Dermatochirurgie an der Nase und dem Ohr

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Abb. 1 - 3: Deckung von 2 Defekten an der Nase mittels Verschliebelappenplastik mit retrogradem Ausgleichschnitt (Axt-Lappen). Abb. 4 - 5: Keilexzision eines ausgedehnten Plattenepithelkarzinoms an der Ohrmuschel. Abb. 6 - 7: Deckung des freiliegenden Ohrknorpels mittels Dermisersatzmaterial. Abb. 8 - 9: Deckung des freiliegenden Nasenknor- pels mittels Dermisersatzmaterial und anschließend mittels Spalthaut. Dermatochirurgie an der Nase und dem Ohr Nestoris S. | Dermatologische Klinik | Klinikum Lippe 1 2 3 4 5 6 7 Klinikum Lippe GmbH | Klinik für Dermatologie Röntgenstraße 18 | 32756 Detmold | Tel. 0 52 31 . 72 - 20 50 | www.klinikum-lippe.de 8 9 Einleitung Die Nase und die Ohren gehören zu den am stärksten lichtexponierten Regionen des Körpers mit einer entsprechend hohen Inzidenz von Hautkrebs. Von Vorteil ist, dass aufgrund der exponierten Lage die Tumoren von den Patienten in der Regel frühzeitig entdeckt und entsprechend problemlos exzidiert werden können. Trotz dieser allgemein hohen Vigilanz in Bezug auf die Wahrnehmung von Hautkrebs im Gesichtsbereich und dem seit Jahren etabliertem Haut- krebsscreening gibt es weiterhin Patienten, die sich unverhältnismäßig spät mit teilweise ausgedehnten Tumoren zur Operation vorstellen. Ursächlich hierfür können zahlreiche Faktoren wie z. B. Begleiterkrankungen (Demenz, psychiatrische Störungen, Beeinträchtigungen des Sehvermögens, Immobilität, etc.), ein bewusstes Hinauszögern einer drohenden Operation oder längere Wartezeiten sein. Beide Regionen sind von hoher psychologischer, physiologischer und ästhetischer Bedeutung und stellen somit eine große operative Herausforderung bzgl. der Erhaltung der Region bzw. der Rekonstruktion, der Funktion, der 3-dimensionalen Form, der Hautstruktur, -dicke, -farbe und der Symmetrie dar. Der Defektverschluss setzt sowohl eine entsprechende operative Erfahrung und funktionelle Kenntnis aber auch aufgrund der häufig sehr individuellen Problematik eine gewisse Kreativität des Operateurs voraus. Trotz dieser in der Regel relativ hohen Anforderungen, werden im Folgenden relativ zügig zu erlernende und in der Regel unkompliziert durchführbare Verschlussmöglichkeiten für größere Defekte dargestellt: Nase Im Nasenbereich lassen sich die meisten Defekte mit- tels Verschiebelappenplastik in unterschiedlichen Varianten oder auch kombiniert wie im gezeigten Beispiel bei z. B. mehreren gleichzeitig bestehenden Defekten verschließen. Ohr Aufgrund der häufig in den Knorpel penetrierenden Tumoren stellt die Keilexzision bei größeren Tumo- ren am Ohr eine sehr gute Option dar, die mit weni- gen Modifikationen bei den meisten Patienten pro- blemlos mit gutem funktionellen und kosmetischem Ergebnis durchgeführt werden kann. So können auch ausgedehnte Tumoren, die bis zu max. 2/3 der Ohr- muschel einnehmen, reseziert werden. Freiliegende Knorpel Freiliegende Knorpelareale, die aufgrund der Größe primär nicht gedeckt werden können, lassen sich so- wohl im Ohr- als auch im Nasenbereich hervorragend mittels Dermisersatzmaterial (z. B. Integra ® double layer) und Spalthauttransplantation unter Erhal- tung der ursprünglichen anatomischen Kontur de- cken. Hierbei erfolgt die Deckung zweizeitig, wobei zunächst direkt nach Resektion des Tumors der Dermisersatz transplantiert wird und nach ca. 3 Wochen dieser desilikonisiert wird und die Deckung mittels Spalthaut erfolgt. Fazit In der operativen Versorgung von Patienten mit ausgedehnten Tumoren an der Nase und den Ohren ist unter Berücksichtigung der anatomischen Besonderheiten der beiden Regionen und guter Kenntnis auch nur weniger, relativ schnell und einfach zu erlernender Plastiken ein gutes funktionelles und kosmetisch-ästhetisches Outcome möglich. Bei Defekten, die primär nicht mit einfachen Plastiken gedeckt werden können, stellen Transplantate, ggf. in Kombination mit Dermisersatzmaterial auch vor dem Hintergrund der häufig bestehenden Komorbidität sowie zahlreicher anderer sich negativ auf den OP-Erfolg auswirkenden Faktoren eine gute Alternative dar. Ungeeignete sowie anspruchsvollere operative Verfahren sollten möglichst gerade in diesen Patientengruppen vermieden werden, da operative Korrekturen fehlerhafter oder fehlgeschlagener Voroperationen häufig mit einem deutlich schlechteren Outcome verbunden sind.

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Abb. 1 - 3:Deckung von 2 Defekten an der Nase mittels Verschliebelappenplastik mit retrogradem Ausgleichschnitt (Axt-Lappen).

Abb. 4 - 5:Keilexzision eines ausgedehnten Plattenepithelkarzinoms an der Ohrmuschel.

Abb. 6 - 7:Deckung des freiliegenden Ohrknorpels mittels Dermisersatzmaterial.

Abb. 8 - 9:Deckung des freiliegenden Nasenknor-pels mittels Dermisersatzmaterial und anschließend mittels Spalthaut.

Dermatochirurgie an der Nase und dem OhrNestoris S. | Dermatologische Klinik | Klinikum Lippe

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Klinikum Lippe GmbH | Klinik für DermatologieRöntgenstraße 18 | 32756 Detmold | Tel. 0 52 31 . 72 - 20 50 | www.klinikum-lippe.de

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EinleitungDie Nase und die Ohren gehören zu den am stärksten lichtexponierten Regionen des Körpers mit einer entsprechend hohen Inzidenz von Hautkrebs. Von Vorteil ist, dass aufgrund der exponierten Lage die Tumoren von den Patienten in der Regel frühzeitig entdeckt und entsprechend problemlos exzidiert werden können. Trotz dieser allgemein hohen Vigilanz in Bezug auf die Wahrnehmung von Hautkrebs im Gesichtsbereich und dem seit Jahren etabliertem Haut-krebsscreening gibt es weiterhin Patienten, die sich unverhältnismäßig spät mit teilweise ausgedehnten Tumoren zur Operation vorstellen. Ursächlich hierfür können zahlreiche Faktoren wie z. B. Begleiterkrankungen (Demenz, psychiatrische Störungen, Beeinträchtigungen des Sehvermögens, Immobilität, etc.), ein bewusstes Hinauszögern einer drohenden Operation oder längere Wartezeiten sein.

Beide Regionen sind von hoher psychologischer, physiologischer und ästhetischer Bedeutung und stellen somit eine große operative Herausforderung bzgl. der Erhaltung der Region bzw. der Rekonstruktion, der Funktion, der 3-dimensionalen Form, der Hautstruktur, -dicke, -farbe und der Symmetrie dar. Der Defektverschluss setzt sowohl eine entsprechende operative Erfahrung und funktionelle Kenntnis aber auch aufgrund der häufig sehr individuellen Problematik eine gewisse Kreativität des Operateurs voraus. Trotz dieser in der Regel relativ hohen Anforderungen, werden im Folgenden relativ zügig zu erlernende und in der Regel unkompliziert durchführbare Verschlussmöglichkeiten für größere Defekte dargestellt:

NaseIm Nasenbereich lassen sich die meisten Defekte mit-tels Verschiebelappenplastik in unterschiedlichen Varianten oder auch kombiniert wie im gezeigten Beispiel bei z. B. mehreren gleichzeitig bestehenden Defekten verschließen.

OhrAufgrund der häufig in den Knorpel penetrierenden Tumoren stellt die Keilexzision bei größeren Tumo-ren am Ohr eine sehr gute Option dar, die mit weni-gen Modifikationen bei den meisten Patienten pro-blemlos mit gutem funktionellen und kosmetischem Ergebnis durchgeführt werden kann. So können auch ausgedehnte Tumoren, die bis zu max. 2/3 der Ohr-muschel einnehmen, reseziert werden.

Freiliegende KnorpelFreiliegende Knorpelareale, die aufgrund der Größe primär nicht gedeckt werden können, lassen sich so-wohl im Ohr- als auch im Nasenbereich hervorragend mittels Dermisersatzmaterial (z. B. Integra® double layer) und Spalthauttransplantation unter Erhal-tung der ursprünglichen anatomischen Kontur de-cken. Hierbei erfolgt die Deckung zweizeitig, wobei zunächst direkt nach Resektion des Tumors der Dermisersatz transplantiert wird und nach ca. 3 Wochen dieser desilikonisiert wird und die Deckung mittels Spalthaut erfolgt.

FazitIn der operativen Versorgung von Patienten mit ausgedehnten Tumoren an der Nase und den Ohren ist unter Berücksichtigung der anatomischen Besonderheiten der beiden Regionen und guter Kenntnis auch nur weniger, relativ schnell und einfach zu erlernender Plastiken ein gutes funktionelles und kosmetisch-ästhetisches Outcome möglich. Bei Defekten, die primär nicht mit einfachen Plastiken gedeckt werden können, stellen Transplantate, ggf. in Kombination mit Dermisersatzmaterial auch vor dem Hintergrund der häufig bestehenden Komorbidität sowie zahlreicher anderer sich negativ auf den OP-Erfolg auswirkenden Faktoren eine gute Alternative dar. Ungeeignete sowie anspruchsvollere operative Verfahren sollten möglichst gerade in diesen Patientengruppen vermieden werden, da operative Korrekturen fehlerhafter oder fehlgeschlagener Voroperationen häufig mit einem deutlich schlechteren Outcome verbunden sind.