Die „Moskauer Clique“ – und weitere Legenden · 2017. 3. 1. · Zucker-Schilling, Friedrich...

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Beiträge 13 1/17 Zucker-Schilling, Friedrich Hexmann, Franz Honner, Willi Frank und Leo Gabler – und damit nahezu alle entschei- denden Führungspersönlichkeiten der vergangenen Jahre – angehörten. 1 Diese im Namen des Zentralkomitees der KPÖ agierende Exilleitung war die von sämt- lichen österreichischen KommunistInnen anerkannte Parteiführung, egal ob sie in Österreich oder in den verschiedenen Exilländern wirkten – die KPÖ konnte also auch in der Illegalität und Emigra- tion ihre innere Einheit wahren. Im Inland wäre es unter den Bedingungen der Illegalität und des Gestapo-Terrors unmöglich gewesen, eine über die Anlei- tung des Widerstandskampfes hinaus- gehende Führungsstruktur aufrechtzu - erhalten, und auch die KommunistInnen in den anderen Exilländern fanden dort vielfach schwierigere Bedingungen ihres Wirkens vor. Im Moskauer Exil wurden auch jene Konzepte ausgearbeitet, die für die Politik der Partei nach der Befreiung bestimmend blieben. Die Parteiführung im Jahr 1945 Als Johann Koplenig und Ernst Fischer am 12. April 1945 aus Moskau und Friedl Fürnberg und Franz Honner zehn Tage später aus Slowenien nach Wien zurückkehrten, stand außer Frage, dass sie nun auch die provisorische Führung der KPÖ formieren würden. Die Abwe- senheit der kommunistischen Westemi- gration und der noch unzureichende Überblick über die in Österreich aus der Illegalität heraustretende Partei waren wohl die wesentlichen Gründe dafür, dass – im Unterschied zu SPÖ und ÖVP – im April 1945 und auch in den Folge- monaten kein provisorischer Parteivor- stand der KPÖ gebildet wurde. Erst im April 1946, als in Wien der erste Partei- tag der KPÖ nach der Befreiung – der insgesamt 13. ihrer Geschichte – zusam- mentrat, wurde ein Zentralkomitee und damit eine von der Mitgliedschaft demo- kratisch legitimierte Parteiführung gewählt. Dies mag auf der einen Seite überraschen, bestand die KPÖ doch seit 1918 ohne Unterbrechung, weshalb sie auch an gewählte Strukturen aus der Ersten Republik hätte anknüpfen kön- nen. Dem gegenüber hatte die „alte“ Sozialdemokratische Partei bereits 1934 A ls die kommunistischen Partei- gruppen im April 1945 – nach zwölf Jahren in der Illegalität – ans Licht der Öffentlichkeit traten, gab es keine zentrale Führung der KPÖ im Inland. Die Formierung einer neuen Parteiführung war deshalb nicht nur eine der wichtigsten Fragen des Augenblicks, sondern insgesamt eine Kernfrage ihrer Reorganisierung. Dabei war die KPÖ mit zahlreichen Problemen konfrontiert, die allgemein den Aufbau der Parteiorgani- sationen erschwerten: Viele der führen- den FunktionärInnen der Partei befanden sich zum Zeitpunkt der Befreiung Öster- reichs noch in der Emigration oder wa- ren gerade erst aus den Konzentrations- lagern und Zuchthäusern befreit worden. Nicht wenige Parteiführer hatten in den Jahren der faschistischen Diktatur ihr Leben lassen müssen. So wären etwa – um nur einige Namen zu nennen – Willi Frank, Leo Gabler, Alfred Klahr, Her- mann Köhler, Ferdinand Strasser und Josef Teufl gewiss in die Parteiführung des Jahres 1945 einbezogen worden. Auch bei Ernst Burger, Erwin Pusch- mann, Ludwig Schmidt und Franz Schu- ster ist davon auszugehen, dass sie auf- grund ihrer hervorragenden Rolle im an- tifaschistischen Widerstand führende Funktionen in der neu formierten Partei bekleidet hätten. Die Führung der KPÖ hatte sich zum Zeitpunkt ihrer Rückkehr nach Öster- reich mehr als elf Jahre im Ausland be- funden: Nach dem Februar 1934 war die engere Leitung der bereits im Mai 1933 verbotenen Partei nach Prag gegangen. Im Oktober 1938 übersiedelte die Exil- führung angesichts der Annexion der „Sudetengebiete“ nach Paris. Nachdem die französische Regierung nach Kriegs- beginn im September 1939 die Internie- rung der deutschen (und damit auch der österreichischen) EmigrantInnen verfügt hatte, verlegte die Parteispitze ihren Sitz in die Sowjetunion, wohin sich die kom- munistischen Führungsmitglieder im September und Oktober auf weit ver- zweigten Routen – über Italien, Jugosla- wien, Bulgarien und die Türkei – durch- schlugen. Im Dezember 1939 wurde in Moskau eine Auslandsleitung gebildet, der Johann Koplenig, Friedl Fürnberg, Ernst Fischer, Hermann Köhler, Erwin zu existieren aufgehört, weshalb sich die SPÖ 1945 mit verändertem Namen und Charakter konstituierte. Die ÖVP stellte insgesamt eine Neugründung dar. Es wä - re also im April 1945 durchaus eine Option gewesen, aus den in Wien anwe- senden ZK-Mitgliedern der Ersten Repu- blik ein „Rumpf“-Zentralkomitee zu eta- blieren und es durch die Kooptierung weiterer FunktionärInnen, die nun in lei- tenden Positionen aktiv wurden, zu erweitern. Auf der anderen Seite war ge- rade die in die 1920er Jahre zurück- reichende Kontinuität der Führungs- spitze dafür verantwortlich, dass die Autorität von Koplenig und Fürnberg bei allen kommunis tischen Parteiorganisa- tionen außer Frage stand. Sie hatten auch in den Jahren des Exils die bestimmen- den Führungspersönlichkeiten der KPÖ dargestellt und prägten schließlich bis in die 1960er Jahre die Geschicke der Par- tei, womit diese Kontinuität über mehr als 40 Jahre währen sollte. Vor diesem Hintergrund war die unter den spezifi- schen Bedingungen des Jahres 1945 etablierte engere Parteiführung inner- parteilich völlig unumstritten, und es bedurfte auch keiner angeblichen „Wei- sung Sta lins“, wie Gerhard Jagschitz in einer neueren Studie behauptet, mit der die Moskauer Emigranten als Parteiführung „oktroyiert“ wurden. 2 Zwar wurden im Jahr 1945 vier Mal Sitzungen des Zentralkomitees einberu- fen, doch handelte es sich dabei nicht um ein festgefügtes Führungsgremium, son- dern vielmehr um Konferenzen einer stets wechselnden Anzahl von Partei- funktionärInnen, die angesichts wichti- ger anstehender politischer Entscheidun- gen zusammentraten. Diese vier Sitzun- gen hatten nicht nur in ihrer Zusammen- setzung, sondern auch hinsichtlich ihrer Aufgabenstellung stets einen unter- schiedlichen Charakter. Das erste ZK- Plenum fand am 10. Juli 1945 statt, um über das auszuarbeitende Sofort- programm der Partei und die Arbeit der KPÖ in den Staatssekretariaten zu bera- ten. 3 Über die TeilnehmerInnen und den Verlauf dieser Tagung liegen keine Un- terlagen vor. Es handelte sich bei dieser Zusammenkunft wohl um eine Arbeits- konferenz, zumal dort auch keine Be- schlüsse gefasst wurden. Am 6. August Die „Moskauer Clique“ – und weitere Legenden Zur Struktur der KPÖ-Führung nach 1945 Manfred Mugrauer

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    Zucker-Schilling, Friedrich Hexmann,Franz Honner, Willi Frank und Leo Gabler – und damit nahezu alle entschei-denden Führungspersönlichkeiten dervergangenen Jahre – angehörten.1 Dieseim Namen des Zentralkomitees der KPÖagierende Exilleitung war die von sämt-lichen österreichischen KommunistInnenanerkannte Parteiführung, egal ob sie inÖsterreich oder in den verschiedenenExilländern wirkten – die KPÖ konntealso auch in der Illegalität und Emigra -tion ihre innere Einheit wahren. Im Inland wäre es unter den Bedingungender Illegalität und des Gestapo-Terrorsunmöglich gewesen, eine über die Anlei-tung des Widerstandskampfes hinaus -gehende Führungsstruktur aufrechtzu -erhalten, und auch die KommunistInnenin den anderen Exilländern fanden dortvielfach schwierigere Bedingungen ihresWirkens vor. Im Moskauer Exil wurdenauch jene Konzepte ausgearbeitet, die fürdie Politik der Partei nach der Befreiungbestimmend blieben.

    Die Parteiführung im Jahr 1945

    Als Johann Koplenig und Ernst Fischeram 12. April 1945 aus Moskau undFriedl Fürnberg und Franz Honner zehnTage später aus Slowenien nach Wienzurückkehrten, stand außer Frage, dasssie nun auch die provisorische Führungder KPÖ formieren würden. Die Abwe-senheit der kommunistischen Westemi-gration und der noch unzureichendeÜberblick über die in Österreich aus derIllegalität heraustretende Partei warenwohl die wesentlichen Gründe dafür,dass – im Unterschied zu SPÖ und ÖVP– im April 1945 und auch in den Folge-monaten kein provisorischer Parteivor-stand der KPÖ gebildet wurde. Erst imApril 1946, als in Wien der erste Partei-tag der KPÖ nach der Befreiung – derinsgesamt 13. ihrer Geschichte – zusam-mentrat, wurde ein Zentralkomitee unddamit eine von der Mitgliedschaft demo-kratisch legitimierte Parteiführung gewählt. Dies mag auf der einen Seiteüberraschen, bestand die KPÖ doch seit1918 ohne Unterbrechung, weshalb sieauch an gewählte Strukturen aus der Ersten Republik hätte anknüpfen kön-nen. Dem gegenüber hatte die „alte“ Sozialdemokratische Partei bereits 1934

    Als die kommunistischen Partei-gruppen im April 1945 – nachzwölf Jahren in der Illegalität –

    ans Licht der Öffentlichkeit traten, gabes keine zentrale Führung der KPÖ imInland. Die Formierung einer neuenParteiführung war deshalb nicht nur eineder wichtigsten Fragen des Augenblicks,sondern insgesamt eine Kernfrage ihrerReorganisierung. Dabei war die KPÖ mitzahlreichen Problemen konfrontiert, dieallgemein den Aufbau der Parteiorgani-sationen erschwerten: Viele der führen-den FunktionärInnen der Partei befandensich zum Zeitpunkt der Befreiung Öster-reichs noch in der Emigration oder wa-ren gerade erst aus den Konzentrations-lagern und Zuchthäusern befreit worden.Nicht wenige Parteiführer hatten in denJahren der faschistischen Diktatur ihrLeben lassen müssen. So wären etwa –um nur einige Namen zu nennen – WilliFrank, Leo Gabler, Alfred Klahr, Her-mann Köhler, Ferdinand Strasser und Josef Teufl gewiss in die Parteiführungdes Jahres 1945 einbezogen worden.Auch bei Ernst Burger, Erwin Pusch-mann, Ludwig Schmidt und Franz Schu-ster ist davon auszugehen, dass sie auf-grund ihrer hervorragenden Rolle im an-tifaschistischen Widerstand führendeFunktionen in der neu formierten Parteibekleidet hätten.

    Die Führung der KPÖ hatte sich zumZeitpunkt ihrer Rückkehr nach Öster-reich mehr als elf Jahre im Ausland be-funden: Nach dem Februar 1934 war dieengere Leitung der bereits im Mai 1933verbotenen Partei nach Prag gegangen.Im Oktober 1938 übersiedelte die Exil-führung angesichts der Annexion der„Sudetengebiete“ nach Paris. Nachdemdie französische Regierung nach Kriegs-beginn im September 1939 die Internie-rung der deutschen (und damit auch derösterreichischen) EmigrantInnen verfügthatte, verlegte die Parteispitze ihren Sitzin die Sowjetunion, wohin sich die kom-munistischen Führungsmitglieder imSeptember und Oktober auf weit ver-zweigten Routen – über Italien, Jugosla-wien, Bulgarien und die Türkei – durch-schlugen. Im Dezember 1939 wurde inMoskau eine Auslandsleitung gebildet,der Johann Koplenig, Friedl Fürnberg,Ernst Fischer, Hermann Köhler, Erwin

    zu existieren aufgehört, weshalb sich dieSPÖ 1945 mit verändertem Namen undCharakter konstituierte. Die ÖVP stellteinsgesamt eine Neugründung dar. Es wä -re also im April 1945 durchaus eine Option gewesen, aus den in Wien anwe-senden ZK-Mitgliedern der Ersten Repu-blik ein „Rumpf“-Zentralkomitee zu eta-blieren und es durch die Kooptierungweiterer FunktionärInnen, die nun in lei-tenden Positionen aktiv wurden, zu erweitern. Auf der anderen Seite war ge-rade die in die 1920er Jahre zurück -reichende Kontinuität der Führungs -spitze dafür verantwortlich, dass die Autorität von Koplenig und Fürnberg bei allen kommunis tischen Parteiorganisa-tionen außer Frage stand. Sie hatten auchin den Jahren des Exils die bestimmen-den Führungspersönlichkeiten der KPÖdargestellt und prägten schließlich bis indie 1960er Jahre die Geschicke der Par-tei, womit diese Kontinuität über mehrals 40 Jahre währen sollte. Vor diesemHintergrund war die unter den spezifi-schen Bedingungen des Jahres 1945 etablierte engere Parteiführung inner -parteilich völlig unumstritten, und es bedurfte auch keiner angeblichen „Wei-sung Sta lins“, wie Gerhard Jagschitz ineiner neueren Studie behauptet, mit derdie Moskauer Emigranten alsParteiführung „oktroyiert“ wurden.2

    Zwar wurden im Jahr 1945 vier MalSitzungen des Zentralkomitees einberu-fen, doch handelte es sich dabei nicht umein festgefügtes Führungsgremium, son-dern vielmehr um Konferenzen einerstets wechselnden Anzahl von Partei-funktionärInnen, die angesichts wichti-ger anstehender politischer Entscheidun-gen zusammentraten. Diese vier Sitzun-gen hatten nicht nur in ihrer Zusammen-setzung, sondern auch hinsichtlich ihrerAufgabenstellung stets einen unter-schiedlichen Charakter. Das erste ZK-Plenum fand am 10. Juli 1945 statt, umüber das auszuarbeitende Sofort -programm der Partei und die Arbeit derKPÖ in den Staatssekretariaten zu bera-ten.3 Über die TeilnehmerInnen und denVerlauf dieser Tagung liegen keine Un-terlagen vor. Es handelte sich bei dieserZusammenkunft wohl um eine Arbeits-konferenz, zumal dort auch keine Be-schlüsse gefasst wurden. Am 6. August

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    Manfred Mugrauer

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    1945 fand eine als ZK-Sitzung bezeich-nete Beratung über den Brief des Partei-vorstands der SPÖ zu Fragen der Akti-onseinheit statt. An ihr nahmen 30 Wie-ner ParteifunktionärInnen teil.4 Am sel-ben Tag wurde im Rahmen einer WienerParteiarbeiterkonferenz im Konzerthausvon mehr als 2.100 Delegierten das „So-fortprogramm“ der KPÖ beschlossen.Bei dem am 23. September begonnenenund am 27. September 1945 fortgesetz-ten ZK-Plenum handelte es sich um eineKonferenz der führenden Parteifunk-tionärInnen mit VertreterInnen der Bun-desländer, die sich anlässlich der 1. Län-derkonferenz in Wien aufhielten. Es wardies die erste bundesweite Tagung derKPÖ seit der Befreiung Österreichs.5 Dievierte und letzte Tagung des Zentral -komitees fand am 9. Dezember 1945statt und beschäftigte sich zwei Wochennach der Nationalratswahl mit dem be-vorstehenden Eintritt der KPÖ in die vonLeopold Figl gebildete Konzentrations-regierung. Laut Präsenzliste nahmen 102KPÖ-GenossInnen teil, darunter erneutVertreterInnen der Bundesländer.6 Auf-grund ihrer Größe wurde diese Sitzungin der Parteipresse sowohl als ZK- Tagung als auch – durchaus treffender –als „Parteikonferenz“ bezeichnet.7 Biszum 13. Parteitag im April 1946 trat dasZentral komitee nicht mehr zusammen.

    Ebenso überraschen mag die Tatsache,dass 1945 nicht nur kein festgefügterprovisorischer Parteivorstand, sondernauch kein Politisches Büro (kurz Pol-büro) etabliert wurde, das in kommunis -tischen Parteien – obwohl formal demZentralkomitee untergeordnet – traditio-nell das wichtigste Leitungsgremiumdarstellte. Vor diesem Hintergrund lagdie tatsächliche Führung der KPÖzunächst beim neu gebildeten Sekretariatder Partei, das in den ersten Monaten defacto Sekretariat und Polbüro in einemwar. Erst im September 1945 wurde dar-über hinaus ein Parteipräsidium gewählt,das in etwa den Stellenwert des späterenPolbüros hatte. Das Sekretariat setztesich zu Beginn aus nur vier Mitgliedernzusammen: Johann Koplenig, FriedlFürnberg, Josef Lauscher und ErwinZucker-Schilling. Koplenig stand zwarseit den 1920er Jahren an der Spitze derPartei, wurde aber erst im Jahr 1945 auchformell als Parteivorsitzender bezeich-net. Seit April bzw. November 1924 warer in leitenden Funktionen aktiv, diezunächst „Orgsekretär“ oder „Reichs -sekretär“ genannt wurden; auf der Partei-konferenz des Jahres 1937 wurde er zum„Generalsekretär“ gewählt.8 Der neben

    Koplenig wichtigste Parteifunktionär derNachkriegszeit war Fürnberg, der 1933zum Sekretär der Wiener Organisationbestimmt wurde und in den folgendenJahren als Sekretariatsmitglied und seit1938 als Parteienvertreter beim Exekutiv -komitee der Kommunistischen Interna-tionale wirkte. Er agierte ab April 1945als erster Sekretär der Partei, was in denJahren 1948 bis 1954 auch im – nur indiesem Zeitraum gebrauchten – Titel„Generalsekretär“ zum Ausdruck kam.Das Sekretariat wurde durch Lauscherals Wiener Landesobmann und Zucker-Schilling, den früheren Chefredakteurder illegalen Roten Fahne, komplettiert.Mit deren Hinzuziehung wurde der Bedeutung der größten Landesorganisa-tion und den Erfordernissen von Agita -tion und Propaganda Rechnung getragen.

    Das erste überlieferte Beschlussproto-koll des Sekretariats datiert vom 6. Juni1945, es ist aber davon auszugehen, dasses bereits in den Vorwochen in dieserZusammensetzung den Aufbau der Par-tei in Angriff nahm. Die wichtigstenAufgaben des stark operativ ausgerichte-ten Sekretariats waren neben der politi-schen und organisatorischen Anleitungder Parteiorganisationen vor allem per-sonelle Fragen, also die Kaderpolitik derPartei, ferner Fragen der staatlichen undkommunalen Verwaltung, die Gewerk-schaftspolitik, die Jugendarbeit, dieFrauenarbeit, die Bauernarbeit, dieSportpolitik oder etwa die Medien- undVerlagspolitik der Partei und andere Fra-gen der Agitation und Propaganda. AbJuli wurden den im Abstand weniger Tage, oft auch täglich stattfindenden Be-ratungen des Sekretariats zahlreicheParteifunktionärInnen hinzugezogen. Anden entlang konkreter Themenfelder er-weiterten Sekretariatssitzungen nahmenauch kommunistische Regierungsmit-glieder, Gewerkschaftsfunktionäre, Jour-nalisten, Frauenpolitikerinnen oder ein-zelne ApparatmitarbeiterInnen und Län-dervertreter teil. Aus den Protokollen ge-hen in der Regel nur die Tagesordnungund konkrete Festlegungen hervor, meistpersoneller und organisatorischer Art.Diskussionsverläufe über politische Fra-gen wurden nicht protokolliert. Es ist ausdiesen Unterlagen also nicht ersichtlich,welche Positionen im einzelnen vertretenwurden und welche taktischen Erwägun-gen den Entscheidungen zugrunde lagen.

    Unklar ist, ob das Sekretariat in denfolgenden Wochen und Monaten auchformal um einzelne Mitglieder erweitertwurde oder ob nur von erweiterten Se-kretariatssitzungen in wechselnden Zu-

    sammensetzungen auszugehen ist. Feststeht jedenfalls, dass ab August mitgroßer Kontinuität auch die Regierungs-mitglieder Ernst Fischer, Franz Honnerund Karl Altmann an den Sitzungen teil-nahmen. Fischer und Honner waren of-fenbar aufgrund ihrer Tätigkeit in derRenner-Regierung zunächst keine fixenMitglieder des Sekretariats. Sie hattenals Staatssekretäre zwei wichtige Amts-bereiche – Inneres und Unterricht – auf-zubauen, was gewiss ihre ganze verfüg-bare Zeit in Anspruch nahm, während immehrmals wöchentlich tagenden Sekre-tariat schwerpunktmäßig Probleme desParteiaufbaus und weniger solche derRegierungspolitik behandelt wurden.Demgegenüber war Koplenig, der als Vizekanzler ebenso der Renner-Regie-rung angehörte, von Beginn an stärkerauf die Parteiarbeit denn auf die Regie-rungsarbeit konzentriert. Erinnerungs -berichten zufolge soll er nur zu den Sit-zungen des Kabinettsrats am Ballhaus-platz erschienen sein9 und sich kaum indie Regierungsgeschäfte eingemischt ha-ben, was gewiss auch mit dem auto-ritären Führungsstil Karl Renners zu tunhatte. Bei Altmann dürfte ein umgekehr-ter Faktor verantwortlich gewesen seinfür seine Zuziehung zu den Sitzungendes Sekretariats: Aufgrund seiner Erfah-rungen und Kompetenzen als Verwal-tungsjurist entwickelte sich der Unter-staatssekretär für Justiz im Kabinettsratgeradezu zum Hauptsprecher der KPÖ inGesetzgebungsfragen, wo es sonstgrundsätzlich nicht üblich war, dass sichdie UnterstaatssekretärInnen über ihrenRessortbereich hinaus zu Wort meldeten.Vor diesem Hintergrund avancierte Alt-mann, über dessen Übergang zur KPÖdie Parteiführung erst im April 1945Kenntnis erlangte,10 aufgrund seiner politischen Qualifikationen zu einemMitglied der engeren Parteiführung.

    Bereits seit Ende Juli 1945 war auchRudolf Richter ein fixer Bestandteil desSekretariats, ohne ihm formal als Mit-glied anzugehören. Richter hatte seit1920 der kommunistischen Bewegungder Tschechoslowakei angehört, warMitglied des Zentralkomitees des dorti-gen KJV und ab 1928/29 Sekretär desZentralkomitees der KPČ für diedeutschsprachigen Tschechoslowaken.Seit 1939 befand er sich im MoskauerExil, wo er im Apparat der Kommunis -tischen Internationale arbeitete. Im Mai1945 zunächst in die Tschechoslowakeizurückgekehrt, wurde er im Juli 1945 –nach der Aussiedlung deutschsprachigerAntifaschistInnen – zum Organisations-

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    sekretär der KPÖ bestellt.11 In dieser Eigenschaft führte er die Protokolle derSekretariatssitzungen. Er war zwar auchin den folgenden Jahren kein nominellesSekretariatsmitglied, ja gehörte zunächstnicht einmal dem Zentralkomitee alsMitglied an (1946 Kandidat, erst 1951Mitglied), war aber als Leiter der Orga-nisationsabteilung und Sekretär des Zen-tralkomitees (1954 bis 1965) den Sekre-tariatssitzungen ständig beigezogen.Ebenso regelmäßig zugezogen wurdeHeinrich Fritz, der am „AmsterdamerPlenum“ im Juni 1939 in das Zentral -komitee kooptiert worden war.12 Fritz warbereits im Spanischen Bürgerkrieg Polit-kommissar der Maschinengewehr -kompanie im Tschapajew-Bataillon undParteisekretär der österreichischen Spani-enkämpfer in der XI. Brigade und wurdeAnfang Juli 1945 – nach seiner Rückkehraus dem Konzentrationslager Dachau –zum Leiter der Kaderabteilung des Zentralkomitees bestellt.

    Bei der Etablierung der Parteileitungenmusste verschiedenen Bedingungen desJahres 1945 Rechnung getragen werden:Da die Partei nach zwölf Jahren der Ille-galität von Grund auf neu organisiertwerden musste, zahlreiche Parteikadererst im Jahresverlauf nach Österreichzurückkehrten und es in diesen Monatenzu einem sprunghaften Wachstum kam,war man erst im Herbst 1945 so weit, dieim April und Mai 1945 auf Bezirks- undLandesebene spontan gebildeten Leitun-gen durch solche abzulösen, die auf Delegiertenkonferenzen gewählt wur-den. Diese Entwicklung fand ihre Ent-sprechung auf höchster Ebene, als in derSitzung des Zentralkomitees am 23. Sep-tember 1945 die engere, bisher proviso-risch agierende Parteileitung auch formalbestätigt wurde und zwei reguläreFührungsgremien eingerichtet wurden.Koplenig wurde am Ende dieser Sitzungzum Parteivorsitzenden bestimmt, Fürn-

    berg zum Sekretär der KPÖ. Diese ZK-Tagung wählte ein so genanntes „Präsi-dium“, das in den sieben Monaten biszum 13. Parteitag insgesamt acht Mal zu-sammentrat. Vier dieser Sitzungen, diesich mit der 2. Länderkonferenz, demWahlaufruf und dem Eintritt in die Figl-Regierung beschäftigten, hatten bis zu 30TeilnehmerInnen.13 Das Präsidium nahmdamit auf der einen Seite die Funktionendes späteren Polbüros wahr, fungierte ingewisser Weise aber auch als Ersatz fürdas Zentralkomitee. Im Statut der Partei,das im April 1946 beschlossen wurde,war das Präsidium schließlich nicht mehrvorgesehen. Ein solches Parteipräsidiumals Zwischenglied zwischen dem Sekre-tariat als operativer Parteiführung unddem Zentralkomitee als höchstemFührungsgremium bestand also nur vonSeptember 1945 bis April 1946. SeineFunktionen gingen hierauf auf das so ge-nannte „Politische Sekretariat“ über, dasin dieser Bezeichnung nur zwischen1946 und 1948 existierte und dann durchdas in den folgenden Jahrzehnten üblichePolbüro abgelöst wurde.

    Dem am 23. September 1945 gewähl-ten Parteipräsidium gehörten 16 Mitglie-der an: Zu den bereits bisher in derParteiführung aktiven Funktionären (Alt-mann, Fischer, Fürnberg, Honner, Koplenig, Lauscher, Zucker-Schilling)kamen die Regierungsmitglieder Lau-renz Genner, Hermann Lichtenegger undHelene („Hella“) Postranecky, zentraleGewerkschaftsfunktionäre wie GottliebFiala (Vizepräsident des ÖGB), OttoHorn (Zentralsekretär der Gewerkschaftder Angestellten in der Privatwirtschaft)und Wilhelm Kunst (stellvertretenderVorsitzender Gewerkschaft der Metall-und Bergarbeiter) sowie die Ländervertre-ter Viktor Elser (Landesobmann der KPÖSteiermark), Karl Steinhardt (Wiener Vizebürgermeister) und Josef Tschofenig(Landesobmann der KPÖ Kärnten). Das

    Präsidium war damit vier Mal so großwie das zunächst gebildete Sekretariat.Aus seiner Mitte wählte es ein nunmehrerweitertes Sekretariat, dem neben Koplenig, Fürnberg, Zucker-Schillingund Lauscher auch Altmann, Fischer undHonner angehörten, womit die bereits inden Vorwochen informell etablierte Pra-xis bestätigt wurde. Heinrich Fritz wurdebei der konstituierenden Sitzung des Prä-sidiums am 23. September zum 2. Se-kretär des Zentralkomitees bestellt undgehörte – einer gängigen kommunis -tischen Organisationspraxis entspre-chend – als solcher zwar dem nun acht-köpfigen Sekretariat, nicht aber demübergeordneten Parteipräsidium an.Zucker-Schilling wurde als Chefredak-teur des seit Anfang August erscheinen-den Zentralorgans Österreichische Volks-stimme bestätigt und blieb bis April 1957in dieser Funktion. Darüber hinaus wur-den in dieser Sitzung des Präsidiums erst-mals drei stellvertretende Parteivorsitzen-de bestimmt: Honner als erster und Tschofenig als zweiter Stellvertreter sowiePostranecky als dritte Stellvertreterin.14

    Bemerkenswert ist, dass damit die Fra-ge der demokratischen Legitimierungder kommunistischen Parteiführung vor-erst geklärt war und auf der so genannten„Reichskonferenz“ am 27. Oktober1945, die (unkorrekterweise) in einemBundesländerblatt der KPÖ auch als „ers -ter Parteitag nach 12 Jahren Illegalität“bezeichnet wurde,15 nicht mehr aufgewor-fen wurde. Diese Konferenz mit 250 De-legierten aus allen Bundesländern fasstekeinen Beschluss zur Bestätigung bzw.Neuwahl der Parteiführung. Bis zumParteitag im April 1946 ergab sich nurinsofern eine Änderung in den Führungs-gremien der Partei, als am 11. Jänner1946 Hella Postranecky – als führendeFrauenpolitikerin der KPÖ – und der ausder englischen Emigration zurückge-kehrte Otto Brichacek – als Vorsitzender

    Mitglieder des Präsidiums des ZK der KPÖ 1945: Karl Altmann, Viktor Elser, Gottlieb Fiala, Ernst Fischer

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    der mit der KPÖ verbundenen FreienÖsterreichischen Jugend (FÖJ) – mit be-ratender Stimme in das Sekretariat koop-tiert wurden.16 In puncto Aufgaben -teilung der Sekretariatsmitglieder wurdenur festgelegt, dass Koplenig für dieWiener Parteiorganisation und die Partei-presse, Honner für die Betriebs- und Ge-werkschaftsarbeit und Altmann für dasNationalratsbüro zuständig ist.17 Feststand auch die politische VerantwortungFürnbergs für die Organisationspolitik,gemeinsam mit den für die Organisa tions-und die Kaderabteilung zuständigen Parteisekretären Richter und Fritz.

    Moskauer Kader und „KommunistInnen im Lande“

    Unstrittig ist, dass mit Koplenig (Vor-sitzender), Fürnberg (Sekretär), Honner,Fischer und Zucker-Schilling (Chef -redakteur) jene Parteiführer, die aus demMoskauer Exil bzw. aus dem Kampfein-satz in Slowenien nach Wien zurückge-kehrt waren, den entscheidenden Ein-fluss auf die weitere Entwicklung derKPÖ ausübten und das öffentliche Er-scheinungsbild der Partei prägten. Diefünf „Moskauer“ bildeten auch den Kerndes achtköpfigen Sekretariats, dem mitAltmann, Fritz und Lauscher drei Expo-nenten des Widerstands bzw. ehemaligeKZ-Häftlinge angehörten. Vier der fünfParteiführer aus dem Moskauer Exil wa-ren bereits in den Jahren 1919 und 1920zur kommunistischen Bewegung ge-stoßen. Gründungsmitglieder der Parteispielten damit – ähnlich wie in der KPDdes Jahres 1945 – eine dominierendeRolle. Laut dem damaligen niederöster-reichischen Landessekretär Josef Meiselsoll diese für die KPÖ-Politik maßgeb -liche Führungsgruppe im „Parteijargon“als „Moskauer Clique“ bezeichnet wor-den sein.18 Dies findet zwar weder inzeitgenössischen Dokumenten noch inanderen Lebenserinnerungen kommunis -

    tischer FunktionärInnen eine Bestäti-gung, wurde aber von der Forschung be-gierig aufgegriffen und zum geflügeltenWort entwickelt.19 Die Moskauer hätten– so Meisel – „eine Clique ,auf Gedeihund Verderb‘ dargestellt“.20 Im Gegen-satz dazu enthüllt Franz Marek in seinenErinnerungen, dass Koplenig und Fürn-berg einander in Wahrheit „gehasst“ haben sollen, weshalb es in den Polbüro-Sitzungen oft „zu heftigen Krachs“ ge-kommen sei.21 Gewiss war der von Bru-no Frei „als erster Steuermann der Par-tei“22 gewürdigte Friedl Fürnberg jenerParteifunktionär, der über Jahrzehnte amstärksten die Tagespolitik der KPÖ präg-te, nicht zuletzt aufgrund seines politi-schen Geschicks und seiner organisatori-schen Fähigkeiten. In extremen Varian-ten wird Fürnberg zu einer „grauen Emi-nenz“ hochstilisiert und – trotz seiner an-geblichen Farblosigkeit und fehlendenAusstrahlung23 – geradezu dämonisiert.

    Die Fixierung auf die „Moskauer Cli-que“ hat in bisherigen Untersuchungenden Blick darauf verstellt, wie differen-ziert die verschiedenen KPÖ-Führungs-gremien – Sekretariat, Präsidium, Politi-sches Büro und Zentralkomitee – in denNachkriegsjahren tatsächlich zusammen-gesetzt waren. Entgegen mancher Pole-miken in der Forschungsliteratur war diezunächst etablierte Parteiführung auchnicht gezwungen, sich – wie von FritzKeller behauptet – gegen „konkurrieren-de Eliten“, wie etwa gegen eine aus demWiderstand heraustretende Inlandsleitungoder gegen die kommunistische West -emigration, durchzusetzen oder diese gar„auszuschalten“.24 Eine genaue Analyseder KPÖ-Führung zeigt vielmehr, dass esder „Moskauer“ Führungsgruppe von Be-ginn an gelungen ist, KommunistInnenaus dem Widerstand prominent einzubin-den. Ab 1946 gehörten auch Remigran-tInnen aus westlichen Exilländern undGenossInnen, die erst nach der Befreiung

    im April 1945 zur KPÖ gestoßen waren,der Parteiführung an. Dies war vor alleminsofern keine Selbstverständlichkeit, alsim Moskauer Exil keine verlässlichen Informationen über die Widerstands-gruppen im Land und über das Schicksalder in Österreich verbliebenen Partei-funktionärInnen vorgelegen waren. Dieaus dem Moskauer Exil nach Wienzurückkehrenden Koplenig und Fischermussten also in den Umbruchtagen desApril 1945 – nach Jahren der Abwesen-heit – erst ein Bild über die Lage der Par-tei gewinnen. Ebenso wenig war zu die-sem Zeitpunkt abzusehen, wann mit einerRückkehr kommunistischer Führungs-kräfte aus den westlichen Exilländern ge-rechnet werden konnte, weshalb mit derenBerücksichtigung erst im Jahres verlaufbegonnen werden konnte.

    Am hartnäckigsten hält sich in der For-schungsliteratur die Legende von der feh-lenden Berücksichtigung des kommunis -tischen Widerstands im April 1945. Beinäherer Betrachtung wird deutlich, dassdie bis heute breit rezipierte angeblicheAusschaltung des Widerstands durch die„Moskauer Clique“ allein auf Äußerun-gen des damaligen Vizekanzlers AdolfSchärf (SPÖ) zurückgeht, der in einerStudie über die österreichische Nach-kriegsentwicklung Klotilda Hrdlicka –die kommunistische Vertreterin in dererst gegen Kriegsende in Erscheinungtretenden Widerstandsorganisation O525

    – zur Leiterin eines angeblich „nicht lini-entreuen Zentralkomitees“ der KPÖüberhöhte.26 Diese Formulierung hatauch Aichinger in seine sonst reflektierteund quellengesättigte Studie übernom-men,27 sie ist aber weder sachlich – alsohinsichtlich der politisch-ideologischenAusrichtung Hrdlickas – zutreffend, nochwird sie der tatsächlichen Verfasstheitdes kommunistischen Widerstands inden Jahren 1944/45 gerecht, existiertedoch zu diesem Zeitpunkt keine zentrale

    Mitglieder des Präsidiums des ZK der KPÖ 1945: Friedl Fürnberg, Laurenz Genner, Franz Honner, Otto Horn

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    gestützt worden wäre. Dies betrifft sowohl die Annahme von Manfried Rau-chensteiner, dass beim Parteiaufbau derKPÖ der „kommunistische Untergrund“keine Berücksichtigung gefunden habe,31

    den gleichlautenden Befund von BrigitteBailer-Galanda, dass die „im äußerst op-ferreichen Widerstand aktiv gewesenenMitglieder […] bei der Etablierung derzentralen Parteiführung so gut wie keineoder nur eine untergeordnete Rolle“ ge-spielt haben,32 als auch die Behauptungvon Wolfgang Mueller, dass die „Mos -kauer Clique“ sowohl die Westemigra -tion als auch jene Kommunisten, „die imUntergrund tätig gewesen waren, […]von der Parteiführung fern gehalten“ ha-be.33 Die Liste ähnlicher Zitate ließe sichfortsetzen, ja kaum eine noch so beiläufi-ge Erwähnung der KPÖ im Jahr 1945kommt ohne die affirmative Bezugnah-me auf die von Adolf Schärf entwickelteLegende aus. In journalistischen Vergrö-berungen ist gar davon die Rede, dass die„geeichten“ Kommunisten aus Moskaumit den „selbsternannten KP-Führern“im Lande „aufgeräumt“ hätten.34 All die-se Aussagen entpuppen sich als ein Klischee, das aus der Fixierung auf dieKommunistInnen in der O5 resultierendürfte und die Breite des kommunis -tischen Widerstands außer Acht lässt.

    Tatsächlich waren in allen Gremiender Partei – vom Sekretariat, dem Präsi-dium und Zentralkomitee über die Lan-desleitungen bis zu den Bezirksleitungen– und auch im Parteiapparat jene Kom-munistInnen, die in der NS-Zeit in Öster-reich im Widerstand gewirkt haben,sichtbar vertreten. Allein die Nennungder kommunistischen Regierungsmit-glieder Karl Altmann, Laurenz Genner,Hermann Lichtenegger, Otto Mödlaglund Hella Postranecky reicht aus, um dieprominente Einbindung der „Kommuni-stInnen im Lande“ in die Führungsstruk-turen der Partei zu veranschaulichen. Die

    Leitung mehr. Seit der Zerschlagung derzentralen Leitungsstrukturen durch dieGestapo in den Jahren 1941/42 wurdeder kommunistische Widerstand zwarungebrochen fortgesetzt, die einzelnenGruppen agierten fortan aber weitgehendautonom. Gewiss waren die KPÖ-Zellenum Verbindungen und eine gewisse Koordinierung ihrer Aktionen bemüht,jedoch ohne weitergehenden Anspruch,ein illegales Zentrum zu etablieren –nicht zuletzt deshalb, weil sich eine sol-che Zentralisierung als Einfallstor fürKonfidenten der Gestapo erwiesen hatte.Nichtsdestoweniger findet sich bei Schärfdie Behauptung, dass die „Moskauer Cli-que“ im April 1945 „die frühere Führer-garnitur, welche im Dritten Reich den illegalen Kampf geführt hatte, sofort inden Hintergrund gedrängt“ habe.28 Die„Führergestalten aus der illegalen Zeitverschwanden rasch“, so Schärf, wobei er– mit Ausnahme von Hrdlicka – jedenHinweis darauf schuldig bleiben muss,wer denn in der Endphase des Kriegesdiese angebliche Parteiführung im Unter-grund verkörpert habe: „Bei den Kommu-nisten mußte alles, was während des Krie-ges im Inland geblieben war, vor den ausRußland Zurückgekehrten weichen.“29

    Verwunderlich ist, dass diese am ersten Höhepunkt des Kalten Kriegesentwickelten antikommunistischen Klischeebilder über Jahrzehnte unhinter-fragt blieben und bis in die jüngere Ver-gangenheit auch in seriösen wissen-schaftlichen Studien kaum an Deutungs-macht eingebüßt haben. So hat die Be-hauptung von der angeblichen Zurück-drängung des aktiven kommunistischenWiderstands nicht nur in frühere Ge-samtdarstellungen der österreichischenGeschichte Eingang gefunden,30 sondernsie dominiert bis heute die einschlägigeForschungsliteratur, ohne dass diese jeauf eine Analyse der konkreten Zusam-mensetzung der damaligen Parteiführung

    wichtigste Führungspersönlichkeit deskommunistischen Widerstands in derParteiführung war Josef Lauscher, derbereits am Parteitag des Jahres 1934 indas Zentralkomitee gewählt worden warund in den Jahren der austrofaschis -tischen Diktatur als Sekretär des Kom-munistischen Jugendverbandes (KJV)arbeitete. Lauscher war im Februar 1945nach sieben Jahren in den Konzentrati-onslagern Dachau und Mauthausen dieFlucht aus einem Außenkommando inden Simmeringer Saurer-Werken gelun-gen. Umgehend begann er in Wien mitdem Aufbau eines Netzes von Verbin-dungen und wurde zum führenden Kopfdes kommunistischen Widerstands inden letzten Kriegsmonaten. Als Mitglieddes zunächst nur vierköpfigen Sekreta-riats gehörte Lauscher von Beginn andem innersten Führungskreis der KPÖan und blieb bis 1970 Mitglied des Pol-büros. Bis 1969 war er Obmann der Wie-ner Landesorganisation der KPÖ. Auchder Hinweis auf den Parteigründer desJahres 1918 und Wiener Vizebürger -meister Karl Steinhardt sowie auf denÖGB-Vizepräsidenten Gottlieb Fiala be-legt die prominente Einbindung deskommunis tischen Untergrunds in dieKPÖ-Führung des Jahres 1945.

    Im 16-köpfigen Präsidium, dem maß-geblichen Leitungsgremium der MonateSeptember 1945 bis April 1946, warendie „KommunistInnen im Lande“ mitneun ExponentInnen (Altmann, Elser,Fiala, Genner, Kunst, Lauscher, Lichte-negger, Postranecky und Steinhardt) so-gar in der Mehrheit. Hinzu kamen Hornund Tschofenig, die aus den Konzentra -tionslagern Buchenwald und Dachaunach Wien zurückgekehrt waren. Damitstellten die fünf „Moskauer“ Remigran-ten (Fischer, Fürnberg, Honner, Kople-nig und Zucker-Schilling) im Führungs-gremium der Partei gegenüber den insge-samt elf ExponentInnen des „Unter-

    Mitglieder des Präsidiums des ZK der KPÖ 1945: Johann Koplenig, Wilhelm Kunst, Josef Lauscher, Hermann Lichtenegger

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    grunds“ und Häftlingswiderstands nureine Minderheit dar, was die Behauptungvon der fehlenden Berücksichtigung desWiderstands in der KPÖ-Spitze des Jah-res 1945 anschaulich zu widerlegen ver-mag. Die Legende von der angeblichenAusschaltung der „KommunistInnen imLande“ stellt geradezu ein Muster -beispiel dafür dar, wie infolge von Abschreibübungen – auch professoralerProvenienz – ein unhinterfragtes anti-kommunistisches Klischee mehr oderweniger in den Status historischer Wahr-heit erhoben wurde.

    Parteiführung und Parteibasis

    Ein Element dieser Legende bestehtdarin, an der Parteibasis vorhandene sek-tiererische Tendenzen nicht nur überzu-betonen, sondern diese zu grundlegendenpolitisch-ideologischen Differenzen überdie strategische Ausrichtung der Parteiaufzuwerten. So gab es vor allem unter„alten“ KommunistInnen, die vor1933/34 der Partei beigetreten waren,mancherlei Vorbehalte und Unverständ-nis über die seit 1935 entwickelte Volks-frontstrategie. Solche nahtlos an die revolutionären Inhalte und Methoden der1920er Jahre anknüpfenden GenossIn-nen sprachen sich gegen die Zusammen-arbeit mit den beiden anderen Parteienaus, traten für eine radikale Abrechnungmit allen NationalsozialistInnen ein undorientierten auf einen unmittelbaren Über-gang zum Sozialismus. Erinnerungs -berichten zufolge soll Johann Koplenignach der ersten Parteiarbeiterkonferenzin Wien am 13. Mai 1945 „sichtlich nie-dergeschmettert gewesen“ sein ange-sichts der in der dortigen Diskussion lautwerdenden radikalen Forderungen undrevolutionären Phrasen.35 Auch in einerspäteren ZK-Sitzung äußerte sich Kople-nig kritisch über jene „alten Kommunis -ten, die über die 20er Jahre nicht hinaus-gekommen […] und mit ihren Reden oft

    mitglieder nicht bemerkbar, auch des-halb, weil selbst sektiererisch motivierteVorbehalte nur intern geäußert wurdenund sich auch „radikale“ GenossInnen inder Regel der Parteidisziplin fügten. Eswar deshalb gewiss mehr als eine propa-gandistische Floskel oder gar eine Beru-higungsstrategie, als im Pressedienst derPartei und auch in einem Brief derParteiführung an Stalin zu lesen war,dass in der KPÖ „eine volle Einigkeit derAnschauungen zwischen Führung undFunktionären der Partei“ herrsche41 und„innerhalb der Partei keine Gegensätze“bestünden.42

    Dieser Befund wird auch durch einevon der Roten Armee im Frühjahr 1946ausgemachte „rechte Strömung“ im Bur-genland43 nicht relativiert, basierte dieseWahrnehmung doch allein auf politi-schen und persönlichen Konflikten imLandessekretariat zwischen dem Lan-desobmann Otto Mödlagl und Landes -sekretär Robert Rosak, die mit der Ablö-sung beider Kontrahenten beigelegt wur-den.44 Auch hier kam es zu keiner For-mierung einer innerparteilichen Opposi-tion. Im Spätsommer 1946 konnte fest-gestellt werden, dass die in der WienerLandesorganisation „noch vorhandenenSektierer“, die „von einer kleinen aberfeinen Partei schwärmen“, nur noch amRande eine Rolle spielen würden.45 Es istalso nicht nur überzogen, sondernschlichtweg falsch, von „parteiinternenideologischen Spannungen“ im Jahr1945 zu sprechen, die aus den unter-schiedlichen Zielsetzungen der „ehemalsillegalen Parteianhänger und einer ausder Sowjetunion heimkehrendenParteiführung“ resultiert sein sollen.46

    Auch die angeblich „unüberbrückbarenSpannungen zwischen den im illegalenKampf im Land aktiv gewesenen Partei-gängern und […] Emigranten aus Mos -kau“, von denen Gerhard Jagschitz zuberichten weiß,47 sind nicht mehr als ein

    der Schrecken der Sektionsversammlun-gen“ seien. Diese „Elemente“ müsstendavon überzeugt werden, „dass es heutekeinen anderen […] als den demokrati-schen Weg“ gäbe.36

    Aus diesen zweifelsohne vorhandenenStimmungen einen grundsätzlichen Ge-gensatz zu konstruieren zwischenParteiführung und Parteibasis, ist jedochebenso wenig möglich wie eine Projekti-on dieser Widersprüche in die verschie-denen Parteileitungen. Die „kleinen Ra-dikalinskis“ und starren „Brummbären“37

    waren isolierte Erscheinungen in den un-tersten Parteieinheiten, die sich selbst inden Bezirksleitungen kaum und in denLandesleitungen gar nicht widerspiegel-ten – sieht man von Johanna („Hanna“)Sturm und Friedrich Frantschitz (Be-zirkssekretär von Eisenstadt) in der weni-ger bedeutenden burgenländischen Lan-desorganisation ab, die beide 1947 wegenlinken Sektierertums zunächst ihrerFunktionen enthoben und dann aus derPartei ausgeschlossen wurden.38 Es waralso nicht notwendig, die „linksabweich-lerischen“ Kreise „zu entmachten und(zu) disziplinieren“,39 wie Wolfgang Mueller schreibt, da sie an keiner Stelleauch nur in die Nähe realer Machtpositio-nen gelangten. In den Führungsgremiender Partei spielte solch ein „Überrevolu-tionismus“40 gar keine Rolle.

    Insgesamt herrschte in der KPÖ desJahres 1945 ein breiter Konsens über dieim Exil entwickelte „antifaschistisch- demokratische Orientierung“, die auf einen friedlichen Weg zum Sozialismusauf dem Wege der Zusammenarbeit mit allen demokratischen Kräften abzielte.Es gab keinen „revolutionären“ Flügel,der sich gegen die „reformistische“ Linieeiner angeblichen „Moskauer Clique“formiert hätte. In der praktischen, nachaußen sichtbaren Politik der Partei mach-te sich die mancherorts anzutreffende re-volutionäre Ungeduld einzelner Partei-

    Mitglieder des Präsidiums des ZK der KPÖ 1945: Hella Postranecky, Karl Steinhardt, Josef Tschofenig, Erwin Zucker-Schilling

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    komitees infolge von Verhaftungen,Ausschlüssen und Enthebungen bereitsvielfach überholt. So wurde in einer En-de 1935 erstellten Kaderanalyse festge-halten, dass drei Mal fast ein gesamtesZentralkomitee kooptiert werden musste,wobei de facto die anwesenden „Teil-nehmer bestimmter Konferenzen“ zuZK-Mitgliedern erklärt worden seien.Von den solcherart Kooptierten sei je-doch „niemand übrig“ geblieben, da sichunter ihnen auch „viele schlechte Ele-mente“ befunden hätten.49 Manche in derPraxis führende Parteifunktionäre wie-derum – wie etwa Erwin Puschmann –gehörten formal nie dem Leitungsgremi-um der KPÖ an, wurden aber den ent-scheidenden Sitzungen des (erweiterten)Politischen Büros der Partei beigezogen.In den Kriegsjahren war keine ZK-Sit-zung möglich bzw. war das Zentralkomi-tee in seiner 1937 gewählten Zusammen-setzung obsolet geworden.

    Es entsprach also allein den Zweck-mäßigkeiten des kommunistischen Poli-tik- und Organisationsverständnisses, alsParteisekretär Friedl Fürnberg im Jahr1946 am 13. Parteitag die Vorstellungentwickelte, das 1934 gewählte Zentral-komitee hätte bis 1945 als einheitlichesSpitzengremium agiert und „die politi-sche Linie der Partei erarbeitet“.50 Einwichtiger Bestandteil dieser den hierar-chischen Parteiaufbau legitimierendenKonstruktion war der im September1945 begründete Mythos von den „Hel-den des Zentralkomitees“, die demKampf gegen den Faschismus zum Opfer gefallen waren. In der im Septem-ber 1945 erstmals herausgegebenen Bro-schüre „Unsterbliche Opfer“ war zu lesen, dass sich an der Spitze des anti -

    faschistischen Widerstandskampfes „daskampfgestählte Zentralkomitee als ober-ste Führung der Partei“ befand, hinterdem „geschlossen die Funktionäre undMitglieder der Partei im Kampf umÖsterreichs Freiheit“ standen.51 Diezwölf hingerichteten bzw. in den Jahrender NS-Diktatur umgekommenenFührungsmitglieder waren bis in die1990er Jahre auf einer Doppelseite inden Mitgliedsbüchern der Partei präsent,was die große identitätsstiftende Bedeu-tung des solcherart „hierarchisierten“Widerstandskampfes belegt. Zwar han-delte es sich bei den zwölf „Helden“ inder Tat um kommunistische Führungs-persönlichkeiten, jedoch nicht um sol-che, die – wie am 13. Parteitag von Johann Koplenig und Friedl Fürnbergbehauptet – am letzten Parteitag im Sep-tember 1934 ins Zentralkomitee gewähltworden waren.52 Zwar wurden die Namen der 30 ZK-Mitglieder des PragerParteitags (21 Vollmitglieder, neun Kan-didatInnen) nicht veröffentlicht, mit Sicherheit lässt sich jedoch nur von vierder zwölf „Helden“ – Oskar Grossmann,Hermann Köhler, Franz Schuster und Josef Teufl – behaupten, dass sie bei die-ser Tagung tatsächlich ins Zentralkomi-tee gewählt worden sind.53

    Der Tatsache Rechnung tragend, dassdie letzte von einer Delegiertenkonfe-renz legitimierte Parteiführung nicht imJahr 1934, sondern im August 1937 aufder ebenso in Prag stattfindendenReichskonferenz gewählt wurde, schriebFranz West im Jahr 1952 im Theorie -organ der Partei, dass hier jenes Zentral -komitee etablierte worden sei, „das biszum 13. Parteitag im Jahre 1946 […] denKampf der Partei in ihrer schwersten

    auf schmalster Quellenbasis kreierterMythos. Es ist auch kein Zufall, dass diegenannten AutorInnen Belege für diese„unüberbrückbaren“ Differenzen schul-dig bleiben, finden sich doch in den his -torischen Quellen keine Hinweise aufsolch eine generelle Konfliktlinie. Esgab zwar vereinzelte sektiererische Vor-behalte, aber keine Gegenkonzeption zurPolitik der Führung der KPÖ, kamendoch die „ultraradikalen“ Stimmen selbstan der Parteibasis kaum über ein „Mur-ren“ hinaus. Diese Haltung fand nirgend-wo eine organisierte Plattform und nichtden kleinsten publizistischen Ausdruck,und es kann nicht ein prominentes Par-teimitglied namhaft gemacht werden, dassich zum Sprachrohr solcher Stimmun-gen gemacht und eine Gegenposition zur„volksdemokratischen“ Generallinie derKPÖ formuliert hätte. Liest man demge-genüber die in einer Diplomarbeit ausdem Jahr 1997 getroffene „Analyse“, wo-nach die KPÖ „im Lauf der vierziger Jah-re von dem ständig schwelenden Konfliktzwischen der radikal antifaschistischenBasis und der liberal-demokratischenFührung aufgerieben und ideologischentfremdet“ worden sei,48 fühlt man sichunweigerlich an die neuerdings von US-Präsident Donald Trump ins Treffen geführten „alternativen Fakten“ erinnert.

    Vom 12. zum 13. Parteitag

    Als für den 19. bis 22. April 1946 der13. Parteitag einberufen wurde, stand dieKPÖ vor der Aufgabe, ein repräsentati-ves Zentralkomitee zu wählen, das derBreite und dem veränderten Charakterder Partei seit 1945 Rechnung trug. Esspielte dabei keine bzw. nur eine unter-geordnete Rolle, an die am 12. Parteitagim September 1934 oder auf der Reichs-konferenz im August 1937 gewähltenParteiführungen anzuknüpfen. Vor allemdie am Prager Parteitag gewählteFührung bot bei der Neubildung desZentralkomitees keinen Orientierungs-punkt, zumal diese bereits zeitgenössischaufgrund der Bedingungen der Illega-lität, zahlreicher Verhaftungen und derräumlichen Entfernung seiner Mitgliederpraktisch keine Rolle spielte und im Juni1935 und im Jänner 1936 zu nur zweiSitzungen zusammentrat. Auch das aufder Reichskonferenz des Jahres 1937 neugewählte Zentralkomitee tagte nur zweiMal – im August 1938 und im Juni 1939in Paris – und konnte somit nie die Funk-tion eines tatsächlichen Führungsgremi-ums wahrnehmen. Zum jeweiligen Zeit-punkt dieser vier Tagungen war die ge-wählte Zusammensetzung des Zentral -

    Sitzung des Zentralkomitees der KPÖ am 23. September 1945 (von links): F. Honner (am Pult), L. Genner, E. Zucker-Schilling, H. Lichtenegger, O. Horn, V. Elser, J. Koplenig, J. Lauscher, E. Fischer, K. Altmann, H. Postranecky

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    1981) ein anderer Vertreter dieser klei-nen Landesorganisation als Kandidat indas KPÖ-Führungsgremium einzog. Ins-gesamt waren 13 der 20 im Jahr 1937 ge-wählten ZK-Mitglieder (neben den be-reits Genannten noch die zu einem späte-ren Zeitpunkt gewählten Johann Lechnerund Johann Täubl) auch nach 1945 wie-der Angehörige der kommunistischenParteiführung. Zwei weitere (Köhler undStrasser) wurden hingerichtet, vier ehe-malige Parteiführer spielten trotz fort-währender Mitgliedschaft nach 1945 ent-weder eine untergeordnete (Leopold Hag-müller, Raimund Huber, Walter Land-graf) bzw. keine Rolle (Konrad Bucher)im Parteileben. Über den 1937 als Ver-treter der kommunistischen Sportler ge-wählte Kollitsch, der bald darauf verhaf-tet wurde, verliert sich bereits 1938 dieSpur. Nimmt man die 30 am Parteitagdes Jahres 1934 gewählten Mitgliederund KandidatInnen zum Vergleich, sogehörten ebenso 13 von ihnen in derZweiten Republik erneut dem Zentral -komitee an (darunter – über die bereitsGenannten hinaus – Oscar Deubler,Fried rich Hexmann, Fritz Lauscher, Anton Neuhauser und Ditto Pölzl). Zwarfielen dem Staatsterror in der Sowjetunionauch Mitglieder des Parteivorstands derKPÖ zum Opfer, etwa der Arbeiter -kammerrat und Wiener ParteisekretärAlois Ketzlik, der von 1923 bis 1925 und1927 bis 1933 der KPÖ-Führung angehörthatte. Unter diesen befand sich aber keinim Jahr 1937 gewählter Angehöriger derParteiführung und mit Ernst Reiterer nurein ZK-Mitglied, das am Parteitag 1934gewählt (und 1935 wieder enthoben) wor-den war.57 Ganz im Unterschied zur KPDund anderen kommunistischen Parteienwar die Führung der KPÖ damit vom Stalin-Terror kaum betroffen.

    Das Zentralkomitee der KPÖdes Jahres 1946

    Im Vergleich zu späteren Jahren wardas am 13. Parteitag im April 1946 ge-wählte Zentralkomitee mit 39 Mitglie-dern und 13 KandidatInnen zwar ein re-lativ kleines, aber dennoch vor allem re-präsentatives Gremium, das in der Praxiskaum jene Führungs- und Leitungsfunk-tion ausüben konnte, die das Statut fürdie höchste Instanz der KPÖ nach demParteitag vorsah. Die Zugehörigkeit zudiesem Gremium war demgemäß nichtmit der Teilhabe an der realen Führungs-macht der Partei verbunden. Ein solcherEinfluss war erst in Verbindung mit an-deren Funktionen – entweder in der Par-tei oder im öffentlichen Leben – gesi-

    Zeit leitete und aus dessen Reihen drei-zehn der Besten im Kampf für Öster-reichs Unabhängigkeit gefallen sind“.54

    Aus konspirativen Gründen wurden zwarauch die Namen der Mitglieder dieses imUmfang verkleinerten Zentralkomiteesnicht veröffentlicht, aus Moskauer Archivalien über die KPÖ geht jedochhervor, dass sich unter den 20 von derReichskonferenz gewählten ZK-Mitglie-dern gar nur zwei der zwölf „Helden“befinden, nämlich Hermann Köhler undFerdinand Strasser.55 Willi Frank (1935),Leo Gabler (1929 und 1931), AlfredKlahr (1932 und 1935) und Anton Rei-singer (1925) wurden zu einem früherenZeitpunkt entweder in das Zentral -komitee gewählt oder kooptiert. ErwinPuschmann, Franz Sebek und HedyUrach dürften zu keinem Zeitpunkt demzuletzt im Juni 1939 tagenden Gremiumangehört haben, sondern wurden ent -weder als repräsentative Führungs -persönlichkeiten der Inlandsleitung derPartei oder als Mitglieder des Zentral -komitees des Kommunistischen Jugend-verbandes in den „Kanon“ der Heldendes Zentral komitees integriert.56

    Von den 20 auf der Prager Reichskon-ferenz im Jahr 1937 gewählten ZK-Mit-gliedern gehörten letztlich acht auch demam 13. Parteitag im April 1946 gewähl-ten Zentralkomitee als Mitglied an, näm-lich Ernst Fischer, Friedl Fürnberg,Franz Honner, Johann Koplenig, Wil-helm Kunst, Hermann Lichtenegger, August („Gustl“) Moser und ErwinZucker-Schilling. Josef Kohl wurdeKandidat und schied bereits 1948 wiederaus. Es gab aber keinen Automatismus,ausschlaggebend war vielmehr die kon-krete Funktion in der reorganisiertenKPÖ bzw. ihrem Umfeld. Franz West etwa, der 1935 kooptiert und 1937 in dasZentralkomitee gewählt worden war undin den Jahren des Exils als Präsident desAustrian Centre in London und des FreeAustrian World Movement fungierte,wurde erst 1948 wieder ZK-Mitglied.Hans Pointner – 1935 kooptiert, 1935/36Mitglied des Inlandssekretariats der Par-tei und auf der Reichskonferenz 1937 alsZK-Mitglied bestätigt – wurde erst am15. Parteitag im Jahr 1951 Kandidat undam 16. Parteitag im Jahr 1954 auch wie-der Vollmitglied des Zentralkomitees.Dies gründete aber in keiner Zurück -setzung seiner Person, sondern darin,dass er erst knapp vor dem Parteitag1946 provisorisch mit der Funktion desburgenländischen Landessekretärs be-traut worden war und mit VinzenzBöröcz (Landesobmann von 1946 bis

    chert. Das Zentralkomitee trat in der Re-gel im Abstand von zwei bis vier Mona-ten zusammen, in Ausnahmefällen lagenfünf bis sechs Monate zwischen den Tagungen. Im Jahr 1950 gab es gar nurzwei Sitzungen (im Februar und Okto-ber). Insgesamt fanden zwischen dem13. und 14. Parteitag acht ZK-Plena statt,zwischen dem 14. und 15. Parteitag zehnund zwischen dem 15. und 16. Parteitagschließlich neun. Nicht zuletzt aufgrundseiner Größe nahm das Zentralkomiteeden Charakter eines „Parteiparlaments“an. Es ähnelte stärker einem Deklama -tionsorgan zur Bestätigung der vom Pol-büro entwickelten politischen Linie denneinem eigenständigen politischen Dis-kussions- und Entscheidungsgremium.Da das Polbüro aufgrund seiner „Körper-schaftsdisziplin“ im Plenum stets einheit-lich auftrat und vorangegangene Mei-nungsverschiedenheiten vor den ZK-Mit-gliedern nicht publik gemacht wurden,wurden die Diskussionsspielräume weitereingeengt. Aufgrund der „geschlossenenFront des Polbüros […] war das Plenumfaktisch nur eine Staffage, eine Attrappeder Demokratie“, so Walter Fischer (ZK-Mitglied bis 1965) rückblickend.58 Nur inden krisenhaften Jahren 1956/57 und1968/69, als auch im Zentralkomitee einoffener Meinungsaustausch stattfand,wurde das Führungsgremium der Parteipolitisch aufgewertet.

    Die Zusammensetzung der Zentral -komitees soll nachfolgend nach verschie-denen quantitativen und qualitativen Ge-sichtspunkten ausgewertet werden, wobei– um das Zahlenmaterial nicht weiter zukomplizieren – die 39 Mitglieder und 13KandidatInnen als Einheit in Betracht ge-zogen werden. Berücksichtigt werden etwa die Dauer der Zugehörigkeit zurPartei und das vorangegangene Verhält-nis zur Sozialdemokratischen Partei, derAnteil von Männern und Frauen, die ver-schiedenen Lebenswege und Erfahrungs-hintergründe in den Jahren der NS-Dik-tatur oder etwa die Ebene der Repräsen-tanz der einzelnen Mitglieder. So wurdenbei der Auswahl der insgesamt 52 Mit-glieder und KandidatInnen des Zentral-komitees auch verschiedenen regionalenGesichtspunkten und der möglichst brei-ten Einbindung von ExponentInnenwichtiger kommunistischer PolitikfelderRechnung getragen. Ausgesprochenstark vertreten waren die insgesamt elfkommunistischen Gewerkschaftsfunk-tionärInnen, von denen acht im ÖGBoder in der Arbeiterkammer beschäftigtwaren. Überraschen mag der geringeFrauenanteil, betrug dieser doch nur

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    ren nach dem Februar 1934 von der SDAPÖ zur KPÖ übergetreten, in denJahren der NS-Zeit schlossen sich weite-re sechs ehemalige SozialdemokratInnen(12%) dem kommunistischen Wider-stand an (darunter Elser, Genner, Postranecky, der Zentralsekretär der Gewerkschaft der Textil-, Bekleidungs-und Lederarbeiter Egon Kodicek und derSt. Pöltner Gewerkschaftssekretär undStadtrat Stephan Raidl). Die erst seit demApril 1945 zur KPÖ gestoßenen Partei-gängerInnen waren mit drei Mitgliedern(6%) im Zentralkomitee vertreten: derbis dahin als Linkskatholik geltende Vik-tor Matejka, der – für viele überraschend– im April 1945 der KPÖ beitrat, dannMax Haller, Bregenzer Vizebürgermei-ster und Mitglied des provisorischenLandesausschusses von Vorarlberg, derim Juni 1945 zur KPÖ kam, und zuletztdie ehemalige sozialdemokratische Nationalratsabgeordnete Marie Köstler,die in England Vorsitzende einer sozial -demokratischen Exilgruppe war, die – imGegensatz zum Londoner Büro der öster-reichischen Sozialisten – zur Kooperationmit dem kommunistischen Exil bereitwar. Ihrem Antrag auf Wiederaufnahmein die SPÖ wurde im Jänner 1946 vomParteivorstand die Zustimmung verwei-gert, worauf sie sich am 7. Februar 1946öffentlichkeitswirksam mit einem offe-nen Brief an die SPÖ-Mitglieder wandteund der KPÖ beitrat.60 In Summe gehör-ten damit – inklusive dem erwähntenWilhelm Kunst – 26 ehemalige Sozial -demokratInnen, die nach 1934 zur KPÖgestoßen waren, dem Zentralkomitee derKPÖ an. Bezieht man auch Otto Bricha-

    13,5% (vier Mitglieder, drei Kandidatin-nen). Weniger überraschend ist, dass 30Wiener ParteifunktionärInnen im Zen-tralkomitee in der Mehrheit waren. Ins-gesamt kamen 35 der 52 ZK-Angehöri-gen aus der sowjetischen Zone (darüberhinaus noch vier aus der niederöster-reichischen Landesorganisation, eineraus dem Burgenland) und 17 aus denwestlichen Bundesländern (6 Steiermark,3 Kärnten, 3 Oberösterreich, 2 Vorarl-berg, 2 Salzburg, 1 Tirol). Signifikantwar die Dominanz der Parteiangestelltenim Zentralkomitee, waren doch insge-samt 30 von ihnen (58%) in den ver-schiedenen Strukturen und Apparatender KPÖ beschäftigt (13 zentral, 14 inden Ländern, zwei in der Parteipresse,einer in der FÖJ). In beruflicher Hinsichtwar das Zentralkomitee damit von KPÖ-,ÖGB- und AK-Angestellten geprägt.Nicht diesen beiden Gruppen zuzuord-nen sind allein Bundesminister Karl Alt-mann und Viktor Matejka als WienerStadtrat für Kultur und Volksbildung, sowie Franz David, der als Chefarzt derWiener Gebietskrankenkasse arbeitete,die Gewerkschafterin Leopoldine(„Lisl“) Kummer als Fürsorgerin der Gemeinde Wien und die drei Bundes-bahnbediensteten Hermann Lichte -negger, Josef Peskollar und Karl Zmek.

    Beträchtlichen Anteil an derParteiführung hatten ehemalige Sozial-demokratInnen, die nach dem Februar1934 zur KPÖ gestoßen waren, ent-wickelte sich die KPÖ doch erst in die-sem Zuge zu einem relevanten Faktor inder österreichischen ArbeiterInnenbewe-gung. Nach dem 12. Parteitag im Sep-tember 1934 gehörten 48% „neue“ Par-teimitglieder dem Zentralkomitee an.59

    Dieser Anteil sank nach der Reichs -konferenz im August 1937 auf 30%,nachdem durch eine Verkleinerung desZentralkomitees das Gewicht der seitden 1920er Jahren „bewährten“Parteiführer wieder gestärkt wurde. Vonden 52 ZK-Angehörigen des Jahres 1946wiederum waren 23 vor dem Februar1934 der KPÖ beigetreten (44%). Zwölfvon ihnen (23%) waren bereits in derGründungsphase der KPÖ, also in denJahren 1918 bis 1920, Mitglied der Par-tei. Ein Sonderfall ist Wilhelm Kunst, derder KPÖ zwar bereits seit ihrer Gründungim Jahr 1918 angehörte, 1921 aber zur Sozialdemokratie überging und 1934 er-neut zur KPÖ stieß, in deren Zentral -komitee er 1937 nominiert wurde. Damitstellten die „neuen“ Parteimitglieder dieMehrheit im 1946 gewählten Führungs-gremium: 20 ZK-Mitglieder (38%) wa-

    cek und Franz Haider, die bereits 1933ihren Weg in die KPÖ gefunden hatten,in diese Bilanz des Übergangs mit ein, sosteigt deren Prozentanteil von 50 auf 54.Nicht zu vergessen, dass in Summe 38der 52 ZK-Angehörigen (73%) am Beginn ihrer politischen Entwicklung ei-ner sozialdemokratischen Organisationangehört hatten. Zwölf waren direkt undohne Umwege zur kommunistischen Bewegung gestoßen. Nur Haller und Matejka hatten in den 1930er Jahren derVaterländischen Front angehört.

    Eine Bestätigung findet der bereits imZusammenhang mit dem Parteipräsi -dium festgestellte Befund: RemigrantIn-nen, WiderstandskämpferInnen im Lan-de und RückkehrerInnen aus Gefängnis-sen und Konzentrationslagern waren imersten nach der Befreiung gewähltenZentralkomitee angemessen vertreten,quantitativ in annähernd gleichen Ge-wichten. Der zahlenmäßigen Aufschlüs-selung sei eine einschränkende Bemer-kung vorangestellt: Um das politischeProfil des KPÖ-Kaders noch tiefgehen-der bestimmen zu können, wären überdie Mitglieder des Zentralkomitees hin-aus die leitenden ParteifunktionärInnenin weiteren Strukturen und Ebenen in dieAnalyse einzubeziehen: etwa die Lan-desobmänner und Landessekretäre, dieMitglieder der Landesleitungen, Be-zirksobmänner und Bezirkssekretäre, diewichtigsten Mitglieder der Bezirkslei-tungen, die MitarbeiterInnen des Partei-apparats, das Führungspersonal der Vor-feldorganisationen oder die in den Par-teimedien tätigen JournalistInnen. Auchaus einer solchen noch zu leistenden

    Die KPÖ-Führung am 1. Mai 1947 vor dem Parlament (v.l.): Anton Neuhauser, dahinterRudolf Richter, Heinrich Fritz, dah. Otto Brichacek, Gottlieb Fiala, dah. Hermann Lich-tenegger, Karl Altmann, dah. Josef Tschofenig und Josef Lauscher, Johann Koplenig, Ernst Fischer, Friedl Fürnberg, Karl Steinhardt, Franz Honner, dah. Franz David, Hella Postranecky, dah. Viktor Matejka, Erwin Zucker-Schilling, Wilhelm Kunst

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    zentrationslagern freikamen. Die „Kom-munistInnen im Lande“ und die kommu-nistischen Häftlinge sind deshalb zweiPersonenkreise, die sich in mehrerenPunkten überschneiden. Auch sind Differenzierungen innerhalb dieser Per-sonenkreise nicht zu vernachlässigen:dies betrifft sowohl die divergierendenExil erfahrungen in den jeweiligen Zufluchtsländern, die unterschiedlichenLagererlebnisse und Zuchthauserfahrun-gen und die vielfältigen und abgestuftenFormen antifaschistischen Widerstands,den die im Lande verbliebenen Kommu-nistInnen leisteten.

    Im Zentralkomitee der KPÖ waren diein Konzentrationslagern, Zuchthäusernund Gefängnissen Inhaftierten mit 17GenossInnen präsent (33%), was die Be-hauptung des ÖVP-Politikers Lois Wein-berger widerlegt, wonach die kommunis -tischen KZ-Häftlinge „nichts mehr zu reden“ gehabt hätten, nachdem „die inMos kau geschulte erste Garnitur nachÖsterreich geflogen war“.61 Unter diesen17 befanden sich vier KZ-Häftlinge mitExilerfahrung (Josef Tschofenig in Bel -gien, Heinrich Fritz in Spanien, Belgienund Frankreich und die beiden weiterenSpanienkämpfer Hermann Langbein undAlois Peter), und sieben Personen, dievor oder nach ihrer Haft über einen län-geren Zeitraum illegale Arbeit in Öster-reich leisteten und vor diesem Hinter-grund auch den WiderstandskämpferIn-nen „im Lande“ zugerechnet werdenmüssten (etwa Anna und Franz Haider,Josef Lauscher und Anton Neuhauser).14 weitere Mitglieder und KandidatInnendes Zentralkomitees (27%) waren in derNS-Zeit durchgängig in Österreich. Miteinem Anteil von 60% befanden sich alsodie „KommunistInnen im Lande“ und dieinhaftierten GenossInnen im Zentral -komitee sogar in der Mehrheit.

    Ins Reich der Legenden und Klischeeszu verweisen ist die von Dieter Binder

    Analyse wird sich aber – so viel sei vor-weggenommen – schwerlich eineZweitrangigkeit jener Parteifunktionä-rInnen ableiten lassen, die in Österreichgegen die faschistische Diktaturgekämpft hatten, inhaftiert gewesen wa-ren oder die NS-Zeit in der westlichenEmigration verbracht hatten. Festzuhal-ten ist auch, dass die unterschiedlichen,auch langfristig wirksam bleibenden Prä-gungen zwar zu Spannungen führenkonnten, sich in der KPÖ aber nicht zueiner Kluft zwischen abgrenzbarenGruppen vertieften. Es kann sich bei die-ser Dreiteilung demgemäß nur um eineHilfskonstruktion handeln, um unter-schiedliche Erfahrungshorizonte deutlichzu machen, in der Realität liegen aberÜberschneidungen und Unschärfen undkeine homogenen Gruppenidentitätenvor: Kommunistische Spanienkämpfer,die nach Ende des Bürgerkriegs in franzö-sischen Lagern interniert und danach indeutsche Konzentrationslager deportiertwurden, sind etwa genauso als Exilantenzu werten wie jene, die erst nach demMärz 1938 vertrieben wurden und bis1945 oder länger im Exil blieben. In denin diesem Beitrag vorgenommenen Aus-wertungen werden sie aber den KZ-Häft-lingen zugeordnet. Letztere wiederumsind qualitativ nicht dem „Widerstand imLande“ gegenüberzustellen, weil diekommunistischen Häftlinge auch in denKonzentrationslagern, Zuchthäusern undGefängnissen ihren antifaschistischenWiderstand in vielfältigen Formen fort-setzten. Zudem hatten sich Kommuni-stInnen, die von der NS-Justiz zuHaftstrafen verurteilt oder von der Ge-stapo in Konzentrationslager eingewie-sen wurden, zuvor im antifaschis tischenWiderstand betätigt. Jene, die nach Ab-lauf ihrer Haftstrafe aus dem Zuchthausentlassen wurden, setzten die illegale politische Arbeit fort, ebenso wie jene,die bereits vor 1945 wieder aus den Kon-

    und Ernst Bruckmüller konstruierte „be-sondere parteiinterne Kontrolle“ für jeneFührungsmitglieder, die nicht im sowjet-ischen Exil waren, gehen die Autorendoch von einer für die kommunistischenFührungsmitglieder typischen „Moskau-er“ Normbiographie aus, die – wie sieschreiben – auf einem „lückenlos kon-trollierbaren Kaderakt“ basierte. Auf-grund dieser Fixierung auf die „Moskau-er“ werden alle anderen kommunis tischenFührungspersönlichkeiten von Binder undBruckmüller – ganz im Jargon der Frak -tionskämpfe der 1920er Jahre – zu „Funk-tionäre(n) mit einer abweichenden Bio-graphie“ gestempelt.62 Auch die Behaup-tung von Roman Sandgruber, dass dieKPÖ im Jahr 1945 aus jenen Kadern ge-formt worden sei, die in Mos kau „auf ,Linie‘ gebracht“ worden wären,63 lässtbereits in ihrer Wortwahl erkennen, dassder Autor stärker von ideologisch gepräg-ten Vorurteilen denn von analytischen Interessen angetrieben wurde.

    Die in der Forschungsliteratur viel stra-pazierten „Moskauer Kader“ waren imZentralkomitee des Jahres 1946 mit zwölfExponentInnen (23%) vertreten. Richtigist, dass RemigrantInnen aus westlichenExilländern in den Führungsgremien derPartei 1945 zunächst nicht präsent waren,was allein in den schwierigen Bedingun-gen ihrer Rückkehr nach Österreich be-gründet lag. Danach bekleideten West -emigrantInnen sowohl in den Führungs-gremien, als auch im zentralen Parteiap-parat, in den Landesorganisationen, in derParteipresse und den befreundeten Orga-nisationen der KPÖ wichtige Positionen.Auch der zutreffende Hinweis auf die Dominanz der Westemigranten im Wirt-schaftsapparat der Partei vermag nicht dieTatsache zu verdecken, dass Remigran-tInnen aus westlichen Exilländern in denFührungsgremien der Partei und im Par-teiapparat stark vertreten waren. Es gabkeine „Aufgabenteilung“ zwischen dem

    Mitglieder der engeren Parteiführung nach 1945: Heinrich Fritz, Otto Brichacek, Friedrich Hexmann, Franz Marek

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    Bemerkenswert ist die Tatsache, dassvier in den 1920er bzw. 1930er Jahrenführende KPÖ-Funktionäre, die nach1938 im Parteiauftrag ins skandinavischeExil gingen, nach 1945 zwar wiederwichtige Funktionen bekleideten, mitAusnahme von Gustl Moser aber nicht indie engere Parteiführung einbezogenwurden: Oscar Deubler, Mitglied desParteivorstands von 1921 bis 1924 undwieder ab 1934, 1922 kurzzeitig Organi-sationssekretär der Partei und im Austro-faschismus Leiter der Zentralkommissi-on zum Wiederaufbau der Freien Gewerkschaften, war von 1946 bis 1961Sekretär des ÖGB, wurde aber erst 1957wieder in das Zentralkomitee gewählt.Johann (Hans) Täubl, der Deubler von1961 bis 1970 als ÖGB-Sekretär folgte,war seit 1931 Mitglied des Zentralkomi-tees und bis 1935 Organisationssekretärder Partei. Nach 1945 war er stellvertre-tender Vorsitzender der Landesexekutivedes ÖGB Niederösterreich, wurde abererst 1954 zum Kandidaten und 1957 wie-der zum Mitglied des Zentralkomiteesgewählt. Franz Loistl war seit 1931 Sekretär der Wiener Stadtleitung undauch in der Illegalität Mitglied derInlands leitung der Partei. Nach seinerRückkehr aus Schweden arbeitete erzunächst als Wahlkreissekretär der KPÖin Nieder österreich, seit 1949 bis zu sei-nem frühen Tod im Jahr 1956 war er Zen-tralbetriebsratsobmann im für die Partei -arbeit wichtigen Zistersdorfer Erdöl -gebiet. Dem Zentralkomitee gehörte erseit 1946 an. Johann Lechner, der 1934als junger Betriebsarbeiter in das Zentral -komitee kam und auch auf der Reichs -konferenz im Jahr 1937 wiedergewähltwurde, war 1948 kurzzeitig Vizepräsidentder neu konstituierten niederösterreichi-schen Arbeiterkammer und über Jahrzehn-te Betriebsrat bei Semperit in Wimpas-sing. Er wurde 1948 Kandidat und 1957wieder Mitglied des Zentralkomitees.

    Erst zu einem späten Zeitpunkt kehrtenauch zwei weitere hochrangige Partei-funktionäre der Ersten Republik in dashöchste Führungsgremium der Parteizurück: Richard Schüller, Sekretär desKJV in seiner Gründungsphase und von1922 bis 1928 Sekretär der Kommunis -tischen Jugendinternationale, war von1928 bis 1933 Chefredakteur der RotenFahne und seit 1929 Mitglied des Zen-tralkomitees, aus dem er im November1933 wegen inhaltlicher Differenzenausscheiden musste.71 Aus dem sowjeti-schen Exil zurückgekehrt, übernahm er1947 die Leitung der oberösterreichi-schen Parteizeitung Neue Zeit. 1948 wur-

    de er zunächst Kandidat und 1951 Voll-mitglied des Zentralkomitees. LeopoldHornik wurde bereits 1921 erstmals inden damaligen Parteivorstand gewählt.1936 unter den Bedingungen der Illega-lität kurzzeitig in das Zentralkomitee kooptiert, war er bis 1940 Leiter der Parteigruppe im englischen Exil. Nun-mehr als Gewerkschaftsredakteur derParteipresse tätig, wurde er 1957 in dasZentralkomitee der KPÖ gewählt.

    Die engere KPÖ-Führung ab 1946

    Laut dem neu beschlossenen Statutwählten die Parteitagsdelegiertenzunächst das Zentralkomitee als höchstesFührungsgremium der Partei. In einemgesonderten Wahlgang wurden vom Par-teitag auch der Vorsitzende (Koplenig)und der erste Sekretär (Fürnberg) direktgewählt. Die Wahlen fanden 1946 offenstatt, erst infolge einer Statutenänderungam 14. Parteitag wurden 1948 – zum ersten Mal in der Geschichte der KPÖ –sowohl das Zentralkomitee als auch derVorsitzende und Generalsekretär in ge-sonderten geheimen Abstimmungen ge-wählt.72 Bestätigt wurden in der konstitu-ierenden ZK-Sitzung am 23. April 1946die drei stellvertretenden VorsitzendenHonner, Tschofenig und Postranecky(nach ihrer Heirat mit dem Bundesminis -ter für Energiewirtschaft und Energie-wirtschaft Karl Altmann im August 1947Altmann-Postranecky). Ab 1948 wurden– bis zum 29. Parteitag im März 1994 –keine stellvertretenden Parteivorsitzen-den mehr gewählt. Dem Zentralkomiteeoblag es auch, die engere Parteiführungaus seiner Mitte zu wählen, die bis 1990in Gestalt des Politischen Büros das eigentliche Machtzentrum der KPÖ dar-stellte. Unter dieser Bezeichnung pendel-te sich das Polbüro allerdings erst 1954in einer praxistauglichen Größe mit zehnbis zwölf Mitgliedern ein. Bis dahinagierten verschiedene Foren mit wech-selnden Bezeichnungen und in unter-schiedlicher Größe als engereParteiführung: Am 13. Parteitag im April1946 wurden zunächst das bisherige 16-köpfige Präsidium und das achtköpfigeSekretariat abgeschafft und durch ein sogenanntes „Politisches Sekretariat“(auch Politsekretariat) aus zwölf Mitglie-dern ersetzt. Zu den bisherigen Sekreta-riatsmitgliedern hinzu kamen NationalratElser, der niederösterreichische Landes-rat Genner, die Gewerkschafter Fiala undHorn und die KPÖ-FrauenvorsitzendePostranecky. Heinrich Fritz wurde demPolitischen Sekretariat ebenso wie der

    sowjetischen Exil und der Westemigrati-on, wonach erstere die politische Führungder Partei übernahm und zweiterer im Ge-genzug der Wirtschaftsapparat überlassenwurde. Da zum Zeitpunkt ihrer Rückkehrdie meisten Positionen schon besetzt wa-ren, mussten mancherorts FunktionärIn-nen der „ersten Stunde“ den ExilantInnenweichen. So wurden die in der englischenEmigration führenden Young Austria-Funktionäre Otto Brichacek und HerbertSteiner im Jänner 1946 zum Vorsitzendenbzw. Bundessekretär der FÖJ gewählt.Der bisherige Vorsitzende Franz Dani-mann war fortan als Stellvertreter aktiv.64

    Von den insgesamt 20 RemigrantInnen,die 1946 ins Zentralkomitee gewählt wur-den (38%), kamen acht aus westlichenExilländern: drei aus Großbritannien (Otto Brichacek, Marie Köstler, WillyScholz), jeweils zwei aus Frankreich(Egon Kodicek, Franz Marek) und Skan-dinavien (Franz Loistl, Gustl Moser) sowie einer aus der Schweiz (TheodorMaller). Die Behauptung von Josef Toch,wonach „nur ganz wenige ,Westler‘ […]in höhere politische Positionen“ der Parteigelangten,65 findet demgemäß keine Be-stätigung. Und selbst als im Zuge derSchauprozesse in Osteuropa in den Jahren1949 bis 1953 auch in der KPÖ eine „be-stimmte Reserve“ gegen die Westemigra-tion spürbar wurde,66 gab es weder in derParteispitze noch in den untergeordnetenLeitungen Maßregelungen – ganz im Un-terschied zur SED und KPD, wo es zuzahlreichen Funktionsenthebungen undParteiausschlüssen kam und am KPD-Parteitag im Jahr 1951 fünf von siebenSekretariatsmitglieder ausgetauscht wur-den. Auch einer sowjetischerseits ausge-sprochenen Empfehlung, sich „von zwei-felhaften Personen“ in der Parteiführung„aus der westlichen Emigration zu befrei-en“,67 kam die Parteiführung der KPÖ miteiner Ausnahme nicht nach. So wurde imMärz 1953 der Ausschluss Brichaceks ausder Partei und die Enthebung von HerbertSteiner als Kandidat des Zentralkomiteesbeschlossen.68 Diese Maßnahmen werdenzwar mancherorts mit dem Slánský-Pro-zess in Verbindung gebracht,69 sie resul-tierten jedoch aus innerorganisatorischenProblemen der FÖJ, vor allem aus demBekanntwerden einer geheimen Kasse imMärz 1952. Als Vorsitzender der FÖJ warder damals 37-jährige Brichacek aberschon im November 1951 aus Alters-gründen ausgeschieden und als Bezirks-sekretär in den 2. Wiener Gemeindebe-zirk gewechselt70 – vier Monate bevordie Affäre um die „schwarze Kasse“ derFÖJ ins Rollen kam.

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    damalige FÖJ-Vorsitzende Otto Bricha-cek beratend beigezogen, womit diesesGremium de facto 14 Mitglieder umfas-ste. Damit setzte sich das Politsekretariatneben dem fünfköpfigen Moskauer Kernaus einem weiteren Remigranten (Bricha-cek), fünf „KommunistInnen im Lande“und vier ehemaligen KZ-Häftlingen zu-sammen. Die Gewichte waren alsoannähernd gleich verteilt. In der erstenSitzung des wöchentlich tagenden Gre-miums wurde Fritz am 2. Mai 1946 als2. Sekretär der Partei bestätigt.73

    Im Begriff des „Politischen Sekreta-riats“ sollte zum Ausdruck kommen,dass es nicht nur um die operative Anlei-tung, sondern auch um die politischeFührung der Partei zwischen den Sitzun-gen des Zentralkomitees ging. Das Polit-sekretariat erfüllte also dieselbe Funk -tion wie in späteren Jahren das PolitischeBüro. Zur organisationspolitischen Ent-lastung dieses Gremiums wurde paralleldazu ein Organisationsbüro (Org.-Büro)etabliert, das bis 1954 aus neun (1946),zwölf (1948) bzw. 13 (1951) GenossIn-nen zusammensetzte. Ihm gehörten dieOrganisationssekretäre der KPÖ, dieLandessekretäre (Alois Peter und JosefMeisel) und weitere maßgebliche Funk-tionärInnen der Wiener und niederöster-reichischen Landesorganisation sowieVertreterInnen der wichtigsten Massen-organisationen (Gewerkschaft, Frauen,

    Insgesamt setzte sich das Gremiumfortan aus neun RemigrantInnen undneun „KommunistInnen im Lande“ bzw.ehemaligen Häftlingen zusammen. AlsMitglied der Parteileitung im französi-schen Exil war Marek der neben Bricha-cek zweite Exponent der Westemigra -tion, der in der unmittelbaren Nach-kriegszeit der Führungsspitze der KPÖangehörte. Marek gehörte neben Alt-mann, Fiala, Ernst Fischer, Fürnberg,Honner, Koplenig und Zucker-Schillingauch dem Sekretariat an, womit derChef redakteur von Weg und Ziel, der bis-her nur Kandidat des Zentralkomiteeswar, direkt in den innersten Führungs-kreis aufstieg.77 Ernst Fischer berichtet inseinen Erinnerungen, dass der sich be-reits 1945 für die Einbeziehung Mareksin die engere Parteiführung eingesetzt ha-be, sich damit aber nicht habe durchset-zen können.78 Marek entwickelte sich inden folgenden Jahren zum neben Fischerwichtigsten Theoretiker der KPÖ undwar der neben Fürnberg maßgeblichsteParteifunktionär in ideologischen Fragen.

    Begründet wurde diese Restrukturie-rung der Organe des ZK mit dem Argu-ment, dass sich das bisherige Politsekre-tariat mit zwölf Mitgliedern gleicher-maßen mit der praktischen Arbeit wie mitden politischen Fragen hätte beschäftigensollen, in der Praxis aber die Beratungder politischen Probleme vernachlässigtworden sei. Das verkleinerte Sekretariatsollte sich fortan auf die operative Lei-tung der Partei konzentrieren und demPolbüro verantwortlich sein. Das Pol-büro wiederum war als Körperschaftkonzipiert, die sich zwar auch mit der organisatorischen Arbeit, schwerpunkt-mäßig aber mit den grundlegenden poli-tischen Fragen beschäftigen und die Linie der Partei ausarbeiten sollte.79 Amdrei Jahre später stattfinden 16. Parteitagwurde dieser Modus mit nur geringfügi-gen personellen Änderungen fortge-schrieben: Das achtköpfige Sekretariatblieb in seiner bisherigen Zusammen -setzung bestehen, aus dem Polbüroschieden Genner, Brichacek und Otto Fischer wegen Funktionswechsel aus. Ihnen folgten der frühere Metallarbeiter -sekretär von Leoben und neue Landes -obmann der KPÖ Steiermark HeribertHütter (Exil in der Sowjetunion), dernach dem Oktoberstreik aus dem ÖGBausgeschlossene Metallarbeitersekretärund Stadtrat von Steyr Gustl Moser (Exilin Skandinavien) und der FÖJ-Vorsit-zende Walter Wachs. Letzterer entziehtsich mit den biographischen StationenSpanischer Bürgerkrieg (1938/39), fran-

    Jugend) an. Das Org.-Büro warein Hilfsgremium des Polit -sekretariats, dessen Beschlüsseauch erst in Kraft traten, wennvon keinem Sekretariatsmit-glied Einspruch erhoben wur-de. Sein Aufgabenbereich wur-de vom Sekretariat festgelegtund umfasste neben Organisa-tionsfragen die Arbeit der Ab-teilungen des Zentralkomiteesund die Anleitung der Landes-organisationen. Die enge Bin-dung des Org.-Büros an die politische Führung der Parteiblieb auch dadurch gewährleis -tet, dass Fürnberg als dessenLeiter und Fritz als Stellvertre-ter bestimmt wurden.74 Perso-nalentscheidungen, etwa dieAnstellung von MitarbeiterIn-nen des Parteiapparats und derRedakteurInnen der Partei -medien, blieben dem Politi-schen Sekretariat vorbehalten.

    Am 14. Parteitag im Jahr1948 wurde von der zweistufi-gen Führungspraxis wiederabgegangen und im Zuge einer

    Statutenänderung zum dreistufigen Modell der Jahre 1945/46 zurückge-kehrt: Das „Politische Sekretariat“ wur-de durch ein vergrößertes, nunmehr erst-mals als „Politisches Büro“ bezeichnetesGremium abgelöst und parallel dazu er-neut ein Sekretariat mit acht Mitgliedernetabliert.75 Dem in der konstituierendenSitzung des Zentralkomitees am 2. No-vember 1948 gewählten Polbüro gehör-ten 18 Mitglieder an, also um sechs mehrals dem bisherigen Politsekretariat: Neben den bisher nur beratend beigezo-genen Brichacek und Fritz fanden nunauch Otto Fischer (Landes sekretär derKPÖ Steiermark), Franz Haider (Landes -obmann der KPÖ Oberösterreich), Fried -rich Hexmann (bis 1947 Parteienvertre-ter der KPÖ in Moskau, dann Gewerk-schaftsreferent der KPÖ Wien) undFranz Marek Aufnahme im Machtzen-trum der Partei. Im Plenum musste Fürn-berg die von mehreren ZK-Mitgliedernvorgebrachten Argumente abwehren,wonach im Politbüro Vertreter aller Bun-desländer vertreten sein sollten. Gegeneinen solchen „Länderpartikularismus“wandten sich auch weitere Stimmen, diedafür plädierten, dass das Politbüro nuraus den „politisch stärksten und fähig-sten Genossen“ gebildet werden solle.76

    Durch Otto Fischer und Hexmann wur-de das Gewicht der nunmehr sieben„Moskauer“ im Polbüro etwas gestärkt.

    14. Parteitag der KPÖ im Wiener Konzerthausvom 29. Oktober bis 2. November 1948.

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    zösische Internierungslager (1939 bis1943), britische Armee (1943), Exil inder Sowjetunion (1943/44) und Partisander Kampfgruppe Steiermark (1944/45) jeder Typologisierung.

    In der Praxis führte dieser Modus jedoch dazu, dass das Polbüro nicht –wie geplant – die politische und das Sekretariat die operative Leitung über-nahm, sondern das Sekretariat sich zurtatsächlichen politischen Führung derPartei entwickelte, während das 18-köp-fige Polbüro sich als zu schwerfällig er-wies, auch die Tagespolitik der Partei zubestimmen. Demgemäß wurde im März1953 auch in einem sowjetischen Berichtkritisiert, dass das von Fürnberg geleiteteSekretariat das Politbüro „de facto […]abgelöst“ habe.80 Es sei als „Zwischen -instanz“ zwischen Zentralkomitee undSekretariat „nicht richtig in Funktion ge-treten“, wie auch die KPÖ-Führung ein-schätzen musste.81 Als Schlussfolgerungaus dieser Kritik wurde am 16. Parteitagim Mai 1954 die Parteiführung grund -legend reorganisiert und wieder zum „al-ten“ zweistufigen Modus zurückgekehrt.Ein verkleinertes Polbüro, das auch die„praktische tägliche politische Lei-tung“82 übernehmen sollte, ersetzte nundas bisherige Sekretariat. Im ursprüng-lich formulierten Vorschlag, das Sekre-tariat in Präsidium umzubenennen unddas Polbüro ganz abzuschaffen,83 wirddeutlich, dass es allein eine Frage derSichtweise und Akzentsetzung war, obdas Sekretariat nun zum Polbüro aufge-wertet wurde oder das Polbüro ohne Namensänderung – wie schon in den Jah-ren 1946 bis 1948 – die Funktionen desSekretariats übernahm. Realpolitisch be-trachtet ging es eher darum, das wenigfunktionsfähige bisherige Polbüro über-flüssig zu machen und das machtpolitischausschlaggebende Sekretariat beizube-halten. Dessen „frühere Bezeichnung Sekretariat war nicht richtig und hat nichtdas ausgedrückt, was diese Instanz wirk-lich war, denn sie hat schon früher diepolitische Leitung der Partei inne ge-habt“, würde insofern bei der Neuwahldes Polbüros treffend eingeschätzt.84

    Auf diesem Parteitag wurde auch der1948 (und nicht 1945 oder 1946) fürFriedl Fürnberg bestimmte Titel „Gene-ralsekretär“ wieder abgeschafft, nach-dem er bereits seit September 1953 still-schweigend nicht mehr verwendet wor-den war.85 Anstelle der bisherigen Direktwahl des Generalsekretärs durchden Parteitag wurden in der konstitu-ierenden ZK-Sitzung am 16. Mai 1954vier Sekretäre des Zentralkomitees ge-wählt, unter denen Fürnberg weiterhin –obwohl nicht als 1. Sekretär bezeichnet –die wichtigste Position einnahm. Dieweiteren Sekretäre waren der Leiter der Kaderabteilung Heinrich Fritz, der nie-derösterreichische Landesobmann FranzHonner und der Leiter der Organisati-onsabteilung Rudolf Richter.86 Alle vierZK-Sekretäre wurden 1957 nach dem17. Parteitag bestätigt. Auch der Partei-vorsitzende wurde ab 1954 wieder vomZentralkomitee und nicht mehr vom Par-teitag direkt gewählt. Das bisher beste-hende Org.-Büro wurde abgeschafft.87

    Das neue Polbüro setzte sich aus elf Mit-gliedern zusammen und war identischmit dem bisher bestehenden Sekretariat,das bereits ein Jahr vor dem Parteitag –in der ZK-Sitzung am 24./25.3.1953 –durch Hinzuziehung von Fritz, Hexmann(Sekretär der Gewerkschaftsabteilung)und Lauscher (Wiener Landesobmann)erweitert worden war.88 Aufgrund dieserReorganisierung schieden Altmann- Postranecky, Elser, Haider, Horn, Hütter,Moser und Wachs aus der engerenParteiführung aus. Damit verschob sichdas Gewicht zu den RemigrantInnen(sieben von elf) und hier wiederum zuden sechs „Moskauern“, die nun erstmalsnach 1945 tatsächlich die Mehrheit inder Führungsspitze stellten.

    In dieser Größe blieb das Polbüro inden weiteren Jahrzehnten der bestim-mende Faktor der KPÖ-Politik. Nachdem 17. Parteitag im März 1957 kam esnur zu kleineren Änderungen: HeinrichFritz musste wieder ausscheiden, nichtzuletzt als Reaktion auf die am 20. Par-teitag der KPdSU geäußerte Kritik unddie anschließende Auflösung der Kader-

    abteilung, die in die Orga-nisationsabteilung ein-ging. Er blieb aber sowohlSekretär des Zentralkomi-tees als auch Vorsitzenderder 1954 eingerichtetensechsköpfigen Finanz-kommission,89 womit erauch in den folgendenJahren eine einflussreicheFührungspersönlichkeit

    war. Dem Zentralkomitee gehörte er bisins Jahr 1974 und der Finanzkommissionbis in die 1980er Jahre an. Von 1970 bis1974 war er als Finanzreferent auch wie-der Mitglied eines im Jahr 1965 neu ge-schaffenen fünfköpfigen Sekretariats.90

    Statt Zucker-Schilling war ab 1957 derneue Volksstimme-Chefredakteur ErwinScharf, der 1956 die linkssozialistischeSozialistische Arbeiterpartei (SAP) indie KPÖ überführt hatte, Mitglied desPolbüros.91 Am 18. Mai 1958 kamen imZuge von Ergänzungswahlen der nie-derösterreichische Landesobmann RobertDubovsky neu und Otto Horn erneut insPolbüro,92 womit dem Gremium nunzwölf Mitglieder angehörten. Nach dem18. Parteitag im April 1961 wurden EgonKodicek, Franz Muhri und Franz Westanstelle von Altmann (1960 verstorben),Fiala und Fischer gewählt. Honner bliebzwar Mitglied des Polbüros, ließ sichaber aus Altersgründen als ZK-Sekretärvon Hexmann ablösen. Erst im Jahr1965, als Muhri zum neuen Parteivorsit-zenden gewählt wurde, kam mit MariaUrban wieder eine Frau in die engereParteiführung. Neu im Polbüro war seitdiesem Jahr auch Alfred Ruschitzka.Ausgeschieden waren Hexmann, der zumEhrenvorsitzenden gewählte Koplenigund der 1964 verstorbene Honner. DieAnzahl der ZK-Sekretäre wurde von vierauf zwei reduziert: Fürnberg und Scharf,der Franz West als Chefredakteur derVolksstimme Platz gemacht hatte. Obwohl Fürnberg geplant hatte, bereitsam 20. Parteitag im Jänner 1969 aus Altersgründen aus der Parteiführung aus-zuscheiden, blieb er aufgrund der krisen-haften Entwicklung der Partei in den Jah-ren 1968 bis 1971 bis 1970 ZK-Sekretärund bis 1977 Mitglied des Polbüros.

    Das Zentralkomitee ab 1948

    Am 14. Parteitag im Herbst 1948 wur-de das Zentralkomitee stark erweitert:von 39 auf 58 Mitglieder, sowie von 13auf zunächst 16 und nach dem Oktober-streik im Jahr 1950 auf 24 KandidatIn-nen. Am 15. Parteitag im November1951 (60 Mitglieder und 23 KandidatIn-

    Die Führungsgremien der KPÖ nach 1945 (in Klammer die Anzahl ihrer Mitglieder).

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    nen) und 16. Parteitag im Mai 1954 (59Mitglieder und 27 KandidatInnen) bliebdiese Gesamtzahl annähernd konstant.Abschließend soll der Blick darauf ge-lenkt werden, ob und wie sich angesichtsder Vergrößerung von 52 auf mehr als 80ZK-Angehörige die Gewichte verscho-ben haben. Zunächst ist von Interesse,dass zu den RemigrantInnen, Inhaftiertenund „KommunistInnen im Lande“ einevierte Gruppe hinzukam: jene, die in denJahren der NS-Diktatur zum Kriegs-dienst in der Wehrmacht verpflichtetworden waren. Von den ZK-Mitgliederndes Jahres 1946 waren nur der Salzbur-ger Landesobmann Franz Strasser, derBurgenländische Landes obmann Vin-zenz Böröcz und der Landessekretär vonVorarlberg Fritz Bickel in der Wehr-macht, wobei Böröcz und Bickel auf-grund ihrer politischen Aktivitäten in einStrafbataillon eingezogen worden waren.In den Zentralkomitees der Jahre 1948,1951 und 1954 waren nun zehn bis zwölfehemalige Wehrmachts angehörige ver-treten, wobei auch hier zu betonen ist,dass es sich dabei nicht um Angehörigeder „HJ-Generation“, sondern mit einerAusnahme um kommunistische Partei-gänger im wehrfähigen Alter handelte,die zum Teil bereits vor 1934 der KPÖangehört und auch in der NS-Zeit illegalepolitische Arbeit geleistet hatten. MitErnst Schmidt, der 1946 aus der sowjeti-schen Kriegsgefangenschaft zurückkehr-te, 1947 der KPÖ beitrat und 1951 zumBetriebsratsobmann von Austro-Fiat inWien-Floridsdorf gewählt wurde, wurdenach dem Oktoberstreik des Jahres 1950erstmals ein Vertreter der Antifa-Bewe-gung in den sowjetischen Lagern als Kan-

    didat des Zentralkomitees kooptiert und1951 zum Mitglied gewählt.

    Insgesamt bestand eine Herausforde-rung für die KPÖ als neu formierterMassenpartei darin, neben erfahrenenParteifunktionärInnen, die sich in denJahren der Illegalität – im antifaschis -tischen Widerstand oder im Exil – be-währt hatten, auch „frische, junge Kräf-te“93 in die Parteiführung einzubinden.Der Anteil der nach 1945 der KPÖ bei-getretenen GenossInnen im Zentralkomi-tee blieb aber mit 8% im Jahr 1954 rela-tiv gering. Im Zuge der Vergrößerungdes Zentralkomitees wurde das Gewichtder „alten“ KommunistInnen sogar wei-ter gestärkt: Waren von den ZK- Angehörigen des Jahres 1946 nur 44%vor 1934 der KPÖ beigetreten, stieg die-ser Prozentsatz im Jahr 1951 auf 55.Hierin kommt auch die bereits oben an-geführte Tatsache zum Ausdruck, dassim Zuge der Verbreiterung des Zentral-komitees verdiente Funktionäre aus denJahren der Ersten Republik – wie etwaSchüller, Pointner und Täubl – erneut indie Führung einbezogen wurden.

    Noch mehr als in der Anfangsphaseder Zweiten Republik wurde das Zentral-komitee in den 1950er Jahren von haupt-beruflichen FunktionärInnen dominiert:Deren Anteil stieg von 60% (1946) auf80% (1954). Darin spiegelt sich abernicht nur eine gewisse Bürokratisierungder Partei, sondern auch die Ausgren-zung der KPÖ aus der österreichischenGesellschaft, die exponierte Kommuni-stInnen auf Wirkungsmöglichkeiten in-nerhalb der Partei zurückwarf. So fandenetwa jene Gewerkschaftssekretäre, dienach dem Oktoberstreik aus dem ÖGB

    ausgeschlossen wurden – darunter auchdie ZK-Mitglieder Gottlieb Fiala, Leo-pold Hrdlicka und Gustl Moser –, entwe-der in USIA-Betrieben oder im Apparatder Partei einen neuen Arbeitsplatz.94

    Damit waren nur 17 der insgesamt 86ZK-Angehörigen des Jahres 1954 außer-halb der Partei und ihres Umfelds beschäftigt: vier davon in ÖGB und Arbeiterkammer, zwei bei der ÖBB, einer bei der Polizei (Moritz Fels-Mar-gulies). Ab 1950 gelang es in zunehmen-dem Maße, auch Betriebsarbeiter in dieParteiführung einzubeziehen: nebenErnst Schmidt etwa den Betriebsrats -obmann der Alpine Donawitz Franz Petz(Mitglied bis 1965), den Betriebsrat vonSchoeller-Bleckmann in Ternitz JohannPinkl (Mitglied bis 1970), den VÖEST-Betriebsrat Josef Luckeneder (Kandidatbis 1961) oder den Betriebsrat der Steyr-Werke Franz Hofmann (Kandidat bis1961). 1954 lag der Anteil der Betriebs-arbeiterInnen bei 8% (drei Mitgliederund vier Kandidaten). Der Angestellten-betriebsrat von Steyr Leopold Linsen-mayer (Kandidat bis 1957) wurde nachseiner Kündigung infolge des Oktober-streiks Direktor des zur USIA gehören-den Nibelungenwerks in St. Valentin.Auffällig ist der vergleichsweise geringeAnteil jener, die in intellektuellen Beru-fen arbeiteten, ist hier doch bis zum Jahr1957 allein der Arzt Franz David zu nen-nen. Bezeichnend wiederum ist die Tat-sache, dass die Anzahl der Frauen trotzVergrößerung des Zentralkomitees in denJahren 1946, 1948, 1951 und 1954 mitinsgesamt sieben konstant blieb, womitder ohnehin geringe Frauenanteil von13,5% (1946) auf 8% (1954) zurückging.In der Gesamtmitgliedschaft waren Frau-en demgegenüber mit 37% vertreten.95

    Der Altersschnitt der ZK-Mitgliederstieg in den Jahren 1946 bis 1954 von 44auf 47 Jahre. Etwas mehr als die Hälfteder ZK-Angehörigen des Jahres 1946,nämlich 27 von 52, war zwischen 40 bis49 Jahre alt, gefolgt von der Alterskohorteder 30 bis 39-Jährigen mit 14 Vertrete-rInnen. Die übrigen zehn waren älter als50 Jahre. Der jüngste wurde 1915 gebo-ren (Vinzenz Böröcz), der älteste 1875(Karl Steinhardt). Die Fluktuation bliebbis 1954 relativ gering: bis dahin wareninsgesamt 16 GenossInnen wieder aus-geschieden und 38 – vor allem im Zugeder Vergrößerung – nachgerückt, wobeisich diese nicht aus jüngeren GenossIn-nen, sondern mehrheitlich aus den Krei-sen älterer Parteimitglieder mit Wider-stands- und Exilhintergrund rekrutierten.Somit kommt im vergleichsweise gerin-

    16. Parteitag der KPÖ im Mai 1954 im Wiener Konzerthaus.

  • Beiträge 27

    1/17

    S. 1; Die Parteikonferenz der Kommunistischen

    Partei Österreichs, in: Pressedienst, Nr. 26,10.12.1945, S. 1.

    8/ Mitteilung des Zentralkomitees, in: Die RoteFahne, Nr. 8, August 1937.9/ Glaubauf, Fritz: Johann Koplenig. Zum

    80. Geburtstag des Ehrenvorsitzenden der KPÖ

    am 15. Mai, in: Volksstimme, 16.5.1971, S. 11–12, hier S. 11.

    10/ Vgl. Fischer, Ernst: Das Ende einer Illusion.

    Erinnerungen 1945–1955. Wien, München,

    Zürich 1973, S. 49.

    11/ ZPA der KPÖ, Rudolf Richter: Lebenslauf,

    28.8.1945.

    12/ RGASPI 495/74/17/2, Johann Koplenig an

    Georgi Dimitrow, 8.2.1941; Fritz, Heinrich: Sta-

    tionen meines Lebens. Wien 1990 (Biografische

    Texte zur Geschichte der österreichischen

    Arbeiterbewegung, Bd. 4), S. 21.

    13/ ZPA der KPÖ, Protokolle Nr. 3, 4, 5 und 6

    der Sitzungen des Präsidiums des ZK der KPÖ

    am 8.10.1945, 25.10.1945, 30.11.1945 und

    8.12.1945.

    14/ ZPA der KPÖ, Protokoll Nr. 1 der Sitzung

    des Präsidiums des ZK der KPÖ am 23.9.1945;

    Tagung des Zentralkomitees der Kommunis -

    tischen Partei. Gemeinsam mit den Delegierten

    aus den Ländern, in: Österreichische Volks -stimme, 25.9.1945, S. 1.15/ Parteitag der kommunistischen Partei Öster-

    reichs, in: Salzburger Tagblatt, 27.10.1945, S. 1.16/ ZPA der KPÖ, Protokoll Nr. 20 der Sitzung des

    Sekretariats des ZK der KPÖ am 11.1.1946, S. 3.

    17/ ZPA der KPÖ, Protokoll Nr. 17 der Sitzung des

    Sekretariats des ZK der KPÖ am 5.1.1946, S. 1.

    18/ Meisel, Josef: Die Mauer im Kopf. Erinne-

    rungen eines ausgeschlossenen Kommunisten

    1945–1970. Wien 1986 (Biografische Texte zur

    Kultur- und Zeitgeschichte, Bd. 3), S. 15–19,

    hier S. 16 und 19.

    19/ Keller, Fritz: Die KPÖ 1945–1955, in: Jahr-

    buch für Historische Kommunismusforschung

    1994. Berlin 1994, S. 104–121, hier S. 106 und

    111; Mueller, Wolfgang: Die sowjetische Besat-

    zung in Österreich 1945–1955 und ihre politi-

    sche Mission. Wien, Köln, Weimar 2005, S. 85.

    20/ Meisel: Mauer, S. 17.

    21/ Dokumentationsarchiv des österrreichi-

    schen Widerstandes (DÖW), Exilbibliothek

    9475, Franz Marek: Erinnerungen, o.D., S. 91.

    22/ DÖW 20126/O3, Bruno Frei an Friedl Fürn-

    berg, 16.5.1962.

    23/ Genner, Michael: Mein Vater Laurenz

    Genner. Ein Sozialist im Dorf. Wien, München,

    Zürich: Europaverlag 1979, S. 192.

    24/ Keller, Fritz: Die KPÖ und die Schauprozes-

    se in Osteuropa 1948 bis 1953, in: Madertha-

    ner, Wolfgang/Schafranek, Hans/Unfried,

    Berthold (Hg.): „Ich habe den Tod verdient“.

    Schauprozesse und politische Verfolgung in

    Mittel- und Osteuropa 1945–1956. Wien 1991,

    S. 199–218, hier S. 209. An anderer Stelle

    modifiziert Keller diesen Befund zur Nullaus -

    sage, dass diese „konkurrierenden Eliten“ ent-

    weder „integriert oder ausgeschaltet“ worden

    seien (Keller: Die KPÖ 1945–1955, S. 106).

    25/ Vgl. dazu Mugrauer, Manfred: Eine „Bande