankungen an Leukämie erneut um

100 % gestiegen. Und niemand kann heute mit Sicherheit sa-

gen, wie lange die Folgen der atomaren Verstrahlung auf diese

schreckliche Weise weiterwirken werden.

Warten auf Hilfe. Leukämiestation des Kinderkrankenhauses Nr. 16, Kharkov. Blutanalyse im Labor.

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Waisenhaus ShchetovoUnsere Hilfe für die Kinderkrebsstation in Kharkov hatte sich

schnell herumgesprochen. 1996 erreichte uns der Hilferuf von

Frau Dr. Julia V. Kipko, der Präsidentin des Lugansker Gebiets-

komitees „Pädagogen für Frieden und gegenseitige Verständi-

gung“ für ein notleidendes Waisenhaus in Shchetovo. Als wir

zum ersten Mal in dieses Dorf kamen, das im Nirgendwo ohne

öffentliche Verkehrsanbindung lag, waren die Kinder durch-

gefroren und abgemagert. Die bloßen Zehen lugten aus ihren

abgetragenen, kaputten Schuhen heraus und die Kinder hatten

nicht genügend zum Anziehen.

Das Waisenhaus, in dem an die 200 Kinder untergebracht waren,

war völlig desolat. Die Kinder litten an Läusen und Krätze und es

gab keine sanitären Anlagen. Das Wasser zum Kochen, Trinken

und Waschen wurde täglich mit einem alten Traktor von einer

kilometerweit entfernten Entnahmestelle geholt. Wenn das mu-

seumsreife Gefährt wieder einmal kaputt war, gab es einfach

kein Wasser. Einen Arzt bei Notfällen zu rufen, war nicht mög-

lich, das Waisenhaus hatte keinen Telefonanschluss und – vom

Traktor abgesehen – auch kein Fahrzeug. GLOBAL 2000 konnte

nicht sofort helfen, denn zu diesem Zeitpunkt investierten wir

gerade alle verfügbaren Geldmittel in den gut voranschreitenden

Umbau der Krebsstation in Kharkov. Und dieser war ebenso

wichtig und konnte keinesfalls gestoppt werden. Uns einfach

umzudrehen und das Gesehene zu vergessen, war aber genauso

wenig möglich.

Entlausung der Waisenkinder in Shchetovo, im Jahr 1996. Schlafsaal des Waisenhauses.

Freude über jedes Spielzeug aus Österreich.

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Wir taten also, was in unserer Macht stand und organisierten als

Erstmaßnahme zumindest Hilfstransporte mit Kleidung, Medi-

kamenten und Nahrungsmitteln. Schließlich gelang es uns, das

Bayerische Rote Kreuz als Partner zu gewinnen, und so konnte

in Rekordzeit ein Zubau zum Waisenhaus mit Küche, Speisesaal

und modernen Duschen und Toiletteanlagen errichtet werden.

Seit wir dem Heim, dank unserer SpenderInnen einen PKW und

durch Dr. Marko Prypchan einen Kleinbus für 25 Personen über-

geben konnten, sind die BetreuerInnen und Kinder nicht mehr

völlig von der Umwelt abgeschnitten: Arztbesuche, Besorgungen

und Ausflüge wurden damit endlich möglich.

Mittlerweile ist das unbeschwerte Kinderlachen nach Shchetovo

zurückgekehrt und bei unseren Besuchen ist an den fröhlichen

Gesichtern der Kinder abzulesen, dass wir für sie so etwas wie

Familienmitglieder geworden sind. Unser Kontakt und die Un-

terstützung dieses Hauses und seiner kleinen BewohnerInnen

durch GLOBAL 2000 ist bis heute nicht abgebrochen. Im Laufe

der Jahre haben wir zahlreiche Hilfstransporte zu den Kindern in

Shchetovo geschickt und was vielleicht am wichtigsten ist: Die

Buben und Mädchen haben wieder Lebensfreude und Hoffnung

und außerdem neue Freunde und Freundinnen in Österreich

gefunden, denn seit vielen Jahren kommen jeden Sommer

an die 40 Kinder aus dem Waisenhaus in die österreichischen

Gemeinden Neusiedl a.S., Wallern i.B. und Mühlbach a.H. auf

Erholungsurlaub.

Die Ankunft von Christoph Otto im neuen Speisesaal des Waisenhauses wird gefeiert.

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Lugansk – Werkstättenzentrum für behinderte WaisenkinderSeit Tschernobyl erhöht sich die Anzahl der Babys mit geistigen

Behinderungen alle 3 Jahre um ca. 38 %. Die ukrainische Gesell-

schaft weiß mit diesen Kindern aber nicht umzugehen. Anstatt

sie von klein auf zu fördern, werden diese Mädchen und Buben

in psychiatrische Kliniken abgeschoben und mit Medikamenten

zwangstherapiert. Behinderte Kinder werden als minderwertig

betrachtet anstatt als das, was sie wirklich sind: genauso wertvoll

und liebenswert wie alle anderen Kinder auch. Das Einzige, das

sie von „nichtbehinderten“ unterscheidet ist, dass sie besondere

Voraussetzungen mitbringen, für die wir Erwachsene besondere

Bedingungen schaffen müssen. Und zwar nicht abseits, sondern

mitten in der Gesellschaft!

Viele behinderte Kinder sind infolge von Tschernobyl auch noch

Waisen oder Halbwaisen und zählen damit zu den absoluten

Verlierern in der ukrainischen Gesellschaft.

Vorerst fühlten wir uns angesichts des ungerechten Schicksals

dieser Kinder machtlos. Hier konnten wir nicht mit Sach- oder

Geldspenden helfen. Etwas Größeres musste her. Unser Plan war

es, ein in der Ukraine noch nie da gewesenes Modellprojekt auf

die Beine zu stellen:

Ein modernes Wohn- und Werkstättenhaus mit medizinischen

Behandlungsräumen wurde eingerichtet. Hier bekommen be-

hinderte Kinder und Jugendliche gleichzeitig ein liebevolles Zu-

hause, optimale Betreuung und eine intensive Förderung ihrer

Fähigkeiten. Denn jeder Mensch kann irgendetwas besonders

gut. Das gilt genauso, oft sogar besonders, für behinderte Kin-

der. Im Ausgleich zu ihrer Behinderung sind manche beispiels-

weise besonders musikalisch, haben großes handwerkliches

Talent oder stellen sich als hochbegabt im Umgang mit Com-

putern heraus. Werden diese Fähigkeiten nicht gefördert und

die Kinder sich selbst oder der Psychiatrie überlassen, werden

sie zu hilflosen und ausgestoßenen Jugendlichen und Erwach-

senen.

Mit diesem Modellprojekt wollten wir der ukrainischen Regie-

rung und der Bevölkerung zeigen, wie sie ihre behinderten

Kinder integrieren und fördern können, damit diese eine Chance

Behindertenzentrum in Lugansk vor dem Umbau. Behindertenzentrum in Lugansk nach dem Umbau.

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haben, zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft zu werden.

Zuerst war völlig fraglich, wie wir die Mittel für dieses an-

spruchsvolle Projekt aufbringen sollten. Aber wir haben es ge-

schafft: In dem pensionierten Mediziner Dr. Marko Prypchan

fanden wir einen großherzigen und großzügigen Unterstützer.

Der heute 93-jährige gebürtige Ukrainer, der vor mehr als 70

Jahren in Österreich eine zweite Heimat gefunden, seine ur-

sprüngliche aber nie vergessen hat, legte die finanzielle Basis

für dieses Projekt. Unzählige SpenderInnen folgten unserem

Aufruf, sich an der Finanzierung der Einrichtung des Heimes zu

beteiligen und schließlich unterstützte uns auch die Lebenshilfe

Steiermark, die wesentlich bei der Konzeptentwicklung mithalf

und die zukünftigen BetreuerInnen in moderner Behinderten-

pädagogik schulte. Weiters ist uns gelungen, dass die Lugansker

Regionalregierung etwa die Hälfte der Einrichtungskosten selbst

getragen hat.

Seit November 2004 ist dieses Haus, mitten in der Stadt Lugansk

und nicht irgendwo unbemerkt am Rande, Heimat und Lehr-

werkstätte für über 20 behinderte Waisenkinder, die damit eine

echte Chance auf eine gute Zukunft bekommen haben. Betreu-

erInnen leben zusammen mit den behinderten Jugendlichen

und unterstützen sie dabei, in verschiedenen Werkstätten ihre

Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Die Jugendlichen

erhalten ein lebenspraktisches Training als Vorbereitung zur

selbstständigen Lebensgestaltung – damit sie ihren Platz mitten

in der Gesellschaft einnehmen können.

Ein altes Zahnbehandlungszimmer. Das neue Zahnbehandlungszimmer des Behindertenzentrums in Lugansk.

Schneidereiwerkstätte des Zentrums.

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Küche im Waisenhaus Krasny Lutsh. Hier wird das Geschirr von 200 Kindern gewaschen.

Waisenhaus Krasny LutshDie BetreuerInnen, die sich um die 200 Kinder kümmern, sind

pädagogisch sehr engagiert. Aber die Bedingungen, unter denen

sie den Kindern ein gutes Zuhause geben wollen, sind hart:

Das Waisenhaus in der 150.000-Einwohnerstadt ist völlig her-

untergekommen. Es gibt kaum Einrichtungsgegenstände und

die sanitären Anlagen stammen aus den frühen Jahren der

Sowjetunion und funktionieren kaum. Bisher fehlten uns leider

die finanziellen Möglichkeiten, hier nachhaltige Strukturverbes-

serungen durchzuführen, die Lebensbedingungen der Kinder

konnten wir aber schon um einiges verbessern, indem wir in re-

gelmäßigen Abständen Notfallhilfe nach Krasny Lutsh bringen.

Christoph Otto: „Die Kinder müssen ja trotzdem jetzt dort leben

und man kann doch nicht warten, bis sich die Wirtschaft in 10

oder 20 Jahren erholt haben wird.“

Anfang 2006 konnten wir den ersten Hilfstransport mit Klei-

dung, Spielzeug und Decken zu den Waisenkindern schicken. Die

Marktgemeinde Loosdorf engagiert sich besonders für dieses

Waisenhaus.

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Rehabilitationsinternat NovoaidarAuch in diesem Internat leben etwa 200 Kinder unter nicht viel

besseren Umständen als in Krasny Lutsh. Kranke Kinder aus

dem ganzen Bundesland werden hierher geschickt, um ihnen

neben dem Unterricht die für sie notwendige Behandlung zu

ermöglichen, bloß: Die hier arbeitenden ÄrztInnen können ihre

Aufgabe nicht erfüllen. Für die Behandlung der Kinder, die v.a. an

Herz- und Atemwegserkrankungen leiden, fehlt meist das Geld.

Kein Wunder, denn das Budget pro Kind für Medikamente be-

trägt lächerliche 3 € pro Jahr, der tatsächliche Bedarf beläuft

sich aber auf durchschnittlich 100 € im Jahr, bei Asthmatikern

wegen der teuren Sprays sogar bis zu 500 €. Und an die An-

schaffung medizinischer Geräte ist vor diesem Hintergrund erst

gar nicht zu denken. Das Projekt Tschernobyl-Kinder hat zumin-

dest einiges bereits zum Besseren wenden können: Wir konnten

dem Internat, dank Josef Nawratil, ein neues modernes Zahn-

behandlungskabinett übergeben und organisierten, dank eines

großzügigen Spenderkreises um OSR DI Josef Kastl, ein EKG,

dessen Fehlen für die herzkranken Kinder besonders dramatisch

gewesen war. Einzelnen Kindern konnten wir notwendige Ope-

rationen, Medikamente und medizinische Hilfsmittel bezahlen.

Salzzimmer zur Behandlung von Atemwegserkrankungen.Therapiekabine.

Neues Zahnbehandlungszimmer.

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Antratsit – GeburtsklinikDiese Station im städtischen Krankenhaus war in einer verzwei-

felten Lage: Infolge von Tschernobyl gibt es auch hier immer

mehr Frühgeburten, und viele der Babys mussten nur deshalb

sterben, weil es in Antratsit keinen lebensrettenden Inkubator

gab. 2003 wurde dann auch noch die Geburtsklinik der Nach-

barstadt Krasny Lutsh mit ihren 150.000 EinwohnerInnen ge-

schlossen – was die schlecht ausgestattete Station in Antratsit

völlig überlastete. Die Hilfe von GLOBAL 2000 kam da gerade

noch rechtzeitig: Vom Therapiezentrum Ybbs erhielten wir 50

hydraulische Betten samt neuen Matratzen für die Geburten-

station in Antratsit, außerdem wichtige medizinische Geräte,

die in jeder österreichischen Geburtenstation Mindeststandard

sind: ein EKG und ein Ultraschallgerät. Auch die dringend not-

wendigen Inkubatoren, einen neuen OP-Tisch sowie Beatmungs-

geräte für Babys und Mütter konnten wir den ÄrztInnen und

Hebammen vor Ort zur Verfügung stellen. Unsere Arbeit hat

sich gelohnt: Die Anzahl kritischer Geburten – und damit auch

die Sterblichkeit der Babys – hat sich innerhalb kürzester Zeit

deutlich reduziert.

Antratsit – Augenklinik Auch die Augenerkrankungen sind seit der Katastrophe von

Tschernobyl stark angestiegen. Hier trifft vor allem der Graue

Star immer mehr kleine Kinder. Wird diese Krankheit nicht richtig

behandelt, müssen die kleinen PatientInnen erblinden.

Dabei ist es beschämend, wie wenig es nur braucht, um einem

Kind das Augenlicht zu retten. Die kleine 25-Betten-Abteilung

konnte aber ohne modernes Mikroskop die einfachen Opera-

tionen nicht durchführen und so mussten die Eltern oder Ver-

wandten dieser Kinder die teure Reise nach Odessa oder Kiew

auf sich nehmen. Hatten die Kinder niemanden, der das finan-

zieren konnte, drohte ihnen das furchtbare Schicksal, ein Leben

lang blind zu sein.

Glücklicherweise konnten wir das mittlerweile vielen Kindern

ersparen, denn nach einem erfolgreichen Spendenaufruf konn-

ten wir der Augenklinik in Antratsit einen OP-Tisch mit Beleuch-

tungseinrichtung und ein modernes Operationsmikroskop zur

Verfügung stellen.

Gynäkologischer Untersuchungsraum in der Geburtsklinik. Nach der Renovierung.

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Antratsit – Kindergarten Nr. 12 Auf den verblassten Farbfotos, die man uns gezeigt hat, lässt es

sich noch erahnen: Dieser Kindergarten war einst mustergültig

ausgestattet und geführt. Aber diese Zeiten sind lange vorbei.

Die Bergarbeiter der Stadt hatten ihn zu sowjetischen Zeiten

selbst eingerichtet – mit eigenen Räumen für Sport, Ballet und

künstlerische Tätigkeiten. Sogar einen Wintergarten mit Klein-

tierzoo hat es hier einmal gegeben.

Aber seither ist nichts mehr geschehen. Nach dem Zusammen-

bruch der UdSSR fehlte es in der ehemals wohlhabenden Berg-

arbeiterstadt bald an fast allem. Besonders dringlich war das

Problem der kaputten Heizung. Dank unserer treuen Spende-

rInnen konnten wir die Reparatur bezahlen, und nun muss kein

Kind mehr frieren. Außerdem schickten wir Hilfstransporte mit

Kleidung, Spielzeug, Schreib- und Bastelmaterial für die Kinder

nach Antratsit, installierten neue Toiletteanlagen und Wasch-

tische, gespendet von der Gemeinde Wallern, und sorgten für

eine verbesserte medizinische Grundversorgung der Kinder.

Antratsit – Stomatologische PoliklinikDiese Zahnklinik ist für 10.000 Kinder aus Antratsit und Umge-

bung die einzige Anlaufstelle bei Zahnproblemen. Bei unserem

ersten Besuch zeigte man uns, auf welchen museumsreifen

Behandlungsstühlen und mit welch völlig veralteten medizini-

schen Geräten die Kinder behandelt wurden. Kaum vorstellbar,

wie es sich anfühlt, wenn ein Zahnarztbohrer sich mit quälend

langsamen 300 Umdrehungen in einen von Karies befallenen

Zahn bohrt und dort auf einen Nerv trifft. (Moderne Bohrer

drehen sich um das Tausendfache schneller!)

Durch die großzügige Unterstützung von Herrn Josef Nawratil

aus Ybbs gelang es , die Zahnklinik grundlegend mit modernen

Geräten neu auszustatten. Besonders wichtig war die Anschaf-

fung mobiler Zahnbehandlungsausrüstungen. Nun können die

ÄrztInnen auch Kinder aus den umliegenden Dörfern direkt in

den Schulen behandeln. Früher war es für diese kleinen Pati-

entInnen oft nicht möglich, zur Behandlung in die Stadt zu

kommen.

Händewaschen an den neuen Waschtischen aus Österreich. Die völlig veraltete Zahnklinik in Antratsit.

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Lugansk – Regionales Kinderkrankenhaus Das wichtigste Kinderkrankenhaus des Bundeslandes litt und

leidet – wie alle Krankenhäuser seit der Abschaffung der Plan-

wirtschaft – unter eklatantem Geldmangel. Da das Projekt

Tschernobyl-Kinder leider nicht überall helfen kann, setzen wir

unsere Hilfe dort an, wo wir die größte Wirkung erzielen kön-

nen. Und das ist im Kinderkrankenhaus von Lugansk der Fall.

Dorthin werden nämlich all jene Kinder geschickt, denen man

in den regionalen Spitälern nicht helfen kann. Hier gibt es also

besonders viele schwerkranke Kinder, die ohne unsere Hilfe

kaum eine Chance auf Heilung haben. In Lugansk konnten wir

mit unserem Projekt Tschernobyl-Kinder besonders gezielt und

konzentriert den kranken Kindern einer ganzen Region helfen.

GLOBAL 2000 verschaffte dem Spital zahlreiche Medikamen-

te und medizinische Geräte, darunter ein dringend benötigtes

modernes Beatmungsgerät für Babys. Zuvor hatten sich immer

wieder dramatische Szenen abgespielt, wenn es darum ging,

das Leben eines Neugeborenen zu retten. Die Babys mussten

mit Geräten für Erwachsene beatmet werden und nicht immer

gelang es, den Sauerstoffdruck richtig zu dosieren. Die Babys

haben dabei zwar überlebt, blieben aber zeitlebens behindert,

weil durch das Platzen von Lungenbläschen das Gehirn zu wenig

Sauerstoff bekommen hat. Durch die Hilfe von GLOBAL 2000

hat sich die Situation in Lugansk für die kleinen PatientInnen

verbessert.

-> die Bilder kommen von Nina -> die Bilder kommen von Nina

Baby mit provisorisch gebasteltem Beatmungsgerät.Völlig veralteter OP-Raum.

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In Österreich unvorstellbar: Säugling in offenem Inkubator. Keime und Bakterien haben hier leichtes Spiel.

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„Die Kinder sind die wirklichen Lehrmeister der Menschheit.“ (Peter Rosegger)

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Aus Hoffnungwird Leben

Drei Kinderschicksale

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Gegen jede Prognose: Vladi lebtVladislava Pogoretska, 10 Jahre, geb. am 9. November 1995

Wer die fröhliche Vladi heute sieht, kann sich kaum vorstellen, dass das kleine Mädchen

einmal so schwer krank war, dass ihr die ÄrztInnen am Kiewer Krankenhaus nur mehr

wenige Monate zu leben gaben.

Die Immunschwäche (oft als „Tschernobyl-Aids“ bezeichnet), unter der heute ca. 70 %

aller ukrainischen Kinder leiden, hätte Vladislava fast das Leben gekostet: Als Vierjährige

stürzte das Mädchen beim Spielen und aus einer kleinen Verletzung im Mundbereich

wurde aufgrund ihres geschwächten Immunsystems in wenigen Monaten ein furcht-

barer Tumor. Nach Operation und Bestrahlung im Frühjahr 2000 kam dann die für die

Eltern niederschmetternde Prognose: Vladi würde nur noch wenige Monate zu leben

haben. Die verzweifelten Eltern wollten nicht aufgeben und versuchten alles, um doch

noch Hilfe für ihre kleine Tochter zu bekommen, aber vergebens. Vladi selbst ertrug ihr

Schicksal mit unglaublicher Tapferkeit und zur Verwunderung der ukrainischen ÄrztIn-

nen lebte das Mädchen zwei Jahre nach der schrecklichen Diagnose noch immer. Der

Tumor war allerdings mittlerweile zu einem lebensbedrohlichen Geschwür geworden,

das ihr Gesicht völlig entstellte.

Als sich die Eltern schließlich um Hilfe an uns wandten, war der Tumor schon so groß, dass

die Sechsjährige kaum noch essen konnte. Jetzt musste schnell gehandelt werden, um das

Leben des Mädchens noch zu retten. Da die Ärzte in der Ukraine nicht helfen konnten,

holten wir Vladislava nach Österreich, wo Mitarbeiter des Krankenhauses Rudolf-

stiftung und des Wiener Krankenanstaltenverbundes erreichten, dass sie hier vom

Kieferchirurgen Univ.Prof. Dr. Watzinger behandelt wurde. Im Jänner 2002 wurde der

kleinen Vladi in einer elfstündigen Operation im Wiener AKH schließlich der Tumor

entfernt. Er hatte beinahe ein halbes Kilo gewogen. Vladi wurde für einige Tage in künst-

lichen Tiefschlaf versetzt und für die Mutter des Mädchens folgten etliche Tage des

bangen Wartens auf den histologischen Befund. Schließlich kam die glückliche Nachricht:

Vladi würde wieder gesund werden, das Geschwür war nicht bösartig gewesen.

Heute kann sie wieder lachen. Aus Vladislava ist ein lebenslustiges und glückliches Mäd-

chen geworden. An die furchtbare Entstellung ihres Gesichts durch den lebensbedro-

henden Tumor erinnern nur noch kleine Narben.

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Vladi mit Unterkiefertumor im Alter von 6 Jahren. Heute kann Vladi wieder lachen. Tanzen ist ihre große Leidenschaft.

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Vika, das Mädchen mit den roten orthopädischen Schuhen im Alter von 10 Jahren. Mit FreundInnen beim Singen.

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Jetzt kann sie endlich laufenViktoria Igorjewna Leontjewa, 10 Jahre, geboren am 25.03.1996

Vika lacht und läuft mit den anderen Kindern über den Spielplatz des Waisenhauses in

Shchetovo. Wenn sie sich austoben kann, ist sie glücklich. Dann kann sie für einige Zeit

das Martyrium vergessen, das sie von klein auf erlebt hat.

Vika ist – wie unzählige ukrainische Kinder seit Tschernobyl – mit einer Behinderung zur

Welt gekommen. Sie litt beidseitig unter so genannten „Klumpfüßen“, einer angeborenen

starken Schrägstellung der Füße. Das Mädchen konnte also nie wirklich gehen lernen

und bekam auch nicht die Hilfe, die sie so dringend gebraucht hätte; weder wurden ihre

Füße behandelt und operiert, noch kümmerte sich jemand liebevoll um das behinderte

Mädchen. Ganz im Gegenteil. Vika wurde von ihrer schwer alkoholkranken Mutter

jahrelang brutal misshandelt. Erst als die Frau das kleine Mädchen aus dem Fenster warf

und es gemeinsam mit einem Hund in einer Hütte hausen musste, schritten endlich die

Behörden ein und brachten das völlig verstörte Kind ins Krankenhaus.

Nach notdürftiger Behandlung wurde Vika in das von GLOBAL 2000 unterstützte Wai-

senhaus in Shchetovo gebracht, wo wir auf sie aufmerksam wurden. Nachdem klar war,

dass Vikas Gehbehinderung mit einer Operation wesentlich verringert werden konnte,

holten wir sie nach Wien. Vize-Bürgermeister Franz Brachinger aus Ybbs schaffte es, dass

ihre schräg stehenden Füße schließlich im Orthopädischen Krankenhaus in Speising

operiert wurden. Seit Oktober 2005 finanziert GLOBAL 2000 dem Kind eine Psycho-

therapie, die ihm helfen soll, seine traumatischen Lebenserfahrungen zu verarbeiten.

Die bisherigen Resultate sind außerordentlich erfolgsversprechend.

Vika machte ihre ersten Schritte erst viel später als andere Kinder, aber letztendlich

hat sie sie gemacht – und nur das zählt heute für dieses vom Leben alles andere als

verwöhnte Mädchen.

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Der Inkubator rettete sein LebenMikhail Gorak, 3 Monate, geboren am 11. Jänner 2006

Auf der Geburtenstation in Antratsit mussten früher viele Babys sterben, nur weil die

notwendigen Geräte fehlten, um zu früh geborene oder kranke Babys ausreichend me-

dizinisch zu versorgen.

Dieses tragische Schicksal ist dem kleinen Mikhail, der im Jänner zu Welt kam, erspart

geblieben. Er hat überlebt – dank der Hilfe aus Österreich.

Mikhails Mutter ist heute überglücklich, dass das Baby in ihren Armen gesund ist. Denn

das war nicht immer so. Für die junge Frau sind die Alpträume jeder werdenden Mutter

wahr geworden. Ihr erstes Baby war wenige Tage vor der Geburt gestorben.

Am 11. Jänner 2006 kam schließlich Mikhail mit Kaiserschnitt zur Welt – aber auch er

war nicht gesund. Die ÄrztInnen stellten eine Hepatitis fest, die leider nicht die harmlose

übliche Säuglings-Gelbsucht war und aufgrund derer der kleine Mikhail eine gefährliche

Blutkrankheit bekommen hatte. Mikhail war nach der Geburt zu schwach, um ohne

eine besondere medizinische Versorgung überleben zu können.

Der Säugling wurde sofort in den von GLOBAL 2000 angekauften Inkubator gelegt und

mit speziellen Therapielampen behandelt. Diese modernen Geräte haben dem kleinen,

geschwächten Mikhail – wie schon vielen Babys vor ihm in der Antratsiter Geburten-

station – das Leben gerettet.

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Mikhail im Alter von 3 Wochen. Der Inkubator aus Österreich hat sein Leben gerettet.

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„Wir hatten damals einfach Glück: Der Wind hat die radioaktive Wolke nach der Explosion in eine andere Richtung geweht und diese schrecklichen Meldungen von Tschernobyl waren weit weg – aber jetzt, wo dieses strahlen- kranke Kind bei der Tür hereinkommt, da ist diese Tragödie direkt bei mir und ich kann persönlich etwas tun, um zu helfen.“ (Eine Gastmutter)

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Glückliche Sommertage

Die Tschernobyl-Kinder in Österreich

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Moderne medizinische Betreuung, fließendes Wasser, warme

Kleidung, funktionierende Heizungen: All diese Dinge sind von

grundlegender Bedeutung, aber die Kinder in den von GLOBAL

2000 unterstützten Kranken- und Waisenhäusern haben schon

so viel Schlimmes erlebt, dass wir für sie noch mehr tun wollten

als nur materielle Hilfe zu leisten.

Unsere Idee war es, die Kinder für einige Wochen aus ihrem

tristen Alltag herauszuholen und ihnen mit ein paar unbeschwer-

ten Ferienwochen in Österreich ein unvergessliches Erlebnis zu

bereiten. Schon seit 1996 laden wir daher jeden Sommer uk-

rainische Waisenkinder, die in ihrem Leben bisher kaum etwas

anderes als Heime und Spitäler gesehen haben, in die schönsten

Regionen Österreichs ein. Verschiedene Gemeinden, Vereine

oder Familien fungieren als GastgeberInnen und kümmern sich

rührend um ihre kleinen Gäste. Was die Kinder hier erleben

dürfen, ist mit Geld und materiellen Werten allein nicht auf-

zuwiegen. Die Buben und Mädchen lernen neue FreundInnen

und ein völlig neues Land kennen, erleben aufregende Ausflüge

und begegnen in ihren GastgeberInnen Menschen, die ihnen

Aufmerksamkeit und Zuneigung schenken.

Die schönen Erinnerungen, die die Kinder von ihren Wochen

in Österreich mit nach Hause nehmen, geben ihnen neuen Le-

Barbara Stöckl begrüßt die ersten Kinder, die auf Erholung nach Österreich gekommen sind, am Flughafen in Wien, im Jahr 1996.

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bensmut und Hoffnung – und manchen unter ihnen auch die

Kraft, wieder gesund zu werden. Denn einige von den Kindern,

die wir zur Erholung einladen, haben gerade erst eine starke

Chemotherapie gegen Leukämie oder Schilddrüsenkrebs hinter

sich. Da sind die erholsamen, aber auch aufregenden Sommer-

tage in Österreich das Beste, um ihren Lebensmut wieder zu

wecken – eine wichtige Voraussetzung, dass sie wieder völlig

gesund werden. Beim Start der Ferienaktionen für die Tscher-

nobyl-Kinder im Jahr 1996 hatten wir sogar ausschließlich re-

konvaleszente Kinder zur Erholung nach Österreich geholt. Wir

haben uns aber bald entschlossen, den Radius dieser Aktion

auszuweiten: Durch unsere persönlichen Erfahrungen vor Ort in

der Ukraine waren wir von der traurigen Situation der Kinder, vor

allem jener in den Waisenhäusern, so betroffen, dass wir seither

nicht nur ehemals schwer kranken, sondern auch Waisenkindern

Ferien in Österreich ermöglichen.

Im Laufe der Jahre konnten wir über 850 Kinder mit Begleitper-

sonen nach Österreich einladen. Und dabei unterstützen immer

mehr Menschen GLOBAL 2000 tatkräftig und ermöglichen so

unvergessliche Erholungsurlaube für die Tschernobyl-Kinder.

Glückliche Tage. Jeden Sommer kommen Kinder auf Erholung nach Österreich.

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Danke

Die Ströck Brot GmbH unterstützt unser Projekt mit dem Verkauf des GLOBAL Vital Weckerls seit 2003. Sechs Cent pro verkauftem Weckerl kommen dem Projekt Tschernobyl-Kinder zugute.

Die Austrian Airlines stärkt das Projekt Tschernobyl-Kinder seit 1996. Wir danken für die Unterstützung bei mehr als 550 Ukraine-Flügen.

Seit 1996 unterstützt uns die Wiener Städtische dabei, die Kinder, die zu Sommeraufenthalten nach Öster-reich kommen, zu versichern.

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• Josef Nawratil aus Ybbs• Dr. Marko Prypchan – Hertha Tussetschläger• Vizebürgermeister Franz Brachinger• KIWANIS-Club Neusiedl a.S.• Freundeskreis OSR DI Josef Kastl• ORF-Help-TV • Bayern-TV Redaktion Sternstunden• Bayerisches Rotes Kreuz• Austrian Development Agency• Amt für Auswärtige Angelegenheiten der Stadt Wien• Österreichischer Gewerkschaftsbund• Fa. Geroc• Österreichisch-Ukrainische Gesellschaft• Österreichische Botschaft Kiev• Ukrainische Botschaft Wien• Dental-Labor Nawratil Ybbs • Landesverband der Lebenshilfe Steiermark• Foto Leutner• Verein Alpha Nova• Verein OMEGA-Ärzte gegen Atomkraft• Spedition RUSSIA-Dr.Lassmann• GIGAX-Stiftung• Österreichisches Rotes Kreuz (und Teilorganisationen davon)• St.Anna-Kinderspital Wien• Krankenhaus Rudolfstiftung Wien• Otto-Wagner-Spital Wien• SMZ-Ost Wien

• Preyer’sches Kinderspital Wien• Allgemeines Krankenhaus Wien• Wilhelminenspital Wien• Orthopädisches Krankenhaus Speising• Wiener Krankenanstaltenverbund• NÖ. Landeskrankenhaus Steyr• NÖ. Landeskrankenhaus St.Pölten• NÖ. Landeskrankenhaus Krems• Med-Tech-Plus Wien• Stadtgemeinde Ybbs a.D.• NÖ-Landesregierung• Krankenpflegeschule Amstetten• Krankenpflegeschule Steyr• Personenkomitee Güssing/Punitz/ Deutsch-Tschantschendorf• Gemeinde Mühlbach a.H.• Sporthotel Harlander Mühlbach a.H.• Hotel Heinrichshof Mühlbach a.H.• Amt für Umwelt der Stadt Salzburg• Ing. Hermann Jell• Marktgemeinde St.Martin a.Y.• Gemeinde Nöchling a.O.• Komitee Alfred Lewol und Gemeinde Moorbad Harbach• Wiener Berufsfeuerwehr• Österreichisches Bundesheer• Marktgemeinde Loosdorf• Stadtgemeinde Neusiedl a.S.• Image-Worx Corino Fabiani Neusiedl a.S.

Besonderen Dank für die Zusammenarbeit:

Wir danken allen SpenderInnen und UnterstützerInnen, die zum Erfolg des Projektes Tschernobyl-Kinder beitragen und deren Hilfe den Tschernobyl-Kindern eine lebenswertere Zukunft schenkt!

Danke

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• Mercedes-Ermler Weiden-Neusiedl a.S.• Landwirtschaftliche Berufsschule Neusiedl a.S.• Gemeinde Nickelsdorf• Gemeinde Wallern i.B.• Tüchler Bühnen- und Textiltechnik GmbH• Ing. Mag. Christoph Lach• Photo-Teske Wallern• Landwirtschaftliche Berufsschule Weyregg am Attersee• Wiener Kinderfreunde• Initiative Ingrid Pestal• Initiative Maria Bader Heinreichs• Initiative Christian Romauch• Initiative Stefan Wyckoff• D.D.A.-Die Dolmetschagentur Chorolez-Perner• Ökumenischer Kreis Kindberg• Fa. Kapsch-Norton• Medizintechnik Porod Frauendorf/Horn• Anker-Versicherung Frankfurt a.M.• Henkel-Austria• Allerheiligenapotheke Wien 20• Strickkreis Waltraud Hanig• Strickkreis Haggenmueller Salzburg• Strickkreis Philip Traismauer• Verein Life Care Graz• LIONS-Club Bad Vöslau• EDV-Zentrum Universität Wien• Partnerschaftsverein Kharkov-Nürnberg• Partnerschaftsverein Berlin-Zehlendorf• Colgate Palmolive GmbH• Beiersdorf Gesellschaft m.b.H• Trashdesignmanufaktur Wien• Reckitt Benckiser• Weleda GmbH & Co KG• Erdal GmbH• Wellments Vertriebs GmbH• Rauscher Consumer Products GmbH

• Bübchen Werk Ewald Hermes Pharmazeutische Fabrik GmbH• Walde Carl Alois KG• Cosmetica GmbH• Herr DI Alfred Matousek• Spirig Pharma GmbH• GlaxoSmithKline Pharma GmbH• M. Sanoll Vertrieb: Gesund & schön• The Body Shop GmbH• Sara Lee Household and Body Care Österreich GmbH• Deichmann-Schuhvertriebsgesellschaft m.b.H• Essl Georg Rohstoffe GesmbH• Mattel GmbH• Merlin HandelsgesmbH• Hilpert Carl KG• Hettlage AG & Co KG• Huckleberry Gabriela Pap GmbH• Vögele Charles AG• Bekleidungswerk Ybbs Donau GmbH• Grüne Erde GmbH• Bannert Leopold KG• Nike GmbH• Orthopädische Schumacher Geyrecker• Österreichische Kontrollbank AG• Vorarlberger Seniorenbund, Dornbirn• Blumen Nutschnig GmbH, Arnoldstein• Dr. Helmut Kobelbauer, Aatc Systeme und Software • Familie Köllerer, Innsbruck• Albert Leeb, Wien• Dr. Christa Lopatka, Rohrbach• Michael Rasztovits-Wiech, Wien• Dkfm. Dr. Helmut Schmid, Wien• Andrea Schüchner, Wien• Familie Siller, Zeiselmauer• Familie Zimmermann, Klosterneuburgund viele mehr ...

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Yevgeny Pilshchikov sagt im Namen aller Kinder „Danke“!

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Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern.Die Zukunft schon.

Medikamente, medizinische Geräte, Operationskosten, Heizmaterial ...

die Tschernobyl-Kinder brauchen auch weiterhin unsere Unterstützung.

Bitte helfen Sie! DANKE!

P.S.K. 90.30.2000, BLZ 60.000 Kennwort „Tschernobyl-Kinder“

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Für Fragen zu unserem Projekt Tschernobyl-Kinder steht Ihnen das Team von GLOBAL 2000 jederzeit zur Verfügung:

Kontakt

GLOBAL 2000Neustiftgasse 36

1070 Wien

Tel. 01/812 57 30-0

Fax 01/812 57 28

E-Mail: [email protected]

www.global2000.at

Dr. Christoph OttoProjektleiter

Tel. 0699/14 20 00 24

E-Mail: [email protected]

Eva Maria NeuperProjektassistenz

Tel. 0699/19 43 64 12

E-Mail: [email protected]

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Impressum: Medieninhaber, Eigentümer und Verleger: GLOBAL 2000, Neustiftgasse 36, 1070 Wien. Für den Inhalt verantwortlich:

Dr. Christoph Otto, Redaktion: Petra Waranitsch, Nina Sandner, Text: Gudrun Pürrer, Lektorat: Heike Ehlers, Astrid Breit, Gestaltung und

Layout: Hannes Hofbauer, Bildbearbeitung: Steve Wyckoff, Fotos: Steve Wyckoff, Christian Teske, Michaela Bruckmüller, GLOBAL 2000

Archiv.

Druck: Fa. Janetschek, 3860 Heidenreichstein. Hergestellt nach der Richtlinie des Österreichischen Umweltzeichens

„Schadstoffarme Druckerzeugnisse" – Druckerei Janetschek UWNr. 637 – Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier.

© GLOBAL 2000 Umweltschutzorganisation, Wien 2006.

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