Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und...

139
Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch die lokale Bevölkerung - eine vergleichende Analyse von 17 Fallstudien Diplomarbeit im Studiengang Umweltwissenschaften an der Universität Lüneburg Fakultät III: Umwelt und Technik Vorgelegt von Clara Buer Lüner Weg 17, 21337 Lüneburg [email protected] Martikelnummer: 2170015 August 2008 Zweitprüferin: Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann Institut für Geographie und Geologie Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät [email protected] Universität Greifswald Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 16 17487 Greifswald Erstprüfer: Prof. Dr. Thomas Saretzki Zentrum für Demokratieforschung Fakultät I: Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften [email protected] Universität Lüneburg Scharhorststraße 1 21335 Lüneburg

Transcript of Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und...

Page 1: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika

durch die lokale Bevölkerung

- eine vergleichende Analyse von 17 Fallstudien

Diplomarbeit im Studiengang Umweltwissenschaften

an der Universität Lüneburg

Fakultät III: Umwelt und Technik

Vorgelegt von

Clara Buer

Lüner Weg 17, 21337 Lüneburg [email protected]

Martikelnummer: 2170015

August 2008

Zweitprüferin: Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann Institut für Geographie und Geologie Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät [email protected] Universität Greifswald Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 16 17487 Greifswald

Erstprüfer: Prof. Dr. Thomas Saretzki Zentrum für Demokratieforschung Fakultät I: Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften [email protected] Universität Lüneburg Scharhorststraße 1 21335 Lüneburg

Page 2: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

1

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis..............................................................................4 Tabellenverzeichnis..................................................................................4 Abkürzungsverzeichnis ............................................................................5 Zusammenfassung...................................................................................6 Abstract ....................................................................................................7 1 Einleitung ...........................................................................................8 2 Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung ................13

2.1 Begriffsklärung ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellung’ ..............................................13 2.2 Methoden zur Erfassung von ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellungen’ ....................14 2.3 Verhältnis von Einstellung und Verhalten....................................................15 2.4 Möglichkeiten der Einstellungsänderung.....................................................18 2.5 Erkenntnisse zur Akzeptanz von Schutzgebieten .......................................20

3 Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement...............................27

3.1 Begriffsklärung ‚Schutzgebiet’ und ‚Schutzgebietsmanagement’ ................27 3.2 Klassifizierungsmöglichkeiten von Schutzgebieten .....................................28

3.2.1 Schutzgebietskategorien ................................................................................28 3.2.2 Governance Typen .........................................................................................31

3.3 Schutzgebiete und lokale Bevölkerung .......................................................34 3.4 Schutzgebiete und verschiedene Managementansätze..............................36 3.5 Schutzgebiete im sozialen und politischen Prozess....................................41

4 Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen ..............................44

4.1 Handlungsstrategien für Schutzgebietsmanagement nach Sauer...............44 4.2 Die Tragik der Allmende und der Institutionenansatz..................................48

5 Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika.........51

5.1 Geschichte der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika ....................................51 5.2 Spezielle Aspekte des nationalen Naturschutzes aus den Fallstudienländern ....................................................................................................................54 5.3 Charakterisierung der Fallstudienländer nach internationalen

Vergleichsdaten.......................................................................................... 56 6 Methodik...........................................................................................58

6.1 Qualitative Metaanalyse in der empirischen Sozialforschung .....................58 6.2 Computergestützte, qualitative Datenauswertungen mit ALTAS.ti ..............60 6.3 Auswahl der Fallstudien und Darstellung der Ergebnisse ...........................61 6.4 Reflexion des Forschungsprozesses ..........................................................64

Page 3: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

2

7 Ergebnisse .......................................................................................66 7.1 Charakterisierung der Fallstudien nach Forschungskontext und –methoden.. ....................................................................................................................66

7.1.1 Charakterisierung anhand des Forschungskontextes ....................................66 7.1.2 Charakterisierung anhand der Forschungsfragen und -methoden .................68

7.2 Die Akzeptanzobjekte: die lokalen Schutzgebiete.......................................72 7.2.1 Ökosystemtypen der Schutzgebiete ...............................................................73 7.2.2 Schutzgebietsausweisung und Umsiedlungsmaßnahmen .............................74 7.2.3 Internationale Schutzgebietskategorien, Governance Typen und lokale

Entwicklungsprojekte ......................................................................................76 7.3 Die Akzeptanzsubjekte: die lokale Bevölkerung..........................................78

7.3.1 soziodemographische Merkmale der lokalen Bevölkerung ............................79 7.3.2 sozioökonomische Merkmale der lokalen Bevölkerung..................................80

7.4 Materielle Betroffenheit der lokalen Bevölkerung ........................................82 7.4.1 Wildtierschäden und Beeinträchtigungen der Landnutzung ...........................82 7.4.2 Nutzungsrechte natürlicher Ressourcen im Schutzgebiet ..............................83 7.4.3 Tourismus als Finanzierungsmöglichkeit für Schutzgebiete...........................84 7.4.4 Beschäftigung beim Schutzgebietsmanagement als Einkommensquelle.......85 7.4.5 Der Einfluss materieller Vor- und Nachteile auf die Akzeptanz zum

Schutzgebiet ...................................................................................................85 7.5 Immaterielle Betroffenheit der lokalen Bevölkerung ....................................86

7.5.1 Der Wert der Natur und die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen ..................................................................................................87

7.5.2 Ownership und Vertrauen der Bewohner zum lokalen Schutzgebiet..............88 7.5.3 Die Wahrnehmung des Naturschutzes ...........................................................89

7.6 Akzeptanz und Einstellungen ......................................................................90 7.6.1 … der lokalen Bevölkerung zu den Schutzgebieten .......................................90 7.6.2 … der lokalen Bevölkerung zu den Entwicklungsprojekten ............................92 7.6.3 … der lokalen Bevölkerung zu den Schutzgebietsmitarbeitern ......................93 7.6.4 … der Schutzgebietsmitarbeiter zu der lokalen Bevölkerung .........................94 7.6.5 … der lokalen Bevölkerung zu den Managementmaßnahmen: Partizipation

und Regelvollzug.............................................................................................95 7.7 Illegale Aktivitäten und Konflikte im Schutzgebiet .......................................98

7.7.1 Illegale Aktivitäten im Schutzgebiet ................................................................98 7.7.2 Konflikte der lokalen Bevölkerung ................................................................100

7.8 Externe Einflüsse ......................................................................................102 7.9 Wissen von und Verhalten gegenüber den lokalen Schutzgebieten .........103 7.10 Haupteinflussfaktoren für eine höhere Akzeptanz.....................................104

Page 4: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

3

8 Diskussion......................................................................................107 8.1 Methodische Diskussion............................................................................107 8.2 Inhaltliche Diskussion................................................................................109

8.2.1 Diskussion der Einflussfaktoren .....................................................................110 8.2.2 Vorschläge zur Einstellungs- und Verhaltensänderung .................................115 8.2.3 Die Akzeptanzchance der Schutzgebiete im Rahmen des Akzeptanzkontext ..... ......................................................................................................................117

9 Fazit und Handlungsempfehlungen ...............................................122 Glossar .................................................................................................125 Danksagung .........................................................................................126 Literaturverzeichnis ..............................................................................127 Anhang

• Anhang 1: Bildschirmoberfläche von ALTAS.ti • Anhang 2: Die Kodeliste der GoBi-Forschungsgruppe • Anhang 3: Übersicht der Faktoren, die die Akzeptanz der Schutzgebiete durch die

lokale Bevölkerung beeinflussen können • Anhang 4: Erklärung der selbständigen Verfassung

digitaler Anhang

• veröffentliche Fallstudien • kodierte Fallstudien • Hermeneutic Unit der Metaanalyse im Dateiformat ‚.html’ • Hermeneutic Unit der Metaanalyse im Dateiformat ‚.acb’ • Diplomarbeit im Dateiformat ‚.pdf’

Page 5: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

4

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Einflussschema für umweltbewusstes Verhalten, auch Fietkau-Kessel-Modell

genannt (Fietkau & Kessel 1981: 10) 17 Abbildung 2: Einstellungsbereiche der Assimilations-Kontrast-Theorie (Güttler 2003: 109) 19 Abbildung 3: Erklärungsmodell des Wahrnehmungsprozesses der einheimischen

Bevölkerung 21 Abbildung 4: Funktionsmodell der Naturschutz-Akzeptanz (Stoll 1999: 44) 23 Abbildung 5: Konzeptionelles Modell zur Darstellung der Wechselwirkungen von

verschiedenen Faktoren, die den lokalen Widerstand gegen Schutzgebiete in Deutschland beeinflussen (übersetzt nach Stoll-Kleemann 2001: 7) 24

Abbildung 6: Interaktionsorientierung der Umsetzungsstrategien nach Sauer (2006: 216) 47 Abbildung 7: geographische Verteilung der Schutzgebiete und Biosphärenreservate 73 Abbildung 8: Einflussschema der Faktoren, die die Wahrnehmung des Parks beeinflussen

(Ormsby & Kaplin 2005: 159) 106 Abbildung 9: Erklärungsmodell des Wahrnehmungsprozesses der lokalen Bevölkerung 115

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Übersicht über die IUCN Schutzgebietskategorien mit entsprechender Definition

(nach Mörschel 2004) 30 Tabelle 2: Matrix zur Charakterisierung von Schutzgebieten anhand des Managementziels

und Governance Typs 33 Tabelle 3: Darstellung der Fallstudienländer mit dem Jahr der Unabhängigkeit und den

untersuchten Schutzgebieten mit dem Jahr der ersten Schutzgebietsausweisung 53 Tabelle 4: Charakterisierungen der Fallstudienländer nach internationalen Vergleichsdaten 56 Tabelle 5: Alphabetische Auflistung der untersuchten Schutzgebiete mit Angabe des Landes

und Autoren der Fallstudien 63 Tabelle 6: Übersicht der verwendeten Methoden in den Fallstudien 70 Tabelle 7: Übersicht über die untersuchten Schutzgebiete mit Angaben zu ihrer Größe, dem

Datum ihrer Ausweisung, den entsprechenden IUCN Management Kategorien, UNESCO-Biosphärenreservate und UNESCO-Weltnaturerbestätten (UNESCO 2008c; WCPA 2008) 75

Tabelle 8: Eine Matrix, um Schutzgebiete nach ihrem Managementziel und Governance Typ zu charakterisieren (Unterstrichene Schutzgebiete tendieren zum Governance Typ B; Quelle: http://www.unesco.org/mab/wnbrs.shtml [Zugriff: 16. Mai 2008]) 77

Page 6: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

5

Abkürzungsverzeichnis

CAMPFIRE Communal Areas Management Programme for Indigenous Resources

CBC Community-based Conservation

CBD Konvention über die biologische Vielfalt (Convention on Biological

Diversity)

CBNRM Community-based Natural Resource Management

CCA Community Conserved Area

CITES Washingtoner Artenschutzabkommen (Convention on International

Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora)

CPR Common-Pool Resource

CWM Community-based Wildlife Management

GEF Globale Umweltfazilität (Global Environmental Facility)

GoBi Governance of Biodiversity-Forschungsgruppe

HDI Human Development Index

ICDP Intregrated Conservation and Development Project

IUCN Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature)

NGO Nichtregierungsorganisation (Non Governmental Organisation)

NP National Park

PA Protected Area

SCP Selous Conservation Programme

SRCP Serengeti Regional Conservation Project

UNESCO Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und

Kultur (United Nations Educational, Scientific and Cultural

Organization)

WCPA World Commission on Protected Areas

Page 7: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

6

Zusammenfassung

Damit die biologische Vielfalt in Schutzgebieten Subsahara-Afrikas erhalten werden kann, ist

die lokale Akzeptanz dieser Gebiete ein wichtiger Erfolgsfaktor. Ziel dieser Diplomarbeit ist

deswegen die Identifizierung der Einflussfaktoren auf die Akzeptanz von Schutzgebieten

durch die lokale Bevölkerung in Subsahara-Afrika. Weiterführend werden auf der Grundlage

von sozialpsychologischen und soziologischen Erkenntnissen Möglichkeiten zur

Akzeptanzverbesserung und Verhaltensänderung entwickelt. Dazu wurde eine qualitative

Metaanalyse von 17 Fallstudien, die sich auf 19 Schutzgebiete beziehen, mit Hilfe der

Datenanalyse-Software ATLAS.ti durchgeführt. Die Fallstudien sind weitestgehend peer-

reviewed Artikel, die in internationalen, englischsprachigen Zeitschriften veröffentlicht

wurden.

Die Akzeptanz der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung wird von materiellen und

immateriellen Auswirkungen des Schutzgebiets und dessen Management auf die lokale

Bevölkerung beeinflusst. Materielle Einbußen bestehen hauptsächlich durch

Umsiedlungsmaßnahmen, Beeinträchtigungen der Landnutzung und Schäden von

Wildtieren. Materielle Vorteile hat die lokale Bevölkerung durch Nutzungsrechte und

Jagdkonzessionen im Schutzgebiet und möglicherweise durch Ökotourismus und einer

Beschäftigung beim Schutzgebiet. Auf den qualitativen empirischen Daten der Fallstudien

basierend wurden auch immaterielle Einflussfaktoren auf die Akzeptanz identifiziert. So

wurden die Erwartungen der lokalen Bevölkerung an das Schutzgebiet enttäuscht. Skepsis

und Misstrauen gegenüber dem Schutzgebietsmanagement und mangelndes Gefühl von

Ownership für das Schutzgebiet beeinträchtigen die Schutzgebietsakzeptanz. Auch

Korruption und Konflikte der lokalen Bevölkerung mit dem Schutzgebietsmanagement und

dem lokalen Entwicklungsprojekt behindern zusätzlich die Akzeptanz.

Aufgrund der schwierigen sozialen, ökonomischen und politischen Situation in den

untersuchten Ländern ist die Sicherung des Lebensunterhalts der lokalen Bevölkerung die

zentrale Vorraussetzung für eine hohe Schutzgebietsakzeptanz. Zusätzlich sollte das

Schutzgebietsmanagement jedoch die immateriellen Auswirkungen nicht unterschätzen und

durch ein adaptives und adäquates Vorgehen die lokalen informellen Institutionen

berücksichtigen. Mit fachlicher, politischer und finanzieller Unterstützung der internationalen

Naturschutzgemeinschaft könnte ein interdisziplinäres Team aus lokalen und internationalen

Fachkräften das Schutzgebietsmanagement fallsspezifisch beraten, damit diese befähigt

werden, Dialoge und Verhandlungen mit der lokalen Bevölkerung auf gleicher Augenhöhe zu

führen.

Page 8: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

7

Abstract

Local acceptance of protected areas in Sub-Saharan Africa

- a comparative analysis of 17 case studies

To protect biological diversity in protected areas, the local acceptance of these areas is an

important success factor. Therefore, the aim of this diploma thesis is the identification of

influencing factors on the acceptance of protected areas by local people in sub-Saharan

Africa. Ways for greater acceptance and changes in behavior are developed on the basis of

sociopsychological und sociological findings. A qualitative metaanalysis of 17 case studies

which deals with 19 protected areas is carried out with the help of the data evaluation-

software ALTAS.ti. These case studies are mainly peer-reviewed Engllish articles of

international journals.

The acceptance of protected areas by local people is influenced by material and immaterial

impacts of protected areas and their management on local people. Material deprivations

contain mainly evictions, restrictions in land use and animals causing damage. Material

benefits are preceived by local people through user rights and hunting concessions in these

areas and potentially through ecotourism and employments at protected areas’ management.

Immaterial influencing factors are identified in qualitative empirical data of the case studies.

The acceptance of protected areas is influenced by disappointed expectations towards

protected areas, scepticism and mistrust in the management of protected areas and lacking

ownership of protected areas. Corruption and conflicts between local people and protected

area management or local development projects additionaly limit the acceptance.

Because of difficult social, economic and political situations in sub-Saharan Africa only stable

livilihoods of local people are the central precondition for a high acceptance of protected

areas. Additionaly, immaterial impacts should not be underestimated by protected area

managements. An adequate and adaptive Management should rather consider the local

informal instutitions. Together with a professional, political and financial support of the

international conservation community an interdisciplinary team of local and international

specialists could provide advice for a protected area management to enable them to have

dialogues and negotiations with local people on eye level.

Page 9: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Einleitung

8

1 Einleitung

Der Schutz der biologischen Vielfalt ist das Ziel der Konvention über die biologische Vielfalt

(CBD), der inzwischen 190 Vertragsstaaten weltweit zugestimmt haben (UNEP 2007b). Für

den Erhalt der Biodiversität sprechen neben der intrinsischen, kulturellen und spirituellen

Wertschätzung auch ökonomische Vorteile, z.B. Ökotourismus. Ebenfalls sind bisher die

Möglichkeiten des kommerziellen Profits für die Pharmaindustrie, die die Heilwirkung

pflanzlicher Inhaltsstoffe nutzen möchte, unausgeschöpft. Und „der monetäre Wert der

Ökosystemleistungen […], die eng mit dem Erhalt der Biodiversität verknüpft sind, [wird] von

einigen Experten auf 33 Billionen US Dollar pro Jahr geschätzt“ (Stoll-Kleemann & Bertzky

2008: 352).

Um den insitu-Schutz1 der Biodiversität zu erreichen, sind Schutzgebiete2 das

Hauptinstrument (Ormsby & Kaplin 2005: 156). Weltweit sind zurzeit ungefähr zwölf Prozent

der Landfläche und weniger als ein Prozent der Meeresfläche unter Schutz gestellt (UNEP

2007a). Jedoch wird das Ziel, die Biodiversität auf genetischer, artspezifischer und

ökosystemarer Ebene zu schützen, nicht automatisch durch die Einrichtung eines

Schutzgebiets erreicht. Entscheidend für die Erreichung des Biodiversitätsschutzes

(Kideghesho et al. 2007: 2215) ist vor allem die öffentliche Akzeptanz des Schutzgebiets. Zu

den Aufgaben eines Schutzgebietsmanagements gehört es deswegen auch, die Akzeptanz

der Schutzgebiete in der Region zu fördern und zu erhalten. Denn ohne die Einbeziehung

der lokalen Akteure bei der Festlegung der Schutzgebietsgrenzen, bei den Entscheidungen,

welche Ressourcen von wem genutzt werden dürfen, und bei dem Monitoring des

Biodiversitätsschutzes, sind Schutzgebiete nicht viel mehr als Paper Parks3. Schließlich kann

es aufgrund lokaler Unzufriedenheit passieren, dass ausgewiesene Schutzgebiete, dessen

Existenz und Grenzen nicht toleriert werden, verstärkt übernutzt werden (Agrawal & Ostrom

2006: 682). Somit wird die These vertreten, dass Schutzgebiete, in denen die lokale

Bevölkerung4 miteinbezogen wird, erfolgreicher sind, weil die lokale Bevölkerung durch die

Teilhabe das Schutzgebiet und dessen Regeln achtet.

Stoll-Kleemann (2001: 370) bemerkt, dass sich die mangelnde Akzeptanz der lokalen

Bevölkerung meist auf Nutzungskonflikte zurückführen lässt. Denn diese Konflikte sind bei

der Einrichtung von fast allen Schutzgebieten zu finden, da Schutzgebiete auch immer eine

1 Insitu-Schutz bezeichnet die Unterschutzstellung an Ort und Stelle im Gegensatz zum exsitu-Schutz, z.B. in Zoos. 2 Zur besseren Lesbarkeit wird hier und im Weiteren der Begriff Schutzgebiet verwendet. Damit sind sowohl IUCN-Schutzgebiete als auch UNESCO-Biosphärenreservate gemeint (3.2.1). Wenn nur Nationalparke genannt werden, bezieht sich die Aussage nur auf diese Schutzgebietskategorie. 3 s. Glossar 4 Die lokale Bevölkerung bezeichnet in dieser Arbeit die Bewohner, die in oder in der Nähe von einem Schutzgebiet wohnen und die durch die Nähe ihres Wohnortes zum Schutzgebiet von diesem betroffen sind.

Page 10: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Einleitung

9

Einschränkung der bisherigen Nutzungen bedeutet. Aufgrund dessen wurden seit über zwei

Jahrzehnten vermehrt lokale Entwicklungsprojekte um Schutzgebiete initiiert, die den Schutz

der Biodiversität mit Entwicklungsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung kombiniert

(Spinage 2002: 16). Dabei ist zu beachten, dass die lokale Bevölkerung im Vergleich zu

anderen Akteuren über eine schwache Machtbasis verfügt und somit von vornherein wenig

Mitsprache bei den Entscheidungsprozessen über Ressourcennutzung und

Schutzgebietsmanagement hat (Ghimire & Pimbert 1997: 9). Die Identifizierung der

Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung und die Überprüfung dieser

These ist Gegenstand dieser Arbeit.

Eingeschränkt wird die Analyse der Akzeptanz der lokalen Bevölkerung in dieser Arbeit

geographisch auf Subsahara-Afrika5. Auf der einen Seite versucht die internationale

Naturschutzgemeinschaft weltweit durch die Einrichtung von Schutzgebieten den rapiden

Verlust der Biodiversität zu stoppen (Mbile et al. 2005: 1). Auf der anderen Seite ist

Biodiversität für die Afrikaner essentiell für ihr Überleben, weil die biologische Vielfalt ihnen

Nahrung, Schutz, Kleidung, Medizin usw. bietet (Gbadegesin & Ayileka 2000: 89). Diese

gegensätzlichen Interessen reichen zurück in die Kolonialgeschichte. Denn in den meisten

Ländern wurden die ersten Schutzgebiete von den Kolonialmächten ohne Rücksprache mit

der lokalen Bevölkerung eingerichtet (Maddox 2006: 265) und es kam zu zahlreichen

Zwangsumsiedlungen (Cernea & Schmidt-Soltau 2006). Auch heute hat die Einrichtung von

Schutzgebieten starke Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung,

die von den natürlichen Ressourcen abhängig sind (Mbile et al. 2005: 1).

Damit lautet die leitende Forschungsfrage dieser Diplomarbeit:

Welche Faktoren beeinflussen die Akzeptanz eines Schutzgebiets und dessen

Managements durch die lokale Bevölkerung in Subsahara-Afrika?

Neben der Identifizierung der Einflussfaktoren wird versucht, die Bedeutung der einzelnen

Faktoren einzuschätzen. Folgende Teilfragen werden im Kontext der leitenden

Forschungsfrage bearbeitet:

a) In welchem Umfang akzeptiert die lokale Bevölkerung das Schutzgebiet in ihrer

Region?

b) In welchem Umfang akzeptiert die lokale Bevölkerung die Entwicklungsprojekte des

Schutzgebiets?

c) In welchem Umfang akzeptiert die lokale Bevölkerung die Schutzgebietsmitarbeiter?

Und wie sehen die Schutzgebietsmitarbeiter die lokale Bevölkerung?

5 Subsahara-Afrika bezeichnet den sich südlich der Sahara befindenden Teil des afrikanischen Kontinents und ist „eine Begriffsumwandlung des ursprünglichen Begriffs ‚Schwarzafrika’ während der Kolonialzeit, dessen Ursprung unter anderem in der Hautfarbe der Bewohner dieser Region der ‚Schwarzafrikaner’ liegt“ (Wikipedia 2008).

Page 11: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Einleitung

10

d) In welchem Umfang akzeptiert die lokale Bevölkerung die Maßnahmen des

Schutzgebietsmanagements? Welche Erfahrungen haben sie mit

Partizipationsmöglichkeiten und Regelvollzug6 gemacht?

Die Beantwortung dieser Fragen bildet die Grundlage dafür, die lokale Akzeptanz der

Schutzgebiete einschätzen und Handlungsempfehlungen für das Schutzgebietsmanagement

und an andere Entscheidungsträger formulieren zu können. Dabei berücksichtige ich

sozialpsychologische Erkenntnisse, um am Ende Empfehlungen geben zu können, wie die

Einstellung und das Verhalten der lokalen Bevölkerung zum Schutzgebiet positiv verändert

und ihre Unterstützung für den Naturschutz gestärkt werden kann (Mkanda & Munthali 1994:

29).

Um diese Forschungsfragen zu beantworten, wurde eine vergleichende Analyse von 17

Fallstudien im Rahmen der GoBi-Forschungsgruppe7 (Governance8 of Biodiversity)

durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine qualitative Metaanalyse, die als ein Teil der

GoBi-Metaanalyse zu verstehen ist. Ziel des GoBi-Forschungsprojekts ist es, mit Hilfe

verschiedener qualitativer und quantitativer Datenerhebungen Erfolgs- und

Misserfolgsfaktoren von Schutzgebieten zu identifizieren. „Auf diesem Weg [soll] ein Beitrag

zum besseren Verständnis von Schutzgebieten in verschiedenen Kontextsituationen

geleistet werden, um anhand der gewonnenen Erkenntnisse die Umwandlung von Paper

Parks in erfolgreiche Schutzgebiete zu fördern“ (Stoll-Kleemann & Bertzky 2008: 355). Um

die Gültigkeit der einzelnen Forschungsergebnisse zu prüfen, werden die empirischen

Erhebungen mit unterschiedlichen Methoden erhoben, die sogenannte methodische

Triangulation (Gutscher et al. 1996: 58). So wurden u. a. semi-strukturierte qualitative

Experteninterviews auf dem Weltnaturschutzkongress der IUCN in Bangkok 2004, eine

quantitative Telefonbefragung von möglichst allen Biosphärenreservatsmanagern weltweit,

mehrere detaillierte Fallstudien von Biosphärenreservaten und eben diese Metaanalyse

durchgeführt (Stoll-Kleemann et al. 2006: 5f; Stoll-Kleemann & Bertzky 2008: 359f). Die

Metaanalyse der GoBi-Forschungsgruppe besteht aus einer qualitativen und quantitativen

Analyse von inzwischen 173 Fallstudien. Die Auswertung dieser Fallstudien erfolgt durch

mehrere Mitarbeiter der Forschungsgruppe. Dazu gehören diese Diplomarbeit und die

Magisterarbeit von Uwe Richter mit dem Titel ‚Die Akzeptanz von Schutzgebieten durch die

lokale Bevölkerung in Südostasien’.

Systematische Analysen, wie diese Metaanalyse, werden in der Naturschutzliteratur

benötigt, da bereits eine Fülle von Fallstudien existiert, die jeweils nach eigenen Erfolgs- und

Misserfolgsfaktoren analysiert wurden. Es fehlt jedoch ein systematischer Überblick über das

6 Regelvollzug wird in dieser Arbeit als deutsche Übersetzung des Begriffs law enforcement verwendet, der in der internationalen, englischsprachigen Naturschutzdiskussion üblich ist. 7 www.biodiversitygovernance.de 8 s. Glossar

Page 12: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Einleitung

11

existierende Wissen von people and parks (Brechin et al. 2002: 56). Auch Agrawal (2001:

1650) konstatiert, dass explizite Vergleiche von Studien anhand nachvollziehbarer

Parameter mit einer großen Fallstudienanzahl aufschlussreicher sind als Fallstudien. So sind

17 Fallstudien der Forschungsgegenstand dieser Metaanalyse. Um die Aussagekraft der

Studien miteinander vergleichen zu können, werden die Forschungskontexte, -fragen und

-methoden miteinander in Beziehung gesetzt.

Insgesamt setzt sich die internationale Forschung über Schutzgebiete aus unterschiedlichen

Forschungsdisziplinen, wie Ökologie, Geographie oder Politikwissenschaften, zusammen

und wird in der Entwicklung von Schutzgebietsmanagementansätzen integriert. Damit

handelt es sich um ein interdisziplinäres Forschungsfeld. Auch in dieser Diplomarbeit werden

die Erkenntnisse aus verschiedenen Forschungsdisziplinen integriert, wobei die

naturwissenschaftlichen Aspekte von Schutzgebieten aufgrund der Fragestellung nicht

berücksichtigt werden.

Kapitel 2, 3 und 4 dienen der Vorstellung theoretischer Ansätze und der Literaturanalyse zur

Verortung des Themas. So werden zunächst in Kapitel 2 Erkenntnisse der Akzeptanz- und

Einstellungsforschung dargestellt. Nach einer Begriffsklärung von ‚Akzeptanz’ und

‚Einstellung’ (2.1) werden Methoden zur Erfassung von ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellungen’ (2.2)

vorgestellt, um darauf auf das Verhältnis von Einstellung und Verhalten (2.3) und die

Möglichkeiten der Einstellungsänderungen (2.4) basierend auf der Sozialpsychologie

einzugehen. Im letzten Teilkapitel 2.5 werden Erkenntnisse zur Akzeptanz von

Schutzgebieten von Rentsch, Stoll-Kleemann und Bonaiuto et al. vorgestellt.

Das dritte Kapitel ist den Schutzgebieten und dem Schutzgebietsmanagement gewidmet, um

einen Überblick über die internationale Diskussion zu geben. So werden nach der

Begriffsklärung von ‚Schutzgebiet’ und ‚Schutzgebietsmanagement’ (3.1) zwei

Klassifizierungsmöglichkeiten von Schutzgebieten (3.2) vorgestellt: die

Schutzgebietskategorien der Weltnaturschutzunion (IUCN) und die Governance Typen nach

Borrini-Feyerabend. Darauf erfolgt ein kurzer Einblick in den Forschungsstand zum Thema

‚Schutzgebiete und lokale Bevölkerung’ (3.3), ‚Schutzgebiete und verschiedene

Managementansätze’ (3.4) und ‚Schutzgebiete im sozialen und politischen Prozess’ (3.5).

Im vierten Kapitel werden zwei Ansätze aus anderen Forschungsbereichen auf die

internationale Schutzgebietsdiskussion bezogen. Zum einen die Handlungsstrategien nach

Sauer für Schutzgebietsmanagement (4.1) und zum anderen der Institutionenansatz (4.2),

der in der Tragik der Allmende begründet ist.

Nach der Akzeptanztriade von Lucke (1995: 88-91) teilt sich Akzeptanz in den

Akzeptanzkontext, das Akzeptanzobjekt und das Akzeptanzsubjekt (s. 2.1). Deswegen wird

in Kapitel 5 der Akzeptanzkontext für die Schutzgebiete in Subsahara-Afrika skizziert, indem

auf die Geschichte der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika (5.1) und auf spezielle Aspekte

Page 13: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Einleitung

12

des nationalen Naturschutzes in den Fallstudienländern (5.2) eingegangen wird. Zusätzlich

werden die Fallstudienländer anhand von internationalen Vergleichsdaten charakterisiert

(5.3), um mögliche nationale Unterschiede beachten zu können.

Im Methodikkapitel wird zum einen die qualitative Metaanalyse charakterisiert und in der

empirischen Sozialforschung (6.1) verortet und zum anderen die computergestützte,

qualitative Datenauswertung mit ALTAS.ti (6.2) vorgestellt. Weiterhin werden die

Auswahlkriterien der Fallstudien transparent gemacht und Hinweise zu der Darstellung der

Ergebnisse gegeben (6.3). In Kapitel 6.4 wird der Forschungsprozess reflektiert.

Das Ergebniskapitel teilt sich in zehn Unterkapitel, die sich aus den Analysekriterien

ergeben. Zunächst werden die Fallstudien nach Forschungskontext und -methoden

charakterisiert (7.1), um dann die Akzeptanzobjekte, die Schutzgebiete (7.2), und die

Akzeptanzsubjekte, die lokale Bevölkerung (7.3), vorzustellen. Daraufhin erfolgt die

Ergebnisdarstellung der materiellen (7.4) und immateriellen (7.5) Betroffenheit der lokalen

Bevölkerung und deren Akzeptanz und Einstellung zu verschiedenen Aspekten der

Schutzgebiete (7.6). Um alle Einflussfaktoren, die in den Fallstudien genannt werden, zu

berücksichtigen, erfolgt die Beschreibung der eindeutig negativen Einflussfaktoren (7.7) und

die externen Einflüsse auf die Akzeptanz (7.8). Nachdem auf das Wissen und Verhalten

gegenüber der lokalen Schutzgebiete (7.9) eingegangen wird, werden im Teilkapitel 7.10 die

Haupteinflussfaktoren auf die lokale Akzeptanz zusammengefasst.

Die methodische (8.1) und inhaltliche (8.2) Diskussion erfolgt in Kapitel 8. Dabei werden in

der inhaltlichen Diskussion zunächst die Einflussfaktoren erörtert (8.2.1) und Vorschläge zur

Einstellungs- und Verhaltensänderung entwickelt (8.2.2), um darauf aufbauend die

Akzeptanzchance für die Schutzgebiete im Rahmen des Akzeptanzkontext (8.2.3) zu

formulieren. Abschließend werden in Kapitel 9 Schlussfolgerungen gezogen und

Handlungsempfehlungen an unterschiedliche Adressaten formuliert.

Page 14: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

13

2 Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

In diesem Kapitel wird zunächst eine Begriffsklärung von ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellung’

diskutiert und die Akzeptanz in den sozialpsychologischen Kontext von Einstellungen

eingeordnet (2.1). Zu der Analyse der Akzeptanz von Schutzgebieten gehört die Annahme,

dass sich bei positiver Akzeptanz auch das Verhalten der Akteure positiv gegenüber dem

Schutzgebiet auswirkt. Somit wird in Kapitel 2.2 auf das Verhältnis von Einstellungen und

Verhalten eingegangen und mit Erkenntnissen aus Sozial- und Umweltpsychologie ergänzt.

Um die Akzeptanz von Schutzgebieten durch die lokale Bevölkerung in den Fallstudien

angemessen zu vergleichen, ist es nötig, sich der unterschiedliche Methoden zur Erfassung

von Akzeptanz und Einstellungen bewusst zu sein (2.3), damit die Ergebnisse der Studien

adäquat interpretiert werden können. Kapitel 2.4 stellt einen Exkurs über

sozialpsychologische Modelle zur Veränderung von Einstellungen dar, damit aufbauend auf

den Ergebnissen der Metaanalyse adäquate Handlungsempfehlungen benannt werden

können. Bezüglich der Akzeptanz von Schutzgebieten wird in Kapitel 2.5 ein Überblick über

bisherige Untersuchungen gegeben und damit ein Kontext für die Betrachtung der

Fallstudien geschaffen.

2.1 Begriffsklärung ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellung’ Im Lexikon zur Soziologie (Meulemann 2007: 27) wird ‚Akzeptanz’ definiert als die

„Zustimmungsbereitschaft zu einer politischen Maßnahme in der Bevölkerung, z.B. dem Bau

von Kernkraftwerken“. Dabei ist die Einrichtung von Schutzgebieten als politische

Maßnahme zu verstehen. Also geht es bei der Akzeptanz eines Schutzgebiets, um die

Zustimmungsbereitschaft in der Bevölkerung zu dieser Maßnahme. Lucke (1995: 104)

differenziert Akzeptanz stärker, indem sie den Begriff wie folgt definiert: Die Chance, für bestimmte Meinungen, Maßnahmen, Vorschläge und Entscheidungen bei einer identifizierbaren Personengruppe ausdrückliche oder stillschweigende Zustimmung zu finden und unter angebbaren Bedingungen aussichtsreich auf deren Einverständnis rechnen zu können.

Damit stellt die lokale Bevölkerung, die in oder in der Nähe von einem Schutzgebiet lebt, die

identifizierbare Personengruppe dar, die entweder ausdrücklich oder stillschweigend das

Schutzgebiet akzeptiert. Die Fragestellung dieser Arbeit wiederum bezieht sich auf die

Identifizierung der Einflussfaktoren auf die Akzeptanz, so dass ein möglichst hohes

Einverständnis der lokalen Bevölkerung erreicht werden kann. Lucke (1995: 88-91) formuliert

weiterhin eine Akzeptanztriade, die aus dem Akzeptanzsubjekt, dem Akzeptanzobjekt und

dem Akzeptanzkontext besteht. Dabei beeinflussen sich die drei Komponenten gegenseitig:

das Akzeptanzsubjekt, die lokale Bevölkerung (s. 7.3), das Akzeptanzobjekt, die einzelnen

Page 15: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

14

Schutzgebiete (s. 7.2), und der Akzeptanzkontext, der durch Fokussierung auf Schutzgebiete

in Subsahara-Afrika bestimmt ist (s. 5).

Rentsch (1988: 10) definiert Akzeptanz allgemein als „Ausdruck einer positiven Einstellung

eines Individuums einem Objekt gegenüber“ und stellt so die Verknüpfung zu dem

sozialpsychologischen Begriff der Einstellung her. Für den Begriff ‚Einstellung’, der in der

englischen Sprache attitude entspricht, existieren eine Reihe von Definitionen. Das Drei-

Komponenten-Modell gibt den Begriffskern vieler Definitionen wieder und beschreibt drei

Einstellungskomponenten: die affektive, die kognitive und die konative Komponente. Die

affektive Komponente umfasst „die gefühlsmäßigen, emotionalen Regungen gegenüber dem

Objekt“ (Klima 2007: 156). „Das subjektive Wissen über ein Einstellungsobjekt“ (Güttler

2003: 103) beschreibt die kognitive Komponente und die konative Komponente bezeichnet

die Verhaltenstendenzen gegenüber dem Objekt. Die affektive Komponente wird

überwiegend als zentral betrachtet, wobei hingegen die Einbeziehung der konativen

Komponente in den Einstellungsbegriff umstritten ist (Klima 2007: 156).

2.2 Methoden zur Erfassung von ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellungen’ Um Studien über die Akzeptanz von Schutzgebieten durch die lokale Bevölkerung

vergleichen zu können, ist es wichtig, die unterschiedlichen Methoden der einzelnen Studien

zu reflektieren. Zwei unterschiedliche umweltpsychologische Forschungstraditionen über die

Wahrnehmung der Umweltthematik lassen sich hier aufgrund ihrer Annahmen und Methoden

auf die Erfassung der Akzeptanz von Schutzgebieten übertragen. Dabei handelt es sich

erstens um die Forschung zur kognitiven Struktur des Umweltbewusstseins und zweitens um

die Forschung zur subjektiven Repräsentation der Umweltthematik (Matthies & Homburg

2001: 99-104).

Die erste Forschungstradition versteht Umweltbewusstsein als ein Einstellungskonstrukt, das

aus der affektiven, kognitiven und Verhaltensbezogenen Komponente besteht (s. 2.1), und

versucht Umweltbewusstsein anhand der drei Komponenten quantitativ zu erfassen

(Matthies & Homburg 2001: 100f). Auch allgemein werden Einstellungen in der

Sozialpsychologie am häufigsten quantitativ anhand von Skalen erhoben. Dabei muss bei

jeder einzelnen Studie überprüft werden, ob alle drei Komponenten von Einstellung

abgefragt werden oder nicht. „’Klassische’ Einstellungsskalen wie z.B. die ‚Thurstone-Skala’

oder die ‚Likertskala’ bestehen in der Regel aus 20 - 25 Statements, die unterschiedliche

Grade der zu messenden Einstellung repräsentieren und das gesamte

Einstellungskontinuum abdecken“ (Güttler 2003: 106). Wegen der Einfachheit und der

praktischen Brauchbarkeit ist die Likertskala, auch „Technik der summierten

Einschätzungen“ genannt, in der Sozialforschung recht beliebt (Diekmann 1997: 209). Dabei

wird der Grad der Zustimmung bezüglich einzelner Statements, auch Items genannt, anhand

Page 16: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

15

von folgender 5-Punkte-Antwortskala abgefragt: ‚stimme überhaupt nicht zu’, ‚stimme nicht

zu’, ‚teils/ teils’, ‚stimme zu’ und ‚stimme voll zu’. Ziel ist es, auf der Basis der Items jeder

befragten Person einen Skalenwert zuzuweisen, um so die Einstellung zu dem befragten

Thema abzulesen (Diekmann 1997: 109f). Die Herausforderung bei der Entwicklung einer

Likertskala ist die Identifizierung der 20 - 25 Items, die möglichst die gesamte Spannbreite

der Einstellungsaspekte abdecken. Dies erfordert eine umfangreiche Voruntersuchung, um

aus vielen Itemmöglichkeiten die aussagekräftigsten Items auszuwählen.

Die andere Forschungstradition in der Umweltpsychologie zur subjektiven Repräsentation

der Umweltthematik versucht die Alltagsvorstellung, z.B. zum Klimawandel, durch Leitfaden

gestützte Interviews zu erkunden. Dabei ist es von Interesse von den Befragten

herauszufinden, welche Aspekte der Thematik von Bedeutung sind (Matthies & Homburg

2001: 101f). Dieser qualitative Ansatz stellt eine weitere Möglichkeit dar, die Akzeptanz von

Schutzgebieten durch die lokale Bevölkerung zu erfassen und weitergehend die

Einflussfaktoren zu identifizieren (s. Fragestellung dieser Arbeit). Leitfaden gestützte

Interviews stellen dabei die üblichste qualitative Methode dar, weil erwartet wird, „dass in der

relativ offenen Gestaltung der Interviewsituation die Sichtweisen des befragten Subjekts eher

zur Geltung kommen als in standardisierten Interviews oder Fragebögen“ (Flick 2007: 194).

Andere qualitative Methoden sind die Gruppendiskussionen oder Focus-Group

Diskussionen9, die teilnehmende Beobachtung oder die aus der

Entwicklungszusammenarbeit stammende Participatory Rural Appraisals10 (PRA).

Trotz dieser Methodenvielfalt zur Erfassung von Einstellungen und damit von Akzeptanz

muss dabei beachtet werden, dass nur die Aussagen von den untersuchten Akteuren

analysiert werden können, die preisgegeben werden. Denn Lucke (2006: 13) bemerkt, dass

mit den Methoden der herkömmlichen Einstellungsforschung latente Akzeptanz noch

schwerer zu erfassen ist als manifeste Akzeptanz. Somit gilt es erhobene Daten sensibel

auszuwerten.

2.3 Verhältnis von Einstellung und Verhalten Das Ziel bei der Einrichtung eines Schutzgebiets ist aber nicht nur eine hohe Akzeptanz zu

erreichen, sondern dass die lokale Bevölkerung sich auch positiv oder zumindest neutral

gegenüber dem Schutzgebiet verhält, indem sie z.B. in dem Schutzgebiet nicht mehr wildert.

Somit ist es wichtig, das Verhältnis von Einstellungen und Verhalten zu thematisieren, da

Studien festgestellt haben, dass nicht unbedingt von einer Einstellung direkt auf das

entsprechende Verhalten geschlossen werden kann (de Haan & Kuckartz 1996; Güttler

2003: 192 f). Deswegen werden zwei Erklärungsansätze vorgestellt: das Einflussschema für

9 s. Glossar 10 s. Glossar

Page 17: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

16

umweltbewusstes Verhalten von Fietkau und Kessel (1981) und die Low Cost-These von

Preisendörfer (1999).

Zunächst sind ein paar Aspekte bei der Datenerhebung zu beachten, um methodische

Fehler identifizieren zu können. So hat das Spezifitätsniveau bei der Verhaltens- bzw.

Einstellungsmessung einen wichtigen Einfluss auf den gemessenen Zusammenhang. „Wird

[beispielsweise] Umweltbewusstsein als relativ abstrakte Werthaltung abgefragt, […] dann

ergeben sich eher geringere Zusammenhänge zum konkreten Verhalten. Wenn dagegen

Umweltbewusstsein als konkrete Einstellung gegenüber spezifischen umweltschonenden

Verhaltensweisen erfasst wird, zeigen sich weitaus engere Zusammenhänge“ (Matthies &

Homburg 2001: 111). Auch kann eine ‚Beobachter-Akteur-Diskrepanz’ die Einstellungs-

Verhalten-Relation überlagern, indem der Beobachter dem Akteur andere Ursachen für seine

Handlungen attestiert, als dieser selbst nennt. Beispielsweise sieht der Beobachter

fehlendes Umweltbewusstsein als Grund für das Handeln des Akteurs, wobei dieser allein

aus der konkreten Situation heraus handelt (Schahn 1993: 31). Weiterhin wird manchmal bei

der Erhebung von Umweltverhalten auch nicht ausreichend darauf geachtet, zwischen

verbalisierten und tatsächlichen Verhalten zu differenzieren, so dass die Ergebnisse

ungenau interpretiert werden. Abschließend ist mit einer hohen Konsistenz zu rechnen, wenn

sich Einstellung und Verhalten auf die gleichen exemplarischen Fälle beziehen. Dies ist in

den Fallstudien mit dem Einstellungsobjekt ‚Schutzgebiet in der Umgebung’ gegeben.

Das Einflussschema für umweltbewusstes Verhalten, auch Fietkau-Kessel-Modell genannt

(s. Abb. 1), versucht, Strategien zur Veränderung umweltrelevanten Verhaltens aufzuzeigen

und bezieht sich dabei auf den Umweltbereich. Neu bei dem Modell ist, dass die bisherige

Einflusskette Umweltwissen – Umwelteinstellungen – Umweltverhalten aufgebrochen wird

und weitere Wirkungskomponenten genannt werden. Dabei wirken in dem Einflussschema

für umweltrelevantes Verhalten Verhaltensangebote und Handlungsanreize als

Verhaltensdeterminanten genauso wie auch Umwelt bezogene Einstellungen und Werte, die

jedoch in direkten Wirkungsaustausch mit dem umweltrelevanten Wissen stehen. Das

daraus resultierende umweltrelevante Verhalten bestimmt nun das selbst wahrgenommene

Verhalten und die Konsequenzen. Und dies wiederum führt zu einer Rückkoppelung mit den

Umwelt bezogenen Einstellungen und Werten. Daraus ergeben sich fünf Ansatzpunkte zur

Veränderung des Umweltbewusstseins: die Vermittlung umweltrelevanten Wissen, die

Vermittlung umweltrelevanter Werte, die Schaffung von Möglichkeiten zu umweltbewusstem

Verhalten (Verhaltensangebote), die Schaffung von Rückkopplungsmöglichkeiten

(Sichtbarmachen der Handlungskonsequenzen) und die Schaffung von Handlungsanreizen

(Schahn 1993: 31-33). Dieses Modell bezieht sich zwar auf Umweltbewusstsein. Jedoch

kann der Hinweis auf die Bedeutung von Verhaltensangeboten und Handlungsanreizen, die

indirekt auch auf die Einstellung und Werte wirken (s. Abb. 1), hilfreich sein, um Schutzgebiet

Page 18: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

17

freundliches Verhalten bei der lokalen Bevölkerung zu fördern. Zusätzlich beeinflussen

soziale und auch personale Bedingungen die Verhaltensintention beispielsweise durch

Gewohnheiten oder einschränkende Bedingungen wie Geldmangel (Schahn 1997: 38f).

Abbildung 1: Einflussschema für umweltbewusstes Verhalten, auch Fietkau-Kessel-Modell genannt (Fietkau & Kessel 1981: 10)

Zuletzt soll an dieser Stelle die Low Cost-These von Preisendörfer (1999: 79-91) vorgestellt

werden, weil diese die Betrachtung von Einstellung und Verhalten erweitert. Der zunächst sehr einfache Grundgedanke der Low Cost-Hypothese des Umweltverhaltens ist, dass Umwelteinstellungen das Umweltverhalten am ehesten und bevorzugt in Situationen beeinflussen, die mit geringen Kosten bzw. Verhaltensanforderungen verknüpft sind. Je geringer der Kostendruck in einer Situation, um so leichter fällt es den Akteuren, ihre Umwelteinstellungen auch in ein entsprechendes Verhalten umzusetzen (Preisendörfer 1999: 79).

Steigt jedoch der Kostendruck nimmt die Bedeutung von Umwelteinstellungen ab. Bei der

Kostencharakterisierung handelt es sich um eine graduelle Variable und der Kostenbegriff ist

in einem weiten Sinne und nicht auf finanzielle Kosten beschränkt zu verstehen

(Preisendörfer 1999: 80). So vergleicht Preisendörfer beispielsweise Recycling als ein

Verhalten mit geringen Kosten mit der Verkehrsmittelwahl als ein Verhalten mit hohen

Kosten.

Übertragen auf die Thematik dieser Arbeit bedeutet dies, dass sich die lokale Bevölkerung

umso positiver gegenüber dem Schutzgebiet verhält, desto geringer die Kosten für ein

solches Verhalten sind.

Verhaltens-angebote

umwelt-relevantes Wissen

umwelt-bezogene Einstellung / Werte

umwelt-relevantes Verhalten

Handlungs-anreize

wahrgenom. Verhalten / Konsequenzen

Page 19: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

18

2.4 Möglichkeiten der Einstellungsänderung Anhand der drei folgenden Ansätze werden Möglichkeiten aufzeigt, wie

Einstellungsänderungen bewirkt werden können: mit Hilfe des Drei-Komponenten-Modells,

der Assimilations-Kontrast-Theorie oder dem Elaborations-Wahrscheinlichkeits-Modell (engl.

elaboration likelihood model, ELM).

Bei der Anwendung des Drei-Komponenten-Modells kann durch mehr Information auf den

kognitiven Aspekt der Einstellung eingewirkt werden. Wenn positive Emotionen gegenüber

dem Einstellungsobjekt erlebt werden, kann die affektive Komponente verändert werden. Die

konative Komponente kann dadurch beeinflusst werden, wenn jemand zu einem

einstellungsdiskrepanten Verhalten veranlasst wird und danach seine Einstellung dem

Verhalten anpasst (Güttler 2003: 222f).

Anhand von Skalen haben Sherif und Hovland 1961 die Assimilations-Kontrast-Theorie

entwickelt, um Möglichkeiten aufzuzeigen, wie eine Änderung von Einstellungen auf

kommunikativem Weg erreicht werden kann. Nach dieser Theorie wird die Antwortskala

einer Einstellung in drei Subbereiche aufgeteilt (s. Abb. 2). Der Akzeptanzbereich enthält alle

Behauptungen und Aussagen, denen eine Person zustimmt oder noch zustimmen kann. Der

Indifferenzbereich umfasst alle Aussagen, die weder abgelehnt noch akzeptiert werden, und

zu denen die Person noch keine feste Meinung hat. Der Ablehnungsbereich beinhaltet „alle

Meinungen und Formulierungen über ein Einstellungsobjekt, die von der Person

zurückgewiesen und abgelehnt werden“ (Güttler 2003: 107). Der Indifferenzbereich liegt

zwischen dem Akzeptanz- und Ablehnungsbereich. Die Größe des Akzeptanzbereichs ist

von dem Grad der Ich-Beteiligung (engl. ego-involvement) abhängig, „d. h. mit zunehmender

persönlicher Wichtigkeit, Bedeutung, Engagement, Betroffenheit oder funktionaler Relevanz

einer Einstellung wird dieser enger und die betreffende Person somit intoleranter gegenüber

abweichenden Meinungen“ (Güttler 2003: 107). Gleichzeitig existiert bei hoher Ich-

Beteiligung ein weiter Ablehnungs- und relativ kleiner Indifferenzbereich.

Um nun eine Änderung der Einstellung zu bewirken, können verschiedene Effekte auftreten,

je nachdem, wie die Positionen, auch Anker genannt, vom Kommunikator und Empfänger

auf der Einstellungsskala platziert sind. Bei einem Kontrasteffekt ist der Anker des

Kommunikators im Ablehnungsbereich und der des Empfängers im Akzeptanzbereich,

dadurch wird die Einstellung des Kommunikators von dem Empfänger weiter weg von seiner

Position eingeordnet als zuvor. Bei einem Assimilationseffekt liegen beide Urteile im

Akzeptanzbereich und die Distanz der beiden Standpunkte wird subjektiv verringert. Der

Bumerang-Effekt beschreibt die Polarisierung der Positionen von Kommunikator und

Empfänger, indem durch den Beeinflussungsversuch die Einstellungsänderung des

Empfängers sich in die entgegen gesetzte Richtung verändert.

Page 20: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

19

Abbildung 2: Einstellungsbereiche der Assimilations-Kontrast-Theorie (Güttler 2003: 109)

(P1 = Empfänger und P2 = Kommunikator)

Nach den Thesen von Sherif und Howland haben die zum Empfänger nicht allzu sehr

diskrepanten Kommunikationsinhalte die größte Chance auf Akzeptanz. Ein Kommunikator

sollte zuerst nur gering vom bevorzugten Standpunkt des Empfängers abweichende

Informationen und daraufhin etwas diskrepanteres Material, das noch in den

Indifferenzbereich fällt, verwenden, um jemanden zu überzeugen. Bei zunehmender

persönlicher Relevanz wird die Überredung jedoch mehr und mehr zurückgewiesen.

Problematisch bei der praktischen Anwendung ist die Identifizierung der Subbereiche

(Akzeptanz, Indifferenz und Ablehnung) und eine effiziente Platzierung und Dosierung der

persuasiven Informationen. Insgesamt ist die empirische Evidenz der Assimilations-Kontrast-

Theorie dürftig, da die Einflussgrößen des Sender, der kommunizierten Botschaft und der

Kommunikationssituation vernachlässigt werden (Güttler 2003: 107-111).

„Eine differenziertere und integrative Sichtweise des Einstellungsänderungsprozesses“

(Güttler 2003: 111) umfasst das Elaborations-Wahrscheinlichkeits-Modell (engl. ‚elaboration

likelihood model’, ELM), bei dem zwischen peripheren und zentralen

Einstellungsänderungen unterschieden wird. Elaboration ist zu verstehen als das Ausmaß, in

dem eine Person über themenspezifische Argumente nachdenkt. Damit besagt das Modell: Wenn die Wahrscheinlichkeit der Elaboration hoch ist, sollte eine intensive Auseinandersetzung mit den Argumenten folgen, sodass sich die Qualität der Argumente auf die Einstellungsänderung auswirkt (zentraler Weg der Einstellungsänderung). […] Ist die Wahrscheinlichkeit gering (z.B. bei geringem Interesse, geringer Relevanz oder geringer Betroffenheit), sollten sich periphere Hinweisreize wie die Berühmtheit der Quelle der Kommunikation (z.B. Sportler, die in der Werbung auftreten) auf die Einstellungsänderung auswirken (peripherer Weg der Einstellungsänderung) (Bierhoff 2000: 279).

Unabhängig von der Elaboration nimmt die Einstellungsstärke zu, „je häufiger die Bewertung

mit dem Einstellungsobjekt verbunden wurde, desto zugänglicher sollte die Einstellung sein

Akzeptanz Indifferenz Ablehnung pro (+)

anti (-) P1 P2

Kontrasteffekt

Bumerangeffekt

A

Akzeptanz Indifferenz Ablehnung pro (+)

anti (-) P1 P2

B

Assimilationseffekt

Page 21: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

20

und desto schneller sollte sie abrufbar sein“ (Bierhoff 2000: 269). Damit hängt die

Einstellungsstärke von der Stärke der Objekt-Einstellungs-Assoziation ab.

2.5 Erkenntnisse zur Akzeptanz von Schutzgebieten An dieser Stelle kann kein kompletter Überblick über die internationale Forschung zu

Akzeptanzfragestellungen bezüglich von Schutzgebieten gegeben werden, da dazu keine

Publikationen gefunden wurden. Es soll vielmehr darauf hingewiesen werden, welche

Studien diese Arbeit beeinflussen. Im deutschsprachigen Raum erschienen vermehrt in den

neunziger Jahren Publikationen zu dieser Thematik, jedoch sind Veröffentlichungen in den

letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Die Dissertationen von Rentsch (1988) und Stoll

(1999) wurden ausgesucht, da Rentsch ein Erklärungsmodell für Wahrnehmungsprozesse

der einheimischen Bevölkerung formuliert und Stoll ein Funktionsmodell der Naturschutz-

Akzeptanz zur Erhöhung der Akzeptanzchance von Großschutzgebieten entwickelt. In einer

späteren Publikation führt Stoll-Kleemann (2001) die Ergebnisse der Dissertation weiter zu

einem konzeptionellen Modell, um den Widerstand gegen Schutzgebiete in Deutschland zu

erklären. Die Erkenntnisse der drei Publikationen dienen als Orientierungshilfe für die

Auswertung der Fallstudien in Kapitel 7. Ergänzt werden diese mit einer Veröffentlichung von

Bonaiuto et al. (2002), in der die sozialpsychologische Einstellungsforschung zur Natur und

Naturschutz mit regionaler Identität und Ortsverbundenheit verbunden wird.

Die Promotion von Rentsch (1988) mit dem Titel ‚Die Akzeptanz eines Schutzgebiets

untersucht am Beispiel der Einstellung der lokalen Bevölkerung zum Nationalpark

Bayerischer Wald’ ist als Orientierung für diese Arbeit geeignet, weil hier wie in den zu

untersuchenden Fallstudien die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung bezüglich eines

Großschutzgebiets untersucht wird. Forschungsziel ist die „Klärung der Ursachen des

gespannten Verhältnisses zwischen Nationalparkverwaltung und lokaler Bevölkerung“

(Rentsch 1988: 7). Rentsch (1988: 10) definiert Akzeptanz dabei als einen „Ausdruck einer

positiven Einstellung eines Individuums einem Objekt gegenüber“ und bezieht sich damit auf

die psychologische Größe ‚Einstellung’, die in die drei Komponenten kognitiv, affektiv und

konativ unterteilt wird (s. 2.1). Anhand des Bildes von einem ‚Teufelkreis’ beschreibt sie die

gegenseitige Verstärkung der Komponenten in eine positive bzw. negative Richtung

(Rentsch 1988: 11f). Zusätzlich erstellt Rentsch (1988: 29f) ein Erklärungsmodell, um die

Wahrnehmungsprozesse der einheimischen Bevölkerung systematisch erklären zu können

(s. Abb. 3). Dabei ist das Ergebnis dieses Prozesses die Akzeptanz oder Ablehnung des

Nationalparks, die durch die Bewertung unterschiedlicher Komponenten beeinflusst wird.

Zum einen beeinflussen die Veränderungen im Territorium, die durch die

Naturschutzmaßnahmen im Nationalpark entstanden sind, die Wahrnehmung der lokalen

Bevölkerung.

Page 22: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

21

Je nachdem, ob die Wahrnehmung dieser Veränderungen im emotionalen Bereich [immaterielle Betroffenheit] oder auch über die persönliche wirtschaftliche Situation [materielle Betroffenheit] abläuft, wird durch diese persönliche Erfahrung bei der ansässigen Bevölkerung eine Bewertung initiiert (Rentsch 1988: 29).

Zum anderen fließt die Kommunikation mit der Nationalparkverwaltung in die Bewertung zur

Akzeptanz mit ein. Die Distanz zum Nationalpark und die soziodemographischen Daten

wirken als externe Faktoren auf die Bewertung der Einheimischen ein. Dieses

Erklärungsmodell dient als Grundlage zur Identifizierung der Faktoren, die die Akzeptanz der

lokalen Bevölkerung in den untersuchten Fallstudien beeinflussen.

Abbildung 3: Erklärungsmodell des Wahrnehmungsprozesses der einheimischen Bevölkerung

(Bereich der lokalen Bevölkerung ist blau unterlegt (nach Rentsch 1988: 30))

Die wichtigsten Ergebnisse sind nicht die durch die Befragung gemessenen

Akzeptanzprozente, „sondern die Aufklärung der dahinterliegenden Tendenzen, weil sie

Hinweise geben können auf Möglichkeiten, die künftigen Interaktionen von

Nationalparkverwaltung und Nationalparkbewohnern harmonischer zu gestalten“ (Rentsch

1988: 63). Beispielsweise identifiziert Rentsch einen sogenannten ‚Akzeptanzkrater’, da die

Bürger in den unmittelbaren Nachbargemeinden des Nationalparks eine negativere

Einstellung zu dem Schutzgebiet haben als Bürger in nationalparkferneren Gemeinden

Veränderungen im Territorium

Wirtschaftliche Situation

Lebensraum

Immaterielle Betroffenheit:Heimat

Soziodemograph. Merkmale

Distanz zum Nationalpark

Materielle Betroffenheit:Lebensrevier

Bewertung

Akzeptanz

Nationalpark Massnahmen

Nationalpark

Kommunikation

Gemeindeverw. Filter

Information

Wahrnehmung

Page 23: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

22

(Rentsch 1988: 57)11. Eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation der Befragten und

ihrer Familie verneinen 90% (Rentsch 1988: 33f), so dass nicht der wirtschaftliche, sondern

eher der emotionale Aspekt des Nationalparks auf die Einstellungen der Bevölkerung

einwirkt. Weiterhin ist die Ablehnung des Nationalparks „mehr emotional denn rational“

begründet, denn 63,7% beurteilen die Naturschutzfunktion des Nationalparks als positiv

(Rentsch 1988: 42). Jedoch wird der Anblick von Windwurf im Nationalpark weitestgehend

abgelehnt: 40% empfanden den Anblick als nicht schön, 30% forderten, „das muss

aufgeräumt werden“ oder 31% bedauerten diese Verschwendung (Rentsch 1988: 37).

Weiterhin beklagten die Bewohner Informationsdefizite und mangelnde Offenheit der

Nationalparkverwaltung (Rentsch 1988: 48). Somit hat Rentsch zu einer Sensibilisierung für

die Zusammenhänge der emotionalen Befindlichkeiten der Bewohner von Schutzgebieten

beigetragen und auf die Relevanz von subjektiven Bewertungsprozessen hingewiesen (Stoll

1999: 28).

Stoll hingegen versucht in ihrer Promotion mit dem Titel ‚Akzeptanzprobleme bei der

Ausweisung von Großschutzgebieten – Ursachenanalyse und Ansätze zu

Handlungsstrategien’ (1999) Ursachen und Erklärungsansätze von Akzeptanzproblemen zu

identifizieren, da „Naturschutz […] nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein kulturelle

Phänomen“ ist (Stoll-Kleemann 2003: 273). Dabei bieten ökonomische Faktoren keine

ausreichende Erklärung für die Ablehnung von Naturschutzmaßnahmen. Eher können

psychologische Erkenntnisse zur Aufklärung beitragen (ebd.).

So baut Stoll auf die Akzeptanzdefinition und die Akzeptanztriade von Lucke auf und

formuliert ein Funktionsmodell der Naturschutz-Akzeptanz. Zunächst erkennt sie in der

Akzeptanz-Definition von Lucke (s. 2.1) einen kommunikativen und interaktiven Charakter

bei dem Akzeptanzbegriff durch die „Chance […] Zustimmung zu finden“ (Lucke 1995: 104)

und zusätzlich, dass „Akzeptanz keine gleich bleibende Verhaltenseigenschaft […], sondern

abhängig […] von gesellschaftlichen Rollen, konkreten Situationen oder Themen“ ist (Stoll

1999: 43). So besteht das Funktionsmodell der Naturschutz-Akzeptanz im Kern aus der

Akzeptanztriade und wird ergänzt durch die Akzeptanzchance, die durch die

Akzeptanzsubjekte, -objekte und -kontexte entsteht (s. Abb. 4).

Neben Schlüsselpersonen wie im Fallbeispiel Naturpark Uckermärkische Seen nennt Stoll

den Einsatz von Kommunikationsberatern als eine Handlungsstrategie mit dem Ziel, die

Handlungsfähigkeit der Akteure zu stärken (Stoll 1999: 201). Weil die Akteure die

Wirklichkeit unterschiedlich beurteilen, bewerten und gewichten, ist eine Zusammenarbeit

der beteiligten Akteure unerlässlich, um verengte Sichtweisen zu überwinden. Damit spricht

Stoll sich für die Berücksichtigung der lokalen Bevölkerung, ihrer Fähigkeiten und materiellen

11 Dieses Phänomen wird gemeinhin als NIMBY-Prinzip bezeichnet („Not In My Backyard!“).

Page 24: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

23

und immateriellen Bedürfnissen aus, um eine verbesserte Akzeptanz von

Großschutzgebieten zu erreichen (Stoll 1999: 202).

Abbildung 4: Funktionsmodell der Naturschutz-Akzeptanz (Stoll 1999: 44)

Insgesamt identifizierte Stoll vier Ursachenebenen von Akzeptanzproblemen bei

Großschutzgebieten: emotionale Aspekte, kulturelle Aspekte, Wahrnehmungsbarrieren und

Kommunikationsbarrieren. Emotionale Aspekte umfassen „vor allem [als negative Faktoren]

die Angst vor Einschränkungen und dem Verlust der individuellen Entscheidungsfreiheit“

(Stoll 1999: 193). So wurde bemängelt, dass kein kontinuierlicher Dialog zwischen den

Beteiligten stattfand und die betroffene Bevölkerung sich in den Planungs- und

Ausweisungsprozess nicht ausreichend miteinbezogen fühlte. Auch ist die Akzeptanz

abhängig davon, ob Verfahren der Entscheidungsfindung als gerecht oder ungerecht

wahrgenommen werden. Somit sind Partizipationsdefizite ein Hemmnis von Akzeptanz der

Großschutzgebiete (Stoll 1999: 194). Kulturelle Aspekte beinhalten beispielsweise die

Veränderung des gewohnten Landschaftsbildes und Veränderungen in der Art und Weise

der gewohnten Landnutzung. Werden solche Aspekte nicht beachtet, kann dies zu einer

Reaktanz der lokalen Bevölkerung führen (Stoll 1999: 195f). Wahrnehmungsbarrieren

entstehen u. a. durch eine selektive Aufnahme und Verarbeitung von Informationen über

Großschutzgebiete. Ein Mangel von sozialen Kontakten und Wissen über die

Lebenswirklichkeit der jeweils anderen Gruppe, z.B. Naturschützer und lokale Bevölkerung,

kann durch falsche Interpretationen zu Störungen auf der Beziehungsebene führen. Auch

können existierende subkulturelle Normen in Gruppen gegenüber dem Naturschutz durch

Konformitätsdruck und Zwang zu Gruppenkonsens eine pauschale Ablehnung hervorrufen.

Akzeptanzsubjekte Individuelle/kulturelle Einstellungs- und Handlungsdeterminaten der beteiligten Akteure in den Großschutzgebieten

Akzeptanzkontexte regionale, politische, ökonomische Gegebenheiten

Akzeptanzobjekt Großschutzgebiete/ Naturschutz

Akzeptanzchance in Großschutzgebieten

Page 25: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

24

Somit sind die genannten Kommunikationsbarrieren mit den

Wahrnehmungseinschränkungen eng verknüpft (Stoll-Kleemann 2003: 276f).

Diese vier Ursachenebenen der Dissertation entwickelte Stoll-Kleemann (2001: 372) später

mit Hilfe der Theorie der sozialen Identität und der Theorie der Reaktanz nach Brehm weiter

zu einem konzeptionellen Modell, um den Widerstand gegen Schutzgebiete in Deutschland

zu erklären. In dem Modell (Abb. 5), das mehr als ein hypothetisches ist, aber noch nicht

komplett empirisch überprüft ist, werden die vier Ursachenebenen um die Gruppenprozesse,

die die soziale Identität beeinflussen, ergänzt und die Wahrnehmungsbarrieren und

Kommunikationsbarrieren zusammengefasst (Stoll-Kleemann 2001: 375). Die soziale

Identität von Gruppen, wie z.B. von Naturschützern, Förstern oder Bauern, wird besonders

durch die Abgrenzung zu anderen Gruppen gestärkt, indem dem Stereotyp der anderen

Gruppe negative Eigenschaften zugeschrieben werden und zur eigenen Identität nur die

positiven Eigenschaften wahrgenommen werden. Damit kann der Widerstand gegenüber

Schutzgebieten verstärkt werden, weil die Akzeptanz einer anderen Gruppe zugeschrieben

wird und der Widerstand somit sogar zu einem Identitätsbildenden Element werden kann

(Stoll-Kleemann 2001: 378-380). So beeinflussen einmal die emotionalen und kulturellen

Aspekte sowohl die Wahrnehmungs- und Kommunikationsbarrieren als auch die

Identitätsbildenden Gruppenprozesse und andersrum werden die emotionalen und

kulturellen Aspekte entsprechend verändert.

Abbildung 5: Konzeptionelles Modell zur Darstellung der Wechselwirkungen von verschiedenen Faktoren, die den lokalen Widerstand gegen Schutzgebiete in Deutschland

beeinflussen (übersetzt nach Stoll-Kleemann 2001: 7)

Wahrnehmungs- & Kommunikations-barrieren

Kulturelle Aspekte

Emotionale Aspekte

Identitätsbildende Gruppenprozesse

Widerstand gegen Schutzgebiete

Page 26: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

25

Auch hat Stoll-Kleemann (2001: 379) festgestellt, „when people act as individuals who are

interacting with other individuals, they are far more cooperative that when they form groups

that interact with other groups”. Aufgrund der schwierigen Kooperationsbereitschaft von

sozialen Gruppen haben Sozialpsychologen drei Möglichkeiten benannt, wie Vorurteile und

Diskriminierung abgebaut werden können: einmal können übergeordnete Ziele gesetzt

werden, zweitens können die Grenzen der Gruppe neu gesteckt werden und drittens kann

ein regelmäßiger Kontakt aufgebaut werden (Stoll-Kleemann 2001: 381). Stoll-Kleemann

schlägt vor, gemeinsame Interessen zu entwickeln und informelle Kontakte aufzubauen, um

die Kommunikationsbarrieren zwischen den Naturschützern und den von

Naturschutzmaßnahmen Betroffenen abzubauen (Stoll-Kleemann 2001: 382).

Bonaiuto et al. (2002) verbinden in ihrem Aufsatz ‚Local identity processes and

environmental attitudes in land use changes: The case of natural protected areas’ die

sozialpsychologische Forschung über Einstellungen zur Natur und zum Naturschutz mit den

Konzepten der regionalen Identität (engl. regional identity) und der Ortsverbundenheit (engl.

place attachment). Dabei untersuchten sie in zwei italienischen Nationalparken

(Gennargentu National Park auf Sardinien und Tuscan Archipelago National Park auf Elba)

anhand von Befragungen die Einstellungen der lokalen Bevölkerung im Vergleich zu der

nicht-lokalen Bevölkerung. Für den Nationalpark auf Sardinien bestätigten sich die

Hypothesen, dass die lokale Bevölkerung im Vergleich zu der nicht-lokalen Bevölkerung über

eine höhere regionale Identität und Ortsverbundenheit verfügt und gleichzeitig negativer zu

dem Schutzgebiet vor Ort und generell zu Schutzgebieten eingestellt ist (Bonaiuto et al.

2002: 640f, 646). Bei der zweiten Untersuchung im Nationalpark auf Elba wurde die lokale

Bevölkerung in die ‚Ökologischen’, die ‚Ökonomischen’ und in die Kontrollgruppe der

‚Nichtzugehörigen’ unterteilt, da die Autoren die Vermutung hatten, dass die ‚Ökonomischen’

im Vergleich zu den ‚Ökologischen’ über eine höhere regionale Identität und

Ortsverbundenheit verfügen und gleichzeitig negativer zu dem Schutzgebiet vor Ort und

generell zu Schutzgebieten eingestellt sind. Zu den ‚Ökonomischen’ zählten Menschen, die

z.B. ein Restaurant oder Hotel betrieben, und Menschen in der Gruppe der ‚Ökologischen’

waren beispielsweise Mitglieder bei Naturschutzorganisationen (Bonaiuto et al. 2002: 643).

Auch diese Hypothesen ließen sich bestätigen, wobei weibliche, junge und gut gebildete

Menschen häufiger zu den ‚Ökologischen’ zählten als zu den ‚Ökonomischen’. Damit

bestätigen Bonaiuto et al. die Vermutung, dass eine signifikante Verbindung zwischen

Umwelteinstellungen, Identitätsprozessen und Verbindungen mit einem bestimmten Ort

existieren (Bonaiuto et al. 2002: 647).

Die Ursachen für diese Verbindung sind jedoch nicht so eindeutig wie die Ergebnisse der

Befragungen. Zum einen könnten die Identitätsprozesse die Verbindung von Wohnort und

Einstellungen beeinflusst haben. Zum anderen könnte die lokale Bevölkerung aus

Page 27: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung

26

historischen oder geographischen Gründen bereits a priori eine starke regionale Identität und

Ortsverbundenheit besitzen und dadurch die negativen Einstellungen zum Naturschutz

hervorrufen (Bonaiuto et al. 2002: 648). Zumindest scheint eine Verbindung zwischen den

Identitätsprozessen, der regionalen Identität bzw. Ortsverbundenheit und der

Wahrnehmungen der knappen Gemeinschaftsgüter (hier: die Institution von

Naturschutzgebieten) zu existieren. Durch die Unterteilung der lokalen Bevölkerung zeigt

sich, dass ökonomische und politische Dimensionen für die individuellen

Umwelteinstellungen von Bedeutung sind. So plädieren Bonaiuto et al. (2002: 650) dafür,

dass ein Mediationsmodell entwickelt werden soll, das alle Forschungserkenntnisse integriert

und die spezifischen und unterschiedlichen Eingriffe für die lokale Bevölkerung durch die

Ausweisung von Schutzgebieten genau beachtet.

Page 28: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

27

3 Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

Verschiedene Aspekte des Managements von Schutzgebieten sind Gegenstand dieses

Kapitels, damit die Akzeptanz der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung auch im

Kontext von Managementfragestellungen qualifiziert diskutiert werden kann. Zunächst wird

die IUCN-Definition für Schutzgebiete eingeführt und der Begriff ‚Schutzgebietsmanagement’

erklärt (3.1). Um die untersuchten Schutzgebiete zu klassifizieren, wird eine Kombination aus

den IUCN-Schutzgebietskategorien und den Governance Typen nach Borrini-Feyerabend

vorgestellt (3.2). Im Weiteren werden unterschiedliche Betrachtungsperspektiven von

Schutzgebieten dargestellt. Zunächst wird das Verhältnis von Schutzgebieten und der

lokalen Bevölkerung aus anthropologischer Sicht beleuchtet (3.3), um die verschiedenen

Problematiken hervorzuheben. Danach werden die Hauptdiskussionsstränge der

internationalen Naturschutzgemeinschaft zur Umsetzung von Schutzgebietsmanagement

wiedergegeben (3.4), indem zum einen die Argumente für und gegen eine partizipative

Managementausrichtung dargelegt werden und zum anderen bereits existierende Ansätze

vorgestellt werden, die versuchen Naturschutz und Entwicklung der lokalen Bevölkerung zu

verbinden. Abschließend werden Schutzgebiete in den sozialen und politischen Prozess

eingeordnet und wichtige Kernelemente dafür ausgeführt (3.5).

3.1 Begriffsklärung ‚Schutzgebiet’ und ‚Schutzgebietsmanagement’ Allein in Europa existieren mehr als neunzig verschiedene Schutzgebietskategorien

(Mörschel 2004: 1). Aus diesem Grund hat die Weltnaturschutzunion (International Union for

Conservation of Nature, IUCN) ein System zur Einteilung von Schutzgebieten mit weltweit

vergleichbaren Kriterien entwickelt. Diesem System liegt die allgemeine Definition der IUCN

für den Begriff Schutzgebiet zugrunde: Ein Schutzgebiet ist ein Areal von Land und/oder Meer, das vor allem dem Schutz und Erhalt der biologischen Diversität gewidmet ist, sowie natürlicher und damit verbundener kultureller Ressourcen, und das durch gesetzliche oder andere effektive Maßnahmen verwaltet wird (Mörschel 2004: 1).

Das System von Schutzgebieten umfasst sechs Kategorien, die sich anhand der

Managementziele, die mit dem Schutzgebiet erreicht werden sollen, unterscheiden (s. 3.2.1).

Damit trägt IUCN zu einem standardisierten Verständnis von Schutzgebieten weltweit bei.

Das moderne Konzept der Schutzgebiete ist in der heutigen Form in den USA mit dem

Yellowstone National Park (1872) als Vorbild (Ghimire & Pimbert 1997: 6f) entstanden und

hat sich unterdessen weltweit als wichtigstes Instrument zum Schutz von Natur, Kultur und

nachhaltiger Ressourcennutzung durchgesetzt (Ormsby & Kaplin 2005: 156). Schutzgebiete

sind damit oft der wesentliche und diskursive Aufhänger für Naturschutz- und

Entwicklungsdiskussionen, -praktiken und -institutionen, um das Verständnis in der Welt zu

Page 29: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

28

erneuern (West et al. 2006: 256). Ein erfolgreiches Schutzgebiet definieren Stoll-Kleemann &

Bertzky (2008: 360) wie folgt: „Ein Schutzgebiet ist erfolgreich, wenn die definierten Ziele

erreicht sind und der Status der erreichten Ziele auch in der vorhersehbaren Zukunft erhalten

werden kann.“ Welche Ziele in einem Schutzgebiet verfolgt werden, wird bei der Einrichtung

festgelegt und mit der Schutzgebietskategorie transparent gemacht (s. 3.2.1).

Das Management von Schutzgebieten kann als eine Institution verstanden werden, die die

Angelegenheiten in einem Schutzgebiet regelt. Die Aufgabe des Schutzgebietsmanagement

ist es somit, festgelegte Managementziele zu erreichen (Stoll-Kleemann 2005: 34). Dabei

verfolgt das Management nach der World Commission on Protected Areas (WCPA 1994) die

folgenden Hauptziele: den Schutz der Wildnis, die Erhaltung der artspezifischen und

genetischen Vielfalt, die Aufrechterhaltung der Ökosystemleistungen, den Schutz der

spezifischen natürlichen und kulturellen Besonderheiten, die Förderung von

wissenschaftlicher Forschung, Bildung und Tourismus, die nachhaltige Ressourcennutzung

der Ökosysteme und den Erhalt der kulturellen und traditionellen Merkmale. Die Gewichtung

der Hauptziele unterscheidet sich je nach Schutzgebietskategorie und Schwerpunktsetzung

des Managements.

Die Unterstützung des Schutzgebiets durch die lokale Bevölkerung landete bei einer

quantitativen Umfrage von der Forschungsgruppe GoBi auf Platz 1, der als kritisch

erachteten Faktoren für ein Schutzgebietsmanagement. Denn offensichtlich wurde von den

im Schutzgebietsmanagement tätigen Personen erkannt, dass „ohne die Akzeptanz der

Bevölkerung die Regeln noch weniger eingehalten werden“ (Stoll-Kleemann & Bertzky 2008:

363).

3.2 Klassifizierungsmöglichkeiten von Schutzgebieten Schutzgebiete können anhand verschiedener Merkmale unterschieden werden. Hier werden

zunächst die Schutzgebietskategorien der IUCN von 1994 vorgestellt, die sich an den Zielen,

die das Management in dem Schutzgebiet erreichen will (3.2.1), orientiert. Als eine andere

Unterscheidungsdimension werden seit einigen Jahren vier verschiedene Typen von

Governance12 diskutiert. Dabei lassen sich vier Typen anhand der Akteure, die das

Schutzgebiet primär verwalten (3.2.2), unterscheiden. Beide Klassifikationen können dann in

einer Matrix gegeneinander aufgestellt werden.

3.2.1 Schutzgebietskategorien Seit 1994 existieren sechs IUCN-Schutzgebietskategorien (Ravenel & Redford 2005: 381)

und unterscheiden sich durch ihre Managementziele, wobei keine bestimmte Mindestgröße

vorgegeben ist (s. Tab. 1). Auch dienen die unterschiedlichen Kategorien „nicht als Wertung

12 s. Glossar

Page 30: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

29

der Effizienz verschiedener Management-Maßnahmen“, sondern sind alle für den

Naturschutz wichtig (Mörschel 2004: 1).

In Schutzgebieten der Kategorie Ia, strengen Naturreservaten, soll die Natur in einem

möglichst ungestörten Zustand ohne direkte menschliche Eingriffe erhalten werden. So ist

kein aktives Management vorgesehen. Der Zugang für die Öffentlichkeit ist nur beschränkt

möglich, wobei wissenschaftliche Forschung und Umweltmonitoring erlaubt sind.

In einem Wildnisgebiet mit der Kategorie Ib sind permanente oder erhebliche Besiedlungen

verboten. Jedoch sollen indigene Völker „die Möglichkeit erhalten, hier in kleinen Gruppen zu

siedeln und ihre traditionelle Lebensweise zu pflegen“ (Mörschel 2004: 2). Ein öffentlicher

Zugang ist „so zu regulieren, dass die charakteristischen Besonderheiten dieser Gebiete

nicht gefährdet werden“ (ebd.), denn eine anthropogene Beeinflussung soll möglichst

vermieden werden.

Ein Nationalpark nach der IUCN Kategorie II „sollte so groß sein, dass es ein oder mehrere

vollständige Ökosysteme umfasst, die sich noch weitestgehend in einem natürlichen Zustand

befinden“ (Mörschel 2004: 3). „Und die Bedürfnisse der indigenen Bevölkerung sollen mit

einbezogen werden, wenn sie den Management-Zielen nicht zuwiderlaufen“ (ebd.). Auch

sind Besucher „so weit zu erlauben, dass das Gebiet noch in seinem natürlichen oder

zumindest fast natürlichen Zustand erhalten werden kann“ (ebd.).

Ein Naturmonument der Kategorie III soll „ein oder mehrere Besonderheiten von

herausragender Bedeutung umfassen“ (ebd.), wie z.B. Wasserfälle, Höhlen oder

Fossilienfundstellen. Dabei sollen „möglichst Gelegenheiten zur Forschung, Ausbildung und

für den Tourismus geboten werden“ (ebd.).

Mit der Kategorie IV, Biotop- bzw. Artenschutzgebiete mit Management, sollen bedeutsame

Arten, Artengruppen und biotische Gemeinschaften geschützt werden, deren Erhalt von

aktiven Eingriffen durch die Management-Behörden abhängen. „Begrenzte Abschnitte dieser

Schutzgebiete sollen der Öffentlichkeit zugänglich sein, damit diese ein Verständnis für die

natürlichen Prozesse entwickeln kann“ (ebd.).

Geschütze Landschaften bzw. geschützte marine Gebiete (Kategorie V) sollen

„Landschaften und/oder Küsten- sowie Inselpanoramen mit hohem landschaftlichen Reiz und

einzigartigen landschaftlichen Mustern“ (Mörschel 2004: 4) umfassen. Dabei sollen der

Tourismus, die Forschung und Lebensarten, die die nachhaltige Nutzung der Natur

gewährleisten, gleich gefördert werden.

Die letzte Kategorie VI, Ressourcenschutzgebiet mit Management, „liegt von seinen

Management-Ansätzen zwischen den Kategorien III und IV“ (ebd.). Dabei ist der langfristige

Schutz und Erhalt der biologischen Diversität und anderer natürlicher Werte das

Managementziel. Nachhaltige Nutzungspraktiken sind erlaubt, soweit sie keine negativen

Auswirkungen auf das Ökosystem haben.

Page 31: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

30

Tabelle 1: Übersicht über die IUCN Schutzgebietskategorien mit entsprechender Definition (nach Mörschel 2004)

Schutzgebietskategorie Definition

Ia: Strenges Naturreservat (Strict Nature Reserve)

Ein Areal von Land und/oder Meer, das einige herausragende oder repräsentative Ökosysteme, geologische oder physiologische Merkmale und/oder Arten besitzt, und vorrangig der wissenschaftlichen Forschung und/oder dem Umweltmonitoring zugänglich ist.

Ib: Wildnisgebiet (Wilderness Area)

Großes Areal von nicht oder nur geringfügig verändertem Land und/oder Meer, das seine natürlichen Charakteristika und Einflüsse beibehalten hat, ohne permanente oder erhebliche Besiedlung ist und das geschützt und bewirtschaftet wird, um seine natürlichen Gegebenheiten zu erhalten.

II: Nationalpark (National Park)

Natürliches Gebiet von Land und/oder Meer, das dazu bestimmt ist, a) die ökologische Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme für die jetzige sowie zukünftige Generationen zu schützen, b) Ausbeutung oder Besiedlung auszuschließen, die schädlich für das beabsichtigte Ziel sind, und c) eine Grundlage zu liefern für geistige, wissenschaftliche, pädagogische, Erholungs- und Besucher-Möglichkeiten, die alle umweltverträglich und kulturell vereinbar sein müssen.

III: Naturmonument (Natural Monument)

Ein Gebiet, das ein oder mehrere eigentümliche natürliche oder natürlich/kulturelle Merkmale enthält, die von besonderem oder einmaligem Wert sind aufgrund ihrer innewohnenden Seltenheit, repräsentativen oder ästhetischen Qualitäten oder kulturellen Bedeutung.

IV: Biotop/Artenschutz-gebiet mit Management (Habitat/Species Management Area)

Gebiet von Land und/oder Meer, das Gegenstand aktiver Eingriffe für Management- Ziele ist, um so den Erhalt von Lebensräumen zu sichern und/oder die Bedürfnisse bestimmter Arten zu befriedigen.

V: Geschützte Landschaft/ Geschütztes marines Gebiet (Protected Landscape/ Seascape)

Eine Landfläche, soweit geeignet auch mit Küsten- und Meeresabschnitt, wo die Interaktion zwischen Bevölkerung und Natur über die Zeit ein Gebiet geschaffen hat mit einem bestimmten Charakter und bedeutender Ästhetik, ökologischem und/oder kulturellem Wert und oft mit hoher biologischer Diversität. Die Absicherung der Unversehrtheit dieser traditionellen Wechselwirkungen ist unerlässlich für Schutz, Erhalt und Weiterentwicklung solcher Gebiete.

VI: Ressourcenschutzgebiet mit Management (Managed Resource Protected Area)

Ein Gebiet, das in erster Linie unveränderte natürliche Systeme enthält und das bewirtschaftet wird, um den langzeitlichen Schutz und den Erhalt der biologischen Diversität zu gewährleisten, während gleichzeitig ein umweltverträglicher Strom an natürlichen Produkten und Diensten angeboten wird, um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen.

Page 32: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

31

Insgesamt erlauben alle Kategorien außer Kategorie Ia ein gewisses Maß an

Ressourcennutzung durch die lokale Bevölkerung. Für die Kategorien Ia, Ib, V und VI wird

die menschliche Nutzung klar definiert im Gegensatz zu Kategorie II-IV. Die wagen

Formulierungen zeigen zum einen, dass in der Realität die meisten Schutzgebiete mit der

Anwesenheit von Menschen innerhalb oder angrenzend von den Gebieten umgehen

müssen. Zum anderen zeigt sich ein Trend weg von absoluten Regeln und hin zu

Managementzielen (Ravenel & Redford 2005: 384).

Die etablierten IUCN-Schutzgebietskategorien werden von einer zunehmenden Zahl an

Ländern benutzt, um ihre eigenen Schutzgebietsgesetze umzuschreiben und diesen

anzupassen. West et al. (2006: 255) weisen dabei daraufhin, dass vielerorts die

Schutzgebietskategorien dazu benutzt werden, um bestimmte Aktivitäten in dem Gebiet

durchzusetzen oder zu verbieten.

Neben den IUCN-Schutzgebietskategorien sind die UNESCO-Kategorien

‚Biosphärenreservate’ und ‚Welterbestätten’ zu erwähnen. Biosphärenreservate sind von

dem UNESCO-Programm ‚Der Mensch und die Biosphäre’ anerkannte Modellregionen, in

denen innovativ Ansätze des Naturschutzes und der nachhaltigen Entwicklung umgesetzt

werden. Weltweit existieren 531 Biosphärenreservate in 105 Ländern (UNESCO 2008a).

Welterbestätten sind wie die Biosphärenreservate ein internationaler Schutzstatus der

UNESCO. Dieser Titel wird von der UNSECO an Schutzgebiete verliehen, die aufgrund ihrer

„herausragenden, universalen Werte“ zum Welterbe beitragen. Dabei wird unterschieden

zwischen Natur- und Kulturerbe (UNESCO 2008b).

3.2.2 Governance Typen 2003 widmete sich auf dem fünften Weltpark Kongress in Durban, Südafrika, eine

Arbeitsgruppe dem Thema ‚Governance of Protected Areas’, wodurch das Thema

Governance in der internationalen Naturschutzgemeinschaft einen eigenen Stellenwert

erlangte. Governance muss dabei klar von Management unterschieden werden. Während

Management beschreibt, was in einem Gebiet oder in einer Situation getan wird, beschreibt

Governance, wer diese Entscheidungen auf welche Weise trifft. Der Begriff Governance

umfasst Macht, Beziehungen, Verantwortung und Haftung (Borrini-Feyerabend et al. 2006:

116). So wird Goernance im Kontext von Schutzgebieten definiert als “the interactions

among structures, processes and traditions that determine how power and responsibilities

are exercised, how decisions are taken, and how citizens or other stakeholders have their

say” (Graham et al. 2003: 2f).

Damit unterscheidet sich Governance von Government dadurch, dass Government sich

ausschließlich auf staatliche Akteure bezieht. Innerhalb des Begriffs Governance sind

staatliche Akteure zwar potentiell Hauptakteure, aber auch andere Entscheidungsträger

Page 33: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

32

können auftreten, da Governance das Zusammenspiel der drei Bereiche, Staat, Privatsektor

und Zivilgesellschaft, umfasst (Borrini-Feyerabend et al. 2006: 116).

Auf Grund der schnellen und grundlegenden sozialen, technologischen, kulturellen,

demographischen und ökologischen Veränderungen schaffen die Regierungen dieser Welt

es allein nicht, die Biodiversität adäquat zu schützen. Und „die Implementierung der

entsprechenden Richtlinien und das Management vor Ort zur Erreichung der

Schutzgebietsziele werden stark vernachlässigt“ (Stoll-Kleemann & Bertzky 2008: 353f), so

dass viele Schutzgebiete lediglich Paper Parks13 sind. Weiterhin verfügen indigene, mobile

und lokale Gemeinschaften, lokale Regierungen, NGOs und der private Sektor über eine

beeindruckende Vielfalt an Naturschutz relevantem Wissen, Fähigkeiten, Ressourcen und

Institutionen. Diese existierenden verschiedenen Formen von Governance werden mehr und

mehr von den Regierungen wahrgenommen und anerkannt. Dabei können unterschiedliche

Governance Typen am besten danach unterschieden werden, wo die

Entscheidungskompetenz, Verantwortlichkeit und Rechenschaftspflicht liegt (Borrini-

Feyerabend 2003: 93f).

Entsprechend werden vier Governance Typen unterschieden, die jedoch nicht hermetisch

getrennt sein müssen: Schutzgebiete, die (a) durch die Regierung, (b) durch verschiedene

soziale Akteure gemeinsam (Collaborative Management14), (c) durch private Landbesitzer

(Individuen oder NGOs) oder (d) durch lokale Gemeinschaften mit traditionellen und/oder

legalen Rechten kontrolliert werden (Borrini-Feyerabend 2003: 93).

Staatlich gemanagte Schutzgebiete werden von einem Ministerium oder einer staatlichen

Behörde auf nationaler oder lokaler Ebene verwaltet. Dabei kann die Regierung das

Management des Schutzgebiets auch an andere Körperschaften, wie halbstaatliche

Organisationen, NGOs, private Betreiber oder Gemeinden, übertragen. Der Landbesitz und

die Kontrolle verbleiben jedoch beim Staat, auch wenn manche Managementaufgaben an

andere Akteure delegiert werden.

Bei den gemeinschaftlich gemanagten Schutzgebieten teilen sich verschiedene Akteure, wie

Behörden, lokale Gemeinschaften, private Landbesitzer und andere Stakeholder, auf

unterschiedliche Art und Weise die Verantwortung für das Management. Dabei können

unterschiedliche Untertypen unterschieden werden. Gemeinschaftliches Management kann

bedeuten, dass die Autorität bei einem Akteur verbleibt, meist dem Staat, der jedoch

verpflichtet ist, andere Stakeholder zu informieren und zu konsultieren. Bei der stärksten

Form von Collaborative Management entwickelt hingegen ein Multi-Stakeholder Komitee im

Konsens Vorschläge für Schutzgebietsregelungen, die später von der Entscheidungsautorität

nur noch verabschiedet werden.

13 s. Glossar 14 s. Glossar

Page 34: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

33

Private Schutzgebiete werden von einem oder mehreren Landbesitzern, die auch NGOs,

Stiftungen oder Forschungsinstitute sein können, verwaltet. Dabei sind die Besitzer

gegenüber den nationalen Gesetzen und ggf. gegenüber einer internationalen

Schutzgebietskategorie verantwortlich. Gegenüber der allgemeinen Zivilgesellschaft müssen

sie jedoch keine Rechenschaft ablegen.

Der vierte Governance Typ Community Conserved Areas (CCA) bedeutet wörtlich übersetzt

‚durch die Gemeinschaft erhaltene Gebiete’. Diese natürlichen Ökosysteme, die bedeutsame

Biodiversität und ökologische und kulturelle Werte beinhalten, werden freiwillig von indigenen

Völkern oder lokalen Gemeinschaften mit ihren traditionellen und/oder legalen Landrechten

und Nutzungsrechten natürlicher Ressourcen geschützt. Das Management wird durch eine

lokal abgestimmte Form von Governance realisiert, die meist auf traditionelle oder ethnische

Wurzeln zurückgeht (Borrini-Feyerabend 2003: 94-96; Borrini-Feyerabend et al. 2006: 219f).

Diese vier Governance Typen liegen quer zu den IUCN-Schutzgebietskategorien. So kann

aus beiden Klassifizierungsmöglichkeiten eine Matrix für Schutzgebiete aufgestellt werden

(Borrini-Feyerabend 2003: 93) (s. Tab. 2), die im Ergebnisteil für die Klassifizierung der

untersuchten Schutzgebieten benutzt wird.

Tabelle 2: Matrix zur Charakterisierung von Schutzgebieten anhand des Managementziels und Governance Typs

Staatlich gemanagte Schutzgebiete

Gemeinschaft-lich gemanagte Schutzgebiete

Private Schutzgebiete

Community Conserved Areas

I. Strenges Naturreservat/ Wildnisgebiet

II. Nationalpark

III. Naturmonument

IV. Biotop/Artenschutzgebiet mit Management

V. Geschützte Landschaft/ Geschütztes marines Gebiet

VI. Ressourcenschutzgebiet mit Management

Page 35: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

34

3.3 Schutzgebiete und lokale Bevölkerung Bevor spezifische Fragestellungen bezüglich der Rolle der lokalen Bevölkerung im

Schutzgebietsmanagement diskutiert werden (s. 3.5), soll in diesem Abschnitt das

grundsätzliche Verhältnis der lokalen Bevölkerung zu Schutzgebieten beleuchtet und auf

Probleme hingewiesen werden.

Zunächst ist auf die Dichotomie von Natur und Kultur einzugehen, die starke Auswirkungen

auf das Verhältnis von Schutzgebieten und der lokalen Bevölkerung hat. Die Konstruktion

von der vom Menschen unberührten Natur, die sogenannte Wildnis, ist hauptsächlich eine

urbane Vorstellung von Menschen, die weit entfernt und entfremdet von der natürlichen

Umwelt leben (Ghimire & Pimbert 1997: 5f). Auch sind Schutzgebiete insgesamt ein

Konstrukt der westlichen Welt zur Sicherung der natürlichen Umwelt (West et al. 2006: 251).

So wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert die Vorstellung von Wildnis in dem US-

amerikanischen Konzept von Schutzgebieten, den Nationalparken, umgesetzt, die eine

menschliche Besiedlung der Gebiete nicht vorsieht. Die Trennung von Natur und Kultur

findet sich heute in den IUCN-Kriterien für Schutzgebiete wieder, da das akzeptierbare Maß

von menschlicher Nutzung und Veränderung der natürlichen Umwelt als

Unterscheidungsmerkmal der unterschiedlichen IUCN-Kriterien festgeschrieben wurde

(Brechin et al. 1991: 7). Mit dieser Standardisierung von Schutzgebietskategorien sind

Schutzgebiete zwar international vergleichbarer geworden, jedoch wurde damit auch die

künstliche Dichotomie von Natur und Kultur der westlichen Welt auf die restliche Welt

übertragen (West et al. 2006: 256). Denn z.B. waren die Bedingungen in Subsahara-Afrika

anders als in Nordamerika, da die afrikanische Bevölkerung fast ausschließlich von einer

Subsistenzwirtschaft lebte (West 1991: XV). Trotzdem war die Einrichtung von

Nationalparken in Subsahara-Afrika weit verbreitet (Gbadegesin & Ayileka 2000: 91), weil

viele Schutzgebiete vor der Einführung der IUCN-Kategorien entstanden sind, als man sich

am US-amerikanischen Schutzgebietssystems orientierte (Brechin et al. 1991: 10). Die

künstliche Dichotomie von Natur und Kultur hat sich signifikant auf materiellen und

immateriellen Verhältnisse der lokalen Bevölkerung ausgewirkt (West et al. 2006: 256).

Sogar der Durban Aktionsplan, das wichtigste Ergebnis des fünften IUCN-Weltpark

Kongresses in Durban, Südafrika, 2003, weist auf die Verbindung zwischen Enteignung und

Armut, kultureller Veränderung und sozialen bzw. substanziellen Verlusten bei den

Menschen hin, die in oder in der Nähe von Schutzgebieten leben (West et al. 2006: 257).

Jedoch sind die aktuellen Schutzgebietsanstrengungen meist weit entfernt von einer

Konfliktlösung zwischen Biodiversitätsschutz und Armutsbekämpfung (Cernea & Schmidt-

Soltau 2006: 1809). So reichen die Veränderungen für die lokale Bevölkerung durch die

Einrichtung von Schutzgebieten von Umsiedlungs- und Vertreibungsmaßnahmen über

Page 36: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

35

Verbote von Nutzungsrechten von Land und natürlicher Ressourcen hin zu einer

Entfremdung von lokalen traditionellen Lebensweisen (West et al. 2006: 256).

Cernea und Schmidt-Soltau (2003: 44-46; 2006: 1818-1823) untersuchten die Vertreibung

der lokalen Bevölkerung für zwölf Schutzgebiete in sechs Ländern Zentral-Afrikas und

identifizierten acht spezifische Verarmungsrisiken bzw. -prozesse: Landlosigkeit,

Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Marginalisierung, Unsicherheit der Nahrungsversorgung,

erhöhtes Krankheits- und Sterblichkeitsrisiko, Zugangsverlust zu Allgemeingütern und

soziale Ausgrenzung. Des Weiteren errechneten sie, dass bereits 120 000 Menschen in den

sechs untersuchten Ländern (Äquatorial-Guinea, Gabun, Kamerun, Nigeria, Republik Kongo

Zentralafrikanische Republik) zwangsweise umgesiedelt wurden. Weitere 170 000 Menschen

werden in diesen Ländern zusätzlich umgesiedelt, wenn das Ziel, 30% der Landesfläche

unter Schutz zu stellen, ohne eine Veränderung der Politik umgesetzt wird (Cernea &

Schmidt-Soltau 2006: 1818). Insgesamt stellen Cernea und Schmidt-Soltau (2006: 1825)

fest, dass die gewaltsame Vertreibung der lokalen Bevölkerung eine weit verbreitete

Methode ist und die Verarmungsrisiken den Vertreibungsmerkmalen wirtschaftlicher

Vertriebener ähneln. Weiterhin werden neben den zwangsweisen Umsiedlungen

Kompensationen und eine gerechte Planung von nachhaltigen Wiederansiedlungen meist

weder unterstützt noch durchgeführt. Die Umsiedlungen und Verarmungen geschehen

hauptsächlich aufgrund eines entsprechenden Politikvakuums in den betroffenen Ländern

und bei den internationalen Naturschutz NGOs (Cernea & Schmidt-Soltau 2006: 1825).

Insgesamt sind Vertreibungen schwerer erfassbar und komplexer, als es oft den Anschein

hat, weil historische Jagdgebiete und Weideflächen unter Schutz gestellt werden, die lokalen

Nutzungen verboten werden und die Vertreibung damit indirekt erfolgt (West et al. 2006:

259).

Neben den Umsiedlungen wird durch die Schutzgebietsausweisung der Zugang und die

Nutzung der Gebiete für die ländliche Bevölkerung durch Gesetze und deren Durchsetzung

stark eingeschränkt. Eine elitäre Kontrolle über Ressourcen und fremde Land- und

Meeresnutzungsformen in angrenzenden Gebieten nimmt zu. Auch wird die lokale

Bevölkerung stärker kriminalisiert, wenn ihre traditionellen Landnutzungsformen verboten

wurden (West et al. 2006: 257).

Eine weniger materielle als vielmehr immaterielle Auswirkung von Schutzgebieten auf die

lokale Bevölkerung ist die Entfremdung von traditionellen Lebensweisen durch verstärkten

Einfluss von außen. So kann Tourismus zum einen dazu führen, dass Menschen ihre

Umgebung anders wahrnehmen und bewerten, wie z.B. die Sprache des Naturschutzes in

den lokalen Sprachgebrauch übernehmen (West et al. 2006: 261). Und zum anderen steigt

der Druck auf die Ressourcennutzung, indem beispielsweise der Brennholzbedarf durch die

gestiegene Anzahl von Touristen steigt. Auch führt das Geld aus den Tourismusgeschäften

Page 37: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

36

oft zu einer Abhängigkeit des Parks und des Parkmanagements von dem Tourismus. Dieses

Verhältnis ist vielfach angespannt, weil Tourismus zu Konflikten über und Veränderungen

von Landnutzungsrechten führt, die Gewinnerwartungen der lokalen Bevölkerung nicht erfüllt

werden und der Umwelt geschadet wird (West et al. 2006: 262f).

So lässt sich abschließend zusammenfassen, dass das Verhältnis der lokalen Bevölkerung

zu den Schutzgebieten durch die künstliche Dichotomie von Natur und Kultur geprägt ist und

es deswegen zu konfliktreichen Zwangsumsiedlungen und Nutzungsverboten kommt.

3.4 Schutzgebiete und verschiedene Managementansätze Insgesamt besteht ein Schutzgebietsmanagement aus unterschiedlichen

Verantwortlichkeiten und Arbeitsfeldern. Schutzgebietsmanager müssen mit einem hohen

Maß an Unsicherheiten und Vieldeutigkeiten von Managementergebnissen und -

auswirkungen umgehen und gleichzeitig sollen sie ökologische und entwicklungsspezifische

Bedürfnisse erfüllen, wissenschaftliche Nachweise erbringen und gegensätzliche Interessen

ausgleichen (Stoll-Kleemann 2005: 26f).

Bei diesen Anforderungen muss bedacht werden, dass die Entscheidung über die

Einrichtung von Schutzgebieten meist auf Regierungsebene gefällt wird, ohne dass die

möglichen lokalen Veränderungen detailliert bedacht werden (West et al. 2006: 260). Dieser

protektionistische Ansatz des reinen Biodiversitätsschutzes, auch top-down oder fence and

fines-Ansatz genannt, war und ist in Afrika weit verbreitet (Gbadegesin & Ayileka 2000: 91).

Jedoch mangelt es an der Umsetzung der Regelungen vor Ort (Stoll-Kleemann & Bertzky

2008: 353f). Und zugleich werden die politischen Stimmen lauter, die den Ausschluss der

lokalen Bevölkerung aus den Schutzgebieten als unfair, unbegründet und illegal ansehen

(Adams & Hulme 2001: 193).

So beschreibt Stoll-Kleemann (2005: 27) zusammenfassend den Wechsel in der Diskussion

über ein effektives Schutzgebietsmanagement wie folgt: Biodiversity literature describes a management shift, evolving from a top-down, conservation-by-fences concept implemented by law enforcement to a collaborative, flexible, stakeholder-oriented process. The former suggests that rules and corresponding enforcement arrangements are indespensable; the latter proposes that protected-area management should consider local concerns and seek local ownership and support.

Philips (2003: 1-10) beschreibt diesen Paradigmenwechsel in den letzten Jahrzehnten

anhand der Veränderungen bzl. der Ziele, deren Wahrnehmung, der Managementmethoden

und -fähigkeiten, der Finanzierung und des Verhältnisses zur lokalen Bevölkerung. So haben

sich beispielsweise die Ziele vom Erhalt der Wildtiere und Landschaften hinzu

Biodiversitätsschutz aus wissenschaftlichen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Motiven

erweitert. Früher wurden Schutzgebiete als Inseln betrachtet im Gegensatz zur heutigen

Vorstellung eines Netzwerks, das aus Schutzgebieten, Pufferzonen und grünen Korridoren

besteht. Und bezogen auf die Rolle der lokalen Bevölkerung hebt Philips hervor, dass die

Page 38: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

37

Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung im Schutzgebietsmanagement stärker berücksichtigt

und diese als aktive Partner in das Management miteinbezogen werden.

Insgesamt besteht bei dem neuen Paradigma der Anspruch an die Schutzgebietsmanager,

möglichst viele Stakeholder in die Managementprozesse zu integrieren, damit jeder seine

unterschiedlichen Interessen berücksichtigt sieht. Für die Manager ist es dabei besonders

schwierig, die folgenden zwei konträren Positionen miteinander zu vereinbaren. Auf der

einen Seite existieren die Forderungen nach Einbindung der lokalen Bevölkerung und nach

Gewinnen für diese Gemeinschaften, weil darin die Möglichkeit liegt, einige frühere

Schädigungen wieder gut zu machen bzw. in Zukunft zu vermeiden. Auf der anderen Seite

stellt dies auch ein Problem dar, weil die lokale Bevölkerung vielleicht eine ökonomische

Nutzung der Ressourcen fordert, die über die ökologische Tragfähigkeit hinausgeht. Dies

erfordert genaue wissenschaftliche Erkenntnisse über die ökologischen Kapazitäten, ein

sensibles Verhandlungsgeschick des Managements und ein hohes Maß an gegenseitigem

Verständnis zwischen dem Management und den Nutzern, besonders weil das Wissen über

die ökologischen Kapazitäten oft ungenau und/oder unvollständig ist (Stoll-Kleemann 2005:

29).

Diese Beachtung der unterschiedlichen Bedürfnisse der Stakeholder und deren

Einbeziehung in das Schutzgebietsmanagement spiegelt sich in der aktuellen Diskussion

über die Governance Typen (s. 3.2.2) wieder (Borrini-Feyerabend et al. 2006). Und bezogen

auf die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung wird dies überwiegend in der Literatur unter

Community-based Conservation (CBC) diskutiert (Adams & Hulme 2001: 193). Insgesamt

verbergen sich hinter dem Ansatz von CBC jedoch verschiedene Ausprägungen, die auf

einer Skala, die die unterschiedliche Gewichtung der Naturschutzinteressen und der

Interessen der lokalen Bevölkerung widerspiegelt, angeordnet werden können. An einem

Ende der Skala sind Initiativen angesiedelt, die dazu ins Leben gerufen wurden,

Nationalparke und ihre Schutzziele zu unterstützen. Sie wurden meist erst eine ganze Weile

nach Ausweisung des Schutzgebiets entwickelt und sollen langfristig Streitfragen über

Zugangs- und Nutzungsrechte lösen. In der Mitte sind Projekte angesiedelt, die ein

Collaborative Management15 zwischen Staat und lokaler Bevölkerung anstreben und eher

pluralistische, partnerschaftliche oder interorganisationelle Ansätze verfolgen. Am anderen

Ende der Skala sind ländliche Entwicklungsprogramme angesiedelt, die die Nutzung von

Wildtieren und anderen Ressourcen regeln und nicht im Kontext von Schutzgebieten stehen.

Hier ist Biodiversitätsschutz ein Nebeneffekt (Adams & Hulme 2001: 194).

Neben dieser Einteilung von Adams und Hulme (2001) existieren bereits verschiedene

Schutzgebietsmanagementansätze, die versuchen den Schutz der biologischen Vielfalt mit

den sozialen und ökonomischen Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung zu verbinden. Die

15 s. Glossar

Page 39: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

38

Ursache für diesen Kurswechsel ist auf die Dürre im nördlichen Afrika in den 1970ern und

80ern zurückzuführen und zeigt sich in der World Conservation Strategy der IUCN von 1980,

auf die das Integrated Conservation and Development Project (ICDP) zurückgeht (Spinage

2002: 16). ICDPs können zum Beispiel in der Kombination von Nationalparken oder

Biosphärenreservaten umgesetzt werden, um alternative Einkommensmöglichkeiten für die

lokale Bevölkerung zu schaffen und ihnen Partizipationsmöglichkeiten im Management zu

geben (Marcus 2001: 383). Andere Ansätze wie das Community-based Natural Resource

Management (CBNRM) oder auch Community-based Wildlife Management (CWM) werden

auch die zweite Generation der ICDPs genannt, weil diese neuartiger sind und eher ein

adaptives Management anstreben als ein unflexible, steife Managementpläne (Hughes &

Flintan 2001: 5). Eine der ersten Umsetzungen erfolgte in Simbabwe unter dem Namen

CAMPFIRE (Communal Areas Management Programme for Indigenous Resources) in den

1970ern (Child 1996: 359f). Dabei wurde der lokalen Bevölkerung beispielsweise eine

Jagdquote für Wildtiere zugeteilt, die sie gut an ausländische Touristen verkaufen können.

Durch derartige Übertragung von ökonomisch wertvollen und sicheren Rechten in

Schutzgebieten auf die lokale Bevölkerung, können Anreize für den Naturschutz geschaffen

werden und die Effektivität von CBC wird gestärkt. Eine konzeptionelle Verbindung von CBC

und Nationalparken existiert bisher jedoch nicht (Hess 2001: 168).

Kritiker des CBNRM führen an, dass die CBNRM Performanz nicht entscheidend zur

Verbesserung der lokalen Lebensbedingungen beiträgt, da das Einkommen aus CBNRM

Aktivitäten pro Haushalt sehr gering ist (Jones 2006: 83). Jones (2006: 84) plädiert jedoch

dafür, mit CBNRM nicht nur ein materielles und ökonomisches Wohlergehen anzustreben,

sondern auch ein Empowerment16 der ländlichen Bevölkerung (Kothari 2001: 204), eine

Stärkung der lokalen Verwaltungsstrukturen für Allgemeingüter (s. 4.1) und eine

Unterstützung für nicht landwirtschaftliche Einkommensmöglichkeiten. Gerade im südlichen

ländlichen Afrika wurde CBNRM als eine erfolgsversprechende Strategie beworben, weil

aufgrund des semi-ariden Klimas außer extensiver Viehhaltung Landbewirtschaftung kaum

möglich ist (Jones 2006: 84). Die beste Aussicht auf Erfolg hat CBNRM somit in Regionen, in

denen nur wenig andere Entwicklungsoptionen existieren und die Vermarktung von wild

lebenden Tieren eine geeignete Landnutzungsform ist. So kann CBNRM neben anderen

Strategien zur Unterstützung des Lebensunterhalts in marginalisierten ländlichen Gebieten

beitragen (Jones 2006: 86). Insgesamt hat es ein größeres Interesse an diesen Ansätzen17

seit den 1990ern gegeben, weil die Politiker ein verstärktes Interesse an utilitaristischen,

Ressourcen orientierten und gewinnbringenden Strategien zeigen und manifeste Konflikte

mit der lokalen Bevölkerung vermieden werden sollen (Adams & Hulme 2001: 194).

16 s. Glossar 17 Im Weiteren werden die Ansätze, ICDP, CBNRM, CWM und CAMPFIRE, zusammengefasst unter dem Begriff ‚lokale Entwicklungsprojekte’.

Page 40: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

39

Allgemein kann der lokale Prozess zur Regelung der Nutzung natürlicher Ressourcen in drei

Phasen eingeteilt werden. Zunächst verhandeln die Individuen über die Nutzung der

Ressourcen, dann versuchen sie die gemeinsamen Regeln umzusetzen und zum Schluss

wird versucht, die Konflikte, die aus der Umsetzung der Regeln entstehen, zu lösen.

Typischerweise wird bei CBC-Programmen den lokalen Akteuren nur das Recht

zugesprochen, die Regeln zu implementieren. Das Recht der Regelsetzung und der

Konfliktschlichtung obliegt weiterhin dem Staat (Agrawal & Gibson 1999: 638). Um CBC-

Programme jedoch effektiv zu institutionalisieren, müssen die lokalen Gemeinschaften

ausreichend Zugang zu Geldern haben, um die Nutzungsregeln selbst zu entwickeln und

durch die Implementation entstandene Konflikte zu lösen. Die Gelder sollten nicht von der

Regierung gestellt werden, sondern möglichst lokal von den Nutzern der Ressourcen

kommen. Langfristig bedeutet das, dass die Regierung nicht nur Autorität abgibt, sondern

auch den Gemeinschaften die Kontrolle über die Ressourcen überlässt (Agrawal & Gibson

1999: 641). Durch diese verstärkte Einbindung der betroffenen lokalen Bevölkerung

genießen gemeinsam verabschiedete Nutzungsvereinbarungen mehr Legitimation (Brechin

et al. 2002: 58) und damit mehr Akzeptanz. Und die Entscheidung über die Akzeptanz oder

Ablehnung der Schutzgebiete kann auf eine sachlich-inhaltliche Ebene gestützt werden.

Auch können durch Partizipation lokale Besonderheiten besser berücksichtigt oder

überhaupt erst bewusst werden (Stoll-Kleemann 2003: 278).

Eine Einschätzung, ob CBC insgesamt erfolgreich ist oder nicht, ist jedoch nicht möglich,

weil die Ziele bisher nicht einheitlich formuliert sind (Adams & Hulme 2001: 198). Auch ohne

eine solche strukturierte Evaluation werden verschiedene Aspekte an CBC kritisiert. Die

Kosten würden die Gewinne übersteigen, die Kosten könnten zu Lasten nur einer sozialen

Gruppe, wie z.B. der lokalen Bevölkerung, gehen und manche Projekte würden ohne

Konsultation mit der lokalen Bevölkerung geplant und umgesetzt (Adams & Hulme 2001:

198). Zusätzlich bleiben Zweifel an der Effizienz des neuen partizipativen Ansatzes (Stoll-

Kleemann 2005: 27). Denn eine Schwierigkeit bei partizipativen Strategien ist, dass die

Vielfalt an Meinungen und Interessen anerkannt wird, und die Bereitschaft vorhanden ist,

den schwer vorhersehbaren Weg des Collaborative Managements mitzugehen. Dabei muss

sich jeder Teilnehmer überlegen, ob sich der Aufwand der Teilnahme zur Erreichung seiner

Interessen lohnt (Stoll-Kleemann 2005: 29). Insgesamt ist die Institutionalisierung und

Operationalisierung von partizipativen Ansätzen in Schutzgebietsverwaltungen eine enorme

Aufgabe bei der trial and error, selbstkritische Reflektion, Experimente und Innovationen

elementare Bestandteile für den Erfolg sind (Ghimire & Pimbert 1997: 35f).

Eine starke Minderheit, hauptsächlich Ökologen, betrachten hingegen eine strenge

Regelumsetzung weiterhin als die einzig effiziente und erfolgreiche Strategie, Biodiversität zu

schützen (Stoll-Kleemann 2005: 29). Ihrer Meinung nach erfordern auf der einen Seite die

Page 41: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

40

schwachen finanziellen Mittel, die hohe Korruption und die mangelnde Anerkennung von

Bürgerrechten (s. 5.3) in den Staaten der meisten tropischen Schutzgebiete und auf der

anderen Seite die Geschwindigkeit und das Ausmaß des Biodiversitätsverlustes eine

restriktive Durchsetzung der Naturschutzgesetze im Schutzgebietsmanagement. Denn alle

Versuche, Ressourcennutzung mit Naturschutz zu verbinden, haben nach ihrer

Einschätzung immer zu einem Nachteil für die Schutzgebiete geführt (Stoll-Kleemann 2005:

29).

Gibson et al. (2005) analysierten mögliche Bedingungen für ein erfolgreiches

Ressourcenmanagement in Waldschutzgebieten. Danach sind die Überwachung und die

Umsetzung von Nutzungsregelungen von größerer Bedeutung für ein funktionierendes

Schutzgebiet, als der Einfluss des Sozialkapitals18 der lokalen Bevölkerung, deren formaler

Organisationsgrad und dessen Abhängigkeit von Waldprodukten. Auch Fischer (2008)

plädiert für eine strikte Überwachung und Umsetzung der Nutzungsregelungen in

Kombination mit direkten Anreizen, z.B. Kompensationszahlungen, um die biologische

Vielfalt in Entwicklungsländern besser zu schützen (Ferraro & Kiss 2002). Die Durchsetzung

von Schutzgebietsregeln ist jedoch immer eine komplizierte Angelegenheit und schädigt oft

die Beziehungen zur lokalen Bevölkerung. Meist ist die Umsetzung nicht transparent, d.h.

dass die lokale Bevölkerung beispielsweise die Zonierung, die Nutzungsbeschränkungen

oder die möglichen Strafen nicht kennt. Dies führt dann zu weiteren Spannungen und

verhindert eine lokale Akzeptanz (Stoll-Kleemann 2005: 30). Dabei bezieht sich die

Durchsetzung von Gesetzen nicht nur auf illegale Siedler und lokale Ressourcennutzung,

sondern auch auf Holzfirmen, Bergwerke, Tourismusunternehmen und Infrastrukturprojekte,

die oft die Schutzgebietsgesetze verletzen. Korruption verschlimmert solche Konflikte weiter

und verhindert somit eine öffentliche Deliberation und passende effektive

Managementprioritäten (Stoll-Kleemann 2005: 30).

Somit warnt Spinage (2002: 16) davor, CBC-Initiativen als Allheilmittel für ganz Afrika zu

sehen und weist daraufhin, dass negative Entwicklungen in Nationalparken oft auf die

Instabilität im Land zurückzuführen sind und nicht auf die Nationalparke selbst. So existieren

immer noch alle 23 Schutzgebiete in Afrika, die älter als fünfzig Jahre sind, und in denen

heute eine höhere Dichte an Tieren lebt als zur Zeit der Einrichtung der Nationalparke. In

angrenzenden Gebieten der Schutzgebiete könnten CBC-Methoden aber angewandt

werden, um die Vitalität der Nationalparke zu erhalten.

Insgesamt stehen sich die beiden Positionen in dieser Debatte unnötig polarisiert gegenüber

und führen jeweils allein nicht zu effektiven Schutzgebietsmanagementkonzepten. So ist

dieser Streit vielmehr ein Zeichen dafür, wie dringend eine pragmatische Integration nötig ist,

da sich die Positionen nicht unbedingt gegenseitig ausschließen. Vielmehr ist für ein

18 s. Glossar

Page 42: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

41

angemessenes Management ein Mix von effektiver Gesetzesimplementation und einer

Anpassung an die lokale Bevölkerung erforderlich (Stoll-Kleemann 2005: 30).

Biosphärenreservate könnten diesen Anforderungen gerecht werden, da deren Konzept die

Verbindung von Biodiversitätsschutz und nachhaltiger Entwicklung, ein Collaborative

Management und eine Zonierung in Kern- und Pufferzonen vorsieht (Stoll-Kleemann 2005:

31f; Stoll-Kleemann et al. 2006: 2-4). Diese Zonierung ermöglicht darin eine unterschiedliche

Gewichtung von Biodiversitätsschutz, nachhaltiger Nutzung von natürlichen Ressourcen,

Forschung und Weiterbildung. Wichtig bei der Zonierung ist die klare Kennzeichnung von

Kernzonen, in denen Betreten oder Nutzung untersagt ist, und Pufferzonen, in denen die

lokale Bevölkerung bestimmte Nutzungsrechte hat. Denn für die lokale Bevölkerung ist es

wichtig, dass sie in das Zonierungssystem miteinbezogen werden und ihre Nutzung nicht

ausgeschlossen wird (Stoll-Kleemann 2005: 32).

Abschließend kann festgestellt werden, dass keine Musterlösung für ein lokales

Managementregime existiert, weil die Variablen sehr unterschiedlich und kontextabhängig

sind. Somit müssen in jedem Schutzgebiet eigene Erfahrungen gesammelt werden (Ghimire

& Pimbert 1997: 25) und je nach Einzelfall über die akute Bedrohung von Arten oder

Ökosystemen gegenüber Partizipationsmöglichkeiten abgewogen werden (Stoll-Kleemann

2003: 276).

3.5 Schutzgebiete im sozialen und politischen Prozess Heute können Schutzgebiete nicht weiter als abgrenzbare Räume verstanden werden,

sondern müssen mehr als ein offenes komplexes System gesehen werden (Western 2001:

202). Denn das Verständnis von Ökosystemen, die ein statisches Gleichgewicht anstreben,

wurde ersetzt durch das Verständnis, dass Ökosysteme ständigen Prozessen unterworfen

sind, die durch Störungen, Chaos und spontanen Änderungen bedingt sind. Somit sind

Schutzgebietsgrenzen nur künstliche Produkte menschlicher Konstruktionen (Hess 2001:

166). Darüber hinaus können Schutzgebiete durchaus auch dann erfolgreich sein, wenn sie

keine absoluten Grenzen haben, sondern diese den verändernden ökologischen, politischen,

sozialen und kulturellen Kontextbedingungen kontinuierlich angepasst und von den

menschlichen Siedlungen nicht getrennt betrachtet werden. Tatsächlich herrscht in den

meisten Gegenden mit hoher Biodiversität meist auch sozial und politisch eine angespannte

Situation, wie ein hohes Maß an Armut, unsichere Besitzverhältnisse und Landlosigkeit,

unsichere und/oder undemokratische politisches Systeme und eine Geschichte von staatlich

finanzierten Repressionen (Brechin et al. 2002: 42f). Schutzgebiete sind standardmäßig in

diese hoch komplizierten sozialen und politischen Kontexte eingebettet. Doch trotz dieser

Rahmenbedingungen muss versucht werden, die Schutzgebiete möglichst effektiv

umzusetzen. Deswegen favorisieren Brechin et al. (2002) eine nach den Bedürfnissen der

Page 43: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

42

Menschen orientierte Strategie, die sozialer Gerechtigkeit genauso viel Bedeutung beimisst

wie dem Biodiversitätsschutz und die sich den spezifischen Kontextbedingungen anpasst im

Gegensatz zu einer standardisierten Patentlösung (Brechin et al. 2002: 44).

Um einen ökologisch ernsthaften, pragmatisch realisierbaren und sozial gerechten Ansatz zu

konzipieren, benennen Brechin et al. (2002: 45-51) sechs Kernelemente des sozialen und

politischen Prozess, die für den Naturschutz als einen menschlichen Organisationsprozess

essentiell sind. Damit gemeint sind Menschenwürde, Legitimation, Governance, Übernahme

von Verantwortung, Adaption und Lernen sowie nichtlokale Kräfte:

• Die Menschenwürde umfasst hier drei grundsätzliche Prinzipien: das Recht auf allen

Ebenen des politischen Entscheidungsprozesses als gleichberechtigter Partner zu

partizipieren, das Recht auf Selbstrepräsentation und Autonomie und das Recht auf eine

politisch, ökonomisch und kulturelle Selbstbestimmung. Dieses deliberative Verständnis

hat das größte Potential, einen legitimierten Prozess anzustoßen, der soziale

Unterschiede und ökologisch und politisch sich ändernde Rahmenbedingungen

berücksichtigt und konstruktive Diskussion, Kompromisse und Machtaufteilungen fördert.

• Die Legitimation des Naturschutzansatzes soll erreicht werden durch ein praktisch

orientiertes, langfristiges Konzept, bei dem die getroffenen Entscheidungen von allen

Akteuren als legitim und realisierbar anerkannt werden. Schließlich wird der Staat allein

nie genug Ressourcen zur Verfügung haben, um die existierenden Regeln und Gesetze

im vollen Umfang umsetzen zu können, und so können Missverständnisse und mögliche

Konflikte bei der Implementation vermieden werden.

• Governance als drittes Kernelement umfasst die Art und Weise der

Entscheidungsfindung und der Machtverteilung, wobei dies stark durch den spezifischen

Kontext bestimmt wird. Oft sind soziale Konflikte und Umweltzerstörende Handlungen

selten, wenn starke Governance-Institutionen, sowie strenge Mechanismen zur

selbstregulierten Regelumsetzung, starke lokale Organisationen und ein unterstützender

Politikkontext existieren.

• Die Übernahme von Verantwortung umfasst zum einen, dass Zusagen von

verschiedenen Akteuren eingehalten werden. Und zum anderen wird die Performanz der

Programme anhand von sozialen und politischen Aspekten wie auch anderer Indikatoren

bewertet, so dass Implementationsprobleme behoben werden können.

• Adaption und Lernen ist erforderlich für die stetige Verbesserung von

Naturschutzprogrammen und umfasst die Institutionalisierung von Reflektion und

Selbstkorrektur.

• Das letzte Kernelement des sozialen und politischen Prozesses umfasst die politische

Ökonomie und den Einfluss von nichtlokalen Kräften auf die zu schützenden Gebiete, wie

beispielsweise die ökonomischen Interessen der internationalen Holzwirtschaft.

Page 44: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement

43

Mit Hilfe dieser sechs Kernelemente erweitern Brechin et al. (2002: 57) die

Schutzgebietsmanagementdiskussion um den politischen und sozialen Kontext, der in vielen

Managementansätzen bisher kaum beachtet wurde. Um die Leistung von konkreten

Biodiversitätsprogrammen zu beurteilen, kann auf dieser Basis nun begonnen werden,

genaue Bewertungsparameter für soziale Prozesse zu entwickeln (Brechin et al. 2002: 56).

Damit langfristige Erfolge erreicht werden können, ist es nötig, eine Kultur des offenen

Dialoges und des gemeinsamen Argumentierens und Verhandelns mit einem weiten

Spektrum an Akteuren aufzubauen. Denn die Zivilgesellschaft entscheidet über die Zukunft

der Biodiversität und eine breite Koalition aus internationalen Organisationen, Regierungen

und der Zivilgesellschaft entscheidet über den Prozess, den Verhandlungsmodus und

Entscheidungsmodus (Western 2001: 203).

So ähneln sich weltweit die Politics-Probleme der Schutzgebiete. Oft arbeiten die

Politikfelder kontraproduktiv. Es fehlt an politischer Unterstützung auf der lokalen und

nationalen Ebene. Es stehen zu wenig finanzielle Mittel für das Schutzgebietsmangement

zur Verfügung und politische Korruption verhindert ein effektives Management (Stoll-

Kleemann 2005: 33f). Um sich durchzusetzen, zählt das politische Gewicht des

Schutzgebiets. Das setzt sich nach Stoll-Kleemann (2005: 34f) zusammen aus dem

Leadership, der finanziellen Situation, den unterstützenden Akteuren, effektiven Netzwerken,

Prestige, konträren Interessen (z.B. Pipelinebau), dem nationalen Naturschutzdiskurs, den

Akteurskonstellationen und der generellen politischen Situation. Inwiefern die Akzeptanz der

lokalen Bevölkerung in den untersuchten Schutzgebieten durch den politischen und sozialen

Kontext beeinflusst wird, wird versucht mit den Ländercharakteristika einzuschätzen (s. 5.3).

Page 45: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen

44

4 Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen

In diesem Kapitel werden zwei Ansätze vorgestellt, die originär nicht aus der internationalen

Schutzgebietsdiskussion stammen. Jedoch können beide diese bereichern, indem die

Erkenntnisse auf das Schutzgebietsmanagement angewendet werden. Die

Handlungsstrategien für Schutzgebietsmanagement hat Sauer mit Hilfe einer empirischen

Rekonstruktion der Handlungsmuster verantwortlicher deutscher Behörden für die

Umsetzung der FFH-Richtlinie19 beschrieben (4.1) und erweitern die typischen Ansätze des

Schutzgebietsmanagements. Der Institutionenansatz von Ostrom ist für den Umgang mit der

Allmendeklemme (4.2) entwickelt worden und wurde von Agrawal weiterentwickelt, um

anhand der Komponenten von Gemeinschaftsgütern deren Zusammenhänge und

Bedeutungen zu identifizieren. Da die natürlichen Ressourcen der Schutzgebiete

Gemeinschaftsgüter sind und die Kernaufgabe jedes Schutzgebietsmanagement ist, diese

adäquat zu schützen, ist der Institutionenansatz bereichernd für die Schutzgebietsdebatte.

4.1 Handlungsstrategien für Schutzgebietsmanagement nach Sauer Die fünf Handlungsstrategien für Schutzgebietsmanagement, die nachfolgend vorgestellt

werden, hat Sauer (2006) in ihrer Promotion beschrieben, indem sie die Umsetzung der

FFH-Richtlinie anhand der Akteure der Naturschutzverwaltungen in Deutschland untersucht

hat. Dabei sind die Strategien aus einer empirischen Rekonstruktion der beobachteten

Handlungsmuster entwickelt worden und sind somit keine Strategien im klassischen

Wortsinn, die von den Akteuren absichtlich gewählt werden (Sauer 2006: 214). Sauer

bezeichnet die Handlungsstrategien auch als Umsetzung- oder Argumentationsstrategien

der Naturschutzbehörden, weil sie untersucht, welche Strategien die Akteure der

Naturschutzverwaltungen wählen, „um dem doppelten Anspruch nach richtlinienkonformer

Umsetzung und Berücksichtigung der lokalen Belange gerecht zu werden“ (Sauer 2006: 14).

Da Sauer die Gebietsausweisung und dessen Akzeptanz und nicht die dauerhafte Akzeptanz

der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung, wie in den Fallstudien dieser Arbeit,

untersucht, ist die Übertragbarkeit auf allgemeine Akzeptanzphänomene genau zu prüfen.

Die fünf Handlungsstrategien sind die ökonomische Strategie, die kooperativ-kooptative

Strategie, die fachlich-rechtlich persuasive Strategie, die Strategie der Delegation und die

hierarchische bzw. ordnungsrechtliche Strategie.

Damit die ökonomische Strategie von allen notwendigen Akteuren unterstützt wird, müssen

die Akteure sich auf einen rationalen Diskurs einlassen, ein ausreichendes Budget

vorhanden und die Finanzierungsinstrumente effizient und flexibel gestaltet sein. Die

ökonomische Strategie lässt sich in drei Säulen untergliedern. Die erste Säule ist die 19 Flora-Fauna-Habitat Richtlinie der Europäischen Union

Page 46: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen

45

Betonung der ökonomischen Chancen, weil durch die Einrichtung von Schutzgebieten

weitere finanzielle Förderung in die Region geholt werden kann. „Die Mitarbeiter der

Naturschutzverwaltungen sehen in einer ökonomischen Argumentationsstrategie die

Chance, die Betroffenen zur Mitwirkung zu gewinnen oder deren Widerstände zumindest auf

ein Maß der Duldung beziehungsweise der konditionalen Akzeptanz, die an finanzielle

Anreize gebunden ist, zu reduzieren“ (Sauer 2006: 166). Die zweite Säule umfasst die

ökonomischen Restriktionen, d.h. die schlechte finanzielle Ausstattung der

Naturschutzbehörden wird als begrenzender Faktor für die eigene Arbeit wahrgenommen.

Das kann zu einer gefühlten Handlungsohnmacht der Behörden führen. Und mit der dritten

Säule ist die Umgestaltung der ökonomischen Rahmenbedingungen gemeint, z.B. können

bekannte Förderinstrumente an die Anforderungen des FFH-Gebietsmanagements

angepasst werden. Oft wurden finanzielle Aspekte als Ursache für die Unterstützung oder

Ablehnung der Schutzgebiete durch die Betroffenen angeführt, da finanziell nachteilige

Auswirkungen auf die Landnutzung befürchtet wurden. Jedoch ist ein ökonomischer Diskurs

für die Akteure auch attraktiv, weil „tiefer liegende Ängste und Werte, die häufig als

Ablehnungsgründe für Naturschutzvorhaben erkannt wurden, […] [hier] nicht artikuliert und

verhandelt werden“ (Sauer 2006: 173). Denn oft sind nicht direkt die ökonomischen Aspekte

entscheidend, diese dürften aber als ‚symbolisches Instrument’ (Sauer 2006: 174) nicht

unterschätzt werden (Sauer 2006: 164-175).

Bei der kooperativ-kooptativen Strategie wird von der These ausgegangen, dass durch die

Zusammenarbeit mit den Betroffenen die Akzeptanz der Schutzgebiete erhöht und die

Umsetzung beschleunigt wird. Drei Formen von kommunikativen und kooperativen

Instrumenten können unterschieden werden: Information, Konsultationsverfahren sowie

bilaterale Abstimmung und Zusammenarbeit. Informationen können nicht nur durch

Informationsbroschüren, Faltblätter und Internetauftritte, sondern auch durch

Informationsveranstaltungen, Gebietsbegehungen oder Großveranstaltungen verbreitet

werden. Dabei kann sich der Tonfall zum Teil erheblich unterscheiden. Konsultations- bzw.

Dialogverfahren, die z.B. durch die öffentliche Bekanntmachung der Gebietsvorschläge

eingeleitet werden, dienen als vertrauensbildende Maßnahmen und können konkrete

Hinweise auf mögliche Konfliktpunkte geben. Bilaterale Abstimmungen und Zusammenarbeit

sind zur Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Handlungsstrategien bestimmt und sind

meist nicht öffentlich. Werden Interessen der Akteure zu wenig beachtet, erscheinen die

Konsultations- und Kooperationsversuche eher als Kooptationsversuche

(‚Vereinnahmungsversuche’) und werden mit stärkerem Widerstand quittiert (Sauer 2006:

185), das in der Praxis öfter geschieht. Die Aussicht, die Rangordnung und auch die Rollenverteilung im Akteursfeld durch partizipative Prozesse zu beeinflussen, macht die kooperativ-kooptative Strategie für das gesamte Akteursfeld attraktiv. Unmittelbarer als über die ökonomische Strategie können

Page 47: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen

46

Aufgaben- und Ressourcenverteilungen und Verantwortlichkeiten geregelt und spezifische Machtressourcen ausgebaut werden (Sauer 2006: 188).

Damit ist die Strategie erfolgsversprechend, wenn ein Verhandlungsspielraum besteht,

mittelfristig positive Umsetzungseffekte ausreichend sind und die Strategie in andere

Entwicklungsprozesse integriert wird (Sauer 2006: 175-190). Die kooperative

Handlungsstrategie geniest insgesamt eine hohe Akzeptanz bei allen Akteuren, weil hier alle

eigene Ressourcen einbringen können (Sauer 2006: 235).

Mit der fachlich-rechtlich persuasiven Strategie versuchen die Naturschutzbehörden, „andere

Akteure rational von der Notwendigkeit des Gebietsmanagements zu überzeugen“ (Sauer

2006: 191). Dabei bieten sich zwei Ansatzpunkte an: entweder kann auf die rechtliche

Verpflichtung zu Auswahl, Meldung und Erhalt der Gebiete verwiesen werden oder es

können fachliche Argumente entwickelt werden, die andere Akteure überzeugen sollen.

Gleichzeitig grenzen fachliche und rechtliche Argumente den Verhandlungsspielraum in

kooperativen Verfahren ab und dienen der Objektivierung des Vorgehens und der

Nachvollziehbarkeit des Schutzansatzes. So wird dem Bedürfnis der Betroffenen nach

Planungssicherheit und nach klaren Rahmenbedingungen entsprochen. Gleichzeitig sichern

sich die Behörden durch diese Strategie ihre Kompetenzen und versuchen ihre

Vorstellungen durchzusetzen. Um diese Strategie erfolgsversprechender zu gestalten, sollte

die Fachkompetenz der Betroffenen mehr einbezogen werden und das sogenannte

Fachwissen um soziologisches und ökonomisches Wissen erweitert werden. Denn den

„Interessen, Wertvorstellungen und Wahrnehmungsmustern der Betroffenen [muss]

ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt werden […], um sie zur Übernahme von

Verantwortung für die Schutzgüter zu motivieren“ (Sauer 2006: 195).

Bei der Strategie der Delegation wird aber die Verantwortung selten an andere

Akteursgruppen übergeben, sondern meist innerhalb der Verwaltung auf eine höhere Ebene

verlagert. Dann dient die untere Naturschutzbehörde oft als direkter Ansprechpartner für die

Betroffenen. Die Entscheidungskompetenz liegt aber bei der oberen Naturschutzbehörde.

Damit verfolgen die Naturschutzbehörden zwei Ziele. Zum einen kann die Delegation zur

Optimierung des Umsetzungsprozesses dienen. Zum anderen kann durch die Delegation

eine kurzfristige Beruhigung des möglichen Konflikts erzielt werden. Betroffene Akteure

fassen allerdings die Verlagerung auf eine höhere Verwaltungsebene als Trick auf und

sehen es lieber, wenn die Entscheidungskompetenz auf ihrer eigenen Handlungsebene liegt.

Um die damit möglicherweise verbundene Verschlechterung des Verhältnisses von

Betroffenen und Verwaltung zu vermeiden, kann die Einrichtung von Ressort übergreifenden

Projektgruppen mit ausreichender Entscheidungskompetenz nützlich sein (Sauer 2006: 197-

208).

Mit Hilfe der hierarchischen bzw. ordnungsrechtlichen Strategie scheint es auf den ersten

Blick möglich zu sein, den Anforderungen an fachlicher Qualität und Rechtsverbindlichkeit in

Page 48: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen

47

ressourceneffizienter Weise gerecht zu werden. Damit diese Strategie erfolgreich sein kann,

müssten aber die Sanktionsmechanismen als angemessen empfunden werden und

ausreichend abschreckend sein. Auch müsste dieser Zwang von den Betroffenen als legitim

angesehen werden. Betroffene begegnen dieser Strategie aber mit großer Ablehnung und

Widerstand, weil ihre Selbstbestimmung dadurch eingeschränkt wird. So macht diese

Strategie meist nur in Verbindung mit kooperativen Verfahren Sinn (Sauer 2006: 208-214).

Bei dieser Kombination können die Nachteile beider Verfahren reduziert werden: Zum einen wird der drohenden Umsetzungsschwäche der getroffenen Vereinbarungen und der Aufweichung naturschutzfachlicher Zielsetzungen vorgebeugt, zum anderen wird ein gemeinsames Problemverständnis erarbeitet und die Kompetenzen aller Akteure können in die Erarbeitung von Lösungsstrategien eingebracht werden (Sauer 2006: 213)

Für alle fünf Handlungsstrategien gilt: Die Naturschutzverwaltungen versuchen, ihre

Aufgaben formal-korrekt zu erfüllen und ihre Fachkompetenz zu wahren. Dabei sind sie

bemüht, Konflikte zu vermeiden oder zu deeskalieren und reagieren so auf Impulse anderer

Akteure. Im Interesse der Betroffenen liegt es, ihre Verfügungsgewalt über das Eigentum zu

erhalten, die Landbewirtschaftung langfristig zu sichern und damit ihre sozialen und

institutionellen Bindungen zu wahren.

Die fünf vorgestellten Handlungsstrategien lassen sich im Bezug auf ihre

Interaktionsorientierung und ihre Interaktionsrichtung schematisch darstellen. Mit der

Interaktionsorientierung ist gemeint, ob die Interaktion der Akteure verständigungsorientiert

oder persuasiv gestaltet ist. Die Interaktionsrichtung kann einseitig oder wechselseitig sein

(s. Abb. 6).

Abbildung 6: Interaktionsorientierung der Umsetzungsstrategien nach Sauer (2006: 216)

Delegation

kooperativ-kooptativ

hierarchisch

verständigungs-orientiert

persuasiv

wechselseitig einseitig

INTERAKTIONS-RICHTUNG

INTERAKTIONS-ORIENTIERUNG

ökonomisch

fachlich-rechtlich persuasiv

Page 49: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen

48

Um eine angemessene Handlungsstrategie für einen bestimmten Fall zu entwickeln, ist die

Identifizierung der Interessen- und Ressourcenprofile aller Akteure hilfreich. Die

Interessenprofile der Akteure werden durch eine materielle, kognitive und normative

Orientierung geprägt. Zu den Kerninteressen gehören die Wahrung und Erweiterung der

Handlungsautonomie, der Einflussgewinn bzw. -erhalt und die Steigerung der

Allgemeinwohls (Sauer 2006: 227). Zu den Machtressourcen der Akteure gehört

Landeigentum, Geldmittel und Arbeitskraft, aber auch das Einflusspotential auf einen Teil der

öffentlichen Meinung und die Legitimation im Akteursfeld (Sauer 2006: 226). Elementar für

den Erfolg einer Handlungsstrategie ist es auch, die Kommunikationsprobleme und

ökonomischen Aspekte zu berücksichtigen (Sauer 2006: 225).

Da die Handlungsstrategien von Sauer auf der Analyse von zehn deutschen Fallstudien

beruhen, können die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf die Fallstudien in Subsahara-Afrika

übertragen werden. Zum einen lassen sich die persönlichen Profile der Akteure nicht einfach

verallgemeinern und zum anderen sind die typischen Eigenheiten der verschiedenen

Verwaltungsebenen primär für Deutschland charakteristisch. Trotzdem bieten die

Handlungsstrategien mit ihren detaillierten Beschreibungen einen interessanten Horizont, um

das Management der untersuchten Schutzgebiete zu analysieren.

4.2 Die Tragik der Allmende und der Institutionenansatz Der Kern von Interessen- und Nutzungskonflikten in Schutzgebieten lässt sich nach Garrett

Hardin auf das von ihm 1968 beschriebene Phänomen Tradegy of the Commons

zurückführen. Danach führt das Verhalten rationaler Menschen bei freiem Zutritt zu einer

knappen Ressource zu einer Übernutzung und damit zu Umweltschäden (Frey & Bohnet

1996: 292), wie bei der Übernutzung der Gemeindeweiden im späten Mittelalter, den

sogenannten Allmenden. Nach diesen Weiden ist das Phänomen der rücksichtslosen

Übernutzung von öffentlichen Gütern (engl. common-pool resources, CPR) im Deutschen

benannt: die Allmendeklemme. In Schutzgebieten kommt hinzu, dass die öffentlichen Güter

für verschiedene Akteure einen unterschiedlichen Wert haben, sogenannte multiple-value

commons (Sauer 2006: 227). So kann beispielsweise die Vielfalt von Pflanzenarten für die

lokale Bevölkerung eine abwechslungsreiche Ernährung darstellen, für Naturschützer von

intrinsischem Wert sein und für Pharmakonzerne möglicherweise eine hohe finanzielle

Bedeutung haben.

Die meisten Interpretatoren von Hardin versuchen durch eine verstärkte staatliche

Regulierung oder eine verstärkte Privatisierung von Ressourcen eine Überwindung der

Allmendeklemme zu erreichen. Die hierarchische Einrichtung von Schutzgebieten ist

offensichtlich Ergebnis einer Denkweise, die staatliche Regulierung befürwortet (Agrawal &

Gibson 1999: 631). Hardin selbst schlägt aber sozial verantwortungsvolle Vereinbarungen

Page 50: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen

49

vor, die die einzelnen Akteure durch einen Prozess der Deliberation und Zustimmung

gemeinschaftlich akzeptieren (Bryan 2004: 884). In diesem Sinne hebt Bryan die Möglichkeit

der Collaboration hervor, um die Allmendeklemme nach Hardin zu überwinden. Denn

Collaboration verspricht die Entwicklung eines Verständnisses für gemeinschaftliches

Eigentum (engl. shared ownership). While rules, policies, and procedures can induce behavioral change, they seldom lead to a change in underlying attitudes and beliefs about the resource, or to a deeper unterstanding of the inherent complexities of environmental problems (Bryan 2004: 884).

Folglich bietet eine Collaboration im Gegensatz zu rein staatlichen oder ökonomischen

Regelungen die Möglichkeit, die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung hinsichtlich der

Nutzungskonflikte zu verändern. Ziel ist es, verbindliche soziale Vereinbarungen unter den

Ressourcennutzern durch Collaboration zu entwickeln, damit Empathie und

Rücksichtsnahme für die anderen Nutzer entstehen kann und die Ressourcen damit nicht

rücksichtslos ausgebeutet werden (Bryan 2004: 885f). Durch eine gemeinsame

Nutzeridentität kann das gemeinschaftliche Eigentum gestärkt werden und damit die

Allmendeklemme überwunden werden (Bryan 2004: 892).

Um die Einflussfaktoren für eine solche gemeinsame Identität in den Fallstudien bestimmen

zu können, rückt die Betrachtung der Interessen der unterschiedlicher Akteure innerhalb von

Gemeinschaften und die Betrachtung der Institutionen in den Fokus (Agrawal & Gibson

1999: 636-638). Der Institutionenansatz bietet deswegen für das Schutzgebietsmanagement

nach James (2001: 22) einen Rahmen und eine Sprache, um die zahlreichen Variablen, die

das Verhalten der Akteure beeinflussen, zu analysieren und das Verhältnis dieser Variablen

untereinander und zu den Managementergebnissen und -auswirkungen zu verstehen.

Institutionen können definiert werden als ein Set von formellen und informellen Regeln und

Normen, die die menschliche Interaktion untereinander und zur Natur prägen (Agrawal &

Gibson 1999: 637). Formale Institutionen sind geschriebene Instrumente, die den legalen

Rahmen für ökonomische, politische und soziale Aktivitäten einer Gesellschaft bestimmen,

z.B. Gesetze. Und informelle Institutionen sind ein System aus ungeschriebenen Regeln, die

das tägliche menschliche Verhalten im ökonomischen, politischen und sozialen Austausch

bestimmen, z.B. kulturelle Normen. Sie spiegeln das kulturspezifische Glaubenssystem einer

Gesellschaft wieder (James 2001: 4f).

Die meisten Konflikte in Entwicklungsländern entstehen zwischen nationalen formellen

Eigentumsregelungen, die Wildtiere und Schutzgebiete betreffen, und lokalen informellen

Institutionen, die sich auf dieselben Ressourcen beziehen (James 2001: 12). Denn meist

erfolgt die Umsetzung von Schutzgebietsgesetzen durch eine entsprechende landesweite

Behörde. Doch wird diese stark von den relevanten informellen Institutionen und von dem

Verhalten der Mitarbeiter beeinflusst (James 2001: 13). Um beispielsweise zwei Länder mit

den gleichen formalen Institutionen, aber sehr unterschiedlicher Naturschutzperformanz

Page 51: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen

50

verstehen zu können, ist es hilfreich, die Zusammensetzung der nationalen institutionellen

Anreize und deren Verhältnis zum Stakeholderverhalten und zur Naturschutzperformanz zu

untersuchen. Denn kultureller Glaube und soziale Normen führen in jedem Land zu einem

unterschiedlichen Maß an formaler Umsetzung und freiwilliger Regeleinhaltung (James

2001: 15).

Viele ausländische Naturschutzprojekte funktionieren deshalb oft nicht, weil ihnen ein

genaues Verständnis von dem institutionellen Kontext des Schutzgebietsmanagements fehlt.

Eine verbesserte Kenntnis des landestypischen institutionellen Umfelds und der Dynamik

institutioneller Veränderung kann ausländischen Naturschutzakteuren helfen, effektiver zu

handeln. Aus Erfahrung kann jedoch in den meisten Fällen eine langfristige Veränderung in

der Performanz des Schutzgebietsmanagements nur graduell und inkrementell erwartet

werden (James 2001: 21). Insgesamt können informelle Institutionen, die eine persönliche

Rechenschaft, eine persönliche Initiative und eine dezentralisierte Entscheidungsfindung

unterstützen, erfolgreich die Managementperformanz stärken (James 2001: 17).

Agrawal (2001) benennt vier Komponenten für ein erfolgreiches Management von common-

pool resources: die Eigenschaften der Ressource, die Charakteristika der Nutzergruppe, die

Eigenheiten des institutionellen Regimes und das Verhältnis der lokalern Nutzer zu den

externen Faktoren und Autoritäten. So plädiert er für eine Prüfung der kausalen

Zusammenhänge der einzelnen Bedingungen. Dies erfordert jedoch methodisches Geschick,

weil zunächst theoretisch die wichtigsten einzelnen Kausalzusammenhänge zu identifizieren

sind, um dann anhand von existierenden Studien die Stärke der Kausalzusammenhänge zu

bestimmen. In den Studien, die für eine solche Prüfung geeignet sind, sollten alle zu

betrachtenden Parameter berücksichtigt worden sein (Agrawal 2001: 1664). Die Fallstudien

dieser Arbeit eignen sich für die Analyse der Akzeptanz von Schutzgebieten durch die lokale

Bevölkerung und deren möglichen Einflussfaktoren, nicht jedoch für eine umfassende

Prüfung der Bedingungen für ein erfolgreiches Management von öffentlichen Gütern.

Die vier Komponenten von Agrawal können weiterentwickelt werden. Denn Institutionen

regeln die Verbindungen zwischen dem Ressourcensystem, der Nutzergruppe und den

Kontextfaktoren. Institutionen sind damit als unmittelbare Ursache besonders verantwortlich

für die Dauerhaftigkeit dieser Verbindungen. Drei Faktoren sind dabei von großer

Bedeutung: die Aufrechterhaltung passender Regeldurchsetzung, die Einbeziehung lokaler

Werte und die Sicherstellung der Konsistenz der Regeln. Denn eine entscheidende

Eigenschaft von erfolgreichen common-pool resource Arrangements ist, dass alle Nutzer

gegenseitig ihre Mitwirkung anerkennen und so Trittbrettfahrer effektiv abhalten (Stoll-

Kleemann 2005: 30f).

Page 52: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika

51

5 Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika

Der Akzeptanzkontext für die Schutzgebiete in Subsahara-Afrika setzt sich zusammen aus

dem sozialen und politischen Prozess, in dem Schutzgebiete eingerichtet und gemanagt

werden (s. 3.5), der Geschichte der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika (5.1) und speziellen

nationalen Besonderheiten, die die Schutzgebiete beeinflussen (5.2). Um die soziale und

politische Situation einschätzen zu können, werden im Unterkapitel 5.3 verschiedene

internationale Vergleichsdaten für die zehn untersuchten Länder (s. 6.3) zusammengetragen.

5.1 Geschichte der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika Gbadegesin und Ayileka (2000: 91) teilen die Geschichte der Schutzgebiete in Afrika und

deren Management in drei Phasen ein:

a) Die präkolonialer Phase “during which the African tribal communities lived in a

symbiotic relationship with nature and people made use of natural resources under

the control of traditional authorities mainly as a subsistence resource and to a lesser

extent for trade”.

b) Die koloniale und frühe post-koloniale Phase zeichnet sich durch die Einrichtung von

Schutzgebieten aus, die sowohl menschliche Besiedlung als auch die Nutzung

natürlicher Ressourcen aus den geschützten Gebieten ausschlossen (s. 3.4

protektionistischer Ansatz).

c) Die postkoloniale Phase Ende des 20. Jahrhunderts ist durch eine

Naturschutzstrategie gekennzeichnet, die aus einer Kombination von staatlicher

Kontrolle und Community-based Natural Resource Management Initiativen besteht.

Zur Zeit der Einrichtung der Schutzgebiete in der zweiten Phase bestanden große

Unterschiede in der Wahrnehmung der afrikanischen Natur zwischen den Kolonisten und der

lokalen Bevölkerung. Auf der einen Seite nahmen die Kolonisten die Natur als unberührte

Wildnis mit sogenannter charismatischer Megafauna wahr, wie Löwe, Elefant und Giraffe

(Beinart 1987: 17). Auf der anderen Seite ist die Natur für die Afrikaner ihre

Lebensgrundlage, die ihnen Nahrung, Schutz, Kleidung, Medizin etc. bietet (Gbadegesin &

Ayileka 2000: 89).

Tatsächlich war die Wildnis Subsahara-Afrikas Ende des 19. Jahrhunderts, als die

Kolonisten das Landsinnere entdeckten, gekennzeichnet durch eine dünne menschliche

Besiedlung und eine geringe Wildtierdichte. Denn aufgrund des Scramble for Africa20 in den

1870ern sind viele Afrikaner und Tiere aufgrund einschleppter Krankheiten gestorben 20 Scramble of Africa ist die englische Bezeichnung für die Aufteilung Afrikas unter den europäischen Kolonialmächten am Ende des 19. Jahrhunderts (Marx 2004: 115). Die Eroberung führt zu zwei Jahrzehnten Krieg, sehr schneller Verbreitung von Krankheiten und starke Bevölkerungseinbrüche in Zentral-, Ost- und Südafrika (Maddox 2006: 263).

Page 53: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika

52

(Maddox 2006: 263, 289). Zusätzlich verbreitete sich im südlichen Afrika während dieser Zeit

die Schlafkrankheit übertragen durch die Tsetse Fliege (Adams & McShane 1992: 175). Und

so kam es zu starken Bevölkerungseinbrüchen bei Mensch und Tier.

Motiviert durch die Faszination der Wildnis wurden Safaris zur Jagd von Elefanten und

anderer Megafauna besonders in Ostafrika ab 1900 unter reichen Touristen populär.

Weltweit bekannt wurden die Safaris durch den ehemaligen US-Präsidenten Theodore

Roosevelt, der im Jahre 1909 in Kenia auf Safari war, um reihenweise Elefanten zu schießen

(Maddox 2006: 140).

Durch die Popularität der Safaris und der zunehmenden Sorge über den Rückgang der

Wildtiere und Wälder begannen in den 1930ern verstärkt Anstrengungen, Reservate in den

Kolonien einzurichten. So wurden u. a. elf der 19 untersuchten Schutzgebiete unter

kolonialer Herrschaft eingerichtet (s. Tab. 3).

Im östlichen und südlichen Afrika haben die Engländer und in West- und Zentral-Afrika die

Franzosen Schutzgebiete nach dem protektionistischen Ansatz eingerichtet (Ghimire &

Pimbert 1997: 7; Hess 2001: 160). Denn zu der Zeit herrschte die Vorstellung vor, dass

Nationalparke in dieser Form den besten Schutz bieten (Gbadegesin & Ayileka 2000: 89).

Doch dieses protektionistische Managementmodell (s. 3.3) beinhaltet auch den Ausschluss

der Menschen als Bewohner und die Verhinderung von Subsistenznutzung und andere

menschliche Eingriffe (Gbadegesin & Ayileka 2000: 91). Unter den Kolonisten war das

Vorurteil verbreitet: „every African in a National Park is a poacher” (Adams & McShane 1992:

229). Man war der Meinung, dass die Afrikaner die Wildnis und die Wildtiere nicht

angemessen schützen könnten (Adams & McShane 1992: 243). So führten

Zwangsumsiedlungen von Indigenen aus Schutzgebieten und die Kriminalisierung ihrer

Nutzungstechniken, die auf ökologische Tragfähigkeit ausgerichtet sind, zu Hass und

Abneigung gegenüber der Naturschutzpolitik (Kideghesho et al. 2007: 2215). Dabei ist die

afrikanische Einstellung zur Natur tief verwurzelt in dem traditionellen Glauben, dass “all

things were created by the supreme-being for a harmonious continuity and there must be a

relationship of mutual obligations between all created things” (Gbadegesin & Ayileka 2000:

89).

So erstarkte in den 1950ern der afrikanische Widerstand gegen die kolonialen

Naturschutzprogramme und stärkte den antikolonialen Nationalismus (Maddox 2006: 265).

Die Jagd in den Schutzgebieten wurde in den 1960ern beschränkt und es entstand statt der

Jagdsafaris der Ökotourismus, bei dem die Nationalparke und Game Reserves von

wohlhabenden Touristen besucht werden, um die Wildtiere und außerordentlichen

Landschaften zu sehen und zu photographieren (Maddox 2006: 273f).

Page 54: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika

53

Tabelle 3: Darstellung der Fallstudienländer mit dem Jahr der Unabhängigkeit und den untersuchten Schutzgebieten mit dem Jahr der ersten Schutzgebietsausweisung

Länder Jahr der Unabhängigkeit

Schutzgebiete Datum der ersten Schutzgebiets-Ausweisung21

Botsuana 1966 Chobe National Park 196022

Gabon 1960 Ivindo National Park 1971

Bénoué Wildlife Conservation Area 193222; 24

Korup National Park 193722 Kamerun 1960/6123

Waza National Park 1934

Andohahela National Park 1939

Masoala National Park 1997 Madagaskar 1960

Ranomafana National Park 1991

Malawi 1964 Kasungu National Park 1970

Nigeria 1960 Proposed National Park in Abuja -

Sambia 1964 South Luangwa National Park 193824

Greater St Lucia Wetland Park 189524

Kruger National Park 1926 Südafrika

196125

Richtersveld National Park 1991

Katavi National Park 1974

Selous Game Reserve 1922 Tansania 1962

Serengeti National Park 1921

Bwindi Impenetrable National Park 193222 Uganda 1963

Mt Elgon National Park 19682

Nach der Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten (s. Tab. 3) kam es in den 1970ern

jedoch zu einem starken Rückgang der Wildpopulationen, besonders von Nashörnern und

Elefanten. Im Zeitraum von 1979 bis 1989 wurde die Elefantenpopulation von 1,3 Mio. auf

625 000 dezimiert (Adams & McShane 1992: IV). In Tansania wurde Wilderei in den 1980ern

sogar zu einem so großen Problem, dass im Juni 1989 eine landsweite spezielle Anti-

Wilderei Operation mit Einbeziehung des Militärs, der Polizei und den

Schutzgebietsmitarbeitern von der Regierung initiiert wurde (Songorwa 1999: 2063). Im

selben Jahr wurde ein internationales Handelsverbot für Elfenbein und die Hörner vom

Nashorn von den Mitgliedsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) 21 Die Angaben wurden teilweise ergänzt aus den jeweiligen Fallstudien. 22 Das Schutzgebiet wurde zunächst als Wildtierschutzgebiet (Game Reserve) ausgewiesen. 23 Ab 1946 war Kamerun als Treuhandgebiet der UN unter französischer bzw. britischer Verwaltung. Unabhängigkeit erlangten die beiden Gebiete 1960 bzw. 1961 und schlossen sich zur Bundesrepublik Kamerun zusammen (Lexiographisches Institut 1991: 2559). 24 Schutzgebiet wurde zunächst als Waldschutzgebiet (Forest Reserve) ausgewiesen. 25 1994 fanden die ersten unabhängigen Wahlen nach dem Apartheitsregime statt (Krennerich 2002: 750f).

Page 55: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika

54

beschlossen. Es folgten erneute Naturschutzanstrengungen und eine Wende im Naturschutz

hin zur Integration der sozioökonomischen Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung (s. 3.4). So

forschten Naturschützer seit den späten 1970ern und den frühen 1980ern nach

realisierbaren und nachhaltigen Alternativen: The most appealing alternative approach was for the conservationists to retrace their own footsteps-to go to rural communities (their perceived ‘enemies’), ask for forgiveness and promise cooperation, partnership and equitable distribution of wildlife costs and benefits [...]. They named the new approach Community-based Wildlife Management (CWM). The underlying theory is that the rural communities have been alienated from a resource they should rightfully control, manage and benefit from (Songorwa 1999: 2061).

Heutzutage besteht die Herausforderung, den Schutz der biologischen Vielfalt mit der

Verbesserung der Lebensbedingungen von der ländlichen Bevölkerung Subsahara-Afrikas

zu verbinden. Dabei ist zu beachten, dass die Maßnahmen zum Schutz der biologischen

Vielfalt in Subsahara-Afrika primär von internationalen und ausländischen Geldgebern und

durch Einnahmen des Ökotourismus finanziert werden (Adams & McShane 1992: 141f).

Trotz der intensiven Managementdiskussionen in den letzten beiden Jahrzehnten fördern die

internationalen Naturschutzorganisationen und auch die Programme der Globalen

Umweltfazilität26 weiterhin die großen Yellowstone ähnliche Nationalparke (Ghimire &

Pimbert 1997: 7). Und es scheint, dass “Africa is seen to provide wilderness for the world at

large – especially in developed countries where land and natural resources have been

exploited more intensively for longer periods and conservation programmes have been seen

initiated from a less ‘natural’ baseline” (Beinart 1987: 17). Diese Wildnis wird auch

heutzutage zur Kommunikation der Naturschutzanstrengungen bemüht, wie z.B. in der TV-

Dokumentation ‚Grzimeks Erben in Afrika’ (ZGF 2007).

Aus der anderen Perspektive gesprochen müssen die Afrikaner eine Balance zwischen ihren

Bedürfnissen und den Ansprüchen der ausländischen Regierungen und internationalen

Naturschutzgemeinschaft finden (Adams & McShane 1992: 141).

5.2 Spezielle Aspekte des nationalen Naturschutzes aus den Fallstudienländern

Für vier Fallstudienländer werden nun besondere Aspekte des nationalen Naturschutzes

dargestellt, die von den Autoren der Fallstudien hervorgehoben wurden.

Da in Tansania 28% der Landesfläche unter Schutz steht und Tansania gleichzeitig eins der

ärmsten Länder der Welt ist, sind die Schutzgebiete extrem unterfinanziert, schlecht

ausgestattet und verfügen über wenig Mitarbeiter. So wurde auf einem Workshop 1994

festgestellt, dass ein Mitarbeiter der Naturschutzbehörde ein Gebiet von 110 km2 zu

kontrollieren hat. Daraufhin rieten internationale Naturschutzorganisationen und Geldgeber

26 Globale Umweltfazilität (engl. Global Environmental Facility, GEF) der Weltbank zur Förderung von Entwicklungsprojekten mit globalem Umweltbezug (Nohlen 2002: 311).

Page 56: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika

55

der Regierung, ein Community-based Wildlife Management (CWM) einzuführen (Songorwa

1999: 2063).

Bezogen auf die Kameruner Naturschutzpolitik weisen Weladji et al. (2003: 335) daraufhin,

dass die Naturschutzgesetze regelmäßig abgeändert wurden, um die internationalen

Gesetzesanforderungen zu erfüllen. Die nationale Gesetzgebung beinhaltet “issues of

community participation in natural resource management and local communities may elect to

take ownership of community hunting areas” (ebd.). Das Problem der Wildtierschäden wurde

jedoch nicht gelöst und das Gesetz kaum implementiert.

Beck (2000: 2) nennt Uganda als Vorreiter in Afrika für Versuche von Collaborative

Management. Dabei wird dies in staatlichen Schutzgebieten umgesetzt und geht auf die

Initiative der Behörden zurück, nicht auf die der lokalen Bevölkerung. Besonders schwierig

sind collaborative Anstrengungen, wenn die Akteure vorher verfeindet waren und starke

Machtunterschiede existierten, wie in Uganda zwischen Staat und lokaler Bevölkerung. Unter

diesen Bedingungen sei zum einen ein Zustimmungsmechanismus der lokalen Bevölkerung

wichtig für erfolgreiche collaborative Anstrengungen. Und zum anderen sollte zu Beginn nur

über einen einzelnen verhandelbaren Aspekt gesprochen werden, wie hier die Nutzung

medizinischer Pflanzen im Wald (Beck 2000: 4f). Denn es muss folgendes beachtet werden: Many African states have suffered from regimes that have employed state power in authoritarian, corrupt and predatory manners. Under these conditions, communities have often tried to evade, rather than engage, state authorities [...]. Therefore, simply revising policies or promoting potential incentives will not be effective unless communities can be convinced that the government’s commitment to reform is credible. As the power to withdraw consent is an important ‘weapon of the weak,’ (Scott, 1976), analyzing the impacts of participation requires identifying the motivations of local community members (Beck 2000: 4).

Ein besonderer historischer Kontext ist für die Schutzgebiete in Südafrika aufgrund des

Apartheitsregimes gegeben. Denn mit zunehmender Gewalt wurden Schutzgebiete immer

mehr als Institutionen des unterdrückenden Apartheitsregimes gesehen und bis Anfang der

1980er war es den schwarzen Südafrikanern verboten, die meisten Schutz- und Jagdgebiete

zu betreten. Nach den ersten freien Wahlen 1994 wurde eine neue Behörde eingerichtet, die

nun sowohl für die Schutzgebiete als auch für die sozioökonomische Entwicklung der früher

benachteiligten Bevölkerung zuständig ist. Trotz dieses Policy-Wandel verbleibt “the

authoritarian and punitive model of conservation [...] embedded in the minds of many black

South Africans” (Picard 2003: 183). Somit besteht die Herausforderung besonders an die

südafrikanischen Schutzgebiete, diese historisch verankerten Wahrnehmungen zu ändern

und gleichzeitig Vorteile des Naturschutzes an die lokale Bevölkerung zu vermitteln (Picard

2003: 182f).

Page 57: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika

56

5.3 Charakterisierung der Fallstudienländer nach internationalen Vergleichsdaten

In Tabelle 4 werden internationale Vergleichsdaten der zehn Länder, in denen die neunzehn

untersuchten Schutzgebiete liegen (s. 6.3), und Daten aus Deutschland zum Vergleich

dargestellt. Ausgesucht wurden folgende Parameter aufgrund der These, dass ökonomische

Vorteile des Schutzgebiets die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung verbessert, Korruption die

Akzeptanz negativ beeinflusst und dass Empowerment27 und das Recht auf

Selbstbestimmung sich positiv auf die Akzeptanz auswirkt. Der prozentuale Anteil der

geschützten Landsfläche dient als Indikator für das Ausmaß und die Relevanz des

Naturschutzes in den Ländern.

Tabelle 4: Charakterisierungen der Fallstudienländer nach internationalen Vergleichsdaten28

Länder HDI 2005

Bevölkerung mit weniger als 1 US-$ pro Tag (%)

Index für Korruption 200729

Index für Bürgerrechte200630

%-Anteil der geschützten Fläche 2007

1 Botsuana mittel 28,0% 5,4 frei 30,19%

2 Gabun mittel - 3,3 teilweise frei 14,43%

3 Kamerun mittel 17,1% 2,4 nicht frei 8,93%

4 Madagaskar mittel 61,0% 3,2 teilweise frei 2,59%

5 Malawi gering 20,8% 2,7 teilweise frei 1,64%

6 Nigeria gering 70,8% 2,2 teilweise frei 6,48%

7 Sambia gering 63,8% 2,6 teilweise frei 41,46%

8 Südafrika mittel 10,7% 5,1 frei 6,13%

9 Tansania gering 57,8% 3,2 teilweise frei 38,36%

10 Uganda mittel - 2,8 teilweise frei 26,29%

vgl. Deutschland hoch - 7,8 frei 29,95%

Um den Stand der menschlichen Entwicklung der Länder vergleichen zu können, wird der

Human Development Index (HDI) anstelle des Bruttoinlandsprodukt benutzt, weil der HDI

27 s. Glossar 28 Folgende internationale Vergleichsdaten wurden verwandt: Jahr der Souveränität (Lexiographisches Institut 1991), Human Development Index (HDI) 2005, prozentuale Anteil der Bevölkerung, die mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag leben (beide UNDP 2007), Korruptionswahrnehmungsindex 2007 (Transparency International 2007b), Index für Bürgerrechte 2006 (Freedom House 2006) und der prozentuale Anteil der geschützten Fläche 2007 (WCPA 2008) 29 Der Punktwert eines Landes liegt auf einer Skala von 0 bis 10. Ein Wert von 0 bedeutet das höchste Maß an Korruption und ein Wert von 10 die geringste Maß an Korruption. 30 Die Kategorisierung der Länder in „frei“, „teilweise frei“ und „nicht frei“ basiert auf der Erhebung der politischen Rechte und den Bürgerrechten. Deren Bewertung erfolgt in einer Skala von 0 - 7. Wenn der durchschnittliche Wert aus beiden Parametern eines Landes zwischen 3,0 und 5,0 fällt, wird das Land „teilweise frei“ eingestuft, und zwischen 5,5 und 7,0 als „nicht frei“.

Page 58: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika

57

nicht nur das Pro-Kopf-Einkommen berücksichtigt, sondern sich aus Lebenserwartung,

Wissen und Lebensstandard zusammensetzt (Barrios & Leininger 2002: 366). Ergänzt wird

dieser mit dem prozentualen Anteil der Bevölkerung, der mit weniger als einem US-Dollar am

Tag auskommen muss. Da bekannt ist, dass gerade die ländliche Bevölkerung in

Subsahara-Afrika in Armut lebt, und die Subsistenzwirtschaft der Landbevölkerung vielerorts

die einzige Überlebensmöglichkeit darstellt. Der Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption

Perceptions Index, CPI) „von Transparency International listet Länder nach dem Grad der bei

Amtsträgern und Politikern wahrgenommenen Korruption auf“ (Transparency

International2007a). Und der Index für Bürgerrechte wird von der

Nichtregierungsorganisation Freedom House jährlich erstellt und errechnet sich aus der

Bewertung der Bürgerrechte (Freedom House 2006). Der prozentuale Anteil der geschützten

Fläche beinhaltet nach den Berechnungen der World Commission on Protected Areas

(WCPA 2008) neben den terrestrischen Schutzgebieten auch marine Schutzgebiete. So

umfassen die terrestrischen Schutzgebiete nach der FFH-Richtlinie in Deutschland nur

14,1% der Landesfläche anstelle von 29,95% (BfN 2008: 6). Deswegen sind die

Prozentangaben nur als Tendenz zu verstehen.

Page 59: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Methodik

58

6 Methodik

In diesem Methodikkapitel wird zunächst die qualitative Metaanalyse charakterisiert und in

der empirischen Sozialforschung verortet (6.1). Dann werden die Möglichkeiten von

computergestützter, qualitativer Datenauswertung und speziell die qualitative Datenanalyse-

Software ATALS.ti vorgestellt (6.2). In Kapitel 6.3 werden die Auswahlkriterien für die

Fallstudien und einige Anmerkungen zur der Ergebnisdarstellung genannt und abschließend

wird der Forschungsprozess dieser Diplomarbeit reflektiert (6.4).

6.1 Qualitative Metaanalyse in der empirischen Sozialforschung Glass (1976: 3) unterscheidet drei Ebenen der Datenanalyse: die Primäranalyse, die

Sekundäranalyse und die Metaanalyse. Bei der Primäranalyse handelt es sich um die

originale Datenanalyse in einem Forschungsprojekt. Die Sekundäranalyse ist die Re-Analyse

der Daten, um die ursprüngliche Forschungsfrage mit besseren statistischen Verfahren

auszuwerten oder um neue Fragen mit alten Daten zu beantworten. Die Metaanalyse bezieht

sich auf die Analyse von Analysen und umfasst die statistische Analyse von einer großen

Anzahl an Analyseergebnissen von einzelnen Studien, um die Erkenntnisse zu integrieren

(ebd.). Eine Metaanalyse nach Glass (1976: 7) ist somit der Einsatz von systematischen

Forschungstechniken, um offensichtliche Widersprüche in den Forschungsergebnissen

aufzulösen oder die Ergebnisse aus verschiedenen Studien zu verknüpfen.

Dies erfolgt in dieser Metaanalyse. Da die Datenbasis veröffentlichte Studien und nicht

dessen Rohdaten sind, werden die publizierten Ergebnisse anhand einer umfassenden

Kategorienliste möglichst nachvollziehbar, transparent und systematisch verglichen (s. u.).

Dazu dient die Metaanalyse von Geist und Lambin (2001) als Vorlage. Eine quantitative

Auswertung erfolgt jedoch nicht, da die Fallzahl von 19 Schutzgebieten für quantitative

Verfahren zu wenig ist. Dies ist für die Metaanalyse aller 173 Fallstudien der GoBi-

Forschungsgruppe vorgesehen.

Allgemein ist die Aufgabe der empirischen Sozialforschung, „verschiedene, methodisch

kontrollierbare Ansätze zur empirischen Analyse gesellschaftlicher Sachverhalte“ (Hülst

1990: 328) zu entwickeln und anzuwenden. Dabei haben sich „im Wesentlichen vier

Methodenarten in unterschiedlicher Differenzierung herauskristallisiert: Befragungsmethoden

[…], Beobachtungsverfahren […], Inhaltsanalysen […] und Gruppendiskussionsverfahren“

(Hülst 1990: 331). Die qualitative Metaanalyse ist den Inhaltsanalysen zuzuordnen, weil der

Gegenstand der Inhaltsanalysen die „Untersuchung aufgezeichneter geistiger Produkte“

(Hülst 1990: 331), wie Filme, Musik oder Texte, ist. Die Inhaltsanalyse wurde entwickelt, um

die Forschungsgegenstände „nach einem, durch das Untersuchungsziel bestimmten

Kategorienschema systematisch zu erfassen, auszuzählen und damit zu objektivieren“ (Hülst

Page 60: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Methodik

59

1990: 333). Somit ist diese Methodenart bisher eher quantitativ geprägt. Jedoch spricht sich

Früh (2004: 67) gegen die dichotomisierenden Bezeichnungen von quantitativer und

qualitativer Inhaltsanalyse aus und definiert übergreifend: „Die Inhaltsanalyse ist eine

empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung

inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen“ (Früh 2004: 25).

Die Leitlinien dieser Diplomarbeit orientieren sich an den drei Kennzeichen qualitativer

Sozialforschung nach Flick (2007: 26): „die Gegenstandsangemessenheit von Methoden und

Theorien, die Berücksichtigung und Analyse unterschiedlicher Perspektiven sowie [die] […]

Reflexion des Forschers über die Forschung als Teil der Erkenntnis“.

Die Gegenstandsangemessenheit bedeutet zunächst, dass die gewählten Methoden und

Theorien zu dem Forschungsgegenstand, hier den Fallstudien, und der Forschungsfrage

passen. Bei der Methodenwahl gilt es weiterhin abzuwägen, ob und wie die „Komplexität von

Realität und Phänomenen“ erfasst werden soll. Durch ein qualitatives Forschungsdesign

werden die Methoden so offen gestaltet, „dass sie der Komplexität im untersuchten

Gegenstand gerecht werden können“ (Flick 2007: 27). Da Ziel dieser Arbeit die

Identifizierung der Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der Schutzgebiete durch die lokale

Bevölkerung in Subsahara-Afrika ist, entspricht diese Arbeit dem explorativen Anspruch,

„Neues zu entdecken und empirisch begründete Theorien zu entwickeln“ (ebd.). So müssen

qualitative Forschungen die Validität (Gültigkeit) der Untersuchung im Bezug auf ihren

Gegenstand nachweisen. Dabei sollten folgende zentrale Kriterien erfüllt werden:

- die Erkenntnisse sollen im empirischen Material begründet sein,

- die Methoden angemessen ausgewählt und angewendet werden,

- die Relevanz der gefundenen Ergebnisse nachvollziehbar sein und

- die Reflexivität des Vorgehens nachweisen (Flick 2007: 28).

Zweites Kennzeichen qualitativer Sozialforschung ist, die Unterschiedlichkeit der

Perspektiven auf den Forschungsgegenstand zu verdeutlichen. Damit werden subjektive und

soziale Bedeutungen gegenüber dem Forschungsgegenstand expliziert. Auch werden

„Zusammenhänge […] im konkreten Kontext des Falls beschrieben und aus ihm erklärt“

(Flick 2007: 29). So liegt der Fokus dieser Arbeit auf der Sicht der lokalen Bevölkerung, aber

auch die Wahrnehmungen der Schutzgebietsmitarbeiter werden berücksichtigt.

Die Reflexion des Forschers über seine Beteiligung am Forschungsprozess ist das dritte

Kennzeichen qualitativer Sozialforschung. Denn die Beobachtungen, Eindrücke, Irritationen

usw. des Forschers fließen in die Interpretation der Ergebnisse ein (Flick 2007: 29) und

werden entsprechend dokumentiert. Dies dient der Reliabilität (Zuverlässigkeit) der

Datenerhebungsmethoden. Die „Reliabilität der Auswertung (Inhaltsanalysen) kann

[hingegen] dadurch absichert werden, dass verschiedene Personen das Material auswerten

und ihre Auswertungen im Diskurs zur Übereinstimmung bringen“ (Gutscher et al. 1996: 58).

Page 61: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Methodik

60

Mit der Einhaltung der drei Kennzeichen und der beiden Gütekriterien wird versucht, die

intersubjektive Nachvollziehbarkeit und Transparenz bei der Entstehung der Ergebnisse zu

erhöhen. Die computergestützte Datenauswertung kann dafür hilfreich sein (s. 6.2).

Neben der Beachtung der Validität und Reliabilität weisen Geist und Lambin (2001) in der

Metaanalyse ‚What drives tropical deforestation?’ auf zwei Bias hin, die bei einer

Metaanalyse beachtet werden sollten: der Autorenbias der untersuchten Studien und der

eigene Bias. Der Autorenbias bedeutet, dass die Vorurteile, Voreingenommenheit und

Befangenheit der Autoren sich auf die Auswahl und Interpretation der Analysedaten auswirkt

(Geist & Lambin 2001: 2). Um diesen möglichen Autorenbias besser einschätzen zu können,

wird in Kapitel 7.1 der Forschungskontext der Fallstudien analysiert. Der eigene Bias

bedeutet, dass die Autoren der Metaanalyse von ihren Vorurteilen beeinflusst die Studien

auswählen, deren Daten auswerten und interpretieren (Geist & Lambin 2001: 2). Bei der

Auswahl der Fallstudien in dieser Arbeit wurden deswegen eindeutige Auswahlkriterien

definiert (s. 6.3). Um die Datenauswertung und -interpretation möglichst nachvollziehbar zu

gestalten, wurde die qualitative Datenanalyse-Software ALTAS.ti benutzt (s. 6.2). Trotzdem

ist darauf hinzuweisen, dass diese Arbeit von einer deutschen Studentin der

Umweltwissenschaften geschrieben wurde, die keinen direkten Kontakt zu Schutzgebieten in

Subsahara-Afrika hat.

6.2 Computergestützte, qualitative Datenauswertungen mit ALTAS.ti Die Datenauswertung erfolgte mit Hilfe des Softwareprogramms ATLAS.ti, das in den Jahren

1989 bis 1992 an der Technischen Universität Berlin im Rahmen des interdisziplinären

Forschungsprojekts ATLAS entwickelt wurde (Muhr 1996: 245). ATLAS.ti gehört zu der

Gruppe von qualitativer Datenanalyse-Software (QDA-Software) und unterstützt ein

induktives, Hypothesen generierendes Vorgehen. Dabei ist die QDA-Software immer nur „ein

Werkzeug zur Erleichterung von Analyse und Interpretation“ (Flick 2007: 470) und nicht als

eine eigene Auswertungsmethode zu verstehen.

Zu Beginn von jedem Datenanalyseprojekt wird bei ATLAS.ti eine hermeneutische Einheit,

die sogenannte Hermeneutic Unit, eingerichtet, in der dann die Primärtexte aber auch alle

Kodes, Kodierungen, Kommentare und Memos abgelegt werden (s. Anhang 1). Die Arbeit

mit ATLAS.ti ist unterteilt in eine textuelle und eine konzeptuelle Bearbeitungsebene. „Die

textuelle Ebene umfasst alle direkt auf die untersuchten Texte (Primärtexte) bezogenen

Tätigkeiten“ (Muhr 1996: 248), wie das Kodieren der Primärtexte oder das Schreiben von

Kommentaren. „Die konzeptuelle Ebene ist charakterisiert durch theoriebezogene

Aktivitäten“ (ebd.), wie Abfrage von Kodekombinationen mit Hilfe des Query Tool (s. u.) oder

das Verbinden von Kodes und Kommentaren zu konzeptuellen Netzwerken. „Das

Abwechseln zwischen der textuellen und konzeptuellen Arbeit entspricht methodisch einem

Page 62: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Methodik

61

Wechsel zwischen einem eher induktiven (Bottom-Up) und deduktiven (Top-Down)

Vorgehen“ (Muhr 1996: 249).

Bei dieser Metaanalyse wurden die Fallstudien zunächst anhand der Kodeliste der GoBi-

Forschungsgruppe deduktiv kodiert (s. Anhang 2). Die Kodeliste wurde bereits von der GoBi-

Forschungsgruppe induktiv bei der Auswertung von qualitativen Experteninterviews

erarbeitet. Die Interviews wurden auf dem Weltnaturschutzkongress der IUCN in Bangkok im

Jahr 2004 durchgeführt, um Erfolgsdefinitionen und aktuelle Herausforderungen für

Schutzgebiete und Schutzgebietsmanager zu identifizieren (Stoll-Kleemann & Bertzky 2008:

359f). Da die Fallstudien für die gesamte GoBi-Metaanalyse von verschiedenen Personen

kodiert werden, wurde die Reliabilität der Auswertung erhöht, indem zunächst mehrere

Personen dieselben Fallstudien kodiert haben (s. 6.1). Über die unterschiedlichen

Verständnisse der Kodes und der verschiedenen Kodierweise, z.B. lange oder kurze

Textabschnitte, wurde dann im direkten Vergleich der Kodierungen miteinander diskutiert.

Durch diese gemeinsame Eichung der Kodierweise wurde die innere Kongruenz der

Kodierung erhöht.

Die Auswertung der Primärtexte erfolgt mit Hilfe des Query Tools (s. Anhang 1), mit dem

verschiedene Kodekombinationen abgefragt werden können. Dabei stehen dem Nutzer die

Bool’sche Operatoren, semantische Operatoren und Näherungsoperatoren zur Verfügung.

Die Bool’schen Operatoren umfassen ‚und auch’, ‚entweder oder’, ‚sowohl als auch’ und

‚nicht’. Die semantischen Operatoren beziehen sich auf Netzwerkstrukturen von Kodes. Und

die Näherungsoperatoren werden benutzt, um die räumliche Relation der vergebenen Kodes

im Text zueinander zu analysieren, z.B. ein Kode folgt dem anderen (Muhr 2004: 162-167).

Zusätzlich existiert der Operator co-occurence, der vier Näherungsoperatoren miteinander

vereint: Kode A innerhalb Kode B, A umfasst B, A wird überlappt von B und A überlappt B.

Die Auswertungsergebnisse können daraufhin in Memos zusammengefasst und wichtige

Zitate mit den Memos verknüpft werden. Denn insgesamt ist die genaue Dokumentation des

Forschungsprozesses in der qualitativen Sozialforschung notwendig, um die Ergebnisse

möglichst systematisch und intersubjektiv nachvollziehbar darzustellen.

6.3 Auswahl der Fallstudien und Darstellung der Ergebnisse Forschungsgegenstand der Metaanalyse sind 17 wissenschaftliche Aufsätze. Fünf

Fallstudien31 stammen aus der Fallstudiensammlung der GoBi-Forschungsgruppe und die

anderen zwölf wurden anhand üblicher Literaturrecherchemethoden entdeckt. Es wurden

drei Kataloge (der gemeinsame Verbundkatalog (GVK), Web of Science und Google

Scholar), drei Online-Zeitschriftenverlage (ScienceDirect, SpringerLink und Cambridge

31 Beck 2000, Gbadegesin & Ayileka 2000, Mbile et al. 2005, Sassen & Wan 2006 und Songorwa 1999

Page 63: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Methodik

62

Journals) und die Inhaltsverzeichnisse von zwei Zeitschriften (World Development (2000 -

2007) und Environmental Management (2006-2007)) durchsucht. Dabei wurden die Begriffe

protected area, biosphere reserve und national park im Wechsel kombiniert mit attitude,

perception oder auch case stud*.

Folgende Auswahlkriterien mussten die Fallstudien erfüllen:

• Die Fallstudie bezieht sich auf ein oder mehrere Schutzgebiete.

• Die Schutzgebiete liegen in Subsahara-Afrika inklusive Madagaskar.

• Die Fallstudie wurde in einer internationalen, englischsprachigen Zeitschrift

veröffentlicht32, in der die Artikel vor der Veröffentlichung von Experten begutachtet

wurden (sogenannte peer-reviewed Artikel).

• Die Publikation ist nicht älter als 15 Jahre. Sie sollte möglichst nach 2000 veröffentlicht

worden sein.

• Der Forschungsgegenstand der Studie ist eine empirische Datenerhebung bei der

lokalen Bevölkerung, die in und/oder in der Nähe des Schutzgebiets leben. Dabei wird

die Akzeptanz, die Wahrnehmung oder die Einstellung der lokalen Bevölkerung u. a.

untersucht.

• Die Methode der empirischen Datenerhebung war für die Auswahl nicht entscheidend.

17 Studien erfüllen diese Kriterien und sind Gegenstand der Metaanalyse. Dabei war in der

Regel ein Schutzgebiet der Forschungsgegenstand von einer Fallstudie mit folgenden

Ausnahmen:

• Das Selous Game Reserve wurde sowohl in der Studie von Gillingham und Lee (1999)

als auch von Songorwa (1999) untersucht.

• Beck (2000) vergleicht in seiner Untersuchung zwei ugandische Nationalparke, Bwindi

Impenetrable National Park und Mount Elgon National Park.

• Musumali et al. (2007) stellen den Chobe National Park in Botsuana dem South Luangwa

National Park in Sambia gegenüber.

• Marcus (2001) hinterfragt in seinem Aufsatz die Wirkung von ICDP in drei

madagassischen Nationalparken, Andohahela, Masoala und Ranomafana. Auch der

Forschungsgegenstand von Ormsby und Kaplin (2005) ist der Masoala National Park.

So ergeben sich 17 Fallstudien, die sich auf 19 Schutzgebiete beziehen (s. Tab. 5).

Nach der Darstellung des Forschungsgegenstandes werden an dieser Stelle einige Hinweise

zur Darstellung der Ergebnisse aus den Fallstudien gegeben. Die Fundorte von Zitaten aus

den Fallstudien werden im Ergebniskapitel nicht in herkömmlicher Weise mit der

Seitenangabe zitiert, sondern mit der Angabe der Fallstudien- und Absatznummern. So

bedeutet z.B. die Angabe (P7: 35), dass das vorangegangene Zitat aus der Studie von

32 Zwei Fallstudien, die zur Gruppe der grauen Literatur zählen, stammen aus Fallstudiensammlung der GoBi-Forschungsgruppe.

Page 64: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Methodik

63

Holmes (s. Tab. 5) und aus dem 35. Absatz stammt. Die Absatznummerierung wird von

ATLAS.ti automatisch angegeben und die kodierten Fallstudien sind mit Absatznummer im

digitalen Anhang nachlesbar. Wird jedoch in anderen Kapiteln etwas aus einer Fallstudie

zitiert, geschieht dies auf die übliche Art und Weise.

Tabelle 5: Alphabetische Auflistung der untersuchten Schutzgebiete mit Angabe des Landes und Autoren der Fallstudien

P33 Schutzgebiet Land Autoren der Fallstudien

9 Andohahela National Park Madagaskar Marcus 2001

17 Bénoué Wildlife Conservation Area Kamerun Weladji et al. 2003

3 Bwindi Impenetrable National Park Uganda Beck 2000

12 Chobe National Park Botswana Musumali et al. 2007

5 geplanter National Park in Abuja Nigeria Gbadegesin & Ayileka 2000

14 Greater St Lucia Wetland Park Südafrika Picard 2003

15 Ivindo National Park Gabon Sassen & Wan 2006

11 Kasungu National Park Malawi Mkanda & Munthali 1994

7 Katavi National Park Tansania Holmes 2003

10 Korup National Park Kamerun Mbile 2005

1 Kruger National Park Südafrika Anthony 2007 9 13

Masoala National Park MadagaskarMarcus 2001; Ormsby & Kaplin 2005

3 Mt Elgon National Park Uganda Beck 2000

9 Ranomafana National Park Madagaskar Marcus 2001

4 Richtersveld National Park Südafrika Boonzaier 1996 6 16

Selous Game Reserve Tansania Gillingham & Lee 1999; Songorwa 1999

8 Serengeti National Park Tansania Kideghesho et al. 2007

12 South Luangwa National Park Sambia Musumali et al. 2007 2 Waza National Park Kamerun Bauer 2003

Weiterhin werden in dieser Arbeit durchgehend die Bezeichnungen für die Schutzgebiete

genannt, die in den Fallstudien benutzt wurden. In manchen Fällen existieren verschiedene

Schutzgebietskategorien und damit Bezeichnungen für eine geschützte Region.

Beispielsweise besteht bei der Bénoué Wildlife Conservation Area die Kernzone des

Schutzgebiets aus dem Bénoué National Park.

Die Ergebnisdarstellung aus dem Vergleich der einzelnen Schutzgebiete erfolgt im Kern auf

zwei Arten. Zum einen wird zusammengefasst, in wie vielen Schutzgebieten ein bestimmter

33 In der ersten Spalte P ist die Nummerierung der Fallstudien anhand der alphabetischen Reihenfolge der Autoren angeben.

Page 65: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Methodik

64

Aspekt erwähnt wird. Jedoch kann aufgrund der Aussage, dass z.B. ein Aspekt für zehn von

19 Schutzgebieten genannt wird, nicht darauf geschlossen werden, dass dies nur für 52,6 %

der Schutzgebiete zu trifft. Denn in den anderen neun Schutzgebieten wurde zu diesem

Aspekt keine Angabe gemacht. So können nur Positiv-Aussagen getroffen werden und keine

Aussage über ein Aspekt, der in der Studie nicht betrachtet wird. Für welches Schutzgebiet

jedoch der Aspekt zutrifft, wird in einer Fußnote angegeben. Zum anderen werden einzelne

Beispiele für besondere Sachverhalte hervorgehoben und so umfangreich wie nötig und so

knapp wie möglich dargestellt.

6.4 Reflexion des Forschungsprozesses Insgesamt kann der Forschungsprozess dieser Arbeit als abduktiv und zirkulär beschrieben

werden. Die Entwicklung der Forschungsfrage entstand zum einen induktiv aus der

Kodierung von Fallstudien für die GoBi-Forschungsgruppe und zum anderen deduktiv durch

die Literaturanalyse über Schutzgebietsmanagement. Dieser sich immer wieder

abwechselnde Forschungsprozess von Induktion und Deduktion wird Abduktion genannt

(Reichertz 2007). Auch die Strukturierung des Ergebniskapitels ist abduktiv und sukzessiv

entstanden.

Besonders die Reflexion des Auswertungsprozesses ist für die Nachvollziehbarkeit und

Transparenz wichtig zu reflektieren. Während der Kodierung der Fallstudien wurden neben

der Kodes von der Kodeliste der GoBi-Forschungsgruppe eigene freie Kodes angelegt, da

die bisherige Kodeliste für die Forschungsfrage dieser Arbeit nicht immer differenziert genug

war, wie z.B. der neue Code attitude and behaviour connection. Denn für die

Verhaltensänderung der lokalen Bevölkerung gegenüber dem Schutzgebiet ist es

interessant, die Textstellen, in denen Einstellung und Verhalten verknüpft wird, zu

analysieren.

Die geplante Auswertung der Fallstudien mit Hilfe des Query Tools war nur bedingt

erfolgreich, da die Kodeabfrage oft nur mit dem Operator co-occurence Sinn ergab. Damit

können Textstellen identifiziert werden, für die mehrere Kodes vergeben wurden. Die

vergleichsweise hohe Trefferquote von teilweise über 100 Treffern erschwerte jedoch eine

effektive Auswertung und Zusammenfassung in Memos, so dass deduktiv Analysekriterien

zusammengestellt wurden und dann in einer Excel-Tabelle zusammengetragen wurden. Die

Tabellendarstellung in den Memos von ATLAS.ti ist nicht dynamisch und deswegen

unübersichtlich und ungeeignet. Wobei der Masoala National Park und das Selous Game

Reserve je zwei Zeilen füllt, pro Studie eine Zeile (s. Tab. 5). So konnten zu jedem

Auswertungszeitpunkt bestimmte Aspekte genau den Schutzgebieten zu geordnet werden

und der Überblick erhalten bleiben. Zur Kontrolle, ob alle Aspekte erfasst wurden, wurden mit

Page 66: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Methodik

65

Hilfe der Wortsuche bestimmter Schlüsselbegriffe in ALTAS.ti gesucht, wie z.B. poach*,

corrup*, illegal*, conflict*, intrin*, futur*.

Insgesamt ist eine solche detaillierte, qualitative Metaanalyse sehr komplex und erfordert

höchste Konzentration, um die Schutzgebiete nicht zu verwechseln.

Page 67: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

66

7 Ergebnisse

Der Ergebnisteil gliedert sich in unterschiedliche Unterkapitel, die sich aus der bisherigen

Forschung zur Akzeptanz von Schutzgebieten ergeben. Zunächst werden die Fallstudien

nach Forschungskontext und -methoden charakterisiert, um in der Diskussion die

Aussagekraft der Fallstudienergebnisse vergleichen und bewerten zu können (7.1).

Anknüpfend an die Akzeptanztriade von Lucke werden die Akzeptanzobjekte, die

Schutzgebiete, und die Akzeptanzsubjekte, die lokale Bevölkerung, in Kapitel 7.2 und 7.3

dargestellt. Rentsch (1988) unterteilte weiterführend die Betroffenheit der lokalen

Bevölkerung durch das Schutzgebiet in eine materielle und eine immaterielle. Diese

Untergliederung wird in der Darstellung der Auswertungsergebnisse in Kapitel 7.4 und 7.5

übernommen. Nach der Darstellung der Akzeptanz und Einstellung der lokalen Bevölkerung

zu unterschiedlichen Aspekten des Schutzgebiets in Unterkapitel 7.6, werden im Unterkapitel

7.7. die illegalen Aktivitäten im Schutzgebiet (7.7.1) und die Konflikte der lokalen

Bevölkerung (7.7.2) zusammengefasst. Die externen Einflüsse, wie Distanz zum und Besuch

vom Schutzgebiet, sind Gegenstand von Unterkapitel 7.8. Das Wissen und das Verhalten

gegenüber den lokalen Schutzgebieten werden in Unterkapitel 7.9 im Zusammenhang mit

den Einstellungen dargestellt. Abschließend werden die identifizierten Einflussfaktoren auf

die Akzeptanz übersichtlich zusammengetragen (7.10).

7.1 Charakterisierung der Fallstudien nach Forschungskontext und -methoden

Zunächst wird ein Überblick über die siebzehn Fallstudien gegeben bezüglich ihrer

Publikationsform, dem beruflichen und nationalen Hintergrund der Autoren (7.1.1), um

danach auf die unterschiedlichen Forschungsfragen und -methoden der Fallstudien

einzugehen (7.1.2). Denn Stoll-Kleemann und Bertzky (2008: 361f) haben einen

Zusammenhang zwischen den angewendeten wissenschaftlichen Methoden und der

Positionierung zum effektiven Schutzgebietsmanagement, Regelvollzug oder Partizipation,

festgestellt. So verweisen „quantitativ orientierte Studien (u. a. Bruner et al. 2001) […] auf

Regelvollzug als die richtige Strategie, während eher qualitativ orientierte Studien, die sich

vor allem auf einzelne Fallstudien beziehen (u. a. Stoll-Kleemann & O´Riordan 2002; West &

Brechin 1991), partizipative Ansätze favorisieren“.

7.1.1 Charakterisierung anhand des Forschungskontextes 15 von den 17 wissenschaftlichen Aufsätzen wurden in einer englischsprachigen

internationalen Zeitschrift veröffentlicht. Davon stammen sechs Studien aus Environmental

Page 68: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

67

Conservation34, drei aus Biodiversity and Conservation35, zwei aus Orxy36 und je eine aus

Human Ecology37, Journal of Environmental Management38, Land Use Policy39 und World

Development40. Die Studie von Beck (2000) wurde geschrieben für das Treffen der

International Association for the Society of Common Property und dafür im Internet

veröffentlicht41. Die siebzehnte Studie von Sassen und Wan (2006) ist der Abschlussbericht

von einem Forschungsprojekt im Ivindo National Park42, das von der Europäischen Union

und CIFOR (Center for International Forestry Research) finanziert wurde.

13 Studien43 wurden von Wissenschaftlern von Universitäten oder Forschungsinstituten

geschrieben, eine44 in Kooperation mit einer Universität und einer staatlichen Behörde und

jeweils eine Studie wurde allein von einer staatliche Behörde45 und einer Stiftung46 verfasst.

Die Studie von Mbile et al. (2005) wurde von sieben Autoren verfasst, die entweder an einem

Forschungsinstitut oder einer staatlichen Behörde oder beim Nationalparkprojekt beschäftigt

sind.

Insgesamt stammen 15 Autoren aus dem universitären Kontext und gehörten zum Zeitpunkt

der Publikation zu Instituten, Zentren oder Fachbereichen unterschiedlicher

Forschungsdisziplinen: drei lassen sich der Anthropologie zu ordnen, drei der Biologie bzw.

Ökologie, zwei zu den Umweltwissenschaften, zwei zu einem umwelt- und

politikwissenschaftlichen Kontext, zwei zu einem umwelt- und entwicklungspolitischen

Kontext und je einer der Geographie und der Politikwissenschaften. So lässt sich keine

dominierende Forschungsdisziplin erkennen. Die Vielfalt der Forschungsdisziplinen spiegelt

vielmehr den interdisziplinären Charakter der internationalen Schutzgebietsforschung wieder.

In nur einer Studie wurden naturwissenschaftliche Daten (Sassen & Wan 2006) erhoben. In

der Studie von Mbile et al. (2005: 3) wird sogar explizit auf die Interdisziplinarität des

Forschungsteams hingewiesen.

Dabei stammen fünf Studien47 von Autoren, die in den USA beschäftigt sind, vier aus

Europa48 (Großbritannien, Niederlande, Norwegen und Ungarn), eine aus Neuseeland49 und

34 Anthony 2007, Bauer 2003, Gillingham & Lee 1999, Ormsby & Kaplin 2005, Picard 2003 und Weladji et al. 2003 35 Boonzaier 1996, Kideghesho et al. 2007 und Mkanda & Munthali 1994 36 Holmes 2003, Musumali et al. 2007 37 Marcus 2001 38 Mbile et al. 2005 39 Gbadegesin & Ayileka 2000 40 Songorwa 1999 41 http://dlc.dlib.indiana.edu/archive/00001010/00/beckp041800.pdf [Zugriff 5. Mai 2008] 42 http://www.cifor.cgiar.org/mla/download/publication/MLA_Gabon_Report%20FINAL3.pdf [Zugriff 5. Mai 2008] 43 Anthony 2007, Bauer 2003, Beck 2000, Boonzaier 1996, Gillingham & Lee 1999, Holmes 2003, Kideghesho et al. 2007, Marcus 2001, Musumali et al. 2007, Ormsby & Kaplin 2005, Sassen & Wan 2006, Songorwa 1999 und Weladji et al. 2003 44 Gbadegesin & Ayileka 2000 45 Mkanda & Munthali 1994 46 Picard 2003 47 Beck 2000, Holmes 2003, Marcus 2001, Ormsby & Kaplin 2005 und Picard 2003

Page 69: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

68

eine aus Indonesien50. Vier Studien51 wurden von Autoren verfasst, die im untersuchten Land

auch beschäftigt sind, und zwar je eine in Kamerun, Malawi, Nigeria und Südafrika. Zwei

Studien52 entstanden aus der Kooperation norwegischer Wissenschaftler einmal mit einem

tansanischen Wissenschaftler und einmal mit einem aus Sambia. So stammt der

überwiegende Teil der Studien von Autoren, die nicht auf dem afrikanischen Kontinent

beschäftigt sind.

7.1.2 Charakterisierung anhand der Forschungsfragen und -methoden Im Weiteren sollen die Forschungsansätze der Fallstudien vorgestellt werden, damit die

Qualität der Ergebnisse eingeschätzt werden kann. Dabei wird zunächst auf die

Fragestellung der Studien eingegangen, um dann die unterschiedlichen methodischen

Ansätze zu erläutern.

Alle Studien befassen sich mit den Wahrnehmungen, Einstellungen und der Akzeptanz der

lokalen Bevölkerung zu dem Schutzgebiet, in dem oder in dessen Nähe sie leben. Die

Forschungsfragen unterscheiden sich jedoch nach Präzisionsgrad und danach, inwiefern

bestimmte Aspekte, die das Verhältnis der lokalen Bevölkerung zum Schutzgebiet

beeinflussen können, bereits in der Fragestellung formuliert werden. In vier Studien53 wird

allgemein nach den Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung gefragt. Und

wiederum wird in vier Studien54 das Verhältnis zu den Mitarbeitern des

Schutzgebietsmanagements untersucht. Auch allgemeine Wahrnehmungen wie die der

Natur oder des Naturschutzes werden erfragt, wie auch die Meinung zur nationalen Politik.

Manche Fragestellungen der Studien betrachten den Einfluss von staatlichen

Managementprogrammen auf die lokale Bevölkerung oder eine andere55 untersucht die

Wirkung von Collaborative Agreements. Ebenfalls wird die Wahrnehmung jener

Managementansätze und lokaler Entwicklungsprojekte, die Naturschutz und wirtschaftliche

Entwicklung verbinden wie ICDP, CBNRM und CAMPFIRE, untersucht. Häufiger steht die

allgemeine Ressourcennutzung im Schutzgebiet als eine wichtige wirtschaftliche

Komponente der lokalen Bevölkerung im Fokus der Fragestellung. Dabei können deren

allgemeine Gewinne betrachtet werden, die Wildtier bezogenen Gewinne, aber auch die

Schäden der Wildtiere. In einer Studie56 werden sogar explizit die unterschiedlichen

Holznutzungstechniken untersucht. Inwiefern die Wahrnehmung und die Einstellungen der

48 Anthony 2007, Bauer 2003, Gillingham & Lee 1999 und Weladji et al. 2003 49 Songorwa 1999 50 Sassen & Wan 2006 51 Boonzaier 1996, Gbadegesin & Ayileka 2000, Mbile et al. 2005 und Mkanda & Munthali 1994 52 Kideghesho et al. 2007 und Musumali et al. 2007 53 Anthony 2007, Kideghesho et al. 2007, Marcus 2001 und Ormsby & Kaplin 2005 54 Holmes 2003, Ormsby & Kaplin 2005, Picard 2003 und Weladji et al. 2003 55 Beck 2000 56 Holmes 2003

Page 70: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

69

lokalen Bevölkerung mit deren Verhalten in Verbindung gebracht werden kann, thematisieren

nur zwei Studien57 in ihren Fragestellungen. Oft werden aber soziodemographische und

sozioökonomische Daten der lokalen Bevölkerung erfasst, um mögliche positive

Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der Schutzgebiete zu identifizieren.

Bei der methodischen Herangehensweise stimmen viele Fallstudien überein, da der Kern

ihrer Untersuchung standardisierte Interviews mit der lokalen Bevölkerung sind. 13 Studien58

beinhalten eine solche Befragung, wovon vier59 sich nur auf eine Befragung der lokalen

Bevölkerung beziehen. Dies bestätigt die Aussage, dass Einstellungen meist quantitativ

erfasst werden (s. 2.3). Bei den anderen sieben Studien wurden die Daten durch andere

Methoden ergänzt: Focus-Group Diskussionen60, Interviews mit Schlüsselpersonen wie

Schutzgebietsmitarbeitern oder lokalen Regierungsvertretern, teilnehmende Beobachtung

und andere (s. Tab. 6).

Die Befragung der lokalen Bevölkerung erfolgte meist durch eine zufallsgenerierte

Stichprobenauswahl von Haushalten in Dörfern in oder in der Nähe des Schutzgebiets. Oft

wurde die Stichprobe stratifiziert nach unterschiedlichen Kriterien, wie Alter, Geschlecht,

Beruf, Ethnie, Besitz, Mitgliedschaft in lokalen Organisationen, nähe zum Schutzgebiet, der

Zugänglichkeit zum Schutzgebiet oder einfach durch Rücksprache mit Dorfältesten,

Schutzgebietsmitarbeitern oder lokalen NGOs. Durch die Haushaltsbefragung wurde der

anwesende meist männliche Familienvorstand befragt, wodurch ein Genderungleichgewicht

entstand (Gillingham & Lee 1999; Kideghesho et al. 2007). Bei Musumali et al. (2007) führte

dies zu einem umgekehrten Genderungleichgewicht, weil die Befragung während der

landwirtschaftlichen Saison durchgeführt wurde und die Männer auf den Feldern waren. Die

meisten Fragebögen für die Interviews bestanden aus einer Kombination von offenen und

geschlossenen Fragen, wobei die geschlossenen Fragen je nach Fragetyp eine Ja-Nein

Antwort oder eine Antwortskala nach Likert anbot.

Nach den standardisierten Interviews der lokalen Bevölkerung findet die Befragung von

Schlüsselpersonen aus dem Gebiet für zehn Schutzgebiete die zweithäufigste Anwendung

(s. Tab. 6). Dabei werden Schutzgebietsmitarbeiter, lokale Regierungsvertreter, lokale NGOs

usw. mit dem gleichen Fragebogen befragt, oder es werden halbstandardisierte oder offene

Interviews durchgeführt, die zur Sondierung der Problematik vor Ort dienen.

57 Beck 2000 und Holmes 2003 58 Anthony 2007, Bauer 2003, Beck 2000, Gbadegesin & Ayileka 2000, Gillingham & Lee 1999, Holmes 2003, Kideghesho et al. 2007, Marcus 2001, Mkanda & Munthali 1994, Musumali et al. 2007, Ormsby & Kaplin 2005, Picard 2003, Songorwa 1999 und Weladji et al. 2003 59 Anthony 2007, Bauer 2003, Kideghesho et al. 2007 und Mkanda & Munthali 1994 60 s. Glossar

Page 71: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

70

Tabelle 6: Übersicht der verwendeten Methoden in den Fallstudien

Nr. Autor

Interviews mit der lokalen

Bevölkerung

Interviews mit

Schlüssel-personen

Focus-Group

Diskussion Andere Methoden

P1 Anthony 2007 X

P2 Bauer 2003 X

P3 Beck 2000 X - teilnehmende Beobachtung - Fernerkundung

P4 Boonzaier 1996 - Tiefeninterviews

P5 Gbadegesin & Ayileka 2000

X X

P6 Gillingham & Lee 1999

X X

P7 Holmes 2003 X

- Verhaltensbeobachtung nach einem Jahr - Erneute Befragung nach zwei Jahren

P8 Kideghesho et al. 2007

X

P9 Marcus 2001 X X X

P10 Mbile et al. 2005

X X - partizipative Kartierung mit GPS Unterstützung

P11 Mkanda & Munthali 1994

X

P12 Musumali et al. 2007

X X

P13 Ormsby & Kaplin 2005

X X - teilnehmende Beobachtung - Archivrecherche

P14 Picard 2003 X X - Teilnahme an über zwölf Naturschutztreffen

P15 Sassen & Wan 2006

X X X - partizipative Landschaftskarte - Felduntersuchungen

P16 Songorwa 1999 X X - teilnehmende Beobachtung - Sekundärdaten (z.B. Berichte)

P17 Weladji et al. 2003

X X

Die Renaissance der Focus-Group Diskussionen (Flick 2007: 259) zeigt sich in dieser

Fallstudienauswahl wieder, weil diese Technik in fünf Studien verwendet wird (s. Tab. 6).

Damit knüpft diese qualitative Methode an die zweite Forschungstradition in der

Umweltpsychologie an, die durch eine offene Kommunikation mit den Probanden versucht,

Page 72: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

71

relevante Aspekte einer Thematik zu identifizieren (s. 2.3). Damit sind die Focus-Group

Diskussionen geeignet, die Problematik bezüglich der Schutzgebietsakzeptanz durch die

lokale Bevölkerung in vielen Facetten zu erfassen. Focus-Group Diskussionen können so

eine Befragung der lokalen Bevölkerung vorbereiten oder auch die Ergebnisse zur

Diskussion stellen.

Die teilnehmende Beobachtung wurde in fünf Fallstudien als ergänzende Methode

angewandt (s. Tab. 6).

Vier Studien haben keine standardisierte Befragung der lokalen Bevölkerung durchgeführt,

sondern andere Methoden gewählt. Beck (2000) beispielsweise untersuchte collaborative

agreements in zwei Gemeinden, die an ugandische Nationalparke angrenzen, mit der

Forschungsfrage, inwiefern sich dadurch die Einstellungen und das Verhalten der lokalen

Bevölkerung verändert haben. Um die illegale Nutzung der Ressourcen im Nationalpark zu

messen, wurden Interviews mit den Nationalparkrangern durchgeführt, die sowohl in den

Gemeinden mit den collaborative agreements als auch in den Kontrollgemeinden arbeiten.

Ergänzt wurden diese Interviews mit teilnehmenden Beobachtungen des Autors und

Ergebnissen der Fernerkundung über illegale Abholzungsflächen in den Nationalparken.

Boonzaier (1996) hingegen erläutert die Anwendung von Tiefeninterviews nicht genauer,

geht aber auf die Schwierigkeit von Einstellungsmessung ein: The assessment of attitudes (of any kind) remains a thorny issue in the social sciences. Simplistic questionnaires (‘attitudinal surveys’) are imperfect tools to gain insight into what are often very complex and nuanced values and beliefs. To some extent, in-depth interviews can be used to overcome this problem, but (in the context of the Richtersveld) these simply served to highlight two further dilemmas: (i) local attitudes to conservation are undergoing constant modification, and (ii) the local population is not a like-minded ‘community’ whose members all share the same attitude to conservation. (P4: 45)

Diese Schwierigkeiten bei der Erfassung von Einstellungen durch Fragebögen werden in den

sogenannten Fragebogen-Studien nicht thematisiert.

Die letzten beiden Studien (Mbile et al. 2005; Sassen & Wan 2006) weisen ein ganzes

Methodenset auf. So handelt es sich bei Mbile et al. (2005) um eine partizipative und sozio-

ökologische Studie, bei der versucht wird, Lösungsvorschläge für die Verbindung der lokalen

Bedürfnisse für einen sicheren Lebensunterhalt mit den langfristigen Zielen des

Nationalparks zu erarbeiten. Dafür wurden die Landnutzungsformen durch eine partizipative

Kartierung mit GPS Unterstützung61 erfasst und halbstrukturierte Interviews sowie Focus-

Group Diskussionen durchgeführt. Bei der Studie von Sassen und Wan (2006) handelt es

sich um eine explorative Studie, die die lokalen Wahrnehmungen und Prioritäten untersucht,

um mögliche Verbindungen zwischen Entwicklungs- und Naturschutzaspekten zu

identifizieren. So wurden Landschaftskarten mit den Männern und Frauen getrennt 61 Bei einer partizipativen Kartierung mit GPS Unterstützung gehen die Forscher mit Freiwilligen der lokalen Bevölkerung die genutzten Länderein ab und die beobachteten und berichteten Landnutzungsformen werden zusammen mit georeferenzierten Daten aufgenommen (Mbile et al. 2005: 3f)

Page 73: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

72

gezeichnet, um verschiedene lokale Biotoptypen zu identifizieren, die dann durch

partizipative Felduntersuchungen beschrieben wurden (Sassen & Wan 2006: 5-8).

Außerdem führten Sassen und Wan Focus-Group Diskussionen, strukturierte Interviews mit

Schlüsselpersonen und eine Haushaltsbefragung durch.

Damit deckt die Fallstudienauswahl eine große Spannbreite an methodischen

Herangehensweisen ab. Eine klare Einteilung der Fallstudien nach qualitativer oder

quantitativer Methoden ist nur für sieben Fallstudien möglich, da bei den anderen zehn

Studien entweder mehrere Methoden angewandt werden oder die Befragung der lokalen

Bevölkerung aus quantitativen und qualitativen Elementen besteht. Fünf Studien62 haben

jedoch nur qualitative Methoden angewandt, um die Einflussfaktoren auf die

Schutzgebietsakzeptanz zu ermitteln und zwei Studien63 haben nur eine quantitative

Befragung der lokalen Bevölkerung durchgeführt.

Für den Masoala National Park und für den Selous Game Reserve liegen je zwei

Forschungsergebnisse vor (s. Tab. 5). Um später die Ergebnisse bewerten zu können, wird

hier auf die unterschiedliche Datenaufnahme in denselben Schutzgebieten hingewiesen. Für

den madagassischen Nationalpark Masoala ist auf die unterschiedliche Stichprobenauswahl

der Studien von Marcus (2001) und Ormsby und Kaplin (2005) hinzuweisen. Marcus hat

insgesamt in den drei madagassischen Nationalparken Andohahela, Masoala und

Ranomafana Bewohner von 26 Dörfern befragt, wobei ICDP teilnehmende Dörfer mit

Kontrolldörfern verglichen wurden. Ormsby und Kaplin (2005) hingegen hat zwei Dörfer in

der Nähe des Masoala National Parks verglichen, wobei Mahalevona fünf Kilometer vom

Nationalpark entfernt ist und Ambohitralanana 15 Kilometer.

Beim Selous Game Reserve hat Songorwa (1999) drei Pufferzonenprojekte des Selous

Conservation Programme (SCP) verglichen. Zwei Pufferzonenprojekte befinden sich im

Süden des Selous Game Reserve und das Dritte im Morogoro District, im Norden des

Schutzgebiets. In diesem Distrikt befindet sich u. a. die Mgeta River Pufferzone, in der

Gillingham und Lee (1999) vier von elf Dörfern der Bwakira Chini Division von August bis

September 1995 befragt hat. Songorwas Datenaufnahme erfolgte von August bis November

1996.

7.2 Die Akzeptanzobjekte: die lokalen Schutzgebiete In diesem Abschnitt werden die lokalen Schutzgebiete anhand unterschiedlicher Parameter

charakterisiert. Zunächst werden die Schutzgebiete Ökosystemtypen zu geordnet (7.2.1),

dann wird der historische Kontext der einzelnen Schutzgebiete skizziert, indem auf die

Umsiedlungsmaßnahmen hingewiesen wird. Und zuletzt werden die Schutzgebiete den

62 Beck 2000, Boonzaier 1996, Mbile et al. 2005, Ormsby & Kaplin 2005 und Sassen & Wan 2006 63 Anthony 2007 und Kideghesho et al. 2007

Page 74: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

73

internationalen Schutzgebietskategorien und Governance Typen zugeordnet, um das

Management der Schutzgebiete einschätzen zu können, und die lokalen Entwicklungs- und

Naturschutzprojekte genannt.

7.2.1 Ökosystemtypen der Schutzgebiete In Abbildung 7 wird die geographische Verteilung der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika

dargestellt, wobei jeweils drei Schutzgebiete in Kamerun, Madagaskar, Südafrika und

Tansania gelegen sind.

Abbildung 7: geographische Verteilung der Schutzgebiete und Biosphärenreservate

Ganz grob lassen sich die Schutzgebiete in vier unterschiedliche Ökosystemtypen einteilen:

Regenwald, Waldsavanne, Savanne und Ästuar. Von den neunzehn Fallstudien sind sieben

Nationalparke64 hauptsächlich immergrüne Regenwälder mit teilweise montanen Wäldern.

64 Andohahela NP, Bwindi Impenetrable NP, Ivindo NP, Korup NP, Masoala NP, Mt Elgon NP und Ranomafana NP

geplanter National Park in Abuja

Waza National Park

Bénoué Wildlife Conservation

Korup National Park

Ivindo National Park

South Luangwa National Park

Kasungu National Park

Kruger National Park Richtersveld National Park

Greater St Lucia Wetland Park

Mount Elgon National Park

Bwindi Impenetrable National

Serengeti National Park

Katavi National Park

Selous Game Reserve

Masoala National Park

Ranomafana National

Andohahela National Park

Chobe National Park

Page 75: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

74

Vier Schutzgebiete65 umfassen Laub abwerfende Trockenwälder (Miombowälder) und

Grasland. Zu dem Savannenökosystem können sieben Schutzgebiete66 gezählt werden.

Diese sind bedeckt von Grasland, Laubholzsavannen, baumarme Savannen, Akazienwälder

und gebirgige Wüstenlandschaften. Der Greater St Lucia Wetland Park besteht aus einem

der größten afrikanischen Ästuargebiete mit Mangrovenwäldern und indigenem Küstenwald.

Eine genauere Klassifizierung der Vegetation ist an dieser Stelle nicht nötig, da diese grobe

Einteilung nur die unterschiedliche Verfügbarkeit der natürlichen Ressourcen für die lokale

Bevölkerung verdeutlichen soll (s. 6.3.2). Die Größe der untersuchten Schutzgebiete variiert

sehr stark (s. Tab. 7), von dem kleinsten Schutzgebiet, dem Bwindi Impenetrable National

Park, mit einer Größe etwa so groß wie das Bundesland Bremen (404km2) und dem größten

Schutzgebiet, dem Selous Game Reserve, das fast die Ausmaße von Niedersachsen (47

348km2) erreicht. Zum Selous Game Reserve zählen jedoch sowohl die Kern- als auch die

Pufferzonen und bei anderen Schutzgebieten wird nur die Kernzone, d.h. der Nationalpark,

genannt. Die Hälfte der Schutzgebiete ist jedoch eher so groß wie das Saarland (2 570km2)

(Bundesrat 2008).

7.2.2 Schutzgebietsausweisung und Umsiedlungsmaßnahmen Wie bereits in Kapitel 5.1 dargestellt, wurden elf der 19 Schutzgebiete bereits vor der

Unabhängigkeit von den Kolonialmächten eingerichtet. Bei diesen frühen Reservaten ist zu

beachten, dass diese in der Regel Wald- und/oder Wildschutzgebiete waren und nicht das

komplette Ökosystem geschützt haben. Oft wurde erst durch die Erhöhung des

Schutzstatus, z.B. zum Nationalpark, die Nutzung natürlicher Ressourcen in dem Gebiet

stark eingeschränkt und im Zuge dessen die lokale Bevölkerung aus dem Schutzgebiet

umgesiedelt. So wurde z.B. im Serengeti National Park der lokalen Bevölkerung in den

angrenzenden Regionen die Nutzung natürlicher Ressourcen weitestgehend verboten, da

diese zu Game Reserves ausgewiesen wurden.

Für neun Schutzgebiete67 wird von Zwangsumsiedlungen oder zumindest von

Ankündigungen und Versuchen für Umsiedlungsmaßnahmen der lokalen Bevölkerung

berichtet. Im Greater St Lucia Wetland Park ist es beispielsweise bisher nicht zu

Zwangsumsiedlungen gekommen, jedoch: Despite its protected status, there are an estimated 12 000 to 30 000 individuals residing illegally in the Dukuduku Forest (Everard 1992; Sapa News Agency 2000). Attempts to evict the Forest residents have been met with fierce armed resistance, in one instance leaving two people dead and several wounded (Carnie 1998). Despite their illegal status, the residents of Dukuduku have, to date, not been relocated from the Forest (P14: 50).

65 Kasungu NP, Katavi NP, Selous Game Reserve und South Luangwa NP 66 Bénoué Wildlife Conservation Area, Chobe NP, Kruger NP, Richtersveld NP, Serengeti NP, Waza NP und der geplante NP in Abuja 67 Bwindi Impenetrable NP, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Korup NP, Mt Elgon NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und Waza NP

Page 76: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

75

Auch im Bwindi Impenetrable National Park, Korup National Park und Mt Elgon National Park

ist es aufgrund des Protestes nicht zu Umsiedlungen gekommen. Aber der Zugang zu den

natürlichen Ressourcen wurde verboten. Trotz des Verbots werden in allen drei

Nationalparken die natürlichen Ressourcen von der lokalen Bevölkerung weiter genutzt. Im

Waza National Park hingegen erfolgte die Umsiedlung ohne Rücksprache oder

Kompensationen. Die lokale Bevölkerung siedelte danach in unmittelbarer Nähe zu der

Schutzgebietsgrenze, da keine Pufferzone zum Nationalpark existiert. Im Richtersveld

National Park wurde das Vertrauen der lokalen Bevölkerung zum Schutzgebietsmanagement

grundlegend gestört, weil die Absicht des Park Boards bestand, die lokalen Kleinbauern

umzusiedeln. Geschehen ist dies jedoch nicht.

Tabelle 7: Übersicht über die untersuchten Schutzgebiete mit Angaben zu ihrer Größe, dem Datum ihrer Ausweisung, den entsprechenden IUCN Management Kategorien, UNESCO-Biosphärenreservate und UNESCO-Weltnaturerbestätten (UNESCO 2008c; WCPA 2008)

Land Schutzgebiet Größe IUCN Schutzgebietskategorie und anderer internationaler Schutzstatus

Botsuana Chobe National Park 1 057 000 ha II

Gabun Ivindo National Park 300 211 ha Unset

Bénoué Wildlife Conservation Area 180 000 ha Biosphärenreservat

Korup National Park 129 481 ha II Kamerun

Waza National Park 170 000 ha Biosphärenreservat

Andohahela National Park 76 020 ha Ia

Masoala National Park 220 477 ha II Madagaskar

Ranomafana National Park 40 519 ha II

Malawi Kasungu National Park 231 600 ha II

Nigeria Proposed National Park in Abuja

Sambia South Luangwa National Park 905 000 ha II

Greater St Lucia Wetland Park 239 566 ha Weltnaturerbestätte, II, III & IV

Kruger National Park 915 053 ha Biosphärenreservat Südafrika

Richtersveld National Park 160 962 ha Weltnaturerbestätte, II

Katavi National Park 447 100 ha II

Selous Game Reserve 4 480 000 ha Weltnaturerbestätte, II & IV Tansania

Serengeti National Park 1 476 300 ha Weltnaturerbestätte, Biosphärenreservat, III & IV

Bwindi Impenetrable National Park 32 092 ha Weltnaturerbestätte, II Uganda

Mt Elgon National Park ?68 Biosphärenreservat

68 Größe unbekannt. Größe des Mount Elgon Nature Reserve (national) beträgt 111 000 ha.

Page 77: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

76

7.2.3 Internationale Schutzgebietskategorien, Governance Typen und lokale Entwicklungsprojekte

Die aktuellen internationalen Schutzgebietskategorien der einzelnen Gebiete sind in Tabelle

7 aufgelistet, wobei die Daten aus der World Database on Protected Areas stammen. Fünf

Schutzgebiete sind als UNESCO-Biosphärenreservate anerkannt und weitere fünf als

Weltnaturerbestätten. In Tabelle 8 sind die Schutzgebiete bezüglich ihrer höchsten IUCN-

Kategorie aufgelistet und anhand der Matrix von Borrini-Feyerabend (s. 3.2.2) den

Governance Typen zugeordnet worden. Dabei ist es sehr auffällig, dass 15 Schutzgebiete

staatlich gemanagt werden (Governance Typ A) und davon neun Nationalparke zur IUCN-

Kategorie II zählen. Vier Schutzgebiete werden gemeinschaftlich gemanagt, wobei in den

beiden ugandischen Nationalparken (Bwindi Impenetrable und Mt Elgon) ein Collaborative

Agreement mit der lokalen Bevölkerung abgeschlossen wurde. Diese Vereinbarung regelt

verschiedene Nutzungsrechte der lokalen Bevölkerung und im Gegenzug helfen diese bei

der Kontrolle der Schutzgebietsregeln. Bei dem Richtersveld National Park handelt es sich

um ein Vertragsschutzgebiet. D.h. die lokale Bevölkerung hat mit dem Staat gemeinsam das

Schutzgebiet und dessen Ausgestaltung beschlossen. Dabei werden der lokalen

Bevölkerung Nutzungsrechte zu gebilligt und Kompensationszahlungen geleistet.

Gbadegesin und Ayileka (2000) plädieren für den geplanten Nationalpark in Abuja, Nigeria,

ein gemeinschaftliches Management aufzubauen. Kasungu, Korup und Kruger National Park

sind im Grunde staatlich gemanagte Schutzgebiete, in denen jedoch partizipative

Managementansätze ausprobiert werden oder ausprobiert werden sollen. So wird im

Kasungu National Park ein lokales Projekt angeboten, um Raupen zu sammeln und Honig zu

gewinnen. Mit den angrenzenden Gemeinden des Kruger National Park hingegen wurden

partizipative Kommunikationsstrukturen aufgebaut, um in monatlichen Treffen das Verhältnis

der lokalen Bevölkerung zu Schutzgebiet zu verbessern. Auffällig ist, dass kein Schutzgebiet

privat oder von der lokalen Bevölkerung allein verwaltet wird und die Mehrheit der

Schutzgebiete staatlich gemanagt ist.

Weiterhin werden in vier Schutzgebieten69 International Conservation und Development

Projects (ICDP) durchgeführt und in dreien70 ein Community-Based Natural Ressource

Management (CBNRM). In den drei madagassischen Nationalparken sind die ICDPs aus

dem nationalen Umweltaktionsplan von 1988 entstanden und wurden in Zusammenarbeit mit

internationalen Umweltorganisationen eingerichtet. In einer zweiten Phase wurden diese

Projekte dem nationalen Nationalparkservice (Association National pour la Gestion des Aires

Prot´ees, ANGAP) übertragen. Angrenzend zum Waza National Park in Kamerun wurde

1993 ein ICDP initiiert, auf das der Bau touristischer Unterbringungen,

Gesundheitseinrichtungen und einer Trinkwasserversorgung zurückgeht. Zusätzlich wurde 69 Andohahela NP, Masoala NP, Ranomafana NP und Waza NP 70 Chobe NP, Selous Game Reserve und South Luangwa NP

Page 78: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

77

1997 ein Multi-Stakeholder Management Komitee gegründet und Verträge mit der lokalen

Bevölkerung über die Nutzung von natürlichen Ressourcen abgeschlossen.

Tabelle 8: Eine Matrix, um Schutzgebiete nach ihrem Managementziel und Governance Typ zu charakterisieren (Unterstrichene Schutzgebiete tendieren zum Governance Typ B; Quelle: http://www.unesco.org/mab/wnbrs.shtml [Zugriff: 16. Mai 2008])

Governance i Typen

IUCN Schutzgebiets-kategorien

A. Staatlich gemanagte Schutzgebiete

B. Gemein-schaftlich gemanagte Schutzgebiete

C. Private Schutz-gebiete

D. Community Conserved Areas

I: Strenges Naturreservat/ Wildnisgebiet

Andohahela National Park

II: Nationalpark

Chobe National Park Greater St Lucia Wetland Park Kasungu National Park Katavi National Park Korup National Park Masoala National Park Ranomafana National Park Selous Game Reserve South Luangwa National Park

Bwindi Impenetrable National Park Richtersveld National Park

III: Naturmonument

Serengeti National Park

IV: Biotop/Artenschutz-gebiet mit Management

V: Geschützte Landschaft/ Geschütztes marines Gebiet

VI: Ressourcen-schutzgebiet mit Management

Biosphärenreservat

Bénoué Wildlife Conservation Area Kruger National Park Waza National Park

Mt Elgon National Park

Keine internationale Schutzgebiets-kategorie

Ivindo National Park

Geplanter National Park in Abuja

Page 79: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

78

Bei den CBNRM im Chobe National Park in Botsuana und im South Luangwa National Park

in Sambia werden der lokalen Bevölkerung Jagdkonzessionen und die Nutzung von

sogenannten non-timber forest products71 zu gebilligt. Das Selous Conservation Programme

(SCP) in Tansania bezieht sich wiederum mehr auf lokale Entwicklungsprojekte, wie

Wasserpumpen, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, und bietet Kredite für kleine

Selbsthilfeprojekte, die jedoch aufgrund der finanziellen Eigenbeteilungen der lokalen

Bevölkerung nicht genutzt werden. Auch sind viele Gewinne aufgrund der hohen Korruption

an Regierungsmitglieder gegangen und nicht an die lokale Bevölkerung (s. 7.7). In der

Bénoué Wildlife Conservation Area in Kamerun werden Jagdkonzessionen an die lokale

Bevölkerung und internationale Safarianbieter vergeben. Im Serengeti National Park in

Tansania hingegen werden im Rahmen des Serengeti Regional Conservation Project

(SRCP) Jagdrechte an die lokalen Gemeinden vergeben. Im Greater St Lucia Wetland Park

in Südafrika sind nicht Jagdrechte von besonderem Interesse für die lokale Bevölkerung,

sondern die Nutzung des Incemagras (Juncus kraussi), das eine hohe kulturelle und

ökonomische Bedeutung für die Zulu hat. Alleinerziehende Frauen, Witwen oder Frauen,

deren Männer arbeitslos sind, weben daraus Hochzeitsmatten, die ein traditionelles

Hochzeitsgeschenk sind. Und im Kasungu National Park in Malawi wird ein Nutzungsprojekt

von Honig und Raupen aufgebaut, an dem sogar 90% der Subsistenzbauern teilnehmen

möchten.

Somit existieren zusätzlich zu den Schutzgebieten elf unterschiedliche Entwicklungsprojekte,

die versuchen die materiellen Vorteile der Schutzgebiete für die lokale Bevölkerung zu

stärken.

7.3 Die Akzeptanzsubjekte: die lokale Bevölkerung Für die Analyse der materiellen und immateriellen Betroffenheit der lokalen Bevölkerung in

den unterschiedlichen Schutzgebieten ist es von Bedeutung, die soziodemographische und

sozioökonomische Situation der lokalen Bevölkerung zu skizzieren und identifizierte

Einflussfaktoren darzustellen. Die Informationen über die lokale Bevölkerung unterscheiden

sich in den einzelnen Fallstudien stark. Die Extreme reichen von keinerlei Informationen bei

Musumali et al. (2007) für Chobe National Park und South Luangwa National Park bis zu

einer detaillierten Fragenbogenerhebung von Gbadegesin und Ayileka (2000) an die lokale

Bevölkerung in Abjua, Nigeria, oder einer genauen Analyse der Dorfstruktur im Korup

National Park von Mbile et al. (2005).

71 Mit non-timber forest products sind natürliche Ressourcen im Wald gemeint, die nicht aus Holz bestehen und von der lokalen Bevölkerung genutzt werden, z.B. Honig (s. 7.3.2).

Page 80: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

79

7.3.1 soziodemographische Merkmale der lokalen Bevölkerung In diesem Abschnitt wird die Bedeutung des Geschlechts, des Alters, der Bildung, der

ethnischen und religiösen Zugehörigkeit und der Wohndauer in der Region für die Akzeptanz

der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung dargestellt.

Für vier Schutzgebiete72 wurde die Akzeptanz der Schutzgebiete geschlechtsspezifisch

ausgewertet. Davon unterschied sich die Akzeptanz in zwei Schutzgebieten nicht signifikant

und im Waza National Park und im Selous Game Reserve waren die Männer signifikant

positiver zum Schutzgebiet eingestellt als die Frauen. Die Ursache für diesen Unterschied

lässt sich aus der muslimischen Gesellschaftsstruktur erklären, da die Frauen für die

Haushalts- und Landwirtschaftsarbeit zuständig sind und deswegen die Ernteschäden durch

Wildtiere direkter erleben. Die Vorteile des Selous Conservation Programme jedoch erfahren

die Männer, die das öffentliche Leben prägen.

Ob das Alter der lokalen Bevölkerung die Akzeptanz beeinflusst, wird in fünf Schutzgebieten

untersucht, dabei ist das Alter zweimal73 als nicht entscheidend dargestellt. Drei

Schutzgebiete74 wurde festgestellt, dass Jüngere positiver zum Schutzgebiet eingestellt sind

als Ältere. Anthony (2007: 241) nennt für den Kruger National Park als mögliche Ursache,

dass die ältere Bevölkerung die Ungerechtigkeiten im Park unter dem Apartheitsregime

miterlebt haben und die Schulkinder heute durch Parkexkursionen die positive Rolle des

Schutzgebiets für die Region erklärt bekommen.

Das Bildungsniveau wurde insgesamt in neun Schutzgebieten75 explizit beachtet, wobei nicht

in jeder Studie das Bildungsniveau als Einflussfaktor auf die Akzeptanz geprüft wurde. Für

fünf Schutzgebiete76 wurde festgestellt, dass Bewohner mit einer höheren Bildung positiver

zum Schutzgebiet eingestellt sind als Bewohner mit geringerer Bildung, zum einen, weil

Menschen mit höherer Bildung ein größeres Verständnis für den Wert von Wildtieren haben,

und zum anderen, weil „the role of education […] a key to better opportunities for

employment and, therefore, a route for alternative livelihood strategies“ ist (P8: 155).

Die Bedeutung der ethnischen und religiösen Zugehörigkeit wurde für 13 Schutzgebiete77

thematisiert. Dabei variiert die ethnische Zusammensetzung der Region zwischen nur einer

indigenen Bevölkerungsgruppe, wie den Zulu im Greater St Lucia Wetland Park in Südafrika,

und über 20 verschiedenen ethnischen Gruppen, wie im Selous Game Reserve oder im

Serengeti National Park, beide in Tansania. Mbile et al. (2005) untersuchten im Korup

72 Andohahela NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und Waza NP 73 Andohahela NP und Serengeti NP 74 Bénoué Wildlife Conservation Area, Kruger NP und Masoala NP 75 Andohahela NP, Bénoué Wildlife Conservation Area, geplanter NP in Abuja, Kasungu NP, Kruger NP, Masoala NP, Ranomafana NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP 76 Andohahela NP, Kasungu NP, Masoala NP, Ranomafana NP und Serengeti NP 77 Andohahela NP, Bénoué Wildlife Conservation Area, geplanter NP in Abuja, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Katavi NP, Korup NP, Masoala NP, Ranomafana NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und Waza NP

Page 81: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

80

National Park in Kamerun sehr detailliert die traditionelle Organisationsstruktur der Batanga,

die über eine starke ethnische Identität verfügen und durch eine flache Hierarchie

gekennzeichnet sind. Weil die Batanga über die de facto Autorität des Nationalparks

verfügen und illegale Wilderer aus Nigeria decken, entwickelten die Autoren aus dieser

Analyse einen Vorschlag, wie das Vertrauen der lokalen Bevölkerung zum

Schutzgebietsmanagement aufgebaut werden könnte. Einige Batanga sind aufgrund der

geringen Einkommensmöglichkeiten auf dem Land in die Stadt gezogen. These relatives regularly send in money, kerosene, soap and other valuables not easily acquired in the village. When we include the ‘external elite’ community, the educational level of the Park villages would cover most levels, from primary to post university. Such make-up within and without, but linked to these small resident communities can be tapped-into, in human organisational capacity development for adaptive management of the PA (P10: 135).

Somit erhoffen sich die Autoren durch die Einbeziehung der externen Elite, die Akzeptanz

des Schutzgebiets bei der lokalen Bevölkerung zu verbessern. Holmes (2003: 313) stellte für

den Katavi National Park signifikante Unterschiede bei der Akzeptanz des Schutzgebiets

zwischen den beiden ethnischen Gruppen Pimbwe und Sukuma fest. Erklären lässt sich dies

durch die unterschiedliche Siedlungsstruktur und die kulturellen Unterschiede. Die Pimbwe

leben im Dorf und nehmen deswegen die Besuche der Schutzgebietsmitarbeiter mehr wahr

als die Sukuma, die meist ungefähr fünf Kilometer außerhalb des Dorfes leben. Zusätzlich

sind die Sukuma ökonomisch autonomer als die Pimbwe und handeln mehr untereinander,

so dass sie die ökonomischen Vorteile des Nationalparks weniger wahrnehmen. Deswegen

wollen die Sukuma den Nationalpark lieber aufgelöst sehen als die Pimbwe.

Die Einstellung der lokalen Bevölkerung zum jeweiligen Schutzgebiet wurde in zwei

Schutzgebieten untersucht in Abhängigkeit zu der Anzahl der Jahre, die die lokale

Bevölkerung in der Region lebt. In der Bénoué Wildlife Conservation Area geben die

Menschen, die kürzer in der Region leben, eine höhere Akzeptanz des Schutzgebiets an,

weil sie sich bisher nicht trauten, eine gegenteilige Meinung zu äußern als diejenigen, die

dort schon länger leben. Die Menschen in der Nähe des Katavi National Parks sind umso

mehr für den Erhalt des Nationalparks, je länger sie bereits in der Region leben.

7.3.2 sozioökonomische Merkmale der lokalen Bevölkerung Das Einkommen der lokalen Bevölkerung in der Nähe der 19 Schutzgebiete setzt sich aus

einer Subsistenz sichernden Landwirtschaft, dem Anbau von Cash Crops, der Viehhaltung

und der Nutzung von natürlichen Ressourcen aus den Schutzgebieten zusammen. Andere

Einkommensquellen sind in den ländlichen Regionen eher selten und die gesamte

sozioökonomische Situation der ländlichen Bevölkerung ist in den untersuchten Ländern

sehr schlecht (s. 5.3).

Den größten Teil ihrer Grundnahrungsmittel und ihres Einkommens stellen Menschen durch

eigenen Anbau und Viehhaltung her. So baut die lokale Bevölkerung der untersuchten

Page 82: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

81

Schutzgebiete folgende Nutzpflanzen zur Selbstversorgung an: Süßkartoffeln, Mais, Hirse,

Reis, Maniok, Erdnuss, Bohnen und andere Früchte und Gemüse. Ergänzt wird der Anbau

von Grundnahrungsmitteln durch den Anbau von Cash Crops, das für sechs Schutzgebiete78

erwähnt wird. Baumwolle, Kaffee, Kakao, Nelken, Ölpalmen, Sesam, Tabak, Tee und Vanille

werden als für den Verkauf bestimmte Anbaufrüchte angeführt, wobei meist nur ein oder

zwei Anbaufrüchte in einer Region angebaut werden. Viehhaltung ist in den meisten

Regionen Subsahara-Afrikas ein Zeichen des Wohlstandes, wobei die meisten

Landbewohner zumindest etwas Geflügel zur Selbstversorgung halten. Für 14

Schutzgebiete79 wird erwähnt, dass die lokale Bevölkerung Vieh halten: Geflügel, Ziegen,

Schafe, Schweine und/oder Rinder.

Für elf Schutzgebiete80 wird in den Studien angegeben, dass natürliche Ressourcen aus dem

Schutzgebiet genutzt werden, wobei große Bedeutung das Sammeln von Feuerholz und das

Jagen von Wildtieren bzw. das Fischen hat. Das Sammeln von sogenannten non-timber

forest products, wie Früchte, Gemüse, Pilze, Honig, Harz und Pflanzen mit medizinischer

Wirkung, sind gerade für Nachbarn von Waldschutzgebieten wichtig.

Außer der Subsistenzwirtschaft, dem Anbau von Cash Crops und der Nutzung der

Schutzgebiete mangelt es der lokalen Bevölkerung an Einkommensmöglichkeiten. Formale

Einkommensmöglichkeiten, wie durch eine Beschäftigung beim Staat, bei lokalen

Entwicklungsprojekten oder beim Schutzgebietsmanagement (s. 7.4.4), sind zwar beliebt,

aber sehr selten. Manche Bewohner in der Nähe des Kasungu National Parks in Malawi

versuchen ihr Einkommen beispielsweise mit Bier brauen, tischlern oder töpfern zu

ergänzen. In der Nähe des Richtersveld National Parks in Südafrika existieren einige Minen,

die der lokalen Bevölkerung Arbeit geben. Oder die Stadt St Lucia ist weitestgehend auf den

Wildnis- und Angeltourismus im Greater St Lucia Wetland Park ausgerichtet. Die Bewohner

in der Nähe des Ivindo National Parks und des Korup National Parks verdienen sich ein

Nebeneinkommen durch den Verkauf von gewilderten Tieren oder durch die Duldung von

Wilderei (s. 7.7.1).

Insgesamt wurde der Wohlstand der lokalen Bevölkerung als Einflussfaktor auf die

Akzeptanz des Schutzgebiets in sieben Schutzgebieten81 geprüft, dabei wurde für sechs

Gebiete kein direkter signifikanter Zusammenhang zur Schutzgebietsakzeptanz festgestellt.

Nur im Serengeti National Park wurde ein Zusammenhang zwischen den wohlhabenden 78 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Kasungu NP, Korup NP, Masoala NP und Selous Game Reserve 79 Andohahela NP, Bénoué Wildlife Conservation Area, Chobe NP, geplanter NP in Abuja, Ivindo NP, Kasungu NP, Katavi NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und Waza NP 80 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, geplanter NP in Abuja, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Katavi NP, Korup NP, Mt Elgon NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve und Waza NP 81 Andohahela NP, Katavi NP, Kruger NP, Masoala NP, Ranomafana NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP

Page 83: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

82

Bewohnern, deren Wohlstand durch die Anzahl ihres Viehs gemessen wurde, und einer

negativeren Einstellung zum Schutzgebiet festgestellt, weil diese Bewohner mehr Arbeit

durch die strikten Weidebeschränkungen des Nationalparks haben.

7.4 Materielle Betroffenheit der lokalen Bevölkerung Um die materiellen Vor- und Nachteile der Schutzgebiete und der lokalen

Entwicklungsprojekte einschätzen zu können, werden zunächst Aspekte hervorgehoben, die

in den Fallstudien oft und intensiv thematisiert wurden. Mit meist negativem Einfluss auf die

Akzeptanz werden die Wildtierschäden und die dadurch entstehenden Beeinträchtigungen

der Landnutzung eingeschätzt (7.4.1). Danach werden die Nutzungsrechte der lokalen

Bevölkerung von natürlichen Ressourcen der Schutzgebiete vorgestellt (7.4.2), um darauf

jeweils kurz die Bedeutung des Tourismus (7.4.5) und der Anstellung beim

Schutzgebietsmanagement als Einkommensquelle (7.4.4) darzustellen. Abschließend wird

der Einfluss der materiellen Vor- und Nachteile auf die Akzeptanz der Schutzgebiete

zusammengefasst.

7.4.1 Wildtierschäden und Beeinträchtigungen der Landnutzung Dass Wildtiere aus den Schutzgebieten einen ökonomischen Schaden für die lokale

Bevölkerung verursachen, wird für elf Schutzgebiete82 berichtet, dabei werden für sechs

Schutzgebiete83 Elefanten als Verursacher von Ernteschäden angeführt. Aber auch Büffel

und Nilpferde verursachen landwirtschaftliche Schäden im Kruger National Park und im

Selous Game Reserve. Löwe, Hyäne und karnivore Vögel sind für Viehrisse verantwortlich,

wie z.B. im Waza National Park. In den zwei tansanischen Nationalparken Katavi und Selous

sind jedoch auch Tiere, die außerhalb des Schutzgebiets verbreitet sind, für Ernteschäden

verantwortlich, wie Warzenschweine, Buschschweine, Affen, Vögel und Nagetiere.

Der Greater St Lucia Wetland Park und der Kruger National Park sind eingezäunt. Trotzdem

gab fast jeder fünfte befragte Haushalt, der weniger als drei Kilometer vom Kruger National

Park entfernt wohnte, an, dass ihnen in den letzten zwei Jahren Wildtierschäden widerfahren

seien. Denn durch Löcher in dem Nationalparkzaun kommen immer wieder Büffel, Löwe und

Elefanten in die Gegend. So erläuterte eine 58 Jahre alte Frau: “..two weeks ago my cow

was killed by a lion and last week I had to run for my life from elephants” (P1: 130).

Bewohner in der Nähe des Ivindo National Parks in Gabun gaben sogar an, dass es durch

die Ernteverwüstung von den Elefanten zeitweise zu Nahrungsknappheit komme. Am

stärksten sind die Auswirkungen im Selous Game Reserve, da über ein Drittel der Befragten

angaben, in den letzten zwei Jahren durch Wildtierrisse Vieh verloren zu haben und es in

82 Bénoué Wildlife Conservation Area, Chobe NP, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Kasungu NP, Katavi NP, Kruger NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP, South Luangwa NP und Waza NP 83 Ivindo NP, Katavi NP, Kruger NP, Selous Game Reserve, South Luangwa NP und Waza

Page 84: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

83

den Jahren 1995-1998 jährlich zu zwölf toten und neun verletzten Menschen durch

Löwenangriffe gekommen sei. Außerdem „women had trouble fetching water because of fear

of being attacked by buffaloes“ (P16: 86).

Für nur zwei von Wildtierschäden betroffene Schutzgebiete84 existieren

Kompensationszahlungen. Dabei gaben 80 % der Befragten beim Chobe National Park an,

dass die Ausgleichszahlungen nicht ausreichen. Und im Waza National Park hat die

Kompensationsregelung bereits dazu geführt, dass mehr Menschen in die Region ziehen.

Die Einstellung der lokalen Bevölkerung zum Schutzgebiet wurde für vier Schutzgebiete85 mit

den Wildtierschäden in Verbindung gebracht, wobei für den Kruger National Park und den

Serengeti National Park eine negativere Einstellung zum Schutzgebiet aufgrund der

Wildtierschäden festgestellt wurde. Für die beiden anderen Schutzgebiete bestand jedoch

kein Zusammenhang.

Insgesamt unterscheiden sich die Auswirkungen der Wildtierschäden zwischen den

Schutzgebieten stark und beeinflussen dementsprechend die Wahrnehmung des

Schutzgebiets durch die lokale Bevölkerung unterschiedlich.

7.4.2 Nutzungsrechte natürlicher Ressourcen im Schutzgebiet Neben den selbst berichteten Nutzungen natürlicher Ressourcen im Schutzgebiet (7.3.2) und

den illegalen Nutzungen (s. 7.7.1), werden an dieser Stelle die vom

Schutzgebietsmanagement erlaubten Nutzungen vorgestellt. Insgesamt existieren für die

lokale Bevölkerung in 13 Schutzgebieten86 Nutzungsrechte natürlicher Ressourcen. In sechs

Schutzgebieten87 existieren keine Regelungen, wobei im Waza National Park über die

Einführung solcher Nutzungsrechte verhandelt wird. Die Nutzungsrechte in den

Schutzgebieten beziehen sich hauptsächlich auf Wildfleisch und non-timber forest products.

In vier Schutzgebieten88 wird der lokalen Bevölkerung ermöglicht, Wildfleisch aus dem

Schutzgebiet zu bekommen. Im Ivindo National Park ist den Bewohnern erlaubt, nicht

geschützte Tiere mit traditionellen Werkzeugen zur Selbstversorgung zu jagen. Jedoch weiß

der größte Teil der lokalen Bevölkerungen nichts von den Gewohnheitsrechten. In den

anderen drei Schutzgebieten werden die Jagdkonzessionen von regionalen Gremien

verwaltet und verteilt. Das führt beispielsweise im Selous Game Reserve durch stark

korrupte Strukturen zu einer extremen Ungleichverteilung (s. 7.7.1). Trotzdem wurde bei den

Untersuchungen im Selous Game Reserve und Serengeti National Park herausgefunden,

84 Chobe NP und Waza NP 85 Bénoué Wildlife Conservation Area, Katavi NP, Kruger NP und Serengeti NP 86 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Chobe NP, geplanter NP in Abuja, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Kasungu NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und South Luangwa NP 87 Andohahela NP, Katavi NP, Korup NP, Kruger NP, Waza NP und Ranomafana NP 88 Chobe NP, Ivindo NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP

Page 85: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

84

dass die lokale Bevölkerung mit Zugang zu Wildfleisch positiver zum Schutzgebiet eingestellt

ist.

Die Nutzung der bereits in Kapitel 7.3.2 erwähnten non-timber forest products ist in neun

Schutzgebieten89 erlaubt. In jeweils vier Schutzgebieten ist die Nutzung von medizinischen

Pflanzen90, Feuerholz91 und Honig92 erlaubt. Weiterhin wird die Nutzung von Palmblättern als

Dachdeckung, das Sammeln von Korbmaterialen, Raupen oder Futter für das Vieh erwähnt.

Zusätzlich ist in drei Schutzgebieten93 der lokalen Bevölkerung erlaubt, ihr Vieh zu einem

bestimmten Ausmaß weiden zu lassen. Bewohner in der Nähe des Richtersveld National

Parks bekommen sogar Ausgleichzahlungen für ehemalige Weideflächen. Die

Nutzungsrechte des Incemagras im Greater St Lucia Wetland Park sind an dieser Stelle

nicht zu vergessen (s. 7.2.3).

In den beiden ugandischen Nationalparken ist zwar die Nutzung bestimmter non-timber

forest products erlaubt und bekannt, jedoch handelt es sich dabei nicht um die erwünschten

Ressourcen. Im Bwindi Impenetrable National Park ist z.B. die Nutzung von nur 12% der

erwünschten Ressourcen erlaubt. Die Bewohner beim Mt Elgon National Park sind jedoch

zufriedener mit den Nutzungsrechten, weil sie durch Lobbying und kontinuierlicher illegaler

Beweidung eine Beweidungserlaubnis erreicht haben. Sie haben somit erlebt, dass sie

Einfluss auf die Gestaltung der Nutzungsrechte nehmen können (s. 7.6.6).

Für den Korup National Park existieren auch keine Nutzungsrechte, obwohl die lokale

Bevölkerung in dem Schutzgebiet lebt und von den Ressourcen abhängig ist: This combination of closeness to and dependence on the resources, customary proprietorship and indigenous knowledge, gives to the villager greater intrinsic moral and de facto authority over the resources of the Park. This de facto use of the Park is demonstrated by the extent to which the communities not only collect products and continue to hunt in the Park, but farm crops and even permanent crops like oil palm and cocoa (P10: 121).

Somit beinhaltet das Verbot der Nutzung natürlicher Ressourcen keinesfalls deren

Einhaltung.

7.4.3 Tourismus als Finanzierungsmöglichkeit für Schutzgebiete Von den zehn Schutzgebieten94, bei denen der Tourismus thematisiert wird, spielt dieser bei

acht eine bedeutende Rolle. Besonders wenn die Einnahmen direkt in das

Schutzgebietsmanagement fließen, hat der Tourismus positive Auswirkungen. So können

z.B. im Bwindi Impenetrable National Park dadurch die Schutzgebietsangestellten pünktlich

89 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Chobe NP, geplanter NP in Abuja, Kasungu NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Richtersveld NP und South Luangwa NP 90 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Masoala NP und Richtersveld NP 91 Bénoué Wildlife Conservation Area, geplanter NP in Abuja, Mt Elgon NP und Richtersveld NP 92 geplanter NP in Abuja, Masoala NP, Mt Elgon NP und Richtersveld NP 93 Bénoué Wildlife Conservation Area, Mt Elgon NP und Richtersveld NP 94 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, geplanter NP in Abuja, Greater St Lucia Wetland Park, Kasungu NP, Kruger NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP, Richtersveld NP und Waza NP

Page 86: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

85

bezahlt werden und sind somit motivierter und verlässlicher bei der Arbeit als im Mt Elgon

National Park. Besonders der internationale Tourismus für Safaris und die Beobachtung von

Wildtieren ist eine bedeutende Einkommensquelle der Schutzgebietsländer. Aber auch der

nationale Tourismus, wie im Greater St Lucia Wetland Park, ist nicht zu unterschätzen,

wobei dort weitestgehend die weiße Bevölkerung in St Lucia Stadt vom Tourismus profitiert

und die indigene Zulu Bevölkerung kaum.

7.4.4 Beschäftigung beim Schutzgebietsmanagement als Einkommensquelle Die Beschäftigung beim Schutzgebietsmanagement stellt für die lokale Bevölkerung in

Schutzgebieten eine Möglichkeit dar, einen formellen Job zu finden, besonders weil

Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen der Schutzgebiete selten sind, wie z.B. im Ivindo

National Park in Gabun. Bei der Einrichtung des Richtersveld National Park hatte die

nationale Schutzgebietsbehörde die Einrichtung von neuen Arbeitsplätzen versprochen: although the Parks Board has fulfilled its undertaking to provide jobs to local residents, these appointments have resulted in much dissatisfaction. Many residents argue that while indivi-duals might have been given jobs, this has not meant that the problem of unemployment at community level (i.e. development) has been correctly addressed. To illustrate their point they focus on the one instance where the Parks Board appointed someone who was already employed at one of the local mines. The job he vacated was not reserved for local applicants, so effectively no additional local job was created by the park (P4: 77).

Daher sind die Hoffnungen auf neue Arbeitsplätze oft mit Enttäuschungen verbunden. So

auch im Selous Game Reserve, da die Arbeitsplätze des Schutzgebiets nicht von lokalen

Bewohnern besetzt worden sind, sondern mit Bewerbern von außerhalb.

7.4.5 Der Einfluss materieller Vor- und Nachteile auf die Akzeptanz zum Schutzgebiet Die Wahrnehmung der materiellen Vorteile wurde in manchen Studien zwischen der

persönlichen bzw. Haushaltsebene und der lokalen bzw. Gemeindeebene unterschieden.

Im Kruger National Park beantworteten 77,9% der Befragten die Frage, ob die Haushalte von

dem Schutzgebiet profitieren, negativ und 43,3% waren der Meinung, „that KNP [Kruger

National Park] does not care about village interests“ (P1: 99). Jedoch meinten 59,6%, “that

KNP [Kruger National Park] exists for the betterment of the community” (P1: 99). Somit

bestehen zwar Erwartungen von der lokalen Bevölkerung an Kruger National Park, davon zu

profitieren, materielle Verbesserungen sind bisher jedoch stark begrenzt. Für den Chobe

National Park in Botsuana und den South Luangwa National Park in Sambia haben

Musumali et al. (2007: 310) explizit nach der Wahrnehmungen der materiellen Vorteile

sowohl auf der Haushaltsebene als auch auf der Gemeindeebene gefragt. So nahmen die

Befragten beim Chobe National Park sowohl auf der Haushaltsebene95 als auch auf der

95 Chobe National Park: 23% positiv, 52% negativ, 25% „weiß nicht“, South Luangwa National Park: 2% positiv, 51% negativ, 47% „weiß nicht“

Page 87: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

86

Gemeindeebene96 materielle Vorteile häufiger wahr, wobei die negative Wahrnehmung auf

der Haushaltsebene bei beiden Nationalparken dominierte. Die positivere Wahrnehmung im

Chobe National Park begründen Musumali et al. (2007) mit einer anderen Implementation

des CBNRM, besonders durch das stärkere Engagement bei der Einbeziehung der lokalen

Bevölkerung.

Neben diesen Vorteilen werden manche andere Vorteile kaum erwähnt. Beispielsweise

werden die Ökosystemleistungen der Schutzgebiete kaum von der lokalen Bevölkerung

gewürdigt, wie im Kasungu National Park, in dem die Wasserscheide liegt und damit das

Wassereinzugsgebiet für die Region darstellt.

Für acht Schutzgebiete97 kann festgestellt werden, dass Menschen, die materielle Vorteile

wahrnehmen, das Schutzgebiet positiver sehen als Menschen, die nicht profitieren. So

nahmen vom Schutzgebiet profitierende Befragte im Waza National Park das Schutzgebiet

und die Mitarbeiter positiver wahr als nicht profitierende. 89% der profitierenden Befragten

und 58% der nicht profitierenden erkannten das Schutzgebiet an und 60% zu 20% der

Befragten schätzten die Arbeit der Schutzgebietsmitarbeiter.

Weiterhin unterscheiden sich die Menschen mit und ohne materiellen Vorteil, ob sie in einem

Komitee Mitglied waren oder nicht98, ob sie Gewinne aus den Jagdkonzessionen

wahrnahmen oder nicht99 und, ob sie Teilnehmer der ICDP waren oder nicht100. Für den

Masoala National Park konkretisierten Ormsby und Kaplin (2005), dass Bewohner mit

Zugang zu Entwicklungsprojekten, zu Waldressourcen und Gewinnen aus dem

Ökotourismus positiv zum Schutzgebiet eingestellt waren.

Für diese acht Schutzgebiete wurde damit festgestellt, dass die materiellen Vorteile, die die

lokale Bevölkerung durch das Schutzgebiet bekommt, die Akzeptanz des Schutzgebiets

erhöhen. Die materiellen Vorteile eines Schutzgebiets stellen somit einen starken

Einflussfaktor für die Akzeptanz eines Schutzgebiets in Subsahara-Afrika dar.

7.5 Immaterielle Betroffenheit der lokalen Bevölkerung Die immaterielle Betroffenheit der lokalen Bevölkerung lässt sich nicht so einfach nach

Objekten gliedern wie die materielle Betroffenheit, z.B. durch Wildtierschäden, sondern sie

setzt sich vielmehr aus unterschiedlichen Komponenten zusammen. Die intrinsischen und

religiösen Werte der Natur und die gefühlte Verantwortung gegenüber zukünftigen

Generationen bestimmen die grundlegende Einstellung der lokalen Bevölkerung (7.5.1). Das

96 Chobe National Park: 48% positiv, 25% negativ, 27% „weiß nicht“, South Luangwa National Park: 15% positiv, 35% negativ, 50% „weiß nicht“ 97 Andohahela NP, Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Katavi NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP und Waza NP 98 Bwindi Impenetrable NP und Mt Elgon NP 99 Bénoué Wildlife Conservation Area 100 Andohahela NP, Masoala NP und Ranomafana NP

Page 88: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

87

Ownership101 und das Vertrauen der Bewohner zum lokalen Schutzgebiet prägt weiterhin

maßgeblich die Akzeptanz des Schutzgebiets (7.5.2). Und wie der Naturschutz, die Wildtiere

und die Naturschutzmaßnahmen wahrgenommen werden (7.5.3) bestimmen das Vertrauen

der lokalen Bevölkerung und damit deren Akzeptanz.

7.5.1 Der Wert der Natur und die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen

Die Beachtung der unterschiedlichen Werte der Natur ist nach Beck (2000) wichtig,

besonders wenn mehr aktive lokale Partizipation angeregt werden soll. Denn „if locals value

the forest, they will work to protect it. But if they value it primarily for exploitation” (P3: 157),

dann werden sie Regeln aufstellen, um die Ressourcen besser nutzen zu können. So konnte

der Einfluss intrinsischer und religiöser Werte der Natur auf die Akzeptanz der Schutzgebiete

für sechs Schutzgebiete102 festgestellt werden. Dabei bezogen sich alle Bewohner auf die

intrinsischen Werte, außer den Bewohnern des geplanten Nationalparks in Abuja. Deren

animistischer Glaube beinhaltet, seltene Bäumen und Wildtiere in der Region als heilige Orte

zu verehren, und damit fühlen sie sich für deren Schutz verantwortlich.

Der intrinsische Wert der Natur beeinflusst in den anderen fünf Schutzgebieten deren

Anerkennung, wobei davon für die Bewohner um drei Schutzgebiete103 herum die

ökonomischen Auswirkungen einen größeren Einfluss ausüben. So sind die Zulu im Greater

St Lucia Wetland Park trotz starker ökonomischer Einbußen aufgrund der intrinsischen

Werte der Natur weiterhin starke Unterstützer des Schutzgebiets. „The perception that poor

rural residents are not concerned with biodiversity conservation [...] is therefore simplistic and

inaccurate” (P14: 144). Die Bewohner des Korup National Park verfügen sogar aufgrund

ihrer “closeness to and dependence on the resources, customary proprietorship and

indigenous knowledge” (P10: 121) über die de facto Autorität des Schutzgebiets (s. 7.4.2).

Diese de facto Autorität wird zusätzlich gestärkt durch die Enttäuschung von dem

Schutzgebietsmanagement und der Nichtanerkennung ihrer “legitimacy and the contribution

that such inhabitants can make towards the management of the Park” (P10: 54).

Unterschiede bei der Bedeutungszuschreibung der Natur konnten zwischen

unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen im Greater St Lucia Wetland Park festgestellt

werden. So war die Natur für die weißen Stadtbewohner von St. Lucia einzigartig und „one of

the only ‘wild places left in South Africa’ “ (P14: 140). Die indigenen Zulus hingegen sehen in

dem Schutzgebiet den Nutzen und den Naturschutz, da das Gebiet für die Wildtiere,

101 s. Glossar 102 Bénoué Wildlife Conservation Area, geplanter NP in Abuja, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Korup NP und Waza NP 103 Bénoué Wildlife Conservation Area, Greater St Lucia Wetland Park und Waza NP

Page 89: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

88

indigenen Bäume etc. traumhaft ist und ihnen aber auch die Nutzung des Incemagras

erlaubt.

Die Verantwortung gegenüber den zukünftigen Generationen wird für vier Schutzgebiete104

genannt. So haben die Nama im Richtersveld National Park den Schutzgebietsvertrag nur

über 30 anstatt über die vorgeschlagenen 99 Jahre mit der südafrikanischen Regierung

abgeschlossen, weil sie ihren Nachfahren die Entscheidung darüber überlassen, wie diese

die gemeinsamen Ländereien in Zukunft nutzen. Die Bewohner um den Ivindo National Park

haben eine konkretere Vorstellung: People’s main concern/wish for the future generations is education that will help them find a job and earn a better living [...]. People would like to see their village grow and become more modern, with electricity, employment and a paved road. Lack of infrastructure and unemployment are high in the list of threats (P15 :248).

Und im Kruger National Park übernimmt das Management bereits die Aufgabe “to educate

neighbouring school children through in-Park educational excursions highlighting the positive

role that KNP plays in conserving biodiversity for future generations” (P1: 118).

7.5.2 Ownership und Vertrauen der Bewohner zum lokalen Schutzgebiet Das wahrgenommene Ownership105 der lokalen Bevölkerung für das Schutzgebiet wurde für

acht Schutzgebiete106 festgestellt. Gerade die Übernahme von Aufgaben und Verantwortung

im Schutzgebiet stärkt das Gefühl für ein shared ownership (s. 4.2). So wurde im Bwindi und

Mt Elgon National Park der lokalen Bevölkerung die Verantwortung für die Patrouille zur

Einhaltung der Nutzungsrechte übertragen. Im Selous Game Reserve hat z.B. die lokale

Bevölkerung bei der Zonierung und Markierung der kommunalen Länderein mitgeholfen.

Jedoch fehlt beim Selous Game Reserve Management der Wille, der lokalen Bevölkerung

tatsächlich Ownership für die Wildtiere zu übertragen. Für den Chobe und Ivindo National

Park wird hingegen ein fehlendes Ownership konstatiert und dies führt zu Desinteresse am

Schutzgebiet und zu Resignation. Gerade weil das Gefühl für ein shared ownership die

Einstellung zum Schutzgebiet deutlich beeinflusst, ist es wichtig, lokale Werte in den

Schutzgebietsregeln zu beachten. Denn dies kann die Kooperationsbereitschaft der lokalen

Bevölkerung verbessern: „people will cooperate if they perceive it to be in their best interest“

(P3: 153).

Ein weiterer immaterieller Einflussfaktor ist das Vertrauen der lokalen Bevölkerung in das

Schutzgebiet und zu den Angestellten. Insgesamt weisen die Studien für sechs

Schutzgebiete107 auf mangelndes Vertrauen als negativen Einflussfaktor hin. Denn Vertrauen

wird beeinflusst durch “any history of hostility or misunderstanding between park

104 Ivindo NP, Kruger NP, Richtersveld NP und Waza NP 105 s. Glossar 106 Andohahela NP, Bwindi Impenetrable NP, Chobe NP, Ivindo NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP und Selous Game Reserve 107 Chobe NP, Ivindo NP, Kruger NP, Masoala NP, Selous Game Reserve und South Luangwa NP

Page 90: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

89

representatives and local residents, and the background of park staff, including ethnicity,

birthplace, socioeconomic status and appropriate training for interactions with communities”

(P13: 150). Auch fehlende und verfehlte Kommunikation, unerfüllte Versprechen von

Kompensationszahlungen, Nachteile durch Wildtierschäden oder sogar Missverständnisse

über Uniformen können zu Verwirrung und Vertrauensverlust führen.

Beim Chobe und South Luangwa National Park mangelt es generell an Vertrauen in die

lokalen CBNRM Institutionen, denn “significant confusion about roles and responsibilities [of

the community institutions] appears to translate into unfulfilled expectations and frustrations”

(P12: 102). Und im Selous Game Reserve spekulierten die angrenzenden Bewohner, dass

das Selous Conservation Programme (SCP) eine Regierungsstrategie ist, um die

Bevölkerung zu vertreiben. So glauben sie “that after the zoning and demarcating of village

wildlife management areas, they were not going to be allowed to utilize natural resources in

those areas. Thus many villagers believed they were being cheated” (P16: 102). Insgesamt

identifiziert Songorwa (1999) fünf unterschiedliche Lager, in denen Widerstand gegen das

SCP entstanden ist oder sich verstärkt hat: aus dem Lager (a) der Wilderer, (b) der Bauern

und Rinderzüchter, die keine Kompensationen erhalten, (c) der lokalen leader, Beamten und

Opportunisten, die eher durch Wilderei und Korruption Macht verloren haben, (d) der

gewöhnlichen Dorfbewohner, die sehr starke landwirtschaftliche Einbußen haben, und aus

dem Lager (e) der wohl gesonnenen Dorfbewohner, die über den Abbruch der

Entwicklungsprojekte enttäuscht sind. So äußerte z.B. im Masoala National Park ein

Beteiligter der Focus-Group Diskussionen die Enttäuschung über nicht eingehaltene

Versprechen des Schutzgebietsmanagements: They tell us you may not plant in the forest. We’ll give you medicine that will help your plants grow quickly, but you can only plant near your village. ...The Project Masoala, since it began to work, has promised many things, but nothing is given. They promised to make our school better-fishing material, boats, but until now nothing (P9: 90f).

Durch diese zahlreichen Vertrauensbrüche ist die lokale Bevölkerung vielerorts sehr

skeptisch gegenüber dem Schutzgebietsmanagement und deren Maßnahmen geworden und

eine gegenseitiges Vertrauen für ein gemeinschaftliches Handeln oft nicht vorhanden.

7.5.3 Die Wahrnehmung des Naturschutzes Für fünf Schutzgebiete108 wurde die Wahrnehmung der Naturschutzanstrengungen erfragt

mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Die lokale Bevölkerung der drei madagassischen Nationalparke nimmt Naturschutz zwar als

ein wertvolles Ziel wahr, aber für sie ist es ein Luxus, den sie sich nicht leisten können. Denn

ihre Lebensgrundlage ist stark von dem Zugang zu landwirtschaftlicher Fläche und den

natürlichen Ressourcen abhängig (s. 7.3.2). Außerdem wird der Naturschutz als fremd 108 Andohahela NP, Greater St Lucia Wetland Park, Masoala NP, Ranomafana NP und Selous Game Reserve

Page 91: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

90

wahrgenommen, weil dieser von Menschen von außerhalb, meist Ausländern, an sie

herangetragen wurde, die jedoch keine alternativen Landnutzungsmöglichkeiten für sie

bedacht haben. Besonders deutlich wird dies bei der Nennung der Schutzgebietsinitiatoren.

So nannten 79% der Befragten ausländische Personen oder Institutionen als Initiatoren, nur

12% nannten die madagassische Regierung und 4% die Madagassen selbst. Auch im

Selous Game Reserve wird das Selous Conservation Programme als fremde Initiative

wahrgenommen, weil die Dorfelite und die Projektmitarbeiter, die das Projekt durchführen,

sich nicht für die Sorgen der lokalen Bevölkerung „at the grassroots level“ (P6: 111)

interessieren. So sagte ein Interviewter (Gillingham & Lee 1999): “the people who know

about those [programme] matters are the village leadership; we small people don’t get to

know anything“ (P6: 111).

Die Zulu im Greater St Lucia Wetland Park haben sogar das Gefühl, dass “wildlife having

more privileges and benefits than their own community” (P14: 80) und that the conservation authorities placed the priorities of flora and fauna above human needs. In the words of one woman, ‘They [KZN Wildlife] only think of themselves and the animals. They do not understand that we grow our crops here. This is how we make money. This is how we feed our children.’ (P14: 128).

Dieses Gefühl der Minderwertigkeit erschwert es den Zulu, zum Schutzgebiet positiv

eingestellt zu sein.

7.6 Akzeptanz und Einstellungen Bei der lokalen Bevölkerung lässt sich die Akzeptanz zu den Schutzgebieten (7.6.1), zu den

Entwicklungsprojekten (7.6.2) und zu den Schutzgebietsmitarbeitern (7.6.3) unterscheiden.

Des Weiteren wird zusammengefasst, wie die Schutzgebietsmitarbeiter die lokale

Bevölkerung wahrnehmen (7.6.4). Und aufgrund der kontroversen Diskussion über die Art

und Weise, ein Schutzgebiet zu managen, werden in Kapitel 7.6.5 Erfahrungen mit

Partizipation und Regelvollzug in den untersuchten Fallstudien dargestellt und

Verknüpfungen mit der Schutzgebietsakzeptanz hergestellt.

7.6.1 … der lokalen Bevölkerung zu den Schutzgebieten Für 13 Schutzgebiete109 wurden konkrete Angaben zur Akzeptanz der Schutzgebiete durch

die lokale Bevölkerung erhoben. In sieben Schutzgebieten110 davon sind über drei Viertel der

Befragten positiv zu den lokalen Schutzgebieten eingestellt. Im Kruger National Park wurden

beispielsweise verschiedene abhängige Variablen zur Akzeptanz des Schutzgebiets getestet 109 Andohahela NP, Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Korup NP, Kruger NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP, Richtersveld NP, Serengeti NP und Waza NP 110 über 90% der Befragten im Andohahela NP sind zufrieden mit dem Schutzgebiet, 93% von denen, die vom Schutzgebiet wussten (90%), in der Bénoué Wildlife Conservation Area, 88,7% im Kruger NP, 93% im Masoala NP (Ormsby et al. 2005), über 80% im Ranomafana NP, 86% im Serengeti NP und 82% im Waza NP

Page 92: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

91

und am stärksten positiv wirkt auf die Schutzgebietsakzeptanz, wenn ein Haushaltsmitglied

beim Management angestellt war oder die Befragten innerhalb der Mtititi Traditional Authority

lebten. Dies kann daran liegen, dass entweder in dieser Region der Anteil der Angestellten

beim Schutzgebiet höher war als in anderen Regionen (26,7% im Vergleich zu 16,7%) oder

aufgrund der guten Beziehung zwischen der lokalen Bevölkerung und den

Schutzgebietsmitarbeitern. Denn in der Mtititi Traditional Authority liegt ein Eingang des

Nationalparks und somit existiert dort mehr Kontakt zwischen der lokalen Bevölkerung und

den Schutzgebietsmitarbeitern. Auch im Selous Game Reserve äußerten sich Mitglieder des

kommunalen Regierungskomitees, die durch ihr Engagement mehr Kontakt mit den

Schutzgebietsmitarbeitern haben, positiver zum Schutzgebiet als die lokale Bevölkerung.

Bei Marcus (2001) in den drei madagassischen Nationalparken waren durchschnittlich 78%

der Befragten zufrieden, dass der Park eingerichtet wurde, aber im Masoala National Park

befürworteten diesen nur rund 60%. Denn dort wurde im Gegensatz zu den anderen beiden

erst das ICDP eingerichtet und dann das Schutzgebiet. So werden die strikteren

Landnutzungsbeschränkungen mit dem Schutzgebiet und nicht mit dem ICDP assoziiert.

Die lokalen Nama im Richtersveld National Park akzeptieren den Nationalpark

weitestgehend, da sie selbst den Schutzgebietsvertrag abgeschlossen haben. Jedoch liegen

keine genauen Zahlen vor, wie auch für den Korup und Ivindo National Park. Dort scheint die

Akzeptanz aber gering zu sein. Die Bewohner in der Nähe des Ivindo National Parks

nehmen diesen als Gefahr wahr, da sie eine starke Nutzungsbeschränkung für den Wald

befürchten, der ihre Grundversorgung sichert. Und die Bewohner im Korup National Park

achten und akzeptieren diesen bisher nicht, da sie aufgrund fehlender Kontrolle weiterhin

Landwirtschaft innerhalb des Parks betreiben und Wilderei von außerhalb decken. Auch die

Mehrheit der Befragten in der Nähe des Serengeti National Park „rated the relationship with

protected areas as poor while a minority rated it as good or fair” (P8: 91).

Die Akzeptanz der beiden ugandischen Nationalparke, Bwindi Impenetrable und Mt Elgon,

hat sich innerhalb eines Jahres deutlich verbessert. Wobei im Bwindi Impenetrable National

Park das Dorf mit dem Collaborative Agreement weniger positiv (29%) eingestellt ist als das

Kontrolldorf (40%), da diese Bewohner seit 1991 Tee als Cash Crop anbauen und damit

weniger von den natürlichen Ressourcen des Nationalparks abhängig sind. Beim Mt Elgon

National Park hingegen war im Dorf mit dem Collaborative Agreement die Akzeptanz deutlich

höher (47%) als im Kontrolldorf (20%).

In drei Schutzgebieten wurde die lokale Bevölkerung nach ihrer Meinung zur Erhaltung bzw.

Abschaffung des Schutzgebiets gefragt. In der Bénoué Wildlife Conservation Area und im

Greater St Lucia Wetland Park wollten jeweils weniger als 8% der lokalen Bevölkerung, dass

das Schutzgebiet aufgelöst wird. Im Katavi National Park waren die Meinungen jedoch

gespalten. 50% der Befragten waren gegen die Abschaffung des Schutzgebiets und 44%

Page 93: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

92

dafür. Dabei unterschieden sich die Meinungen signifikant zwischen den beiden ethnischen

Gruppen: 69% der Pimbwe waren gegen die Abschaffung des Schutzgebiets, verglichen mit

29% der Sukuma.

Weiterhin wurde bei den Befragungen zur Akzeptanz des lokalen Schutzgebiets in der

Bénoué Wildlife Conservation Area und im Serengeti National Park zwischen den

Schutzgebietskategorien Nationalpark und Hunting Concession Areas111 bzw. Game

Reserve112 unterschieden und bei beiden Untersuchungen war die Einstellung zum

Nationalpark deutlich positiver. Durch die Nähe der Hunting Concession Areas zu den

Siedlungen wurde die Akzeptanz in der Bénoué Wildlife Conservation Area beeinträchtigt

sowohl durch die Ernteschäden wie durch die Risse durch Wildtiere als auch durch den

generellen Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die niedrige Akzeptanz der Game

Reserves angrenzend zum Serengeti National Park lässt sich auf die Erhöhung des

Schutzstatus´ im Jahre 1994 zurückführen. Dadurch wurde der lokalen Bevölkerung die

Nutzung von „the only land which was important in sustaining their livelihoods” (P8: 139)

verboten.

7.6.2 … der lokalen Bevölkerung zu den Entwicklungsprojekten Für sieben Schutzgebiete113 wurde die Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung von lokalen

Entwicklungsprojekten, CBRNM, CWM, ICDP, SRCP und SCP, erfasst. Dabei fällt auf, dass

vielen Befragten das lokale Entwicklungsprojekt nicht bekannt war. 43% der Befragten des

Chobe bzw. 38% der Befragten South Luangwa National Park konnten keine Antwort zum

CBRNM geben, weil sie entweder davon nichts wussten oder den Zweck nicht verstanden

hatten. Die positiveren Wahrnehmungen der Bewohner des Chobe National Park „may

indicate better communication and information flow” (P12: 76). Auch viele Befragte des

Selous Game Reserves „were either unaware or held negative views of the activities of the

wildlife management institutions“ (P6: 16). Jedoch unterstützten die meisten Dörfer während

der Datenaufnahme von Songorwa (1999) das Programm (s. 7.5.2). Positiver war die

Wahrnehmung beim Waza National Park. Dort befürwortete die Hälfte der Befragten das

ICDP, ein Viertel lehnte es ab und ein Viertel enthielt sich. In den drei madagassischen

Nationalparken hat die lokale Bevölkerung hingegen nicht die Verbindungen von

wirtschaftlicher Förderung und Naturschutz bekannt, so dass das ICDP nicht als erfolgreich

wahrgenommen wurde.

111 Hunting Concession Areas sind Pufferzonen zwischen dem Bénoué National Park und landwirtschaftlichen Flächen (Weladji et al. 2003:335). 112 Vier Game Reserves dienen als Pufferzonen um den Serengeti National Park und für drei wurde erst 1994 der Schutzstatus angehoben, so dass nun keine landwirtschaftliche Nutzung erlaubt ist (Kideghesho et al. 2007:2216, 2225). 113Andohahela NP, Chobe NP, Masoala NP, Ranomafana NP, Selous Game Reserve, South Luangwa NP und Waza NP

Page 94: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

93

7.6.3 … der lokalen Bevölkerung zu den Schutzgebietsmitarbeitern Zwar kann nicht automatisch von der Akzeptanz der Schutzgebietsmitarbeiter auf die

Akzeptanz des Schutzgebiets geschlossen werden. Jedoch ist es wichtig, das Verhältnis der

lokalen Bevölkerung und der Schutzgebietsmitarbeiter zu betrachten, weil die gegenseitigen

positiven und negativen Erfahrungen diese Akzeptanz prägen.

So wird in zehn Schutzgebieten114 von negativen Erfahrungen mit den

Schutzgebietsmitarbeitern berichtet. Das reicht von Korruption (s. 7.7.1) im Selous Game

Reserve über starke Imageverluste im Richtersveld National Park hin zu keinerlei Respekt

gegenüber den Schutzgebietsmitarbeitern im Korup National Park. Starke Imageverluste

erlitt das Schutzgebietsmanagement des Richtersveld National Park, weil dieses ohne

Rücksprache mit der lokalen Bevölkerung kurz nach der Schutzgebietsausweisung eine

Publicity-Fahrt für Toyota Südafrika organisiert hat und die Abdrücke der Reifen im Boden

noch für Jahre zu sehen sein werden. Und die de jure Autorität der Nationalparkranger im

Korup National Park wird von der lokalen Bevölkerung nicht ernst genommen, weil die kaum

ausgebildeten und schlecht bezahlten Ranger mit der moralischen, technischen,

traditionellen und damit de facto Autorität der lokalen Bevölkerung nicht mithalten können.

So nutzt die lokale Bevölkerung die natürlichen Ressourcen weiter wie bisher (s. 7.3.2) und

toleriert die Wilderer von außerhalb. Neben diesen eindeutigen negativen Erfahrungen

führen oft auch Missverständnisse von Verantwortlichkeiten und fehlende Kommunikation zu

Enttäuschungen und fehlendem Vertrauen der lokalen Bevölkerung, wie in fünf

Schutzgebieten115 festgestellt wurde. Dies geschieht leicht dadurch, dass “staff not being at

their posts, lack of interaction with community residents, socioeconomic imbalance, lack of

staff training and unclear job expectations.” (P13: 150). So äußerte sich ein Befragter im

Waza National Park: “game scouts don’t do their duty honestly, they just want to eat out of

our pockets” (P2: 53). Zusätzlich kann ein Mitarbeiterwechsel oder eine Veränderung der

Managementprioritäten Verwirrung bei der lokalen Bevölkerung auslösen und unrealistische

Erwartungen wecken, wie im Masoala National Park. Durch diese negativen Erfahrungen

fehlt es an gegenseitigem Vertrauen (s. 7.5.2) und damit an einer Basis für eine erfolgreiche

Zusammenarbeit.

Positive Auswirkungen durch den Kontakt von Schutzgebietsmitarbeitern und der lokalen

Bevölkerung wurden in vier Schutzgebieten116 festgestellt. So waren im Kasungu National

Park die Schutzgebietsmitarbeiter die Hauptinformationsquelle für die lokale Bevölkerung,

um von dem lokalen Projekt zum Honig und Raupen sammeln im Park zu erfahren. Oder im

Katavi National Park konnten sich 73% der Befragten an einen eher informellen Besuch von

114 Chobe NP, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Korup NP, Kruger NP, Masoala NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und South Luangwa NP 115 Chobe NP, Ivindo NP, Kruger NP, Masoala NP und South Luangwa NP 116 Kasungu NP, Kruger NP, Masoala NP und Serengeti NP

Page 95: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

94

Schutzgebietsangestellten in ihrem Dorf erinnern und waren so eher für den Erhalt des

Schutzgebiets. So kommt Holmes (2003) zu folgender Einschätzung: “visits by protected

area staff do not always have to be in an official capacity in order to be influential, and that

even informal visits can have positive impacts on community perceptions about protected

areas and their staff” (P7: 52). Auch im Serengeti National Park bewirkte der regelmäßige

Kontakt mit den Schutzgebietsangestellten eine positive Einstellung zum Nationalpark.

7.6.4 … der Schutzgebietsmitarbeiter zu der lokalen Bevölkerung Die Betrachtung der Wahrnehmungen aus der anderen Perspektive wird in den untersuchten

Fallstudien deutlich weniger beleuchtet. Für nur fünf Schutzgebiete117 wurden Informationen,

die auf die Wahrnehmungen der lokalen Bevölkerung durch die Schutzgebietsmitarbeiter

schließen lassen, erwähnt. Jedoch wurden in keiner Studie die Schutzgebietsmitarbeiter

direkt gefragt, wie sie die lokale Bevölkerung wahrnehmen. Beim Richtersveld National Park

lässt sich nur indirekt auf eine geringe Bedeutung der lokalen Bevölkerung für das National

Parks Board, der nationalen Nationalparkbehörde, schließen: “The Parks Board's official

book on the Richtersveld (Williamson, 1995) devotes less than a page to the local human

population - the remainder deals with the flora and fauna” (P4: 91). Oder beim Korup

National Park wurde die lokale Bevölkerung in einem Bericht für die Managementbehörde

mit der soziologischen Bezeichnung ‚im Prinzip anführerlos’ („basically acephalous“ (P16:

63)) beschrieben. Dies wurde von den Naturschutzpraktikern interpretiert, dass es der

lokalen Bevölkerung an Befehlen und Ordnung mangelt. Diese Ignoranz der traditionellen

Strukturen trägt auch zu der gescheiterten Kommunikation und Zusammenarbeit der

Schutzgebietsranger mit der lokalen Bevölkerung bei. Im Selous Game Reserve hingegen

stellen die Schutzgebietsmitarbeiter vielmehr ein Desinteresse der lokalen Bevölkerung an

dem Selous Conservation Programme (SCP) fest. “The Wildlife Officer believed there were

villagers who saw the program as a sort of a game, ‘[local people] [...] who say ‘let them do

whatever they want but in the end they will leave and when they leave I will continue with my

[business as usual].' ’ ” (P16: 62). Überraschend sagte einer der höheren

Programmmitarbeiter, dass es nicht seine Absicht sei, eine mehrheitliche Unterstützung für

das SCP zu bekommen und dass dies nicht erstrebenswert sei. Dies kann eine Ausnahme

sein, aber insgesamt scheint die Wertschätzung der lokalen Bevölkerung durch die

Schutzgebietsangestellten nicht besonders hoch zu sein.

117 Bénoué Wildlife Conservation Area, Greater St Lucia Wetland Park, Korup NP, Richtersveld NP und Selous Game Reserve

Page 96: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

95

7.6.5 … der lokalen Bevölkerung zu den Managementmaßnahmen: Partizipation und Regelvollzug

Die Erfahrungen der lokalen Bevölkerung mit Partizipationsmöglichkeiten und Regelvollzug

des Schutzgebietsmanagements werden zusammengefasst und Einflussfaktoren auf die

Akzeptanz benannt, um herauszufinden, ob ein Zusammenhang zwischen der Partizipation

der lokalen Bevölkerung und der Akzeptanz besteht.

Erfahrungen mit Partizipationsangeboten werden für neun Schutzgebiete118 berichtet und

reichen von einfacher Konsultation im Waza National Park über die aktive Übernahme von

Managementaufgaben im Bwindi Impenetrable und Mt Elgon National Park bis hin zur

Entscheidungsmehrheit der lokalen Bevölkerung im Managementkomitee im Richtersveld

National Park. Im Serengeti National Park konnte sogar festgestellt werden, dass die

Bewohner der Dörfer, die am SRCP teilnahmen, positiver zu Schutzgebieten eingestellt

waren als die Nichtteilnehmenden. Im Weiteren werden drei Beispiele ausgeführt: zum einen

die Schwierigkeit der Beteiligung im Selous Game Reserve, zum anderen der Einfluss der

Partizipation auf die Akzeptanz im Masoala National Park und als drittes die Umsetzung der

Collaborative Agreements in den beiden ugandischen Nationalparken.

Im Selous Game Reserve (Songorwa 1999) war es schwierig, überhaupt die ersten Dörfer zu

überreden, am Selous Conservation Programme (SCP) teilzunehmen, „because they thought

it was just another government strategy to identify those who were still involved in poaching

and who had illegal guns“ (P16: 44). Zur Zeit der Datenaufnahme nahmen die Dorfbewohner

oft nicht an den monatlichen Treffen des SCP teil, oder Regierungsvertreter und

Ratsmitglieder wiesen die Bevölkerung sogar an, nicht zu den Programmtreffen zu gehen

und sie zu sabotieren. Drei Hauptgründe werden für dieses Verhalten genannt. Zum einen

wurden geweckte Erwartungen nicht gehalten, so dass 50,5% der Befragten keinen

materiellen Vorteil vom SCP hatten und kaum Wildfleisch aus den Jagdkonzessionen bei der

lokalen Bevölkerung ankam. Zum zweiten hat das SCP mehr Kosten als Gewinne

verursacht, weil das Ausmaß durch Wildtierschäden (s. 7.4.1) enorm war, der Zugang zu

Land und Wildtieren strikt reglementiert war und freiwillige Game Scouts nicht für ihre

Programmmitarbeit entschädigt wurden. Und zum dritten konnte das Misstrauen nicht

abgebaut werden, weil widersprüchliche Entscheidungen von verschiedenen

Schutzgebietsmitarbeitern getroffen oder persönliche Selbstbereicherungen bekannt wurden.

In den drei madagassischen National Parken wurde der lokalen Bevölkerung hingegen die

Möglichkeit gegeben, an Gruppenaktivitäten teilzunehmen, die vom ICDP initiiert wurden.

Bewohner um den Masoala National Park waren zufriedener mit dem National Park, wenn

sie an Gruppenaktivitäten teilnahmen, egal ob diese vom ICDP oder von anderen organisiert

waren. Für den Andohahela und Ranomafana National Park konnte ein solcher 118 Andohahela NP, Bwindi Impenetrable NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und Waza NP

Page 97: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

96

Zusammenhang nicht festgestellt werden (Marcus 2001). Zusätzlich wurden im Masoala

National Park (Ormsby & Kaplin 2005) Participatory Rural Appraisals119 durchgeführt, um die

Parkgrenzen und Pufferzonen in Abstimmung mit der lokalen Bevölkerung festzulegen.

Die Umsetzung der Collaborative Agreements und deren Outcome werden in den beiden

ugandischen Nationalparken von Beck (2000) genau analysiert. Zunächst ist die geringe

aktive Partizipation der lokalen Gemeinden darauf zurückzuführen, dass die lokale

Bevölkerung nicht von den Gemeindetreffen wusste, die Komiteeteilnehmer keine weiteren

Treffen angeregt haben oder, dass die Bewohner das Gefühl hatten, an den

Nutzungsrechten nichts ändern zu können. So konnten in dem Dorf mit Collaborative

Agreement des Bwindi Impenetrable National Park zwar durch Participatory Rural Appraisals

Korbmaterialen und medizinische Pflanzen als bevorzugte Ressourcen identifiziert werden.

Jedoch führte die Nutzungserlaubnis dieser Ressourcen zu einer stärkeren Fokussierung auf

die Waldressourcen als im Kontrolldorf, das aufgrund der kompletten Nutzungsverbote sich

auf den Anbau von Cash Crops wie Tee spezialisiert hat (s. 7.6.1). So resümiert Beck (2000)

“people most dependent on the forest are most likely to participate” (P3: 119) und “allowing

user rights may be counterproductive towards conservation” (P3: 139). Die Mitglieder des

Gemeindekomitees haben zusätzlich die Aufgabe, im Nationalpark zu patrouillieren, um

illegale Nutzungen zu entdecken und zu verhindern. Dafür haben sie keine

Sanktionsmöglichkeiten, sondern sollen vielmehr die illegalen Nutzer aufklären, überzeugen

und verwarnen. Motiviert sind die Komiteemitglieder dabei, weil sie sich eine Bezahlung, eine

bessere Ausstattung, wie Stiefel oder Jacken, oder eine Anstellung beim Schutzgebiet

erhoffen. Auch stärkt diese Arbeit den Stolz und das Ownership für den Wald.

Die Aufgabe aller Gemeindemitglieder ist, illegale Nutzer zu melden, und 75% der Befragten

gaben an, dass sie illegale Nutzer melden würden. Jedoch haben dies tatsächlich erst 8%

getan, weil sie eine soziale Ausgrenzung fürchten oder sich gerade selbst illegal im Wald

aufhielten. Diese Diskrepanz zwischen beabsichtigten und tatsächlichen Verhalten

unterstützt die Vermutung, dass direkte persönliche Vorteile nötig sind, damit illegale

Nutzungen gemeldet werden. Auch unterscheiden sich die Meldungen illegaler Nutzer nicht

in den Dörfern mit und ohne Collaborative Agreement, so dass dieser Einfluss

ausgeschlossen werden kann. Die Einbeziehung der Komiteemitglieder in die Aufgaben des

Schutzgebietsmanagements hat nicht zu einer stärkeren Beteiligung der Gemeinde geführt.

So identifiziert Beck drei Faktoren, die vermutlich das Outcome von partizipativen Projekten

verbessern: „maintaining adequate enforcement, incorporating local values and maintaining

the consistency of rules“ (P3: 135). Deswegen sei eine allgemeingültige partizipative

Institution, die in allen Situationen effektiv ist, kaum möglich. Denn die gleichen Regeln

können je nach den Werten der lokalen Bevölkerung als Anreize oder Hindernisse gelten.

119 s. Glossar

Page 98: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

97

Aber “collaboration is likely to be more effective when local community members value the

collective good being produced” (P3: 167).

Für fünf Schutzgebiete120 existierten bisher keine Partizipationsmöglichkeiten, jedoch werden

diese von den Autoren empfohlen. So soll beispielsweise im Kasungu National Park mit der

lokalen Bevölkerung beraten werden, welche der natürlichen Ressourcen nutzen möchten.

Ebenso sollte das sehr umfangreiche ökologische Wissen der lokalen Bevölkerung des

Ivindo National Park vom Schutzgebietsmanagement anerkannt und als Basis für

Beteiligungen der Gemeinschaften in demokratische Entscheidungsprozessen benutzt

werden. Auch plädieren Mbile et al. (2005) beim Korup National Park für ein adaptive

management framework121, um das Vertrauen der lokalen Bevölkerung zu gewinnen.

Weiterhin “the Park management [...] needs to ‘link with these local communities’, such as

providing information on policies and environmental problems, providing support to their

decision-making institutions and instruments, and to small income generation problems”

(P10: 147). Die Implementation einer solchen Managementstrategie erfordert jedoch die

Unterstützung des Staates und gegenseitigen Respekt von lokaler Bevölkerung und

Schutzgebietsmanagement. Entsprechend stellen sich Gbadegesin und Ayileka (2000) ein

Management für den geplanten Nationalpark in Abuja, Nigeria, vor.

Konkrete Beispiele für den Regelvollzug, die durch das Schutzgebietsmanagement

durchgeführt wurden, werden für neun Schutzgebiete122 berichtet. Beispielsweise wird für die

Bénoué Wildlife Conservation Area von fehlerhaftem Regelvollzug berichtet. Denn dort

nehmen 75% der Mitarbeiter verdächtige illegale Nutzer nur während ihrer Patrouillen fest.

Oder im Selous Game Reserve wird die Ausübung von Sanktionsmöglichkeiten erwähnt.

Denn dort wurden ab und zu Jagdkonzessionen ausgesetzt, um die lokale Bevölkerung unter

Druck zu setzen. Im Kasungu National Park wurde weiterhin das lokale Projekt zur Nutzung

von Honig und Raupen ohne einer vorherigen explorativen Studie hierarchisch umgesetzt.

Und trotzdem sind keine negativen Auswirkungen feststellbar und sogar 90% der lokalen

Bevölkerung möchten daran teilnehmen.

Weiterhin funktioniert der Regelvollzug im Bwindi Impenetrable National Park deutlich besser

als im Mt Elgon National Park, weil mit dem durch den Tourismus eingenommene Geld die

Gehälter der Ranger bezahlt werden können (s. 7.4.3), 80% mehr Ranger pro Fläche

eingestellt sind, die Ausstattung besser ist und die Entwicklungen im Park durch die

Besucher und durch ein großes Medieninteresse international beobachtet werden. Auch ist

der Regelvollzug nötig, um mögliche Trittbrettfahrer zu verhindern und Beck (2000) misst

120 Bénoué Wildlife Conservation Area, geplanter NP in Abuja, Ivindo NP, Kasungu NP und Korup NP 121 Diese adaptive management framework bedeutet für Mbile et al. (2005), die staatlichen Managementstrategien an den lokalen Kontext mit einem „system of valorisation, integration of knowledge and their adaptation to solving common problems“ (P10: 127) anzupassen. 122 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Ivindo NP, Kasungu NP, Kruger NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP

Page 99: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

98

den Erfolg des Regelvollzuges daran, wie stark die lokale Bevölkerung sich fürchtet, illegal

im Nationalpark erwischt zu werden. So fürchteten sich die Bewohner um den Bwindi

Impenetrable National Park mehr, entdeckt zu werden als im Mt Elgon National Park. Denn

16 Befragte beim Bwindi Impenetrable National Park gaben an, “that you would be beaten or

killed, as compared to only one person from Mt Elgon” (P3: 148). Wobei zusätzlich im Dorf

mit Collaborative Agreement um den Et. Elgon National Park viermal weniger als im

Kontrolldorf befürchtet wurde, erwischt zu werden, weil die lokale Bevölkerung dort genau

weiß, wann und wo wer kontrolliert und sie keine Angst vor den Verwarnungen der

Komiteemitglieder haben.

7.7 Illegale Aktivitäten und Konflikte im Schutzgebiet Illegale Aktivitäten im Schutzgebiet (7.7.1), besonders wenn sie von der lokalen Bevölkerung

ausgeübt werden, wie auch Konflikte der lokalen Bevölkerung mit dem

Schutzgebietsmanagement und dem lokalen Entwicklungsprojekt (7.7.2) wirken sich

eindeutig negativ auf die Akzeptanz des Schutzgebiets.

7.7.1 Illegale Aktivitäten im Schutzgebiet Die illegalen Aktivitäten in den Schutzgebieten umfassen zum einen Wilderei und andere

illegalen Nutzungen natürlicher Ressourcen und zum anderen Korruption auf verschiedenen

Ebenen.

Die häufigste illegale Aktivität in den untersuchten Schutzgebieten ist dabei die Wilderei, die

für acht Schutzgebiete123 genannt wird. Dabei geht die Wilderei in den Schutzgebieten

entweder auf professionelle und Profit orientierte Jäger oder auf die lokale Bevölkerung

zurück, die damit ihren Lebensunterhalt sichern. So werden beispielsweise professionelle

Wilderer meist aus Nigeria im Korup National Park in Kamerun von der lokalen Bevölkerung

toleriert, da sie daran mitverdienen. So gaben 97% der befragten Schutzgebietsmitarbeiter

der Bénoué Wildlife Conservation Area an, „that the professional hunter guides were

responsible for illegal activities“ (P17: 102).

Öfter ist es jedoch die lokale Bevölkerung selbst, die Wildtiere im Schutzgebiet jagt, weil sie

aufgrund von Armut darauf angewiesen sind, dadurch den Lebensunterhalt ihrer Familien zu

sichern, wie beispielsweise im Norden des Kasungu National Parks in Malawi, wo die meiste

Wilderei stattfindet und das Einkommensniveau der Subsistenzbauern gering ist. Dies wurde

auch für fünf weitere Schutzgebiete124 festgestellt. Im Selous Game Reserve ist die Situation

noch komplizierter, weil “some key people in the newly created community-level institutions

123 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Kasungu NP, Korup NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP 124 Bwindi Impenetrable NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP

Page 100: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

99

were involved in poaching - the very problem they were supposed to control” (P16: 120)

(s.u.).

Neben der Wilderei ist die illegale Nutzung anderer natürlicher Ressourcen der

Schutzgebiete, wie Feuerholz, in mindestens vier Schutzgebieten125 von Bedeutung, wie z.B.

die Lemurjagd (Varecia variegata rubra) und der Einschlag von Rosenholz (Dalbergia

maritima) für die Bevölkerung um den Masoala National Park (Ormsby & Kaplin 2005). Für

die beiden ugandischen Nationalparke stellte Beck (2000) jedoch fest, dass die illegalen

Nutzungen nicht im direktem Zusammenhang mit den negativen Parkeinstellungen stehen.

Jedoch sind im Mt Elgon National Park zumindest nach der Einrichtung von Nutzungsrechten

illegale Nutzungen zurückgegangen.

Die Wilderei und andere illegale Aktivitäten im Schutzgebiet können nicht allein durch

Maßnahmen der Ranger und der freiwilligen Helfer besiegt werden, sondern es bedarf der

Unterstützung der gesamten Gemeinde oder zumindest der Mehrheit „to reveal whatever

information they have regarding poaching activities in their areas“ (P16: 121). So wurde

beispielsweise im Bwindi Impenetrable und Mt Elgon National Park versucht, die lokale

Bevölkerung zu motivieren, illegale Nutzer zu melden (s. 7.6.5). Auch für den Korup National

Park wird die Beteiligung der lokalen Bevölkerung zur Wildereibekämpfung empfohlen, da

diese bisher die Wilderer decken und davon profitieren (s. 7.3.1).

Ferner existieren illegale Siedlungen im Greater St Lucia Wetland Park und im Korup

National Park, die beide umgesiedelt werden sollten, aber aufgrund des Widerstandes

weiterhin geduldet werden.

Korruption ist ein weiterer Faktor, der ein effektives Schutzgebietsmanagement und lokale

Entwicklungsprojekte behindert; er wurde für drei Schutzgebiete126 genannt. Am

ausführlichsten beschreibt Songorwa (1999) die Korruption im Selous Game Reserve sowohl

innerhalb des Selous Conservation Programme (SCP) als auch auf der lokalen Ebene

verbunden mit Wilderei. Denn von der Förderung des SCP sind in den lokalen Gemeinden

nur 115080,95 Deutsche Mark “from the total of DM 8.6 million donated by the German

government for the first three program phases (October 1988-September 1995)” (P16: 74)

angekommen. Das sind nur ca. 1,34%. Es wurden jedoch 45 Seminare und Workshops und

zusätzlich Fortbildungsreisen im Ausland für die Programmmitarbeiter und Wildtierhüter

finanziert, dessen Kosten die Ausgaben für die lokalen Gemeinden klar übersteigen. Auch

erhielten die Mitarbeiter des Selous Conservation Programme, die von außerhalb stammen,

mehr Wildfleisch aus den Konzessionen als die lokale Bevölkerung. Und wegen der Konflikte

zwischen dem Wildlife Management Committee und der Dorfverwaltung sind ganze Dörfer

gespalten, da einzelne auch wegen Korruption und Selbstbereicherung vor Gericht gestellt

125 Bwindi Impenetrable NP, Masoala NP, Mt Elgon NP und Waza NP 126 Korup NP, Selous Game Reserve und South Luangwa NP

Page 101: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

100

wurden. So ist das Vertrauen in ein transparentes, ehrliches Management, das ernsthaft die

Korruption bekämpfen möchte, nicht vorhanden.

Gleichzeitig existiert Korruption und Vetternwirtschaft innerhalb der lokalen Institutionen, die

die Wildtierkonzessionen vergeben und somit die gemeinschaftlichen Ziele unterwandern: For instance, a resident hunter went to Kilimasera village [...] with a permit to hunt small game. When he reported to the wildlife management committee, some corrupt members of the committee and Village Scouts asked him to give them ‘something’ so that they would allow him to hunt a buffalo instead. The hunter did so and they assisted him in getting a buffalo. After he had hunted, he unlawfully left his rifle with the committee's chairperson. Some time later he came back and was again given permission to hunt but other Village Scouts discovered the scandal and reported it (but they may have done so only because they were not included in the deal). In addition, the first committee chairperson at Twendembele (Program Area Three) attempted to turn the village project into his private business (P16: 113).

Diese Vetternwirtschaft und Selbstbereicherung ist nur eine Form, um die eigene Armut zu

mildern. Denn insgesamt ist in der Umgebung des Selous Game Reserve aufgrund der

steigenden Armut die Wilderei enorm angestiegen. Im SCP hat dies zu diesen korrupten

Strukturen geführt. Damit waren „The villagers [...] not the true beneficiaries of the program

but they were unwilling to expose corrupt individuals among them. They would expose those

offenders only if they knew they were going to benefit as individuals” (P16: 74). So resümiert

Songorwa (1999), dass Armutsbekämpfung das langfristige Hauptziel des SCP sein sollte.

In der Fallstudie von Gillingham und Lee (1999), die ihre Fallstudie auch im Selous Game

Reserve durchgeführt haben, sind jedoch keinerlei Bemerkungen über Schwierigkeiten mit

Korruption zu finden. Und in den anderen beiden Fallstudien, in denen korrupte Strukturen

erwähnt werden, ist dies sehr knapp gehalten. So beeinflusste im South Luangwa National

Park „Suspected corruption, mismanagement, irresponsibility and unrealized expectations

also negatively [...] community interest” (P12: 112). Und die Verwaltung von drei Dörfern

verfehlte “to account for its funds, and had subsequent allocations suspended by the Ministry

of Environment” (P12: 112).

Auch im Korup National Park sind die Schutzgebietsranger aufgrund ihrer fehlenden de facto

Autorität ihrer Verantwortung nicht gewachsen und dies „can create an ideal atmosphere for

corruption in the form of collusion, collaboration and even bribery involving guards“ (P10:

125). So kann die Entwicklung von korrupten Strukturen die Effektivität eines Schutzgebiets

komplett zerstören. Andere Autoren gehen in ihren Fallstudien nicht auf Korruption und

Wilderei ein. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Phänomene dort nicht vorhanden sind.

7.7.2 Konflikte der lokalen Bevölkerung Ein weiterer negativer Einflussfaktor sind Konflikte der lokalen Bevölkerung mit dem

Schutzgebietsmanagement oder dem lokalen Entwicklungsprojekt. Dabei lassen sich drei

Hauptkonfliktthemen feststellen: Konflikte wegen geforderter Kompensationszahlungen für

Page 102: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

101

Wildtierschäden (für sieben Schutzgebiete127), Konflikte bezüglich Nutzungsregelungen und

Konflikte aufgrund von Wilderei (s. 7.7.1). Exemplarisch wird der Konflikt über

Kompensationsforderungen im Selous Game Reserve und der Konflikt über

Nutzungsverbote im Serengeti National Park skizziert.

Im Selous Game Reserve (Gillingham & Lee 1999) gestaltet sich der Interessenkonflikt über

Kompensationsforderungen an das Management schwierig, weil die Haupternteschäden

durch Tiere entstehen, die nicht nur im Schutzgebiet vorkommen, wie Affen, Buschschweine,

Vögel und Nagetiere. Deswegen ist das Schutzgebiet nicht unbedingt für die Ernteschäden

verantwortlich. Insgesamt bewerten Gillingham und Lee (1999) die Konfliktwahrnehmung

jedoch als nicht schwerwiegend, weil die Betroffenen von den Ressourcennutzungskonflikten

sonst ihre Meinung stärker vertreten würden.

Um den Serengeti National Park herum unterscheiden sich hingegen die Konflikte über

Nutzungsverbote geographisch. Im Osten des Parks, wo den Massai Weideflächen ohne

Ausgleich genommen wurden, sind die Konflikte besonders stark. Ein anderes Dorf in der

Nähe des Serengeti National Park hat kaum Konflikte, weil die Bewohner ihr Einkommen aus

den Fischgründen des Victoria Sees beziehen und nicht ökonomisch von dem Nationalpark

abhängig sind. Im Ganzen haben die Konflikte seit dem stärkeren Regelvollzug 2000 deutlich

zugenommen, aber die Dorfbewohner mit den wenigsten Schutzgebietskonflikten sind

signifikant positiver zum Schutzgebiet eingestellt, als lokale Bewohner mit manifesten

Konflikten. Außerdem stellten Kideghesho et al. (2007) fest, dass 95,2% der Befragten, die

aufgrund von Wildtierschäden ernsthafte Konflikte mit dem Schutzgebiet hatten, die

Beziehung zum Schutzgebiet negativ bewerteten.

Der Grundkonflikt zwischen den Interessen des Waldschutzes, der wirtschaftlichen Nutzung

der Waldressourcen und der Notwendigkeit, die Armut der vom waldabhängigen Menschen

zu begegnen, wird in der Studie über den Ivindo National Park thematisiert. Konkret für den

Ivindo National Park ist jedoch die Skepsis der Bewohner gegenüber dem staatlichen

Schutzgebietsmanagement manifest und zusätzlich sind die Bewohner untereinander

zerstritten. So haben die Befragten versucht, die Forscher auf ihre Seite zu ziehen, um im

nächsten Moment darzustellen, dass sie als „poor and illiterate“ (P15: 246) nur ausgenutzt

wurden. Sassen und Wan (2006) haben auf der anderen Seite bei manchen Dorfbewohnern

ein Alkoholproblem festgestellt, da diese u. a. nur zu Treffen erschienen, wenn alkoholische

Getränke angeboten wurden.

127 Chobe NP, Korup NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP, South Luangwa NP und Waza NP

Page 103: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

102

7.8 Externe Einflüsse An dieser Stelle wird auf zwei mögliche weitere Einflussfaktoren hingewiesen, die

unabhängig von den bisherigen Faktoren zu betrachten sind. Zum einen kann der Besuch

des Schutzgebiets von der lokalen Bevölkerung sich positiv auf die Akzeptanz auswirken und

zum anderen besagt die These des Akzeptanzkraters, dass die Bewohner, die näher am

Schutzgebiet wohnen, negativer dazu eingestellt sind als weiter entfernt lebende (s. 2.5).

In den untersuchten Fallstudien konnte kein Zusammenhang zwischen dem Besuch des

Schutzgebiets von der lokalen Bevölkerung und der Akzeptanz zum Schutzgebiet festgestellt

werden, z.B. hat dies Anthony (2007) für den Kruger National Park untersucht und keinen

signifikanten Unterschied festgestellt. Interessant ist trotzdem, dass erstaunlich wenige der

lokalen Bevölkerung das Schutzgebiet bisher besucht haben. So hatten 72,9% der Befragten

im Kruger National Park diesen noch nie besucht. Und auch nur fünf Prozent der Zulu hatten

den Greater St Lucia Wetland Park besucht. Die Befragten aus der Stadt St. Lucia hatten

jedoch alle das Schutzgebiet besucht. Diese leben aber auch hauptsächlich vom Tourismus

(s. 7.3.2). Der Besuch des Kasungu National Park ist für die lokalen Bauern uninteressant,

da sie dafür weder Geld noch ein Auto besitzen. Die Bewohner, die es sich leisten könnten,

bevorzugen es, Verwandte und Freunde zu besuchen als Erholung in der Natur zu suchen.

Bei neun Schutzgebieten128 wurde der Einfluss der Distanz lokaler Siedlungen zum

Schutzgebiet betrachtet und beim Waza National Park und bei der Bénoué Wildlife

Conservation Area, beide in Kamerun, kann der Akzeptanzkrater nach Rentsch (1988), bzw.

das NIMBY Phänomen festgestellt (s. 2.5). Bewohner der Bénoué Wildlife Conservation

Area, die näher am Nationalparkbüro lebten, waren negativer zum Schutzgebiet eingestellt,

wahrscheinlich weil dort die Kontrollen häufiger waren. Und auch Bewohner um den Waza

National Park, die näher am Nationalpark lebten, hatten eine negativere Meinung vom ICDP.

Neben der Wirkung auf die Akzeptanz wurde auch der Einfluss der Distanz zum

Schutzgebiet auf das Wissen über das Schutzgebiet und deren Grenzen und das Maß an

Partizipation betrachtet. So wussten nach Ormsby und Kaplin (2005) 65 von 70 (93%) der

Befragten im Masoala National Park, die näher am Schutzgebiet wohnten, vom Nationalpark

und äußerten positive Meinungen und 26 von 39 (67%) Befragten aus dem weiter entfernten

Dorf kannten den Park nicht. Deswegen “residents living closer to the boundary were more

aware of the Park and more concerned about the boundary location” (P13: 95). Beck (2000)

hingegen bezieht die Distanz zum Schutzgebiet auf das Maß an Partizipation der lokalen

Bevölkerung. So haben Bewohner beider ugandischen Nationalparke, die näher am

Nationalpark wohnten, öfter an Gemeindetreffen teilgenommen und eher illegale Nutzungen

128 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Ivindo NP, Kasungu NP, Kruger NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Serengeti NP und Waza NP

Page 104: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

103

gemeldet als weiter entfernt lebende Bewohner. Daraus schließt Beck (2000) je abhängiger

die Bewohner vom Schutzgebiet sind, desto eher nehmen sie an lokalen Projekten teil.

7.9 Wissen von und Verhalten gegenüber den lokalen Schutzgebieten Das Wissen von und das Verhalten gegenüber den lokalen Schutzgebieten kann neben den

anderen Einflussfaktoren die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung beeinflussen. Jedoch

wurde in den untersuchten Fallstudien kein direkter Zusammenhang zwischen dem Wissen

und der Akzeptanz festgestellt. Allerdings berichten Ormsby und Kaplin (2005) für Masoala

National Park, dass „generally, residents who expressed greater Park awareness also

expressed positive sentiments toward the Park, and residents with minimal or no knowledge

of the Park expressed ambivalent, but not necessarily negative, attitudes toward the Park”

(P13: 91). Außerdem mangelte es der lokalen Bevölkerung an Wissen über die

Naturschutzziele des Masoala National Parks und deren Dauerhaftigkeit, weil die lokale

Bevölkerung überzeugt war, dass sich die Schutzgebietsgrenzen und Nutzungsregeln nach

ihren Bedürfnissen anpassen lassen. Weiterhin wurde in sechs Schutzgebieten129 die lokale

Bevölkerung nach den Aufgaben und Zielen der lokalen Schutzgebiete gefragt. Dabei

wurden am häufigsten zum einen der Schutz der natürlichen Ressourcen130 und der

Wildtiere131 und zum anderen die Finanzeinnahmen für den Staat132 genannt. Im Waza

National Park kannten hingegen 54% der Befragten die Aufgaben und Ziele des

Nationalparks nicht.

Das Verhalten gegenüber den lokalen Schutzgebieten wurde für vier Schutzgebiete133

untersucht. So vertritt Beck (2000) die These, dass „The measuring of attitudes at best is an

imperfect indicator of policy success. [...] Rather than simply measuring attitudes, a more

useful indicator for analyzing policy outcomes is identifying the extent to which attitudes are

translated into action” (P3: 142). Deswegen vergleicht Beck für die beiden ugandischen

Nationalparke die Einstellung der lokalen Bevölkerung mit dem Maß an illegaler Nutzung des

Schutzgebiets. Das Ausmaß an illegaler Nutzung der beiden Schutzgebiete wurde anhand

von Berichten der Ranger, die in beiden Gebieten patrouillieren, gemessen. Und Beck stellte

fest, dass in dem Dorf mit einer überwiegend geringen Akzeptanz illegale Nutzungen nicht

weit verbreitet waren. Jedoch in dem Dorf mit überwiegend starker Akzeptanz illegale

Nutzungen weiterhin sehr häufig waren. Damit konnte Beck keinen direkten Zusammenhang

feststellen.

129 Bénoué Wildlife Conservation Area, Greater St Lucia Wetland Park, Kasungu NP, Katavi NP, Selous Game Reserve und Waza NP 130 "Die natürlichen Ressourcen schützen und erhalten" nannten z.B. 79% der Befragten des Greater St Lucia Wetland Parks. 131 Bénoué Wildlife Conservation Area, Katavi NP und Selous Game Reserve 132 Katavi NP, Kasungu NP und Selous Game Reserve 133 Bwindi Impenetrable NP, Katavi NP, Masoala NP und Mt Elgon NP

Page 105: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

104

Marcus (2001) hingegen hat bei einigen Befragten der drei madagassischen Nationalparke

herausgefunden, dass „they will change their land use to conform with the projects if the park

provides alternatives“ (P9: 154). Damit konnte zwar kein direkter Zusammenhang zwischen

Verhaltensänderung und einer positiveren Einstellung nachgewiesen werden, “but it does

demonstrate that a positive perception of the park is a necessary precondition for behavioral

change and that at least in some cases the ICDP premise of offering viable economic

alternatives to destructive land use practices may work” (P9: 154).

Holmes (2003) geht in seiner Studie im Katavi National Park sogar einen Schritt weiter und

vergleicht die im Interview angegebene Feuerholznutzung mit einer Verhaltensbeobachtung

im darauf folgenden Jahr. Dabei wird zwar die Auswirkung der Naturschutzeinstellungen auf

das Verhalten der Holznutzung reduziert. Jedoch erachtet Holmes (2003) dieses Maß für die

lokale Bevölkerung in Afrika als angemessen, weil sie von der Nutzung von Feuerholz

abhängig sind und frei zwischen Lebend- und Totholz entscheiden können. Die Ergebnisse

unterstützen die These “that positive conservation attitudes are reflected in more

conservation oriented behaviours” (P7: 50). Denn Befragte aus Haushalten, in denen eher

Totholz gesammelt wurde, haben eher die Leistungen des Schutzgebietmanagement

wahrgenommen und waren auch öfter für den Erhalt des Schutzgebiets.

7.10 Haupteinflussfaktoren für eine höhere Akzeptanz Im letzten Unterkapitel des Ergebnisteils werden zum einen die verschiedenen Faktoren, die

aus den Fallstudien ausgewertet wurden, tabellarisch dargestellt und zum anderen die

Einflussfaktoren zusammengefasst, die die Akzeptanz zum Schutzgebiet signifikant positiv

oder negativ beeinflussen.

Die Tabelle in Anhang 3 fasst alle Faktoren zusammen, die die Schutzgebietsakzeptanz der

lokalen Bevölkerung beeinflussen oder beeinflussen können, und sind je Schutzgebiet

aufgeschlüsselt. Alle Faktoren sind aus den Fallstudien extrahiert und im bisherigen

Ergebnissteil bereits besprochen worden. Da in den Studien qualitative und quantitative

Methoden angewandt wurden, sind in der Tabelle alle abgebildet. Hier werden jedoch nur die

signifikanten Einflussfaktoren (p < 0,05), die aus quantitativen Daten gewonnen wurden,

noch einmal kompakt zusammengefasst. Einflussfaktoren, die getestet wurden, aber keinen

signifikanten Zusammenhang zu der Schutzgebietsakzeptanz anzeigen, werden hier nicht

aufgelistet. Damit beeinflussen folgende Faktoren die Akzeptanz vom Schutzgebiet durch die

lokale Bevölkerung:

Soziodemographische Einflussfaktoren:

- Männer sind signifikant positiver zum Schutzgebiet eingestellt als Frauen (Selous

Game Reserve und Waza NP).

Page 106: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

105

- Jüngere sind signifikant positiver zum Schutzgebiet eingestellt als Ältere (Bénoué

Wildlife Conservation Area, Kruger NP und Masoala NP).

- Befragte mit einer höheren Bildung sind positiver zum Schutzgebiet eingestellt als

Befragte mit geringerer Bildung (Andohahela NP, Kasungu NP, Masoala NP,

Ranomafana NP und Serengeti NP).

- Beim Katavi National Park ist die ethnische Gruppe Pimbwe signifikant positiver zum

Schutzgebiet eingestellt als Sukuma.

- Befragte, die kürzer in der Region leben, sind signifikant positiver zum Schutzgebiet

eingestellt als Befragte, die länger in der Region leben (Bénoué Wildlife Conservation

Area). Und andersherum Befragte, die länger in der Region leben, sind signifikant

positiver zum Schutzgebiet eingestellt als Befragte, die kürzer in der Region leben

(Katavi NP).

Materielle Einflussfaktoren:

- Weniger wohlhabende Befragte sind positiver zum Schutzgebiet eingestellt als

wohlhabendere Bewohner (Serengeti NP).

- Befragte, die weniger Einbußen durch Wildtierschäden haben, sind positiver zum

Schutzgebiet eingestellt als Befragte mit starken Einbußen (Kruger NP und Serengeti

NP).

- Befragte mit Zugang zu Wildfleisch sind positiver zum Schutzgebiet eingestellt als

Befragte ohne Zugang zu Wildfleisch (Selous Game Reserve und Serengeti NP).

- Befragte, die materielle Vorteile von Schutzgebieten wahrnehmen, sind positiver zum

Schutzgebiet eingestellt als Befragte, die nicht profitieren (Andohahela NP, Bénoué

Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Katavi NP, Masoala NP, Mt

Elgon NP, Ranomafana NP und Waza NP).

- Befragte, von denen einer aus dem Haushalt beim Schutzgebiet gearbeitet hat,

waren positiver zum Schutzgebiet eingestellt als andere (Kruger NP).

- Befragte, die für das Schutzgebiet gearbeitet hatten, waren positiver zum

Schutzgebiet eingestellt als Befragte, die noch nie im Nationalpark waren oder aus

einem anderen Grund als zu Arbeitszwecken (Kruger NP).

Aspekte des Schutzgebietsmanagements als Einflussfaktoren:

- Befragte, die die Leistungen des Nationalparks anerkannt haben, waren positiver

zum Schutzgebiet eingestellt (Katavi National Park)

- Befragte waren positiver zum Nationalpark eingestellt als zu den Game Reserves

oder Hunting Concession Areas (Bénoué Wildlife Conservation Area und Serengeti

NP).

- Befragte, die am lokalen Entwicklungsprojekt teilgenommen haben, waren positiver

zum Schutzgebiet eingestellt als Nichtteilnehmer (Serengeti NP)

Page 107: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Ergebnisse

106

- Befragte mit den wenig Schutzgebietskonflikten sind signifikant positiver zum

Schutzgebiet eingestellt, als Befragte mit manifesten Konflikten (Serengeti NP).

Geographische Lage und Distanz zum Schutzgebiet als Einflussfaktor:

- Befragte, die in einer Region um das Schutzgebiet lebten, waren positiver zum

Schutzgebiet eingestellt als Befragte einer anderen Region um das Schutzgebiet

(Kruger NP).

- Befragte, die weiter vom Schutzgebiet entfernt lebten, waren positiver zum

Schutzgebiet eingestellt als Befragte, die näher am Schutzgebiet lebten (Bénoué

Wildlife Conservation Area, Waza NP).

Neben diesen direkten Einflussfaktoren wurde für den Serengeti National Park eine

schrittweise lineare Regression gerechnet. Und „59% of the variation in people’s attitudes on

the relationship with protected areas were explained by three significant variables: (1) conflict

levels with protected areas; (2) lack of water; and (3) participation in SRCP” (P8: 123).

Ormsby und Kaplin (2005) haben hingegen statt einer quantitativen Befragung der lokalen

Bevölkerung aus offenen Interviews und Focus-Group Diskussionen Haupteinflussfaktoren,

die die Wahrnehmung des Parks beeinflussen, identifiziert und die Beziehungen zu einander

in einem framework dargestellt (s. Abb. 8).

Abbildung 8: Einflussschema der Faktoren, die die Wahrnehmung des Parks beeinflussen (Ormsby & Kaplin 2005: 159)

Die vier Haupteinflussfaktoren, die Geschichte des Parkmanagement, das Bewusstsein der

Gemeinde von dem Park, die Vorteile der Gemeinde aus dem Park und das Bewusstsein der

Gemeinde von den Schutzgebietsmitarbeitern, und die Interaktion dieser untereinander

beeinflussen die Wahrnehmung der Bewohner von dem Masoala National Park. So bietet

das framework “a systematic way to conceptualize the factors that Park managers need to

address in order to foster positive Park perceptions” (P13: 123).

Bewusstsein der Gemeinde von den

Schutzgebietsmitarb.

Geschichte des Schutzgebiet-managements

Bewusstsein der Gemeinde vom Schutzgebiet

Vorteile der Gemeinde von dem

Schutzgebiet

Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung vom Schutzgebiet

Page 108: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

107

8 Diskussion

Die Diskussion gliedert sich in zwei Teile: die methodische und die inhaltliche Diskussion.

Bei der methodischen Diskussion wird die Aussagekraft der Ergebnisse aus der Metaanalyse

beurteilt und versucht, ein Zusammenhang zwischen den Erkenntnissen über die

Einflussfaktoren und den gewählten Forschungsmethoden der Fallstudien herzustellen (8.1).

Bei der inhaltlichen Diskussion (8.2) werden die identifizierten Einflussfaktoren auf die

Akzeptanz der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung abgewogen, um deren

Einzelbedeutungen und die Zusammenhänge untereinander zu beurteilen (8.2.1). Auf der

Grundlage von Kapitel 2 werden dann Vorschläge erarbeitet, wie die Akzeptanz und das

Verhalten zum lokalen Schutzgebiet verbessert werden könnte (8.2.2). Auf beidem

aufbauend wird zum Schluss die Akzeptanzchance formuliert, die im Rahmen des

Akzeptanzkontextes für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika zu beachten ist (8.2.3).

8.1 Methodische Diskussion Da in der vorliegenden Arbeit die Einflussfaktoren auf die Akzeptanz von Schutzgebieten

durch die lokale Bevölkerung anhand einer Metaanalyse von wissenschaftlichen Fallstudien

bestimmt wurden, können nur die Einflussfaktoren identifiziert werden, die in den Fallstudien

genannt werden. Die peer-reviewed Zeitschriftenartikel werden zwar durch einen

Projektbericht (Sassen & Wan 2006) und eine unveröffentlichte Fallstudie (Beck 2000)

ergänzt und erweitern damit das Spektrum der Analyse. Jedoch werden keine weiteren

Informationsquellen oder Informanten in die Analyse miteinbezogen. Die Beschränkung

dieser Arbeit auf die Fallstudien geht also von einer begrenzten Datenbasis aus. Sie

ermöglicht jedoch durch diese klare Begrenzung eine strukturierte und dadurch

nachvollziehbare Analyse.

Der Autorenbias (s. 6.1), d. h. die Vorurteile und Befangenheit der Fallstudienautoren, wurde

im Ergebnisteil einzuschätzen versucht, indem der Forschungskontext der jeweiligen

Fallstudien hergestellt wurde. So wurden 13 Fallstudien allein von Wissenschaftlern ohne

Co-Autorenschaft von Behörden, NGOs oder Schutzgebietsmitarbeitern veröffentlicht. Weil

diese Wissenschaftler nicht direkt finanziell vom Erfolg des Schutzgebiets abhängig sind,

kann unterstellt werden, dass diese den Ergebnissen und deren Darstellung neutral

gegenüber stehen. Weiterhin ist die große disziplinäre Spannbreite der wissenschaftlichen

Zugänge charakteristisch für das internationale Forschungsfeld über Schutzgebiete. Auffällig

ist jedoch, dass nur vier Fallstudien allein von afrikanischen Autoren geschrieben wurden

und nur zwei in Kooperation von afrikanischen und anderen (hier: norwegischen)

Wissenschaftlern entstanden sind (s. 7.1.1). Dies spiegelt die Tatsache wieder, dass die

internationale Naturschutzgemeinschaft dominiert wird von Wissenschaftlern und

Page 109: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

108

Fachkräften der Industrieländer, die die Forschung über Schutzgebiete und deren

Management voranbringen (Ghimire & Pimbert 1997: 1f). Die Kooperationen von

afrikanischen und nicht-afrikanischen Autoren, wie bei den Fallstudien von Kideghesho et al.

(2007) und Musumali et al. (2007), sind weiterhin selten, obwohl diese eine gute Möglichkeit

darstellen, den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen der internationalen

Naturschutzgemeinschaft und regionalen Besonderheiten zu verbessern. Denn bei der

Implementation der internationalen Richtlinien ist in Subsahara-Afrika zu beachten, dass

bereits die Einrichtung der Schutzgebiete auf die Kolonialmächte zurückgeht (s. 5.1) und

deswegen die Schutzgebiete von der lokalen Bevölkerung als fremd wahrgenommen werden

(s. 7.5.3). Außerdem können Besonderheiten bei der Wahrnehmung der Schutzgebiete von

Wissenschaftlern, die die kulturellen und sozialen Besonderheiten besser kennen,

möglicherweise mehr berücksichtigt werden.

Bei fünf Fallstudien wurden partizipative Managementangebote von den Autoren empfohlen,

davon wurden drei von afrikanischen Autoren verfasst. Da insgesamt nur vier von den 17

Fallstudien von afrikanischen Autoren stammen (s. 7.1.1) und sich die vierte Studie von

Boonzaier (1996) mit Richtersveld National Park und dessen Naturschutzvertrag der lokalen

Bevölkerung und des südafrikanischen Staates befasst, scheint es, dass die afrikanischen

Autoren partizipative Managementansätze favorisieren.

Um die Forschungsdesigns der Fallstudien zu vergleichen, können die Fallstudien anhand

der zwei umweltpsychologische Forschungstraditionen nach Matthies und Homburg (2001:

99-104) eingeteilt werden. Dabei handelt es sich entweder um die quantitativen Erhebungen

orientiert an dem Drei-Komponenten-Modell für Einstellungen oder um die qualitativen

Erhebungen der subjektiven Repräsentation (s. 2.2). Von den empirischen Erhebungen der

17 Fallstudien basieren die Ergebnisse von zwei Studien auf quantitativen Daten, von fünf

auf qualitativen und bei zehn Studien wurden beide Methoden angewendet (s. 7.1.2). Dies

zeigt, dass keine der beiden Forschungstraditionen dominiert, sondern vielmehr die

Kombination beider bevorzugt wird. So kann die These von Stoll-Kleemann und Bertzky

(2008: 361f) über qualitative und quantitative Studien, die partizipatives Management bzw.

Management mit Regelvollzug bevorzugen, nicht bestätigt werden (s. 7.1), da sich bei den

sieben Fallstudien mit einer Methodik kein klarer Trend erkennbar ist.

Aussagekräftiger ist der Vergleich der Ergebnisse, die auf quantitative oder qualitative

Erhebungen zurückgehen. Dabei ist auffällig, dass durch quantitative Erhebungen keine

immateriellen Einflussfaktoren identifiziert wurden (s. 7.10). Denn statistisch signifikante

Einflussfaktoren wurden über soziodemographische und -ökonomische Aspekte als auch zu

Aspekten des Schutzgebietsmanagement, der geographischen Lage und der Distanz zum

Schutzgebiet festgestellt, nicht aber zu immateriellen Aspekten, wie Vertrauen oder

Ownership (s. 8.2).

Page 110: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

109

Insgesamt erscheint die Vielfalt der angewendeten Methoden (s. 7.1.2) zunächst

überraschend. Jedoch gehören die in der Einstellungsforschung unüblicheren Methoden zum

Spektrum der participatory rural appraisals und sind in der Entwicklungszusammenarbeit

weit verbreitet, wie z.B. die Erstellung von Landschaftskarten durch Beteiligung bestimmter

Fokusgruppen. Da nach Lucke (2006: 13) mit den Methoden der herkömmlichen

Einstellungsforschung nur die manifeste Akzeptanz gemessen wird, ist die Anwendung von

participatory rural appraisals, Focus-Group Diskussionen und teilnehmender Beobachtung

eine gute Erweiterung der Methoden, um auch die latente Akzeptanz zu den Schutzgebieten

weitestgehend zu erfassen. Auffällig ist nämlich, dass nicht nur die immateriellen

Einflussfaktoren, sondern auch bestimmte Themen wie Korruption und illegale Siedlungen

nur in Fallstudien angesprochen wurden, die qualitative Daten beinhalten. Dies ist am

auffälligsten bei den beiden Studien über das Selous Game Reserve. Songorwa (1999)

beschreibt detailliert verschiedene Ausprägungen von korrupten Strukturen und Gillingham

und Lee (1999) erwähnen Korruption mit keinem Wort, obwohl die Studien im demselben

Jahr veröffentlicht wurden und die Untersuchungsgebiete sich überschneiden (s. 8.2).

Weiterhin wurde die lokale Bevölkerung in 13 Fallstudien anhand von Fragebögen zu ihren

Einstellungen zum Schutzgebiet direkt befragt. Jedoch bezieht sich nur die Fallstudie von

Kideghesho et al. (2007: 2219) auf das Drei-Komponenten-Modell für Einstellungen (s. 2.1),

indem darauf hingewiesen wird, dass die Studie die affektive und konative Komponente

erfasst und die kognitive Komponente nicht berücksichtigt wird. Keine andere Studie bezieht

sich auf das Drei-Komponenten-Modell oder andere sozialpsychologische, soziologische

oder andere Definitionen von Einstellung oder Akzeptanz. Somit wird eine nachvollziehbare

Operationalisierung der Begrifflichkeiten vernachlässigt. Vielmehr wird ein allgemeines

Verständnis von Einstellung, Akzeptanz und/oder Wahrnehmung vorausgesetzt. Die

Schwierigkeiten, die Einstellungsergebnisse auf das Verhalten der lokalen Bevölkerung zu

beziehen, werden in nur zwei Fallstudien thematisiert (Beck 2000; Holmes 2003).

8.2 Inhaltliche Diskussion Im Folgenden werden die identifizierten Einflussfaktoren diskutiert, um darauf aufbauend im

Rahmen des Akzeptanzkontextes die Akzeptanzchance für die Schutzgebiete in Subsahara-

Afrika zu formulieren. Die Beantwortung der Teilfragen der Forschungsfrage (s. 1) zur

Akzeptanz zum Schutzgebiet, zu den lokalen Entwicklungsprojekten, zu den

Schutzgebietsmitarbeitern und zu den Schutzgebietsmanagementmaßnahmen, Partizipation

und Regelvollzug, wurde im Unterkapitel 7.6. des Ergebnisteils ausführlich beantwortet.

Gegenstand dieser inhaltlichen Diskussion ist deswegen weniger die Darstellung der

Akzeptanzprozente, sondern „die Aufklärung der dahinter liegenden Tendenzen, weil sie

Hinweise geben können auf die Möglichkeiten, die künftigen Interaktionen von

Page 111: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

110

Nationalparkverwaltung und Nationalparkbewohnern harmonischer zu gestalten“, wie

Rentsch (1988: 63) in ihrer Promotion geschrieben hat.

8.2.1 Diskussion der Einflussfaktoren Von den identifizierten Einflussfaktoren auf die lokale Akzeptanz der Schutzgebiete werden

zunächst die materiellen und immateriellen Einflussfaktoren diskutiert, dann die

soziodemographischen und externen Faktoren und zum Schluss die eindeutig negativen

Einflussfaktoren auf die lokale Akzeptanz der untersuchten Schutzgebieten Subsahara-

Afrikas, wie illegale Aktivitäten und Konflikte. Den häufigsten134 signifikanten und positiven Einfluss auf die Akzeptanz des Schutzgebiets

hat die Wahrnehmung von materiellen Vorteilen des Schutzgebiets für die lokale

Bevölkerung. Diese außerordentliche Bedeutung der materiellen Vorteile für die lokale

Akzeptanz ist verständlich aufgrund der allgemeinen schwierigen sozioökonomischen

Situation der Bevölkerung in den untersuchten Ländern (s. 8.2.2). So hat Stoll-Kleemann

(2005: 33) positiv formuliert: „Stable livelihoods around a protected area are the best pre-

conditions for local acceptance of use restrictions inside the park”. Dieser stabile

Lebensunterhalt ist für die lokale Bevölkerung der untersuchten Schutzgebiete ebenfalls

essentiell für die allgemeine Akzeptanz der Schutzgebiete. Denn Schutzgebiete bedeuten

meist auch Nutzungseinschränkungen der lokalen natürlichen Ressourcen und vermehrte

Schäden durch Wildtiere. So wurden z.B. für elf Schutzgebiete Wildtierschäden berichtet, die

meist Ernteschäden durch Elefantenherden oder Viehrisse von Großprädatoren waren.

Diese Wildtierschäden führten im Kruger und Serengeti National Park sogar zu einem

signifikant negativen Einfluss auf die Schutzgebietsakzeptanz. Kompensationszahlungen

existierten nur für zwei Schutzgebiete, deren Erfolg sehr umstritten ist. Denn auf der einen

Seite stellten Bruner et al. (2001: 26) für Schutzgebiete in tropischen Ländern fest, dass

direkte Kompensationsprogramme für die lokale Bevölkerung die Schutzgebietseffektivität

positiv beeinflusst. Auf der anderen Seite können durch die Zahlungen weitere Menschen in

die Region gelockt werden, wie dies beim Waza National Park geschehen ist (s. 7.4.1). Und

zusätzlich stellte Tchamba (1996: 40) für den Waza National Park fest, dass die finanziellen

Kompensationen zum Ausgleich von Ernteschäden durch Elefantenherden ineffektiv und

ineffizient sind. Deswegen bevorzugen Ghimire und Pimbert (1997: 23) alternative

Einkommensformen, wie durch den Tourismus oder mit Hilfe neuer Anbautechniken,

gegenüber Ausgleichszahlungen, da finanzielle Kompensationen zu Abhängigkeit, Konflikten

und Korruption führen können.

Weniger umstritten ist die Nutzungserlaubnis bestimmter natürlicher Ressourcen im

Schutzgebiet für die lokale Bevölkerung. So wurden für 13 Schutzgebiete Nutzungsrechte für

134 Für acht Schutzgebiete wurde ein signifikanter Zusammenhang festgestellt (s. 7.4.5).

Page 112: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

111

die lokale Bevölkerung berichtet. Meist handelte es sich dabei um Wildfleisch oder Non-

timber forest products (s. 7.4.2). Zwar wurde kein direkter signifikanter Einfluss der

Wahrnehmung der Nutzungsrechte auf eine höhere Akzeptanz in einem Schutzgebiet

gemessen. Jedoch dienen diese Nutzungsrechte in den meisten Schutzgebieten der lokalen

Bevölkerung, um ihr Einkommen aufzubessern, und sind damit eine zentrale

sozioökonomische Maßnahme der lokalen Entwicklungsprojekte, wie ICDP oder CBNRM

(Jones 2006: 83).

Diese Nutzungsrechte einzelner natürlicher Ressourcen sind jedoch nur ein Aspekt, um die

Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung zu verbessern. Erhebliche Verbesserungen für

die lokale Bevölkerung sind nach Ghimire und Pimbert (1997: 27f) nur durch umfassende

Reformen möglich, wie Landreformen oder die Dezentralisierung von Macht und damit die

Stärkung von lokalen Institutionen. Zwar tauchen diese Reformvorschläge in

Managementplänen nicht auf, weil die Entscheidungskompetenz meist beim Nationalstaat

liegt. Jedoch können sie die Lebensbedingungen und die Schutzgebietsakzeptanz der

lokalen Bevölkerung erheblich verbessern. So waren im Serengeti National Park

wohlhabendere Befragte negativer zum Schutzgebiet eingestellt, weil sie mehr Verluste ihrer

Viehherden durch Wildtierrisse zu melden hatten. Kideghesho et al. (2007: 2228) empfehlen

deswegen, alternative Einkommensanreize anzubieten, die das Schutzgebiet mehr

unterstützen und weniger Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Als eine aussichtsreiche Alternative für die lokale Bevölkerung gilt der Ökotourismus, der für

zehn Schutzgebiete thematisiert wurde (s. 7.4.3). Zwar ist der Ökotourismus eine recht

aussichtsreiche Einkommensquelle. Dieser wird aber nach Ghimire und Pimbert (1997: 27)

meist nicht in andere wirtschaftliche Sektoren integriert und nur ein Bruchteil der Einnahmen

erreichen die ländlichen Gebiete. So profitiert im Greater St Lucia Wetland Park die weiße

Bevölkerung in St. Lucia Stadt vom Tourismus, die indigenen Zulus haben aber kaum

Vorteile. Im Selous Game Reserve nennen die meisten Befragten den Nationalstaat

Tansania als Hauptgewinner des Schutzgebiets aufgrund der hohen Deviseneinnahmen aus

dem Tourismus. Dies ist verständlich, da fast 40% von Tansania unter Schutz steht, und

damit der Ökotourismus eine wichtige Einkommensquelle des Staates ist.

Wenn jedoch die Einnahmen aus dem Tourismus an den Staat abgeben werden und nicht in

das Schutzgebiet reinvestiert werden, dann fehlen finanzielle Mittel, um das Schutzgebiet zu

managen. Ein positives Beispiel ist der Bwindi Impenetrable National Park. Dort haben die

internationale Aufmerksamkeit und der Tourismus für die Berggorillas dazu geführt, dass die

finanzielle Situation des Schutzgebiets sich deutlich verbessert hat und damit die Gehälter

der Mitarbeiter pünktlich gezahlt werden konnten. Deswegen sind die Mitarbeiter dort

motivierter bei der Arbeit als im Mt Elgon National Park, in dem die Gehälter, wenn

überhaupt, nur verspätet gezahlt werden (s. 7.6.5). Neben den Einnahmen ist beim

Page 113: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

112

Ökotourismus darauf zu achten, dass die touristischen Nutzungen nicht die Kapazitäten des

Schutzgebiets übersteigen. Deswegen sind im Richtersveld National Park die

Besucherzahlen stark beschränkt und der Tourismus ist somit nur eine beschränkte

Einnahmequelle.

Die Anstellung beim Schutzgebiet ist eine weitere Einkommensmöglichkeit für die lokale

Bevölkerung und bietet durch die Sicherung des Lebensunterhalts eine Möglichkeit, die

Akzeptanz zum Schutzgebiet zu verbessern. In den untersuchten Schutzgebieten hat diese

Einflussmöglichkeit nicht zum Erfolg geführt, weil entweder die versprochenen Arbeitsplätze

nicht geschaffen wurden, diese mit anderen Leuten besetzt wurden (s. 7.4.4) oder die lokale

Bevölkerung nur ehrenamtlich in das Management miteinbezogen wurde, wie in den beiden

ugandischen Nationalparken.

Insgesamt ist die Sicherung des Lebensunterhalts der lokalen Bevölkerung in Subsahara-

Afrika die zentrale Vorraussetzung, um die lokale Akzeptanz der Schutzgebiete zu

verbessern. So weisen die Autoren der Fallstudien mehr auf die Berücksichtigung der

sozioökonomischen Situation der lokalen Bevölkerung hin und favorisieren ein adaptives

Management, als das sie sich für bestimmte Ausgestaltungen von Managementansätzen,

wie Partizipationsmöglichkeiten oder Regelvollzug, aussprechen.

An zweiter Stelle und auf qualitative Datenerhebungen basierend werden die immateriellen

Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der Schutzgebiete in den Fallstudien genannt. So wurde

für drei Schutzgebiete festgestellt, dass die ökonomischen Auswirkungen des Schutzgebiets

einen größeren Einfluss auf die Akzeptanz ausüben als der intrinsische Wert der Natur.

Trotzdem dürfen die immateriellen Einflussfaktoren nicht unterschätzt werden, weil in

Studien, die Schutzgebiete in Industrieländern untersucht haben (s. 2.5), die Akzeptanz

zentral durch immaterielle Faktoren beeinflusst wurde (Bonaiuto et al. 2002; Rentsch 1988;

Stoll 1999; Stoll-Kleemann 2001). Und somit werden die immateriellen Aspekte

möglicherweise bedeutender, wenn ein Mindestmaß der sozioökonomischen

Lebensbedingungen für die lokale Bevölkerung erfüllt ist.

Die induktiv identifizierten immateriellen Einflussfaktoren auf die Schutzgebietsakzeptanz der

lokalen Bevölkerung in Subsahara-Afrika (s. 7.5) werden nun mit dem konzeptionellen

Modell von Stoll-Kleemann (2001: 7) zur Erklärung des Widerstandes gegen Schutzgebiete

in Deutschland (s. 2.5) diskutiert, weil dieses Modell die Wirkungsmechanismen einleuchtend

darstellt. Die kulturellen Aspekte bei den untersuchten Schutzgebieten Subsahara-Afrikas

umfassen zum einen den intrinsischen Wert der Natur, die Wahrnehmung der

Naturschutzanstrengungen und die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen und

zum anderen die kulturell verwurzelten Landnutzungstechniken (s. 7.3.2), die durch die

Einrichtung der Schutzgebiete dort beschränkt oder verboten wurden. Die emotionalen

Aspekte beziehen sich auf das Gefühl von Ownership und Vertrauen, die die lokale

Page 114: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

113

Bevölkerung zum Schutzgebiet empfindet (s. 7.5.2). So wurde gerade mangelndes

Vertrauen der lokalen Bevölkerung zu dem Schutzgebiet und deren Mitarbeiter als negativer

Einfluss auf die Schutzgebietsakzeptanz beschrieben. Genauso hat ein mangelhaftes Gefühl

für ein shared ownership negative Auswirkungen.

Aus der Wechselwirkung mit den kulturellen und emotionalen Aspekten entstehen die

Wahrnehmungs- und Kommunikationsbarrieren (s. Abb. 5). Diese sind in den Fallstudien,

z.B. dadurch entstanden, dass Naturschutz als fremd und als Luxusgut wahrgenommen

wurde, und die lokale Bevölkerung den Eindruck hat, dass sie für das Management

minderwertiger als die Tiere im Schutzgebiet sind. Weiterhin sind durch fehlende

Kommunikation, Missverständnisse in der Kommunikation und

Verantwortungsmissverständnisse mit den Schutzgebietsmitarbeitern die Wahrnehmungs-

und Kommunikationsbarrieren verstärkt worden.

Die Identitätsbildenden Gruppenprozesse, die nach Stoll-Kleemann (2001: 7) aus den

genannten drei Aspekten den Widerstand zum Schutzgebiet direkt beeinflussen, können für

diese Analyse nicht genau identifiziert werden, weil die lokale Bevölkerung in den Studien

nur anhand soziodemographischer Merkmale differenziert wurden. So bestehen zwar im

Katavi National Park klare Akzeptanzunterschiede zwischen den beiden Ethnien Pimbwe

und Sukuma. Und im Greater St Lucia Wetland Park unterscheidet sich die Akzeptanz des

Schutzgebiets von den weißen Stadtbewohnern von St. Lucia deutlich von den indigenen

Zulus. Aber in welcher Weise die lokale Bevölkerung untereinander interagiert und daraus

gemeinsame und untereinander differenzierende Identitäten bilden, kann auf der Basis

dieser Fallstudien nicht beantwortet werden.

Auch über die Einflussfaktoren, die Bonaiuto et al. (2002) untersucht haben, regionale

Identität und Ortsverbundenheit sowie die Unterschiede zwischen ‚Ökonomischen’ und

‚Ökologischen’ (s. 2.5), kann keine klare Aussage getroffen werden, weil die lokale

Bevölkerung in den Fallstudien als ein Kollektivakteur mit einheitlichen Interessen untersucht

wurde und die unterschiedlichen Interessen kaum beachtet wurden.

Die identifizierten signifikanten soziodemographischen Merkmale der lokalen Bevölkerung für

eine höhere Schutzgebietsakzeptanz deuten zwar daraufhin, dass junge, gut ausgebildete

Männer positiver zum Schutzgebiet eingestellt sind als alte, wenig gebildete Frauen (s.

7.3.1). Diese Aussage ist aber nur als Tendenz zu verstehen. Die positivere Einstellung der

Männer wird mit der Aufgabenverteilung der Geschlechter erklärt, da die Männer eher mit

den positiven Auswirkungen des Schutzgebiets, wie z.B. den Jagdkonzessionen, in Kontakt

kommen. Interessanter ist vielmehr, dass jüngere Menschen positiver zum Schutzgebiet

eingestellt sind als ältere Bewohner. Als mögliche Ursache nennt Anthony (2007: 241) für

den Kruger National Park, dass die ältere Bevölkerung die Ungerechtigkeiten im

Schutzgebiet miterlebt habe und die jüngere Generation hingegen durch

Page 115: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

114

Umweltbildungsmaßnahmen des Schutzgebietsmanagement das Schutzgebiet stärker

akzeptiert. So sind jüngere Bewohner möglicherweise offener für neue Managementansätze

als ältere. Der dritte soziodemographische Einflussfaktor, die Bildung, wurde am häufigsten

für die Akzeptanz förderlich festgestellt, da besser gebildete z.B. ein größeres Verständnis

für den Schutz der Wildtiere und der Natur nachgesagt wird (Kideghesho et al. 2007: 2226).

Bonaiuto et al. (2002: 647) identifizierten, dass weibliche, junge, gut gebildete Menschen

positiver zum Schutzgebiet eingestellt sind (s. 2.5). Dies kann hier für das Alter und die

Bildung bestätigt werden. Die Unterschiede bei den Geschlechtern können an den

unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen liegen.

Weiterhin ist der Akzeptanzkrater, der für zwei Schutzgebiete festgestellt wurde zu

erwähnen. Denn deswegen sollte bei der Kommunikation des Schutzgebietsmanagement die

lokale Bevölkerung, die näher am Schutzgebiet lebt und negativer dazu eingestellt ist,

verstärkt zu beachtet werden. Eindeutig hinderlich für die Akzeptanzchance sind

zweifelsohne die illegalen Aktivitäten im Schutzgebiet, vor allem die Korruption (s. u.) und die

manifesten Konflikte. Gerade bei den illegalen Aktivitäten, wie der Wilderei, wird die

Armutsbekämpfung als das wirksamste Mittel von Songorwa (1999: 2076) genannt.

So wurden die Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika in

das Erklärungsmodell von Rentsch integriert und dieses damit modifiziert (s. Abb. 9). Zum

ersten wurde die Einflusskette des Schutzgebiets auf die Bewertung verändert, indem die

Schutzgebietsmitarbeiter als Filter des Schutzgebietsmanagement fungieren und durch

Kommunikation und Collaboration mit der lokalen Bevölkerung auf deren Bewertung des

Schutzgebiets einwirken. Zweitens wurde die immaterielle und materielle Betroffenheit

entsprechend der Ergebnisse aus der Metaanalyse angepasst. Dabei ist die immaterielle

Betroffenheit hier durch das Maß an Vertrauen, Ownership und Selbstbestimmung

kennzeichnet. Drittens wird auch der Einfluss der Konflikte und der Korruption auf die

Bewertung des Schutzgebiets hervorgehoben. Mit diesen Veränderungen kann das

Einflussschema, das Rentsch (1988: 30) für den Bayrischen Wald entwickelt hat, für die

Schutzgebiete in Subsahara-Afrika bestätigt werden.

Page 116: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

115

Abbildung 9: Erklärungsmodell des Wahrnehmungsprozesses der lokalen Bevölkerung

(verändert für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika nach der Vorlage von Rentsch (1988: 30))

8.2.2 Vorschläge zur Einstellungs- und Verhaltensänderung Die Vorschläge zur Einstellungsänderung der lokalen Bevölkerung zum Schutzgebiet

beziehen sich auf die sozialpsychologischen Erkenntnisse zu den Möglichkeiten der

Einstellungsänderung (s. 2.4). Danach kann sich das Schutzgebietsmanagement beim

Umgang mit der lokalen Bevölkerung der Differenzierung des Drei-Komponenten-Modells

bedienen. Denn die Unterscheidung von Informationen (kognitive Komponenten), Emotionen

(affektive Komponente) und Verhaltensabsichten (konative Komponente), die die Einstellung

beeinflussen, ist hilfreich bei der Entwicklung eines Ansatzes, die Akzeptanz des

Schutzgebiets zu erhöhen. So ist es wichtig, dass die lokale Bevölkerung über das

Schutzgebiet und die geplanten Maßnahmen und Entscheidungen informiert ist. Essentiell ist

jedoch, dass die lokale Bevölkerung auch positive Gefühle und Emotionen mit dem

Schutzgebiet verbindet. Deswegen sollte darauf geachtet werden, dass dafür Gelegenheiten

geschaffen werden. Beispielsweise können gemeinsame Besuche des Schutzgebiets der

lokalen Bevölkerung und dem Management oder auch gemeinsam mit Touristen dazu

beitragen, sich und über die verschiedenen Sichtweisen zum Schutzgebiet auszutauschen.

Dies bedeutet, dass es ein Austausch über die unterschiedlichen Werte des Schutzgebiets,

der sogenannten multiple-value commons (s. 4.2), stattfindet.

Kommunikation & Collaboration

sozio-ökonomische

Situation

Vertrauen, Ownership,

Selbstbestimmung

Immaterielle Betroffenheit

Distanz zum Nationalpark

Materielle Betroffenheit

Bewertung

Akzeptanz

Schutzgebiets-management

Schutzgebiet

Schutzgebiets-mitarbeiter

Wahrnehmung

Soziodemograph. Merkmale

Konflikte Korruption

Veränderungen im Gebiet

Schutzgebiet Massnahmen

Page 117: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

116

Nach der Assimilations-Kontrast-Theorie sollte bei hoher ‚Ich-Beteiligung’ (s. 2.4), die durch

die direkte Betroffenheit der lokalen Bevölkerung durch das Schutzgebiet gegeben ist,

versucht werden, den Assimilationseffekt zu erreichen. Dabei wird die lokale Bevölkerung

möglichst nicht mit kontrastierenden Einstellungen konfrontiert. Es wird vielmehr versucht,

durch Informationen, die die Einstellung der lokalen Bevölkerung unterstützen, das Vertrauen

zu gewinnen. Erst danach sollen die Bewohner mit ihren Einstellungen zum

Indifferenzbereich, zu dem die bisher keine Meinung gebildet haben, konfrontiert werden.

Dieser Ansatz kann beispielsweise bei der Kommunikation über Nutzungsrechte im

Schutzgebiet angewandt werden. So können bei der Identifizierung natürlicher Ressourcen

zur lokalen Nutzung zunächst Informationen über deren Zustand gegenseitig ausgetauscht

werden. Dann können die Ressourcen, die der lokalen Bevölkerung nützlich sein können und

die sie bisher nicht genutzt haben, im Fokus der Diskussion stehen. Die Diskussion über

Jagdkonzessionen von Großwild sollte im Gegensatz dazu vermieden werden, weil sie stark

umstritten sind.

Im zweiten Schritt kann herausgefunden werden, wie hoch die Elaboration nach dem

Elaborations-Wahrscheinlichkeits-Modell (s. 2.4) im konkreten Fall einzuschätzen ist. Ist die

Elaboration hoch, dann beschäftigt sich die lokale Bevölkerung intensiv z.B. mit Argumenten

für Nutzungsrechte. Dann sollte im gemeinsamen Dialog stark auf die Qualität der

Argumente geachtet werden. Damit wird der Weg der zentralen Einstellungsänderung

verfolgt. Die periphere Einstellungsänderung kann hingegen nur bei niedriger Elaboration

anvisiert werden, da sich dann die lokale Bevölkerung inhaltlich nicht so stark mit

Nutzungsrechten auseinandersetzt oder sie ihnen nicht so wichtig sind. Für die periphere

Einstellungsänderung würde z.B. eine berühmte Persönlichkeit, die für die Nutzungsrechte

wirbt, ausreichen, um die lokale Bevölkerung zu überzeugen. Insgesamt kann bei den

meisten Themen der Schutzgebiete, z.B. Nutzungsbeschränkungen und -rechte,

Umsiedlungen oder Bekämpfung illegaler Aktivitäten im Gebiet, davon ausgegangen werden,

dass die Elaboration hoch ist und somit eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung nötig

ist, um die lokale Bevölkerung zu überzeugen.

Nachdem die Möglichkeiten ausgeführt wurden, die Einstellungen der lokalen Bevölkerung

zum Schutzgebiet zu verbessern, ist für eine Verhaltensänderung die Bewältigung anderer

Herausforderungen erforderlich. Allein die Verhaltensänderung zu messen, ist schwierig wie

Beck (2000) und Holmes (2003) es in ihren Fallstudien thematisiert haben. Auch der

Zusammenhang zwischen den Einstellungen und dem Verhalten zum Schutzgebiet ist

kompliziert nachzuweisen (Anthony 2007: 243; Holmes 2003: 305). Und wie Beck (2000: 17)

festgestellt hat, besteht häufig eine Diskrepanz zwischen dem verbalisierten und dem

tatsächlichen Verhalten. Trotz dieser methodischen Herausforderungen sollte es das Ziel

jedes Schutzgebietsmanagements sein, nicht nur die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung zu

Page 118: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

117

gewinnen, sondern diese auch dazu zu bewegen, sich gegenüber dem Schutzgebiet neutral

oder positiv zu verhalten. Dafür bietet die Low Cost-These und das Fietkau-Kessel-Modell

beachtenswerte Ansätze (s. 2.3).

Nach der Low Cost-These kann versucht werden, schutzgebietsschädliche Aktivitäten zu

identifizieren, die nur geringe Kosten bei einer Verhaltensänderung verursachen.

Beispielsweise kann darauf insistiert werden, dass keine Feuer in dem Schutzgebiet

gemacht werden. Die Unterbindung von Brandrodung auf umliegenden landwirtschaftlichen

Flächen kann wiederum nur mit einem wesentlich höheren Aufwand erreicht werden.

Die Hauptbeeinträchtigungen des Schutzgebiets durch Aktivitäten der lokalen Bevölkerung,

wie Wilderei oder andere illegale Nutzungen, sind eher bei den Aktivitäten mit hohen Kosten

zu verorten, so dass weniger die Low Cost-These als vielmehr das Fietkau-Kessel-Modell (s.

Abb. 1) weiterhelfen kann. Dabei kann das Schutzgebietsmanagement gerade die

Verhaltensangebote und die Handlungsanreize verbessern, um ein

schutzgebietsfreundliches Verhalten zu erzeugen. Die Schaffung von Verhaltensangeboten

bedeutet, dass der lokalen Bevölkerung die Möglichkeit geboten wird, ihr Verhalten zu

ändern. Und die Handlungsanreize bedeuten, dass die Menschen, die ihr Verhalten geändert

haben, dadurch materielle oder immaterielle Vorteile erfahren haben. So ist es z.B. der

lokalen Bevölkerung in den beiden ugandischen Nationalparken möglich, illegale Nutzer des

Schutzgebiets zu melden. Da sie jedoch keinen persönlichen Vorteil daraus erkennen,

melden sie die illegalen Aktivitäten nicht (s. 7.6.5). Um das Verhalten der lokalen

Bevölkerung langfristig zu ändern, ist es also nötig, nicht nur Alternativen zu bieten, sondern

diese müssen auch attraktiv sein. Beispielsweise ist der Anbau von Cash Crops für die lokale

Bevölkerung nur interessant, wenn sie über den nötigen Marktzugang verfügen, um diese zu

verkaufen. Wie z.B. die Bewohner im Masoala National Park aufgrund eines besseren

Marktzugangs Vanille besser verkaufen können als die Bewohner in den anderen beiden

madagassischen Schutzgebieten (Marcus 2001: 387).

Der dritte interessante Ansatzpunkt des Fietkau-Kessel-Modell ist, das wahrgenommene

Verhalten und die daraus resultierenden Konsequenzen der lokalen Bevölkerung zu

kommunizieren und visualisieren. Das bezieht sich sowohl auf negative als auch positive

Auswirkungen, z.B. Erosion durch Brandrodung oder weniger Wilderei im Schutzgebiet.

Konkrete Verhaltensangebote, Handlungsanreize und Rückkoppelungsmöglichkeiten sind im

konkreten Schutzgebiet zu entwickeln.

8.2.3 Die Akzeptanzchance der Schutzgebiete im Rahmen des Akzeptanzkontext Nach Stoll (1999: 44) entsteht die Akzeptanzchance aus dem Zusammenwirken von

Akzeptanzkontext, Akzeptanzobjekt und Akzeptanzsubjekt (s. Abb. 4). Um die

Akzeptanzchance für die Schutzgebiete in Subsahara-Afrika zu formulieren, soll hier auf

Page 119: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

118

Kapitel 5 aufbauend der Akzeptanzkontext genauer benannt werden, weil dieser die

Möglichkeiten des Schutzgebietsmanagement für ein adaptives und adäquates Management

bestimmt. Daher wird der Akzeptanzkontext für die untersuchten Schutzgebiete in

Subsahara-Afrika nicht nur auf den sozialen und politischen Prozess (s. 3.5) bezogen,

sondern auch auf die oftmals sehr ungünstige soziale, politische und ökonomische Situation

in den Ländern.

So ist der Stand der menschlichen Entwicklung nach dem Human Development Index in vier

Ländern als gering und in sechs Ländern als mittel einzustufen (s. 5.3). Und anhand des

prozentualen Anteils der Bevölkerung mit weniger als einem US-Dollar pro Tag ist eine

extreme Armut der Bevölkerung offensichtlich. In Nigeria mit dem höchsten prozentualen

Anteil der untersuchten Länder haben über 70% der Bevölkerung nur einen US-Dollar pro

Tag zum Leben, wobei in Südafrika mit dem niedrigsten prozentualen Anteil rund 10% der

Bevölkerung unter die extreme Armutsgrenze fallen (s. 5.3). Neben der materiellen Armut

sind sieben der zehn untersuchten Länder nach dem Index für Bürgerrechte teilweise frei,

Botsuana und Südafrika frei und Kamerun nicht frei. Weiterhin wird Korruption zwar nur für

drei Schutzgebiete berichtet (s. 7.7.1), jedoch ist es sehr unwahrscheinlich, dass Korruption

nur dort ein Problem des Schutzgebietsmanagement ist. Denn der Korruptionsindex für die

Länder Kamerun, Sambia und Tansania, in denen die drei Schutzgebiete liegen, ist ähnlich

zu den anderen Ländern. Nur in Botsuana und Südafrika ist die Korruption nicht ganz so

hoch (s. 5.3).

Unter den Bedingungen von korrupten Staatsstrukturen, begrenzten Bürgerrechten und

extremer Armut ist es sehr schwierig, einen ökologisch ernsthaften, pragmatisch

realisierbaren und sozial gerechten Ansatz nach Brechin et al. (2002) für die Schutzgebiete

zu entwickeln. Denn die sechs Kernelemente des sozialen und politischen Prozess

(Menschenwürde, Legitimation, Governance, Übernahme von Verantwortung, Adaption und

Lernen sowie die Wirkung von nichtlokalen Kräften) sind extrem ungünstig in den

untersuchten Ländern. Beispielsweise ist die Menschenwürde, wie Brechin et al. (2002: 45f)

sie definieren, in vielen untersuchten Schutzgebieten nicht gewährleistet. Denn das Recht

auf Partizipation, Selbstrepräsentation und Selbstbestimmung wurde bzw. wird der lokalen

Bevölkerung oftmals nicht gewährt. Von zahlreichen unfreiwilligen Umsiedlungsmaßnahmen

in der Vergangenheit (s. 7.2.2) und fehlender, fehlerhafter oder nur stark begrenzter

Partizipation der lokalen Bevölkerung bei der Entscheidung über das Schutzgebiet (s. 7.6.5)

wurde berichtet. Auch starke Governance-Institutionen, die gewährleisten, dass die lokale

Bevölkerung selbstreguliert die Schutzgebietsregeln einhält, sind kaum gegeben. Vielmehr

wird von Schwierigkeiten der Zusammenarbeit in lokalen Komitees mit der lokalen

Bevölkerung berichtet, etwa in den beiden ugandischen Nationalparken oder im Selous

Game Reserve. Zusätzlich wurde offensichtlich in keinem untersuchten Schutzgebiet die

Page 120: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

119

Reflexion und die Selbstkontrolle des Managements institutionalisiert, so dass die

Bedingungen, aus früheren Managementfehlern zu lernen, ungünstig sind.

Zuletzt weisen Brechin et al. (2002: 50f) auf die Wirkungen von nicht lokalen Kräften auf die

Schutzgebiete hin. Diese erscheinen zunächst vielleicht unvorteilhaft, weil z.B. die nationalen

Regierungen mit Ökotourismus scheinbar nur ihre internationalen Devisen aufbessern

möchten oder weil nationale und internationale wirtschaftliche Interessen bestehen, die

natürlichen Ressourcen der Gebiete zu erschließen, wie z.B. die Abholzung von Edelhölzern.

Auf den zweiten Blick bieten jedoch die nicht lokalen und politisch internationalen Kräfte der

Naturschutzgemeinschaft eine einmalige Chance für die Schutzgebiete, die negativen

Kontextbedingungen zu überwinden und die biodiversitätsreichen Schutzgebiete zu

Modellregionen für ihre Länder umzuwandeln.

Die biodiversitätsreichen Regenwälder und die Savannen und Trockenwälder, die der

Vorstellung von unberührter Wildnis der Menschen in den Industrieländern entsprechen, sind

von hohem internationalem Naturschutzinteresse. Der politische Wille spiegelt sich in den

internationalen Naturschutzregimen, wie der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD)

oder auch dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) wieder. Gleichzeitig

finanzieren große internationale Naturschutz-NGOs, wie Nature Conservancy oder WWF,

zahlreiche Schutzprojekte. Und durch die jüngste LifeWeb Initiative der deutschen

Bundesregierung auf der neunten Vertragsstaatenkonferenz der CBD in Bonn im Mai 2008

werden die staatlichen Finanzmittel, um die Biodiversität weltweit besser zu schützen, erhöht

(Bundesumweltministerium 2008).

Diese politische und finanzielle Unterstützung kann als Chance für Schutzgebiete in

Subsahara-Afrika ergriffen werden, um ein lokal angepasstes Management zu

implementieren, das die lokale Bevölkerung einbezieht. Diese Modellregionen um die

Schutzgebiete lassen sich gut mit Hilfe des Biosphärenreservatkonzepts realisieren (s.

3.2.1), um verschiedene Zonierungen einzuführen, wie sie bereits z.B. in der Bénoué Wildlife

Conservation Area und im Serengeti National Park existieren (s. 7.6.1).

Die zentrale Vorraussetzung, um die lokale Akzeptanz langfristig zu stärken, ist die

Armutsbekämpfung in den Gebieten um die Schutzgebiete. Auch die Verbesserung der

sozialen und politischen Situation in den Ländern, wie die Korruptionsbekämpfung oder

Landreformen, sind für ein effektives Schutzgebietsmanagement wichtig. Diese Maßnahmen

können jedoch nicht vom Schutzgebietsmanagement allein realisiert werden, sondern sind

vor allem nationale Aufgaben. Die lokalen Entwicklungsprojekte sind aber die entsprechende

Antwort auf die Anforderung, die sozioökonomische Situation der lokalen Bevölkerung zu

stärken.

Um jedoch langfristig den Widerstand und die Skepsis der lokalen Bevölkerung gegenüber

dem Schutzgebiet abzubauen, sollten besonders die Wahrnehmungs- und

Page 121: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

120

Kommunikationsbarrieren (s. o.) aufgebrochen werden. Dafür ist zunächst die

Glaubwürdigkeit des Schutzgebietsmanagements wiederherzustellen, die durch die

zahlreichen Vertrauensbrüche stark geschädigt ist. Für eine aufrichtige Kommunikation des

Managements mit der lokalen Bevölkerung ist zusätzlich die Transparenz der geplanten

Maßnahmen und der dahinter stehenden Interessen genauso wichtig, wie die Beteiligung in

den Entscheidungsprozessen. Deswegen bietet sich für das Schutzgebietsmanagement die

kooperativ-kooptative Handlungsstrategie nach Sauer (2006: 216) an, weil diese auf eine

wechselseitige Interaktion ausgerichtet ist (s. Abb. 6). Die ökonomische Handlungsstrategie,

die auch wechselseitig orientiert ist, ist jedoch zu persuasiv ausgerichtet. Denn die adäquate

Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung erfordert vielmehr

eine verständigungsorientierte Interaktionsrichtung.

Die in der Managementdiskussion vielfach geforderte Partizipation der lokalen Bevölkerung

und die sozialen verantwortungsvollen Vereinbarungen über die Nutzung der Allgemeingüter

nach Hardin, denen die einzelnen Akteure durch einen Prozess der Collaboration

zustimmen, sind jedoch für die untersuchten Schutzgebiete begrenzt. Denn die

Schutzgebiete, außer der Richtersveld National Park, wurden alle vom Staat eingerichtet und

gemanagt (s. 7.2.3) und damit ist nur ein solches Maß an Partizipation möglich, wie der Staat

dies gewährt. Um jedoch langfristig die Akzeptanz des Schutzgebiets zu erhalten, reichen

participatory rural appraisals für die Identifizierung von natürlichen Ressourcen für

Nutzungsrechte und die beschränkte Nutzungserlaubnis als Beteiligung nicht aus. Erst wenn

die lokale Bevölkerung die Nutzungsregeln selbst entwickeln und die Implementation mit

selbstverwalteten Geldern umsetzen darf (Agrawal & Gibson 1999: 638-641), kann durch

das gestärkte Gefühl von Ownership mehr Legitimation des Schutzgebiets und damit eine

höhere Akzeptanz erreicht werden (Brechin et al. 2002: 58). Dafür ist es erforderlich, nicht

nur die formellen Institutionen, wie die Gesetze zur Einrichtung der Schutzgebiete, zu

beachten, sondern gerade die lokalen informellen Institutionen (s. 4.2). Denn erst die

Kenntnisse der lokalen Bräuche, Normen und Verhaltensgewohnheiten ermöglichen ein

spezifisch angepasstes Management. Beispielsweise sollten die Verantwortlichen für das

Schutzgebiet passend zu den informellen Institutionen ausgewählt werden. Bei der Auswahl

der Mitarbeiter ist auf deren Geburtsort, ihre ethnische Zugehörigkeit, ihren

sozioökonomischer Status und ihre Ausbildung zu achten, damit die Angestellten möglichst

in die Region passen und Missverständnisse im Vorfeld vermieden werden.

So weist Stoll-Kleemann (2005: 33) bereits daraufhin, dass Schutzgebietsmanager häufig

nicht für die verschiedenen Aufgaben ausgebildet sind und besonders die Fähigkeiten der

Verhandlungsführung, der Einkommensgenerierung und der Besucherbetreuung fehlen.

Auch die Fähigkeiten der lokalen Bevölkerung sollten gestärkt werden, damit sie die Vorteile

des Schutzgebiets besser nutzen können. Stoll-Kleemann (ebd.) nennt beispielsweise die

Page 122: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Diskussion

121

Ausbildung, um touristische Angebote anzubieten, Fremdsprachenkenntnisse oder auch

nachhaltige Landnutzungstechniken, die die natürlichen Ressourcen des Schutzgebiets

schonen.

Um jedoch ein solches adäquates und adaptives Management für ein spezifisches

Schutzgebiet in Subsahara-Afrika zu realisieren, reichen Kommunikationsberatung (Stoll

1999: 201) oder ein Mediationsmodell nach Bonaiuto et al. (2002: 650) nicht aus (s. 2.5).

Vielmehr ist eine externe, neutrale schutzgebietsspezifische Beratung nötig, die von den

verantwortlichen Behörden autorisiert und unabhängig ist. Ihre Aufgabe ist es unter

Berücksichtigung der Geschichte des Schutzgebietsmanagements gemeinsam mit den

verschiedenen Stakeholdern, die Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken des

Schutzgebiets zu identifizieren und dann entsprechend der informellen und formellen

Institutionen gemeinsame Lösungen zu entwickeln. Dabei sind die drei Vorraussetzungen für

eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung nach Beck (2000: 17-23) zu

beachten: ein adäquater Regelvollzug, die Einbeziehung der lokalen Werte und die

Gewährleistung der Regelkonsistenz.

Diese schutzgebietsspezifische Beratung kann durch die internationale

Naturschutzgemeinde finanziell und fachlich unterstützt werden, sollte jedoch auf alle Fälle

aus einem interdisziplinären Team von lokalen und internationalen Fachkräften bestehen.

Diese Fachkräfte benötigen sicher hervorragendes Wissen über die ökologische

Besonderheit und den adäquaten Schutz von Biodiversität. Wichtiger jedoch sind das

Vermögen, sich in die verschiedenen Stakeholder einfühlen zu können, und die Kompetenz,

Dialoge und Verhandlungen auf gleicher Augenhöhe mit der lokalen Bevölkerung gestalten

zu können.

Page 123: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Fazit und Handlungsempfehlungen

122

9 Fazit und Handlungsempfehlungen

Abschließend werden zunächst die Teilfragen und die leitende Forschungsfrage beantwortet,

um auf den Ergebnissen der Metaanalyse aufbauend Handlungsempfehlungen an die

internationale Naturschutzgemeinschaft, an die nationalen Naturschutzverwaltungen, an das

Management von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika und an die lokale Bevölkerung zu

formulieren.

Insgesamt ist die Akzeptanz in einigen Schutzgebieten trotz des schwierigen

Akzeptanzkontextes überraschend positiv. Denn obwohl die sozialen, politischen und

ökonomischen Bedingungen in und um die Schutzgebiete in Subsahara-Afrika für die lokale

Bevölkerung sehr schlecht sind, sind in sieben Schutzgebieten mindestens drei Viertel der

lokalen Bevölkerung zum Schutzgebiet positiv eingestellt. Die lokalen Entwicklungsprojekte

sind hingegen oft nicht bekannt oder ihre Ziele sind den Bewohnern unklar. Weiterhin ist die

Beziehung zwischen der lokalen Bevölkerung und den Schutzgebietsmitarbeitern in vielen

Schutzgebieten gestört. Die Erfahrungen zu den Maßnahmen des

Schutzgebietsmanagements sind vielfältig. So wurden viele Erfahrungen mit Partizipation

und/oder Regelvollzug berichtet, ein signifikanter Einfluss auf die Akzeptanz des

Schutzgebiets basierend auf Korrelationsrechnungen wurde aber nicht herausgefunden.

Vielmehr empfehlen die Autoren, besonders die afrikanischen, aufgrund der Geschichte der

Schutzgebiete und deren Managementmaßnahmen, die Beteiligung der Bevölkerung zu

verbessern.

Die in den einzelnen Schutzgebieten identifizierten Einflussfaktoren auf die lokale Akzeptanz

der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika sind untereinander vergleichbar. So wird die

Akzeptanz des Schutzgebiets durch materielle und immaterielle Betroffenheit der lokalen

Bevölkerung beeinflusst. Die materiellen Einflussfaktoren umfassen finanzielle Einbußen

durch Wildtierschäden und Nutzungsverbote. Materielle Chancen bestehen durch

Nutzungsrechte, Tourismus und/oder einer Beschäftigung beim Schutzgebietsmangement.

Die immateriellen Einflussfaktoren bestehen im Kern aus dem Vertrauen in das

Schutzgebietsmanagement, das Gefühl von shared ownership für das Schutzgebiet und dem

Maß an Selbstbestimmung. Aufgrund negativer Erfahrungen ist jedoch vielerorts mehr

Misstrauen als Vertrauen verbreitet und auch Konflikte, Korruption und illegale Nutzungen im

Schutzgebiet, wie Wilderei, wirken sich negativ auf die Akzeptanz aus.

Die Kombination von quantitativen und qualitativen Elementen bei der Datenerhebung wurde

bei über der Hälfte der Studien angewendet und hat sich als erfolgreich herausgestellt. Denn

aus den quantitativen Ergebnissen konnten genaue Einflussfaktoren signifikant bestimmt

werden und aus den qualitativen Ergebnissen wurden immaterielle Einflussfaktoren

identifiziert, die in den quantitativen Erhebungen nicht in Erscheinung getreten sind.

Page 124: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Fazit und Handlungsempfehlungen

123

So können abschließend folgende Handlungsempfehlungen gegeben werden:

… für die internationale Naturschutzgemeinschaft

• Die im Diskussionsteil beschriebene Akzeptanzchance, indem gemeinsam mit der

nationalen Expertise eine externe, neutrale und schutzgebietsspezifische Beratung

angeboten wird, sollte von internationalen Organisation, wie IUCN und/oder

UNESCO, aufgegriffen und konkret entwickelt werden.

• Die Ergebnisse der Schutzgebietsforschung sollten international zusammengefasst

werden und für die Anwendung in den Schutzgebieten zugänglich sein. Für

Biosphärenreservate plant die GoBi-Forschungsgruppe ein sogenanntes

Entscheidungshilfesystem (decision-support-system).

• Um in Zukunft Schutzgebiete und deren Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren

systematischer vergleichen zu können, sind einheitliche Methoden und

Untersuchungskategorien für Fallstudien nötig. Dies ist in Ansätzen vergleichbar mit

standardisierten Messverfahren in der Ökologie. Nur sollten hier neben einheitlichen

Untersuchungskriterien quantitative und qualitative Methoden kombiniert werden. Die

in dieser Arbeit identifizierten Einflussfaktoren (s. Abb. 9) können eine Grundlage

bilden, um Untersuchungskategorien für den Bereich der lokalen Akzeptanz zu

formulieren.

• Auch sollte die Anzahl an Studien erhöht werden, die in Kooperation von nationalen

und internationalen Wissenschaftlern entstehen. Da in diesen Studien das Wissen

von nationalen und regionalen informellen Institutionen und das Fachwissen der

internationalen Naturschutzgemeinschaft symbiotisch verbunden werden kann.

… für die nationalen Naturschutzverwaltungen in Subsahara-Afrika

• Die Armutsbekämpfung und die Verbesserung der sozialen und politischen Situation,

wie Korruptionsbekämpfung oder Landreformen, sollten auch von den

Naturschutzverwaltungen aktiv angestrebt werden, auch wenn andere Politikfelder

primär verantwortlich sind.

• Die im Diskussionskapitel beschriebene externe Beratung sollte von den nationalen

Naturschutzverwaltungen angenommen und gemeinschaftlich organisiert und

umgesetzt werden.

• Bei der Einrichtung und Weiterentwicklung der Nationalparke und anderer

Schutzgebiete sollten die Interessen der lokalen Bevölkerung stärker berücksichtigt

werden und verstärkt das UNSECO-Biosphärenreservatskonzept umgesetzt werden.

• Die Schutzgebietsmanager sollten nicht nur aufgrund ihrer naturschutzfachlichen

Fähigkeiten eingestellt werden, sondern es sollte auf deren Dialog- und

Page 125: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Fazit und Handlungsempfehlungen

124

Verhandlungsfähigkeit geachtet werden. Weiterhin sind auch der Geburtsort, die

ethnische Zugehörigkeit und der sozioökonomische Status zu beachten, damit die

Angestellten gut mit den Bewohnern auskommen.

... für das Management von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika

• Um den sich selbst verstärkenden Teufelskreis der negativen Einflussfaktoren

aufzubrechen, sollte die Verbesserung der sozioökonomischen Situation von der

lokalen Bevölkerung in Managementplänen berücksichtigt werden. Auch die

immateriellen Auswirkungen sollten beachtet werden.

• Die lokale Bevölkerung sollte mit ihren lokalen Realitäten, Kapazitäten, Erfahrungen,

Wissen und Vorstellungen bei der Entwicklung einer langfristigen Vision für ein

Ressourcenmanagement beteiligt werden (Mbile et al. 2005: 12).

• Um die Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung zu verbessern, sollten die

Wahrnehmungs- und Kommunikationsbarrieren abgebaut werden, indem die

Interessen transparent gemacht werden und die Kommunikation aufrichtig erfolgt, um

so Glaubwürdigkeit und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.

• Das Schutzgebietsmanagement sollte bei der Kommunikation mit der lokalen

Bevölkerung zunächst auf die gemeinsamen Interessen und Meinungen hinweisen,

um darauf erst neue gemeinsame Übereinkommen zu treffen (Assimilationseffekt).

• Die Interessen der lokalen Bevölkerung sollten ernst genommen werden und durch

eine gemeinsame intensive inhaltliche Auseinandersetzung ausgetauscht und

angeglichen werden.

• Direkte Kontakte und Treffen, aber auch informelle Begegnungen der lokalen

Bevölkerung mit den Schutzgebietsmitarbeitern, sollten häufiger stattfinden, weil

diese die Beziehung zueinander deutlich verbessern kann und Sympathien

untereinander entstehen können.

• Verhaltensangebote und Handlungsanreize für die lokale Bevölkerung sollten

geschaffen werden, damit sie sich schutzgebietsfreundlicher verhalten können. Und

Auswirkungen aufgrund der Verhaltensänderungen sollten direkt an die lokale

Bevölkerung zurückkommuniziert werden.

… für die lokale Bevölkerung

• Die lokale Bevölkerung sollte den Schutzgebieten und dessen Management eine

zweite Chance geben, damit neue Managementansätze aufrichtig und

gemeinschaftlich entwickelt werden können. Dann kann nicht nur die Biodiversität in

der Region erhalten werden, sondern auch eine lebenswerte und Lebensunterhalt

sichernde Region für die lokale Bevölkerung gesichert werden.

Page 126: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Glossar

125

Glossar

Collaborative Management Der Begriff bezeichnet in der englischsprachigen Schutzgebietsforschung einen Managementansatz, bei dem das Management versucht, die unterschiedlichen Interessen der Akteure in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit zu berücksichtigen. Unter Collaborative Management werden hier auch die Bezeichnungen Co-Management und Joint Management gefasst und Collaborative Management ist ein feststehende Begrifflichkeit, die nicht adäquat in die deutsche Sprache übersetzt werden kann. Empowerment Der Begriff bezeichnet allgemein „die Befähigung gesellschaftlich benachteiligter Gruppen zu selbst bestimmtem Handeln zwecks aktiver Teilnahme an Entscheidungsprozessen und Maßnahmen, die sie selbst betreffen, sowie gleichberechtigter Teilhabe an Wirtschaft, Gesellschaft und Politik“ (Nohlen 2005: 190). Im Kontext von Schutzgebieten bedeutet Empowerment, die lokale Bevölkerung aktiv und gleichberechtigt an den Entscheidungsprozessen und Maßnahmen des Schutzgebietsmanagement teilhaben zu lassen. Focus-Group Diskussionen Bei den Focus-Group Diskussionen werden unterschiedliche Untersuchungsgruppen getrennt gebeten, sich zu bestimmten Themen auszutauschen. Dadurch bekommen die Forschenden einen Einblick, welche Bedeutung dem Forschungsgegenstand zugeschrieben wird, und, welche unterschiedlichen Meinungen darüber existieren (Flick 2007: 260-262). Governance Governance im Kontext von Schutzgebieten wird definiert als “the interactions among structures, processes and traditions that determine how power and responsibilities are exercised, how decisions are taken, and how citizens or other stakeholders have their say” (Graham et al. 2003: 2f). Ownership Ownership meint Eigenverantwortung und Selbstbestimmung (Nuscheler 2006: 630) und wird im Kontext von Schutzgebieten verstanden als ein Gefühl von Teilhabe an dem Schutzgebiet, das immaterieller und nicht materieller Natur ist. Paper Park Paper Park ist eine gängige Bezeichnung in der internationalen Naturschutzgemeinschaft und bezeichnet Schutzgebiete, die nur auf dem Papier existieren, aber nicht real funktionieren. Aufgrund der fehlenden Implementation der internationalen Richtlinien, eines fehlenden oder ineffektiven Schutzgebietsmanagement oder aufgrund des Widerstandes der lokalen Bevölkerung sind viele der Schutzgebiete weltweit nur Paper Parks (Stoll-Kleemann & Bertzky 2008: 353f). Participatory Rural Appraisal Participatory Rural Appraisal (PRA) ist ein Sammelbegriff aus der Entwicklungszusammenarbeit für die Erfassung von lokalem Wissen und Erfahrungen. Dabei wird dieser Ansatz getragen von den Leitideen des learning by doing und der Teamarbeit und kennzeichnet sich durch ein offenes und transparentes Verfahren aus (World Bank 2008).

Page 127: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Danksagung

126

Danksagung

Da der empirische Gegenstand dieser Arbeit veröffentlichte Studien sind, kann an dieser

Stelle sich weder bei Interviewpartnern noch bei Personen, die mich bei einer Fallstudie vor

Ort unterstützt haben, bedankt werden. Vielmehr gilt mein Dank der GoBi-Forschungsgruppe

unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann, die mich in die Welt der

internationalen Diskussion über Schutzgebiete und der qualitativen, computergestützten

Sozialforschung eingeführt haben.

Ganz herzlich möchte ich auch Ulrike Müller und Uwe Richter für die gemeinsame Zeit in

Berlin im Sommer 2007 danken, als wir gemeinsam gelernt haben, die Fallstudien

intersubjektiv und nachvollziehbar zu kodieren. Nadine Fritz-Vietta, Marion Mehring und

Susanne Stoll-Kleemann haben uns dabei bei allen Fragen hilfreich zur Seite gestanden. Ein

herzlicher Dank geht an Rainer Schliep für die Governance Impulse, an Monika Bertzky für

die Literaturtipps und das Korrekturlesen und an Martin Hirschnitz für die unermüdlichen,

aufheiternden und unterstützenden Mails.

Besonders danke ich meinen Eltern, Mechthild und Ferdinand Buer, für ihre immaterielle und

materielle Unterstützung während des Jahres der Diplomarbeit. Tido Fresemann danke ich

für seine Geduld und Rücksichtnahme.

Page 128: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Literaturverzeichnis

127

Literaturverzeichnis

Adams, J. S./ McShane, T. O. 1992: The myth of wild Africa; Berkeley, USA: University of California Press Adams, William M./ Hulme, David 2001: If community conservation is the answer in Africa, what is the question?; Oryx, 35, 193-200 Agrawal, Arun 2001: Common property institutions and sustainable governance of resources; World Development, 29 (10), 1649-1672 Agrawal, Arun/ Gibson, Clark C. 1999: Enchantment and disenchantment: The role of community in natural resource conservation; World Development, 27 (4), 629-649 Agrawal, Arun/ Ostrom, Elinor 2006: Political science and conservation biology: a dialogue of the deaf?; Conservation Biology, 20, 681-682 Anthony, Brandon 2007: The dual nature of parks: attitudes of neighbouring communities towards Kruger National Park, South Africa; Environmental Conservation, 34 (3), 236-245 Barrios, Harald/ Leininger, Julia 2002: HDI, In: Nohlen (Hg.): Lexikon Dritte Welt - Länder, Organisationen, Theorien, Begriffe, Personen, Reinbek: Rowohlt, 365f Beck, Peter 2000: Collaboration and credible commitments: experiments with collaborative resource management in Uganda, 29 pp. Beinart, William 1987: Introduction, In: Anderson und Grove (Hg.): Conservation in Africa: people, policies and pratice, Cambridge, UK: Cambridge University Press, 15-19 BfN (Bundesamt für Naturschutz) 2008: Natura 2000 in Deutschland - Edelsteine der Natur, www.bmu.de/naturschutz_biologische_vielfalt/downloads/doc/20108.php (10. Juli 2008) Bierhoff, Hans-Werner 2000: Sozialpsychologie - ein Lehrbuch (5. Aufl.); Stuttgart: Kohlhammer Bonaiuto, Marino/ Carrus, Giuseppe/ Martorella, Helga/ Bonnes, Mirilia 2002: Local identity processes and environmental attitudes in land use changes: the case of natural protected areas; Journal of Economic Psychology, 23, 631-653 Boonzaier, Emile 1996: Local responses to conservation in the Richtersveld National Park, South Africa; Biodiversity and Conservation, 5, 307-314 Borrini-Feyerabend, Grazia 2003: Governance of protected areas - innovation in the air; Policy matters, 12, 92-101

Page 129: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Literaturverzeichnis

128

Borrini-Feyerabend, Grazia/ Johnson, Jim/ Pansky, Diane 2006: Governance of protected areas, In: Lockwood, Worboys et al. (Hg.): Managing protected areas - A global guide, London, UK: Earthscan, 116-145 Brechin, S./ West, P./ Harmon, D./ Kutay, K. 1991: Resident peoples and protected areas: A framework for inquiry, In: West und Brechin (Hg.): Resident peoples and national parks: Social dilemmas and strategies in international conservation, Arizona, USA: Island Press, 5-28 Brechin, Steven R./ Wilshusen, Peter/ Fortwangler, Crystal L./ West, Patrick C. 2002: Beyond the square wheel: toward a more comprehensive understanding of biodiversity conservation as social and political process; Society and Natural Resources, 15, 41-64 Bruner, A. G./ Gullison, R.E./ Rice, R. E./ da Fonseca, G. A. B. 2001: Effectiveness of parks in protecting tropical biodiversity; Science, 291, 125-128 Bryan, Todd A. 2004: Tragedy averted: the promise of collaboration; Society and Natural Resources, 17, 881-896 Bundesrat 2008: Bundesländer, http://www.bundesrat.de/ (18. Mai 2008) Bundesumweltministerium 2008: Gabriel: Aufbruch zum Schutz der biologischen Vielfalt gelungen, http://www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/41622.php (9. August 2008) Cernea, Michael M./ Schmidt-Soltau, Kai 2003: The end of forced resettlements for conservation: conservation must not impoverish people; Policy matters, 12, 42-51 Cernea, Michael M./ Schmidt-Soltau, Kai 2006: Poverty risks and national parks: policy issues in conservation and resettlement; World Development, 34 (10), 1808-1830 Child, Graham 1996: The role of community-based wildlife resource management in Zimbabwe; Biodiversity and Conservation, 5, 355-367 de Haan, Gerhard/ Kuckartz, Udo 1996: Die Struktur des Umweltbewußtseins, In: de Haan und Kuckartz (Hg.): Umweltbewußtsein: Denken und Handeln in Umweltkrisen, Opladen: Westdeutscher Verlag, 105-128 Diekmann, Andreas 1997: Empirische Sozialforschung: Grundlagen, Methoden, Anwendungen (3. durchges. Aufl.); Reinbek: Rororo Ferraro, Paul J./ Kiss, Agnes 2002: Direct payments to conserve biodiversity; Science, 298 (5599), 1718-1719 Fietkau, Hans-Joachim/ Kessel, Hans 1981: Einleitung und Modellansatz, In: Fietkau und Kessel (Hg.): Umweltlernen - Veränderungsmöglichkeiten des Umweltbewußtseins, Königstein/Ts.: Hein, 1-14

Page 130: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Literaturverzeichnis

129

Fischer, Frauke 2008: The importance of law enforcement for protected areas: Don´t step back! Be honest - protect!; GAIA, 17 (S1), 101-103 Flick, Uwe 2007: Qualitative Sozialforschung - Eine Einführung; Reinbek: Rowohlt Freedom House 2006: Freedom in the World Country Ratings, http://www.freedomhouse.org/template.cfm?page=15 (26. Juni 2008) Frey, Bruno S./ Bohnet, Iris 1996: Tragik der Allmende - Einsicht, Perversion und Überwindung, In: Diekmann und Jaeger (Hg.): Umweltsoziologie, Opladen: Westdeutscher Verlag, 292-307 Früh, Werner 2004: Inhaltsanalyse (5. Aufl.); Konstanz: UVK Gbadegesin, Adeniyi/ Ayileka, Olatubosun 2000: Avoiding the mistakes of the past: towards a community oriented management strategy for the proposed National Park in Abuja-Nigeria; Land Use Policy, 17, 89-100 Geist, Helmut/ Lambin, Eric 2001: What drives tropical deforestation? - A Meta-Analysis of proximate and underlying causes; Louvian-la-Neuve: LUCC International Project Office, University of Louvian Ghimire, Krishna B./ Pimbert, Michael P. 1997: Social change and conservation: an overview of issues and concepts, In: Ghimire und Pimbert (Hg.): Social change and conservation: environmental politics and impacts of national parks and protected areas, Switzerland: UNRISD, 1-45 Gibson, Clark C./ Williams, John T./ Ostrom, Elinor 2005: Local enforcement and better forests; World Development, 33 (2), 273-284 Gillingham, Sarah/ Lee, Phyllis C. 1999: The impact of wildlife-related benefits on the conservation attitudes of local people around the Selous Game reserve, Tanzania; Environmental Conservation, 26 (3), 218-228 Glass, Gene V. 1976: Primary, secondary, and Meta-Analysis of Research; Educational Researcher, 5 (3), 3-8 Graham, John/ Amos, Bruce/ Plumptre, Tim 2003: Governance principles for protected areas in the 21th century, prepared for the fifth World Park Congress, Durban, South Africa: Institute on Governance Gutscher, Heinz/ Hirsch, Gertrude/ Werner, Karin 1996: Vom Sinn der Methodenvielfalt in den Sozial- und Geisteswissenschaften, In: Kaufmann-Hoyoz und Di Giulio (Hg.): Umweltproblem Mensch, Bern: Haupt, 43-77 Güttler, Peter O. 2003: Sozialpsychologie - Soziale Einstellungen, Vorurteile, Einstellungsänderugen (4. Aufl.); München: Oldenbourg

Page 131: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Literaturverzeichnis

130

Hess, Karl 2001: Parks are for people - but which people?, In: Anderson und James (Hg.): The politics and economics of park management, Lanham: Rowman and Littlefield, 159-181 Holmes, Christopher M. 2003: The influence of protected area outreach on conservation attitudes and resource use patterns: a case study from western Tanzania; Oryx, 37 (3), 305-315 Hughes, Ross/ Flintan, Fiona 2001: Integrating conservation and development experience: a review and bibliography of the ICDP literature; London, UK: International Institute for Environment and Development Hülst, Dirk 1990: Sozialforschung, empirische, In: Sandkühler (Hg.): Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaft, Hamburg: Meiner Verlag, 327-340 James, Stephanie Presber 2001: An institutional approach to protected area management performance, In: Anderson und James (Hg.): The politics and ecomonics of park management, Lanham: Rowman and Littlefield, 3-27 Jones, Brian T. B. 2006: Community-based natural resource management (CBNRM) and combating poverty in Southern Africa; Policy matters, 14, 83-88 Kideghesho, Jafari R./ Roskaft, Eivin/ Kaltenborn, Bjorn P. 2007: Factors influencing conservation attitudes of local people in Western Serengeti, Tanzania; Biodiversity and Conservation, 16 (7), 2213-2230 Klima, Rolf 2007: Einstellung, In: Fuchs-Heinritz, Lautmann et al. (Hg.): Lexikon zur Soziologie, Wiesbaden: VS Verlag, 156 Kothari, Ashish 2001: Time to move out of Africa! - a response to Adams and Hulme; Oryx, 35, 204-205 Krennerich, Michael 2002: Südafrika, In: Nohlen (Hg.): Lexikon Dritte Welt - Länder, Organisationen, Theorien, Begriffe, Personen, Reinbek: Rowohlt, 747-751 Lexiographisches_Institut (Hg.) 1991: Der Knaur - Universallexikon in 15 Bänden, München: Knaur Lucke, Doris 1995: Akzeptanz; Opladen: Leske + Budrich Lucke, Doris 2006: Akzeptanz und Legitimation, In: Schäfers und Kopp (Hg.): Grundbegriffe der Soziologie, Wiesbaden: VS Verlag, 12-17 Maddox, Gregory 2006: Sub-Saharan Africa: an environmental history; Santa Barbara, California: ABC-Clio Marcus, Richard R. 2001: Seeing the forest for the trees: integrated conservation and development projects and local perceptions of conseration in Madagascar; Human Ecology, 29 (4), 381-397

Page 132: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Literaturverzeichnis

131

Marx, Christoph 2004: Geschichte Afrikas - Von 1800 bis zur Gegenwart; Paderborn: Schöningh Matthies, Ellen/ Homburg, Andreas 2001: Umweltpsychologie, In: Brandt und Müller-Rommel (Hg.): Studium der Umweltwissenschaften: Sozialwissenschaften, Berlin: Springer, 95-124 Mbile, P. / Vabib, M. / Mebokac, M./ Okonc, D. / Arrey-Mbod, J. / Nkonghoe, F. / Ebong, E. 2005: Linking management and livelihood in environmental conservation: case of the Korup National Park Cameroon; Environmental Management, Vol. 76, 1 - 13 Meulemann, Heiner 2007: Akzeptanz, In: Fuchs-Heinritz, Lautmann et al. (Hg.): Lexikon zur Soziologie, Wiesbaden: VS Verlag, 27 Mkanda, F. X./ Munthali, S. M. 1994: Public attitudes and needs around Kasungu National Park, Malawi; Biodiversity and Conservation, 3, 29-44 Mörschel, Frank (WWF) 2004: Hintergrundinformation - Internationale Schutzgebiets-Kategorien der IUCN, http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf-alt/waelder/IUCN_Schutzgebietskriterien.pdf (31. März 2008) Muhr, Thomas 1996: Textinterpretation und Theorieentwicklung mit ALTAS/ti, In: Bos und Tarnai (Hg.): Computergestützte Inhaltsanalyse in den Empirischen Sozialwissenschaften. Theorie - Anwendung - Software, Münster: Waxmann, 245-259 Muhr, Thomas 2004: User's Manual for ATLAS.ti 5.0; Berlin: ATLAS.ti Scientific Software Development GmBH Musumali, Musole M./ Larsen, Thor S./ Kaltenborn, Bjorn P. 2007: An impasse in community based natural recource management implementation: the case of Zambia and Botswana; Oryx, 41 (3), 306-313 Nohlen, Dieter 2002: GEF, In: Nohlen (Hg.): Lexikon Dritte Welt - Länder, Organisationen, Theorien, Begriffe, Personen, Reinbek: Rowohlt, 311 Nohlen, Dieter 2005: Empowerment, In: Nohlen und Schultze (Hg.): Lexikon der Politikwissenschaft, München: C. H. Beck, 190 Nuscheler, Franz 2006: Entwicklungspolitik; Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung Ormsby, Alison/ Kaplin, Beth A. 2005: A framework for understanding community resident perceptions of Masoala National Park, Madagascar; Environmental Conservation, 32 (2), 156-164 Phillips, Adrian 2003: Turning ideas on their heads - the new paradigm for protected areas, In: Jaireth und Smyth (Hg.): Innovative governance - indigenous peoples, local communites, and protected areas, New Dehli, India: Ane Books, 1-27

Page 133: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Literaturverzeichnis

132

Picard, Catherine H. 2003: Post-apardheid perceptions of the Greater St Lucia Wetland Park, South Africa; Environmental Conservation, 30 (2), 182-191 Preisendörfer, Peter 1999: Umwelteinstellungen und Umweltverhalten in Deutschland: empirische Befunde und Analysen auf der Grundlage der Bevölkerungsumfragen "Umweltbewußtsein in Deutschland 1991-1998"; Opladen: Leske + Budrich Ravenel, Ramsay M./ Redford, Kent H. 2005: Understanding IUCN Protected Area Categories; Natural Areas Journal, 25 (4), 381-389 Reichertz, Jo 2007: Abduktion, Deduktion und Induktion in der qualitativen Forschung, In: Flick, Kardorff et al. (Hg.): Qualitative Forschung - Ein Handbuch, Reinbek: Rowohlt, 276-286 Rentsch, Gudrun 1988: Die Akzeptanz eines Schutzgebietes untersucht am Beispiel der Einstellung der lokalen Bevölkerung zum Nationalpark Bayerischer Wald (57); Kallmünz/Regensburg: Laßleben Sassen, Marieke / Wan, Meilinda 2006: Biodiversity and local priorities in a community near the Ivindo National Park Makokou, Gabon, 87 pp. Sauer, Alexandra 2006: Europäische Naturschutzpolitik; München: Oekom Schahn, Joachim 1993: Die Kluft zwischen Einstellung und Verhalten beim individuellen Umweltschutz, In: Schahn und Giesinger (Hg.): Psychologie für den Umweltschutz, Weinheim: Psychologie-Verl., 29-49 Schahn, Joachim 1997: Die Diskrepanz zwischen Wissen, Einstellung und Handeln: Sozialwissenschaftliche Erkenntnisse, In: Michelsen (Hg.): Umweltberatung: Grundlagen und Praxis, Bonn: Economica-Verl., 34-42 Songorwa, Alexander N. 1999: Community-based wildlife management (CWM) in Tanzania: are the communities interested?; World Development, 27 (12), 2061-2079 Spinage, Clive 2002: A reply to Adams and Hulme; Oryx, 36, 16-17 Stoll, Susanne 1999: Akzeptanzprobleme bei der Ausweisung von Großschutzgebieten; Frankfurt am Main: Peter Lang Stoll-Kleemann, Susanne 2001: Barriers to nature conservation in Germany: a model explaining opposition to protected areas; Journal of Environmental Psychology, 21 (4), 369-385 Stoll-Kleemann, Susanne 2003: Keine Akzeptanz für Schutzgebiete? Untersuchungen aus der Praxis, In: Naturschutz (Hg.): Biologische Vielfalt - Leben in und mit der Natur, Bonn: Jahrbuch für Naturschutz und Landschaftspflege, 273-279 Stoll-Kleemann, Susanne 2005: Voices for biodiversity management in the 21st century; Environment, 47 (10), 24-36

Page 134: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Literaturverzeichnis

133

Stoll-Kleemann, Susanne/ Bender, Svane/ Berghöfer, Augustin/ Bertzky, Monika/ Fritz-Vietta, Nadine/ Schliep, Rainer/ Thierfelder, Barabara 2006: Linking governance and management perspectives with conservation success in protected areas and biosphere reserves; Humboldt-Universität zu Berlin Stoll-Kleemann, Susanne/ Bertzky, Monika 2008: Erfolgsfaktoren von Schutzgebieten in Entwicklungsländern: Schutzgebiete im Spannungsfeld zwischen globaler Verantwortung und lokaler Umsetzung, In: Bruckmeier und Serbser (Hg.): Ethik und Umweltpolitik, München: oekom Verlag, 349-370 Stoll-Kleemann, Susanne/ O´Riordan, Tim 2002: From participation to partnership in biodiversity protection: Experiences from Germany and South Africa; Society and Natural Resources, 15, 161-177 Tchamba, M. N. 1996: History and present status of the human-elephant conflict in the Waza Logone region, Cammeroon, West Africa; Biological Conservation, 75, 35-41 Transparency International 2007a: Corruption Perceptions Index, http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2007 (2. Juni 2008) Transparency International 2007b: Corruption Perceptions Index, http://www.transparency.de/Haeufig-gestellte-Fragen-und-A.1079.0.html (26. Juni 2008) UNDP 2007: Human Development Reports, http://hdrstats.undp.org/buildtables (2. Juni 2008) UNEP 2007a: Global Environment Outlook: environment for development (GEO 4), http://www.unep.org/geo/geo4/media/ (04.12.2007) UNEP 2007b: List of parties, http://www.cbd.int/convention/parties/list.shtml UNESCO 2008a: Biosphere reserves, http://www.unesco.org/mab/BRs.shtml (21. Mai 2008) UNESCO 2008b: World Heritage, http://whc.unesco.org/en/about/ (21. Mai 2008) WCPA 1994: Protected Areas National Management Categories, http://www.unep-wcmc.org/wdpa/index.htm (31. März 2008) WCPA 2008: World Database on Protected Areas, http://www.unep-wcmc.org/wdpa/index.htm (2. Juni 2008) Weladji, Robert B./ Moe, Stein R./ Vedeld, Pal 2003: Stakeholder attitudes towards wildlife policy and the Bénoué Wildlife Conservation Area, Northern Cameroon; Environmental Conservation, 30 (4), 334-343

Page 135: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Literaturverzeichnis

134

West, Paige C. 1991: Introduction, In: West und Brechin (Hg.): Resident peoples and national parks: social dilemmas and strategies in international conservation, Arizona, USA: Island Press, XV-XXII West, Paige C./ Brechin, S. R. (Hg.) 1991: Resident peoples and national parks: social dilemmas and strategies in international conservation, Arizona, USA: Island Press West, Paige C./ Igoe, James/ Brockington, Dan 2006: Parks and peoples: the social impact of protected areas; Annual Review of Anthropology, 35, 251-277 Western, David 2001: Taking the broad view of conservation - a response to Adams and Hulme; Oryx, 35, 201-203 Wikipedia 2008: Subsahara-Afrika, http://de.wikipedia.org/wiki/Subsahara-Afrika (20. Juli 2008) World Bank 2008: The World Bank Participation Sourcebook - Appendix I: Methods and Tools, http://www.worldbank.org/wbi/sourcebook/sba104.htm (11. Juli 2008) ZGF (Zoologische Gesellschaft Frankfurt) 2007: Grzimeks Erbe in Afrika (gesendet am 23. Juni 2008, 3sat)

Page 136: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Kod

elis

te

Kod

ieru

ngen

Que

ry T

ool

Mem

oabl

age

Boo

l’sch

e O

pera

tore

n

sem

antis

che

Ope

rato

ren

Näh

erun

gsop

erat

oren

Ope

rato

r „co

-occ

uren

ce“

Prim

ärte

xte

Page 137: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Anhang 2: Die Kodeliste der GoBi-Forschungsgruppe (Nicht nummerierte Kode sind für diese Arbeit ergänzt worden.) *A Success factor *B Failure factor *C Driving Force *D Pressure *E State: geo-ecological *F State: socio-economic *G Impact *H Response 1.01 Africa 1.02 Asia 1.03 Latin America & the Caribbean 1.04 North America 1.05 Europe 1.06 Australia and Oceania 2.01 PA success definition 2.02 Scientific research background 2.021 Qualitative methods 2.022 Quantitative methods 2.023 Participatory methods 2.024 Natural scientific approach 2.025 Socio-economic approach 2.026 Interdisciplinary approach 2.027 Gender-sensitive approach 2.03 Attitude towards conservation 2.031 Acceptance of PA/BR 3.01 Actor: IUCN 3.02 Actor: International Organisations 3.03 Actor: GO 3.04 Actor: NGO 3.05 Actor: local/regional authorities 3.06 Actor: local communities 3.07 Actor: profit organisation 3.08 Actor: others 3.09 Actor: PA/BR mgmt 3.10 Actor: Women 4.01 Leadership 4.02 Staff/skills 4.03 Access, equipment, communication 4.04 Practical conservation measures 4.05 Rural development/income generating activities/incentives/benefits 4.051 Tourism 4.06 Capacity building/environmental education 4.07 Rule enforcement and existence/control 4.08 Economic compensation 4.09 Stakeholder participation

4.091 Stakeholder participation: gender 4.10 Collaboration/communication 4.11 Mechanism for conflict management 4.12 Research activities / monitoring 4.13 Monitoring and evaluation for adaptive management 4.14 Cultural dimension including traditional knowledge 4.15 Gender roles 4.16 Gender mainstreaming strategy 5.01 Changes in the past: geo-ecological 5.02 Changes in the past: socio-economic 5.03 Perspectives: geo-ecological 5.04 Perspectives: socio-economic 5.05 Protected area/species category 6.01 Decision-making/politics: national 6.02 Decision-making/politics: local/regional 6.03 Decision-making/politics: international/multilateral environmental agreement 6.04 Decision-making/politics: PA/BR mgmt level 6.05 Funding/Finances 6.06 Boundary demarcation 6.07 Corruption 6.08 Land tenure situation and property rights 6.081 Protected area size 6.09 Decision-making/politics: gender 6.10 Decision-making/politics: multi 7.01 Conflicts 7.02 Over exploitation and habitat transformation 7.03 Migration/Urbanisation and land use change 7.04 Illegal activities 7.05 Climate change 7.06 Invasive alien species 7.07 Pollution 7.08 Population dynamics: gender 7.09 Power relations: gender attitude and behaviour connections benefits of PA/BR for LP factors influencing attitude knowledge of PA/BR by LP Social capital wildlife damage

Page 138: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Anhang 3: Übersicht der Faktoren, die die Akzeptanz der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung beeinflussen können

soziodemograph. Faktoren

sozioökon. Faktoren

materielle Faktoren immaterielle Faktoren Schutzgebietsmanagementaspekte illegale Aktivitäten sonstiges

P Schutzgebiet Akz

epta

nz z

um

Sch

utzg

ebi

et1

Öko

syst

em2

Alte

r3

Bild

ung

4

Eth

nis

che

Zu

geh

örig

keit5

Anb

au v

on

Cash C

rops

Vie

hhal

tung

Res

sour

cenn

utz

ung

im

Sch

utzg

ebi

et

Wild

tiers

chäd

en6

Kom

pens

atio

nsza

hlun

gen

Nut

zung

srec

hte

Tou

rism

us

posi

tiver

Ein

fluss

auf

grun

d

mat

erie

llen

Vor

teile

n in

trin

sisc

he u

nd r

elig

iöse

W

erte

der

Nat

ur

mat

erie

lle V

orte

ile w

icht

iger

al

s im

ma

teri

elle

Ver

antw

ortu

ng g

egen

übe

r zu

künf

tiger

Gen

erat

ion

en

Ow

ners

hip

man

gel

ndes

Ver

tra

uen

loka

les

Ent

wic

klun

gspr

oje

kt

Wah

rneh

mun

g de

s lo

kale

n

Ent

wic

klun

gspr

ojek

t ne

gativ

e E

rfah

rung

en m

it S

chut

zge

biet

smita

rbe

iter

posi

tive

Erf

ahru

nge

n m

it S

chut

zge

biet

smita

rbe

itern

W

ahrn

ehm

ung

der

loka

len

B

evöl

keru

ng d

urch

die

S

chut

zge

biet

smita

rbe

iter

Erf

ahru

nge

n m

it P

artiz

ipat

ions

ang

ebo

ten7

Erf

ahru

nge

n m

it R

ege

lvol

lzug

Zw

angs

um

sied

lung

en

Wild

ere

i

Wild

ere

i auf

gru

nd v

on

Arm

ut

illeg

ale

Nut

zung

and

erer

na

türl

iche

r R

esso

urce

n

illeg

ale

Sie

dlu

nge

n

Kor

rupt

ion

Kon

flikt

e m

it S

chut

zgeb

iets

-m

ana

gem

ent

Dis

tanz

8

Wis

sen

über

das

S

chut

zge

biet

Ver

halte

n

9 Andohahela National Park

+ R 0 + X X X X ICDP X X

17 Bénoué Wildlife Conservation Area

+ S + X X X X X 0 X X X X X X 0 X X + X

3 Bwindi Impenetrable National Park

X R X X X X X X Colla. Agr.

X X X X X X X X

12 Chobe National Park S X X X X X X CBNRM X X X

5 geplanter National Park in Abuja

S X X X X X X X 0

14 Greater St Lucia Wetland Park

Ä X X X X X X X X X X X X

15 Ivindo National Park - R X X X X X X X X X X 0 X X X X

11 Kasungu National Park T + X X X X X X 0 X X X X

7 Katavi National Park T + X X 0 X X X

10 Korup National Park - R X X X X X X 0 X X X X X

1 Kruger National Park + S + X + X X X X X X X

9 13

Masoala National Park + R + + X X X X X X X ICDP X X X X X X X X X X

3 Mt. Elgon National Park

X R X X X X X X Colla. Agr.

X X X X X X X X

9 Ranomafana National Park

+ R + X X X X X ICDP X

4 Richtersveld National Park

X S X X X X X X X X X X X X

6 16

Selous Game Reserve X T X X X X X X X X X CBNRM X X X X X X X X X X X

8 Serengeti National Park

+ S 0 + X X + X X X X X X X X X X

12 South Luangwa National Park

T X X X CBNRM X X X X

2 Waza National Park + S X X X X X X X X X X ICDP X X X X X + X

insgesamt 13 5 9 13 6 14 13 11 2 13 10 8 6 3 4 8 6 7 10 4 5 14 9 9 8 5 4 2 3 8 9 6 4

Erläuterungen: 1 + = ¾ der Befragten sind positiv zum Schutzgebiet eingestellt, - = die Akzeptanz erscheint sehr gering, jedoch liegen keine konkreten Angaben vor; 2 Ä = Ästruar, R = Regenwald, S = Savanne, T = Trockenwälder; 3 jüngere positiver als ältere; 4 + = mit höherer Bildung positiver; 5 + = signifikanter Unterschied; 6 0 = Wildtierschäden, aber kein Einfluss auf Akzeptanz, + = negativer Einfluss von Wildtierschäden auf die Akzeptanz; 7 0 = Partizipationsangebote wurden von den Fallstudienautoren empfohlen; 8 + = Akzeptanzkrater festgestellt;

Page 139: Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika durch ... · Institut für Geographie und Geologie Fakultät susanne.stoll-kleemann@uni-greifswald.de Universität Greifswald

Anhang 4: Erklärung der selbständigen Verfassung

Ich erkläre:

1. Die Arbeit wurde selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen

Hilfsmittel angefertigt.

2. Alle Stellen, die wortwörtlich oder nur geringfügig verändert aus Veröffentlichungen oder

anderen Quellen entnommen sind, enthalten die notwendige Kennzeichnung, d.h. sie sind

einzurücken und in Anführungszeichen zu setzen. Die Belegstelle ist in

unmittelbarem Zusammenhang mit dem Zitat anzugeben.

3. Die vorliegende Arbeit wurde bisher noch keiner Prüfungsbehörde in gleicher oder

ähnlicher Form vorgelegt.

Datum:…………………. .........................................................

Unterschrift