Dickdarmuntersuchung: wie läuft das ab?

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Dickdarmuntersuchung: Schlafe ich und wie läuft die Untersuchung ab? SMCCV Informationsveranstaltung am 3. Mai 2011 in Luzern Michael Ortmann Endoskopieabteilung Universitätsspital Basel [email protected]

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Michael Ortmanns Referat anlässlich der Info-Veranstaltung in Luzern am 3. Mai 2011

Transcript of Dickdarmuntersuchung: wie läuft das ab?

Dickdarmuntersuchung: Schlafe ich und wie läuft die Untersuchung ab?SMCCV Informationsveranstaltungam 3. Mai 2011 in Luzern

Michael OrtmannEndoskopieabteilungUniversitätsspital [email protected]

Das Zieldieser Präsentation ist…

Anschaulich zu machen, das mit… > modernen Medikamenten > neuen Technologien und >adäquater Aufklärung eine Darmspiegelung schonend und mit geringen Beschwerden durchgeführt werden kann.

who is who ...die Entwicklung in der Endoskopie

1868 A. Kussmaul: erste starre Gastroskopie

1970 erste Polypenabschnürung intraoperativ

1971 erste Polypektomie mit einem flexiblen Endoskop, Deyhle

1984 Videoendoskop

„Ich möchte keine Schmerzen haben“ 82

„Ich möchte gerne bis zum Ende der Untersuchung schlafen!“ 72

„Nach dem Ende der Untersuchung will ich sofort geweckt werden “ 65

„Ich möchte das gleiche Schlafmittel wie letztes Mal.“ 47

„Narkosemittel möchte ich gerne wegen Übelkeit vermeiden.“ 38

„Wenn es sich vermeiden lässt möchte ich keine Medikamente.“ 36

„Ich möchte nicht schlafen gelegt werden.“ 33

„Ich möchte so viel wie möglich von der Untersuchung sehen!“ 22 N = 210 Rex ACG 2003

Wünsche des Patienten…

Einführung

Die endoskopische Untersuchung des Darms mit flexiblen Geräten ist eine in der Medizin seit Jahrzehnten verbreitete sichere Untersuchungsmethode.

Bei der Darmspiegelung kann der Arzt den gesamten Dickdarm (Dünndarm) mit einem Endoskop ansehen und beurteilen.

Das Endoskop

Einsatz von CO2 bei Koloskopien

CO2 Insufflation bei der Coloskopie• Untersuchung in mehreren randomisiert kontrollierten

Studien (RCT) gegen Raumluft:> CO2 Insufflation reduziert die Blähbeschwerden und Schmerzen bei/nach Coloskopie

Stevensen et al., GIE 38, 1992, 564-7,Brullet et al., Br.J. Surg. 79, 1992, 1376-8,Bretthauer et al., Gut 50, 2002, 604-7,Sumanac K. et al., Gastrointest. Endosc. 56, 2002, 190-194.Church et al., Dis. Col. Rectum 46, 2003, 322-326,Bretthauer et al., Endoscopy 37, 2005, 706-709

Einsatz von CO2 bei Koloskopien

CO2 - Endoskopie Praxis in Europa 2008/2009• Umfrage bei 580 Endoskopeuren

• 142 Rückläufe

• Nur 66 (46%) kannten Möglichkeit des CO2 Einsatzes

• Nur 6 (4,2%) nutzen CO2

• Technische Schwierigkeiten bei Implementierung

• Kosten

• Fehlende Vorteile = PATIENTEN - Zufriedenheit / Komfort !!! Janssens, F. Deviere et al., World J.Gastroenterol. 15, 2009, 1475-

1479

© Universitätsklinik Basel M. Ortmannn 2009

Narrow Band Imaging

Technologie zur Visualisierung der Kapillar- und Gefäßzeichnung der Mucosa

Conventional NBI

© Universitätsklinik Basel M. Ortmannn 2009

Konfokale EndoskopieKonfokale Endoskopie - - EndomikroskopieEndomikroskopie

Normale Endoskopie • ~30X• keine mikroskopischen Details Zoom Endoskopie

• ~100X• Krypten sichtbar, jedoch keine Details Konfokale Endoskopie

• ~1000X• Zelluläre Auflösung der Krypten

© Universitätsklinik Basel M. Ortmannn 2009

ChromoendoskopieChromoendoskopie

Definition• verbesserte Detailerkennung• zur Aufdeckung rein optisch nicht wahrnehmbarer Schleimhautveränderungen

Ziele• Früherkennung gastrointestinaler Tumore, Frühkarzinome und adenomatöse Krebsvorstufen• Kurative endoskopische Therapie (Mukosektomie)

Flaches Adenom ungefärbt

Flaches Adenom gefärbt mit Cresylviolett

Eingesunkenes Frühkarzinom

Eingesunkenes Frühkarzinom

Instrumente zur Gewebe-Entnahme und Polypenentfernung:

Schlinge mit Unterspritzen

SchlingeZange

Gründe für eine Empfehlung zur Darmspiegelung…

• Abklärung chronischer Durchfälle oder Änderungen der Stuhlgewohnheiten

• Blutabgang mit dem Stuhl

• Abklärung unklaren Röntgen- oder Ultraschall- Befundes

• Abklärung anhaltender Bauchschmerzen

• Verlaufsbeobachtung nach Darmkrebsoperation

• Screening Untersuchung (Alter > 50)

Patienteninformation

Zur Vorbereitung – Durchführung und Nachsorgeder Untersuchung ist einaufklärendes Gespräch mitdem Arzt notwendig.

Das Pflegepersonal jedoch führt in der Regel das Erstgespräch bei Empfang und Vorbereitung des Patienten.

Ernährungsumstellung vor Koloskopien

• Frühstück:koffeinarmer Kaffee, Tee (kein Schwarztee), Wasser, Milch Weissbrot, Schlumbi, Schwöbli, ToastButter, Gelee, MarmeladeKäse, MilchprodukteSchinken, Wurst, Käse

• Mittag:Cremesuppe, Bouillon Kalbfleisch, Geflügel, Fisch,TofuTeigwaren, Kartoffeln, WeissreisRüebli gekocht, Gemüsepuree

• Abend: wie FrühstückEiBreiCremesuppeSchinken, Wurst, Käse

• Zwischenmahlzeiten oder Dessert: MilchprodukteGlaceCreme oder PuddingKompottEnergiegetränkeBirne oder Apfel ohne Schale und KerneBanane

• Getränke:Mineralwasser (ohne Kohlensäure), Frucht- und Gemüsesäftekoffeinarmer KaffeeFrüchte- oder Kräutertees, Milch

Vorbereitung zur Koloskopie

Vor der Untersuchung muss der Dickdarm entleert werden, damit dieUntersuchung nicht durch Stuhlreste behindert wird.

Immer noch müssen 3 bis 5 Liter wenig wohlschmeckende Flüssigkeitinnerhalb weniger Stunden getrunken werden.

Abführmittel sind seit 2.500 v. Chr. bekannt.

In Mesopotamien und im Alten Ägypten wurde das aus dem Samen des Wunderbaums gewonnene Rizinusöl für diese Zwecke eingesetzt.

Die Assyrer kannten um 1500 v. Chr. neben der Verwendung ballaststoffreicher Nahrungsstoffe wie beispielsweise Kleie auch saline Abführmittel, die den Wassergehalt des Darmtraktes erhöhen.

Geschichte der Abführmittel

Colophos®= Natrium Dihydrogenphosphat

a) Medikament:• Lösung 2x 90 ml in Fläschchen

b) Anwendung/ Indikation:• Eingesetzt zur Darmentleerung vor Koloskopien

b) Kontraindikationen:• Colonobstruktionen, Perforationen, Ileus• Entzündliche Darmerkrankungen• Einnahme von ACE-Hemmern• Einnahme von Diuretika • Dehydrierung• Elektrolytstörung• Herz-/ Niereninsuffiziensennur in Absprache mit dem Arzt

Cololyt®= Natrii sulfas anhydricus

a) Medikament:• Granulat Beutel à 5,68 mg des Wirkstoffesb) Anwendung/ Indikation: Spülung des Darms unter Flutung des gesamten Darmtraktes als Vorbereitung zu Koloskopien, Röntgenaufnahmen und chirurgischen Eingriffen

b) Kontraindikationen:• Colonobstruktionen, Perforationen• Kinder unter 5 Jahre• Gewicht unter 20 kg• Ileus• Herz-/ Niereninsuffiziensen

Vorbereitungam Bsp.von Cololyt Lösung®

drei Tage > vorher faserarme (ballaststoffarme) Nahrungsmittel

am Vorbereitungstag > flüssiger Form ernähren, bis 14.00h > danach nur klare Flüssigkeit. > 1 ½ std. 2 Liter Cololyt®

am Untersuchungstag> 1 ½ std. 2 Liter Cololyt®> nur klare Flüssigkeiten trinken bis 11.00h

Medikamente wie üblich einnehmen!

Ausnahme: Antidiabetika, NSAIDs, Marcoumar (Absprache mit dem Arzt!)

Tipps und Tricks

• Geschmack verbessern mit:- Sirup- konzentrierter Pfefferminztee- Bouillon

• Frisch (nicht kalt) trinken

• Rasch schlucken

• Mit Strohhalm (mehrere)

• Magensonde legen lassen

Polypen

Kolonkarzinom

Morbus Crohn

Colitis ulcerosa

mild mässig schwer

Durchführung der Untersuchung

Ballondilatation

Ballon

Ballon abgelassen Lumen erweitert

Welche Zwischenfälle können bei der Untersuchung auftreten?

• Bei Gabe eines Beruhigungsmedikamentes (Sedativum) kann die Atmung unterdrückt werden.

• Sehr selten kommt es zu Blutungen durch die Untersuchung (0,02 % der Untersuchungen) oder zu einer Durchstoßung der Darmwand (0,16 % der Untersuchungen).

• Das Einschwemmen von Bakterien in die Blutbahn ist möglich.

Nachsorge

• Nach der Untersuchung kann in der Regel sofort wieder normale Kost gegessen werden.

• Durch das Einblasen von Luft während der Untersuchung kann gelegentlich der Bauch schmerzhaft gespannt sein.

• Wenn die Schmerzen nicht nachlassen, muss der Arzt informiert werden.

• Wenn ein Polyp abgetragen wurde, kann es auch noch nach Stunden zu Nachblutungen kommen.

Rex ACG 2003

Schonende Darmspiegelung mit „Schlafmitteln“ – SEDATIVA -

• Narkotika/Hypnotika

• Benzodiazepine

• Opiate

Warum werden Medikamente während einer Endoskopie eingesetzt?

• Vorbeugung von psychologischen/physiologischen Reaktionen

• Erhöhung des Patientenkomforts

• Erhöhung des Komfort des Untersuchers

• Notfallmanagement

Applikationsformen: via Bolus (mit einer Spritze) via Perfusor (mit einer Pumpe)

Überwachungsgerät, Notfallkiste Blutdruck, Infusion, nasale O2-Gabe Puls/SpO2-Messung, Propofol-Spritze

Disoprivan® = Propofol

Fazit

Vorsorge durch Darmspiegelung ist sinnvoll, weil

• Frühstadien erkannt und behandelt werden können

• Folgen von Darmkrebs vermieden werden können

• Mit wenig Aufwand für Jahre Sicherheit besteht

• Mit modernen Medikamenten, neuen Technologien und adäquater Aufklärung kann eine Darmspiegelung schonend und mit geringen Beschwerden durchgeführt werden.

Michael OrtmannMichael [email protected]@uhbs.ch

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