Deutsche Arbeit nach 1933

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288 schien, hatte zu unterbleiben, ein tiefer gehen- des, systematisches Verbotskonzept ist nicht festzustellen. Jedes Herrschaftssystem baut auf der Arbeit der ihr Unterworfenen auf, ist auf regierbare und nutzbare Arbeit angewiesen, dies gilt für staatliche wie für betriebliche Herrschaft gleichermaßen. Die Herrschafts- eliten fördern deshalb bestimmte Bildpro- gramme bezüglich dieses Bereichs, so dass sich die Bildinventare in den besonders rigi- den Herrschaftssystemen der Moderne durch- aus ähneln. Die Betriebskunst vieler Firmen- festschriften ist so kaum von der Kunst unter dem Nationalsozialis- mus oder dem Realso- zialismus zu unterschei- den; und große Bereiche der Herrschaftskunst um 1900 haben ähnli- »Deutsche Arbeit« nach 1933 Es wäre zumindest missverständlich, wollte man die Kunst in Deutschland nach 1933 als »nationalsozialistische Kunst« bezeichnen. Das allermeiste gab es davor auch schon (man erinnere sich z.B. an einige Bilder von Arthur Kampf, etwa Abb. 313, 701, 752) und eini- ges davon danach immer noch. Zwar existiert eine spezielle Staats- und Auftragskunst, im Wesentlichen aber handelt es sich um die re- pressive Unterbindung bestimmter Stile und Themen; was dann übrig blieb ist für den Na- tionalsozialismus typisch, aber eben vor allem in seiner Selektivität. Unterbunden, verfemt und diskreditiert werden stilistisch vor allem jeglicher Expressionismus und inhaltlich jegli- che Gesellschaftskritik. Alles, was den Macht- habern an Gefühlskontrolle zu entgleiten und ihre Herrschaft und Ideologie zu gefährden 1115/Grossberg, C.: Presse für Karosserieteile in den Hansa- Lloyd-Goliath-Werken, Bremen, 1936 Mitte 1121/Anonym: Umschlag zu: Bürgel, Bruno H.: Deutsche Arbeit. Bilder vom Wiederauf- stieg Deutschlands. Mit 92 Auf- nahmen von E.O. Hoppé. Berlin 1930 1122/Hees, D.v.: Werkzeugma- cher, 1940 ca. 1120/Herberholz, W.: Industrie, 1920 1119/Grossberg, C.: Siemens- Betz-Schraubenlüfter als Saug- zuglüfter für Kesselbetriebe, 1930er Jahre 1118/Grossberg, C.: Druckprobe einer Hochdruck-Kreiselpumpe, 1930er Jahre 1117/Grossberg, C.: Autogenes Härten, 1930er Jahre 1116/Grossberg, C.: Ein kleiner Hoch- druck-Kompressor und eine Hauswasser- pumpe, 1930er Jahre Kampf der Bilder. Vom Ersten Weltkrieg bis 1945

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schien, hatte zu unterbleiben, ein tiefer gehen-des, systematisches Verbotskonzept ist nicht festzustellen. Jedes Herrschaftssystem baut auf der Arbeit der ihr Unterworfenen auf, ist auf regierbare und nutzbare Arbeit angewiesen, dies gilt für staatliche wie für betriebliche Herrschaft gleichermaßen. Die Herrschafts-eliten fördern deshalb bestimmte Bildpro-gramme bezüglich dieses Bereichs, so dass sich die Bildinventare in den besonders rigi-den Herrschaftssystemen der Moderne durch-aus ähneln. Die Betriebskunst vieler Firmen-festschriften ist so kaum von der Kunst unter dem Nationalsozialis-mus oder dem Realso-zialismus zu unterschei-den; und große Bereiche der Herrschaftskunst um 1900 haben ähnli-

»Deutsche Arbeit« nach 1933

Es wäre zumindest missverständlich, wollte man die Kunst in Deutschland nach 1933 als »nationalsozialistische Kunst« bezeichnen. Das allermeiste gab es davor auch schon (man erinnere sich z.B. an einige Bilder von Arthur Kampf, etwa Abb. 313, 701, 752) und eini-ges davon danach immer noch. Zwar existiert eine spezielle Staats- und Auftragskunst, im Wesentlichen aber handelt es sich um die re-pressive Unterbindung bestimmter Stile und Themen; was dann übrig blieb ist für den Na-tionalsozialismus typisch, aber eben vor allem in seiner Selektivität. Unterbunden, verfemt und diskreditiert werden stilistisch vor allem jeglicher Expressionismus und inhaltlich jegli-che Gesellschaftskritik. Alles, was den Macht-habern an Gefühlskontrolle zu entgleiten und ihre Herrschaft und Ideologie zu gefährden

1115/Grossberg, C.: Presse für Karosserieteile in den Hansa-Lloyd-Goliath-Werken, Bremen, 1936

Mitte 1121/Anonym: Umschlag zu: Bürgel, Bruno H.: Deutsche Arbeit. Bilder vom Wiederauf-stieg Deutschlands. Mit 92 Auf-nahmen von E.O. Hoppé. Berlin 1930

1122/Hees, D.v.: Werkzeugma-cher, 1940 ca.

1120/Herberholz, W.: Industrie, 1920

1119/Grossberg, C.: Siemens- Betz-Schraubenlüfter als Saug-zuglüfter für Kesselbetriebe, 1930er Jahre

1118/Grossberg, C.: Druckprobe einer Hochdruck-Kreiselpumpe, 1930er Jahre

1117/Grossberg, C.: Autogenes Härten, 1930er Jahre

1116/Grossberg, C.: Ein kleiner Hoch-druck-Kompressor und eine Hauswasser-pumpe, 1930er Jahre

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vorzugt in Grafiken (vgl. z.B. Abb. 1122), vor allem aber in der Fotografie (vgl. nur Paul Wolff: Arbeit! 1937). Ein zweites Muster konstruiert eine rationalistische Industrieäs-thetik und ist dem dispositiven Ideologem der »Schönheit der Arbeit« verpflichtet, das, wie gezeigt, keine Erfindung der Nazis ist. Frag-los gehört der umfangreiche Bilderzyklus, den Carl Grossberg zur Verwirklichung seines »In-dustrieplans« in den dreißiger Jahren anfer-tigte, in diese Kategorie. Von den 45 Werken, die von 1935 bis 1939 in Westermanns Mo-natsheften veröffentlicht wurden, zeigen wir hier eine kleine Auswahl als dokumentari-sche Kleinabbildungen. Ein 1937 in dersel-ben Zeitschrift erschienener Aufsatz von Stol-per mit dem Titel Schönheit der Arbeit enthält ähnliche Abbildungen, allerdings ohne Nen-nung des Künstlers, gleiches gilt für das von Hübbenet 1938 in Berlin herausgegebene Ta-schenbuch der Schönheit der Arbeit. Die »Stät-ten deutscher Arbeit« erscheinen sauber, klar

che Strukturen wie die Kunst der dreißiger und vierziger Jahre. Für Deutschland gilt, dass sich schon seit Mitte des neunzehnten Jahr-hunderts der propagandistische und zuneh-mend nationalistische Topos der »Deutschen Arbeit« durchzusetzen beginnt und als Titel des Fotobandes von 1930 (Abb. 1121) keine Innovation darstellt. Drei Muster lassen sich im Industriebild (nur um dieses geht es hier; zu anderen Bereichen s. vorn die paradig-matischen Arbeiten) nach 1933 ausmachen. Ein Muster stellt die Facharbeit und Qua-

lifikation des deutschen Arbeiters heraus. Der verlässliche, ordentliche und genaue, seinen Beruf hingebungsvoll ausübende Industriear-beiter wird hier bei-spielgebend bzw. als ty-pisch vorgeführt. Dieses Muster findet man be-

1129/Pfaehler von Othegraven, R.: Kraft, 1920 ca.

1128/Palmowski, E.: Gestein-hauer, 1937 ca.

1127/Grossberg, C.: Hochdruck- Kesselspeise-Anlage mit Weise-Kreiselpumpen und Dampfturbi-nen, 1930er Jahre

1126/Grossberg, C.: Aufsetzen der Karosserie auf das Chassis in den Stoewer-Werken, Stettin, 1936

1125/Grossberg, C.: Lackiererei im Gras-mäherbau, Maschinenfabrik Fahr, 1938

1124/Grossberg, C.: Gebläse für Heu und Stroh, Kyffhäuserhütte, 1938

1123/Grossberg, C.: Zweischarpflüge, Maschinenfabrik Bentzki, Eislingen, 1930

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dies vor allem, nachdem sich die Nationalsozi-alisten nach Zerschla-gung der Gewerk-schaften den 1. Mai als Tag der Arbeit ein-verleibt hatten, was auch sogleich in einem Gemälde glorifizierend festgehalten wird (Abb. 1131), um der Massen-ideologie und -ästhetik zu frönen. Arbeiter, Bauern und Soldaten (Abb. 1133) sollen ein Kämpfendes Volk (so der Titel eines anderen Bildes von Schmitz-Wiedenbrück) bilden, und die industriellen Anlagen werden in den immer wieder reproduzierten und in Ausstel-lungen gezeigten Gemälden als Symbole der Produktion von Destruktionskraft präsentiert (vgl. die Bilderkollagen auf den beiden fol-genden Seiten). Versuche, mit Hilfe des Re-kurses auf den kulturell verankerten Rationa-litätsglauben Motivation und Legitimation zu fördern, sind hier aufgegeben zu Gunsten von ikonischen Strategien zur Mobilisierung eu-phorisch-emotionalen Corpsgeistes. Und wo sonst als bei der für alle notwendigen Arbeit lässt sich am besten anknüpfen, um Vertrauen und Stolz und damit einen Arbeitsnationa-lismus hervorzurufen. Dies ist eine Strategie, die keineswegs auf den Nationalsozialismus

gegliedert, hell, farbig und schön an-zusehen, der reduzierte neu-sachliche Malstil kommt dem ideologischen In-halt entgegen (vgl. zu einigen Teilen des Gesamtzyklus, die die Fließband-arbeit betreffen, Schirmbeck 1981). Grossberg verzichtet hier auch auf jede Magie oder Mystik, die z.T. in anderen Werken von ihm zu finden sind. Diese Art von Industrieästhetik weicht aber mit zunehmender Kriegs-vorbereitung und Vernichtungspraxis einem dritten Muster, das allerdings von Anfang an schon präsent ist und, wie wir gesehen haben, bereits eine längere Geschichte hinter sich hat: dem Muster der maskulinen Kraft

und Gewaltförmigkeit (vgl. die Abb. 1128, 1129, die unsägliche Industrieallegorie von Herberholz schon aus dem Jahre 1920 in Abb. 1120 sowie die Abbildungen auf den Seiten 290-295). Arbeit erscheint hier als Kampf ge-gen die Natur (vgl. auch Türk 1995b) bzw. als Kriegstätigkeit an der Heimatfront. Das von Müller gestaltete Plakat zur Ausstellung Schönheit der Arbeit (Abb. 1134) verbindet neu-sachlichen Rationalismus (Zahnrad) und militante Kraftmeierei mit dem für den Natio-nalsozialismus typischen rassistisch-biologis-tischen Körperkult, auf den auch die Abb. 1130 und 1132 anspielen. Allerdings wird hier versucht, die Arbeiterschaft durch Anspie-lung auf sozialistische Themen zu gewinnen,

1130/Sluyterman von Lange-weyde, G.: Adel der Arbeit, 1935

1133/Schmitz-Wiedenbrück, H.: Arbeiter, Bauern, Soldaten, 1940

1132/Albrecht, F.: Plakat, 1932

>1131/Topel, C.: Die erste Mai-feier im neuen Deutschland, 1933

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rechte Haltung dem barbarischen Ge-waltregime entgegengestellt. Spätere Zeichnungen aus den Konzentrations-lagern dokumentieren die grausame Schinderei auf authentische Weise (vgl. Abb. 1135, 1136 aus dem Buch von Constanza 1983). Tief gebückt, niedergeknüppelt von dem rechts stehenden Herrschaftsknecht die Zwangsarbeiter in Theresienstadt bei Leo Hass, am Ende ihrer Kräfte die Lorenzieher des KZ Sachsenhausen bei Pierre Mania. Und Karl Schwe-sigs Trupp von Zwangsarbeitern (er selbst war einer von ihnen) im zerstör-ten Düsseldorf wird von einem Mili-tär zur Arbeitsstelle abgeführt. Bilder der Ar-beit als Bilder der Apokalypse (so der Titel des Buches von Constanza); geht es in den Bildern der Industriemaler um die Arbeit an Mitteln der Destruktion, so hier um Bilder der Arbeit als Mittel der Destruktion.

beschränkt ist, vielmehr zeigen sich in den drei-ßiger Jahren diese Strate-gien und Tendenzen zu einem Arbeitsnationalis-mus in fast allen euro-päischen Ländern und auch in den USA. Die Nationalstaaten werden gleichsam zu Unterneh-mungen und kämpfen als solche gegeneinander, und zwar nicht nur wirt-schaftsfriedlich. Es gibt aber auch andere Bilder

der Arbeit im Deutschland dieser Zeit, weil es auch andere Arbeit gibt, Arbeit zum Tode und Vernichtung durch Arbeit. Schon 1935 (!) be-richtet Langhoff in seinem Buch Die Moor-soldaten vom niedersächsischen Konzentrati-onslager Börgermoor, aus dem auch das Blatt der Abb. 1137 stammt. Noch wird hier die auf-

<<1137/Häftlinge des Lagers Börgermoor: Lied der Moorsolda-ten, 1933

1135/Haas, L.: Zwangsarbeit, Theresienstadt, 1943

1138/Schwesig, K.: Zwangsarbeit in Düsseldorf, 1943

<1136/Mania, P.: A la Corridre (im KZ Sachsenhausen), 1944

1134/Müller, C.O.: Plakat, 1937

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1145/Breker, H.: Bergmann, 1941

1144/Jorzig, E.W.: Schwerindustrie, 1940 ca.

1143/Spiegel, F.: Arbeitsmann der Organisation Todt, 1939 ca.

>>1142/Gessner, R.: Hochofen, 1939

>>1140/Mercker, E.: Hüt-tenwerk der Gute-Hoffnungs-Hütte, 1936 ca.

1141/Mercker, E.: Stahlwerk, 1939

1139/Mercker, E.: Hochofen der Gute-Hoffnungs-Hütte, 1935 ca.

Literatur zum Ab-schnitt:

Constanza 1983; Fehlemann 1994; Frank-furter Kunstverein 1975; Frommhold 1968; Hinz 1974; Horn 1943; Ki-velitz 1997; Mattausch/Wiederspacher 1979; Neue Gesellschaft für bil-dende Kunst 1992; Petsch 1987; Reese 1994; Rü-diger 1941; Schirmbeck 1981, 1984; Schroyen 1997; Vollbehr 1938, 1941; Wulf 1983

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1153/Thorak, J.: Entwurf für ein Autobahndenkmal, 1938 ca.

<1152/Picco-Rückert, R.: Walzwerk Oberhausen der Gute-Hoffnungs-Hütte, 1937

<<1151/Gerwin, F.: Her-mann-Göring-Werke, Hoch-öfen im Bau, 1940

1150/Mercker, E.: Hütten-werk bei Nacht, 1935 ca.

1149/Mercker, E.: Schwerin-dustrie, 1937 ca.

1148/Hemming, W.: Hoch-ofenanlage in Hattingen, 1940er Jahre (s.a. Abb. 1256)

<Mitte 1147/Hannebal, W.: Arbeiterkopf aus der Rüstungsindustrie, 1935 ca.

<<1146/Mercker, E.: Riesen der Arbeit, 1936

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punkt des Industriebildes unter dem Nati-onalsozialismus dar und wird entsprechend gefeiert (vgl. z.B. den Textauszug von Horn). Das Werk bedarf wohl keiner weiteren Kom-mentierung. In diesen sieben Jahren der Arbeit an einem pathologischen My-thos hat Karl Schwesig, Mitglied der KPD, der Künstlergruppe Das junge Rheinland und der ASSO, bereits eine lange Leidenszeit hin-ter sich. Verhaftet, gefoltert, in-terniert, emigriert nach Belgien, wieder gefangen genommen. Erst während der Luftangriffe auf Düs-seldorf 1944 kann er fliehen und sich bis zum Kriegsende retten. Wolfgang Langhoff berich-tet in seinem Buch Die Moorsoldaten von Fol-terungen in Düsseldorf (wohl im Schlegelkel-ler) 1933:

Mitte 1155/Anonym: Nazi-Kitsch, 1940 ca.

1157/Schwesig, K.: Les Inutiles, Nr. 4: Zur Arbeit, 1948/49

>1156/Schwesig, K.: Les Inutiles (Die Nutzlosen), Nr. 5: Arbeiten, 1948/49

1154/Hoffmann, A.: Tiegelstahl-guss, 1942

Nach siebenjähriger Entwurfs- und Planungs-zeit stellt 1942 Artur Hoffmann für Krupp sein Monumentalrelief Tiegelstahlguss fertig, das in eine leicht rund gebogene Granitmauer eingesetzt wird. 1935 hatte er den Auftrag dazu von Gustav und Hertha Krupp von Boh-len und Halbach erhalten. Gut zwanzig Meter breit mit über zwei Meter hohen martiali-schen Hüttenarbeitern stellt es einen Höhe-

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Bis zum Morgen ist nichts mehr passiert. Dann ist aber die S.S.-Ablösung gekommen, und da ist es erst recht losgegangen! Sie haben einen neuen Gefangenen mitgebracht, einen kleinen, buckligen Mann mit langen Haaren. Den ha-

ben sie an den Haaren hochgerissen und ge-schrien:„Der da hat Euch verpfiffen! Das kleine Miststück hat Euch verpfiffen! Der singt alles, was wir wollen, nicht wahr, Karlchen?“Und das Karlchen hat gerufen: „Nicht mehr schlagen, bitte, nicht mehr schla-gen!“In seine langen Haare haben sie dann mit einem Rasiermesser ein Haken-kreuz eingeschnitten, daß er am Kopf

geblutet hat, und dann hat er Lieder singen müssen und im Keller herummarschieren.„Karlchen, mach‘ mit die Schuhe zu!“ „Karl-chen, bring‘ mir Kaffee!“ Karlchen hier und Karlchen dort! – (Langhoff 1935, S. 103 f.). 1159/Schwesig, K.: Les Inutiles,

Nr. 8: Die Kraft der Wärmeer-zeugung, 1948/49

<1158/Schwesig, K.: Les Inutiles, Nr. 6: Feldarbeit, 1948/49

Horn, W.: Ein Denkmal der deutschen Arbeit. In: Die Kunst im Deutschen Reich, 1943, S. 16

Es war Karl Schwesig, der hier als politischer Häftling geschunden wurde; 1936 hatte er 50 Blätter zu diesen Ereignissen gezeichnet. 1948/49 entsteht sein Radierzyklus Les Inuti-les, Die Nutzlosen, in dem er auch die Arbeit in den Lagern darstellt. Vier einschlägige Blätter daraus sind hier reproduziert als ein anderes Denkmal deutscher Arbeit.