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N EWSLETTER #3 G ESELLSCHAFT DER F REUNDE DES L EIBNIZ K OLLEGS E .V. Dezember 2014 Editorial Liebe Altleibnitianerinnen und Altleibnitianer, liebe Mitglieder der Gesellschaft der Freunde des Leibniz Kollegs e.V., das Jahr ist wieder einmal schneller vergangen als man das wahrhaben möchte. Wir haben diese Ausgabe möglichst lange hinausgezögert, in der Hoffnung, konkrete Neuigkeiten bezüglich der Zu- kunft des Kollegs berichten zu können. Leider ist es nach wie vor so, dass nichts über den aktuel- len Stand der Verhandlungen öffentlich gemacht werden darf. Deshalb haben wir uns entschlossen, erst in einem späteren Newletter 2015 ausführ- lich auf die Zukunft des Kollegs einzugehen. Die Vernetzung der Alumni des Leibniz Kollegs ist ein Thema, das mir sehr wichtig erscheint. Ideen hierzu stelle ich Ihnen ab Seite 3 vor. Die Leibnitianer des Kursjahres 2013/14 geben Einblicke in ihre Zeit am Leibniz Kolleg (S. 7). Der Höhepunkt des Jahres 2014 war sicherlich die Feier zum 65-jährigen Jubiläum des Leibniz Kollegs. Dies bildet auch den Schwerpunkt dieses Newsletters, mehr darüber siehe Seite 10. Im Um- feld der Jubiläumsfeier hat Eva Zeller eine Reihe von Interviews geführt, die auch nach außen doku- mentieren sollen, wie vielfältig Lebensläufe von Leibnitianerinnen und Leibnitianern sind. Erste Ergebnisse der Leibnitianer-Umfrage stellen wir ebenfalls vor (S. 22). In unserem Forum für Altleibnitianerinnen und Altleibnitianer berichtet in dieser Ausgabe Herr Endrös, Altleibnitianer des ersten Jahrgangs 1948/49 (S. 31). Ausserdem lernen wir das junge Startup- Unternehmen Tüpfelchen kennen (S. 34). Viel Freude bei der Lektüre wünscht 1

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NEWSLETTER #3

GESELLSCHAFT DERFREUNDE DES LEIBNIZ KOLLEGS E.V.

Dezember 2014

EditorialLiebe Altleibnitianerinnen und Altleibnitianer,liebe Mitglieder der Gesellschaft der Freunde desLeibniz Kollegs e.V.,

das Jahr ist wieder einmal schneller vergangenals man das wahrhaben möchte. Wir haben dieseAusgabe möglichst lange hinausgezögert, in derHoffnung, konkrete Neuigkeiten bezüglich der Zu-kunft des Kollegs berichten zu können. Leider istes nach wie vor so, dass nichts über den aktuel-len Stand der Verhandlungen öffentlich gemachtwerden darf. Deshalb haben wir uns entschlossen,erst in einem späteren Newletter 2015 ausführ-lich auf die Zukunft des Kollegs einzugehen.

Die Vernetzung der Alumni des Leibniz Kollegsist ein Thema, das mir sehr wichtig erscheint.Ideen hierzu stelle ich Ihnen ab Seite 3 vor.

Die Leibnitianer des Kursjahres 2013/14 gebenEinblicke in ihre Zeit am Leibniz Kolleg (S. 7).

Der Höhepunkt des Jahres 2014 war sicherlichdie Feier zum 65-jährigen Jubiläum des LeibnizKollegs. Dies bildet auch den Schwerpunkt dieses

Newsletters, mehr darüber siehe Seite 10. Im Um-feld der Jubiläumsfeier hat Eva Zeller eine Reihevon Interviews geführt, die auch nach außen doku-mentieren sollen, wie vielfältig Lebensläufe vonLeibnitianerinnen und Leibnitianern sind. ErsteErgebnisse der Leibnitianer-Umfrage stellen wirebenfalls vor (S. 22).

In unserem Forum für Altleibnitianerinnen undAltleibnitianer berichtet in dieser Ausgabe HerrEndrös, Altleibnitianer des ersten Jahrgangs1948/49 (S. 31).

Ausserdem lernen wir das junge Startup-Unternehmen Tüpfelchen kennen (S. 34).

Viel Freude bei der Lektüre wünscht

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

1 Der VereinSinn und Zweck des Vereins

„Die Gesellschaft verfolgt ausschließlich und un-mittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Ab-schnitts Steuerbegünstigte Zwecke der Abgaben-ordnung. Zweck des Vereins ist die Förderung vonBildung und Erziehung. Dieser Satzungszweckwird verwirklicht insbesondere durch die Beschaf-fung und Weitergabe von Mitteln an die StiftungLeibniz Kolleg zur Verwendung für die Förderungvon Bildung und Erziehung sowie durch die Un-terstützung des Leibniz Kollegs bei der Pflegevon Beziehungen zu ähnlichen Einrichtungen ananderen Hochschulen“ (Auszug aus der Satzung).

Um die Zukunft des Leibniz Kollegs zu sichern,wollen wir aus der Gesellschaft der Freunde ei-ne starke Alumnivereinigung machen und dasLeibniz Kolleg mitfinanzieren. Jeder kann der Ge-sellschaft beitreten, die Antragsformulare für dieMitgliedschaft in der Gesellschaft der Freundekönnen von der Webseite des Vereins herunterge-laden oder direkt vom Leibniz Kolleg per E-Mailoder Post angefordert werden. Außerdem befindetsich das Antragsformular auch am Ende diesesNewsletters. Der Jahresbeitrag wird von jedemMitglied selbst festgelegt, es gibt keinen Mindest-betrag. Da der Verein gemeinnützig ist, gilt derMitgliedsbeitrag als steuerlich absetzbare Spende.Es ist auch möglich, den Vereinsbeitrag monatlichzu bezahlen anstatt einmal im Jahr. Dann bittenwir jedoch darum, dies per Dauerauftrag zu tunund nicht per Einzugsermächtigung.

Der Vorstand

Der Vorstand setzt sich zur Zeit aus folgendenMitgliedern zusammen, die am 06.12.2013 fürdrei Jahre gewählt wurden:

Prof. Dr. Jan Born (Vorsitz)Michael Behal M.A. (Direktor des LK)RAin Carola Pflüger (Geschäftsführung)Ursula KonnertzDr. Thorsten Nagel (Alumnibeauftragter)Prof. Dr. Dietrich NiethammerDr. Wolfgang Pasche

Spendenaufruf

Im Rahmen der Verhandlungen über die Zukunftdes Leibniz Kollegs wurde bei einer Begehung desGebäudes festgestellt, dass dieses nicht den heutegültigen Brandschutzbestimmungen genügt. Inden nächsten Monaten müssen deshalb zahlrei-che bauliche Brandschutzmaßnahmen durchge-führt werden wie z. B. Installation von Rauchmel-dern und einer Brandmeldeanlage, Brandschutz-türen im Treppenhaus auf allen Stockwerken so-wie ein weiterer Fluchtweg für alle insbesonderedie oberen Stockwerke. Nur so kann eine umge-hende Stilllegung umgegangen werden. Dadurchkommen, entsprechend einer ersten Schätzung,Ausgaben in Höhe von 250 000 Euro auf das Kol-leg zu.

Wir freuen uns deshalb über jede Spende, auchohne Mitglied im Verein zu werden, um dieseLast stemmen zu können. Hierbei bitten wir je-doch aus rechtlichen und verwaltungstechnischenGründen darum, von explizit zweckgebundenenSpenden abzusehen. Jede Spende ist steuerlichabsetzbar, wir versenden die entsprechenden Be-scheinigungen.

Neuigkeiten

Mitgliederstand Im Laufe des vergangenenJahres gelang es, unsere Mitgliederzahl von 378im letzten Jahr auf aktuell 450 zu erhöhen. DieMitglieder verteilen sich auf die drei Drittel derJahrgänge seit Bestehen des Kollegs wie folgt,unter Nicht-Leibnitianer sind Eltern, Dozenten,Stiftungsangehörige und sonstige Mitglieder zu-sammengefasst:

1948-1968 1071969-1988 831989-heute 218Nicht-Leibnitianer 42

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

2 Leibnitianer NetzwerkeEin Wunsch vieler Altleibnitianerinnen und Alt-leibnitianer, aber auch des Vorstandes, ist es,die Alumniarbeit zu verbessern. Bei der Mitglie-derversammlung am 27. November 2014 wurdedeshalb per Mitgliederbeschluss Vorstandsmit-glied Thorsten Nagel zum Alumnibeauftragen be-stimmt (Kontakt: [email protected]).

Ziel ist es, insbesondere folgende Punkte zu ver-bessern, auszubauen oder zu etablieren:

• Kommunikation zwischen Verein und Altleib-nitianern

• Vernetzung der Altleibnitianer

Hierbei kommen verschiedene, sich ergänzendePlattformen zum Einsatz, die ich in meiner Funk-tion als Alumnibeauftragter im Folgenden vorstel-le.Als aktives Kommunikationsmittel, das den Alt-leibnitianern direkt zugeht, dient der Newsletter.Wir planen ab 2015 zweimal jährlich eine Ausga-be zu veröffentlichen. Spannend und wichtig sindhierbei nach wie vor Artikel von Altleibnitianern.

Webseite der Gesellschaft

www.leibnizkolleg-foerderer.org

Inhalt Aktuelle NachrichtenDownloadbereich (Newsletter, Mit-gliedsantrag, Satzung)PressestimmenVeranstaltungsübersichtStammtische

E-Mail [email protected]

Als passives Kommunikationsmittel ist die Web-seite der Gesellschaft der Freunde des LeibnizKollegs gedacht. Diese wird in den nächsten Mo-naten neu gestaltet und erweitert werden. An-regungen darüber, was der neue Internetauftrittalles bieten sollte, sind herzlich willkommen.

Facebook-Gruppe

www.facebook.com/groups/2212973104

Inhalt DiskussionsforumAktuelles von und für LeibnitianerVeranstaltungsübersichtStammtische

Zu einer sehr aktiv genutzten Diskussionplatt-form, vor allem von den Jüngeren, hat sich in denletzten Monaten die Facebookgruppe Leibniz Kol-leg entwickelt, die von Altleibnitianern initiiertwurde. Es werden Veranstaltungen, Vorträge oderStammtische angekündigt, oder auch Wohnungengesucht. Über Neuigkeiten in der Gruppe wirdman automatisch benachrichtigt. Da es sich umeine sog. geschlossene Gruppe handelt, könnennur Mitglieder die Inhalte sehen und mitgestal-ten. Hiermit möchte ich alle, die bereits einenFacebook Account besitzen, ermuntern, der Grup-pe beizutreten.

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

Alumni-Portal

leibnitianer.alumniportal.org

Inhalt DiskussionsforumJahrgangsgruppenAdress- und Kontaktdatenbank

Bereits vor einigen Jahren wurde von Altleibni-tianern das Alumni-Portal des Leibniz Kolleg ge-gründet. Die Mitglieder dieses Portals (aktuellüber 900) sind hier nach ihren Kollegsjahrgängensortiert und es gibt Diskussionsforen. Jedes Mit-glied des Portals hinterlässt seine Kontaktdatenwie Adresse und E-Mail, soweit es das möchte.Dadurch ist es möglich, dass Altleibnitianer mit-einander direkt Kontakt aufnehmen können, oh-ne den Umweg über das Kolleg gehen zu müssen.In der ersten Zeit wurde das Portal rege genutzt,dann ist es jedoch in einen Dornröschenschlafversunken. Bei der Vorbereitung der letzten Jubi-läumsfeste haben wir festgestellt, dass ein großerTeil der hinterlegten Kontaktdaten unvollstän-dig oder schlicht veraltet und damit unbrauchbarist. Außerdem gab es wohl vereinzelt das Missver-ständnis, dass man durch Anmelden beim Portalautomatisch Mitglied des Vereins wurde. Dies istnatürlich nicht der Fall.

Ich möchte das Alumni-Portal wieder reaktivie-ren, vor allem auch um unabhängig von Facebookeine Plattform anzubieten, die für Diskussionenund Austausch für alle zugänglich ist. Ich bittedeshalb alle, die sich bisher beim Alumni-Portalangemeldet haben, darum ihre Daten dort zu ak-tualisieren. Und alle, die noch nicht beim Alumni-

Portal vertreten sind, sind hiermit herzlich ein-geladen dem Portal beizutreten. Wieviele Kon-taktdaten man preisgibt entscheidet jeder selbst,zumindest eine gültige E-Mail-Adresse ist aberanzuraten um eine Kontaktaufnahme und damitein Hauptziel des Portals zu ermöglichen.

In diesem Zusammenhang möchte ich nochmalsjeden Jahrgang aufrufen, einen Adressverwal-ter zu bestimmen, der die Kontaktdaten samtE-Mail-Adresse ständig aktualisiert. Nützlich istdabei ein Vermerk bei jeder Adresse, wann sieaktualisiert wurde. Die Liste sollte immer dann,wenn sich Änderungen ergeben haben, ans Leib-niz Kolleg geschickt werden. Gleichzeitig kannder Adressverwalter auch als Kontaktperson zumJahrgang dienen, um zum Beispiel mit wenig Auf-wand gezielt einem Jahrgang etwas zuzuschickenoder mitzuteilen. Insofern wäre es gut, wenn derAlumnibeauftragte des Vereins und das Sekreta-riat des Kollegs jeweils wissen, wer in den Jahr-gängen dazu bereit ist.Unabhängig davon bittet das Leibniz Kolleg dar-um, jede Adressänderung direkt ans Kolleg zumelden.

Stammtische

Beim Jubiläumstreffen im April haben wir dieEinrichtung von Stammtischen angeregt, um dieVernetzung der Altleibnitianer und Freunde desLeibniz Kollegs in Städten und Regionen zu er-leichtern. Dieses Angebot wurde mit großer Be-geisterung aufgenommen und umgesetzt. Inzwi-schen sind in zahlreichen Städten Altleibnitianer-stammtische entstanden, manche sind noch in derEntstehungsphase. Ich hoffe, dass sich auch die-se noch geplanten Stammtische bald etablieren.Falls hierfür Hilfe nötig ist, weil zum Beispieldie Adressen verloren gegangen sind, bitte beimir melden. Ich freue mich natürlich, von denStammtischen Berichte oder Fotos zugeschickt zubekommen. Der Müncher Stammtisch geht hier-bei in dieser Ausgabe des Newsletter mit gutemBeispiel voran (S. 33).

Ort und Zeit der Stammtische sowie Neu-gründungen und Anregungen können gerne [email protected] gesendetwerden, um sie auf der Webseite des Vereins zuveröffentlichen.

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

Übersicht der Stammtische

BerlinAnsprechperson:

Beate Martin, Altleibnitianerin 1980/[email protected]

Bonn/KölnAnsprechperson:

Fabien Stephan, Jahrgang 1995/[email protected]

Franken und UmgebungAnsprechperson:

Johanna Buchholz, Jahrgang 2010/[email protected]

FreiburgAnsprechperson:

Thalke Iggena, Jahrgang 2012/[email protected]

www.facebook.com/groups/175663372617069/

HamburgAnsprechperson:

Tobi Romberg, Jahrgang 2010/[email protected]

HeidelbergAnsprechperson:

Clara Tepohl, Jahrgang 2011/[email protected]

HessenAnsprechperson:

Anna Helfers, Jahrgang 2010/[email protected]

Innsbruck/ÖsterreichAnsprechperson:

Isabell Gehring, Jahrgang 2006/[email protected]

MannheimAnsprechperson:

Maxi Wandmacher, Jahrgang 2010/[email protected]

MünchenAnsprechperson:

Veronika Bader, Jahrgang 2011/12Martin Bullinger, Jahrgang 2012/[email protected]

www.facebook.com/groups/217338481762303/

MünsterAnsprechperson:

Franziska Albers, Jahrgang 2008/[email protected]

www.facebook.com/groups/LeibnizKekseMuenster/

StuttgartAnsprechperson:

Maximilian Eber, Jahrgang 2007/[email protected]

Süddeutschland/SchweizAnsprechperson:

Jonas Lehr, Jahrgang 2009/[email protected]

www.facebook.com/groups/232809856910471/

TübingenAnsprechperson:

Rebecca Kiderlen, Jahrgang 2010/[email protected]

Ulm und UmgebungAnsprechperson:

Lennart Schawinsky, Jahrgang 2011/[email protected]

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

3 Das Leibniz Kolleg

Kursangebot

Auch im Studienjahr 2013/14 gab es am LeibnizKolleg wieder ein reichhaltiges Kursangebot inForm von zwei- bzw. vierstündigen Seminaren,Sprachkursen, Arbeitsgruppen und einer Vorbe-reitungsgruppe für die Studienfahrt nach Rom.Neu zur Gruppe der Dozenten hinzugestoßen sindJan Karolus, Daniel Gottschall, Ruth Kowalski.Ausgeschieden sind hingegen Tonia Sophie Mül-ler, Birgit Imhof, Hannah Seyfang, Martin Bäss-gen, Henriette Lempp.

I. Rechts- und Sozialwissenschaften

Gender Studies (Elvira Martin)Pädagogik (Jan Karolus)Politik (Dr. Wolfgang Pasche)Psychologie (Dr. Gabriele Cierniak)Rechtswissenschaft (Reiner Raisch, Assessor)Wirtschaftswissenschaften (Prof. Dr. RainerBerkemer)

II. Geisteswissenschaften

Anglistik, Amerikanistik (Scott Stelle)Architekturgeschichte (Irene Gocht)Geschichte (Marco Schrof)Journalismus (Sabine Nedele)Kunstgeschichte (Prof. Dr. Eva Mazur-Keblowski)Literaturwissenschaft (Dr. Franz Huberth,Dr. Michael Herrmann)Philosophie (Ursula Konnertz)Rhetorik (Dr. Johannes Heil, Boris Kositzke)Sinologie (Dr. Ulrich Theobald)Skandinavistik (Anita Scheffczyk)Theologie (Angela Baggarley)Wissenschaftstheorie (Dr. Reinhard Brunner)

III. Naturwissenschaften

Astronomie (Daniel Gottschall, Ruth Kowal-ski)Biochemie (Dr. Gernot Bruchelt)Mathematik (Dr. Britta Dorn)Medizinische Vortragsreihe (verschiedene Re-ferenten)Physik (Dr. Thorsten Nagel)

IV. Sprachkurse

Englisch (Scott Stelle)Französisch (Camille Fresnais)Italienisch (Elena Bassi-Oberzig)Schwedisch (Anita Scheffczyk)Spanisch (Olga Ochoa)

V. Musisches und Kreatives

Bildende Kunst (Jürgen Klugmann)Chor (Wilfried Rombach)Creative Writing (Eva Christina Zeller)Filmanalyse und Videoproduktion(Harald Weiß)Photographie (Peter Eisen)Romreise (Irene Gocht, Jan Papenberg)Theater (Udo Zepezauer, Annette Burchard)

VI. Wochenendseminare

Einführung in LATEX

Die Immunantwort (Dr. Reinhard Obst)

Seminar in Zusammenarbeit mit der Landes-zentrale für politische Bildung zum Thema„Nachhaltigkeit“ in Bad Urach

Interkulturelle Kompetenzen (Ulrike KroneM.A.)

Naturwissenschaftliches Schreiben

Praktische Rhetorik

Romvorbereitung

Wissenschaftliche Prosa

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

Der Jahrgang 2013/14 berichtet

Romfahrt

Seit vielen reisen die Studierenden am Endedes zweiten Trimesters gemeinsam mit MichaelBehal und den Dozenten des Romvorbereitungs-kurses für eine Woche auf Studienfahrt nach Rom.Im Folgenden schildern Johanne Gerhard und Ki-ra Schauer ihre Eindrücke.

Tag 4 – Albergo del Sole

So langsam schwappt der italienische Lebensstilauch auf die Kollegen über, die doch eigentlichallgemein hin als so gut organisiert gelten, so ty-pisch deutsch und pünktlich. Man könnte hiervon gelungener kultureller Adaption sprechen,doch eine solche ist nicht im Bildungsziel dieserReise inbegriffen. Sie ist nicht kompatibel mitdem engmaschigen Programm. Die von uns selbstveranschlagte akademische Viertelstunde pran-gerte uns Pape rigoros an und im ordentlichenMarschtempo ging es dann auf den Esquilin zurgrößten Marienkapelle Roms: Santa Maria Mag-giore. Hier wurden wir mit Informationen vonden Referenten versorgt, namentlich Hanno, Im-ke, Claire und Mark. Auf dem Platz vor der Kir-che holten dann so nach und nach die Wartendenihre Sonnenbrillen heraus, der Boden wurde ver-einnahmt und die ersten Teile der Fresspaketevertilgt – soweit war es dann mit der kulturellenAnpassung doch nicht her.

Es folgte die kleine vergoldete Nische in SantaPrassede; von außen unscheinbar mit eingebau-ter Fassade, aber innen oho, der mosaikverzier-te Raum so klein, dass wir uns zweiteilen muss-ten. Auf dem Weg zum nächsten Programmpunkt,ganz wider erwartend eine weitere Kirche S. Pie-tro in Vicoli, gingen ein paar Kekse verloren. Dieprallgefüllten, leuchtend gelben Zitronen forder-ten gerade dazu auf, ein wenig Mundraub zu be-treiben. Der nächste Schwund an Teilnehmernerfolgte kurz darauf, diesmal verschluckten dieToiletten der Universität einige von uns. Darun-ter dummerweise auch unser geliebtes Adelkindaus dem hohen Norden, das uns eigentlich etwasüber Domus Aurea erzählen wollte.

Weiter ging es vor die Tore des Wahrzeichens vonRom, wenn auch die Aufmerksamkeit selbstver-ständlich Sarah und ihrem Kostantinsbogen galt.

Die Sonne knallte, die Pferde neben uns schnauf-ten, die Sommersprossen sprossen und die Son-nencreme machte ihre Runde. Wie es sich bei unsbereits eingebürgert hatte, saßen wir als einzigeGruppe einfach mitten auf dem Boden, durch ir-gendetwas muss man sich ja hervorheben. Schonetwas schwerfälliger ging es weiter, am Aquäduktvorbei, wo Laura uns ein kleines Schmankerl fürdie Thermen darbot. Noch einmal um die Ecke,unterhalb der Kaiserforen und dem Palatin, botsich die gigantische Fläche des Circus Maximusdar, Fredis Fachgebiet. Gefüttert mit noch mehrWissen über den römischen Alltag sowie platt ge-laufenen Füßen lechzten alle nach einer Pause.

Doch wir hasteten weiter, den Aventin Hügel hin-auf, an einer Anlaufstelle für Obdachlose vorbei.Hoffnungsvoll spähte der ein oder andere durchdie Mauern in den Orangengarten: was für einidealer Pausenplatz in der Sonne zwischen denBäumen mit Blick über den Tiber und die ganzeStadt! Doch Kultur ist Kultur, die Kirche San-ta Sabina schien nur auf uns zu warten. Zwarkonnten wir sie leider nicht betreten – ja, nach-mittags sind nicht nur Geschäfte in Italien ge-schlossen –, aber das 1582 Jahre alte Holzportalkam in den Genuss unserer Bewunderung. Nichtweniger bewunderten wir den Garten, auf denschon vorher spekuliert wurde. Zwar erwiesensich die Orangen als beinahe ungenießbar sauer,die Aussicht über die Stadt hatte jedoch nicht zuviel versprochen und inspirierte zu einigen Foto-shootings. Wir taten uns etwas schwer den Ortwieder zu verlassen, was dazu führte, dass einigezunächst in die falsche Richtung liefen und denAnschluss verloren. Glücklicherweise legten Ay-sun und Julian einen kleinen Spurt zurück ein,wenn auch nicht aus selbstlosen Gründen (Ay-sun: „Scheiße, ich hab meine Jacke vergessen!“),doch ein paar weitere Kekse lotsten die Zurück-gebliebenen dann zur richtigen Kirche – SantaMaria in Cosmedin: mittelalterlicher Bau, der mitgregorianischem Gesang ähnelnder Musik erfülltwar. Wir wurden entlassen und daraufhin ging esin das absolute Lieblingsviertel: Trastevere. Wiepreiswert hier auf einmal Pizza, Eis und Kaffeeist! Noch etwas gerädert blieben wir größtenteilshalb sitzend, halb liegend auf der Piazza.

Gefolgt von einem Marsch auf den Hügel: Clairestand mal wieder etwas wackelig auf einem Ge-länder und erzählte mit Leidenschaft, die uns

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

wieder wachrüttelte, von den architektonischenBesonderheiten der Kirche S. Pietro in Montorio.Leider hat sich das Gebäude davon wenig beein-drucken lassen und die Tür blieb uns – wiedereinmal – verschlossen. Der schnuckelige Tempi-etto des Bramante, einem Tempel gleichend unddem guten Petrus geweiht, nahm uns in seinenwinzigen Räumlichkeiten dafür sehr gern in Emp-fang. Er wurde auch verziert vom eventuellenneuen Hotboy des Monats: Apoll gleichend saßMark mit Sonnenbrille ausstaffiert ganz lässigauf den Stufen und erntete ordentlich Gelächter.Einen letzten Programmpunkt gab es noch. Einletztes Mal an diesem Tag teilte Hanno ihr Wis-sen mit uns; auch diesmal wieder vor dem Portal,doch wer noch lustig war, konnte sich den Innen-raum von Santa Maria in Trastevere noch amEnde der Messe anschauen.

Der Tag war hart und lang, aber wir hatten ihngemeinsam überstanden, also ließen wir ihn auchgemeinsam ausklingen. Um acht trudelten wiralle im Restaurant ein. Es erforderte viel diploma-tisches Geschick, bis alle einen Sitzplatz hatten,auch wenn einige Plätze wohl etwas zugig wa-ren, da half auch die Umweltsau Heizpilz nicht.Es erforderte noch mehr Übersetzungsarbeit alses an das Bestellen ging. (Vielen Dank an Gretaund Claire an dieser Stelle für das Organisieren.Tausend Dank an Greta und Hannah für eureGeduld beim Dolmetschen): Was genau ist das?Gibt es auch . . . ? Kriegen wir jetzt alle das da?Was gab es jetzt nochmal zur Auswahl? Wie vielWein bekommen wir? Immerhin, wir einigten unsauf ein Menü. Die Vorspeise mutete zwar eheramerikanisch als italienisch an, aber mit Pizzaund Pasta wurde man dem Dolce Vita wieder ge-recht. Für Michael und Jan gab es zum Schlussnoch einen Grappa, der Rest blieb beim Vino undso verstreute sich die Abendgesellschaft allmäh-lich. Ein größeres Grüppchen verschlug es wiedernach Trastevere, wo wir dem Leierkasten lausch-ten. Die dort angesteuerte Shotbar gab dem einoder anderen den Rest: Während einige heimlichund im Stillen ein paar Reisenden in ihren Zim-mern Quartier boten, haute einer von uns etwasauf die Tube: Fredi ist leider des nachts aus demBett gefallen und suchte dann blutüberströmtein Krankenhaus auf. Doch zu diesem Zeitpunktschliefen alle anderen bereits tief und fest. Le-diglich die Zimmerkollegen litten ein wenig un-ter dem nächtlichen Gepolter, nachdem eigentlich

dringend Erholung nach so einem ereignisreichen,laufintensiven und spannenden Tag angesagt war.

Johanne Gerhardt

Tag 7 – Von Kirchen, Kuppeln und Würmern –oder Rom

Der vorletzte Tag unserer Romreise begann, wieüblich viel zu früh, mit einem Spaziergang zurKirche Santa Maria della Pace. Diese befindetsich relativ versteckt in den engen Gassen Roms,war manchen von uns aber bei vorhergegange-nen Streifzügen durch die Stadt schon aufgefal-len. Nachdem wir die Barockfassade der Kirchebewundert und Drini uns etwas über deren Ge-staltung erzählt hatte, ging es aber schon weiter.(Nein, diese Kirche besichtigten wir tatsächlichnicht von innen.) Unter der strahlenden Sonneschlenderten wir über die Engelsbrücke. Auf hal-bem Weg wurde pausiert und Valentin erklärteuns, wie das riesige Gebäude auf das wir blicktenim 2. Jh. von Kaiser Hadrian erbaut wurde, derdarin seine letzte Ruhe finden wollte. Erst 500Jahre später bekam das Hadriansmausoleum vonPapst Gregor dem Großen den Namen unter demes heute bekannt ist: Engelsburg.

Nach über einem Dutzend Kirchen, die wir aufder Reise nun schon besichtigt hatten, kamen wirnun zum eindeutigen Höhepunkt, zumindest wasdie Größe angeht. Als nächstes stand der Peters-dom auf unserem Programm, die größte der Papst-basiliken und Wahrzeichen des Vatikans. Circaeine Stunde saßen beziehungsweise lagen wir aufdem von Bernini gestalteten Petersplatz, betrach-teten die eindrucksvolle Fassade und ließen unsvon Mark und Fredi über die Geschichte und Ar-chitektur der Kirche, die angeblich über PetrusGrab erbaut worden sein soll, belehren. Drinnenangekommen reichte das, was wir sahen, jedochnicht bei allen an die teilweise sicher sehr hochgesetzten Erwartungen heran. Durch die riesi-gen Pfeiler, die unter ihnen je einer Kirche durch-schnittlicher Größe Platz geboten hätten, verlorman jegliches Gefühl für die gigantischen Aus-maße des Petersdoms. Und auch der von Berninientworfene Baldachin über dem Papstaltar stießnicht überall auf Wohlwollen. In Bezug auf diegedrehten Säulen auf denen er ruht, wurde sogarder Vergleich mit Würmern laut. Große Bewun-derung erzeugte dagegen Michelangelos Pieta ineiner hinteren Ecke der Kirche. Nach der Besich-

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

tigung der Papstbasilika, folgten einige der selte-nen Stunden Freizeit auf unserer Reise. Währendein Teil der Gruppe sich noch an den Aufstieg zurKuppel machte, um den Blick über Rom zu genie-ßen, nutzten andere die Gelegenheit für ein paarletzte Einkäufe vor der Abfahrt am nächsten Tag.

Unser nächster Treffpunkt war die Villa Borghese.Die meisten begaben sich schon deutlich vor derverabredeten Zeit in den wunderschönen Park derVilla, um sich dort zu entspannen, zu picknickenoder noch ein paar Postkarten zu schreiben. Inder Villa Borghese selbst sammelte der Kardinal,nach dem sie benannt ist, schon seit ihrer Erbau-ung im 17. Jh. wichtige Kunstwerke. Heute istsie ein Museum und die Gemälde und Skulpturenbedeutender italienischer Künstler sind allen zu-gänglich. Angesichts dieses Programms waren dieweniger Kunstbegeisterten unter uns zunächstein wenig skeptisch, aber vor allem die ausge-stellten Skulpturen Berninis, die Imke uns näherbeschrieb, riefen mit ihrer unglaublichen Detail-treue bei fast allen Faszination und Begeisterunghervor.

Auf dem Weg zurück zum Hotel gab es schließlichnoch eine Überraschung: Michael gab uns allenein Eis in der besten Eisdiele Roms aus (dankenochmal) und machte damit den Anfang für einenperfekten letzten Abend in der ewigen Stadt!

Kira Schauer

Presse und Medien

• Das Schwäbische Tagblatt berichtet am 4.April 2014 anlässlich der Jubiläumsfeier überEine Schule der Demokratie.

Internetauftritt des Kollegs

Die Webseiten des Kollegs wurden im Laufe desJahres auf ein komplett neues, moderneres Lay-out umgestellt:

www.uni-tuebingen.de/leibniz-kolleg

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4 Jubiläumsfeier 65 Jahre Leibniz Kolleg

Programm

Freitag 4. April ab 17.00 UhrBegrüßungstrunk im Leibniz Kolleg

Samstag 5. April ab 13.00 UhrOffizielle Eröffnung im Auditorium Maximum,Neue Aula, Wilhelmstraße

GrußworteMichael Behal, M.A., Direktor des Leibniz KollegsProf. Dr. Dietrich Niethammer, Vorsitzender desKuratoriums der Stiftung Leibniz Kolleg

VortragProf. Dr. Christina von Braun (Leiterin desKollegiums Jüdische Studien an der Humboldt-Universität Berlin): „Schuld und Schulden. Dietheologische Dimension des Geldes“

Empfang im Foyer

VortragProf. Dr. Karin Amos (Prorektorin für Studieren-de, Studium und Lehre an der Universität Tübin-gen): „Bildung und Gemeinschaft“

Kurzbericht über die Alumnibefragung

Gemeinsames Abendessen und Gelegenheit zumTreffen der Kurse (Mensa Wilhelmstraße)

Festsaal Jubiläum 65 Jahre Leibniz Kolleg(Foto: B. Scheider)

Sekt und Brezelnim Leibniz Kolleg(Fotos: R. Sandig)

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4.1 Vorträge

Der Vortrag von Prof. Dr. Christina von Braunkann leider nicht zur Verfügung gestellt werden.Sie hat zum Thema ein Buch veröffentlicht: „DerPreis des Geldes. Eine Kulturgeschichte.“ DasBuch ist 2012 im Aufbau Verlag erschienen undumfasst 510 Seiten.

Der Vortrag von Prof. Dr. Karin Amos, der Pro-rektorin für Studium und Lehre der UniversitätTübingen, kann auf Anfrage in einer noch nichtpublizierten Form zugeschickt werden. Anfragenbitte an: [email protected] odertelefonisch: Tel.: 07071 2977073.

4.2 Weil ich ein Keks bin

Maria Hofbauer Pérez berichtet aus Sicht des ak-tuellen Kursjahrgangs 2013/14.

Ein aufregendes, arbeitsintensives, neues, an-strengendes und nostalgisches Wochenende liegthinter uns. Während die einen aus den Ferien wie-derkamen und eigentlich mit den Gedanken beider mehr oder weniger geschriebenen Trimester-arbeit inmitten von Umarmungen und Freudenunsererseits waren, feierten mehr als 450 Altkek-se an diesem Wochenende ihre Zusammenkunft.Man merkte, welch besonderes Gefühl es seinmuss, sich nach so vielen Jahren wiederzusehenund alte Erinnerungen auszugraben. Außerdemdie Zeit mit den Menschen zu genießen, die einJahr lang die besten Freunde waren und die Trau-er, Freude, Arbeit, Ärger und Lerninhalte mit ei-nem teilten.Generationen über Generationen verbrachtenhier ein unvergessliches Jahr, angefangen im Jahr1948. Nicht selten staunte man über diese überJahre hinweg prägende große Tradition des Leib-niz Kollegs. Verstärkt wurde dies durch die Un-veränderlichkeit des Hauses. Man denke an Bet-ten, Schränke, Stühle, Tische oder an die Einfüh-rungswochen. . . Die ersten Altleibnizianer such-ten das Kolleg schon am Freitag auf, besondersdie aktuellen Altkekse konnten es kaum erwar-ten, an den Ort vieler Erinnerungen zurückzukeh-ren. Ganz abgenabelt scheinen die meisten danndoch noch nicht zu sein. Die meisten packten auchmit an und unterstützten Michael, Frau Schultzund Frau Orlista und uns bei den weitreichendenVorbereitungen für das große Fest. Ausgeräumt

und geschmückt wurde unser Zuhause für diejeni-gen, die es ebenfalls ein Jahr zu ihrem zu Hausegemacht hatten. Mit einer freundlichen Rede er-öffnete Michael das Fest und wir versorgten unse-re Gäste mit Sekt und Butterbrezeln. Gesprächewurden geführt, immer mehr Kekse kamen an,auch immer mehr von uns kehrten aus den Ferienzurück und wurden herzlich in die Arme geschlos-sen. Bei Sonnenschein genossen alle die schöneStimmung. Die „Belagerung“ unseres Zuhausesdauerte bis tief in die Nacht. Zimmer wurden er-kundet und über die alten Zeiten gesprochen.Mit dieser allgegenwärtigen Wiedersehensfreudeendete der erste inoffizielle Teil des Festes. Zur of-fiziellen Eröffnung am folgenden Tag wurde extrader Festsaal der Universität Tübingen in der Neu-en Aula bereitgestellt und bis auf wenige Plätzegefüllt. Den Festakt eröffnete Michael mit einerDankesrede an alle, die das Kolleg und sein Beste-hen so tatkräftig unterstützen. Wir dürfen Prof.Dr. Dietrich Niethammer, Thorsten Nagel, JanBorn und Ulla Konnertz dankbar sein für ihrenEinsatz, das Kolleg erhalten zu können. Appel-liert wurde dennoch an alle Alumni, das Kollegwerde ohne die Beteiligung der Ehemaligen nichtüberleben können. Damit würde so viel verloren-gehen! Ein Ort würde verschwinden, der sich tiefin die Erinnerungen vieler eingebrannt hat. Da-für sollte es sich doch lohnen zu kämpfen. DasProgramm setzte sich mit den Vorträgen von Prof.Dr. Christina v. Braun über „Schuld und Schulden.Die theologische Dimension des Geldes“ und vonProf. Dr. Karin Amos mit den Thema „Bildungund Gemeinschaft“ fort. Man lasse am besten diebeiden Präsentationen unkommentiert. Erstenssollten sich die Geister scheiden und zweitens wol-le man diejenigen, die diesen Teil des Festes fürden Nachholbedarf an Schlaf nutzten, nicht ausder durchaus kontroversen Diskussion ausschlie-ßen.Anschließend versammelten sich alle in der Men-sa der Universität zum gemeinsamen Abendessen(ohne Butterbrezeln) – eine weitere Gelegenheitfür alle Jahrgänge zusammenzufinden, aber auchum neue Kontakte zu knüpfen und sich genera-tionenübergreifend zu unterhalten. Im Zuge desfortschreitenden Abends, nach Bier und Wein, ludein Altleibnitianer alle an den Ort ein, der denMittelpunkt eines jeden Leibnitianers darstellt:Das Kolleg. Diesmal spielte auch unsere Anla-ge mit und so legten die Jahrgänge ihre Musik

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ein, um mit dieser Zeitreise in die Vergangen-heit an die zurückliegenden Abende zu erinnern,an denen man das Refektorium zur Tanzflächeverwandelte. Auch wenn wir uns während desWochenendes manchmal etwas belagert fühlten,steckte das Fest voller toller Gespräche und schö-ner Momente. Doch schließlich waren wir danndoch alle froh, unser Haus wirklich für uns zuhaben. Zum Schluss bleibt nur eines zu sagen,live performed von Altkeks Daniel während desletzten Abends, das alle miteinander verbindet:

„Weil ich ein Keks bin, auch in schweren Zeiten.Weil ich ein Keks bin, mit zwei Schokoladenseiten.Weil ich ein Keks bin, schwer zu beschreiben. Weilich ein Keks bin, ich werde immer einer bleiben.“

4.3 Jahrgangsübergreifendes Speed-dating und gemeinsames Mensaes-sen – Eindrücke und Interviews

Die Geräuschkulisse war phänomenal: es brumm-te, schwirrte und lachte an den Jahrgangstischenin der Tübinger Mensa und in den Schlangen vordem Salatbüffet tauschte man sich generations-übergreifend aus. Alle schienen sich zu kennen,alle redeten miteinander. Ob wirklich 450 Kol-legiaten aus 65 Jahren zusammenkamen? Manmag es kaum glauben. Aber die Mensa, wo dasabendliche Essen und Treffen stattfand, bezeugtes. Schon am Vorabend gab es regen und vielfälti-gen Austausch im Kolleg. Und es gab kein Gefällezwischen den frühen Jahrgängen, – diejenigen,die noch bekocht wurden und bei denen die Pro-fessoren noch auf der Bettkante saßen – und denspäteren. Dies wurde auch durch das „jahrgangs-übergreifende Speeddating ohne romantische Ver-pflichtung“ bestätigt, das nach den Festvorträgenim Wandelgang vor dem Festsaal ganz spontanausgerufen wurde. Nicht nach Jahrgängen tausch-te man sich aus, sondern nach Geburtsmonaten.

Zuvor hatte die Berliner Kulturwissenschaftle-rin Prof. Christina von Braun über „Schuld undSchulden“, also über „Geld, Religion und Ge-schlecht“ gesprochen: Ein Streifzug durch dieKulturgeschichte, interdisziplinär im besten Leib-niz Kolleg Sinne. Verbunden und in Zusammen-hang gebracht wurde zum Beispiel das Vaterun-ser, Geldbeutel und die zwei Striche im Dollarzei-chen, die von Europa und dem Stier herrühren.Die nichtvorhandenen Fenster im Festsaal gingen

auf. Hinterher dachten einige Kollegiaten fast be-dauernd darüber nach, warum sie eigentlich nichtKulturwissenschaften studiert hätten, das wäredoch so herrlich übergreifend.

Die Tübinger Erziehungswissenschaftlerin FrauProf. Amos referierte im nächsten Vortrag über„Bildung und Gemeinschaft“. Entschleunigungdurch Bildung, wofür auch das Kolleg steht, warihr Thema. Sie stellte das Humboldtsche Erzie-hungsideal und das deutsche Gymnasium demamerikanischen „little red schoolhouse“ und dieErziehung des „common man“ gegenüber.

Der Soziologe Andreas Kögel stellte zusammenmit der Studentin Antje Stefani anschließend dieErgebnisse der von einem Seminar durchgeführ-ten empirischen Untersuchung vor, an der sichüber 1000 Altkekse beteiligt hatten. Überraschun-gen waren nicht dabei, aber die eigenen Erfah-rungen wurden statistisch bestätigt: Das LeibnizKolleg ist für alle sehr empfehlenswert, die meis-ten Kollegiaten stammen aus Akademikerfamili-en und werden selbst wieder welche. Viele habenpromoviert oder sich habilitiert und sind beruflicherfolgreich.

Am Samstagvormittag hatten sich einige ehema-lige Kollegiaten zum Austausch mit mir getrof-fen, – ich unterrichte seit 1986 „Creative Writing“am Kolleg – um darüber nachzudenken, was Ih-nen das Kolleg eigentlich für ihr Leben „gebracht“hat. Diese Frage wurde bald präzisiert, denn ums„bringen“geht es im Kolleg ja nicht, sondern dar-um, wie es die Kollegiaten prägte: Weg vom Mate-rialismus, hin zum Humboldtschen Bildungsidealund zur Entwicklung der Persönlichkeit. So ent-standen die folgenden Statements und die beidenGespräche. Sie bezeugen fast unisono:

Das Kollegjahr gehört zu den prägensten in dereigenen Lebensgeschichte. Hier hat man wissen-schaftlich arbeiten gelernt, hier wurde die Stu-dienwahl qualifizierter entschieden, hier wurdenFreundschaften fürs Leben geknüpft, hier wurdeSozialverhalten und eine Gesprächskultur einge-übt, hier wurde hart diskutiert und an der Per-sönlichkeit geschliffen. Für viele war es ein un-beschwertes Jahr, alle schätzten die Verbindungvon Studium, Wohnen und Leben. Aber lesen Sieselbst, der Reigen beginnt mit dem Kollegjahr1955 und endet 2009.

Eva Chistina Zeller

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Prof. Dr. Armin Wolf (Altleibnitianer Jahr-gang 1955/56) war Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte inFrankfurt und lehrte Mittelalterliche Geschichtein Heidelberg.

Was mir geblieben ist? Die meisten Freunde mei-nes Lebens! Ich habe aus jedem Lebensabschnitteinen Freund behalten, aber aus dem Leibniz Kol-leg fünf!Es gab damals sechs wissenschaftliche Assisten-ten, wir aßen gemeinsam, Prof. Ohlmeyer, der Di-rektor des Leibniz Kollegs, saß am Kopf, da konn-te man ganz anders miteinander sprechen. JedesTrimester stand unter einem bestimmten The-ma. Im sozialwissenschaftlichen Trimester wurdezum Beispiel „die Stadt“ von allen Seiten betrach-tet oder im naturwissenschaftlichen Trimester„Symmetrie“. Dass man eine Sache von verschie-denen Disziplinen anschauen kann, das ist fürmich in meinem Leben prägend gewesen. Und,dass man auf die Quellen geht und nur sekundärauf die Sekundärliteratur, die Quellen muss mananschauen und interpretieren, das war wissen-schaftlich fruchtbar. Es hat mir damals so gefal-len, dass ich als Assistent zurückkommen wollte,was mir auch gelang.Wir hatten jeden Tag ein Kolloquium von einemProfessor von der Uni. Das war fantastisch. DasKolloquium war die zentrale Veranstaltung desTages: der Graezist Schadewaldt war da oder Pro-fessor Schüle, der Staatsrechtler.Drei Tage in der Woche gab es ein gemeinsamesAbendessen und vier Tage aß man auf den Zim-mern, da konnte man auch Professoren zu sichaufs Zimmer einladen, das war großartig. Da sa-ßen wir dann zu acht oder zehnt in dem kleinenZimmer eng aufeinander, als Getränk konntenwir uns nur Tee leisten, aber es gab aufregendeGespräche. Man kam leichter zu Erkenntnis! Sohochgestochen will ich es einmal formulieren: DieOffenheit für alle Fächer, die verschiedenen Me-thoden, das hat mich geprägt.Es gab damals drei Pflichttrimesterarbeiten, diewurden sehr ernst genommen. So hat man gleicham Anfang wissenschaftliches Arbeiten gelernt.Meine erste Publikation war dann eine Trimes-terarbeit von damals. Aristoteles hat gesagt,man lernt Harfespielen durch Harfespielen, nichtdurch Vorübungen. So ist das!

Gespräch in Tübingen zwischen:Wilhelm Nestle (1960/61, studierte Theologie undwar zuletzt Krankenhausseelsorger in Stuttgart),Fabian Fechner (2002/03, studierte Geschichteund arbeitet als Postdoc am Sonderforschungspro-jekt „Bedrohte Ordnungen“) und Teresa Zahorans-ky (2008/09, studiert Geologie in Tübingen).

Fabian Fechner:Als ich ins Kolleg kam war ich völlig ahnungslos,ich wusste nicht genau, was mich erwarten würde.Ich wollte mich ändern, d.h. vor allem verändern,ich wollte aus dem hinteren Odenwald heraus.Und das hat geklappt. Ich hatte mich schon in derSchule für Geschichte interessiert und Familien-geschichte betrieben. In der Geschichts-AG habenwir uns Akten des 18. Jh. angeschaut. Ich mochtees furchtbar gerne, aber ich hätte nie Geschichtestudiert, sondern wäre Bankkaufmann geworden.Ohne Kolleg hätte ich nie studiert. Das mit demBankkaufmann sagte ich immer, weil mein Um-feld wollte, dass ich was „Gescheites“ mache undich wusste, wenn ich das sag, dann hab ich mei-ne Ruhe. Während der 11. Klasse habe ich meinBerufspraktikum dann an der Volksbank Fran-ken gemacht und wusste, ich würde nie im LebenBankkaufmann werden. Im Kolleg habe ich dannmein Interesse für Geschichte weiterentwickelnkönnen und den Mut gefunden, dies auch zu stu-dieren.Ich habe in Tübingen promoviert, über die Verwal-tung im Jesuitenorden in Paraguay, und dann hatsich dieses Postdoc-Projekt angeboten. Es ist kei-ne richtige Habilitation, aber ich kann ein neuesProjekt formulieren. Ich beschäftige mich mit Hä-resien im frühneuzeitlichen Peru. Während desStudiums habe ich auch in Buenos Aires studiert.

Wilhelm Nestle:Ich komme aus Ellwangen und humanistische Bil-dung war in meinem Elternhaus wichtig. Es hieß:„Du heißt Nestle, du lernst Griechisch“. Meine El-tern hatten ursprünglich vom Kolleg gehört. Fürmich war es die unbeschwerteste Zeit meines Le-bens!Bei uns galt eine Hausordnung. Wir hatten sechsAssistenten, die im Haus wohnten und ab 22hwar Nachtruhe. Es gab schon auch laute Diskus-sionen. Zweimal in der Woche haben wir Socken-schwoof gemacht. Damit es still war, haben wirauf Strümpfen im Clubraum von 22.30h bis um1h getanzt. Damals gab es ja nur Paartanz. Es

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war eine schöne Zeit und wissenschaftlich arbei-ten hab ich auch gelernt.Ich wusste nicht, was ich studieren wollte. Da-mals sollte man sich während der Kollegzeit in ei-ner Fakultät einschreiben, nur ich habe das nichtgemacht. Aber danach wusste ich immer nochnicht was ich studieren sollte. Dann bin ich zurBundeswehr gegangen und habe dort entschieden,dass ich Theologie studiere. Ich habe eine großeEmphase für Wissenschaft entwickelt, das bekamman im Kolleg mit. Wissenschaft als hoher Wertund so habe ich auch Theologie betrieben. Ichwollte wissen, ob es Gott gibt oder nicht. Ich wartotal im Kopf und das ist für einen Pfarrer nichtgut. So geriet ich im Beruf in eine schwere Krise.Ich war damals schon verheiratet, es kam eineEhekrise mit dazu. Ich hab dann eine Analysegemacht und zehn Jahre kein theologisches Buchmehr angefasst, habe als Krankenhausseelsorgergearbeitet. Nach der Lektüre von C.G. Jung undviel Meditation habe ich dann von einer anderenWarte aus Theologie betrieben.Nach meiner Zeit als Krankenhausseelsorger warich dann fünfzehn Jahre in der Gemeinde und dieletzten Jahre wieder als Seelsorger im Kranken-haus.

Teresa ZahoranskyJahrgang 2008/09(Foto: E. Zahoransky)

Teresa Zahoransky:2008 kam ich ans Kolleg, ohne zu wissen was ichstudieren möchte. Ich dachte, vielleicht studie-re ich Archäologie. Was ich gelernt habe, ist daswissenschaftliche Arbeiten, wir hatten auch die-se dafür wichtige Einführungswoche. In meinemJahr gab es einen Geologiekurs und dort wurdeich überzeugt, dass dies mein Fach ist. Ich arbei-te gerne naturwissenschaftlich und praktisch imGelände. Das Kolleg hat also meinem Studien-wunsch den Weg bereitet. Ich habe es nicht be-reut.

Ich habe, neben dem schon angesprochenen wis-senschaftlichen Arbeiten, viel Soziales gelernt.Dass man sich selber organisieren muss, bei 52Leuten mit sechs Herdplatten und einem Back-ofen auskommen muss, das enge Aufeinanderle-ben, das viele zuerst als bedrückend empfinden,aber dann als beglückend, weil sie lernen mitMenschen umzugehen.

Wilhelm Nestle:Das fiel bei uns weg, wir wurden bekocht undverwöhnt und die Doppelzimmer empfanden wirnicht als Problem. Es war nur positiv und dieEinsamkeit tauchte nicht auf. Wir waren sehrunbeschwert. Hinterher kam dann die Ernüch-terung, dass das Leben nicht so aussieht wie imKolleg.

Teresa Zahoransky:Der erste Schritt aus dem Elternhaus ist ein we-sentlicher Schritt nach vorne. Das Kolleg war eineArt Ersatzfamilie, einerseits sehr privat, anderer-seits eben nicht mehr zu Hause. Es half sehr diePersönlichkeit zu entwickeln.

Wilhelm Nestle:Während manche mit dem Studienbeginn in eineDepressionen gerieten, hatten wir einen unbe-schwerten Einstieg ins Studium. Im Kolleg ent-stand eben eine wichtige Gemeinschaft. Am Wo-chenende haben wir das Essen kalt auf die Zim-mer geholt, da konnten wir auch Dozenten einla-den, die haben dann den besten Stuhl bekommen.Hans Küng war z. B. mit vier oder fünf Leuten aufder Bude. Das habe ich später als Student auchweitergeführt und habe Dozenten von der Unieingeladen, die kamen dann auch. Meine Kommi-litonen fanden das erst unmöglich.

Teresa Zahoransky:Ich wohnte in einem Zimmer mit Stockbett. Imunteren Bett wurde ein Filmabend gemacht undoben wollte ich schlafen. Ich habe mich daran ge-wöhnt und lass mich nicht mehr ablenken, binflexibler geworden, kann mit Stresssituationenbesser umgehen als zuvor. Meine Diskussionsfä-higkeit wurde auch gefördert, entstand vielleichtsogar erst richtig hier. Man muss erkennen undakzeptieren, dass es einfach verschiedene Posi-tionen gibt. Außerdem habe ich die Unterschied-lichkeit der Menschen kennengelernt. Herr Behalversucht ja auch eine Minigesellschaft am Kol-leg zu haben, damit viele Diskussionen entstehen.

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Für mich war es auch eine sehr unbeschwerte undschöne Zeit, in der ich gelernt habe das Leben zugenießen.Ich habe heute noch ganz engen Kontakt mit dreibis vier Kollegiaten, die ich richtig gut kennen-gelernt habe und ich weiß, ich kann mich auf dieverlassen. Es besteht zwischen Vieren von unsein Briefbuch, das zwischen uns herumgeschicktwird. Und wenn man sich wieder trifft, ist es wiewenn es vorgestern gewesen wäre.

Wilhelm Nestle:Bei uns gab es später nach dem Kolleg in denFerien Tagungen zu bestimmten Themen. Da ka-men dann alle aus verschiedenen Jahrgängen zu-sammen, das waren Höhepunkte. Wir hatten fürjedes Trimester ein Thema, das interdisziplinärdurchgeführt wurde. Im ersten Semester war es„die Farbe“, dann „Rom“ und „der Mensch“. Anjedem Wochentag gab es Kolloquien zu diesemTrimesterthema mit Diskussion, das war eiserner,wichtiger Termin.

Fabian Fechner:Wie mich das Kolleg geprägt hat? Ich habe heu-te mehr Mut und bin ungezwungener. Es gibtauch ein Beispiel: Ich bin nach dem Kolleg insKarl-Heim-Haus gekommen und da wurde unsgesagt, ihr könnt gemeinsam auch Veranstaltun-gen machen. Ich hab dann zu einer gemeinsamenTheateraufführung von König Ödipus im LTT ein-geladen, habe mich vorbereitet und ein Referatgehalten. Etwas später hatte ich ein Bewerbungs-gespräch bei der Studienstiftung. Und just dortmusste ich König Ödipus analysieren. Das Kolleghat mich geprägt und mir was gebracht, z. B. dassman beweglich bleibt.

Teresa Zahoransky:Für mich spielte das Soziale eine große Rolle unddie Interdisziplinarität.

Wilhelm NestleJahrgang 1960/61(Foto: W. Nestle)

Wilhelm Nestle:Für die Zukunft des Kollegs wäre mir Entschleu-nigung wichtig, vor allem heute. Wir konnten miteinem Abiturdurchschnitt von 4,0 studieren, was

wir wollten. Der Druck war längst nicht so starkwie heute und wir hatten glänzende Berufsaus-sichten. Ich hab viermal die Uni gewechselt, inGöttingen, Hamburg, Berlin und Tübingen stu-diert und überwiegend was mich interessierte.

Teresa Zahoransky:Es ist nicht die Frage, wie es weitergeführt wird,sondern mehr, dass es weitergeführt wird. Es istetwas Besonderes und der Blick über den Teller-rand tut den Menschen gut. Die Leute lernen imKolleg miteinander umzugehen und sie sind ein-fach offener und hören mehr zu.

Wilhelm Nestle:Das haben wir wirklich gelernt, einander zuzuhö-ren.

Teresa Zahoransky:Das war auch immer meine Erfahrung, dass manzuhört und Interesse aneinander hat. Auch wennman ganz abwegige Sachen macht, kommt immerdie Reaktion: Das ist ja interessant, erzähl mal!

Wilhelm Nestle:Ich war damals verkopft und ich wünsche mir,man könnte ins Kolleg z. B. Meditation einbrin-gen, um einen mehr ganzheitlichen Zugang zurWirklichkeit in den Blick zu nehmen. Es würdemich direkt reizen, so etwas im Kolleg zu versu-chen.

Fabian Fechner:Entschleunigung finde ich auch wichtig, dass sichdie Leute nicht mehr so früh spezialisieren müs-sen. Heute studiert man nicht Germanistik, son-dern gleich Publizistik! Im Kolleg wird Entschleu-nigung gelebt. Was mir bei dem Jubiläum zudemaufgefallen ist, es gab keinen Graben zwischenEuch früher und uns heute, das war schön. Aberdas Kolleg kapselt sich schon sehr ab, wie wärees mit einem Tag der offenen Tür? Oder Sommer-universitätskurse? Früher gab es auch Plakateund das Kolleg war mehr in der Stadt verwur-zelt. Heute ist es eher exotisch und gilt leicht alselitäres Institut.

Wilhelm Nestle:Bei uns gab es Dozentenabende, bei denen alle Or-dinarien eingeladen wurden, das Kolleg war ver-netzt mit der Universität, das würde auch heutewieder mehr die Verbindung schaffen. Es gibt nur52 Betten im Kolleg, das ist eine überschaubareGruppe und die Wohn- und Lebensgemeinschaft

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muss unbedingt erhaltenbleiben, das gehört zumSelbstverständnis und Bild.

Fabian Fechner:Man könnte Anleihen nehmen am Karl-Heim-Haus, die eine Kooperation mit der Universitätmit dem Forum Scientiarum begonnen haben undauch das humanistische Menschenbild fördernwollen. Aber eine zu nahe Angliederung an dieUniversität wäre auch nicht gut.

Ingrid Retzlaff-Mahlstedt (1966/67) hat Germa-nistik, Geschichte und Politik studiert und warLehrerin in Stuttgart.

Wie hat mich das Kolleg geprägt? Was mir einfällt:ich hatte später als Referendarin z. B. nie Schwie-rigkeiten mit Präsentationen und auch mit derOpposition der Schüler konnte ich umgehen, daskannte ich ja seit Leibnizkollegzeiten, dass mandiskutiert und dass man, wenn es hochhergeht,das nicht persönlich nimmt. Als wir in der SchuleSeminarkurse und GfS eingeführt haben, konn-te ich einfach das umsetzen, was ich am Kollegerlebt habe. Das Einhalten von Abgabeterminen,das wissenschaftliche Arbeiten, das war damalsein solides Lernen, das ich bis zum I-Tüpfelchenweitergeben konnte. Ich habe als Lehrerin auchimmer wieder viele Schüler ans Kolleg geschickt.Und wenn man am Kolleg seinen Ehepartner ken-nenlernt, dann ist das schon prägend! Mein Mannund ich kannten uns schon vor dem Kolleg, wir ha-ben uns unabhängig voneinander beworben unddas Kolleg war dann der Katalysator. Wir habenimmer noch einen Freundeskreis seit Kollegzei-ten, diese breite Aufgeschlossenheit war schonlebensprägend.

Reinhard Rezlaff (1966/67) hat Jura studiert undwar im Stuttgarter Ministerium tätig.

Das Kolleg hat mir eine eminente Orientierungs-hilfe gegeben. Ein handfester Effekt war, dass ichmeine Studienwahl überdacht und verändert ha-be. Ich habe dann Jura studiert – das war derEberhard Klingenberg, unser Assistent für dieRechtswissenschaft, der mich dafür motiviert hat– ich hatte ursprünglich das Lehramt im Visier.Allgemein profitierten wir von dem guten Ruf, dendas Kolleg auch unter den renommiertesten Wis-senschaftlern genoss. Nicht nur, dass Professoren

wie Ernst Bloch, Iring Fetscher und Walter Jensgerne zu Kolloquien kamen und mit uns disku-tierten, vielmehr fiel es uns auch leicht, TübingerHochschullehrer zu abendlichen Gesprächsrun-den zu gewinnen. Ich erinnere mich etwa an denGermanisten Brinkmann und den Verwaltungs-rechtler Bachof. Wissenschaft verlor dadurch anAbstraktheit und gewann eine menschliche Di-mension. Die Kolloquien, die täglich stattfanden,deren Besuch obligatorisch war und über die inForm des Kolloquienjournals Inhaltsangaben zufertigen waren, konfrontierten uns mit der Viel-falt der wissenschaftlichen Disziplinen und ihrerArbeitsmethoden und boten unserer Neugierde,einem Wesensmerkmal der Leibnitianer, ein rei-ches Betätigungsfeld. Man konnte daraufhin dasGelernte einordnen in seine innere Landkarte.

Nicht zu vergessen ist die Einübung unserer eige-nen Arbeitstechniken, die in den Referaten undden Trimesterarbeiten erprobt wurden. Im spä-teren Verlauf meines Studiums hat mir dieseGrundschulung zu mehr Effizienz und Zeiterspar-nis verholfen.

Georg K. Löer (1975/76) hat Japanologie,Geschichte, Politikwissenschaft (SchwerpunktWirtschafts- und Sozialgeschichte Japans) stu-diert. Nach 20 Jahren im Bankgeschäft inDeutschland, Japan, Indonesien und China lebter heute in Japan und ist für die Wirtschaftsförde-rung des Landes NRW zuständig.

Georg K. LöerJahrgang 1975/76(Foto: G. K. Löer)

In Japan geboren, habe ich meine Kindheit inJapan und die Schulzeit in Bonn am Rhein, Kath-mandu/Nepal und die letzten sechs Schuljahrein Büren/Westfalen (im Internat) verbracht. AmEnde der Bundeswehrzeit sprach ich auf Emp-fehlung meiner Eltern mit Herrn Prof. Ohlmeyer,um die Zeit bis zur Aufnahme eines Studiumssinnvoll zu überbrücken. Ich kam in diese sehrspannende, gemischte, lockere Atmosphäre in ei-nem Umfeld, das mir als Internatsschüler undBundeswehrsoldat fremd war. Ich hatte in West-falen meine Identität als Deutscher gefunden und

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kam nun ins Schwabenländle, das war in vieler-lei Hinsicht eine völlig neue Erfahrung für mich.Ich war ein Nachzügler, weil ich erst kurz vorWeihnachten ins Kolleg kam. Meine GeschwisterBrigitte und Klemens, die Ende der 50er Jahream Kolleg waren, sowie mein Bruder Martin hat-ten alle Jura studiert, was für mich ein rotes Tuchwar. Während des Leibniz Kollegs habe ich dannauf der Morgenstelle Pharmazie studiert, um fest-zustellen, dass das doch nicht das war, was michnachhaltig interessierte. Ich hab dann in Japan,wo meine Eltern seit 1974 wieder als Diploma-ten lebten, angefangen Japanisch zu lernen. Nochin Tübingen habe ich dann Japanologie, Zeitge-schichte und Politikwissenschaft studiert. Nacheinem Studienaufenthalt in Japan studierte ichdann in Berlin Wirtschafts- und Sozialgeschichte.Nach dem Studium bin ich dann ins Bankgeschäftgegangen, wo ich als Japanologe unter lauter Be-triebswirten der bunte Paradiesvogel war. MeineSpezialisierung hat aber der Karriere genutzt undich konnte gut 20 Jahre an Standorten wie Frank-furt, Tokyo, Jakarta, Hong Kong und Shanghaiarbeiten. Heute lebe ich in Japan, bin für die Wirt-schaftsförderung NRW zuständig und werbe fürInvestitionen in unserem Bundesland.Meine Kinder sind deutsch-japanisch, leben auchin mehreren Welten. Hier in Japan hat man frü-her „half“ gesagt, aber sie sind „doubles“, weilman ja mehr als nur die Hälfte hat. Denen sageich, ihr müsst die Neugierde bewahren, neue Men-schen kennenlernen, neue Sachverhalte. Das istmanchmal etwas anstrengend, auch in meinemheutigen Beruf. Wir haben immer wieder Prak-tikanten in der Firma in Tokyo, Studenten ausDeutschland und Japan. Ich mag das Interdis-ziplinäre gerne und das ist heute viel wichtigernoch als damals. Die Offenheit für unterschied-lichste Bereiche zu bewahren, auch wenn mankein Fachmann ist, das habe ich auch dem Kollegzu verdanken. Networking und die Grundlagendes wissenschaftlichen Arbeitens habe ich eben-falls am Kolleg gelernt oder hier wurde der Keimfür manches gelegt.Ich bin heute im Vorstand der Deutschen Schu-le in Tokyo und Vorsitzender einer Stiftung, dieSchüler und Studenten fördert. Da höre ich ge-legentlich Kommentare, warum macht man daseigentlich? Nach Fukushima sind viele Ausländeraus Japan weggegangen, aber wir kommen jetztlangsam wieder auf das Niveau vor der Katastro-

phe. Das alles sind interessante Aufgaben undHerausforderungen in einer zusehends interna-tionalen, vernetzten und komplexen Welt. Ich binfür die Zeit im Leibniz Kolleg sehr dankbar!

Judith Rauch (1975/76) studierte Biologie undwurde Wissenschaftsjournalistin.

Das Leibniz Kolleg hat meinen Lebensweg invielerlei Hinsicht geprägt: Ohne Wolf-Dieter Ha-senclever, der in meinem Kurs „Erkenntniswegeder Naturwissenschaft“ unterrichtete, hätte ichwohl niemals ein naturwissenschaftliches Fachstudiert. So aber wechselte ich von der Psycho-logie, die damals in Tübingen noch keineswegsnaturwissenschaftlich geprägt war, in die Biolo-gie, um mehr über Gehirn und Nervensystem desMenschen zu lernen. Dem Thema Hirnforschungbin ich mehr oder minder treu geblieben. Auch inmeinen 30 Jahren als Journalistin standen The-men aus der Neurowissenschaft im Fokus meinesInteresses. Im übrigen habe ich auch meinen Le-bensgefährten durch das Leibniz-Netzwerk ken-nengelernt: Ein Ex-Leibnitianer, mit dem ich zuder Zeit in einer WG wohnte, hat uns miteinanderbekannt gemacht.

Judith RauchJahrgang 1975/76(Foto: J. Rauch)

Demnächst kommt meine Freundin Bea zu Be-such. Sie ist Linguistin in den USA und wir ken-nen uns seit dem Kolleg. Ich weiß schon, wie eswerden wird: Wir werden nahtlos einen Dialogfortsetzen, der immer wieder für Jahre unterbro-chen wird und doch im Kern der gleiche bleibt.Und wir werden uns viel zu sagen haben.

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

Dr. Dirk R. Lupberger (1976/77) hat Jura studiertund einen Master of Business Administration inden USA gemacht. Nach vielen Jahren in Chi-na, arbeitet er heute als Venture Consultant undUnternehmensberater im München und Paris.

Das Kolleg hat mir im beruflichen Bereich dasHerangehen an verschiedene Themen eröffnetund ich habe gelernt, dabei gleichzeitig den Blickauf andere und neue Fachgebiete nicht zu verlie-ren.

Im menschlichen Bereich habe ich gelernt, zu-zuhören und auf andere Menschen einzugehen.Wenn ich das heute aus dem Bereich der Unter-nehmensleitung betrachte, dann höre ich genauerund intensiver auf die Argumente, die andere ha-ben und fälle dann erst Entscheidungen. Wir in-vestieren in Unternehmen, d. h. im Wesentlichenin Menschen und erwarten ein breites Know-howund großes persönliches Engagement. Dass einbreites Allgemeinwissen wichtig ist, das habe ichhier im Kolleg gesehen. Hier hatte man kurzeWege auch zu anderen Disziplinen. Ich merkte,es gibt noch viele andere interessante Fächer, ichlernte dadurch die Spezialdisziplinen generalis-tischer anzusehen. In den 70er Jahren waren sieauch im Bewusstsein noch viel stärker nach Spar-ten getrennt, aber am Leibniz Kolleg gab es im-mer eine große horizontale Durchlässigkeit.

Ich habe beruflich immer wieder neue Aufgabenangepackt. Wenn ich zurückblicke, merke ich,dass ich keine Angst hatte, immer wieder einmaletwas anderes zu machen. Diese Angst wurde mirhier vielleicht genommen, weil man sich in ande-ren Bereichen etwas auskennt und lernt, mit denMenschen zu reden, um sich mehr mit den neu-en Bereichen vertraut zu machen. Vielleicht DIEideale Vorbereitung auf die sich ständig ändernde(Berufs-)Welt.

Man darf in unserer heutigen Welt keine Scheu-klappen haben und die Interdisziplinarität alsVoraussetzung dafür habe ich am Kolleg schät-zen gelernt. Wie die meisten Leibnitianer halteauch ich das alte Humboldtsche Bildungsidealhoch. Wir haben heute noch innerhalb unsereJahrgangs einen engen Kontakt und treffen unsz. B. einmal im Jahr zum Wandern.

Prof. Dr. Michael Scheffel (1976/77) hat Germa-nistik, Romanistik und Kunstgeschichte studiertund lehrt heute in Wuppertal Allgemeine Litera-turwissenschaft und Neuere Deutsche Literaturge-schichte.

Michael ScheffelJahrgang 1976/77(Foto: M. Scheffel)

Wenn ich zurückblicke, dann war das Kollegjahrwohl das prägendste Jahr in meiner ganzen Stu-dienzeit. Und die war sehr lang, wenn man diePromotion und Habilitation dazunimmt. Für michverbindet sich mit diesem Jahr vor allem auch einwichtiger Ablösungsprozess vom Elternhaus undein positiver, vielseitiger und mit vielen inten-siven Eindrücken verbundener Einstieg in eineneue Phase des Lebens und des „Erwachsenwer-dens“. Meine Motivation für den Besuch des Leib-niz Kollegs war sowohl die Idee eines StudiumGenerale als auch die Möglichkeit, andere Men-schen mit anderen Interessen kennenzulernen.Grundsätzlich wusste ich schon, was ich studierenwollte, aber es stand noch nicht in allen Detailsfest.

Mit dem Leibniz Kolleg verbinde ich eine Schuledes Denkens und Reflektierens. Das ist für michauch heute hochschulpolitisch wichtig. An meinerUniversität, der Bergischen Universität Wupper-tal, versuchen wir, zumindest im Ansatz, auchein Studium Generale und, wenn möglich, eineArt Kolleg einzurichten. Die Jugendlichen schei-nen mir heute, zumal im Zeitalter von G8 undvielleicht auch unter dem Einfluss mancher Me-dien, manchmal etwas mehr Zeit zu brauchen,um an der Universität „anzukommen“ und in ei-nem akademischen Sinne „reif“ und „neugierig“zu werden. Insofern scheint mir ein Propädeuti-kum, ein Studium Generale heute wichtiger dennje. Meines Erachtens kommen wir auch als Gesell-schaft nur weiter, wenn wir manche Prozesse wie-der tendenziell entschleunigen und letztlich die

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

Reflexionsfähigkeit der handelnden Individuentrainieren. In unserer komplexen modernen Weltwird es immer wichtiger, Komplexität sinnvollzu reduzieren, Zusammenhänge herstellen undreflektierte, d. h. eigenständige Urteile abgebenzu können. Dass Jugendliche gerade in der Über-gangszeit zwischen Schule und Universität bzw.am Anfang ihres Studiums, d. h. in einem präg-baren Alter, auf eine entsprechende Spur gesetztwerden, das finde ich sehr wichtig. Und durch denGemeinschaftsaspekt im Leibniz Kolleg, das Zu-sammenleben auf engem Raum und mehrheitlichja sogar in Doppelzimmern haben sich jedenfallszu meiner Zeit ein Miteinander und auch ein Ge-fühl für einen selbstverständlichen Umgang mitdem, was man heute „Diversity“ nennt, gleichsamnatürlich entwickelt.

Was ich heute hochschulpolitisch als Prorektorfür Forschung unserer Universität zu realisierenversuche, resultiert übrigens auch daraus, dassich am Leibniz Kolleg ganz praktisch lernte, dassdie Vertreter verschiedener akademischer Diszi-plinen und Interessen einen unterschiedlichenHabitus haben, verschieden denken und letztlichanders „ticken“. Über die Fachgrenzen hinaussich mit anderen auseinanderzusetzen, andereDenkweisen zu verstehen, das habe ich damalsschon gerne getan und empfinde ich heute alsfaszinierend und als große Befriedigung. Das Sa-menkorn hierzu wurde am Leibniz Kolleg gelegt,auch insofern war dieses Jahr prägend.

Wenn die Universität Tübingen es sich nicht nurüberlegte, sondern auch schaffte, aus dem LeibnizKolleg ein An-Institut zu machen, dann wäre dasauch aus hochschulpolitischer Sicht eine mutigeTat, die weit über Tübingen hinaus zum Vorbildwerden könnte.

Reinhard Obst (1987/88) ist Dozent am Institutfür Immunologie der LMU München.

Wenn wir den größeren Teil unseres Wissens infor-mell und ohne Absicht erwerben, ist die gleichzei-tige und konzentrierte Beschäftigung mit Neuemvon 50 Studierenden auf engem Raum nicht derbeste Inkubator dafür? Wenn sich gleichberech-tigte Mitbestimmung durch Entwicklung indivi-dueller Substanz und Homogenität der Gruppeentwickelt, kann dies nicht in einer temporärenGruppe dieser Größe mit großem Erfolg entste-hen? Wenn in einigen buddhistischen Regionen

Ostasiens jungen Menschen zur Selbstfindung einJahr im Kloster empfohlen wird, ist das Kollegnicht eine gute westliche Antwort?

Für mich hat das Kolleg einen Keim gesetzt,der sich seit 26 Jahren weiterentwickelt. DieIntensität des Jahres in einer Gruppe quasi-therapeutischer Intensität ist mir unvergesslichund hat in mir die Öffnung des Horizontes tiefverankert. Da meine Studienfachwahl schon vordem Kolleg gefallen war, konnte ich mich, so se-he ich jetzt, ganz gut auf die Desorientierungdurch Vielfalt einlassen. In Fachkreisen der biolo-gischen Grundlagenforschung, in denen ich michjetzt aufhalte, wird es mit Argwohn betrachtet,wenn man Verständnis für die Fragestellungender Geisteswissenschaften hat oder an der glattenOberfläche der Geschichte und vereinfachenderErfolgs-Erzählung des eigenen Faches kratzt. Ichkann nicht anders, denn dieser Pluralismus derPerspektiven ergibt, so glaube ich durch das Kol-leg und immer noch, ein vollständigeres Bild derWirklichkeit und bereichert meine Forschung undLehre nach wie vor.

Dr. med. Franziska Schaaff (1987/88) hat Medizinstudiert. Sie ist heute Kinder- und Jugendärztinund wissenschaftlich in der Immunologie tätig.

Franziska SchaaffJahrgang 1987/88(Foto:F. Schaaff)

Ich denke gerne daran zurück, dass es hier Men-schen gibt, die sich vielseitig interessieren, diesich engagieren, diskutieren, die mit Herzblut beider Sache sind. Ich habe sehr viel wissenschaftli-che Technik gelernt und im geisteswissenschaft-lichen Bereich viel Allgemeinbildung. Was mirgeblieben ist? Eine Ermutigung und ein Wissenum einen weiten Horizont. Und auch darum, dasses auch andere Menschen gibt, die sich vielsei-tig interessieren und denen es wichtig ist, sichauseinanderzusetzen. Durch das Jahr habe icheine gewisse Reife bekommen und die Fähigkeitmit anderen Menschen zu kommunizieren, michdurchzusetzen, aber auch Kompromisse zu schlie-ßen. Ich war früher nicht so streitbar, aber diesepositive Streitkultur haben wir hier viel geübt.Es waren sehr starke Persönlichkeiten in meinem

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Jahrgang, die sich intensiv miteinander beschäf-tigt haben. Es war manchmal auch unangenehm,wenn man infrage gestellt wurde. Man konntenicht ausweichen. Es war immer klar, du musstdich auseinandersetzen, das fordert auch viel voneinem. Es ging meist um wissenschaftliche Din-ge, aber manchmal auch bis in den persönlichenBereich hinein.

Aber dieses Lebensgefühl, diese Auseinanderset-zung mit Literatur und Kunstgeschichte, das hatmich geprägt. Natürlich haben mich auch dieFreundschaften geprägt, mit zehn Kollegiaten ha-be ich heute noch Kontakt. Das Kolleg ist eineEinrichtung, von der ich mir wünschen würde,dass sie der Zukunft erhalten bleibt. Heute istalles so zielorientiert, deshalb ist es gut, dass eseinen offenen Raum gibt, der eine Erweiterungdes Horizonts und eine ergebnisoffene, persön-liche, soziale und intellektuelle Entwicklung er-möglicht.

Christian Fulda (1991/92 ) lebte lange Jahre imAusland und ist heute Anwalt in München.

Lernen wissenschaftlich zu arbeiten, also die pro-pädeutische Seite, war mir am Kolleg wichtig.Was den „claim“ auf den Werbeplakaten angeht,„Abitur - was nun?“, hat ein Keks aus unseremJahrgang es auf die griffige Formel gebracht: DieWahl des Studienfachs wird nicht einfacher, aberqualifizierter. Weil man Fächer entdeckt, die manvorher gar nicht kannte. Ich bin ein Sonderfall,weil ich von vorneherein wusste, dass ich Jura stu-dieren wollte. Retrospektiv habe ich von zwei Fä-chern besonders profitiert: von Kunstgeschichteund Wissenschaftstheorie. Dadurch kann ich mirauch außerhalb meines Faches Fragestellungen,die mich interessieren, methodisch erschließen.

Jan-Berend Klein (2001/02) hat Theologie stu-diert und macht zur Zeit sein Vikariat in Flens-burg.

Ich habe am Kolleg Wissenschaft in ihrer Breitekennengelernt und habe unter anderem Astro-nomie, Medizin, Journalismus, Kunstgeschichte,Germanistik und Politik belegt. Und es sind nochneue Interessen dazugekommen. Ich habe dannnach dem Kolleg auch erst mit Politik angefangenund später auf Theologie umgesattelt. Als Pastor

ist man näher an den Leuten dran und ich kannteKirche aus der Jugendarbeit.

Jan-Berend KleinJahrgang 2001/02(Foto: J.-B. Klein)

Am Kolleg habe ich ganz tolle Erfahrungen mitGruppenarbeit gemacht und auch später nirgend-wo so tolle Teamarbeit erlebt wie hier. Alle habensich eingebracht und es gab kein Gefühl von Kon-kurrenz. Und auch wenn ich nicht alle im Kolleggleich gut kennenlernen konnte, konnte ich dochmit allen gut, interessant und vertrauensvoll re-den. So unterschiedlich wir waren, so ist dochjeder den anderen mit Respekt und Wertschät-zung begegnet. Wenn jemand anders war, hat dasnicht dazu geführt, dass man sagte: Den mag ichnicht. Es gab eine große Bandbreite von Leutenund alle hatten etwas vorzuweisen, brachten in-teressante Hobbies, Erfahrungen und dergleichenmit.

Meine Bildung und mein Horizont haben sichstark erweitert, ich fühlte mich wie ein trockenerSchwamm, den man ins Wasser wirft, so interes-siert habe ich die neuen Anregungen aufgesogen.Wir haben eine Studienreise nach Rom gemachtund mit dem Germanistikkurs fuhr ich zusätzlichnoch nach Wien. Es war toll, Geisteswissenschaftso intensiv, anschaulich und in kleinen Gruppenbetreiben zu können. Ich habe viel aus der Kol-legszeit für mich persönlich mitgenommen, auchviele Freundschaften haben sich bis heute überdie Zeit und die räumliche Distanz gehalten.

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Amos Heuss (2003/04) hat Erziehungs- und Poli-tikwissenschaft auf Magister sowie Neuere Deut-sche Literatur und Friedens- und Konfliktfor-schung in Tübingen und Haifa studiert und istBildungsreferent für Jugendpolitikpolitik beimStadtjugendring Stuttgart e.V. .

Amos HeussJahrgang 2003/04(Foto: A. Heuss)

Wie mich das Kolleg geprägt hat? Darauf könn-te ich viele Antworten geben. Zum Beispiel, dassich nie wieder davor oder danach so eng mit sointeressierten Menschen und Kommilitonen zu-sammen gelebt habe, die nachgefragt haben, dieAustausch haben wollten, die vielseitig interes-siert waren, wissensdurstig. Neugierde war fürmich immer sehr wichtig. Und sich auch zu trau-en diese Neugierde im Moment auszuleben. Spä-ter besuchte ich oft Seminare, wo ich mich fragte:brennt hier denn keiner für diese Sache? Und mirein paar Kollegiaten herbei wünschte.

Wissensdurst, Begeisterungsfähigkeit, Engage-ment... das findet man hier.

Es liegt schon viel an der Auswahl der Leute, aberder Appetit kommt auch beim Essen. Viele Leu-te haben sich entwickelt in dem Jahr, die sindbreiter oder spezieller geworden, manche brauch-ten auch noch zwei Jahre um den Hals voll zukriegen – den Studiengang zu wechseln, das istunter Kollegiaten eine Art Berufskrankheit. MeinZimmernachbar Josef hat z. B. zwei Studiengängeparallel studiert, Psychologie und Medizin, undbeide mit der Promotion abgeschlossen. Da wa-ren einige sehr begabte Leute darunter, das kannich sagen als jemand, der in seinem Leben eini-ge sogenannte „Hochbegabte“ kennen gelernt hat.Aber auch die Dozenten sind wichtig gewesen,das waren schon oft auch Vorbilder, Verrückte impositiven Sinn, die viel gefordert, aber auch vielgegeben und viel Mühe investiert haben.

Und ich habe ein paar Freundschaften im Kolleggeschlossen, die bis heute sehr prägend sind, fürdie ich auch dankbar bin. Zwei oder drei Men-schen mit denen ich noch regelmäßig Kontakthabe. Aber diese intensive Form des Zusammenle-bens im Kolleg, darunter hab ich manchmal auchgelitten, diese Nähe muss man auch aushalten.

Was ich heute bei dem Vortrag von Frau vonBraun wieder gemerkt habe, ist, dass man einbreites Fundament hat, eine breite wissenschaftli-che Orientierung, die man mitbringt und dadurchvieles versteht und an vieles anknüpfen kann.Das merke ich schon oft und denke an Dinge zu-rück, die ich im Kolleg gelernt habe.

Gespräch zwischen Jonas Lehr, Enno Fischer undJonas Grund:Jonas Lehr (2009/10) studiert Umweltwissen-schaften an der ETH in Zürich.Jonas Grund (2009/10) studiert Chemie an derETH in Zürich.Enno Fischer (2009/10) studiert Physik und Phi-losophie in Göttingen.

Jonas Lehr:Ich habe hier Gemeinschaft kennengelernt, und,dass ich studieren kann was ich möchte. Ich kannimmer wieder zurück zu dem Wissen, dass esin mir noch eine breite Basis gibt. Ich habe vielfachlich und menschlich mitgenommen und trauemich jetzt, mich fachlich zu vertiefen, ich weiß,wenn ich möchte, hätte ich die Fähigkeit, michauch mit anderen Dingen zu beschäftigen. DasKolleg hat meinen Horizont erweitert. Was ichan den Kollegiaten so toll finde, ist ihre großeBegeisterungsfähigkeit und ein Interesse ohneeine erste Wertung zu vollziehen.

Jonas GrundJahrgang 2009/10(Foto: J. Grund)

Jonas Grund:Man kommt in Berührung mit anderen Menschen-typen, in der Chemie, die ich studiere, sind dieMenschentypen sich ziemlich ähnlich. Wenn manans Kolleg zurückkommt sieht man, wie unter-schiedlich die Menschen hier sind.

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Enno Fischer:Im Studium ist das wie in der Schule, man gehtin eine Vorlesung und weiß, dass man die Inhaltespäter in der Prüfung wissen muss. Im LeibnizKolleg ist das Lernen hingegen Selbstzweck. Esist ein Lernen um des Lernens willen. Ich lerne,weil mich die Sachen interessieren, ich bin alsointrinsisch motiviert. Es geht darum herauszufin-den, was man selbst möchte und das kann manam Besten, indem man danach sucht, wozu manintrinsisch motiviert ist.

Enno FischerJahrgang 2009/10(Foto: E. Fischer)

Jonas Lehr:Es geht hier also um Werte. Das Lernen ist einWert an sich. Wir diskutieren gerade an der ETH,ob das Studium noch schulischer werden soll odernicht. Durch das Kolleg habe ich eine starke Mei-nung, dass es der Eigenantrieb sein sollte, der unsbewegt. Ich habe hier auch gelernt, Dinge in denKontext zu setzen. Ich weiß zwar manchmal, daslerne ich jetzt für eine Prüfung, das ist vielleichtextrinsisch, aber ich sehe trotzdem das große Gan-ze. In unseren Fächern findet eine große Auswahlstatt, das führt dazu, dass die Naturwissenschaf-ten sich oft als Königsdisziplin erachten. DieseHybris habe ich durch das Kolleg nicht entwickelt,ich lernte zu reflektieren.

Jonas LehrJahrgang 2009/10(Foto: J. Lehr)

Enno Fischer:Es geht darum Methoden zu lernen –

Jonas Lehr:und Fragen zu stellen.

Enno Fischer:Das Studium hier ist ein Studium in Idealform,weil eine sehr familiäre Atmosphäre vorherrscht.Als ich in Göttingen anfing Physik zu studieren,da merkte ich, dass es vor dem 4. Semester kei-ne direkte Kommunikation mit Dozierenden gibt.

Hier sind die Dozierenden hingegen sehr moti-viert und zeigen sehr viel persönliches Interessean den StudentInnen. Ganz besonders am Leib-niz Kolleg herrscht eine enge Kopplung von Le-ben und Studium. Die Diskussion endet nicht mitdem Ende einer Sitzung. Es kann beim Kochen jagleich weiter diskutiert werden.

Jonas Lehr:Wir haben hier Bildung mitbekommen, das ist einwichtiges Ideal, während das naturwissenschaft-liche Studium heute eher eine Ausbildung ist.

4.4 Leibniz Kolleg Alumnibefragung

Im Dezember 2013 und Januar 2014 haben wir ei-ne Alumnibefragung (online und per Brief) durch-geführt. Die ersten Ergebnisse wurden auf demJubiläum zum 65jährigen Bestehen vorgestellt.Die dort gezeigten Powerpoint Folien werden hierabgedruckt.

Warum haben wir eine standardisierte Befragungdurchgeführt? Was war die Fragestellung und dasErkenntnisinteresse? Die Alumnibefragung desLeibniz Kollegs, die im WS 2013/14 in einem Pro-jektseminar der Universität durchgeführt wurde,war seit einigen Jahren ein Desiderat des Kollegs.Die letzte Befragung, von damals insgesamt 30Jahrgängen, wurde 1979 durch Dr. Werner vonder Ohe (Institut für Soziologie der UniversitätMünchen) durchgeführt. Die vorliegende aktuel-le Befragung, von nun insgesamt 65 Jahrgängen,war schon seit einigen Jahren immer wieder insAuge gefasst worden, konnte aber mit den Mit-teln des Kollegs alleine nicht realisiert werden.Im Verein der Freunde des Leibniz Kollegs wurdedies immer wieder thematisiert.

Angesichts der ungesicherten Zukunft ist die Do-kumentation der Arbeit des Leibniz Kollegs in dersich durch die Bologna-Reform stark verändern-den Bildungslandschaft insofern notwendig, alsnur so die Wirkung der Arbeit des Kollegs mög-lichst konkret mit statistischen Daten belegt wer-den kann. Ohne einen solchen Nachweis ist dieBereitschaft einer längerfristigen Unterstützungdurch mögliche Geldgeber bzw. Stiftungen nurschwer zu erreichen. Auch für die laufenden Ver-handlungen einer (Rück-)Anbindung an die Uni-versität Tübingen ist der Nachweis der Wirkungdes Orientierungsjahres am Kolleg in der Stu-

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dieneingangsphase für die anschließende Studien-und Berufsbiographie von zentraler Bedeutung.

Die Befragung wurde nun schlussendlich durcheine Zusammenarbeit mit der Universität ermög-licht. Der Fragebogen wurde in einem Seminar-projekt der Eberhard-Karls-Universität Tübingenals eine Kooperation zwischen dem Leibniz Kolleg,dem Studium Professionale der Universität (über-fachliches Lehrangebot für alle BA-Studierenden)in der Person von Ursula Konnertz, Seminarleite-rin, und dem soziologischen Institut in Person vonAndreas Kögel, Seminarleiter, entwickelt. DasSeminar war konzipiert als sowohl Methoden-seminar wie auch als inhaltliches Seminar for-schenden Lernens für ein gemeinnütziges Projekt.Finanziert wurde das Seminar durch das ESIT-Teilprojekt (innerhalb des Qualitätspakt Lehredes BMBF) zur Etablierung von Service-Learning-Seminaren an der Universität Tübingen.)

Das Leibniz Kolleg ist mit seinem einzigartigen,historisch gewachsenen Konzept eines StudiumGenerale auch und gerade in den Zeiten derBologna-Reform modellhaft für sein Propädeu-tikum. In der wiedererstarkten Diskussion vonStudium-Generale-Lehrangeboten an den Hoch-schulen ist es eine wichtige Referenz und Vorbildvon Neugründungen in der Tradition der LiberalArts.

Eine quantitative Befragung scheint dem ent-schleunigten, nichtfordistischen Modell des Stu-dium Generale am Kolleg diametral entgegen-zustehen und wird wichtige subjektive prozess-hafte (Lern-)Erfahrungen der Kollegiaten nichterfassen können. Daher wären ergänzende qua-litative Untersuchungen im Anschluss an dieseBefragung wünschenswert, z. B. im Rahmen vonBachelor- und Masterarbeiten.

Wie ist die Befragung nun konkret entstanden?Gegenstand des Seminars als Service LearningSeminar im Rahmen des Studiums Professio-nale war die Entwicklung, Durchführung undAuswertung einer standardisierten (= „quantita-tiven“) Befragung. Das Kolleg wurde somit alsgemeinnützige Einrichtung zum konkreten For-schungsobjekt. Die Seminarteilnehmerinnen und-teilnehmer haben ausführliche Informationenzum Kolleg erhalten, eine Begehung durchgeführtund sich mit den aktuellen Kollegiaten und Kolle-giatinnen unterhalten. Sie haben sich zu Beginn

wöchentlich in 4-stündigen Seminarsitzungen mitBildungsfragen zum Konzept des Studium Gene-rale beschäftigt und mit den Methoden der em-pirischen Bildungsforschung (und den entspre-chenden Kontroversen). Sie haben in Diskussio-nen gemeinsam die Forschungsfragen erarbeitet,den Fragebogen konzipiert, bis Weihnachten tech-nisch umgesetzt und die Ergebnisse der Befra-gung ausgewertet.

Die vorliegende Befragung gibt (stets unter Be-achtung der gebotenen Vorsicht angesichts dererkenntnistheoretischen Grenzen der gewähltenMethode) einen anschaulichen Eindruck von derBedeutsamkeit des Kollegjahres für die (nichtnur) intellektuellen Biographien, für die Studien-und Berufsbiographien und vor allem für die so-zialen Entwicklungsprozesse der Leibnitianerin-nen und Leibnitianer. Sie zeugt von der Wichtig-keit eines freien Bildungs- und Erfahrungsrau-mes, der ohne Wettbewerbsdruck, ohne Benotungund entschleunigt, und zugleich sehr verdichtet inwissenschaftliches Arbeiten, in wissenschaftlicheFragen, in Kunst, in kulturelle und gesellschaftli-che Diskussionen einführt. Diese Bedeutung derErmöglichung und Unterstützung von gelingen-der ganzheitlicher (Selbst-) Bildung ist das, wasdas Kolleg – unterstützt durch die Auswertungder Befragung – für die Wichtigkeit seiner Wei-terführung und dauerhaften Verankerung nach-weisen kann.

Die kritischen Bemerkungen zu Kursinhaltenund der Struktur der Einrichtung – vor allemin den Freitexten – wird das Kolleg aufgreifen.

Den ausführlichen Bericht der Befragung sendeich auf Anfrage elektronisch oder schriftlich inPapierform ab Ende Januar 2015 zu.

Die Folien wurden von Andreas Kögel erstellt.

Anfragen an: [email protected]: Ursula Konnertz, Universität Tübingen, De-zernat Studium und Lehre Abt. 6, Wilhelmstr. 9,72074 Tübingen

Ursula Konnertz

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Andreas Kögel 2014 2

studium professionaleAlumni-Befragung für das Leibniz-Kolleg

Stichprobe - Teilnahmestatistik

Leibnitianer/innen (ohne aktuellen Kurs) absolut 3374

Davon sind bereits verstorben 167

Lebende Alumni insgesamt 3207

Anzahl Zielpersonen beim ersten E-Mail-Versand 1599 Teilgenommen

E-Mail-Rückläufer (nicht erreichbar, Postfach voll etc.) 66 Anzahl Quote

Anzahl Zielpersonen der Erinnerungsmail netto 1533 1044 68 %

Versand Fragebogen mit Briefpost 456

Davon zurückgekommen 19

Anzahl Zielpersonen Post netto 437 144 33 %

Insgesamt verschickt und angekommen 1970 1188 60 %

Andreas Kögel 2014 3

studium professionaleAlumni-Befragung für das Leibniz-Kolleg

Alter der Befragten

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

5 Forum für Altleibnitianerinnen und AltleibnitianerAltleibnitianerinnen und Altleibnitianer allerJahrgänge berichten über ihr Leben am Kollegund ihre Zeit danach, über ihr Studium oder ihrenBeruf und wie sie ihre am Leibniz Kolleg gemach-ten Erfahrungen dort einbringen konnten.Beiträge wie Berichte, Ankündigungen, Gesu-che oder ähnliches bitte via E-Mail mit BetreffNewsletter an [email protected].

5.1 Frage an den Jahrgang 1951/52

Ursula Konnertz, Vorstandsmitglied der Gesell-schaft, hat uns folgende Frage zugesandt:Wer erinnert sich an die Vorträge, die im Sommer1952 im Kolleg gehalten wurden? Im Juni hatHannah Arendt am Leibniz Kolleg einen Vortraggehalten. Ich würde sehr gern mit einer Person,die sich daran noch erinnert, ein Gespräch füh-ren.Ich würde mich sehr über eine schriftliche Rück-meldung freuen an: Ursula Konnertz, Schmiedtor-str. 15, 72070 Tübingen oder: per Telefon 0707123054 abends, übertags in der Universität Tübin-gen: 07071 2977073.

5.2 Der Kurs 1948/49

Herbert Endrös, Altleibnitianer des Jahrgangs1948/49, gibt Einblick in die Anfangszeit.

Es war der erste volle Kurs im Leibniz Kolleg. Vor-her lief der allererste Kurs, der aber nur ein halb-es Jahr von Dezember 1947 bis Juni 1948 dauerte.Das Kolleg war damals dem Studium vorgeschal-tet, ein gleichzeitiges Studium war nicht möglich.Viele kamen, weil sie auf Grund des Vorrangs vonKriegsheimkehrern keinen Studienplatz erhaltenhatten, manche auch aus Interesse am studiumgenerale. Die Idee des studium generale stand zudiesem Zeitpunkt in voller Blüte, wurde von derUniversität als Ganzes getragen und von Politikund Wirtschaft unterstützt.51 Teilnehmer fingen im Oktober 1948 an, 29männlich, 22 weiblich. Sie kamen aus ganzDeutschland und entstammten mit Ausnahmenden Jahrgängen 1928 und 1929. Am Kriegsende1945 waren sie im Schnitt 16 Jahre alt. Die meis-ten hatten die Schrecken des Krieges als Flakhel-

fer, im Volkssturm- oder Schanzeinsatz, in Bom-bennächten oder als Flüchtlinge im Rahmen derVertreibung, aber nicht mehr als Soldaten im akti-ven Fronteinsatz erlebt. Sie waren in der Nazizeiterzogen worden und erschüttert über ihre eige-ne Verblendung und die der meisten ihrer Eltern.Das ganze Ausmaß der Verbrechen war – wie inder ganzen deutschen Gesellschaft – damals nochnicht in ihrem Bewusstsein und deshalb nichtthematisiert. Die Erlebnisse der Nazizeit und desKrieges führten zu einer Zurückhaltung bezüg-lich eines zu starken Engagements, insbesonderein politischer Hinsicht, die der Soziologe Schelskyspäter in „Die skeptische Generation“ beschreibensollte.Im Juni 1948 hatte die Währungsreform mit derEinführung der D-Mark stattgefunden. Alle hat-ten wenig Geld, es ging allen gleich, trotzdemwar Geld kein Thema. Das Kolleg kostete damals110 DM im Monat. Es war für die Eltern odersonstigen Angehörigen schwierig diesen Betragaufzubringen. Wenn man darüber hinaus Geldwollte, für Essen, Trinken, Kino, Bücher, mussteman schauen wie man dazu kommt. So konnteman z. B. mit dem Rad um 6 Uhr früh nach Reut-lingen fahren, zehn Stunden auf der Baustellearbeiten und um 10 DM reicher wieder zurück-kommen. Man konnte damit viel anfangen, dasKino kostete in der Nachmittagvorführung mitWild-West-Filmen 50, ein Viertel Most bei „Tan-te Emma“ 60 Pfennige. Im Oktober 1948 gab esnoch Essensmarken, man musste sich aber umdas Essen nicht kümmern, da im Kolleg gekochtwurde. Das Mittagessen wurde trotz einfacherSpeisen zelebriert, es begann mit dem Erschei-nen von Prof. Ohlmeyer und der Assistenten undwährend des Essens wurde vorgelesen.

Trotz oder gerade wegen Vergangenheit und Ge-genwart herrschte eine große Aufbruchstimmung.Das Bewusstsein der Freiheit und die Möglich-keiten des Kennenlernens moderner Literatur,Kunst, Musik (Jazz) und der Wissenschaft führ-ten zu einem starken Wissensdrang, verbundenmit dem Optimismus, dass alles nur besser wer-den kann. Der Wissensdrang wurde im Kollegim Übermaß gestillt. Bedingt durch das Glück,dass in Tübingen weder die Stadt noch die Uni-versität zerstört waren und durch die Auflösung

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

vieler Universitäten im Osten lehrten an der Uni-versität viele Spitzen der Wissenschaften: Derkatholische Theologe Romano Guardini, einer derMitbegründer des Leibniz Kollegs, der evangeli-sche Theologe Helmuth Thielicke, der Philosophund Pädagoge Eduard Spranger, der AltphilologeWalter F. Otto, der Biochemiker Adolf Butenandt,der Physiker Karl Friedrich von Weizsäcker, derPsychiater Kretzschmer, der Staatsrechtler undPolitiker Carlo Schmid – auch einer der Grün-dungsväter – und der Politikwissenschaftler Theo-dor Eschenburg, um nur einige zu nennen. Sie allekamen ins Kolleg zu Vorträgen und Diskussionen.Dazu wirkte der vergeistigte Prof. Ohlmeyer mitseinen engagierten Assistenten Ganzbauer, Hass-ler, Killy, Korselt und Strobel. Es gab Seminareund natürlich die Trimesterarbeiten. Allmählichkam auch das gesellschaftliche Leben in Gang.Feste mit alkoholischen Getränken, für viele et-was Neues. Es gab auch ein Faschingsfest.

Herbert EndrösJahrgang 1948/49beim Jubiläum 65Jahre Leibniz Kolleg(Foto: B. Scheider)

Tübingen und das damalige Land Württemberg-Hohenzollern lagen in der französischen Besat-zungszone. 1948 benötigte man noch eine Erlaub-nis, um von der britischen oder amerikanischenBesatzungszone in die französische zu reisen. Diefranzösische Militärregierung unterstützte dasLeibniz Kolleg, weil sie darin ein Gegengewichtzu den wieder auflebenden Verbindungen, als derWiege des Nationalismus, sah. Tatsächlich stan-den sich Leibnitianer und Verbindungsstudentennie besonders freundschaftlich gegenüber. Dankdes Entgegenkommens des Verbindungsoffizierskonnten Leibnitianer in der französischen Mili-tärkantine verbilligt Getränke einkaufen.Das Zusammenleben von jungen Frauen undMännern in einem Haus, das unter dem Stich-wort „Koedukation“ lief, war für Tübingen eineungewohnte und kritisch betrachtete Neuigkeit.Es entwickelte sich jedoch problemlos auf freund-schaftlicher Basis. Bedingt durch die damaligengesellschaftlichen Moralvorstellungen – kein Sex

vor der Ehe – und das Leben ohne Pille mit derAngst vor einer unehelichen Schwangerschft ka-men die meisten – ob weiblich oder männlich –ohne sexuelle Erfahrungen ins Kolleg und verlie-ßen es auch ohne solche. Der Kurs ging zu Endemit einer Busfahrt zum Bodensee und einem ge-waltigen Fest im Freien auf Schloss Spetzgart.Im Mai 1950 wurde durch den Bundespräsiden-ten Theodor Heuss das Leibnizhaus Österbergeröffnet. Etwa die Hälfte des Kurses zog in dasHaus ein. Neben dem Besuch der Vorlesungengab es auch dort Seminare und Vorträge. Dasgesellschaftliche Leben nahm stark zu, ein Festjagte das andere und es gipfelte 1951 in einemfünfnächtigen Faschingsfest. Die finanzielle La-ge war für die meisten immer noch ärmlich. EinMittagessen in der Volksküche für 50 oder imSchlatterhaus für 60 Pfennige musste genügen.Das Nahen des Examens mit der Notwendigkeitdes Arbeitens veranlasste die meisten zum Aus-zug und zum Wechsel der Universität. Die vielenengen freundschaftlichen Beziehungen konntennur noch örtlich oder bei gelegentlichen gemein-samen Besuchen in Tübingen aufrecht erhaltenwerden. Sie wurden in der Folge weiter einge-schränkt durch Beruf und Familie.Die Kinder wurden allmählich erwachsen undwirtschaftlich war man einigermaßen saturiert,so dass man wieder mehr Zeit für Freunde hat-te. Dies führte Ende der 1970er Jahre wiedereinen Freundeskreis zusammen, der aus ElsbethDöcker, Karen Gröning, Herbert Endrös, DieterGrießbach, Helmut Hager, Ortwin Saul, Christi-an Selle, Wolfgang Wenner und Karl-Heinz Riethvom Kurs 1949/50 bestand und der sich mit denzugehörigen Partnern mindestens einmal jährlichbei Wolfgang Wenner in Paris oder an einem sons-tigen Ort in Deutschland traf. Es war jedesmalso, als hätten wir uns erst gestern gesehen. Vondiesem Kreis leben noch Karen Gröning, DieterGrießbach und ich. Wir drei waren auch beim 60-jährigen Jubiläum und waren angetan von derBegeisterung für das Kolleg in den nachfolgendenKursen, insbesondere auch in den jüngsten.Von den 51 Teilnehmern des Kurses 1948/49 konn-ten noch zwölf lebende ausfindig gemacht werden,24 sind verstorben, von 15 sind Aufenthalt undSchicksal unbekannt.

Rückblickend kann ich nach 65 Jahren sagen,dass die Zeiten im Leibniz Kolleg zu den schöns-ten in meinem Leben gehören.

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5.3 Der Münchner Altkeksstammtisch

Am Anfang waren es nur 6 Leute aus den Jahr-gängen 2011/12 und 2012/13, die beschlossen ha-ben sich regelmäßig zu treffen, jetzt da alle inMünchen studieren. Das erste Treffen fand nochziemlich spontan im September 2013 statt, dochdaraus erwuchs die Idee eines Stammtisches inMünchen. Nachdem die Teilnehmerzahl zunächstsank, wuchs die Aufmerksamkeit für unsere Run-de allmählich, sobald unsere Mailadresse auf derHomepage der Gesellschaft der Freunde des Leib-niz Kollegs (e.V.) zu finden war. Und plötzlichnahm das ganze Fahrt auf: Ein Treffen von unse-ren vier Allianz-Mitarbeitern, die gerade beglücktvon ihrer gemeinsamen Kollegsvergangenheit er-fahren hatten, wurde zu einem größeren Stamm-tisch ausgebaut. Da sich die teilnehmenden Kol-legsjahrgänge vervielfachten, herrschte schnellein gutes Gleichgewicht aus Altleibnizianern ver-schiedener Jahrgänge von den späten 60ern bisheute. Diskussionen, wie man sie aus seiner Zeitam Kolleg in Erinnerung hat, füllten den Abendund die Abende aller folgenden Treffen.

Nach dem Jubiläum in Tübingen vergrößerte sichdie Teilnehmerzahl noch einmal und es wurdeauch endlich ein richtiger Mailverteiler auf dieBeine gestellt. Doch nicht alle Altkekse sind perMail erreichbar. Die Koryphäen des MünchnerStammtisches sind wohl unsere Kekse aus demJahrgang 1948/49, die viele Geschichten über dieAnfangsjahre des Kollegs erzählen können, oderauch aus der Studienzeit in München an derTechnischen Hochschule (heutige TU München).Zweimal wurde der Stammtisch in der GaststätteOberwiesenfeld abgehalten, wo nach einem gu-ten Essen die Kekse schließlich die letzten Gäs-te waren, die immer noch lebhaft plaudernd dasGasthaus verließen. Wie immer war der Abendviel zu kurz. Darauf folgte der erste Höhepunktam 12. Juni, wo sich der Stammtisch in HelmutKolitzus Praxis traf. Die großen, hellen Räume inSchwabing waren ideal für gemütliche Gesprächebei einem Gläschen Wein und den hervorragen-den, selbst mitgebrachten Speisen. Helmut berei-cherte den Abend und die Gespräche mit einemkurzen Vortrag über seine Arbeit als Psychothe-rapeut mit dem Schwerpunkt auf Suchttherapie,wobei er das Thema „Sucht in der Familie“ schönanhand eines Beispielmobiles aufzeigte.

Bei Helmut Kolitzus (Fotos: H. Kolitzus, U. Hartmann)

Auf den beiden Balkonen genoss man anschlie-ßend den sommerlichen Abend. Hier wurde aucheine Idee bekanntgegeben, die den nächstengroßen Höhepunkt des Münchner Stammtischesbildete. Am 17. Juli wurde der Stammtisch vonden vier Allianz-Keksen in die Allianz SE Haupt-verwaltung eingeladen, um dort zunächst eineFührung durch das wunderschöne, denkmalge-schützte Gebäude zu erhalten, das durch seineoffene Architektur den fließenden Übergang zwi-schen Stadt und Englischem Garten zum Aus-druck bringen soll und vor allem mit der ein-drucksvollen Eingangshalle besticht. Darauf ver-sammelte man sich zu einer Diskussionsrundezum Thema Mikroversicherungen. Dabei wur-de vor allem auf den Kontrast zwischen Profitund Hilfe für einkommensschwache SchichtenWert gelegt, aber auch auf die Notwendigkeit vonbeidem. Vor allem zeigte sich, wie viel in Ent-wicklungsländern noch im Thema Finanzbildungallgemein getan werden muss. Auch nach dem„offiziellen“ Teil wurde unter dem ChinesischenTurm beim Abendessen noch munter weiterdisku-tiert und wie immer, war der Abend viel zu kurz,um mit allen ausführlich reden zu können. Aberschon am 12.08. folgt hier die Fortsetzung.

Veronika Bader, Martin Bullinger

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5.4 Kuchen backen in zwei Minuten

Die Zwillinge Julian und Nicholas Krimmel ha-ben 2006/07 gemeinsam das Leibniz Kolleg be-sucht. Julian studierte anschließend Internatio-nal Management in Worms und Wirtschaftinge-nieurwesen (M. Sc.) an der Hochschule Mannheim.Nicholas studierte Betriebwirtschaftslehre an denUniversitäten Göttingen und Mannheim (M. Sc.).

Das Ende 2013 von den Zwillingen Julian undNicholas Krimmel gegründete Startup Tüpfel-chen bietet seit April 2014 eine Einzelportion-Backmischung für die Mikrowelle an. Diese Tas-senkuchenbackmischung ermöglicht es innerhalbvon zwei Minuten einen Kuchen anzurühren undfertig zu backen. Schnell und einfach kann soauch zwischendurch das Verlangen nach einemfrischen Stück Kuchen gestillt werden.

(Foto: J. und N. Krimmel)

Wie kommt man auf die Idee, eine Tassen-kuchenbackmischung zu kreiieren und dies ineine Firma umzusetzen? Auf ihrer Webseitewww.tuepfelchen.com/ schreiben sie dazu: „Wirhaben schon immer gerne gebacken und wennwir Freunde zu Besuch haben, beschweren siesich eigentlich fast immer über das viele Essen,wenn sie schließlich nach Hause rollen. Von unse-rem Mississippi Fudge Cake und Chocolate ChipCookies, nach amerikanischem Hausrezept, kannzum Beispiel auch nichts anderes erwartet wer-den. Jedenfalls sind wir im Internet durch Zufallauf ein Rezept für einen Tassenkuchen aus der Mi-krowelle gestoßen. Zunächst waren wir sehr skep-tisch, da wir noch nie davon gehört hatten, dassman mit einer gewöhnlichen Mikrowelle auch ba-cken kann. Von dem Ergebnis waren wir jedochmehr als überzeugt. Allerdings fanden wir die Zu-bereitung des Teigs für nur eine Portion etwasaufwendig und unpraktisch. Was soll man auchmit dem Rest eines halben Eies anfangen oder wiedie Kakaospuren aus der Zuckerdose bekommen?

Schließlich kam Julian auf die Idee mit der Back-mischung, zu der nur noch Milch hinzugegebenwerden muss.“

Und so entschieden sich Julian und NicholasKrimmel nach ihrem Studium in den Backmi-schungsmarkt einzusteigen und sich mit ihrerIdee selbstständig zu machen. Durch ihr Studi-um und das Lesen von Büchern, wie z. B. „Kopfschlägt Kapital“, wussten beide, dass es heutzu-tage nicht mehr nötig ist eigene Produktionska-pazitäten aufzubauen, da (fast) alle Produktions-schritte an entsprechende Spezialisten, für z. B.Mischung und Verpackung, ausgelagert werdenkönnen. Dies erlaubt es den beiden Gründern sichauf die Kernaufgaben wie Marketing und Ver-kauf zu konzentrieren. Durch die Koordinationdieser Spezialisten ist es auch möglich, flexibelauf Marktentwicklungen zu reagieren und vonder ersten Tüte an ein hochwertiges und profes-sionelles Produkt anzubieten – und das mit nurzwei Mitarbeitern aus einem kleinen 13 m2 Büroim Gründerzentrum FiDT in Kassel.

Kuchen backen in zwei Minuten, so gehts: DieBackmischungstüte lässt sich leicht von Handaufreißen, man leert den Inhalt in eine hohe Tas-se, gibt vier Esslöffel Milch hinzu, rührt das Gan-ze gut um, stellt es für 90 Sekunden bei vollerLeistung in die Mikrowelle – fertig.

Ein ausgewogener Bericht erfordert natürlichauch die Darstellung der Schattenseiten:

• bisher nur verfügbar in der Geschmacksrich-tung Schoko super lecker – Gerüchten zufolgewird aber bereits an weiteren Varianten ge-forscht

• es besteht die Gefahr der Sucht – das hal-be Institut des Chefredakteurs ernährt sichbereits davon

• bisher gibt es nur die Versandgrößen 1, 5oder 12 Einzelpäckchen – will man zu neuntdie Entdeckung eines neuen Kometen feiern,muss einer vier Kuchen essen

Erhältlich ist der Tüpfelchen Tassenkuchenbisher ausschließlich über die Webseitewww.tuepfelchen.com/, weitere Vertriebskanälebefinden sich im Aufbau.

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Gesellschaft der Freunde des Leibniz Kollegs e.V.Brunnenstr. 34, 72074 Tübingen

Deutsche Bank TübingenKonto Nr. 145 2978BLZ 640 700 85IBAN: DE73640700850145297800BIC(SWIFT): DEUTDESS640

Hiermit beantrage ich die Mitgliedschaft in der Gesellschaft der Freunde des Leibniz Kollegs e.V.

und verpflichte mich, einen Jahresbeitrag in Höhe von ........................................... EUR zu leisten.

Sollte die Gesellschaft der Freunde einen Mindestbeitrag festlegen, der den oben festgesetztenübersteigt, muß ich erneut um meine Zustimmung gebeten werden.

............................................................................. ..................................................................(Nachname) (Vorname)

............................................................................ ...................................................................(Straße) (Hausnummer)

...................................... .........................................................................................................(PLZ) (Ort / Land)

...................................... .........................................................................................................(E-Mail)

......................................................... ......................................................................................(Ort, Datum) (Unterschrift)

Ermächtigung zum Beitragseinzug

Hiermit ermächtige(n) ich/wir Sie widerruflich, die von mir/uns zu entrichtenden Beiträge bei Fäl-ligkeit zu Lasten meines/unseres

Konto Nr.: (IBAN)........ _ _ _ _ | _ _ _ _ | _ _ _ _ | _ _ _ _ | _ _ _ _ | _ _ _ _ | _ _ _ _ | _ _ _ _ |

bei der ....................................................................................................._ _ _ _ _ _ _ _ | _ _ _(Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts und BIC)

mittels Lastschrift einzuziehen. Wenn mein/unser Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist,besteht seitens des kontoführenden Kreditinstituts keine Verpflichtung zur Einlösung.

........................................................ .....................................................................................(Ort, Datum) (Unterschrift)

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LEIBNIZ KOLLEG NEWSLETTER # 3

Impressum

Herausgeber:Gesellschaft der Freunde des Leibniz Kollegs e.V.

Redaktion:Dr. Thorsten Nagel

Beiträge werden erbeten an:Redaktion NewsletterBrunnenstraße 3472074 Tü[email protected]

Einsendeschluss für Beiträge:Beiträge können während des gesamten Jahres eingesendet werden, sie werden in den jeweils anste-henden Newsletter aufgenommen. Die Beiträge können die Form von Artikeln, Berichten oder auchInterviews, z. B. zwischen Leibnitianern, haben. Auch Ankündigungen von Buchveröffentlichungen,Konzerten oder Vorträgen nehmen wir gerne auf. Der Umfang der Texte sollte fünf DIN A4 Seitenmöglichst nicht überschreiten. Über die Veröffentlichung entscheidet letztendlich die Redaktion.

Bildnachweise:Die Rechte an sämtlichen Bildern liegen, soweit nicht anders ausgewiesen, beim Leibniz Kolleg.

Erscheinungsweise:einmal jährlich zum Ende des jeweiligen Kursjahres (2012–2014)zweimal jährlich (ab 2015)

Gesetzt in NewCentury mit LATEX. 37