Die Bayern Und Ihre Nachbarn

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ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WSSENSCHAFTEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE DENKSCHRIFTEN, 179, BAND . - Ver6ffentliahungen der Kommission Nr Frühmittelilltsrfoadq~ Bd. 8 Die Bayern und ihre Nachbarn Teil 1 ~sriohte des Symposions dc, Kommtbn Air FrIiiunittdJtufor~~wg 25. bb 28. Oktober 1982. Stüt Zwsttl, Nisder6stmbSe.h Herausgegeben von WERWiC, WOLFRAM und ANDREAS SCHXARCZ Sonderdruck VERLAG DER ÖSTERREICHISCHEN AKADEMIE DER WISS~SCBAFTEN WIEN 1985

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ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WSSENSCHAFTEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE

DENKSCHRIFTEN, 179, BAND . -

Ver6ffentliahungen der Kommission Nr Frühmittelilltsrfoadq~ Bd. 8

Die Bayern und ihre Nachbarn Teil 1

~sriohte des Symposions dc, Kommtbn Air FrIiiunittdJtufor~~wg 25. bb 28. Oktober 1982. Stüt Zwsttl, Nisder6stmbSe.h

Herausgegeben von

WERWiC, WOLFRAM und ANDREAS SCHXARCZ

Sonderdruck

VERLAG DER ÖSTERREICHISCHEN AKADEMIE DER WISS~SCBAFTEN

WIEN 1985

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DIE POLITISCHE ORIENTIERUNG MÄHRENS ZUR ZEIT VON KONSTANTIN UND METHODIUS

MICHAEL RICHTER

Kaum jemand wird heute von sich sagen können, er überblicke die Literatur über Kon- stantii und Methodius und ihr Vermächtnis. In geradtfexemplarischer Weise tragen mehrere GC.'

Disziplinen gleichwertig zu diesem Thema von internationaler Bedeutung bei. Nach Ausweis der neueren zusammenfassenden Darstellungenl scheint indes die politische Orientierung Mährens in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts noch nicht untersucht worden zu sein. Die nachfolgende Arbeit, die durch das Thema. des Symposiums angeregt wurde, will keine umfassende Darstellung anbieten. Es geht vielmehr darum, den diesem Thema nicht zentral gewidmeten Quellen eine Interpretation abzugewinnen, die, auch wenn sie in mancher Hinsicht hypothetisch bleiben muß, zugleich wichtige Aspekte des komplexen cyrillo-metho- dianischen Problems berührt und vielleicht auch hier zu Klärungen beiträgt. Das Risiko einer einigermaßen schlüssigen Gesamtinterpretation lohnt; im schlimmsten Fall wird sie widerlegt, im günstigsten Fall modifiziert und ausgearbeitetz.

I n der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts vollzog sich der Aufstieg Mährens zu einer politischen Größe von beachtlicher Bedeutung. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung reichte es von Polen über Böhmen bis Pannonien. Dieser Aufstieg war vor allem das Werk zweier fähiger Herrscher in Mähren, Rostislav (846-870) und Svatopluk I. (870-894); mögliche Vorarbeiten des ersten namentlich bekannten mährischen Herrschers, Rfojmirs I. (ca. 822- 846) zur Begründung dieses Aufstiegs sind nicht mehr auszumachen. Neben dieser inner- mährischen Komponente, die von einer bemerkenswerten politischen Stabilität und Konti- nuität geprägt ist, gibt es die a.ußenpolitisclie Komponente. Der Aufstieg ~ ä h r e n s vollzog sich weitgehend auf Kosten fränkisch-bairischen Einflusses an der Südostgrenze des Reiches, das unter Ludwig dem Frommen zerfiel. Die Konsolidierungsprobleme des ostfränkischen Reiches und die Schwierigkeiten Ludurigs des Deutschen mit seinen Söhnen nach 840 be- günstigten ebenfalls die Stärkung Mährens.

In diesem Aufstieg Mährens spielte die Kirchenpolitik eine wichtige, wenn auch keines- wegs eindeutige Sie erscheint vielschichtig und komplex. Ihre Deutung beruht auf

Die folganden Darstellungen sind vorrangig dem TVerk des Konstantin und Methodius gewidmet: FRANZ GRIVEC, Konstantin und Method. Lehver der Slaven. Wiesbaden 1960; ZDENEK R. DITTRICR, Christianity in Great-~Moravia. Groningen 1962; FRANCIS D v o n ~ f ~ , Byzantine Missions among h e Slavs. New Jersey 1970; A. P. VLASTO, The Entvy of the Slavs into GIdtendom. Cambridge 1970. Zu der politi- schen Entwicklung sei auf folgende neuere Darstellungen verwiesen: FRA~TISEK GRAUS, L'Empire de Grande-Moravie, sa situation dans 1'Europe de I'6poque e t sa struoture int6rieure. Das Gropmährische Reich, hg. von F. GRAUS, J. FILIP, A. DOSTAL. Praha 1966, 135--219; HYNEK BULIN, AUX origines des formations Atatiques des Slaves du moyen Danube au IXe sikcle. L'Eu~ope a m IXC-XIc siecles. A m origines des etats mt ionam. Varsovie 1968, 149-204; LEBOXIR E. HATL~E, ~Morava v 9.-10. stoletl. Praha 1978.

2 Es würde diese kleine Abhandlung unnötig belasten, für jede Behauptung die gesamte mir bekannte Literatur zu zitieren. Ich beschränke mich deshalb im folgenden darauf, in Einzelfragen zustimmende oder abweichende Meinungen aufzuführen.

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der Interpretation der zeitgenössischen Quellen, die für diese Zeit und für diesen Raum verliältnismäßig reich und differenziert sind. Es geht dabei entscheidend um eine Beurteilung des \rrirliens von Konstantin und Xethodius in Mähren und Paimonien und damit zugleich um eine Stellungnahme zu der von ihnen geförderten Kirelie mit einer Liturgie in slawischer Sprache.

Das Christentum war nacli Näliren in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts gelangt, vornehmlich aus Bayern. Wie der pannonische Raum seit dem späten 8. Jahrhundert, nach den Awarensiegen Karls des Großen, so wurde auch 3lähren allmälilich der westlichen Kirche mit lateinischer Liturgie geöffnet. Das ist den zeitgenössischen fränkischen Annalen zu entnehmen. Es wird durcli die archäologiselicn Funde im miihrischen Raum bestätigt und klingt auch in den Quellen aus dem späteren 9. Jahrhundert deutlich an. Um die Mitte des 9. Jahrhunderts gibt es Anzeichen davon, da5 der bairisch-fränkische Einfluß in Mähren zugunsten Aquileias und Italiens schwächer wurde. Eine größere Umorientierung brachte indes anscheinend erst die Gesandtschaft nach Byzanz um 862, die i ~ i der Entsendung der griechischen Gelehrten Koiistantin und Methodius resultierte. Zwisclieii 863 und 885 wurde die mährische Kirche, aber auch die Gesellschaft des Landes, durcli das WirIren der byzan- tinischen Lehrer entsclieidend geprägt. Ihre Tätigkeit in Mähren verlief nicht durchweg harmonisch; sie scheint Höhen und Tiefen durchmessen zu Iiabeii, die mit den politischen Entwicklungen des Landes zusammenhingen und die problematischer war, als sie üi deii altkirchenslawischen Viten des Konstantin-Cyrill (VK) und 3Ietliodius (VM) erscheints. Diese bedeutenden hagiograpliischen Werke gelten heute nicht nur als literarische Meister- werke, sondern auch als zeit.genössische Dokumente von großem historischem Wert4. Da- neben sind vor allem die Papstbriefe der Zeit, die sogenannte italische Legende, und die fränkischen Annalen heranzuziehen.

KIRCHENPOLITISCHE PLÄNE IN MÄHREB

Der weithin bekannten und oft beschriebenen Gesandtscliaft aus Mähren nacli Byzanz, die im Jalire 863 in der Entsendung von Bonstantin und PIethodius resultierte, war eine Gesaridtschaft nach Rom vorausgegangen, die in ihrer Bedeutung für das Verständnis der politischen Orientierung Mährens in den folgenden Jahrzehnten oft unterschätzt wirds.

In der Vita Rlethodii ist dio Bulle Gloria in excelsis vom Jahr 8696 überliefert, gemiß derer der mährische Herrscher vor der Gesandtscha.ft nacli Byzanz in Rom xrorstellig gewor- den war:

Im folgenden werden VK und ViIf nach der deutschen Ühersetzung von JOSEX BUSNOCH, Zcischen Rom und Byzanz. 2. Auil. Graz-Wien-Köln 1972 zitiert. Für wesentliche Hilfe bei der Lektüre der Origi- naltexte gilt meiner Kollegin Frau Dr. VERA ~ ! A P K ~ I A mein aufrichtiger Dank.

DES~TOXD DURKIN, The &je of Metlzodius in its historical contezt. Diss. iif. Phil. Masch. sehr. University College 1981. Das schließt natürlich nicht aus, daß diese Werke teil~eise ausgesprochen apologetisch und tendenziös sind, vgl. etn-a DITTRICH 273; im folgenden wird an einigen Stellen daraui zu vem~eisen sein. E s hat lang gedauert, bis diese Viten von Historikern als brauchbare Quellen anerkannt ~ w d e n . Künftig wird es darum gehon, die Zuverlässigkeit einiger Passagen erneut zu testen.

5 Überhaupt nicht emahnt wird diese Gesandtschaft bei G R I ~ T C ; V. TlsvRfhxn - B ~ H ~ T I L A ZLs~fi- xovk, Byzantiiim's Role in the Formation of Great Noravian Cultiirc. Byzanlinoslacica 43 (1982) 161-188; nur kurz erwähnt wird sie von DITTRICH 91,149; D v o ~ ~ i n 102; VLASTO 26; H n m k 26, die alle nicht die Verbindungen znischcn dieser Gesandtschaft und den miihrisch-römischen Beziehungen nach 869 ziehen.

ES ist in diesem Zusammenhang lediglich wichtig, daß diese Buile nach dem Tod des Konstantin (14. Februar 869) serfaßt wurde.

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DIE POLITISCHE ORIESTIERUNG MAHRESS ZUR ZEIT vox KOKSTAXTIN UXD XETHODIUS 283

Ihr habt ja nicht nur bei diesem (hohen)priesteriiden Stuhl um einen Lel~rer gebeten, son- dern auch bei dem jromm,en ICuiser Michael. Daruuj schicicte er euch den seligen Pfklosophen Iionstantin mit seinem. Bruder, solange wir nicht dahin gelangen konnten. (VM Rap. 8 )

In diesem Bericht ist die Tatsache einer ersten Gesandtschaft aus Mähren nach Rom eindeutig belegt. Worum es in dieser Gesandtschaft aber grundsätzlich ging, bedarf einer Klärung. Einen Ans8t.z dazu bietet die Gesandtschaft aus Mähren nach Byzanz, wo das zeiitrale Anliegen folgendermaßen formuliert ist:

Schick u n s also, Gebieter, einen solchen Bisclzof und I;el~rei, denn von euch geht immer ein gutes Gesetz aus. (VK Kap. 14)

Gemeinsam ist diesen beideii Gesriclieii aus Mähren die Bitte uni einen Lelirer. Es ist aber höchst un~vahrscheinlich, daß der mährisciie Herrscher in Rom uiid anschließend in Byzanz vorrangig um einen Lehrer nachgesiicht hatte, denn es ist bekannt, daß in Mähren in jener Zeit viele cliristliche Lehrer aus Wekchland, Griechenland und von den Deutschen (VM Kap. 5 ) waren. Die folgenden Ereignisse sprechen hingegen dafür, daß die politische Führung 3Iäli- rens erst in Rom und, als Rom nicht reagierte, anschließend in Byzanz um einen Bischof7 gebeten hatte, und zwar mit der Absicht, eine eigene Landeskirche aufzubauen und kirch- liche Einmischungen aus dem ostfränlrischen Raum künftig möglichst zu unterbinden$. Diesem Ansuchen wurde aus unterschiedlichen Gründen damals weder in Rom noch in By~anz entsprochen. Rom reagierte gar nicht, und Byzanz schiclrte zvei Lehrer. Es scheint, als sei die Tatsache, daß Lehrer aus Byzanz geschiclrt nurden, nachträglich in der Vita Honstaiitinii als Bitte formuliert worden, so daß der Eindruck entstehen konnte, das An- suchen aus Mähren sei wenigstens teilweise positiv beschieden ~vorden'J.

Wenn man in der Tätigkeit von Iionstantin und Mcthodius in Mähren eine Orientierung dieses Landes nach Byzanz sehen möchtelo, muß in Rechnung gestellt ~verdeii, daß Byzanz offensiclitlich ,zweite Wahl' war. Die politische Führung 3iähreiis muß tief enttäuscht ge- wesen sein, keinen Bischof erhalten zn haben, und es ist Ircineslvegs sicher, in welchem Maß mit der Ankunft der byzantinischen Lelirer die Tätigkeit ,lateinischerf Geistlicher auch nur vorübergehend eingeschränkt wurde". Jedenfalls scliienen I<oiiflilrte zwischen den byzan- tinischen Lehrern mit ihren eigenwilligen Plänen uiid den1 einlieimisclien Klerus vorpro- grammiert gewesen zu sein, solange ,lateiiiisclie' Geistliche in Xähren tätig waren.

Der weitere politische Ea.limen fiir die kirchenpolitisclie Initiative des mährischcn Herrschers war seit etwa 861 gegeben, als sich Rostis1a.v mit I<arl~na.nn, dem vorübergeliend abtrünnigen Sohn Liid~vigs des Deutschen, verbündet hatte'%, ein wichtiges Anzeichen dafür,

7 So schon DITTRICH 96 f . ; DVORN~K 102, 106, 134; BULIN 183. Bo~ ix 184f. eruiiigt ein mögliches mahrisch-byzantinisches Militärbündnis; dagegen DITTRICH 98 f . GRIVEC 56 f. folgt den Viten in der An- nahme, Rastislav habe der sla\vischen Sprache kundige Priester aus Byzanz erbeten; anders hingegen ncns. 66.

Vgl. etwa GRI~EC 61; V A ~ K I ~ ~ E K - Z ~ S T Z R O V . ~ 171, 177, 179. 9 Es ist darauf hinzumeisen, daß Gloria in ezcelsis nur in der VM überliefert ist, in einer Ubcrsetzung

und nicht vollst$indig, offenbar auch mit inhaltlichen Änderungen. Zusätzlich sci angemorkt, daß nach V35 Kap. 10 zum Jahr 873 bcrichtct wird, die N ä h e r hiitt.cn Rom um Nethadius als ErsbischoJ und Lehrer gebetcn. Wir wcrdcn im folgenden sehen, daß ilIethodiiis in Mähren niir als Erzbischof, nicht als Lehrer willkommen xvar.

10 Die lcizte zusammenfassende Darstollung desscn findet man heiVhvitix~~ - ZASTEROYL mit meite- rer Literatur.

11 T7I< Kap. 15 erwähnt aiisdrüclrlicb lateinische und fränkische Archip~esbyter mit ihren P ~ i e s t e ~ n und. Schülena. Von &er Rückkehr dieser Leute nach &$$ihren wird nichts gesagt, so aber BULIN 187. Sie hatten bestenfallsvorübergehend an Einflriß verloren, vgl. etwa DITTRICH 137 (aber auch 106 f . ) ; DVORN~K 115.

12 Ann. Bert., s. a. 861. Wenn nicht anders angegeben, werden die Quellen im folgenden nach dcr Ausgabe ~Magnae iWorauiae BontesHistorici ( i t ! I~l fPH). 5 Bde.,Brno 19661977 zitiert. Hier M l W H 1.74.

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daß sich Mähren verstärkt vom ostfränkischen Reich absetztela. Die Allianz mit Karlmann war kurzfristig; die kirchenpolitischen Vorstellungen der mährischen Führung blieben vor- läufig unerfüllt. Dennoch brachte selbst dieser erfolglose Emanzipationsversuch Mährens I'apst Nikolaus I. dazu, im Jahre 864 Ludwig den Deutschen zu einem scharfen Vorgehen gegen den mährischen Herrscher zu drängen14.

Die politische und kirchliche Verselbständigung Mährens wurde in den folgenden zwei Jahrzelinten vorangetrieben und schrittweise verwirlrlicht. In der Gesamtübersicht zeigt sich dabei, daß in dieser Politik die griechischen Lehrer mit dem für sie zentralen Anliegen, der mährisclien Kirche eine Liturgie in slawischer Sprache zu geben, wenn auch weitgehend nach lateinischem, weniger nach griechischem Vorbildlz, recht unterschiedliche Arbeits- bedingungen erhielten. Selbst die lan~jährige Tätigkeit des &Iethodius in Mäliren kam durch eine Kette von Zufällen zustande und scheint durchweg problemgeladen gewesen zu sein.

Als Konstantin und Nethodius Mähren 866 oder 867 verließen, war nicht vorauszusehen, daß 3letliodius einige Jahre später als in Rom geweihter Erzbischof der hlährer zurückkehren würdel6. Das wird später zu behandeln sein. Tm Augenblick stellt sich die Frage, wie die Tätigkeit der byzantinischen Brüder in Mähren in den drei Jahren (VH Kap. 5 ) oder den vierzig Monaten (VK Kap. 15) 863-866167 generell zu beurteilen ist. Die Viten der beiden Brüder sind in dem, was sie über die Beziehungen der byzantinischen Lehrer mit der politi- schen Führung Mälirens berichten, jiußerst unklar. Es bleibt festzustellen, daß sie nicht gebracht hatten, was die politische Führung erhofft hatte, und es erscheint recht klar, daß sie mit ilirer Abreise aus M&hreii ihre Tätigkeit dort als beendet betrachteten. Erst die folgen- den tiirbulenten Ereignisse im mährisch-pannonischen Raum gaben Methodius dort eine neue Rolle, wobei er freilich an die frühere Arbeit anknüpfte.

J3s hat seinen besonderen Grund, daß in meinen A4usführungen die mährische Führung bisher namenlos geblieben ist. Zwar erscheint in den Quellen allgemein Rostislav in führender Position, aber es ist zu erwägen, wie lange auch Svatopliik bereits vor seiner Ubernahme der Alleinherrschaft im Jahr 870 eine wichtige R,olle in Miihren spielte. Darauf gibt es nur einige unterschiedlich beiiit.eilte Hinweise, aber es ist möglich, daß er bereits zur Zeit der Gesandt- schaft nach Rom die Politik Mihrens mitgestaltet Iiatte. Sollte das zutreffen, dann hätte es wichtige Folgen für unser Verständnis seines Verhaltens Methodius gegenüber.

Die Bulle Glora in ezcelsis (860) ist an Rostislav, Svatopluk und Kocel, den pannonischeii Herrscher, gerichtet. Daraus ist zu ersehen, daß Svatopluk zu der Zeit als einer der Herrscher im mährisch-pannonischen Raum galt. Da Methodius zwisclien seiner Abreise aus Mähren 866/67 und der Abfassung der Bnlle nicht iii Mälireii gewesen war, liegt. es nahe anzuneh- men, daß Svatopluk bereits 866 an der Herrschaft in Mähren beteiligt xarl7. Ja, die Vita Methodii (1Ca.p. 5) deutet an, daß Svatopluk bereits für die Gesandtschaft nach Byzanz 862 mitverantw-ortlich gewesen xaris. Auf seine hfitverantwortung für die frühere Gesandtschaft nach Rom fehlt jeder direkte Hinxvcis, aber diese Gesandtschaft ist generell so unzureichend belegt, daß sich daraus keine negativen Schlüsse in dieser Fra.ge ziehen lassen.

13 Dieser Absetzungsprozeß erscheint erstmals 855, vgl. Ann. Fuid. 93 f.; Hermann von Reichenau 163.

14 R m t i t i u n aut ~olendo aut nolendo sibi oboedienlen facere. IVMFH 3, 146 (JL 2758). 1: VLASTO 60; G R ~ T C 179 ff. Sehe ich recht, so steht DITTRICH 127 allein mit der Vermutung, vor

ihrer Reise nach Rom hätten Konstantin und Methodius in Mähren die Liturgie in slawischer Spracho nicht angewandt.

16 GRIVEC 67 f., 72, 83 f.; DVORXIK 114, 133 f. 17 Diese Interpretation ist mir aus der Literatur sonst nicht bekannt. 18 So auch GRIVEC 107; Dvo~h-fx 91. Vgl. aber die vorige A.

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Es spricht manches dafür, und es wird auch vielerorts so verstanden, daß Svatopluk vor seiner Machtübernahme 870 als Mitherrscher zu betrachten ist, wahrscheinlich im Teilreich Nitralg. Es gibt einige, wenn auch keineswegs eindeutige, Hinweise auf Nitra als Teilherr- schaft Mährens. In dieser Frage können den lange bekannten Quellen durch eine Gesamtschau vielleicht doch neue Erkenntnisse abgewonnen werden.

Das Zentrum des mährischen Reiches lag im Tal der March (Morava) . Rostislavs Onkel und Vorgänger Mojmir I. (ca. 822--846) hatte die Herrschaft von Nitra im Tal der Waag hinzugewonnen, als er um 833-836 Pribina von dort vertrieb. Pribina, Kocels Vater, er- scheint seit 847 in Unterpannonien als Herrscher unter fränkischer Oberhoheit20. Es ist nicht zu k k e n , ob Nitra schon unter Pribiia institutionell mit Mähren verbunden war21. Hingegen ist bedeutend, daß die Fuldaer Annalen zu Lebzeiten Rostislavs von einem regnurn Svatopluks schreiben22. Es könnte gleichfalls in dieser Frage von Bedeutung sein, daß Nitra 880 zum Bistum erhoben wurde23. Nach durchaus üblichen Vorstellungen der Zeit mag darin eine gewisse geschichtliche Eigenstaatlichkeit der Herrschaft Nitra ihren Niederschlag ge- funden haben. Schließlich ist zu erwähnen, daß nach dem Tod Svatopluks I. 894 seine zwei Söhne Mojmir 11. und Svatopluk 11. anfangs die mäbrische Herrschaft gemeinsam führten24, was gleichfalls als Fortbestehen der Eigenständigkeit Nitras &ls Teilreich betrachtet werden konnte.

Diese Hinweise auf eine mögliche staatliche Eigenständigkeit Nitras während des ge- samten 9. Jahrhunderts und die konkreteren Hinweise auf eine recht frühe Machtteilhabe Svatopluks in Mähren sind in einer Hinsicht von großer Bedeutung für unsere Ausführungen. Wir werden sehen, daß Svatopluk die politische und kirchliche Selbständigkeit Mährens schrittweise erringen konnte. Während nicht auszumachen ist, welclie Pläne für die politische Unabhängigkeit und Selbständigkeit Mährens ursprünglich bestanden haben mögen, Iäßt sich sagen, daß in kirchenpolitischer Hiisicht Svatopluk schließlich durchsetzte, was in Mähren ursprünglich konzipiert worden war, eine eigene, selbständige und unabhängige Kirchenorganisation, die der römischen Kirche und der lateinischen Liturgie verpflichtet war. Dieses Ziel erreichte Svatopluk erst nach dem Tod des Methodius. Es stellt sich damit die Frage, wie die Rolle des Methodius in seiner zwölfjährigen Tätigkeit als Erzbischof in Mähren überhaupt zu verstehen ist.

METHODIUS UND SVATOPLUK

Die Pläne für die kirchliche Organisation Mährens, die auch die politische Unabhängig- keit Mährens stärken würde, wurden unter Svatopluk schrittweise verwirklicht. Unsere Quellen sind zu lückenhaft, um genaue Aussagen darüber zu machen, wann das geschah. Frühestens 874, spätestens jedoch 879, ist Methodius als Erzbischof der Mährer bezeugt25. Die kirchenpolitische Selbständigkeit war also vom römischen Bischof bewilligt worden.

19 Unspe~ifisch DVORN~K 91 f . ; Nitraals Teilreich: DITTRIGH 67 f . ("61. aber auch DER% 183, A. 2 U. 4). So auch K ~ R L BOSL, Probleme der Missioniening des böhmisch-mährischen Herrsohaftsraumes. FRAXTI- SEE GRAUS - HERBERTLUDAT (eds.), Siedlungzold YerfassungBöhmeminder Pruhzeit. Wiesbaden 1967,108.

20 DVORX~E 98; BOSL 109. 21 DITTRICH 68 ,72 hält Pribina möglicherweise für einen Verwandten Mojmirs; dagegen BUL~N, 177 f.

2% Ann. Fuld. s. it. 869. MlMFH 1, 101. 23 Vgl. unten 289.

Vgl. Hermam V. Reichenau, s. a. 898. MMPH 1, 169. Z5 Im Jahr 873 bezeichnet Papst Johames VIII. Methodius als Pannonicurn archiepiscopurn Zegatwne

apostolice sedis ad gentes Jungentern. MMPH 3, 169 ( J L 2979); im Jahr 879 nennt der Papst in einem Brief an Svatopluk Methodius vester archiepiswpus. MMFH 3, 191 (JL 3267).

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Der Leiter der mährisclien Kirche war der aus Byzanz entsandte Kethodius, dessen vorraii- giges Ziel es war, die Kirche in Mähren a.uf der Grundla.ge der Liturgie und Unterweisung in slawischer Sprache zu festigen. Dieses Ziel würde in den Augen fränkischer Kleriker die mäh- rische Kirche in mancher Beziehung ihrer westlich-lateinischen Basis entfremden, selbst wenn iKethodius dies nicht beabsichtigte. Es ist zu fragen, ob eine solclie Entfremdung im Sinn Svatopluks war und wie er reagierte. Das Verhältnis zwischen dem mährischen Herr- scher und seinem Erzbischof war offenbar von Grund auf belastet, ohne daß man an per- sönliche Aversionen zu denken braucht.

In den folgenden Ausführungen der bemerkensmerten Laiifbaim des Methodius müssen zahlreiche problematische Einzelfra.gen, die unser Thema nicht unmittelbar berühren, beiseite gelassen werden. Iionstantin und Nethodius hatten 866167 Mähren verlassen, höchstwahrscheinlich, um bald in ihre Heimat zurückzukehren. Auf ilirem Weg nach Italien verbrachten sie einige Zeit bei dem pannonischen Herrscher Iiocel, der sie besonders wegen ihrer Tätigkeit im Bereich der Liturgie in slav,ischer Sprache schätzen lernte und nach Kräften förderte (VK Kap. 15)26. Ihre Reise nacli Italien fülirte sie erst nach Venedig, wo sich Koii- stantin und Methodius gegen Vorwürfe verteidigten, mit der Einführung der Liturgie in slawischer Sprache Ketzerei verbreitet zu haben ( T X Kap. 16). Sie wurden in Rom voll rehabilitiert.

Während die Viten des Konstantin und des Xethodius die Billigung der slawischen Liturgie durch den Papst vorrangig behandelnz', sind andere Gründe für ihre freundliche Aufnahme durch Papst Hadria.11 11. plausibler. Zum einen trugen sie Reliquien des heili- gen Clemens mit sich28, die Konstantin auf seiner Reise nach Cherson um 861 gefunden hatte, zum anderen bezeugten sie in unmißverständlicher Weise die Zugehörigkeit ihres Betäti- gungsfeldes zu RomzQ. Dicse beiden Aspekte waren für den Papst sicher wichtiger als das Problem der Liturgie in slawischer Sprache. Bei diesem Aufentlialt in Rom wurde der Papst daran erinnert, daß Rostislav ursprünglich bei dem Xachfolger Petri um einen Lehrer (Bischof) gebeten hatte. Freilich erschienen die byzantinisclien Brüder 868 in Rom als Abge- sandte KoceIs.

Unruhige Verhältnisse in Rom und ebenfalls in Byzanz hatten zur Folge, daß sich der Aufenthalt der Gäste iri Roin läiiger hinzog, als ursprünglich geplant gewesen war30. Am 14. Februar 869 starb Konstantin. Entgegen seinem eigenen Wunsch und dem seines Bruders wurde sein Leichnam nicht nach Byzanz gebracht, sondern in Rom in San Clemente be- stattet, was als ~e i te rer Hinweis auf die Bedeutung der von den Brüdern nach Rom ge- brachten Cleinensreliquien gedeutet wird. In der Bulle Gloria in ezcelsis erteilte der Papst die Geneliniigiing für die Liturgie in slawischer Sprache für die Kirche in den Herrschafts- bereichen von Rostislav, Svatopluk und Iiocel, also für den n~ährisch-pannonischen Raum. liocel bat anschließend den Papst, BIethodins in sein Land zu schicl~en, und Methodius ging tatsächlich nach Pannonien. Xoch einmal kam er lrurz darauf nach Rom und wurde zum Erzbischof geweiht, als Leiter der alten, neu belebten Kirchenprovinz Illyricum mit dem

26 DITTNCA 147-156; DVORX~K 128,147 ff . G n m c 69,77,103, ruo die Ansicht vertreten wird, Kocel habe dariii im Einvernehmen mit Rostislav gehandelt.

27 Darin ist die apologetische Tendenz der beiden Viten besonders deutlich zu erkennen. 28 V?vI Kap. 8: (sie) 7carnem zu uns und brac7~ten rlie Reliquien des hi l igen lilemens . . . Vgl. auch

Gamc 50; DITTRICA 163; DVORII~R 135,137, 140. Auch PAUL NEYVAERT - I ) A ~ DEVOS, Tiois dnigmes cyrillo-m6thodieriiles de la „LBgende Italicluo" rosolues grace i un document inddit. Anal. Boll. 73 (1955) 375-461.

2s V31 Kap. 8 : Als die beiden jedoch erfal~ren hamn, daJ euve Länder dem apostoliscllem Stu7~1 z w e - hören, . . .

GRIVEC 81 f.; DITTRICH 167 E.; VLASTO 51 ff.

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DIE POLITISCHE ORIE~TLERUNG M~UREYS ZbX ZEIT VON KONSTABTIN UND M E T H O D ~ S 287

Sitz in Sirmium31. Offenbar war Methodius in Mähren damals nicht erwünscht; der panno- nische Herrscher unter fränkischer Oberhoheit hingegen versuchte, seine Eigenständigkeit zu stärken, und der Papst verfolgte in der Weihe des nfethodius zum Erzbischof seine eigenen Pläne.

Die Ereignisse der folgenden Jahre sind in Einzelheiten undurchsichtig. 870 wurde Erz- bischof Methodius von bairischen Bischöfen gefangengenommen und für drei Jahre in Haft gehalten. SeineVita nennt den ostfränkischen Iiönig als Hauptverantwortlichen (VMKap. 9), während die Con~ersio Bagoa~iorum. d Carantanorun~ Methodius einer Usurpation salz- burgischen Einflußbereiches bezichtigte und damit seine Festnahme begründete. Es ist höchst wahrscheinlich, daß ~Iethodius in Pannonien, nicht in Mähren, festgenommen wurde32. In Mähren herrschte kurze Zeit politisches Chaos. Im Jahre 870 lieferte Svatopluk seinen Onkel Rostislav den Franken aus und übernahm selbst die Herrschaft. Noch im gleichen Jahr geriet er aber selbst in fränkische Gefangenschaft und wurde des Hochverrats ange- klagt"". Gegen die fränkischen Verwalter, die in Nähren eingesetzt worden waren, erhob sich aber dort Slavomir und herrschte einige Monate lang, bis Svatopluk, nach einer im einzehen undurchsichtigen Versöhnung mit den Franken34, die Herrschaft zurüclrgewinnen konnte, um freilich alsbald die fränkische Allianz aufziikündigen und im Lauf der folgenden fünfund- zwanzig Jahre mehr und mehr die poli~isclie Unabhängigkeit vom ostfränkischen Reich zu erlangen.

Offenbar rührte Svatopluli keinen Finger, um die Freilassung des Uethodius zu erwirken. Sie geschah, vermutlich auf Drängen Kocels, 873 nach einer massiven Intervention des Papstes. Allerdings wurde es &Iethodius verwehrt, nach Pannonien zurückzukehren. Unklar ist ferner, ob hfethodius unter der Bedingung freigelassen wiirde, künftig die Liturgie in sla,wischer Sprache nicht weiter zu förderns? Nach allem, was über den Charakter des Metho- dius zu erschließen ist, würde er sich wohl auf solch eine Bedingung nicht eingelassen haben, um sie in den folgenden Jahren vorsätzlich zu mißachten. Nach Ausweis seiner Vita riefen die Nährer nun Methodius in ihr Land (VM Kap. 10). Er wurde, nun ausdrücklich mit Billi- gung Svatopluks, Erzbischof in hIähen36. Der Herrschaftsbereich seines früheren Förderers Kocel in Pannonien fiel 874 an die Franlien; damit war der päpstliche Plan eines inährisch- pannonischen Erzbistums hinfällig.

Auch hier bleibt vieles recht unklar. Xach der Methodiusvita war seiner Einladung nach Mähren die Vertreibung der deutschen Priester vorausgegangen. Es heißt dort im folgenden:

Seit diesem Tage begann sich die göttliche Lehre sehr av~zubreiten, und in allen Burgen fingen die Kleriker an , zahlreicher z u werden, die Heiden aber a n den wahren Gott zu glauben und sich non ihren Irrtümern abzuwenden. U m so mehr begann auch die mäl~riscl~e Herrschaft nach allen Seiten hin sich auszudel~nen, und ihre Feinde erfolgreich z u schlagen, wie. die 2Mährer auch selbst immer erzählen. (VM Kap. 10)

31 DITTRICA 171-180; BUL~X 191. 32 Verhrhaftiin~ des n;Lethodiuc in Nähren: Dvoxwfn 152. VLASTO 69: G R I ~ C 91-85: in Pannonien: " ~~

B c ~ i x 192; DISTRICH: Nethodius geht freiwillig 189-186 (sohr unwahrscheinlich). 33 GRIVEC 85; GRAUS 166; Dvoaxf~ 155. 34 Ann. Fdd. s. 8.871: IntereaZtcentibald, cum nullus crimina, puee ei obiecta fuerant, probarepotuisset,

a Ka~lmanno dilnissus et mwaeribus vegiis honoratzcs in vegnurn suum rediit, ducens secum Iiarlmanni ezercitum quasi Sckqama~um ezpugnaturus . . . Freispruch in Hochverratsprozessen in dieser Zeit war nahezu unvorstellbar.

35 DIWICH 188 U. A. 3, 202 f.; GRIVEC 109 f.; BUG& 194. Vgl. such weiter unten bei A. 43. 3s V35 Kap. 10: Und der EEürst Svatopluk zusammen mit allen Mä.7~rel-n nahm ihn auf und übergab ihm

alle Kirchen und die Iilerilcer i n allen Städten . . .

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Man könnte versucht sein, aus diesem Bericht auf ein nun harmonisches Verhältnis zwischen Svatopluk und Methodius und dessen Schülern zu schließen37. Das ist unwahr- scheinlich. Ober die 'erhältnisse in Mähren in den folgenden fünf Jahren sind keine Einzel- heiten zu erfahren. Daß bei denVerhandlungen in Forchheim 874 als Unterhändler Svatopluks ein westlicher Geistlicher, der Priester Johannes de Venetiis, die weitgehende politische Unabhängigkeit Mährens vom ~stfr~nkischen Reich aushandelte38, besagt lediglich, daß Svatopluk auch nach 873 lateinische Geistliche in seiner Umgebung hatte, denen er wichtige Aufgaben erteilte. Es ist nicht sicher, ob dieser Mann mit dem Priester Johannes identisch ist, der 879 Methodius in Rom der Verbreitung von Irrlehren beschuldigte39. Wichtiger als die Frage der Identität dieser Person ist die Tatsache, daß Methodius in seinem Wirkungs- bereich unter den Klerikern, also seinen Untergebenen, Opponenten hatte, die zugleich bei Svatopluk in hohem Ansehen standen. Man darf wohl &nnehmen, daß - entgegen der in der &Iethodiusvita vermittelten Eindrücke - lateinische Geistliche in Mähren unter Svatopluk kontinuierlich einflußreich geblieben waren und einflußreich blieben40.

In einem am 14. Juni 879 datierten Schreiben bestellte Papst Johannes VIII. Methodius zur Klärung gewichtiger Beschuldigungen nach Rom41. Der Priester Johannes hatte dem Papst versichert, Svatopluk sei der römischen Icirche treri ergeben. Eine ähnliche Botschaft hatte der Priester Johannes bei dieser Gelegenheit auch namens des kroatischen Herrschers Branimir überbracht; der Papst hatte die Botschaft mit Freuden entgegengenommen und Branimir künftigen Ruhm in Aussicht gestellt. Johannes wurde zum Träger einer Botschaft des Papstes an den Biilgarenherrscher ernannt42.

Methodius entsprach der päpstlichen Aufforderung. Er ging 880 nach Rom und wurde dort voll rehabilitiert; die Liturgie in slawischer Sprache, die im Mittelpunkt der Anschul- digungen gestanden hatte, wurde ausdrücklich gebilligt43. Es muß freilich hinzugefügt wer- den, daß bereits in dem päpstlichen Schreiben, in dem dies ausgeführt wurde, in dieser Frage

37 Diejenigen Autoren, die von einer engen Zusa.mmena.rheit zwischen Svatopluk und Methodius schreiben, scheinen im allgemeinen die apologetische Tendenz der Nethodiusvita unkritisch zu üher- nehmen, vgl. etwa Dvonhin 160; B n ~ f x 195; D I T T ~ I ~ H 209-221; HAVL~K 32; GRIVEC 107 (aber Irriti- scher 108).

38 Ann. Fuld. IWMPH 1, 109; GEIVEC 73. Die Arbeit von BUL~N behandelt die politische Verselh- ständigung Mährens seit 874 nicht mehr und enthält daher auch keine Stellungnahme zu Industriae tzcae und Quia te zelo.

9s GEIVEC 105 A. 63 hält heide für dieselbe Person; DITTRICH 89, 209 f. erwähnt Johannes de Vene- tiis nur zu 879. In dem Brief heißt es: audivimvs, qwid non ea, que sancta Ronana ecclesia ab ipso aposto- lwun principe didicit et cottidie p~edicat, t u docendo doceaa et ipsum populum in errorem mittas. 1MWPH 3, 192 ( JL 3268). Meine Kollegin Dr. VERA ~ A P K O ~ A machte mich darauf aufmerksam, daß Konstantin in seiner Antwort auf die Bitte Kaiser >Tichaels, nach Mähren zu gehen, um dort zu lehren, die Möglichkeit des Häresieverdachtes erwähnt haben soll, VK Kap. 14: Wer kann eine Rede auf Waasev sciweiben oder sich als Häretiker einen Namen machen? Es ist denkbar, daß diese Reaktion angesichts der Beschiildi- gungen der Ketzerei in Mährrn in die IEonstantinsvita, die wohl um 880 geschrieben wurde, aufgenommen wurde, da sie aktuell waren.

40 Vgl. dazu oben A. 11. 4 1 Predicationis tue. MlMFX 3, 192 f. ( J L 3268). D1-1ca vertritt die Ansicht, Svatopluk wollte

Methodius damals absetzen, 224. 42 Papst Johannes VIII. an Branimir: MGH Epp. 7, Nr. 190 (JL 3259); an den Bulgarenkhan

Boris-Michael: Nr. 192 ( J L 3261). Die diplomatische Tätigkeit des Priesters Johannes in dieser Zeit ver- dient eine eingehendere Untersuchung.

48 Indmtrie tue. IMWPH 3, 199-208 (JL 3319): Nec sane fidei ael doctrine al&iil obstat sive missaa in eadem. Sclavinica lingua eanere sive sacrum evangelium ael lectiones dicinan novi et aeteris testanenti bene trans2atas et interpretatas legere aut alia hora~um officia omnia psallere . . ., 208. Es wird sich wohl nie völlig klären lassen, wie diese Genehmigung der Liturgie in slamischer Sprache mit dem angeblichen Ver- bot aus früheren Jahren durch denselben Papst (vgl. oben bei A. 35 und A. 41) in Einklang zu bringen ist.

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h PoLlrIsoEE ORIENTIERUNG MÄHREBS ZUR ZEIT VON RONSTAXTIN UND METHODIUS 289

Spannungen zwischen Svatopluk und lfethodius zu erkennen sind. Denn es wurde dem mähri- schen Herrscher ausdrücklich gestattet, die Messe in lateinischer Sprache zu hören@. Es ist unwahrscheinlich, daß dieses Zugeständnis unaufgefordert gegeben wurde; vielmehr scheint eigens, darum nachgesucht worden zu sein. Die mährische Delegation in Rom 880 umfaßte neben Methodius auch einen Getreuen Svatopluks namens Semisisnus sowie den Baiern Wichmg. Man wird kaum fehlgehen, in der Bitte urn das Zugeständnis der lateinisclien Messe für Svatopluk und seine iudices den Einfluß westlicher Geistlicher in Mähren zu sehenes, unter denen Wiching immer bedeutender mrde.

Für Svatopluk war die Klärung der Rechtgläubigkeit des Methodius nur eines unter mehreren Anliegen. Denn er hatte bei diesem Anlaß die E3tte vorbringen lassen, sein Reich unter den Schutz des römischen Bischofs stellen zu dürfen:

contemptis aliis seculi huius principibus beatum Petrum apostolici ordinis p i n c i p e m vicariumque illius habere patronum et in omnibus adiutorem ac defensorem pariter cum nobili- bus viris fidelibus tuis et cum omni populo terre tue amore fidelissimo elegisti.

Dieser Bitte wurde entsprochen46. BIochte das Versprechen des päpstlichen Schutzes auch ohne größere praktische Bedeutung gewesen sein, so zeigt die Bitte darum um so deutlicher die politische Orientierung des mährischen Herrschers. Die erbetene Garantie der Unab- hängigkeit unter dem Schutz Roms richtete sich vorrangig gegen den ostfränkischen Nach- barn. Xochte die mähxische Kirche auch von einem Griechen geleitet sein, der die Liturgie in slawischer Sprache förderte, so sollte an der westorientierung des mährischen Staates kein Zweifel aufkommen. Indem der Herrscher für sich und seine Führungsschicht die lateinische Messe erbat, beugte er gleichzeitig möglichen Anklagen der Ketzerei seitens der fränkischen Geistlichkeit weitgehend vor.

Svatopluk war nicht der erste westliche Herrscher, der sein Reich unter den Schutz der römischen Kirche steilte47, aber er war einer der ersten in einer langen Reihe westlicher Herrscher. Die Westorientierung auch der mährischen ICiche tritt 880 deutlich in Erschei- nung, und es ist möglich, in diesem Teil von Industriae tuae eine zumindest partielle Er- füilung von Plänen zu sehen, die fast zwei Jahrzehnte zuvor von Rostislav ins Auge gefaßt worden waren. Methodius brauchte in dieser Politik nicht unbedingt ein Hindernis zu sein, hatte er doch von Anfang an keinen Zweifel daran aufkommen lassen, daß sein Betätigungs- feld dem apostolischen Stuhl zugehörte48. Auch seine Untermerfung unter die päpstlichen Entscheidungen war stets eindeutig gewesen49. I m Jahr 880 akzeptierte er selbst, daß der ihm unbequeme Wiching zum Bischof von Nitra geweiht wurde.

I+ulustrie tue 208: et, si tibi et idicibzrs tuw placei missas Latim lingua magis audire, peoip"nus, ut Latine missarum tibi sollemnia celebrentur.

45 Ähnlich, in verschieden deutlicher Ausprägung, GRIVEC 116; DVORN~X 160 f., 170; D ~ O H 217; ~ V L I I I 40; Vhv&fm - ZBSTEROYA 179.

" Nach BiaIH. 34 f. wird die politische Bedeutung dieser Unterwerfung kaum zur Kenntnis ge- nommen. Tatsächlich wird sie weder von Dvonxf~ 165, 167, noch von BOSL 114 oder GRIVEC 109 ff. be- handelt; vgl. aber DITTRICH 232 ff.

47 -41s erste wären wohl die Langobarden zu nennen (JÖRG Jmm, Ge.s:eschicl& der Langobavden. Stutt- gart 1982, 118 f . U. A. 223), ohne daß man annehmen kann, Svatopluk habe davon gewußt. Dia Unter- stellung Kroatiens unter den Schutz des römischen Stuhls laßt sich erst f ü r 881-882 postulieren. IXGH Epp. 7, Nr. 295, 257 f. ( J L 3359). Eine mögliche Nachwirkung der diplomatischen Tätigkeit des Prie- sters Johannes ist denkbar (vgl. A. 42). VLASTO 194 und A. 142 spannt den Bogen von Kroatien nach Polen, nicht nach Miihren. HAVL~K 35 f. unterstreicht die Bedeutung Svatopluks in der politischen Welt seiner Zeit.

48 Vgl. oben A. 29. 49 Eine Ausnahme davon wäre allerdings, wenn er gegen das Verbot der Liturgie in slawischer

Sprachegehandelt hätte, vgl. oben A. 35.

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Für Svatopluk bedeutete die päpstliche Entscheidung eine wichtige außenpolitische Anerkennung seines sich damals rasch ausdehnenden Herrschaftsbereiches, der nun Böhmen und Gebiete im Bereich der oberen Oder mit einbezog. Für Methodius läßt sich ein vergleich- barer Durchbruch nicht nachweisen. Im Gegenteil, nach seiner Rehabilitation in Rom scheint er in Mahren von führenden Persönlichkeiten in übler Weise verfolgt worden zu sein. Xan muß in Rechnung stellen, daß Methodius bereits Schweres erlebt hatte und sich nicht leicht- fertig bekla.gte. Aus dem Antwortbrief des Papstes auf seine Klagen im Jahr 881 wird deut- lich, daß sowohl Svatopluk als auch Wiching dem Erzbischof das Leben schwer machten. Es muß bitter für ihn gewesen sein, in dieser Situation vom Papst nur lialbherzige Unter- stützung und unverbindlichen Trost zu bekommen50.

Es war nicht die Person des Methodius, die Spannungen in Mähren verursachte, aber es war dessen wichtigstes Anliegen, die Errichtung einer Kirche in Xähren mit der Liturgie in slawischer Sprache, ein Unterfangen, das bei den lateinischen Geistlichen in Mähren aufs äußerste mißbilligt wurde. Nan ersieht dies daraus, daß nach dem Tod des Methodius 885 die lateinische Partei in Nähren schnell bei der Hand war und die Schüler des Afethodius des Landes verwies. Daß Methodius vor seinem Tod seinen Schüler Gorazd zu seinem Nach- folger bestellt hatte, einen Adligen mährischer Abstammung, der auch der lateinischen Sprache verbunden mar, bildete nur den äußeren Anlaß für das rasche, radikale und effekt- tive Handeln der lateinischen Parteisl. Es ist von wenig Bedeutung, ob Svatopluk abwesend war, als das geschah; wichtig ist, daß er das Geschehene duldete. Im Herbst des Jahres 883 kam bereits eine Auweisung aus Rom, in der die Liturgie in slawischer Sprache künftig so stark eingeschränkt wurde, daß damit das Lebenswerk des %fethodius entscheidend getroffen war. In diesem päpstlichen Schreiben wurde die Uiiterstelluiig &I'ährens unter den Schutz der römischen Kirche bestätigt52. Der letzte Schritt in der Politik der lateinischen Partei in &fahren war scliließlicli die Durchsetzung IVichings als mährischer Erzbischof (wohl 886)j3. Mähren hatte nun eine kirchliche Organisation unter lateinischer Leitung, eine Kirche, die die lateinische Liturgie pflegte, sowie euie von Rom unterstützte politische Unabhängig- keit. Damit war eine Entwicklung zum Abschluß gelangt, deren Anfänge in Rostislavs (und womöglich Svatopluks) Gesandtschaft nach Rom mit der Bitte um einen eigenen Bischof eingeleitet worden war, die Errichtung einer vom Papst garantierten lateinisch ge- prägten Landeskirche. Bereits im Jahr 884 war die Anerkennung Svatopluks durch den fränkischen Nachbarn erfolgt, als er dem Kaiser außerhalb seines Reiches für sich und

jQPPasralis sollicitudinw. Btx'MPH 3, 2 1 k 2 1 2 ( J L 3344): Verum auditis per tuas litteras variis m i b m vel eventibus tuw, quanta conpassione tibi condolue~imus, er hoc advertere poteris, in q m te coram nobis positum . . . et tam symbolum quam rectam fidem a te docendam et predicandam subdinus nostrisque apostolicis litter& glmioso p&mipi Sphentopulcho, quas ei assevis juisse delatas, hoc ipsum significavirnus, et neque alie Zittere nostre ad eum directe sunt, neque episcopo iZlip&m vel secreto aliwl jeciev.dum in iunz imm, et alizrd a te perqendum decrevirnm . . . Ideo Gesset ista dubietes . . . Ceterlon de aliis temptationibus, quas divers0 modo perpessus es, m l i tristari. Dieses Schreiben wird recht verschieden interpretiert, vgl. etwa GRNEC 125; DITTRICH 239 f.; D Y O R N ~ 166f., 172.

5 1 D I T ~ I C H 288; VLASTO 82 f. 5% Quia te zelo. MiWFH 3, 215-225 ( J L 3405). DITTRICH 274 verweist zu Recht auf Indusbie tue als

Muster. Die politische Bedeutung dieses Schreibens wird nicht ausgeführt von Dvonxh 189 E. ; GXVEC 145. Vgl. oben A. 46.

" Dvoaxk 192 f.; DITT~ICH 272 ff.; VLASTO 81 ff. Vgl. auch L. E. Ramtn, Das Pannonische Erz- bistum im 9. Jahrhundert im IAicht.e der wechselseitigen Beziehungen zwischen Papsttuin und den ost- und weströmisclien Imperien. ~Wethodiana. Annales Instituti Slavici, ed. ~ ? R A ~ Z ZAGIBA. 9 (1976) 45-60,

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seinen Adel das lwmagium geleistet hattes4. Damit war der Aufstieg des mährischen Reiches noch nicht beendet, aber jede mögliche Unsicherheit darüber, in welche Richtung sich der mährische Herrscher zu orientieren wünschte, war beseitigt.

ERGEBNIS

Die verhältnismäßig gut dokumentierte Tätigkeit des Afethodius in Mähren und im pannonischen Raum sowie die verhältnismäßig lange Dauer der Kirche mit Liturgie in slan,ischer Sprache ebendort haben manchen Betrachter dazu verleitet, diesen gesamten Zeitrauni für Mähren als eine Epoche zwisclien Rom und Byzanz zu sehen. Eine solche Inter- pretation scheint vom Ansatz her verfehlt zu sein. Selbst die am deutlichsten von Byzanz geprägten Brüder Konstantin und Methodius fügten sich während ihrer Tätigkeit im mährisch- pannonischen Raum anscheinend bereitwillig den politischen und kirchlichen Gegebenheiten, und das bedeutet, der mestlich und süd~uestlich orientierten Politik Mährens.

Es wurde in der vorliegenden Untersuchung in großen Linien angedeutet, daß Mähren als politische Größe wälwend der gesamten Herrschaftszeit Rostislavs und Svatopluks ein- deutig im westliclicn Lager veraiiliert \?-ar. Die folgensch~uere Tätigkeit von Konstantin und hlethodius beruhte auf einer Reibe von Zufälligkeiten in der politischen Eiit~uicklung ihres Wirkungsgebietes, die nicht kallxulierbar waren, und in der Weise, in der sie schließlich realisiert x~urde, keinesfalls langfristig geplant worden war. Es scheint., als ob ihr größter Bei- trag, der außerordentlich weiten Xachhall fand, die Schaffung einer Liturgie und die Grund- legung einer Literatur in slawischer Sprache, von Rostislav nicht geplant und anschließend lediglich als ,zweite Wahl' akzeptiert, von Svatoplulr hingegen nie voll akzeptiert wurde. Denn die Errichtung einer Xirciie in hiähren mit einer Liturgie in slanischer Sprache brachte den mährisclicn Herrscliern andauernd Scliwierigkeiten mit ihren westlichen Na.ch- barn und nur auf großen Um~iegen die Erfüllung ihrer kirchenpolitischen und politischen Ziele. Es ist ferner sehr mahrscheinlich, daß in Mähren zvischen 863 und 585 ,lateinischec Geistliclie ohne gröeiere Unterbrechung in bedeutenden Funktionen tätig waren.

Daß Methodius bis an sein Lebensende in Mähren wirken konnte, und sei es auch unter größten Schwierigkeiten, die erlieblicli dadurch verschärft wurden, daß er die für ihn zen- trale Aufgabe hartnäckig weiter verfolgte, verdankte er allein seiner Weihe zum Erzbischof in Rom. Es sagt etwas über seine persönliche Größe aus, daß er sich nach dieser Stellung nicht gedrängt hatte, aber seinen ursprünglichen Aufgaben im Kern sein ganzes Leben lang treu blieb, und daß er dennoch die Wünsche Ronis und des mährischen Herrschers in Rech- nung stellte, sofern diese sein zentrales Anliegen duldeten.

h'ach der hier angebotenen Interpretation erscheint vor allem Svatopluk in neuem Licht. Die ersten Ansätze zu der politischen Gestaltung Afährens, die nach dem Tod des &Iethodius vollendet wurde, sind zwar nicht lilar zu erkennen, aber für die Zeit seit etva 862 wenigstens zu erahnen. Die Umvege, die zu dem Ziel führten, wurden zvar aus Mähren ein- geleitet, aber ihre Folgen waren nicht vorhersehbar. Svatopluk erscheint keinesfalls als Opportunistss, sondern eher als äußerst fähiger und konsequenter Politiker. Sein Sinn für Realitäten zeigt sich darin, daß er als Nachbar der Baiern nur ein fest im westlich-lateini-

A m . Fuld. Cont. Ratisbon. c. 8. 884. JIiPlFH 1, 116. llethodius war wohl bei dieser Begegnung anwesend, Ga~mc 132; Dvoaxis 184 f .

55 Svatopluk Opportunist: G R I ~ C 145; BOSL 113? 116, dagegen GRAGS, ebenda 126; D I T ~ C H 288 vertritt die Ansicht, Svatopluk sei im Grunde seines Herzens irnrner pro-westlich gewesen. H n a k 41: es ist unhistorisch, vom ,gutenG Nethodius und ,bösen' Svatopluk zu schreiben; er weist ferner darauf hin, da5 Svatopluk vor und während des letzten Rrieges als unpatriotisoh, ,pro-deutsch' verzeichnet wurde.

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sehen Lager verankertes Mähren als selbständigen Staat für möglich hielt; sein Genie zeigt sich in der Unterstellung seines Staates unter den Schutz Roms. Seine Haltung Methodius gegenüber ist schwer eindeutig zu fassen. Immerhin, er tolerierte, anscheinend bis an die Grenze des politisch Vertretbaren, die Geistlichen, die die Liturgie in slawischer Sprache för- derten. Die Spannungen im Verhältnis mit Methodius waren grundsätzlicher Natui.56. Daß sie ausgetragen wurden, spricht für eine gewisse Größe Svatopluks. Erst durch die sicher nicht harmonische, aber praktizierte Zusammenarbeit zwischen Rostislav, Svatopluk, Kon- stantin und Methodius konnte es überhaupt dazu kommen, daß das Wirken der beiden byzantinischen Brüder in Mitteleuropa kulturgeschichtlich so äußerst fruchtbar wurde.

56 Außerdem gab es natürlich eine Reihe von Kontroversen aui Grund einzelner Vorkommn(sse mit der miihrischen Fidrmgsschioht, vgl. etwa VM Kap. 11 und die Homilie des Methodius, die von manchen 'iVissensohaftlern auf diese Episode bezogen wird, A X D R ~ VAILLANT, Une homalie de nl6thode. Re- des &des Slaves 23 (1947) 34-47, sowie dazu V A V P . ~ K - ZAST~OVA $86.

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