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Deutsche Telekom Unterrichtsblätter C 10964 53. Jahrgang 10. November 2000 11 Motivation durch eine ehrliche Leistungsbewertung Bitte beachten Sie auch den Hinweis auf unsere CD-ROM (letzte Umschlagseite)! Die Fachzeitschrift der Deutschen Telekom für Aus- und Weiterbildung Seite 576 Beurteilung 2000 – Einführung des neuen Systems Seite 586 Errichten von Übertragungstechnik Seite 602 Marktforschung Seite 618 Chaostheorie und Multimedia-Dienste Seite 636 European Telecommunications Platform

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Deutsche TelekomUnterrichtsblätter

C 1096453. Jahrgang10. November 2000

11

Motivation durch eineehrliche Leistungsbewertung

Bitte beachten Sie auch den Hinweis auf unsere CD-ROM (letzte Umschlagseite)!

Die Fachzeitschrift der Deutschen Telekom für Aus- und Weiterbildung

Seite 576Beurteilung 2000 – Einführung des neuen Systems

Seite 586Errichten vonÜbertragungstechnik

Seite 602Marktforschung

Seite 618Chaostheorie und Multimedia-Dienste

Seite 636EuropeanTelecommunications Platform

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Die aktive Mitarbeit der Deutschen Telekom im BITKOM

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Informations- und Telekommu-nikationsbranche stellt nach derTourismusbranche den größtenWirtschaftssektor weltweit dar. DieDeutsche Telekom nutzt und pflegtKontakte zu den verschiedenstenVerbänden dieser Branche. LassenSie mich Ihnen einen kurzen Abrissüber den größten BranchenverbandEuropas – den BITKOM – geben.

Bisher wurden die deutschen Ver-bände ihrer wirtschaftlichen undgesellschaftlichen Bedeutung inder IT-Branche nicht gerecht. Esgab zu viele Einzelverbände mitDoppelaktivitäten, die ineffizientund ineffektiv diese Branche ver-treten haben. Im Oktober vergan-genen Jahres schlossen sich des-halb die vier bedeutendsten Ver-bände dieser Branche, der Bundes-verband Informations- und Kom-munikations-Systeme e.V. (BVB),der Bundesverband InformationsTechnologien (BVITeV) sowie dieFachverbände Informationstechnikim Verband Deutscher Maschinen-und Anlagenbau und im Zentral-verband der Elektrotechnik undElektronikindustrie e.V. (ZVEI) zu-

sammen und gründeten den „Bun-desverband Informationswirtschaft,Telekommunikation und neue Me-dien“ – BITKOM. Inzwischen sindder Unternehmensverband Infor-mationssysteme (UVI) und der Bun-desverband Telekommunikation(VAF, vormals Verband der Aufbau-firmen für Fernmeldeanlagen) eben-falls beigetreten.

BITKOM, zu dessen Präsidium auchunser Vorstandsmitglied Josef Brau-ner gehört, repräsentiert zurzeit1250 Unternehmen mit einem Jah-resumsatz von etwa 200 MilliardenDM und etwa 700 000 Beschäftig-ten. Dies entspricht schon jetztmehr als 90 Prozent des Umsatz-volumens der IT-Branche.

Ziel ist es, ein Ende der Zersplit-terung herbeizuführen und miteiner Stimme die gesamte Branchezu vertreten. BITKOM stellt ein Ser-vicezentrum für die Branche dar, indem inhaltlich alle relevanten The-men in etwa 50 Arbeitskreisen undForen abgedeckt werden. Zu denTop-Themen gehören u. a. die Ent-wicklung der Informationsgesell-schaft, die Förderung von Electro-nic Business und die Erschließungder Beschäftigungspotenziale derIT-Branche durch eine aktive Bil-dungspolitik. BITKOM engagiertsich beispielsweise sehr stark ander Diskussion um den IT-Fach-kräftemangel in unserem Land underarbeitete Handlungsvorschlägezum Abbau dieses Defizits.

In einer Vielzahl von Arbeitskreisenunterstützen Experten unseresKonzerns BITKOM, begonnen beiA wie „Auftrags- und Vertrags-wesen“ bis V wie „Vertrieb“. ProJahr werden den Firmen etwa 200kostenlose Veranstaltungen zu al-len bedeutsamen Themen angebo-ten. Es entsteht so eine Plattformfür Kontakte zu Kunden, Wettbe-werbern oder zukünftigen Partnernund die Möglichkeit zum Bench-marking auf Fach- und Führungs-ebene. Ein weiteres Kerngeschäftneben der direkten Dienstleistungist die Politik, mit dem Ziel, Deutsch-lands Weg in die Informations-

gesellschaft aktiv mitzugestalten.Hierzu müssen schnellstmöglichdie politischen und ordnungsrecht-lichen Rahmenbedingungen opti-miert werden. BITKOM ist der ide-ale Partner für Ministerien und Be-hörden auf Bundes- und Länder-ebene, denn er kann für die ge-samte Informations- und Kommu-nikationswirtschaft sprechen. Auchinternational vertritt er die Interes-sen der in Deutschland tätigen IT-Anbieter in allen bedeutendenVerbänden dieser Branche.

Aus Sicht der betrieblichen Bildungbei der Deutschen Telekom ist derArbeitskreis „Bildung, Qualifizie-rung und Arbeitsmarkt“ eine wichti-ge Plattform zur Einflussnahme aufbildungspolitische Themen. So un-terstützt BITKOM die 1999 von derDeutschen Telekom gemeinsam mitdem ZVEI und den Sozialpartnernins Leben gerufene Initiative für diezügige Entwicklung von bundes-weit anerkannten Weiterbildungs-abschlüssen im IT-Bereich. Mit die-sem zusätzlichen politischen Druckder gesamten Branche sind dieChancen, bis zur Mitte des nächs-ten Jahres Standards und Regelun-gen für Abschlüsse auf der Ebenevon Spezialisten und „Professio-nals“ zu schaffen, enorm gestie-gen. Dies könnte ein weiterer Mei-lenstein in der Erfolgsgeschichteder von der Deutschen Telekommaßgeblich mitgestalteten IT-Beru-fe werden und einen wesentlichenBeitrag zur Verringerung des Fach-kräftemangels in der IT-Brancheleisten.

Sie sehen, liebe Leserinnen, liebeLeser, dass die aktive Mitglied-schaft der Deutschen Telekom imBITKOM wichtig ist, um die bil-dungspolitischen Rahmenbedin-gungen so zu gestalten, dass wirauch in Zukunft unsere Berufsaus-bildung flexibel an die Bedürfnissealler Konzerneinheiten anpassenkönnen.

Ihr

Helmut ThillmannDeutsche TelekomZentralbereich PersonalentwicklungLeiter Bildung

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Inhalt

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 575

Impressum

Unterrichtsblätter · Die Fachzeit-schrift der Deutschen Telekom für Aus- und Weiterbildung53. Jahrgang

HerausgeberDeutsche Telekom AG, Zentralbereich PersonalentwicklungVerantwortlich: Helmut Thillmann, Leiter Bildung

RedaktionDetlef Hechtel (He)Ellen Jahnke (J)Roland George (Ge)Petra Mühlenbruch (Mü)Anke Detjen (De)

GrafikMarkus Alfs, ZB PE Münster

Anschrift und TelekontakteDeutsche Telekom AGRedaktion UnterrichtsblätterLagerstraße 2 · 20357 HamburgPostfach 3019 90 · 20306 HamburgTelefon: (0 40) 4110-78 01Telefax: (0 40) 4110-78 90

ErscheinungsweiseMonatlich

AbonnementspreisJährlich Inland 42,00 DM, Ausland 54,00 DM (einschl. 7 % Umsatzsteuerund Porto) · Bezahlung nur durch Einzugsermächtigung zur Girokonto-abbuchung · Kündigung bis 1. November (eine Bestätigung wird nicht erteilt)

BestelladresseSiehe obige Anschrift

RechteAlle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder Kopie, auchauszugsweise, nur mit Genehmigungder Redaktion

Satz und DruckWullenwever print+media Lübeck GmbH

ISSN 0942-7287

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Titelbild: Das Titelbild wurde uns freundlicherweise vom Zentralbereich Personal-

management, G3, Kommunikationsmanagement zur Verfügung gestellt.

Editorial: Die aktive Mitarbeit der Deutschen Telekom 574im BITKOM

Beurteilung 2000 – Einführung des neuen Systems 576Das Verfahren für eine leistungsgerechte Bewertung

Errichten von Übertragungstechnik im leitungsgebundenen 586AnschlussnetzPlanung und Durchführung der Bauvorhaben

Grundprobleme und Aufgabenbereiche der Marktforschung 602Wissen, wann Werbung wo und wie und wieso ankommt

Modellierung von Multimedia-Diensten mit Hilfe 618der ChaostheorieEin TIMES-Markt in einem ganzheitlichen, dynamischen System

Kurz gefasst: Mitarbeit der Deutschen Telekom 636in der European Telecommunications Platform (ETP)Interessenvertretung auf europäischer Ebene

Practical English 638Vorhandene Englischkenntnisse vertiefen oder auffrischen

Le français pratique 639Vorhandene Französischkenntnisse vertiefen oder auffrischen

Nachrichten · Neuerungen 641

Bücher & CD-ROM 644

Fachpresse 644

Nachbestellung 647

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Nach Abschluss des seit April2000 gültigen Tarifvertrags 100asowie der Gesamtbetriebsver-einbarung (GBV) „Beurteilungs-verfahren“ im August 2000 wur-de bei der Deutschen Telekomein neues Beurteilungsverfahreneingeführt. Stichtag für die Beur-teilungen war der 30. September2000. Bis zum 31. Oktober muss-ten entsprechend die Beurtei-lungsgespräche geführt werden.Im Dezember dieses Jahres wirddas erste Leistungsentgelt aus-gezahlt, das von der in der Beur-teilung erreichten Punktzahl ab-hängig ist. Dieser Artikel bietetnun – nachdem bereits die ers-ten Erfahrungen mit dem neuenBeurteilungssystem gesammeltwurden – einen intensiven Blickauf das Instrument.

1 Grundlagen

1.1 Rückblick

Zu Zeiten der Deutschen Bundes-post war das Beurteilungsverfah-ren stark von beamtenrechtlichenRegelungen geprägt, weil hier nurdie Beamten des gehobenen unddes höheren Dienstes beurteiltwurden. Die Beurteilungen wurdenalle drei Jahre erstellt. Der jeweiligeFührungskreis einer Organisations-einheit bewertete, inwiefern einMitarbeiter den allgemeinen Anfor-derungen an einen Beamten seinerBesoldungsgruppe entsprach.

In den Jahren 1997 und 1998 ent-wickelte und führte die DeutscheTelekom ein neuartiges Beurtei-lungsverfahren ein, das in einem ein-jährigen Rhythmus stattfand unddie Beschäftigtengruppen Arbeiter,Angestellte und Beamte gleicher-maßen einbezog. In diesem Zusam-menhang haben auch Gruppen-,Montage- und Teamleiter im Sin-ne des unmittelbaren Vorgesetz-ten erstmalig Beurteilungsaufgabenübernommen.

Im Jahr 2000 führt die DeutscheTelekom nun ein leistungsbezoge-nes variables Entgelt ein, das mitder im Folgenden beschriebenenLeistungsbeurteilung ermittelt wird.

1.2 Ziele der Beurteilung

Die Beurteilung hat das Ziel, dieFähigkeiten, Qualifikationen unddas Arbeitsverhalten des einzel-nen Mitarbeiters zu erkennen undihm, diesen Erkenntnissen entspre-chend, optimal Aufgaben und Funk-tionen zu übertragen.

Im Sinne des FührungsmodellsOrientierung geben – Loslassen –Bilanz ziehen soll die Beurteilungdem Mitarbeiter eine Rückmeldungüber die Einschätzung seiner Leis-tungen bzw. seines Verhaltens ge-ben. Die Mitarbeiter erhalten so ineinem offenen Dialog eine nach-vollziehbare Standortbestimmungihrer eigenen Leistung.

Die Beurteilung dient als Grundlagefür personen- und sachgerechtePersonalentscheidungen sowie fürdie Ermittlung eines leistungsab-hängigen Entgeltbestandteils (Leis-tungsentgelt). Darüber hinaus dientsie als Hilfe für die Personalführungund für Maßnahmen der Personal-entwicklung.

1.3 Einbettung in denMitarbeiterorientierten Prozess

Eine wichtige Voraussetzung fürdie regelmäßige Beurteilung ist dasMitarbeiterjahresgespräch (MAJG)1.Es dient der Orientierung, der Mo-tivation und dem Coaching des Mit-arbeiters. In diesem Gespräch wer-den außerdem Absprachen für denkommenden Zeitraum getroffen,und zwar bezogen auf die zu er-zielenden Arbeitsergebnisse, dieanzuwendenden Arbeitsmethodenund das Arbeitsverhalten insge-samt. In der Beurteilung wird dannbilanziert, inwieweit der Mitarbeiterdie Anforderungen seines Arbeits-

platzes während des abgelaufenenBeurteilungszeitraums erfüllt hat.

Für die Zielgruppe der LeitendenAngestellten ist neben den MAJGund den Beurteilungen das Instru-ment Personalrunde eingeführt wor-den. Die Personalrunde dient derIdentifikation von Leistungs- undPotenzialträgern im Unternehmenund der Erarbeitung von gemein-samen Beurteilungsmaßstäben zwi-schen den Führungskräften. Fürden Einsatz der Instrumente desMitarbeiterorientierten Prozesses(Bild 1) sind die folgenden Zeiträu-me vorgesehen:

Mitarbeiterjahresgespräche:Januar bis März,

Personalrunden für Leitende An-gestellte: März/April,

Beurteilungen einschließlich Be-urteilungsgespräche: August bisOktober (Beurteilung bis spä-testens 30. 09.).

2 Das Verfahren der Beurteilung

2.1 Grundsätze

2.1.1 Zu beurteilenderPersonenkreis

Alle Mitarbeiter der Deutschen Te-lekom werden, unabhängig vompersonellen Status (Arbeitnehmer,Beamter) und unabhängig von derHierarchieebene, jährlich beurteilt;Ausnahmen gelten bei:

Mitarbeitern, die ein ergebnis-bezogenes Entgelt auf der Basisvon Zielvereinbarungen erhal-ten. Da diese Mitarbeiter ein er-gebnisbezogenes Entgelt be-kommen und deshalb kein Leis-

Beurteilung 2000 –Einführung des neuen Systems

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000576

Dipl.-Psych. Anja Reitz war bisEnde SeptemberReferentin imZentralbereichPersonal-entwicklung,Implementierungder Personal-entwicklungs-instrumente inBonn. Zu ihrenAufgaben gehörtedie Einführungder Beurteilung2000 sowie derPersonalrunde für LeitendeAngestellte.

Dipl.-Ing. MariusKwasny istReferent imZentralbereichPersonalent-wicklung,Implementierungder Personal-entwicklungs-instrumente inBonn. Zu seinenAufgaben zählenneben derEinführung derBeurteilung 2000die weitereAusgestaltungdes Mitarbeiter-jahresgesprächesund dasMonitoring derPE-Instrumente.

1 Siehe hierzu den Beitrag „Das Mit-arbeiterjahresgespräch: Führungs-instrument für den fairen Dialog zwi-schen Vorgesetzten und Mitarbeitern“,Unterrichtsblätter Nr. 3/1998, S. 96–105.

Die Autoren

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tungsentgelt erhalten können,wird die entgeltrelevante Sum-me der Punkte in der Beurtei-lung nicht ermittelt und deshalbauch nicht im Beurteilungs-bogen eingetragen. Sie werden

dennoch wie alle anderen Be-schäftigten auch beurteilt, umihnen eine Rückmeldung überihr allgemeines Leistungsverhal-ten zu geben. Zu diesem Perso-nenkreis gehören alle Mitarbei-ter, die zum Geltungsbereich desTV 94 und der „GBV zur Zahlungvon Belohnungen an Beamte imVertrieb Standardmarkt und imCustomer Care-Front Office“ ge-hören sowie alle hier nicht ge-nannten Mitarbeiter mit ergeb-nisbezogenem Entgelt auf derBasis von Zielvereinbarungen,z. B. außertarifliche Angestellte.

Auszubildenden im Sinne desBerufsbildungsgesetzes. Sie er-halten keine Beurteilung nachder GBV Beurteilungsverfahren,weil ihre Leistungen nach ande-ren Regelungen beurteilt wer-den.

Mitarbeitern, die das 60. Lebens-jahr vollendet haben. Hier wirdim Beurteilungsbogen grund-sätzlich nur der entgeltrelevan-te Teil des Beurteilungsbogensausgefüllt. Das „Zusammenfas-sende Gesamtergebnis“ und diehierfür benötigte „Priorisierungder Merkmale aus der Tätigkeit“wird darüber hinaus nur aufWunsch des Mitarbeiters ausge-füllt.

freigestellte Betriebsratsmitglie-der werden nicht beurteilt.

2.1.2 Zeitpunkt und Zeitraumder Beurteilung

Die Beurteilung wird für jeden Mit-arbeiter alle 12 Monate vorgenom-men. Allgemeiner Beurteilungs-monat ist der September jedesJahres. Der Beurteilungszeitraumumfasst die Zeit seit der letztenBeurteilung. Bis Ende Septembermüssen alle Beurteilungen erstelltsein, damit das Leistungsentgeltrechtzeitig ermittelt und ausgezahltwerden kann. Auch hier gibt eseinige Ausnahmen.

Abweichend vom allgemeinen Be-urteilungsmonat werden neu ein-gestellte Mitarbeiter oder Mitar-beiter, die aus einer Beurlaubungaus dienstlichen oder persönlichenGründen zurückkehren, sechs Mo-nate nach Aufnahme ihrer Beschäf-tigung beurteilt. Das gleiche gilt fürDauerkranke, die wegen Krankheitim abgelaufenen Beurteilungszeit-raum keine jährliche Beurteilungerhalten haben. Die nächste jähr-liche Beurteilung ist zum darauf fol-genden allgemeinen Beurteilungs-zeitpunkt durchzuführen, es seidenn, der zwischen den Beurtei-lungsterminen liegende Zeitraum istkürzer als drei Monate. In diesemFall findet die nächste Beurteilungzum übernächsten allgemeinen Be-urteilungstermin statt (Tabelle 1).

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Bild 1:Mitarbeiter-orientierterProzess

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Mitarbeiterjahresgespräch

Beurteilung

Personalrundefür Leitende Angestellte

Das Thema im Überblick

In diesem Jahr führte die Deut-sche Telekom für alle ihre Be-schäftigten ein neues Beurtei-lungsverfahren ein, mit demZiel, die Fähigkeiten, Qualifika-tionen und das Arbeitsverhaltenjedes Einzelnen zu erkennenund ihm danach Aufgaben undFunktionen zu übertragen. DieLeistungsbeurteilung ist Grund-lage des ebenfalls in diesemJahr eingeführten variablen Ent-gelts. Das Beurteilungsverfah-ren ist eingebunden in die Ins-trumente des Mitarbeiterorien-tierten Prozesses wie Mitarbei-terjahresgespräch und Perso-nalrunden für Leitende Angestell-te. Um ein erfolgreiches Beurtei-lungsgespräch zu führen, ist eserforderlich, dass sich sowohlder Vorgesetzte als auch derMitarbeiter sorgfältig auf denDialog vorbereiten, damit eineweitere vertrauensvolle Zusam-menarbeit gewährleistet ist.

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wird von diesen Stellen ein Beur-teilungsbeitrag in Form einer Zwi-schenbeurteilung eingeholt. Zwi-schenbeurteilungen, die wegen desArbeitsplatzwechsels des Mitar-beiters oder des Wechsels seinesfrüheren unmittelbaren Vorgesetz-ten erstellt wurden, werden aus derTeilakte des Mitarbeiters vom zu-ständigen Personalmanagement/Personalservice angefordert. (s. Abs.2.1.3)

Handelt es sich um einen schwer-behinderten Mitarbeiter? In diesemFall muss man mit dem Mitarbeiterbesprechen, ob er die Beteiligungder Schwerbehindertenvertretungwünscht und sich mit der Schwer-behindertenvertretung über even-tuelle Besonderheiten austauschen.

Es ist wichtig, die Beurteilungenauf den gesamten Beurteilungs-zeitraum zu beziehen und nicht nurauf die Ereignisse und Verhaltens-weisen unmittelbar vor der Beurtei-lung. Deshalb sollte man Erkennt-nisse über das Verhalten sowie dieErgebnisse dieses Verhaltens desMitarbeiters während der letztenzwölf Monate zusammenstellen.Nur so kann ein faires und nach-vollziehbares Feedback3 gegebenwerden. Dabei soll man jedochnicht auf frühere Beurteilungen zu-rückgreifen.

BeurteilungsfehlerBei jeder Beurteilung besteht dieGefahr von Fehleinschätzungen.Denn bei Beurteilungen geht es umdie persönliche Einschätzung derLeistung eines anderen. Dabei kanndie Sicht des Beurteilers eventuelleinseitig oder auch verzerrt sein.Deshalb ist es wichtig, sich selbstals Beurteiler zu hinterfragen, obman bei dem jeweiligen Mitarbeitersolch einer „Wahrnehmungsverzer-rung“ unterliegt. Beurteilungsfehlerkönnen folgendermaßen vermie-den werden:

prüfen, ob man tatsächlich denganzen Beurteilungszeitraum zurEinschätzung der Leistung he-ranzieht,

sich an ganz konkreten Ver-haltensweisen des Mitarbeitersorientieren,

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2.1.3 Zwischenbeurteilungen

In bestimmten Fällen müssen zurErstellung der Beurteilungen Beur-teilungsbeiträge in Form von Zwi-schenbeurteilungen gefertigt wer-den. Dies gilt für:

Mitarbeiter, die während des Be-urteilungszeitraums in Projekt-gruppen tätig waren oder ihreAufgaben in sonstiger Weise zueinem erheblichen Teil außer-halb des Leitungsbereichs desunmittelbaren Vorgesetzten er-füllt haben. Sie werden von demunmittelbaren Vorgesetzten inder Linie beurteilt. Die Leiter derProjekte sind jedoch verpflich-tet, Beurteilungsbeiträge in Formvon Zwischenbeurteilungen zu-zuarbeiten.

Mitarbeiter, die ihren Arbeits-platz oder ihren unmittelbarenVorgesetzten dauerhaft gewech-selt haben und dem Beurteilerzum allgemeinen Beurteilungs-zeitpunkt seit weniger als sechsMonaten unterstellt sind. Hierbeteiligt der Beurteiler den bis-herigen unmittelbaren Vorgesetz-ten des Mitarbeiters an der Be-urteilung. Dies geschieht durchdie Zwischenbeurteilung.

Zwischenbeurteilungen werdenebenfalls auf dem Beurteilungs-bogen erstellt. Es werden jedochnur die Punkte

„Allgemeines“, „Beurteilung der Mitarbeiterin/

des Mitarbeiters“2 sowie „Priorisierung der Merkmale aus

der Tätigkeit“

ausgefüllt. Die Punkte „Entgeltrele-vante Beurteilung“ und „Zusam-menfassendes Gesamtergebnis“entfallen.

2.1.4 Beurteiler und Mitbeurteiler

Beurteiler der Mitarbeiter ist derunmittelbare Vorgesetzte. Unmit-telbarer Vorgesetzter ist, wer dieMitarbeiter für ihre täglichen Auf-

gaben einsetzt und für die Erfüllungdieser Aufgaben verantwortlich ist.Dies ist in aller Regel der fachlicheVorgesetzte.

Mitbeurteiler ist der nächsthöhereVorgesetzte des Mitarbeiters, alsoder unmittelbare Vorgesetzte desBeurteilers. Er achtet darauf, dassdie Vergleichbarkeit der Beurtei-lung über seinen Bereich hinwegsichergestellt ist.

2.2 Erstellen der Beurteilung

Nachdem der Beurteiler sich vor-bereitend mit dem Leistungsver-halten des jeweiligen Mitarbeitersbeschäftigt hat, hält er seine Beob-achtungen auf dem Beurteilungs-bogen fest (Bild 2). Reicht der aufdem Beurteilungsbogen vorgese-hene Platz nicht aus, können dieAngaben auch auf einem geson-derten Blatt niedergeschrieben wer-den, das als Anlage zur Beurteilunggenommen wird. Es ist aus Grün-den des Datenschutzes nicht ge-stattet, den Bogen mit dem Per-sonalcomputer (PC) auszufüllen.Nachfolgende Inhalte müssen fest-gehalten werden:

2.2.1 Allgemeines

Zur Vorbereitung auf die Beurtei-lung stellt der Beurteiler die not-wendigen mitarbeiterbezogenenDaten zusammen. Zudem infor-miert er sich über die Inhalte undVereinbarungen des letzten Mitar-beiterjahresgesprächs soweit erdies selbst geführt hat. Die jähr-liche Beurteilung erfasst sämtlicheLeistungen, die der Mitarbeiter wäh-rend des gesamten Beurteilungs-zeitraumes von 12 Monaten er-bracht hat.

Die Führungskraft muss zudem für sich klären: War der Mitarbei-ter während des Beurteilungszeit-raums in Projekt- und Arbeitsgrup-pen tätig oder hat er seine Auf-gaben in sonstiger Weise zu ei-nem erheblichen Teil außerhalb desLeitungsbereichs seines unmittel-baren Vorgesetzten erfüllt? Dann

Tabelle 1:Beurteilungs-termine

Zeitpunkt Zeitpunkt Nächster Nächste der der allgemeiner (jährliche) Einstellung Beurteilung Beurteilungs- Beurteilung

nach sechs zeitpunktMonaten

Beispiel 1 1. Oktober 31. März September September 2000 2001 2001 2001

Beispiel 2 1. Februar 31. Juli September September 2001 2001 2001 2002

2 Im Beitrag wird im Folgenden nur nochdie männliche Form der Bezeichnungbenutzt, dennoch sind immer sowohlMitarbeiterinnen als auch Mitarbeiterangesprochen.

3 Feedback: Reaktion, die jemandemanzeigt, dass ein bestimmtes Verhal-ten, eine Äußerung verstanden wurde;Rückmeldung, Rückkopplung.

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Bild 2:Beurteilungs-bogen

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die möglichen Beurteilungsfeh-ler kennen, reflektieren, inwie-fern sie auf einen selbst zutref-fen können und sie dadurch ver-meiden.

Zu den häufigsten Beurteilungsfeh-lern zählen:

Ähnlichkeiten zu sich selbstErkennt man in den positivenbzw. negativen Eigenschaftendes Mitarbeiters Ähnlichkeitenzu sich selbst, so kann dies dieBeurteilung beeinflussen. („Wasich an mir mag, gefällt mir auchan anderen“.)

SympathieeffektVerstehen sich Mitarbeiter undBeurteiler sehr gut, so kann diesdie Beurteilung unangemessenpositiv beeinflussen.

Fehler des Mitarbeiters, wenn er sie zugibtFehler, die der Mitarbeiter ein-gesteht, werden häufig als weni-ger wichtig gewertet. (Nach demMotto: „Vergeben und verges-sen“.)

HierarchieeffektMitarbeiter der oberen Hierar-chieebene werden oft besser be-urteilt als Mitarbeiter der unterenPersonalebenen.

Ausrichtung auf eine BezugspersonIn diesem Fall macht der Be-urteiler einen seiner Mitarbeiter(z. B. die „Spitzenkraft“) zumMaßstab für alle anderen Mit-arbeiter. Verglichen werden solljedoch die Leistung jeden Mit-arbeiters mit den Anforderungenseiner Tätigkeit.

Halo-EffektEine besonders hervorstechen-de Eigenschaft und/oder ein be-sonderes Verhalten „überstrahlt“alle anderen Eigenschaften/Ver-haltensweisen.

Macht des ersten oder letztenEindrucksIn diesem Fall bleibt der ersteoder letzte Eindruck der Füh-rungskraft besonders im Ge-dächtnis. Dies bedeutet aller-dings die Bewertung einer Ein-zel- und nicht der Gesamtleis-tung.

Logischer FehlerHier setzt der Beurteiler zwei ver-schiedene Eigenschaften/Ver-haltensweisen in einen engen Zu-sammenhang, der jedoch nichtgegeben ist, beurteilt sie dem-entsprechend aber gleich. (Häu-fig ist z. B. die Annahme, dassMitarbeiter, die in ihrer Aus-drucksweise gewählt und über-zeugend sind, auch fachlicheKompetenz aufweisen.)

Flucht in die MitteHier handelt es sich um einenMaßstabsfehler. Er sagt aus,dass der Beurteiler vorrangig Be-wertungen im mittleren Bereichvornimmt, die wenig differen-zieren. Ein Grund dafür kannbeispielsweise sein, dass derBeurteiler ein wenig differen-ziertes Bild seines Mitarbeitershat.

Milde-TendenzDieser Maßstabsfehler beinhal-tet, dass unangemessen hoheBewertungen vergeben werden,um kein negatives Feedback ge-ben zu müssen.

Strenge-TendenzDieser Maßstabsfehler tritt vorallem auf, wenn der Beurteileran sich und andere sehr hoheAnsprüche stellt.

Zugeordnete AufgabenZur Einschätzung der Beurteilungs-merkmale ist es wichtig, diese anden Anforderungen der Tätigkeit zuspiegeln und sicherzustellen, dasssich die Beurteilung des Mitarbei-ters nur auf die spezifischen Anfor-derungen seines Arbeitsplatzes be-zieht. Neben den planmäßig zu er-ledigenden Aufgaben werden auchalle Sonderaufgaben sowie die Mit-arbeit in Projekt- oder Arbeitsgrup-pen berücksichtigt.

2.2.2 MerkmalsbezogeneBeurteilung des Mitarbeiters

Nachfolgende Beurteilungsmerk-male sind zu betrachten:

Kundenorientierung/Kontakte(intern/extern),

Zusammenarbeit/Verhalten imsozialen Kontakt,

Problemlösung, persönlicher Einsatz, Effizienz, Mitarbeiterführung (falls dies zu-

trifft).

Zur Bewertung dieser Merkmaledient eine Skala mit fünf Beurtei-lungsgraden, die wie folgt festge-legt sind:

übertrifft die Anforderungen in besonderemUmfangDie Leistung übertrifft die An-forderung des Arbeitsplatzes er-heblich und stellt eine exzellenteLeistung dar; der Mitarbeiterleistet stets mehr als erwartetwird.

übertrifft die AnforderungenDie Leistung liegt erkennbar überder Anforderung des Arbeits-platzes, der Mitarbeiter zeigtstets sehr gute Leistungen.

erfüllt die Anforderungen in vollem UmfangDie Leistung entspricht voll undhundertprozentig der Anforde-rung des Arbeitsplatzes; derMitarbeiter leistet stets das, waserwartet wird und zeigt eine inallen Aspekten gute Leistung.

erfüllt die Anforderungen fast immerDie Leistung entspricht bis aufwenige Ausnahmen der Anfor-derung des Arbeitsplatzes; undstellt eine durchweg zufrieden-stellende Leistung dar.

erfüllt die Anforderungen nicht immerDie Leistung entspricht mit Ein-schränkungen der normalen An-forderung des Arbeitsplatzes.Das Leistungsverhalten ist ver-besserungsfähig.

Wesentlich ist die individuelle, an-schauliche und treffende Beschrei-bung des Leistungsverhaltens desMitarbeiters. Deshalb wird die Be-wertung nicht nur durch Ankreuzeneines der vorgegebenen Beurtei-lungsgrade, sondern auch durch er-gänzende, frei formulierte Verhal-tensbeispiele zu Stärken und Ver-besserungsbereichen vorgenom-men.

2.2.3 EntgeltrelevanteBeurteilung

Zur Ermittlung der Punktzahl ad-diert man die Punkte, die für je-des Beurteilungsmerkmal verge-ben wurden. Je nach Bewertungdes jeweiligen Merkmals sind zwi-schen null und vier Punkten mög-lich. Die Punktzahl ist die Gesamt-zahl der in der Beurteilung erreich-ten Punkte. Sie kann zwischen nullund zwanzig Punkten liegen.

Die ermittelte Punktzahl wird imBeurteilungsbogen eingetragen. Dabei den Mitarbeitern ohne Füh-rungsaufgaben nur fünf, bei denFührungskräften aber sechs Beur-teilungsmerkmale in die Rechnungeingehen, wird die ermittelte Sum-me der Punkte der Mitarbeiter mitMitarbeiterführung mit 5/6 multi-pliziert und das Ergebnis – gege-benenfalls aufgerundet auf eineganze Zahl – in dem dafür vorgese-henen Feld der Beurteilung einge-tragen.

2.2.4 Priorisierung derMerkmale aus der Tätigkeit

An dieser Stelle werden die Priori-täten4 der fünf bzw. sechs Beurtei-

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4 Priorität: Rangfolge, Stellenwert.

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lungsmerkmale miteinander vergli-chen und zueinander in Beziehunggesetzt. Bestimmte Regeln verein-fachen den Umgang mit der Priori-sierung der Merkmale:

Ein Merkmal mit Priorität A ist nichtdreimal so gewichtig wie ein Merk-mal mit Priorität C. Die Priorisie-rung der Merkmale stellt lediglicheine Feindifferenzierung dar. DieMerkmale sind dabei relativ zuein-ander zu priorisieren. Die Merkma-le können nicht alle die gleichePriorität haben. In der Regel wer-den von den sechs dargestelltenMerkmalen ein bis zwei die PrioritätA und ein bis zwei die Priorität Chaben. Diese Aufteilung gilt für alleHierarchiestufen. Die Priorität derMerkmale hängt nicht von derSchwierigkeit der Aufgabe ab, son-dern von der Aufmerksamkeit(Qualität) und Zeit (Quantität), diezur Aufgabenerledigung auf demArbeitsplatz für das jeweilige Merk-mal erforderlich ist.

Sind dem Arbeitsplatz keine Füh-rungsaufgaben zugeordnet, ent-fällt die Dimension „Mitarbeiterfüh-rung“ als Anforderung.

Arbeitsplätze mit gleichen Aufgabenhaben in der Regel auch gleichePriorisierungen. Allerdings könnengeschäftlich bedingte Prioritäten,örtliche Gegebenheiten oder dasZuweisen von Sonderaufgaben zuAbweichungen führen. Eine Priori-sierung der Merkmale von Arbeits-plätzen mit gleichen Aufgaben sindinnerhalb einer Organisationsein-heit abzustimmen; Abweichungendavon müssen begründbar sein.

2.2.5 ZusammenfassendesGesamtergebnis

Das Gesamtergebnis darf nicht ausdem arithmetischen Mittel der merk-malsbezogenen Beurteilung ermit-telt werden. Im Gesamtergebniswerden vielmehr die Einzelergeb-

nisse zu einer Bewertung zusam-mengefasst. Dabei werden sie ent-sprechend der Priorität der Merk-male bei der Zusammensetzungdes Gesamtergebnisses unter-schiedlich gewichtet. Das Gesamt-ergebnis stellt somit gewisserma-ßen „mehr als die Summe seinerTeile“ dar. Dies verleiht dem Be-urteiler einen gewissen Entschei-dungsspielraum und die Möglich-keit einer Feindifferenzierung. Be-sondere Stärken oder Verbesse-rungsbereiche werden inhaltlichzusammenfassend gewürdigt.

Falls Zwischenbeurteilungen er-stellt wurden, so sind diese Be-wertungen beim Festlegen des Ge-samtergebnisses angemessen zuberücksichtigen. Das Gesamter-gebnis wird durch einen so ge-nannten Beurteilungsgrad einersechsstufigen Skala bewertet. DieBeurteilungsgrade werden wie folgtdefiniert:

übertrifft die AnforderungendeutlichDie Leistung übertrifft erheblichdie Anforderungen des Arbeits-platzes und stellt eine absolu-te Spitzenleistung dar. Der Mit-arbeiter leistet stets erheblichmehr als erwartet wird.

übertrifft die Anforderungen in vielen HinsichtenDie Leistung liegt regelmäßigüber den Anforderungen desArbeitsplatzes. Der Mitarbeiterleistet in vielen Aspekten er-kennbar mehr als erwartet wird.

erfüllt die Anforderungen in jeder HinsichtDie Leistung entspricht vollstän-dig und in allen Aspekten denAnforderungen des Arbeitsplat-zes. Der Mitarbeiter leistet stetsdas, was erwartet wird.

erfüllt die AnforderungenweitgehendDie Leistung entspricht den An-forderungen des Arbeitsplatzes.Der Mitarbeiter zeigt in nahezu

allen Aspekten das, was erwar-tet wird.

erfüllt die AnforderungenteilweiseDie Leistung entspricht mit eini-gen Einschränkungen den An-forderungen des Arbeitsplatzes.Das Leistungsverhalten ist teil-weise verbesserungsfähig.

erfüllt die Anforderungen in geringem MaßeDie Leistung entspricht seltenden Anforderungen des Arbeits-platzes. Das Leistungsverhaltenist deutlich verbesserungsfähig.

Die Ausprägungen der fünfstufigenSkala bei der merkmalsbezogenenBeurteilung sind nicht identisch mitder sechsstufigen Skala des Zu-sammenfassenden Gesamtergeb-nisses. Die Einstufungen in denSkalen müssen jedoch in sich stim-mig sein und dürfen nicht grund-legend voneinander abweichen. DasVerhältnis der beiden Skalen stelltsich wie in Bild 3 dar.

Vorschläge für die weitereberufliche EntwicklungAuf Grund der festgestellten Fähig-keiten und Qualifikationen des Mit-arbeiters soll der Beurteiler auchkonkrete Maßnahmen für die weite-re berufliche Entwicklung des Mit-arbeiters aufzeigen. Neben Maß-nahmen der betrieblich-fachlichenund beruflichen Weiterbildung so-wie der Unterstützung freiwilligerWeiterbildung zählen hierzu auchdie künftige Mitarbeit in Projekt-und Arbeitsgruppen, Betreuung mitSonderaufgaben, spezielle Förde-rungen oder der Wechsel der Stel-le. Entwicklungspotenziale sowohlin vertikaler (z. B. der Führungs-ebene) als auch in horizontaler (z. B.der Fachebene) Richtung sind fest-zuhalten.

Die Beurteilung wird von Beurteilerund Mitbeurteiler abschließend mitAngabe des aktuellen Datums un-terschrieben.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000582

Bild 3:Ausprägungender fünf- undsechsstufigenSkala imVerhältnis

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erfüllt dieAnforderungen

nicht immer

erfüllt dieAnforderungen

fast immer

erfüllt dieAnforderungen

in vollemUmfang

übertrifft dieAnforderungen

übertrifft dieAnforderungenin besonderem

Umfang

erfüllt dieAnforderungen

in geringemMaße

erfüllt dieAnforderungen

teilweise

erfüllt dieAnforderungen

weitgehend

erfüllt dieAnforderungen

in jederHinsicht

übertrifft dieAnforderungen

in vielenHinsichten

übertrifft dieAnforderungen

deutlich

erfüllt dieAnforderungen

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in vollemUmfang

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Umfang

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erfüllt dieAnforderungen

teilweise

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weitgehend

erfüllt dieAnforderungen

in jederHinsicht

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in vielenHinsichten

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2.3 Führen desBeurteilungsgesprächs

Der Vorgesetzte bespricht das Be-urteilungsergebnis mit dem Mitar-beiter spätestens im auf den Beur-teilungsmonat folgenden Monat (inder Regel im Oktober) in einem Be-urteilungsgespräch. Inhalt diesesGesprächs ist eine Rückmeldungüber die vom Mitarbeiter erbrach-ten Leistungen. Die Einschätzungund Bewertung der Leistung wirddargestellt und begründet. Darüberhinaus werden Entwicklungsmög-lichkeiten des Mitarbeiters gemein-sam erörtert. Um dem Beurteilungs-gespräch die Qualität eines gutenFeedbackinstruments zu geben,sollte der Beurteiler sowohl in derVorbereitung als auch in der Durch-führung des Gesprächs einigePunkte beachten (Tabelle 2).

Zusätzliche Empfehlungen für die Gesprächsführung Zeigen Sie immer Wertschätzung

der Person gegenüber (Blick-kontakt, aktives Zuhören, positi-ve Gesprächsatmosphäre).

Legen Sie den Fokus auf diePunkte, die für den ArbeitsplatzIhres Mitarbeiters besonderswichtig sind.

Beginnen und beenden Sie dasGespräche mit positiven Aus-sagen.

Schwächen Sie Ihre Kritik nichtab, etwa mit Worten wie „einbisschen“, „vielleicht“, „eigent-lich“.

Kritisieren Sie VerhaltensweisenIhres Mitarbeiters, nicht Charak-tereigenschaften oder Persön-lichkeitsmerkmale. Es geht nichtdarum den Menschen zu beur-teilen, sondern die Person inihrer Eigenschaft als Mitarbeiter.

Wenn Sie Kritik üben, begrün-den Sie die Kritik anhand vonBeispielen.

Vermeiden Sie Vergleiche mit an-deren Mitarbeitern. Diese führenschnell zu Abwehr oder Recht-fertigungen.

Halten Sie die Feedbackregelnein.

Empfehlungen für die Vorbereitungauf das Beurteilungsgespräch Sprechen Sie den Termin des

Beurteilungsgesprächs frühzei-tig mit dem Mitarbeiter ab.

Sorgen Sie für eine ungestör-te Gesprächsatmosphäre (z. B.Raum, Getränke).

Planen Sie ausreichend Zeit ein. Stellen Sie sich vor dem Ge-

spräch auf die Person ein. Notieren Sie sich zusätzliche Ar-

gumente und Beispiele, die Sieins Gespräch einbringen wollen.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 583

Tabelle 2:Gesprächs-leitfaden

Gesprächsphasen Empfehlungen für die Gesprächsführung

1 Am Gesprächsbeginn sollte immer etwas An-Gespräch eröffnen genehmes stehen. Eine unglückliche Einleitung

durch Sie als Führungskraft kann die Atmos-phäre für den gesamten Gesprächsverlauf ver-derben.

Nennen Sie die Ziele des Beurteilungsge-sprächs und voraussichtliche Dauer des Ge-sprächs.

Klären Sie, ob generelle Fragen zum Beurtei-lungsverfahren bestehen.

Stellen Sie den Ablauf des bevorstehenden Be-urteilungsgespräches vor.

2 Besprechen Sie das Aufgabenfeld des Mitar-Bezug zur Aufgabe beiters und die Anforderungen an den Arbeits-herstellen platz auch hinsichtlich der Priorisierung der

Merkmale. Ein Hinweis darauf, was an Aufgaben und

Schwerpunkten im MAJG besprochen wurdeist sinnvoll.

3 Legen Sie Ihre Beurteilung zu den einzelnen Beurteilung Merkmalen dar.bekannt geben Beziehen Sie den Mitarbeiter dabei in das Ge-

spräch ein. Jedes Beurteilungsmerkmal sollten Sie einzeln

durchsprechen, ansonsten besteht die Gefahr,dass bestimmte Verhaltensweisen untergehen.

Beginnen Sie mit den Stärken, heben Sie ge-schätzte Leistungen/Verhaltensweisen hervorund erläutern diese.

Erläutern Sie, welche Gesichtspunkte bei derFestlegung des „Zusammenfassenden Gesamt-ergebnisses“ entscheidend waren.

Benennen Sie klar die Verbesserungsmöglich-keiten und begründen Sie diese.

4 Holen Sie die Sichtweise des Mitarbeiters aktiv Sicht des ein.Mitarbeiters Hören Sie aktiv zu und betonen Sie Überein-einbeziehen stimmungen.

Erörtern Sie unterschiedliche Auffassungen. Nehmen Sie gegebenenfalls begründete Aus-

sagen des Mitarbeiters in die Beurteilung auf.

5 Fragen Sie zuerst den Mitarbeiter, welche Mög-Leistungsver- lichkeiten er sieht, seine Leistung zu verbes-besserung planen sern, machen Sie erst dann selbst Vorschläge und vereinbaren zur Leistungsverbesserung.

Erörtern Sie individuelle Entwicklungsmöglich-keiten.

Legen Sie Ziele hinsichtlich der Leistungen unddes Verhaltens fest und planen Sie Maßnah-men, wie diese Ziele erreicht werden können.

Vereinbaren Sie Ergebniskontrollen über dieZielerreichung.

Wichtig: Suchen Sie Gemeinsamkeiten und fokus-sieren Sie auf Lösungen und nicht auf Probleme!

6 Gehen Sie gemeinsam alle Vereinbarungen Gesprächs- noch einmal durch. Am besten lassen Sie den ergebnisse Mitarbeiter mit eigenen Worten die getroffenen zusammenfassen Vereinbarungen zusammenfassen.

7 Heben Sie die Stärken des Mitarbeiters hervor Gespräch beenden und ermutigen Sie ihn, diese auszubauen (auch

im Hinblick auf die Bedeutung für das Unter-nehmen).

Bringen Sie Ihr Vertrauen in den Erfolg der ge-planten Vorhaben zum Ausdruck.

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Empfehlungen für die Nach-bereitung auf das Beurteilungs-gespräch Betrachten Sie das Gespräch

noch einmal im Rückblick: Wasist gelungen? Was wollen Siebeim nächsten Gespräch an-ders machen?

Leiten Sie vereinbarte Maßnah-men zur LeistungsverbesserungIhres Mitarbeiters ein und kon-trollieren Sie deren Durchfüh-rung.

Zeigen Sie ständig Interesse anden VerbesserungsbemühungenIhres Mitarbeiters und geben Sieihm darüber Rückmeldung.

Führen Sie die vereinbarten Er-gebniskontrollen durch.

2.3.1 Vorbereiten desBeurteilungsgesprächs

Für den Erfolg des Beurteilungsge-sprächs ist eine gute Vorbereitungwichtig. Diese beinhaltet Punktewie eine frühzeitige Terminplanungund eine ausreichende Zeiteintei-lung für das Gespräch selbst, dasin einer angenehmen und ungestör-ten Atmosphäre stattfinden sollte.Darüber hinaus ist jedoch aucheine inhaltliche Vorbereitung aufdas Gespräch sinnvoll. Dies be-deutet, sich vorab Gedanken zumGespräch zu machen, sich Bei-spiele für Verhaltensweisen desMitarbeiters zu notieren und Ar-gumente für die Bewertungen zusammeln.

Auch der Mitarbeiter kann sich aufdas Gespräch vorbereiten, indemer sich Gedanken macht, wie erselbst seine Stärken und Verbes-serungsbereiche einschätzt und inwelchen Aspekten er sich weiter-entwickeln möchte.

2.3.2 Durchführen des Beurteilungsgesprächs

Wichtig für das gesamte Beurtei-lungsgespräch ist eine wertschät-zende, offene und faire Haltunggegenüber dem Mitarbeiter. Bevorman in die eigentliche Rückmel-dung einsteigt, sollte man die Zieledes Gesprächs benennen und of-fene Fragen klären. Im nächstenSchritt stellt man den Bezug zurAufgabe her, um dann dem Mit-arbeiter die Bewertungen der er-brachten Leistung mitzuteilen undzu erläutern. Dabei sollte die Füh-rungskraft den Mitarbeiter bestän-dig in das Gespräch einbeziehen,nachfragen, ob die Inhalte verstan-den wurden und auch die Sicht-weise des Mitarbeiters dazu einho-len. Bespricht die FührungskraftVerbesserungsbereiche mit dem

Mitarbeiter, so sollten gemeinsamWege der Leistungsverbesserungund Entwicklungsmaßnahmen be-sprochen werden. Zum Gesprächs-ende werden die Ergebnisse undVereinbarungen noch einmal zu-sammengefasst und die Leistungdes Mitarbeiters für das Unterneh-men von der Führungskraft gewür-digt. Für die Rückmeldung derLeistung gibt es einige Regeln, diediese vereinfachen. Dazu zählen:

Verwendung von Ich-BotschaftenDamit überlässt es die Füh-rungskraft dem Mitarbeiter, dieInformationen zu verwerten.

Beschreibung konkretenVerhaltensDies macht die Rückmeldungfür den Gesprächspartner nach-vollziehbar.

Klare und konkreteFormulierungenEs ist wichtig, dass der Mitar-beiter die Rückmeldung verste-hen und nachvollziehen kann.

Benennen von Stärken und VerbesserungsbereichenFür den Mitarbeiter ist die Aner-kennung der Leistung wichtigund motivierend. Ihm hilft aberauch eine konstruktive Rück-meldung der Verbesserungsbe-reiche.

Konstruktive Vorschläge zur LeistungsverbesserungDie Führungskraft sollte die kri-tischen Punkte nicht nur dar-stellen, sondern gemeinsam mitdem Mitarbeiter Lösungs- undVerbesserungsmöglichkeiten da-für suchen. So nutzt dem Mit-arbeiter das Feedback mehr.

Im Anschluss an das Gespräch wirddie Beurteilung beidseitig unter-schrieben und mit etwaigen Anla-gen in der Teilakte für Beurteilun-gen der Personalakte abgelegt.

3 Beanstandungsverfahren

Die „Grundsätze des Handelns undFührens bei der Deutschen Tele-kom“ gehen von einer offenen undfairen Zusammenarbeit zwischenden Mitarbeitern und Führungs-kräften aus. Hält sich ein Mitarbei-ter für falsch beurteilt, so soll er zu-nächst mit seinem Beurteiler undMitbeurteiler ein klärendes Ge-spräch führen.

Ist eine Klärung durch ein Ge-spräch mit den beurteilenden Vor-gesetzten nicht möglich, kann derMitarbeiter die Beurteilung inner-halb von zwei Wochen nach demBeurteilungsgespräch beanstan-den. Der Mitarbeiter kann seine Be-

anstandung auch dem Betriebsratübergeben, der – falls er sie für be-rechtigt erachtet – auf Abhilfe hin-wirkt. Der Betriebsrat muss dieBeanstandung innerhalb von vierWochen nach dem Beurteilungs-gespräch einreichen. Die Bean-standung ist grundsätzlich zu be-gründen. In der Begründung ist aus-zuführen, bei welchen Beurtei-lungsmerkmalen der Mitarbeitersich falsch beurteilt fühlt und aufGrund welcher Umstände eine an-dere Beurteilung angemessen wäre.Empfänger der Beschwerde ist derPersonalleiter der Organisations-einheit (OrgE), d. h. der Leiter fürZentrale Aufgaben oder die Person,die für die Erledigung der erfolgs-kritischen Personalaufgaben inseiner OrgE (z. B. Zentraler Betrieb)verantwortlich ist. Wegen einer Be-anstandung dürfen dem Mitarbeiterkeine Nachteile entstehen.

Beanstandungen des entgelt-relevanten Teils der BeurteilungBetrifft die Beanstandung den ent-geltrelevanten Teil der Beurteilung,so leitet der Personalleiter die Be-anstandung an die betriebliche pa-ritätische5 Kommission weiter, diezur Regelung der Beanstandungtätig wird. Die betriebliche paritäti-sche Kommission besteht aus vierMitgliedern. Diese Mitglieder wer-den von den Betriebsparteien be-nannt. Die paritätische Kommis-sion ist in jedem Betrieb im Sinnedes Zuordnungstarifvertrages ein-zurichten. Dieses gilt auch für Be-triebe, die kostenmäßig anderenBetrieben zugeordnet worden sind.Diese paritätische Kommission be-handelt sowohl die Beanstandun-gen von Arbeitnehmern als auch Be-anstandungen von Beamten (d. h.für Beamte gibt es keine eigeneBeanstandungskommission).

Die Kommission hört den Mitar-beiter und den Beurteiler an undversucht, eine gütliche Beilegungder Meinungsstreitigkeit zu errei-chen. Sie kann eine Empfehlung fürdie gütliche Beilegung abgeben,die zu dokumentieren ist.

Bei der Beanstandung eines schwer-behinderten Mitarbeiters ist einVertreter der Schwerbehinderten-vertretung bei der Behandlung derBeanstandung mit beratender Stim-me hinzuzuziehen, es sei denn, derMitarbeiter lehnt dieses ausdrück-lich ab.

Gelingt eine gütliche Einigung nicht,trifft die Kommission innerhalb von

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000584

5 paritätisch: gleichgestellt, gleichbe-rechtigt.

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drei Wochen nach Abgabe der Be-anstandung eine Entscheidung, diefür die Deutsche Telekom hinsicht-lich des entgeltrelevanten Teils derBeurteilung bindend ist. Die be-triebliche paritätische Kommissiontrifft ihre Entscheidungen mit derMehrheit der Stimmen ihrer Mit-glieder. Kommt in der paritätischenKommission keine Mehrheit zu Stan-de, fällt einer der beiden Parteienein losbestimmtes Doppelstimm-recht zu. Hat die Kommission eineerneute Leistungsbeurteilung ver-anlasst, ist diese innerhalb von zweiWochen der Kommission zur Ent-scheidung vorzulegen.

Die Kommission informiert denPersonalleiter über das Ergebnisder Entscheidung. Dieser prüft, obdie Entscheidung der KommissionAuswirkungen auf das „Zusammen-fassende Gesamtergebnis“ der Be-urteilung haben kann. Trifft dies zu,ist die Beanstandung des Mitar-beiters auch als Beanstandung desnicht entgeltrelevanten Teils derBeurteilung zu behandeln.

Wurde der Beanstandung von derKommission stattgegeben, wird derBetriebsrat über das Ergebnis desBeanstandungsverfahrens infor-miert. Ist der Mitarbeiter mit der Be-urteilung nicht einverstanden, stehtihm nach Abschluss des Beanstan-dungsverfahrens der Rechtswegoffen.

Beanstandungen des nicht entgeltrelevanten Teils der BeurteilungBetrifft die Beanstandung den nichtentgeltrelevanten Teil der Beurtei-lung, so leitet der Personalleiter dieBeanstandung an den Beurteilerweiter.

Der Beurteiler und der Mitbeurteilerführen mit dem Mitarbeiter ein Ge-spräch mit dem Ziel der gütlichenEinigung. Der Mitarbeiter kann zudiesem Gespräch ein Mitglied desBetriebsrats oder einen Mitarbeiterdes Personalmanagements zur Un-terstützung oder Vermittlung hinzu-ziehen. Auf Wunsch eines schwer-behinderten Mitarbeiters kann au-ßerdem ein Mitglied der Schwer-behindertenvertretung mit beraten-der Stimme hinzugezogen werden.

Gelingt die gütliche Einigung nicht,so entscheidet grundsätzlich dernächsthöhere Vorgesetzte, der mitder Beurteilung nicht befasst war,d. h. der unmittelbare Vorgesetztedes Mitbeurteilers. Die Entschei-dung über die Beanstandung ver-bleibt jedoch in jedem Fall inner-halb der Organisationseinheit. War

der Leiter der OrgE an der Beurtei-lung als Beurteiler oder Mitbeurtei-ler beteiligt, so entscheidet dieser,weil ein nächst höherer Vorgesetz-ter in der OrgE nicht vorhanden ist.

Die Entscheidung über die Bean-standung soll innerhalb von dreiWochen nach Abgabe der Bean-standung getroffen werden. Beilängerer Bearbeitungsdauer wirdein Zwischenbescheid erteilt. DerPersonalleiter wird über das Ergeb-nis der Entscheidung informiert.

Abschluss desBeanstandungsverfahrensDer Mitarbeiter (und der Betriebs-rat, falls dieser die Beanstandungeingereicht hat) wird von dem Per-sonalleiter schriftlich über das Er-gebnis des jeweiligen Beanstan-dungsverfahrens und die sich hie-raus ergebende Beurteilung infor-miert. Hiermit endet der formloseinterne Beanstandungsweg.

Das Ergebnis des Beanstandungs-verfahrens (geänderte Beurteilungoder der ablehnende Bescheid)wird in der Teilakte zur Personal-akte abgelegt. Eine als unzutref-fend erkannte Beurteilung ist mitZustimmung des Mitarbeiters hie-raus zu entfernen. Die im Rahmendes Beanstandungsverfahrens er-stellten Beanstandungen und sons-tigen schriftlichen Unterlagen sindin eine Sachakte aufzunehmen unddort grundsätzlich für die Dauervon zwei Jahren aufzubewahren.Bei aktiven Beamten verkürzt sichdiese Frist auf einen Monat, soweitder ablehnende Bescheid mit einerRechtsbehelfsbelehrung versehenist.

Wird die Beanstandung eines Be-amten gegen seine Beurteilung ab-gelehnt, ist der Bescheid (d. h. dieschriftliche Information über dasErgebnis des jeweiligen Beanstan-dungsverfahrens) regelmäßig einVerwaltungsakt. Für Verwaltungs-akte gelten bestimmte Formvor-schriften, z. B. sind sie mit einerRechtsbehelfsbelehrung zu verse-hen. Unterbleibt die Belehrung oderist sie unrichtig, verlängert sich dieFrist für das Einlegen des Rechts-behelfs auf ein Jahr. Gegen einenVerwaltungsakt kann der Betrof-fene auf dem Verwaltungsrechts-weg (Widerspruch, Klage vor demVerwaltungsgericht) vorgehen.

4 Zusammenfassung und Ausblick

Die Deutsche Telekom geht mit derhier vorgestellten Leistungsbeurtei-lung einen ersten Schritt in Rich-

tung leistungsorientierte Bezah-lung, die durch das Neue Bewer-tungs- und Bezahlungssystem(NBBS) bis Mitte 2001 vollständigrealisiert sein wird. Bei richtig ge-lebter Anwendung kann jede Füh-rungskraft auf diesem Wege meh-rere Aspekte erreichen: zum einenden Leistungsträgern bewussteAnerkennung und den Leistungs-schwächeren gezielte Hilfe zu Teilwerden lassen, um die Arbeitsleis-tung insgesamt zu steigern. Zumanderen kann der Vorgesetzte je-dem Mitarbeiter ein konstruktivesund ganzheitliches Feedback zukommen lassen. Die Beurteilung ist damit ein grundlegendes Füh-rungsinstrument, um die Motiva-tion der Mitarbeiter und damit dieWertschöpfung des Unternehmensweiter zu steigern. (He)

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 585

Intranetadresse:

Weitere Informationen zum Beurteilungs-verfahren findet der Leser im Intranet un-ter: http://pe-produkte.telekom.de/ beur-teilungen.

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Das Anschlussnetz ist der Teildes Telekommunikationsnetzes,an das der Teilnehmer (Kunde)direkt angeschlossen ist. Überdas Ortsnetz erhält er somitZugang zu den verschiedenstenDiensten der Deutschen Tele-kom. Um die Gebührenerfas-sung in der Vermittlungseinheit(VE) durchführen zu können, istes erforderlich, jedem Kundeneine separate Leitung bzw. Ka-nal zur Verfügung zu stellen. Un-ter Berücksichtigung der Kun-denanforderungen bezüglich

Standort (Ortsaspekt), Bereitstellung der Dienste

(Zeitaspekt), Anzahl unterschiedlicher

Dienste und der Verkehrs-menge (Mengenaspekt),

errichtet die Deutsche Telekomihren Kunden die dazu erforder-liche Übertragungstechnik. Dernachfolgende Beitrag beschreibtdie notwendigen übertragungs-technischen Einrichtungen, diePlanung von Bauvorhaben, de-ren Durchführung und schließ-lich die Abnahme und Inbetrieb-nahme.

1 Ausgangslage

Innovative Übertragungstechnikenund die sich daraus ergebendenzahlreichen neuen Dienstleistun-gen erfordern den weiteren Ausbaudes starren Anschlussnetzes1 mitdem Ziel, jedem Kunden eine ihmzugeordnete Leitung oder einenKanal vom Hauptverteiler (HVt) biszur ersten Telekommunikationsan-schlusseinheit (TAE) zur Verfügungzu stellen. Diese wird in der IV-An-wendung KONTES-ORKA2 als über-nahmefähige Leitung und den da-zugehörigen Kundendaten doku-mentiert. Der Kundenvertrieb hatsomit jederzeit Zugriff zu den Datenund kann den Bereitstellungs- undEinrichtungsprozess beschleuni-gen. Der Ausbau des Anschluss-

netzes wird unter wirtschaftlichenGesichtspunkten vorgenommen,d. h. die Netzinfrastruktur wird be-darfsgerecht ausgebaut.

Ist es erforderlich, das bestehendeAnschlussnetz in einem Ortsnetzzu erweitern, ist dies je nach Verle-gungsart der Kabel in der Regel mithohen Kosten verbunden. So isteine Verlegung, bei der Tiefbauar-beiten notwendig sind, sehr kos-tenaufwendig. Eine wirtschaftlichgünstigere Ausführung des Bau-vorhabens ist erst dann gegeben,wenn mehrere Kundenbestellun-gen vorliegen und damit die zu er-weiternden Doppeladern (DA) bzw.Kanäle auch betrieblich genutztwerden können. Zu berücksichti-gen ist darüber hinaus, dass diePlanung, Veranschlagung, gege-benenfalls die Ausschreibung derTiefbauarbeiten und die anschlie-ßende Bauausführung sehr zeitauf-wendig werden kann.

Der Einsatz von Übertragungs-technik ermöglicht kurzfristig dieAusnutzung einer Kupferader mitmindestens zwei Telefonanschlüs-sen. Die vermittlungs- und teilneh-merseitig benötigte Technik, gege-benenfalls auch der Zwischenver-stärker, ist in sehr vielen Fällen kos-tengünstiger als die Erweiterungder vorhandenen Kabeltrasse. DieÜbertragungstechnik kann in derRegel zum gewünschten Terminbereitgestellt und aufgebaut wer-den. Der Einsatz der Übertragungs-techniksysteme ist für einen odermehrere APL (Abschlusspunkt Li-nien) möglich, falls der Bedarf in-

Errichten vonÜbertragungstechnik im leitungsgebundenenAnschlussnetz

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000586

Der AutorDipl.-Ing. undPädagoge BodoKeim ist Trainerfür Linien- undÜbertragungs-technik imZentralbereichPersonalent-wicklung (ZB PE)in KönigsWusterhausen.

1 Starres Anschlussnetz: Das starre An-schlussnetz besteht aus einer fest-geschalteten Verbindung zwischeneinem Port der Vermittlungsstelle unddem Netzabschluss beim Kunden.

2 IV-AG KONTES-ORKA: Abk. Kunden-orientierte Neuorganisation der Teil-nehmerdienste mit elektronischen Sys-temen für die Ortsanschlusskabelbe-schaltung.

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nerhalb des Versorgungsbereichesauftritt.

Anlagen, die im Anschlussnetz-bereich zu errichten sind, werdennach einem prozessorientiertenBauvorhaben angelegt. Das Bild 1zeigt im oberen Teil den so ge-nannten Prozessablauf „Vorhaben

mit Verwendung“ und im unterenBildteil ist der Prozessablauf „Vor-haben ohne Verwendung“ darge-stellt, bei dem sich die Prozessejedoch deutlich verringern.

Die Auswahl der Übertragungs-medien und die Wirtschaftlichkeitder Erweiterung sowie Änderungbei kurzfristigem Bedarf wird im-mer auf den einzelnen Anschlussbezogen und erfolgt durch eineWirtschaftlichkeits- und Nutzungs-untersuchung. Im Bereich des An-schlussnetzes können folgendeFührungen dem Kunden angebo-ten werden:

unterirdische Versorgung, oberirdische Versorgung, Versorgung mit Hilfe der Über-

tragungstechnik, Versorgung mit Hilfe des Richt-

funks.

Die Entscheidung, welches Über-tragungsmedium eingesetzt wer-den soll, wird nach einer Gegen-überstellung aller Alternativen ge-troffen. Im nachfolgenden Beitragwird die Versorgung mit Hilfe derÜbertragungstechnik beschrieben.Die Einsatzmöglichkeiten von lei-tergebundenen und nicht leiter-gebundenen Übertragungssyste-men stellt Bild 2 dar.

2 Ausführungsplanung

Die Struktur der Ausführungspla-nung zeigt Bild 3. Ist nach der Wirt-schaftlichkeitsrechnung bzw. an-

hand der Grenzlängentabelle dieEntscheidung des Einsatzes vonÜbertragungstechnik gefallen, sokönnen folgende Orientierungs-daten für die Planung herangezo-gen und Pläne je nach Bedarf mitder IV-AG MEGAPLAN3 hergestelltund ausgedruckt werden:

vorgesehenes Medium, Typ und Aderndurchmesser der

Kabel oder Kenndaten der Fa-ser,

Art der Übertragungssysteme, Standorte Knotenvermittlungs-

stelle (KVz), APL bzw. OpticalNetwork Unit (ONU),

Geräte, Kabel und Einspeise-punkte bei Fernspeisung,

Anzahl der Systeme und Stand-orte ZWR (Zwischenregenera-tor) bei DSGL 2 (Digitalsignal-grundleitung 2 Mbit/s),

Vorgabetermin „Anlage errich-tet“ und gegebenenfalls

Koordinierungsunterlagen ande-rer Vorhaben.

Die Entscheidung der Auswahl wirdanhand der vorhandenen Bedarfs-anzeigen, den so genannten Lini-entechnischen Produktionsaufträ-gen, vorgenommen. Die Ausfüh-rungsplanung bestimmt endgültigdie entsprechende Bauausführungfür das gesamte Vorhaben.

Das Thema im Überblick

Der Ausbau des Starren An-schlussnetzes ist notwendig, umeine bedarfsgerechte Netzinfra-struktur zu gewährleisten. Beider wirtschaftlichen Betrach-tung entsprechender Bauvor-haben ist eine Abwägung zwi-schen einer Erweiterung derKabeltrasse und den damit ver-bundenen Tiefbauarbeiten so-wie dem Einsatz von Über-tragungstechnik zu treffen. DieAuswahl der Übertragungsme-dien und die Wirtschaftlichkeitder Erweiterung ist immer aufden einzelnen Anschluss be-zogen. Darüber hinaus sind diezahlreichen rechtlichen Grund-lagen und vertraglichen Rege-lungen bei der Planung undDurchführung der Baumaßnah-men zu berücksichtigen. Aucheine genaue und detaillierte Do-kumentation aller Maßnahmenist notwendig, um eine Schluss-abnahme durchführen zu kön-nen.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 587

Bild 1:Prozessablauf„Vorhaben mitVerwendung“ und„Vorhaben ohneVerwendung“

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AN Auftragnehmer IBN Infrastruktur Bedarf NetzeBBN Bezirks Büro Netze Rs Ressort

Grobplanung Feinplanung Realisierung

Ausführungsplanung/VorkalkulationBauvorbereitung

Rs BBN

EinkaufAN-Leistungen

Rs Einkauf

BaudurchführungBauabschluss

Montage

Rs BBN

Kalku-lation

Rs IBN

Finan-zierung

Rs IBN

Ausfüh-rungs-

planung

Rs BBN

Bauvorbereitung

AuskundungPlanungsaufmaß

Rs BBN

EinkaufAN-Leistungen

Rs Einkauf

Baudurch-führung

Rs BBN

Bauab-schluss

Rs BBN

Feinplanung Realisierung

3 IV-AG MEGAPLAN: Abk. menügesteu-ertes, interaktives geografisches Infor-mationssystem für Dokumentation undPlanung von Kabellinien.

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3 Möglichkeiten desEinsatzes von Kleinkanal-systemen

Die digitalen Kleinkanalsystemesind für den Einsatz im Anschluss-netz vorgesehen. (Kleinkanalsyste-me nutzen eine Kupferdoppeladerfür mehrere Kanäle bis maximal128 kbit/s aus [s. Bild 2]). Mit die-sen Systemen können zwei bis vierKanäle im Zeitmultiplexverfahren4

über eine Doppelader mit dem Echo-kompensationsverfahren5 übertra-gen werden. Sie sind ferngespeistund benötigen somit einen Strom-anschluss. Die Speisung erfolgtvon der Technischen Einrichtungüber die Betriebsadern.

Die Systemeinheit besteht aus dervermittlungsseitigen Technik PCM…VA (Pulsecodemodulation Ver-mittlungsseitig Analog) und aus derkundenseitigen Technik PCM…TA(Pulsecodemodulation Teilnehmer-seitig Analog). Die Übertragung derzwei zur Verfügung stehenden Ka-näle erfolgt mit einer Bitrate von64 kbit/s.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000588

4 Beim Zeitmultiplexverfahren wird dieGesamtkapazität eines digitalen Über-tragungssystems in einzelne Kanäleoder Zeitschlitze einer bestimmten,zeitlichen Länge, unterteilt.

5 Echokompensation: Verfahren zur Un-terdrückung reflektierter Signalanteile(Echos) des Sendesignals bei derelektrischen Datenübertragung aufZweidrahtleitungen.

Bild 2:Einsatzmöglich-keiten vonÜbertragungs-systemen imAnschlussnetz

ASLMXGF Anschlussleitungsmultiplexer Glasfaser DSGL Digital Signal GrundleitungASLMXKU Anschlussleitungsmultiplexer Kupfer PCM PulsecodemodulationDCS Digital Cross Connect System

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PCM 2A

PCM 2A2

PCM 2A3

PCM 2A4

PCM 2FA

DSGL 2

(Wählsternschalter) DCS 20

PCM 11

ASLMX KUASLMX GF

PCM MULTI

Übertragungssysteme(nicht leitergebunden)

Digital-Grund-leitungen 2 Mbit/s

Kleinkanalsysteme

RichtfunksystemeBitrate von 2 Mbit/s bis

155 Mbit/s DALDrahtlose Anschluss-

leitung Mobilfunksysteme

PMP(Punkt-zu-Multipunkt)

Richtfunksysteme2,6-GHz-Bereich

Übertragungssysteme(leitergebunden)

MultiplexsystemeKonzentratorsysteme

Verwendete Abkürzungen

ADSL Asymmetric Digital Subscriber LineAPL Abschlusspunkt LinienASLMX V Anschlussleitungsmultiplexer

vermittlungsseitigASLMX 2M Anschlussleitungsmultiplexer

2 Mbit/sASLMX KU Anschlussleitungsmultiplexer

auf KupferadernBaAs BasisanschlussBAnf BestellanforderungBBN Bezirkbüro NetzeBGR BaugruppenrahmenBGTR BaugruppenträgerCU Central UnitDA DoppeladerDCS20 Digital Cross Connect SystemDSGL 2 Digitalsignalgrundleitung 2 Mbit/sDSV2 Digitalsignalverbindung 2 Mbit/sDU DatenumsetzerETSI European Telecommunications

Standards InstituteGEE GrundstückseigentümererklärungHk HauptkabelHVt HauptverteilerIV InformationsverarbeitungKKR Kommunale Koordinierungsrichtlinie

KVz KabelverzweigerONU Optical Network UnitPCM…TA Pulsecodemodulation Teilnehmer-

seitig AnalogPCM…VA Pulsecodemodulation Vermittlungs-

seitig AnalogRiLeiBrü Richtlinie zum Anbringen

von Leitungen an BrückenRiLeiQu Richtlinie für die Unterbringung

von Leitungen in QuerschnittenRU Remote UnitSSt SchnittstelleStVo StraßenverkehrsordnungSU Service UnitTAE Telekommunikations-

anschlusseinheitTK TelekommunikationTKG TelekommunikationsgesetzTKV Telekommunikations-Kundenschutz-

verordnungVA Verkehrsrechtliche AnordnungVE VermittlungseinheitVzk VerzweigungskabelWAN Wide Area NetworkZTV Zusätzliche Technische VorschriftZWR ZwischenregeneratorZWR-BA Zwischenregenerator Basis-

anschlüsse

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Die vermittlungsseitige Technikwird in einem System-Gestell nachETSI (European Telekommunica-tions Standards Institute) bzw. ineinem DU-(Datenumsetzer-)Gestelleingebaut. In einem Gestell könnenvier Baugruppenrahmen (BGR) undin einem Baugruppenrahmen 14Baugruppen, gemischt nach ver-schiedenen Herstellern und ver-schiedenen Systemen (Kleinkanal-systeme, Multiplexsysteme), unter-gebracht werden. Die kundenseiti-ge Technik muss vom selben Her-steller sein. Eine Baugruppe nimmtzum Beispiel zwei PCM2VA-Sys-teme auf, wobei je Baugruppe hiervier Kunden anschaltbar sind. DieSysteme sind:

PCM 2A (Wiedereinsatz)– Medium: eine Kupfer-Doppel-

ader– Betrieb: maximal zwei Schalt-

kreise zu je 64 kbit/s (nur nochim Wiedereinsatz)

– Einsatzort: Hauptkabel (Hk)und Verzweigungskabel (Vzk)

– HVt und KVz bzw. HVt-APL)– anschließbar: alle Telefonap-

parattypen, Telefax, Modem. PCM 2A2 (Weiterentwicklung

der PCM 2A [Bild 4])– Medium: eine Kupfer-Doppel-

ader– Betrieb: maximal zwei Schalt-

kreise zu je 64 kbit/s– Einsatzort: Hk und Vzk (HVt-

APL)– anschließbar: alle Telefonap-

parattypen, Telefax, Modem. PCM 2A3

– Clipfähig6

– Medium: eine Kupfer-Doppel-ader

– Betrieb: maximal zwei Schalt-kreise zu je 64 kbit/s (Schal-tung s. Bild 4)

– Einsatzort: Hk und Vzk (HVt-APL)

– anschließbar: alle Telefonap-parattypen, Telefax, Modem.

PCM 4A (Wiedereinsatz [Bild 5])– Medium: eine Kupfer-Doppel-

ader– Betrieb: wahlweise maximal

vier Schaltkreise je 32 kbit/s(vier Kanäle), maximal zweiSchaltkreise je 32 kbit/s undein Schaltkreis 64 kbit/s (dreiKanäle) oder maximal zweiSchaltkreise je 64 kbit/s (zweiKanäle)

– Einsatzort: Hk und Vzk (HVt-APL)

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 589

6 Clip: Abk. Calling Line IdentificationPresentation; Anzeige der Telefon-nummer des Anrufers.

Bild 3:Ausführungs-planung

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BK Breitbandkabel HVt Hauptverteiler Vzk VerzweigungskabelCu Kupfer KVz KabelverzweigerHk Hauptkabel MIB Marktprognosen und Infrastrukturbedarf

C-,D-Linie

A-,B-Linie

Rohrverbund

Kabelschächte

Abzweigkasten

Konzentrator-systeme

Multiplex-systeme

Kleinkanal-systeme

Beeinflussungs-schutzmaß-

nahmen

Vzk

Hk

Druckluft-überwachung

kundenseitigeAbschlusseinrichtung

KVzHVt

Kabelabschlussund Überwachungs-

einrichtungen

Rohranlagen

BKkoaxial

symmetrisch

KabelanlagenKupfer

Orientierungsdaten ausder Bedarfsplanung

Internen Informationen

Externen Informationen

Prognose MIB

Planungsunterlagen

Medien-auswahl

Auskundung Vorhaben abgrenzen

Vorhabendokumente

ZieleKlassifizierungsdatenTermineFinanzmittelSachmittelDaten für Dritte

Sonstige Aufgaben

Vorbereitung

Planung Cu

Finanzmittel-berechnung

– anschließbar: alle Typen vonTelefonapparaten, Telefax, Mo-dem (begrenzt).

PCM 2FA (Bild 6)– Medium: eine Kupfer-Doppel-

ader

– Betrieb: digitale oder analogeFestverbindung

– Zusatz: ZWR möglich Ver-größerung der Reichweite

– Einsatzort: Hk und Vzk (HVt-APL).

Bild 4:PCM 2A2

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APL Abschlusspunkt Linien PCM PulsecodemodulationAsl Anschlussleitung TA TeilnehmerseitigDC/DC Gleichspannungswandler TAE TelekommunikationsanschlusseinheitK Kanal VA Vermittlungsseitig

PCM2 TA2 PCM2 VA2APL Asl K1

K2

K1

K2

DC

DC

K1

K2

TAE

TAE

El

El

Asl

250 ca. 0,9 km bei 0,4 mm ca. 2,1 km bei 0,6 mm

32 dB bei 40 kHzca. 4,2 km bei 0,4 mm ca. 8,0 km bei 0,6 mm

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sind der IV-AG KONTES-ORKA zuentnehmen. Die Festlegung derLeitung wird anhand des Netzpla-nes getroffen. Die Reichweiten er-geben sich aus den vom Herstellerder Übertragungssysteme angege-benen Dämpfungswerten zwischender übertragungstechnischen Ein-richtung vermittlungsseitig (Sender)und der übertragungstechnischenEinrichtung kundenseitig (Empfän-ger).

Es gelten die gleichen Bedin-gungen der Anschlussleitung ohneÜbertragungssysteme (Ausnahme:PCM 2A). Daher ist für die Planungder maximale Schleifenwiderstandvon 1200 Ohm abzüglich der Pla-nungsreserve von 200 Metern Lei-tungslänge auszugehen. Im Zwei-felsfall muss der Leitungswider-stand gemessen werden.

Beispiel:Für 200 m ergibt sich ein Wider-stand vonR0,35mm = 71,04 Ω.Daraus folgt ein maximaler Lei-tungswiderstand vonR = 1128,96 Ωund eine maximale Leitungslängebei einem kilometrischen Wider-stand R’ = 355 Ω von 3,1 km.

Die maximalen Leitungslängen sindfür jeden Aderndurchmesser unter-schiedlich. Die Tabelle 1 zeigt dieGrenzwerte zwischen der Über-tragungstechnik vermittlungsseitigund der Übertragungstechnik teil-nehmerseitig. Die Tabelle 2 hinge-gen zeigt die Grenzwerte zwischender Übertragungstechnik kunden-seitig bis zur ersten TAE.

Im Anschlussnetz gibt es auchAdern, die mit dem selben Durch-messer vom HVt bis zum APL ge-führt werden. Die Werte in den obenangegebenen Tabellen beziehensich auf einen solchen Fall. Nach

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000590

3.1 Auswahl der Leitungen

Die Medienauswahl und die Wirt-schaftlichkeit ist bei einem kurzfris-tigen Bedarf in der Ausführungs-planung stets auf den einzelnenAnschluss (APL) bezogen.

Die Kleinkanalsysteme haben kei-nen störenden Einfluss auf die inanderen Leitungen im Kabel über-tragenen Dienste, so dass die Aus-wahl der Leitungen keinen Bedin-gungen hinsichtlich der Beeinflus-sung unterliegen. Die Belegungen

Bild 5:PCM 4A

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APL Abschlusspunkt-Linien PCM PulsecodemodulationAsl Anschlussleitung TA TeilnehmerseitigDC/DC Gleichspannungswandler TAE TelekommunikationsanschlusseinheitK Kanal VA Vermittlungsseitig

PCM4 TA

APL

DC

DC

TAE

TAE

TAE

TAE

Wand-ler

K1

K2

K3

K4

Über-tragungs-

undSignal-

verarbei-tungs-Einheit

Reichweitensiehe PCM2A2

PCM4 VA

Über-tragungs-

undSignal-

verarbei-tungs-Einheit

Asl

Tabelle 1:Grenzwertezwischen Über-tragungstechnikvermittlungsseitigbis Übertragungs-technik kunden-seitig

System PCM2A PCM2A2 PCM2A3 PCM4A PCM2FA

Dämpfung 30 dB/100 kHz 32 dB/40 kHz 32 dB/40 kHzSystem

Rleitung max 1200 Ω 1200 Ω 1200 Ω

Aderndurch- aL RL max. aL RL max. aL RL max.messer Länge Länge Länge0,35 mm 11,5 dB 1128 Ω 2,6 km 9,5 dB 1128 Ω 3,1 km 9,5 dB 1128 Ω 3,1 km0,4 mm 6,0 dB 1146 Ω 3,5 km 7,6 dB 1146 Ω 4,2 km 7,6 dB 1146 Ω 4,2 km0,5 mm 6,5 dB 1166 Ω 4,6 km 5,5 dB 1116 Ω 5,8 km 5,5 dB 1116 Ω 5,8 km0,5 mm VDP 6,8 dB 1115 Ω 5,5 km 5,8 dB 1115 Ω 5,5 km0,6 mm 5,6 dB 1176 Ω 5,4 km 4,0 dB 1176 Ω 8,0 km 4,0 dB 1176 Ω 8,0 km0,7 mm VDP 3,16 dB 1183 Ω 10,1 km 3,16 dB 1183 Ω 10,1 km0,8 mm 3,5 dB 1186 Ω 9,2 km 2,5 dB 1186 Ω 12,8 km 2,5 dB 1186 Ω 12,8 km0,8 mm VDP 2,6 dB 1185 Ω 12,3 km 2,6 dB 1185 Ω 12,3 km

Bild 6:PCM 2FA

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BA BasisanschlussFV FestverbindungNT Netzabschluss (Network Termination)PCM PulsecodemodulationZWR Zwischenregenerator

PCM2FA

oder

oder

ISDNFV-(Standard-FV-Digital 64S)

PCM2/64k(FV Digital 64U)

Analog-Festverbindung

Baugruppenträger mit14 Steckplätzen möglich

ZWR

NTFV

NTBA

NT 64k

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dem Netzplan könnte eine Trassevom HVt bis zum APL wie in Bild 7dargestellt aussehen. Die Angabenbetreffen nur die Länge und denDurchmesser. Das Beispiel ergibteine gesamte Trassenlänge vomHVt bis zum KVz von 4 039 m undvom KVz bis zum APL von 171 mund damit insgesamt von 4 210 m.

Die Trasse muss nun bezogen aufeinen Durchmesser umgerechnetwerden, und zwar möglichst auf denmit dem größten Anteil der Trasse.Im Beispiel soll sie auf 0,4 mm be-zogen werden. Die Umrechnungs-faktoren für die Umrechnung auf

widerstandsgleiche Längen mit an-deren Leiterdicken zeigt die Tabel-le 3. Die Formel dazu lautet:

L2 = Länge 2L1 = Länge 1q2 = Querschnitt der Ader

im zweiten Kabelq1 = Querschnitt der Ader

im ersten Kabeld2

2 = Durchmesser der Ader imzweiten Kabel zum Quadrat

d12 = Durchmesser der Ader im

ersten Kabel zum Quadrat

In Bild 8 sind die sich aus der Be-rechnung ergebenden Werte ein-getragen, deren Gesamtlänge ge-nau 3 800 m beträgt. Es wird derangegebene Grenzwert von 4,2 kmnicht überschritten. Von der teil-nehmerseitigen Übertragungstech-nik verbleibt noch eine Trassen-länge auf 0,4 mm Durchmesser be-zogen von 0,9 km.

Eine zweite Variante zur Berech-nung kann mit Hilfe der Dämpfungs-werte erfolgen. Aus den Tabellen 1

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 591

q2 d22

L2 = L1 = L1 = L1 · Faktorq1 d1

2

Tabelle 2:Grenzwertezwischen Über-tragungstechnikkundenseitig biszur ersten TAE

System PCM2A PCM2A2 PCM2A3 PCM4A PCM2FA

Rleitung max 240 Ω 250 Ω 1000 Ω/mit ZWR 1400 Ω

Aderndurch- aL RL max. aL RL max. aL RL max.messer Länge Länge Länge0,35mm 11,5 dB 1128 Ω 0,67 km 9,50 dB 1128 Ω 0,70 km 9,5 dB 1128 Ω 2,8/ 3,9 km0,40mm 6,0 dB 1146 Ω 0,89 km 7,60 dB 1146 Ω 0,90 km 7,6 dB 1146 Ω 3,7/ 5,2 km0,50mm 6,5 dB 1166 Ω 1,40 km 5,50 dB 1116 Ω 1,40 km 5,5 dB 1116 Ω 5,8/ 8,1 km0,50mmVDP 6,80 dB 1115 Ω 1,45 km 5,8 dB 1115 Ω 5,5/ 8,1 km0,60mm 5,6 dB 1176 Ω 2,00 km 4,00 dB 1176 Ω 2,10 km 4,0 dB 1176 Ω 8,0/11,1 km0,70mmVDP 3,16 dB 1183 Ω 2,90 km 3,2 dB 1183 Ω 10,1/16,5 km0,80mm 2,50 dB 1186 Ω 3,70 km 2,5 dB 1186 Ω 12,8/20,9 km0,80mmVDP 3,5 dB 1186 Ω 3,60 km 2,60 dB 1185 Ω 3,40 km 2,6 dB 1185 Ω 12,3/19,1 km

Tabelle 3:Umrechnungs-faktoren für dieUmrechnung aufwiderstands-gleichen Längenmit anderenLeiterdicken

nach d2 0,35 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,2 1,3 1,4 1,5 2,0in mm

0,35 – 1,306 2,041 2,939 4,000 5,224 6,612

von 0,4 0,766 – 1,563 2,250 3,063 4,000 5,063 6,250 9,000 10,56 12,25

d1 0,5 0,490 0,640 – 1,440 1,960 2,560 3,240 4,000 5,760 6,76 7,840

in mm 0,6 0,340 0,444 0,694 – 1,361 1,778 2,250 2,778 4,000 4,690 5,444 6,250

0,7 0,250 0,327 0,510 0,735 – 1,306 1,653

0,8 0,191 0,250 0,391 0,563 0,766 – 1,266 1,563 2,250 2,640 3,063 3,516

0,9 0,512 0,198 0,309 0,444 0,604 0,790 – 1,235 1,778 2,090 2,420 2,778 4,938

1,0 0,160 0,250 0,360 0,640 0,810 – 1,440 1,690 1,960 2,250 4,00

1,2 0,111 0,174 0,250 0,444 0,563 0,694 – 1,17 1,361 1,563 2,778

1,3 0,095 0,148 0,213 0,379 0,479 0,592 0,852 – 1,160

1,4 0,082 0,128 0,184 0,327 0,414 0,510 0,735 0,862 – 1,148 2,041

1,5 0,284 0,360 0,444 0,640 0,872 – 1,778

2,0 0,203 0,250 0,360 0,490 0,563 –

Bild 7:Trasse vom HVtbis zum APL

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APL Abschlusspunkt-Linien HVt Hauptverteiler KVz Kabelverzweiger

HVt KVz APL1790 m 1260 m 989 m 40 m 30 m 20 m 30 m 43 m 8 m

0,4 mm 0,5 mm 0,4 mm 0,35 mm 0,6 mm 0,5 mm 0,8 mm 0,6 mm 0,35 mm

Page 20: Deutsche Telekom C 10964 Unterrichtsblätter 11 · Deutsche Telekom Unterrichtsblätter C 10964 53. Jahrgang 10. November 2000 11 Motivation durch eine ehrliche Leistungsbewertung

dung der Baugruppenträger ist aufGrund der effektiven Ausnutzungdarauf zu achten, dass die freienPlätze zuerst bestückt werden. DieAnzahl der zu planenden Baugrup-penträger ist anhand der Abschät-zung des Bedarfs festzulegen.

3.3 Einsatz eines ZWR

Bei Verwendung des PCM-2FA-Systems ist der Einsatz einesZWR-BA möglich. Die Unterbrin-gung kann

in einer Muffe im Erdreich, in einer Muffe im Schacht, im PCM-Regenerator

(Einschubbauweise), im KVz (ZWR-Einsatz; ZWR-E)

erfolgen. Die Muffe kann maximalsechs ZWR aufnehmen. Beim Ein-bau ist die Wärmeentwicklung zuberücksichtigen. Für die Unterbrin-gung von ZWR-BA in KVz-Gehäu-sen ist zu beachten:

KVz 82 in geschlossener Ausfüh-rung; Einbau bis zu drei Einsät-zen; Verwendung von geschlos-senen ZWR-E: zwei Einsätze.

KVz 82 in geschlossener Ausfüh-rung mit Lüfter oder KVz 82 in

offener Ausführung ohne Lüfter:vier Einsätze je Baugruppen-träger (BGTR).

KVz 82 in offener Ausführung mitLüfter: acht Einsätze je BGTR).

Einbau in den Aufsatz für KVz 82:drei Einsätze je BGTR. Sind mehrerforderlich, muss ein Lüfter ein-gebaut werden.

KVz 92: drei Einsätze je BGTR.

3.4 Baugruppenträgerteilnehmerseitig für Kleinkanalsysteme

Die kundenseitige Technik (z. B.PCM 2TA2) wird in einem Wand-gehäuse innerhalb von Gebäudenuntergebracht oder außerhalb ineinem wetterfesten Gehäuse.

4 Möglichkeiten des Einsatzes von Multiplexsystemen

Multiplexsysteme bestehen aus ei-ner vermittlungsseitigen und einerkundenseitigen Einrichtung. Die kun-denseitige Einrichtung kann fern-oder ortsgespeist sein. Die Spei-sung erfolgt von der übertragungs-

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000592

und 2 werden die Dämpfungsgrenz-werte entnommen, die Dämpfungs-werte der einzelnen Kabeltrassenausgerechnet, zu einem Gesamt-wert addiert und verglichen, ob derGrenzwert überschritten wird. Fürbeide Varianten kann die Berech-nung mit Hilfe einer in MS Excelerstellten Tabelle stark vereinfachtwerden. Die Tabelle 4 zeigt die kilo-metrischen Dämpfungswerte aus-gewählter Kabel.

3.2 Baugruppenträgervermittlungsseitig für Kleinkanalsysteme

Der Versorgungsgrad der Baugrup-penträger ist der IV-AG PLASMA7

zu entnehmen. Bei der Verwen-7 IV-AG PLASMA: Abk. Planung von

Sachmitteln und Bestand (Ü-Technik).

Tabelle 4:KilometrischeDämpfungswerteausgewählterKabel

Kabeltyp Isolierung dB/km

0,35 St III 2Y; 2YF 23,0

0,4 St III P; 2Y; 2YF 22,0

0,5 St III 02Y 16,0

0,6 St III P; 2Y; O2YSF 15,0

0,8 St III Lg P 13,0

0,8 St III Bd O2Y 11,5

0,8 St III Bd O2YSF 10,0

Bild 8:Ergebnis derBerechnungs-werte aus Bild 7

Bild 9:PCM-MULTI

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APL Abschlusspunkt-Linien HVt Hauptverteiler KVz Kabelverzweiger

HVt KVz APL1790 m 806 m 989 m 52,24 m 13,32 m 12,8 m 7,5 m 19,09 m 10,45 m

0,4 mm 0,4 mm 0,4 mm 0,4 mm 0,4 mm 0,4 mm 0,4 mm 0,4 mm 0,4 mm

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DA Doppelader NTU (NT) Network Terminating UnitDSMX Digitalsignal Multiplexer PCM PulsecodemodulationHDSL High Digital Subscriber Line VSt VerstärkerstelleKVz Kabelverzweiger ZWR ZwischenregeneratorLTU (LT) Line Terminating Unit

ZWR(KVz oder Muffe)

NTU LTU

PCM-Multi(LT)

HDSL784 kbit/s

LTU64k

a/b

ISDNVSt 1

VSt 12

DSMX64k/2F

Fernspeisung300 V/60 mA

HDSL784 kbit/s

PCM-Multi(NT)

ISDN

a/b

ISDN1

max. 12

Fernspeisung300 V/60 mA

ca. 3 km/0,4 mm2DA nur bei ZWR ca. 2,2 km/0,4 mm

NTU

Page 21: Deutsche Telekom C 10964 Unterrichtsblätter 11 · Deutsche Telekom Unterrichtsblätter C 10964 53. Jahrgang 10. November 2000 11 Motivation durch eine ehrliche Leistungsbewertung

Schaltkreise zu je 64 kbit/soder maximal 13 ISDN BaAszu je 128 kbit/s oder eine 2-Mbit/s-Festverbindungslei-tung (ASLMX2M); Gemischt-betrieb ist möglich; an einerSchnittstellenkarte sind vieranaloge oder zwei ISDN-Ein-richtungen anschaltbar; clip-fähig durch Austausch oderNachrüstung von SSt A.

– Zusatz: Einsatz von maximalzwei ZWR möglich, das bedeu-tet Vergrößerung der Reich-weite.

– Einsatzort: Hk (HVt-KVz). ASLMX GF (Bild 12)

– Medium: eine Einmoden-Glas-faser

– Betrieb: maximal 64 (60) ana-loge Schaltkreise zu je 64 kbit/sder maximal 32 (30) ISDN-BaAs zu je 144 kbit/soder eine 2-Mbit/s-Festver-bindungsleitung (ASLMX2M);Gemischtbetrieb ist möglich;an einer Schnittstellenkartesind vier analoge oder zweiISDN-Einrichtungen anschalt-bar; clipfähig durch Austauschoder Nachrüstung von SSt A.

– Einsatzort: Hk (HVt-Vz) gege-benenfalls bis zum ONU/ONT.

4.1 Auswahl der Leitungen

Bei der Auswahl der Leitungen sindderen Reichweiten zu berücksich-

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 593

technischen Einrichtung (z. B. überdie Betriebsadern oder den einzu-richtenden Stromanschluss). Multi-plexsysteme nutzen die DA deut-lich mehr als die Kleinkanalsys-teme.

PCM-MULTI (Bild 9)– Medium: eine DA Kupfer,– Betrieb: maximal 11 analoge

Schaltkreise zu je 64 kbit/soder fünf Schaltkreise zu je144 kbit/s oder sechs analogeSchaltkreise zu je 64 kbit/sund zwei ISDN-Basisanschlüs-se (BaAs),

– Zusatz: ZWR möglich, das be-deutet Vergrößerung der Reich-weite (zwei DA Kupfer),

– Einsatzort: Hk, Vzk,– anschließbar: alle Telefonap-

parattypen, Telefax, Modem.

Vermittlungsseitig können vierPCM-Multi-Systeme in einem Bau-gruppenrahmen untergebracht wer-den. In jedem Rahmen sind 44 ana-loge Anschlüsse oder 20 ISDN-An-schlüsse möglich. Das PCM-Multi-System ist über eine genormteSchnittstelle (QD2) fernzubetrei-ben. Die Anschaltung erfolgt überbeispielsweise ein Weitverkehrs-netz (Wide Area Network = WAN).Die Bestandteile der Service Unit(SU-Baugruppe) sind:

M6VA/M6TA – sechs analogeSchnittstellen,

M5BA – fünf U-Schnittstellen, M2BA – zwei U-Schnittstellen, M6D64 (6 · 64 kbit/s-Schnitt-

stelle [SSt]) – Zugang zu Multi-plexsystemen,

M2MB (2 Mbit/s G.703-SSt-Kar-te) – ISDN-Anwendung überDSV2.

PCM 11A (Bild 10)– Medium: eine DA Kupfer,– Betrieb: maximal 11 Schalt-

kreise zu je 64 kbit/s,– Zusatz: ZWR 11 möglich, das

bedeutet Vergrößerung derReichweite (zwei DA Kupfer),

– Einsatzort: Hk, Vzk,– anschließbar: alle Typen von

Telefonapparaten, Telefax, Mo-dem.

PCM 11A2 (Clipfähige PCM 11A)– Medium: eine DA Kupfer,– Betrieb: maximal 11 Schalt-

kreise zu je 64 kbit/s,– Zusatz: ZWR 11/2 möglich,

das bedeutet Vergrößerung derReichweite (zwei DA Kupfer),

– Einsatzort: Hk; Vzk– anschließbar: alle Telefonap-

parattypen, Telefax, Modem. ASLMX KU (Bild 11)

– Medium: zwei DA Kupfer.– Betrieb: maximal 26 analoge

Bild 10:PCM 11A

Bild 11:ASLMX KU

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BGR Baugruppenrahmen K KanalDC/DC Gleichspannungsumsetzer KVz KabelverzweigerETSI-GSt European Telecommunications PCM Pulsecodemodulation

Standards Institute Gestell TAE TelekommunikationsanschlusseinheitFSP Fernspeisung VSt VermittlungsstelleHDSL High Digital Subscriber Line ZWR Zwischenregenerator

PCM 11VA

HDSL784 kbit/s

VSt 1

VSt 11

HDSL784 kbit/s

DC

DC

FSP-Modul123

ZWR

KVz/HausTAE

TAE

1

11

2 km/0,4 mm

2 km/0,4 mm

PCM 11 TA

24-60 Vörtliche

Fernspeisung

K11

K1

BGR im ETSI-GSt

Signal-verar-bei-

tungs-einheit

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2B1Q Übertragungscode ETSI-GSt European Telekommunications Standards Institute GestellASL MX Anschlussleitungs-Multiplexer KONV KonverterBLE Buslink Empfänger SSt SchnittstelleBLS Buslink Sender TAE Telekommunikationsanschlusseinheit

ASL MX-V1TAE

ETSI-GSt

SSt A(a/b)

SSt

4

8

28

BLS

BLE

Vermittlungsstelle Kunde

2 Mbit/s (2B1Q)a<55 dB (1 MHz)

SSt A(a/b)

SSt

BLE

BLS

KONV

Reichweite ca. 2,5km/0,4mm

1

2

7

1

2

7

1

4

8

28

500

ca. 1,9 km/0,4 mm

SSt SSt

ASL MX-T

KONV

5 5

Page 22: Deutsche Telekom C 10964 Unterrichtsblätter 11 · Deutsche Telekom Unterrichtsblätter C 10964 53. Jahrgang 10. November 2000 11 Motivation durch eine ehrliche Leistungsbewertung

Bei der Auswahl der Leitungen fürdas ASLMX KU-System wird eineDA für die Hin- und eine zweite fürdie Rückrichtung benötigt. Die ers-te und die zweite DA sollen in be-nachbarten Grundbündeln liegen.Bei Lagenverseilung sollte mindes-tens ein Trennvierer dazwischensein. Das System ist allerdings ge-genüber ADSL-(Asymmetric DigitalSubscriber Line-)Systemen8 stör-anfällig, weil die Datenströme derADSL-Technik, die zurzeit einge-setzt wird, unsymmetrisch übertra-gen werden.

4.2 Baugruppenträger für Multiplexsysteme

In der Vermittlungsstelle ist für dieInstallation der Übertragungssys-teme ein Baugruppenträger im ETSI-Systemgestell vorgesehen. Ein Bau-gruppenträger nimmt sieben Bau-gruppen PCM 11A/PCM 11A2 auf.Eine gemischte Bestückung mitden Kleinkanalsystemen ist mög-lich. Ein Baugruppenträger kannauch mit zwei Systemen ASLMX V

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000594

tigen. Im oberen Teil der Tabelle 5sind die Grenzwerte zwischen derÜbertragungstechnik vermittlungs-seitig und der Übertragungstechnikkundenseitig aufgelistet, wohinge-gen im unteren Teil die Grenzwertezwischen der Übertragungstechnikkundenseitig und der ersten TAEaufgeführt sind.

Für das PCM-11A/PCM-11A2-Sys-tem werden zwei DA benötigt, wo-bei eine DA für die Fernspeisungund die andere für das System vor-gesehen ist. Die Auswahl der DAsollte so erfolgen, dass immer einNebenvierer Abstand zu einem an-deren PCM-11-System bzw. zuhochbitratigen Systemen besteht.

Tabelle 5:Auswahl derLeitungen(Reichweiten)

Bild 12:ASLMX GF

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ASLMX-T Anschlussleitungs-Multiplexer KONV KonverterASLMX-V Anschlussleitungs-Multiplexer OSE Optischer Sender/EmpfängerETSI-GSt European Telekommunications SSt Schnittstelle

Standards Institute Gestell TAE TelekommunikationsanschlusseinheitGf Glasfaser

ASL MX-V1TAE

ETSI-GSt

SSt A(a/b)

SSt64 (60)

OSE

Vermittlungsstelle Kunde

2 x 2 Mbit/sbidirektional Gf

SSt A(a/b)

SSt

OSE

KONV

Reichweite ca. 15 km

1

2

7

1

2

16

1

64

500

ca. 1,9 km/0,4 mm

SSt SSt

ASL MX-T

220 V/48 V60-75 V

8 Siehe hierzu den Beitrag „ADSL – zu-kunftsträchtige Übertragungstechno-logie“, Unterrichtsblätter Nr. 5/1999,S. 276–293.

Grenzwerte zwischen ÜT vermittlungsseitig bis ÜT kundenseitig

System PCM11A/PCM11A2 ASLMX KU PCM MULTI

Dämpfung max. 31 dB/150 kHz 55 dB/1 MHz 32 dB/40 kHzSystem

Rleitung max 1200 Ω 1200 Ω 1200 Ω

Aderndurch- aL/km RL max. Länge aL/km RL max. TU SUmesser ohne ZWR Länge0,35 mm 12 dB 1128 Ω 2,3 km 23 dB 1128 Ω 2,4 km0,40 mm 10 dB 1146 Ω 3,0 km 22 dB 1146 Ω 2,5 km 3,1 km 4,2 km0,50 mm 7 dB 1116 Ω 4,4 km 16 dB 1116 Ω 3,4 km0,50 mmVDP0,60 mm 5,7 dB 1176 Ω 5,4 km 15 dB 1176 Ω 3,7 km 5,4 km 8,0 km0,70 mm VDP0,80 mm 4,2 dB 1186 Ω 7,4 km 13 dB 1186 Ω 4,23 km 7,4 km0,80 mm VDP

Grenzwerte zwischen ÜT kundenseitig bis zur 1. TAE

System PCM11A/PCM11A2 ASLMX KU PCM MULTI

Dämpfung max. 31 dB/150 kHz 55 dB/1 MHz 32 dB/40 kHzSystem

Rleitung max 500 Ω 300 Ω 500 Ω 600 Ω 32 dB/40 kHz

Aderndurch- max. Länge max. Länge max. Längemesser0,35 mm 1,40 km 0,84 km 1,3 km 1,7 km 3,1 km0,4 mm 1,80 km 1,10 km 1,6 km 2,2 km 4,2 km0,5 mm 2,90 km 1,70 km 2,3 km 3,5 km 5,8 km0,5 mm VDP0,6 mm 4,20 km 2,50 km 2,9 km 5,0 km 8,0 km0,7 mm VDP0,8 mm 7,40 km 4,0 km 4,0 km 8,9 km 12,8 km0,8 mm VDP

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Wählsternschalter (nur noch ge-ring und daher für die Planungvernachlässigbar im Einsatz) undals

DCS20 (nur in den neuen Bun-desländern oder in Sonderfäl-len) Multifunktionales digitales,clipfähiges Übertragungssystem(Bild 14)

eingesetzt werden. Das SystemDCS20 besteht aus einer Zentral-

einheit (Central Unit = CU). ZweiSysteme können in einem ETSI-BGTR untergebracht werden. Diedezentrale Einheit (Remote Unit =RU) wird in einem modifiziertenKVz83mxs eingebaut. Die Speisungerfolgt über 230 V der örtlichenStromversorgung.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 595

(Anschlussleitungsmultiplexer ver-mittlungsseitig) bestückt werden.Der Versorgungsgrad der Baugrup-penträger ist der IV-AG PLASMA zuentnehmen, wobei die freien Plätzezuerst zu bestücken sind. Die An-zahl der zu planenden Baugruppen-träger ist anhand der Abschätzungdes Bedarfes festzulegen.

4.3 Einsatz von ZWR

(ZWR 11/ZWR 11/2)Die Fernspeisung des ZWR 11 er-folgt von der Vermittlungsstelleüber eine zweite DA. Die Unterbrin-gung kann:

in einer Muffe im Erdreich, in einer Muffe im Schacht, im KVz (ZWR-Einsatz; ZWR-E)

erfolgen. Die Aufnahme von ZWR11/ZWR 11/2 in Muffen mit erwei-terten Aufnahmerahmen ist in Ta-belle 6 dargestellt. In den Muffenmuss jeweils ein Steckplatz Ab-stand eingehalten werden. Der ZWRfür ASLMX KU beinhaltet maximalzwei Stück. Die Ausnutzung der vol-len Kapazität hängt von der Wär-meentwicklung ab und ist firmen-spezifisch unterschiedlich.

Unterbringung der ZWR im KVzDer Einbau eines ZWR geschiehtim KVz. Die Aufnahmekapazität be-trägt bei ZWR ASLMX KU zweiZWR. Ein ZWR nimmt drei Steck-plätze ein, eine Mischbestückungmit ZWR 11, ZWR 2F/K, ZWR BAist möglich. Ein Steckplatz zumNachbargerät sollte freigelassenwerden.

4.4 Baugruppenträgerteilnehmerseitig für Kleinkanalsysteme

Die kundenseitige Technik wird ineinem Wandgehäuse innerhalb vonGebäuden untergebracht. Sie kannauch im KVz eingebaut werden.Ältere Geräte (z. B. PCM 11TA/VAoder ZWR mit Gerätestand G01Ä00, G02 Ä00) sind gegen elektri-sche Beeinflussung entweder mitinterner erhöhter Spannungsfestig-keit 4 kV hochzurüsten oder durchVorschalten eines Überspannungs-feinschutzes zu versehen. Dabei ist zu beachten, dass hierbei einDämpfungswert von 2,6 dB anfällt,der bei der Planung der Leitungs-länge berücksichtigt werden muss(Bild 13).

5 Möglichkeiten des Einsatzes vonKonzentratorsystemen

Konzentratorsysteme können als

Tabelle 6:Aufnahme vonZWR 11/ZWR11/2 in Muffen mit erweitertenAufnahmerahmen

Muffentyp Kapazität Unter Berücksichtigungthermischer Probleme

WaM PCM 105 2 Stück 2 Stück

WaM PCM 110/10 4 Stück 3 Stück

WaM PCM 20 8 Stück 6 Stück

Bild 13:Baugruppenträgerteilnehmerseitigfür Kleinkanal-systeme

Bild 14:DCS20

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LSA Lötfrei/Schraubfrei/Abisolierfrei ZWR ZwischenregeneratorPCM Pulsecodemodulation

PCM 11 VA

PCM 11 VA

ZWR

PCM 11 TA

PCM 11 TA

Einbauort LSAPlus 270V

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CU Central Unit OLIM Online Inventory Monitoring ZWR ZwischenregeneratorDA Doppelader PCM PulsecodemodulationDS2Vt Digitalsignalverteiler 2 Mbit/s RU Remote UnitGf Glasfaser TAU Terminal Access Unit

1TAE

120

Vermittlungsstelle Kunde

1000

3,7 km/0,4 mm8,4 km/0,6 mm

220 V/250 W60 V/250 W

TAU

OLIM

PCM

PCM

1TAU

OLIM

PCM

PCM

5 - 30 Cu-DAca. 16,8 km/0,6 mm

Gf - 19 km

ZWR

ZWR

DS2Vt DS2Vt

120

RUCU

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6 Einsatzmöglichkeiten DSGL 2 Mbit/s

Die DSGL können als

Primärmultiplexanschlüsse undals

2-Mbit/s-Festverbindung

eingesetzt werden.

Auswahl der Doppeladern für DSGL 2Mehrere DSGL 2, die gemeinsam ineinem Kabel geführt werden sollen,können sich wegen schlechter Ne-bensprecheigenschaften der Kabelgegenseitig stören. Daher sind beider Auswahl bestimmte Kriterien zubeachten:

Der Umfang der für DSGL 2 ver-wendbaren Stromkreise soll jeKabel einmalig festgelegt wer-den, damit bei späteren Erweite-rungen keine Regeneratorab-stände verändert werden müs-sen.

Die Trennungsbedingungen fürdie Hin-Adern und die Rück-Adern sind nach Handbuch 2BBN Abschnitt 9 zu berücksich-tigen.

Die Fernspeisung ist zu berech-nen und zu bestimmen.

7 Endgültige Entscheidungund Planung derÜbertragungstechnik

Folgende Arbeitsschritte sind vorder Errichtung von Übertragungs-technik zu berücksichtigen:

nach Kundenwunsch (Dienst, An-zahl der Dienste und Termin) dieentsprechende Übertragungs-technik auswählen,

Medienauswahl (Kupfer oderGlasfaser),

Festlegung der Führung derAdern/Fasern,

Festlegung des Standortes dervermittlungsseitigen Technik (z. B.BGTR),

Festlegung, wenn notwendig,des Standortes des/der ZWR,

Festlegung des Standortes derkundenseitigen Technik,

Feststellung von Starkstrom undatmosphärischen Beeinflussun-gen anhand der Checkliste,

Festlegen von Maßnahmen ge-gen die Beeinflussung,

Anlegen der Dokumentation IV-AG PLASMA,

Einrichten der Vorhaben in derIV-AG PROMPT9

– Anlegen des Auftrages– Anlegen der Vorgänge– Planung der Solltermine– Planung der Eigenleistungen

– Planung der benötigten Mate-rialien

– Planung der Fremdleistungen– Übergabe der Planunterlagen

an die Bauvorbereitung.

8 Bauvorbereitung

Die Bauvorbereitung soll bei derVerlegung neuer oder bei Änderungbestehender Kommunikationsliniennach den gleichen Gesichtspunktender Planung vorgenommen wer-den: schnell, wirtschaftlich und un-ter Beachtung der Umwelteinflüsseund in ihrem örtlichen Verbleib mög-lichst dauerhaft. Die Aufgabe derBauvorbereitung ist es, die Trasseauszukunden, in technischer undrechtlicher Hinsicht zu sichern undzu veranschlagen (Bild 15).

8.1 Rechtliche Grundlagen

Grundlage der rechtlichen Absiche-rung der Trasse sind die Gesetze,Verordnungen, Regelungen und Ver-einbarungen, beispielsweise

Telekommunikationsgesetz(TKG) §§ 50 bis 58,

Telekommunikations-Kunden-schutzverordnung (TKV),

Straßengesetze– Bundesstraßengesetz– Landesstraßengesetze– Straßenverkehrsordnung

(StVO) § 45 (6) Verkehrsrecht-liche Anordnung (VA),

Naturschutzgesetze, Denkmalschutzgesetz, Bergbaugesetz.

Besondere Regelungen sind die

Zusammenarbeit mit den Trägernder Wegebaulast,– Kommunale Koordinierungs-

richtlinie (KKR)– Ausführungsempfehlungen zu

den KKR– Hinweise zur Koordinierung

von Baumaßnahmen in öffent-lichen Verkehrsflächen.

Sonstige vertragliche Regelungensind zu treffen mit der/den

Deutschen Bahn AG, nicht bundeseigenen Eisenbah-

nen, Forstverwaltungen des Bundes

und der Länder.

Fremdveranlasste Maßnahmen sind

Folgepflicht: Die Deutsche Tele-kom ist unter bestimmten Vo-raussetzungen verpflichtet aufKosten des Veranlassers oderselbst kostenpflichtige Anlagenumzuverlegen oder abzubauen.

Leistungen nach Auftrag: DieDeutsche Telekom kann Auf-träge externer Auftraggeber aufdessen Kosten annehmen; sieist dazu aber nicht verpflichtet.

8.2 Auskundung und Wegesicherung

Die Auskundung hat die Aufgabe,die geplanten Trassen mit allen Be-standteilen vor Ort wegerechtlichund bautechnisch zu überprüfen.Die Unterlagen hierfür sind

Planunterlagen, Handbuch BBN, DIN 1998, DIN 18920, Richtlinie zum Anbringen von Lei-

tungen an Brücken (RiLeiBrü), Richtlinie für die Unterbringung

von Leitungen in Querschnitten(RiLeiQu),

überregionale Vereinbarungen, regionale und örtliche Sonder-

regelungen, Bebauungspläne, Bestandsunterlagen und Aus-

baupläne Dritter, Anforderungen des Umwelt-,

Natur-, Wasser- und Denkmal-schutzes,

Flächenschutzkarten, Planmaterial zu Bergsenkungen,

zu Flurbereinigungs- und Raum-ordnungsverfahren.

Die gesamte Trassenführung dergeplanten Telekommunikationslinieauf Verkehrswegen und Grund-stücken ist zuvor auszukunden. Essind alle Eigentümer, die am Grundund Boden Rechte besitzen, zu be-teiligen und die Wegesicherung vor-zunehmen.

Der Einsatz von Systemen der Über-tragungstechnik bietet bei Über-lastung des Anschlussnetzes einezuverlässige und schnelle Lösungan. Das heißt, die Kunden könnenunter zusätzlicher Ausnutzung dervorhandenen Infrastruktur an dieübertragungstechnische Einrich-tung angeschlossen werden. Nur in Ausnahmefällen wird die wege-rechtliche Absicherung benötigt,beispielsweise beim Einbau einesZWR oder die Aufstellung einesneuen KVz zur Unterbringung derTechnik. Die Abstimmung mit derNaturschutz-, Denkmalschutz, Was-ser-, Deich- oder Bergbaubehördeist in der Regel hierbei nicht er-forderlich, weil bei der Aufstellungeines KVz deren Belange nicht berührt werden.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000596

9 IV-AG PROMPT: Abk. Prozessunter-stützung zur Maßnahmen- und Pro-jektabwicklung.

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Bei der Standortbestimmung istfestzustellen, ob bereits Sonder-nutzungsrechte des Verkehrwegesbestehen (z. B. ein Straßencafé).Danach kann der Standort genaubestimmt werden. Die Träger be-sonderer Anlagen sind anzuschrei-ben, um festzustellen, ob gegebe-nenfalls Schutzmaßnahmen wäh-rend des Baugeschehens oder stän-dig erforderlich werden. Die Zu-stimmung ist nach § 50 TKG beimTräger der Wegebaulast zu bean-tragen.

Da die Deutsche Telekom Lizenz-nehmer nach §§ 6 und 8 TKG undder KVz Bestandteil der Telekom-munikationslinie ist, die den Wid-mungszweck des Verkehrswegesnicht dauernd beschränkt, nach § 3 TKG ist und die Deutsche Tele-kom die Baumaßnahme nach denanerkannten Regeln der Technikplant und ausführt, muss der Trä-ger der Wegebaulast die Zustim-mung erteilen. Die gegebenenfalls

diskriminierungsfreien Bedingun-gen und Auflagen sind zu erfüllen.Zur Vereinfachung des Zustim-mungsverfahrens werden in einigenGemeinden und Städten Rahmen-verträge abgeschlossen, in denender Umfang festgelegt ist, bei demkein Zustimmungsverfahren bean-tragt werden muss (Kleinstmaß-nahmen).

Einbau der Technik vermittlungs-seitigDer von der Planung vorgesehenePlatz (Gestellrahmen, Baugruppen-rahmen und Einschub) ist zu kon-trollieren.

Einbau der Technik kundenseitigEs ist festzustellen, ob für dasGrundstück eine Grundstücksei-gentümererklärung (GEE), einzu-sehen im IV-Verfahren KONTES-ORKA, vorliegt. Wenn nicht, ist sievom Eigentümer des Grundstückeseinzuholen. Die GEE erlaubt dieTK-Versorgung des Grundstücks,

für das sie erteilt worden ist. Dergenaue Aufstellungsort der Technik– die Anbringung des Wandgehäu-ses – ist zu bestimmen und in denPlänen zu skizzieren.

9 Planungsaufmaß und Veranschlagung

Das Planungsaufmaß wird in derRegel bei der Auskundung erfasst.Das Ziel ist die Ermittlung notwen-diger Daten für die anschließendeBauveranschlagung. Eine Vielzahlvon Daten ist bereits aus den Pla-nungsunterlagen oder den ein-schlägigen Handbüchern bekannt.Es sind nur noch die Daten zu er-mitteln, die nicht aus den Ausfüh-rungsplänen und Vorschriften be-kannt sind:

Aufbau der Wegeoberfläche, Längenangaben, Bodenart und Boden-

austausch, Verkehrssicherungsmaßnahmen,

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 597

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BANF Bestellanforderung RV Rahmenvertrag ui unterirdischEV Einzelvertrag TKG Telekommunikationsgesetzoi oberirdisch TKV Telekommunikationskundenschutzverordnung

Bauvorbereitung

Auskundung

TechnischeTrassenfestlegung

RechtlicheTrassenfestlegung

Abstimmungs-beteiligte

Bescheid

AbstimmungZustimmung

Veranlagung

RechtlicheGrundlagen

FremdveranlassteMaßnahmen

BesondereRegelungen undVereinbarungen

Einkauf

ZusammenarbeitTräger der

Wegebaulast

Sonstige vertraglicheRegelungen

SondernutzungFolgepflicht

Leistungennach Auftrag

Unterlagen derAuskundung

Umfang derAuskundung

ui

oi

Verzweiger-einrichtungen

Erdungs-anlagen

TrassenplanOrtstermine

Abstimmungs-gespräche

Ergebnisse derAbstimmung

Würdigung

TrägerWegebaulast

Grundstücks-eigentümer

Träger beson-derer Anlagenggf. Behörden

Gebühren

Ortsrechte

technischeBedingungenund Auflagen

AntragRahmen-verträgeAufbewahrung

der Unterlagen

Planungsaufmaß

BANF

EVRV Abruf

Straßen-gesetze

u.a.TKV

TKG

Bild 15:Bauvorbereitung

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Abweichungen von der Regel-bauweise,

Ersatzlieferungen von Platten-und Pflasterbaustoffen und

Installationslängen.

9.1 Erstellung des Planungsaufmaßes

Einige erforderliche Angaben kön-nen zum Zeitpunkt des Planungs-aufmaßes häufig nicht genau vor-her bestimmt werden, z. B. ob derBodenaushub durch Regen nichtverdichtungsfähig ist. Ebenso kannkeine genaue Aussage über dentatsächlichen Aufbau der Wege-oberfläche gemacht werden. DieDatenangaben beruhen meist aufErfahrungswerten oder Regelbau-weisen. Es ist aber eine hinreichendgenaue Angabe für die Vergabe-unterlagen nötig! Fehlende oderfalsche Angaben führen unter Um-ständen zu erheblicher Verzöge-rung der Baudurchführung.

9.2 Leistungen des Auftragnehmers

Im Planungsaufmaß werden die Auf-tragnehmerleistungen (AN-Leistun-gen) in der Regel durch ihre Ord-nungszahlen erfasst. Für derenKennzeichnung ist eine von Rot ab-weichende Schriftfarbe zu verwen-den. Längenangaben werden aufvolle Längen gerundet. Die Anga-ben werden in Abschnitten entlangder Kabeltrasse dargestellt, gleich-artige Längenabschnitte könnenzusammengefasst werden. Beilauf-längen werden in Klammern ge-setzt. Die Hilfsmittel zum Erstellendes Planungsaufmaßes sind:

Handlängenmessrad, Gliedermaßstab, Bandmaß, Zusätzliche Technische

Vorschrift (ZTV 10).

Das Planungsaufmaß sollte nebenden Leistungen (Ordnungszahlen,Teilleistungsblöcke) und den Län-gen auch die dem Kabel zugeord-neten Anlageklassen enthalten, ge-gebenenfalls sind bei Änderung derAnzahl der Kabel in den Abschnit-ten Teilstrecken zu bilden, um dieKosten je Anlageklasse genau zuermitteln.

Für die Zwischenverstärkermuffenist eine Grube auszuheben, undentsprechend sind die Leistungenim Aufmaß zu erfassen. Das glei-che gilt für notwendige Erdarbeitenbeim Errichten eines KVz.

Bei Vorhaben mit Verwendung wer-den Planungsdaten und die ermit-

telten Veranschlagungsdaten ge-sondert in der IV-AG VORDOK10

(bis Oktober 2000) bzw. IV-AGPROMPT (von Oktober 2000 an)eingegeben. Die Daten der Planungwerden in die Veranschlagung indie einzelnen Fachlose, Teillose undgegebenenfalls Teilstrecken über-nommen und Änderungen, die sichaus dem Planungsaufmaß ergebenhaben, berichtigt. Bei Pauschalvor-haben mit Verwendung (Maßnah-men ohne Verwendung) werden dieDaten der Planung und Veranschla-gung in die IV-AG PROMPT bei denentsprechenden Vorgängen

Eigenleistungen Planung, Mon-tage,

Komponenten (Materialbeschaf-fung),

Fremdleistungen

kontrolliert und gegebenenfalls nachden neuen Erkenntnissen der Aus-kundung und des Planungsauf-maßes angepasst. Das Vorhabenist unter Aufwand oder Investitioneinzuordnen. Bei der Bestellung derÜbertragungstechnik bietet sichdie Wiederbeschaffung erstmalsan. Nachdem bei der Kostenkon-trolle der Auftrag im vorgesehenenFinanzierungsrahmen liegt, ist diePlanung abgeschlossen und derAuftrag kann freigegeben werden.Damit wird die Bestellanforderung,der Arbeitsauftrag für die Eigen-leistung Montage und die Aufgra-bungsanzeige erzeugt.

Die Bestellanforderung des benö-tigten Materials wird an die IV-AGSINTEL11 übergeben und von dortwird die Bestellung an das Lo-gistikzentrum weitergeleitet. DerBestellanforderung Fremdleistungwird ein bestehender Rahmenver-trag (grundsätzlich werden Tief-bauarbeiten durch Firmen erbracht)zugeordnet und dann ebenfalls dieIV-AG SINTEL dem Ressort Dezen-tralen Einkauf zugesandt, der dannden Abruf erzeugt und die Firmavon den auszuführenden Arbeitenverständigt. Die Aufgrabungsan-zeige wird an den zuständige Trä-ger der Wegebaulast gesandt. Essind alle erforderlichen Unterlagenin einer Akte anzulegen und derBaudurchführung zu übergeben(Bild 16).

10 Baudurchführung

Bauvorhaben werden nach einheit-lichen Arbeitsmethoden durchge-führt und abgeschlossen, termin-gerecht und nach wirtschaftlichenAspekten ausgeführt sowie doku-mentiert.

Aufgabenerledigung disponierenEs wird ein Vorhaben „InvestitionErweiterung“ des Netzes mit Hil-fe von übertragungstechnischenSystemen gebildet. Die in der Pla-nung bevorzugte Variante soll hierdurch kostenbewusstes Handelnumgesetzt werden. Die Abwicklungdes Vorhabens wird projektbezo-gen nach dem Tempo-7-Prozess12

durchgeführt.

Die Baudurchführung kann durchEigenleistungen und/oder Fremd-leistungen erfolgen. Die Entschei-dung, ob Auftragnehmer (Rahmen-oder Einzelvertrag) am Vorhabenmitwirken, wurde in der Planungs-phase bereits entschieden und ver-traglich hinsichtlich des termin-lichen Einsatzes, der auszuführen-den Arbeitsleistungen und der Prei-se gebunden.

Vor Beginn ist das Vorhaben, wennDritte beteiligt sind und dies zurVerringerung des Finanzmittelauf-wandes führt, entsprechend denVorschriften zu koordinieren.

Alle Termine werden auf der Grund-lage des Wunschtermins des Kun-den und dem von der Planung be-stimmten Fertigstellungstermin alsSolltermine abgestimmt, festge-legt und dokumentiert. Das benö-tigte Material und das Übertra-gungstechnische System, das inder IV AG PROMPT eingestellt undals Bestellanforderung (BAnf) er-zeugt wurde, wird zum Bereitstel-lungstermin in der IV-AG SINTELbestellt. Die Arbeitsaufträge für dieEigenleistungen der Monteure wer-den erteilt.

11 Baumaßnahmen ausführen

Der Beginn des Vorhabens erfolgt,nachdem alle benötigten Unter-lagen zur Verfügung stehen. DieAusführungsplanung und die Wege-sicherung muss abgeschlossensein. Folgende Unterlagen sind fürdie Bauausführung notwendig:

Ausführungspläne L/Ü, Linientechnischer Produktions-

auftrag, Bestückungsplan L/Ü, Gerätestandnachweis, Gestattungs-Mitbenutzervertrag

oder GEE, Kostenübernahmeerklärung,

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000598

10 IV-AG VORDOK: Abk. Vorhabensteue-rungs- und Dokumentationssystem.

11 IV-AG SINTEL: Abk. Softwareintegra-tion Telekom.

12 Tempo-7-Prozess: Prozessablauf zurAbarbeitung von Aufträgen.

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Produktionsauftrag, Materialliste, Planunterlagen, Unterlagen Zustimmungsverfah-

ren, Vertragsunterlagen, Zustimmung der Straßenver-

kehrsbehörde, Abrufunterlagen des Rahmen-

vertrages, Auftragsbestätigung der Bereit-

stellung des Stromanschlusses.

Die Sicherungsmaßnahmen an denArbeitsstellen hinsichtlich des Ar-beitsschutzes und der Verkehrs-sicherung (Verkehrsrechtliche An-ordnung) sind während des Bau-geschehens einzuhalten. Die vomAuftragnehmer erfragten Lagen derfremden Anlagen im Bereich derBaugrube bzw. des Aufstellungs-ortes des KVz sind zu berücksich-tigen und gegebenenfalls Maßnah-men zum Schutz zu treffen. Ist ein

neuer APL einzurichten, ist die Er-de des Kabels mit der Potenzial-ausgleichschiene des Hauses zuverbinden. Die Auftragnehmer unddie Servicetechniker der Deut-schen Telekom werden in das Vor-haben eingewiesen.

Falls es notwendig ist, wird die zubelegende Leitung vor Baubeginneingemessen, um den genauen Zu-stand der Leitung zu erfassen (Iso-lations-, und gegebenenfalls Wi-derstands- oder Kapazitätsunter-schiedsmessung). Während der Auf-bauphase ist auf eine termin- undvertragsgerechte Ausführung derLeistungen durch den Auftragneh-mer, die Einhaltung der Gesetze,Regeln und Vorschriften zu achten.Nach Beendigung der Arbeiten sinddie Eigenleistungen der Service-techniker der Deutschen Telekomund die Fremdleistungen der Auf-tragnehmer zu erfassen.

12 Baudurchführungüberwachen anhand von Dokumentationen

Ein Bautagebuch wird bei Maß-nahmen ohne Verwendung nur auf besondere Anweisung geführt.Die Daten werden im Verlauf desVorhabens von demjenigen in die IV-AG PROMPT/VORDOK eingege-ben, bei dem sie aufkommen. Sind Änderungen der Sachmittel not-wendig, so müssen die Finanzmit-tel angepasst werden (VORDOK),bzw. sie werden automatisch an-gepasst (PROMPT). Daten, die derÜberwachung dienen, sind außer-dem:

Ist-Eigenleitungen der DeutschenTelekom,

Ist-Fremdleitungen/Auftragneh-mer (Rechnungsaufmaß),

Prozesstermine (z. B. in PROMPTdie Rückmeldungen),

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 599

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AN Auftragnehmer NdL Nach der Lieferleistung

Baudurchführung

Baumaßnahmendurchführen

Projekt-abwicklungdisponieren

Sicherung vonArbeitsstellen

Große Vorhabenausführen

Kleine Vorhabenausführen

Aufgabenerledigung disponieren

Übertragungs-systeme

sonstigeMaßnahmen

Projekte zuweisen

Projekte koordinieren

Termine abstimmen

Eigen- und Fremdleistungen disponieren

Materialbedarf einstellen

Finanzmittel aktualisieren

Arbeitsmittel disponieren

Arbeitsschutz

Verkehrssicherungvon Arbeitsstellen

Expressaufträge

Maßnahmen beiUmschaltaufträgen

Erdungs-anlagen

Zusammentreffenmit anderen

Anlagen

Baumaßnahmenbeobachten

Bauleistungüberwachen

Bautagebuchführen

Qualität derBaumaßnahmesicherstellen

Daten in PROMPTLeistungenLaufzeitenEreignis-termine

Auftragnehmer-leistung ab-

rechnen

Rahmenverein-barung über-

wachen

Finanzmittel korrigieren

Fertigstellungsanzeigebearbeiten

Bauvorhaben bewerten

NdL-Liste 10 auswerten

Material gegenüberstellen

AN-Leistung beurteilen

Unterlagen zusammenstellen

Arbeitsablauf

Beteiligte einweisen

Termine überwachen

Leistungen abnehmen

Leistungen abnehmen

ArbeitsablaufBeteiligte einweisen

Termine überwachenDokumentationen

Endleitungsnetz errichten

Schaltpunke sichern

Technische Erprobungendurchführen

KONTES-ORKA

BK-ISS

ISLI

PLASMA

VORDOK/PROMPT

Bild 16:Baudurchführung

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Ereignistermine (z. B. in PROMPT Freigabeter-min, Technischer Abschluss, Be-reitstellungstermin, kaufmänni-scher Abschluss).

13 Ausführungsunterlagenberichtigen

Zu diesen Arbeiten gehören:

Pläne und andere Unterlagenberichtigen,

Prüfen der vom Auftragnehmergefertigten Rotberichtigungen,

Daten in ISLI13, PLASMA, MEGA-PLAN, KONTES-ORKA einge-ben,

Daten für die BestandsführungÜ-Geräte erfassen,

Fertigstellungsanzeige an Trägerder Wegebaulast absenden.

14 Vorhaben bautechnischabschließen

Das Bauvorhaben ist abgeschlos-sen, wenn in der

IV-AG PROMPT Termin: Techni-scher Abschluss,

IV-AG VORDOK Termin: Anlageerrichtet,

die übertragungstechnischenNetzelemente eingebaut und ab-genommen,

die Anlage eingemessen undkonfiguriert ist,

die Übertragungswege zur Nut-zung bereitstehen und

die Übertragungstechnik funk-tionstüchtig ist.

15 Schlussabnahme

Die Schlussabnahme kann erfol-gen, wenn alle bei der Abnahmefestgestellten Mängel beseitigt sind.Die nachfolgenden Unterlagen für

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000600

13 IV-AG ISLI: Abk. InformationssystemKabel Liniennetz.

Tabelle 7:Übersicht derÜbertragungs-systeme imAnschluss-netzbereich

Kleinkanalsysteme

Übertragungs- ISDN-BaAs PCM 2A PCM 2A2 PCM 2A3 PCM 4A PCM 11system

vermittlungsseitig PCM 2VA PCM 2VA2 PCM 2VA3 PCM 4VA PCM 11VA

kundenseitig PCM T2A 2PCM 2TA2 2PCM PCM 4TA PCM 11TA

CLIP-fähig nein nein ja nein PCM 11A2/

Kanäle/Bitrate/ 264 kbit/s 264 kbit/s 264 kbit/s 432 kbit/s 1164 kbit/sKanal

Verstärker ZWR-BA ZWR 11/11/2

Fernspeisung VSt VSt VSt VSt VSt VSt

Unterlagen Vzk-Netzplan Hk-Netzplan Lap, E-VzBr- Planung KONTES ORKPAV

Wirtschaftlichkeit Grenzlängentabelle oder mittels WiR

anschließbar

Trennungs- nein nein nein nein nein neinbedingung

Abschnitt ZN V-Seite- PCM2VA- V-Seite T-SeiteNTBA PCM2TA

System 32 dB 30 dB 32 dB bei 40 kHzbei 40 kHz bei 100 kHz

Adern-durchmesser0,35 mm 9,50 dB/km 11,5 dB/km 9,50 dB/km 9,50 dB/km 9,50 dB/km 12,0 dB/km0,40 mm 7,60 dB/km 8,6 dB/km 7,60 dB/km 7,60 dB/km 7,60 dB/km 10,0 dB/km0,50 mm 5,50 dB/km 6,5 dB/km 5,50 dB/km 5,50 dB/km 5,50 dB/km 7,0 dB/km0,50 mm (VDP) 5,80 dB/km 6,80 dB/km 6,80 dB/km 6,80 dB/km0,60 mm 4,00 dB/km 5,6 dB/km 4,00 dB/km 4,00 dB/km 4,00 dB/km 5,7 dB/km0,70 mm (VDP) 3,16 dB/km 3,16 dB/km 3,16 dB/km 3,16 dB/km0,80 mm 2,50 dB/km 3,5 dB/km 2,50 dB/km 2,50 dB/km 2,50 dB/km 4,2 dB/km0,80 mm (VDP) 2,60 dB/km 2,60 dB/km 2,60 dB/km 2,60 dB/km

System Standort ZWRspät. bei 1000 Ωmit ZWR 1400 Ω

0,35 mm 355 Ω/km 355 Ω/km 355 Ω/km 355 Ω/km 355 Ω/km 355 Ω0,40 mm 270 Ω/km 270 Ω/km 270 Ω/km 270 Ω/km 270 Ω/km 270 Ω0,50 mm 173 Ω/km 173 Ω/km 173 Ω/km 173 Ω/km 173 Ω/km 173 Ω0,50 mm (VDP) 172 Ω/km 172 Ω/km 172 Ω/km 172 Ω/km 172 Ω0,60 mm 119 Ω/km 119 Ω/km 119 Ω/km 119 Ω/km 119 Ω/km 119 Ω0,70 mm (VDP) 85 Ω/km 85 Ω/km 85 Ω/km 85 Ω/km 85 Ω0,80 mm 67 Ω/km 67 Ω/km 67 Ω/km 67 Ω/km 67 Ω/km 67 Ω0,80 mm (VDP) 73,2 Ω/km 73,2 Ω/km 73,2 Ω/km 73,2 Ω/km

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die Schlussabnahme werden be-reitgestellt:

Abrufaufträge aus Rahmenver-einbarungen,

Bautagebuch, Materialgegenüberstellung, Rechnungsaufmaß (Doppel), Berichtigungsentwürfe für Plan-

unterlagen, Nach der Lieferleistung (NdL-

Liste 10), Niederschrift über die Abnah-

meverhandlung, Messprotokolle, Fertigstellungsanzeige nach Auf-

grabung in Verkehrswegen, Kostenübernahmevereinbarung

(Doppel), Lieferscheine (Doppel), Liefer-

scheine für leere Kabeltrommel,Materialzusammenstellung,Nachweis der Materialentsor-gung,

Unterlagen des Einkaufs, Schriftverkehr, Vertrags- und Vereinbarungsun-

terlagen zur Wegesicherung, Unterlagen zum Beeinflussungs-

schutz, Arbeitsauftrag zur Instandhal-

tung und -setzung, Mängelberichte- u. meldungen, Arbeitslisten, Baubeschreibung,

Ausführungspläne, Veranschla-gung, Bestellanforderungen.

Nach der Schlussabnahme werdendie folgenden Unterlagen aufbe-wahrt:

Abrufaufträge aus Rahmenver-einbarungen,

Bautagebuch, Materialgegenüberstellung, Rechnungsaufmaß (Doppel), Vordruck „Freigabe von Ksch

(Kabelschacht) und Azk (Ab-zweigkasten)“,

Niederschrift über die Abnahme-verhandlung,

Messprotokolle, Abnahmeniederschrift über die

Schlussabnahme, Fertigstellungsanzeige nach Auf-

grabung in Verkehrswegen, Kostenübernahmeerklärung mit

Gewährleistungsausschluss(Doppel),

Aufmaße, Rechnungen und Ver-tragsunterlagen Inhousenetz,

Vermerke/Begründungen (Pro-grammänderungen, Finanzmit-telüberschreitungen, Sachmittel-verbleib),

Schriftwechsel zur Wegesiche-rung,

Vertrags-/Vereinbarungsunterla-gen zur Wegesicherung,

Unterlagen zum Beeinflussungs-schutz,

Arbeitsauftrag zur Instandhal-tung, Instandsetzung,

Mängelberichte, Mängelmeldun-gen,

Arbeitsaufträge, Tagesberichte, Ausführungsplä-

ne, Veranschlagung, Bestellan-forderungen.

16 Schlussbetrachtung

Die Erweitung des Anschluss-leitungsnetzes ist sehr kostenauf-wendig. Der Einsatz von Übertra-gungssystemen, die eine Mehr-fachausnutzung von Anschluss-leitungen zulassen, ist ein Schrittzur schnelleren und kostengünsti-geren Bereitstellung von Leitungenfür die Kunden der Deutschen Tele-kom. Eine Übersicht der Übertra-gungssysteme stellt Tabelle 7 dar.Die Vielseitigkeit der Übertragungs-systeme gestattet der DeutschenTelekom auf den speziellen Wunschdes Kunden einzugehen. Dem mas-senweisen Einsatz dieser Systemesind aber Grenzen gesetzt. So wer-den künftig weitere Lösungen an-geboten, die beispielsweise ISDN-fähig sind und/oder die eine größe-re Reichweite für die breitbandigeADSL-Technik zulassen. (He)

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 601

Unterrichtsblätter Online…Von ATM bis ZZK

Ein Lexikon der Telekommunikations-und Informationstechnik

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Für Unternehmen ist der Stellen-wert von Informationen konti-nuierlich gestiegen. Dies gilt be-sonders in Hinblick auf Markt-daten, denn seit spätestens Mit-te der 90er Jahre vollzieht sichbei vielen Unternehmen ein Wan-del weg vom reinen Produzentenhin zu einem Unternehmen, dasdie Kundenbedürfnisse in denVordergrund stellt. Gut durch-dachte und vorbereitete Absatz-entscheidungen werden immerwichtiger für einen Unterneh-menserfolg. Voraussetzung dazusind die optimale Informations-beschaffung und -auswertung,vor allem über absatzbeeinflus-sende Marktdaten. Die Marktfor-schung, die hierzu zahlreiche In-strumente bietet, ist damit einsehr wichtiger Bestandteil derUnternehmensaktivitäten.

1 Grundlagen

1.1 Begriff Marktforschung

Ein Markt ist ein Ort des Zusam-mentreffens von Angebot und Nach-frage. Die Bestimmungsfaktorenfür die Nachfrage und das Angebotauf Märkten sind die Konkurrenz-situation, die Bedürfnisse des Kun-den und die Kosten für das Unter-nehmen (Bild 1). Hier ist nicht nurder Absatzmarkt gemeint, denn dieMarktforschung erstreckt sich auchauf den Beschaffungs-, den Finanz-sowie den Personalmarkt einesUnternehmens.

Forschung steht für ein systema-tisches, mit wissenschaftlichenMethoden durchgeführtes Vorge-hen zur Klärung von Fragestellun-gen durch Informationsgewinnungund -auswertung.

Als Definition des Begriffes Markt-forschung lässt sich damit festhal-ten: Marktforschung ist die syste-matische Erhebung, Auswertungund Interpretation aller marktrele-vanten Tatbestände mit dem Ziel,

Informationen für unternehmerischeEntscheidungen bereitzustellen.

1.2 Aufgabenbereiche der Marktforschung

Aus der Definition der Marktfor-schung lassen sich unmittelbar dieHauptaufgaben ableiten:

Erhebung von Daten, Auswertung von Daten, Interpretation von Auswertungs-

ergebnissen, Entscheidungsvorbereitung.

Bevor Daten erhoben werden kön-nen, muss zunächst die Problem-stellung geklärt sein, die der Unter-suchung zu Grunde liegt. Sie ergibtsich in der Regel aus anderen Funk-tionsbereichen des Unternehmens.Eine Problemstellung könnte bei-spielsweise sein: Ein Konkurrenz-unternehmen hat eine Preissen-kung angekündigt. Um hierzu eineDatenerhebung zu ermöglichen,muss diese Feststellung in eineFragestellung zu einem Marktfor-schungsproblem umgewandelt wer-den, z. B.: „Wie wirkt sich eine Preis-senkung des Konkurrenzproduk-tes um 5 Prozent, 10 Prozent und20 Prozent auf die Absatzmengeunseres eigenen Produktes aus?“

Von besonderem Interesse für Un-ternehmen ist die Absatzmarkt-forschung. Diese kann anhand dereinsetzbaren Marketing-Instrumen-te1 in folgende Aufgabenbereicheeingeteilt werden, in denen eben-falls die genannten Hauptaufgabenzu lösen sind:

Preisforschung, Produkt- und Sortiments-

forschung, Absatzwege- und Vertriebs-

forschung, Kommunikations- und

Werbeforschung,

Grundprobleme und Aufgabenbereiche der Marktforschung

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000602

Dipl.-Ing. MichaelRäbiger (46) istMarketingmanagerim BereichIndividualmarktder Kunden-niederlassungLandshut derDeutschenTelekom. Er istLehrbeauftragteran der Fachhoch-schule Landshutim FachbereichBetriebswirtschaft.

1 Fachbegriffe werden in einem Glossarab Seite 605 erklärt.

Die AutorenDipl.-Betriebs-wirt (FH) Werner Koller (27)war in derUnternehmens-beratung undIndustrie imBereichMarktforschungtätig und betreutzurzeit dasQualitäts-managementeines Handels-unternehmens.

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Standortforschung (insbesondere im Handel).

1.3 Informationskategorien

Als Informationskategorien, die zurLösung eines Markforschungs-problems wichtig sind, lassen sichunterscheiden:

Marktstruktur (Anzahl und Stel-lung der Marktteilnehmer, Be-ziehungs- und Kommunikations-gefüge, Vertriebskanäle),

Güterarten und -qualitäten, vergangene und künftige Ent-

wicklung von Angebot und Nach-frage in den relevanten Märkten/Marktsegmenten,

Träger von Angebot und Nach-frage,

Entwicklung der Kaufkraft2, Einsatz- und Wirkungsmöglich-

keiten der Marketing-Instrumen-te,

Verhaltensweisen der Marktteil-nehmer,

Beobachtung außerökonomi-scher Einflussfaktoren und de-ren Prognose (z. B. Rechts- undGesellschaftsordnung, kulturel-ler und technischer Fortschritt,politische Situation).

1.4 Marktforschungsplan

Ist die Problemdefinition vorgenom-men, kann ein Marktforschungs-plan mit allen geplanten Aktivitätenerstellt werden, um die Kosten desjeweiligen Marktforschungsvorha-bens abschätzen zu können. Hier-zu bieten sich die Instrumente derProjektplanung3 an. Insbesonderedie Netzplantechnik4 hat sich in derPraxis für langwierige und kom-plexe Marktforschungsvorhabenals geeignet erwiesen. Marktfor-schungspläne enthalten in der Re-gel Angaben zu folgenden Punk-ten, die bei fast jeder Marktfor-schung abgearbeitet werden:

Formulierung des Marktfor-schungsproblems,

Aufbau des Projekts (Träger,Dauer, Finanzierung, Quellen),

Bestimmung der Erhebungs-methodik,

Erhebungsplan (Erhebungsum-fang und Auswahl der Erhe-bungseinheiten),

Datenerhebung (Feldzeit), Datenanalyse (Verdichtung und

Aufbereitung), Ergebnisinterpretation, Forschungsbericht (Darstellung

der Ist-Situation, Problemlö-sungsvorschläge).

Die Kosten der Marktforschungs-untersuchung werden zum größtenTeil von der Methode der Daten-erhebung bestimmt. Je nach Auf-gabenstellung kann es sich an-bieten, Marktforschungsdienstleis-tungen im Rahmen einer Make-or-Buy-Entscheidung5 an ein Markt-forschungsinstitut zu vergeben.

1.5 Marktforschungsinstituteund -verbände

In Deutschland sind zahlreicheMarktforschungsinstitute tätig, wiez. B.:

Infratest Burke GmbH mit Sitz inMünchen,

Gesellschaft für Konsum-, Markt-und Absatzforschung (GfK AG)mit Sitz in Nürnberg,

AC Nielsen GmbH mit Sitz inFrankfurt/Main,

Icon GmbH mit Sitz in Nürnberg.

Bedeutende Marktforschungsver-bände in Deutschland sind:

Arbeitskreis deutscher Markt-und Sozialforschungsinstitutee.V. (ADM) und

Bundesverband deutscher Markt-und Sozialforscher e.V. (BVM).

2 Datenerhebung:Abgrenzung, Gütekriterien und Stichproben

Eine Datenerhebung kann, wie inBild 2 dargestellt, durchgeführt wer-den als:

Sekundärforschung mit internenund externen Daten,

Primärforschung (z. B. Befragung,Beobachtung oder Experiment).

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 603

2 Kaufkraft: Die Geldsumme, die einemWirtschaftssubjekt in einer Zeiteinheitzur Verfügung steht (Einkommen undaufgenommene Kredite abzüglich derzu tilgenden Schulden); in der Volks-wirtschaftslehre diejenige Gütermen-ge, die mit einer Geldeinheit gekauftwerden kann.

3 Siehe hierzu auch den Beitrag „Pro-jektmanagement“, UnterrichtsblätterNr. 2/2000, S. 68–74.

4 Netzplantechnik: Verfahren zur Analy-se, Planung und Kontrolle von Projek-ten und zur Gewährleistung eines op-timalen Einsatzes von Personal, Be-triebs- und Finanzmitteln; Teilgebietdes Operations-Research.

5 Make-or-Buy-Entscheidung: Entschei-dungsalternative zwischen der Eigen-fertigung (Eigenproduktion) von Sach-gütern, Dienstleistungen und Produk-tionsfaktoren und der Beschaffung beiDritten (Fremdbezug).

Das Thema im Überblick

Unternehmen nutzen die Markt-forschung, um wichtige Infor-mationen zum Absatzmarkt zugewinnen. Sie umfasst die Da-tenerhebung, die Datenauswer-tung, die Interpretation von Er-gebnissen und eine Entschei-dungsvorbereitung, z. B. für Wer-bemaßnahmen oder Produkt-einführungen. Ausgehend voneiner Problemstellung wird einMarktforschungsplan erstellt,der alle Aktivitäten enthält. Hiersind z. B. alle für das Projekt zuverwendenden Methoden derDatenerhebung aufgeführt. Meistwird neben einer Sekundärfor-schung noch Primärforschung,z. B. in Form von Befragungen,Beobachtungen oder Experi-menten (Testmärkte), durchge-führt. Für alle Erhebungsformensind bestimmte Kriterien zu be-achten, um ein aussagekräfti-ges Ergebnis zu erhalten. Wich-tig bei der Forschung ist dieoptimale Auswahl der Stichpro-be. Hierzu gibt es verschiedeneVerfahren, beispielsweise dieSchichtenauswahl, Klumpen-auswahl, sequenzielle Auswahl,Quotenauswahl. Zu bedenkenist dabei immer, dass jede Erhe-bung Fehler aufweisen kann.

Bild 1:EinfachesMarktmodell

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Kunde

Konkurrenz Kosten

ANGEBOT+

NACHFRAGE

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Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000604

2.1 Sekundärforschung

Als Sekundärforschung (Desk-research) werden alle Verfahren be-zeichnet, die auf schon vorhan-dene Datenbestände zurückgrei-fen. Diese Daten können entwederim Unternehmen selbst vorhandensein (interne Sekundärforschung)oder von außerhalb des Unterneh-mens bezogen werden (externe Se-kundärforschung). Unternehmens-interne Daten können beispiels-weise aus folgenden Quellen stam-men:

Besuchsberichte des Außen-dienstes,

Lieferantenbewertungen des Ein-kaufs,

Auftragseingänge, Kundendatenbanken, Lieferantendatenbanken, Auswertungen aus Beschwer-

demanagementsystemen, Auswertungen aus Qualitätsma-

nagementsystemen, Kostenrechnung, Finanzbuchhaltung, Lagerstatistiken.

Unternehmensexterne Datenquel-len sind:

Geschäftsberichte, Presseveröffentlichungen in Ta-

geszeitungen und Fachzeit-schriften,

amtliche Statistik, Veröffentlichungen von Kam-

mern, Innungen, Berufsverbän-den,

Forschungsberichte von Hoch-schulen und anderen Institu-tionen (z. B. Max Planck Institut,Ifo Institut, prognos AG),

Online-Datenbanken(z. B. GENIOS),

Internet, Statistiken übernationaler Or-

ganisationen (z. B. EU, NATO,

OECD, UNO, WTO, Weltbank,IMF),

Messen und Ausstellungen, Adressverlage.

Es zeigt sich, dass auch ohne dieDurchführung einer Primärerhe-bung in der Regel schon eine Viel-zahl von Informationen zu einemMarktforschungsproblem vorliegt.Es sollte deshalb auf Grund derKosten immer versucht werden,zunächst auf sekundärstatistischesMaterial zurückzugreifen. Dies kanndann zur weiteren Eingrenzung dereventuell noch notwendigen Pri-märerhebung dienen. Ein typischerErhebungsplan wird meist Sekun-där- und Primärerhebungen enthal-ten.

Eine wichtige Datenquelle der täg-lichen Praxis der Sekundärerhe-bung sind amtliche Statistiken, dieeinen hohen Detailreichtum derDaten aufweisen. Träger der amt-lichen Statistik in Deutschland sinddas Bundesamt für Statistik undDatenverarbeitung in Wiesbadensowie die entsprechenden Landes-ämter und die statistischen Äm-ter der Kreise, Städte und Gemein-den. Einen schnellen Überblick ver-schafft man sich am besten durchdie Bestellung einer Übersicht überdie Veröffentlichungen bei dem je-weiligen Amt. Diese sind in derRegel kostenlos. Das Verzeichnisder Veröffentlichungen des Sta-tistischen Bundesamtes erscheintjährlich neu und ist über den Buch-handel erhältlich. Weitere Informa-tionen gibt es beim allgemeinenAuskunftsdienst des StatistischenBundesamtes.

2.2 Primärforschung

Trotz einer Vielzahl von Informa-tions- und Datenquellen der Se-kundärforschung ist es für ein Un-

ternehmen in der Regel nicht mög-lich, hier spezifisch auf sein spezi-elles Marktforschungsproblem zu-geschnittene Daten zu erhalten.Diese müssen im Rahmen der Pri-märforschung selbst erhoben wer-den. Dazu gibt es verschiedeneMethoden:

Befragung (persönliches odertelefonisches Interview, schrift-lich, online über das Internet),

Beobachtung (teilnehmend,nicht teilnehmend),

Experiment, Sonderformen (z. B. Panels, Test-

märkte).

2.2.1 Befragung

Die Befragung von Probanden kanngrundsätzlich durch ein persön-liches oder telefonisches Interview,schriftlich mittels Fragebogen oderonline über das Internet durchge-führt werden.

Ein persönliches Interview, die inDeutschland nach wie vor – ins-besondere von Institutsmarktfor-schern – am häufigsten eingesetzteBefragungsart, kann strukturiert,teilstrukturiert oder frei durchge-führt werden. Bei strukturierten In-terviews ist dem Interviewer sowohlder Wortlaut der Fragen als auchderen Reihenfolge vorgeschrieben.Teilstrukturierte Interviews sind an-hand eines Gesprächsleitfadens zuführen. Bei freien Interviews istlediglich das Ziel des Gesprächsvorgegeben.

Persönliche Befragungen auf derStraße (Outdoor-Befragungen) so-wie im Unternehmen (Inhouse-Be-fragungen) setzen einen hohenAusbildungsstand des Interviewerssowie in hohem Maße Sensibilitätdem Probanden gegenüber voraus,wenn dadurch in angemessenerZeit verwertbare Ergebnisse er-reicht werden sollen. PersönlicheBefragungen sind, bezogen auf dieKosten je Stimme, die teuersteBefragungsart. Bei Interviews einerSpezialzielgruppe, z. B. Ärzte oderApotheker, kann der Stimmenpreisbis zu 300 DM betragen. Jedochsind hier auch die qualitativ bestenErgebnisse zu erwarten.

Persönliche wie auch telefonischeBefragungen werden heute fast im-mer als Computer Aided PersonalInterview (CAPI) oder als ComputerAided Telephone Interview (CATI)mit Direkteingabe der Daten in ei-nen Laptop durchgeführt.

Der Anteil der Telefoninterviews anallen durchgeführten Interviews in

Bild 2:Überblick derVerfahren zurDatenerhebung

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Primärforschung Sekundärforschung

Befragung

Beobachtung

Experiment

Externe Daten

Interne Daten

Datenerhebung

Sonderformen

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Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 605

Glossar

Arithmetisches MittelDurchschnittswert; das arithmetische Mittel einerStichprobe wird berechnet, indem die Summe allerWerte durch die Anzahl aller Werte dividiert wird.

AsymptotischWie eine Gerade verlaufend, der sich eine ins Un-endlich verlaufende Kurve nähert, ohne sie zu er-reichen.

AußerökonomischDinge, die nicht zum Markt gehören, ihn aber beein-flussen, z. B. Rechts- und Gesellschaftsordnung,kultureller und technischer Fortschritt, politischeSituation.

BiasDurch falsche Untersuchungsmethoden (z. B. Sug-gestivfragen) verursachte Verzerrung des Ergeb-nisses einer Repräsentativerhebung.

DeskresearchSekundärforschung; Auswertung statistischen Ma-terials zum Zweck der Markt- und Meinungs-forschung.

Deskriptive StatistikBeschreibende Statistik; diese dient dazu, umfang-reiche Datensätze einerseits möglichst übersichtlichund anschaulich darzustellen und zum anderendurch möglichst wenige, einfache Maßzahlen zu er-setzen (Datenreduktion). Die Aussagen können sichdabei immer nur auf die untersuchte Stichprobebeziehen. Weitergehende Verallgemeinerungen sindunzulässig. Darstellungsmöglichkeiten sind Grafi-ken, Tabellen oder Maßzahlen (z. B. Mittelwert oderStreuung).

DiffusionsfunktionDiffusion im betriebswirtschaftlichen Sinne bedeu-tet die Art der Ausbreitung eines neuen Produktesoder einer neuen Technik innerhalb einer abge-grenzten Population über einen bestimmten Zeit-raum. Wird dieser Sachverhalt dann mathematischdargestellt, spricht man von einer Diffusionsfunk-tion.

DiskriminanzanalyseIst die abhängige Variable nominal skaliert und be-sitzen die unabhängigen Variablen metrisches Ska-lenniveau, so findet die Diskriminanzanalyse An-wendung; sie ist ein Verfahren zur Analyse vonGruppenunterschieden.

EmpirischErfahrungsgemäß; aus der Erfahrung, Beobachtung(erwachsen); dem Experiment entnommen.

Geometrisches MittelN-te Wurzel aus dem Produkt von n Zahlen.

Gesetz der großen ZahlTheorem der Wahrscheinlichkeitsrechnung; danachnähert sich die Wahrscheinlichkeit dafür, dass beieiner genügend großen Anzahl von Versuchen dieHäufigkeit eines Ereignisses ungefähr gleich derWahrscheinlichkeit seines Eintreffens ist, beliebignahe eins.

Harmonisches MittelEs ist der Kehrwert des arithmetischen Mittels.

Home-Use-TestTest eines Produktes zu Hause.

IncentiveWirtschafts- oder finanzpolitische Maßnahmen zurSteigerung des privaten ökonomischen Leistungs-willens, z. B. steuerliche Vergünstigungen.

KonfidenzintervallSicherheitsbereich (Vertrauensintervall), in dem derunbekannte Parameter der Grundgesamtheit mit (1-a)-prozentiger Wahrscheinlichkeit erwartet wird.Der Umfang des Konfidenzintervalls hängt von dergewünschten Sicherheit (1-a), dem Stichproben-umfang sowie dem Standardfehler der Stichproben-statistik ab.

KorrelationsmessungenKorrelation ist die Abhängigkeit zwischen einer odermehreren Zufallsvariablen. Man bezeichnet zwei Va-riablen als korrelierend, wenn sich bei Veränderungder einen Variablen die andere mitverändert. DieKorrelation gibt die Stärke des Zusammenhangszwischen zwei Variablen X und Y an.

Lag-ProblematikSo genannte Lag-Probleme (lag = Lücke, Verzöge-rung) treten dann auf, wenn die Messung einer odermehrerer erklärender Variablen zeitversetzt zurMessung der zu erklärenden Variablen vorgenom-men wird.

Line-ExtensionAusbau einer Produktlinie durch ein weiteres Pro-dukt.

MailingVersenden von Werbematerial durch die Post.

Marketing-InstrumenteMarktforschung, Produkt- und Preispolitik, Wer-bung, Verkaufsförderung und Distribution.

Marketing-MixKombinierter, optimal aufeinander abgestimmterEinsatz der Marketing-Instrumente zur Erfüllung derMarketingziele (Erschließung, Beeinflussung undGestaltung eines Marktes).

MarktsegmentierungAufspaltung eines Marktes in möglichst gleichartigeTeilmärkte; im Marketing die Bildung möglichst ho-mogener Käufergruppen, um gezielt auf die Bedürf-nisse der Nachfrager eingehen und das Angebotbesser auf die Nachfragewünsche zuschneiden zukönnen.

MaßkorrelationDie Produkt-Moment-Korrelation wird auch alsMaßkorrelation oder Bravais-Pearson-Korrelationbezeichnet. Sie beschreibt die Enge des linearenZusammenhangs zwischen zwei intervallskaliertenVariablen.

MedianAuch Zentralwert einer Verteilung; der Wert, der einenach ihrer Größe geordnete Rangreihe halbiert. Von

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Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000606

ihm weichen alle übrigen Werte so ab, dass dieSumme der Absolutbeträge ein Minimum ergibt.

ModalwertDer am häufigsten in einer Verteilung vorkommendeMesswert. Bei Häufigkeitsverteilungen mit Klassenist der Modalwert die Mitte derjenigen Klasse, dieam häufigsten vorkommt.

Multivariate VerfahrenEs werden drei oder mehr Variablen gleichzeitigbetrachtet. Es geht dabei um die Zusammenhängeder Variablen untereinander, also um ihre gemein-same Variation. Beispiel: Der Zusammenhang zwi-schen drei oder mehr Persönlichkeitseigenschaften,die im Rahmen eines Persönlichkeitstests erhobenwurden.

PanelRepräsentative Personengruppe für die Meinungs-forschung. Ein Panel mit immer den gleichenTeilnehmern wird meist in regelmäßigen Abständenmehrfach zu ein und derselben Sache befragt.

PretestVortest; Test von etwas, bevor es z. B. bundesweiteingesetzt werden soll.

PrimärforschungEigene Datenerhebung mit verschiedensten Metho-den, z. B. Befragung, Beobachtung, Experiment.

ProbandVersuchs- oder Testperson.

PromotionAbsatzförderung; Werbung durch besondere Wer-bemaßnahmen.

QuantilDefiniert durch jenen Wert, für den ein Anteil derDaten kleiner oder gleich und ein Anteil größer odergleich ist.

QuotientZähler und Nenner eines Bruchs, die durch Bruch-strich voneinander getrennt sind.

RangkorrelationWenn zwei Variablen ordinal verteilt sind, bestimmtman den Rangkorrelationskoeffizienten R. Zuerstbildet man eine Rangreihe der Werte der erstenVariable und zieht die jeweils nach Wertepaar da-zugehörigen Werte der zweiten Variable von denersteren ab. Die sich dabei ergebenden Differenzenwerden einzeln quadriert und dann aufsummiert zur„Summe der quadrierten Differenz der Rangplätze“.

RegressionsanalyseBei der Regressionsanalyse wird der Zusammen-hang zwischen einer abhängigen und einer odermehreren unabhängigen Variablen betrachtet, wo-bei unterstellt wird, dass alle Variablen auf metri-schem Skalenniveau gemessen werden können. MitHilfe der Regressionsanalyse können dann dieunterstellten Beziehungen überprüft und quantitativabgeschätzt werden. Ein Beispiel bildet die Frage,ob und wie die Absatzmenge eines Produktes vomPreis, den Werbeausgaben, der Anzahl der Ver-kaufsstätten und dem Volkseinkommen abhängt.

RelaunchVerstärkter Werbeeinsatz für ein schon länger aufdem Markt befindliches Produkt.

RepräsentativSo typisches für etwas, dass es das Wesen, diespezifische Eigenart der gesamten Erscheinung,Richtung o. Ä. ausdrückt.

SekundärforschungDeskresearch; Verfahren, die bei der Forschung aufschon vorhandene Datenbestände zurückgreifen.

skalierenVerhaltensweisen oder Leistungen in einer statis-tisch verwendbaren Wertskala einstufen.

S-O-R-ParadigmaStimulus-Organismus-Response; menschlichesVerhalten kann generell als Reaktion auf interneoder externe Antriebe (Stimuli) charakterisiert wer-den.

SpotWerbekurzfilm oder in Hörfunksendungen einge-blendeter Werbetext.

StochastikTeilgebiet der Statistik, das sich mit der Analysezufallsabhängiger Ereignisse und deren Wert fürstatistische Untersuchungen befasst.

t-VerteilungSie spielt in der modernen Statistik, vor allem in derSchätz- und Testtheorie, eine bedeutende Rolle. FürForm und Eigenschaften der Verteilung s. einschlä-gige Literatur.

univariate VerfahrenUnter univariaten Verfahren versteht man alleRechenverfahren, bei denen eine Variable für jedesElement einer Stichprobe gemessen wird. Beispiel:Die Körpergröße aller Jugendlichen in der neuntenJahrgangsstufe.

VariationskoeffizientDer Variationskoeffizient (Variabilitätskoeffizient)wird berechnet als Produkt aus der Standardabwei-chung einer Stichprobe und 100 dividiert durch dasarithmetische Mittel dieser Stichprobe. Vorausset-zung für die Berechnung des Variationskoeffizientensind verhältnisskalierte Daten.

VertriebskanalAbsatzwege, z. B. Telefonläden, Messen, Verkaufüber Dritte.

ZeitregressionEine Methode der Regressionsanalyse, bei welcherdie Zeit eine unabhängige Variable darstellt, die zurErklärung des Verlaufs der abhängigen Variablenherangezogen wird.

Zentraler GrenzwertsatzDie Summe von genügend vielen unabhängigenZufallsgrößen, die näherungsweise normalverteiltist.

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Deutschland hat sich in den letztenJahren mit einer Zunahme vonzehn Prozentpunkten auf 20 Pro-zent in etwa verdoppelt. Telefoni-sche Befragungen können sehrrasch und mit überschaubaremKostenaufwand durchgeführt wer-den. Die Verweigerungsquote ist imprivaten wie im gewerblichen Be-reich angesichts der anonymenKontaktaufnahme mit etwa 15 Pro-zent erstaunlich gering. Bei breiterangelegten Studien wird meist eineVorselektion6 mittels Telefon vorge-nommen, bevor Einladungen zumInterview ausgesprochen werden(Stufenauswahl). Die Fragen überTelefon sollten unbedingt kurz undprägnant formuliert werden.

Die schriftliche Befragung schließ-lich findet mit Hilfe eines Fragebo-gens statt, der in der Regel an dieProbanden verteilt oder häufigerverschickt wird. Sie ist vor allem fürvon Unternehmen selbst durchge-führte Marktforschungsstudien in-teressant, da keine „Feldorganisa-tion“ (z. B. Interviewer, Telefonstu-dio) benötigt wird. Allerdings istmeist auch der Rücklauf entspre-chend geringer (normal sind zehnProzent bis 30 Prozent der versen-deten Fragebögen). Für die Streu-ung des Fragebogens kommenz. B. in Frage:

Zustellung durch die DeutschePost AG oder Verteilerfirmen,

Verteilung im Rahmen einer Pro-motions-Aktion (z. B. Beilage ei-ner Probepackung),

mit Hilfe ohnehin geplanter Mail-ings (z. B. Messeeinladung), sogenannte „Huckepack-Befra-gung“.

Da statistisch eine bestimmte An-zahl von Antworten vorliegen muss,um eine repräsentative Aussage zugewährleisten, ist eine möglichsthohe Rücklaufquote anzustreben.Dies kann durch verschiedeneMaßnahmen erreicht werden:

Pretest des FragebogensVor der Aussendung sollten der In-halt und der Aufbau des Frage-bogens mit zufällig ausgewähltenProbanden besprochen werden.Insbesondere auf Klarheit und Ver-ständlichkeit der Fragen ist hier zuachten.

Möglichst genaue Eingrenzung der GrundgesamtheitEs hat sich gezeigt, dass die Rück-laufquote in hohem Maße von demSpezialisierungsgrad des Befra-gungsthemas abhängt. Es lohntsich, die Zielgruppe der Befragunggenau einzugrenzen.

Anschreiben und IncentivesDem Fragebogen sollte ein An-schreiben beiliegen, in welchemdem Probanden Sinn und Zweckder Befragung dargelegt werden.Bei Nicht-Kunden sollte auch einekurze Darstellung des Unterneh-mens beiliegen. Die vertraulicheBehandlung der Daten und Aus-künfte im Rahmen des Datenschutz-gesetzes ist hierbei ausdrücklichzu erwähnen. Um einen weiterenAnreiz zur Antwort zu geben, hat es sich als zweckmäßig erwiesen,schriftliche Befragungen mit Incen-tives (kleine Dankeschön-Angebo-te oder eine Preisverlosung unterden eingegangenen Rücksendun-gen) zu verknüpfen.

Nachfass-AktionenImmer wieder kommt es vor, dassgrundsätzlich antwortbereite Pro-banden den Fragebogen beispiels-weise aus terminlichen Gründennicht abschicken. Ein erneutes An-schreiben etwa nach vier Wochengibt jedem Befragten die Möglich-keit, den Fragebogen doch nochauszufüllen und abzusenden.

FragebogenstrukturJeder Fragebogen kann in eineMakrostruktur (Gesamtgestaltungund Reihenfolge der Fragen) und ineine Mikrostruktur (Gestaltung ein-zelner Fragen) zerlegt werden. Aufmakrostruktureller Ebene lässt sichein Fragebogen in drei Teile glie-dern:

Aufwärmteil mit „Eisbrecherfra-gen“, die vergleichsweise leicht zubeantworten sind (Kennen Sie ...?,Wie häufig kaufen Sie ...?),

Hauptteil mit den inhaltlichenFragen,

Schlussteil mit sozio-demogra-phischen Fragen (z. B. nach Al-tersklasse, Einkommensklasse,Familienstand) zur Selektion.

Die wesentlichen inhaltlichen Fra-gen sollten im Hauptteil platziertwerden, weil hier die Konzentrationund Aufmerksamkeit des Proban-den am höchsten sind.

Die Mikrostruktur bezieht sich so-wohl auf die Frageformulierung als auch auf die Antwortvorgabe.Es kann generell zwischen offenen(keine Antwortvorgabe) und ge-schlossenen (Antwortvorgabe) Fra-gen unterschieden werden. Für dieAuswertung wichtig ist zudem beigeschlossenen Fragen die Zuläs-sigkeit von Mehrfachantworten.

Weitere HinweiseJedem Fragebogen sollte ein fran-kiertes Rückkuvert beiliegen. Auf

eine ansprechende optische Ge-staltung muss geachtet werden.

2.2.2 Beobachtung

Einige für ein Marktforschungspro-blem relevante Sachverhalte kön-nen nicht durch direkten Kontaktmit den Probanden im Rahmen einer Befragung ermittelt werden.Dies kann daran liegen, dass demProbanden sein Verhalten nicht be-wusst ist (z. B. Kundenlaufstudien)oder er es sogar abstreiten würde(z. B. Werbewirkungsforschung). Insolchen Fällen ist es hilfreich, Ver-halten zu beobachten.

Außer dem unmittelbaren Verhal-ten können auch Zustände beob-achtet werden. Dies ist etwa beiZählungen (Kundenfrequenzzäh-lungen, Verkehrszählungen) oderauch bei Inaugenscheinnahme vonObjekten (z. B. bei der Standortfor-schung) der Fall. Grundsätzlich las-sen sich

teilnehmende (der Proband weißvon der Beobachtung) und

nicht-teilnehmende (der Probandweiß nichts von der Beobach-tung)

Verfahren unterscheiden. Ist aufGrund der Fragestellung voraus-zusehen, dass der Proband seinVerhalten unter bewusster Beob-achtung wesentlich ändert, so soll-te auf nicht-teilnehmende Verfah-ren (z. B. versteckte Kamera) zu-rückgegriffen werden. Vor der Aus-wertung so gewonnener Daten istallerdings zwingend das Einver-ständnis der beobachteten Perso-nen einzuholen.

Eine gängige Mischung aus Be-fragung und Beobachtung stellenetwa Testkäufe dar. Testkäufer(shadow customers) können wäh-rend der Verhaltensbeobachtungauch Fragen stellen.

2.2.3 Experiment und Sonderformen

Wesentliches Merkmal des Experi-ments ist eine gegenüber der Be-fragung und Beobachtung ande-re innere Logik. Darauf wird später im Beitrag besonders eingegangen (s. Abs. 3).

2.3 Gütekriterien von Erhebungsverfahren

Statistisch lassen sich die oben be-schriebenen Erhebungsverfahren

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 607

6 Selektion: Aussonderung, Auswahl,Auslese.

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als Messinstrumente interpretie-ren. Gemessen wird in der Markt-forschung ein Konstrukt, d. h. einepsychologische Größe, für die eskeinen „richtigen“ Wert gibt (z. B.Kundenzufriedenheit). Die Frage istnun, wie gut die verwendeten Erhe-bungsverfahren bzw. Messinstru-mente tatsächlich das messen, wassie vorgeben zu messen. Um dieseFrage zu beantworten, sind in derstatistischen Marktforschung ver-schiedene Gütekriterien für Daten-erhebungsverfahren entwickelt wor-den. Dies sind:

Objektivität7 (Nachprüfbarkeit), Reliabilität (konstante Genauig-

keit), Validität (Gültigkeit eines Mess-

instrumentes).

Objektivität ist die Voraussetzungfür Reliabilität; Reliabilität ist dieVoraussetzung für Validität.

2.3.1 Objektivität

Unter Objektivität versteht man all-gemein die Freiheit von subjektivenEinflüssen. Bei Marktforschungs-studien unterscheidet man dreiObjektivitätskategorien:

Durchführungsobjektivität, Auswertungsobjektivität, Interpretationsobjektivität.

DurchführungsobjektivitätSie beurteilt den Grad, inwieweitder Proband frei ist von einer Be-einflussung durch den Marktfor-scher. Sie kann niemals 100 Pro-zent erreichen, weil der Beobachterimmer das Beobachtete beein-flusst, sie sollte allerdings so geringwie möglich gehalten werden.

Auswertungsobjektivität:Sie liegt dann vor, wenn gleicheSachverhalte mit den gleichen Ver-fahren ausgewertet werden. Nurdann ist ein Vergleich der Ergeb-nisse zulässig.

InterpretationsobjektivitätGenerell sollten unabhängig von derPerson alle Beurteiler von Markt-forschungsergebnissen zu dengleichen Schlussfolgerungen ge-langen. Ist dies der Fall, so sprichtman von Interpretationsobjektivi-tät. Auf Grund des individuellenHintergrundes und auch eventuellgegensätzlicher Absichten sind100 Prozent Übereinstimmung allerBeurteiler eher die Ausnahme. Sobemüht der jeweilige Marktforscherauch ist, allen Objektivitätskate-gorien gerecht zu werden, kann erdennoch in der Regel subjektiveElemente nicht vermeiden. Gibt er

beispielsweise am Ende seines Be-richtes Empfehlungen, gerät er un-mittelbar in die Subjektivität. Wich-tig ist deshalb nicht die Vermei-dung von Subjektivität um jedenPreis, sondern der deutliche Hin-weis darauf.

2.3.2 Reliabilität

Ist die Objektivität eines Mess-verfahrens sichergestellt, so kanndessen Reliabilität geprüft werden.Hierunter versteht man die Zuver-lässigkeit des Verfahrens, d. h. denGrad seiner formalen Genauigkeit.Eine Messung des gleichen Sach-verhaltes wird bei hoher Reliabilitätauch das gleiche Ergebnis bringen.So ist etwa das Schätzen einer be-stimmten Entfernung mit dem blo-ßen Auge vergleichsweise unre-liabel, das Zählen der Schritte mä-ßig reliabel und das Abmessen miteinem Maßband sehr reliabel.

2.3.3 Validität

Unter Validität wird die Gültigkeiteines Messverfahrens in Bezug aufdas zu messende Konstrukt ver-standen. Sie gibt den Grad der ma-teriellen Genauigkeit an, wohin-gegen die Reliabilität den Grad derformalen Genauigkeit angibt. EineAtomuhr hat z. B. eine sehr hoheReliabilität, jedoch keine Validitätbeim Bestimmen der Haarfarbe.

Weitergehend kann zwischen ex-terner und interner Validität unter-schieden werden: Externe Validitätbezeichnet den Grad der Übertrag-barkeit der erzielten Ergebnisse aufandere Bedingungen (ist beispiels-weise eine Hochrechnung auf dieGesamtbevölkerung möglich?). In-terne Validität ist dann gegeben,wenn Störeinflüsse weitgehend aus-geschaltet sind.

Zu beachten ist, dass sich eine Er-höhung der einen Validitätsart (z. B.hohe interne Validität bei Studio-Tests durch relative Störungsfrei-heit) in der Regel in einem Rück-gang der anderen Validitätsart (z. B.mangelnde externe Validität durchnur bedingte Übertragbarkeit derErgebnisse des Studio-Tests aufreale Kaufsituationen) auswirkt.

Aus Kosten-Nutzen-Erwägungenheraus ist man in der Marktfor-schung häufig gezwungen, sich zuGunsten eines weniger reliablenoder validen Messinstrumentes zuentscheiden. Dies sollte nur ge-schehen, solange ein zu definieren-des Mindestniveau an Zuverlässig-keit und Gültigkeit des Erhebungs-verfahrens gesichert bleibt.

2.4 Stichprobenerhebungen

In der Regel ist es bei Marktfor-schungsuntersuchungen nicht mög-lich, die gesamte interessierendeGrundgesamtheit (z. B. alle Kun-den) in die Erhebung einzubezie-hen. Entweder wäre dies zu teuer,zu zeitaufwendig oder die Grund-gesamtheit ist nicht bekannt (z. B.potenzielle Kunden). Deshalb müs-sen Stichproben aus der Grund-gesamtheit gezogen werden. Umrepräsentativ zu sein, sollte dieZusammensetzung der Stichprobe,zumindest bei den für die Unter-suchung relevanten Merkmalen,derjenigen der Grundgesamtheitähneln. Dies zu gewährleisten, istHauptaufgabe des Auswahlplanes.Auch der Auswahlplan ist kosten-effizient zu gestalten. In der Regelnehmen die Kosten je zusätzlicherEinheit linear zu, die Genauigkeitder erhaltenen Daten nimmt jedochnur unterproportional zu. Die Ab-wägung kann hier je nach Erhe-bungsziel sehr schwierig sein.

Zur Auswahl der Stichprobe gibtes, wie in Bild 3 dargestellt, ver-schiedene Verfahren. Die zufälligenAuswahlverfahren

Schichtenauswahl, Klumpenauswahl, mehrstufige Stichprobe, sequenzielle Auswahl

und die nichtzufälligen Auswahl-verfahren

Quotenauswahl, Konzentrationsverfahren, Auswahl aufs Geratewohl.

2.4.1 ZufälligeAuswahlverfahren

Zufällig ist eine Stichprobenaus-wahl immer dann, wenn die Ele-mente der Grundgesamtheit diegleiche, von Null verschiedeneWahrscheinlichkeit besitzen, in dieErhebung aufgenommen zu wer-den (Urnenmodell). Dafür müsstenalle Elemente der Grundgesamtheitdurchnummeriert werden und mit-tels eines Zufallsprozesses müss-ten Nummern ohne Zurücklegengezogen werden. Im Rahmen vonMarktforschungsaktivitäten ist diesjedoch so nicht durchführbar. Ausdiesem Grund sind einige „quasi-zufällige“ Auswahlverfahren ent-wickelt worden, von denen die wich-

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000608

7 Objektivität: Strenge Sachlichkeit;Darstellung unter größtmöglicher Aus-schaltung des Subjektiven. Gegenteil:Subjektivität.

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tigsten hier kurz charakterisiertwerden:

SchichtenauswahlBei der geschichteten Stichprobe(stratified sampling) wird die Grund-gesamtheit in gleiche Teilmengenaufgeteilt. In jeder Schicht wird nuneine einfache Zufallsauswahl vor-genommen. Ein Beispiel: Die füreine Untersuchung interessieren-de Grundgesamtheit ist die Wohn-bevölkerung der BundesrepublikDeutschland. Dafür könnten dieBundesländer als Schichten heran-gezogen werden.

KlumpenauswahlDie Klumpenauswahl (cluster8 samp-ling) fasst Elemente der Grundge-samtheit zu größeren Teileinheitenzusammen, aus denen dann die ein-fache Zufallsauswahl getroffen wird.Sind die Klumpen in sich homo-gener9 als es eine einfache Zufalls-auswahl erwarten ließe, so wird diesals Klumpungseffekt bezeichnet.

Ein Beispiel: Die für eine Unter-suchung interessierende Grund-gesamtheit sind die abhängig Be-schäftigten in der BundesrepublikDeutschland. Diese werden zu Be-trieben (Klumpen) zusammenge-fasst, aus denen mittels einfacherZufallsauswahl eine bestimmte An-zahl gezogen wird, wobei in denausgewählten Betrieben jeder ab-hängig Beschäftigte in die Stich-probe eingeht.

Mehrstufige StichprobeDie mehrstufige Stichprobe (mul-tistage sampling) wird als Stich-probe aus einer Stichprobe durch-geführt: Grundgesamtheit Pri-märstichprobe Sekundärstich-probe. Eine solche mehrstufige Teil-erhebung bietet sich bei hierar-chisch zergliederten Grundgesamt-heiten an. Je nach Erhebungszielkann aber auch geschichtet wer-den.

Sequenzielle AuswahlIm Unterschied zu den oben ge-nannten Auswahlverfahren ist beieiner sequenziellen Teilerhebung(sequential sampling) im Vorhineinkeine Festlegung des Stichproben-umfanges notwendig. Vielmehr wirdzunächst eine kleine Stichprobegezogen. Ist diese für eine gesi-cherte Aussage nicht ausreichend,wird eine weitere Stichprobenein-heit gezogen. Trotz Minimierungder erforderlichen Stichprobenum-fänge lohnt sich dieses Verfahrennur, wenn die Kosten einer weite-ren Einheit sehr hoch sind, da sonstder Analyseaufwand zu stark an-steigt.

Für die Marktforschungspraxis ambedeutendsten sind die Klumpen-auswahl und – in gewissem Ab-stand – die Schichtenauswahl.

2.4.2 NichtzufälligeAuswahlverfahren

Nichtzufällige Verfahren werdenauch als Beurteilungsstichproben(judgement sampling) bezeichnet.Diese Verfahren sind vergleichs-weise einfach durchzuführen undhaben in der Marktforschungspra-xis insbesondere bei kleinen undmittleren Unternehmen eine hoheBedeutung. Allerdings ist hier dieÜbertragung der Ergebnisse vonder Stichprobe auf die Grundge-samtheit formalstatistisch nicht zu-lässig (obwohl dies oft gemachtwird).

QuotenauswahlBei der Quotenauswahl (quotasampling) wird versucht, die Re-präsentativität der Stichprobe durcheine Übernahme der Verteilung vonMerkmalen in der Grundgesamtheitsicherzustellen. Ein Beispiel: In derzu Grunde liegenden Grundgesamt-heit sind 30 Prozent der Personenim Alter unter 30 Jahren, 40 Pro-zent zwischen 30 Jahren und 60Jahren und 30 Prozent über 60 Jah-ren. Mittels einer Quotierungsan-weisung wird der Interviewer be-auftragt, auch in seiner Stichprobegenau diese prozentuale Zusam-mensetzung zu erreichen.

KonzentrationsverfahrenHier konzentriert man sich bewusstauf Teilbereiche der Grundgesamt-heit. Als typisches Beispiel könnenAbschneideverfahren (cut-off tech-niques) genannt werden. Ein Bei-spiel: In der Industriegütermarkt-forschung beschränkt man sich beiErhebungen in der Regel auf weni-ge Großunternehmen und vernach-

lässigt kleine und mittlere Unter-nehmen.

Auswahl aufs GeratewohlEine Auswahl aufs Geratewohl liegtdann vor, wenn solche Elementevermehrt in die Stichprobe einge-hen, die leicht zu erreichen oderbesonders auskunftswillig sind. EinBeispiel: Befragung unter Bekann-ten, Umfrage in einer belebten Fuß-gängerzone zur Haupteinkaufszeit.

2.4.3 Mischformen

Die etwas idealtypisch dargestell-ten zufälligen und nichtzufälligenVerfahren zur Stichprobenauswahlfinden in Reinform in der Praxis nurselten Anwendung. Oft kommt eszu Mischformen. Ein Beispiel füreine solche, in der Praxis entstan-dene Mischform ist das ADM-Mas-tersample10, welches vom Arbeits-kreis deutscher Marktforschungs-institute erarbeitet wurde und demeine Bevölkerungsstichprobe zuGrunde liegt. Das ADM-Master-sample läuft nach folgender Vorge-hensweise ab:

Auswahl der Stimmbezirke(sampling points) nach ge-schichteter Auswahl,

Auswahl von maximal zehn Pri-vathaushalten je Stimmbezirkmittels einfacher Zufallsauswahlüber eine Liste,

Auswahl der Zielperson im Haus-halt, z. B. durch Wahl der Ältes-ten (last-birthday-Prinzip).

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 609

8 Cluster: als einheitliches Ganzes zubetrachtende Menge von Einzelteil-chen.

9 homogen: gleich(artig); gleichmäßigaufgebaut, einheitlich; aus Gleicharti-gem zusammengesetzt; Gegenteil vonheterogen.

10 Mastersample: Gesamtstichprobe.

Bild 3:Arten derTeilerhebung

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Zufällige Auswahl Nichtzufällige Auswahl

Schichtenauswahl

Klumpenauswahl

Mehrstufige Stichprobe

Sequenzielle Auswahl

Quotenauswahl

Konzentrationsverfahren

Auswahl aufs Geratewohl

Auswahl der Stichprobenelemente

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2.4.4 Auswahlfehler

Eine Stichprobe ist, unabhängigvom Auswahlverfahren, immer mitFehlern behaftet, welche eine Über-tragung der Ergebnisse auf dieGrundgesamtheit erschweren. Teil-erhebungen werden in der Regeldurchgeführt, um, basierend aufihren Ergebnissen, Aussagen überdie Grundgesamtheit zu treffen.Das bedeutet, dass die ermitteltenWerte der Stichprobe als Schätz-werte für die wahren Werte in derGrundgesamtheit dienen (Reprä-sentationsschluss). Ist der Wert inder Stichprobe p, so lässt sich fürden wahren Wert in der Grund-gesamtheit p* folgende Aussagetreffen:

p* = p ± Auswahlfehler

Nachfolgend werden die wesent-lichen Fehlerarten charakterisiertsowie Strategien zu deren Minimie-rung aufgezeigt. Es gibt die:

zufälligen und die systematischen Fehler (Non-Re-

sponse- und Erhebungsfehler).

Der zufällige Fehler ist bei einer Teil-erhebung grundsätzlich unver-meidlich, er verringert sich jedochmit zunehmender Größe des Stich-probenumfanges (gemäß dem Ge-setz der großen Zahl). Er kann mitHilfe der Wahrscheinlichkeitstheo-rie abgeschätzt werden. Dies setztjedoch ein Erhebungsverfahren aufZufallsbasis voraus. Ab einem Stich-probenumfang von etwa 40 Erhe-bungseinheiten kann der zufälligeFehler als normalverteilt gemäßdem Zentralen Grenzwertsatz derStatistik angenommen werden. Zu-fällige Fehler können durch sorg-fältige Planung der Erhebung weit-gehend vermieden werden.

Systematische (nicht-zufällige) Feh-ler verzerren die Ergebnisse derStichprobe. Sie sind unabhängigvom Stichprobenumfang und nichtreduzierbar. Das Non-Response-Problem ergibt sich beispielweisedann, wenn ausgewählte Personennicht antworten, sich deren Aus-sage wahrscheinlich aber deutlichvon jener der Antwortenden unter-scheidet. Dies führt zu einer Beein-trächtigung der Repräsentativitätder Stichprobe. Dieser Sachverhaltlässt sich in zwei Kennzahlen aus-drücken:

Ausfallrate = Nicht-AntwortendeAuswahlmenge

Ausschöp- Antwortendefungsquote

=Auswahlmenge

Erhebungsfehler sind im Erhe-bungsverfahren selbst begründet.Hierzu zählen beispielsweise Inter-viewer-Bias (bewusste oder unbe-wusste Beeinflussung des Proban-den durch den Interviewer), Zie-hungsfehler oder Zählungsfehler.Sie sind durch vermehrte Sorgfaltin der Regel vermeidbar.

2.4.5 Grundlagen derinduktiven Datenanalysen

Bei der induktiven11 Datenanalysesteht der Schluss von den Wertenin der Stichprobe auf die Gegeben-heiten in der Grundgesamtheit imMittelpunkt der Betrachtung. Die-ser Repräsentationsschluss ist diein der Marktforschung vorherrschen-de Schlussweise. Für die Schät-zung sind zwei Fälle zu unterschei-den:

Heterograder Fall12

Das interessierende Merkmal istmetrisch skaliert. Daraus kann alsSchätzer für das arithmetischeMittel in der Grundgesamtheit dasarithmetische Mittel der Stichprobeherangezogen werden. Für dieSchätzung des Konfidenzintervallswird in der Regel die t-Verteilungherangezogen.

Homograder FallDas interessierende Merkmal istnicht metrisch skaliert. Es kannzwei (Dichotomie) oder mehr (Mul-tichomie) verschiedene Ausprä-gungen annehmen. Als Schätzerfür den Anteil in der Grundgesamt-heit wird der Anteil in der Stich-probe herangezogen.

An die verwendeten Schätzer sindfolgende wesentliche Anforderun-gen zu stellen:

ErwartungstreueDer Schätzer muss frei von sys-tematischen Verzerrungen sein.Das Ergebnis der Schätzfunk-tion ist im Mittel der wahre Wertder Grundgesamtheit.

RobustheitDie Beeinflussung der Schätz-funktion durch Ausreißer sollmöglichst klein gehalten wer-den.

Konsistenz13

Der Stichprobenfehler soll mög-lichst gering sein. Die Schätz-funktion nähert sich mit zuneh-mendem Stichprobenumfangasymptotisch dem wahren Wertin der Grundgesamtheit.

Relative EffizienzEs gibt keine andere (bekannte)Schätzfunktion mit kleinerer Va-rianz.

Suffizienz14

Alle Informationen, die die Stich-probe bietet, werden für die For-mulierung der Schätzfunktionausgenutzt.

Wenn alle Anforderungen hinrei-chend erfüllt sind, wird der Schät-zer als „BLUE“ (best linear un-biased estimator) bezeichnet.

3 Datenerhebung: Panels,Testmärkte und Experimente

3.1 Panels

Insbesondere Markenartikelherstel-ler sind daran interessiert, die Ent-wicklung des Absatzes ihrer Pro-dukte an die Endverbraucher konti-nuierlich zu beobachten. Üblicher-weise wird der Vertrieb jedoch überzwischengeschaltete Handelsun-ternehmen vorgenommen, so dassdem Hersteller in der Regel keinekonkreten Aussagen zu Marktan-teilsverteilungen möglich sind. Des-halb werden die Konsumenten (sel-tener auch der Handel) im Rahmenvon Panels über ihre Konsum- und/oder Kaufgewohnheiten befragt.Panels sind Teilerhebungen, wel-che in regelmäßigen Abständen mitden gleichen Teilnehmern zum glei-chen Erhebungsgegenstand durch-geführt werden. Sie eignen sich be-sonders zur Beobachtung von Ver-änderungen über einen gewissenZeitraum. Panels können in folgen-den Formen (Bild 4) durchgeführtwerden:

Als Verbraucherpanel gibt es:

Haushaltspanel, Individualpanel, Großverbraucherpanel.

Handelspanel sind:

Einzelhandelspanel und Großhandelspanel.

Das Haushaltspanel ist die ammeisten verbreitete Form des Ver-braucherpanels. Hier interessiertvor allem das Kaufverhalten vonprivaten Haushalten bei Gütern destäglichen Bedarfs (fast movingconsumer goods, z. B. Lebensmit-

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000610

11 Induktion: wissenschaftliche Methode,vom besonderen Einzelfall auf das All-gemeine, Gesetzmäßige zu schließen.

12 heterogen: ungleichartig, andersartig;Gegenteil von homogen.

13 Konsistenz: Widerspruchslosigkeit;strenger, gedanklicher Zusammen-hang.

14 Suffizienz: Zulänglichkeit, Können.

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tel, Hygieneartikel) und dessen Ver-änderung im Zeitablauf. Der Haus-halt erhält dazu in der Regel voneinem Marktforschungsinstitut wö-chentlich einen Fragebogen, in demdie Bezeichnung des gekauftenArtikels, der Preis, die Menge so-wie der Kaufort einzutragen sind.Mittlerweile werden nahezu alleBerichtsbogen bei Verbraucher-panels elektronisch erfasst, so dassz. B. auch eine Information über die Zahlungsweise möglich ist (et-wa GfK Behaviour Scan mit etwa14 000 teilnehmenden Haushalten).

Mit der Zusammenfassung der Da-ten lassen sich Aussagen zu Durch-schnittspreisen, Durchschnittsmen-gen, Einkaufsstättenwahl, Markt-anteilsverteilung usw. treffen. Zu-sätzlich können Angaben über sozio-demographische15 Merkmaleund deren Einfluss auf das Kauf-verhalten gemacht werden. Insbe-sondere seit dem verbreiteten Ein-satz von Scannerkassen16 ist eineDirektauswertung der Daten fürHandelspanels möglich geworden.

Für besondere Produkte oderDienstleistungen werden auch Spe-zialpanels durchgeführt, z. B. dasAGF-(Arbeitsgemeinschaft-Fernseh-forschung-)Fernsehpanel: Auf Grunddes nach wie vor zunehmendenWerbedrucks, insbesondere beiden privaten Fernsehkanälen, stelltsich für viele Werbeverantwortlichedie Frage nach der Effizienz diesesMediums. Ist der durchschnittlicheFernsehnutzer überhaupt in derLage, mit dem allabendlich auf ihneinstürzenden Überangebot an In-formationen fertig zu werden oderpasst er sein Nutzungsverhaltenbeispielsweise durch „zapping17“während der Werbeunterbrechungentsprechend an?

Zur Klärung dieser Frage hat dieAGF, eine Arbeitsgruppe nahezualler in Deutschland ausgestrahltenüberregionalen Fernsehsender, einPanel ins Leben gerufen. Es um-fasst derzeit 4 700 repräsentativausgewählte Haushalte mit etwa11000 Personen. Das Fernsehver-halten wird mittels eines elektroni-schen Messgerätes („GfK-Meter“),das die Einschaltzeit der einzelnenKanäle vollautomatisch misst, er-hoben. Rückschlüsse auf die fern-sehenden Personen erlaubt dieEingabe einer PIN (Personal Iden-tification Number) bei Anschaltendes Fernsehgerätes. In Zukunft solleine Infrarot-Einheit auch die An-wesenheit der Personen dokumen-tieren. Die Daten laufen in Echtzeitin einem Großrechner auf, so dasserste Auswertungen in Form von

Hochrechnungen, z. B. im Rahmenvon Einschaltquoten, am nächstenTag zur Verfügung stehen. Daraufaufbauend lassen differenziertereAuswertungen auch Aussagen überdie demographische Nutzungs-struktur der einzelnen Fernsehka-näle sowie deren Werbereichweitezu. Diese Werte dienen als Ver-handlungsbasis bei der Festlegungvon Sekundenpreisen für Werbe-spots. Um der so genannten „Panel-sterblichkeit“ zu entsprechen, wer-den regelmäßig etwa 25 Prozentder teilnehmenden Haushalte jeJahr ersetzt.

3.2 Testmärkte

Testmärkte sind insbesondere beiNeuproduktentwicklungen klassi-scher Markenartikel geeignet, dasKunden- und damit das Umsatz-potenzial zu ermitteln. Es lassensich folgende Arten von Testmärk-ten unterscheiden:

klassischer Testmarkt, regional verteilter Testmarkt

(Mini-Testmarkt), Testmarktsimulation, elektronischer Testmarkt.

3.2.1 Klassischer Testmarkt

Der klassische Testmarkt erstrecktsich in der Regel über ein geogra-phisch klar abgegrenztes Gebiet(z. B. Stadt, Landkreis, Bundes-land), in welchem Produktneuerun-gen probeweise eingeführt werden.Je nach Testkonzeption lässt sichzwischen projektivem und experi-mentellem Testmarkt unterschei-den.

Ein projektiver Testmarkt dient al-lein der Gewinnung von Absatz-kennziffern (z. B. Umsatzvolumen,Marktanteil), welche auf den natio-nalen Markt hochgerechnet wer-den. Die Produkteinführung wird

mit einem im Vorhinein festgeleg-ten Marketing-Mix durchgeführt.

Bei einem experimentellen Test-markt wird der Marketing-Mix (oderein bestimmter Bestandteil, z. B.die Werbung) variiert. Dies kannentweder durch die Aufteilung desTestgebietes in kleinere Einheitenoder durch eine Variation über dieDauer des Testmarktes geschehen.Hierbei ist allerdings zu berück-sichtigen, dass eventuelle Kunden-wanderungen zwischen den Rand-gebieten der geographischen Ab-grenzungen das Ergebnis der räum-lich unterschiedlichen Marketing-Mix-Konzepte verzerren. Ebensoist bei einer Variation des Mar-keting-Mix über die Zeit mit Über-tragungseffekten (spill-over) zu rech-nen, so dass auch hier die Wirk-samkeit einzelner Instrumente nursehr schwer zu beurteilen ist.

Der klassische Testmarkt stellt ho-he Anforderungen an die Reprä-sentativität der Bevölkerungsstruk-tur und ist darüber hinaus mit einem Volumen von mehreren hun-derttausend DM bis zu mehrerenMillionen DM sehr kostenintensiv.Durch seine hohe Öffentlichkeits-wirkung ist der Test auch nicht vorKonkurrenten geheim zu halten.Sein Vorteil ist die hohe Zuverläs-sigkeit der Ergebnisse.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 611

15 Soziographie: sozialwissenschaftlicheForschungsrichtung der Soziologie,die die Erfassung konkreter Bereicheanstrebt.Demographie: Bevölkerungswissen-schaft.

16 Scanner: Gerät, das ein zu untersu-chendes Objekt mit einem Licht- oderElektronenstrahl punkt- bzw. zeilen-weise abtastet und die erhaltenenMesswerte weiterverarbeitet.

17 zappen: Mit der Fernbedienung den(Fernseh-)Kanal wechseln, auf einenanderen Kanal umschalten.

Bild 4:Panelformen

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Großverbraucherpanel

Haushaltspanel

Individualpanel Großhandelspanel

Einzelhandelspanel

HandelspanelVerbraucherpanel

Panelerhebung

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3.2.2 Regional verteilterTestmarkt (Mini-Testmarkt)

Beim regional verteilten Testmarktwird kein geographisch zusammen-hängendes Gebiet betrachtet, son-dern mehrere kleine Gebiete (imExtremfall eine Filiale). Der Mini-Testmarkt wird insbesondere vonHandelsketten bei der Neueinfüh-rung von eigenen Handelsmarkengenutzt. Dabei wird das neue Pro-dukt beispielsweise in zunächst25 zufällig ausgewählten Filialeneingeführt. Die Testergebnisse las-sen Rückschlüsse auf die zu erwar-tenden Absatzvolumina bei natio-naler Einführung zu. Zudem wer-den in dieser Testmarktform häufigPromotion-Konzepte getestet.

Der Mini-Testmarkt ist wegen sei-nes im Vergleich zum klassischenTestmarkt wesentlich geringerenAufwands auch zum Test von Line-Extensions oder Relaunches ge-eignet. Eine gelungene Verbindungzwischen Testmarkt und Panel bie-tet das so genannte GfK-ERIM-Pa-nel. Hier werden etwa 600 Stamm-kunden regional verteilter Super-märkte in regelmäßigen Abständenzu Neuprodukten befragt.

3.2.3 Testmarktsimulation

Testmarktsimulationen finden in derRegel nicht im Feld, sondern unterLaborbedingungen statt. Etwa 400repräsentativ aus der Zielgruppedes Neuprodukts ausgewählte Per-sonen werden in Studio-Tests so-wie in Home-use-Tests zu Nut-zungsintensität, Kaufwahrschein-lichkeit und Wiederkauf befragt.Aus diesen Informationen lässt sichdie voraussichtliche Diffusions-funktion des Produktes in der Ziel-gruppe errechnen. Eine Testmarkt-simulation setzt erhebliches statis-tisches Know-how sowie eine ent-sprechende Studio-Einrichtung undSpezialsoftware voraus. Sie wird inder Regel von spezialisierten Insti-tuten durchgeführt.

3.2.4 ElektronischerTestmarkt

Der elektronische Testmarkt bieteteine Weiterentwicklung der schonaus dem Mini-Testmarkt bekanntenKombination mit Panels. Zur Er-mittlung der relevanten Daten wer-den die Panelhaushalte mit ID-Karten (ID = Identity) ausgestattet,die in Verbindung mit den Scan-nerdaten des Handels eine Echt-zeit-Auswertung erlauben. So kanndie Wirkung verschiedener Mar-keting-Mix-Konzepte auf den Wa-renkorb eines Haushaltes und auf

die Wahl der Einkaufsstätte nach-vollzogen werden.

Wie grundsätzlich bei Hochrech-nungen, ist bei jeder Art des Ein-satzes von Testmärkten auf dieRepräsentativität der erhobenenDaten zu achten.

3.3 Experimente

Experimente werden häufig als eigenständige Verfahren zur Da-tenerhebung genannt, obwohl siestreng genommen eine Kombina-tion aus Beobachtung und Befra-gung darstellen. Experimente sindeine Sonderform von Tests. Siewerden zur empirischen Untersu-chung von Kausalhypothesen ein-gesetzt. Dies sind solche Hypothe-sen18, die einen gerichteten, nicht-zufälligen Zusammenhang zwi-schen zwei (oder mehr) Variablenunterstellen.

Um die Art des kausalen Zusam-menhangs zu testen, wird die un-abhängige Variable systematischverändert und die Ausprägung derabhängigen Variable gemessen.Die Regel in der Marktforschungsind Fälle von stochastischer Kau-salität, das bedeutet, dass nebender unabhängigen Variable auchStörgrößen auf die abhängige Va-riable einwirken. Um diese Stör-größen zu ermitteln, bedarf es inder Regel mehrerer Messreihenzum gleichen Sachverhalt. Das Bei-spiel eines Verpackungstests: EinUnternehmen plant, im Rahmen eines Produkt-Relaunch die Ver-packung des Produktes neu zu ge-stalten. Dafür stehen die Alterna-tiven A, B und C zur Verfügung. Ineinem Labortest werden jeweils 50zufällig ausgewählte Mitglieder derZielgruppe des Produktes zu ihremKaufverhalten befragt. Dabei wirdder Gruppe 1 die Verpackung A,Gruppe 2 die Verpackung B, Grup-pe 3 die Verpackung C und Grup-pe 4 (Kontrollgruppe) die alte Ver-packung vorgestellt. Der Erfolg derVerpackung wird anhand des An-teils der vermutlichen Käufer in derGruppe bewertet.

Die durch Mittelwertvergleiche oderKorrelationsmessungen ermitteltenDaten lassen, auch wenn sie statis-tisch bedeutend sind, nicht unbe-dingt den Schluss auf einen tat-sächlichen kausalen Zusammen-hang zu, weil sowohl die abhängigeals auch die unabhängige Variablegleichermaßen von einem drittenFaktor abhängig sein können. Inder Interpretation gerade von Kor-relationen ist daher in der Markt-forschung immer Vorsicht geboten.

Typische Experimentsituationen inder Marktforschung sind beispiels-weise die Werbewirkungsforschung,insbesondere im Zusammenhangmit psychometrischen Verfahren,wie z. B. der galvanischen Haut-widerstandsmessung zum Nach-weis psychologischer Aktivierung,oder der Einsatz von Greifbühnenzur Messung von Impulskäufen.Zum überwiegenden Teil werdenExperimente in Deutschland alsLabor-Experiment durchgeführt –mit entsprechend problematischer,externer Validität.

4 EDV-gestützteDatenauswertung

4.1 Grundlagen: Skalen

Ein wesentlicher Bestandteil derMarktforschung ist das Messenempirischer Sachverhalte. Ähnlicheiner technischen Messung benö-tigt auch die Erhebung von Markt-daten eine Skala. Nur sie bietet denBezugsrahmen für den Vergleichvon verschiedenen gemessenenDaten. Es gibt folgende Skalen-arten:

Nominalskala (z. B. Geschlecht), Ordinalskala (z. B. Windstärke), Intervallskala (z. B. Temperatur

in Grad Celsius), Verhältnisskala (z. B. Umsatz in

DM).

Nominal- und Ordinalskalen wer-den als nichtmetrische, Intervall-und Verhältnisskalen als metrischeSkalen bezeichnet.

NominalskalaDas Merkmal „Geschlecht“ einerPerson kann die zwei Ausprägun-gen männlich oder weiblich anneh-men. Ordnet man diese Merkmals-ausprägungen einer Skala zu, in-dem man z. B. setzt weiblich = 1,männlich = 0, so sind mathema-tisch lediglich die Relationen „“und „=“ erlaubt. Als statistischeVerfahren können nur der Modal-wert und eine Prozentangabe be-nutzt werden. Die Ziffern haben beieiner Nominalskala lediglich unter-scheidende Funktion. Man könnteebenso gut andere unterschied-liche Symbole verwenden. Werten-de Aussagen der Form „weiblich istbesser als männlich“ sind statis-tisch nicht zulässig.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000612

18 Hypothese: Eine wissenschaftlich fun-dierte Annahme, die so formuliert ist,dass sie durch Erfahrung, Experimentbestätigt (verifiziert) oder widerlegt(falsifiziert) werden kann.

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OrdinalskalaBei dem Merkmal „Windstärke“ mitden Ausprägungen 0 bis 12 auf einer Ordinalskala kann eine Rei-henfolge gebildet werden. Die Zif-fern dienen hier aufsteigend alsAngabe für die Zunahme der Wind-stärke (0 = kein Wind bis 12 = Or-kan). Mathematisch sind hier zu-sätzlich zu „“ und „=“ auch dieRelationen „<“ und „>“ erlaubt. Alsstatistische Verfahren lassen sichMedian, Quantile sowie die Rang-korrelation heranziehen. WertendeAussagen der Form „Windstärke 8ist stürmischer als Windstärke 5“sind zulässig.

IntervallskalaIntervallskalen erlauben Aussagenüber Abstände von Messwerten.Der Nullpunkt wird willkürlich fest-gelegt. Bekanntestes Beispiel einerIntervallskala ist die Celsius-Skalazur Temperaturmessung. Die Fest-legung 0 Grad Celsius als Null-punkt beruht auf dem Gefrierpunktvon Wasser und ist willkürlich ge-wählt.

Bei Intervallskalen sind nicht nur,wie bei der Ordinalskala, die Ska-lenwerte selbst geordnet, sondernauch deren Differenzen. Die Aus-sage „es ist heute 5 Grad Celsiuskälter als gestern“ ist zulässig. Zu-sätzlich zu den Relationen der Or-dinalskala sind Aussagen der Form„(1–2) < (3–4)“ zulässig.Statistisch sind zusätzlich die Aus-wertungen arithmetisches Mittel,harmonisches Mittel und Maßkor-relation erlaubt.

VerhältnisskalaBei Verhältnisskalen sind zusätzlichzu den Differenzen auch die Quo-tienten der Skalenwerte geordnet.Dies liegt daran, dass der Skalen-nullpunkt nicht willkürlich festge-legt ist, sondern sich im Sinne von„nicht vorhanden“ interpretierenlässt. Zusätzlich anwendbare sta-tistische Verfahren sind das geo-metrische Mittel, das harmonischeMittel und der Variationskoeffizient.

Die Umwandlung (Transformation)eines niedrigen in ein höheres Ska-lenniveau ist nicht möglich. DieTransformation eines höheren in einniedrigeres Skalenniveau ist zwarmöglich, wäre allerdings mit Infor-mationsverlust verbunden.

4.2 Auswertungen

Um die Auswertung der Erhe-bungsinhalte mittels elektronischerDatenverarbeitungsanlagen (EDV)zu ermöglichen, müssen die ein-zelnen Merkmalsausprägungen co-

diert werden. Bei geschlossenenFragen geschieht dies durch Zu-ordnung einer Nummer, bei offenenFragen müssen die Nennungen zu-nächst dem Inhalt nach verdichtetwerden (semantische Reduktion).Den verbleibenden Punkten wirddann ebenfalls eine Nummer zuge-ordnet.

Bei geschlossenen Fragen ist jenach Skalierungsniveau die Bedeu-tung der den Antworten zugeord-neten Nummern unterschiedlich.Bei nominalskalierten Merkmalendient der Code lediglich als Iden-tifikations- und Unterscheidungs-kriterium der Merkmalsausprägun-gen. Bei ordinalem und metri-schem Skalenniveau kann er auchals hierarchisches Ordnungskrite-rium herangezogen werden. Beimetrischen Merkmalen, die bereitsals Zahlenwert vorliegen, bietetsich zur Erhöhung der Aussage-fähigkeit die Bildung von Klassenan, z. B. bei Alter und Einkommender Probanden. Dies erhöht in derRegel auch die Auskunftswilligkeitbeträchtlich.

Als Code werden Elemente derMenge natürlicher und ganzer Zah-len herangezogen. Wenn keineAntwort für das Merkmal vorliegt,wird das dadurch entstehende sogenannte „missing label“ mit ei-nem negativen Wert, etwa –1, ver-schlüsselt. Merkmale mit Mehr-fachnennungen werden zu so ge-nannten „sets“ zusammengefasst,welche deskriptive Auswertungenohne Aufsplittung in mehrere dicho-tome Merkmale ermöglichen.

Nachdem die Codierungsanwei-sungen für den gesamten Frage-bogen in einem Codeplan zusam-mengefasst wurden, kann die Ein-gabe der Daten durchgeführt wer-den.

Nach der Dateneingabe wird imnächsten Schritt der Datensatz be-reinigt, indem zunächst offensicht-liche Eingabe- und Codierungsfeh-ler korrigiert werden. Datensatz-kontrollen sollten wiederholt wäh-rend und nach der Dateneingabedurchgeführt werden, um systema-tische Fehler zu beseitigen.

Datensatzkontrollen lassen sichfolgendermaßen gliedern:

ZeichenprüfungenKontrolle der Vorzeichen undLeerstellen.

DatenformatprüfungenKontrolle der Datenfeldformate(z. B. Dezimalstellen, Datums-format, Währungsformat).

GültigkeitsprüfungenKontrolle der Inhalte, z. B. Buch-staben in nummerischen Daten-feldern.

VollständigkeitsprüfungenFehlende Einträge in Daten-felder, fehlende Definition vonmissing labels usw.

AusschlussprüfungenEintragungen von Werten über-oder unterhalb des zulässigenBereichs.

PlausibilitätsprüfungenKontrolle, ob Daten möglichsind, z. B. sich widersprechendeAngaben bei einer Frage.

Die Grundlage für die Datenaus-wertung liefert die Datensatzstruk-tur, die den Rahmen für die Daten-erfassung darstellt. Mittels der Da-teneingabe werden Merkmalsva-riablen (z. B. Punkte eines Frage-bogens) innerhalb einer zweidimen-sionalen Matrix verschiedenen Ob-jekten (z. B. Probanden) zugeord-net. Dabei werden üblicherweisedie Merkmalsvariablen in den Spal-ten, die Objekte in den Zeilen ab-getragen. Der Vorteil der Matrix-struktur ist die gute Übersichtlich-keit sowie die Möglichkeit, Variab-len aller Skalenniveaus in einemDatensatz darzustellen.

Nach der Dateneingabe und der inhaltlichen Kontrolle des Daten-satzes kann die Auswertung, alsodie Analyse der Daten in Bezug aufdas Erhebungsziel, vorgenommenwerden. Es lassen sich hier dreiPhasen unterscheiden: Zunächstwird die Analyse fehlender Werte(missing values, die sich aus un-vollständig ausgefüllten Fragebö-gen ergeben) auf systematische Zu-sammenhänge vorgenommen. Diezweite Phase beinhaltet die Erkun-dung des Datensatzes mittels des-kriptiver statistischer Verfahren, umVerteilungsaussagen zu den einzel-nen Variablen zu treffen. Die letztePhase schließlich bildet die multi-variate Auswertung der Daten.

5 Multivariate Datenanalyse

Bei der Auswertung des erzeugtenDatensatzes werden in der Regelzunächst mit Hilfe deskriptiver,univariater Auswertungsverfahren(Mittelwerte, Streuungsmaße usw.)Aussagen über die Verteilungender einzelnen Variablen getroffen.Zusammenhänge zwischen meh-reren Variablen des Datensatzeskönnen gleichzeitig jedoch nur mitmultivariaten Verfahren analysiertwerden.

Grundsätzlich lassen sich multi-variate Analyseverfahren danach

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unterscheiden, ob im Vorhinein eineUnterteilung des Datensatzes inabhängige und unabhängige Vari-ablen vorgenommen werden mussoder nicht. Ist dies der Fall, sospricht man von Dependenzana-lyse, andernfalls von Interdepen-denzanalyse. Folgende Darstellunggibt einen Überblick über die Typo-logie der wichtigsten multivariatenVerfahren:

InterdependenzanalyseFaktorenanalyse,Clusteranalyse,Multidimensionale Skalierung(MDS).

DependenzanalyseMultiple Regressionsanalyse,multiple Varianzanalyse,multiple Diskriminanzanalyse.

Bei den Verfahren der Interdepen-denzanalyse steht die Reduktionder Daten im Vordergrund. Die Fak-torenanalyse verdichtet den Vari-ablenraum (meist die Spalten desDatensatzes) auf der Basis vonKorrelationen zwischen den Variab-len zu Faktoren. Die Clusteranalyseverdichtet den Objektraum (meistdie Zeilen des Datensatzes) an-hand der Ähnlichkeit der Objektehinsichtlich bestimmter Merkmale.Im Rahmen der multidimensionalenSkalierung (MDS) werden Ähnlich-keits- sowie Präferenzurteile ineinem niedrig dimensionierten Be-urteilungsraum positioniert.

Die Faktoren- und Clusteranalysesetzen jeweils metrisch skalierteDaten voraus. Die multidimensio-nale Skalierung kann auch mit ordi-nalem Skalenniveau durchgeführtwerden.

Verfahren der Interdependenzana-lyse eignen sich auf Grund der be-schriebenen Vorgehensweise ins-besondere zur Komplexitätsreduk-tion und – da sie keine Hypothesenüber Abhängigkeiten voraussetzen

– zur multivariaten Exploration desDatensatzes.

Dependenzanalytische Verfahrenhingegen setzen Vermutungen übermögliche Kausalstrukturen voraus,verlangen also die Bildung einesModells mit einer (oder mehreren)abhängigen Variablen und mehre-ren unabhängigen Variablen. Dabeiliegt es grundsätzlich in der Verant-wortung des Anwenders solcherVerfahren, auf Grund seiner Kennt-nis der zu Grunde liegenden Erhe-bungsziele die Modellspezifikationvorzunehmen. Die Ergebnisse de-pendenzanalytischer Verfahren kön-nen entweder zur Erklärung des Zu-sammenhanges zwischen abhän-gigen und unabhängigen Variablenoder zur Vorhersage (Prognose) derabhängigen Variablen herangezo-gen werden. Je nach Verfahren las-sen sich auch beide Zielsetzungenrealisieren.

6 Prognoseverfahren

Unter einer Prognose ist generelleine mit wissenschaftlichen Ver-fahren und Methoden gewonneneAussage über die Zukunft zu ver-stehen. Dabei bezieht sich derPrognosebegriff in der Marktfor-schung in der Regel nicht auf diegesamte Zukunft, sondern auf rele-vante Ausschnitte, z. B. auf die Ent-wicklung der Nachfrage nach Flug-reisen bis zum Jahr 2010. In derMarktforschung wird im Allgemei-nen vor allem die Nachfrageprog-nose angewendet. Generell lassensich die folgenden, in Bild 5 dar-gestellten, wesentlichen Prognose-verfahren unterscheiden:

Quantitative PrognoseverfahrenTrendextrapolation,Strukturmodelle.

Qualitative PrognoseverfahrenDelphi-Verfahren,Szenario-Analyse.

6.1 QuantitativePrognoseverfahren

Zur Anwendung quantitativer Prog-noseverfahren ist eine empirischeDatenbasis in Form von mindes-tens einer Zeitreihe notwendig.Zeitreihen bestehen in der Regelaus vier Komponenten:

Trendkomponente (lange Zyklik), Konjunkturkomponente (mittlere

Zyklik), saisonale Komponente (kurze

Zyklik), zufällige (erratische) Komponen-

te.

Mittels Verfahren der Zeitreihen-zerlegung lassen sich diese Kom-ponenten voneinander trennen.

Bei der Trendextrapolation wird dieZeitreihe gemäß ihrem funktionalenStrukturverlauf (linear, exponentiellusw.) in die Zukunft weitergeschrie-ben. Strukturbrüche auf Grund vonÄnderungen in der Umwelt könnenhier generell nicht prognostiziertwerden. Trendextrapolationen lie-fern für kurzfristige Prognosen vonin der Vergangenheit verlaufsstabi-len Zeitreihen in der Regel passab-le Ergebnisse.

Statistisch vielschichtiger sind Prog-nosen auf der Grundlage von Struk-turmodellen, weil hier mindestenszwei Zeitreihen herangezogen wer-den. Neben der Zeit (t) wird eine(oder mehrere) so genannte Prä-diktorvariable(n) verwendet. Diese(unabhängigen) Prädiktorvariablendienen mittels Zeitregression zurPrognose der abhängigen Variable.Neben den Voraussetzungen füreine multiple Regressionsanalyseist hier insbesondere auf die Lag-Problematik zu achten.

6.2 Qualitative Prognosen

Die qualitative Prognose setzt kei-ne schon vorab erhobenen Zeit-reihen voraus. Vielmehr steht hierdie Einschätzung von Entwicklun-gen im Vordergrund.

Grundlage einer Delphi-Studie istdie Expertenbefragung. FolgendeStufen lassen sich unterscheiden:Experten eines bestimmten Fach-gebietes, in welches der Prognose-gegenstand fällt, werden ausge-wählt und zur Mitarbeit eingeladen.Die relevante Fragestellung wirdden Experten in Form eines Frage-bogens oder eines persönlichenInterviews vorgelegt. Die erhobe-nen Daten werden ausgewertetund die vorherrschende Meinungwird ermittelt. Diejenigen Experten,

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Bild 5:Prognose-verfahren

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Qualitative VerfahrenQuantitative Verfahren

Trendextrapolation Strukturmodelle

Delphi-Verfahren Szenario-Analyse

Prognoseverfahren

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welche eine andere Meinung ver-treten, werden gezielt um eine Be-gründung ihres Standpunktes ge-beten. In einer weiteren Befra-gungsrunde werden die Experten,welche die Mehrheitsmeinung ver-treten, um eine Kommentierung derBegründung der Minderheiten-standpunkte ersucht. Durch dieseVorgehensweise soll sichergestelltwerden, dass keine wesentlichenMeinungen übersehen werden. Inder Regel liefert eine Delphi-Erhe-bung recht zuverlässige Ergebnis-se, die jedoch meist recht „breit-bandig“ ausfallen. Sie dient häufigals Basis für quantitative Verfahren.

Ein weiteres qualitatives Prognose-verfahren stellt die Szenario-Analy-se dar. Szenarien sind Konstellatio-nen verschiedener Variablen in derZukunft. Die Szenarien bestehenimmer aus Variablenbündeln. DasBest-Case-Szenario (positives Ex-tremszenario) stellt die bestmög-liche Ausprägung aller Variablen inder Zukunft dar. Analog stellt dasWorst-Case-Szenario (negativesExtremszenario) die schlechtest-mögliche Ausprägung aller Variab-len in der Zukunft dar. Beide Ex-tremszenarien öffnen sich mit fort-schreitender Zeitachse immer wei-ter, da die Auswirkungen neuerVariablen (z. B. technischer Fort-schritt) mit zunehmender zeitlicherEntfernung immer unvorhersehba-rer werden; es entsteht ein Trichter.Das zum Prognosezeitpunkt wahr-scheinlichste Szenario wird alsTrend-Szenario bezeichnet (Bild 6).

Das Trend-Szenario wird folgen-dermaßen ermittelt: Die relevantenVariablen werden zeitlich, räumlichund sachlich abgegrenzt. Die ein-zelnen Variablen werden mit Ein-trittswahrscheinlichkeiten versehen(z. B. mittels Trendextrapolationoder Delphi-Studie) und zu Teil-szenarien (z. B. technisch, ökono-misch) zusammengefasst. Mit einerGewichtung werden für die Teil-szenarien Eintrittswahrscheinlich-keiten bestimmt. Der Gewichtungs-faktor für die einzelnen Variablenorientiert sich an deren Wichtigkeit.Die Teilszenarien werden wiederumzu einem Gesamtszenario zusam-mengefasst. Auch hier orientiertsich die Gewichtung der einzelnenTeilszenarien an deren Wichtigkeitfür das Gesamtszenario.

Es wird deutlich, dass die Szena-rio-Analyse nur Anhaltspunkte ge-ben kann. Oftmals wird jedochschon bei der Zusammenstellungmöglicher Szenarien eine bis dahinnoch nicht bedachte Chance oderBedrohung ermittelt. Szenarien ha-

ben sich insbesondere als Teil derstrategischen Unternehmenspla-nung bewährt.

7 PsychologischeMarktforschung

7.1 Kognition und Aktivierung

Die klassische Marktforschung setztsich mit den Fragen des „wie, wo,wann, wie oft usw.“ im Marktver-halten des Probanden auseinander.Im Zentrum der psychologischenMarktforschung steht dagegen das„warum“ des Marktverhaltens.

Die Forschungsmethodik der psy-chologischen Marktforschung isteng an die empirische Psychologieangelehnt, benutzt aber insbeson-dere auch Erkenntnisse aus derKonsumenten- sowie aus der Kauf-verhaltensforschung. Von beson-derer Bedeutung sind ihre Ergeb-nisse für die Entwicklung von Kom-munikationsstrategien und Pro-duktdesigns.

Gemäß dem S-O-R-Paradigma(Stimulus-Organismus-Response)kann menschliches Verhalten ge-nerell als Reaktion auf interne oderexterne Antriebe (Stimuli) charak-terisiert werden. Auf einen Stimulus(etwa die Wahrnehmung eines Hun-gergefühles) erfolgt die mentale19

Bewertung von Alternativen (z. B.Obst, Brot) durch den Organismus.Als Folge dieser Bewertung wirdeine in der Regel wahrnehmbareReaktion (Response) erfolgen (z. B.Verzehr von einem Käsebrot). Dasmenschliche Verhalten kann somitals regelkreishafte Verknüpfung vonS-O-R-Folgen interpretiert werden,die sich gegenseitig beeinflussenund überlappen, häufig ohne dassdie betroffene Person dies bewusstwahrnimmt. Von besonderem In-teresse für die Erklärung des Hand-

lungsergebnisses ist in diesemZusammenhang die Bewertung derHandlungsalternativen, also die Or-ganismusphase. Ihr gilt das Haupt-augenmerk der psychologischenMarktforschung. Je nach Art desStimulus können in der Organis-musphase entweder aktivierende,kognitive20 oder komplexe (d. h.aus aktivierenden und kognitivenKomponenten zusammengesetzte)Prozesse auftreten.

Das Verhalten jedes Menschen (unddamit auch das Konsumverhalten)ist abhängig von einem Mix aus

rein aktivierenden Prozessen(Triebe und Reflexe),

rein kognitiven Prozessen (Ge-dächtnis und damit möglicherRückgriff auf Erfahrungen) so-wie

komplexen Prozessen mit akti-vierendem Schwerpunkt (Emo-tion, Motivation, Einstellung) und

komplexen Prozessen mit kog-nitivem Schwerpunkt (Entschei-dung, Wahrnehmung, Lernen).

Die Zusammensetzung dieses Mixwird vom Erbmaterial des Men-schen, gelernten Verhaltensweisenwährend der Sozialisation21 durchUmfeld- und Milieuprägung undder jeweiligen Situation beeinflusst(Bild 7).

Diese dargestellte Komplexität mussnicht in jeder Situation in vollem

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Bild 6:Szenarien

19 mental: den Geist betreffend, gedank-lich.

20 kognitiv: die Erkenntnis betreffend;erkenntnismäßig.

21 Sozialisation: Prozess der Einordnungdes (heranwachsenden) Individuumsin die Gesellschaft und die damit ver-bundene Übernahme gesellschaftlichbedingter Verhaltensweisen.

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Worst-Case-Szenario

Best-Case-Szenario

Trend-Szenario

Zeit

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Umfang durchlaufen werden. Dieshätte einen Geschwindigkeitsver-lust bei der Entscheidung über dasangebrachte Verhalten zur Folge.Um die Situation zu vereinfachen,entscheidet der Mensch in derRegel nach bestimmten Musternüber sein Verhalten. Dies bedeutet,dass bei gleichen (oder ähnlichen)Stimuli eine gleiche (oder ähnliche)Reaktion erfolgt (Konsistenzhypo-these). Die Umsetzung dieser Er-kenntnisse in der Praxis kann bei-spielsweise an den Werbeauftrittenvon vielen Markenartikel-Herstel-lern nachvollzogen werden (z. B.Persil als Traditionsmarke, dieschon von der Großmutter benutztwurde).

7.2 Involvement-Konzept

Als eines der für die Marketing-und insbesondere für die Werbe-praxis bedeutendsten Ergebnisseder Konsumentenforschung kanndas Involvement-Konzept betrach-tet werden. Man geht hierbei vonfolgenden, scheinbar sich wider-sprechenden Beobachtungen aus:Durch Befragungs- und Beobach-tungsverfahren konnte gezeigt wer-den, dass die individuellen Ver-haltensänderungen einzelner Men-

schen durch Werbung (besondersTV-Spots) kaum beeinflusst wer-den. Greift man jedoch auf zusam-mengestellte Daten zurück, z. B.auf den Marktanteil eines Produk-tes in Relation zur Werbeintensität,so zeigt sich eine deutlich höhereAbhängigkeit.

Dieser scheinbare Widerspruchkann durch die Einführung einerLernhierarchie aufgelöst werden:Beschäftigt sich der Konsument in-tensiv mit dem Inhalt der Werbung,sucht er also aktiv nach Informatio-nen über das beworbene Produkt,so spricht man von „high involve-ment“. Lässt sich der Konsumenteher „berieseln“, ohne die gebo-tenen Informationen aktiv zu verar-beiten, so liegt „low involvement“vor. Bei high-involvement-Produk-ten (z. B. Auto, Urlaubsreise) wirddie Werbebotschaft bewusst auf-genommen und kognitiv verarbei-tet. Bei low-involvement-Produk-ten wird die Werbebotschaft durchWiederholung nur verfestigt. Ten-denziell liegt bei high involvementeine bewusste Kaufentscheidungvor, ein low involvement begünstigteher gewohnheitsmäßiges (habitu-alisiertes) Kaufverhalten.

7.3 Ausgewählte Verfahrender psychologischenMarktforschung

7.3.1 Messung der psycho-galvanischen Reaktion

Insbesondere in der Werbefor-schung ist es von Interesse, denGrad der Aktivierung eines Konsu-

menten zu messen, der von der Artder Präsentation der Werbebot-schaft hervorgerufen wird. Eine Ak-tivierung mittels Sensorik (direkteAnsprache der Emotionen des Pro-banden durch Musik, Farben undBilder, Geschmack, Geruch) führtzu einer verstärkten Produktion vonHormonen (etwa Adrenalin) undaktiviert verschiedene Neurotrans-mitter22 im Gehirn. Diese neuro-physiologische Reaktion führtdurch die vermehrte Tätigkeit derSchweißdrüsen zu einem starkenAbfall des Hautwiderstandes, derdurch Elektroden gemessen wer-den kann (psychogalvanische Re-aktion).

Wie bei allen Verfahren der psy-chologischen Marktforschung istbei der Interpretation der erzieltenResultate höchste Vorsicht gebo-ten. Zwar ließ sich in der Vergan-genheit ein gewisser konstanterZusammenhang zwischen Aktivie-rung und Wiedererkennung (Recall)nachweisen, allerdings kann keineAussage über die Art der Aktivie-rung (auch besondere Abscheu istAktivierung) und damit über dasvermutliche Kaufverhalten getrof-fen werden.

7.3.2 Tiefeninterview(Intensivinterview)

In der Marktforschung hat es sicheingebürgert, von Tiefeninterviewzu sprechen, obwohl in der klas-sischen Psychotherapie Tiefen-interviews nur in einem therapeu-tischen Zusammenhang Verwen-dung finden. In der aktuellen Lite-ratur ist deshalb immer häufigervon Intensivinterviews die Rede. Ineinem Intensivinterview werdennicht nur die verbalen Antwortendes Probanden auf die gestellten

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Literaturhinweise

Berekoven; Eckert; Ellenrieder: Markt-forschung, Gabler Verlag, Wiesbaden1996.

Hammann, Peter; Erichson, Bernd: Markt-forschung, Reihe UTB, Stuttgart 1996.

Henze, Arno: Marktforschung – Grund-lage für Marketing und Marktpolitik, ReiheUTB, Stuttgart 1995.

Kastin, Klaus: Marktforschung mit ein-fachen Mitteln, dtv, München 1995.

Meffert, Heribert: Marketingforschungund Käuferverhalten, Gabler Verlag,Wiesbaden 1992.

Backhaus; Erichson; Plinke; Weiber: Mul-tivariate Analyseverfahren, Springer Ver-lag, Heidelberg 1996.

Hartung, Joachim; Elpelt, Bärbel: Multi-variate Statistik, Oldenbourg Verlag,München, Berlin 1997.

22 Neurotransmitter: Überträgerstoffe,Mediatoren, Transmitter; neurogen ge-bildete Substanzen, die bei der Erre-gungsübertragung in den Synapsender Neuronen (Nerven) freigesetzt wer-den. Zu den Neurotransmittern gehö-ren Adrenalin, Dopamin und Seroto-nin.

Bild 7:Zusammenhängeder Stimuli undProzesse

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Innenanreize Außenanreize

Stimulus

AktivierendeProzesse

(Triebe, Reflexe)

KognitiveProzesse

(Gedächnis)

Komplexe Prozesse

EmotionMotivationEinstellung

EntscheidungWahrnehmung

Lernen

Verhalten

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Fragen aufgezeichnet, sondernauch seine emotionale Reaktion(z. B. Körpersprache, Gesichtsaus-druck). So kann der Marktforscherein vollständigeres Bild von der In-nenwelt des Probanden gewinnen.Oftmals ist die Fragestellung sogewählt, dass bewusst emotionaleReaktionen hervorgerufen werdensollen. Intensivinterviews solltengrundsätzlich nur von speziell ge-schulten Psychologen durchge-führt werden. Nur so ist die Serio-sität der Datenerhebung und damitdie Qualität der Ergebnisse sicher-zustellen.

7.3.3 Psychodrama

Das Psychodrama ist eine Formder Konflikttherapie. Hierbei wer-den die Probanden aufgefordert,sich in den die Spannungen aus-lösenden Gegenstand (oder diePerson) hineinzuversetzen. In derMarktforschung steht die Anwen-dung noch am Anfang. Im Bereichder Markenartikelindustrie (z. B.„Wie fühlen sie sich als Meister-Proper-Flasche?“) sind erste An-sätze erkennbar, die sich allerdingsbestenfalls im Experimentiersta-dium befinden. (J)

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Wo man hinblickt: Turbulenzen,Unvorhersagbarkeiten, Unregel-mäßigkeiten – kurz Chaos. Istunsere wissenschaftliche Sicht-weise falsch, alle Vorgänge desKosmos auf die Basis der Ord-nung abzubilden? – Nein. MitChaos ist nicht Fehlen jeglicherOrdnung und völlig regellosesDurcheinander gemeint, son-dern – auf Grund der Vernetzt-heit der vielen Elemente, die mit-einander eine Wechselwirkunghaben – die Unberechenbarkeitder Naturprozesse. Die Chaos-theorie erlaubt durch die Model-lierung1 weit auseinander liegen-de Problemfelder miteinander zuverknüpfen, um dann in einemModell die Zusammenhänge er-kennbar zu machen. Mit Hilfeder Chaostheorie werden gesell-schaftliche Prozesse abgebildetund dann mit einer Simulation2

neue, globale Strategien erstellt,um kritische Systempunkte (Sys-temelemente) zu erkennen. Dernachfolgende Beitrag beschreibtdie Modellierung am Beispiel der Multimedia-Dienste und gibt mit einem umfassenden Glossar eine Einführung in die Begriff-lichkeiten der Chaostheorie. DieChaostheorie ist die mathema-tisch-physikalische Theorie zurBeschreibung von Systemen, diezwar durch Gesetzmäßigkeitendeterminiert3 sind, bei denenaber kleine Änderungen der An-fangsbedingungen ein exponen-tielles Anwachsen von Störun-gen bewirken. Das Verhalten der-artiger Systeme führt zur Aus-bildung chaotischer Strukturenund ist langfristig nicht vorher-sagbar. Die Chaostheorie ist bei-spielsweise in der nichtlinearenOptik, bei chemischen Reaktio-nen und der Wettervorhersageanwendbar.

1 Ausgangslage

Der wirtschaftliche Wandel in denso genannten TIMES4-Märkten ist

einem rasanten Änderungsprozessunterworfen. Insbesondere in demhier exemplarisch betrachtetenMarktsegment Multimedia-Dienstespiegeln sich vielfältige Fachdiszi-plinen wider:

Kommunikationswissenschaften, Medieninformatik, Wirtschaftswissenschaften, Medien- und Telekommunikationstechnik.

Die Globalisierung führt zu einerVerschmelzung fremder Fachge-biete, sei es Technik, Wirtschaft,Recht oder Medienpolitik.

Jedes Fachgebiet will die umlie-genden Felder dominieren. Die tra-ditionellen Modelle und Methodeneines Fachgebietes werden denanderen aufgezwungen und kön-nen die anderen Bereiche nur un-scharf und fehlerhaft beschreiben.Der Zwang zum Miteinander derFachgebiete und das Missver-ständnis untereinander macht dasChaos perfekt.

1.1 Motivation

Die Chaostheorie fasst die Welt alsganzheitliches, dynamisches Sys-tem auf. Die Absicht besteht darin,die Chaostheorie universell aufglobale Problemstellungen anzu-wenden. Systemanalytiker, Produkt-manager und Planer suchen nachMethoden der Modellierung, beider sie globale Problemstellungenmanagen, d. h. leiten, bewerkstel-

Der AutorDr. Jürgen Lohr istseit 1993 bei derDeutschen Tele-kom und derenTochter-Unter-nehmen tätig. Seit 1998 ist er alsProjektmanagerfür Informations-und Medien-dienste bei der T-Nova DeutscheTelekom Innova-tionsgesellschaft,Berkom,beschäftigt. Seit1999 lehrt er alsfreier Dozent ander TechnischenUniversität Berlinim FachbereichKommunikations-wissenschaftenGrundlagen derMultimedia-Dienste und derenKonzeption/Modellierung.

Modellierung von Multi-media-Diensten mit Hilfe der Chaostheorie

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1 Modellierung: Abstrakte Nachbildung.2 Simulation: die Darstellung oder Nach-

bildung eines kybernetischen Systems(Prozesses) oder bestimmter Aspektedesselben durch ein Modell, das phy-sikalisch-technischer oder mathema-tisch-abstrakter Natur sein kann.

3 determinieren: begrenzen, bestimmen.4 TIMES: Telekommunikation, Informa-

tionstechnologie, Multimedia, Enter-tainment, Sicherheitstechnik.

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ligen, organisieren können. Die Glo-balisierung führt bei den einzelnenFachgebieten zu einer Verschmel-zung fremder Aspekte, sei es Tech-nik, Wirtschaft, Recht oder Me-dienpolitik.

Eine modellhafte Welt wird in denfolgenden Abschnitten auf die Mul-timedia-Dienste eingesetzt wer-den. Dazu muss ein Verständnis fürdie Chaostheorie geschaffen undBeispiele erläutert werden.

1.2 Einführung Multimedia-Dienste

Unter Multimedia-Diensten sind sol-che Dienstleistungen zu verstehen,die auf digitalem Wege über Tele-kommunikations-Leitungen erbrachtwerden. Sie sprechen kommerziel-le Interessengruppen an, die inter-aktiv Dienste über unterschiedlicheMedien wie Telefon, Internet undFernsehen auf verschiedenstenschmal- und breitbandigen Über-tragungswegen zugänglich machen.Inhaltlich können in den Dienstenu. a. folgende Leistungen erbrachtwerden:

Informationen weitergeben, Auskünfte erteilen, Konsumgüter verkaufen, Spielfilme darstellen, Lehrmaterialien ausgeben,

Online-Spiele durchführen, Bankgeschäfte oder Telefongespräche ermöglichen.

Im Zentrum der Betrachtungen ste-hen die Multimedia-Dienste, dievon den Aspekten Technik, Wirt-schaft, Recht und Medienpolitikbeeinflusst werden (Bild 1). Auf dieMultimedia-Dienste wirken alle As-pekte. Jeder Aspekt wird jedochauch von den anderen dynamischund rückbezüglich beeinflusst. Esgelten somit folgende Zusammen-hänge:

Durch neue Technik werdenneue Dienste möglich.

Durch neue Dienste wird ein Un-ternehmen wirtschaftlicher.

Durch neue Techniken benötigtdie Wirtschaft neue Märkte.

Neue Wirtschaftslagen benöti-gen neue gesetzliche Bestim-mungen.

Neue rechtliche Bestimmungenverändern die Wirtschaftlichkeitder Dienste.

Diese gegenseitigen Wirkungen derAspekte können noch weiter fort-geführt werden. Die Vielfalt derWünsche von Informationsanbie-tern und -nutzern sowie die Wan-delbarkeit der technischen Lösungs-wege erfordern die Methoden derChaostheorie.

Auch die wirtschaftlichen, recht-lichen und medienpolitischen Ge-biete, die mit den Multimedia-Diensten verbunden sind, unterlie-gen einer fortwährenden Verände-rung und Erweiterung. Rahmen-bedingungen und Steuerungsmaß-nahmen für gesellschaftlich ver-antwortungsvolles Handeln allerKommunikationspartner der Bran-chen Telekommunikation, Medien,Computer und Unterhaltungselek-tronik können mit Hilfe der Chaos-theorie entwickelt werden. Die Mo-dellierung der Zusammenhängegeschieht nach der Analyse derwichtigsten Problemfelder, bei de-nen die einzelnen Aspekte, die Be-ziehungen, die Kräfte, die Strate-gien und die jeweilige Einfluss-nahme identifiziert werden.

2 Grundlagen der Chaostheorie

In den folgenden Abschnitten wer-den die Grundlagen für das Ver-ständnis der Chaostheorie geschaf-fen, indem die Entwicklungsge-schichte und die sich daraus er-gebenden wichtigen Erkenntnisse,die nichtlineare Modellierung unddie grafischen Systemkomponen-ten erklärt werden5.

2.1 Verständnis der Chaostheorie

Die Chaostheorie betrachtet dieWelt ganzheitlich. Die Welt ist eindynamisches System, und es gibtkeine Trennung zwischen der Weltdes Chaos und der Welt der Ord-nung. Zwischen Ordnung und Cha-os herrscht Harmonie. Es ist derUrsprung des Unermesslichen unddes Kreativen. Man unterscheidetzwei Arten des Chaos:

das aktive Chaos und das passive Chaos.

Ein aktives Chaos besitzt Kräfte,die neue Ordnungen erschaffen.

Das passive Chaos ist die Darstel-lung von Zuständen, die eine Ab-nutzung oder eine Erschöpfung derWelt beschreibt. Zufall und Wahr-scheinlichkeit sind Schlüsselele-mente von mechanischen Abläufenin einer komplexen Gestalt. Nicht-lineare Gleichungen können dasChaos beschreiben, darstellen undkomplexe Ereignisse nachbilden.

2.2 Entwicklungsgeschichte

Die Chaostheorie entstand, als Ed-ward Lorenz, Meteorologe am Mas-sachusetts Institute of Technology6

(MIT), 1961 eine beunruhigende Ent-deckung machte. Er fand heraus,dass die Treffsicherheit einer lang-fristigen Wettervorhersage durchzusätzliche Informationen wie Wind-geschwindigkeit, Luftdruck, Luft-feuchtigkeit, Temperatur und Son-

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Das Thema im Überblick

Die Chaostheorie erfasst dieWelt als ganzheitliches, dyna-misches System. Auf die TIMES-Märkte und hier auf die exem-plarisch beschriebenen Multi-media-Dienste bezogen, kanndie Chaostheorie ein Modellliefern, welches Recht, Technik,Wirtschaft und Medienpolitikvereint und somit ein Bild dergesamten Multimedia-Situationbzw. des Multimedia-Kosmosaufzeigt. Die Chaostheorie kannhierbei nur als ein Modell untervielen dienen. Allerdings befreitsie uns aus der Starrheit her-kömmlicher Modelle. Der Zufall,Veränderungen und die Kreati-vität werden einbezogen. Wiejedes andere dynamische Sys-tem hat der Chaos-Ansatz nurwenige Komponenten und ein-fache Ziele. Das Hauptaugen-merk liegt dabei nicht in einerVorhersage zu einer bestimmtenZeit, sondern man konzentriertsich auf die Zusammenhängeund Einflussfaktoren der System-komponenten.

Bild 1:Modell derMultimedia-Dienste

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Technik

Medienpolitik

RechtWirtschaft

5 Fachbegriffe werden in einem Ver-zeichnis ab Seite 631 erläutert.

6 Im Jahre 1861 in Cambridge gegrün-dete private wissenschaftliche Hoch-schule für Ingenieurwissenschaften.Sie gehört zu den bedeutendsten in-genieurwissenschaftlichen Bildungs-einrichtungen der Welt und bezog alserste universitäre technische Hoch-schule auch die Wirtschafts-, Sozial-und Geisteswissenschaften in das In-genieurstudium ein.

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nenflecken nicht gesteigert wurde.Lorenz führte das darauf zurück,dass dynamische Systeme aus sovielen wechselwirkenden Elemen-ten bestehen, dass sie selbst aufden winzigsten Faktor empfindlichreagieren können.

Aus der Erkenntnis von Lorenzfolgt, dass die bisherige Annahmenoch stimmt: Komplizierte dyna-mische Systeme werden durch ihreUrsachen determiniert. Wenn wirimstande wären, alle Ursachen zuerkennen, könnten wir ihre zukünf-tigen Verhalten (Wirkungen) vorher-sagen. Aber – so die Feststellungvon Lorenz – die Zahl der Faktoren,die ein solches System beeinflus-sen, ist praktisch unendlich groß.Es besteht somit eine Unschärfe-relation7.

Nach dieser Entdeckung beschäf-tigten sich viele Wissenschafts-gebiete von der Physik bis zur Me-dizin mit dynamischen Systemen.Sie fanden neue Gesetze, die dasBild der Wirklichkeit änderten. DieWissenschaftler, die die Natur bis-lang als Ordnung verstanden hat-ten, erforschten in ihr zunehmenddas „Chaos“.

Lorenz und andere Wissenschaftlerzeigten die extreme Empfindlich-keit dynamischer Systeme für An-fangsbedingungen auf. Die Emp-findlichkeit rührt von der Tatsacheher, dass komplexe Systeme derRückkopplung8 unterliegen. Diesewird durch Terme, die wiederholtmit sich selbst multipliziert werden,gebildet. Sie kann sowohl positivals auch negativ sein, d. h. sie kannEinflüsse verstärken oder dämp-fen. Die Rückkopplung kann dieganzheitliche Verknüpfung sichtbarmachen, indem sie einen „äußeren“oder „inneren“ Einflussfaktor ver-stärkt.

Am meisten von Interesse bei einemdynamischen System sind die Über-gangsbereiche – Wendepunkte, andenen das System von Einfachheitzu Komplexität übergeht, wenn einekleine Änderung eine große Wir-kung zeigt. Dies sind die kritischenPunkte im System.

In den Siebziger Jahren erfand derIBM-Forscher Benoit Mandelbroteine neue Geometrie, die er alsfraktale Geometrie9 bezeichnete.Die fraktale Geometrie beschreibtden Weg, dem der Ablauf der dy-namischen Aktivität folgt. Fraktalesind Abbilder der Prozesse, in de-nen sich Dinge falten und entfalten,indem sie miteinander und mit sichselbst rückgekoppelt sind. Fraktale

haben in unterschiedlichen Maß-stäben ähnliche Details. Die Selbst-ähnlichkeit bei unterschiedlichenGrößen und Verformungen wirdfraktale Skalierung genannt.

2.3 Schlussfolgerungen

Schlussfolgerungen der Chaos-Theorie sind unter anderem:

Komplexe Strukturen könnenauch ohne Bauplan entstehen.

Das Ganze ist mehr als die Sum-me seiner Teile.

Der Schlüssel hierfür ist dieSelbstorganisation von biologi-schen und sozialen Systemen.

Alles fließt und entwickelt sichweiter.

Gruppen bilden sich und lassenkomplexe Gesellschaften ent-stehen.

Die Welt organisiert sich selbst. Das Wachstum ist vorbestimm-

bar, abhängig von Naturgeset-zen und bietet einen Spielraumfür Zufall.

Das Prinzip gilt im Kleinen undGroßen.

Die moderne Chaosforschung stehtzwischen Zufall und Notwendig-keit. Die Forschung versucht, dasChaos auf einige wenige Erklä-rungsmuster zurückzuführen. Dy-namische Systeme werden eben-falls in der Meteorologie, Ökologie,Ökonomie und Biologie betrachtet.Auch die Informationsverarbeitungin unserem Gehirn wird dahinge-hend erforscht. Ohne Chaos wärendie Menschen lernbehindert. DasChaos baut Starrheit ab und be-gründet unsere Kreativität. In denForschungsbereichen kam man zuder Erkenntnis, dass Systeme breit-bandig angelegt sind und auf viel-fältige Einflüsse reagieren können.

Ein chaotisches System bringt dieDinge immer wieder durcheinanderund schafft dabei neue Richtun-gen, in die sich das System entwi-ckeln kann. Diese Verzweigungs-oder Wendepunkte nennt man Bi-furkationsstellen10. Sie bilden denÜbergang vom Chaos zur Ordnungoder umgekehrt. Ist die neue Struk-tur erst einmal entstanden, bleibtsie „am Leben“ und verändert ihrUmfeld. Wird ein neuer Wende-punkt erreicht, so ergibt sich eineneue Struktur. Der stabile Zustandim Leben eines Systems wird Bifur-kation genannt.

Die Chaostheorie wird heute alseine weitere nützliche Methode an-gesehen. Sie ist nicht wichtiger undnicht weniger wichtig als andereMethoden.

2.4 Modellarten

Das Modell der Chaos-Theorie stelltdie Reduzierung auf wichtigsteSachverhalte im Gegensatz zurKomplexität des Lebens und derVielfältigkeit der Welt dar. Man un-terscheidet zwischen linearen undnichtlinearen Modellen.

2.4.1 Lineare Modelle

Die linearen Modelle sind unzuver-lässig in der Vorhersage, weil siedie Gesamtheit, deren Wechselwir-kung mit den Elementen und dieWechselwirkungen zwischen denElementen kaum erfassen können.Während man lineare Gleichungendadurch löst, dass man Größen ein-gibt und die Terme der Gleichungberechnet, um ein Ergebnis zu er-halten, muss die Lösung nichtline-arer Gleichungen durch Iteration11

erreicht werden.

2.4.2 Nichtlineare Modelle

Die Tradition von nichtlinearen Sys-temen liegt in der Kybernetik12 undder Systemtheorie13. Heute schonbewältigen Industrieunternehmenund kommunale Verwaltungen dieManagementprobleme mit Hilfe vonnichtlinearen Modellen. Eingeführtwurde dies durch den Systemtheo-retiker Peter M. Senge vom Mas-sachusetts Institute of Technologyund seinen Kollegen mit großemErfolg.

Die Lösung nichtlinearer Gleichun-gen muss durch Iteration ermitteltwerden. Dabei wird das Ergebnis

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7 Unschärferelation: Die Unmöglichkeit,den Ist-Zustand eines Systems um-fassend darzustellen, so dass es un-möglich ist, durch Anwendung derKausalgesetze die Zukunft vorherzu-sagen (Heisenbergsche Unschärfe-relation).

8 Rückkopplung: Die Zukunftswerte wir-ken auf die Eingangswerte zurück.

9 fraktale Geometrie: Eine Geometrie,die im Gegensatz zu den in der eukli-dischen Geometrie behandelten For-men (Gerade, Kreis u. a.) komplexeGebilde und Erscheinungen (Fraktale)darstellt, die ähnlich auch in der Naturvorkommen.

10 Bifurkation: Gabelung in zwei Äste.11 Iteration: schrittweises Rechenver-

fahren zur Annäherung an die exakteLösung (Mathematik).

12 Kybernetik: wissenschaftliche For-schungsrichtung, die vergleichendeBetrachtungen über Gesetzmäßigkei-ten im Ablauf von Steuerungs- undRegelungsvorgängen anstellt.

13 Systemtheorie: Strukturen von Organi-sationen.

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wieder in die Gleichung eingesetzt,um herauszufinden, ob der End-wert durch das Auflösungsverfah-ren zu einer stabilen Zahl, einer sichperiodisch wiederholenden Zahloder zu einer zufällig schwanken-den Zahl wird.

2.4.3 Dynamische Modelle

In dynamischen Modellen sind diewesentlichen Komponenten nicht-linear: Dort werden die Wechsel-wirkungen der Systemelementegenauer erfasst. Die nichtlinearenModelle spüren die kritischen Punk-te im System auf. Nicht alle ein-zelnen Zusammenhänge von Ursa-che und Wirkung können verfolgtwerden. Wichtig ist das Aufspürenund das Identifizieren von so ge-nannten Knoten, mit denen Rück-kopplungsschleifen verbunden sind.Von den wichtigsten Schleifen soll-ten so viele wie möglich für die Be-schreibung und Modellierung desSystems erfasst und untergebrachtwerden. Alles, was besprochen undbeschrieben werden kann, lässtsich auch modellieren.

2.5 Vorgehensweise

Beim Vorgang der Modellierungsoll bis in die tiefsten Ebenen desSystems vorgedrungen werden undeine Identifizierung der System-punkte erfolgen. Kritische System-punkte können nicht nur im ratio-nalen Sinn erarbeitet sondern auch

„gefühlt“ werden. Selten sind siemit einer Abbildung aus den alten(historischen) Daten in Zusammen-hang zu bringen. Ursache und Wir-kung brauchen nicht räumlich undzeitlich benachbart zu sein. Dahergibt es eine Vorhersage in dieserForm nicht. Ereignisse im Systemsind nur in Echtzeit erfahrbar. Zieleder Modellierung sind

nicht die detaillierte Zukunft vor-herzusagen,

keine strengen Regeln festzu-legen, sondern

durch die Variation von verschie-denen Parametern das Modellzu stören, um dabei

die kritischen Punkte des Sys-tems zu ermitteln und

die Widerstandsfähigkeit gegenäußere Einflüsse und Änderun-gen herauszufinden,

keine Kontrolle des komplexenSystems durch Quantifizierungund Beherrschung seiner Kau-salitäten anzustreben, sondern

den harmonischen Umgang mitdem System und die Beeinflus-sung des Systems zu erlernen.

Die Erstellung eines dynamischenModells nach Peter M. Senge(Bild 2) erfolgt in den Schritten

Sammlung von Daten, Modellierung, Prüfung und Simulierung des zukünftigen

Verhaltens.

Sammlung von DatenDas Sammeln von Daten geschiehtfolgendermaßen:

Sammeln von schriftlichen Do-kumenten,

Sammeln von Informationen, diesich in den Köpfen der Mitarbei-ter befinden,

Identifizierung wichtiger Begriffeund arbeitsrelevanter Informa-tionen, von Regeln im System,von Organisation,

Feststellen des wirklichen Ver-haltens der Systemelemente indiesem Rahmen,

Herausarbeiten der Organisa-tionsstruktur,

Bestimmen des Zwecks dieserOrganisationsstruktur,

Zusammentragen des gesamtenstatistischen Zahlenwerks (z. B.Anzahl der Beschäftigten undihre Arbeitszeiten).

ModellierungDas Modellieren eines dynami-schen Systems geschieht folgen-dermaßen:

Herausfinden der wichtigstenSchleifen,

Identifizieren der Arten vonSchleifen für Systemelementeund

Mathematische Beschreibungder Schleifen mit nichtlinearenGleichungen. Die Parameter-werte, die stark steigen oder fal-len, können bestimmt werden.

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Prüfung

Modellierung

Simulierung

Sammlung

alternativesVerhalten

Änderung derPolitik

Ergebnisbewertung

Vergleich desModellverhaltens mit dem

wirklichen Verhalten

Verhalten

widersprüchlichesVerhalten

Parameter

Struktur

Modell

verschiedenezahlenmäßige

Daten

gedanklicheund schriftlicheInformationen

Zweck und Ziel

Prinzipien vonRückkopplungsschleifen

Daten über denzeitlichen Verlauf der

Systemgeschichte

aus der Fachliteraturübernommene Begriffe

Bild 2:Erstellung einesnichtlinearenModells

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PrüfungEin dynamisches Modell wird mitHilfe von historischen Daten ge-prüft. Beim linearen Modell werdendie historischen Daten dazu ver-wendet, die Vergangenheit darzu-stellen und einen Trend abzuleiten.Das dynamische Modell bildet mitden historischen Daten das histori-sche Verhalten nach und überprüftdie Nähe des Modells zur Wirklich-keit:

historische Daten in das Modelleinsetzen,

historisches Verhalten des Sys-tems und der Gesamtsystemeerarbeiten und

Differenzen des Modells zurWirklichkeit feststellen.

SimulationEin dynamisches Modell wird wiefolgt simuliert:

Das zukünftige Verhalten der dy-namischen Modelle kann durchVariation von Parameterwertenund Funktionen der Schleifen inden einzelnen Systemelementengeändert werden.

In einer Computersimulationkann dies dargestellt werden. Eskönnen die Ereignisse und dieWirkung der Variation beobach-tet werden.

Die Veränderungen sollen zudem Ziel führen, dass neue Stra-tegien, neue Organisationsstruk-turen, neue Beziehungen, eineneue Kopplung der Elemente ge-funden werden und darauf eineAbschätzung des Verhaltens vonautonomen Systemen und derenAkzeptanz erfolgen kann.

Einige Systemprinzipien haben sichaus vielen Modellierungen erge-ben:

Um ein System dauerhaft zuverändern, muss seine Strukturvariiert werden.

In jedem System gibt es nursehr wenige „Haupteingriffsstel-len“ (Hebelpunkte), an denenman eingreifen kann, um wesent-liche dauerhafte Veränderungenim Gesamtverhalten des Sys-tems zu bewirken.

Je komplexer ein System ist,umso weiter voneinander ent-fernt sind gewöhnlich Ursacheund Wirkung sowohl im Raumwie auch in der Zeit.

Es bedarf nicht sehr vieler Rück-kopplungsschleifen, damit dieVorhersage des Systemverhal-tens schwierig wird.

Weder die Hebelpunkte nochdie richtige Art, dort anzusetzen,um ein gewünschtes Resultat zuerzielen, sind im Allgemeinendurchsichtig.

„Erst schlechter, dann besser“ist oft das Ergebnis, wenn aneinem Hebelpunkt die Strategiein die „richtige“ Richtung zuverändern gesucht wird. JedeÄnderung der Planung, die un-mittelbar zu besseren Ergebnis-sen führt, sollte daher stets ver-dächtig erscheinen.

2.6 GrafischeSystemkomponenten

Im vorhergehenden Abschnitt wur-den wesentliche Begriffe der Cha-ostheorie vorgestellt. Aus diesenBegriffen sind grafische Elemente– die Systemkomponenten – abge-leitet worden. Eine Übersicht überdie grafischen Systemkomponen-ten geben die Bilder 3, 4 und 5.

Die grafischen Systemkomponen-ten bieten durch die Reduzierungauf wesentliche Teile eines Sys-tems den Vorteil der leichten Über-schaubarkeit der Strukturen undBeziehungen. Die wichtigsten Sys-temkomponenten sind:

Systemeinheit, verarbeitende Systemkompo-

nenten, aktive Systemkomponenten, Systemverbindungen und übergeordnete Systemkompo-

nenten.

Die Systemeinheit beschreibt einSystem oder einen Teil eines Sys-tems. Sie kann aus weiteren Sys-temeinheiten bestehen. Ebensokann eine feste Kopplung zu paral-lelen Systemeinheiten, eine so ge-nannte Kooperation, bestehen.

Die verarbeitenden Systemkompo-nenten (Bild 3) beinhalten Verände-

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Bild 3:Systemeinheitund verarbeitendeSystem-komponenten

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Transformation T - allgemeinTa - affeneTs - StörungenTp2 - PeriodenverdopplungTp2q - quasi-periodische

Verdopplung

Transformation ist ein Dehnenund Falten, um ein komplexesMuster zu erhalten. Bei affenerTransformation ergeben mehrerekleinere Versionen das ursprüng-liche Ganze

T

AAttraktor A - allgemeinAp - PunktAl - LinieAk - KreisAt - TorsoAh - Funktionshaufen

(Punkt, Linie, Kreis)

Systemeinheit Teilsystem oder Element desSystems

Funktion, zu der die System-einheit strebt

Komponente Grafik Sonderfunktion Beschreibung

VVerstärkung Vp - positive VerstärkungVn - Abdämpfung

Eine Verstärkung kann positiv(zum Erhalt des Systems) odernegativ (zum Abdämpfen vonStörungen) sein

FFraktal F - allgemeinFz - zufällige SkalierungFi - iterative Skalierung

Bei Fraktalen sind die Elementeauf unterschiedlichen Skalengleich. Große und kleine Skalenbesitzen die gleiche Ordnung

BBifurkation Bo - zur OrdnungBc - zum Chaos

Die Bifurkation ist eine Verzwei-gung in der Ordnung bzw. imChaos

RRückkopplung Rp - positivRn - negativ

Die Rückkopplung bzw. die Ite-ration ist das Einbeziehen dervorhergehenden Ausgangsinfor-mation in den Eingang

IIntermittenz Io - OrdnungIc - Chaos

Die Intermittenz ist ein Fensterder Ordnung bzw. des Chaos ineinem System

WWachstum Wachstum, Anstieg, Expansion

EEntwicklung Entwicklung, Kreativität

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rungen auf oder in einem System,die funktionalen Charakter besit-zen. Darunter fallen Komponentenwie

Attraktor, Transformation, Rückkopplung und Entwicklung.

Die aktiven Systemkomponenten(Bild 4) beinhalten Veränderungenauf oder in ein System, die eineRichtung beeinflussen. Darunterfallen Komponenten wie

Generator, Zufall und Notwendigkeit.

Die Systemverbindungen ermög-lichen eine Kommunikation odereine feste Bindung mit mehrerenSystemelementen.

Die Kommunikation ist für deninformellen Austausch von Da-ten verantwortlich.

Die Kopplung wird für synchro-ne und gleichzeitige Aktionenvon Systemelementen benötigt.

Die übergeordneten Systemkom-ponenten fassen mehrere System-komponenten zusammen (Bild 5).Hier werden einige Komponenten,z. B. Systemeinheiten, Kooperationund Stabilität, beispielhaft gezeigt.

3 Modellierung

Im vorhergehenden Abschnitt wur-den die Grundlagen zur Chaos-theorie, nichtlinearer Modellierungund grafischen Systemkomponen-ten erläutert. Im Folgenden werdendie Grundlagen angewendet. Bei-spielhaft wird eine Welt der TIMES-Märkte modelliert. Die Multimedia-Dienste bilden die thematischenGrundlagen.

Der Umgang mit den grafischenSystemelementen wird demons-triert, indem eine Formel, Ziele undStrukturen modelliert werden. Eswird mit der Modellierung einerFormel die Juliamenge (s. Abs. 3.1)grafisch abgebildet. Bei der Mo-dellierung von Zielen werden grobeParameter bestimmt und grafischdargestellt. Mit der Modellierungvon Strukturen werden technische,wirtschaftliche, rechtliche und me-dienpolitische Aspekte der Multi-media-Dienste erzeugt.

In einem Modell werden anschlie-ßend die modellierten Strukturenvereinfacht und zusammengefasst.Beispielhaft wird das Modell über-prüft. Abschließend wird eine Si-

mulation durchgeführt, bei der eineneue Strategie vorgestellt, das al-ternative Verhalten erklärt und eineErgebnisbewertung der neuen Stra-tegie vorgenommen wird. Durchdie Überprüfung und Simulierungsind falsche oder kritische System-punkte identifiziert worden, so dassnun ein optimiertes Modell vorliegt.

3.1 Modellierung einer Formel

Das erste Beispiel der Umsetzungder oben eingeführten grafischenSystemkomponenten beschreibteine Formel: die Juliamengen. Siestellt im zweidimensionalen Raumfraktale Strukturen dar. Fraktalekönnen folgendermaßen beschrie-ben werden:

Bei Fraktalen sind die Elementeauf unterschiedlichen Skalen14

gleich. Große und kleine Skalen besit-

zen die gleiche Ordnung. Somitbesitzen fraktale Strukturenselbstähnliche Strukturen aufunterschiedlichen Ebenen, dieallgemein, zufällig oder iterativskaliert sein können.

Die Formel der Juliamengen lautet:

xn+1 = xn2+ c.

Die Konstante c ist ein fester, vor-gegebener Wert. Ein Startwert x0

wird in die Formel eingesetzt. DasErgebnis wird wieder als Startwerteingesetzt, bis einer der vier Fällefür xn eintritt:

1. strebt gegen unendlich,2. geht gegen einen konstanten

Wert,3. pendelt zwischen Werten und4. verhält sich chaotisch und be-

schränkt.

Je nach Startwert erhält man einenvon vier Fällen. Über einen länge-ren Zeitraum der Iteration erhältman eine große Anzahl von Werten,die bei einer Darstellung im zwei-dimensionalen Raum fraktale Struk-turen besitzen. Eine Modellierungder Juliamengen mit Hilfe der gra-fischen Systemkomponenten ist inBild 6 zu sehen.

3.2 Modellierung nach Zielen

Ein zweites Beispiel beschreibt dieModellierung von Zielen, bei dergrob Parameter bestimmt und gra-fisch dargestellt werden. Einigewichtige, globale Ziele zu den As-pekten Technik, Wirtschaft, Medien-politik und Recht sowie der Unter-nehmenspolitik sind in Bild 7 auf-geführt. Hierbei wird eine Differen-zierung eingeführt.

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14 Skalen: Messlatten, Maßstäbe.

Bild 4:Aktive System-komponenten und System-verbindungen

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Anfangsbedingung Anfangsbedingung bzw. Anfangs-daten

Information, Daten

Komponente Grafik Beschreibung

A

G

Information I

Informationslücke, Informations-defizit

Informationslücke IL

Zukunft, VisionZukunft Z

Der Generator besitzt Energieund Aktivitäten

Generator

K Kräfte, AktivitätenKräfte

S Störung, negativer EinflussStörung

Z Zufall, willkürliche, unbestimm-bare Einflüsse

Zufall

NDie Notwendigkeit und das Zielmüssen für ein Überlebenfeststehen

Notwendigkeit

Kommunikation, Information derSysteme untereinander

Kommunikation

Synchrone gleichzeitige Aktionenauf der Basis von Informationen

Kopplung

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Eine Umsetzung der Ziele unterAnwendung der oben vorgestelltenSystemkomponenten in Strukturenmit grober Parametrisierung ist inBild 8 und Bild 9 zu sehen. Bei allenmodellierten Zielen wird die Struk-tur aus den Systemkomponenten

„Ausgangsbedingung“, „Entwicklung“ und „Zukunft“

gebildet. Alle Strukturen sind fol-gendermaßen aufgebaut: MehrereInformationseinheiten wirken aufdie Einheit „Wachstum“, die wiede-rum die „Entwicklung“ steuert.

Beispielhaft wird im Folgenden einTeilsystem „Wirtschaft – Unterneh-menspolitik“ beschrieben. Das Sys-tem „Unternehmenspolitik – Zielund Notwendigkeit” besitzt eine

Anfangsbedingung, eine Entwicklung und eine Zukunft.

Die Anfangsbedingung ist der Aus-gangspunkt der Entwicklung. DieEntwicklung bestimmt die Zukunft.Auf die Entwicklung wirkt Wachs-tum. Das Wachstum wird von denwichtigsten Generatoren bestimmt.Das sind: minimale Herstellungs-kosten, maximaler Wirtschafts-raum und maximale Wertschöp-fungskette.

3.3 Modellierung vonStrukturen der Aspekte

Im dritten Beispiel wird eine Model-lierung von Strukturen vorgenom-men, die den technischen, wirt-schaftlichen, rechtlichen und me-dienpolitischen Aspekt der Multi-media-Dienste darstellt.

Das Sammeln von Daten beruht aufden Dokumenten, Informationenund Zahlen, wie Wirtschafts- undStatistikdaten. Bei der exemplari-schen Modellierung verzichten wirauf konkrete Parameter oder ma-thematische Schleifen.

3.3.1 Strukturierung der technischen Aspekte

Die Strukturierung der technischenAspekte wird am stärksten vonStandards, Patenten und firmen-eigenen Verfahren bestimmt, dieauch im internationalen Umfeld wir-ken (Bild 10). Die Standards stellenden kleinsten gemeinsamen Nen-ner auf internationaler technolo-gischer Ebene dar und verfolgendas Ziel, eine internationale techni-sche Basis festzuschreiben, auf dieman die wirtschaftlichen Bestre-

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A Anfangsbedingung c KonstanteE Entwicklung x, xn VariablenG Generator x0 StartwertW WachstumZ Zukunft

Fraktal:Juliamengen

Wert: x0

Wert: x2

xn2+c

Wert: c

A E Z

W

G

G

Bild 6:Modellierung der fraktalenStrukturierung –Juliamengen

Bild 5:ÜbergeordneteSystem-komponenten

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A Attraktor SE SystemeinheitE Entwicklung T TransformationF Fraktal V VerstärkungI Intermittenz W WachstumN Notwendigkeit Z ZufallR Rückkopplung

Systemeinheit

Komponente Grafik

Fraktale Struktur

Kooperation

Stabilität

SE

SE

SE

undSE SE SE

SE

E

N

Wgering

hoch

Wachstum

EntwicklungV

GeneratorZ

AT

IAF

ZufallR

V

R

I

Z

EZ

NSE

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bungen stützen kann. Die Patenteverfolgen das Ziel, einen techni-schen Vorsprung zu schaffen, aufdem eine wirtschaftliche Wert-schöpfung wirken kann.

Aus der Struktur der technischenAspekte geht hervor, dass vieletechnische Details und Zusam-menhänge bestehen und Stan-dards, Patente und firmeneigenesKnow-how verschachtelt sind. DerSchwerfälligkeit der Standardswird mit firmeneigenen Verfahrenbegegnet.

3.3.2 Strukturierung der wirtschaftlichen Aspekte

Bei der Strukturierung der wirt-schaftlichen Aspekte sind die wich-tigsten Merkmale

das Unternehmen, der Kunde, der Inhalt, der Vertrieb und die Technik.

Die Unternehmen und deren Töch-ter suchen neue Absatzmärkte nichtnur auf nationaler, sondern auchauf europäischer und weltweiterEbene (Bild 11). Das führt zu einerGlobalisierung und einer Optimie-rung der Produkte bezüglich

Preisstruktur, Dienstmerkmale und Dienstqualität,

zu direkteren und schnelleren Ak-tionen der Unternehmen auf unter-schiedlichen Ebenen, zu bidirek-tionalen15 Aktivitäten und Bedro-hungen der eigenen und fremdenMärkte sowie Abhängigkeit undZusammenspiel von Inhalt, Vertriebund Technik.

Aus der Struktur der wirtschaft-lichen Aspekte ist erkennbar, dasses auf nationaler Ebene hier inDeutschland einen einfachen Re-gelkreis gibt. Die Unternehmen unddie drei Komponenten Inhalt, Ver-trieb und Technik beeinflussen dieMultimedia-Dienste. Diese wirkenauf den Kunden. Der Kunde wiede-rum befindet sich in enger, direkterKopplung zum Unternehmen aufden unterschiedlichen Ebenen (re-gional, national, europaweit, welt-weit). Die internationalen Unter-nehmen können nur durch eineVertretung im Land tätig werden.

3.3.3 Strukturierung der rechtlichen Aspekte

Bei der Strukturierung der recht-lichen Aspekte sind die wichtigsten

Merkmale die Vertretungen vonBund und Ländern, die Bundes-und Landesgesetze und die recht-lichen Vertretungen für die Gesetze– die Gerichte – sowie der Kunde(Bild 12). Auf Bundes- und Länder-ebene wird auf die Bundes- undLandesgesetze eingewirkt. Diesewirken auf den Kunden. Der Kundekann indirekt auf den Bund oderdie Länder durch Wahlen oder di-rekt über die Gerichtsbarkeit Ein-fluss nehmen. Die Gerichte ihrer-seits wirken auf die Multimedia-Dienste kurz- und auf die Gesetz-geber langfristig. Weitreichend istauch die internationale Einfluss-nahme, die die nationale Recht-sprechung überlagert und einenanderen Rechtsrahmen bildet.

Aus der Struktur der rechtlichenAspekte ist zu erkennen, dass dieEntscheidungen durch viele Instan-zen laufen. Somit ergeben sichviele Einflüsse, lange Verzögerun-gen und geschützte nationale Re-gionen.

3.3.4 Strukturierung der unternehmenspolitischenAspekte

Bei der Strukturierung der unter-nehmenspolitischen Aspekte sindEinfluss, Ziel, Partnerschaft undKonkurrenz wichtige Merkmale(Bild 13). Beim Einfluss versuchenInstitutionen wie Unternehmen, Re-gierung, Kunden, Bürger und Ver-bände ihre Interessen am Marktdurchzusetzen. Das Handeln wird

von der Notwendigkeit und demZiel bestimmt. Bei den Partnernwird nach Geldgebern oder Koope-ration zur Zusammenarbeit ge-sucht, sei es nur in der DimensionGeld oder in den weiteren Dimen-sionen Vertrieb, Inhalt und Technik.

Durch die Konkurrenz werden Ab-grenzungen im Marktsegment ge-sucht. Die Abgrenzungen könnendurch Einführung eines besserenPreis- und Leistungsverhältnissesoder über rechtliche Streitigkeitenerzielt werden. Aus dem Ziel undder Notwendigkeit ergibt sich eineStrategie – eine Marktstrategie fürein Unternehmen. Diese definiertbestimmte Prozesse für eine Wert-schöpfungsstufe in einzelnen Mo-dulen der Dienste. Projekte könnenmit ihrem Rollenverständnis undArbeitspaketen bestimmt werden.Alle beteiligten Elemente im Unter-nehmen müssen die spezifischenKomponenten herausstellen unddie unternehmenseigenen Merk-male für die unterschiedlichen Kun-densegmente, Produkte und Dienst-leistungen verstärken.

Aus der Struktur der unterneh-menspolitischen Aspekte ist zu er-kennen, dass auf allen Ebenen einefraktale Struktur besteht. Somitsind einfache Strategien auf alleEbenen übertragbar. Ein Partnerkann schnell zum Konkurrentenund umgekehrt – ein Konkurrent

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15 bidirektional: beidseitig.

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Technik maximale Information

Flexibilität & Provider minimale Kosten &

maximaler Ausnutzungsgrad maximale Zugangspunkte &

minimale Zugangswege

Unternehmenspolitik maximale Einflussnahme maximales Betätigungsfeld

(national, international) maximale Partner/Ko-

operationen(Regierung & Kunde)

Medienpolitik und Recht Schutz des Individuums Wahrung der Meinungsvielfalt Jugendschutz,

diskriminierungsfrei maximale Wettbewerbsfreiheit

minimales Monopol maximaler Gesetzesrahmen

minimales Regelwerk

Multimedia-Dienste

Wirtschaft maximaler Gewinn, Umsatz,

Kunden minimale Herstellungskosten maximaler Wirtschaftsraum (national, international) maximale Wertschöpfungsstufen

(Hersteller - Kunde)

Bild 7:Ziele, ausgehendvon deninterdisziplinärenAspekten

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kann schnell zum Partner – wer-den. Es existiert Rückkopplung.Jeder verhandelt mit jedem.

4 Das Modell

Im vorhergehenden Abschnitt wur-de die Modellierung nach Formeln,Zielen und Strukturen beschrieben.Unser Modell wird aus den model-lierten Strukturen Technik, Wirt-schaft, Recht und Unternehmens-politik zusammengesetzt (Bild 14).Das zusammenfassende Modell sollzwei Blöcke enthalten.

Der erste Block besteht aus denAspekten der Technik und der all-

gemeinen Wirtschaft. Der zweiteBlock besteht aus den Aspektender Unternehmenspolitik der An-bieter sowie der Medienpolitik unddem Recht.

Die Struktur der technischen As-pekte wird durch die Multime-dia-Dienste bestimmt. Weite-re dominierende Komponentensind die Standards und Patente,die auf fraktaler Ebene auf dieMultimedia-Dienste wirken.

Die Struktur der wirtschaftlichenAspekte wird von den Unter-nehmen und den Kunden be-stimmt. Die fraktalen Strukturenvon Unternehmen sind auf den

Ebenen der Europäischen Union(EU) und der Welt vorhanden.Auf diese internationalen Unter-nehmen kann der Kunde aucheinwirken.

Die Struktur der unternehmens-politischen Aspekte wird vonden Komponenten Ziel, Notwen-digkeit sowie den Konkurrentendominiert. Diese unternehmeri-schen Strategien haben starkefraktale Strukturen, die sich aufähnliche Weise auf nationaler,europäischer und weltweiter Ebe-ne wiederholen.

Die Struktur der rechtlichen undmedienpolitischen Aspekte wirdvon den Komponenten Bundund Länder auf legislativer16 Sei-te und von den Gerichten aufder exekutiven17 Seite bestimmt.Die Einwirkungen von Seiten derEU und der Welt auf die Multi-media-Dienste haben ebenfallseine fraktale Struktur.

Im hier gezeigten Modell beeinflus-sen sich die Blöcke gegenseitig. ImTechnikblock befindet sich dieKomponente Multimedia-Dienste,die ihrerseits auf den Kunden imWirtschaftsblock einwirkt. Der Kun-de seinerseits wirkt auf die Unter-nehmenspolitik der Anbieter undauf das Unternehmen im Wirt-schaftsblock. Der Kunde kann aufden rechtlichen Block Einfluss neh-men.

Dagegen kann das Unternehmenim Wirtschaftsblock auf den recht-lichen und medienpolitischen BlockEinfluss nehmen und seinerseitsbeeinflusst werden. Das Unterneh-men im Wirtschaftsblock und dieUnternehmenspolitik sind vonein-ander abhängig. Die Unternehmenim Wirtschaftsblock steuern auchdie Multimedia-Dienste im Technik-block. Zwischen dem unternehmens-politischen Block und dem recht-lichen/medienpolitischen Block gibtes eine beidseitige Beziehung.

Aus den Strukturen aller Aspekteist zu erkennen, dass alle Ebenenfraktal (selbstähnlich) sind. Das istbesonders bei der Unternehmens-politik hervorzuheben. Die fraktaleStruktur ist bei den Aspekten Rechtund Medienpolitik auf untergeord-neter Ebene verschoben. In diesemFall ist die Ebene „Welt“ vernach-lässigbar und die Ebene „Bundes-länder“ dominierend.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000626

Bild 8:Modellierung derZiele „Wirtschaft“und „Technik“

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A Anfangsbedingung I Intermittenz Z ZukunftE Entwicklung W Wachstum

Z

I

I

I

Unternehmen

Herstellungskosten

Wirtschaftsraum

Wertschöpfungskette

A E

max.

max.

min.

W

hoch

Wirtschaft:

Minimale HerstellungskostenMaximaler WirtschaftsraumMaximale Wertschöpfungskette

Z

I

I

I

Unternehmen

Gewinn

Umsatz

Kunden

A E

max.

max.

max.

W

hoch

Wirtschaft:

Maximaler GewinnMaximaler UmsatzMaximale Kunden

Z

I

I

I

Technik

Information

Flexibilität

Provider

A E

max.

max.

max.

W

hoch

Technik:

Maximale InformationMaximale FlexibilitätMaximale Anzahl Provider

Z

I

I

I

Technik

Kosten

Ausnutzungsgrad

Zugangspunkte

A E

max.

max.

min.

W

hoch

Technik:

Minimale KostenMaximaler AusnutzungsgradMaximale ZugangspunkteMinimale Zugangswege

IZugangswege

min.

Aspekte Grafik

16 Legislative: die gesetzgebende Ge-walt, auch die gesetzgebende Körper-schaft.

17 Exekutive: die vollziehende Gewalt.

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Das bedeutet für die Wirtschaft,dass die Zusammenhänge undwichtigen Systemkomponenten voneiner Ebene leicht auf die andereEbene übertragbar sind, womit sichder Aufwand, Struktur und Mecha-nismen zu verstehen, verringert.Allerdings wird der Wirtschaft be-wusst, dass hier noch eine weitereInstanz (Ebene) für einen Markt-gang notwendig sein wird und neueMarkt-Barrieren entstehen können.

5 Simulierung

Die Simulation des zukünftigen Ver-haltens der dynamischen Modellekann durch Änderung der Politikbzw. hier durch eine neue Strategieund die Beschreibung des alterna-tiven Verhaltens erfolgen. Eine Er-gebnisbewertung führt zu einem ab-schließenden Urteil über das Mo-dell.

5.1 Neue Strategie

Die Ist-Analyse wird mit dem Mo-dell beschrieben. Für eine neueAusrichtung des Modells sind eini-ge neue Annahmen, eine Variationvon Bestimmungsgrößen oder dieVerlagerung des unternehmeri-schen Schwerpunkts notwendig.Diese Veränderungen am erstelltenModell werden mit einer „neuenStrategie“ bezeichnet.

Die grundlegende Änderung amModell kann erzielt werden, indemdie fraktale Struktur in den unter-nehmenspolitischen Aspekten undden rechtlichen, medienpolitischenAspekten abgebaut wird. Das wirktsich beispielsweise auf die Unter-

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Pilote

Informations-inhalte, Security

Welt EU Deutschland

Multimedia-Dienste

UniverselleKommunikations-

plattform

IntelligenteNetze und

Netzmanagement

Netzwerke

Verteilkonzeptund Mittler-

plattform

Dienste

Patente

Stan-dards

Euro-päischePatente

EU-Standards

USA Japan

Standards

USAF JapanGB

Patente

Bild 10:Strukturierung der technischenAspekte

Bild 9:Modellierung derZiele „Recht“ und„Medien- undUnternehmens-politik“

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A Anfangsbedingung I Intermittenz W WachstumE Entwicklung V Verstärkung Z Zukunft

Z

I

I

Recht

Wettbewerb

Monopol

A E

max.

min. W

hoch

Recht:

Maximale WettbewerbsfreiheitMinimales Monopol

Z

Recht

A E

W

hoch

Recht:

Maximaler GesetzesrahmenMinimales Regelwerk

ZKunde A E

minus

Medienpolitik:

Schutz des IndividuumsWahrung der Meinungsvielfalt

Aspekte Grafik

I

I

Gesetzesrahmen

Regelwerk

max.

min.

I

I

Meinungsvielfalt

Schutz des Individuums

max.

max. V

Medienpolitik

ZKunde A E

plus

Unternehmenspolitik:

Maximaler EinflussI

Einfluss

max. V

Anbieter

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Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000628

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Welt EU Deutschland

USA Japan USAF JapanGB

EU-Richt-linien

Euro-päische

Abkommen

Landes-gesetze

Bundes-gesetze

GerichtKundeweltweiteAbkommen

Länder

Multimedia-Dienste

Weltkongress/Treffen

Bund

Bild 12:Strukturierung der rechtlichenAspekte

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Welt EU Deutschland

Multimedia-Dienste

USA Japan USAF JapanGB

Weltunter-nehmen

EU-Unter-

nehmenUnter-

nehmen

Kunde

Inhalt Vertrieb Technik

Bild 11:Strukturierung der wirtschaft-lichen Aspekte

Bild 13:Strukturierung derunternehmens-politischenAspekte

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Multimedia-Dienste

Multimedia-Dienste

Ziel und Not-wendigkeit

KonkurrentPartner

EinflussZiel und Not-wendigkeit

KonkurrentPartner

Einfluss

Welt EU Deutschland

Multimedia-Dienste

Ziel und Not-wendigkeit

KonkurrentPartner

Einfluss

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nehmenspolitik so aus, dass dieZiele globaler gefasst werden. Fürdie rechtlichen Aspekte ergibt sich,dass eine Vereinfachung der Rechts-lage zu Gunsten des EU-Rechtsentsteht.

Die unternehmenspolitischen As-pekte verwenden gleiche Strate-gien auf unterschiedlichen Ebenen.Es bedarf aber unterschiedlichenAnpassungen auf unterschiedli-chen Ebenen. Innovationen werdennicht erkannt und somit verhindert.Innovationen sind keine techni-schen Innovationen, sondern siewerden von der unternehmenspo-litischen Seite angestoßen und vonder wirtschaftlichen Notwendigkeitgetragen.

Die Struktur der rechtlichen Aspek-te ist zu träge, um mit der Ent-wicklung auf unterschiedlichenEbenen Schritt zu halten. Bis eineEU-Richtlinie in nationales Rechtumgesetzt ist, steht schon eineneue Richtlinie bevor. Die Regelun-gen sind auf den Ebenen zu unter-schiedlich, als dass schnell eineeindeutige Rechtsprechung gefun-den werden könnte. Sie behinderndadurch die Entwicklung der Wirt-schaft, die sie eigentlich stärkensollten. Darüber hinaus öffnen sichin den Strukturen der Wirtschaftkeine Lücken für neue Unterneh-

men und Bereiche. Sie werden vonden dominierenden Unternehmenbeherrscht.

5.2 Alternatives Verhalten

Das alternative Verhalten des Mo-dells wirkt sich als Folge der neuenStrategie auf die Blöcke „Unter-nehmenspolitik“ und „Medienpoli-tik und Recht“ aus. Ihre Strukturinnerhalb des Systems wird verän-dert. Die Beziehungen unterein-ander bleiben dagegen bestehen(Bild 15).

Für die Struktur der unternehmens-politischen Aspekte werden aufden nationalen, europäischen undweltweiten Ebenen die System-komponenten „Ziel und Notwen-digkeit“ sowie „Konkurrenten“ zu-sammengelegt. Das bedeutet, dassdie Unternehmen eine globale undbreitere Herangehensweise an denMarkt bzw. den Wirtschaftsraumhaben. Darüber hinaus sollte dieStrategie „Moving Targets“ einge-führt werden. Eine schnelle Aus-richtung und Abstimmung von Zie-len auf internationaler und nationa-ler Ebene ist dann notwendig.

Im Wirtschaftsblock sollte dagegeneine Konzentration auf die Kern-kompetenz und intensivere Maß-nahmen eines Unternehmens statt-

finden. Eine breite Produktpaletteund eine Abdeckung aller Bereicheund Segmente führt nicht zu einemwirtschaftlich gesunden Unterneh-men. Die schmalere Produktpaletteund die intensiveren Handlungenführen zur besseren Ausnutzungder Ressourcen und damit zu mini-malen Herstellungskosten und bes-serer Wertschöpfung. Durch dasZurückziehen auf die Kernkompe-tenz entfällt die Anschubsfinanzie-rung, ein starker Konkurrenzkampfund eine Neupositionierung, waszu einer besseren Gewinnerwirt-schaftung führt.

Darüber hinaus erhalten weitereUnternehmen – besonders kleinereund mittlere Betriebe – durch dieKonzentration auf Kernkompeten-zen eine Chance, am Markt teil-zuhaben. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die medienpoli-tischen und rechtlichen Aspekte,weniger einzugreifen.

Die Struktur der rechtlichen undmedienpolitischen Aspekte solltesoweit vereinfacht werden, dass esnur noch eine dominierende, recht-liche Instanz auf der Ebene der EU gibt. Die Struktur der recht-lichen Aspekte ist zu träge und zulangsam, um mit der Entwicklungauf den unterschiedlichen EbenenSchritt zu halten.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 629

Bild 14:Modell

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WeltEU

Deutschland

KundeUnter-nehmen

EU-Unter-

nehmen

Welt-Unter-

nehmen

Wirtschaft

WeltEU

Deutschland

Technik

Standard

Patente

EU-Standards

euro-päischePatente

Stan-dards

Patente

Multimedia-Dienste

WeltEU

DeutschlandWelt

EUDeutschland

Unternehmenspolitik

Ziel undNotwendig-

keit

Kon-kurrent

Ziel undNotwendig-

keit

Kon-kurrent

Ziel undNotwendig-

keit

Kon-kurrent

Medienpolitik und Recht

Gericht

Länder

BundEU-Richtlinien

Euro-päische

Abkommen

weltweiteAbkommen

Welt-kongress/

Treffen

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Das bedeutet, dass zum einen dieunterschiedlichen gesetzgebendenKomponenten, wie Bund, Länderund EU-Richtlinien, sowie zum an-deren die gesetzlich überwachen-den Komponenten, wie die natio-nalen Gerichte und die EU-Gerich-te, zusammengelegt werden. DieGewaltenteilung sollte weiterhinbestehen bleiben. Das EU-Rechtsollte dann mit minimalem Auf-wand – aber an entscheidendenStellen – eingreifen. Gelingen kanndie Zusammenlegung der recht-lichen Instanzen nur, wenn ein brei-ter gesetzlicher Rahmen und einminimales Regelwerk eingeführtwerden. Innerhalb der Zusammen-legung der Instanzen kann die welt-weite Ebene vernachlässigt wer-den.

Im Technikblock sollte ein Schwer-punkt auf wiederverwendbare Kom-ponenten gelegt werden, um sieauf unterschiedlichen Ebenen nutz-bar zu machen. Damit ergibt sicheine mehrfache Nutzung der Res-sourcen und führt zu einer besse-ren Wirtschaftlichkeit der Multi-media-Dienste.

5.3 Ergebnisbewertung der neuen Strategie

Das dynamische Modell der neuenStrategie kann durch einen Ver-

gleich des Modellverhaltens mitdem wirklichen Verhalten geprüftwerden. Die Prüfung bezieht sichbeispielhaft auf die Entwicklungder Produktionskosten, die Ent-wicklung der Sportverwertungs-rechte und die Entwicklung derZusammenschlüsse marktbeherr-schender Unternehmen.

Die negativen Entwicklungen be-züglich der Produktionskosten, derSportrechte und der Zusammen-schlüsse der Unternehmen könn-ten mit Hilfe der Strategie „Kern-kompetenzen“ beseitigt werden.Es verhandeln auf dem Markt nichtmehr eine geringe Anzahl von Bie-tern für große Inhaltspakete, son-dern es interessiert sich eine großeAnzahl von Bietern für wenige undspezialisierte Inhalte. Es gibt kaumÜberschneidungen und wenige Mit-bieter. Die Konzentration auf Kern-kompetenzen bringt eine Verringe-rung der Produktionskosten derMultimedia-Dienste. Eine Minimie-rung der Konkurrenten und die Zu-sammenarbeit vergrößert das An-gebot von Fernsehinhalten.

Es ist wahrscheinlich, dass diePreise für Sportrechte sinken wer-den, wenn nur wenige Bieter sichfür das Material interessieren. Eineweitere Kostensteigerung für dieknappen und teuren Fernsehinhal-

te wird somit aufgehalten. Die Pro-duktionskosten von Multimedia-Diensten, die im Wesentlichen vonden Lizenzkosten der Inhalte be-stimmt werden, werden durch Ver-lagerung der Kundeninteressen zuneuen Diensten hin (z. B. Spiele,Videokonferenzen, Internet) sinken.

Die Entwicklung der Zusammen-schlüsse von marktbeherrschen-den Unternehmen wird mit Hilfedieser Strategie auch gebremst, da sich die Unternehmen, die sichauf ihre Kerngebiete zurückziehen,schmalere Segmente besetzen undfür weitere Unternehmen Platz zumHandeln lassen. Durch eine Viel-zahl von Anbietern ist auch keineEinschränkung der Meinungsviel-falt zu erwarten und es sind keinerechtlichen Eingriffe notwendig.

Zwei Beispiele von Firmen im TV-Bereich sollen diese Sichtweisebelegen:

Eine Unternehmensgruppe Ahat eine zielgerichtete Unterneh-menspolitik. Sie ist ein großerTV-Anbieter und besitzt viele Be-teiligungen in der Produktions-kette. Sie verfolgt die Strategie,die Wertschöpfungskette zu ver-breitern. Die einzelnen Unter-nehmen bringen kaum Gewinn.Der stärkste Gewinnträger ist

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000630

Bild 15:Simulierung

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WeltEU

Deutschland

KundeUnter-nehmen

EU-Unter-

nehmen

Welt-Unter-

nehmen

Wirtschaft

WeltEU

Deutschland

Technik

Patente

EU-Standards

euro-päischePatente

Stan-dards

Patente

Multimedia-Dienste

WeltEU

Welt

Unternehmenspolitik

Ziel undNotwendig-

keit

Kon-kurrent

Medienpolitik und Recht

euro-päischeGerichte

weltweiteAbkommen

EU-RichtlinienLegislative

Stan-dards

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Büttner, Peter: What Is System Thinking?,The Battle boro Bulletin, Juli 1985.

Hoff, Axel: Chaoskontrolle, Informations-verarbeitung und chemische Reaktions-systeme, 1997.

La Violette, Paul A.: Thoughts aboutThoughts about Thoughts: The EmotionalPerceptive Cycle Theory, Man-Environ-ment & System 9, No. 1, 1979.

Lohr, Jürgen: Probleme und Lösungenvon Multimedia-Diensten und interaktivenKommunikations-Diensten im nationalenund internationalen Umfeld, VDI-Verlag,Reihe 10, Nr. 564.

Mandelbrot, B. B.: Die fraktale Geometrieder Natur. A. d. Engl. Neuausgabe Baselu. a. 1991.

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Pawalkat, Horst: Die soziologische Entro-pie. Oder der unvermeidbare Weg insChaos, Fischer Verlag, 1992.

Peters, Thomas, Watermann Jr., RobertH.: In Search of Excellence, New York1982.

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Kunick, A. und Steeb, H.-W.: Chaos indynamischen Systemen. Mannheim 1989.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 631

die Verwertung von Fernsehin-halten. Deren Gewinne werdendurch Investitionen wieder kom-pensiert. Das gesamte Unter-nehmen arbeitet nicht rentabel,weil es auf breiter Front tätig ist.Eine Ausrichtung auf Kernkom-petenzen und die unternehmens-politische Strategie mit MovingTargets hätte zum Ergebnis, dassunter bestimmten Gesichtspunk-ten Marktsegmente erkannt wer-den, die in Deutschland nichtwirtschaftlich arbeiten. Die Fol-ge wäre ein Abbau der unren-tablen Unternehmens-Beteiligun-gen.

Die andere Firma B hat bereitseine breit gefächerte Unterneh-menspolitik. Sie ist in die Kern-kompetenzen Buch und Presseund in den Nebenbereichen Fern-sehen und Multimedia invol-viert18. In dem Bereich TV undMedien sind die Anteile am Ge-samtumsatz gering, somit sindsie nicht das heutige Standbeindes Unternehmens, jedoch wer-den sie als das Zukünftige ange-sehen. Sie verfolgt die Strategie,in einem engen Segment effek-tiv zu arbeiten und auf die Stär-ken zu setzen. Uneffektive Seg-mente werden schnell fallen ge-

lassen. Die einzelnen Wertschöp-fungsstufen brauchen nicht in-einander zu greifen, sondern soll-ten für Medien-Produktionenmehrfach einsetzbar sein. Daswirkt sich in hohen Gewinnenund geringen Fremdkapital-An-teilen aus.

6 Schlussbetrachtung

Ziel des Beitrags war es, die Chaos-theorie mit ihrer Methode vorzu-stellen. In den Grundlagen wurdenBegriffe, das Vorgehen und grafi-sche Systemelemente eingeführt.Eine beispielhafte Modellierung derTIMES-Märkte auf der Grundlageder Multimedia-Dienste wurde be-sprochen. Systemanalytiker, Pro-duktmanager und Planer erhaltennun eine Methode, bei der sie glo-bale Problemstellungen managenkönnen. Eine ganzheitliche, dyna-mische Welt kann durch die Chaos-theorie beschrieben werden. (Ge)

18 involvieren: einschließen, in etwas ver-wickeln.

Literaturhinweise

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Buzug, Thorsten: Analyse chaotischerSysteme, Spektrum Akademischer Ver-lag, 1994.

Verzeichnis der Fachbegriffe in der Chaostheorie

Affene TransformationBei der affenen Transformation ergeben mehrerekleine verzerrte Versionen des Originals nach Über-lappung der Versionen (Collage) wieder die ur-sprüngliche Form. Dies bedeutet eine geschickteDatenreduktion. Die Transformation ist dann ver-lustfrei.

Aktives ChaosDas aktive Chaos besitzt Aktivitäten, Energie bzw.ein Streben, so dass der Zustand eines Systemsweit entfernt vom Gleichgewicht ist. Das Chaosbedeutet nicht nur ein Untergehen von Welten undSystemen, sondern auch die Erschaffung und Ge-burt neuer Systeme.

AttraktorDer Attraktor ist ein Gebiet im Phasenraum, der eine„magnetische“ Anziehungskraft auf ein System aus-übt und das System in diesen Zustand hineinziehenwill. Diese Anziehungskraft kann einen Punkt, eineLinie, einen Kreis, einen Torso oder einen Punkte-haufen aller vorhergenannten Arten bilden.

Autopoiese StrukturenDie Eigenschaft der ständigen Selbsterneuerung

und Selbsterschaffung nennt man Autopoiese. Au-topoiese Systeme sind in ihre Umwelt eingebettetund bilden somit autopoiese Strukturen. Sie besit-zen bestimmte Grenzen, in denen sie sich bewegenkönnen. Die Grenzen wiederum sind offen für Ein-flüsse und verbinden das System mit seiner Umweltund weiteren Systemen.

BifurkationDie Bifurkation ist eine Verzweigung des Attraktors,so dass für unterschiedliche Zustände mehrereAttraktoren entstehen. Somit kann ein System meh-rere Attraktoren durchlaufen (Punkt, Kreis, Torso).Die Bifurkation ist ein Meilenstein in der Evolutioneines Systems. Hier kristallisiert sich bzw. doku-mentiert sich die Geschichte eines Systems. Im Ver-lauf des Chaos ergeben sich Fenster der Ordnung.Die Bifurkation stabilisiert durch Rückkopplung denZustand im System. Weitere Störungen versetzendas System in ein Chaos. Weitere Störungen undEinflüsse führen wieder zu einer Bifurkation miteiner neuen Ordnung.

Bipolarer GeneratorDer bipolare Generator teilt die Steuerung der Funk-tion in Information und Zufall. Das erst kann dasDenken und Verhalten hervorbringen. Die Eingangs-signale werden in zwei Richtungen weitergeleitet.Die Eingangssignale sind unstrukturiert, nicht von

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komplexer Natur und enthalten keine Information.Zum einen werden sie in eine organisierte Form derInformation umgesetzt (Wissen) und zum anderenin einen Zufallsgenerator eingespeist (Gefühl). Diebeiden Muster aus Wissen und Gefühl bilden eineMöglichkeitswolke von Grenzzyklus-Aktivitäten, diedurch die Beimischung des Chaos gestört undgeordnet werden können. Die Möglichkeitswolkeenthält Mutationen der Information. Die Mutationeröffnet eine Art Kampf ums Überleben mit der ge-wohnten Form der Information. Die stärksten Sig-nale koppeln sich aneinander und überleben.

DetailsKomplexe nichtlineare, dynamische Systeme sindunglaublich empfindlich. Das winzigste Detail kannein System beeinflussen. Ein kleiner Fehler bzw.eine Störung in den Anfangsdaten bzw. den Bedin-gungen kann später zu einer großen Wirkung füh-ren. Es existiert eine extreme Empfindlichkeit ge-genüber den Anfangsbedingungen.Verschiedene Systeme haben verschiedene Emp-findlichkeiten gegenüber Iteration – auch gegenüberihren eigenen Systemelementen.

Dissipative StrukturenDie dissipativen Strukturen sind Systeme, die ihreIdentität nur dadurch erhalten können, dass sieständig für die Strömungen und Einflüsse ihrerUmgebung offen sind.

Dynamisches SystemDas dynamische System besteht aus einer Ganz-heitlichkeit der Natur – der Ordnung. Es ist einfach,vom Zufall bestimmt, unvorhersagbar, verflochtenund gewährt die Entfaltung aller Dinge. Es besitztEigenschaften wie Bifurkation, Verstärkung undIteration. Dynamische Systeme besitzen Selbst-organisation, Erschaffung und dissipative Struk-turen. Sie organisieren sich im Raum, und die Zeitbesitzt eine Richtung.

EntropiebarrierenVorgänge, die in umgekehrter Zeitrichtung ablaufen,werden unendlich unwahrscheinlich. Die nichtline-are Kopplung der Kräfte an Ereignisse, die in eineandere Richtung der Zeit laufen, ist nicht möglich.Nichtlineare Ereignisse sind nicht wiederherstellbarund umkehrbar, weil alle Systeme und Untersys-teme gegenüber anderen Systemen offen sind. DieSysteme sind in ständiger Bewegung Beeinflussun-gen und Kräften ausgesetzt. Die Unfähigkeit, in derZeit zurück zu laufen, ist eine Entropiebarriere.

FraktalDas Fraktal ist eine Selbstständigkeit oder die Wie-derholung des Details (oder seiner selbst) in immerkleineren Skalen. Je näher man an ein Objekt heran-kommt, desto mehr Details werden sichtbar. Zufäl-ligkeit und Ordnung sind miteinander verwoben.Das einfache Komplexe schließt die Komplexitätein, die wiederum umfasst das Einfache. Gesetz-mäßigkeiten und Chaos können sich auf immerkleineren Skalen abwechseln.

Fraktale DimensionBei der fraktalen Dimension findet man Dimensio-nen in den unterschiedlichen Skalen. Das messen-de Netzwerk, wie in der Wettererfassung, hat eineniedrigere fraktale Dimension als die Elemente und

deren Kräfte, die erfasst werden sollen. Die richti-gen Daten werden niemals erfasst.

Fraktale SkalierungBei Systemen sorgt unterschiedliche Skalierung fürgrößere Effizienz im System. So kann bei einer Ver-zweigung eine kleinere Längsskala gleichen Durch-messers auftreten.

GedächtnisAn den vergangenen Bifurkationsstellen bleibenSysteme sehr empfindlich. Generationen habensich durch die Bifurkationsstellen hindurch ent-wickelt.

GesamtheitFällt ein Teil oder Systemelement aus, so kann dasSystem durch Rückkopplung den Verlust der Eigen-schaft kompensieren, und das ganze System kannweiter bestehen.

GesetzeDie Gesetze entwickeln sich genauso wie die Sys-teme. Neben Bifurkation und Iteration treten neueGesetze auf. Kein biologisches Gesetz kann ohneLebensraum wirken. Die Welt und die Systeme wan-deln sich fortwährend – eine Kreativität der Welt.Auf jeder Ebene wird fundamental Neues entwi-ckelt, was noch nicht gegenwärtig war.

GleichverteilungEnergie ist über ein lineares System gleich verteilt.Wenn an einer Stelle eines Systems Energie loka-lisiert oder stark konzentriert ist oder wenn einebesondere Aktivität nur an einer Stelle stattfindet,dann hat das System die Möglichkeit, sich zuwandeln und dabei Arbeit zu leisten. Die Energieverteilt sich an allen Orten gleichermaßen undgleichberechtigt. Bei nichtlinearen Systemen exis-tiert eine Art Erinnerungsvermögen für Energiezu-führung. Es erfolgt keine Gleichverteilung, sondernbei „höheren Schritten“ eine Rückkehr der Energiezum Ursprung. Der Effekt ist nicht abhängig von derStärke der Energie oder der Stärke der Kopplungim System. Dies weist auf die Ganzheitlichkeit dernichtlinearen Welt hin. Weit vom Gleichgewichtentfernte Zustände in nichtlinearen Bereichen kön-nen Strukturen hervorbringen und Ordnung ausdem Chaos erschaffen. Weit vom Gleichgewichtentfernt besitzt Materie radikal neue Eigenschaften.

HilfesystemeJene Systeme, die gewohnheitsmäßig gegenseitigeHilfe erworben haben, sind zweifellos die tüchtige-ren und die am besten angepassten. Sie habenmehr Überlebenschancen und bringen es auf ihrerjeweiligen Stufe zum höchsten Entwicklungsgradder Intelligenz und Körperorganisation.

InformationslückeIn dynamischen Systemen ist die Informationslücke– ein Rundungsfehler – im Ganzen immer gegeben.Dies ist in Form eines endlosen Fadens impliziert,d. h. eingeflochten.

InformationsspeicherDer Informationsspeicher ist eine Art Hologramm,dessen Information im gesamten System abgelegtist. Die Detailtiefe und damit die Schärfe und Ge-nauigkeit, ergibt sich aus der Vollständigkeit des

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Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 633

nen solcher Ebenen Rückkopplungsschleifen gebil-det, d. h. Nuancen werden festgestellt und ange-nommen.

Lapunow-MaßDas Lapunow-Maß ist eine Basis zum Vergleichverschiedener Systeme. Die Grundlage ist der Gradder Ordnung oder Unordnung. Sie misst, wieschnell Korrelation im System zerstört wird und dieAusbreitung von Störungen erfolgt. Stetiger Flussbei mäßiger Geschwindigkeit: Die Elemente bleibenzusammen und eine sehr langsame Drift tritt auf.Strudel bei erhöhter Geschwindigkeit: Die Elementeerfahren schnelle Beschleunigung und schnellesAbbremsen. Sie geraten je nach Einfluss auseinander.

Netzwerk der GesetzeEs besteht ein Netzwerk an Gesetzen und Vorgän-gen, die herausgearbeitet und beschrieben werdenmüssen. Sie verbinden alle Ebenen miteinander. Esbesteht ein dynamisches flexibles Gewebe undkeine mechanische hierarchische Pyramide.

Nicht hierarchischDie dynamischen Systeme sind nicht hierarchischaufgebaut. Es existiert ein Einfluss auf alle Niveaus.Es besteht keine Basis, kein Fundament. Jedes be-schreibt jedes. Es besteht kein Anspruch auf Über-legenheit bei den Systemelementen und Unter-systemen.

NotwendigkeitDie Mischung von Notwendigkeit und Zufall be-stimmt die Geschichte des Systems.

Passives ChaosDas passive Chaos besitzt ein Gleichgewicht, maxi-male Entropie, und alle Elemente sind maximal ver-mischt, so dass keine Organisation existiert.

Persönliches HandelnUnser Handeln baut die Zukunft auf. Da selbst diekleinsten Schwankungen anwachsen und dadurchdie gesamte Struktur verändern können, ist das per-sönliche Handeln nicht zur Bedeutungslosigkeitverurteilt. Andererseits ist dies jedoch bedrohlich,weil es für unsere Welt die Sicherheit von stabilen,dauerhaften Regeln nicht für immer geben kann. Wirleben in einer gefährlichen und ungewissen Welt,der nicht mit blindem Vertrauen begegnet werdendarf.

PhasenraumDer Phasenraum ist eine Art Karte, die die Dynamikeines Systems anschaulich beschreibt. Hier werdendie Bewegungen und Veränderungen des Systemsfestgehalten.

PopulationDie Population (Bevölkerungszahl) ist der Umge-bung angepasst. Die Selbstregulierung erfolgt miteiner bestimmten Erneuerungsrate, bei der das Al-ter der eigenständigen Systemelemente eine wichti-ge Rolle spielen. Rückkopplung mit der gesamtenUmwelt – weiteren Systemen – und deren Ressour-cen ist mit der Populationsrate verknüpft.

Periodische VorgängePeriodische Vorgänge führen bei Störungen zumAufsummieren der Effekte und Überschreiten einer

Systems. Wie bei Fraktalen wird die Gestalt desGanzen auf vielen verschiedenen Skalen wiederholt.

IntermittenzIntermittenz ist ein Fenster der Ordnung im Bereichdes Chaos. Im Bereich der Zufälligkeit und der zu-fälligen Schwankungen tritt ein kleiner Zustand vonStabilität und Vorhersagbarkeit auf. Diese Inter-mittenz existiert auch spiegelbildlich: ein Fensterdes Chaos im Bereich der Ordnung.

IterationIteration ist die Rückkopplung auf sich selbst. EinGlied wird mit sich selber multipliziert. Dies bedeu-tet die stetige Wiederaufnahme und das Wiederein-beziehen von allem, was vorher war.

Kein ReduktionismusBei einer Vereinfachung, dem Finden von Grundoder Basiselementen, ergeben sich meistens zweineue, kompliziertere Elemente. Die Vereinfachungfällt in Stücke. Man stößt immer auf Komplexität.

KoevolutionLebewesen sind selbstorganisiert und können sichgegenseitige Abhängigkeiten schaffen. Damit wirdeine Konkurrenz herausgefordert. Es besteht ineinem Lebensraum kein Gleichgewicht, das dauer-haft ist. Es wird bestimmt durch die Aktivitäten desLebens.

Kohärenter ProzessBei einem kohärenten Prozess verändern sich alleSystemelemente in einem regelmäßigen Prozesszur gleichen Zeit. Die selbstorganisierten Strukturenbesitzen eine Art Verbindung, über die sie kommu-nizieren und sich informieren.

KommunikationDie Kommunikation ist eine Verknüpfung von Rück-kopplungsschleifen.

KonkurrenzKonkurrenz ist eine Art der Partnerschaft innerhalbeines Systems. Sie dient der Kooperation dahinge-hend, dass schmerzhafte Kämpfe und schädlicheKonflikte schnell entschieden und dann vermiedenwerden. Nach einem kurzen Machtkampf folgt dielange Phase der Kooperation. Der Kampf ist dasPrüfen der Kräfte und der besten Ideen, welcherinnerhalb einer kurzen Zeit die besten Vorausset-zungen für ein ideales Überleben in einem Umfeldschafft.

KooperationEine Kooperation, Symbiose oder Partnerschaftwird für den Zweck des Überlebens aufgebaut. Da-bei werden gegenseitig Ausgangs- und Eingangs-produkte geliefert und als Energiequelle oder alsideale Umweltbedingung benutzt. Auch zufälligeund gewaltsame Beeinflussung kann zu einer Ko-operation führen, wenn der Vorteil für beide Seiteneinsichtig ist.

KreativitätDie Offenheit des Systems, eine kleine Schwankungzu verstärken, ist der Hebel der Kreativität. Nuancenoder Feinheiten werden über eine Hebelkraft erfasstund verstärkt. Dann werden sie in neue Bezugs-ebenen hineinverzweigt und zwischen verschiede-

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Grenze. Das kann zu einem Ausbrechen aus demAttraktor führen.

Quasi-PeriodeEin quasi-periodisches System bewegt sich bei-nahe zyklisch. Die Fehler werden nicht aufsum-miert, und das System besitzt daher mehr Fehler-toleranz.

SelbstorganisationBei geringer bzw. keiner Energiedifferenz bestehtzwischen zwei Seiten eines Systems der Zustandvon Gleichgewicht. Das System ist ruhig und glatt.Bei hoher Energiedifferenz führt dies zu chaotischenZuständen im System. Eine weitere kritische Ver-zweigung entsteht bei weiterer Erhöhung der Ener-giedifferenz. Dann entsteht eine Ordnung mit wa-benförmiger Zellstruktur, weil die Energie ohnegroßräumige Konvektionsströme transportiert wird.Bei sehr hoher Energiedifferenz löst sich die Zell-struktur auf. Das bedeutet, dass eine Selbstorgani-sation der Systemelemente einsetzt (Bernard-Insta-bilität).

Seltsamer AttraktorEin seltsamer Attraktor bildet eine Art desorgani-sierte Organisation des Phasenraums. Es entstehenWidersprüche und nicht vorhersehbare Verhaltens-muster. Es ist jedoch eine gewisse Gestalt in derUnordnung erkennbar.

SolitonEin Soliton ist eine Welle mit konstanter Geschwin-digkeit und Form ohne Energieverlust. Die Welle hateine Rückkoppelung ihrer inneren Wellen.

StabilitätEin System bewahrt seine Stabilität, indem es diemeisten kleinen Effekte bzw. Störungen dämpft,außer in jenen Bereichen (z. B. Verhalten), wo einhoher Grad von Flexibilität und Kreativität er-wünscht ist. In diesen Bereichen ist das Systemempfindlich für alle Einflüsse, die sich nahe demZustand des Chaos bewegen.

SymmetrieIn einem leeren Raum wirken alle Kräfte rotations-symmetrisch. Alle Richtungen werden gleichbe-rechtigt genutzt. Ein Element bricht die Symmetrieund zieht mit seinen Kräften in eine Richtung desRaumes. In ähnlicher Weise brechen komplexe Sys-teme die Symmetrie, die es der Zeit erlauben wür-den, rückwärts genauso gut wie vorwärts zu laufen.Komplexe Systeme verleihen der Zeit eine Rich-tung. Wir leben in einer unsymmetrischen Welt. Bei

Systemelementen wird die linke Seite bzw. Links-händigkeit bevorzugt.

TransformationDie Transformation ist eine Bearbeitung des Sys-tems, bei dem benachbarte Punkte auseinander ge-raten. Wie mit elastischen Fäden werden die Punk-te gedehnt und gefaltet, bis ein höchst komplizier-tes, unvorhersehbares Muster entsteht. Der Prozessführt zu einem seltsamen Attraktor.

Unbestimmbarkeits-PrinzipDie Zukunft ist unbestimmbar, weil sie Zufälligkei-ten, Schwankungen und Verstärkungen unterworfenist. Systeme laufen bei Überschreitung gewisserSchwellen der Komplexität in unvorhersehbareRichtungen. Sie verlieren ihre Anfangsbedingungen,und diese lassen sich nicht durch Umkehrung wie-der finden.

Viele VeränderungenZu viele gleichzeitige Veränderungen, gleich in wel-cher Richtung, werden allerdings eine neue chaoti-sche Situation und neue Ordnungsmuster erschaf-fen.

WachstumEs liegt nahe, dass natürliches Wachstum durcheine Kombination von Iteration und Zufall zustandekommt.

ZeitDie Zeit ist nicht reversibel bzw. umkehrbar. Es gibtkeine Austauschbarkeit von Raum und Zeit. Die Zeitgeht nur in eine Richtung. Unsere Welt ist zeitlichorganisiert.

Zufällige FraktaleFraktale können sich auf verschiedenen Skalen ent-falten. Dabei werden die Skalen zufällig ausgewählt.Zufällige Fraktale besitzen eine große Raffinesse imDetail und Unvorhersagbarkeit, wie in wirklichenSystemen. Diese erzeugen realistisch wirkendeKunstobjekte. Zufällige Fraktale können mit einerKombination aus iterativer Skalierung mit Elemen-ten der zufälligen Auswahl beschrieben werden.

ZukunftZukünftiges Verhalten einer Modelllösung ist nichtvon ihrem Verhalten in der Vergangenheit ableitbar.Die Ordnung wird unterbrochen von chaotischenFenstern, die unvorhersagbar sind. Durch Iterationund Verstärkung wird jeweils eine Zukunft gewählt,und alle anderen Möglichkeiten verschwinden fürimmer.

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Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 635

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Der AutorDipl.-BetriebswirtJohann GeorgGross (36) ist imCarrier Service,MulticarrierManagement(CS23) derDeutschen Tele-kom in Bonn tätig.Zu seinen Auf-gaben gehört u. a.die Vertretung der DeutschenTelekom beiSitzungen der ETP und dieAbstimmung derVertretung desKonzerns in denWorking Groupsder ETP.

Mitarbeit der DeutschenTelekom in der European Telecommunications Platform (ETP)

1 Historie der ETP

Die Unternehmensaktivitäten in derTelekommunikationsbranche bein-halten zunehmend weltweite Ver-flechtungen. Dies erfordert immermehr internationale Absprachen,z. B. über einzusetzende Prozes-se und Standards. Die DeutscheTelekom beteiligt sich daher an ver-schiedenen internationalen Gre-mien, um die Entwicklungen derBranche mitzugestalten und die in-ternationale Zusammenarbeit voran-zutreiben.

Brüssel, als Sitz der Gremien derEuropäischen Union, ist schon seitvielen Jahren ein zentraler Standortfür Weichenstellungen in der euro-päischen Telekommunikationspoli-tik. Heute entwickeln dort vor allemExperten verschiedener, europa-weit tätiger Telekommunikations-(TK-)Unternehmen gemeinsameLösungen für Probleme, die sich ineinem Multicarrier-Umfeld1 aus denvielfältigen Leistungsverflechtun-gen ergeben. Ein Beispiel für dieseAktivitäten auf europäischer Ebeneist die European Telecommunica-tions Platform. Die ETP wurde imFebruar 1998 als Nachfolgeorgani-sation des European Interconnec-tion Forum (EIF) und der vorherigenOpen Network Provision Consul-tation and Coordination Platform(ONP-CCP) gebildet.

2 Ziele der ETP

Die Vorgängerorganisationen stan-den in erster Linie der Europäi-schen Kommission in Fragen derLiberalisierung und Rechtsharmo-nisierung beratend zur Seite. DieMitglieder der ETP sehen es da-gegen als ihre Hauptaufgabe an,den Teilnehmern am europäischenTK-Markt ein Forum zum Aus-tausch von Informationen und zurEntwicklung abgestimmter Lösun-gen bei netzbetreiberübergreifen-den Fragestellungen zu bieten. DieETP spiegelt damit zwei Trends der TK-Industrie wider: die allmäh-lich sinkende Bedeutung der ins-titutionellen Regulierung und diegleichzeitig steigende Wichtigkeitder innerhalb der Branche getrof-fenen Vereinbarungen. Ziel ist es,die Selbstregulierung der Industrie

und die Wettbewerbsentwicklungzu fördern sowie wichtige operatio-nale und strategische Fragen zuklären.

3 Organisation und Arbeitsabläufe

In der ETP haben sich Vertreter dergesamten europäischen TK-Indus-trie zusammengefunden. Unter denetwa 90 Mitgliedsfirmen aus 21Ländern (Tendenz steigend) bildendie Netzbetreiber die größte Grup-pe. Vertreten sind hier sowohl dieso genannten Incumbents (die frü-heren, meist staatlichen Monopol-anbieter) als auch die New Entrants(die „Neueinsteiger“). Im Unter-schied zur ETNO (European Pub-lic Telecommunications NetworkOperators’ Association) zeichnetdie ETP besonders aus, dass ne-ben den

Netzbetreibern auch Hersteller, Diensteanbieter und Nutzer- bzw. Verbraucherver-

bände (z. B. VATM)

zu den Mitgliedern zählen, die dieETP zu einer wirklichen „Voice ofEuropean Telecoms Industry2“ ma-chen. Gerade auf Grund dieserbreiten Basis gewinnen die von derETP erarbeiteten Dokumente zu-nehmend an Gewicht.

In der ETP werden Ansichten undErfahrungen ausgetauscht. Die Ver-treter der beteiligten Unternehmentreffen sich dazu fünf mal im Jahrin Brüssel zum so genannten Ple-num. Zudem werden in einzelnenArbeitsgruppen (Working Groups)Übereinkünfte hinsichtlich Arbeits-verfahren, Richtlinien und Analysenerstellt. Die Working Groups treffensich regelmäßig an verschiedenenOrten, berichten in den Plenum-sitzungen in Brüssel und unterbrei-ten Vorschläge für Maßnahmen.

Die Bandbreite der in der ETP der-zeit behandelten Themen spiegeltsich in der Themenvielfalt derWorking Groups wider: Die Palettereicht von den grundlegenden Ent-wicklungen des europäischen Re-gulierungsrahmens (General Regu-latory Matters) über technischeThemen wie Netzintegrität/Testsund Calling Line Identification bishin zu einzelnen Geschäftsaktivi-täten wie Leased Lines, Unbund-ling of the Local Loop, Cross Bor-

der Interconnection und Mobility(Bild 1). Insbesondere anhand derletzten Themengruppen wird deut-lich, dass es in erster Linie um Akti-vitäten im Carrier-Markt geht. Daherist innerhalb der Deutschen Tele-kom der Geschäftsbereich CarrierServices in besonderer Weise an-gesprochen und wurde deshalbzum Koordinator der Aktivitätender Deutschen Telekom in der ETP(Bild 2).

Die ETP arbeitet mit nationalen undinternationalen Institutionen zu-sammen, z. B. der EuropäischenKommission. Dadurch und durchdie Zusammenarbeit der Unterneh-men ist eine Plattform der offenenDiskussion geschaffen worden. Inder letzten Tagung der ETP warz. B. der „Entbündelte Zugang zurTeilnehmeranschlussleitung“ einThemenschwerpunkt. Unter Betei-ligung der Deutschen Telekom wur-de hierzu eine Empfehlung der eu-ropäischen TK-Industrie präsen-tiert.

Alleinige mündliche und schriftlicheArbeitssprache in der ETP ist Eng-lisch. Die ETP finanziert sich durchjährliche Mitgliedsbeiträge (zurzeit2 200 Euro). Die Working Groupsfinanzieren sich selbst.

4 Praktische RelevanzBedeutung der ETP-Aktivitäten

4.1 Beispiel Interconnection

Insbesondere für ein in mehrereneuropäischen Ländern tätiges TK-Unternehmen ergeben sich ausden landesspezifischen Besonder-heiten nicht selten erhebliche Pro-bleme und Zeitverzögerungen beider Aufnahme der Geschäftsaktivi-täten. Ein Beispiel hierfür sind dieTestverfahren, die einer Zusammen-schaltung von Netzen üblicherwei-se vorausgehen. Eine Harmoni-sierung seitens der EuropäischenKommission ist hier weder sinnvollnoch wünschenswert. Andererseitsbietet ein harmonisiertes Verfahrenfür alle Beteiligten Vorteile. Genauan dieser Stelle setzt die Stärke derETP als Gremium der „Selbstregu-lierung“ an. In einer über mehrereMonate hinweg tagenden Arbeits-gruppe wurde eine detaillierte Be-

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000636

Kurz gefasst

1 Carrier: Unternehmen, das Netzleis-tungen im TK-Bereich anbietet;Multicarrier: Unternehmen, dass in vie-len verschiedenen Ländern verschie-dene Carrier-Dienste anbietet, meist inZusammenarbeit mit anderen Car-riern.

2 Stimme der europäischen Telekom-munikations-Industrie.

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ETP eine ideale Basis zum Aufbauund zur Pflege von Kontakten zuWholesale-Organisationseinheiten3

anderer Carrier. Diese Kontakte bie-ten die Möglichkeit, bei konkre-ten Fragestellungen kurzfristig einBenchmarking, d. h. einen Ver-

gleich der Herangehensweise an-derer Unternehmen an die jeweili-gen Sachthemen zu erstellen. (J)

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 637

schreibung der durchzuführendenTests erstellt, bis hin zu Vorschlä-gen für Testprotokolle und Auftrags-formblätter. Auf Grund intensiverMitarbeit des Produktmanage-ments von Carrier Services und derfür die Netzinfrastruktur verant-wortlichen Bereiche konnten weiteTeile der von der Deutschen Tele-kom für die Zusammenschaltungmit dem Telekom-Netz festgeleg-ten Verfahrensweisen in das ETP-Dokument eingebracht werden.

4.2 Beispiel breitbandigerZugang

Angebote für einen breitbandigenZugang zum Internet werden zur-zeit sehr diskutiert. Die Europäi-sche Union wird dazu eine Empfeh-lung herausgeben, in der den Mit-gliedstaaten empfohlen wird, ver-schiedene technische Variantenzur Ermöglichung eines breitban-digen Zugangs sicherzustellen. Ineinem Vorläuferdokument zu dieserEmpfehlung wird ganz ausdrück-lich die ETP als ein geeignetes Gre-mium erwähnt, in dem die detail-lierten Intercarrier-Abstimmungenauf europäischer Ebene harmoni-siert werden könnten.

Auf Grund der in Deutschland hier-zu bereits vorliegenden Erfahrun-gen, besteht auch hier für die Deut-sche Telekom die Möglichkeit, be-kannte Verfahren und Abläufe in ein entsprechendes Dokument derETP einzubringen. Hieran wird der-zeit intensiv gearbeitet.

5 Nutzen für die Deutsche Telekom

Auch wenn die Dokumente der ETPlediglich Empfehlungscharakter ha-ben, erhalten sie auf Grund derbreiten ETP-Mitgliederbasis undder zunehmenden Beachtung sei-tens der Europäischen Kommis-sion ein immer stärkeres Gewicht.In dem Maße, wie es der Deut-schen Telekom gelingt, eigene Vor-stellungen und Herangehenswei-sen in diese Dokumente einzubrin-gen, können die eigenen nationa-len Regelungen abgesichert unddas internationale Geschäft derDeutschen Telekom auf ausländi-schen Märkten unterstützt werden.Zu diesem Zweck sind Vertreter ver-schiedenster Bereiche der Deut-schen Telekom in der ETP tätig(Bild 3).

Über die bisher beschriebene in-haltliche Arbeit hinaus bietet die

Bild 1:Multicarrier-Management auf der Ebene der EuropäischenUnion

Internetadresse:

www.etp-online.org

Bild 3:Vertreter derDeutschenTelekom inWorking Groupsder ETP

3 Wholesale: Großhandel.

Bild 2:Koordinierungs-funktion CS23 für die DeutscheTelekom in derETP

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nter

richt

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tter

ETP European Telecommunications PlatformIC Interconnection

General RegulatoryMatters

Network IntegrityIC-Testing

Calling LineIdentification

DisputeResolution

Cross BorderInterconnection

Leased Lines

Mobility

UnbundlingLocal Loop

IC-PricingModel

ETPVoice of European Telecoms Industry

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richt

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tter

CS Carrier ServicesETP European Telecommunications PlatformGB Geschäftsbereich

Wahrnehmung der Vertretungs-funktion durch CS23 in

sämtlichen ETP-Gremien

Zeitliche sowie inhaltliche Ge-wichtung der Themenstellungenund organisatorischer Abgleich

Transfer relevanter Entwicklungenvom und in den GB CS

sowie den gesamten Konzern

Identifizierung der Fachbereiche/ -leute im Konzern für die

verschiedenen Working Groups

Multicarrier Management(CS23)

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richt

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tter

CS Carrier Services

Telekom-BüroBrüssel T-Mobil Netzinfrastruktur

Informations-/Innovations-

Management

CarrierServices T-Nova

Regulierungsstra-tegie national undEuropäische Union

Koordinationdurch

MulticarrierManagement

(CS23)

Netz-Kommunikation

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Call server and services

A Call Server, or SoftSwitch, will be an essential element in thesuccessful deployment of voiceover data networks. However, newservices and service delivery methods will be needed to makethis transition economically viable.

Many changes have occurred inrecent years that have caused thetraditional 64 kbit/s based TimeDivision Multiplexing (TDM) net-works and network architecture tobecome more and more unsuitablefor today’s and tomorrow’s servicerequirements. TDM networks havestruggled for a long time to over-come the 64 kbit/s limitation, al-though the n · 64 kbit/s service,using a number of channels in anE1/T1 link or on a Primary Rate In-terface (PRI), has made it possibleto offer services that require morethan 64 kbit/s, such as videocon-ferencing. However, while techno-logy has reduced the bandwidthrequired for voice to well below 64 kbit/s, it still has to be carried ina full 64 kbit/s channel.

Second generation digital mobile –Global System for Mobile Commu-nication (GSM), Code Division Mul-tiple Access (CDMA) and TimeDivision Multiple Access (TDMA) –showed this reduction clearly.Voice compression to 16 kbit/s andlower is no longer a problem. How-ever, transcoders had to be intro-duced at both sides of the cellularaccess network to convert speechto and from 64 kbit/s and A-or µ-law, for transport over TDM net-works, introducing an unnecessaryloss of quality for mobile-to-mobilecalls.

TDM efficiency is lost entirely whenone starts introducing asymmetri-cal, bursty or variable bitrate ser-vices. All these limitations can beovercome by packet networksbased on the Internet Protocol (IP)or Asynchronous Transfer Mode(ATM), for example.

While TDM was starting to lose thisbattle, computers and computer-connectivity were growing dramat-ically in importance, causing the

operators’ data networks to boom.The volume of data traffic is rapidlyovertaking the amount of voicetraffic in some parts of the world,and the clear trend is for more andmore bandwidth to be required for data, while voice can make dowith the same or even less band-width.

Owners of both a voice and a datanetwork are using this argument tostart consolidating the two net-works. Taking the above reasoningon limitations in the TDM networkinto account, it is clear that thedata network will survive; the TDMnetwork has to go.

Although the volume of data trafficis overtaking that of voice, for anoperator, the projected revenuescoming from voice services aremany times those coming fromdata services. In the convergedvoice and data network, the eco-nomic driver for offering value-added services will be even stron-ger than it is in today’s PSTN/ISDN/PLMN.

Alongside the ‘traditional’ switch-based (in the new paradigm, callserver based) services and IN (In-telligent Network) services, newapplications will appear, taking fulladvantage of the new network’sserver infrastructure and multimediacapabilities.

The second half of the nineties saw a dramatic change in the regu-latory environment in which net-work operators and service provi-ders were conducting their bus-inesses. Open competition, break-up of networks, unbundling of ser-vices, acquisition mania – all werereasons for operators to reviewtheir business processes and torefocus attention on their corebusiness. At the same time, thechanges created niches for newplayers while allowing the existingplayers to extend their activitiesinto areas that were previouslyforbidden. All these elements havecontributed to a climate of drama-tic change.

Often operators have felt “trapped”by their suppliers: software relea-

ses take a long time to becomeavailable and are expensive andthe internal switching system inter-faces are proprietary. Consequent-ly, operators have had no choicebut to stay with their supplier; whilephysical interfaces do not changemuch, support for them needs tobe carried forward to each newsoftware release.

There are thus many reasons tobreak with the traditional networkstructure built around monolithicswitching systems.

The new network topology is based on four layers:

Access and transport layer:Connects users to the network,aggregates their traffic and trans-ports it to its destinations.

Media layer: Converts traffic tothe right format for transportacross the network. For exam-ple, voice traffic is packetizedinto ATM cells or IP packets. Inaddition, the media layer canroute traffic to its destination.

Control layer: Contains the callintelligence. This layer decideswhich services a user will re-ceive. It also controls other net-work elements in the lowerlayers, telling them what to dowith the traffic streams.

Network service layer: Providesadditional services on top ofpure call set-up.

This network topology addressesall of the drawbacks noted previ-ously:

It uses packet-based bearertransport, like IP or ATM, there-by overcoming the inadequacyof TDM networks.

It is an open-ended topologythat can transport voice and da-ta services equally well.

It separates the bearer part ofthe network from the controlpart, allowing them to evolve separately and effectively break-ing up the monolithic switchstructure.

It uses open interfaces betweenall elements, allowing an opera-tor to buy “best of breed” pro-ducts for every part of its net-work.

Since established operators willnot be able to switch to the nextgeneration network overnight, andas new operators’ networks willhave to interwork with legacy net-works and services, it also allows:

Transparent interworking with

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000638

Practical EnglishAn dieser Stelle werden in loser Reihenfolge kurze Artikel aus englischsprachigenZeitschriften mit Schwerpunktthemen zur Telekommunikation veröffentlicht. Zusammenmit den am Schluss eines jeden Beitrages erklärten Vokabeln, die im Text durchUnterstreichungen gekennzeichnet sind, können vorhandene Englischkenntnisse vertieftoder aufgefrischt werden. Die Artikel sollen dazu anregen, sich auch anderweitig mitenglischsprachigen Texten zu beschäftigen.

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Serveur d’appels et services

Le serveur d’appels (ou Soft-Switch) est appelé à jouer un rôleessentiel dans le déploiement desréseaux «voix sur données». Maispour être viable économiquement,cette transition nécessitera de

nouveaux services et modes defourniture des services.

Les nombreux changements inter-venus ces dernières années ontrendu les réseaux TDM (multiplexa-ge par répartition dans le temps) à64 kbit/s et leur architecture de

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 639

best effort basis. This has a num-ber of consequences which have tobe clearly understood when dep-loying a call server based network:

A native IP subscriber whoknows the IP address of hiscorrespondent or the IP addressof the gateway via which he canreach his correspondent, andwho can generate the right sig-naling sequence (e.g. H.323),does not need to go via a callserver to establish contact. Thishas consequences in terms ofcharging, network performancestatistics, legal interception, etc.

The IP-oriented structure of thenetwork allows a very straight-forward implementation of broad-cast and multicast services,which would be really difficult toprovide in a TDM-like environ-ment.

A call server cannot take re-sponsibility for the Quality ofService (QoS) in the network, forrelations in which it has not beeninvolved. Additionally, such re-lations must not impair the QoScontrolled by the call server.

[To be continued]

Alcatel Telecommunication Review2nd Quarter 2000

Vokabeln(etw = etwas; fig = figurativ; jmd =jemand; lit = wörtlich; s.o. = some-one; sth = something)

viable tragfähig, hier: rentabel

transcoder Transcodercellular ac- Mobilfunk-

cess network zugangsnetzto make do sich mit etw

with sth begnügenswitch-based vermittlungs-

service basierter Dienstunbundling Entbündelung

of services von Dienstenacquisition Akquisition,

Übernahmeproprietary hersteller-

spezifisch, proprietär

monolithic monolothischesswitching Vermittlungssystem system

network Netztopologietopology

layer Schichtbearer Trägerbest of breed das Beste vom

product Bestenlegal legales Abfangen

interceptionstraight- einfach,

forward unkompliziertto impair verschlechtern,

beeinträchtigen

TDM transport and SS7 sig-naling networks.

Reuse and sharing of “marketproven” network-independentservices, such as those offeredtoday by the Intelligent Network.

Several names are used by theindustry to identify the call serverfunction: Call Server, Media Gate-way Controller (MGC), Call Agentor SoftSwitch. This server containsall the intelligence found in today’sswitching products and has a com-plete call model built in. The callserver identifies users, determinesthe grade of service for each user,and defines the routing of trafficstreams based on a complex set of parameters. Furthermore, it pro-vides the operator with the in-formation needed to bill customersand with statistics that show howefficiently the network is perform-ing.

The call server interacts with gate-ways in the media layer. It receivesinformation about calls in progressand guides the gateways to com-plete the call, all within the bound-aries of the service provisioning forthat specific line or trunk. It is partof the control layer.

A call server is primarily concernedwith real-time services: voice ser-vices initially, but in time both videoand multimedia services. The mainrole of the call server is to establishrelations between end points. Re-lations can be a simple call or amore complex process. When mov-ing towards the introduction of newservices, the service intelligence isincreasingly located in applicationservers which interact with the callserver to establish the relations. As in TDM networks, a number of technological and economicdrivers are leading to some value-added services being implementedin a network-independent way out-side the call server’s core, forexample, on IN platforms.

Thus, the call server mainly ope-rates resources in the network,whereas services are more andmore located in the upper layer. In-volving the call server in a serviceis a way to provide quality of ser-vice since it ensures the bestmatch between the user subscrip-tion and the network capability: the network is used in a regulatedmode for these user flows. In thismode, the call server knows aboutall the traffic streams and all re-source allocations. However, not allrelations involve the call server, inwhich case they are served on a

Everyday English – Umgangsenglisch

I’d be interested to know … Ich wüsste gern,In my opinion … Meiner Meinung nach …From my point of view … Aus meiner Sicht …I am of the opinion that … Ich bin der Meinung, dass …As I see it … So wie ich die Sache sehe …I feel that … Ich persönlich denke, dass …It seems to me that, … Mir scheint, dass …I am under the impression that … Ich habe den Eindruck, dass …I have an idea that … Ich kann mir vorstellen, dass …I am convinced that … Ich bin überzeugt, dass …

Le français pratiqueAn dieser Stelle werden in loser Reihenfolge kurze Artikel aus französischsprachigenZeitschriften mit Schwerpunktthemen zur Telekommunikation veröffentlicht. Zusammenmit den am Schluss eines jeden Beitrags erklärten Vokabeln, die im Text durchUnterstreichungen gekennzeichnet sind, können vorhandene Französischkenntnissevertieft oder aufgefrischt werden. Die Artikel sollen dazu anregen, sich auch anderweitigmit französischsprachigen Texten zu beschäftigen.

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plus en plus inadéquats pour ré-pondre aux exigences des servicesactuels et futurs. Ces réseaux ontlongtemps lutté pour franchir lalimite des 64 kbit/s, bien que leservice à n 64 kbit/s utilisantplusieurs voies d’une liaison E1/T1ou d’un accès au débit primaire(PRI) ait permis d’offrir des servicesnécessitant plus de 64 kbit/s, com-me la visioconférence.

La situation s’est aggravée lorsqueles progrès de la technologie ontpermis de réduire bien au-dessousde 64 kbit/s la bande passantenécessaire à la voix. Les systèmesmobiles numériques de deuxièmegénération – comme le systèmeglobal pour les communicationsavec les mobiles (GSM), l’accèsmultiple à répartition des codes(CDMA) et l’accès multiple à répar-tition dans le temps (TDMA) – l’ontclairement montré. La compressionde la voix à 16 kbit/s n’est plus unproblème! Toutefois, il faut encoredes transcodeurs aux deux extré-mités du réseau d’accès cellulairepour convertir la parole en loi A ouµ à 64 kbit/s, et vice versa, afin dela transporter sur les réseaux TDM,ce qui introduit une baisse dequalité dans les communicationsde mobile à mobile. Le TDM perdtoute son efficacité dès que l’oncommence à introduire des ser-vices asymétriques, sporadiquesou à débit binaire variable. Toutesces limites peuvent être surmon-tées par des réseaux en mode pa-quet fondés, par exemple, sur leprotocole Internet (IP) ou sur lemode de transfert asynchrone(ATM).

Tandis que le TDM commençait àperdre cette bataille, les ordina-teurs et leur connectivité prenaientun tel essor qu’ils allaient provo-quer l’explosion des réseaux dedonnées des opérateurs. Dans cer-taines parties du monde, le traficde données prend rapidement lepas sur le trafic vocal et la ten-dance est très nettement à l’aug-mentation des besoins en bandepassante pour les données, tandisque la voix peut se suffire de lamême bande passante, voire d’unemoindre.

Les propriétaires des deux typesde réseaux – réseau de voix etréseau de données – utilisent cetargument pour commencer à lesunifier. Il est clair d’après les limitesdu réseau TDM que le réseau dedonnées survivra, tandis queleréseau TDM quittera la scène.

Bien que le trafic de données dé-

passe le trafic téléphonique, lesprévisions indiquent que le revenuengendré par les services télépho-niques restera largement supérieurà celui procuré par les services dedonnées. Dans le réseau «voix etdonnées» unifié, l’offre de servicesà valeur ajoutée sera un moteuréconomique encore plus puissantque dans les RTPC/RNIS/PLMNactuels. A côté des services «tradi-tionnels» reposant sur des com-mutateurs (ou, selon le nouveauparadigme, sur des serveurs d’ap-pels) et des services de réseauintelligent (IN), de nouvelles appli-cations vont apparaître, exploitantpleinement la nouvelle infrastruc-ture de serveurs du réseau et sescapacités multimédias.

Les cinq dernières années ont étémarquées par un bouleversementde l’environnement réglementairedans lequel les opérateurs de ré-seau et les fournisseurs de ser-vices exerçaient leurs activités. Laconcurrence ouverte, le démem-brement des réseaux, le dégroupe-ment des services, la marotte desacquisitions – tout cela a amené lesopérateurs à réviser leur démarchecommerciale et à se recentrer surleur métier de base. Ces change-ments ont aussi créé des nichespour de nouveaux acteurs, tout enpermettant aux acteurs existantsd’étendre leur activité à des do-maines qui leur étaient fermés jusqu’alors. Tous ces élémentssuscitent un climat de changementspectaculaire.

Les opérateurs se sont souventsentis prisonniers de leurs four-nisseurs: les versions de logiciel sefont attendre et sont coûteuses, etles interfaces internes des systè-mes de commutation sont privées.Les opérateurs n’ont, jusqu’ici, eud’autre choix que de conserver leurfournisseur; si les interfaces phy-siques ne changent pas beaucoup,en revanche leur prise en chargedoit être prévue pour chaquenouvelle version de logiciel. Aussiexiste-t-il de nombreuses raisonsde rompre avec la structure deréseau traditionnelle, basée surdes systèmes de commutation mo-nolithique. La nouvelle topologie àquatre couches:

Couche accès et transport: ellerelie les usagers au réseau, re-groupe leur trafic et le trans-porte à destination.

Couche média: elle conditionnele trafic pour son transport surle réseau. Par exemple, le traficvocal est «conditionné» en cel-lules ATM ou en paquets IP.

De plus, la couche média peutacheminer le trafic vers sa des-tination.

Couche contrôle: elle contientl’intelligence d’appel. Cettecouche décide quel service unusager va recevoir. Elle contrôleaussi d’autres éléments de ré-seau des couches inférieures,leur indiquant quel traitementfaire subir aux flux de trafic.

Couche services de réseau: ellefournit des services supplé-mentaires en plus des servicesd’établissement d’appel.

Cette topologie de réseau éliminetous les inconvénients mentionnésplus haut:

elle utilise le transport en modepaquet, comme l’IP ou l’ATM,ignorant les limites des réseauxTDM;

c’est une topologie ouverte quipeut transporter aussi bien lesservices téléphoniques que lesservices de données;

elle dissocie la partie support duréseau de la partie contrôle, leurpermettant d’évoluer séparé-ment et brisant la structure decommutation monolithique;

elle utilise des interfaces ouver-tes entre tous les éléments, per-mettant à l’opérateur d’acheterles meilleurs produits pourchaque partie de son réseau.

Comme les opérateurs établis nepourront pas passer au réseau dela prochaine génération du jour aulendemain et que les réseaux desnouveaux opérateurs devront fonc-tionner avec les réseaux et servicesdéjà existants, cette topologie deréseau permet aussi l’interfonc-tionnement transparent avec lesréseaux de signalisation no7 et detransport TDM et la réutilisation etle partage des services indépen-dants du réseau qui ont fait leurspreuves sur le marché, commeceux offerts actuellement par leréseau intelligent.

Plusieurs noms sont utilisés dansl’industrie pour désigner la fonc-tion de serveur d’appels : serveurd’appels, contrôleur de passerellede média (MGC), agent d’appels,SoftSwitch. Ce serveur contienttoute l’intelligence propre auxproduits de commutation et com-porte un modèle d’appel complet.Le serveur d’appels identifie lesusagers, détermine le niveau deservice pour chaque usager etdéfinit l’acheminement des flux detrafic sur la base d’un ensemblecomplexe de paramètres. En outre,il fournit à l’opérateur les informa-

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000640

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Deutsche Telekom bewirbt sich mit Partnern um UMTS-Lizenz in Schweden

Mobility4Sweden, ein Joint Ventureaus ABB, T-Mobile International,der Mobilfunktochter der Deut-schen Telekom, und Utfors hat beider schwedischen Post- und Tele-kommunikationsbehörde die Ertei-lung von Lizenzen zur Errichtungund zum Betrieb landesweiter

UMTS- und GSM-Netze der drittenGeneration (3G) beantragt.

Das UMTS-Netz von Mobility4-Sweden wird innerhalb von dreiJahren mehr als 99 Prozent derschwedischen Bevölkerung denHochgeschwindigkeitszugang zurmobilen Multimediakommunikationermöglichen. Zugleich sollen min-destens 1000 neue Arbeitsplätzeim ganzen Land geschaffen wer-

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 641

peut produire la séquence designalisation appropriée (parexemple H.323), n’a nul besoinde passer par un serveur d’ap-pels pour établir le contact. Celaa des conséquences du point de vue de la taxation, des sta-tistiques de performance duréseau, des habilitations, etc.

la structure IP du réseau permetla mise en œuvre d’une manièretrès simple de services de diffu-sion et de multidiffusion qu’ilserait réellement difficile defournir dans un environnementde type TDM.

un serveur d’appels n’est pasresponsable de la qualité deservice (QdS) pour les relationsdans lesquelles il n’est pas in-tervenu. De plus, de telles rela-tions ne doivent pas dégrader laQdS des services contrôles parle serveur d’appels.

[A suivre]

Revue des Télécommunicationsd’Alcatel

2e trimestre 2000

Vokabeln/Vocabulaire(f = féminin; weiblich; etw = etwas;jmd = jemand; m = masculin,männlich; qn = quelqu’un; qc =quelque chose)

réseau voix Datennetz, das sur données auch zur Über-

mittlung vonSprache genutztwird

viable écono- rentabelmiquement

fourniture des Bereitstellungservices von Diensten

qc intervient etw kommt zu (intervenir) Stande

visioconfé- Videokonferenzrence, f

tandis que währendqc prend etw expandiert

un essorprendre le pas etw überholen

sur qcnettement eindeutigbouleverse- grundlegende

ment, m Veränderungmarotte, f Marotte; wunder-

liche Neigungsusciter hervorrufenrompre avec mit etw brechendissocier trennenbriser brechen, zerreißendu jour au von Heute auf

lendemain Morgenterminaison, f Endstelle; hier:

Leitungs-abschluss

taxation, f Entgeltfestset-zung, Gebührenberechnung

habilitation, f Berechtigung

tions nécessaires pour facturer lesclients et des statistiques sur lesperformances du réseau.

Le serveur d’appels interagit avecdes passerelles de la couche mé-dia. Il reçoit des informations surles appels en cours et fournit auxpasserelles les indications néces-saires pour faire aboutir l’appel,dans les limites du schéma defourniture de service propre à laligne ou la jonction particulière. Ilfait partie de la couche contrôle.

Un serveur d’appels est essentiel-lement concerné par les servicesen temps réel: les services télé-phoniques, pour commencer, puisultérieurement, les services vidéoet multimédias.

Le serveur d’appels a pour rôleprincipal d’établir des relationsentre des terminaisons. Les rela-tions peuvent être un simple appelou un processus plus complexe.Avec l’introduction de nouveauxservices, l’intelligence de serviceva de plus en plus se loger dansdes serveurs d’application quidialoguent avec le serveur d’appelspour mettre en œuvre les relations.Comme dans le cas des réseauxTDM, un certain nombre de fac-teurs technologiques et économi-ques font que certains services àvaleur ajoutée sont mis en œuvreindépendamment du réseau, endehors du serveur d’appels, parexemple, sur des plates-formes deréseau intelligent (IN).

Ainsi, le serveur d’appels exploiteprincipalement les ressources duréseau, tandis que les services seretrouvent de plus en plus dans lacouche supérieure. Faire intervenirce serveur dans un service est unemanière de garantir la qualité deservice car il assure la meilleureadéquation entre l’abonnement del’usager et les capacités du réseau:le réseau est alors régulé pour cesdeux flux. Dans ce mode, le ser-veur d’appels connaît tous les fluxde trafic et toutes les affectationsde ressources.

Toutefois, le serveur d’appels n’in-tervient pas dans toutes les rela-tions, auquel cas le service estfourni «au mieux». Ceci a un certainnombre de conséquences qu’il fautbien comprendre lorsqu’on déploieun réseau avec des serveurs d’ap-pels:

un abonné IP natif, qui connaîtl’adresse IP de son corres-pondant ou de la passerelle parlaquelle il peut le joindre, et qui

Expressions figées – Redewendungen

qn est à l’affût … jmd lauert auf etwAFNOR, Association Französischer Normenverband

Française de NormalisationAFP, Agence France Press Französische Nachrichtenagenturen bas âge im BabyalterIl a agi de son plein gré Er hat aus freien Stücken gehandelt.qc agit sur qc etw übt Einfluss auf etw ausAh bon! naja; aha, soso; ach ja wirklichAh non! Ach nein.Ah oui. Doch doch.Tu m’aiderais bien si tu … Es wäre mir eine große Hilfe,

wenn Du …

Nachrichten · Neuerungen

Page 70: Deutsche Telekom C 10964 Unterrichtsblätter 11 · Deutsche Telekom Unterrichtsblätter C 10964 53. Jahrgang 10. November 2000 11 Motivation durch eine ehrliche Leistungsbewertung

den. Das Unternehmen plant dieInbetriebnahme des GSM-Netzesim April 2001, wobei die UMTS-Netzplattform 2002 entsteht, wenndie ersten Handys der dritten Ge-neration auf den Markt kommen.

Der Technologiekonzern ABB kanneine beeindruckende Erfolgsbilanzbei Installation, Instandhaltung undBetreuung von Telekommunika-tionsnetzen in verschiedenen euro-päischen Ländern vorweisen. InSchweden beschäftigt ABB 20 000Mitarbeiter in allen Geschäftsberei-chen.

Der ABB-Konzern bedient Kundenin den Bereichen Stromübertra-gung und -verteilung, Automatisie-rungstechnik, Öl, Gas und Petro-chemie, Gebäudetechnik und Fi-nanzdienstleistungen. Mit neuenIT-Applikationen, maßgeschneider-ten Softwarelösungen, zunehmen-den E-Business Aktivitäten sowieeiner schnell wachsenden Wissens-und Dienstleistungsbasis schafftABB Verbindungen zur Neuen Wirt-schaft. Der ABB-Konzern beschäf-tigt rund 160 000 Mitarbeiter in über100 Ländern.

Die Deutsche Telekom ist der füh-rende Telekommunikationsbetrei-ber in Europa und ein Vorreiter inder Entwicklung der UMTS-Tech-nologie. Über ihre Tochtergesell-schaft T-Mobile International hatdie Deutsche Telekom in Groß-britannien, den Niederlanden undDeutschland bereits drei UMTS-Lizenzen ersteigert. Sämtliche Be-teiligungsgesellschaften von T-Mo-bile International betreiben ihre Net-ze nach den höchsten internatio-nalen Standards.

Utfors ist treibende Kraft für denWettbewerb und sinkende Prei-se auf den Märkten für Internet-Dienste und Festnetz-Telefonie inSchweden. Mit seinem rasantwachsenden Breitbandnetz hat Ut-fors eine führende Position bei derEntwicklung innovativer IP-basier-ter Dienste in Schweden inne.

Utfors ist der ideale Partner inSkandinavien für qualitativ hoch-wertige Breitband-, Internet- undTelefoniedienste über das Fest-und Mobilfunknetz. Utfors wird imLaufe dieses Jahres ein Netz in Be-trieb nehmen, dessen Technologieweltweit an der Spitze der Entwick-lung steht. Über dieses Netz bietetUtfors Unternehmen, Behördenund Privatpersonen revolutionäreDienste an, die völlig neue Mög-lichkeiten der Gestaltung und Krea-tivität eröffnen. Bis 2001 wird Ut-

fors die 75 größten Städte in Skan-dinavien miteinander verbundenhaben. Das Unternehmen beschäf-tigt rund 240 Mitarbeiter.

Mobility4Sweden hat mit Ericssoneine Vereinbarung zur Lieferungvon Schlüsseltechnolgie und Kom-ponenten für das landesweite GSM-und UMTS-Netz des Joint Venturesgetroffen.

Das UMTS (Universal Mobile Tele-communications System) ist derStandard für die nächste Genera-tion von Mobilfunknetzen zur draht-losen Hochgeschwindigkeits-Da-tenübertragung. Vier UMTS-Lizen-zen werden in Schweden verge-ben.

Deutsche TelekomPressemitteilung

01.09.2000

Digital Radio: Deutsche Telekom installierterstes Netz in China

Die Deutsche Telekom hat in Chinadas erste Übertragungsnetz fürdigitalen Hörfunk (Digital AudioBroadcasting = DAB) errichtet. DasDAB-Netz wurde entlang der 120Kilometer langen Autobahn vonBeijing (Peking) nach Tianjin imOsten Chinas installiert. Das Netzist Ende Juni von Verantwortlichendes chinesischen Ministeriums fürRadio, Film und Television (MRFT)und Vertretern der Deutschen Tele-kom in Betrieb genommen worden.

Grundlage für den Ausbau war eineVereinbarung aus dem Mai 1996zwischen dem Ministerium und der angeschlossenen Academy ofBroadcasting auf der einen sowieTelekom und der deutschen Zulie-ferfirma Rohde und Schwarz aufder anderen Seite. Darin verstän-digten sich die Partner auf eineZusammenarbeit beim Aufbau desDAB in den wirtschaftlich stärkstenProvinzen an der Ostküste Chinas.

Noch im gleichen Jahr wurde an-lässlich der Messe Broadcast undCine Exhibition in Beijing der erstevorläufige digitale Sender in dieserRegion in Betrieb genommen. ImAnschluss wurde dann der Ausbauentlang der Autobahn nach Tianjinvereinbart. Die Versorgungspla-nung dieser Verkehrsachse wurdemit einem von der Deutschen Tele-kom selbst entwickelten Planungs-tool für digitale Sendernetze durch-geführt. Für die lückenlose Versor-gung des geplanten Gebietes wa-ren lediglich drei Senderstandorteerforderlich. Der internationale Ver-trieb Rundfunk Kunden des Ge-

schäftsbereiches Rundfunk undBreitbandkabel realisierte die ge-samte Planung und den Aufbau derdigitalen Senderkette.

Nach dem erfolgreichen Start desDAB-Netzes im Osten Chinas wirdnun über einen Ausbau in weite-ren Regionen nachgedacht. An die-sen Verhandlungen nimmt auch dieDeutsche Telekom teil. Das Enga-gement der Telekom im Bereichdigitaler Rundfunk in China ist Teileiner Kooperationsstrategie, diemit Eröffnung der RepräsentanzBeijing im Jahre 1996 begonnenhatte. Ziel ist es, Möglichkeiten undChancen, die der chinesische Marktbietet, rechtzeitig zu erkennen.

PressemitteilungDeutsche Telekom

08.09.2000

Die Hilfe der Regulierungs-behörde bei Funkstörungen des Radio- undFernsehempfangs

Funkstörungen treten häufig im All-tag auf und sind für jedermannleicht zu erkennen, doch zur Be-hebung der Störung wird fundier-tes Fachwissen benötigt. Ein Anrufbei der Funkstörungsannahme derRegulierungsbehörde für Telekom-munikation und Post unter der bun-desweiten Telefonnummer 0180 3 -23 23 23 und der Prüf- und Mess-dienst der Regulierungsbehördewird aktiv. Die Suche nach demStörer beginnt.

Doch bevor zum Hörer gegriffenwird, sollte sicher sein, dass daseigene Fernsehgerät und die ei-gene Kabel- oder Antennenanlagein Ordnung sind. Bei Fehlern in derEmpfangsanlage sind der Fach-händler oder die Antennen-War-tungsfirma beziehungsweise derHauseigentümer der richtige Adres-sat.

Bei Störungen des Empfangs „vonaußen“ durch nicht entstörte oderdefekte elektrische Geräte oderSendefunkanlagen kann die Stör-quellensuche durch den Prüf- undMessdienst der Regulierungsbe-hörde recht aufwendig sein. Den-noch sind die erforderlichen Mes-sungen und Peilungen zur Aufklä-rung der Störung für den, der eineStörung meldet, kostenlos. Der Ver-ursacher der Störung wird in be-stimmten Fällen zur Kasse gebe-ten, z. B. bei illegalen Sendefunk-geräten.

PressemitteilungRegulierungsbehörde für

Telekommunikation und Post04.09.2000

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000642

Page 71: Deutsche Telekom C 10964 Unterrichtsblätter 11 · Deutsche Telekom Unterrichtsblätter C 10964 53. Jahrgang 10. November 2000 11 Motivation durch eine ehrliche Leistungsbewertung

Regulierungsbehörde öffnetNummernbereich (0)15 fürMobilfunk – Neue Rufnummernfür UMTS/IMT-2000

Für den Mobilfunkmarkt in Deutsch-land hat die Regulierungsbehördefür Telekommunikation und Post(Reg TP) den Nummernbereich (0)15geöffnet. Inhaber einer Mobilfunk-lizenz konnten bei der Regulierungs-behörde bis zum 15. September2000 neue Rufnummernblöcke be-antragen.

Folgende Rufnummernbereiche ha-ben sich die Inhaber einer UMTS/IMT-2000-Lizenz reservieren las-sen:

(0)159 Group 3G(0)160 DeTeMobil Deutsche

Telekom MobilNet GmbH(0)161 Mannesmann Mobilfunk

GmbH(0)162 Auditorium Investments

Germany S.à.r.I.(0)163 MobilCom Multimedia

GmbH(0)164 VIAG Interkom

GmbH & Co

Diese Rufnummernbereiche beste-hen aus je 100 Millionen elfstelligenRufnummern (dabei wird die füh-rende Null nicht mitgezählt) undwerden den Netzbetreibern nachBedarf in einzelnen Blöcken zu je10 Millionen Rufnummern zugeteilt.Die Vergabe der Rufnummern andie Endkunden wird wie bisherdurch die jeweiligen Netzbetreiberdurchgeführt.

Diese Rufnummern können ab so-fort sowohl für GSM- als auch fürUMTS/IMT-2000-Mobilfunkdiensteverwendet werden. Deshalb konn-ten sich auch GSM-Lizenznehmeran diesem Reservierungsverfahrenbeteiligen.

Weiterhin können die Mobilfunk-dienste die Rufnummern aus denBereichen (0)17 sowie (0)160,(0)162, (0)163 für GSM-Dienstenutzen.

PressemitteilungRegulierungsbehörde für

Telekommunikation und Post19.09.2000

Deutsche Telekom führend bei Nachhaltigkeit imUmweltschutz – ErneuteSpitzenposition im Dow JonesSustainability Group Index

Die Deutsche Telekom hat in die-sem Jahr zum zweiten Mal in Folgeden ersten Platz in der Telekommu-

nikationsbranche beim Dow JonesSustainability Group Index (DJSGI)erreicht. Dieser Index stuft Unter-nehmen nach sozialen, wirtschaft-lichen und ökologischen Gesichts-punkten ein. Weil Anleger häufigihre Entscheidungen an umwelt-freundlichen Produktions- und Ar-beitsprozessen festmachen, be-werten Finanz- und Ökologie-Ex-perten Unternehmen inzwischenimmer mehr nach ihrer Umwelt-freundlichkeit und nehmen Klassi-fizierungen in so genannten Öko-Ratings vor.

Der DJSGI ist der erste weltweiteIndex, der die Performance vonUnternehmen auch im sozialen undökologischen Bereich abbildet undsomit das nachhaltige Wirtschaf-ten zur Voraussetzung ökonomischsinnvollen Wirtschaftens macht.Bewertet werden u. a. das betrieb-liche Umweltmanagement, eineökologisch orientierte Produktent-wicklung sowie Umweltkennzahlenüber Energieverbrauch und Emis-sionen. Dem Index gehören über200 Unternehmen aus 64 Bran-chen und 36 Ländern mit einerMarktkapitalisierung von rund fünfBillionen Dollar an.

Der Informationsdienstleister DowJones ist weltweit einer der führen-den Anbieter von Aktienindizes.Der schweizerische Kooperations-partner SAM Sustainability Grouphat sich auf die Beurteilung derWertorientierung von Unternehmenin der Anlageberatung von Investo-ren spezialisiert.

Deutsche TelekomPressemitteilung

19.09.2000

„Grünes Licht“ für zweitgrößtesSystemhaus in Europa

Ohne Einschränkungen hat dasBundeskartellamt die Mehrheits-beteilung der Deutschen Telekomvon 50,1 Prozent am debis Sys-temhaus genehmigt. Unter demNamen „T-Systems“ entsteht damitdas zweitgrößte Systemhaus inEuropa mit 40 000 Mitarbeitern undeinem Gesamtumsatz von rund 20Milliarden Mark.

Die Deutsche Telekom war bisherim Systemlösungsgeschäft – ei-nem Markt mit jährlichen Wachs-tumsraten von 20 Prozent – vor al-lem mit ihrer TochtergesellschaftDeTeSystem aktiv. Weitere Tele-kom-Einheiten bilden nun gemein-sam mit dem debis Systemhausdie Säule T-Systems für Dienst-leistungen auf Basis von integrier-

ter Telekommunikations- (TK) undInformationstechnologie (IT).

Erklärtes Ziel der Deutschen Tele-kom ist es, ihre starke Position imWachstumsbereich E-Business aus-zubauen. Außerdem ist das neueUnternehmen hervorragend vorbe-reitet für die stark wachsendeNachfrage nach Outsourcing-Lö-sungen auf Basis integrierter TK-und IT-Lösungen. Gemeinsam willman zudem weitere neue Markt-segmente erschließen. Dazu gehö-ren zum Beispiel die Übernahmekompletter Geschäftsprozesse vonKunden (Prozessmanagement) undApplication Service Providing, beidem ein Unternehmen Software-Anwendungen über das Internetkostensparend mit anderen ge-meinsam nutzt.

Deutsche TelekomPressemitteilung

21.09.2000

T-Online und der japanischeISP NIFTY kooperieren

T-Online und Japans führender In-ternet Service Provider NIFTY ha-ben eine weitreichende Koope-ration in den Bereichen Technolo-gie, Produkte, Content und E-Com-merce vereinbart. Ein entsprechen-des Memorandum of Understand-ing wurde am 12. September 2000unterzeichnet. Die NIFTY ist mitrund 3,9 Millionen Kunden Japansgrößter Internet Service Provider.Die T-Online International AG ver-fügt über insgesamt 8,3 Millionenregistrierte Kunden – darunter 6,4Millionen Access-Kunden – und istdamit Europas führender Online-Anbieter (Stand 30. Juni 2000).

Das reichhaltige Produktportfoliovon NIFTY, insbesondere in denBereichen Communities, Entertain-ment und Business Services, hatmaßgeblich zum bemerkenswertenErfolg auf dem umkämpften japani-schen Markt beigetragen. Die Kun-den in Europa und Japan werdendadurch profitieren, dass das An-gebot auf beiden Seiten in Zukunftdurch den Austausch von Techno-logien und Produkten weiter an At-traktivität gewinnt.

Darüber hinaus planen die Partner,auch im Bereich Portal, gemeinsa-me Geschäfte zu entwickeln. Welt-weit tätige Content- und E-Com-merce Partner erhalten auf Grundder hohen Reichweiten von NIFTYund T-Online den direkten Zugangzu einer einzigartigen internatio-nalen „Community“.

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 643

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Energieverbrauch sank um 1,8 Prozent

Nach Berechnungen der Arbeits-gemeinschaft Energiebilanzen sank

in Deutschland 1999 der Primären-ergieverbrauch gegenüber dem Vor-jahr um 1,8 Prozent auf 484,5 Mil-lionen Tonnen Steinkohleneinhei-ten (SKE). Eine insgesamt verhal-

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000644

Das vorliegende Buch enthält einegroße Anzahl tabellarischer Unter-lagen, die im Unterricht und in derBerufspraxis unentbehrlich sind.Das Tabellenbuch ist nach den Bil-dungsplänen für die Fächer Com-putertechnik bzw. Datenverarbei-tung, Informationstechnik der be-ruflichen Schulen, insbesondereder Berufsfelder Elektrotechnik undMetalltechnik, entwickelt.

Aus dem Inhalt: Codes, Berech-nungen, Dokumentation / Speicher/ Computer / Peripherie, Messun-gen / Programmiersprachen / Be-triebssysteme, Anwendersoftware/ Datenübertragung / Mikroprozes-sortechnik / Spezielle Computer-anwendungen, Umwelttechnik /Glossar / Größen und Einheiten /Organisationen und Normungs-begriffe.

Kommunikationstechnik –Grundlagen und Anwendungen

Jürgen Göbel. Hüthig Fachverlage,Heidelberg 2000. Umfang 977 Sei-ten, zahlreiche Abbildungen und

Tabellen. Gebunden. Preis 118 DM.ISBN 3-7785-3904-3.

Das vorliegende Buch bietet einenumfassenden und ausführlichenÜberblick über die wichtigsten Be-reiche der Nachrichten- bzw. derKommunikationstechnik. Neben all-gemeinen Grundlagen, theoreti-schen Aspekten und Übertragungs-systemen berücksichtigt es auchNetze und Vermittlungssysteme.

Das Werk beschreibt u. a. Informa-tions- und Codierungstheorie, Wel-lenausbreitung und Leitungen, Mo-dulations- und Multiplexverfahren,wichtige Systeme der Nachrichten-technik, Grundlagen der Vermitt-lungstechnik sowie Kommunika-tionsnetze. Zu allen Bereichen sindzahlreiche Übungsaufgaben vor-handen. Der Anhang liefert allewichtigen Abkürzungen und For-meln sowie ein umfangreiches Lite-raturverzeichnis. Das Buch eignetsich sowohl für das Selbststudiumals auch zum Einsatz als vorle-sungsbegleitende Literatur, bietetaber auch dem Praktiker als Nach-schlagewerk bzw. zur Weiterbil-dung alle wichtigen Themen.

Aus dem Inhalt: Signale und Sys-teme / Zeitgesetz der Nachrichten-technik / Basisband- und Band-pass-Signale / Logarithmierte Ver-hältnisgrößen / Grundlagen derWahrscheinlichkeitsrechnung / Kor-relationsfunktion und Leistungs-dichtespektrum / Informations-theorie / Quellencodierung / Kanal-codierung / Grundlagen der Über-tragung digitaler Signale / Scram-bler und Descrambler / Optimal-filterung / Prinzip der Datenkom-munikation / Antennen / Das Funk-feld / Einfluss der Atmosphäre /Elemente der Nachrichtentechnik /Modulations- und Multiplexverfah-ren / Systeme der Nachrichtentechnik / OSI-Referenzmodell /Protokolle / Grundlagen der Ver-mittlungstechnik / Netze für dieSprach- und Datenkommunikation.

FOCUS FaktenSelbstständig mit Zukunft: Das Lexikon fürExistenzgründer

Hrsg. Meyers Lexikonredaktion inZusammenarbeit mit dem FOCUSMagazin-Verlag GmbH, München.Zahlreiche Grafiken und Tabellen.Durchgehend vierfarbig gedruckt.Umfang 208 Seiten. Kartoniert.Preis 29,90 DM. ISBN 3-411-07841-3.

Sein eigener Chef sein – für vieleein Traum. Das Lexikon zur Exis-tenzgründung informiert über dierechtlichen Rahmenbedingungeneiner Firmengründung, nennt diewichtigsten Möglichkeiten, dasnotwendige Kapital zu erhalten,zeigt aber auch die Gefahren auf,denen Existenzgründer sich aus-setzen, wenn sie ihre Pläne nichtsorgfältig und kritisch prüfen.

Aus dem Inhalt: Einführungsteil mitGrundinformationen / AktuellesLexikon A–Z mit den Stichwörternzum Thema / Topplätze für Gründer– 83 Städte im Test / Beispiel eines„Gründungsfahrplans“ / SchnellerÜberblick über die Problemlage /Hilfestellung bei der Entscheidungs-findung / Internetadressen und An-schriftenverzeichnis / Literaturan-gaben.

Tabellenbuch Computertechnik

Bearbeitet von Lehrern und Inge-nieuren an beruflichen Schulen,Seminaren, Fachhochschulen undProduktionsstätten. Verlag Europa-Lehrmittel, Nourney 1999. Umfang311 Seiten. Broschiert. Preis 44 DM.ISBN 3-8085-3432-X.

Als ersten gemeinsamen Servicewerden die Partner ein direktesRoaming zwischen NIFTY und T-On-line realisieren. Damit werden sichdie Kunden beider Provider gegen-seitig über das Netz des Partnersins Internet einwählen können.Dabei entstehen den Kunden keineZusatzkosten (Roaminggebühren).

Über NIFTYDie NIFTY Corporation ist eine hun-dertprozentige Tochter von Fujitsu.Der Umsatz im Geschäftsjahr 1999betrug 48,8 Milliarden Yen. Der

Online Service von NIFTY (Brand@nifty) hat 3,9 Millionen Kundenund ist damit nicht nur Nr. 1 imjapanischen Markt, sondern auchin Asien insgesamt. Das Portalnifty.com erreicht nahezu 60 Pro-zent aller japanischen Internet-Nut-zer. Damit hat NIFTY auch im Por-tal-Business eine führende Stel-lung im japanischen Markt, der hin-sichtlich der Nutzerzahlen weltweitder zweitgrößte nach den USA ist.

T-OnlinePressemitteilung

13.09.2000

Bücher & CD-ROMHinweise auf Bücher und CD-ROM besagen nichts über die Richtigkeit dessen Inhaltsund stellen keine Kaufempfehlung dar.

FachpresseUnter dieser Rubrik werden Kurzfassungen von Veröffentlichungen anderer Zeitschrif-ten wörtlich oder sinngemäß abgedruckt. Die Kurzfassungen dienen dazu, den Mit-arbeitern der Deutschen Telekom Hinweise auf wesentliche Themen aus anderenFachzeitschriften zu vermitteln. Wer sich genauer unterrichten will, greife auf dieOriginalveröffentlichung in der jeweils am Schluss genannten anderen Zeitschrift zurück, die auch für die Richtigkeit des Inhalts ihrer Ausführungen verantwortlich ist.

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tene konjunkturelle Entwicklung,vor allem aber ein – im Vergleich zu1998 – wärmeres Jahr hat zu die-sem Rückgang geführt.

Trotz eines Rückgangs um 3,3 Pro-zent blieb Mineralöl mit einem An-teil von 39,4 Prozent der wichtigstePrimärenergieträger – gefolgt vonErdgas (21,3 Prozent), Steinkohle(13,4 Prozent), Kernenergie (13,1Prozent) und Braunkohle (10,3 Pro-zent). Wasser- und Windkraft deck-ten trotz eines Plus von 14,8 Pro-zent nur 0,6 Prozent der Primär-energie (Bild 1).

STROMTHEMEN (IZE)2000, Nr. 9, S. 6

Mit modernenGradientenfasern fit fürGigabit-Ethernet

Für Glasfaserverbindungen gilt dieNorm EN 50173, verabschiedet imJahr 1995. Definiert sind die An-forderungen an das Kabel, an dieStrecke und an die Anschlusstech-nik. Die Anforderungen sind – ge-messen am derzeitigen Entwick-lungsstand – eher schwach. Sowird eine Bandbreite von 500 MHzim zweiten Fenster gefordert. Fürdie Sekundärverkabelung ist eineStrecke von 500 m definiert, für dieTertiärverkabelung sind es sogarnur 90 m. Zum Vergleich bietet bei-spielsweise die 50-µm-GigaLine-Standardfaser eine Bandbreite von1200 MHz im zweiten Fenster. Überdie gesamte Strecke ist mit diesemKabel und guter Anschlusstechniksicher ein Wert von 2,8 dB/km auchnoch bei 1000 m Übertragungs-strecke zu realisieren.

Im Umfeld lokaler Netzwerke wer-den zurzeit nur Gradientenindex-fasern benutzt. Ein- oder Mehr-modenfasern (Bild 2) mit 9 µm bis10 µm Kerndurchmesser könnennur mit einer zurzeit teuren Laser-technik angeregt werden. Sie er-fordern höchste Genauigkeit beider Verbindungstechnik. Im Ge-gensatz dazu wurden Stufenindex-fasern mit dem Ziel entwickelt, dieKonfektionierung von Lichtwellen-leitern zu vereinfachen. Bei einemKerndurchmesser von beispiels-weise 100 µm wurde dieses Zielauch sicher erreicht. Der großeDurchmesser führt jedoch auchdazu, dass der Impuls sehr breitwird und somit vom Empfängernicht mehr eindeutig erkannt wird.Des Rätsels Lösung ist unter heu-tigen Gesichtspunkten die Gra-dientenindexfaser mit 50 µm oderalternativ 62,5 µm Kerndurchmes-

ser. Der Faserkern ist in Schichtenähnlich dem Aufbau einer Baum-rinde aufgebaut. Durch diese Struk-tur entstehen verschiedene Ge-schwindigkeiten bei der Ausbrei-tung des Signals, so bleibt der Ein-gangsimpuls weitgehend erhalten,weil die Geschwindigkeitsdifferen-zen die unterschiedlichen Weglän-gen weitgehend aufheben. Somitgeht hier eine gute, zuverlässigeLeistung mit einer praktikablenAnschlusstechnik einher.

Für Dienste mit Datenraten bis100 Mbit/s wie Fast Ethernet, FDDIoder ATM ist die Nutzung vonLeuchtdioden (LED) als Senderüblich. Die kommende Norm zurÜbertragung von Gigabit-Ethernetmit Datenraten bis 1000 Mbit/ssieht eine Faseranregung mit La-serdioden in beiden optischen Fens-tern vor. Laser können deutlich hö-here Frequenzen übertragen als dievergleichsweise trägen Leuchtdio-den. Die Nutzung von Lasern führtallerdings nur zu einer Teilanre-gung, so dass nicht der kompletteFaserkern für die Übertragung derImpulse genutzt wird.

Der Beitrag beschreibt den Einsatzvon Gradientenfasern für Gigabit-Ethernet-Verkabelungen, gibt eineÜbersicht über die Segmentlängenund stellt zudem die unterschied-lichen Reichweiten für verschiede-ne Übertragungsstandards dar.

ntz,Nachrichtentechnische Zeitschrift

2000, Nr. 9, S. 28–29

Planung von UnifiedMessaging-Lösungen

Auf Grund weiterentwickelter Tech-nologien ist die Einbindung allerdenkbaren Kommunikationsmedien,vom Mobilfunk bis zu Voice over IP,möglich. Die Planungsphase einerderartigen Kommunikationsplatt-form wird immer komplexer.

Im Gegensatz zu herkömmlichenE-Mail Systemen steht mit UnifiedMessaging ein Konzept zur Verfü-gung, das alle denkbaren Kommu-

nikationsdienste unter einer Benut-zeroberfläche zusammenführt undin übersichtlicher Form direkt amArbeitsplatz bzw. mobilen Endge-rät zur Verfügung stellt. Durch In-tegration von IP-, Festnetz- undMobilfunktechniken wird eine er-hebliche Beschleunigung und Ver-einfachung des Informationsaus-tauschs und damit eine Kosten-ersparnis in den Unternehmen er-wartet.

Unified Messaging soll nicht be-stehende Systemumgebungen voll-ständig umstrukturieren, sonderndie Infrastruktur um fehlende Kom-munikationsmöglichkeiten sinnvollergänzen. Grundsätzlich gibt eszwei Möglichkeiten der Umsetzungvon Unified Messaging:

als eigenständiger Kommunika-tions-Server oder

als Integration in Mail- bzw.Groupware-Systeme.

Im ersten Fall können die entspre-chenden Unified Messaging-Funk-tionen ohne Rücksicht auf vor-

Unterrichtsblätter Jg. 53 11/2000 645

Bild 1:Energieverbrauchim Jahr 1999

Bild 2:Mehrmoden-Glasfasern für dieGigabit-Ethernet-Übertragung

Page 74: Deutsche Telekom C 10964 Unterrichtsblätter 11 · Deutsche Telekom Unterrichtsblätter C 10964 53. Jahrgang 10. November 2000 11 Motivation durch eine ehrliche Leistungsbewertung

handene Messaging-Programmerealisiert werden. Es sollte dabeijedoch berücksichtigt werden, dassdiese Kommunikations-Server häu-fig mit eigenen Datenbanken undAdministrationstools arbeiten. So-mit wird ein Teil der eigentlichenVorzüge hinsichtlich Vereinheit-lichung wieder zunichte gemacht.

Darüber hinaus gibt es mit denmarktführenden Groupware-Lösun-gen Microsoft Outlook und LotusNotes bereits De-facto Standards.Diese Kombination hat für denAnwender gleich mehrere Vorteile:

Der Anwender ist bereits mit der Bedienung des E-Mail Pro-gramms vertraut; es reduzierensich die Schulungsaufwendun-gen ganz erheblich.

Der Anwender muss nicht meh-rere Adressverzeichnisse pfle-gen, sondern nutzt seine vor-handenen Adressbücher auchfür das computergestützte Tele-fonieren oder die Fax-Kommu-nikation.

Ähnliches gilt für das dienstüber-greifende Gesamtjournal/Inbox:Will sich der Anwender anschauen,ob Telefonanrufe eingegangen sindoder ob seine Voicemails erfolg-reich weitergeleitet wurden, ist ernicht gezwungen, verschiedeneProgramme zu öffnen – alle wichti-gen Informationen enthält er inner-halb der jeweiligen Oberfläche.

Um den Anforderungen an UnifiedMessaging zu entsprechen, stel-len diese Systeme den Anwendernim Idealfall ein dienstübergreifen-des Journal (Inbox) zur Verfügung,das als zentrale Informationsquellesämtliche Vorgänge festhält, wiez. B. alle erfolgreich versendetenFaxe des Tages oder die Dauereines bestimmten Telefongesprächs.

Der Beitrag beschreibt darüber hi-naus Funktionen und Dienste, Com-puter-Telefon-Integration, Voice overIP, Mobilfunk-Integration und zeit-lichen Aufwand von Unified Mes-saging-Lösungen.

Funkschau2000, Nr. 19, S. 36–39

UMTS – der Weg zur ultimativenKommunikationsfreiheit

Schon lange vor dem geplantenUMTS-Start 2002/2003 sind imdeutschen Mobilfunk-Markt erheb-liche Veränderungen zu verzeich-nen. Die Vergabe der begehrten Li-

zenzen ist abgeschlossen. Wenn-gleich der Erfolg von UMTS ge-sichert erscheint, bleibt doch dieFrage nach der Übertragbarkeit undder Amortisation, die wesentlichvon den Einstiegs- und Infrastruk-turkosten beeinflusst werden.

Mit der dritten Generation (3G) mo-derner Mobilfunktechnologien wirdnicht nur den technischen Möglich-keiten Rechnung getragen. Dasglobale Zusammenspiel aller „3G“-Netze scheint mit der Verabschie-dung des neuen Standards Uni-versal Mobile TelecommunicationsSystem (UMTS) bzw. seiner über-seeischen Variante, des Interna-tional Mobile TelecommunicationsSystem (IMT-2000) – in Amerikaund Asien – gesichert zu sein. Ne-ben dem UMTS/IMT-2000 gehörennoch weitere Netze wie etwa dasMobile Satellite System (MSS) zuden so genannten 3G-Netzen.

Der neue Standard wird es er-lauben, mit einem Handy in allenUMTS/IMT-2000-Netzen weltweittelefonieren zu können. Damit ge-winnt die Globalisierung noch ein-mal an Dynamik, denn die wesent-liche Triebfeder für einen welt-weiten (elektronischen) Handel istdie Verfügbarkeit eines reibungslosfunktionierenden und ständig ver-fügbaren Kommunikationsmittels.Das UMTS/IMT-2000 ist ein sol-ches Kommunikationsmittel, wel-ches alle heute erkennbaren Be-darfe elektronischer Kommunika-tion abdecken wird. Dabei wird dienormale Sprachkommunikation einDienst unter vielen sein, dessen imNetz erzeugter Verkehr eher einenbescheidenen Anteil am Gesamt-aufkommen ausmachen wird.

Bereits auf der WARC (World Ad-ministrative Radio Conference) imJahre 1992 wurden die Weichendurch Frequenzzuweisungen aufweltweiter Basis gestellt für einmobiles Kommunikationssystem.Insgesamt wurde von der ITU (In-ternational TelecommunicationsUnion) ein Frequenzband von 230MHz definiert, das im 2-GHz-Band(1885 MHz bis 2 025 MHz und2110 MHz bis 2 200 MHz) reserviertwurde und sowohl die terrestri-schen als auch die Satellitenanteileenthält. Allerdings sind die zuge-wiesenen Bereiche noch nicht inallen Ländern verfügbar, weil sieteilweise noch von anderen Funk-diensten belegt sind. Die techni-schen Parameter werden von derSpecial Mobile Group (SMG) erar-beitet und bei ETSI (European Tele-communications Standards Institu-te) standardisiert. Dabei sind aus-

gearbeitete Vorschläge nur dannnormungsfähig, wenn sie eine Zu-stimmung von mindestens 71 Pro-zent der möglichen Wertungen er-reichen.

Der Wahl des Modulationsverfah-rens kommt eine besondere Be-deutung zu, weil dieser Parameterausschlaggebend ist für die Ver-träglichkeit des neuen Systems mitbereits bestehenden Diensten, wieetwa mit GSM (Global System forMobile Communication). Bis zurEinführung von UMTS werden sichweltweit rund 300 Millionen Nutzerfür ein GSM-Handy entschiedenhaben. Damit führt kein Weg aneiner Verträglichkeit des kommen-den Systems mit dem im GSM ge-nutzten TDMA-(Time Division Mul-tiple Access-) Zugriffsverfahren vor-bei. Indes scheint der Wettstreit der Modulationsverfahren um dieGunst des neuen Systems nochnicht entschieden zu sein. Zwei„Lager“ haben sich inzwischen umdie Verfahren TDMA und CDMA(Code Division Multiple Access) ge-bildet und breitbandfähige Lösun-gen vorgestellt. Aus dem CDMAentstand das WCDMA (WidebandCDMA), wohingegen das TDMAzum TD-CDMA (Time Division-CDMA) fortentwickelt wurde.

Der Beitrag beschreibt – bevor erauf den UMTS-Standard eingeht –die gesamte Entwicklung des Mo-bilfunks, beginnend mit dem B-Netz über C-, D-, E-Netze, geht aufZusatzdienste ein und behandeltBluetooth, HSCSD-Technik, dasGPRS- und das EDGE-System.

telekom praxis2000, Nr. 6, S. 24–34

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