Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP...

23
1 es Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP SWP Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar Konflikte in Afrika Vorgehensweise Bestandsaufnahme Ursachenforschung Beispiel DR Kongo Was tun?

Transcript of Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP...

Page 1: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

1

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar

Konflikte in Afrika

Vorgehensweise

Bestandsaufnahme

Ursachenforschung

Beispiel DR Kongo

Was tun?

Page 2: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

2

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Bestandsaufnahme – das Gewicht des Problems

Afrika – der Kontinent der Konflikte

In den vergangenen Jahrzehnten am stärksten betroffen von kriegerischen Konflikten

Deutliche Verbesserung der Lage seit 2000

Abnahme der Konfliktintensität: Friedensschluß in Sudan, Befriedung Sierra Leones, Liberias und Burundis

Deutlicher Rückgang der Opferzahlen

Aber:

Befriedung auf brüchiger Basis

Zudem: erneute Zuspitzung der Konflikte in Elfenbeinküste, Darfur, Äthiopien/Eritrea

Page 3: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

3

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Bestandsaufnahme – das Gewicht des Problems

Page 4: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

4

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Bestandsaufnahme – das Gewicht des Problems

Page 5: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

5

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Bestandsaufnahme – Charakteristika

Konflikte niedriger Intensität

Keine fortdauernden Kampfhandlungen

Konflikte werden überwiegend mit Kleinwaffen ausgefochten

Gewalt richtet sich überwiegend gegen Zivilisten

Mehr Opfer durch indirekte Folgen des Konflikts (Zusammenbruch der Nahrungsmittel- und Gesundheitsversorgung) als durch direkte Kampfhandlungen

Page 6: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

6

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Bestandsaufnahme – Charakteristika

Vielfalt der Konfliktakteure

Reguläre Streitkräfte (auch benachbarter Staaten)

Rebellen

Kriegsherren, kriminelle Banden

Milizen, traditional hunters, Kindersoldaten

Söldner, private Militärunternehmen

Internationale peacekeeper

Akteursmapping extrem schwierig

Motive, Strategien, Machtressourcen der Akteure schwer identifizierbar

Page 7: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

7

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Bestandsaufnahme – Charakteristika

Grenzüberschreitende Konflikte

Neues Phänomen des militärischen Eingreifen von Nachbarstaaten in Konflikt

Beispiele: DR Kongo, Elfenbeinküste

Bzw. des Ausgreifens des Konflikts auf Nachbarstaaten

Beispiele: Sierra Leone, Guinea

Sonderfall Äthiopien/Eritrea

Page 8: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

8

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Ursachenforschung

Gängige Unterscheidung

Strukturelle Faktoren – root causes

Verschärfende, verlängernde Faktoren

Auslöser

Page 9: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

9

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Ursachenforschung – root causes

Soziale, ökonomische und kulturelle Faktoren

Knappheit an Ressourcen

Armut

Soziale und wirtschaftliche Ungleichheit

Demographische Veränderungen

Religiöse, kulturelle und ethnische Vielfalt

Partikularismus

Modernisierung und sozialer Wandel

Page 10: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

10

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Ursachenforschung – root causes

Politische Faktoren

Fehlen politischer Legitimität

Politische Repression

Politisierte Ethnizität

Politischer Ausschluß gesellschaftlicher Gruppen

Ineffektive Regierung, Staatsversagen

Machtzuwachs nichtstaatlicher Gewaltakteure

Grenzziehung

Page 11: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

11

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Ursachenforschung – root causes

Externe Faktoren

Erbe des Kolonialismus

Ost-West-Konflikt

Imperialismus, Neo-Kolonialismus

Vakuum nach Rückzug externer Akteure

regionale Machtkonflikte

Rohstoffausbeutung durch internationale Unternehmen

Page 12: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

12

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Ursachenforschung – verschärfende Faktoren

Rapider wirtschaftlicher Niedergang

Konflikte in Nachbarstaaten

Flüchtlingsbewegungen

Zustrom von Waffen

Kollaps staatlicher Dienstleistungen

Politische Reformen und deren Blockade

Politische Agitation

Page 13: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

13

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Ursachenforschung – verlängernde Faktoren

Herausbildung von Kriegsökonomien

Illegale Ausbeutung von Ressourcen

Kriegsfinanzierung durch Diaspora

Intervention durch Nachbarstaaten, andere externe Akteure

Page 14: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

14

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Ursachenforschung - Auslöser

Manipulierte Wahlen

Demonstrationen

Attentate auf Politiker

Militärputsche, Meuterei

Eskalation lokaler Auseinandersetzungen

Bruch von Friedensabkommen

Page 15: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

15

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Ursachenforschung - Zusammenfassung

Greed or grievance?

Zentrale root causes

Soziale Ungleichheit, sozialer und demographischer Wandel

Ausschluß gesellschaftlicher Gruppen, Staatsversagen, Proliferation nichtstaatlicher Gewaltakteure

Ost-West-Konflikt, Vakuum nach Ende des Kalten Krieges

Zentrale verschärfende und verlängernde Faktoren

Konflikte in Nachbarstaaten, Staatskollaps, politischer Wandel

Kriegsökonomien und Ressourcenausbeutung

Page 16: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

16

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Beispiel DR Kongo

Konfliktverlauf Vormarsch Laurent Kabilas mit Unterstützung ruandischer, ugandischer

und angolanischer Truppen 1996-97

2. Intervention Ruandas und Ugandas, Eingreifen Angolas und Simbabwes auf Seiten der Regierung, 1. Weltkrieg Afrikas, 1998-2001

Proliferation lokaler Milizen

Friedensabkommen von 2002, MONUC seit 2003

Übergangsregierung, Verfassungsreform, Wahlvorbereitung

Brüchiger Frieden, anhaltende hot spots in Kivu, Ituri; neu in Katanga

Todesopfer (1998-2001): 2,5 Mio, davon 145.000 durch direkte Kampfhandlungen

Page 17: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

17

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Beispiel DR Kongo

Root causes

Landknappheit kombiniert mit demographischem Druck

Soziale und wirtschaftliche Ungleichheit

Illegitime Kleptokratie

Politisierte Ethnizität, Ausschluß gesellschaftlicher Gruppen (insbesondere Banyamulenge)

Rückzug externer Akteure

Page 18: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

18

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Beispiel DR Kongo

Verschärfende und verlängernde Faktoren

Wirtschaftlicher Kollaps

Konflikt in Ruanda und Uganda

Flüchtlinge aus Ruanda

Verweigerung politischer Reformen

Illegale Ressourcenausbeutung

Intervention von Nachbarstaaten

Kriegsökonomie

Page 19: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

19

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Beispiel DR Kongo

Page 20: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

20

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Was tun?

Herausbildung afrikanischer Sicherheitsstrukturen

Afrikanische Union

Neuer Schwerpunkt Frieden und Sicherheit

Relativierung der Prinzipien nationaler Souveränität und der Nichteinmischung

Herausbildung von entsprechenden Organen und Strukturen

AMIB und AMIS

Regionale Organisationen

Beispiel: ECOWAS

Page 21: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

21

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Was tun?

Unterstützung afrikanischer Lösungsansätze und Sicherheitsstrukturen

Institutionelle Förderung kontinentaler und regionaler Organisationen

Beispiele: AU, ECOWAS, IGAD, KAIPTC

Förderung von Vermittlungsmissionen und afrikanischen peacekeeping-Missionen

African Peace Facility

Beispiel: AMIS

Page 22: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

22

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Was tun?

Zivile Krisenprävention

Wo ansetzen: strukturelle oder verschärfende Faktoren?

Aktionsplan zivile Krisenprävention

Verläßliche staatliche Strukturen schaffen: Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Menschenrechte und Sicherheit

Friedenspotentiale fördern: Zivilgesellschaft, Medien, Kultur und Bildung

Lebenschancen sichern: Wirtschaft und Soziales, Umwelt und Ressourcen

Instrumente

u.a.: Einsatz des Zivilen Friedensdienst, Sicherheitssektorreform., DD&R, Maßnahmen gegen Waffenhandel

Page 23: Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Ringvorlesung: Afrika – Europas verkannter Nachbar.

23

Deu

tsch

es I

nsti

tut

für

Inte

rnati

on

ale

Politi

k u

nd

Sic

herh

eit

S

tift

un

g W

issen

sch

aft

un

d P

oliti

k

SWPSWP

Konflikte in Afrika

Was tun?

Friedenserzwingung und Friedenserhaltung

Afrikanische Lösungen, internationale Umsetzung

Schwäche und Erschöpfung afrikanischer Fähigkeiten

Beteiligung Europas unerläßlich

Deutsche Beteiligung?

Sowohl mit zivilem als auch militärischem Personal schwach (41 bzw. 27) <-> 15 peacekeeping missions in Afrika, darunter 2 der größten weltweit (UNMIL: 14.844, MONUC: 15.921)

Battle groups?, Kriterien für Einsatz