Die Bokeler Mühle im Museumsdorf zu Cloppenburg Von Heinrich Ottenjann

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Landesbibliothek Oldenburg Digitalisierung von Drucken Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Landesgeschichte und Altertumskunde Oldenburger Verein für Landesgeschichte und Altertumskunde Oldenburg, 1934 Die Bokeler Mühle im Museumsdorf zu Cloppenburg. Von Heinrich Ottenjann. urn:nbn:de:gbv:45:1-3217 Visual ^Library

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Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Landesgeschichte und Altertumskunde

Oldenburger Verein für Landesgeschichte und Altertumskunde

Oldenburg, 1934

Die Bokeler Mühle im Museumsdorf zu Cloppenburg. Von Heinrich Ottenjann.

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Die Bokelcr Mühle im Museumsdorf zu Cloppenburg

« Von H e i n r i c h O t t e n j a n n .

1. G e s c h i c h t e d e r M ü h l e .

Aus den einschlägigen Mühlenakten1) ist zu entnehmen, daß die ßokeler Winumühle noch aus der klassischen Zeit der Mühlenbau-kunst stammt. Schon im Jahre 1764 wurde der Bau dieser Mühle genehmigt, und zwar seitens des damals regierenden Landesberrn des Fürstentums Münster, des Kölner Kurfürsten Maximilian Friedrich. In einer Abschrift der fraglichen Urkunde heißt es nun ausdrücklich, daß den Eingesessenen der Bauerschaft Bokel die Erlaubnis erteilt werde, eine Windmühle auf eigene Kosten zu erbauen. Die Einge-sessenen der genannten Bauerschaft waren nämlich in Münster vor-stellig geworden und hatten um die Bauerlaubnis gebeten, weil in ihrer Gegend ,,keine eintzige Mühle vorhanden" sei und weil sie, infolge schlechter Wegeverhältnisse zu den in- und ausländischen Mühlen große Umwege machen, ja des öfteren, „um das liebe Brot-korn mahlen zu lassen" in Ermangelung der Pferde dieses zu den Mühlen tragen müßten. Daraus geht also hervor, daß die M ü h l e n -k o n z e s s i o n d e n E i n g e s e s s e n e n d e r B a u e r s c b a f t B o k e l in ihrer Gesamtheit, nicht aber einer Einzelperson erteilt wurde. Dafür spricht auch die Tatsache, daß das Grundstück, auf dem die ins Museumsdorf verpflanzte Bokeler Mühle ehedem stand, heute noch der Gemeinde gehört, und zwar bandelt es sich dabei um „eine Anhöhe, den sogenannten Berg, in der Bokeler Mark zwischen denen Bauerschaften Bokel, Cappeln, Tenstette und Elsten". Wenn es dagegen in einer Akte aus dem Jahre 1828 heißt, daß „Erbauer und erster Besitzer dieser Mühle ein Einwohner zu Bokel namens Meyer" geworden sei, so steht das hiermit offenbar in Widerspruch.

' ) Die A k t e n ü b e r die ä l t e r e G e s c h i c h t e d e r B o k e l e r M ü h l e b e f i n d e n s i ch in d e r a l t e n R e g i s t r a t u r des C l o p p e n b u r g e r L a n d r a t s a m t e s , im P r i v a t -b e s i t z des B a u e r n Heinr i ch G o t t i n g in B o k e l und im S t a a t s a r c h i v O l d e n b u r g ( B e s t d . 70, R e g i e r u n g A b t . X I ) .

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1 2 6 Heinrich Ottenjann

Im Jahre 1826 vermutete die Herzogliche Kammer in Oldenburg, daß „ein gewisser Meyer zu Bokel" noch im Besitze der auf die Bokeler Mühle sich beziehenden ,,Landesherrlichen Konzession" sei und ersuchte das Amt Cloppenburg, entsprechende Nachforschungen anzustellen. Letzteres antwortete, der vorgeladene Z e l l e r M e i e r habe auf Befragen erklärt, daß in seinem Besitz sich gar keine Mühlen-dokumente mehr befänden, des weiteren aber — und darauf kommt es hier an —, daß sein Großvater zwar „der erste Erwerber der Mühlen-Erbpacht, aber niemals der Besitzer der Mühle gewesen sei. sondern E r b p a c h t r e c h t und Mühle dem verstorbenen A m t s -r e n t m e i s t e r D r i v e r verkauft habe". Demnach scheint die Mühle doch von den Eingesessenen dieser Bauerschaft in ihrer Ge-samtheit und nicht von einem einzelnen erbaut zu sein, diesen auch zunächst gehört zu haben, wie auch ihnen und ihren Nachfolgern durch die Konzessionsurkunde ausdrücklich alle Rechte vorbehalten wurden. Von dem Zeller Meier in Bokel aber, von dem übrigens nicht feststeht, wann er die Bokeler Mühle in Erbpacht erhielt, heißt es in dem Schriftstück von 1828 weiter, daß er eines Tages in Vermögens-verfall geriet und deshalb die Mühle mit Zustimmung der Münsteri-schen Hofkammer öffentlich verkauft habe, wobei dem Amtsrent-meister Driver der Zuschlag erteilt wurde. Das war im Jahre 1777. Bereits im Jahre 1781 aber gab Amtsrentmeister Driver, wie es wiederum in dem Schriftstück aus dem Jahre 1828 heißt, die Bokeler Mühle „auf drei Leiber" in Erbpacht an H e r m a n n G e r d D u m s t o r f und dessen S o h n W i e r a k e n D u m s t o r f . Die jähr-liche Eibpachtsumme betrug 92'A Reichstaler. Dagegen hatte „der Erbpachtherr Driver den jährlichen Kanon mit 40 Reichstalern an die Hochfürstliche Kammer zu zahlen".

Dieser E r b p a c h t v e r t r a g liegt in Abschrift vor. Dem Amts-rentmeister Driver wurde indes zum Vorwurf gemacht, daß er diesen Erbpachtvertrag abzuschließen für gut befunden habe, „ohne bei der Hofkammer dieserhalb vorzutragen". In der Konzessionsurkunde vom Jahre 1764 stand nämlich ausdrücklich, daß die Mühle nicht ohne Genehmigung der Hofkammer, deren Rechte später, d. i. in der nach-münsterischen Zeit, an die Herzogliche Kammer übergingen, an dritte Personen übertragen oder veräußert werden und daß die betreffende Kammer außerdem „jeder Zeit frei sein solle, sothane Mühle gegen Zahlung desjenigen, so ein dritter dafür bieten wird, erblich an sich zu nehmen". Im Jahre 1799 übertrug sodann der im Erbpachtvertrag mitbenannte Wiemke Dumstorf seine sämtlichen Rechte aus diesem Vertrage seinem B r u d e r H e r m a n n D u m s t o r f . Als dieser

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Hermann Dumstorf dann aber starb, kam seine ihn überlebende Frau, die Witwe Dumstorf, kraft der im Münsterischen geltenden Güter-gemeinschaft in den Besitz der Mühle; sie hatte mehrere Kinder, von denen „eventualiter künftig eines" in ihre Rechte eintreten konnte. Wiemke Dumstorf aber lebte damals noch. Dann aber starb Amts-rentmcister Driver und seine Frau, Witwe Driver, suchte 1820 um die Erlaubnis nach, die Mühle zu verkaufen. Im Jahre 1819 hatte schon das Amt Cloppenburg Anzeige erstattet, daß die Bokeler Mühle aus dem Nachlaß des verstorbenen Amtsrentmeisters Driver zum Verkauf kommen solle. „Es kam indessen nicht zu dem beabsichtigten öffent-lichen Verkauf der Mühle, sondern es wurde über das Vermögen der Eheleute Driver der Concurs erkannt und kamen hierdurch die ver-schiedenen Gerechtsamen der Herzoglichen Kammer und der Familie Dumstorf an dieser Mühle zur Sprache." Andererseits hatte sich Amtsrentmeister Driver in dem Erbpachtvertrag von 1781 ausdrück-lich vorbehalten, daß nach Ableben des letzten Erbpächters „oder wenn keine zur Succession berechtigten Descendenten mehr vor-handen" seien, die Windmühle „ohnbeschwert" an ihn oder seine Nachfolger „zur freien Disposition zurückfalle".

Aber bestand dieser V e r t r a g ü b e r h a u p t zu R e c h t ? Die Herzogliche Kammer war jedenfalls der Meinung, daß der Erbpacht-vertrag von 1781 „eine konzessionswidrige Veräußerung der Mühle involviere". Dagegen bestand die Witwe Dumstorf auf diesem Ver-trag, „weil eine Erbpacht keine eigentliche Veräußerung enthalte" und „lediglich die Übertragung des Eigentums selbst durch den Vertrag verboten sei", während die Driverschen Konkursgläubiger erklärten, „daß sie mit der Anullation des Erbpachtkontraktes zufrieden seien". Ferner aber ward die R e c h t s f r a g e aufgeworfen, „was unter d i e d r e i L e i b e r , auf welche die Erbpacht verliehen worden, zu ver-stehen sei". Witwe Dumstorf behauptete, „daß der Erbpachtkontrakt nach dem Tode des — damals noch lebenden — Miterbpächters Wiemke Dumstorf, der, da er keine Kinder gehabt, seinem Bruder Hermann Dumstorf gemäß § 2 des Erbpachtvertrages sein Recht über-tragen habe, annoch z w e i Generationen auszuhalten sei, da die Generationen sich doch nach des Wiemke Dumstorf Tode richten müßten". Damit bezog sich Witwe Dumstorf auf den Schlußsatz des § 1 des Vertrages von 1781: „folgen also nach Absterben des Herrn Gerd Dumstorf und dessen Sohn annoch zwei Gene-rationen". Dagegen erklärten die Konkursgläubiger und deren Rechts-beistand „in Betreff der Generationen, worauf eventualiter die Erb-pacht auszuhalten sei", daß Hermann Dumstorf „der weiland Ehe-

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mann" der jetzigen Besitzerin bereits „als die zweite Generation an-zusehen, also die Erbpacht eventualiter nur noch e i n e Generation auszuhalten sei". Dementsprechend heißt es an anderer Stelle, Wiemke Dumstorf komme hier gar nicht in Betracht, da er allen Rechten aus dem Vertrag entsagt habe. Dadurch aber, daß er diese Rechte auf seinen Bruder Hermann Dumstorf übertragen, habe er diesen zur zweiten Generation bestellt. Es heiße ja ausdrücklich in dem Ver-trag, „daß Generation hier nur eine Person bedeuten solle." Her-mann Dumstorf sei also die zweite und eines seiner Kinder die dritte Generation. Dasselbe besagen schließlich die an einer weiteren Stelle niedergelegten Worte: „daß . . . die jetzt namens ihrer Kinde besitzende Witwe Dumstorf — bzw. diese Kinder — als die dritte Generation zu betrachten sei und danach mit dem Ableben dieser Kinder bzw. desjenigen davon, auf welches die Mühle . . . vererbfällt (ist) oder übertragen wird, das Erbpachtrecht als erloschen zu be-trachten ist". Die Gerichtsverhandlungen zogen sich lange hin. Erst 1831, und zwar am 23. März, kam es endlich zum Verkauf.

Das V e r k a u f s p r o t o k o l 1 liegt vor. Als K ä u f e r wird R u d o l f W e r n e r a u s E m s t e k genannt, der für die Mühle zu-letzt 2205 Reichstaler geboten hatte-). Als B ü r g e trat G e o r g G ö t -t i n g a u s B o k e l auf. Die Gerechtsamen der nunmehr Großherzog-lichen Kammer wurden durch den Verkaufsvertrag gewahrt; der Käufer wurde aber auch verpflichtet, da den Kindern des zuletzt verstorbenen Müllers Dumstorf die mit dem Amtsrentmeister Driver hinsichtlich der Bokeler Mühle „geschlossene Erbpacht" noch auf eine Generation zustehe, dieser dritten und letzten Generation die Erbpacht noch „auszuhalten", wobei bemerkt wird, daß Witwe Dumstorf 1829 „ihrem Sohne H e r m a n n D u m s t o r f d i e S u c c e s s i o n in d e r M ü h l e n p a c h t ertheilet und dieser solche aeeeptiert habe". Die 40 Reichstaler Rekognitions-Gelder, mit denen die Witwe Dumstorf zu-letzt wiederholt in Rückstand geblieben war, mußten fortan vom Käufer jährlich an die Großherzogliche Kammer abgeführt werden, während an den Käufer vom Pächter erstmalig am 27. April 1831 Pachtgeld gezahlt werden solle, und zwar für das letzte halbe Jahr. Was an Pachtgeld aber früher fällig werde, solle den Gläubigern des „weyland Amtsrentmeisters Driver verbleiben".

Als Bedingung wurde in den Verkaufsvertrag von 1831 aber auch aufgenommen, was schon in der Konzessionsurkunde von 1764 ge-

-) D i e s e S u m m e z a h l t e e r ü b r i g e n s in z w e i R a t e n ab, und z w a r z a h l t e e r die e r s t e H ä l f t e am 30. J u l i 1831, den R e s t am 10. J a n u a r 1832.

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Aufn.: Rudolf Engels, Cloppenburg

Abb. 1. Die Bokeler Mühle an ihrem ursprünglichen Platz.

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Auln.: Rudolf 1-indcmann, Kinbeck A b b . 2. Die M ü h l e in B o k e l wird a b g e b r o c h e n . D e r M ü h l e n u m g a n g , die K a p p e , das D r e h w e r k und das F l ü g e l k r e u z sind b e r e i t s b e s e i t i g t . E in „ H a l b m o n d " g le i te t

am M a s t h e r u n t e r .

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r 5 r. Vi er er o' 5-c TT O El c s er

<5

A b b . 4 . D i e B o k e l e r M ü h l e w i r d im M u s e u m s d o r f n e u e r r i c h t e t . Z w e i G e b i n d e s t e h e n b e r e i t s . D i e B a l k e n d e s n ä c h s t e n G e b i n d s w e r d e n ü b e r d i e B a l k e n d e r b e i d e n e r s t e n G e b i n d e g e l e g t .

Aufn.: Rudolf t.indcmann. Einbeck

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Aufn.: Rudolf Lindemann, Einbeck

A b b . 5. Die b e i d e n e r s t e n G e b i n d e s t e h e n . A u c h die B a l k e n d e s d r i t t e n G e b i n d s l iegen s ä m t l i c h an ihrem P la tz . Nun wird d e r fünf te S t ä n d e r h o c h g e z o g e n . D e r

M a s t s t e h t noch m i l t e n im A c h t k a n t .

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Aufn.: Rudolf Lindemann, Einbeck

A b b . 7. D a s S t i r n r a d wird h o c h g e w u n d e n .

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Aufn.: Rudolf Lindemann, Einbeck

A b b . 8. S i e b e n S t ä n d e r s t e h e n . Nur d e r a c h t e fehlt n o c h . D a s S t i r n r a d w u r d e in-z w i s c h e n bis zur dr i t t en B a l k e n l a g e h o c h g e w u n d e n . D e r M a s t ist b e r e i t s e in wenig

s e i t w ä r t s g e r ü c k t .

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Aufn. : kudolf Lindemann, Einbeck

A b b . 9. D a s S t i r n r a d f indet P l a t z z w i s c h e n d e r d r i t t e n und v i e r t e n B a l k e n l a ß e .

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Aufn.: Rudolf Lindemann, Einbeck

A b b . 10. N o c h s t e h t d e r M a s t i n n e r h a l b des A c h t k a n t s . Die b e i d e n zuers t h o c h g e -w u n d e n e n G e b i n d e sind auf d e r V o r d e r s e i t e nur e rs t prov isor i sch m i t e i n a n d e r v e r -

b u n d e n . D e r a c h t e S t ä n d e r fehlt i m m e r n o c h .

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Aufn.: Rudolf Lindemann, Einbeck

A b b . 11. Die K a p p e ruht fert ig v e r z i m m e r t am B o d e n . D a r u n t e r d e r e i s e r n e R o l l k r a n z und d a s o b e r e T a f e l m e n t .

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Aufn.: Rudolf Lindemann, Einbeck

Abb. 12. Das fert ige M ü h l e n g e f ü g e ! Die S c h w e r t b a l k e n schauen l inks und r e c h t s weit aus der K a p p e heraus . D e r Mast steht b e r e i t s a u ß e r h a l b des A c h t k a n t s

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Aufn.: Rudolf Lindemann, Einbeck

A b b . 13. H i e r s t e h t d e r M a s t im V o r d e r g r u n d , a u ß e r h a l b d e s A c h t k a n t s . Die M ü h l e n -a c h s e s c h w e b t h e r a n .

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Aufn.: Rudolf l.indemann, Einbeck

Abb. 14. Die A c h s e wird an ihren Platz gebracht . Deut l i ch sieht man den e i sernen Wel lkopf , den A c h s e n h a l s , und wie d e r e i serne W e l l k o p f mit dem R e s t der a l ten

hölzernen A c h s e verbunden ist.

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A b b . 15. Bald ist es geschaff t , die A c h s e an ihren Platz g e b r a c h t : dann ist die Mühle ger i chte t .

Auln.: Rudolf Lindeinann, Einbeck

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Aufn.: Dr. Burwinkel, Cloppenburg

A b b . 16. Die fer t ig v e r s c h i n d e l t e M ü h l e . U n t e n um die Mühle sind R i n g h ö l z e r ge-legt , die den U m g a n g t ragen he l fen sol len.

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Aufn.: Dr. Burwinke). Cloppenburg

A b b . 17. Die v o l l s t ä n d i g neu e r s t e l l t e M ü h l e mit U m g a n g . D r e h w e r k und F l ü g e l k r e u z ( R u t e n k r e u z ) .

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Aufn.: Rudolf Lindemann. Einbeck

Abb. 18. Der M ü h l e n b a u m e i s t e r A n t o n W o l k i n g aus C a l v e s l a g e (Kreis V e c h t a ) .

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standen, daß nämlich auf der Bokeler Windmühle kein anderes Ge-treide gemahlen werden dürfe, „denn jenes, so denen Supplikanten und in dem Kirchspiel Cappeln wohnenden Untertanen zubehörig und von ihnen dorthin gebracht wird", oder wie es in der jüngeren Fassung heißt, „als was von den Eingesessenen des Kirchspiels Cappeln ge-bracht wird und diesen gehört". Darüber entbrannte ein S t r e i t m i t d e m B e s i t z e r d e r L e t h e r M ü h l e . Der Verwalter des Gutes Lethe, Frisius, beschwerte sich nämlich eines Tages darüber beim Amte Cloppenburg, daß die Ankäufer der Bokeler Mühle diese Be-dingung nicht befolgten, „sondern nicht allein Getreide aus dem Kirch-spiel Emstek, welches zur Bokeler Mühle gebracht, annehmen und mahlen, sondern sogar Getreide aus dem Dorfe Emstek zu ihrer Mühle abholen, vermählen und das Mehl zurückbringen". Gleichzeitig trug er darauf an, „daß von Amtswegen den Eigentümern der Bokeler Windmühle anbefohlen werde, die Verkaufsbedingungen strenge zu er-füllen, weil die Lether Mühle im Kirchspiel Emstek dadurch sehr be-nachteiliget werde". Das Amt war im Zweifel, wie es in diesem Fall zu entscheiden habe und bat die Großherzogliche Regierung in Olden-burg „untertänigst und ehrerbietigst um eine Hochgeneigte Resolution zur Verhaltung". Die Oldenburgische Regierung aber entschied fol-gendermaßen: „Der Besitzer des Gutes Lethe kann nicht für berech-tigt erachtet werden, in Beziehung auf die Mahlbefugnisse der Wind-mühle zu Bokel irgendein Widerspruchsrecht auszuüben, indem der Lether Mühle weder ein Bannrecht noch ein P r i v i l e g i u m exclusivum noch ein sonstiges ius contradicendi zusteht. Die Verwaltungsbehörden haben vielmehr rücksichtlich der Bestimmung der Mahlberechtigungen der iMiihle zu Bokel freie Hand, um solche im allgemeinen Interesse und nach den besonderen dabei in Betracht kommenden Verhältnissen und Umständen festzusetzen und zu ordnen, wonach sich der Besitzer dieser Mühle sodann seinerseits zu richten hat". Dementsprechend wurde dann seitens der Oldenburgischen Regierung entschieden: „Wenn daher der Besitzer der Lether Mühle auch nicht berechtigt er-scheint, in Beziehung auf die Mahlberechtigungen der Bokeler Mühle ein Widerspruchsrecht auszuüben noch seinerseits die Befolgung der Bedingungen zu verlangen, welche dem Besitzer der Mühle in Bokel in der Landesherrlichen Konzession vorgeschrieben sind, so muß die t

Regierung doch darauf halten, daß die Vorschriften der Landesherr-lichen Konzession von dem Eesitzer jener Mühle befolgt werden und derselbe sich keine größeren Berechtigungen anmaße, als ihm Landes-herrlich konzediert sind." Das Amt aber wurde beauftragt, „das Ge-such des Besitzers der Windmühle zu Lethe . . . als unstatthaft ab-

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zuschlagen, d e n B e s i t z e r der Windmühle zu Bokel aber . . . in die Grenzen der Landesherrlichen Konzession vom 20. Februar 1764 zurückzuweisen". Das war im Jahre 1832.

Wie aus einer Nachschrift hervorgeht, wurde seitens des Amtes Cloppenburg kurz darauf sowohl dem Verwalter der Mühle zu Lethe als auch d e n B e s i t z e r n der Windmühle zu Bokel eröffnet, wie die Regierung in der fraglichen Angelegenheit entschieden habe. Als Besitzer der Bokeler Mühle aber werden in dieser Nachschrift der Zeller Gotting in Bokel et cons. (und Teilhaber) genannt. Das ruft die Vermutung wach, daß, was den oder die Besitzer der Bokeler Mühle betrifft, schon damals irgendeine Veränderung eingetreten war. So ist es in der Tat. Am 23. Juli 1831 hatten nämlich „die Gebrüder Herrn. Hinrich Dumstorf und Josef Dumstorf, Söhne das weil. Müllers Hermann Dumstorf zu Bokel, auch ihr Erbpachtrecht an der zu Bokel belegenen Windmühle und den zu derselben gehörenden Grundstücken mit allen daran klebenden Rechten und Gerechtig-keiten für die Summe von 1200 Reichstalern verkauft", und zwar an „Rudolph Werner und Franz Hinrich Giese zu Emstek, auch Georg Gotting zu Bokel und Josef Vorwerk zu Cappeln". Von diesen vier Käufern zahlte offenbar jeder einzelne 300 Reichstaler, denn am 29. September 1831 lieh der Zeller Georg Gotting vom Pfarrer Johann Gottfried Dyckhoff in Cappeln „ein Kapital von dreihundert Preußischen Thalern, welche Gelder er zur Ankaufung der Bokeler Windmühle" verwendete, und am 7. Oktober desselben Jahres be-scheinigten die Gebrüder Dumstorf, daß „der Zeller Jürgen Gotting zu Bokel als Mitkäufer der Mühle, Gebäude und Ländereien drei-hundert Reichstaler Courant bezahlt habe". Ob aber Giese, Gotting und Vorwerk nachträglich auch von den 2205 Reichstalern, die Werner, wie oben erwähnt, gemäß dem Kaufvertrag vom 23. März 1831 zu zahlen hatte .und auch wirklich zahlte, einen entsprechenden Anteil übernahmen, geht aus den vorliegenden Akten nicht hervor. Immerhin ist bemerkenswert, daß, als Hermann Heinrich Dumstorf später, d. i. als dieser längst die Bokeler Mühle verlassen hatte, „in Vermögensverfall geriet" (1835) und Werner dessen Haus nebst Garten und Zuschlag für 440 Reichstaler gekauft hatte, während Gotting bei diesem Kauf wieder als Bürge aufgetreten war, beide eines Tages — es war am 12. März 1836 — vor dem Großherzoglichen Amt in Cloppenburg erschienen und folgendes zu Protokoll gaben: „die Absicht sei gewesen, daß Gotting nicht als Bürge sondern als Mitkäufer mit dem als Käufer notierten Werner eintreten solle". Ob auch der Kaufvertrag vom 23. März 1831, bei dem Werner in gleicher

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Weise als Käufer, Gotting als Bürge auftrat, so verstanden werden sollte oder später ausgelegt wurde? Diese Frage bleibt offen. Aber auch so ist ersichtlich, weshalb Gotting et „cons. (und Genossen, Teilhaber) 1832 als „Besitzer der Bokeler Mühle" bezeichnet werden konnten.

Wann Giese (Giese starb um 1850) und Vorwerk von ihren Rechten an der Bokeler Mühle zurücktraten, verraten uns die vor-liegenden Akten nicht. Aus den Akten ließ sich auch nicht feststellen, wann Werner seinen Anteil an der Bokeler Mühle verkaufte. Daß er aber als Mitinhaber der Bokeler Mühle später zurücktrat, hatte offenbar seinen besonderen Grund. Rudolf Werner auf der Größe-Giesen Stelle in Emstek hatte nämlich schon 1827 die Herzogliche Re-gierung in Oldenburg um die Erlaubnis gebeten, in Emstek eine Wind-mühle zu errichten. Dieses Gesuch aber war abschlägig beschieden worden. 1848 richtete Werner ein neues Gesuch an die damalige Groß-herzogliche Regierung. Diesem Gesuch wurde noch im gleichen Jahre stattgegeben. Im Jahre darauf wurde mit dem Bau dieser Mühle be-gonnen. In dieser Zeit nun, also 1848 oder 1849, dürfte Rudolf Werner als Mitbesitzer der Bokeler Mühle zurückgetreten sein. Vielleicht trat Werner aber auch noch später zurück.

In diesen Amtsakten wird indes noch eine andere Sache erwähnt, die ebenfalls die Mühle in Bokel betrifft, die aber in dieser Dar-stellung bislang absichtlich übergangen wurde. Schon in dem mehr-fach erwähnten Erbpachtvertrag von 1781 heißt es nämlich, daß mit der Windmühle in Bokel ein dabei vor zwei Jahren — also offenbar von dem Amtsrentmeister Driver — neu erbautes M ü h l e n h a u s von fünf „Gefachen" und ein Zuschlag von zwei Scheffelsaat dem Hermann Gerd Dumstorf und dessen Sohn Wiemke zu Friesoythe in Erbpacht gegeben sei. Aus dem Verkaufsprotokoll von 1831 ist zu er-sehen, daß es sich dabei außer dem „Müllerhaus" um den dahinter-liegenden Garten von etwa zwei Scheffelsaat handelte, daß ferner Garten und Haus für sich zum Verkauf aufgesetzt und dafür von Ru-dolf Werner 50 Reichstaler geboten wurden. Das Haus muß indes sehr klein gewesen sein. Die kleinsten Häuser, die es überhaupt gab, hatten damals drei Fach. Das einfache Heuerhaus im Museumsdorf hat deren vier. Das Müllerhaus mit seinen fünf Fach war also nicht viel größer.

Mit diesem Mühlen- oder Müllerhaus befaßt sich auch eine Akte vom Jahre 1778. Darin heißt es nämlich, daß Amtsrentmeister Driver am 30. September des genannten Jahres „deren Bokeler Mark-interessenten vorstellte, daß es der daselbst von ihm angekauften Windmühle nützlich, als auch dem Kirchspiel selbst daran gelegen

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wäre, daß bei der Mühle ein Haus gebauet würde, worin der Müller wohne, damit die Mahlgenossen desto füglicher und geschwinder ge-holfen werden könnten und nicht nötig hätten, bei Abgang des Windes oder sonsten, wo der Müller seiner Geschäfte wegen nach seinen bisherigen Wohnort in der Bauerschaft Tenstette abwesend wäre, denselben aufzusuchen, geschähe daher den Markinteressenten der Antrag, bey der Mühle ein Zuschlag von ohngefehr zwey Scheffel Saat zu bewilligen". Es heißt dann in diesem Schriftstück weiter, daß „sämtliche Markinteressenten als Vogt Schade wegen Diederichs-Erbe, Zeller Siemermann, Zeller Ostendorf, Zeller Meyer, Zeller Got-ting, Zeller Wessjoan, Zeller Bullermann, Zeller Wübken, Zeller Hermes, Untervogt Moemken und Zeller Hoyermann darauf bey der Mühle ein Zuschlag von zwei Scheffel Saat und dabey ein Haus auf-zusetzen" bewilligten. Dieses Haus wurde offenbar 1779 errichtet. So sehen wir klar, wann und wie man in Bokel zu dem ersten Mühlen-haus kam, wer es errichten ließ und daß bis dahin der Müller, der die Bokeler Mühle bediente, nicht in Bokel sondern außerhalb wohnte.

Aus den Cloppenburger Amtsakten geht schließlich aber auch noch hervor, daß die Bokeler Mühle von Anfang an nur z w e i G ä n g e hatte, dieselben, die sie heute auch im Museumsdorf wieder zeigt. Ein dritter Gang, ein sog. Pellgang, der zum Peilen (Schälen) der Gerste diente, zur Herstellung von Gerstengraupen, der sog. Scheidegerste (geschälte Gerste), und mit dem die Bokeler Mühle später ausgestattet war, war also anfangs nicht vorhanden. Dieser dritte Gang wurde deshalb auch nicht wieder eingebaut, war aber auch, als diese Mühle in Bokel abgebrochen wurde, schon wieder be-seitigt.

Der Pellgang scheint frühestens 1841 eingebaut zu sein. Am 16. November des Jahres 1840 schreibt nämlich der Mühlensteinbruch-meister Kleingünther aus Ibbenbüren (Westf.), daß er den bestellten Pellstein noch nicht habe liefern können, „auch nicht gern einen schlechten machen wolle", daß er ihn aber so schnell wie möglich liefern werde. Vor 1841 aber wird das nicht mehr geschehen sein.

Was aber die jüngere und jüngste Geschichte der Bokeler Mühle betrifft, so kann teils aktenmäßig, teils mündlichen Aussagen zufolge noch dieses festgestellt werden: Der Bauer Georg Gotting in Bokel gewann später, vielleicht nachdem Rudolph Werner zurückgetreten war, einen neuen Teilhaber in Anton Kurre. Dieser bezog dann auch das „Müllerhaus". Im Jahre 1879 aber trat der Müller Anton Kurre als Mitinhaber der Bokeler Mühle wieder zurück. Sein Nachfolger wurde Josef Willenborg. Im Kaufvertrag von 1879 aber wird neben

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Wessel Josef Gotting, dem Sohn des obengenannten Georg Gotting, als Käufer genannt Diedrich Willenborg. Das war der Vater des obengenannten Josef Willenborg. Für diesen aber hatte der Vater den Mühlenanteil erworben. Josef Willenborg, der „abgehender Sohn" war, wurde damit abgefunden. Dieser bezog nun das „Müllerhaus", soll aber später an Stelle des alten, von Driver erbauten Müllerhauses ein neues erbaut haben. Das Jahr, in dem der Neubau erfolgte, steht jedoch nicht fest. Im Jahre 18% endlich verkauften Josef Gotting, der Sohn des Wessel Josef Gotting, und Josef Willenborg die Bokeler Mühle an Josef Hackmann. Dessen Sohn Heinrich Hackmann aber verkaufte sie 1938 an das Museumsdorf, in dem sie in den Jahren 1938 bis 1941 neu errichtet ward. Das heute im wesentlichen massiv gebaute Hackmannsche Haus aber zeigt noch einen älteren Fachwerk-teil, der offenbar von dem Hause herrührt, das einst von dem Müller Willenborg dem alten Standplatz der Bokeler Mühle gegenüber er-richtet worden war. Dieser ältere Fachwerkteil beweist deutlich, daß es sich bei dem Willenborgschen Hause schon um ein größeres „däftiges" Bauernhaus handelte.

Interessieren dürfte noch die Tatsache, daß zur Zeit, als die Bokeler Mühle erbaut wurde, 1764 also, Cappeln sowohl wie Emstek noch zum Amte Vechta gehörten, während sie heute zu den Ge-meinden des Kreises Cloppenburg zählen.

Schließlich sei noch erwähnt, daß unter den vielen, wahrschein-lich von den Müllern oder Müllerknechten in das Gefüge der Bokeler Mühle, d. i. in die Ständer, Balken, Riegel und Bänder eingegrabenen Jahreszahlen die älteste MDCCCVII (1807) lautet.

2. G e f ü g e u n d E i n r i c h t u n g d e r M ü h l e .

In der Reihe der Gebäude, die im Museumsdorf in Cloppenburg neu errichtet wurden, steht die Bokeler Mühle an zwanzigster Stelle. Sie stellt, wie der Quatmannshof, die „Burg" Arkenstede und der Hoffmannshof, einen wahren Monumentalbau dar. Mit ihren Flügeln reicht sie mehr als 25 m hoch.

Hinsichtlich ihrer Eigenart stellt die Bokeler Mühle eine sog. Turm- oder genauer gesagt: Achtkantwindmühle dar. Bei dieser Mühlenart steht der gesamte Unterbau (Turm oder Achtkant) fest und nur die Kappe (Haube) wird in den Wind gedreht. Diese sog. Turmwindmühle wird übrigens auch als Holländermühle bezeichnet. Indes sollen die Holländer keineswegs die nach ihnen genannte Windmühle erfunden haben. Sie wird nur so genannt, weil sie in Hol-

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land besonders oft begegnet und Holland als das klassische Land dieser Windmühlenform angesprochen wird. Der Erfinder dieser Mühle soll vielmehr kein Geringerer als der berühmte Maler Leo-nardo da Vinci sein, der bekanntlich ein ebenso bedeutender Inge-nieur wars).

Die ältere, deutsche Windmühle, die sog. Bockwindmühle, findet sich im Süden Oldenburgs nicht mehr. Mit Rücksicht auf das Mühlen-gehäuse wird sie auch als Kastenwindmühle bezeichnet. Bei dieser Mühlenart wird das ganze Gehäuse gedreht. Nur der Bock, auf dem die eigentliche Mühle ruht, steht fest.

Eine Besonderheit der Bokeler Mühle gegenüber fast allen übrigen Windmühlen des Oldenburger Münsterlandes beruht darin, daß die Außenkanten des Unterbaus noch nicht geschweift sind, son-dern von unten bis oben gerade verlaufen. Darin ist wohl eine ältere, dem Münsterland ursprünglich eigentümliche Mühlenbauart zu er-blicken. Der Mühlenbauer bezeichnet eine Mühle dieser Art jeden-falls als Münsterländermühle. Wie alle anderen Gebäude des Mu-seumsdorfes ist auch sie auf einem Findlingsfundament errichtet, sie ruht jedoch nicht unmittelbar auf diesem F u n d a m e n t . Auf die Findlinge ist vielmehr zunächst noch eine Backsteinmauer gesetzt und auf dieser erst steht der Turm der Mühle, das Achteck. Warum diese Backsteinmauer dazwischen geschoben wurde, ist unschwer zu sagen. Die Eckständer waren mit der Zeit unten abgefault, morsch geworden und wurden deshalb später durch Backsteine untermauert. Bei Bauern-häusern und anderen ländlichen Gebäuden kann man dasselbe häufiger beobachten. Eine hölzerne Schwelle, ein „Tafelment"'), wie der Mühlen-bauer sagt, fehlte, als die Bokeler Mühle abgebrochen wurde. — Ob ein solches „Tafelment" ursprünglich in der Bokeler Mühle vorhanden war, steht dahin. Die meisten Mühlen des Oldenburger Münsterlandes sollen ursprünglich damit ausgestattet gewesen sein. — Die acht Eck-ständer standen daher unmittelbar auf den Backsteinen. Daß der Back-steinsockel nicht von Anfang an vorhanden war, unterliegt keinem Zweifel. Die Eckständer aber beim Wiederaufbau nach unten hin; d. i. bis auf die Findlinge, zu verlängern, sie anzustücken und auf den Backsteinsockel zu verzichten, war unmöglich. Dadurch hätte die Mühle an der nötigen Festigkeit verloren. Es ging aber auch nicht an,

3) Vgl . Herrn. O p de Hipt : Windmühlenprax is , V e r l a g der W o c h e n s c h r i f t „Die M ü h l e " , Leipzig, S . 41 und K. Bilau, W i n d m ü h l e n b a u e inst und jetzt , Ver lag der W o c h e n s c h r i f t , .Die Mühle" , Leipzig, S . 6.

Vgl. Fr iedrich Drube, Mühlen in Schleswig-Holstein, Karl Wachholtz , Hamburg, S. 92: „Taf lement" .

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die verkürzten Ständer unmittelbar auf die Findlinge zu setzen, noch auch die Findlinge höher hinauf zu mauern. In jedem Fall wäre die äußere Gestalt der Mühle eine andere geworden, als sie ursprünglich war. Deshalb sind die Backsteine geblieben. Von außen sind sie nicht zu sehen, weil die Verschindelung der Mühle bis auf die Findlinge Abb. 16 hinabgeführt ist. So wurde äußerlich das alte Bild wiederhergestellt.

Die eigentliche Mühle stellt einen einzigen Holzbau dar. Auf dem Steinfundament ruht heute zunächst das „Tafelment", eine Abb. 15 ringsum laufende, in sich geschlossene hölzerne Schwelle. Die Mühle gewinnt durch sie an Standfestigkeit außerordentlich. Auf dieser Schwelle stehen die mächtigen, über 10 m langen Achteckständer, die oben durch ein gleiches „Tafelment", einen Holzkranz zusammen-gehalten werden. Außerdem wurden je zwei, einander gegenüber-stehende Achteckständer durch vier im Innern der Mühle in be-stimmten Abständen übereinanderliegende Balken miteinander ver-bunden. Zwei derart miteinander verbundene Ständer bilden ein .,Ge-bind". Wie das Bild zeigt, sind die drei oberen Balken ihrerseits noch Abb. 5 durch Bänder (Streben) mit den Achteckständern verbunden. Die Balken der vier Gebinde der Mühle sind kreuzweise übereinander-gelegt, und zwar liegen je zwei Balken in gleicher Höhe immer un- Abb. <> mittelbar auf den beiden übrigen. Schließlich sind die einzelnen Acht-eckständer noch rundherum durch Kreuzverbandshölzer, sog. Andreas- Abb. 12,1s kreuze, und Riegel, die zwischen diesen liegen und daher kurz Zwischenriegel genannt werden, miteinander verbunden, so daß nach Abb. 12,15 den Regeln der Zimmermannskunst ein in sich sehr stark verfestigtes Gefüge entsteht, das jedem Sturm zu trotzen imstande ist, zumal es sich nach oben verjüngt. Um das obere „Tafelment" tragfähiger zu gestalten, ist dieses schließlich noch durch sogen. Bänder mit den Abb. 14 einzelnen Ständern verbunden. Diese beiderseits der acht Ständer an-gebrachten Bänder — insgesamt also sechzehn an der Zahl — führen in der Mühlensprache die Bezeichnung „Hundeohren".

Auf dem Achtkant ruht die M ü h l e n k a p p e , die wie schon aw>. 11 erwähnt, im Gegensatz zu dem feststehenden Unterbau, dem Achtkant, drehbar ist. Um sie leichter drehen zu können, ist bei der Bokeler Mühle zwischen die beiden Hauptbestandteile, den Turm und die Kappe, ein eiserner Rollkranz eingefügt, und zwar sind auf das obere Tafelment zunächst zwei rundum laufende U-Eisen gelegt, die mit ihren offenen Seiten aneinanderstoßen. Auf diesen Eisen laufen die eisernen Rollen, die untereinander durch eiserne Bänder zu einem Rollkranz verbunden sind. Oben darauf gelegt sind zwei weitere, eben-falls rundum laufende U-Eisen, die in gleicher Weise gelagert sind.

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136 Heinrich Ottenjann

Die Rollen zeigen beiderseits einen Überstand, der sich, wenn die Kappe gedreht wird, außerhalb der unter und über den Rollen rundum laufenden U-Eisen bewegt, so daß ein Abrutschen unmöglich ist. Ursprünglich aber war die Bokeler Mühle nicht mit einem solchen eisernen Rollkranz versehen. Vielmehr ist dieser erst kurze Zeit vor dem Weltkrieg eingelügt worden und an die Stelle des älteren höl-zernen Schleppkranzes getreten, mit dem die Turmwindmühlen ehe-mals allgemein ausgestattet waren. Das Zwischenglied in der Ent-wicklung, den hölzernen Rollkranz, den z. B. noch die Essener Wind-mühle zeigt, hat es bei der Bokeler Mühle niemals gegeben. Es ist natürlich erheblich schwieriger, eine Mühlenkappe in den Wind zu drehen, wenn die Rollen fehlen und auf dem oberen Tafelment des Achtecks lediglich ein Holzkranz angebracht ist, über den die Kappe regelrecht geschleppt werden muß. Diesen Zustand zeigt heute bei-spielsweise noch die nur mit einem Schleppkranz ausgestattete Lastruper Mühle. Getragen wird die Mühlenkappe von zwei besonders starken Balken, die daher auch Tragbänke oder aber Fughölzer ge-nannt werden. Sie sind unmittelbar auf die oberen rundum laufenden U-Eisen des Rolikranzes gelegt und untereinander durch Quer-balken verbunden, die in die Fughölzer eingezapft, eingeklammert oder auch nur auf sie gelegt sind. In die Außenseite der Fughölzer sind dünne kurze Balken eingezapft, die sog. Fugholzstiche, die sich ebenfalls aul die beiden oberen U-Eisen legen und mit ihren äußersten Enden beiderseits einen halbmondförmigen Pfettenkranz tragen, den sog. Dachkranz. Auf diesem stehen wiederum die gebogenen, oben in-einander verzapften Sparren, die ihrerseits obendrein noch durch sog. Hahnenbalken miteinander verbunden werden, die ebenfalls gebogen erscheinen. Vorne zwischen den beiden Fughölzern, und zwar diesen parallel, ruht ein kürzerer Balken, der nur bis zum ersten Querbalken reicht, und „Kalb" genannt wird. Zusammen mit den beiden Fug-hölzern trägt dieses sog. Kalb, und zwar innerhalb des Vordergiebels, einen starken Querbalken, der in der Sprache des Mühlenbauers den Namen „Windbalken" führt. Darauf gelegt erscheint zunächst ein sog. „Unterholz" und darauf endlich der sog. „Katzenstein", der seinerseits unmittelbar die Achse trägt. Die Achse aber ruht auf diesem Katzen-stein mit dem sog. Achsenhals.

Die A c h s e der Bokeler Mühle, die ursprünglich ganz aus Holz, über 7 m lang und am Kopf 70X70 cm stark war, wurde beim Wieder-

um. u aufbau mit einem eisernen Wellkopf versehen. Das war notwendig, weil der hölzerne Kopf bereits angefault war und deshalb andernfalls eine ganz neue Achse hätte eingebaut werden müssen. Es geschah

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Die Bökeler Mühle im Querschnitt — L ^ U h f . r M * 6 » U b I 100

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Die B o k e l e r Mühle im Museumsdorf zu Cloppenburg 1 3 7

aber auch, um dauernden, kostspieligen Reparaturen aus dem Wege zu gehen. Durch den eisernen Wellkopf sind sog. „Bruststücke" ge-steckt, Balken, die nach beiden Seiten aus dem Wellkopf gleich weit herausschauen und insgesamt je 11,20 m lang sind. An diesen Brust-stücken sind mittels eiserner Bolzen und Schraubenbänder die v i e r F l ü g e l b ä u m e befestigt, die auf der einen, d. i. der Segel- oder Abb. t, n Heckseite, die Heckscheite, auf der anderen, d. i. der Bretter- oder Sturmseite, kürzere Scheite tragen. Die kürzeren Scheite sind unter-einander verbunden durch sog. Saumleisten, die über die äußersten Enden der Scheite gelegt sind und den Flügelbäumen parallel ver-laufen. In derselben Richtung verlaufen die Laufleisten, die die Heck-scheite miteinander verbinden, nur daß ihrer drei in gleichen Ab-ständen nebeneinander angebracht sind. Soll die Mühle laufen, wird die breitere Segelseite, wie der Name sagt, mit Segeln bespannt, die Bretterseite dagegen mit Brettern versehen.

Unter den Balken, die die beiden Fughölzer miteinander ver-birden, sind in erster Linie der kurze und der lange Sprit-5) oder Schwertbalken zu nennen. Beide schauen beiderseits weit aus der Abb. 12,1» Mühlenkappe heraus und ruhen auf den Fughölzern. Der kleinere von ihnen dient gleichzeitig als Giebelbalken des hinteren Giebels. Mit den Schwertbalken verbunden sind beiderseits die großen und kleinen Abb. n Schwerter, die von den sog. Schwertbalken schräg herunterlaufen und mit ihren unteren Enden am sog. Mühlenstert befestigt sind. Letz-terer hängt vom kleinen Schwertbalken außen gerade herunter. An seinem unteren Ende trägt dieser Mühlenstert den Drehkasten mit der eisernen Drehvorrichtung. Mittels dieser Vorrichtung sowie des ge-samten D r e h w e r k s , innerhalb dessen die Schwerter, die Schoren Abb. 17 oder Schrägen, wie sie im Volksmund heißen, auf Zug und Schub be-rechnet sind, dreht der Müller die Mühle jeweils in den Wind. Durch den oben beschriebenen eisernen Rollkranz wird diese Arbeit, wie schon erwähnt, wesentlich erleichtert. Das Drehen selbst erfolgt mittels eines eisernen Drehers, eiserner Triebräder und einer eisernen Rolle, die am untersten Ende des Mühlensterts innerhalb des erwähnten Drehkastens befestigt ist, sowie einer Kette, die mit dem einen Ende in dieser Rolle verankert ist, mit dem anderen dagegen, und zwar mittels eines eisernen Hakens, fest in den Umgang greift. Wird näm-lich die Rolle gedreht, so windet sich die Kette auf, und das Dreh-werk und mit ihm die Mühlenkappe wird langsam vorwärts bewegt, in den Wind gedreht. Ist die Kette ganz oder fast ganz aufgerollt, so

Ä) S p r e e t b a l k e n (vgl. D r u b e a. a. O. 93 u. 95, Op de Hipt a. a. O. 125).

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138 Heinrich Ottenjann

wird sie vom Umgang gelöst, wieder abgerollt und erneut im Umgang befestigt. Dann wird von neuem gedreht und so diese Arbeit fort-gesetzt, bis „die Mühle in den Wind gedreht" ist. Ein Stützkasten, der fest zwischen den Umgang und das untere Ende des Mühlensterts ge-klemmt wird, dient dazu, das Drehwerk festzustellen, damit es nicht zu sehr vom Winde hin- und hergezerrt wird; denn dadurch würde es mit der Zeit ohne Frage gar sehr leiden. Eine Windrose, die die Mühlenkappe selbständig in den Wind dreht, hat die Bokeler Mühle noch nicht. Insofern ist sie altertümlich geblieben.

T«I. 3 Mit der Mühlenkappe wird gleichzeitig die Achse und das an seinem äußersten Ende befestigte Flügelkreuz, das wohl auch Ruten-kreuz genannt wird, gedreht, aber auch das große K a m m r a d , das um die Achse gelegt ist und innerhalb der Mühlenkappe seinen Platz findet. Um dieses Kammrad ist außerdem ein starker Holzkranz

Tai 4 gelegt, die B r e m s e , die durch den aus der Mühlenkappe weit nach hinten hinausragenden Bremsbaum bedient wird. Sobald man nämlich

Abb. 17 an der Kette zieht, die außen vom Bremsbaum herunterhängt, wird das in der Kappe befindliche kürzere Ende dieses Baumes, der einen ungleicharmigen Hebel darstellt, gehoben. Da der Bremsbaum im Innern der Mühlenkappe jedoch mittels einer eisernen Kette wiederum mit dem freien Ende eines Bremsbalkens verbunden ist, wird dieser, der mit dem entgegengesetzten Ende in einem sog. Hanger befestigt ist, gleichzeitig gehoben. Dieser Bremsbalken aber stößt seinerseits mittels einer senkrecht auf ihm stehenden eisernen Stange unter die — übrigens aus Weichholz, d. i. dem Holz der Pappel hergerichtete — Bremse. Damit letztere sich aber rundherum gleichmäßig vom Kamm-rad löst, ist auf der einen Seite ein Brett außerhalb der Bremse an-gebracht und auf der anderen Seite, und zwar auf einem der Fug-hölzer, ein Widerstand besonderer Art geschaffen. Der Bremsbalken wird übrigens, wenn die Bremse gezogen wird, an einem sog. Streicher vorbeibewegt und an diesem aufgehängt, solange die Mühle laufen soll. Hinterher gleitet der Bremsbalken an diesem Streicher auch wieder herunter. Zu den weiteren, die beiden Fughölzer verbindenden Balken zählen der Achslagerbalken, auf dem das tiefer liegende hintere Ende der Achse ruht, der Achsdruckbalken, vor den dieses Ende der Achse mit einem Stahlzapfen stößt, und der Königslagerbalken, der über der Königsspindel ruht.

Abb. 1,12 Zuunterst zeigt die Mühle eine D u r c h f a h r t , die nach außen hin begrenzt ist durch zwei große Tore, nach den Seiten hin jedoch, d. i. im Innern der Mühle, durch je drei kräftige Ständer, die die beiden untersten sog. Trägerbalken stützen und damit alle weitere

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Last, die von oben her auf diese Balken drückt, tragen helfen. Un-mittelbar und quer über diese beiden Balken sind zwei weitere gelegt, die den untersten, den sog. M e h l - od er M a h l b o d e n tragen helfen. Die unterste Treppe führt zu ihm hinauf. Auf diesem Boden finden sich die sog. Mahlstuhlständer, je zwei Ständer, die durch je T«i. s einen in diesen Ständern beweglichen Balken miteinander verbunden sind Auf diesen Balken ruhen an dem einen festliegenden Ende die eisernen Spurkästen, in denen die eisernen Tragspindeln stehen. Diese Balken werden daher auch kurz Spurbalken genannt. Mittels einer Hebevorrichtung, die bis auf den zweiten Boden hinaufreicht und von diesem, aber auch vom unteren Boden aus bedient werden kann, wird der Spurbalken und mit ihm die eiserne Tragspindel und damit wiederum der über dem jeweiligen Bodenstein ruhende Läuferstein, der auch kurz Läufer genannt wird, gehoben und gesenkt. Denn die eiserne Tragspindel greift mit einem konischen Zapfen in das eiserne dreiflügelige Steinkreuz, auf dem der Läuferstein ruht. Auf dem Mahl-oder Mehlboden zeigt sich aber auch, und zwar unterhalb des sog. Mahl- oder Schrotganges, ein sogen. Sackstuhl, auf dem ein Sack steht. T*'-6

der das durdh den Mahltrichter oder die Sackpfeife herabfallende Mehl aufnimmt. Auf der gegenüberliegenden Seite jedoch, d. unter-halb des sog. Beutelganges, steht die Beutelkiste, in der unter einem T«i. 7 leichten Neigungswinkel ein mit Bronzedaht bespannter Zylinder ruht. Dieser Zylinder nun, der mittels mehrerer Kammräder und einer Vor-legewelle mit der eisernen Tragspindel verbunden ist, wird in Drehung versetzt, sobald der Beutelgang in Bewegung gerät. Da das Mahlgut des Beutelganges aber nicht wie das des Schrotganges durch den Mahltrichter unmittelbar in einen Sack, sondern zunächst in diesen Zylinder geleitet wird, wird durch diesen nun während der Drehung das Feinmehl von der Kleie gesondert. Das erstere fällt durch das Bronzegewebe in der Beutelkiste nieder, die Kleie aber wird weiter geleitet in einen besonderen, außerhalb der Beutelkiste, und zwar an ihrem unteren Ende angebrachten Kleiekasten. Unter der Beutelkiste sowohl als auch unter dem Kleiekasten aber werden Säcke angebracht, die das Feinmehl und die Kleie aufnehmen.

Durch zwei Türen, die sog. Umgangstüren, gelangt man von diesem Boden auf den U m g a n g , d. i. die an der Außenseite mit Abb. t, 17 einem Geländer versehene Galerie, die rund um die Mühle herum-gelegt und auch selbst achteckig ist, und die einerseits von Balken, sog. Ringhölzern, die von außen her dicht um die Mühle herumgelegt Abb. lt sind und auf Konsolen ruhen, die auf den Achteckständern befestigt sind, andererseits aber von Ständern getragen wird, die unter die

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äußersten Ecken des Umgangs gestellt und beiderseits mittels sog. Bänder mit den äußeren Ringhölzern des Umgangs verbunden sind. Von diesem Umgang aus kann der Müller das Drehwerk, die Bremse und das Mühlenkreuz bedienen.

Eine zweite Treppe führt von dem untersten, dem Mahlboden, auf den von der zweiten Balkenlage getragenen S t e i n b o d e n . Hier ruhen die Mühlsteine, auf jeder Seite ein Boden- und ein darüber-liegender Läuferstein. Von diesen beiden Mahlgängen stellt, wie schon erwähnt, der eine den Mahl- oder Schrot-, der andere den Beutelgang

Tms. 8 dar. Die beiden Steinpaare sind durch darübergelegte hölzerne Bütten") nach außen hin abgekleidet. Jede einzelne Bütte steht auf einem von Schlingklötzen getragenen hölzernen Steinschling und trägt ihrerseits einen Schlitten, in dem der sog. Schüttler oder Rüttelschuh sich hin-und herbewegt. Über dem Schlitten steht ein großer Trichter, der sog. Rumpf, durch den das Korn über den Schüttler zwischen die Steine befördert wird, die das Korn zu Schrot (Futter- oder Backschrot) oder Feinmehl vermählen. Vor dem Rumpf auf der Bütte steht die Sackbank, auf die der mit Korn gefüllte Sack gestellt wird, unten vor der Bütte die Fußbank, auf die der Müller tritt, wenn er den vollen Sack auf die Sackbank hebt. Uber der Mitte der Steine erhebt sich

Tai. 5 auf jeder Seite eine Holzspindel, die am unteren Ende mit einem Vier-kanteisen, das in einer eisernen Klaue endigt, versehen ist und die des-halb auch kurz Klauspindel genannt wird. Diese Klauspindeln greifen von oben her in die dreiflügeligen Steinkreuze, die von unten her in die Läufersteine fest eingelassen sind. So vermögen die Klauspindeln, wenn die Mühle in Betrieb ist, die Läufersteine zu drehen. Am oberen

Tal. » Ende dieser Spindeln sind Triebräder befestigt, die mit Triebstöcken ausgestattet sind; zwischen diese Triebstöcke greifen die Kämme des

Abb. 6 mitten zwischen den beiden Triebrädern sich drehenden großen Stirn-rades, das um das untere Ende der sog. Königsspindel gelegt ist, die ihrerseits getragen wird von einem starken, kurzen Balken, dem sog. Königsspindelspurbalken, der auf der drittuntersten Balkenlage des Achtkants ruht. Dies alles ist vom Steinboden aus zu sehen, weil diese drittunterste Balkenlage in der Bokeler Mühle nicht wie bei manchen anderen Mühlen mit einem Boden versehen ist. Weil dieser dritte Boden anderer Mühlen unmittelbar über den erwähnten Spindelrädern, die im Volksmund auch Spillräder7) heißen, liegt, heißt dieser Boden auch kurz Spillboden. Ein solcher fehlt also in der Bokeler Mühle.

") Vgl . D r u b e a. a. O. S . 82 : Kuup — Büt t , B ü t t e " . 7) Vgl . Drube a. a. O. S. 81 : „ S p i l l . . . " g l e i c h b e d e u t e n d mit Spindel .

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Die B o k e l e r Mühle im Museumsdorf zu Cloppenburg 1 4 1

Man sieht in der Bokeler Mühle vom Steinboden unmittelbar bis unter den folgenden, auf der vierten, regelrechten Balkenlage der Mühle ruhenden Boden, d. i. den sog. Kappboden. Wie der Name sagt, liegt dieser Boden bereits unmittelbar unter der Kappe. Daher führen auch zwei Treppen unter Zuhilfenahme eines Podestes in der Bokeler Mühle vom Stein- zum Kappboden. Zwischen der dritten und vierten Balkenlage erblickt man vom Mahlboden aus in der Bokeler Mühle aber noch zwei weitere, quer zur Durchfahrt verlaufende Balken, sog. Zwischenbalken, die in die Achteckständer nicht wie die übrigen Balken eingezapft, sondern seitlich an ihnen befestigt sind, die auch nicht durch Kopfbänder noch obendrein mit den Achteckständern verbunden sind. Diese beiden Zwischenbalken tragen ihrerseits wieder zwei kür-zere Balken, die im rechten Winkel zu diesen, und zwar beiderseits des großen Stirnrades verlaufen und nur ein kleines Stück von diesem abgerückt erscheinen. In diesen kürzeren Balken ist das obere Ende der Mahlgangspindeln befestigt. Sie heißen kurz Spindelbalken, ge-nauer Mahlgangspindelbalken. Eine A u s r ü c k v o r r i c h t u n g , die vom Steinboden aus bedient werden kann, gestattet diese beiden Spindelbalken mitsamt den Mahlgangspindeln und ihren Triebrädern von dem großen Stirnrad seitlich abzurücken und die betreffenden Mahlgänge damit auszuschalten. Entsprechend können sie natürlich hinterher wieder eingeschaltet werden.

Vom Steinboden läßt sich auch die S a c k w i n d e bedienen, die TA u die mit Korn gefüllten Säcke von unten her durch die Luken im Mehl-und Steinboden automatisch heraufzieht, sobald man diese Winde mit dem Mühlengetriebe in Verbindung setzt. Zu diesem Zweck ist ober-halb des großen Stirnrades ein sog. Schlepprad um die Königsspindel T , J ' * gelegt, das sich mit einem zweiten Gleitrad, das senkrecht darauf steht und um die Welle der Sackwinde gelegt ist, berührt, sobald die Sackwinde eingeschaltet ist. Sind keine Säcke emporzuziehen, so wird die Sackwinde ausgeschaltet. Dann lösen sich die Gleit- oder Schlepp-räder wieder voneinander. Die Welle der Sackwinde ruht mit dem einen Ende, d. i. nahe den Brettern, die die Verschindelung tragen, fest auf einem Balken, mit dem anderen Ende im Innern der Mühle, d. i. nahe der Königsspindel, auf einem Balken, der in zwei sog. Hangern beweglich ruht. Nur so ist es möglich, die Sackwinde mitsamt dem Schlepprad zu heben und zu senken. Auf dem Steinboden findet sich endlich noch ein mächtiger W e n d e b a u m mit einer starken Trf.n eisernen Schraube mit nachgeschnittenem Gewinde am äußersten Ende des waagerechten Wendebalkens. Um diese Schraube ist oberhalb des Wendebalkens eine Flügelmutter gelegt, unten aber trägt sie zwei

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1 4 2 Heinrich Ottenjann

mächtige, bewegliche eiserne Bügel, die mittels der an ihrem unteren Ende angebrachten starken eisernen Bolzen seitlich in die Läufer-steine zu greifen vermögen. Auf solche Weise lassen sich die Läufer-steine verhältnismäßig leicht hochheben, beiseiteschieben und um- und niederlegen. Dies ist z. B. erforderlich, wenn die Mühlsteine nach-geschärft werden sollen, was von Zeit zu Zeit sich als notwendig er-weist. Die Bodensteine liegen für diese Arbeit ohne weiteres richtig und brauchen deshalb in keiner Weise bewegt zu werden. Sämtliche Mahlsteine zeigen die sog. Bogenfelderschärfe. Die einzelnen Bogen laufen sämtlich nach rechts. Die Geräte, mit denen die Steine geschärft werden, und die daher stets bereitliegen müssen, sind der sog. Kraus-hammer und die Steinpicken. Daß der beschriebene Steinkran noch jüngeren Datums ist, darauf weist schon all das Eisen hin, mit dem er ausgestattet ist. Ursprünglich soll man sich sog. Steintaue für diese Arbeit bedient haben.

T«i. 5 Wie schon erwähnt, kann man vom Steinboden aus auch die Stein-hebe-, oder wie man hierzulande sagt, die S t e i n l i c h t e v o r -r i c h t u n g bedienen. Während man nämlich vom Mahlboden aus den Lichtebüngel (ein schweres Holzgewicht) herunterzieht, um einen der Läufersteine zu heben, drückt man, wenn man auf dem Steinboden steht, den Lichteschwengel zu diesem Zwecke nieder. Lichteschwengel und Lichtbüngel stehen nämlich untereinander in Verbindung, da das Tau, an dem der Lichtebüngel hängt, zum Steinboden hinaufreicht und hier mehrmals um den Lichteschwengel geschlungen ist, während das andere Ende des Taues im Steinboden befestigt ist. Daß man aber auf solche Weise mittels eines leichten Händedrucks einen 3000 bis 4000 Pfund schweren Stein, d. i. den Läuferstein, heben kann, hängt damit zusammen, daß der Lichteschwengel, ein ungleicharmiger Hebel, auf einen zweiten derartigen Hebel einwirkt, den im rechten Winkel hierzu ebenfalls oberhalb des Steinbodens angebrachten Lichtebaum, der seinerseits endlich die ausgelöste Bewegung auf einen dritten un-gleicharmigen Hebel überträgt, auf den schon erwähnten sog. Spur-balken; diesen erblickt man bekanntlich vom Mehlboden aus; er ver-läuft mit dem Lichteschwengel wieder in derselben Richtung und trägt den Spurtopf und die darin ruhende eiserne Tragspindel, auf deren konischem Zapfen das Steinkreuz ruht, das, wie schon erwähnt, von unten her in den Läuferstein eingelassen und mit diesem fest ver-bunden ist. Es ist also das Zusammenwirken von drei ungleicharmigen Hebeln, das diese an sich schwere Arbeit in solch außerordentlicher Weise erleichtert. — Der ungleicharmige Hebel spielt in der Mühle überhaupt, wie auch aus der ganzen Darstellung klar wird, eine große

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Rolle. So arbeitet z. B. auch die Sackwinde mit zwei kombinierten derartigen Hebeln.

Auf dem K a p p b o d e n angelangt bemerkt man endlich den am oberen Ende der Königsspindel befestigten Bunkler, ein Rad, das sich T*'-3

wie das große Stirnrad und die Triebräder der Mahlgangspindeln in der horizontalen Ebene bewegt und mit seinen Kämmen zwischen die Kämme des großen, um die Mühlenachse gelegten Kammrades greift. Letzteres steht senkrecht zur Achse, ist aber trotzdem nicht ganz vertikal gelagert, sondern dreht sich, da die Achse selbst vorn höher liegt, und schon damit die Mühlenflügel den Unterbau der Mühle nicht berühren, vorn höher liegen muß als hinten, wie diese Achse unter einem bestimmten Neigungswinkel. Die K ö n i g s s p i n d e l wird, wie ebenfalls vom Kappboden aus zu sehen ist, oben gehalten von einem Querbalken, dem Königslagerbalken, der unmittelbar über der Königsspindel ruht und in die beiden Fughölzer eingezapft ist, die Tragbalken der Kappe; diese sind seitlich stark nach außen aus-gebuchtet, damit das gewaltige Kammrad zwischen ihnen sich drehen kann. Vor dem Königslagerbalken sitzt das sog. Schloßholz. Mittels eiserner Bolzen ist es mit dem vorgenannten Lagerbalken verbunden. Zwischen beiden dreht sich der eiserne Zapfen der Königsspindel.

Über eine sog. Hahnenleiter steigt man endlich in die K a p p e , auf die beiden sog. Halbmonde, die auf der einen Seite von dem Fug- Abb. Ju.i holz, auf der anderen Seite von dem Dachkranz begrenzt sind. Aber nicht nur die sog. Halbmonde, auch der Raum zwischen den beiden Fughölzern einerseits, dem Kammrad und dem Vordergiebel anderer-seits, ist mit Brettern ausgelegt. Die Hahnenleiter selbst ist an einem der Tragbänke der Kappe befestigt und schwebt im übrigen frei in der Luft. Sie darf mit dem Kappboden in keiner Weise verbunden sein, darf mit anderen Worten auf diesem Boden nicht fest aufstehen, weil sie mit dem Fugholz, an dem sie hängt bzw. mit der Kappe sich drehen muß, während der Kappboden fest mit dem unbeweglichen Unterbau der Mühle verbunden ist.

Der eigentliche Turm der Mühle, das Achteck, ist nach außen hin mit starken Bohlen verbrettert. Auf diesen Bohlen aber sind die Holz- Ab''- 2.

16 b . 17

schindeln, die Späne, wie man hierzulande ehemals sagte, befestigt, die dreimal übereinandergreifen. Die Mühlenkappe dagegen ist nicht verbrettert, sondern zunächst nur belattet, dann aber, wie das Achteck, verschindelt. Die Verschindelung bedeutet einen starken Schutz und verleiht der Mühle ein äußerst gefälliges Aussehen. Diese V e r -s c h i n d e l u n g ist als durchaus münsterländisch anzusprechen und wurde auch an Bauernhausgiebeln, aber auch an Türmen alter Dorf-

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kirchen mit Vorliebe verwendet. Bei der Verschindelung wird stets von unten nach oben gearbeitet. So können auch die Nägel, die der Befestigung der Schindeln dienen, verdeckt werden. Die Schindeln werden mit anderen Worten verdeckt genagelt. Nur wo ausnahms-weise die Nägel nicht verdeckt werden können, nimmt man statt der geschmiedeten, eisernen Nägel solche aus Kupfer. Im übrigen werden die Schindeln, die oben dünner und unten dicker, aber alle gleich lang sind, dabei jedoch verschieden breit sein können, in jeder Reihe so gelegt, daß die obere Schindel stets die Fuge zwischen zwei darunter-liegenden Schindeln, soweit möglich, verdeckt. Insgesamt erforderte die Bokeler Mühle annähernd 25 000 Schindeln.

Wie arbeitet nun die Mühle? Fällt der Wind in die gespannten Segel der Flügel oder auch nur gegen deren Bretterseite, so dreht sich das Flügelkreuz und damit die Achse sowie das auf dieser Achse be-festigte Kammrad. Dieses greift in den Bunkler, bringt damit die Königsspindel und zugleich das an dem unteren Ende dieser Spindel fest aufsitzende Stirnrad in Bewegung. Das Stirnrad überträgt die Bewegung zunächst wieder auf die Triebräder der sog. Mahlgaug-spindeln, sodann auf diese selbst und schließlich auf die Läufersteine, da die Mahlgangspindeln, wie oben bereits auseinandergesetzt wurde, mit ihren eisernen Klauen in die mit den Läufersteinen festverbun-denen Steinkreuze greifen.

Was aber den eigentlichen Mahlvorgang betrifft, so beobachten wir im einzelnen folgendes:

Der Bauer fährt den mit Säcken beladenen Wagen in die Mühle und hält in der Durchfahrt; der Müller stellt die Sackwinde an und zieht einen Sack nach dem anderen durch die Luken des Mahl-und Steinbodens hoch. Dann nimmt er einen dieser Säcke, steigt da-mit auf die Fußbank, stellt den Sack auf die Sackbank, bindet ihn auf und läßt die obere Hälfte des Sackinhaltes in den Rumpf fließen. Aus dem Rumpf fällt das Korn in den Rüttelschuh, der es zwischen die Steine weiterleitet. Die beim Schärfen in die Innenseiten der Mahl-steine geschnittenen Bogenlinien sind an sich alle rechtsläufig, laufen aber in Wirklichkeit, d. i. wenn die Mühle läuft und die Läufersteine, die mit der geschärften Unterseite auf die gleichfalls geschärfte Ober-seite der Bodensteine gelegt sind, sich drehen, in entgegengesetzter Richtung, d. i. widergleich. Sie zermahlen nicht nur das Korn, sondern leiten das gemahlene bzw. geschrotene Korn auch mehr und mehr an die Außenseite der Steine und schließlich zu einer bestimmten Stelle, nämlich zu der Öffnung hin, durch die es in die darunter befindliche Sackpfeife und aus dieser in den auf dem Sackstuhl stehenden leeren

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Taf . l 3

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T a f e l 4

Die Bremsvorrichtung

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Tafe l 5

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Die Sfeinh ebe vor rieh tung

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Tafe l 6

Sdcksfuh! mit Mehl pfeife

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Tafe l 8

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Das Getriebe: Das Stirnrad mit den beiden Spindelrädern; darüber die beiden Gleit -räder der Sackwinde

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Sack fällt. Inzwischen hat der Müller dann auch schon die letzte Hälfte des Sackinhaltes in den Rumpf geschüttet und verfährt mit den übrigen Säcken ebenso, bis alles Korn vermählen bzw. geschroten ist. Dann läßt er die mit Mehl gefüllten Säcke vom Mehlboden mittels der Sackwinde durch die Luken auf den in der Durchfahrt stehenden Wagen zurücklaufen, und der Bauer fährt heim. — Will der Bauer aber nicht Schrot, sondern Feinmehl erhalten, so bedient sich der Müller beim Mahlen nicht des Schrot-, sondern des Beutelganges. Das Mahlgut fällt durch den Mahltrichter in den im Innern der Beutel- Tal.; kiste rotierenden, mit Bronzegaze bespannten, leicht geneigten Zylinder. Das eigentliche Mehl aber fällt aus dem Zylinder durch die Bronzegaze unten in die Beutelkiste-und von hier durch einen Aus-lauf in einen Sack. Die Kleie aber, die nicht durch die Bronzegaze zu fallen vermochte, rollt weiter in einen außerhalb der Beutelkiste angebrachten besonderen Kasten und aus diesem durch einen Aus-lauf ebenfalls in einen Sack, der unter dem Kleiekasten steht. Da mit dieser Kleie aber nach dem ersten Mahlgang noch ziemlich viel Mehl in den Kleiekasten fiel, wird alles noch einmal gemahlen, oft noch ein drittes Mal, bis alles reine Mehl außer einem kleinen Rest der übrig-bleibenden Kleie abgewonnen wurde. Zu diesem Zweck werden die beiden Steine, Läufer- und Bodenstein, immer enger gestellt.

3. A b b r u c h u n d W i e d e r a u f b a u d e r M ü h l e . »

Eine Turmwindmühle so abzunehmen, daß sie wiederaufgebaut werden kann, daß sie mit anderen Worten einigermaßen heil, Stück für Stück, herunterkommt, ist ein äußerst schwieriges Unternehmen. Ebenso schwierig ist der Wiederaufbau. Das Verfahren ist im wesent-lichen das gleiche, nur daß beim Wiederaufbau fast in allen Dingen umgekehrt verfahren wird. Jedenfalls gestaltet sich der Aufbau einer Mühle wesentlich schwieriger als der eines Hauses, selbst des größten B a u e r n h a u s e s .

Es ist aber auch interessant, den Aufbau einer holländischen Mühle im einzelnen zu verfolgen. Nachdem zunächst das untere Tafel-nient, um mit dem Mühlenbauer zu sprechen, auf das Steinfundament gelegt, ein die ganze Mühle überragender starker Mast, an dem jedes einzelne Stück hochgezogen wird, mittels zweier kleinerer Masten auf- Abb. s gestellt und die Erdwinde aufgebaut ist, werden vorerst die beiden ersten Gebinde am Boden fertig verzimmert. Sodann wird zunächst das eine dieser beiden Gebinde hochgewunden und an dem vorerst mitten io der Mühle stehenden Mast provisorisch befestigt; dann wird das 10 O l d e n b u r j e r J r f i rbuch 1940/41

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Abb.4u. 5 zweite Gebind hochgewunden und zunächst einseitig mit dem ersten durch die erwähnten Zwischenriegel und Andreaskreuze fest verbunden; die andere Seite dagegen bleibt einstweilen noch offen. Der Mast steht nämlich noch mitten in der Mühle und könnte sonst daraus nicht mehr entfernt werden. Das dritte und vierte Gebind können nun nicht mehr geschlossen hochgezogen werden. Es werden vielmehr nunmehr die vier übereinanderliegenden Balken des dritten Gebinds einzeln hoch-gezogen und über die Balken der beiden ersten Gebinde gelegt. Dann

Abb. s werden die beiden Ständer dieses Gebindes, erst der eine, dann der andere, hochgewunden und die zugehörigen Balken und Kopfbänder mit ihren Zapfen in ihnen verfestigt. Dann können diese beiden Ständer auch mit den am nächsten stehenden Ständern der beiden ersten Ge-binde durch Querriegel und Andreaskreuze verbunden werden. Bevor dann aber die einzelnen Balken des vierten und letzten Gebinds hoch-gezogen und aufgelegt werden können, muß der Mast aus der Mitte

Abb.» der Mühle fort ein wenig seitwärts gerückt werden, und zwar nach der Seite hin, die zwischen den beiden ersten Gebinden offenblieb, jedoch nur gerade soweit, wie es die vorbestimmte Lage des Balken des letzten Gebinds erforderlich macht. Sind dann aber auch diese Balken an ihren Platz befördert, kann nun auch der siebente Achteckständer hochgezogen und sowohl mit den entsprechenden Balken als auch mit den beiden benachbarten Ständern durch Riegel und Andreaskreuze verbunden werden. Bevor aber der letzte Achteckständer aufgerichtet

Abb. 6-io wird, wird das große Stirnrad, das zwischen der dritten und vierten Balkenlage seinen Platz finden soll, hochgewunden. Erst dann kann

Abb. l* daran gedacht werden, auch den letzten, den achten Ständer an seinen Platz zu bringen, ihn mit den zugehörigen Balken und auch mit den beiden benachbarten Ständern auf die übliche, schon mehrfach er-wähnte Art und Weise zu verbinden. Dann wird endlich der Mast aus

Abb. n dem Innern des Achtkants gänzlich herausgenommen, und nun erst können auch die Ständer der beiden ersten Gebinde, die noch nicht die übliche Außenbindung erfahren hatten, durch Querriegel und Andreaskreuze miteinander verbunden werden.

Diese letzte Arbeit am Wiederaufbau des Achtkantgefüges ist aber auch die schwierigste. Hatten sich beim siebenten und achten Acht-eckständer hinsichtlich der Außenbindung schon größere Schwierig-keiten ergeben, da doch sämtliche Zwischenriegel und Kreuzverbands-hölzer mit Zapfen in die Ständer eingreifen, so wurde die Schwierig-keit noch größer bei der Einfügung der letzten Riegel. Die Versuchung war groß, die Zapfen nun wenigstens auf einer Seite abzuschneiden und, wie es heute so gern geschieht, zum Eisen zu greifen und damit

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Die B o k e l e r Mühle im Museumsdorf zu Cloppenburg 1 4 7

die der Zapfen beraubten Riegel mit dem betreffenden Ständer zu ver-binden. Das geschach indes nicht. Ein Appell an die Ehre genügte. Was ehemals möglich gewesen war, mußte auch heute noch möglich sein! So wurden diese letzten Riegel zunächst mit ihren Zapfen in die Zapfenlöcher des einen der beiden fraglichen Ständer gesteckt — was übrigens keine besondere Schwierigkeit bot —, dann wurde der letzte Ständer, und das war das schwierigste, so lange und soweit heraus-gerückt, oder besser gesagt hei ausgewuchtet und so lange in der Schwebe gehalten, bis die Zapfen aller Riegel vor die zugehörigen Zapfenlöcher auch dieses Ständers gebracht werden konnten. Dann wurde dieser Ständer in seine alte Lage zurückgebracht und gleich-zeitig glitten die Zapfen aller verbindenden Riegel in ihre Zapfen-löcher und so stand endlich das Achteck wieder in sich fest und ge-schlossen da.

Der Mast, der vorher ganz aus dem Achtkant herausgerückt Abb. 11 wurde, bleibt nun hier, und zwar dicht daneben, vorerst noch stehen. Dann wird das obere Tafelment aufgelegt und mit den Achteckstän-dern endlich noch durch Kopfbänder, die sog. Hundeohren, verbunden. Auf das obere Tafelment werden sodann die beiden unteren U-Eisen gelegt, darüber die untereinander mittels eiserner Bänder verbunde-nen eisernen Rollen, die mit einem Versatz beiderseits über die Außen-kanten der U-Eisen hinausragen, und darauf endlich abermals zwei U-Eisen, die den unteren genau entsprechen. Dann kann endlich auch daran gedacht werden, dem Achteck die Kappe aufzusetzen. Die Kappe, die am Boden zunächst fertig verzimmert wurde, wird jedoch Abb. 11 nicht etwa geschlossen hochgezogen, sondern vorerst wieder in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt und dann Stück für Stück oben auf-gebaut. Bevor jedoch die Sparren aufgesetzt werden, müssen noch die Schwertbalken und das Kammrad hochgewunden werden. Dann erst Abb. 12 kann an den Aufbau der Sparren, die ob ihrer Krümmung in Spitz-bogen zusammenstoßen und durch Hahnenbalken untereinander ver-b u n d e n sind, gedacht werden. Zu a l l e r l e t z t kommt die Achse an die Abb. 11-15

Reihe. Wenn auch diese hochgewunden und an ihren Platz gebracht ist, gilt die Mühle als gerichtet.

Dann endlich kann auch der große Mast wieder niedergelegt werden, was nun mit Hilfe des Mühlenwellkopfes geschieht. Schließ-lich können auch die Kopftaupfähle, die den Mast bisher hielten, wie-der beseitigt und die Taue entfernt werden. Auch die Erdwinde kann nunmehr erübrigt werden. Dann geht es an die äußere Verbretterung bzw. Belattung und Verschindelung der Mühle, weiter an die Her- Abb. 16 richtung und den Aufbau des Umgangs, des Drehwerks und des Abb. 17

1U*

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148 Heinrich Ottenjann

Flügelkreuzes und endlich an die Innenarbeit, die zwar in mehr als einer Hinsicht nicht so schwierig, dafür aber um so zeitraubender ist, zumal es bei ihr, vornehmlich bei dem ganzen Getriebe, auf größte Präzision ankommt. Im übrigen zeugt der gesamte Mühlenbau von hervorragendem handwerklichen Können.

Daß für einen solchen Mühlenbau im Süden Oldenburgs ehedem nur Eichenholz in Frage kam, nimmt keineswegs Wunder. Wie bei den Bauernhäusern und anderen ländlichen Bauten hierzulande erst sehr spät anderes Holz Verwendung fand, so auch bei den Mühlen des Landes. Nur in zwei Punkten ward beim Mühlenbau von jeher eine Ausnahme gemacht: die Kämme und Triebstöcke der einzelnen Räder wurden stets nur aus Buchenholz gefertigt, das noch härter ist als die Eiche und sich auch sonst hierfür besser eignet; die Bremse aber ward, wie schon erwähnt, aus weicherem Holz, und zwar bei der Bokeler Mühle aus dem Holz der Pappel hergestellt, weil sonst zu leicht Feuer entstehen könnte.

Nur wer die sachgemäße Niederlegung und den Wiederaufbau einer Mühle erlebt hat, weiß, welche Unsumme an Arbeit damit ver-bunden ist. Die Verhandlungen, die den Erwerb der Bokeler Mühle betrafen, begannen bereits 1937; zu Beginn des Jahres 1938 wurden sie abgeschlossen. Im gleichen Jahre wurde die Mühle in Bokel abgebrochen. Im Jahre 1939 ward der Wiederaufbau der Mühle im Museumsdorf in Cloppenburg in Angriff genommen. 1940 endlich, gegen Ende des Monats Juli, stand die Bokeler Mühle wieder fertig verschindelt da. Dann ging es an den weiteren Ausbau der Mühle, vor allem an den Innenausbau. Erst gegen Ende des Jahres 1941 konnte die Wiederaufbauarbeit an der Bokeler Mühle restlos ab-geschlossen werden. Freilich wurde diese Arbeit durch den Krieg stark verzögert; aber sie wäre wohl 1941 überhaupt noch nicht fertig geworden, wenn nicht mitten im Kriege ganz unerwarteterweise von interessierter Seite tatkräftige und gänzlich uneigennützige Hilfe ge-kommen wäre, und zwar seitens der hier einquartierten Landes-schützen.

Erstaunlich aber ist zu vernehmen, welche Holzmengen die Boke-ler Mühle verschlang. Genau doppelt so viel wie der Hoffmannshof, reichlich 120 Kubikmeter! Davon enthielt die Achse in ihrem ursprüng-lichen Zustand schon 3Yt Kubikmeter. In den Achteckständern allein stecken nicht weniger als 11J4 Kubikmeter, in den Schindeln sogar rund 20 Kubikmeter. Eine verhältnismäßig große Anzahl Kubikmeter verschlang auch die Verbretterung der Mühle.

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Der Mühlenbauer W o 1 k i n g aus Calveslage aber, dessen Familie Abb-18

schon in der dritten Generation den Mühlenbau pflegt und unter dessen umsichtiger Leitung sowohl der Abbruch wie auch der Wieder-aufbau der Bokeler Mühle erfolgte, hat sich damit ein würdiges Denk-mal gesetzt Alle aber, die die Bokeler Mühle künftig im Museums-dorf schauen, werden sich freuen, daß hier in der Zeit des großen Mühlensterbens eine altehrwürdige Mühle, die zu verfallen drohte, neu errichtet und dadurch — so Gott will — für Jahrhunderte ge-rettet ward; sie werden das herrliche Bauwerk bewundern und, wo-fern sie auch das Innere betreten und über alle Böden hinauf bis unter die Kappe steigen, vielleicht auch zum erstenmal eine Mühle erleben. Staunend werden sie dann aber auch sehen, welch gewaltige, in Holz gebaute Maschine eine Windmühle darstellt, wieviel Geist auf ihre Entwicklung in Jahrhunderten verwendet wurde, und wie hoch das Handwerk, die Mühlenbaukunst ehedem stand.

Ä l t e r e s Mühlenschr i l t tum.

J o h . K. G o t t f r . J a c o b s s o n , T e c h n o l o g i s c h e s W ö r t e r b u c h oder a l p h a b e t i s c h e Erk lärung a l ler nützl ichen mechanischen Künste . M a n u f a k -turen, F a b r i k e n und H a n d w e r k e r , hgg. von 0 . L . Hartwig, 4 T e i l e mit 4 Nachtragsbänden, Ber l in u. S t e t t i n 1781—1795. (In B a n d 8 ist S . 282 e ine wertvol le Übers icht ä l t e r e r Schr i f ten . )

L o r e n z C 1 a u ß e n , P r a k t i s c h e Anweisung zum Mühlenbau, Leipz. 1792. C . S . H . K u n z e , S c h a u p l a t z der gemeinnützigsten Maschinen , Ham-

burg. 1798. C. S . A. B e h r e n s , P r a k t i s c h e Mühlenbaukunst , S c h w e r i n 1789. H . E r n s t , Anweisung zum prakt i schen M ü h l e n b a u fiir Mül ler und

Zimmerleute , 7 Te i le , 2. Aufl . Le ipz . 1818.

Anm. : Zum S c h l u ß sei an dieser S te l le al len gedankt , die durch ihre Mitarbei t dazu beigetragen haben, daß die Veröffentl ichung in so würdiger und s c h ö n e r Auss ta t tung e r s c h e i n e n konnte . B e s o n d e r e r Dank gebührt al len F ö r d e r e r n , die Be ih i l fen zu den D r u c k k o s t e n g e w ä h r t e n : dem Herrn Minister der K i rchen und Schulen, Oldenburg, dem Herrn Landrat des Kre i ses Cloppenburg und dem Herrn L a n d e s h a n d w e r k s m e i s t e r als V o r s i t z e n d e n des K u n s t h a n d w e r k e r v e r e i n s Niedersachsen , Hannover .

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K . S i c h a r t , D e l m e n h o r s t e r K o l l e g i a t s t i f t 153

n a c h dem W e l t k r i e g e in der S t a d t O. s e ß h a f t e n F a m i l i e M e n c k e an, aus d e r s ich im 17. J a h r h u n d e r t e i n e L in ie von R e c h t s g e l e h r t e n n a c h Le ipzig und von da nach H e l m s t e d t v e r z w e i t e . In H. wurde A n a s t a s i u s Ludwig M e n c k e n , d e r G r o ß v a t e r B i s m a r c k s m ü t t e r l i c h s e i t s g e b o r e n (vgl. D. Kohl , Die o l d e n b . A h n e n d. F ü r s t . B . „ T i d e " 1920).

Die Datierung der Gründungsurkunde des Delmenhorster Kollegiatstiites

V o n K a r l S i c h a r t .

D i e Ausführungen G . R ü t h n i n g s über die G r ü n d u n g s u r k u n d e d e s D e l -m e n h o r s t e r K o l l e g i a t s t i f t e s im e i n l e i t e n d e n T e i l zu d e r von ihm h e r a u s -g e g e b e n e n O l d e n b u r g i s c h e n C h r o n i k vcn H e r m a n n H a m e l m a n n 1 ) gegen mich m a c h e n e ine n o c h m a l i g e und, wie ich hoffe, endgül t ige U n t e r s u c h u n g d i e s e s G e g e n s t a n d e s nöt ig ' ) .

S o w o h l das G r ü n d u n g s j a h r a ls auch der M o n a t und M o n a t s t a g w a r e n b i s h e r u m s t r i t t e n . H a m e l m a n n n e n n t in s e i n e n „ G e n e a l o g i a e e t f ami l iae c o -m i t u m " , die 1582 zum e r s t e n m a l o h n e O r t s a n g a b e g e d r u c k t wurden , 1265 als G r ü n d u n g s j a h r , in s e i n e r O l d e n b u r g i s c h e n C h r o n i k ( M s k r . A ) a b e r 1285 : ) . Im übr igen s t i m m e n b e i d e B e r i c h t e ü b e r die Gründung d e s D e l m e n -h o r s t e r K o l l e g i a t s t i f t e s fast völ l ig übere in , so d a ß e i n e A b h ä n g i g k e i t d e r j ü n g e r e n C h r o n i k von den ä l t e r e n „ G e n e a l o g i a e " n i ch t zu b e s t r e i t e n ist1). D a s in den „ G e n e a l o g i a e " g e n a n n t e J a h r 1265 h a l t e i ch für e i n e n D r u c k -fehler , da H a m e l m a n n se i t 1573 als S u p e r i n t e n d e n t in O l d e n b u r g tä t ig w a r und d e s h a l b s c h o n be i H e r a u s g a b e s e i n e r „ G e n e a l o g i a e " ü b e r das G r ü n -d u n g s j a h r des D e l m e n h o r s t e r K o l l e g i a t s t i f t e s u n t e r r i c h t e t se in k o n n t e . E i n e N a c h p r ü f u n g m e i n e r V e r m u t u n g ist n icht mögl i ch , wei l das M s k r . d e r „ G e n e a l o g i a e " bis j e t z t n icht aufgefunden w u r d e und a n s c h e i n e n d v e r l o r e n ging.

D a s f e h l e r h a f t e J a h r 1265 ü b e r n a h m dann 1587 Hennings" ) und 1592 R e u ß n e r B ) , auf die s ich dann 1599 w i e d e r H e r i n g s in d e r von ihm ü b e r a r b e i -t e t e n H a m e l m a n n s c h e n C h r o n i k mit dem b e s o n d e r e n Zusätze , d a ß E r z -b i s c h o f H i l d e b o l d von B r e m e n (1258 bis 1273) an die B e s t ä t i g u n g s - U r k u n d e

' ) O l d e n b u r g i s c h e G e s c h i c h t s q u e l l e n B d . 1 ( O l d e n b u r g 1940). S . X X V I I I . ' ) Vgl . Nieders . J b . 1938, S . 77 ff. ») Nur d e r N e u d r u c k von 1711 ( H a m e l m a n n , H., O p e r a , hrsg. von W a s -

s e r b a c h ) ist in L e m g o g e d r u c k t w o r d e n . 4) H a m e l m a n n , H., G e n e a l o g i a e , S e i t e C 4 vo . : „ Ib i m o x O t t o c o m e s ex

p i e t a t i s ze lo e r e x i t D e l m e n h o r s t ! novum co l leg ium anno Domini 1265 (cuius ul t imus D e c a n u s mihi p r o b e notus , ut vir doc tus , fuit H e r m a n n u s H o l k e n u s . " — H a m e l m a n n , H„ O l d e n b u r g i s c h e C h r o n i k ( M s k r . A) S . 110; D r u c k 1940 S . 8 3 : „ U n d hat d i e s e r G r a f O t t o zu D e l m e n h o r s t wie ein hei l iger , c h r s t -l i cher , a n d ä c h t i g e r H e r r das C o l l e g i u m C a n o n i c o r u m g e s t i f t e t a n n o D. 1285, dar in d e r l e t z t e D e c a n u s g e w e s e n ein e h r l i c h e r , f r o m m e r und g e l a r t e r M a n n H e r m a n n u s H o l l e k e n u s D e l m e n h o r s t a n u s , g e s t o r b e n im hohen A l l e r anno D . 1 5 7 5 . "

") Hennings , H., T h e a t r u m g e n e a l o g i c u m IV, 266 . ' ) R e u ß n e r , E. , B a s i l i c o n O p e r i s g e n e a l o g i c i c a t h o l i c i a u c t u a r i u m , S . 356.