Die Anerkennung der Allgemeingültigkeit logischer Grundgesetze

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Die Anerkennung der Allgemeingültigkeit logischer Grundgesetze Gregor Paul, http://paul.dcg.de Literatur http://paul.dcg.de/gomyo_Logik im Buddhismus.html Die Gomyō-Seite führt auch auf eine entsprechende Bibliografie und wird kontinuierlich erweitert. Heilbronn, den 06.07.2013

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Die Anerkennung der Allgemeingültigkeit logischer

Grundgesetze

Gregor Paul, http://paul.dcg.de

Literatur http://paul.dcg.de/gomyo_Logik im Buddhismus.html

Die Gomyō-Seite führt auch auf eine entsprechende Bibliografie und wird kontinuierlich erweitert.

Heilbronn, den 06.07.2013

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Paradoxien als frühe Zeichen des Interesses an logischen Problemen

und die Rechtfertigung der Frage nach allgemeingültigen Prinzipien der Logik

• Ein Kreter sagte: ‚Alle Kreter lügen‘• Alles Sprachliche ist verfehlt.

• Falls die Behauptung, dass alle Behauptungen falsch seien, nicht falsch ist, wie können wir dann sagen, dass alle Behauptungen falsch seien? […] Falls

der Entgegnende die Situation rettet, indem er äußert: ‚Meine ausgenommen, sind alle Behauptungen falsch‘, und dann jemand, der dies hört, sagt: ‚Deine Worte sind nicht falsch; sie sind absolut wahr‘ – sind dann

dessen Worte falsch oder sind sie wahr?• Wenn Fuß und Körper nicht voneinander verschieden sind, warum ist der

Fuß dann nicht der Kopf?

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• Räuber sind Menschen, aber ein Überfluss an Räubern bedeutet keinen Überfluss an Menschen.• Räuber zu lieben, heißt nicht,

Menschen zu lieben.Keine Räuber zu lieben, heißt nicht,

keine Menschen zu lieben.• Räuber zu töten, heißt nicht,

Menschen zu töten.

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Begriffe der Logik

Logik als Begriffstheorie ist eine Theorie der Relation(en) der Identität (Übereinstimmung) und Diversität

(Unterschiedlichkeit) von Begriffen bzw. Begriffsinhalten- oder Umfängen (Intensionen oder Extensionen). Relationen solcher Art werden im umgangssprachlichen Deutsch durch

Bezeichnungen wie „Oberbegriffe“, „Unterbegriffe“ und „Nebenbegriffe“ charakterisiert. Entsprechende technische Termini lauten zum Beispiel „Gattungsbegriff“ oder „Genus“

und „Artbegriff“ oder „Spezies“.

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Begründungstheorie (skt. hetuvidyā, chin. yinming, jap. immyō 因明 )

Ein Beispiel:Der Satz „Sprachliche Äußerungen sind erzeugt“ bringt akzeptable, der

Satz „Sprachliche Äußerungen sind unvergänglich“ inakzeptable Begriffsrelationen zum Ausdruck. Ein Kriterium, das es erlaubt, in

akzeptabler Weise von einer Begriffsrelation zu einer anderen überzugehen, ist zum Beispiel die Regel, die es gestattet, von der Wendung „Wenn eine sprachliche Äußerung etwas Erzeugtes und

alles Erzeugte vergänglich ist‟ zu der Konklusion „Dann ist sprachliche Äußerung vergänglich“ überzugehen. Fachterminologisch ausgedrückt,

wird sie unter anderem als Transitivitätsgesetz bezeichnet.

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Gomyō 護命 (749?-834), jap. buddh. Scholastiker

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Methoden der Komparation und der Kontextualisierung

• (1) keine doppelten Standards• (2) Unterscheidung zwischen Genesis – Ort, Zeit

und Autorschaft – und Geltung (oder Gültigkeit) von Konzepten, Thesen, Theorien oder Texten

• (3) Unterscheidung zwischen Sein und Sollen• (4) Da prinzipiell stets Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Kulturen ausgewählt bzw.

prinzipiell stets Verallgemeinerung oder Spezifizierungen möglich sind, sind

entsprechende Entscheidungen zu begründen

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Überlieferungsgeschichte und Grundzüge sogenannter buddhistischer Logik

Die wohl wichtigsten Scholastiker, die im gegebenen Zusammenhang zu nennen sind, waren die ‚Inder‘ Nāgārjuna (um 200), Vasubandhu (5. Jahrhundert), Dignāga (etwa 480–540) und Śaṃkarasvāmin (5.–6.

Jahrhundert), die Chinesen Xuanzang 玄奘 (600–664), Wen Gui (7. Jahrhundert) und Kuiji 奎基 (632-682) sowie

die Japaner Zenshu (723–797) und eben Gomyō. Die Überlieferung der Begründungstheorie von Xuanzang und

Kuiji zu den zwei japanischen Gelehrten schloss freilich eine Reihe von ‚Zwischenstationen‘ ein.

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Xuanzang (600?-664)

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Der Weg der Begründungstheorie von Nalanda über Chang‘an [heute Xi‘an] nach Nara

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Überlieferung der Begründungstheorie von Indien nach Japan

Dignāga (5. Jh.)

Śaṃkarasvāmin (5.-6. Jh.)

… 

Xuanzang600?-662

Gomyō          

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Shinyakushi-ji-Pavillion in Nara

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Gango-ji [1]

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Gango-ji [2]

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Grundbegriffe und Grundzüge der Begründungstheorie gemäß Gomyōs Hauptwerk Daijō-hossō-kenjin-shō 大乗法相研神章 . ~„Über die Vollkommenheit des Großen Fahrzeugs der Hossō-Schule“, d.h. der Schule

von den Dharmas und den Eigenschaften‟Beispiel:

(1) Behauptung 宗 (skt. pakṣa, chin. zong, jap. shū): 聲 [skt. śabda] 無常 (chin. cheng wu chang). Sprachliche Äußerungen sind vergänglich.

(2) Grund 因 : 所作性故 (chin. suo zuo xing gu ). Weil erzeugt/Weil [ihnen] das Merkmal der Erzeugtheit zukommt.

(3) Beispiel 喩 (skt. dṛṣṭānta, chin. yu, jap. yu): 如瓶等 (ru ping deng) wie einem Topf. 無常之宗空爲異品 [Wohingegen] Unvergängliches wie ‚Raum‘ [nur]

zum Ungleichartigen (skt. vipakṣa, chin. yipin, jap. ihon) [d.h. im gegebenen Fall zum kontradiktorischen Gegenteil der Eigenschaft des

Erzeugtseins, also all dem, das nicht erzeugt ist] gehört.

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Flussdiagramm und Begriffspyramide der mīmāṁsaka-

kritischen Schlussfolgerung

   

 

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Die 9 Relationen des Grundes:eine vollständige Kombinatorik zur

Ermittlung der Kriterien des korrekten oder gültigen Grundes

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Die 3 Merkmale des Grundes(1) Alle S sind G. Um beim Standardbeispiel zu bleiben:

„Alle Laute/sprachlichen Äußerungen sind erzeugt‟.(2) Einige P sind G und kein Nicht-P ist G. D.h.: „Einiges Vergängliche ist erzeugt und nichts Unvergängliches ist

erzeugt‟. Dies ist logisch äquivalent mit: Alle G sind P, also mit „Alles, was erzeugt ist, ist vergänglich‟ (wenn es auch

neben dem Erzeugten andere Arten des Vergänglichen gibt bzw. geben mag).

(3) Alle Nicht-P sind Nicht-G. „Alles, was unvergänglich ist, ist nicht erzeugt.‟ Oder: „Alles Unvergängliche ist

Unerzeugtes‟. Das ist äquivalent mit: Alle G sind P bzw. mit „Alles, was erzeugt ist, ist vergänglich‟.

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Die 3 Merkmale des Grund in Gomyōs Formulierung

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5 Widersprüche

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Weitere Argumente für die Universalität logischer Grundregeln

• Das grundlegende Argument: transzendentalpragmatisch oder allgemein-methodologisch

• Die logischen Grundlagen der Mathematik als Indiz der Universalität logischer Prinzipien

• Sachgetreue Überlieferungen von Logiken• Notwendige Bedingung von Übersetzungen

• Sprachlicher Relativismus unhaltbar (Logische Grundregeln sind keine Funktion eigensprachlich-spezifischer/distinkter

Merkmale)• Zitate/Belege von Formulierungen und Anwendungen

logischer Grundregeln in indischen und sinoasiatischen Texten

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Hypothetisches Resümee