Deutscher Mauerwerkskongress 2013

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259 © Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Mauerwerk 17 (2013), Heft 5 Editorial DOI: 10.1002/dama.201300585 Es ist wieder soweit – alle zwei Jahre wird in Kooperation zwischen einer wissenschaftlichen Einrichtung, des Fach- verbandes für Massiv- und Hochbau im ZDB und der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungs- bau e.V. (kurz DGfM) der deutsche Mauerwerkskongress organisiert. Am 18. und 19. September 2013 findet er an und mit der Technischen Universität Berlin statt. Das Dachthema lautet „Mauerwerk – unter den Her- ausforderungen des Klimawandels“. Der Kongress soll dies- bezüglich Anregungen für neue Diskussionen geben. Die letzten Jahrzehnte, und insbesondere die letzten Jahre, wa- ren durch die politische und allgemeine Diskussion um Energieeffizienzverbesserung und das Beherrschen der Energiewende in Deutschland geprägt. Viele Entwicklungen, im Produkt- sowie auch im konstruktiven Bereich, waren sehr dominant auf die Verbesserung des Wärmeschutzes und die Einsparung von Energie für das Heizen und den Warm- wasserverbrauch ausgerichtet. Aber ist diese einseitige Opti- mierung wirklich das, was wir für die Zukunft brauchen? Es gibt eine immer größer werdende Anzahl von For- schern, die uns vor möglichen, zum Teil katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels warnen. Der Beitrag von Herrn Prof. Rahmstorf in diesem Heft macht deutlich, wie weit diese Entwicklung schon fortgeschritten ist und in welchen Punkten sich die zurzeit abspielende Erderwär- mung von früheren Phasen unterscheidet. Wir müssen uns ernsthaft damit auseinandersetzen, dass die gebaute Um- welt und damit die Gebäude, in denen wir wohnen und arbeiten, schon in den nächsten Jahren den spürbaren Aus- wirkungen des Klimawandels gerecht werden müssen. Was bedeuten längere Dürrephasen und extreme Hitze für den zukünftigen sommerlichen Wärmeschutz? Wie werden un- sere Gebäude in den Wintermonaten auf extreme Kälteein- brüche reagieren? Wie können Folgeschäden an Gebäu- den durch das Auftreten von Tornados vermieden oder minimiert werden? Welche Konsequenzen für die Material- auswahl und die Konstruktion hat in den betroffenen Regi- onen das häufigere Auftreten von Überschwemmungs- und Flutereignissen? Im Beitrag von Herrn Prof. Vogdt und Herrn Prof. Sahner werden dazu erste Antworten gegeben. Neben dem Klimawandel wird auch der demografische Wandel Auswirkungen auf das Bauen in naher Zukunft ha- ben. Wir werden mehr kleinere, bezahlbare und altersge- rechte Wohnungen benötigen. Wie wird es gelingen, die Kostenentwicklung im Neubau von Wohngebäuden für die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums zu beeinflussen und welche Materialien und Konstruktionen sind für nachträgli- che Eingriffe in die Bausubstanz zur Anpassung an die Be- dürfnisse der Bewohner in verschiedenen Lebensphasen wichtig? Nicht zuletzt bei der Bewertung der Nachhaltig- keit werden diese Anforderungen aus der Sicht des Klima- und demografischen Wandels immer bedeutsamer. In ersten Ansätzen greifen die Herren Hegner und Prof. Graubner in ihren Beiträgen diese Problematik auf. Auch Herr Prof. Oswald geht in seinem Beitrag auf Abdichtungsprobleme ein, die im Bereich Dach und Fassade in Folge steigender Beanspruchung durch die Änderung klimatischer Bedin- gungen gegeben sind. Herr Hegner informiert in seinem Beitrag außerdem über den aktuellen Status zur Novellierung der Energieein- sparverordnung sowie zur Umsetzung und Definition von Niedrigstenergiehäusern und Pilotprojekten zu „Plus-Ener- gie-Häusern“, die auch in Zusammenarbeit mit Baustoff- herstellern aus dem Mauerwerksbereich bereits erfolgreich umgesetzt wurden. Ein dritter Themenschwerpunkt für den Mauerwerks- kongress ist durch die bevorstehende bauaufsichtliche Ein- führung des Eurocodes für den Mauerwerksbau gegeben. Das trifft sowohl für die sogenannte kalte als auch für die heiße Bemessung unter Brandeinwirkungen zu. Die Bei- träge von Prof. Graubner und Team, Herrn Dr. Purtak und Herrn Schlundt informieren dabei über die neuesten Ent- wicklungen und Trends und stellen Bemessungsansätze auf Basis praktischer Beispiele vor. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen des sehr vielsei- tigen Heftes und natürlich bei der Teilnahme am Mauer- werkskongress. Dr. Ronald Rast Geschäftsführer der DGfM e.V. Deutscher Mauerwerkskongress 2013 „Mauerwerk – unter den Herausforderungen des Klimawandels“

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259© Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Mauerwerk 17 (2013), Heft 5

Editorial

DOI: 10.1002/dama.201300585

Es ist wieder soweit – alle zwei Jahre wird in Kooperation zwischen einer wissenschaftlichen Einrichtung, des Fach-verbandes für Massiv- und Hochbau im ZDB und der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungs-bau e.V. (kurz DGfM) der deutsche Mauerwerkskongress organisiert. Am 18. und 19. September 2013 findet er an und mit der Technischen Universität Berlin statt.

Das Dachthema lautet „Mauerwerk – unter den Her-ausforderungen des Klimawandels“. Der Kongress soll dies-bezüglich Anregungen für neue Diskussionen geben. Die letzten Jahrzehnte, und insbesondere die letzten Jahre, wa-ren durch die politische und allgemeine Diskussion um Energieeffizienzverbesserung und das Beherrschen der Energiewende in Deutschland geprägt. Viele Entwicklungen, im Produkt- sowie auch im konstruktiven Bereich, waren sehr dominant auf die Verbesserung des Wärmeschutzes und die Einsparung von Energie für das Heizen und den Warm-wasserverbrauch ausgerichtet. Aber ist diese einseitige Opti-mierung wirklich das, was wir für die Zukunft brauchen?

Es gibt eine immer größer werdende Anzahl von For-schern, die uns vor möglichen, zum Teil katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels warnen. Der Beitrag von Herrn Prof. Rahmstorf in diesem Heft macht deutlich, wie weit diese Entwicklung schon fortgeschritten ist und in welchen Punkten sich die zurzeit abspielende Erderwär-mung von früheren Phasen unterscheidet. Wir müssen uns ernsthaft damit auseinandersetzen, dass die gebaute Um-welt und damit die Gebäude, in denen wir wohnen und arbeiten, schon in den nächsten Jahren den spürbaren Aus-wirkungen des Klimawandels gerecht werden müssen. Was bedeuten längere Dürrephasen und extreme Hitze für den zukünftigen sommerlichen Wärmeschutz? Wie werden un-sere Gebäude in den Wintermonaten auf extreme Kälteein-brüche reagieren? Wie können Folgeschäden an Gebäu-den durch das Auftreten von Tornados vermieden oder minimiert werden? Welche Konsequenzen für die Material-

auswahl und die Konstruktion hat in den betroffenen Regi-onen das häufigere Auftreten von Überschwemmungs- und Flutereignissen? Im Beitrag von Herrn Prof. Vogdt und Herrn Prof. Sahner werden dazu erste Antworten gegeben.

Neben dem Klimawandel wird auch der demografische Wandel Auswirkungen auf das Bauen in naher Zukunft ha-ben. Wir werden mehr kleinere, bezahlbare und altersge-rechte Wohnungen benötigen. Wie wird es gelingen, die Kostenentwicklung im Neubau von Wohngebäuden für die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums zu beeinflussen und welche Materialien und Konstruktionen sind für nachträgli-che Eingriffe in die Bausubstanz zur Anpassung an die Be-dürfnisse der Bewohner in verschiedenen Lebensphasen wichtig? Nicht zuletzt bei der Bewertung der Nachhaltig-keit werden diese Anforderungen aus der Sicht des Klima- und demografischen Wandels immer bedeutsamer. In ersten Ansätzen greifen die Herren Hegner und Prof. Graubner in ihren Beiträgen diese Problematik auf. Auch Herr Prof. Oswald geht in seinem Beitrag auf Abdichtungsprobleme ein, die im Bereich Dach und Fassade in Folge steigender Beanspruchung durch die Änderung klimatischer Bedin-gungen gegeben sind.

Herr Hegner informiert in seinem Beitrag außerdem über den aktuellen Status zur Novellierung der Energieein-sparverordnung sowie zur Umsetzung und Definition von Niedrigstenergiehäusern und Pilotprojekten zu „Plus-Ener-gie-Häusern“, die auch in Zusammenarbeit mit Baustoff-herstellern aus dem Mauerwerksbereich bereits erfolgreich umgesetzt wurden.

Ein dritter Themenschwerpunkt für den Mauerwerks-kongress ist durch die bevorstehende bauaufsichtliche Ein-führung des Eurocodes für den Mauerwerksbau gegeben. Das trifft sowohl für die sogenannte kalte als auch für die heiße Bemessung unter Brandeinwirkungen zu. Die Bei-träge von Prof. Graubner und Team, Herrn Dr. Purtak und Herrn Schlundt informieren dabei über die neuesten Ent-wicklungen und Trends und stellen Bemessungsansätze auf Basis praktischer Beispiele vor.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen des sehr vielsei-tigen Heftes und natürlich bei der Teilnahme am Mauer-werkskongress.

Dr. Ronald RastGeschäftsführer der DGfM e.V.

Deutscher Mauerwerkskongress 2013„Mauerwerk – unter den Herausforderungen des Klimawandels“