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Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz Arbeitshilfe für den Monat der Diakonie 2016 Diakonie. Für Vielfalt in der Nachbarschaft.

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Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz

Arbeitshilfe für den Monat der Diakonie 2016

Diakonie. Für Vielfalt in der Nachbarschaft.

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3 Vorwort Barbara Eschen

4 Vielfalt von Glaubensrichtungen in der Nachbarschaft – wie gehen Christinnen und Christen damit um? Verena Mittermaier 6 Diakonie. Für Vielfalt in der Nachbarschaft. Zum Beispiel: Suchtselbsthilfegruppen

8 „... sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie.“ Psalm 56, 9b Menschen sehen mit ihrer Trauer – ganz nahe bei uns Isolde Böhm

12 Diakonie. Für Vielfalt in der Nachbarschaft. Zum Beispiel: Hospizladen des Elisabeth Hospizdienstes

13 Hochbetagt am Rande der Stadt – Ein Projekt des Ev. Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf Katja von Damaros

15 Diakonie. Für Vielfalt in der Nachbarschaft. Zum Beispiel: Diakonie-Konvent Friedrichshain

16 Die Vielfalt in der Nachbarschaft – Ebenbild Gottes Saskia Péau

22 Info: „Community Care“– gelebte Vielfalt

23 Gottesdienstbausteine für den Sonntag der Diakonie 23 Eingangsvotum 23 Lieder 24 Psalme in Leichter Sprache 27 Lesungen 28 Gebete 30 Predigtvorschlag (Barbara Eschen) 35 Segen

36 Beteiligen Sie sich am Monat der Diakonie mit einer Haus- und Straßensammlung

37 Monat der Diakonie Ihre Beteiligung

38 Autor_innenverzeichnis

Inhalt

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Vorwort 3

Diakonie. Für Vielfalt in der Nachbarschaft.

Dieses Motto soll auch für 2016 Thema des Monats der Diakonie sein.

Mit dieser Arbeitshilfe geben wir für Gottesdienste und Gruppenarbeit einige Anregungen zum Thema. Stand im letzten Jahr der Aspekt „Nachbarschaft“ im Vordergrund, beschäftigen wir uns in diesem Heft vor allem mit dem der „Vielfalt“.

Die Sensibilität für die Verschiedenheit von Menschen wächst nicht nur im Blick auf die vielen verschiedenen kulturellen Biografien von Flücht-lingen, sondern auch im Blick auf geschlechtliche Orientierung oder seelische oder körperliche Beeinträchtigungen und soziale Lebenslagen von Menschen.

Das Zusammenleben im Bewusstsein von Unterschiedlichkeit birgt viele Chancen, bringt aber natürlich auch Herausforderungen mit sich. Die Erfahrungen machen wir in Kirchengemeinden wie in diakonischen Handlungsfeldern.

Der Monat der Diakonie bietet Gelegenheit, sich miteinander auszutau-schen, auszuprobieren und voneinander zu lernen. Interessante Ein-blicke bieten in diesem Zusammenhang die Praxisbeispiele, für die wir den Beteiligten herzlich danken.

Wir wünschen Freude beim Lesen und gute Ideen für die eigenen Vor-haben.

Barbara EschenBerlin, im Mai 2016

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4 Einführung

Vielfalt von Glaubensrichtungen in der Nachbarschaft – wie gehen Christinnen und Christen damit um?Verena Mittermaier

Anregungen aus dem Grundlagentext „Christlicher Glaube und religiöse Vielfalt in evangelischer Perspektive“ des Rates der Evangelischen Kir-che in Deutschland.1

Vielfalt ist in unserem Lebensumfeld zum Normalfall geworden.

Das betrifft Lebensentwürfe und Lebensweisen.

Das betrifft Meinungen und die Parteiprogramme.

Das betrifft die Menschen selbst, ihre Herkunft, ihre Prägung und somit auch ihre Überzeugung und Orientierung.

Als Christinnen und Christen leben wir in Nachbarschaft mit anderen Religionen und Weltanschauungen. Pluralismus ist normal geworden.

Wie geht es uns damit?

Wehren wir uns gegen alles, was anders ist, weil es den zentralen Platz des christlichen Glaubens im Leben bedroht?

Nehmen wir die Vielfalt notgedrungen hin als Begleiterscheinung un-serer Zeit?

Oder gelingt es uns, sie zu bejahen – aus unserem eigenen Glauben heraus?

Da die evangelische Kirche „die Welt, in der wir leben, als von Gott ge-schaffene und aus dem Elend der Gottesferne erlösten Welt begreift, sieht sie im Menschen von nebenan, aber auch in den Religionsgemein-schaften auf der anderen Straßenseite nicht nur geduldete Fremde oder tolerierte Andersgläubige, sondern Mitbewohner_innen eines gemein-samen Raums, Mitbürger_innen einer gemeinsamen Polis und von Gottes Wort Mitangesprochene. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass es sich um Mitbürger_innen handelt, welche die gemeinsame Welt anders deuten und erleben und also die Voraussetzungen des christ-lichen Glaubens nicht teilen.“2

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Einführung 5

Nach evangelischem Verständnis spielt die Freiheit, eine zentrale Rolle im christlichen Glauben – das Reformationsjubiläum 2017 erinnert da-ran. Gottes Liebe zwingt nicht, sondern gewinnt Menschen.

Die innere Freiheit, aus der evangelische Christen und Christinnen le-ben, lässt sie aber auch die Freiheit anderer respektieren und bejahen. Sie vertrauen darauf, dass Gott sich den Menschen auf vielfältige Weise zuwendet: „Gottes Möglichkeiten, sich den Menschen bekannt zu ma-chen, [haben] keine Grenzen“3.

Dass evangelische Christinnen und Christen sich zur Vielfalt bekennen, heißt nicht,

a) dass jede religiöse Orientierung gleichgültig ist und man die Unterschiede achselzuckend hinnimmt;

b) dass alle Religionen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert werden, um nur noch das zu betrachten, was allen gemeinsam ist;

c) dass andere Anschauungen vereinnahmt werden, so dass z.B. demokratische Werte rundheraus für „christlich“ erklärt werden.

Das evangelische Bekenntnis zur Vielfalt umfasst hingegen,

a) leidenschaftlich und erkennbar für die eigene Glaubensüberzeu-gung einzustehen;

b) sich für Religionsfreiheit einzusetzen – der eigenen wie der der anderen;

c) Überredung, Zwang oder Verführung eine klare Absage zu erteilen;d) die bleibende Orientierung an der Wahrheitsfrage nicht mit dem

Besitz einer abgeschlossenen Wahrheit zu verwechseln.

Das Ja zur Vielfalt der Religionen und Weltanschauungen muss sich im Zusammenleben bewähren. Erprobungsfelder gibt es viele! Ob es Part-nerschaften und Freundschaften zwischen Menschen unterschiedlicher Überzeugung sind, ob und wie bei interreligiösen Begegnungen gefeiert, diskutiert oder gebetet wird, ob es um die Frage der Zusammenarbeit in

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6 Beispiel – Suchtselbsthilfegruppen

der Diakonie geht – gangbare Wege im Miteinander der Verschiedenen zu finden, bleibt eine Herausforderung.

Der Grundlagentext der Evangelischen Kirche in Deutschland verzichtet auf eindeutige Verhaltenstipps: „Evangelischer Freiheit entspricht es, hier auf die Gestaltungskraft und Vernunft der Gemeinden und Gläu-bigen zu vertrauen“4. Entscheidende Grundvoraussetzung für das gelin-gende Zusammenleben ist, dass Menschen einander wertschätzen und sich wechselseitig zuhören.__________1 Kirchenamt der EKD (Hg): Christlicher Glaube und religiöse Vielfalt in evangelischer Perspektive. Ein Grundlagentext des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Gütersloh 2015.

2 Ebd., S. 19.3 Ebd., S. 9.4 Ebd., S. 46.

Diakonie. Für Vielfalt in der Nachbarschaft.Zum Beispiel: Suchtselbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen im Bereich von Suchterkrankungen haben eine lange Tradition in der Diakonie. Viele Selbsthilfeangebote sind an Kirchengemeinden angebunden. Allein in Berlin und Brandenburg treffen sich ca. 100 Suchtselbsthilfegruppen regelmäßig.

Einige Fakten zum Thema Sucht: Alkohol- und Tabakabhängigkeit sind in Deutschland die

schwerwiegendsten Suchterkrankungen. Ca. 1,8 Millionen Erwachsene sind alkoholabhängig. Ca. 1,4 bis 1,9 Millionen Erwachsene sind medikamentenab-

hängig, in 80% von Benzodiazepinen. Viele alte Menschen sind betroffen.

Jedes Jahr sterben etwa 74.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholmissbrauchs. Ca. 110.000 Todesfälle sind auf das Rauchen zurückzuführen.

Einem modernen bio-psycho-sozialen Verständnis folgend sind die Ursachen und Folgen von Suchterkrankungen vielschichtig.

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Beispiel – Suchtselbsthilfegruppen 7

Die deutsche Gesellschaftlich macht den Zugang zu Suchtmitteln vergleichsweise einfach. Sie toleriert im Gegensatz zu anderen Kulturen auch in hohem Maße schädliche Konsummuster. Abhängig ist, wer die Einnahme von Suchtmitteln nicht beenden kann, ohne dass unangenehme Zustände körperlicher oder seelischer Art auftreten oder wer immer wieder so viel des Suchtmittels zu sich nimmt, dass sie/er sich und/oder andere schädigt.

Abhängigkeitskranken Menschen muss professionelle Hilfen angeboten und empfohlen werden. Diese geschieht in Suchtbera-tungsstellen, Krankenhäusern und Rehakliniken. Jede Rehabilitation zielt auf die Teilhabe von Menschen am Leben in der Gemeinschaft, auf Inklusion. Dafür spielen die Selbsthilfegruppen eine wichtige Rolle. Hier erfolgt Gemeinschaft, Austausch, gegenseitige Unter-stützung in Krisen und gemeinsame Freizeitgestaltung. Gesprochen wird auf Augenhöhe, mit Wertschätzung und im gegenseitigen Respekt.

Kirchengemeinden und Diakonie haben im Bereich der Suchthilfe eine wichtige gemeinsame Aufgabe im Quartier. Sie können helfen, indem sie suchtkranken Personen in der Gemeinde und im Sozialraum

offen und sensibel begegnen ratsuchende Personen auf das professionellen Hilfesystem und

die Selbsthilfe hinweisen Suchtselbsthilfegruppen Räume und Unterstützung anbieten Vermeidungsstrategien betroffener Personen und Familien nicht

unterstützen sorgsam mit Sucht- bzw. Genussmitteln umgehen (z.B.

Traubensaft beim Abendmahl) Kollekten für Suchthilfeprojekte sammeln

Kontakt:Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V. Arbeitsbereich Behinderten- und Suchthilfe, Elisabeth SchützPaulsenstr. 55/56, 12163 BerlinTelefon: 030 820 97 160, [email protected]

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8 Thema – Trauer

Nach der Beerdigung eines Menschen beginnt für die nächsten Ange-hörigen ein langer und oft einsamer Weg. Die Ehefrau fehlt, das Kinder-zimmer ist leer, den Vater kann man nicht mehr anrufen ... – Die Seele muss das veränderte Leben erst langsam begreifen. Mit dem Tod eines anderen geht der Trauernde sich selbst verloren. Viele Trauernde sagen: Ich kenne mich nicht mehr! Sie erleben sich selbst wie fremd geworden und fürchten den Anspruch, schnell wieder „normal“ zu sein, zu funkti-onieren wie früher.

In unserer Zeit ist die Trauer unsichtbar geworden. Früher haben die Menschen schwarz getragen, wenn sie „in Trauer“ waren, und alle, die ihnen begegneten, wussten sofort Bescheid: Hier ist ein Mensch, der ein Recht auf besondere Rücksicht hat.

Heute sehen wir den Menschen nicht mehr an, ob sie gerade erst einen nahen Angehörigen, eine Kollegin oder eine liebe Nachbarin verloren haben. Und viele erzählen von sich aus auch nicht davon.Aber es sind viele, die trauern und viele ganz nahe bei uns.

Hier ein paar Zahlen und einige Informationen:

In Berlin gab es im Jahr 2011 31.380 Sterbefälle. Man geht von durch-schnittlich mindestens drei nahe stehenden Personen aus. Damit sind jährlich gut 95.000 Menschen in Berlin von Trauer betroffen.

Die veränderte Familiensituation – in der Großstadt und auf dem Land – beeinflusst und erschwert den Trauerprozess: Weil die Kinder weit entfernt wohnen, vereinsamen häufig ältere Men-schen nach dem Tod des Ehepartners. Weil die Familien über das Land verstreut leben, erfahren Kinder beim Tod eines Elternteils oder eines Geschwisterkindes wenig Unterstützung im Familienverband. Die gefor-derte hohe Mobilität der mittleren Generation bewirkt oft, dass Trauer nicht wahrgenommen oder unterdrückt wird.

„... sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie.“ Psalm 56, 9b

Menschen sehen mit ihrer Trauer – ganz nahe bei unsIsolde Böhm

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Thema – Trauer 9

Auch in der Arbeitswelt, in diakonischen Einrichtungen, evangelischen Schulen und Kindertageseinrichtungen, ja selbst in den Kirchengemein-den wird unter beruflich und ehrenamtlich Engagierten nur wenig über Trauer gesprochen. Man traut sich nicht. Man weiß nicht, was man sa-gen soll. Und manchmal erfahren die Kolleg_innen, die anderen Chor-mitglieder oder Gemeindekirchenratsmitglieder nicht einmal, dass einer oder eine unter ihnen um jemanden trauert.

Und die, die nicht in einer Kirchengemeinde zu Hause sind?In Berlin sind knapp 20% der Bevölkerung evangelische Christen, da-von sind aber nur etwa 2–4% in ihren Gemeinden beheimatet. Die ande-ren sind treue Mitglieder „von Fall zu Fall“. Von ihnen kommen die mei-sten gar nicht auf die Idee, in ihrer Gemeinde nachzufragen, ob es Hilfe oder Gesprächsmöglichkeiten für die Trauerzeit gibt.

55% der Kirchenmitglieder sind über 50 Jahre alt; 25% sind älter als 70 Jahre. Bestattungen sind die häufigste Amtshandlung in unseren Ge-meinden. In einigen Gemeinden in der Stadt kommen auf einen Pfarrer oder eine Pfarrerin mehr als 50 Bestattungen im Jahr, die meisten der zu Bestattenden hatten keine persönliche Beziehung zu ihrer Gemeinde, erst recht nicht die Angehörigen. Eine individuelle Begleitung und Nach-sorge ist nicht möglich. Die Pfarrerinnen und Pfarrer schaffen es mei-stens nicht einmal, auch nur ein Gespräch nach der Bestattung zu er-möglichen.

Gleichzeitig zeigt sich: Wenn Menschen mit Sterben und Tod konfrontiert werden, dann fragen sie ganz neu nach dem, was hält und trägt, nach dem, was nach dieser sichtbaren Welt eigentlich kommen mag. In der Trauerzeit suchen sie nach Ausdrucksformen, die helfen und nach Ritualen, mit denen sie an ihre Toten erinnern und Trost für sich selbst finden können.Und: Ärzte wissen, dass aus nicht verarbeiteter Trauer auch seelische oder körperliche Krankheiten wachsen können, manchmal erst mehrere Jahre nach dem Tod des Angehörigen. Bei etwa 10% der Trauernden

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10 Thema – Trauer

spricht man von so genannter erschwerter Trauer, die Menschen beson-ders belastet und oft auch besonders verstummen lässt.

Heute ist es wichtig, Trauernden zu helfen, dass der Verlust, den sie er-litten haben, sichtbare und hörbare Wirklichkeit bleibt, dass sie selbst Zeichen und Worte dafür finden. Man kann sie ermuntern, ein Bild der/des Verstorbenen aufzustellen und dafür einen besonderen Ort in der Wohnung suchen. In den ersten Wochen kann daneben eine Kerze brennen oder man bringt vom Spaziergang bunte Herbstblätter mit und legt sie neben Kerze und Bild. Später kann das an besonderen Tagen immer noch so bleiben. Wenn einander Menschen im Leben Liebes tun, dann darf das auch nach dem Tod noch so sein, weil das miteinander Gelebte seinen Wert nicht verliert und die Liebe – so sagt es die Bibel – stark ist wie der Tod. In solchen Zeichen drückt sich auch Dankbarkeit aus für das, was der oder die andere gewesen ist, und Gefühle der Dankbarkeit sind wie zarte Pflege für eine Wunde: Sie lindern den Schmerz. Manchmal nur für kurze Zeit, aber später dann einmal als blei-bendes Gefühl.

Als Kolleg_innen oder Nachbar_innen, als Freund_in oder in einer zufäl-ligen Begegnung ist es oft ganz leicht möglich, mit Trauernden ins Ge-spräch zu kommen. Es tut ihnen gut, wenn sie über das Leben mit dem Verstorbenen erzählen können. Worüber sie gemeinsam gelacht haben, was sie oder er gerne gegessen hat. Man soll Trauernde nicht nur fra-gen: Wie geht es dir? – Man kann auch fragen: Was habt ihr vor einem Jahr um diese Zeit gemacht? Die Erinnerung an das verlorene Leben, kann helfen, nicht im Verlust stecken zu bleiben und anderes wieder zuzulassen, auch die Freude und das Genießen.

Das Weinen, die Tränen – das sind Heilmittel für Trauernde. Nur nicht abwehren, dass Trauernde weinen, denn Tränen sind auch Zeichen der Liebe und sie hören, wenn sie zugelassen werden, wie von selbst wieder auf. Gott zählt unsere Tränen in seinen Krug, – das ist ein schönes Bild dafür, wie kostbar Menschen in Zeiten der Trauer für Gott sind, wie ge-nau er uns wahrnimmt, wenn wir durchs dunkle Tal gehen (Psalm 23). Die Psalmen der Bibel haben solche Bilder an vielen Stellen, auch die Lieder Paul Gerhardts bieten Worte für Menschen, die trauern, Worte, die der Trauer Sprache geben und dadurch verhindern, dass man am

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Thema – Trauer 11

Schmerz erstickt, dass man sich ins Schweigen zurückzieht. Man kann solche Worte aufschreiben und einem Trauernden schenken. Dabei ist es wichtig, dass man es behutsam tut, eher fragend und nicht so, als ob man selbst ganz sicher wüsste, was hilft.

Gott „... hört die Seufzer deiner Seelen und des Herzens stilles Klagen, und was du keinem darfst erzählen, magst du Gott gar kühnlich sagen.Er ist nicht fern, steht in der Mitten,hört bald und gern der Armen Bitten ...“ (Paul Gerhardt im Gesangbuch Nr. 371, 5)

In Berlin gibt es eine Beratungsstelle für Trauernde und es gibt über die gesamte Stadt verteilte Ansprechpartner_innen, auf die man verweisen oder zu denen man einladen kann.

Der Ev. Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg hat eine Website aufge-baut, die einerseits Informationen und Texte über Sterben und Trauer enthält, andererseits aber auch viele Adressen und Telefonnummern, wo Menschen anrufen und um Beratung bitten können.

www.trauerundleben.de

Hier werden auch Gottesdienste für Trauernde oder Veranstaltungen veröffentlicht. Übers Jahr und über die Stadt verteilt, gibt es Andachten, Filmabende, Gesprächsabende oder auch Studientage rund um das Thema Trauer.

Rufen Sie an, lassen Sie sich informieren oder beraten:Telefon: 030 755 15 16 20

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12 Beispiel – Hospizladen

Diakonie. Für Vielfalt in der Nachbarschaft.Zum Beispiel: Hospizladen des Elisabeth Hospizdienstes

Mitten im Leben – „Der Laden“

ganz konkret mitten im belebten Kiez Prenzlauer Berg, eingebettet in Wohnhäuser und Ladenzeile, finden Sie den Hospizladen des ambulanten Elisabeth Hospizdienstes.

Im alltäglichen, im Alltag, in gewohnter Umgebung, eingebettet im heimischen Lebens- und Wohnraum befindet sich der Hospizladen. Der „Laden“ ist Anlaufstelle für Interessierte an der Hospizarbeit und für Zu- und Angehörige von unheilbar erkrankten und ster-benden Menschen. Er ist Büro des Koordinators des Hospizdiens-tes, Schulungsraum für Engagierte, die sich zu ehrenamtlichen Lebens- und Sterbebegleiter_innen ausbilden lassen und ganz bewusst im öffentlichen Raum platziert.

Sterben und Tod sind existenzielle Themen und Bestandteil des Lebens. Für diese Themen benötigt man niedrigschwellige Zugänge und deshalb, so die Argumente aus dem Hospizdienst, haben wir ganz bewusst nach so einem Standort Ausschau gehalten.

Der ambulante Elisabeth Hospizdienst ist eine Einrichtung der Stephanus Wohnen und Pflege gGmbH und gegründet um die Sterbesituation in der Häuslichkeit und in stationären Pflegeein-richtungen zu verbessern.

Kontakt:Hospizladen des Elisabeth HospizdienstesRodenbergstr. 610439 Berlin-Prenzlauer Berg(Nähe S- und U Schönhauser Allee)

Telefon: 030 40 00 35 62

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Thema – Hochbetagte 13

Die Zahl hochaltriger Menschen steigt. Im Berliner Vergleich nimmt der Bezirk Steglitz-Zehlendorf eine Spitzenposition ein, was diese Entwick-lung angeht. Eigentlich sehr schön, dass wir immer älter werden! Aber: aufgrund von Mobilitäts- und gesundheitlichen Einschränkungen sind die soziale Teilhabe und die Pflege sozialer Kontakte für ältere Men-schen oft erschwert. Viele Hochbetagte leben noch immer selbststän-dig, aber mit Unterstützung in ihrem Zuhause, nicht selten mittlerweile alleine. Freund_innen und Partner_innen sind oft schon verstorben, die Nachbarschaften haben gewechselt, die Kinder leben an einem ande-ren Ort und die ehemaligen Vereine und auch die Kirchengemeinde sind nur noch schwer erreichbar. Zwar sind die Voraussetzungen für den Verbleib in der eigenen Wohnung durch die ambulante Versorgung in den letzten Jahren verbessert worden, die Alltagsbegleitung und seel-sorgerliche Betreuung allein lebender, hochaltriger Menschen ist jedoch schwierig. Einsamkeit ist ein Lebensgefühl, das uns in den Begegnun-gen mit hochbetagten, allein lebenden Menschen sehr häufig begegnet.

In Kirchengemeinden und anderen Orten werden Besuchsdienste auf-gebaut, Telefonketten entwickelt, Fahrdienste angeboten. Das ist zwei-fellos wichtig. Aber sind diese Angebote wirklich ausreichend, um ne-ben der Alltagsversorgung, den Bedürfnissen der Hochbetagten, die aus eigener Kraft nur noch selten am gesellschaftlichen Leben teilneh-men können, nach sozialem und mit anderen Menschen seelisch ver-bundenem Kontakt? Wir meinen: nein. Eine Arbeitsgruppe im Ev. Kir-chenkreis Teltow-Zehlendorf hat sich daher mit Unterstützung der Ev. Hochschule Berlin und des Regionalen diakonischen Werkes die Frage gestellt, wie es gelingen kann, Nachbarschaften zu fördern und sozial-räumliche Netzwerke zu etablieren, die die Teilhabe von Hochbetagten am Alltagsgeschehen und ein selbstbestimmtes, würdevolles und qua-litätvolles Altern ermöglichen. Kirche und Diakonie sind wichtige Ak-teure im Sozialraum mit einem hohen Potential, Menschen im Alter da-bei zu unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Es bedarf jedoch einer konzeptionellen Grundlage, die beteiligungsorientiert eh-renamtliches Engagement, sozialräumliches Arbeiten und eine Beglei-tung durch berufliche, fachkompetente Mitarbeit verbindet. Gefördert durch Drittmittel ist es gelungen eine Personalstelle im Kirchenkreis zu

Hochbetagt am Rande der StadtEin Projekt des Ev. Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf Katja von Damaros

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14 Thema – Hochbetagte

schaffen, die zunächst in der Pilotregion Schlachtensee-Nikolassee ini-tiativ werden wird, Netzwerke aufbaut, Nachbarschaften in kleinräu-migen Strukturen initiiert und die Gewinnung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen in Gemeinde und Gemeinwesen organisiert.

Beim Propheten Jesaja heißt es: „Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet“. Diese wertvolle Erfahrung von Gottes treuer Begleitung durch Höhen und Tiefen eines langen Le-bens können ältere Menschen weitergeben. Und zugleich sind die jün-geren Generationen in der Verantwortung mitzutragen und sensibel zu sein für die Unterstützungsbedarfe älterer Menschen. Gemeinsam mit anderen Akteuren im Stadtteil wollen wir im Kirchenkreis Teltow-Zehlen-dorf Wege suchen und ausprobieren, wie Hochbetagte mittendrin und Teil der „Vielfalt in der Nachbarschaft“ bleiben können.

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Beispiel – Diakoniekonvent 15

Diakonie. Für Vielfalt in der Nachbarschaft.Zum Beispiel: Diakoniekonvent Friedrichshain

Die Zusammenlegung von Kirchengemeinden, Pfarrsprengeln, Kirchenkreisen und auch kommunaler Strukturen bringt eine enorme räumliche Ausdehnung mancher Gebiete mit sich. Um dennoch in gutem Kontakt mit den Menschen im Quartier zu bleiben und die unmittelbaren Lebensräume mitzugestalten, bedarf es mancherorts neuer Formen der regionalen Vernetzung.Diakonische Einrichtungen und Kirchengemeinden befinden sich dabei in guter Nachbarschaft zueinander. Das Quartier, der Wohnbezirk, das Dorf gehören zu den gemeinsamen Schnittstellen bei unterschiedlichen Profilen in der diakonischen Arbeit.

Innerhalb des großen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte bildete sich als regionaler, kleinräumlicher Verbund der Diakoniekonvent Friedrichshain. Sein Anliegen ist es, das Miteinander von diako-nischen Einrichtungen und Kirchengemeinden enger und zielgerich-tet zu gestalten, zum Nutzen der Bewohnerinnen und Bewohner. Dabei wird kontinuierlich der Kontakt zu kommunalen Verwaltungen und Entscheidungsträgern gepflegt. Der Diakoniekonvent Fried-richshain tagt zweimal im Jahr. In maximal drei Stunden werden ausgewählte Themenschwerpunkte bearbeitet und Verabredungen getroffen.Auf einen klar definierten Teil des Stadtbezirks oder auf eine überschaubare Region bezogen, auf ein Dorf oder einen Gemeinde-verbund begrenzt, ist ein Diakoniekonvent Vernetzungspunkt für einen multiprofessionellen Austausch und auch Ausgangspunkt gemeinsamer Projekte. So entstanden etwa im Friedrichshain gemeinsame Aktionen, vom regionalen Diakoniesonntag in einem Altenheim bis zu Fachveranstaltungen zu Themen wie Sozialraum-entwicklung, Pflegeversicherung oder Besuchsdienste.

Kontakt:Diakoniekonvent Friedrichshainc/o Kirchengemeinde Boxhagen-StralauSimplonstraße 31, 10247 Berlin

[email protected]

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16 Thema – Inklusion

Vielfalt der Gottesbilder – Vielfalt der Ebenbilder Gibt es überhaupt den „Prototyp Mensch“, das Ebenbild Gottes, des-sen grundlegende Eigenschaften und Bedürfnisse sich festlegen las-sen?

Wie wir uns so ein Ebenbild bzw. Abbild Gottes, vorstellen, hängt doch stark und auch primär davon ab, welches Gottesbild wir haben: die trö-stende Mutter, den zornigen, unbarmherzigen Richter, eine Leit- und Beschützerfigur in schweren Zeiten sowie dunklen Tälern, ein geschei-terter Rebell, der hingerichtet wird, oder ein verbohrter Besserwisser, der sich mit dieser Haltung keine Freunde macht. Man könnte die Liste noch weithin fortsetzen, was aber jetzt schon deutlich wird, ist, dass die Vielfalt der Bilder, der Vergleiche und Zuschreibungen, auf eine Vielfalt von menschlichen Persönlichkeiten schließen lässt.

Von daher scheint solch‘ ein Prototyp Mensch gar nicht realistisch und wäre, ehrlich gesagt, auch ziemlich langweilig.

Es gab Zeiten, da galten Frauen als Luxusmodell göttlicher Kreativität. Schaut man sich dagegen die Vielfalt der Natur, der Schöpfung an, könnte man glatt überrascht sein über so viel Reichtum an Varianten und Ausnahmen. Naturwissenschaftlern sei Dank, dass wir nun Ord-nungssysteme, Typologien, haben, um dieser Fülle Herr zu werden. Wir scheinen ein Bedürfnis nach Kategorisierungen zu haben, das Schubladendenken erleichtert uns das Leben.

Dennoch noch einmal die Frage: Was ist der Mensch? Wie ist er? Was ist sein Wesen, sein Ziel? Seine Bestimmung? Gibt es einen allgemein-gültigen Sinn für das Ebenbild „Mensch“ oder muss den jeder für sich selbst bestimmen? Wo liegen seine Stärken, wo seine Grenzen und wie lebt er damit?

1972 definierte der Theologe John Fletcher, was zum Menschsein ge-höre: minimale Intelligenz, Selbstbewusstsein, Sinn für Zukunft wie für Vergangenheit, Beziehungsfähigkeit, Fürsorglichkeit, Gleichgewicht zwischen Rationalität und Gefühl usw.1 Diese Tradition, welche die Wür-de des Menschen allerdings an die Fähigkeiten des Bewusstseins knüpft, ist defizitorientiert, und scheint sich mit der Selbstbestimmung als Ideal hartnäckig zu halten.

Die Vielfalt in der Nachbarschaft– Ebenbild GottesSaskia Péau

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Thema – Inklusion 17

Aber die „Mythologisierung der Selbstbestimmung […] darf nicht ande-re instrumentell einschließen und dadurch ausschließen.“2

Der Mensch in seinem sozialen und kulturellen UmfeldZu Jesu Lebzeiten gab es ganz strenge Abgrenzungen und harte Hierar-chien, aus denen man nicht herauskam. Darauf war das gesellschaft-liche Leben aufgebaut: arm oder reich, gesund oder krank, weiblich oder männlich, frei oder versklavt. Keine Versicherung kam für einen Wasser- oder Brandschaden auf, als Single konnte man nicht leben, man hatte Verantwortung seiner Familie gegenüber und wusste auch um die eigene Abhängigkeit, falls die Dinge einmal schlechter laufen sollten.

1. Selbstverantwortung und Selbstverschuldung Für den post-postmodernen Menschen scheint es nichts Schlim-meres im Leben zu geben als abhängig zu sein/angewiesen zu sein auf die Unterstützung anderer. Das widerspricht dem allgemeinen Lebensentwurf, dem erstrebenswerten Ziel, sein Leben managen zu können, nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Dabei zeigt uns der trinitarische Glaube, dass wir von Gott geschaffen, auf Ver-söhnung angewiesen sind und in der Hoffnung auf Vollendung le-ben.

„Aber warum das gerade mir?“ Es scheint, als hätte „der im antiken Denken tief verwurzelte Kausalzusammenhang zwischen Tun und Ergehen, von Schuld und Strafe“3 auch heute wenig von seiner Macht eingebüßt. Was eigentlich dahintersteht, wurde auch schon durch alttestamentliche Propheten und vor allem in Jesus von Naza-reth als Anmaßung kritisiert: Wir sind selbst unseres Glückes Schmied, wir allein sind über Wohl und Wehe unserer Geschicke Herr und eigenverantwortlich.

2. „Ich danke dir Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher […]“ (Lk 18, 9–14)

Jesus formuliert seine Kritik an der Selbstgerechtigkeit der Men-schen in Lk 18, 9–14 anhand eines Gleichnisses: Zunächst könnte man die Dankbarkeit des Pharisäers, dass er nicht ist wie der be-tende Zöllner neben ihm, als Demutsübung verstehen. Aber letzt-endlich bleibt er in einem Schwarz/Weiß-Denken verhaftet.

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Wie er wissen wir häufig am besten, wie es richtig geht, was normal ist. Dass das im Einzelfall dann doch ganz unterschiedlich aussehen kann, überrascht uns nur manchmal. Und der Mythos vom „alles (was du willst) geht, wenn du nur willst“ treibt uns nicht nur an die Grenzen unserer Belastbarkeit, sondern oft auch weit darüber hi-naus, bis meistens nicht der Verstand, sondern der Körper uns zu Einkehr und Umkehr ruft. Und plötzlich sind wir von der Überholspur auf dem Seitenstreifen gelandet. Jetzt könnten wir uns wieder in die bekannte Denkspirale begeben, uns mit Selbstvorwürfen quälen, oder einfach einmal aussteigen, das „Abgestelltsein“ aushalten – ja, wie hält man das eigentlich aus?

Untersuchungen zeigen, dass Menschen Krisensituationen ganz unterschiedlich deuten, in der Bandbreite von Segen und Fluch.

3. Klagen und Fragen – Nähe hilft Und wir könnten innehalten, Gott unser Leid klagen und ihm zuhö-

ren, was er über unser Leben und zu uns sagt. In der Bibel finden wir einige solcher Klagen in ganz unterschied-

licher Form und in anderen Kontexten formuliert.

Die Klage verfolgt eigentlich das Ziel, die Absicht, von dem Leid, dem Schmerz erlöst, befreit zu werden. Neben der Frage nach der Ursache und damit verbunden, dem Fehler, birgt das Klagen selbst etwas Befreiendes, Heilendes in sich. Jesu Heilungswunder hatten nicht nur Auswirkungen auf die Betroffenen selbst, sondern auch auf ihr gesamtes Umfeld, z.B. indem ein „Geheilter“ die Familie stär-ker unterstützen konnte und selbst weniger auf Unterstützung ange-wiesen war.

So hat bei uns die Medizin zwar die Sterblichkeitsrate gesenkt, eini-ge Krankheiten völlig überwunden, ethische Fragestellungen, Kon-fliktpotential über Sinn und Unsinn mancher medizinischer Möglich-keiten bleiben aber genügend und müssen reflektiert werden.

Von daher ist zu fragen, ob es bei Jesus um Machbarkeit, oder per-sönliche Berührung geht? Jesus nähert sich den Fragenden über ein freundliches Wort, ein Wort des echten Interesses, der behutsamen Annäherung. „Wo andere Distanz suchen, stiftet Jesus Beziehung.“4

Das ist weit mehr als Solidarität.

18 Thema – Inklusion

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Jesus bemüht sich, das tiefere Bedürfnis und den Wunsch seines Gegenübers zu erkennen. Manchmal könnte man laut aufschreien und sagen: „was fragst du denn so, gucke doch mal hin, der Mensch ist blind, natürlich will der wieder sehen können!“

Wir halten das nicht aus, so viel Leid zu sehen, wir wollen helfen, die Welt verändern, aber es fällt uns schwer, uns so tief auf einen Men-schen und seine Bedürfnisse einzulassen, wie Jesus das tat bzw. diese zu erkennen.

Zudem entspringt nicht jede vermeintlich gut gemeinte Hilfe lau-ter Selbstlosigkeit und Nächstenliebe. Manchmal hat sie auch mit Prestige, Gewissensberuhigung und im äußersten Fall sogar mit Profitgier zu tun. Mieth postuliert jedoch den Wert einer inklusiven Gesellschaft: „Die Anerkennung von Differenz, Asymmetrie und Ab hängigkeit in einer inklusiven Ethik erzeugt einen gemeinsamen Lernprozess von behinderten und nicht-behinderten Menschen.“5

4. „Wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“ (2 Kor 12, 10) Im Markusevangelium ist Leid eng mit dem messianischen Hoheits-

titel verknüpft. Die Kranken werden mit der Kreuzestheologie ver-bunden.6 Hier scheint das Vorbild das des Leidenden zu sein. Und auch Paulus trotzt dem gängigen Bild des Ideals: „Wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“ (2 Kor 12, 10).

„Paulus bleibt bei der Aufzählung von Niederlagen, Verlusten, In-fragestellungen, Ängsten. Weil er schwach und nichts als schwach ist, ist er (nicht: fühlt er sich) stark. […Aber diese Aussage] drückt keine Hoffnung, keine Zukunftsvision, keine Regel des erwarteten Gottesreiches aus […] Es ist Taktik, die aber weder mit Mitleidsbo-nus noch mit Koketterie arbeitet. Von Sublimierung der Schwäche ist sie so weit entfernt wie von Verdrängung oder von ihrer Banalisie-rung. Wer die eigene Unzulänglichkeit so unprätentiös bejahen kann wie Paulus, wird vor Selbstglorifizierung ebenso bewahrt wie vor Selbstmitleid. Die paulinische Rechtfertigung des gebrechlichen macht noch deutlicher als die des heilen, was Gottes Charakter, Gottes „Gnade“ heißt.“7

Thema – Inklusion 19

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Fazit: Dankbarkeit über das „noch“ und Vorfreude auf das „noch nicht“Paulus hatte Gott sein Leid, seinen „Stachel im Fleisch“, geklagt, ihn gebeten, ihn davon zu befreien. Dann aber lernt er damit zu leben. Er gesteht sich ehrlich ein, dass er bedürftig ist.

Und allmählich entdeckt er, was alles geht. Einschränkungen sind eben-falls an ein Selbstkonzept gebunden, das „eine besondere Reife aus den besonderen Voraussetzungen beinhalten und von daher eine be-sondere Sensibilität für Lebensfreude und Lebensqualität entfalten“8

kann. Muss aber nicht, gibt Ulf Liedke zu bedenken, der weder Leidens-fähigkeit (als Bewährungsfall) rühmt, noch Einschränkungen als Charis-ma preist. Sein Menschenbild definiert er auf der Grundlage seiner in-klusiven Anthropologie als: „beziehungsbestimmtes Leben mit einer individuellen Gegebenheit“9. Hierin offenbart sich die Spannung indivi-dueller Freiheit und beschränkenden Rahmenbedingungen.

So wie es Bischof Dröge beim Werktag der EKBO ausdrückte: „Wir sollten nicht immer sagen, was nicht geht, sondern vielmehr, was noch geht.“

Vielleicht lehrt uns die Dankbarkeit über das, was „noch“ geht, einiges über das „noch nicht“. Und einiges über unsere Chancen und Grenzen als Mensch. In unserem Leben und in dieser Welt können und müssen wir nicht alles haben, denn wir dürfen darauf hoffen, dass letztendlich alles heil wird und wir unsere Bestimmung als Gottes Ebenbild nicht aus uns selbst heraus finden müssen, sondern ich einstimmen kann in das „Ja“ Gottes zu mir: „Gott will, dass dieses Leben mein Leben ist.“10

20 Thema – Inklusion

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1 Vgl. Mieth, Dietmar: „Der behinderte Mensch aus theologisch-ethischer Sicht“, IN: „Inklusive Kirche“, 2011, S. 115.

2 Ebd., S. 114.3 Krahe, Susanne: „Sonderanfertigung oder Montagsmodell? […] IN: Grenzen in einem weiten Raum. Theologie und Behinderung“, 2007, S. 35.

4 Ebd., S. 41.5 Mieth, Dietmar: „Der behinderte Mensch aus theologisch-ethischer Sicht“, IN: „Inklusive Kirche“, 2011, S. 126.

6 Vgl. Krahe, Susanne: „Sonderanfertigung oder Montagsmodell? […] IN: Grenzen in einem weiten Raum. Theologie und Behinderung“, 2007, S. 43.

7 Ebd., S. 51.8 Vgl. Mieth, Dietmar: „Der behinderte Mensch aus theologisch-ethischer Sicht“, IN: „Inklusive Kirche“, 2011, S. 117.

9 Liedke, Ulf: „Beziehungsreiches Leben – Studien zu einer inklusiven theologischen Anthropologie für Menschen mit und ohne Behinderung“, 2009, S. 620

10 Ebd., S. 622.

Thema – Inklusion 21

Fazit

1. Es ist eine Entlastung, dass wir für unser Schicksal „teil“ verantwortlich sind, weil Gott mit seinem „Ja“ für uns – wie in Beziehung – Verantwortung übernimmt.

2. Gott, den wir trotz Überfluss und Verlust erleben, schafft es, uns in schwierigen Situationen segensreich zu begegnen.

3. Wer das erlebt, der kann es auch wagen, für andere in schweren Zeiten zum Segen zu werden.

4. So wie Gott „Ja“ sagt zu meinem Leben mit seinen individuellen Grenzen und Chancen, sagt er „Ja“ zu der ganzen Vielfalt der menschlichen Individuen und weist uns damit aneinander, als gegenseitige Herausforderung und als Partner_innen auf dem Weg durch die Vielfalt des Leben auf dieser Erde.

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22 Thema Inklusion – Info

Info: „Community Care“ – gelebte Vielfalt

Der Begriff „Community Care“ lässt sich im weitesten Sinne unter dem Stichwort „Gemeinwesenarbeit oder -einbindung“ verorten.

Ziel von „Community Care“ ist die weitest gehende Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft bzw. im Gemein-wesen (Dorf, Ort, Gemeinde, Stadt, Kommune, ...). Dazu gehören auch, Schaffung von unterschiedlichsten Formen der Lebensgestal-tung, Beschäftigung und Unterkunft. Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft sowie am Arbeitsleben sind dabei wesentliche Bausteine. Wichtig dabei ist die Schaffung von Kontakten und Netzwerken innerhalb der Gemeinwesen. Zugleich ist „Community Care“ ein sozialraumorientiertes Steuerungsmodell von lokalen Verwaltungen und bildet den Rahmen für soziale Dienstleistungen, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit unterschiedlichsten Bedarfen (Menschen mit und ohne Behinderungen) ausgerichtet sind.

Schweden und England haben in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts den Ansatz von „Community Care“ (Gemeinwesenar-beit) entwickelt. Teilhabe, Empowerment, personenzentrierte Angebote und Inklusion bilden die grundlegenden Eckpfeiler in der Angebotsstruktur für Menschen mit Behinderungen.

Auf dieser Grundlage wurde die UN-Behindertenrechtskovention (UN-BRK) 2006 verabschiedet.

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Gottesdienstbausteine – Votum und Lieder 23

Eingangsvotum

Einer: Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes,Alle: der Himmel und Erde gemacht hat.Einer: Die Liebe des MenschensohnesAlle: umfasst alles, was lebt.Einer: Die Leidenschaft des Heiligen GeistesAlle: ermutigt uns zur Gemeinschaft.Einer: Aus allen Himmelsrichtungen kommen wir zusammen,Alle: um Gemeinsamkeiten zu finden und Unterschiede zu feiern.Einer: Denn unser Gott liebt die VielfaltAlle: und den Einfältigen öffnet er die Augen. Amen.

Quelle: Ökumenischer Vorbereitungsausschuss zur Interkulturellen Woche

(Hg.): Materialheft zur Interkulturellen Woche 2015, 45.

Lieder

Der Himmel, der ist (EG 153)Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt (EG 182)Ich möchte‘, dass einer mit mir geht (EG 209)Komm, sag es allen weiter (EG 225)Komm in unsre stolze Welt (EG 428)

Ins Wasser fällt ein Stein (SJ 158)Schenk uns Zeit (SJ 167)Unfriede herrscht auf der Erde (SJ 169)Wo Menschen sich vergessen (SJ 176) Ubi caritas et amor (SJ 177)Wo ein Mensch Vertrauen gibt (SJ 178)

Gottesdienstbausteine für den Sonntag der Diakonie

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24 Gottesdienstbausteine – Psalme

Psalme

Psalm 23 in Leichter Sprache 1 Gott ist da und passt auf mich auf. 2 Immer ist genug da: gutes Essen und Trinken. 3 Gott zaubert ein Lächeln auf meine Seele. und zeigt mir, was gut für mich ist. Denn es ist auch gut für Gott. 4 Wenn es dunkel um mich wird, habe ich keine Angst. Gott, du bist immer da. Du verteidigst mich. 5 Wenn Feinde mich bedrohen, deckst Du den Tisch für mich. Du zeigst, wie wertvoll ich für dich bin. Es ist genug da. 6 So ist Gott immer für mich da: Mit Gutem und mit Barmherzigkeit. Jetzt. Bis zu meinem Tod. Immer. Quelle: offene-bibel.de, Übertragung von Bernd Kehren

Psalm 67 in Leichter Sprache (1 Dieser Psalm ist ein Lied. Es ist für den Mann, der den Musikern sagt, was sie spielen sollen.)2 Wir wünschen uns, dass Gott auf unserer Seite ist!Und dass er uns hilft!Wir wünschen uns, dass Gott immer bei uns ist und uns hilft.3 Gott, du hilfst uns immer wieder!Wir möchten, dass alle anderen das merken!Wir wissen, dass du auf uns aufpasst.Wir wünschen uns, dass alle anderen Leute das merken!4 Wir wünschen uns, dass alle Leute zu dir beten.5 Gott, du passt auf alle auf. Du bist gerecht zu allen Menschen! Nicht nur zu uns, sondern auch zu allen anderen.Am besten sollen alle Menschen das merken.Sie sollen ganz froh sein.6 Wir wünschen uns, dass alle Leute zu dir beten.

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Gottesdienstbausteine – Psalme 25

7 Gott ist unser Gott.Wegen ihm haben wir alles, was wir brauchen.Wir möchten, dass Gott uns bald wieder hilft!8 Wir möchten, dass Gott uns bald wieder hilft.So merken alle Leute, wie gut Gott ist.Wegen uns sollen alle Menschen Gott kennen.Quelle: offene-bibel.de

Psalm 22 in Leichter Sprache 2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?Ich schreie. Du rührst dich nicht.3 Tagsüber rufe ich nach dir,nachts kann ich nicht schlafen.4 Aber du bist heilig.Du bist so viel mehr als unser Beten.5 Die Glaubenden sagen, dass du hilfst.Sie vertrauten dir. Du hast ihnen geholfen.6 Sie schrien zu dir. Sie wurden gerettet.Sie vertrauten dir. Sie wurden nicht enttäuscht.7 Komm, Gott. Meine Angst ist groß.Niemand hilft mir.[...]20 Aber du, Gott, hilf mir.Komm und hilf mir.23 Allen Menschen will ich von dir erzählen.Ich bin so froh. Allen will ich es erzählen.24 Gott ist groß. Ist das nicht wunderbar?Gott verachtet den Hilflosen nicht.25 Gott hört das Gebet.Gott hat auch mich gehört.26 Jetzt bin ich wieder stark.Jetzt kann ich Gottes Weg gehen.27 Alle Elenden sollen essen und satt werden.Alle Bedrückten sollen getröstet werden.28 Alle Menschen werden sich erinnern und Gott loben.Gott hat Großes an den Armen getan.[...]32 Alle Menschen werden die Botschaft hören und verstehen.Gott ist groß. Gott ist gut.Quelle: offene-bibel.de

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26 Gottesdienstbausteine – Psalme

Psalm 133 in Leichter SpracheEin Reiselied, das David sich ausgedacht hat:

Siehe wie gut und wie schön es ist,wenn Brüder in Frieden zusammen wohnen.

Wie gutes Öl auf dem Kopf,das auf den Bart hinunter läuft,auf den Bart Aarons,der herunter fällt auf den Saum seiner Gewänder.

Wie der Tau des Hermon,der hinunter läuft auf die Berge Zions.

Denn dort hin befiehlt Gott den Segen, Leben für immer.

Gesprächsanregung über den Psalm:

„Ein Reiselied“ reicht. Es muss nicht unbedingt eine Wallfahrt sein.

Was ist überhaupt eine Wallfahrt? Weiß das jemand?Das ist eine Reise zu einem heiligen Ort. Man denkt die ganze Reise lang an Gott und betet viel. Unterwegs trifft man andere Menschen, die auch an Gott denken und viel beten.

Was bedeutet das eigentlich mit dem Öl?Früher, als dieses Lied entstand und viel gesungen wurde, hat man sein Haar mit Öl gepflegt. Das war modern und sah gut aus. Das Öl schützte das Haar vor Sonne und Wind. Das Öl duftete auch gut.Das mit dem Öl bedeutet: so schön ist es, wenn Brüder in Frieden zusammen wohnen.

Was bedeutet das eigentlich mit dem Tau?Wenn tagsüber die Sonne scheint und das Wetter sich nachts abkühlt, liegt morgens Wasser auf allem. Das ist erfrischend.Der Hermon ist ein hoher, sehr schöner Berg in Israel.Wenn soviel Tau fällt, dass er sogar auf alle Berge weiterfließen kann, ist das ein Wunder. Das kann nur von Gott kommen.Das mit dem Tau bedeutet: so schön ist es, wenn Brüder in Frieden zusammen wohnen.Quelle: offene-bibel.de

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Gottesdienstbausteine – Lesungen 27

Lesungen

1. Mose 12 „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ Abraham und Sarah verlassen mit ihrer Familie ihre Heimat, die vertraute Umge-bung, die Verwandtschaft, die Nachbarschaft. Sie gehen unter Gott Segen auf dem Weg in fremde Welten, den sie zudem in die neue Welt, zu den „neuen Nachbarn“, zu den noch unbekannten Menschen brin-gen. Wie werden wir anderen zum Segen, unseren Nachbarn, den Men-schen auf dem Weg? Und nehmen wir wahr, wer uns zum Segen wird?

5. Mose 24, 10–22 „Denkt daran, dass ihr in Ägypten Sklaven gewesen seid, und handelt danach!“ – manchmal ist es uns gar nicht bewusst, wie reich wir beschenkt sind. Wir wollen immer noch mehr. So wird auch das Volk Israel beschrieben. Daher muss es immer wieder daran erin-nert werden, wie es einst gelitten hat. Gott gibt Hoffnung auf Befreiung, auch in Situation, in denen all‘ unsere Autonomie zu schwinden scheint.

Mt 25, 31–46 Hungrige, Fremde, Arme, Kranke, Gefangene … in der Vielfalt der Menschen in unserer Nachbarschaft begegnet uns Jesus. In jedem Gesicht, in das wir blicken, sehen wir Jesu Augen.

Lk 19, 1–10 Von der Isolation zur Inklusion – Zachäus wird Teil der Gemein-schaft. Durch die Begegnung mit Jesus erlebt eine 180°-Wendung und wird gemeinschaftsfähig. Weil er von Jesus gesehen und angesprochen ist, kann er seine Mitmenschen anders sehen, leistet Übergebühr Schaden-ersatz. Zachäus hat nun nicht nur offene Augen für die Nöte der anderen, sondern handelt entsprechend, indem er denen gibt, die Hilfe brauchen.

Apg 6 Bei der Einsetzung der ersten Diakone ist die Vielfalt an Bedürf-nissen der Gemeinde im Blick. Vor allem die Witwen sind auf diako-nische Fürsorge angewiesen, damit Ihre Grundbedürfnisse gestillt wer-den. Ebenfalls geht es um eine gerechte Verteilung der Güter, so dass keiner bei der Mahlfeier zu kurz kommt.

Römer 12, 9–18 gemeinsam den Glauben leben – „Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“ Wir sind aufgerufen, im Kleinen, in unserem Nahfeld, für den Frieden einzustehen. Einige ganz praktische Hinweise und Idee finden wir in diesem Bibeltext.

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28 Gottesdienstbausteine – Gebete

Gebete

Willkommens-GebetGott heißt uns willkommen.Gott freut sich, uns alle zusammen zu sehen.Wir empfangen Gottes Gnade, Freude und Friedenin unseren Herzen und in unserem Leben.Bevor wir Gott suchten,suchte Gott uns.Bevor wir Gott kannten, kannte Gott uns.Bevor wir hier angekommen sind,hat Gott uns bereits gerufen.(Liturgie der Waldenser)

Gebet um EinheitDa Du Gemeinschaft bist Heiliger Gott Stifte Gemeinschaft

Da Du Beziehung bist Heiliger Gott Knüpfe Beziehungen

Da Du Wort bist Heiliger Gott Gib unseren Worten Sinn

Da Du Einheit bist Heiliger Gott Führe zusammen

Da Du Vielfalt bist Heiliger Gott Befreie zur Vielfalt

(Anton Rotzetter)

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Gottesdienstbausteine – Gebete 29

FürbittenBarmherziger Gott, du nimmst uns an – wir danken dir!Hilf uns, einander anzunehmen: als Nachbarn in unserem Kiez, Junge und Alte,gemeinsam unterwegs als gesunde und kranke, stärkere und schwächere Menschen,in guter Verständigung über die Grenzen von Ländern, Sprachen, Kulturen und Religionen hinweg,in Respekt vor Menschen ohne religiöse Prägung,in der Achtsamkeit für die Erfahrungen von Flüchtlingen und Migranten.

Barmherziger Gott, Hilf uns, Vielfalt zu leben: Dass uns ein gutes Miteinander gelingt; Dass alle ihre Ideen und Gaben einbringen können; Dass wir fair miteinander umgehen, auch wenn Konflikte auszutragen sind; Dass wir den eigenen Standpunkt nicht zum Maß aller Dinge machen, sondern füreinander offen sind.

Barmherziger Gott, Hilf uns, Vielfalt zu leben: … hier können konkrete Beispiele aus dem eigenen Bereich genannt werden)

Barmherziger Gott, weltweit brauchst du Menschen, die einander annehmen und Vielfalt leben. Wir bitten dich für alle, die sich hier vor Ort und in der ganzen Welt für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen, dass die Arbeit Früchte trägt. Schenke allen Erschöpften neuen Mut, neue Kraft und Phantasie für ihr Tun. Gott, wir bitten um deinen Frieden für diese Welt!

Amen.

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Predigt zu 1. Mose 26–27 und 31Barbara Eschen

Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.

Liebe Gemeinde,

Ein Loblied auf den Schöpfer! Gott als Schöpfer der Welt und des Men-schen. Es ist ein wunderbares Lied mit sieben Strophen, für jeden Tag eine. Als ein Höhepunkt dieses Lobliedes wird die Erschaffung des Menschen beschrieben. Der Mensch wird ein Bild Gottes – ihm ähnlich, und ich stelle mir vor, dass Menschen die Worte gesungen und getanzt haben bei einer Prozession, auf dem Weg in den Tempel zur Ehre Gottes. Sie singen laut vor Freude über ihr Dasein und über die Freiheit, dieses Leben gestalten zu können. Jeder Mensch ein Ebenbild Gottes, jeder Mensch mit tausend Möglichkeiten, das Leben zu gestalten mit Verant-wortung und in Freiheit. Der Mensch als Statthalter Gottes auf Erden, als Repräsentant seiner Herrlichkeit.

Ich kann mir den priesterschriftlichen Text des 1. Buches Mose nur als ein Loblied der Freude, als einen großen Hymnus vorstellen. Der Mensch steckt als Ebenbild Gottes voller Möglichkeiten und Chancen.

Nun aber eine Geschichte aus den 70er Jahren, die der Pfarrer Ulrich Bach beschreibt:

„Anfang der 70er Jahre saß ich im Urlaub auf einer Wiese eines Gast-hauses in Kärnten. Neben mir ein Offizier dort aus dem Nachbardorf. Wir unterhielten uns über dies und das. Dann kam unvermittelt seine Frage: ‚Hochwürden, wie werden Sie denn damit fertig?‘ und bei ‚damit‘ nickte er bedeutungsvoll in Richtung der Räder meines Rollstuhls. Als ich antwortete: ‚Als Christ versuche ich mir täglich neu klar zu machen,

30 Gottesdienstbausteine – Predigt

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Gottesdienstbausteine – Predigt 31

dass Gott will, dass dieses Leben mein Leben ist‘. Da kommt sein ra-scher Protest: ‚Der will ja manches, aber das will er nicht!‘.“1

Liebe Gemeinde, spontan werden wir zustimmen. Gott, der Schöpfer, will unser Wohlergehen und unsere Gesundheit. Gott hat den Menschen zu seinem Bilde geschaffen, also ist der Mensch unversehrt, intakt, ge-sund und stark. Nur in besonderen Ausnahmefällen ist er krank oder behindert. Ja, wenn der Mensch zu Gottes Bild geschaffen ist, ihm ähn-lich, kann er nur gesund sein oder ist Gott etwa krank, behindert, nicht normal?

Ulrich Bach, der während seines Theologiestudiums an Kinderlähmung erkrankte, und zeit seines Lebens im Rollstuhl saß, hat einen tiefen Riss zwischen sich, als behindertem Menschen, und anderen Menschen empfunden. Seine Behinderung verursachte diesen tiefen schmerz-lichen Riss. In vielen Situationen war er ausgeschlossen, weil er Treppen nicht nehmen und Türen nicht durchschreiten konnte, und vor allem, weil man ihn bedauerte und ihm nichts zutraute.

Dieser Riss hat Ulrich Bach stark belastet und umso unerträglicher emp-fand er, was der Offizier zu ihm sagte. Als gäbe es diesen Riss auch bei Gott! Als sei er vor Gott anders dran, als alle anderen Menschen, weil er im Rollstuhl sitzt. Konnte er denn wie alle anderen Christen sagen: Ich glaube, dass Gott mich geschaffen hat. Will Gott denn nicht, dass die-ses Leben im Rollstuhl sein Leben ist? Wolle Gott ihn mit der Behinde-rung nicht und sei er deshalb wegen des Risses ein Mensch zweiter Wahl? Was helfen all die diakonischen Angebote, wenn er sich nicht als ein von Gott geschaffenes Geschöpf bekennen darf. Solange es den Riss gibt, bleiben Behinderte auch vor Gott Menschen zweiter Wahl.

Zum Abschluss des sechsten Schöpfungstages aber heißt es in 1. Mose 1 (31):

Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut.

Da heißt es nicht, Gott sah an einiges oder Gott sah an das meiste und siehe es war sehr gut, sondern alles, alles war sehr gut, ohne Unter-schied, ohne Einschränkung, ohne Unterscheidung, die gesamte Schöpfung ist sehr gut, die gesamte Schöpfung gehört zu Gott, alle

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32 Gottesdienstbausteine – Predigt

Menschen sind seine Ebenbilder. Natürlich ist die Welt, die Schöpfung Gottes, nicht vollkommen. Natürlich leben wir in einer unerlösten Welt, aber das gilt für alle. Und wenn wir auf die Aussagen des ewigen Lebens schauen, dann ist die Hoffnung auf Neuschaffung und Neuwerdung auch eine, die nicht einzelnen sondern allen gilt, quasi als Kehrseite der Schöpfung. Auch das nimmt Bach in den Blick. Wenn es in Offenbarung 21 heißt: und siehe, ich mache alles neu. Dann betrifft das auch alle Menschen, jeden von uns. „Nicht nur der Debile und der Rollstuhlfahrer werden sich wundern, sondern auch der Sprinter und der Professor“ (Bach 108).

Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, ihm ähnlich. Das gilt für alle, für jeden einzelnen von uns, ohne Ausnahmen. Es gilt nicht für beson-dere Gruppen oder für besondere Menschen, nicht für die Klugen, für die Models, für die Anständigen mehr als für andere, sondern für alle gleich. Ohne Unterschiede! Da sind nicht die Christen zu bevorzugen oder die Deutschen, sondern Gott ist Schöpfer der gesamten Welt und aller Menschen. Und Gottes Welt ist eine plurale Welt, zu der gehören unterschiedlichste Menschen mit unterschiedlichsten Biografien und unterschiedlichsten Umwelten.

In diese Welt gehören auch Menschen anderen Glaubens z.B. Muslime. Damit hat sich die Evangelische Kirche in der letzten Zeit intensiv aus-einandergesetzt und in einer Erklärung festgehalten: „Da die Evange-lische Kirche die Welt, in der wir leben, als von Gott geschaffene und aus dem Elend der Gottesferne erlöste Welt begreift, sieht sie im Men-schen von nebenan, aber auch in den Religionsgemeinschaften auf der anderen Straßenseite nicht nur geduldete Fremde oder tolerierte An-dersgläubige, sondern Mitbewohner eines gemeinsamen Raumes, Mit-bürger einer gemeinsamen Polis und von Gottes Wort Mitangespro-chene. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass es sich um Mitbürger handelt, welche die gemeinsame Welt anders deuten und er-leben und also die Voraussetzungen des christlichen Glaubens nicht teilen.“2

Keine Frage, das Zusammenleben in der Vielfalt bringt viele Herausfor-derungen. Gerade auch das Zusammenleben mit Menschen anderer Religionen. An vielen Stellen haben wir das schon geübt. Es gibt Kon-takte zwischen Kirchen-Gemeinden und Moschee-Gemeinden, es gibt

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Gottesdienstbausteine – Predigt 33

Dialoge, es gibt Begegnungen, es gibt den Alltag, in dem wir Döner es-sen und im türkischen Geschäft einkaufen. Aber wir können und müs-sen noch viel mehr voneinander lernen, wir müssen den anderen erläu-tern, was für uns bedeutet, Geschöpf Gottes zu sein. Welche Freiheit daraus erwächst, welche Verantwortung und welche Zuversicht. Wir müssen hören, was Muslimen oder Menschen ohne religiöse Bindung das Leben wertvoll macht. Wir können diese Gespräche führen in aller Freiheit und Offenheit. Wir brauchen nicht Angst zu haben, dabei un-seren Glauben zu verlieren.

Denn das ist das Entscheidende des christlichen Schöpfungsglaubens: Wir sind nicht Ebenbilder Gottes dadurch, dass wir selbstbewusst auf-treten, tapfer unsere Meinung vertreten, unverrückbar Position bezie-hen. Nein, was uns überhaupt erst zum Menschen macht, ist Gottes Zuwendung zu uns allen, zu jedem von uns. Der Mensch wird nicht da-durch Mensch, dass er dieses oder jenes ist, diese oder jene Position bezieht, Mann oder Frau, schwarz oder weiß, behindert oder nichtbe-hindert, Christ oder Muslim, Deutscher oder Amerikaner, sondern da-durch, das Gott ihn zu seinem Partner und zu seiner Partnerin macht als sein Geschöpf. In der Beziehung zu Gott werden wir in die Beziehung zueinander gestellt. Gott will, dass wir dieses Miteinander leben und gestalten. Dazu hat er uns die Beziehungsfähigkeit, seine Ähnlichkeit gegeben.

Der Kabarettist vom Niederrhein Hanns-Dieter Hüsch hat es so ausge-drückt:

„Wenn wir auch nicht alle gleich aussehen und nicht von dem gleichen Stand sind, so doch vom selben Gott. Und darum braucht jeder jeden. Keiner kann ohne den andern auskommen, existieren. Ich kann ohne meinen Bäcker nicht leben. Ganz sim-pel, denn ich brauche das Brot, das er macht. Er kann zwar ohne mich leben, denn er braucht meine Gedichte nicht oder vielleicht manchmal doch …Aber wenn wir jetzt so weitermachen, meine Lieben, dann kom-men auch alle anderen, wir kommen alle dran, bis zum Lokomo-tivführer und Universitätsprofessor. Denn jeder kann nicht alles können. Ein Metzger kann Wurst und Fleisch machen, aber kei-ne Philharmoniker dirigieren … Natürlich gibt es immer wieder – das wissen wir – große oder kleine Geister, die drei oder vier

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34 Gottesdienstbausteine – Predigt

Sachen können, aber immer kommt jeder von uns an eine Gren-ze, wo es nicht mehr weitergeht, wo der andere einspringen und helfen muss – oder möchten Sie Physiker und gleichzeitig bei der Müllabfuhr sein? Na sehen Sie, aber der Straßenfeger wird auch gebraucht …Was wir nicht so sehr brauchen und zwar nicht nur bei uns, son-dern auf der ganzen Welt, das sind Arrogante, Hochmütige und Eingebildete, die immer noch meinen, nur sie allein würden drin-gend gebraucht. Was wir brauchen sind Demütige, die aus Lie-be und Respekt vor jeder Kreatur wissen, dass sie nur mit allen andern – nur mit allen andern zusammen etwas wert sind.“3

In diesem Sinne lassen Sie uns miteinander fröhlich sein darüber, dass wir alle in unserer Vielfalt Ebenbilder Gottes, ihm ähnlich sind. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, be-wahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

__________1 Ulrich Bach, Kraft in leeren Händen, Die Bibel als Kursbuch, Freiburg im Breisgau 1983, Seite 95 ff.

2 Kirchenamt der EKD (herausgegeben): Christlicher Glaube und religiöse Vielfalt in evangelischer Perspektive. Ein Grundlagentext des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Gütersloh 2015.

3 Hanns-Dieter Hüsch, Ein gütiges Machtwort, Alle meine Predigten, Düsseldorf 2001, Seite 162 ff.

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Gottesdienstbausteine – Segen 35

Segen

Gott du quelle des lebensdu atem unserer sehnsuchtdu urgrund allen seinssegne unsmit dem licht deiner gegenwartdas unsere fragen durchglühtund unseren ängsten standhält.segne unsdamit wir ein segen sindund mit zärtlichen Händenund einem hörenden herzenmit offenen augenund mutigen Schrittendem frieden den weg bereitensegne unsdass wir einander segnenund stärkenund hoffen lehrenwider alle hoffnungweil du unserem hoffenflügel schenkst.

Katja Süß, in: M. Schmeisser, Gesegneter Weg 1997, 79; Quelle: https://ekd.de/frieden/texte.html.

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36 Hinweis zur Diakonie-Sammlung 2016

Diakonie-Sammlung im September 2016Gemeinsam können wir mehr bewirken!

Unterstützen Sie die Arbeit der Diakonie mit einer Haus- und Straßen-sammlung in Ihrer Gemeinde. Hiermit können Sie Menschen auf den Monat der Diakonie aufmerksam machen und die Arbeit sowie Angebote Ihrer Gemeinde vorstellen.

Traditionell geht die Hälfte der Sammlung an die jeweilige Kirchen ge-meinde für eigene Projekte, die andere Hälfte an die Diakonie zur Un ter-stützung ihrer Arbeit.

Gerne stellen wir Ihnen Sammelausweise, Sammellisten, Spendentüten und Plakate zur Ver fü gung.

Bei Rückfragen und zur Materialanforderung wenden Sie sich bitte an:

Christiane Albrecht Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Paulsenstr. 55/56, 12163 BerlinTel: 030 820 97 203Fax: 030 820 97 105

[email protected]

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Beteiligen Sie sich am Monat der Diakonie mit einer Haus- und Straßensammlung

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Hinweis zum Monat der Diakonie 2016 37

Ihre Beteiligung am Monat der Diakonie könnte sein …

… ein gemeinsames Sommerfest von Kirchen gemeinde und Einrichtung der Diakonie… ein thematischer Gottesdienst… eine Begegnung im Seniorenheim… ein Taizé-Treffen im Gelände eines Trägers der Diakonie… ein diakonischer Kiezspaziergang… ein Film- und Gesprächsabend … ein inklusives Rockkonzert … ein interreligiöses Fest im Flüchtlingswohnheim, für das gemeinsam gekocht wird… eine Ausstellung mit Rahmenprogramm... und vieles mehr

Als Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz wol len wir diese Aktionen unterstützen. Deshalb können Kirchen ge-mein den und Einrichtungen der Diakonie für gemeinsame Projekte und Veranstaltungen 2016 eine finanzielle Unterstützung bei uns erhalten.

Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.diakonie-portal.de/monat-der-diakonie

Dort finden Sie zum Beispiel eine Plakatvorlage als Word-Datei im A3-Format. Damit können Sie auf eigene Veranstaltungen hinweisen.

Wir unterstützen Sie gerne bei der Erstellung Ihres Plakates: [email protected]

Monat der DiakonieIhre Beteiligung

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38 Die Autor_innen

Isolde Böhm war bis 2016 Superintendentin im Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg.

Katja von Damaros ist Diakoniebeauftragte für den Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf.

Barbara Eschen ist Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz.

Verena Mittermaier ist Pfarrerin und ehemalige Vorstandsreferentin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Saskia Péau ist Pfarrerin und Vorstandsreferentin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Autor_innenverzeichnis

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Die Autor_innen 39

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Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz

Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V. (DWBO)Paulsenstr. 55/5612163 Berlin

[email protected]. 030 820 97– 0Fax: 030 820 97–105

Redaktion: Verena Mittermaier, Saskia Péau Gestaltung: Anke Hellbusch Titel: Archiv DWBO

Druck: Juni 2016