Die Geheimnisse Indiens - spiritbalance

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» Warum denn gerade Indien?« Diese Frage wird mir immer und immer wieder gestellt. Nicht nur von meiner Tante aus Amerika, die sich als optimalen Lebensplan lediglich ein New Yorker Busi- ness-Leben vorstellen kann, sondern auch von vielen spirituell Interessierten. Zu- sätzlich zu der Frage »Warum gerade In- dien?« taucht dann auch immer wieder folgende Frage auf: »Und woran glaubst du?« Meist, um dann im gleichen Atem- zug zu fragen: »Bist du jetzt eigentlich Hindu geworden?« Um die Frage zu meiner religiösen Ein- stellung schon einmal im Vorfeld zu be- antworten: Mittlerweile »glaube« ich nicht mehr, sondern habe meine Erfahrungen gesam- melt. Diese Erfahrungen haben dazu ge- führt, dass ich tief in mir weiß, dass alle Religionen zum selben Ziel führen. Meine Cousine ist Pastorin, gute Freunde von mir sind Sufis und wieder andere Freunde gehen hinduistische oder andere spirituelle Wege. Da ich bis zu meinem 26. Lebensjahr Bharati Corinna Glanert Die Geheimnisse Indiens Kraftorte und Sadhana Ein spiritueller Weg ist eine nie endende Reise in immer tiefere Ebenen des Seins. Die Autorin nimmt uns hier mit in ihre persönlichen Erfahrungen auf dem spirituellen Weg. Schauplatz ist Indien, das Land mit den meisten heiligen Orten und großer spiritueller Kraft. Es gibt unter- schiedliche spirituelle Praktiken und religiöse Richtungen. Wichtig ist auch hier, seinem eigenen Weg und seiner eigenen Wahrheit zu folgen. © Fotos: Bharati Corinna Glanert 51 Tattva Viveka 54 Yoga | Die Geheimnisse Indiens

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»Warum denn gerade Indien?«

Diese Frage wird mir immer und immerwieder gestellt. Nicht nur von meinerTante aus Amerika, die sich als optimalenLebensplan lediglich ein New Yorker Busi-ness-Leben vorstellen kann, sondern auchvon vielen spirituell Interessierten. Zu-sätzlich zu der Frage »Warum gerade In-dien?« taucht dann auch immer wiederfolgende Frage auf: »Und woran glaubstdu?« Meist, um dann im gleichen Atem-zug zu fragen: »Bist du jetzt eigentlichHindu geworden?«

Um die Frage zu meiner religiösen Ein-stellung schon einmal im Vorfeld zu be-antworten:

Mittlerweile »glaube« ich nicht mehr,sondern habe meine Erfahrungen gesam-melt. Diese Erfahrungen haben dazu ge-führt, dass ich tief in mir weiß, dass alleReligionen zum selben Ziel führen. MeineCousine ist Pastorin, gute Freunde von mirsind Sufis und wieder andere Freunde gehenhinduistische oder andere spirituelle Wege.

Da ich bis zu meinem 26. Lebensjahr

Bharati Corinna Glanert

Die Geheimnisse IndiensKraftorte und Sadhana

Ein spiritueller Weg ist eine nie endende Reise

in immer tiefere Ebenen des Seins. Die Autorin

nimmt uns hier mit in ihre persönlichen

Erfahrungen auf dem spirituellen Weg. Schauplatz

ist Indien, das Land mit den meisten heiligen

Orten und großer spiritueller Kraft. Es gibt unter-

schiedliche spirituelle Praktiken und religiöse

Richtungen. Wichtig ist auch hier, seinem eigenen

Weg und seiner eigenen Wahrheit zu folgen.

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eigenen Erfahrungen mit Sadhana zusammeln.

Um einen einfachen Vergleich zu wäh-len, denke an den Geschmack einerMango. Wenn jemand sagt, eine Mangosei süß, kannst du es glauben oder nicht.Aber wirklich wissen kannst du es erst,wenn du die Mango selber schmeckst.Also entschloss ich mich, die mir bekann-ten Sadhanas nicht einfach nur zu glau-ben, sondern sie selber zu praktizieren undes auszuprobieren. Kurzum: Die Mangozu probieren und meine eigenen Erfah-rungen zu machen.

Um das zu erreichen nahm ich ganzschön viel in Kauf, denn ich brauchte Zeitfür meine Sadhana und vor allem wollteich diese in Indien praktizieren. Ich gabmein geliebtes Seminarhaus in Deutsch-land auf, verkaufte mein Auto und andereDinge, die mir genug Geld brachten, umlängere Zeit in Indien leben zu können.Ich dachte immer, es wäre leicht, allem zuentsagen. Allerdings ist es etwas vollkom-men anderes, etwas Bestimmtes zu den-ken und es dann auch wirklich um-zusetzen. Es dauerte sehr lange, bis meineGedanken nicht jeden Tag um all dieDinge kreisten, die ich losgelassen hatte.Über ein Jahr lang hatte ich innerlich mitall diesen Anhaftungen zu kämpfen. Wiedie Buddhisten sagen: »Der Grund fürjedes Leiden ist die Anhaftung.« »TollerSpruch!«, dachte ich immer – bis ich selbsteinmal durch diesen Prozess ging. Erstdann offenbarte dieser Spruch seine tiefeWeisheit.

Dennoch begann ich mit ganzem Her-zen, meine erste richtige Sadhana zu prak-tizieren.

Das erste Mantra erforderte laut der

Übersetzung des dazu passenden Palm-blattbuches eine hunderttausendfacheWiederholung, um das gewünschte Er-gebnis zu erreichen. Jedes Mantra bein-haltet eine so genannte Diksha – das isteine Richtlinie, die jeder Praktizierendeeinhält, um die volle Kraft des Mantras zu

Weg (Yoga). Yantren sind sehr komplexegeometrische Zeichnungen, die hohe kos-mische Energie und Gottheiten anziehen.Eine wörtliche Übersetzung des Wortes ist:Maschine. Es ist eine Art spirituelle »Ener-giemaschine«.Mantren sind Energieformeln, mit

denen erstaunliche Veränderungen in un-serem Leben möglich sind. Durch das rezi-tieren/wiederholen von Mantren baut sicheine starke Schwingung auf, die viel Shakti(Prana/Chi/Lebenskraft) in uns aktiviert.

Durch regelmäßige Praxis werden Kör-per, Geist und Seele gereinigt und die see-lische Entwicklung wird beschleunigt.

Es gibt Mantren für jeden Lebensbe-reich: z. B. Mantren zur Gottheit Ganesha,die Widerstände und Hindernisse beseiti-gen. Auch sind viele Mantren zu Lakshmibekannt, der Göttin der Fülle und desReichtums, die für uns in der materiellenWelt hilfreich ist.

Ganz besonders spannende Mantrensind diejenigen, die die so genanntenSiddhis (übernatürlichen Kräfte) in unsaktivieren können.

Das mag zunächst befremdlich klin-gen, und am Anfang meines Weges habeich mich manchmal gefragt, warum manzum Beispiel die Mala (eine Art Gebets-kette) in die Hand nimmt, mit Mittel-finger und Daumen jede Perle bewegt,währenddessen ein Mantra mindestens108 Mal aufsagt und warum nur, wennman genau so das Mantra rezitiert, dergewünschte Erfolg eintreten soll.

Wie schon erwähnt, bin ich keinMensch, der alles glaubt, was man ihmsagt. Ich habe viel gelesen, auch über dieKraft von Mantren und anderen spiritu-ellen Übungen, die in Indien von Yogis

praktiziert werden. Aber es ist ja wie mitallem im Leben: Erst wenn man etwas sel-ber durchlebt hat, kann man wirklichdavon sprechen. Und so ist es im Beson-deren auch mit Meditation, Mantren,Yantren und anderen spirituellen Übun-gen. Ich kann jedem nur dazu raten, seine

ebenfalls in Deutschland lebte, kann ichall die Fragen selbstverständlich gut nach-vollziehen. Erst seit 2011 wohne auch ichteilweise wieder in Deutschland, aberimmer noch einige Monate im Jahr inSüdindien.

Warum hat mich also Indien 10 Jahrelang und vor allem so intensiv in den Banngezogen? Diese Frage ist berechtigt, dennmeine erste Indienreise war für nur 5 Tagegeplant – es wurden 10 Jahre daraus.

Für mich persönlich bedeutete Indienauf jeden Fall eine Art nach Hause kom-men, ein Wiedererkennen meiner Seelen-heimat und dann später, nach intensivenJahren der Meditation, das Wissen darü-ber, dass ich ein Vorleben in Indien ver-bracht habe. Dieses Wissen erwarb ichnicht etwa durch eine Reinkarnationsthe-rapie, sondern durch … – dies zu erklären,würde einige Zeit dauern, also kommenwir nun lieber zum wirklich spannendenTeil dieses Artikels: Der Kraft der Sadhana.

Sadhana – die Seelenkraft erwecken

Sadhana ist ein anderes Wort für »spiritu-elle Praxis«. Man könnte es auch so aus-drücken: Spirituelle Übungen, die manregelmäßig ausführt, die unsere Nadissowie die Chakren reinigen und energeti-sieren und uns dadurch mit unserer eige-nen wahren Seelenkraft verbinden. AlleKarmas sind in unserem Energiekörper ge-speichert. Viele Blockaden, Anhaftungenund Konzepte beeinflussen somit unserDenken und Handeln. Durch regelmäßigeSadhana reinigt sich unser Energiekörperund es öffnet sich ein Tor zu spirituellenWelten. Manche Sadhanas aktivierenkraftvoll spirituelle Erfahrungen sowie spi-rituelle Fähigkeiten, so genannte Siddhisund Yogas. Es gibt verschiedene Arten vonSadhanas. Einer der effektivsten undschnellsten Wege zu spirituellen Erfah-rungen ist der mit Mantren und Yantren.

Mantren undYantren – Energieformelnfür spirituelle Erfahrungen undSelbstheilung

Mantren und Yantren sind eine Art Abkür-zungsweg in der Spiritualität. Das Rezitie-ren von Mantren und das Visualisieren undZeichnen von Yantren ist ein spiritueller

In dem Moment, in dem ich es nicht mehr erwartete und alleslosgelassen hatte, begannen sich die ersten spirituellen Erfahrungen

durch die Mantrakraft zu manifestieren.

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Mantra rezitiert – 6 Monate lang für 7 bis10 Stunden täglich.

Ich hatte hohe Erwartungen an dasMantra, denn nach so viel Einsatz und allden Entbehrungen während meiner Sad-hana wollte ich schnellstmöglich das Er-gebnis sehen. Ich muss anmerken: Fürmich waren diese Entbehrungen groß; fürwahre Yogis hingegen nicht mehr als einKinderspiel. Doch das wollte mein Ego indieser Zeit natürlich nicht hören. DasMantra hatte ich perfekt aufgeladen unddie Dikshas, die spirituellen Richtlinien,befolgt. Aber: Ich blieb ohne eine spiritu-elle Erfahrung, ohne irgendein Ergebnis,was für mich selbstverständlich in dieserZeit sehr frustrierend war. Jedoch, so ein-

fach aufzugeben gehört nicht zu meinenCharakterzügen. Also beschloss ich, trotzdes inneren Schmerzes, nicht zurück nachDeutschland zu gehen, sondern weiterhinintensiv Mantren zu rezitieren.

In dem Moment, in dem ich es nichtmehr erwartete und alles – auch jedesKonzept von Spiritualität und besondersvon meinen spirituellen Wünschen – los-gelassen hatte, genau an diesem Punkt, andem sich das Ego endlich in Ruhestellungbefand, begannen sich die ersten spiritu-ellen Erfahrungen durch die Mantrakraftzu manifestieren. Eines Morgens wachteich auf und konnte mich nicht mehr be-wegen. Eine starke innere Hitze durchflu-tete meine Wirbelsäule (Kundalini). Ichspürte so große bedingungslose Liebe inmir, wie niemals zuvor. Sehr deutlichkonnte ich sie fühlen, und wie in einemFernsehfilm einige Teile meines vergange-nen Lebens sehen. Sie zogen an mir vorbeiund hinterließen tiefe Eindrücke in mei-nem Tagesbewusstsein.

Schon als Kind hatte ich paranormaleund spirituelle Erlebnisse – denn nichtnur durch Mantren ist es möglich, spiri-tuelle Erfahrungen zu erleben – aber soein langes und intensives spirituelles Er-

eignis war für mich zu diesem Zeitpunktetwas neues. Ich erlebte mein vergangenesLeben wie in einem Dokumentarfilm. Miteinem wichtigen Unterschied: Hier warich Zuschauerin und Betroffene zugleich.

Nach diesem einschneidenden Erlebniswurden mir viele Dinge klar und z. B.auch Zusammenhänge bewusster: Warumich welche Karmas in mir trage undwarum einige meiner Verbindungen zuheutigen Personen teils so einfach oderauch schwierig sind. Warum mancheFreundschaften so tief und wundervollsind und andere zwischenmenschliche Be-ziehungen einfach sehr vorbelastet. Zumdamaligen Zeitpunkt dachte ich, dass ichdie volle Kraft der Sadhana schon erfah-ren hätte. Aber das war nur eines der ers-ten von vielen intensiven Erlebnissen.Einige dieser Erlebnisse sind privat, an-

Erst wenn man etwas selber durchlebt hat,kann man wirklich davon sprechen.

wecken. Erst mit Erfüllung dieser Richtli-nie hat ein Mantra die Kraft, den Sadhak(denjenigen, der eine Sadhana praktiziert)mit den übernatürlichen Kräften des Kos-mos in Verbindung zu bringen und ihmdadurch eigene spirituelle Erfahrungen zuermöglichen.

Hoch motiviert begann ich mit diesemMantra. Nach dem ersten Tag folgte derzweite, dann der dritte. Nach etwa einerWoche hatte ich das Gefühl, es gingenicht wirklich voran. Ich wurde ungedul-dig, denn es war nicht einfach, so langeauf einem indischen Tempelboden zu sit-zen und Mantren zu rezitieren. Wir imWesten sind da eher eine Couch als einenSteinboden gewöhnt. Es war eine nichtimmer einfache Zeit, doch nach einigenMonaten hatte ich es geschafft: Diese spe-zielle Sadhana war abgeschlossen. Hun-derttausend Mal hatte ich dieses lange

Eines Morgens wachte ich auf und konnte mich nicht mehr bewegen.Eine starke innere Hitze durchflutete meine Wirbelsäule.

Ich spürte so große bedingungslose Liebe in mir, wie niemals zuvor.

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Bharati mit dem Sadhu Venkatesh

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Das einfache Leben gab mir das größte Geschenk, welches ich bisheute in meinem Herzen trage: Dankbarkeit.

dere teile ich ab und zu mit wirklich in-teressierten Menschen, um ihnen beiihrer eigenen Sadhana weiter zu helfen.

In diesem einen Jahrzehnt, das ich inIndien verbrachte, lernte ich viele ver-schiedene Sadhanas kennen. Es gibt un-endlich viele Sadhanas – so viele Ener-gieprozesse wie Sterne am Himmel stehen.Es gibt sehr aufwändige und lange Sadha-nas, aber auch welche, die nur einen sehrkurzen Zeiteinsatz verlangen und dennochsehr effektiv sind. Es gibt Energieprozesse,die Menschen helfen können, die Selbst-heilung stark anzuregen und andere, dieSchutz oder finanzielle Fülle bringen kön-nen. Für mich allerdings sind die spiritu-ellen Sadhanas am spannendsten.

Spirituelle Sadhana – der Weg zuübernatürlichen Erfahrungen

In Indien gibt es viele verschiedene Be-zeichnungen für Menschen, die sich aufeinem spirituellen Weg befinden. Die An-sprache »Swami« zeigt, dass diese Personihr spirituelles Wissen auch weitergibt. Alseinen »Yogi« bezeichnet man die Personen,deren Hauptaufgabe darin besteht, die ei-genen spirituellen Prozesse zu vervollstän-digen. Das Wort »Sadhu« schließlichbezeichnet die Yogis und Swamis, die allenweltlichen Anhaftungen entsagt haben.

Sie alle haben eines gemeinsam: Sie ken-nen die Wirkung der Kraftplätze und Tem-pel in Indien. Denn um bei einer spiri-tuellen Sadhana erfolgreich zu sein, brauchtes neben dem richtigen Energieprozessauch Hilfe aus den höheren Astralwelten,die an diesen besonderen Orten wie Aku-punkturnadeln für die Erde wirken.

Indien ist bekannt für seine hohen spi-rituellen Schwingungen. Kein anderesLand hat so viele Kraftplätze, so viele Tem-pel, heilige Höhlen, heilige Berge und soviele praktizierende Yogis vorzuweisen wie

Indien. Selbst wenn man dieses einzigar-tige Land einfach nur als Tourist bereist,spüren die meisten Besucher nach derReise eine energetische Veränderung. In-dien hat so viel spirituelle Energie, dasssich nach nur einer Reise das ganze Karmaeines Menschen auf den Kopf stellen kann.

Einige der besonderen Kraftorte in In-dien sprengen alle Glaubenssysteme. So-genannte »Siddhas«, von denen viele mitspeziellen spirituellen Techniken weit über150 Jahre alt werden und wurden, Er-scheinungen von Astralwesen, erhörte Ge-bete, sowie übernatürliche Phänomeneverleihen diesen Kraftorten enormeSchwingungen.

Spiritualität beginnt genau da, wo derVerstand nicht mehr greifen kann. Undgenau da, an diesem Punkt, können wiruns entscheiden, welchen Weg wir gehenwollen.

Den Weg des Misstrauens zu wählen,der uns nicht weiter hinterfragen lässt, be-deutet, die Tür zu schließen vor dem, waswir nicht kennen, nicht anfassen, nicht er-klären können. Wir können aber auchweitergehen und uns vorwagen in das Un-bekannte, in die Geheimnisse der Seelen,die Geheimnisse des Universums.

Übernatürliche Kräfte: Siddhis

Auf meinem Weg entschloss ich mich –trotz innerer Zweifel, die in mir am An-fang sehr mitschwangen – die bekanntenspirituellen Kräfte und Phänomene in derTiefe zu ergründen.

Ich wollte keine halben Sachen mehrmachen, also meditierte ich sehr langeZeit, praktizierte Sadhanas sehr intensiv.

Diese Zeit hat mich geprägt. Die all-täglichen Dinge und der tägliche Luxus inDeutschland sind für mich nicht mehrselbstverständlich.

Ich habe jahrelang nur auf einer dün-

nen Kokosnussmatratze auf dem Bodengeschlafen, hatte lange Zeit nur kaltesWasser zur Verfügung und dennoch fühlteich mich nach wenigen Jahren glücklicherund erfüllter als in der vorherigen Zeit, inder ich ja materiell alles Nötige hatte.

Mein Fokus war nur noch auf Gott ge-richtet, nur wenige Ablenkungen hieltenmich von der Sadhana ab, keine Steuern,kein Kino, Fernsehen und keine Men-schen, denen ich mich erklären musste.

Das einfache Leben gab mir das größteGeschenk, welches ich bis heute in mei-nem Herzen trage: Dankbarkeit.

Ich weiß, denn ich habe es erfahren,dass nichts selbstverständlich ist, dass allesvergänglich ist, auch wenn es stabil aus-sieht, dass alles im Leben auch wieder ver-geht. Dank des langen Verzichtes aufjeden Luxus, fühle ich mich (obwohl ichauch zeitweise wieder in Deutschlandlebe) für jeden Tag und jede positive Si-tuation dankbar. Das ist neben all denSiddhis, spirituellen Kräften die ich erfah-ren durfte, das allergrößte Geschenk, wel-ches mir Indien gegeben hat.

Es war ein langjähriger Prozess, in demsich innere Erwartungen, Unzufriedenheitund Anhaftungen transformierten. Dajede Sadhana hilft, Illusionen und Nega-tivität zu transformieren, verändern sichin jedem Sadhak nach einiger Zeit dasDenken und die Wahrnehmungen.Ananda (spirituelle Glückseligkeit) stelltsich ein.

Neben inneren Veränderungen zeigtensich während der langen Zeit in Indienauch nach und nach die spirituellen Kräfteder Mantren und Yantren. Beweise derkosmischen Kraft zeigten sich in spiritu-ellen Phänomenen und Wundern. Vielespirituelle Erfahrungen durfte ich sam-meln und einige davon sind so besonders,dass Worte zu einfach erscheinen, umdiese besonderen Erlebnisse auch nur an-satzweise beschreiben zu können.

Ich versuche dennoch, einen Einblick indiese besondere Energie zu geben. Aneinem Abend rief mich mein damaligerGuru zu sich. Er bat mich, etwas Sand ausdem Garten zu holen. Ich nahm den Sandin meine Hand und rezitierte das Mantra,mit welchem ich zuvor für 10 Monate me-ditiert hatte. Nach wenigen Sekundenwurde meine Hand sehr heiß und mir

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wurde leicht schwindelig. Ein Trancezu-stand stellte sich ein. Als ich wieder aufmeine Hand sah, hatte sich der Sand inZucker verwandelt. Es waren noch einigeKörnchen Sand zu sehen, aber selbst dieseschmeckten süß (ich musste das natürlichgleich probieren). Dieses Siddhi wieder-holte sich noch einige Male. Worte sindeinfach zu schwach, um die spirituelleEnergie beschreiben zu können, die in soeinem magischen Moment freigesetzt wird.

Mit den richtigen Mantren und Yantrenund guter Betreuung der Sadhana ist allesmöglich. Ein Mantra und ein Yantra sindeine Art Schlüssel – die Siddhis fallen denYogis nicht von alleine zu, sondern es gibtfür alles einen Seelenmechanismus. Diesebesonderen Techniken, gepaart mit Hin-gabe und reiner spiritueller Liebe, eröff-nen uns den Weg zu den spirituellenWelten. Meine eigenen Erfahrungen setz-ten häufig nach langer intensiver Sadhanaein und oft mit Hilfe eines Gurus. Aberich hatte auch Erfahrungen, die außerhalbeines Energieprozesses, einer Sadhana,passierten. Diese Erfahrungen sind dieje-nigen, die mich am meisten beeindruckenund bewegen. Denn sie beweisen, dassGottes Energie in jedem Moment um unsschwingt.

An Navaratri 2010 war so ein sehr be-sonderes Erlebnis.

Ich war sehr traurig während dieserZeit, denn ich war in einer persönlichenUmstellung meines Lebens. Ich verließden Ashram, in dem ich lange Zeit gelebthatte und fühlte mich unsicher mit derneuen Lebenssituation. Ich vermisste vieleFreunde und auch das klassische Feiernvon Navaratri (das 9-Tage-Fest der göttli-chen Mutter). Dann – genau an Navaratri– passierte es, dass die göttliche Muttersich mir in verschiedenen Formen zeigte.Allein diese Erfahrung genau zu beschrei-ben, würde ein halbes Buch füllen.

Um einfach nur die Essenz davon wei-terzugeben: Navaratri fing für mich mitTränen der Trauer an und schloss mit Trä-nen der Dankbarkeit und Freude ab – mitdem höchsten spirituellen Geschenk, wel-ches ich bisher erleben durfte. BabajisEnergie kam sehr kraftvoll zu mir – der un-sterbliche Mahayogi und Avatar zeigte sich.

Nach einer normalen indischen Pujafühlte ich plötzlich eine immer stärker wer-

dende stundenlange Trance, in der ich eineenorme Wahrnehmungsfähigkeit hatte.

Ich konnte genau sehen, was in denumliegenden Häusern gerade passierte.Ich konnte genau beschreiben, wer gleichzu Besuch kam und wie diese Frau geklei-det war, obwohl ich sie nie vorher in mei-nem Leben gesehen hatte.

Meine Freundin Jalaja spürte ebenfallsnach einiger Zeit tiefe Trance und dannbegann das eigentlich Besondere. Plötzlichkonnten wir uns nicht nur telepathischunterhalten, sondern hatten auch beidenach einiger Zeit genau dieselben spiritu-ellen Wahrnehmungen. Es war eine sehrintensive und lange Erfahrung, auf dienach einiger Zeit Jalajas und mein Körpermit enormer innerer Hitze reagierten.

Nach einigen Stunden erschien Babajiin meinem dritten Auge und als ich dieAugen öffnete, sah ich ihn immer noch.Ich konnte diese Erfahrung im ersten Mo-ment nicht fassen, mein Herz ging so sehrauf. Alle Verwirrung und negativen Ge-fühle waren wie weggeblasen. Ich hieltdiese hohe Schwingung und kraftvolleLiebe kaum aus. Niemals zuvor hatte ichso eine Liebe gespürt. Dieses Gefühl warmit keiner weltlichen Liebe vergleichbar.Diese Liebe war vollkommen, heilendund hochenergetisch. Babaji gab mir eine

private Nachricht und zusätzlich erklärteer mir, warum sich mein Leben gerade soveränderte. Er teilte mir mit, dass erimmer alles sieht, was ich durchlebe, da ermich aus der Astralwelt begleitet.

Sehr außergewöhnlich an dieser spiri-tuellen Erfahrung war, dass auch Jalajahören konnte, was Babaji sagte. Aber nurich konnte ihn während dieser Zeit mitmeinen physischen Augen sehen.

Die Erfahrung mit Babaji am Ende desNavaratri Festivals war so hochenerge-tisch, dass ich drei Tage brauchte, ummich wieder normal zu fühlen. Die Kun-dalini-Kaft war so stark, dass mein Körpernoch tagelang vibrierte und kein Essen an-nehmen mochte. Nie zuvor hatte ich inmeinem Leben so eine große Liebe emp-funden, wie in dem Moment. Ich wusstenicht, dass es möglich ist, soviel Liebe zuspüren. Noch heute kommen mir Tränender Dankbarkeit und Liebe, wenn ich andiese Erfahrung denke.

Viele Yogis gehen mit den meisten spi-rituellen Erfahrungen nicht an die Öf-fentlichkeit. Auch ich habe lange gezögert,wieviel ich aufschreiben soll oder nicht.Jede spirituelle Erfahrung ist wie eineBlume am Wegesrand – sie ist wunder-schön aber nicht das Ziel.

Wir sollten alle verstehen, dass Siddhis

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Wir können aber auch weitergehen und uns vorwagen in dasUnbekannte, in die Geheimnisse der Seelen,

die Geheimnisse des Universums.

Ramalinga Swami Tempel

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nach einer längeren Zeit der spirituellenSadhana von ganz alleine zu uns kommen.Sie sind besondere Geschenke für einenechten Sadhak. Aber das eigentliche Zielsind die Befreiung von Karma und das Er-kennen von Maya, der Illusion, die unsständig umgibt.

Dennoch sind Siddhis sehr faszinierend.Es ist nur sehr wichtig, dass das Ego nichtenorm anschwillt, wenn man durch seineSadhana ein Siddhi erreicht hat oder wennman die göttliche Gnade hatte, hohe spi-rituelle Erfahrungen machen zu dürfen.Denn damit baut man wieder neuesKarma auf.

Das ist auch der Grund, warum vieleYogis ein Problem damit haben, wenn spi-rituelle Kräfte zur Schau gestellt werden.Es geht ja nicht darum, hier den Men-schen, die nicht an Siddhis glauben, eineArt »Zirkusveranstaltung« zu bieten. Mei-ner Erfahrung nach sind Swamis, dieSiddhis zur Schau stellen, mit großer Vor-sicht zu genießen, denn viele nutzen die-sen Hunger nach spirituellen Beweisenaus. So gibt es sogar Menschen in Indien,aber auch in anderen Ländern, die sich alsspirituelle Meister ausgeben und die dannWunder mit einfachen Zaubertricks nach-ahmen. Deshalb kann es gefährlich sein,wenn man nur nach spirituellen Phäno-menen jagt. Siddhis sind dafür gedacht,eingesetzt zu werden, wenn sie wirklichgebraucht werden. Jesus und viele anderewahre spirituelle Meister haben z. B. keineWunder gezeigt, um Menschen zu faszi-nieren, sondern haben die Kraft der kos-mischen Energie immer dann genutzt,wenn es notwendig und hilfreich war.

Spirituelle Power durch Alchemie

Auf dem spirituellen Weg gibt es Bereiche,die nicht so bekannt sind. Dazu gehörtauch die Alchemie. Einer der besonderenKraftorte, die mit Alchemie und höchstenTransformationstechniken in Verbindungsteht, befindet sich in Südindien und liegtnur zwei Autostunden von unserem Zu-hause in Tiruvannamalai entfernt. DerOrt heisst Vallalar. Ramalinga Swami hatdort den Weg in den höchsten Seelenzu-stand – den Lichtsamadhi – vollzogen.

Ramalinga Swami war absoluter Meis-ter der Alchemie und der höchste Meisterder Transformation des Körpers und auchder Seele. Er beherrschte nicht nur dieSiddhis, sondern war der höchste Meisterder Alchemie. Er wurde der lebende Be-weis, dass der Körper ein wundervollesGeheimnis in sich birgt. Durch die be-sonderen Alchemie-Prozesse war es Ra-malinga Swami nicht nur möglich, Steinin Gold zu verwandeln, sondern er hatdurch seine eigene Sadhana bewiesen, dasses möglich ist, seinen Körper in den voll-kommen Lichtkörper zu transformierenund somit auch, dass physische Unsterb-lichkeit möglich ist. Auch dahin führt einWeg – der Weg über das Herz und in dieAlchemie.

Wie viele Siddhas in Indien hat auch Ra-malinga Swami mit den Geheimnissen derKräuter und der Alchemie einen Weg zurLanglebigkeit gefunden. Es ist kein Ge-

heimnis, dass die am weitesten entwickel-ten Siddhas Indiens ihren Körper zum Teilhunderte Jahre lang jung halten konnten.

Allerdings sind die Kräuterrezepte unddie genauen Sadhanas nicht der Öffent-lichkeit zugänglich, denn selbstverständ-lich werden die höchsten Sadhanas nur ansehr ausgewählte Studenten weitergeben.Einige Kräuter sind mir in den letzten Jah-ren bekannt geworden, aber ich bin sicher,dass dies der kleine Anfang weiterer Ent-deckungen ist.

Ramalinga Swami hat in seiner Sad-hana allerdings noch eine weitere Barriere

durchbrochen. Nicht nur, dass er dieSiddha-Kräuter und Sadhanas angewandthat, um sein Leben zu verlängern. Er hatauch seinen Körper durch verschiedenSadhanas, Mantren und Kräuter nach undnach in einen Lichtkörper verwandelt.Eines Tages löste er sich in Licht auf undsagte vorher noch seinen Schülern, dass esnicht wirklich notwendig ist, dass derKörper krank wird und altert. Der nor-male Sterbeprozess ist transformierbar.

Ramalinga Swami hat einen Teil seinesWissen über die Transformation des Kör-pers der Nachwelt hinterlassen. Ein Teildieser speziellen Sadhana ist es, Schlafdurch Meditation zu ersetzen, gewisseMantren zu rezitieren und zu bestimmtenUhrzeiten ganz bestimmte Kräuter einzu-nehmen. Die wichtigste Basis diesesWeges ist aber auch die des Mitgefühls ge-genüber allen Wesen. Deshalb ist es be-sonders auf dem Weg zu einem Licht-körpers wichtig, sich vollkommen vegeta-risch zu ernähren.

In all den Jahren, in denen ich in In-dien gelebt habe, durfte ich viele Wundersehen, spirituelle Erfahrungen sammelnund tiefen inneren Frieden spüren. DochRamalinga Swamis Sadhanas zeigen denWeg zum Allerhöchsten, was auf dem spi-rituellen Weg erreichbar ist. In den Schrif-ten wird genau erklärt, was die verschiede-nen Ebenen der Seele sind, die 18 ver-schiedenen Stufen der Erleuchtung. DerLichtsamadhi ist die höchste Stufe. Es

kann viele Inkarnationen dauern, umdiese Transformation, diese höchste Sad-hana erfolgreich abzuschließen.

Erst vor ca. drei Jahren kam ich das ersteMal in direkte Verbindung mit der Kraftder Alchemie und den Siddha-Kräutern.Mir war bis zu diesem Zeitpunkt nicht klar,dass die Einnahme von gewissen Kräuternso viel Energie freisetzen kann, wie sie sonstnur in vielen Jahren der Meditation aufge-baut wird. Nachdem ich aber mit den ers-ten Alchemie-Objekten in Kontakt kam,öffnete sich mir ein völlig neuer Horizont.

Ich habe Kräuter von einem Yogi erhal-

Als ich wieder auf meine Hand sah,hatte sich der Sand in Zucker verwandelt.

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Anna mit Alchemie-Kette

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ten, welche ich regelmäßig zu mir nehme.Es sind starke Energien zu fühlen, wennich sie vor meiner Sadhana einnehme undich kann fühlen, wie die »spirituelleWärme«, die Kundalini-Kraft, in mir auf-steigt. Genau das ist es, was alle Yogis undSadhus erreichen möchten, eine konstanteEnergie, die als Hitze oder Wärme spür-bar ist. Wir nennen diese Kundalini-Power auch »psychic heat«. Übersetzenkönnten wir es mit »spiritueller Hitze«.Das konstante Spüren dieser übernatürli-chen Kraft erweckt die Kundalini-Kraftund verliert sich nicht so schnell wieder.

Eine der größten Frustrationen auf demspirituellen Weg ist es, hohe spirituelle Er-fahrungen erleben zu dürfen und dannwieder lange Zeit gar nichts mehr zu spü-ren. Ich habe Zeiten durchlebt, in denenich viele übernatürliche Erfahrungen hatteund dann wiederum für lange Monatekaum etwas erleben durfte. In dieser Zeitfühlte ich mich wie abgetrennt.

Wenn wir aber regelmäßig mit Man-tren, Yantren, Meditation, Alchemie etc.praktizieren, bleibt eine Grundenergie er-halten, die Batterie wird ständig wiederaufgeladen und dadurch bleibt die Tür zuden spirituellen Welten immer etwas ge-öffnet.

Manchmal hinterlassen Yogis Kraftob-jekte, um allen Besuchern des Ortes höchs-te spirituelle Energien zukommen zu las-sen. Eines dieser besonderen Energietore istin Vallalar, Tamil Nadu.

Für jedermann zugänglich hat Rama-linga Swami ein enorm kraftvolles Alche-mie-Objekt hinterlassen. Die meistenBesucher beachten diese Kette nicht, diescheinbar ohne Bedeutung um den Tem-pel herumliegt. Die Kette sieht auf denersten Blick wie eine normale Eisenketteaus, und nur wenn man über Alchemieein wenig Bescheid weiß, kann man erah-nen, welche enormen Kräfte dadurch wir-ken. Aus reinen Kräutern und weiterengeheimen Zutaten ist durch einen alche-mistischen Prozess diese Kette entstanden.Sie gibt stärkste Vibrationen von sich, dieneben Selbstheilung auch das spirituelleErwachen anregen. Wer diese Kette aufseinen Körper legt, erhält nicht nur vielspirituelle Kraft. Ein Teil der alchemisti-schen Kraft fließt in den Körper und regtdort kraftvoll Selbstheilungsprozesse an.

Spirituelle Kraftorte in Indien

Viele Tempel in Indien haben besondereGeheimnisse, die man auf den ersten Blicknicht erkennt. Einige dieser Kraftortehaben so viel Shakti (Power) in sich, dassein Besuch an diesen Orten so viel Sad-hana-Power bringt, wie viele Jahre Medi-tation. An einem solchen Ort haben BalaKrishna und ich in Indien ein wunder-schönes Grundstück (mit Platz für einigeGäste) gemietet – am heiligen Berg Aru-nachala, Tamil Nadu.

Viele Sadhus und Yogis leben am Fußeaber auch in Höhlen dieses Shiva-Berges.Es ist ein sehr ruhiger Ort, an dem nochdie Spiritualität an höchster Stelle steht.An keinem anderen Ort Indiens habe ichso viele Sadhus an einem Platz auf einmalgesehen wie in Tiruvannamalai. Da Shivader Zerstörer aller Anhaftungen ist, füh-len sich Sadhus genau hier so besonderswohl. Denn Sadhus sind wie eine Art spi-rituelle Mönche. Sie haben allen weltli-chen Dingen und Besitztümern entsagt.

Die meisten Sadhus verfügen über un-glaubliche Fähigkeiten, die sie jedoch sel-ten zeigen. Ich habe mit vielen Sadhus Zeitverbracht und bin immer wieder erstauntund berührt von ihrer tiefen Hingabe. EinSadhu, den ich kenne, hat seit 17 Jahren

kein Essen mehr zu sich genommen. Soviel Prana, spirituelle Kraft, fließt durchseine Sadhana zu ihm.

Ein weiterer Sadhu ist mir sehr ansHerz gewachsen; er ist auch zu einemguten Freund geworden. Sein Name istAyya. Wenn ich in Tiruvannamalai bin,verbringe ich viel Zeit mit ihm. Für elfJahre hat er eine besondere Art der Sad-hana praktiziert, die ihm hohe Bewusst-seinszustände und einen direkten Drahtzu Gott gegeben hat.

Ayya hat elf Jahre in einer Höhle amArunachala gelebt und half seinem Gurubei seiner Sadhana, indem er die heiligeFeuerstelle jeden Tag sauber machte, Was-ser aus der nächsten Quelle holte etc.

In den ganzen elf Jahren hat Ayya sichnur von Blättern der umliegenden Bäumeernährt und nicht ein Wort gesprochen,war also in kompletter Stille. Diese Sad-hana nennt man Muni.

Ich habe ein Jahr lang einmal in derWoche, jeden Montag (Montag ist der TagShivas) Muni praktiziert. Es war nur eineinziger Tag in der Woche, aber es warnicht leicht durchzuhalten. Wir sind sodaran gewöhnt, uns selber ständig abzu-lenken, dass es eine Umstellung ist, dieStille zuzulassen. Erst wenn man mal einenganzen Tag in kompletter Stille verbracht

Niemals zuvor hatte ich so eine Liebe gespürt.Dieses Gefühl war mit keiner weltlichen Liebe vergleichbar.

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Der heilige Berg Arunachala, Pilgerort und Wohnort für spirituelle Menschen aus aller Welt

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den inneren Blockaden und Grenzen, aberauch die Entdeckung der eigenen Fähig-keiten und Seelenkraft. Nur wenn wirneugierig wie Kinder bleiben, offenbarensich uns die wundervollen Seiten und dietiefen Geheimnisse der Spiritualität.

hat, ohne ein Wort zu reden, merkt man,wieviel Energie sich beim Sprechen entlädt– wieviel Energie wir aber auch durch dasPraktizieren von Muni halten können.

Durch die Stille werden wir fähig, wie-der einen Teil unsere Seele zu fühlen undzu »hören«. Ich hatte einige Erlebnissedurch Zeiten von Muni und intensiverStille. Bei mir waren diese jedoch andersals bei Ayya. Ich konnte durch die Stillebesser in die Zukunft sehen und auchstarke Vibrationen spüren. Nach elf JahrenMuni hat Ayya noch höhere Energiekanäleaufgebaut und hat mir öfter von einigenseiner Erfahrungen berichtet (allerdingsnur wenn ich ihn mal wieder sehr gelö-chert habe). Die beeindruckendsten sinddie, wenn er Gottheiten zu sich sprechenhörte. Er hörte sie physisch, nicht im Kopfoder als Gedanke, sondern so, als wenn wiram Telefon eine andere Stimme wahrneh-men. Ayya wurde direkt von hohen spiri-tuellen Wesen unterrichtet und währendseiner Sadhana in Stille angeleitet.

Also, auch durch Muni ist es möglich,hohe spirituelle Erfahrungen zu erleben.Ich persönlich halte sehr viel von einerkombinierten Sadhana. Mantren und Yan-tren führen häufig sehr schnell ans Ziel,aber einige Sadhaks sind nach einiger Zeitfrustriert, wenn gewünschte Ergebnisseeiner Sadhana sich nicht einstellen wollen.Mantra und Yantra alleine reichen nicht

aus, denn nur Mechanismen ohne Hingabekönnen nicht ans Ziel führen. Deshalb istBhakti-Yoga so wichtig. Wenn wir ein nega-tives Karma in uns tragen, ist es auch wich-tig, Karma-Yoga zu praktizieren. Stille (Mu-ni) ist immer dann wichtig, wenn der Ver-stand nicht ruhig sein mag und viele nega-tive Gedanken das praktizieren erschweren.

Eine Kombination von verschiedenenSadhanas hilft, uns zu balancieren und diehöchstmögliche spirituelle Ebene zu errei-chen. Viele Sadhus, die ich in Tiruvanna-malai getroffen habe, kombinieren eben-falls ihre Sadhana, aber an den besonderen

Energietagen, wie Vollmond, Guru Pu-nima und Shiva Ratri konzentriert sichjeder auf die kraftvollsten Techniken.

Heiliger Berg Shivas – Arunachala

Tiruvannamalai ist normalerweise ein sehrbeschaulicher und ruhiger Ort. An Ener-gietagen wie Vollmond und Neumondpilgern jedoch bis zu 20.000 Menschendorthin, weil an diesen Tagen die spiritu-elle Kraft an ihrem Höhepunkt ist. Siekommen zu dem heiligen Berg, weil sieum die besondere Kraft des Vollmondeswissen. Viele der Pilger haben weltlicheWünsche zu Shiva. Sie wünschen sich Ge-sundheit, viele kommen mit dem Wunschnach Kindern und/oder der Bitte um ge-schäftlichen Erfolg. Tiruvannamalai be-sitzt – besonders an Vollmondtagen – einesolch starke Kraft, alle diese Wünsche zuerfüllen, denn dann lichten sich dieSchleier zu den spirituellen Welten undWesen. Gebete und Bitten werden in die-ser Zeit besonders erhört. Wer an Voll-mond Sadhana praktiziert, hat die höchsteChance auf spirituelle Erfahrungen.

All diese 20.000 Menschen umrundenan Vollmond und Neumond barfuß denheiligen Berg Arunachala. Es ist ein ca. 4-6stündiger Fußmarsch durch eine teil-weise skurrile Kulisse, vorbei an vielenTempeln, Ashrams aber auch einige Kilo-meter mitten durch die Stadt. Neben lauthupenden Autos, Rikshas und heiligenKühen pilgern Massen um den heiligenBerg. Das Umrunden eines heiligen Ortesnennt man Pradakshina.

Die Kraft Shivas wirkt auf alle, die Pra-dakshina um den Arunachala machen.Spirituelle Kraft überträgt sich und Wün-sche können sich erfüllen. Auch das isteine Art Sadhana: spirituelle Kraftorte zubesuchen und die Kraft der heiligen Ortein sich aufzunehmen.

Ein spirituelles Leben ist besonders eines:spannend! Es ist eine Reise zu sich selbst, zu

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Durch die Stille werden wir fähig, wieder einen Teil unsereSeele zu fühlen und zu »hören«.

Artikel zum Thema:

TV 12: Annett und Thomas Ritter – DemSchicksal auf der Spur. Die indischen Palm-blattbibliothekenTV 22: Dr. Joachim Reinelt – Kundalini. Diekosmische Kraft im Innern des MenschenTV 33: Didi Sudesh – Die Töchter Adams.Weibliche Yogis verändern die WeltTV 34: Balendu Swami – Mein Gott ist dieLiebe. Erfahrungen eines EingeweihtenTV 35: Hardy Fürch – Die Sadhana des In-tegralen YogaTV 36: Frank Lotz – Für den Himmel aufErden. Interview mit einem Schüler von Ma-harishi MaheshYogiTV 46: Stefan Datt – Yoga und Pranayamaim Himalaya. Zu den Kraftquellen der YogisTV 51: Josephine Selander – Auf der Reise zurHöchsten Realität. Die Philosophie desYogaTV 51: Urs Wendel – Rückzug ins Dunkel.Erfahrungsbericht zu einem Dunkelretreat

Zahlreiche weitere Artikel zu Veden undYoga können Sie in unserer Datenbankauf www.tattva.de recherchieren.

Die Autorin:

Bharati Corinna Gla-nert verdankt ihr um-fangreiches Wissenihren ausdauernden Forschungen: Ihreeigene Sadhana führte sie viele Jahrenach Südindien, weiteres Training er-folgte in Deutschland, den USA undAustralien. Mit ihren umfassenden per-sönlichen Erfahrungen berät BharatiMenschen in ihrer spirituellen Entwick-lung, begleitet u.a. Dunkelretreats undSemiare über Astralreisen. Sie ist Inha-berin von www.spiritbalance.net und be-treibt den www.spiritbalanceshop.com

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»Mehr als von allem anderen hängt die Zukunft der Zivilisation davon ab, inwieweit die beiden kraftvollsten Mächte der Geschichte – Wissenschaft und Religion – es vollbringen, zueinander in Beziehung zu treten.«Alfred North Whitehead, Mathematiker und Philosophieprofessor in Harvard

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