Die Frau im Islam _ Aisha Bridget Lemu

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    Die Frau im Islam

    Aisha Bridget Lemu

    Inhaltsverzeichnis:

    Phantasie und Flucht 2

    Geistige Stellung der Frau 3

    Die intellektuelle Stellung 3

    Die Beziehung zwischen den Geschlechtern 4

    Rechte und Pflichten 5

    Heirat im Islam 6

    Die Scheidung 8

    Das Recht auf Erbschaft 9

    Rolle als Mutter 9

    Geschlecht und Gesellschaft 10

    Kleidung 11

    Verschiedenheit der Rollen 12

    Die Mehrehe 13

    Zusammenfassung 15

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    Whrend der letzten 15 Jahre, seit ich den Islam angenommen habe, wurden mir vonnichtmuslimischen Freunden und Bekannten viele Fragen ber die islamischeLebensweise gestellt. Die Unkenntnis des durchschnittlich gebildeten westlichenMenschen ber den Islam schliet fast alle Gebiete ein, aber nirgendwo wurde dasWissensvakuum so wirksam mit Falschinformation gefllt wie bei der Rolle der Frau

    im Islam. Manche Nichtmuslime stellen Fragen wie: "Glauben Sie, dass die Frau imIslam eine Seele hat?" oder: "Muslimische Frauen beten doch nicht oder fahren garnach Mekka?" oder: "Das Paradies im Islam ist doch nur fr Mnner, nicht wahr?"

    Phantasie und Flucht

    Die muslimische Frau ist nach weit verbreiteten irrigen Annahmen geistig eine Un-Person, die in einer Welt der Schatten dahinvegetiert, tyrannisiert und unterdrckt,um dann mit dem Tod in eine Art Vorhlle fr seelenlose Nicht-Existenzenberzugehen. Dieser Eindruck ist in der Vergangenheit von christlichen Missionarenbekrftigt worden, von denen manche vielleicht auch wirklich daran geglaubt haben.Hand in Hand mit diesem Bild geht in der westlichen Welt noch ein anderes, das vonden Unterhaltungsmedien entworfen wird, nmlich das der muslimischen Frau alsHaremsmitglied in den Hollywoodfassungen von tausendundeiner Nacht. Dort gehrtsie zu einer Schar drftig bekleideter junger Damen mit Spatzenhirn, die in Palstenherumliegen und auf eine Gelegenheit warten, von ihrem Herrn und Meister, demSultan, beachtet zu werden.

    Dieses Bild der Frau besitzt in der westlichen Vorstellungswelt einen gewissen Reiz -

    weil man dabei an eine geheimnisvolle verschleierte Frau denkt, die in Furcht vorihrem eiferschtigen und brutalen Ehemann lebt; sie ist die berhmte leidendeJungfrau, die auf den heiligen Georg wartet, damit er den Drachen ttet und sierettet; oder man stellt sich ein Sklavenmdchen vor, das in seidene Kleider gehllt,die von Juwelen glitzern, auf die Gunst ihres Herrn wartet. Welcher westliche Mannund welche westliche Frau hat nicht ab und zu einmal davon getrumt, eine dieserRollen zu spielen? Dies ist zweifellos der Grund, warum sich dieser Traum so langein den Vorstellungen der Menschen gehalten hat. Wir wollen ja, dass diese Frauenexistieren, damit wir uns diese Trume von ihnen ausdenken knnen, obwohl wireine Situation, die den Prinzipien der Frauenbefreiung so entgegengesetzt ist,ffentlich verurteilen mssen.

    Das ist nun der Traum, und solange wir ihn als solchen betrachten, ist er eineangenehme Form der Flucht. Aber wir sind hier, um ber die Frau im Islam zudiskutieren und um darzulegen, worin die Rolle besteht, die zu bernehmen voneiner muslimischen Frau erwartet wird. Zuverlssige Informationsquellen dafrdrfen nicht etwa Phantasiegeschichten oder ausgewhlte Filmangebote Hollywoodssein, sondern die Quellen des Islam, also der Koran sowie die ahadith, dieaufgezeichneten Aussprche und Taten des Propheten Muhammad (s.a.v.s.).* (*DerLeser wird gebeten nach islamischem Vorbild den Segensgru "Friede sei mit ihm"ber den Propheten zu sprechen.)

    Meine Absicht ist es, Ihre Aufmerksamkeit auf einige jener Koranverse undAussprache des Gesandten Muhammad (s.a.v.s.) zu lenken und zu versuchen,einige Schlsse daraus zu ziehen, was sie fr das Leben der Frau in der Praxis

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    bedeuten oder bedeuten sollten. Ich beabsichtige jedoch nicht, die derzeitige oderfrhere Stellung der muslimischen Frau in einzelnen Lndern zu beschreiben, weildiese sich von Zeit zu Zeit und Ort zu Ort aufgrund der Einflsse regionaler Sittenndert, die ihrerseits von vorislamischen oder modernen Kulturen herrhren.

    Geistige Stellung der Frau

    Lassen Sie mich damit beginnen, die falsche Auffassung ber die geistige Stellungder Frau im Islam zu berichtigen und die Frage zu klren, ob sie eine Seele besitzt,die das Paradies erleben kann oder nicht. Der Koran unterstreicht kategorisch, dassMnner und Frauen, die nach den islamischen Grundsatzen leben, gleichen Lohn frihre Mhen erhalten werden:

    "Siehe, die muslimischen Mnner und Frauen, die glubigen, gehorsamen,wahrhaftigen, standhaften, demtigen, almosenspendenden, fastenden, ihre Schamhtenden und Allahs hufig gedenkenden Mnner und Frauen, bereitet hat ihnenAllah einen gewaltigen Lohn."(33:35)

    Auerdem sagt Allah:

    "Wer das Rechte tut, sei es Mann oder Frau, wenn er nur glubig ist, den wollen wirlebendig machen zu einem guten Leben und wollen ihn belohnen fr seineWerke."(16:97)

    Jede der fnf Sulen des Islam - Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten, Armensteuerund Wallfahrt - ist fr Frauen ebenso wichtig und verbindlich wie fr Mnner, und esgibt keinen Unterschied hinsichtlich ihrer Belohnung. Denn Allah sagt im Koran:"... der am meisten Geehrte unter euch vor Allah ist der Gottesfrchtigste untereuch."(49:13)

    Erwhnenswert ist auch, dass eine der markantesten Figuren der islamischenMystik, Rabia al-Adawijja, eine Frau war.

    Die intellektuelle Stellung

    Nachdem wir die geistig-seelische Gleichwertigkeit von Mann und Frau im Islam klarbewiesen haben, stellt sich die Frage, wie es mit ihrer Intelligenz, ihrem Wissen undihrer Bildung steht. Der Prophet Muhammad (s.a.w.s.) sagte: "Das Streben nachWissen ist eine Pflicht fr jeden Muslim, Mann oder Frau", und weiter: "Sucht nachWissen, von der Wiege bis zum Grab."

    Fr einen Muslim ist Wissen nicht in geistliches und weltliches unterteilt, und was dieWorte des Propheten (s.a.w.s.) sagen, bedeutet: jeder Muslim, Junge oder Mdchen,Mann oder Frau sollte sich soweit wie mglich seiner Bildung widmen und folgendeWorte Allahs aus dem Koran vor Augen halten: "... und darum frchten Allah vonseien Knechten nur die Wissenden."(35:28)

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    So besitzen nach islamischer Auffassung sowohl Mnner als auch Frauen dieFhigkeit zum Lernen, Verstehen und Lehren, und eines der Ziele des Erwerbs vonWissen ist, dass man sich Allah bewusster wird. Im Islam geht man davon aus, dassje mehr jemand, ob Mann oder Frau, die Schpfung zu erforschen sucht und ihre

    Vorgnge betrachtet, er desto strker sich des Schpfers bewusst wird, der Kraft, diedie Schpfung vollbracht hat und erhlt.

    Eine der berhmtesten Frauen der islamischen Geschichte ist Aischa, die Frau desPropheten, und die Fhigkeit, aufgrund derer man sich hauptschlich an sie erinnert,ist ihre Intelligenz und ihr auerordentliches Gedchtnis. Sie wird dank dieserFhigkeit als eine der verlsslichsten Quellen der ahadith-berlieferung betrachtet.

    Mehr als tausend ahadith wurden von ihr berichtet, und sie gilt als einer der groenhadith-Lehrer.

    Allgemein gesagt war in der muslimischen Welt des frhen Mittelalters den Frauenberhaupt kein Hindernis oder Verbot des Strebens nach Wissen auferlegt worden -im Gegenteil, die Religion ermutigte sie sogar dazu. Folglich wurden viele Frauen alsReligionsgelehrte, Schriftstellerinnen, Dichterinnen, rztinnen und Lehrerinnenberhmt, wie z.B. Nafisa, eine Nachfahrin von Ali, die eine so groe Autoritt in derhadith-Wissenschaft war, dass Imam asch-Schafi'i in al-Fustat (Alt-Kairo) in ihrerRunde sa, als er sich auf der Hhe seines Ruhmes befand, und Schaiha Schuhda,die ffentlich in einer der bedeutendsten Hauptmoscheen von Bagdad vor groerZuhrerschaft Vortrge ber Literatur, Rhetorik und Dichtkunst hielt und eine derfhrenden Gelehrten des Islam war (Vgl. Shalaby, Ahmad: History of MuslimEducation, S.193).

    Es gibt zahlreiche weitere Beispiele von gelehrten muslimischen Frauen, dieLehrerinnen, Schriftstellerinnen und Dichterinnen waren und hchstes Ansehen inder muslimischen Gesellschaft genossen. Die muslimische Frau wird deshalb aufjede erdenkliche Art dazu ermutigt, in allen Bereichen zu ihrem eigenen geistigenWohl nach Wissen zu streben und ihre akademische oder berufliche Ausbildung zumNutzen der Gemeinschaft zu gebrauchen.

    Die Beziehung zwischen den Geschlechtern

    Nachdem die Unabhngigkeit der geistigen und intellektuellen Stellung der Frau imIslam klargestellt wurde, wende ich mich nun ihrer Stellung in Bezug auf den Mannund ihrer Beziehung zum Mann zu. Hier haben wir eine Beziehung der gegenseitigenAbhngigkeit vor uns. Der Koran sagt:

    "Und zu Seinen Zeichen gehrt es, dass Er euch von euch selbst Gattinnen erschuf,auf dass ihr ihnen beiwohnt, und Er hat zwischen euch Liebe und Barmherzigkeitgesetzt. Siehe, hierin sind wahrlich Zeichen fr nachdenkende Leute."(30:21)Dies ist eine sehr wichtige Definition der Beziehung zwischen Mann und Frau. Siesollen Frieden in der Gesellschaft des anderen finden und nicht nur durch ihre

    sexuelle Beziehung miteinander verbunden sein, sondern durch "Liebe undErbarmen". Diese Definition schliet gegenseitige Frsorge, Respekt und Liebe mitein.

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    Zahlreiche ahadith, besonders die von Aischa berlieferten, gewahren uns einenklaren Einblick in das Verhalten des Propheten seinen Frauen gegenber. Auffallendist in diesem Zusammenhang die gegenseitige Frsorge und die Achtung derehelichen Beziehungen. Dabei kann man nicht etwa von einer Dienerschaft seitens

    der Frau sprechen, denn es gibt wahrscheinlich eben so viele Hinweise darauf, dassder Prophet Dinge tat, um seine Frauen zufriedenzustellen, wie auch Dinge, dieseine Frauen taten, um ihn zufriedenzustellen.

    Der Koran bezieht sich in einem anderen Abschnitt auf die Frauen, indem er sagt:"... sie sind euch ein Gewand, und ihr seid ihnen ein Gewand."(2:187). Mit anderenWorten: So, wie die Kleidung Wrme, Schutz und Anstand verleiht, so bieten sichEhemann und Ehefrau gegenseitig Vertrautheit, Trost und Schutz vor Ehebruch oderanderen Vergehen.

    Aus dem zitierten Koranvers folgt, dass eines der wichtigsten Ziele der islamischen

    Regeln, die das Verhalten und die menschlichen Beziehungen bestimmen, darinbesteht, die Familie als Einheit aufrechtzuerhalten und zwar derart, dass sich einegesegnete Atmosphre der Ruhe und Liebe und des Bewusstseins gegenber Gottzum Nutzen der Ehefrau, des Ehemanns sowie der Kinder entwickeln und gedeihenkann.

    Wenn wir darum das Verhalten, das von Mann und Frau sowohl auerhalb als auchinnerhalb der Ehe erwartet wird, untersuchen, so mssen wir uns dese Ziele vorAugen halten und ihre Vorteile fr den Einzelnen und die Gemeinschaft abwagen.Wir mssen uns auch vergegenwrtigen, dass der Islam das Leben ganzheitlichsieht, und dass keiner seiner verschiedenen Aspekte unabhngig von den brigenbetrachtet werden sollte. Der Islam bildet eine ganzheitliche Lebensweise, und jederTeil davon muss in seinem Gesamtzusammenhang gesehen werden.Um nun die Rolle der Frau in der islamischen Gesellschaft verstehen zu knnen,mssen wir sowohl ihre Rechte als auch ihre Pflichten betrachten, d.h. das erwarteteVerhalten des Mannes gegenber der Frau und der Frau gegenber dem Mann.

    Rechte und Pflichten

    Zunchst wollen wir betrachten, wozu der Mann der Frau gegenber verpflichtet ist.

    Der Koran sagt:

    "Die Mnner sind die Verantwortlichen fr die Frauen wegen dem, was Gott deneinen vor den anderen gewhrt hat, und wegen dem, was sie (die Mnner) von ihremBesitz als Unterhalt geben."(4:34)

    In der islamischen Gesellschaft hat der Mann also die volle Unterhaltspflicht fr seineFamilie. Dies ist nicht nur eine moralische, sondern auch eine gesetzlicheVerpflichtung. Alles, was die Frau verdient, gehrt ihr, und sie kann es entweder frsich selbst verwenden oder der Familienkasse beisteuern, wenn sie will.

    Die Frau selbst ist fr ihr Heim und das Wohl der Familie verantwortlich. Sie kannihre Ansichten uern und Vorschlge zu allen auftauchenden Fragen machen, aberdie beste Rolle, die sie bernehmen kann, um die eheliche Verbindung stark und

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    harmonisch zu gestalten, besteht darin, dass sie ihren Ehemann als denjenigenbetrachtet, der fr die Angelegenheiten der Familie verantwortlich ist, und ihmdeshalb auch dann gehorcht, wenn sie in einem bestimmten Fall nicht mit seinerEntscheidung einverstanden ist, vorausgesetzt natrlich, dass er die Gebote desIslam nicht berschreitet. Dies ist die Bedeutung von ehelichem Gehorsam im Islam:

    Es ist die Anerkennung der Rolle des Mannes als Familienoberhaupt und derVerpflichtung von beiden, Ehemann wie Ehefrau, einem hheren Gesetz gegenber,der Scharia.

    Der Prophet (s) hat gesagt:

    "Die beste Frau ist die, die dich erfreut, wenn du sie ansiehst, und die dir Folgeleistet, wenn du ihr etwas auftrgst. Sie schtzt deine Rechte und wahrt ihreKeuschheit, wenn du abwesend bist."

    Vom Mann wird erwartet, dass er fr die Frau sorgt und ihr und allen Frauen

    gegenber als dem schwcheren Geschlecht Rcksichtnahme bt. Der Begriff derRitterlichkeit hat seinen Ursprung in der frhen islamischen Welt, und viele Gelehrtemeinen, dass er zur Zeit der Troubadoure des mittelalterlichen Frankreichs von dortnach Europa gelangt ist. Diese Vorstellung der Ritterlichkeit hat in den letzten fnfJahrzehnten viele Rckschlage erleiden mssen; weil er der heutigen verbreitetenAuffassung der Frauen entgegensteht, die sich in einer harten Welt - genauso wieMnner - fr ihren Lebensunterhalt einsetzen wollen. Die muslimische Ansicht ist die,dass sie von diesen Mhen und Sorgen verschont werden sollte, so dass sie ihreAufmerksamkeit auf das Zuhause richten kann.

    Die muslimische Frau spielt eine uerst wichtige Rolle fr das Glck des Mannesund fr die krperliche und geistige Entwicklung der Kinder. Sie bemht sich, dasFamilienleben angenehm und freundlich und das Haus zu einem Ort derGeborgenheit und des Friedens zu machen. Dies zusammen mit der frhenCharakterbildung der Kinder hat eine anhaltende Auswirkung auf das Verhalten unddie Einstellungen der nachfolgenden Generation, wenn diese das Jugend- undErwachsenenalter erreicht. Es gibt ein bekanntes Sprichwort im Arabischen, das dieWichtigkeit ihrer Rolle betont: "al-ummu madrasatun" - "Die Mutter ist eine Schule".

    Heirat im Islam

    Wenden wir uns nun der Heirat im Islam zu. Wenn ein Mdchen das Heiratsaltererreicht hat, ist es blich, dass die Eltern bei der Wahl des Ehegatten die Hauptrollespielen. Das Mdchen muss aber zu Rate gezogen werden.

    Es wird berichtet, dass ein Mdchen zum Propheten (s.a.w.s.) kam und sich darberbeklagte, dass man sie verheiratet hatte, ohne sie zu befragen. Der Prophet(s.a.w.s.) sagte zu ihr, dass sie die Vermhlung lsen knne, wenn sie dieswnsche.

    Heutzutage haben die gebildeten muslimischen Mdchen mehr Mitspracherecht beider Wahl des Ehemannes, aber die Meinung der Eltern ber den jungen Mann wirdimmer noch als etwas sehr Wichtiges angesehen, und es kommt selten vor, dass ein

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    Junge oder Mdchen gegen den Willen der Eltern heiratet. Es ist Teil der islamischenTradition, dass beide mit dem Einverstndnis der Eltern oder ihres Vormundesverheiratet werden.

    Eine Witwe oder Geschiedene jedoch darf heiraten, wen sie mchte, wohl

    deswegen, weil man davon ausgeht, dass sie genug Reife und Erfahrung besitzt, umfr sich selber zu entscheiden.

    Wenn ein Mdchen oder eine Frau heiratet, ist es ein wesentlicher Bestandteil derEheschlieung, dass der Brutigam ihr eine Morgengabe (mahr) bergibt, die vonvereinbartem Wert ist. Diese Morgengabe entspricht nicht der frherenabendlndischen Mitgift, die der Vater seiner Tochter bei der Hochzeit mitgab, unddie dann Eigentum des Ehemannes wurde. Die Morgengabe im Islam gleicht auchnicht dem afrikanischen Brautpreis, den der Brutigam dem Vater der Braut als eineArt Bezahlung oder Ausgleich gibt. Die Morgengabe im Islam ist vielmehr einGeschenk des Brutigams an die Braut, und sie gehrt ihr allein. Sie bleibt ihr

    Eigentum, auch wenn sie vielleicht einmal geschieden werden sollte. Nur im Falledes khul', d.h. Ehescheidung auf alleiniges Verlangen der Ehefrau, kann von ihrgefordert werden, dass sie die Morgengabe oder einen Teil davon zurckgibt.

    Das Verhalten, das vom Ehemann erwartet wird, ob er nun mit seiner Frau in gutemoder schlechtem Verhltnis steht, ist im Koran klar niedergelegt:"... verkehrt in Billigkeit mit ihnen, und so ihr Abscheu gegen sie empfindet, empfindetihr vielleicht Abscheu gegen etwas, in das Allah viel Gutes gelegt hat."(4:19)

    Ein anderer wichtiger Vorteil fr die Frau im Islam besteht darin, dass es nicht zweiverschiedene Mastabe auf moralischem Gebiet gibt: Auch wenn die Mnner in derganzen Welt die Frauen gewhnlich fr Handlungen tadeln, ber die sie bei sichhinwegsehen - nach dem Koran und den Lehren des Propheten (s) fordert Gottgleiches moralisches Verhalten von Mnnern wie von Frauen und verhangt frMnner und Frauen die gleichen gesetzlichen Strafen, wenn sie die Gesetze derMoral bertreten. Dies soll spter anhand von Beispielen noch erlutert werden.Auch wenn die Scheidung beschlossen ist, wird die gute Behandlung, die obenerwhnt wurde, nach wie vor verlangt. Der Koran sagt:

    "... dann aber msst ihr sie in Gte behalten oder im Guten entlassen. Und es isteuch nicht erlaubt, etwas von dem, was ihr ihnen gabt, zu nehmen..."(2:229)

    Deshalb kann die Morgengabe und andere Geschenke, die der Mann der Fraugegeben hat, nicht zurckgenommen werden.

    Der Koran sagt auch:

    "Und wenn ihr euch von euren Frauen scheidet und sie ihre Frist erreicht haben,dann behaltet sie in Gute oder entlsst sie in Gte, und haltet sie nicht mit Gewalt, sodass ihr euch vergeht. Wer dies tut, der sndigt wider sich..."(2:231)

    Die gute Behandlung der Frauen und der Familie ist ein Teil der Religion des Islam.Der Prophet Muhammad (s.a.w.s.) hat gesagt:

    "Diejenigen unter den Glubigen, welche die beste Wesensart haben und ihrenFamilien gegenber am freundlichsten sind, sind die Vollkommensten im Glauben",

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    und nach einem anderen hadith:

    "Die Besten von euch sind diejenigen, die zu ihren Frauen am freundlichsten sind."

    Die Ehescheidung wird im Islam nur als ein letzter Ausweg angesehen. Der Prophet

    Muhammad (s) hat gesagt:

    "Von allen Dingen, die Gott erlaubt hat, verabscheut er die Scheidung am meisten."

    Die Scheidung

    berdies zielt das Scheidungsverfahren im Islam wo nur mglich auf eineAusshnung ab. Nach der Ehescheidung muss die Frau drei Monatsregeln abwarten,wahrend derer ihr Ehemann fr ihr Wohl und ihren Unterhalt verantwortlich bleibt. Esist ihm nicht erlaubt, sie wahrend dieser Zeit aus dem Haus zu drngen, aber siekann das Haus verlassen, wenn sie will. Der Hauptgrund fr diese Wartezeit bestehtdarin, zu klaren, ob die geschiedene Frau ein Kind erwartet oder nicht. Zweitens sollsie als eine Abkhlungsphase dienen, in der die Verwandten und andere Mitgliederder Familie oder der Gemeinschaft versuchen knnen, zu einer Vershnung undeinem besseren Verstndnis zwischen den Partnern beizutragen. Der Koran sagt:"Und so ihr einen Bruch zwischen ihnen befrchtet, dann sendet einen Schiedsrichtervon ihrer Familie und einen Schiedsrichter von seiner Familie. Wollen sie sichausshnen, so wird Allah Frieden zwischen ihnen (den Eheleuten) stiften. Siehe,Allah ist wissend und weise."(4:35)

    Wenn sie sich vershnt haben, knnen sie die eheliche Beziehung noch wahrend derWartezeit wieder aufnehmen, woraufhin die Scheidung dann automatisch rckgngiggemacht ist. Wenn aber weitere Missstimmigkeiten aufkommen und die Scheidungein zweites Mal ausgesprochen wird, wiederholt sich der oben beschriebene Ablauf.Nur wenn die Scheidung zum dritten Mal erfolgte, ist sie unwiderruflich. Der Frausteht es nach Ablauf der drei Monatsregeln frei, einen anderen Mann zu heiraten.Dem ersten Mann ist danach nicht erlaubt, sich mit ihr wieder zu verheiraten, bevorsie nicht in der Zwischenzeit einen anderen Mann geheiratet hat und von ihmgeschieden worden ist.

    Dies ist der bliche Verlauf, wenn der Mann die Scheidung verlangt oder sie ingegenseitigem Einverstndnis erfolgt. Wenn die Frau gegen den Willen des Mannesdie Scheidung einreicht, kann sie ihren Fall vor Gericht bringen und dort dieScheidung erwirken.

    Es wird eine Begebenheit aus der Zeit des Propheten Muhammad (s) berichtet, alseine Frau zu ihm kam und sagte, dass sie eine groe Abneigung gegen ihren Mannhege und mit ihm nicht zusammenleben knne, obwohl er ein guter Mensch sei undsie keine Beschwerde gegen ihn vorzubringen habe. Der Prophet wies sie an, ihremEhemann einen Garten zurckzugeben, den er ihr als Morgengabe berlassen hatte,und dies sei die Bedingung fr die Scheidung. Diese Verfahrensweise wird im Koran

    gebilligt, wo Allah folgendes sagt:

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    "... Und so ihr frchtet, dass beide Allahs Gebote nicht halten knnen, so begehenbeide keine Snde, wenn sich die Frau mit einem gewissen Betrag loskauft..."(2:229)

    Man kann beobachten, dass moderne Entwicklungen im Eherecht Englands undanderer westlicher Lnder - wenn auch unbewusst - in vielen Bereichen demislamischen Muster folgen, z.B. wenn die Beratung vor der Scheidung, dieGeheimhaltung und das Beschleunigen des Scheidungsverlaufs betont werden,nachdem feststeht, dass die Ehe unwiederbringlich zerbrochen ist.

    Das Gesetz des Islam zwingt deshalb unglckliche Paare nicht,zusammenzubleiben, doch es hilft ihnen, eine Grundlage zu finden, auf der siewieder miteinander auskommen knnen. Wenn eine Vershnung nicht mglich ist,legt das Gesetz der Wiederverheiratung eines jeden Partners keine unntigenVerzgerungen oder Hindernisse in den Weg.

    Das Recht auf Erbschaft

    Ein weiteres Recht der Frau im Islam, als Teil des islamischen Gesetzes, ist dasRecht, Besitz zu erben. Das Verteilungsverfahren fr die Erbschaft ist im Koran klarniedergelegt, und die Faustregel lautet, dass Frauen berechtigt sind, den halbenAnteil dessen zu erben, was Mnner erhalten. Dies mag, wenn man es unabhngigvon den anderen Gesetzen betrachtet, ungerecht erscheinen, doch muss man sich

    daran erinnern, dass in Einklang mit dem oben zitierten Koranvers 4:34 die Mnnerdie Unterhaltspflicht fr alle Frauen und Kinder in der Familie tragen und deshalb ihrenotwendigen Ausgaben viel hher sind als die der Frauen. Der halbe Anteil, den dieFrau erbt, muss daher als grozgig betrachtet werden, denn er ist fr sie allein.Alles Geld und jegliches Vermgen, das die Frau besitzt, und alle Geschfte, die siedurchfhrt, gehren ausschlielich ihr selbst, und ihr Mann hat kein Anrecht aufirgendetwas davon.

    Rolle als Mutter

    Abgesehen von ihrer Rolle als Ehefrau spielt die Frau im Islam eine sehr wichtigeRolle als Mutter: Die Stellung und der Wert, der den Eltern im Islam beigemessenwird, ist hoch. Der Koran sagt:

    "Und bestimmt hat euer Herr, dass ihr Ihm allein dienet und gegen eure Eltern gtigseid, wenn der eine von ihnen oder beide ins Alter kommen. Drum sprich nicht zuihnen 'Pfui!' und schilt sie nicht, sondern fhre zu ihnen ehrfrchtige Rede, und senkedie Schwingen der Demut aus Barmherzigkeit auf sie herab und sprich: Mein Herr,erbarme dich beider, so wie sie mich aufzogen, da ich klein war."(17:23-24)

    An anderer Stelle im Koran spricht Allah:

    "Und Wir haben dem Menschen Gte gegen seine Eltern geboten. Seine Mutter trugihn in Schwache ber Schwache, und seine Entwhnung dauerte zwei Jahre. Drum

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    sei Mir und Deinen Eltern dankbar. Zu Mir ist der Heimgang."(31:14)

    Es wird berichtet, dass ein Mann zum Propheten (s.a.w.s.) kam und fragte: "AllahsGesandter, wer verdient am meisten von mir gut behandelt zu werden?" Der Prophetantwortete: "Deine Mutter (und wiederholte das dreimal), dann dein Vater, dann

    deine nchsten Verwandten."

    In einem anderen hadith hat der Prophet gesagt: "Das Paradies liegt zu Fen derMutter". Mit anderen Worten: Das Paradies erwartet diejenigen, die ihre Mutterpflegen und achten.

    Die Mutter im Islam kann sich somit sehr sicher sein, dass sie von den Kindernversorgt und geachtet wird, wenn sie ins Alter kommt. Wie der oben zitierteKoranvers aufzeigt, ist Dankbarkeit gegenber den Eltern mit der Dankbarkeitgegenber Allah verbunden, und das Unterlassen dieser Pflicht ist zugleich auch eingroes Versumnis in den religisen Pflichten.

    Als Grundsatze des Islam sind in Koran und hadith Glaube und richtiges Verhaltenfestgelegt, und richtiges Verhalten beginnt zu Hause im Umgang mit den nchstenVerwandten. Wer aus dem Westen engen Kontakt mit einer muslimischenGemeinschaft gehabt hat, kann von der Liebe und Achtung, die Eltern und altenLeuten - als unmittelbare Anwendung dieser islamischen Grundsatze -entgegengebracht wird, nur tief beeindruckt sein.

    Geschlecht und GesellschaftWir haben bisher die Stellung der Frau im Islam in Bezug auf ihren Ehemann undihre Kinder diskutiert. Wie steht es aber mit den Beziehungen der Frau zu Mnnernauer dem Ehemann und ihren nchsten Verwandten? Hier besteht einbemerkenswerter Unterschied zwischen der islamischen Praxis und den Sitten, dieheute in der westlichen Welt vorherrschen. Im Westen werden geschlechtlicheBeziehungen auerhalb der Ehe in der Theorie zwar allgemein als Snde oderzumindest als unerwnscht betrachtet, aber in der Praxis unternimmt man berhauptkeine Schritte, um die vor- und auerehelichen geschlechtlichen Beziehungen, diesehr hufig sind, einzuschrnken, und dies trotz der steigenden Zahl der unehelichen

    Kinder und der Geschlechtskrankheiten.

    Im Gegenteil: Film, Fernsehen und zum Teil auch die Presse spornen geradezu an,voreheliche Erfahrungen als wnschenswert und auereheliche Beziehungen alsvllig normal zu betrachten. Man erwartet, mit Empfngnisverhtung und Abtreibungbequem irgendwelche unerwnschten Nebenerscheinungen dieser Lebensweiseloszuwerden.

    Im Gegensatz zu dieser unkontrollierten Situation befrwortet der Islam eine Anzahlvon besonderen Manahmen, um die Versuchung zu auerehelichengeschlechtlichen Beziehungen einzuschrnken. Zunchst hat der Prophet allen

    geraten, zu heiraten, wenn sie dazu in der Lage sind, so dass ihre natrlichen Triebeeine eheliche und rechtmige Erfllung finden. Zweitens kann dank der Zulssigkeitder begrenzten Mehrehe nicht eine zwangslufige berzahl von ledigen Frauen in

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    der Gesellschaft entstehen. Drittens werden die Frauen im Koran angewiesen, sichin bescheidener Weise zu verhllen, wenn sie sich in der ffentlichkeit zeigen, umnicht die Aufmerksamkeit der Mnner auf sich zu lenken. Viertens schliet dieislamische Lebensweise die Freund-Freundin-Beziehung, gemischte Parties,gemeinsamer Tanz von Mnnern und Frauen, Alkohol- und Drogenkonsum und

    andere Aspekte der westlichen Lebensweise aus, von denen man ganz genau wei,dass sie Situationen fordern, aus denen sich vor- und auereheliche Beziehungenentwickeln.

    Im Islam finden gesellschaftliche Veranstaltungen oder dergleichen im Allgemeinenentweder in der Familie, im engen Freundeskreis der Familie oder unter Mnnernund Frauen in getrennten Gruppen statt. Fnftens werden geschlechtlicheBeziehungen auerhalb der Ehe nach islamischem Recht nicht nur als Snde,sondern auch als Vergehen betrachtet, das nach dem Gesetz auf die gleiche Weisewie Diebstahl oder Mord bestraft wird. Die Strafe dafr wird auf Mnner und Frauengleichermaen angewandt und ist in ihrer Auswirkung hart und abschreckend.

    Kleidung

    Zunchst geht es um die Kleidung. Eine muslimische Frau kann in Gegenwart ihresMannes, ihrer Familie oder ihrer Freundinnen alles tragen, was sie mag. Wenn sieaber aus dem Haus geht, oder Mnner auer ihrem Ehemann oder ihren nahenVerwandten anwesend sind, erwartet man von ihr, dass sie Kleider tragt, die alle ihreKrperteile bedecken und ihre Krperform nicht enthllen. Was fr ein Gegensatz zur

    westlichen Mode, die sich jedes Jahr ganz absichtlich darauf konzentriert, noch einenweiteren intimen Bereich des Krpers dem Blick der ffentlichkeit zur Schau zustellen. In den letzten Jahren haben wir das Kommen und Gehen des Mini-Kleidesmiterlebt, des Mini-Rocks, des Wet-Looks, der Hot Pants, der See-thru, des Oben-ohne und anderer "Kleidungsstucke", die entworfen wurden, um die intimen Stellendes weiblichen Krpers zu zeigen oder zu betonen. Man kann neuerdings einehnliche Tendenz bei der Mannerbekleidung beobachten, obwohl es hier aussieht,als seien die Designer der Mnnermode derzeit an einem toten Punkt angelangt, bisdie Mnner sich selbst emanzipiert genug fhlen, Oben-ohne oder durchsichtigeHosen (an sich selber) zu akzeptieren, was glcklicherweise noch nicht der Fall ist.

    Die Absicht der westlichen Kleidung ist es, die Krperform zu betonen, wahrend dieAbsicht der muslimischen Kleidung darin besteht, sie zumindest in der ffentlichkeitzu bedecken.

    Der diesbezgliche Koranvers sagt:

    "O Prophet, sprich zu deinen Gattinnen und deinen Tchtern und zu den Frauen derGlubigen, dass sie sich in ihren berwurf verhllen. So werden sie eher erkanntund werden nicht belstigt..."(33:59)

    Es ist deshalb fr eine muslimische Frau erforderlich, dass sie, wenn sie auer Haus

    geht, ein Kleid tragt, das sie von Kopf bis Fu bedeckt und ihre Krperform nichtenthllt. Nach manchen Gelehrten drfen nur die Hnde und das Gesicht unbedeckt

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    bleiben, nach anderen sollte auch das Gesicht bedeckt sein. Es gibt alsoverschiedene Ansichten zu diesem Punkt.

    Die Pflicht zum anstndigen Verhalten jedoch obliegt nicht nur der Frau. Die folgende

    Anweisung im Koran ist in gleicher Weise an Mnner wie an Frauen gerichtet. Gottsagt:

    "Sprich zu den glubigen Mnnern, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihreScham hten sollen. Das ist reiner fr sie. Siehe, Allah kennt ihr Tun. Und sprich zuden glubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Scham htenund dass sie ihre Reize nicht zur Schau stellen sollen, bis auf das, was davonsichtbar sein muss, und dass sie ihren Schleier ber ihren Busen schlagen und ihreReize nur ihren Ehegatten zeigen... "(24:30-3 1)

    Verschiedenheit der Rollen

    Ein anderer Brauch, der auf die Strkung des Heimes und die Minderung derPromiskuitt abzielt, liegt in der relativen Zurckgezogenheit der Frauen. Die Frauen,die diese Zurckgezogenheit pflegen, stutzen sich auf folgende Verse im Koran:

    "O Frauen des Propheten, ihr seid nicht wie eine der anderen Frauen. Wenn ihrgottesfrchtig seid, so seid nicht entgegenkommend in der Rede, so dass der, indessen Herz Krankheit ist, begierig wird, sondern sprecht geziemende Worte. Und

    sitzt still in euren Husern und putzt euch nicht heraus wie in der frheren Zeit derUnwissenheit und verrichtet das Gebet und entrichtet die Armenspende und gehorchtAllah und Seinem Gesandten. Siehe, Allah will von euch als den Leuten des Hausesden Gruel nehmen und euch vllig reinigen."(33:32-33)

    Dem Wortlaut nach sind die Verse nur an die Frauen des Propheten gerichtet undeinige Gelehrte vertreten die Ansicht, dass sie sich nur auf diese beziehen. AndereTheologen und Rechtsgelehrte jedoch interpretieren diese Verse so, dass sie fr allemuslimischen Frauen gelten, und diese Meinung wird in zahlreichen Lndernweitgehend akzeptiert, wo Frauen normalerweise zu Hause bleiben und nur ausbesonders wichtigen Grnden das Haus verlassen.

    Einige der Leute, die dem zustimmen, ziehen dennoch auch die Verse des Korans inBetracht, die die Frauen dazu ermahnen, sich zu bedecken, wenn sie aus dem Hausgehen und beiden - Mnnern wie Frauen nahe legen, ihre Blicke zu senken undsich in der Anwesenheit des anderen Geschlechts angemessen zu verhalten. Diesschliet mit ein, dass die Frauen auer Haus gehen knnen, um ihren rechtmigenGeschften nachzugehen. Die Leute, die dem zustimmen, erachten es auch alsnotwendig, dass manche muslimische Frauen studieren und bestimmte Ttigkeiten,wie z.B. die der rztin oder der Krankenschwester ausben, und in allen Altersstufenlehren, was unter muslimischen Frauen und Mdchen ja von Frauen getan werdensollte.

    Man kann also festhalten, dass es diese beiden Meinungen gibt, und dass in derPraxis in verschiedenen Gegenden der muslimischen Welt unterschiedliche Grade

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    der Zurckgezogenheit oder anderer Bruche zu beobachten sind.

    In den meisten Gegenden der Welt sind Feste der Muslime entwederFamilienangelegenheiten, oder Mnner und Frauen feiern in getrennten Gruppen.

    Fr einen Menschen aus dem Westen, der gemischte Parties mit Tanz und Alkoholgewohnt ist, mag sich dies wie ein langweiliges Gemeinschaftsleben anhren.

    Doch ist im Allgemeinen schon der Familienkreis in der muslimischen Welt rechtgro, das Gefhl der Brderlichkeit so stark und die Gastfreundschaft der Muslimeso warm und herzlich, dass Alkohol und die Anwesenheit des anderen Geschlechtsnicht als ntiger Bestandteil des Vergngens empfunden werden.

    Die Mehrehe

    Das, was man im Westen am ehesten ber das Thema Islam und Frau wei, betrifftdie Mehrehe (*Die Mehrehe im Islam besteht in der Erlaubnis fr den Mann, mit biszu vier Frauen gleichzeitig verheiratet zu sein.). Zuerst mchte ich klarstellen, dassder Islam die Mehrehe nicht als eine allgemein gltige Praxis anordnet. Der Prophetselbst lebte den grten Teil seines Ehelebens in der Einehe, von seinem 25.Lebensjahr, als er Chadidscha heiratete, bis zu seinem 50. Lebensjahr, als sie starb.Man sollte deshalb die Einehe als die Norm und die Mehrehe als die Ausnahmebetrachten.

    Man kann beobachten, dass die Mehrehe, obwohl sie zu einigen Zeiten und aneinigen Orten missbraucht worden ist, unter bestimmten Umstnden doch einewertvolle Funktion hat. In einigen Fllen kann sie als das kleinere bel angesehenwerden, und in anderen Situationen kann sie sogar eine positive und ntzlicheEinrichtung sein.

    Das offensichtlichste Beispiel dafr zeigt sich in Kriegszeiten, wenn es eineunvermeidbar groe Anzahl von Witwen und Mdchen gibt, deren Ehemnner undVerlobte im Kampf umgekommen sind. Man muss sich nur die Anzahl der Toten imErsten und Zweiten Weltkrieg ins Gedchtnis zurckrufen, um sich bewusst zuwerden, dass buchstblich Millionen Frauen und Mdchen ihre Mnner und

    Verlobten verloren hatten und sie ohne Einkommen, Frsorge, und Schutz fr sichund ihre Kinder alleingelassen waren. Wenn dann immer noch die Ansicht verfochtenwird, dass unter diesen Umstnden ein Mann nur eine Frau heiraten darf, welcheWahl bleibt dann den Millionen von anderen Frauen, die keine Hoffnung haben,einen Ehemann zu bekommen? Sie knnen dann - krass ausgedrckt - nur nochdazwischenwhlen, alte, keusche und kinderlose Jungfern oder die Geliebte einesMannes zu werden, d.h. eine "inoffizielle" zweite Frau, die weder Rechte fr sichselbst, noch fr ihre mglichen Kinder aus einer solchen Verbindung hat. Die meistenFrauen wrden keines von beiden begren, weil sie schon immer in Sicherheit, miteinem Ehemann gesetzlich verheiratet, in einer Familie leben wollten und wollen.

    Der Kompromiss unter diesen Umstanden besteht fr Frauen somit darin, derTatsache ins Auge zu sehen, dass - vorausgesetzt die Alternative existiert - viele vonihnen lieber einen Ehemann teilen wrden, statt berhaupt keinen zu haben. Und es

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    besteht kein Zweifel, dass es einfacher ist, einen Ehemann zu teilen, wenn dieMehrehe eine ffentlich anerkannte Einrichtung ist, als sie auf heimliche Weise mitdem Versuch zu fhren, die erste Frau zu betrgen.

    Es ist doch kein Geheimnis, dass in Europa und Amerika eine gewisse Form derMehrehe verbreitet ist. Der Unterschied besteht darin, dass wahrend der Mann in derwestlichen Welt keine gesetzliche Verpflichtung gegenber seinen weiterenGeliebten und deren Kindern eingeht, der muslimische Ehemann durchausgesetzliche Verpflichtungen gegenber seiner zweiten, dritten und vierten Ehefrauund deren Kindern hat.

    Es knnen auch andere persnliche Umstande eintreten, die nicht mit einem Kriegzusammenhangen, und in denen die Heirat mit mehr als einer Frau anderenmglichen Alternativen vorzuziehen wre, z.B. wenn die erste Frau chronisch krankoder behindert ist. Es gibt natrlich Ehemnner, die diese Situation zu bewltigen in

    der Lage sind aber niemand wrde ihre mglichen Gefahren bestreiten wollen. Einezweite Heirat kann in manchen Fllen eine Lsung sein, die fr alle drei Parteienannehmbar ist.

    Auerdem gibt es Falle, in denen eine Frau keine Kinder haben kann, der Ehemannaber sehr gern Kinder haben mchte. Nach den Gesetzen in der westlichen Weltmuss der Mann, wenn er kann, die Kinderlosigkeit seiner Frau akzeptieren, oder,wenn er dazu nicht Umstnde ist, Grnde fr eine Scheidung finden, um noch einmalzu heiraten. Dies knnte in manchen Fallen vermieden werden, wenn alleBetroffenen sich auf eine Mehrehe einigten.

    Es gibt andere Flle, in denen eine Ehe nicht sehr glcklich verlaufen ist, und derMann eine andere Frau liebt. Dieser Umstand ist so gewhnlich, dass er als"Dreiecksverhltnis" bekannt geworden ist. Nach den Gesetzen in der westlichenWelt kann der Ehemann keine zweite Frau heiraten, ohne sich von der erstenscheiden zu lassen. Aber die erste Frau mchte sich vielleicht gar nicht scheidenlassen. Es ist mglich, dass sie ihren Ehemann nicht mehr liebt, ihn aber immer nochachtet und wnscht, in der Sicherheit des Ehelebens mit ihm zusammenzubleiben,um ihrer selbst und ihrer Kinder willen. hnlich ist es mglich, dass die zweite Fraunicht die Familie des bereits verheirateten Mannes zerstren will. Es gibt bestimmteFalle wie diese, wo beide Frauen eine Mehrehe eher akzeptieren konnten als eine

    offene Scheidung auf der einen oder eine auereheliche Beziehung auf der anderenSeite.

    Ich habe einige dieser Beispiele angefhrt, weil die Mehrzahl der Menschen imWesten sich die Mehrehe nur im Zusammenhang mit einem "Harem" voll jungerFrauen vorstellen kann, aber nicht als eine mgliche Losung fr einige Probleme derwestlichen Gesellschaft selbst. Ich habe der Mehrehe hier einen etwasausfhrlicheren Platz eingerumt, allerdings nicht, um eine blinde Anwendung zubefrworten, sondern vielmehr um aufzuzeigen, das sie eine Praxis ist, die nichtverurteilt werden darf, ohne dass man sich ber ihren Nutzen und ihre mglichenVorteile in irgendeiner Gesellschaft Gedanken macht.

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    Zusammenfassung

    Die Rolle der Frau im Islam wird im Westen sehr missverstanden aufgrund derallgemeinen Unwissenheit ber den Islam und die islamische Lebensweise und auchaufgrund der falschen Darstellung in den Medien.

    Der muslimischen Frau ist volle geistige und intellektuelle Gleichheit mit dem Mannzuerkannt, und sie wird dazu ermutigt, ihre Religion auszuben und ihreintellektuellen Fhigkeiten ihr ganzes Leben lang zu entwickeln. Was ihreBeziehungen zu Mnnern betrifft, so mssen beide Zurckhaltung in ihrem Verhaltenund im Hinblick auf ihre Kleidung ben und strenge moralische Vorschriftenbeachten, die die unntige Vermischung der Geschlechter einschrnkt. DieBeziehung der muslimischen Frau zu ihrem Ehemann sollte auf gegenseitiger Liebeund Rcksicht begrndet sein. Der Mann ist fr den Unterhalt der Frau und derKinder verantwortlich, und sie sollte ihm als Oberhaupt der Familie Achtungentgegenbringen. Sie ist far das Wohl des Heimes verantwortlich und fr dieanfngliche Erziehung der Kinder. Sie besitzt eigenes Vermgen, kann ihren eigenenGeschften nachgehen und ist selbst erbberechtigt.

    Sie darf nicht ohne ihre eigene Zustimmung verheiratet werden, kann aber dieScheidung verlangen. Das System der begrenzten Mehrehe kann als eineEinrichtung betrachtet werden, mit Vorteilen fr Frauen wie auch fr Mnner.

    Schlielich kann sich die muslimische Frau auf ihr Alter freuen, in dem sie geachtetwird und ihr von ihren Kindern und von der Gesellschaft insgesamt jede erdenklicheHilfe zuteil wird.

    Daraus geht hervor, dass der Islam die richtige Mischung von Freiheit und Sicherheiterreicht hat, die Frauen sich wnschen - und dies liegt im Interesse der ganzenGesellschaft. Wie ich am Anfang dieser Abhandlung anmerkte, habe ich dieentsprechenden Zitate direkt dem Koran und den ahadith entnommen, weil dieseoffensichtlich die authentischsten Quellen sind. Wenn zu verschiedenen Zeiten undan mancherlei Orten diese Regeln und Gesetze oft verzerrt, missachtet oder insLcherliche gezogen werden, sind es nicht diese Gesetze und Regeln, die fehlerhaft

    sind, sondern die Selbstsucht der Menschen treibt sie dazu, das zu entstellen, zumissachten und lcherlich zu machen, was ihnen nicht gefallt, um sich dann von derWahrheit abzuwenden.

    Glcklicherweise kann und konnte niemand die Worte des Korans verndern, unddie Regelungen zum Schutz der Frauen, die im 7. Jahrhundert geoffenbart wurden,knnen von jedermann auf einfache Weise im 20.Jahrhundert berprft werden,genau so, wie wir es gerade getan haben. Ich glaube, dass diese Gesetze undsozialen Regelungen in Bezug auf die Frauen bestimmte grundlegende Wahrheitenbeinhalten, die jedem ntzen werden, der sie anwendet. Die heutige Zeit, in der manberall die Rolle der Frau und ihre Rechte neu berdenkt, ist vielleicht gut dazu

    geeignet, der islamischen Vorstellung mit offenem Herzen zu begegnen. Immerhinhat der Islam in mehr als 14 Jahrhunderten zur Bildung von dauerhaftenGesellschaften sowohl bei hochentwickelten als auch bei unterentwickelten Volkern

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    in weiten Teilen der Erde beigetragen. Damit hat er die Bestndigkeit seinerGrundstze unter Beweis gestellt, von denen die westliche Welt vielleicht noch etwaslernen kann.

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