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DAS ERNÄHRUNGSMAGAZIN DER NESTLÉ SCHWEIZ NR. 43 1/01 Diabetes: Herausforderung für Gesundheits- wesen und Ernährungsberatung

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DAS ERNÄHRUNGSMAGAZIN DER NESTLÉ SCHWEIZ NR. 43 1/01

Diabetes:Herausforderung für Gesundheits-

wesen und Ernährungsberatung

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THEMA 3Diabetes: Herausforderung für Gesund-heitswesen und Ernährungsberatung

BLICKPUNKT 8Diabetes: Hintergründe zur weltweitenGesundheitsproblematik

NESTLÉ FORSCHUNG 12– Calciumreiche Ernährung leistet einen

Beitrag zur Erhöhung der Knochendichte– Übergewicht und Adipositas bei

Kindern und Jugendlichen– Ernährungsphysiologisch optimierte

Kleinkinder-Nahrung mit Probiotika

INFOTHEK 14– Instruktions- und Informationswochen

für Diabetiker und Angehörige– «Diabetes Typ 2:

Vom Wissen zum Handeln»– Ernährungsfachleute in der

Lebensmittelindustrie– «10 Regeln der DGE» aktualisiert– Die Ernährung des Diabetikers

aus Sicht der Gesetzgebung

NESTLÉ SCHWEIZ 16– Nutri-Focus «Probiotika» und

«Nahrungsfasern & Prebiotika»– Lebensqualität dank klinischer Ernährung– NESVITAL: auch bei verminderter

Glucosetoleranz

Nutritio – Das Ernährungsmagazin der Nestlé SchweizZeitschrift für Fachpersonen im Gesundheitswesen

Herausgeber Service Nutrition, Nestlé Suisse S.A., CH-1800 Vevey, Fax 021/924 51 13, Tel. 021/924 53 63,Internet: www.nestle.ch,E-Mail: [email protected] Dr. Bianca-Maria Exl, ErnährungswissenschafterinRedaktion Pascale Mühlemann, NDS Humanernährung ETH

Text Sigrid Beer-Borst, Projects in Nutritional Sciences,KönizGestaltung heusser kommunikation design, ZürichDruck Birkhäuser + GBC AG, Reinach

Auflage 75’000 Exemplare, deutsch und französisch, Nutritio erscheint dreimal jährlichPublikation nur mit folgender Quellenangabe gestattet:«nutritio – Das Ernährungsmagazin der Nestlé Schweiz»

INHALT

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EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser

Diabetes heisst im Volksmund Zuckerkrankheit. Entsprechend weitverbreitet ist die Annahme, dass der Zucker in unserer Nahrung dieZuckerkrankheit verursacht. Dies zeigt, wie dringend und gross derAufklärungsbedarf rund um die Krankheit Diabetes noch immer ist.Zusätzlich alarmiert die steigende Zahl immer jüngerer Diabetiker. Im vorliegenden Nutritio behandeln wir nicht nur Ursachen undRisikofaktoren verschiedener Formen von Diabetes, sondern zeich-nen auch die wissenschaftliche Diskussion um die optimale Diabetes-ernährung sowie Möglichkeiten zur Prävention auf.Die Selbstkontrolle des Blutzuckers erleichtert heute die eigenständigeund -verantwortliche Insulintherapie und eröffnet damit vielenBetroffenen grosse Freiheiten. Allerdings besteht die Gefahr, dass sichder Diabetiker nur noch auf seine Stoffwechsellage konzentriert. Esist uns deshalb wichtig, das Verständnis für Diabetes und die Ernäh-rungstherapie zu fördern. Die meisten Diabetiker benötigen keineSonderdiät. Die moderne Diabetesernährung entspricht im Wesent-lichen einer gesunden, ausgewogenen Ernährung. Spezialproduktesind nicht generell nötig; ausgewählte und nach modernen Gesichts-punkten für Diabetiker entwickelte Produkte können die Betroffe-nen jedoch in der Umsetzung dieser Ernährungsgrundsätze unter-stützen und ihren Alltag erleichtern.

Ihr Service Nutrition, Nestlé Suisse S.A.

Dr. Bianca-Maria Exl Pascale MühlemannChef-Redaktion Redaktion

Besser essen – besser leben

Diabetes: Herausforderung für Gesundheitswesen

und Ernährungsberatung

Angaben zum Glykämischen Index (GI) entsprechendurchschnittlichen Werten mit Referenz Weissbrot. Quellen: Brand-Miller J et al., 1999; Foster-Powell K & Brand-Miller J, 1995.

Titelseite:Hülsenfrüchte: GI = 40 – 70

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THEMA

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Die Zahl der Diabetiker steigt weltweit. Diabetes wird zuder Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts avancieren. In derSchweiz geht man heute von rund 250’000 an Diabeteserkrankten Personen aus (3–4% der Bevölkerung), wovonetwa 100’000 nicht diagnostizierte Fälle sind. Diabetesumfasst ein Spektrum verschiedener Stoffwechselstörungen,welche mit einer Hyperglykämie einhergehen. Die Ursachen

sind komplex. Neben einer genetischen Veranlagung spielenvor allem klassische Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten eine Rolle: ein ungesunder Lebensstil (unausge-wogene Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen usw.) sowieÜbergewicht. Folglich stehen Ernährung und Bewegung imZentrum der Diabetesbehandlung.

Anmerkungen: Aus Gründen der Vereinfachung werdenPersonenbezeichnungen in der männlichen Form verwendet, gelten jedoch immer für beide Geschlechter.Fachbegriffe sind im Glossar auf S. 9 definiert.

Gesundheitspolitische Bedeutung von Diabetes mellitus wächst weltweit

Die Prognosen sind erschreckend. Weltweit wird bis zum Jahr 2025 mit einer Verdoppelung

der Diabetesfälle gerechnet. Diabetes mellitus Typ 2 ist die gesundheitspolitische

Herausforderung des 21. Jahrhunderts.

Explosionsartige Zunahme von Diabetes

Schätzungen der WHO veranschaulichen dieenorme Bedeutung von Diabetes für die Welt-gesundheit. So wird sich die Anzahl der welt-weit an Diabetes erkrankten Personen bis in 25 Jahren verdoppeln – von 150 auf 300 Millio-nen (s. Grafik). Besonders drastisch wird derAnstieg in Entwicklungsländern sein, wo Dia-betes, Herzkrankheiten und Krebs bald zu den

wichtigsten Ursachen für Behinderung, Krank-heit und Tod zählen werden.In Industrienationen sind für diese Zunahmev.a. Langlebigkeit und Alterung der Gesellschaft(s. Nutritio Nr. 42), schlechte Ernährungsge-wohnheiten, Übergewicht und Bewegungs-mangel verantwortlich. Herz-Kreislauf-Krankheiten zählen zu den häufigsten Todesur-sachen von Diabetikern; deren klassische Risi-kofaktoren sind also ebenso ernst zu nehmen.

Diabetes: ein universales Problem

Die Diabetesprävalenz variiert zwischen ein-zelnen Bevölkerungsgruppen und Ländern.Typ-1-Diabetes ist eine der häufigsten chro-nischen Krankheiten im Kindesalter. Die Inzi-denz ist in Nordeuropa am höchsten. Typ-2-Diabetes (80–90% der Diabetesfälle in Euro-pa) tritt vorwiegend beim älteren Erwachse-nen auf; zwei Drittel der Betroffenen sindFrauen. In den USA und Europa wird Typ 2mittlerweile auch zunehmend bei Jugend-lichen diagnostiziert, im Einklang mit der stei-genden Zahl Adipöser in dieser Altersgruppe.Bei ihnen kommt es vielfach bereits zu diabe-tischen Spätkomplikationen (s. S.5), währendsie noch aktiv und erwerbstätig sind. Dies stelltGesellschaft und Gesundheitswesen lang-fristig vor grosse soziale und ökonomische Pro-bleme. Diabetes-Vereinigungen vieler Länderbemühen sich deshalb, der Problematik mitder Entwicklung von Schulungsstrategien zurPrävention sowie einer idealen Diabetesthera-pie entgegenzutreten (s. S.10).

Entwicklung der weltweiten Diabetesprävalenz von 1995 bis 2025

Gemäss Schätzungen der WHO entwickelt sich Diabetes zu einer neuen Lebensstil-Epidemie.Zur massiven Zunahme der weltweiten Anzahl Diabetesfälle wird insbesondere der grosseZuwachs in Entwicklungsländern, v. a. in Asien und Afrika, beitragen. Dort ziehen zuneh-mende Industrialisierung, Verstädterung und Modernisierung wirtschaftliche und sozialpoli-tische Veränderungen nach sich, welche für die steigende Prävalenz von Bedeutung sind.

1995 1997 2000 2025(geschätzt)

300’000

250’000

200’000

150’000

100’000

50’000

0

Entwicklungsländer

Industrienationen

Ausgewählte Regionen im Jahr 2000:(Zahlen in 1000)

Quelle: WHO/OMS, 2000.

USA15’009

Zahlen in 1000

Afrika3997

China18’637

Indien22’878

Europa35’469

Schweiz118*

*Die Schweizerische Diabetes-Stiftung und dieSchweizerische Diabetes-Gesellschaft gehen von Werten um 250’000 aus.

Diabetes: Herausforderung für Gesundheitswesen und Ernährungsberatung

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THEMA

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Facettenreiche Stoffwechselkrankheit:Diabetes ist nicht gleich Diabetes

Typ-1-Diabetes ist eine genetisch bedingte, lebenslange Stoffwechselstörung. Das

metabolische Syndrom und Typ-2-Diabetes gelten als Zivilisationskrankheiten, auch

wenn neben Lebensstilfaktoren genetische Faktoren an deren Entwicklung beteiligt sind.

Zwar unterscheiden sich die Ursachen der verschiedenen Diabetesformen, aber die

Spätkomplikationen sind die Gleichen.

stufe von Typ-2-Diabetes betrachten. WeitereMerkmale sind abdominale Adipositas, Blut-hochdruck, Lipoprotein-Stoffwechselstörun-gen (erhöhter Triglyceridspiegel, erhöhterGehalt an leicht oxidierbaren LDL- und /odergeringe Konzentration der günstigen HDL-Lipoproteine), erhöhte Blutgerinnungsakti-vität und Hyperurikämie. Diese atherogenenRisikofaktoren tragen zu Schädigungen derBlutgefässe bei. Lebensstilfaktoren wie Über-ernährung, Bewegungsmangel und Rauchenspielen eine massgebliche ursächliche Rolle.

Gestörter Blutzuckerspiegel: Formen und Stadien von Diabetes

Das Ausmass der Hyperglykämie – Zeichen einer diabetischen Stoffwechselstörung – kann sich mit der Zeit verändern. So ist es möglich, dassdie zugrunde liegende Störung noch zu wenig fortgeschritten ist, um eine eindeutige Hyperglykämie zu verursachen. D.h., eine verminderte Glu-cosetoleranz und/oder ein gestörter Nüchternblutzucker können vorliegen, ohne dass die Kriterien für die Diagnose «Diabetes mellitus» bereitserfüllt sind. Prinzipiell könnten alle Diabetespatienten im Laufe ihrer Krankheit eine Insulintherapie benötigen. Der Einsatz von Insulin ist heuteaber nicht mehr Grundlage der Klassifizierung eines Patienten.

Quelle: American Diabetes Association, 2000, S4–S19.

Stadien

FormenKlassifikation nach Krankheitsursachen

Typ-1-DiabetesAbsoluter Insulinmangel aufgrund Zerstörung der insulinproduzierendenß-Zellen des Pankreas.

Typ-2-DiabetesSpektrum von vorwiegender Insulinresistenz mit relativem Insulinmangelbis hin zu verminderter Insulinsekretion mit Insulinresistenz.

Schwangerschaftsdiabetes*

Andere spezifische Diabetesformen*z.B. genetischer Defekt der ß-Zellfunktion oder der Insulinwirkung; Pankreaserkran-kungen; Endokrinopathien; Infektionen; durch Medikamente oder Chemikalien.

Normo-glykämie

(Normale Regulationder Blutglucose)

Hyperglykämie (Blutzuckerkonzentration über Normalwert)

Verminderte Glucosetoleranz und/oder gestör-

ter Nüchtern-blutzucker

Diabetes mellitus

kein Insulin nötig Insulin notwendig Insulin lebens-zur Stoffwechsel- notwendig

kontrolle

Formen, Ursachen und Risikofaktoren

Diabetes umfasst verschiedene Stoffwechsel-störungen, welche alle durch eine Hyper-glykämie gekennzeichnet sind. Gemäss neuenwissenschaftlichen Erkenntnissen wird Dia-betes heute nach seinen Entstehungsmechanis-men klassifiziert (s. Grafik).Bei Menschen mit verminderter Glucose-toleranz und /oder gestörtem Nüchternblut-zucker ist der Blutzuckerstoffwechsel in einemnoch unauffälligen Stadium zwischen norma-

ler Regulation und Entgleisung. Sie haben einerhöhtes Risiko für Diabetes und Herz-Kreis-lauf-Krankheiten, und es besteht ein Zu-sammenhang zum metabolischen Syndrom.Beim metabolischen Syndrom – auch Insu-linresistenz-Syndrom oder Syndrom Xgenannt – treffen mehrere spezifische Symp-tome zusammen. Das zentrale Merkmal ist dieInsulinresistenz mit vermehrter kompensie-render Insulinsekretion; sie ist direkt an derTyp 2 Pathogenese beteiligt (s. S. 6). Insofernkann man das metabolische Syndrom als Vor-

* In seltenen Fällen ist eine Insulintherapie für diese Patienten lebensnotwendig.

GI = 76

GI = 62GI = 75 GI = 52Vollmilch: GI = 39, Magermilch: GI = 46

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Typ-1-Diabetes betrifft etwa 10% aller Diabe-tiker und beginnt meist schon im Kindes- undJugendalter. Fast immer liegt eine Autoimmun-krankheit bei genetischer Veranlagung zugrun-de. Dabei kommt es zu Zerstörung und Ver-lust der insulinproduzierenden Pankreaszellenund in der Folge zu absolutem Insulinmangel,stark erhöhtem Blutzucker und Ketoazidose.Deshalb ist bei Typ-1-Diabetes die Insulin-therapie lebensnotwendig. Zu den Faktoren,welche die Autoimmunkrankheit letztenEndes auslösen (sog. Trigger), zählen Virus-infekte, Chemikalien und Stress-Situationen.Möglicherweise gehören auch Nahrungsmit-tel bzw. spezifische Proteine (z.B. in Sojaboh-nen, Weizen oder Kuhmilch) zu den Triggern.Typ-2-Diabetes macht 80–90% aller Diabe-tesfälle aus. Die Betroffenen sind mehrheit-lich Erwachsene im Alter von über 40 Jahrenund zu 80–90% Übergewichtige. DieHyperglykämie beruht auf einer Insulinresis-tenz, die mit einer gestörten Insulinsekretioneinhergeht (s. S. 6). Dabei kommt es zu einemrelativen Insulinmangel. Insulin wird zwarvom Pankreas abgegeben, kann aber in denKörpergeweben nur ungenügend wirken.Eine Insulintherapie ist bei Typ 2 deshalbnicht zwingend, kann aber zu einem späterenZeitpunkt als Folge der zunehmenden Über-belastung des Pankreas nötig werden. Nebeneiner genetischen Veranlagung zu Insulinresis-tenz sind folgende Risikofaktoren für die Typ-2-Inzidenz von Bedeutung: Übergewicht (inder Schweiz sind mindestens 28% der Frau-en und 42% der Männer über 15 Jahre über-gewichtig), schlechte Ernährungsgewohnhei-ten, Bewegungsmangel sowie Bluthochdruckund Fettstoffwechselstörungen. Letztere sindbei Diabetikern doppelt so häufig wie beiNichtdiabetikern.

Symptome und gravierende Folgen

Das Kernproblem von Diabetes ist eine Stö-rung bzw. das Versagen der Glucoseverstoff-wechselung. Dadurch werden die Körperzel-len mangelhaft mit dieser Hauptenergiequelleversorgt. Protein- und Fettstoffwechsel sindebenfalls beeinträchtigt. Symptome wie ver-

mehrte Harnproduktion, Durst und grosseFlüssigkeitsaufnahme, Gewichtsverlust, Mü-digkeit, gesteigerter Appetit, Sehstörungen,gestörtes Wachstum und Infektionsanfällig-keit sind ein klassischer Hinweis für einenDiabetes.Neben akuten Komplikationen sind – infolgelangjähriger Hyperglykämie – Spätkomplika-tionen an mehrheitlich kleinen Blutgefässenhäufig. Hierzu zählen Retinopathie (Folge:Erblindung), Nephropathie (Folge: Nieren-versagen) sowie Neuropathien (Störungen desNervensystems). Letztere bringen ein Risiko

für Fusseiterungen (diabetischer Fuss) undAmputation, Funktionsstörungen im Magen-Darm- und Urogenital-Trakt sowie Herz-Kreislauf-Symptome mit sich. Einige Typ-2-Diabetiker werden aufgrund der schleichendauftretenden Symptome erst beim Auftreteneiner ersten Komplikation diagnostiziert.Andere erleiden keine Spätkomplikationen,da vorher eine andere Krankheit – meist eine Herz-Kreislauf-Krankheit – bereits zumTod führte. Herz-Kreislauf-Krankheitenstellen für ca. 75% der Diabetiker die Todes-ursache dar.

43 – 1/01 5Joghurt /Sauermilch: GI = 50 Vollkornbrot: GI = 70 – 90

«Intrauterines Programming» – Programmierung im Mutterleib

Mögliche Erklärung für die drasti-sche Zunahme der Diabetesfällein Entwicklungsländern

Unterernährung der schwangerenFrau und somit des Fetus beein-flusst lebenslang die körperliche undgesundheitliche Entwicklung des Kin-des. So besteht für Typ-2-Diabeteseine Beziehung zwischen niedrigemGeburtsgewicht und Insulinresistenz.Die Insulinresistenz ist bei betroffe-nen Kindern, die als Erwachseneadipös werden, besonders ausge-prägt. Zum Mechanismus gibt esverschiedene Hypothesen.

Die ursprünglich durch fetale Unter-ernährung insulinresistenten Men-schen werden aufgrund des neuenLebens- und Ernährungsstils weniger aktiv, übergewichtig unddamit noch insulinresistenter.

Bei einer Schwangerschaft entgleistder Blutzuckerstoffwechsel derübergewichtigen Mutter, sie wirdhyperglykämisch, aber nicht zwin-gend diabetisch. Hohe Blutzucker-konzentrationen beeinflussen dasfetale Wachstum und führen zuMakrosomie, d.h. übergewichtigensog. Big Babies, deren insulin-produzierende Pankreaszellen in ihrerFunktionsfähigkeit eingeschränktsind.

Quelle: Barker DJP, 1998.

PhänotypInsulinresistenz

Verstädterung/Migrationethnischer Gruppen

Veränderte Lebensgewohnheiten(Ernährung, Bewegung usw.)

Adipositas im Erwachsenenalter

Insulinresistenz

Übergewichtige Schwangere

Makrosomie des Babys

Reduzierte ß-Zellfunktionevtl. Insulindefizit

Hyperglykämie

Typ-2-Diabetes

➔➔

➔➔

➔➔

➔➔

DünneMutter

Baby mit niedrigemGeburtsgewicht

Unterernährtes Kind,unterernährter jungerErwachsener

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THEMA

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Stoffwechselsituation bei Typ-2-Diabetes

Dem Typ-2-Diabetes liegt eine komplexe Stoffwechselveränderung zugrunde:

die Insulinresistenz. Zahlreiche Faktoren verursachen oder verschlimmern ihr Auftreten.

Die Insulinresistenz

Die Feineinstellung des Blutzuckerspiegelserfolgt durch ein komplexes Zusammenspielvon Insulinsekretion, Glucosenutzung undGlucoseproduktion. Bei Insulinresistenz istdie biologische Antwort auf eine oder mehre-re von Insulin regulierte Stoffwechselaktionenim Körper gestört.

Insulinresistenz und Hyperinsulinämie füh-ren zu negativen Veränderungen des Lipid-Stoffwechsels sowie zu Bluthochdruck, d. h.zu Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krank-heiten und das metabolische Syndrom.Genetische Faktoren für die Insulinresistenzkonnten bisher nicht eindeutig identifiziertwerden, dagegen zahlreiche andere Einfluss-faktoren wie z.B. schlechte Ernährungs-gewohnheiten, abdominale Adipositas undBewegungsmangel.

Einflussfaktor Ernährung

In der Diabetesforschung konzentriert sichein Grossteil der wissenschaftlichen Diskus-sion auf die Wirkung spezifischer Kohlen-hydrate und Fette auf den diabetischen Stoff-wechsel und deren Anteile in der Ernährung.Aber auch die Bedeutung von Mikronähr-stoffen (z.B. Magnesium, Zink, Chrom, Kup-fer, Eisen, Selen, Vitamine C und E) undProteinen wird untersucht.

Deutliche Auswirkungen bestimmterNahrungsfette

Ein hoher Verzehr von Fetten mit erhöhtemAnteil an gesättigten Fettsäuren trägt zur Ent-wicklung von Adipositas bei. Eine solcheErnährungsweise geht aber auch unabhängigdavon mit Insulinresistenz und einem erhöh-ten Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten einher. Das Fettsäuremuster derNahrung spiegelt sich in der Fettsäurezusam-mensetzung der Blutfette und des Fettgewe-bes wider. So haben insulinresistente Perso-nen Blutfette mit höherem Anteil angesättigten Fettsäuren. Auch das Fettsäure-profil der Muskelzellmembranen und somitdie Insulinsensitivität der Muskelzellen ver-ändern sich mit dem Fettsäuremuster derNahrung, aber auch in Abhängigkeit von kör-

perlicher Aktivität. Für den Beweis, dass dieFettqualität der Nahrung die Insulinsensiti-vität beeinflusst, bedarf es aber noch weitererStudien. In einer Untersuchung konntejedoch bereits gezeigt werden, dass eine Ver-schiebung des Fettsäuremusters der Nahrungvon gesättigten zu mehr einfach ungesättig-ten Fettsäuren (MUFA) die Insulinsensitivitätverbessert. Mehrere Studienresultate weisendarauf hin, dass sich eine fettbetonte Ernäh-rung mit vorwiegend einfach ungesättigtenFettsäuren (ca. 40% Fett, ca. 20% MUFA) beikontrollierter Energiezufuhr auf Blutzucker-spiegel und Blutfettprofil besonders bei Typ-2-Diabetikern mit Hypertriglyceridämie posi-tiv auswirkt. Andererseits zeigt eine Erhöhungder Kohlenhydrataufnahme (+ 10% Energie)in Form von Frühstückscerealien zu Lastender MUFA-Aufnahme bei Typ-2-Diabetikernkeine negative Wirkung auf Blutzucker undBlutfette. Diabetiker müssen kohlenhydrat-reiche Produkte also nicht grundsätzlich meiden.

Kohlenhydrate:für Diabetiker nicht tabu

Eine an löslichen Nahrungsfasern reiche Kostmit niedrigem Glykämischem Index (GI)scheint geeignet, den Blutzuckeranstieg nacheiner kohlenhydratreichen Mahlzeit zu redu-zieren, ohne direkt die Insulinsensitivität zuverändern. Das Konzept des GI wurde vonJenkins in den 80er-Jahren eingeführt. Es ran-giert kohlenhydrathaltige Nahrungsmittelnach ihrem postprandialen Effekt auf denBlutzucker. Je höher der GI, desto schneller und steilersteigt der Blutzuckerspiegel nach Verzehr desNahrungsmittels an. Produkte mit hohem GIbewirken eine deutlich höhere Blutzucker-spitze und eine erhöhte Insulinausschüttung.Es folgt ein rascher Abfall des Blutzucker-

Karotten (gekocht): GI = 101 Grüne Bohnen: GI = 54

Insulinresistenz und Diabetes

Insulinresistenz

Diabetes mellitus

Insulinvermittelter Glucosetransport in die Körperzellen gestört

Pankreas produziert zur Kompensationmehr Insulin

Blutglucosespiegel normal, Plasma-insulinspiegel erhöht (Hyperinsulinämie)

Verminderte Glucosetoleranz

und/oder gestörter Nüchtern-

blutzucker

Nüchtern-blutzucker

Mangelhafte Regulation der

Konzentration anfreien Fettsäuren(FFS) im Plasma

durch Insulin

Pankreas kann hohe Insulinsekretionsratenicht mehr gewährleisten:

Insulinproduktion & Plasmainsulinspiegel

➔➔

Glucoseproduktionin Leber

Plasmakonzentra-tion FFS

➔➔

➔➔

➔ ➔➔

➔➔

➔➔

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spiegels. Dadurch wird einerseits das Risikoeiner Unterzuckerung erhöht, andererseitssetzt das Hungergefühl schneller wieder einund führt infolgedessen zu Überernährungund Übergewicht.Das Konzept des GI wird in der Behandlungund Prävention von Diabetes, Fettstoffwech-selstörungen, Übergewicht sowie des meta-bolischen Syndroms eingesetzt. Studiener-gebnisse zeigen, dass eine Diabetesernährungmit tiefem GI realistisch umsetzbar ist und dieStoffwechselsituation von Typ-2-Diabetikernverbessert. Aufgrund verschiedener Faktoren(Art bzw. Natur der Stärke; Verarbeitung/Zubereitung der Nahrungsmittel; Art/Men-ge der Nahrungsfasern; Anteile Fett, Protein,Säure, Zucker in einem Lebensmittel /einerSpeise) kann der GI desselben Nahrungs-mittels, aber auch einer Mahlzeit variieren(z.B. GI Pommes frites > GI Salzkartoffeln).

43 – 1/01 7

So wird der Glykämische Index wissenschaftlich bestimmt

1. Ein Proband verzehrt die Menge des Test-Nahrungsmittels, die gemäss Nährwerttabelle 50 g Kohlenhydrate enthält.

2. Im Laufe der nächsten 2 Stunden (3 Std. für Diabetiker) wird in der ersten Stunde alle 15 Min., danach alle 30 Min. eine Blutprobe genommen und im Labor die Blutzucker-Konzentration bestimmt.

3. Die einzelnen Messpunkte des Blutzuckerspiegels werden als Grafik dargestellt und die Fläche unter der sich ergebenden Kurve berechnet.

4. Die Blutzuckerantwort auf das Test-Nahrungsmittel wird mit jener auf das Referenz-Nahrungsmittel (= 50 g reine Glucose) verglichen. Manche Wissenschafter bevorzugen als Referenzprodukt eine Portion Weissbrot, die 50 g Kohlenhydraten entspricht (3–4 Scheibenoder 100 g). Der GI von Weissbrot wird dabei auf 100 gesetzt; einige Lebensmittel habendann einen GI>100, da ihre Wirkung auf den Blutzucker stärker ist als die von Weissbrot.

5. Das Referenz-Nahrungsmittel wird an 2 oder 3 verschiedenen Tagen bestimmt und der Mittel-wert berechnet (verringert den Effekt von täglichen Schwankungen der Blutzuckerantwort).

6. Der GI eines Test-Nahrungsmittels entspricht dem Mittel der bei 8–10 Probanden be-stimmten GI.

In einer vergleichenden Studie des NestléForschungszentrums und der Medizini-schen Poliklinik in Lausanne wurde unter-sucht, wie ß-Glucan den Blutzucker- undInsulinspiegel von acht Typ-2-Diabetikernbeeinflusst. Die Probanden verzehrten ent-weder ein kontinentales Frühstück oderextrudierte Frühstückscerealien mit 4.0 g,6.0 g oder 8.4 g ß-Glucan-Zusatz in Formvon Haferkleiekonzentrat. Mit einem Anteilvon 8–10% ß-Glucan in einem Lebens-mittel auf Getreidebasis kann die Blut-glucoseantwort um 50% reduziert werden(hier ca. 5 g ß-Glucan bei 35 g Kohlen-hydratverzehr).

Durch gezielte technologische Verfahrengelingt es, Getreideprodukte mit tieferem GIherzustellen. Zum Beispiel können löslicheNahrungsfasern wie ß-Glucane aus Haferoder Gerste zugesetzt werden (s. Grafik).Kennzeichnend für ß-Glucan ist die Bildunghochviskoser Lösungen. So resultiert derHaupteffekt von ß-Glucan auf den Blutzu-ckerspiegel aus der erhöhten viskosen Masseim oberen Darmtrakt. Die Durchmischungund der Transport der Substrate zur Darm-wand werden behindert und so auch die Koh-

Quelle: Brand-Miller J et al., 1999. Quellen: Tappy et al., 1996; Würsch P&Pi-Sunyer FX, 1997.

lenhydratverdauung und -resorption verzö-gert bzw. reduziert. Zudem hat ß-Glucan einepositive Wirkung auf die Blutfette. Die Visko-sität von ß-Glucanen bedingt die physiologi-schen Effekte, in Abhängigkeit von Dosis undMolekulargewicht. Die natürlichen ß-Glucan-Gehalte in Haferprodukten sind für signifi-kante metabolische Effekte allerdings zugering, weshalb gewissen Produkten Hafer-kleiekonzentrate zugesetzt werden (s. S. 16,«NESVITAL Getreideriegel»).

50 g Glucose (Referenz)

100%

GI=100 GI=70 GI=42

70%

42%

100 g Weissbrot (Test) 200 g Spaghetti (Test)

1 Std. 2 Std. 1 Std. 2 Std. 1 Std. 2 Std.

Blu

tglu

cose

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gel

Blu

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Blu

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Blu

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(mm

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)

13

12

11

10

9

8

70 30 60 90 120 150 180 210 240

kontinentalesFrühstück

6.0 g ß-Glucan

4.0 g ß-Glucan 8.4 g ß-Glucan

Umrechnungsfaktor von Referenz Glucose zu Referenz Weissbrot: 1,4 (=100/70)

Zeit (min)

Positive Wirkung von ß-Glucan-rei-chen Frühstückscerealien auf Blut-glucosespiegel von Typ-2-Diabetikern

Kartoffeln (gebacken): GI = 85

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BLICKPUNKT

43 – 1/01 98 43 – 1/01

Diabetes:Hintergründe zur weltweiten

Gesundheitsproblematik

Die wichtigsten Fakten der Stoffwechselstörung

Diabetes sollten uns immer präsent sein, andernfalls

sind Prävention und Behandlung kaum möglich:

Wer ist betroffen? Welches sind die Ursachen und

Risikofaktoren, welches die Zielparameter und

Elemente der Therapie?

Ursachen und Risikofaktoren ver-schiedener Formen von Diabetes

Typ-1-Diabetes– Ursache ist eine Autoimmunkrankheit

bei genetischer Veranlagung. Auslösersind diverse Umweltfaktoren.

– Es kommt zu absolutem Insulinmangelaufgrund Zerstörung der insulinproduzie-renden ß-Zellen des Pankreas.

Typ-2-Diabetes– Ursache sind Insulinresistenz verbunden

mit relativem Insulinmangel bis hin zu verminderter Insulinsekretion desPankreas bei Insulinresistenz.

– Zugrunde liegen neben genetischer Veranlagung zu Insulinresistenz folgendeRisikofaktoren: Übergewicht, schlechteErnährungsgewohnheiten, Bewegungs-mangel, Bluthochdruck, Fettstoffwech-selstörungen.

Metabolisches Syndrom– Gemeinsames Vorkommen von Insulin-

resistenz mit Hyperinsulinämie (FolgeGlucosetoleranz-Störung bis hin zu Dia-betes), abdominaler Adipositas, Blut-hochdruck, Fettstoffwechselstörungen,erhöhter Blutgerinnungsaktivität, Hyper-urikämie.

– Ursächlich beteiligt sind v.a. Über-ernährung und Bewegungsmangel.

Schwangerschaftsdiabetes– Jede Glucoseintoleranz, die während der

Schwangerschaft auftritt oder erstmalserkannt wird.

– Verdachtsmomente: Alter, Übergewicht,Familiengeschichte für Diabetes/Adipo-sitas, frühere Störung des Glucose-stoffwechsels oder Geburtskomplikation,ethnische Zugehörigkeit.

– Bei vielen Frauen verschwindet der Diabe-tes nach der Entbindung für immer; er kann jedoch bei der nächsten Schwanger-schaft oder auch später wieder auftreten.

Zielvorgaben für Typ-2-Diabetiker

Für einen gut eingestellten Blutzucker-spiegel müssen folgende Zielparameterangestrebt werden:

1. Blutplasma-Glucose (nüchtern) 5–7 mmol/ l

2. Blutdruck <135/85 mmHg

3. Blutfette: Triglyceride <2.3 mmol/ l Totalcholesterin <5 mmol/ lLDL-Cholesterin <3 mmol/ lHDL-Cholesterin >1 mmol/ l

4. Nierenfunktion: Albumin im 24h-Urin <30 mg/24h

5. Gewichtsreduktion

6. Verzicht aufs Rauchen

7. Prävention und konsequente, fach-gerechte Behandlung aller Begleit- und Folgeerkrankungen

Management von Typ-2-Diabetes

Grundpfeiler in der Behandlung von Typ-2-Diabetes sind eine ausgewogeneErnährung sowie regelmässige körperliche Bewegung. Nur bei Bedarf erfolgteine ergänzende medikamentöse oder Insulintherapie.

Die Ernährungsempfehlungen für Diabetiker entsprechen denjenigen für dieAllgemeinbevölkerung. Abhängig von der klinischen Situation und persönlichenVorlieben bieten sie einen individuellen Gestaltungsspielraum.

– Energie-Nährstoffverteilung:10–20% biologisch hochwertiges Protein45–60% Kohlenhydrate, vorzugsweise mit tiefem Glykämischem Index undhohem Gehalt an löslichen, viskosen Nahrungsfasern25–35% Fett, davon 10–20% einfach ungesättigte Fettsäuren

≤10% essentielle mehrfach ungesättigte Fettsäuren<10% gesättigte und trans-Fettsäuren

– Bei Übergewicht Energiezufuhr reduzieren und vor allem die Zufuhr von Fettenmit hohem Anteil an gesättigten Fettsäuren einschränken.

– Zur Ausgestaltung der Diät geben Nahrungsmittelpyramiden und die mediter-rane Küche einen Anhaltspunkt.

– Zur Erstellung quantitativer Ernährungspläne werden Nahrungsmittel-Austauschtabellen verwendet.

Glossar

abdominale Adipositas: Übergewicht mitAnsammlung von Körperfett im Bauchbereichatherogen: die Atherosklerose betreffend/förderndAutoimmunkrankheit: Erkrankung, die durcheinen Angriff des Körpers gegen sich selbstentsteht, z.B. durch Bildung von Antikörperngegen körpereigene Zellbestandteile.Glucosetoleranz: optimale Regulation desBlutzuckerspiegels nach Glucosebelastungverminderte oder gestörte Glucosetoleranz:Belastung mit Glucose (Test z.B. mit 75 g)wird vermindert toleriert; Blutglucosewerteliegen höher als bei Gesunden, aber unterhalbder Werte von Diabetikern.Glucosurie: Glucose-Ausscheidung mit demHarn. Glucose wird normalerweise von derNiere rückresorbiert. Ab einer Blutzucker-konzentration von ca. 10 mmol/l ist die Rück-resorptionskapazität der Niere (sog. Nieren-schwelle) jedoch überschritten, so dassGlucose in den Harn übertritt. Zur Verdün-nung des Harns wird Wasser benötigt, undes kommt zu grossen Urinmengen (Polyurie).Glykämischer Index (GI): Mass für denBlutzuckeranstieg nach Verzehr eines kohlen-hydrathaltigen NahrungsmittelsHyperglykämie: Blutglucosekonzentrationüber NormalwertHyperinsulinämie: erhöhter Insulin-Plasma-spiegelHyperurikämie: Harnsäure-Konzentration imBlut über Normalwert. Als Folge von Hyper-urikämie kann es in den Gelenken zur Ablage-rung von Natriumurat-Kristallen (Verbindungenvon Harnsäure mit Natrium) kommen (Gicht).Hypoglykämie: «Unterzuckerung»;Blutglucosekonzentration <3.5 mmol/l Insulin: Hormon, das von den ß-Zellen derBauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet wird.Es beeinflusst zahlreiche Prozesse im Koh-lenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel.Insulin hilft die Glucose im Körper zu verwer-ten, indem es den Übergang der Glucosevom Blut in die Körperzellen ermöglicht.Insulinmangel:– absoluter: Pankreas produziert gar kein

Insulin mehr.– relativer: Pankreas produziert Insulin, aber

dieses kann in Körpergeweben nur ungenü-gend wirken.

Insulinresistenz: Körperzellen sind unemp-findlich (resistent) gegenüber Insulinwirkung,weshalb von Insulin regulierte Stoffwechsel-aktionen gestört sind (verminderte Insulin-sensitivität).Insulinsensitivität: Körperzellen reagierenempfindlich auf geringe Mengen von Insulin,weshalb Glucose effizient aufgenommen und verstoffwechselt wird.Ketoazidose: Insulinmangel führt zuGlucosemangel in den Zellen. Zur Sicherungder Energieversorgung wird vermehrt Fettabgebaut, wodurch mehr freie Fettsäuren insBlut gelangen. Diese werden in der Leber zuKetonkörpern umgebaut, welche zur Über-säuerung des Bluts führen.Lipide: Fette und fettähnliche Substanzen(z.B. Cholesterin)Lipoproteine: von Proteinschicht umhüllteLipide zum Transport im wässrigen Blut. Man unterscheidet nach zunehmender Dichte:VLDL (very low density lipoproteins), LDL (lowdensity lipoproteins) und HDL (high densitylipoproteins).Mikroalbuminurie: erhöhte Albumin-Ausscheidung mit dem Urin. Mikroalbumin-Messung zur Früherfassung einer möglichenNierenschädigung.Normoglykämie: normale Nüchtern-Blut-plasma-Glucosekonzentration («nüchtern» =nach 8h ohne Nahrungsaufnahme)postprandiale Plasmaglucose: Wert 2hnach Nahrungsaufnahme (im Gegensatz zunüchtern)

Diagnoseparameter Blutzuckerspiegel

Die Diagnose einer Hyperglykämie erfolgt immer anhand mehrerer Laborparameter; einer davon ist die Nüchtern-Blutplasma-Glucosekonzentration [mmol/l*].

Normoglykämie Hyperglykämie

VerminderteGlucosetoleranz

und/oder gestörterNüchternblutzucker

<6.1 6.1–7.0 >7.0

oder diabetische Symptome plus zufällig imTagesverlauf gemessener Blutzucker ≥ 11.1

Diabetes mellitus

Quelle: American Diabetes Association, 2000, S4–S19.* 1 mmol/ l = 18 mg/dl

Quelle: American Diabetes Association, 2000.

Definition Diabetes

Gesamtheit verschiedener Stoffwech-selstörungen, die durch einen über dem Normalwert liegenden Blutzucker-spiegel gekennzeichnet sind.

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THEMA

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Erfolgversprechende Therapie:Empfehlungen und Konzepte

zur Diabetesernährung

Ohne Hyperglykämie keine Spätkomplikationen. Mit diesem

Grundsatz vor Augen kann jeder Betroffene in vertrauens-

voller Zusammenarbeit mit kompetenten Fachkräften zu einem

ausgeglichenen Stoffwechsel finden.

Behandlungsgrundsatz bei Diabetes

Zentral in der Behandlung eines Diabetikersist das Erreichen eines auf Dauer nahezu nor-malen postprandialen und Nüchtern-Blut-zuckerspiegels (5–10 mmol/l). So genanntgut eingestellten Diabetikern geht es subjek-tiv und objektiv besser. Mit einer individuel-len, ernährungsmedizinischen Therapie wirdunter Berücksichtigung persönlicher Gege-benheiten eine solche ausgeglichene Stoff-wechsellage angestrebt (s. Box).Dank kompetenter Betreuung, Beratung undSchulung durch Arzt und Ernährungsberaterlernt der Diabetiker nicht nur, seine Krankheitzu verstehen und eigenverantwortlich zu han-deln, sondern er erreicht auch seine persönli-

chen Behandlungsziele. Mit regelmässigen Kon-trollen der Risiko-/Zielparameter (s. Blick-punkt) wird der Erfolg der gewählten Therapiehinsichtlich Vorbeugung und Behandlung dia-betischer Spätkomplikationen beurteilt. Beiverminderter Glucosetoleranz wählt maneinen präventiven Ansatz. Der Betroffene wirdangehalten, seinen Lebensstil qualitativ zuoptimieren (Ernährung, Sport, Entspannung).In der Behandlung von Typ-2-Diabetes ist einquantitativer, individuell angepasster Behand-lungsansatz notwendig. Grundpfeiler sind eineausgewogene Ernährung bei angemessenerEnergiezufuhr und regelmässige, leichte kör-perliche Aktivität. Bleibt diese Basisbehand-lung ohne Erfolg, wird zuerst eine Kombina-tion mit Tabletten (sog. oralen Antidiabetika)

angewendet, bevor eine Insulintherapie inErgänzung zur Ernährung in Betracht kommt.

Diabetesernährung: Eine gesunde Ernährung für alle

Eine eigentliche Diabetesdiät gibt es nichtmehr. Auf der Basis neuer Erkenntnisse über die Bedeutung einzelner Nährstoffe bzw.Lebensmittel und den Einfluss körperlicherAktivität wurden neue internationale Er-nährungsempfehlungen für Diabetiker heraus-gegeben. Sie entsprechen praktisch denjenigenfür die Allgemeinbevölkerung. Übergewich-

tige Typ-2-Diabetiker müssen ihr Gewichtlangsam reduzieren bzw. eine Gewichtszunah-me vermeiden. Bereits ein Gewichtsverlust von5–10 kg verbessert ihre Stoffwechselsituation.Unabhängig vom Gewichtsverlust verbesserneine um 250–500 kcal/Tag reduzierteEnergieaufnahme und ein geringer Verzehrgesättigter Fettsäuren, unterstützt durch regel-mässige körperliche Aktivität, sowohl Insulin-sensitivität als auch Blutglucosespiegel. DerErfolg einer erhöhten Mahlzeitenfrequenz (>3 Mahlzeiten/Tag) ist dagegen fraglich. Hinsichtlich der Nährstoffverteilung solltenbiologisch hochwertige Proteine 10–20% derEnergie (%E) liefern, wobei dieser Bereichweder über- (Risiko von Nephropathie) nochunterschritten (Risiko von Malnutrition bei<0.6 g/kg/Tag) werden sollte. Bei der Fett-zufuhr sind Menge und Art der Fettsäuren (FS)wichtig: Empfohlen werden <10%E gesättigteund trans-FS und ≤10%E essentielle mehr-fach ungesättigte FS. Der Grossteil der Ener-gie (60–70%) sollte wegen der positiven Effek-te auf Glucose- und Fettstoffwechsel (s. S. 6/7)von einfach ungesättigten FS (z.B. in Oliven-und Rapsöl) und von Kohlenhydrat-Lieferan-ten mit tiefem Glykämischem Index (GI) undhohem Gehalt an Nahrungsfasern (z.B. inHülsenfrüchten, Hafer- u.a. Getreideproduk-

Ziele der individuellen ernährungsmedizinischen Diabetesbehandlung

– durch optimierte Ernährungs- undLebensgewohnheiten den allgemeinenGesundheitszustand und die Lebens-qualität verbessern

– möglichst normalen Blutzuckerspiegelerreichen und halten

– Blutfettkonzentrationen optimieren– individuell «normales» Körpergewicht

anstreben und behalten– akute und chronische diabetische Kom-

plikationen vermeiden bzw. behandelnQuelle: American Diabetes Association, 2000.

ten, bestimmten Früchten) stammen. Diegenauen Anteile in der Kost werden von derklinischen Situation und den persönlichenVorlieben des Betroffenen bestimmt. Diesinnerhalb eines Spielraums von 45–60%Kohlenhydraten und 25–35% Fett, davon10–20% als einfach ungesättigte Fettsäuren. Aufgrund des erhöhten Risikos für Herz-Kreislauf-Krankheiten sollten DiabetikerNahrungsmittel mit hohem Gehalt an Anti-oxidantien und anderen Vitaminen verzehren(Früchte, Gemüse). Bei den Mineralstoffengelten dieselben Empfehlungen wie für dieAllgemeinbevölkerung.

Weiterführende Informationen und praktischeTipps für Betroffene entnehmen Sie bittedem Diabetes-Ratgeber, der ab August 2001beim Service Nutrition erhältlich sein wird.

NESVITAL Getreideriegel: GI = 40

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Alkohol ist ein beachtlicher Energielieferant(7 kcal/g). Diabetiker, die mit Tabletten oderInsulin behandelt werden, sollten Alkoholmit Vorsicht konsumieren. Verzehren siegleichzeitig keine kohlenhydrathaltigen Nah-rungsmittel, besteht das Risiko einer Hypo-glykämie. Wegen des herzschützenden Effektsist ein moderater Konsum vertretbar. Diese Grundprinzipien einer gesunden, aus-gewogenen Ernährung werden mit gängigenNahrungsmittelpyramiden vermittelt (s. Gra-fik) und in der mediterranen Küche und Kultur praktiziert.

sie leider sehr fettreich. Moderne Diabetiker-Produkte hingegen sind in der Nährstoff-zusammensetzung ausgewogen und wirkensich dank eines tiefen GI günstig auf den Blut-zuckerspiegel aus.

Alltag des Diabetikers:Ernährung leicht gemacht

Die Umsetzung von Empfehlungen in einenpersönlichen Ernährungsplan muss mit Hilfevon Fachkräften erfolgen (Betreuung, Schu-lung). Dabei können Konzepte wie das Schu-lungsprogramm Nutri-Plan (©Schweizerische

Diabetes-Gesellschaft, Zürich / SchweizerischeDiabetes-Stiftung, Steinhausen) und dasErnährungssystem e-plan (©Stiftung Ernäh-rung und Diabetes Bern) hilfreich sein. BeideKonzepte arbeiten mit Nahrungsmittel-Aus-tauschtabellen (Wertetabellen bzw. Bilder),welche die Zusammenstellung von Tages-menüs mit verschiedenen Energiegehaltenerlauben, die in ihrer Wirkung auf den Blut-zuckerspiegel ideal sind. Die Austauschtabel-len beruhen auf dem Dezimalsystem, d. h., sie geben die Lebensmittelmenge an, dieeinem Kohlenhydratwert (Brot-, Obst-,

In der Westschweiz wird mit dem Nah-rungsmittel-Austauschsystem «équivalentsglucidiques» der Associations SuissesRomandes du Diabète gearbeitet. Diesesberücksichtigt übliche Portionsgrössen von kohlenhydrathaltigen Nahrungsmittelnentsprechend den folgenden Werten:

– 1 équivalent farineux = 25 g Kohlen-hydrate oder 7 Stück Würfelzucker (z.B. 60 g Vollkornbrot, entspricht 2.5 Scheiben)

– 1 équivalent lait = 10 g Kohlenhydrateoder 3 Stück Würfelzucker(z.B. 180 g Joghurt oder 2 dl Milch)

– 1 équivalent fruits = 15 g Kohlenhydrateoder 4 Stück Würfelzucker(z.B. 150 g Aprikosen [4 Stück], 100 gFeigen [2.5 Stück] oder 150 g Clementi-nen [2 Stück])

Literatur– American Diabetes Association (Hrsg.). Clinical Practice

Recommendations 2000. Diabetes Care 2000;23(suppl.1): S1–S116.

– Asp NG et al. (Hrsg. Suppl.) Diet and the MetabolicSyndrome. Br J Nutr 2000;83(suppl.1): S1–S186.

– Barker DJP. In utero programming of chronic disease.Clinical Science 1998;95: 115–128.

– Brand-Miller J et al. The Glucose Revolution. The authoritative guide to the Glycemic Index. Marlowe & Company NY, 1999, 23–44.

– Eichholzer M et al. Aktuelle Ernährungsprobleme in der Schweiz. Resultate der Schweizerischen Gesundheits-befragung 1997. Mitt Lebensm Hyg 2000;91: 251–273.

– Foster-Powell K & Brand-Miller J. International tables ofglycemic index. Am J Clin Nutr 1995;62: 871S–893S.

– Garg A. High-monounsaturated-fat diets for patients with diabetes mellitus: a meta-analysis. Am J Clin Nutr1998;67(suppl): 577S –582S.

– Järvi A et al. Improved glycemic control and lipid profileand normalized fibrinolytic activity on a low-glycemic index diet in type 2 diabetic patients. Diabetes Care 1999;22(1): 10–18.

– Jenkins DJA et al. Glycemic index of foods: a physiologicalbasis for carbohydrate exchange. Am J Clin Nutr 1981;34:362–366.

– Project Committee on Insulin Resistance. Contributing factors to insulin resistance. An ILSI North America Work-shop. Nutrition Reviews 2000;58(3)[II]: S1–S26.

– Reaven GM. Role of insulin resistance in human disease.Diabetes 1988;37: 1595–1607.

– Roberts SB. High-glycemic foods, hunger, and obesity: isthere a connection? Nutr Reviews 2000;58(6): 163–169.

– Schweizerische Diabetes-Stiftung & Schweizerische Diabetes-Gesellschaft (Hrsg.). Zuckerkrank, ohne es zu wissen? SDS Steinhausen, 1999.

– Tappy L et al. Effects of breakfast cereals containing various amounts of ß-glucan fibers on plasma glucose andinsulin responses in NIDDM subjects. Diabetes Care 1996;19(8): 831–834.

– Teuscher A. Diabetes Typ 2: Vom Wissen zum Handeln.Stiftung Ernährung und Diabetes Bern, 2000.

– The Diabetes and Nutrition Study Group (DNSG) of theEuropean Association for the Study of Diabetes (EASD).Recommendations for the nutritional management of patientswith diabetes mellitus. Eur J Clin Nutr 2000;54: 353–355.

– Tsihlias EB et al. Comparison of high- and low-glycemic-index breakfast cereals with monounsaturated fat in the long-term dietary management of type 2 diabetes. Am J Clin Nutr 2000;72: 439–449.

– WHO/OMS. Diabetes: Index and Estimates 1995–2025.www.who.int/ncd/dia/~.htm. 2000.

– Wood PJ & Beer MU. Functional oat products. In: MazzaG (Hrsg.). Functional Foods. Biochemical and processingaspects. Technomic Publishing Company INC LancasterPennsylvania USA, 1998, 1–38.

– Würsch P & Pi-Sunyer FX. The role of viscous soluble fiber in the metabolic control of diabetes. A review withspecial emphasis on cereals rich in ß-glucan. Diabetes Care1997;20(11): 1174–1780.

Nahrungsmittelpyramide für Diabetiker

Öle & Fette Zucker &Süssigkeiten

Milch & Milch-produkte

Fleisch, Fisch,Eier & Hül-

senfrüchte

Gemüse-, Milchwert), Eiweiss- und Fettwertà 10 g des betreffenden Nährstoffs entspricht(z.B. 1⁄2 Scheibe Vollkornbrot = 1 Kohlenhy-drat- bzw. Brotwert BW = 10 g Kohlenhydra-te*). Für die verschiedenen Kohlenhydrat-träger wird deren Blutzuckerwirksamkeitzusätzlich anhand des Nahrungsfasergehaltesund des GI bewertet (s. S. 6/7).Diese und andere in der Schweiz angewandte,praxisorientierte Konzepte erleichtern Betrof-fenen, die gesetzten Behandlungsziele und einHöchstmass an Lebensqualität zu erreichen.

Getreide & Kartoffeln

Früchte & Gemüse

* In Deutschland ist die Verwendung von Broteinheitenüblich (1 BE = 12 g Kohlenhydrate).

Herkömmliche Produkte für Diabetiker müs-sen hinsichtlich ihrer Nährstoffzusammen-setzung genau beurteilt werden. Oftmals sind

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NESTLÉ FORSCHUNG

Osteoporose

Calciumreiche Ernährung leistet einen Beitrag zurErhöhung der Knochendichte

Osteoporose ist durch eine geringe Knochendichte und eine zerstör-te Mikrostruktur des Knochengewebes charakterisiert. Die Folgedavon sind brüchige Knochen und bei älteren Personen – bis zu 6-mal häufiger bei Frauen – Frakturen an Hüfte und Handgelenk. DerUrsprung der Krankheit liegt in der Kindheit und Jugend, denn diemaximale Knochendichte kann nur bis zum 30. Lebensjahr erreichtwerden – danach wird die Knochensubstanz wieder abgebaut. Ein-flussfaktoren sind neben Genetik und Hormonstatus (v.a. Östrogen)auch körperliche Aktivität und Ernährung.

Mit Studien an Knochenzellmaterial einer-seits und klinischen Humanstudien anderer-seits untersucht das Nestlé Forschungszen-

trum die Wirkung von Ernährungs- und anderen Faktoren auf dieKnochen. Calcium, Phosphor und Vitamin D sind die wichtigstenNährstoffe für den Knochenstoffwechsel. Mit «Calci-N», einem ausMilch extrahierten Calciumphosphat-Salz, liegt seit kurzem eine neue,besonders gut bioverfügbare Calciumquelle vor. Sie sollte im Idealfallmit Vitamin D kombiniert werden, um eine optimale Calcium-Absorption zu gewährleisten. Prof. Bonjour von der Universität Genf hat in Zusammenarbeit mitdem Nestlé Forschungszentrum untersucht, wie sich eine Anreicherungder Nahrung mit «Calci-N» auf die Knochendichte von Mädchen vorder Pubertät (ca. 8-jährig) auswirkt. In einer randomisierten, doppel-blind und Placebo-kontrollierten Interventionsstudie verzehrten 55Mädchen ein Jahr lang täglich 2 Portionen verschiedener Nahrungs-

Osteoporose lässt sich nicht heilen, die Ernährung

bietet aber ein bedeutendes Präventionspotential.

Nestlé engagiert sich mit Forschung und entsprechenden

Produktentwicklungen für eine lebenslang optimale

Knochengesundheit.

mittel, die insgesamt mit 850 mg Calcium angereichert waren. Die Kon-trollgruppe (53 Mädchen) verzehrte die gleichen Nahrungsmittel ohneCalciumzusatz. Die Veränderungen von Knochendichte, Knochenmi-neralgehalt und Knochengrösse wurden an sechs Orten des Skelettsbestimmt. Der Verzehr der angereicherten Nahrungsmittel führte anallen Messstellen zu einer zum Teil signifikant höheren Knochendich-te.In der «Calci-N»-Gruppe war die Calciumzufuhr mit durchschnitt-lich 1750 mg/Tag gegenüber der Kontrollgruppe (ca. 900 mg/Tag)deutlich höher und führte zu einer grösseren Zuwachsrate der Kno-chendichte (5% vs. 3.5% pro Jahr). Bei Mädchen, die sich normaler-weise calciumarm ernährten (<880 mg/Tag), war die Wirkung derCalciumzulage am deutlichsten ausgeprägt.

In einer Untergruppe wurden 1 und 3.5 Jahre nach Abschluss der Sup-plementierung zwei weitere Knochendichtemessungen durchgeführt.Die Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe bliebensignifikant. Calcium-angereicherte Nahrungsmittel, die bereits vor derPubertät und bis ins Erwachsenenalter regelmässig konsumiert wer-den, können somit eine langfristig positive Zunahme der Knochen-dichte bewirken und Osteoporose frühzeitig vorbeugen.Diese und andere überzeugende Forschungsresultate bieten Nestlé diewissenschaftliche Grundlage für innovative Produktentwicklungen.Auf dem Schweizer Markt werden erste Produkte mit «Calci-N» fürJuni 2001 erwartet (Frischprodukte).

Literatur– Bonjour JP et al. Calcium-enriched foods and bone mass growth in prepubertal girls:

a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. J Clin Invest 1997;99(6): 1287–1294.– Bonjour JP et al. A significant effect of calcium-enriched foods on bone mineral mass gain

is maintained more than 3 years after discontinuation of intervention. Journal of Bone andMineral Research 1999;14(suppl.1): S185: Abstract 1209.

– Nestlé Nutrition Communication. Food & Nutrition Backgrounder: Bone Health. NestléNutrition SBD, March 2000.

Übergewicht und Adipositas bei Kindern und JugendlichenAuch in der Schweiz nimmt Überge-

wicht im Kindes- und Jugendalter zu.

Die medizinischen, psychosozialen

und ökonomischen Folgen sind von

grosser Bedeutung. Da viele Behand-

lungsmethoden bisher erfolglos

blieben, bedarf es dringend neuer

Präventionsstrategien.

den. Eine Schweizer Studie zeigte, dass die Prä-valenz von Übergewicht (22–34%) und Adi-positas (10–16%) bei 6- bis 12-jährigen Kin-dern zunimmt. Adipositas bei Kindern gilt alsVorbote für Adipositas im Erwachsenenalterund geht mit einem erhöhten Risiko einher,an Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Krebs zuerkranken. Man versteht Adipositas heute alsErgebnis eines komplexen Zusammenspielsvon genetischen und Umweltfaktoren (z.B.Ernährung, familiärer Lebensstil, körperlicheAktivität, sozioökonomische Einflüsse). Die

aktuelle wissenschaftliche Datenlage zeigtklar, dass Forschungsbedarf besteht. Im Zen-trum muss dabei das Studium der Wechsel-wirkungen von Einflussfaktoren stehen, umIndividuen mit hohem Risiko identifizierenund die Erfolge von Behandlungsstrategienabschätzen zu können. Die Tragweite der Pro-blematik verlangt nach einer bevölkerungs-weiten primären Prävention von Adipositas.Ein integrierter Ansatz sollte Massnahmen imsozialen Umfeld, der Erziehung, Wirtschaftund Gesetzgebung berücksichtigen.

Adipositas ist eine der häufigsten und folgen-reichsten Krankheiten in unseren Breitengra-

12 43 – 1/01

Veränderung der Knochendichte

Durchschnittliche jährliche Zunahme derKnochendichte in % bei Mädchen, die täg-lich während einem Jahr «Calci-N»-ange-reicherte Produkte bzw. Placeboproduktekonsumierten (Mittelwert aus Messungen an 6 Orten des Skeletts).

Quelle: Bonjour et al., 1997, 1290.

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Bifidobacterium Lactis (BL)

Ernährungsphysiologisch optimierte Kleinkinder-Nahrung mit ProbiotikaKlinische Studien zeigen, dass der regelmässige Verzehr

von Milchnahrung, welche mit Bifidusbakterien ange-

reichert ist, einen positiven Beitrag zur Darmgesundheit

von Säuglingen und Kleinkindern leisten kann.

Die Anreicherung mit Bifi-dobacterium Lactis (BL),einem am Nestlé For-schungszentrum als Pro-biotikum untersuchtenStamm (zu Probiotika s.

Nutritio Nr. 33), optimiert die Kleinkind-Milchnahrung «Nestlé Junior Milk Bifidus»,die Folgemilch-Nahrung «Nestlé BEBA 2Bifidus» und die Spezialnahrung «NestléBEBA Special mit Bifidus» (Verwendung beiVerdauungsstörungen) aus ernährungsphy-siologischer Sicht. Der Zusatz von Streptococ-cus thermophilus, der eine hohe Lactaseakti-vität besitzt, fördert zudem die Lactose-verdauung. Der Stamm BL wurde in mehre-ren klinischen Humanstudien hinsichtlichverschiedener gesundheitlicher Aspekteuntersucht.

Wirkung auf Darmflora und Zusammen-setzung des Stuhls

Langhendries et al. verglichen in einer kon-trollierten Doppelblindstudie die Besiede-lung des Darms von gesunden Säuglingen, die

entweder gestillt wurden (Kontrollgruppe),eine übliche oder eine mit BL angereichertefermentierte Säuglingsmilchnahrung erhiel-ten. Die Darmbesiedelung mit Bifidusbakte-rien war bei den mit BL supplementiertenSäuglingen deutlich höher als unter üblicherMilchnahrung und vergleichbar mit derBesiedelung bei der gestillten Kontrollgrup-pe. Die Stühle der gestillten und der mit BL

supplementierten Säuglinge hatten aufgrundder sauren Stoffwechselprodukte der Bifidus-bakterien einen tieferen pH-Wert, was imHinblick auf die Wachstumshemmung uner-wünschter Keime erstrebenswert ist.

Weniger Verstopfungen und Windeldermatitis

Saavedra zeigte, dass Kinder, die mit BL undStreptococcus thermophilus angereicherte Nah-rung erhielten, signifikant weniger häufig anVerstopfung litten. Zusätzlich führte derVerzehr der probiotischen Milchnahrung zuweniger Windeldermatitis (25%) im Ver-gleich zu einer regulären, nicht angereicher-ten Milchnahrung (34%).

Vermindertes Auftreten von akutenDurchfallerkrankungen

In einer Placebo-kontrollierten Doppelblind-studie konnten Saavedra et al. ausserdem zei-gen, dass Kleinkinder, die während eines Spi-talaufenthalts (wegen chronischer Krank-heiten, die von der Ernährung unabhängigwaren) probiotische Milchnahrung mit BL

und Streptococcus thermophilus erhielten, sig-nifikant weniger an akutem Durchfallerkrankten (7%) als die Kleinkinder der Kon-trollgruppe, welche Milchnahrung ohneZusatz erhielten (31%). Letztere schieden

Literatur– Haschke F et al. Clinical trials prove the safety and efficacy

of the probiotic strain Bifidobacterium Bb12 in follow-upformula and growing-up milks. Monatsschr Kinderheilkd1998;146(suppl.1): S26–S30.

– Langhendries JP et al. Effect of fermented infant formulacontaining viable Bifidobacteria on the fecal flora compo-sition and pH of healthy full-term infants. J Pediatr Gastro-enterol Nutr 1995;21(2): 177–181.

– Saavedra JM. Effect of long term consumption of infantformulae with bifidobacteria BL and S. Thermophilus onstool patterns and diaper rash in infants. J PediatricGastroenterology Nutrition 1998; 27(4): Abstract 82.

– Saavedra JM et al. Feeding of Bifidobacterium bifidum and Streptococcus thermophilus to infants in hospital forprevention of diarrhoea and shedding of rotavirus. Lancet1994;344: 1046–1049.

zudem dreimal häufiger Rotaviren aus, welcheakute Magendarminfektionen verursachen.Dies ist ein Hinweis auf die Schutzfunktionvon BL vor Rotavirus-Infektionen. In einerweiteren französischen Studie waren bei Ver-zehr von mit BL und Streptococcus thermophi-lus angereicherter Milchnahrung die AnzahlTage mit Durchfall und die Wahrscheinlich-keit, an akutem Durchfall zu erkranken, sig-nifikant geringer.

Die positiven Effekte der mit BifidobacteriumLactis BL und Streptococcus thermophilus ange-reicherten probiotischen Milchnahrungen(107–108 BL/g Trockenpulver) können beieinem regelmässigen Verzehr von 200–400 ml/Tag beobachtet werden.

Weiterführende wissenschaftliche Informa-tionen in deutscher oder französischer Spra-che erhalten Sie kostenlos beim:

Service Nutrition, Nestlé Suisse S.A. Postfach 352, 1800 VeveyFax 021/924 51 13E-Mail: [email protected]

Literatur– *ILSI Europe Overweight and Obesity in Children Task

Force (Hrsg.). Overweight and obesity in European children and adolescents. Causes and consequences –prevention and treatment. ILSI Europe Report Series;ILSI Press Brussels Belgium, 2000.

– *ILSI Europe. Overweight and obesity in European children and adolescents: Causes and Consequences –Prevention and Treatment. Eur J Pediatr 2000;159(9)(suppl.1): S1-S69.

– Zimmermann MB, Hess SY, Hurrell RF. A national studyof the prevalence of overweight and obesity in 6–12 y-oldSwiss children: body mass index, body weight percep-tions and goals. Eur J Clin Nutr 2000;54: 568–572.

*Diese Publikationen können bestellt werden: [email protected]

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INFOTHEK

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Aktiv leben mit Diabetes

Instruktions- und Infor-mationswochen für Dia-betiker und Angehörige

Buchbesprechung

«Diabetes Typ 2:Vom Wissen zum Handeln»

Novo Nordisk ist nicht nur ein bekannter Hersteller vonInsulinpräparaten. In seinem Instruktions-Center bietetdas Unternehmen nebst Schulung und Weiterbildung fürDiabetes-Fachkräfte auch Instruktions- und Informa-tionswochen für Typ-1 und Typ-2-Diabetiker an. DerDiabetiker steht hierbei als Mensch und Mitmensch imMittelpunkt. Er lernt, seine Krankheit zu akzeptieren unddank guter Betreuung ein sorgloses Leben bei hoherLebensqualität und ohne Spätkomplikationen zu führen.Spezialisten vermitteln den Betroffenen und ihren Ange-hörigen die Elemente und Zusammenhänge der moder-nen Diabetestherapie: individuellen Bedürfnissen ent-sprechende ausgewogene Ernährung, richtiger Umgangmit Tabletten oder Insulin, regelmässige selbständige Blut-zuckerkontrollen, Freizeit- und sportliche Aktivitäten,Körperpflege. Die Betroffenen lernen, einen symptom-freien Tagesablauf zu erreichen, d.h. langfristig einennahezu normalen Blutzuckerspiegel zu haben. Ergänzendbieten spezielle Sportwochen Diabetikern die Möglich-keit, unter kompetenter Betreuung aktiv zu sein.

Kontaktadresse: Novo Nordisk Pharma AG, Instruktions-CenterUntere Heslibachstr. 46, 8700 Küsnacht/ZHTel. 01/914 11 44/45, Fax 01/914 11 00Internet: www.novonordisk.ch

Das neue Buch des bekannten Diabetologen Prof.

Dr. A. Teuscher von der Berner Stiftung Ernährung und

Diabetes ist ein nützlicher und praxisnaher Weggefährte

für Diabetiker und das betreuende Diabetesteam.

Die gesundheitspolitische Be-deutung von Diabetes nimmtweltweit zu. Entsprechend wich-tig ist es, den vielen Typ-2-Diabetikern Hilfestellung zu bie-ten, damit sie ihre Krankheit ineinem aktiven Alltag erfolgreichmeistern können. Der Autor zeigtin seinem Buch, wie dies gelingenkann. Er vermittelt umfassendeund aktuelle Informationen zuverschiedensten Themen rundum Typ-2-Diabetes. Dazu zählenErnährung, Bewegung und Ent-spannung; Vorbeugung vonakuten und chronischen Diabe-tesfolgen; Therapieansätze mit /ohne Tabletten oder Insulin. ImAnhang finden sich wissenschaft-liche Hinweise und Empfehlun-gen zur Umsetzung in die Praxissowie hilfreiche Umrechnungs-tabellen und Fakten zu Insulin.Dieses umfangreiche Wissen istder Grundstein, auf dem Betrof-

fene selbstverantwortlich ihrindividuelles Diabetesmanage-ment aufbauen, aus eigener Ini-tiative handeln und ihre Lebens-qualität bewusst verbessernkönnen.

Arthur Teuscher. Diabetes Typ 2:Vom Wissen zum Handeln. StiftungErnährung und Diabetes Bern, 2000. 144 Seiten; ISBN: 3-95203442-4-X; Fr. 39.–

Bezugsquelle: Stiftung für Ernährung und Diabetes Bernc/o Bürozentrum RossfeldPostfach 565, 3000 Bern 4

Ernährungsfachleute in der LebensmittelindustrieKlassisches Arbeitsfeld von Ernährungsberatern ist nach

wie vor das Gesundheitswesen. Es ist Zeit zum Umdenken:

Der Einsatz qualifizierter Ernährungsfachleute ist auch

in verschiedenen Bereichen der Nahrungsmittelbranche

notwendig.

Die Anzahl der in der Lebensmittelindustrie (Hersteller, Handel usw.)tätigen Ernährungsfachkräfte steigt. Ihr Einsatzgebiet reicht von For-schung, Produktentwicklung, Verbraucherinformation, Marketingund Kommunikation bis hin zu Gesundheitsförderung und rechtlichenAufgaben. Trotzdem haben sie oft einen schweren Stand. Nicht seltenwird ihre Professionalität und Berufsethik von anderen – oft Berufs-kollegen aus dem Gesundheitswesen – in Frage gestellt. Dies reflektiert

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Die Ernährung des Diabetikers aus Sichtder Gesetzgebung

«10 Regeln der DGE»aktualisiert

Seit 1956 gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)

die Verbraucherinformation «Vollwertig essen und trinken nach

den 10 Regeln der DGE» heraus. Nun wurden diese 10 Regeln

auf den wissenschaftlich aktuellsten Stand gebracht.

Ziel der DGE ist es seit jeher, Konsumenten leicht verständliche Tipps füreine gesunde und genussvolle Ernährung zu liefern. Mit der neusten Versionihrer Verbraucherinformation werden aktuelle wissenschaftliche Erkennt-nisse berücksichtigt und zeitgemäss präsentiert. Die Tipps sind jetzt gemässden Segmenten des DGE Ernährungskreises sortiert und nehmen Bezug aufaktuelle deutsche Kampagnen wie jene zur Förderung des Obst- und Gemü-severzehrs. Erstmals sind Ratschläge zum Bewegungsverhalten und zurEsskultur integriert. Die DGE unterstreicht, dass zur Prävention ernäh-rungsabhängiger Erkrankungen neben der ausgewogenen Ernährung auchkörperliche Aktivität wichtig ist. Ausserdem betont die DGE die Bedeutungvon kulturellen und sozialen Aspekten des Essens für Wohlbefinden, Gesund-heit und für die Ausprägung eines sinnvollen Essverhaltens. Der Hinweis,abwechslungsreich zu essen, steht an erster Stelle und beinhaltet die wichti-ge Aussage:

«Es gibt keine gesunden, ungesunden oder

gar verbotenen Lebensmittel. Auf die Menge,

Auswahl und Kombination kommt es an.»

Wenn’s ums GESETZ geht …

Literatur– DGE Mitteilungen. «10 Regeln der DGE» im aktuellen

Gewand. Ernährungs-Umschau 2000;47(8): 309–310.– Oberitter H. Die neuen «10 Regeln der DGE».

DGE info 2000;8: 114.– www.dge.de/Pages/navigation/verbraucher_infos/zehn.htm

ein nach wie vor bestehendes Misstrauen gegenüber der Industrie undihrer Kommunikation. Aber auch andere Gruppen üben Druck aus(Marketing, Medien, Behörden, Konsumenten), dem die Ernährungs-fachleute durch wissenschaftliche Aktualität, kritisches Denken, abso-lute Korrektheit und glaubwürdiges Auftreten Paroli bieten müssen.Der wachsende Markt an traditionellen und innovativen Produktenmacht wissenschaftlich fundierte und konsumentenfreundliche Infor-mationsvermittlung mehr denn je notwendig. Deshalb ist– der Beruf des Ernährungsberaters in der Industrie als eine glaub-

würdige und zuverlässige Quelle von Ernährungsinformation, Wis-sen und Erfahrung zu fördern;

– es ethisch vertretbar und notwendig, in der Nahrungsmittelbranchemehr Ernährungsfachkräfte zu beschäftigen, um letztlich das Ver-trauen der Konsumenten in Produkte und Ernährungsinformationzu gewinnen, zu verbessern und zu garantieren.

Quelle: Nutritionists in industry contributing to global health goals. Workshop at the 13th International Congress of Dietetics. Edinburgh Scotland, 23.–27.7.2000.

In der Schweiz sind für Diabetiker verwendbareLebensmittel in Kapitel 17 der Lebensmittelverord-nung (LMV) über Speziallebensmittel rechtlich gere-gelt (Artikel 177).Laut diesem Artikel müssen Lebensmittel, die mit derAnpreisung «für Diabetiker (geeignet)» versehensind, folgende Anforderungen erfüllen:

a. Der Gehalt an Fett darf nicht höher sein als im entsprechenden Normalerzeugnis.

b. Sie dürfen folgende Zugaben nicht enthalten: 1. Glucose, Glucosesirup, Invertzucker und Disac-

charide; Lactose darf nur zugegeben sein, wenn sieals Trägerstoff von Süssstoffen verwendet wird unddie Mischung eine mindestens zwanzigfache Süss-kraft im Verhältnis zu Zucker hat,

2. Maltodextrine, ausser wenn sie als Trägerstoff ver-wendet werden und der Anteil im genussfertigenProdukt höchstens 2 Massenprozent beträgt.

c. Anstelle der Stoffe nach Buchstabe b dürfen nur Fruc-tose sowie Süssstoffe und Zuckeraustauschstoffe, ausge-nommen hydrierte Stärkehydrolysate, zugegeben sein.

Entsprechend ist es unzulässig, Lebensmitteln, welchefür Diabetiker angepriesen werden, die unter Artikel177b aufgeführten Mono- und Disaccharide zuzuset-zen. Als natürliche Bestandteile von Zutaten sind sieallerdings erlaubt (z.B. Lactose in der Milch, Gluco-se oder Saccharose in Früchten). So kann z.B. einFrucht-Joghurt für die Diabetes-Ernährung angeprie-sen werden, wenn kein unter Artikel 177b aufgeführ-tes Kohlenhydrat zugesetzt worden ist. Im Gegenzugdarf diese Anpreisung für gängige Nahrungsmittel,deren Zusammensetzung sowieso schon für Diabeti-ker geeignet ist, aber nicht verwendet werden (z.B.Joghurt nature).

Zum besseren Verständnis des Stellenwertes sol-cher Produkte innerhalb der Ernährung von Dia-betikern deklariert Nestlé Schweiz künftig wiefolgt:– «auch für Diabetiker geeignet im Rahmen einer

ausgewogenen Ernährung»– Angabe des Brotwertes– Angabe des Glykämischen Index

Page 15: Diabetes - nestle.at · Diabetes ist nicht gleich Diabetes Typ-1-Diabetes ist eine genetisch bedingte, lebenslange Stoffwechselstörung. Das metabolische Syndrom und Typ-2-Diabetes

NESTLÉ SCHWEIZ

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Neue Dokumentationen

Nutri-Focus «Probiotika» und «Nahrungsfasern & Prebiotika»

Neuer Getreideriegel

NESVITAL:auch bei verminderter Glucosetoleranz

Der Service Nutrition der Nestlé Schweizhat im Oktober 2000 zwei weitere Faltblät-ter aus der Serie «Nutri-Focus – Die 10 häu-figsten Fragen zu ...» veröffentlicht. Bei

Nutri-Focus «Probiotika» handelt es sich um eine überarbeitete Neu-auflage, bei Nutri-Focus «Nahrungsfasern & Prebiotika» um eineNeuerscheinung. Beide beantworten Konsumenten und Fachleutenim Gesundheitswesen die zehn häufigsten Fragen zu diesen Themen.Die beiden Faltblätter ergänzen sich nicht nur untereinander – Pro-und Prebiotika sind ein eingespieltes Team in unserer Ernährung –,sondern auch mit dem im Nutritio Nr. 41 vorgestellten Nutri-Focus«Functional Food». Die Faltblätter liegen je in deutscher und fran-zösischer Sprache vor und können kostenlos bezogen werden beim:

Service Nutrition, Nestlé Suisse S.A.Postfach 352, 1800 VeveyFax 021/924 51 13E-Mail: [email protected]

Der NESVITAL Getreideriegel leistet dank spezieller lös-

licher Nahrungsfasern einen wertvollen Beitrag zu einem

ausgeglichenen Blutzucker und Energiestoffwechsel.

Er wurde im Nestlé Forschungszentrum in Lausanne

entwickelt.Nicht nur die existierende wissenschaftliche Litera-tur, sondern auch die am Nestlé Forschungszentrumund von Nestlé R&D durchgeführten Studien lie-fern die überzeugende wissenschaftliche Grundlagefür den neu lancierten NESVITAL Getreideriegel.

Bei «BG-3», dem patentierten Inhaltsstoff in NESVITAL, handelt essich um ein einzigartiges Haferkleiekonzentrat, das besonders reich anß-Glucan ist (hochviskose lösliche Nahrungsfaser). «BG-3» reduziertdie Absorptionsrate von einfachen Kohlenhydraten. Die Blutglucose-kurve steigt nach dem Verzehr deshalb langsam und kontinuierlich anund fällt dann ebenso langsam wieder ab (s. Grafik). Der NESVITALGetreideriegel ist aus diesem Grund auch für Diabetiker ideal im Rah-

men einer ausgewoge-nen Ernährung (GI ca.40). Generell eignet ersich für aktive Perso-nen als Zwischenver-pflegung. Die Ener-giefreigabe erfolgtdank «BG-3» regu-liert über einen länge-ren Zeitraum hinweg.Hungergefühle tretenerst später wieder auf,und man bleibt länger

in Schwung. Die Riegel sind in Apotheken, Drogerien und Reform-häusern in den Varianten Apfel, Aprikose und mit Schokostückchenerhältlich.

NESVITAL Getreideriegel (Apfel)Ernährungsinformationen pro 100 g pro Riegel (23 g)Energiewert 320 kcal (1360 kJ) 75 kcal (315 kJ)Eiweiss 9 g 2.1 gKohlenhydrate 56 g 13 gdavon Milchzucker (Lactose) 0 g 0 g

Fruchtzucker (Fructose) 24 g 5.5 gKristall- und Traubenzucker 2.8 g 0.6 g(Saccharose und Glucose)

Fett 7 g 1.6 gdavon gesättigte Fettsäuren 1 g 0.2 gNahrungsfasern 17.8 g 4.1 gdavon ß-Glucan 5.6 g 1.3 gNatrium 240 mg 5.5 mgBrotwert (BW) 5.6 1.3= 10 g KohlenhydrateGlykämischer Index (GI) ca. 40

2,0

1,5

1,0

0,5

0,0

-0,5

NESVITAL Getreideriegel

herkömmlicher Getreideriegel

Blu

tglu

cose

-K

onze

ntra

tion

(mm

ol/l

)

Zeit (min)0 30 60 90

Nestlé Clinutren

Lebensqualität dank klinischer Ernährung«Clinutren»-Zusatznahrungen sind ein wichtiges Element

von «Nestlé Caring», dem ersten integrierten Dienstleis-

tungs- und Produkte-Konzept zur Ernährung in Spitälern

und Heimen.

Mangelernährung in Spitälern und Heimen, aber auch zu Hause istein Problem, welches oft unterschätzt wird. Fachkräfte im Gesund-heitswesen sehen sich jedoch ständig damit konfrontiert (s. NutritioNr. 42). Studien zeigen, wie wichtig eine optimale Ernährung für Hei-lung, Erholung und Lebensqualität betroffener Patienten ist. Mit derEntwicklung der Clinutren-Produkte durch das Nestlé Forschungs-zentrum stehen nun Nahrungssupplemente zur Verfügung, welche dieErnährung ideal ergänzen – sei es zur Vorbeugung von Mangelernäh-rung und ihren Folgen, während einer Krankheit oder in der Rekon-valeszenz. Der gute Geschmack, die klinisch geprüfte optimale Nähr-stoffkombination, das abwechslungsreiche Sortiment hinsichtlichTextur und Aromen (Suppen, Trinknahrungen und Desserts inverschiedenen Geschmacksvarianten) und die innovative «Cup»-Verpackung entsprechen den Bedürfnissen der Patienten. So wird

es ihnen möglich, mit Appetit und Freude am Essennormale Essgewohnheiten beizubehalten.

Kontaktadresse: Clinical NutritionNestlé Suisse S.A. Postfach 352, 1800 VeveyFax 021/924 56 58E-Mail: [email protected]