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Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg
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Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg
Iconclass und PND – Erschließung von bildhaftem Kulturgut durch Normdaten in den DFG-Projekten:
Michael Buchkremer
Tagung „Kupferstichkabinett online / Print Room online“
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, 15.03.2011
Einführung zu Iconclass
Die Bildrecherche in Datenbanken ist – gerade bei anonymen Blättern – häufig von der Frage nach dem Vorkommen bestimmter Darstellungsinhalte motiviert. Natürlichsprachige Suchbegriffe haben hier den Nachteil semantischer Unschärfe und mehrdeutiger Konnotationen, so kann z.B. das Ereignis des Kreuzestods Christi mal mit „Kreuzigung“ oder mit „Golgatha“ bezeichnet werden. Für die europäische Kunstgeschichte ist daher 1944 von Henri van de Waal das „Iconographic Classification System“ (ICONCLASS) erdacht worden, das durch seine stetige Weiterentwicklung zu einem internationalen Standard zur Kodierung von Bildinhalten geworden ist. Iconclass ist darauf ausgelegt, alles kodieren zu können, was dargestellt wurde oder darstellbar ist, von konkreten Gegenständen bis zu abstrakten Ideen. Das System von Iconclass unterteilt die Themen der abendländischen Kunst dabei in neun Hauptgruppen: Religion und Magie; Natur; Mensch; Gesellschaft, Zivilisation und Kultur; Abstrakte Ideen und Konzepte; Geschichte; Bibel; Literatur; Antike Mythologie und Geschichte. Diese werden wiederum hierarchisch in Untergruppen aufgegliedert. Jedes Konzept wird mit einer alphanumerischen Zeichenfolge codiert, die die jeweils übergeordnete Konzeption mit einschließt.
So wird bspw. die Kreuzigung Christi mit dem Code „73 D 6“ verschlüsselt, in der die Stufen „Bibel“ (7), „Neues Testament“ (73), „Passion Christi“ (73 D) aufgenommen werden und jeweils einzeln recherchierbar sind, so dass bei einer Suche mit dem Schlagwort „Neues Testament“ alle Bildmotive, die mit der 73 kodiert wurden, aufgefunden werden können. Der Notation „73 D 6“ sind zudem die Schlagwörter „Kreuzigung Christi“, „Kreuzestod“ und „Golgatha“ als Synonyme zugeordnet, so dass auch die Suche mit diesen Varianten zielgenau zu dem gesuchten Bildmotiv führt. Die Konzepte, Schlagwörter und Erläuterungen sind inzwischen in fünf Sprachen verfügbar (Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Finnisch). Der Vorzug von Iconclass gegenüber einer rein sprachlichen Verschlagwortung liegt in der Ökonomie der Darstellung und ihrer sprachunabhängigen Eindeutigkeit.
Am Bildarchiv Foto Marburg ist die Verschlagwortung von Bildinhalten mit Iconclass seit 1981 etablierter Standard. Durch den Partnerverbund im „Bildindex der Kunst und Architektur“ ist Iconclass zu einem weit verbreiteten Standard geworden.
Social Image Tagging: Beispiel „Steve Museum“
Wikipedia-Artikel mit Bildausschnitt
Honré Daumier: Voyage à travers les populations empressées. Lithographie, 1834. (König Louis-Philippe nach der Niederschlagung der Aufständischen in Lyon durch die Nationalgarde)
Social Image Tagging: Beispiel Artigo 3.0(Institut für Kunstgeschichte der LMU München)
Frei zugänglicher Browser: www.iconclass.org
Bildarchiv Foto Marburg
Iconclass – Geschichte
1950er Jahre: Entwicklung des Systems durch Henri van de Waal, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Leiden
1973-1985: Systemausbau durch ein Wissenschaftlerteam, Publikation der gedruckten Edition von Iconclass in 7 Bänden und alphabetischem Index (3 Bände)
1994: Publikation des Iconclass Browser auf CD
2004: Iconclass Libertas Browser ist im Internet frei zugänglich
2006: Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie (RKD) übernimmt Iconclass
Bildarchiv Foto Marburg
Iconclass (Iconographic Classification System)
Werkzeug zur klassifizierenden Beschreibung von Bildinhalten
Ca. 28.000 fertige Definitionen für Objekte, Personen, Ereignisse, Situationen und abstrakte Ideen, potentiell anwendbar auf alle denkbaren Darstellungsinhalte
Gliederung in neun hierarchisch aufgebaute thematische Divisionen
alphanumerische Codes mit beigeordneten Erläuterungen, Schlagworten und Verweisen
übergeordnete Klassifikationsebenen werden mit transportiert und stehen für die Suche zur Verfügung
Anwendung und Recherche in Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Finnisch. Spanisch, Norwegisch, Ungarisch sind in Vorbereitung
Bildarchiv Foto Marburg
Iconclass – Gliederung in Divisionen
0 abstrakte, ungegenständliche Kunst
1 Religion und Magie
2 Natur
3 der Mensch (allgemein)
4 Gesellschaft, Zivilisation, Kultur
5 abstrakte Ideen und Konzeptionen
6 Geschichte
7 Bibel
8 Literatur
9 Klassische Mythologie und antike Geschichte
Bildarchiv Foto Marburg
Wikipedia-Artikel mit Bildausschnitt
Honré Daumier: Voyage à travers les populations empressées. Lithographie, 1834. (König Louis-Philippe nach der Niederschlagung der Aufständischen in Lyon durch die Nationalgarde)
Social Image Tagging: Beispiel Artigo 3.0(Institut für Kunstgeschichte der LMU München)
Mögliche Erschließung des Blattes mit Iconclass
Bildarchiv Foto Marburg
Systemschwächen
Suchergebnisse für ‚Jazzband‘
= Notation 48 C 75 32 ‘kleine Gruppe von Musikern, Kammerorchester, Jazzband‘
Bildarchiv Foto Marburg
Iconclass im VKK
- rund 40.000 Blätter zu verschlagworten
- Grundlage für mehrsprachige ikonographische Suche
- Zusatzangebot zu bestehender natürlichsprachiger Verschlagwortung
- zielgenaue Rechercheergebnisse trotz Varianten (z.B. Mutergottes, Madonna, Maria mit Kind)
- Recherchemöglichkeit bei anonymen Blättern
Daten werden aus VKK über museumdat-Schnittstelle in Marburger APS Desktop exportiert und angereichert
3 Notationen oft ausreichend für Verschlagwortung
Bildarchiv Foto Marburg
Bildarchiv Foto Marburg
Iconclass kommt bei Personennamen an die Grenzen seines Systems, homonyme oder synonyme Namensformen können nur unzureichend aufgenommen werden, wie das Beispiel „Martin Luther“ zeigt:
8 Personen mit dem Namen Martin Luther nachgewiesen in der Personennamendatei der Deutschen Nationalbibliothek
(Beispiel für „homonyme Namensform“)
Bildnis Elisabeth Alexeievna
- In Deutschland
bekannter als
„Louise von Baden“
(Bsp. „synonyme
Namensform“
PND-Datensatz mit
Hauptansetzungs-
form (1. Pfeil) und
Namensvarianten
Bildarchiv Foto Marburg
Normdaten für die Formal- und Sacherschließung bei
Katalogisierungsprojekten; Bezugsdatei bei
internationalen Kooperationen.
1,8 Mio. individualisierte Datensätze, d.h. dem
Personennamen kann mindestens eine
Lebenszeitangabe und mindestens eine berufliche
Funktion zugeordnet werden.
Digitaler Porträtindex: Personennamendatei (PND)
Bildarchiv Foto Marburg
• Über 110.000 Namen von Dargestellten im Projekt• Ziel: Referenzierung möglichst vieler Namen über
die PND; Namensvarianten werden zu Recherchezwecken in den Datensätzen zu den Porträts vollständig mitgeführt.
• Methode: Matching und Merging mit Datensätzen der PND:
– 38.000 Namen konnten mit automatischen Verfahren einer PND-Nr. zugeordnet werden
– 73.000 Namen mussten manuell-intellektuell
gematcht werden.
Digitaler Porträtindex: PND / Methode im Projekt
Bildarchiv Foto Marburg
• Arbeitstool zur Durchführung des PND-Abgleichs: Webbasierte Software Apper, entwickelt von Christian Thiele für Wikipedia
Bildarchiv Foto Marburg
Digitaler Porträtindex: manueller PND-Abgleich
Abschluss Februar 2010 – Ergebnis:
– Rund 73.000 Namen von dargestellten Personen
abgeglichen (50 Namen pro Stunde)
– Rund 36.000 Namen mit PND-Nummer versehen
Bildarchiv Foto Marburg
• PND-Redaktionsstelle bei Foto Marburg:
• Anlegen neuer PND-Datensätze bzw. Ergänzen bestehender (z.B. Verweisungsformen) und Übergabe an die DNB.
• In der Arbeitsdatenbank werden die PND-Datensätze vollständig vorgehalten.
• 2. Projektphase: Auch Künstlernamen, Drucker,
Verleger werden mit der PND verbunden.
Digitaler Porträtindex: PND / Ausbau
Bildarchiv Foto Marburg
• PND-Nr. als Schlüssel zu anderen Online-Angeboten, die über die PND referenzieren, z.B.: www.biographie-portal.eu
Digitaler Porträtindex: Vernetzung
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Michael Buchkremer
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte
Bildarchiv Foto Marburg
Biegenstr. 11
D-35037 Marburg
Tel.: +49 (0) 6421-28 23615