derSchulßiz zruiele[rzte II undspitäI - infosperber.ch · Blick I Montag, 20. APril2009...

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Blick I Montag, 20. APril2009 zruiele[rzte undspitäI Praxissebühr, Alterszuschlag, höherer Selbst- behalt"- mit solchen Tricks will man verhin- dern, dass die Krankenkassenprämien nächstes Iahr mehr als 10 Prozent auf- sintagen, Konsumentenschlitzer p-tt P, «Eshatin Von Silvio Bertolami Blick: Gesundheitsminister Pascal CouchePin sucht ver- zweifelt nach mehr Geldquel- len. üIollen Sie ihm dabei helfen? Urs P. Gasche: Sicher nicht. Wir haben schon das teuerste Gesund- heitssystem EuroPas. Und wir müssenbereits mehr arrs der eige- nen Tasche zahlen als die andern. denen holen, die an diesem Ge- schäft 60 Milliarden verdienen. Iüen meinen Sie? Die allzu vielen SPezialärzte, die unnötig viel behandeln und ver- schreiben. Die Spitalbetreiber mit ihren zu vielen Betten. Die APo- theker mit dem teuersten Grossis- tennetz Europas. Die ... ... konkrete Beispiele, bitte. Irn Kanton Bern gibt es ein Über- angebot an Akutspitalbetten. Des- halbwerden dort die Leute 30% häufiger ins Spital eingewiesen als derSchulßiz II Gasch"e zeigt einen Sanz anderen Weg auf ' im Kanton St. Gallen. Waadtläin- der Arzte führen Herzkatheter- Untersuchungen 80 o/o häufiger durch als ihre St. Galler Kollegen. Kein Wundei, müssen die Waadt- länder 330/o höhere Prämien zah- len als die St. Galler, die Berner 230lo höhere. Das Volk wehrtsich doch häu- fig gegen weniger Leistungen, gerade auch gegen SPital' schlieszungen. Nur weil man dem Volk ver- schweigt, in welchen SPitälern es doppelt so häufig zu Infektionen, Komplikationen und Todesfällen kommt als in andern. Niemand hätte etwas dagegen, schlechte Spitäler zu schliessen' Unser Gesundheitswesen sei Spitze, so wird oft gesagt, das habe halt seinen Preis. Falsch? Das ist Augenwischerei. Warum müssen wir denn häufiger und läinger im Spital liegen als die Hol- länder, Norweger oder Schwe- den? Warum müssen wir fur be- lastende ComPuter-Tomo graPhien viel häufiger in die Röhre? Warum so viel mehr Medikamente schlu- cken? Alles mirnull Effekt. Wir le- ben nicht länger und fuhlen uns schon gar nicht gesünder. Aber ei- nen Drittel mehr bezahlen müssen wir in der Schweiz! ,, DerBuld ff so[dasGeld bei denenholen, üie an üiesem Geschäft 60Milliarden uerdienen. ») _ U.sPcasche Was also tun? Erste Anlaufstelle müssen Haus- arzt-GruppenPraxen sein. Und ein Tabu ist zu brechen: Die Honorie- rung. nach Einzelleistunge! muss man abschaffen. Heute erhöhen die Arzte mit jeder Einzelleistung ihr Einkommen, weshalb viele unnötig viel untersuchen, oPerieren und Medikamente verschreiben. In Hol- land und Schweden sind die Arzte angestellt. Die Patienten wollen doch eine maximale Versorgung. Alle wollen, dass sie möglichst rasch gesund oder ihre chro- nischen Itankheiten nicht schlim- merwerden. Was sie sicher nicht wollen, ist eine maximaleVersor- gung im Sinne überflüssiger Be- handlungen. Doch allzu viele An- bieter von Gesundheitsleistungen wollen an ihnen mehr verdienen als nötig ist. Heisst das, dass keine richtige Kontrolle erfolgt? Arzte und Spitälerwehren sich da- gegen, dass man ihnen genau auf die Finger schaut. Sie weigern sich, Daten zu liefern, welche die riesigen Qualitätsunterschiede an den Tag bringen würden. In der Schweiz gibt esjedes Jahr rund 6000 Tote, weil verabreichte Medikamente nicht komPatibel sind, 2000 Tote wegen Pannen und unsorgfältigen Behandlungen in den Spitälern, 50000 im SPital aufgelesene Infektionen. Die Qua- lität muss endlich rigoros erfasst und veröffentlichtwerden. I

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Blick I Montag, 20. APril2009

zruiele[rzteundspitäIPraxissebühr, Alterszuschlag, höherer Selbst-behalt"- mit solchen Tricks will man verhin-dern, dass die Krankenkassenprämiennächstes Iahr mehr als 10 Prozent auf-sintagen, Konsumentenschlitzer p-tt P,

«Eshatin

Von Silvio Bertolami

Blick: GesundheitsministerPascal CouchePin sucht ver-zweifelt nach mehr Geldquel-len. üIollen Sie ihm dabeihelfen?

Urs P. Gasche: Sicher nicht. Wirhaben schon das teuerste Gesund-heitssystem EuroPas. Und wirmüssenbereits mehr arrs der eige-nen Tasche zahlen als die andern.

denen holen, die an diesem Ge-schäft 60 Milliarden verdienen.

Iüen meinen Sie?Die allzu vielen SPezialärzte, dieunnötig viel behandeln und ver-schreiben. Die Spitalbetreiber mitihren zu vielen Betten. Die APo-theker mit dem teuersten Grossis-tennetz Europas. Die ...

... konkrete Beispiele, bitte.Irn Kanton Bern gibt es ein Über-angebot an Akutspitalbetten. Des-halbwerden dort die Leute 30%häufiger ins Spital eingewiesen als

derSchulßizII

Gasch"e zeigt einen Sanz anderen Weg auf '

im Kanton St. Gallen. Waadtläin-der Arzte führen Herzkatheter-Untersuchungen 80 o/o häufigerdurch als ihre St. Galler Kollegen.Kein Wundei, müssen die Waadt-länder 330/o höhere Prämien zah-len als die St. Galler, die Berner230lo höhere.

Das Volk wehrtsich doch häu-fig gegen weniger Leistungen,gerade auch gegen SPital'schlieszungen.Nur weil man dem Volk ver-schweigt, in welchen SPitälern esdoppelt so häufig zu Infektionen,Komplikationen und Todesfällenkommt als in andern. Niemandhätte etwas dagegen, schlechteSpitäler zu schliessen'

Unser Gesundheitswesen seiSpitze, so wird oft gesagt, dashabe halt seinen Preis. Falsch?Das ist Augenwischerei. Warummüssen wir denn häufiger undläinger im Spital liegen als die Hol-länder, Norweger oder Schwe-den? Warum müssen wir fur be-lastende ComPuter-Tomo graPhien

viel häufiger in die Röhre? Warumso viel mehr Medikamente schlu-cken? Alles mirnull Effekt. Wir le-ben nicht länger und fuhlen unsschon gar nicht gesünder. Aber ei-nen Drittel mehr bezahlen müssenwir in der Schweiz!

,, DerBuldff so[dasGeldbei denenholen, üiean üiesem Geschäft60Milliardenuerdienen. »)

_ U.sPcasche

Was also tun?Erste Anlaufstelle müssen Haus-arzt-GruppenPraxen sein. Und einTabu ist zu brechen: Die Honorie-rung. nach Einzelleistunge! mussman abschaffen. Heute erhöhen dieArzte mit jeder Einzelleistung ihrEinkommen, weshalb viele unnötigviel untersuchen, oPerieren undMedikamente verschreiben. In Hol-land und Schweden sind die Arzteangestellt.

Die Patienten wollen doch einemaximale Versorgung.Alle wollen, dass sie möglichstrasch gesund oder ihre chro-nischen Itankheiten nicht schlim-merwerden. Was sie sicher nichtwollen, ist eine maximaleVersor-gung im Sinne überflüssiger Be-handlungen. Doch allzu viele An-bieter von Gesundheitsleistungenwollen an ihnen mehr verdienenals nötig ist.

Heisst das, dass keine richtigeKontrolle erfolgt?Arzte und Spitälerwehren sich da-gegen, dass man ihnen genau aufdie Finger schaut. Sie weigernsich, Daten zu liefern, welche dieriesigen Qualitätsunterschiede anden Tag bringen würden.In der Schweiz gibt esjedes Jahrrund 6000 Tote, weil verabreichteMedikamente nicht komPatibelsind, 2000 Tote wegen Pannenund unsorgfältigen Behandlungenin den Spitälern, 50000 im SPitalaufgelesene Infektionen. Die Qua-lität muss endlich rigoros erfasstund veröffentlichtwerden. I