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Die Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters St. Martin - Reader zur Projektwoche „Martinskloster 2015“ - Martinus von Tours - Der „erste Europäer“ als Namenspatron des Klosters * 316/317 in Sabaria, heute Szombathely in Ungarn † 8. November 397 (?) in Candes, heute Candes-Saint-Martin bei Tours in Frankreich Der Heilige Sankt Martin wurde um 316 n. Chr. in Pannonien (heute Ungarn) geboren. Sein (heidnischer) Vater war dort als römischer Militärtribun stationiert. Seine Jugend verbrachte er im oberitalischen Pavia, der Heimat seines Vaters. Dort kam er mit circa zehn Jahren erstmals durch die Gruppe der Katechumenen (Taufbewerber) mit dem Christentum in Berührung. Auf Wunsch des Vaters wurde er mit 15 Jahren zur Leibwache des Kaisers Konstantin II. nach Mailand eingezogen. Seinen Dienst als Soldat absolvierte Martin in einer römischen Reiterabteilung in den Kriegen zwischen Römern und Alemannen unter Kaisern Julian in Gallien. Schon während seiner Dienstzeit bereitete sich Martin drei Jahre lang auf die christliche Taufe vor. Weber, Winfried: Geschichte des Bistums Trier, 2003. Vor einer Schlacht gegen die Germanen in der Nähe des Heerlagers der Civitas Vangionum (Worms) verweigerte Martin als Offizier des römischen Besatzungsheeres die Teilnahme. Statt als ein Soldat des Kaisers („miles Caesaris“) sah er sich von nun an als Soldat Gottes („miles Christi“), und bat daher um die Entlassung aus dem Militärdienstes. Diese wurde ihm bis zum Jahre 356 verweigert. Erst nach Ablauf der 25-jährigen Dienstzeit wurde Martin von Kaiser Julian im Alter von 40 Jahren entlassen. Bereits 351 wurde er mit 36 Jahren von Hilarius, dem späteren Bischof von Poitiers, zum Christ getauft. Nach dem Militärdienst lernte Martin einige Zeit von Hilarius. Danach zog es Um 334 n. Chr. war der achtzehnjährige Martin in Amiens stationiert. Hier ereignete sich der Legende nach jener Vorgang, den viele Kinder durch die Martinsumzüge kennen: Während des Winters begegnete ihm am Stadttor ein armer, unbekleideter Mann. Außer seinen Waffen und seinem Militärmantel trug Martin nichts bei sich. In einer barmherzigen Tat teilte er seinen Mantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte dem Armen. In der folgenden Nacht sei ihm Christus im Traum erschienen, bekleidet mit dem halben Mantel, den Martin dem Bettler gegeben hatte.

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Die Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters

St. Martin

- Reader zur Projektwoche „Martinskloster 2015“ -

Martinus von Tours - Der „erste Europäer“ als Namenspatron des Klosters

* 316/317 in Sabaria, heute Szombathely in Ungarn † 8. November 397 (?) in Candes, heute Candes-Saint-Martin bei Tours in Frankreich

Der Heilige Sankt Martin wurde um 316 n. Chr. in Pannonien (heute Ungarn) geboren. Sein

(heidnischer) Vater war dort als römischer Militärtribun stationiert. Seine Jugend verbrachte

er im oberitalischen Pavia, der Heimat seines Vaters. Dort kam er mit circa zehn Jahren

erstmals durch die Gruppe der Katechumenen (Taufbewerber) mit dem Christentum in

Berührung. Auf Wunsch des Vaters wurde er mit 15 Jahren zur Leibwache des Kaisers

Konstantin II. nach Mailand eingezogen. Seinen Dienst als Soldat absolvierte Martin in einer

römischen Reiterabteilung in den Kriegen zwischen Römern und Alemannen unter Kaisern

Julian in Gallien. Schon während seiner Dienstzeit bereitete sich Martin drei Jahre lang auf

die christliche Taufe vor.

Weber, Winfried: Geschichte des Bistums Trier, 2003.

Vor einer Schlacht gegen die Germanen in der Nähe des Heerlagers der Civitas Vangionum

(Worms) verweigerte Martin als Offizier des römischen Besatzungsheeres die Teilnahme.

Statt als ein Soldat des Kaisers („miles Caesaris“) sah er sich von nun an als Soldat Gottes

(„miles Christi“), und bat daher um die Entlassung aus dem Militärdienstes. Diese wurde ihm

bis zum Jahre 356 verweigert. Erst nach Ablauf der 25-jährigen Dienstzeit wurde Martin von

Kaiser Julian im Alter von 40 Jahren entlassen.

Bereits 351 wurde er mit 36 Jahren von Hilarius, dem späteren Bischof von Poitiers, zum

Christ getauft. Nach dem Militärdienst lernte Martin einige Zeit von Hilarius. Danach zog es

Um 334 n. Chr. war der achtzehnjährige Martin

in Amiens stationiert. Hier ereignete sich der

Legende nach jener Vorgang, den viele Kinder

durch die Martinsumzüge kennen: Während des

Winters begegnete ihm am Stadttor ein armer,

unbekleideter Mann. Außer seinen Waffen und

seinem Militärmantel trug Martin nichts bei

sich. In einer barmherzigen Tat teilte er seinen

Mantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte

dem Armen. In der folgenden Nacht sei ihm

Christus im Traum erschienen, bekleidet mit

dem halben Mantel, den Martin dem Bettler

gegeben hatte.

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ihn in seine Heimat nach Pannonien, wo er missionieren wollte und dabei auch seine Mutter

zum Christentum bekehrte. In den Streitigkeiten um den Arianismus wurde Martin wieder

ausgewiesen. Er reiste über Mailand nach Süden und zog sich auf die kleine Insel Gallinaria

vor Albenga im Golf von Genua zurück. Angeblich verbrachte er während dieser Reise

mancherlei Wunder und Abenteuer, zudem habe er Ambrosius von Mailand getroffen. In

Gallinara führte er ein Leben als asketischer Einsiedler und bald hatte er einige Anhänger.

Doch um das Jahr 360 rief ihn Hilarius nach Portiers zurück und so verließ Martin Genua in

Richtung Gallien. Dort errichtete Martin in Ligugé nah Poitiers eine Einsiedelei, aus der das

erste Kloster des Abendlandes entstand (Abtei de Ligugé), welches später ihm geweiht

wurde. Schon bald schlossen sich ihm die ersten Schüler an und sein Ruf als heiliger Mann

verbreitete sich nach und nach in der gesamten Region. Im Jahre 375 errichtete er in der

Nähe von Tours das Kloster Marmoutier. Bald darauf lernte er Liborius, den Bischof von Le

Mans, kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. So spendete Martin

dem sterbenden Liborius im Juni 397 auch das Sakrament der Krankensalbung.

Martin galt als Bindeglied zwischen Rom und dem Reich der Franken. Er verkörperte als

asketischer Mönch das spätantike Ideal eines Bischofs oder Priesters. Als Nothelfer und

Wundertäter wurde Martin schnell in der gesamten Touraine bekannt. Eine Überlieferung

besagt, dass Martin im Jahr 371 in der Stadt Tours von den Einwohnern zum Bischof ernannt

werden sollte. Martin, der sich des Amtes unwürdig empfand, habe sich in einem Gänsestall

versteckt. Die aufgeregt schnatternden Gänse verrieten aber seine Anwesenheit, und er

musste das Bischofsamt annehmen. Davon leitete sich schließlich auch der Brauch der

„Martinsgans“ ab. Am 4. Juli 372 wurde er zum Bischof von Tours geweiht. Statt in der Stadt

zu leben, wohnte er lieber in den Holzhütten vor der Stadtmauer. Er festigte die

Christianisierung der Landbevölkerung durch die Errichtung von Pfarreien.

Ab dem Jahre 371 besucht Martin häufig das römische Trier. Während einem von Martins

Besuchen, wurde der spanische Bischof Priscillian von Ávila bei Kaiser Magnus Maximus

wegen Häresie angeklagt. Auf Betreiben Martins beendete Maximus den Prozess und gab

das Versprechen ab, Priscillian und dessen Gefährten zu verschonen. Als Martin Trier verließ,

wurde der Prozess jedoch wieder aufgenommen und Priscillian im Jahre 385 zum Tode

verurteilt. Als Martin von der Hinrichtung erfuhr, protestierte er gemeinsam mit Ambrosius

von Mailand und Siricius von Rom bei Kaiser Maximus scharf gegen dieses Vorgehen. Ein

Jahr später kam Martin erneut nach Trier, um sich bei Maximus für zwei Anhänger des 383

getöteten Kaisers Gratian einzusetzen. Er musste sich den ihm verbotenen Zugang in die

Stadt erkämpfen, da er von Angehörigen der kaiserlichen Partei als lästiger Mahner

angesehen wurde. Als ihm schließlich der Einlass gewährt wurde, verweigerte er den

Bischöfen um Ithacius, die die Verurteilung Priscillians betrieben oder gebilligt hatten, die

eucharistische Gemeinschaft.

Auf Drohungen des Kaisers, sowohl mit der Verfolgung der priscillianischen Gruppen als auch

rechtgläubiger, mit Martin verbundener asketischer Gruppen zu beginnen, ließ Martin sich

bewegen, die eucharistische Gemeinschaft mit den beteiligten Bischöfen zumindest

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während der Bischofsweihe des Trierer Bischofs Felix wieder aufzunehmen, um

Blutvergießen zu verhindern. Zu dieser Zeit geschah auch ein weiteres Wunder durch Martin,

welches in direktem Bezug zu dem heutigen Studentenwohnheim steht. Doch dazu später

mehr.

Das Todesjahr und auch der Todestag von St. Martin sind nicht mit kompletter Sicherheit zu

belegen. Die Datierung schwankt zwischen 396 n. Chr. und 400 n. Chr., mittlerweile wird

gemeinhin das Jahr 397 als Sterbejahr angenommen. Auch der Tag wird lediglich vermutet.

So soll Martin am 8. November verstorben sein als er im Alter von 81 Jahren auf einer Visite

in Candes, einer Stadt seines Bistums, verweilte. Am 11. November wurde er in Tours unter

großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Dies ist der Tag, an dem seit jeher dem

Heiligen Martin gedacht wird. Martin von Tours war der erste Heilige, welcher nicht durch

ein Martyrium starb und in diesen Stand erhoben wurde. Heutzutage wird Martin, neben

Karl dem Großen, gerne als „erster Europäer“ bezeichnet. Gründe hierfür liegen wohl in

seinem Leben, das ihn quer durch das kontinentale Europa führte. Außerdem verkörpert er

für viele Menschen Barmherzigkeit und Nächstenliebe, welche für ein Leben mit vielen

Kulturen elementare Grundsteine sind.

Trier unter den Römern

Circa 30 v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert

Die Stadt Trier ist römischen Ursprungs und wurde (spätestens) im Jahre 16 v. Chr. als

Augusta Treverorum gegründet. Unter Kaiser Claudius wurde Trier umbenannt in Colonia

Augusta Treverorum. Bauwerke wie die Barbarathermen, das Amphitheater oder Porta

Nigra, zeugen vom Reichtum der Stadt gegen Ende des 2. Jahrhunderts. Vermutlich ab der

zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts war Trier Bischofssitz. Vermutlicher erster Bischof

war Eucharius. Im Jahr 275 wurde Trier durch einen Einfall der Alemannen weitgehend

zerstört. Von 293 bis 392 war Trier, jetzt Treveris genannt, eine Residenzstadt der römischen

Kaiser im Westen. Unter Konstantin dem Großen (306–337) wurde die Stadt wieder

aufgebaut und Gebäude wie die Palastaula (Konstantinbasilika) und die Kaiserthermen

errichtet.

Ab 318 war Trier Sitz der Gallischen Präfektur, einer der zwei obersten Behörden im Westen

des Römischen Reiches. 328 bis 340 residierte Kaiser Konstantin II. hier. Von 367 bis 392 war

Trier erneut Regierungssitz des Römischen Reiches und mit circa 80.000 bis 100.000

Einwohnern die größte Stadt nördlich der Alpen. 407, kurz nach dem Einfall der Vandalen,

Alanen und Sueben in Gallien, wurde die Gallische Präfektur nach Arles an die Rhône verlegt.

Im 5. Jahrhundert wurde Trier wiederholt (wohl um 413 und 421) von den Franken und 451

von den Hunnen unter Attila erobert. Rheinische Franken bemächtigten sich um 455

kurzfristig der Stadt, bis sie diese um 475 endgültig eroberten. Unter den Merowingern

wurde Trier ebenfalls eine Residenzstadt der Könige.

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Das Haus des römischen Konsuls wird zur christlichen Kirche zum Heiligen Kreuz

* Trierer Legende zu St. Martin in der Vita von Sulpucius Severus

Laut der Vita von Sulpucius Severus soll Martin während seiner verschiedenen Besuche

mehrere Wunder vollbracht haben. So soll er ein Mädchen geheilt haben, indem er ihre

Glieder salbte. Auch soll er einen vom Teufel besessen Mann, der seine Mitmenschen biss,

geheilt haben. Für uns von Bedeutung ist aber eine weitere Dämonenaustreibung, welche im

Zusammenhang mit dem Martinskloster steht. Der Knecht des Trierer Prokonsuls Tetradius

war der Überlieferung nach von einem Dämon besessen. Tetradius bat Martin, diesen

Knecht zu heilen, doch weigerte sich Martin dessen Haus zu betreten, da Tetradius

heidnischen Glaubens war. Als Tetradius versprach, Christ zu werden, wenn der Knecht

geheilt sei, trat Martin ins Haus und heilte den Knecht. Danach löste der Hausherr sein

Versprechen ein, übernahm den christlichen Glauben und ließ sich taufen.

Der Trierer Überlieferung zur Folge, habe Tetradius sein Haus Martin zur Verfügung gestellt,

und es wurde durch diesen im Namen des Heiligen Kreuzes zu einer Kirche geweiht. Dieses

Haus stand vor den Stadtmauern direkt an der Mosel. Grabungen führten zur Auffassung,

dass diese Darstellung korrekt sei, jedoch kann die spätantike Vorgängerkirche nicht

abschließend bewiesen werden. Für circa 200 Jahre ist nichts über die dort errichtete

Kreuzkapelle zu erfahren. Man kann jedoch annehmen, dass die Kirche während der Zeit der

Völkerwanderungen von den Franken wohl zerstört, aber zumindest geplündert wurde. Erst

für das Jahr 600 erfährt man durch die „Vita Magnerich“ des späteren Abtes des

Martinsklosters Eberwin, Näheres über die Geschichte der Kirche. Für die Stadt Trier und

auch St. Martin ist aber festzuhalten, dass die von den Römern erbauten Gebäude und der

Hafen auch durch die Franken genutzt worden sind, und somit eine Kontinuität zu erkennen

ist.

Das heutige Studentenwohnheim St. Martin, mit dem verbliebenen westlichen Flügel des Renaissancegebäudes.

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Bischof Magnerich errichtet die Kirche St. Martin

* Beginn des Patronats

Zur Zeit des damaligen Trierer Bischofs Magnerich (570-596) entstand vermutlich aus der

oben genannten Kirche zum Heiligen Kreuz die Kirche St. Martin am Moselufer. Motiviert

durch die oben genannte Legende weihte Magnerich seine neue Kirche dem Heiligen Martin.

Wohl aber auch, um seine Kirche von den anderen, zu der Zeit gegründeten Martinskirchen

abzugrenzen und zu erhöhen, ging die Legende von Tetradius und Martin in die

Klostertradition über.

Neben der Kirche St. Martin am Moselufer erbaute Magnerich, laut der „Vita Magnerici“ des

Eberwin, auch eine St. Martinskirche in Carden (heute Treis-Karden), der Grafschaft Chiny

(heute Frankreich) und östlich von Trier, beim Amphitheater auf dem Marsberg, wo noch

heute eine Kreuzkapelle steht (St. Martin a. d. Berge). Es heißt, dass Mangerich aus der

Schule des heiligen Maurus in Gallien Benediktiner in die neue Kirche St. Martin am

Moselufer berufen und ihnen einen Abt Namens Inger (Ingerus oder Insingerus) gestellt

habe. Dies kann jedoch nicht abschließend bestätigt werden. Vielmehr beginnt eine

nachvollziehbare Liste erst mit Regino von Prüm.

Vom Normannensturm zu Regino von Prüm

* 882 - 915

Dieser Regino stand der Abtei von Prüm zwischen 892 bis 899 vor und musste schließlich auf

sein Amt verzichten. Nach seiner von den Matfriden erzwungenen Vertreibung, zog er sich

im Jahr 899 in die Reichsabtei St. Maximin in Trier zurück. Der damals amtierende Erzbischof

Radbod von Trier (883-915) beauftragte Regino mit der Reorganisation der von Normannen

882 verwüsteten Abtei St. Martin.

Der Einfall der Normannen am 5. April des Jahres 882 brachte einen nachhaltigen Einschnitt

in die Entwicklung der Stadt. Von Gründonnerstag bis Ostersonntag sollen sie die Stadt

verwüstet und geplündert haben. Sie zogen danach weiter nach Metz und überließen Trier

den Flammen. Dabei wurden wohl neben St. Martin auch Dom, Liebfrauenkirche, St.

Maximin, St. Martin und St. Symphorian stark beschädigt, während St. Paulin scheinbar

weitgehend verschont geblieben ist.

In Trier verfasste Regino drei Werke, die ihn als guten Seelsorger und Autor ausweisen. Seine

Werke sind wichtige Quellen für die Geschichte der Stadt Trier. St. Martin stand zu Reginos

Zeit unter der direkten Verfügungsgewalt des Trierer Erzbischofs. Ansonsten ist über Regino

nicht viel bekannt, und auch seine Verbindung zu St. Martin endete wohl nach dem Ende des

Neuaufbaus der Abtei. Er verstarb 915 und wurde im Kloster St. Maximin zu Trier beerdigt.

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Zerfall und Neubelebung im 10. Jahrhundert

Nach Reginos Tod und dem Beginn der Regentschaft von Erzbischof Ruotgers (915-930) im

Jahr 915 erfolgte eine Zeit des Zerfalls von St. Martin. Der Besitz geriet in Laienhände und so

war die wirtschaftliche Sicherheit der Abtei nicht gewährleistet. Die Herzöge Giselbert und

Konrad von Lothringen sowie Ruotgers Bruder Beroald waren für den materiellen Verlust

und die bauliche Zerstörung des Klosters maßgeblich verantwortlich. Aber auch andere

Abteien im Erzbistum Trier wurden zerstört und enteignet.

Persch, Martin (Hrsg.): Geschichte des Bistums Trier, 2000: Kirchenprovinz Trier in der Antike und im Mittelalter

Unter den Nachfolgern von Ruotgers, den Erzbischöfen Ruotbert (931-956) Heinrich (956-

964) setzte sich der Niedergang der Abteien fort. Unter Heinrich wurde der Abtei eine große

Fläche Land entzogen und in der Abtei St. Martin wurden an Stelle der Mönche sogenannte

Säkularkleriker eingesetzt. Jene sollen laut Erzählungen durch den heiligen Martin selbst

vertrieben worden sein.

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Der Prozess der sukzessiven Entfremdung von Kirchengut dauerte 50 Jahre an und endete

erst mit Heinrichs Nachfolger Theoderich I. (965-977). Dieser zeichnete sich dadurch aus,

dass er sich, im lothringischen Reformgeist, für die Wiederherstellung der allgemeinen

Trierer Kirche einsetzte. Dafür zog er 969 und 975 zweimal nach Rom und erwirkte so, dass

die alten Rechte und Privilegien der Trierer Kirche, zu denen die Urkunden verschollen

waren, erneuert wurden. Gleichzeitig erbat er die Neugründungen der Abteien St. Maria ad

martyres und St. Martin. Beide wurden wohl um 973 wiederbelebt.

Persch, Martin (Hrsg.): Geschichte des Bistums Trier, 2000: Kirchenprovinz Trier in der Antike und im Mittelalter

Zu St. Martin wird dabei oft auf das Jahr 975 verwiesen. Dietrich hatte wohl bereits vor 975

eine Restitutionsurkunde verfasst, welche eine formale Fälschung darstellte, aber mit

historischem Kern. In ihr wurden die schlimmen Schicksale der Abtei St. Martin aufgeführt

und die Wiederherstellungsmaßnahmen beschrieben: Wiederaufbau der Kirche St. Martin,

Wiederbegründung der Mönchsgemeinschaft, Einsetzung des Abtes Engelbert, Verleihung

einer Verfassung („norma regularis“), Zurückerstattung der entfremdeten Güter. Beim

zweiten Aufenthalt in Rom erwirkte Dietrich von Papst Benedikt VII. eine auf den 18. Januar

975 datierte Bestätigung und Sicherung der in seiner eigenen Urkunde getroffenen

Verfügungen.

Zu den 975 genannten Besitztümern der Abtei gehörten neben den von Magnericus

dotierten Besitztümer auch jene, die Dietrich eigenhändig hinzufügte: Kirche St. Viktor

(wurde 1443 zerstört) samt Land: Sivenich (Siuinic), Kumlingen/Kommlingen (Cumelanch)

und Besselich/Beßlich (Bessilich); die Kirche St. Symphorian (nach 1393 verfallen) mit den

Gebieten Lorch/Lorich (Lorchen) und Sirzenich (Sarceni); der Altar von St. Gertrud samt der

Gutsbezirke Irsch (Erche), Hockweiler (Hocuuilre), Korlingen (Corlanch) und Ockfen (Occava);

der Martinshof zu Graach, das Dorf „Otsen“, Besselich, „Huntwicheln“ und Gerst. Aus dem

gleichen Jahr stammt zudem auch eine gefälschte Urkunde Kaisers Ottos II., nach welcher er

die wiederhergestellte Abtei St. Martin bestätigte und unter seinen königlichen Schutz

nahm.

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Zeit der vollendeten Erneuerung von Kloster und Kirche

Wie bereits erwähnt, setzte Dietrich den Abt Engelbert (975-995) ein, welcher eine Schar von

Mönchen unter der Benediktinerregel zusammenbrachte. Es folgte eine kurze Zeit des

Aufschwungs unter Erzbischof Egbert (977-993), welche bereits unter dessen Nachfolger

Ludolf (994-1008) beendet wurde. So verlor St. Martin durch den Pauliner Probst Albero die

St. Symphorianskirche an St. Paulin. Dieses Vorgehen wurde von Erzbischof Ludolf

unterstützt. Auch unter Ludolfs Nachfolger Meingaud (1008-1015), welcher mit Albero stritt,

verlor die Abtei Land, das er unter seinen Helfern verteilte. Erzbischof Popp von Babenberg

(1016-1047) brachte Albero später dazu, seine Untat wieder gutzumachen.

Zu jener Zeit wurde Eberwin der neue Abt von St. Martin (995-1040), welcher auch Abteien

in Tholey (St. Mauritus) und Verdun (St. Paul) vorstand. Er verfasste die „Vita Magnerici“,

welche das Leben von Magnerich skizziert. Für die Abtei St. Martin ist die „Vita“ bedeutend,

da Eberwin versuchte, alle verlorenen Rechte und Besitztümer von St. Martin

wiederzuerlangen. Über das Verhältnis der Abtei zu den Nachfolgern von Poppo von

Babenberg, sowie das Leben der Äbte, die auf Eberwin folgten, ist wenig bekannt.

Dank Erzbischof Egilbert von Ortenburg (1079-1101) erhielt die Abtei Zuwendung von

Förderern für den Wiederaufbau der Abtei und so konnte Abt Siegberin (um 1094) im Jahr

1090 den Klosterbau beenden. 1097 wurde mit der Konsekration des mittleren Altars in der

Krypta auch eine materielle Zuwendung verbrieft. Abt Theoderich I. folgte im Jahre 1094 auf

Siegberin und zeichnete sich neben der Vollendung der Kirche zu St. Martin vor allem durch

seine Schrift gegen Papst Gregor VII. (1073-1085) im Investiturstreit (1076-1122). Er war also

treuer Anhänger von Kaiser Heinrich IV. während dieser Phase. Jakob Marx schreibt in seiner

„Geschichte des Erzstifts Trier“, dass Dietrichs Amtszeit auch von Güterverschwendung bis

hin zur Verarmung der Abtei geprägt war.

Die Amtszeiten der Trierer Erzbischöfe Bruno von Bretten, Gottfried von Falmagne,

Meginher von Falmagne und Albero von Montreuil fallen in eine Zeit der politischen Wirren

und Kriegen, von denen wohl auch das Kloster betroffen war, wenngleich es hierzu kaum

Informationen gibt. In dieser Zeit ist auch der erste Abt bezeugt, der auf Theoderich I. folgte.

Dies war Abt Otto I., welcher für das Jahr 1136 dokumentiert ist. Jedoch ist nicht sicher ob

zwischen den beiden genannten Äbten eine Vakanz lag, oder andere Äbte herrschten. Um

1138 ist Abt Rainald nachgewiesen, welcher lediglich als Zeuge in der Stiftungsurkunde der

Zisterzienserabtei Himmerod erscheint.

Unter Erzbischof Hillin (1152-1169) hatten Gottfried (um 1156), Reginer (1163-1168) und

Oliverus (1168-1178) das Amt des Abtes von St. Martin inne. Hillin urkundete in jener Zeit

zweimal in Sachen des Klosters. So erscheint Gottfried als Zeuge in der Stiftungsurkunde der

Prämonstratenserabtei Arnstein. Weitaus interessanter ist die Urkunde von 1168, welche

den Besitz der Abtei und dessen Entwicklung bestätigte. Erzbischof Arnold I. von Valcourt

(1169-1183) stand den martinischen Äbten Oliverus, Kuno (1178-?), Godefried II. (vor 1181)

und Reiner (1181-?) in den Jahren 1177 und 1181 in Rechtsstreitigkeiten bei.

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Dabei kam es sogar zu einer Intervention durch den sehr bekannten Kaiser Friedrich I.

Barbarossa. Zu erwähnen ist, dass Abt Reiner aus der Abtei St. Maximin heraus gewählt

wurde. Während der Pontifikate der Trier Erzbischöfe Folmar von Karden (1183-1189),

Rudolf (1183-1186, Konkurrent von Folmar) und Johann I. (1190-1212) ist bis auf Abt

Wilhelm I. (um 1197) nichts dokumentiert. Erzbischof Theoderich II. (1212-1242) half laut

den Quellen der Abtei St. Martin in Rechtsfragen und dazu wohl auch mit finanziellen

Mitteln (u.a. Schenkungen). In den Jahren 1217 und 1224 unterstützte er sie gegen Matthäus

von der Brücke/de Ponte. Im Jahr 1218 erhält die Abtei dank des Erzbischofs die „cura

pastoralis“ über die Kapelle in Irsch, und 1227 schließlich bestätigte er dem damaligen Abt

Richard (1218-1230) ein beim Kloster lokalisiertes Hospital, welches sich wohl um eine

Fehlgründung handelt.

Im selben Jahr ließ Theoderich die Zahl der Konventualen auf 18 beschränken und verbot die

Aufnahmen von Konversen mit ihren Frauen. Neben diesen Handlungen inkorporierte er die

wohlhabende Kirche von Gandern samt den Ortschaften Berg, Beuren, Ömeringen, Preisch,

Burmeringen, Elfingen, Mondorf und Weiler in die Herrschaft von St. Martin. Dies geschah

mit der Zustimmung der Patronatsherren dieser Gebiete, nämlich die Äbte von Luxemburg

und Retteln. Diese Inkorporation wurde 1232 von Papst Gregor IX. (1227-1241) bestätigt.

Einem Verkauf von Teilen des Besitzes der Abtei zur Entschuldung stimmte Theoderich II. im

Jahre 1241 zu. Die Pfarrkirche St. Viktor in Besslich wurde 1238 der Abtei St. Martin

inkorporiert. Während seines Pontifikats brach eine Fehde um ein Erbe im Erzstift Trier aus,

infolgedessen Abt Balduin (1230-1240) der Abtei St. Sixtus in Rettel die Einkünfte der Kirche

von Gandern gegen eine Kornrente überließ, welche an die Abtei St. Martin zu zahlen war.

Unter Abt Theoderich II. (1240-1249) verband sich der Konvent von St. Martin im Jahr 1242

mit den anderen sechs Hauptkirchen in Trier. Ziel war die Durchsetzung einer strengeren

Strafverfolgung von Kirchenräubern. Nach einer schismatischen Wahl des Erzbischofs,

(Arnold von Isenburg gegen Rudolf von der Brücke/de Ponte) kam es erneut zu Kämpfen.

Dabei verbürgten sich alle Trierer Benediktinerabteien für den gewählten, aber

verschuldeten Arnold von Isenburg, welcher als Arnold II. schließlich Trierer Erzbischof

wurde (1242-1259). Abt Theoderich II. wurde letztmals in einer Urkunde erwähnt, als ihm

Papst Innozenz IV. (1243-1254) den Auftrag stellte, die Streitigkeiten bei der Wormser

Bischofswahl zu untersuchen.

Geschichte der Abtei im Spätmittelalter * 1250 - 1499

Von 1250 bis 1297 stand Johannes I. der Abtei vor. Er erwarb 1256 die Kirche in Schönberg

von Abt Heinrich von St. Maximin. Diese Erwerbung wurde durch Papst Alexander IV. (1254-

1261) bestätigt. Erzbischof Heinrich II. (1260-1286) unterstützte Johannes I. bei den

Rückerwerbungen der verlehten Vogteirechte in Irsch, Korlingen, Sievenich und Kimmlingen.

Im Jahr 1274 erhielt Johannes I. von Papst Gregor X. (1271-1276) eine Güterbestätigung und

dazu die rechtliche Absicherung der aus Erbgütern fließenden Zuwendungen an das Kloster.

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Außerdem war er zwischen 1275 und 1296 für den Papst und den Deutschen Orden

unterwegs. Vor 1276 verwaltete Johann I. die Abtei in Rettel, welche finanzielle

Schwierigkeiten hatte. In die gleiche Zeit fiel auch die Anfertigung eines kostbaren Reliquiars,

geschenkt an die Abtei St. Martin durch den Kellner der Abtei Thomas.

Unter Abt Johannes II. (1297-1335?) ereignete sich im Jahr 1305 eine Schenkung an die

Abtei. Diese Schenkung in Wintrich erfolgte wohl durch Verwandte des Abtes. Im gleichen

Jahr erfolgte die Bekundung der Konfraternität (Bruderschaft innerhalb der katholischen

Geistlichkeit) mit dem Kloster St. Katharinen in Trier.

Zu Abt Johannes III. (1335?-1337?) ist lediglich das Jahr 1337 bezeugt. Im selbigen wird

bereits Abt Werner von Zandt zu Merl (1337/39?-1366) erwähnt, zu dem nicht viel bekannt

ist. In seiner Zeit gab es einen Vergleich mit der Stadt Trier 1322, sowie einen Vogteierwerb

in Ockfen mit Zustimmung des Erzbischofs Balduin von Luxemburg (1307-1354). Durch

selbigen wurde 1339 auch eine andere Kirche in Besslich anstelle von St. Viktor zur

Pfarrkirche erhoben. Zudem wird in Werners Amtszeit ein Streit in Graach beigelegt

(1362/63).

Aus Geschlecht von Zandt zu Merl stammte auch Werners direkter Nachfolger Abt Wilhelm

II. (1366-1388). Über seine Zeit in St. Martin ist lediglich die Erhebung der Grundholden in

Graach um das Jahr 1381 bezeugt. Zu Abt Hugo (1388-1415) ist eine Leistung an den Trierer

Bürgermeister im Jahr 1393 dokumentiert. Im Jahr 1402 wehrte sich sein Konvent gegen

einen Amtsmann des Erzbischofs Werner (1388-1418), und 1410 klagte Hugo vor dem

Trierer Stadtgericht gegen einen Trierer Schöffen.

Zu Abt Johannes IV. (1415-1427) ist nur bekannt, dass er aus der ritterlichen Familie von

Schwarzenberg stammte. Jedoch besteht die Möglichkeit, dass bereits zu seiner Zeit

Erzbischof Otto (1418-1430) mit seinem Mitstreiter, Johannes Rode, versuchte, die Abtei St.

Martin zu reformieren. Johannes Rode löste 1427 Herbrand von Güls in der Abtei St.

Matthias ab und Herbrand wurde zum ersten Reformabt in St. Martin (1427-1429).

Wahrscheinlich war Rode zu jener Zeit immer wieder Gast in St. Martin.

Auf Herbrand folgte 1430 Heinrich von Gmünd, zu dessen Zeit es wohl zu einem Streit mit

dem Kloster in Rettel kam. Dieses wurde schließlich exkommuniziert und die Kirche Gandern

musste an die Abtei zurückgeben werden. Im Jahr 1430 kam es auch zur Fehde im „Trierer

Schisma“ zwischen Erzbischof Rhaban von Helmstadt (1430-1439) und Ulrich von

Manderscheid (1430-1437). Während dieser Fehde übergab die Abtei St. Marien ad martyres

im Jahr 1432 einige Kleinodien der Abtei St. Martin zur Verwahrung. Der Abtei stand ab 1433

ein Verwandter des Erzbischofs Rhaban vor. Dies war Wilhelm III. von Helmstadt (1433-

1440).

Die Amtszeit von Abt Matthias (1440-1465) ist kaum dokumentiert. Bekannt ist nur, dass er

sein Amt niederlegte. Erzbischof Jakob I. (1439-1456) schenkte den Problemen in St. Martin

keine Beachtung. Sein Nachfolger Johann II. (1456-1503) jedoch übertrug die Leitung und

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Verwaltung von St. Martin den Äbten von St. Maximin, St. Matthias und St. Marien.

Schließlich war der Kovent von St. Martin um 1483 so klein, dass keine kanonische Wahl

erfolgen konnte. So wurde Johannes, Abt von St. Matthias, als Johannes V. auch Abt von St.

Martin. Im Jahr 1493 gingen St. Martin und St. Matthias eine Gebetsverbrüderung mit

ausnehmend hohen gegenseitigen Gedenkverpflichtungen ein. Diese martinische

Konfraternität ist damit höher („confraternitas specialis“) anzusehen als jene mit St.

Matthias von 1216 und St. Katharinen 1305.

Kentenich, Gottfried: Aus dem Leben einer Trierer Patrizierin: ein Beitrag zur Kunst- und Wirtschaftsgeschichte […] (1909), Foto: W. Deuser

Unter Johannes V. schloss sich St. Martin am Ende des 15. Jahrhunderts der Bursfelder

Kongregation an. Dies war ein Zusammenschluss einer Reformbewegung vor allem in Mittel-

und Westeuropa, mit Ursprung in den Klöstern Clus und Bursfelde. Daneben versuchte

Johannes die Feststellung und gerichtliche Durchsetzung der abteilichen Rechte zu sichern.

In seine Regentschaft fallen zudem auch die Verkäufe und Schenkungen der Adelheid von

Besselich an das Kloster. Dazu gehörten diverses Stiftungsgut für eine

Heiligkreuzbruderschaft im Jahr 1494 und die Errichtung einer Kreuzigungsgruppe direkt am

Kloster im Jahr 1498.

Neuzeit bis zur Aufhebung in der Säkularisation

* 1499-1802

In der neuzeitlichen Geschichte der Abtei werden die Äbte oft durch andere Urkunden

bezeugt. So wurde die Wahl zum Abt Konrad von Ratingen (1499-1523) durch den Erzbischof

Johann II. (1456-1503) urkundliche bestätigt. Dies war die erste förmliche Bestätigung der

Wahl in St. Martin. Dies kann man als Teil der beginnenden Verrechtlichung im 16.

Jahrhundert sehen. Unter Konrads Amtszeit fallen drei Ereignisse. So wurde für die 1498 von

Adelheid von Besselich gestiftete Kreuzgruppe beim Kloster im Jahr 1502 ein Ablass für die

Verehrung der Reliquie gestiftet. Im Jahr 1506 wurde das Grab des heiligen Magnerich

geöffnet, und 1513 gestattete Erzbischof Richard (1511-1531) eine Schaustellung der

Klosterreliquien. Dies stand wohl im starken Zusammenhang der „Heilig Rock“-Pilgerfahrt

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von 1512. So entstanden für St. Maximin, St. Paulus, St. Maria ad Martyres und St. Martin

eigene Heiltumsdrucke. Alle wollten von der Wallfahrt profitieren und wurden Konkurrenz

für den Dom.

Zu Abt Nikolaus von Reil (1523–1539) gibt es nichts Nennenswertes zu berichten. Abt Rupert

von Echternach (1539–1562) wird nach Jakob Marx durch „Wissenschaft, Beredsamkeit,

musikalische Kenntnis und Leutseligkeit“ ausgezeichnet. In seine Zeit fiel 1552 der Kriegszug

des Markgrafen Albrecht „Alcibiades“ von Brandenburg gegen Trier. Dabei wurde Trier

geplündert und den Flammen übergeben. Nach einem Bericht der „Gesta Treverorum“ soll

die Abtei St. Martin dank eines beträchtliches „Weinopfer“ durch den abteilichen

Schultheißen Peter Malburg verschont worden sein.

Zu Abt Gregor von Virneburg (1563–1577) gibt es kaum etwas zu berichten. Er setzte

lediglich Prior Johann(es) von Malmedy im Jahr 1577 als Koadjutor ein. Dieser wurde als

Johannes VI. (1577–1604) der Nachfolger von Abt Gregor und wird 1595 als Rektor des

Jesuitenkollegs bestätigt. Auf Johannes folgten die Äbte Servatius (1604–1621) und Franz

Holzerus (1621–1652). Abt Franz konnte den Westflügel des Abteigebäudes noch vor dem

Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges in der Trierer Region vollenden.

Von 1652–1668 leitete Abt Martin das Kloster und musste die Folgen des Krieges bewältigen.

Er beschäftigte sich vor allem mit der Sicherung alter und neuer Rechte. Sein Nachfolger

Albert (1668–1672) ist nur namentlich bekannt. Dagegen musste sich Abt Nikolaus Lyser

(1672–1680) mit dem Einfall der Franzosen (1673-1675) auseinandersetzen. Zu jener Zeit

wurde das Kloster zu einem französischen Lazarett, und Abt und Konvent mussten St. Martin

verlassen. Marx beschreibt, dass die Abtei „nahe dem Ruin“ war und dass die Franzosen die

Abtei beraubt und Güter zerstört hätten.

Nicolas de Fer (1647?-1720): L'Abbaye de St-Martin près Trèves (1698)

Von 1680 bis 1687 hatte Matthias Irsch das Amt des Abtes inne, und dessen Nachfolger

Jacobde Bellevaux (1687-1700) musste einen erneuten Einfall der Franzosen (1690) erleiden.

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Diese quartierten sich im Kloster sieben Jahre (1690-1697) ein, verwüsteten Martinskirche

und Abteigebäude, und errichteten außerdem ein Fort auf der östlichen Moselseite.

Während dieser Zeit mussten sich Abt und Konvent in andere Gebäude zurückziehen, über

die aber nichts verzeichnet ist. Die Abtei war nach dieser Zeit schwer verschuldet und Abt

Jacob resignierte im Jahr 1700.

Auf ihn folgte Abt Benedikt Henn (1701-1747), dessen vier Brüder ebenfalls in

Benediktinerklöstern in Trier tätig waren. Er wurde von Kurfürst Johann Hugo im Jahr 1701

bestätigt und musste die Abtei materiell und spirituell erneuern, was ihm auch gelang. Er

ließ die Abteikirche und auch jene Kirchen die mit der Abtei St. Martin durch Patronat oder

auch Inkorporation verbunden waren, neu errichten. Dadurch blieb er als Förderer in

positiver Erinnerung in den Klosterdokumenten.

Jedoch fielen auch unter Benedikt die Franzosen während des Spanischen Erbfolgekrieges

(1701-1714) in Trier ein. Ab 1702 wurde das Kloster belagert, und von 1705 bis 1714

mussten die Benediktiner das gesamte Kloster räumen. Sie mieteten ein Haus mit Keller und

Speicher in Trier. Danach versuchte Benedikt das Kloster zu regenerieren, was jedoch mit

dem Jahr 1734 und der erneuten Eroberung Triers durch die Franzosen scheiterte. Ab 1735

wurde das Kloster erneut als französisches Lazarett genutzt. Zuflucht fanden die Bewohner

des Klosters in den Stadthöfen von St. Maximin und St. Marien. Die Franzosen blieben bis

1736 und erneut wurde die Abtei in Mitleidenschaft gezogen.

Befestigungsplan (ca. 1760): 'Guerre de 1735 Fort du Pont fait a Treves', Kupferstich von Georges Louis Le Rouge (1707-1790?).

Nachfolger Benedikts wurde Abt Paul I. (1747-1778), welcher zwar durch Kurfürst Franz

Georg von Schönborn (1729-1756) formal nicht bestätigt wurde, jedoch 1764 durch Kurfürst

Johann Philipp von Walderdorff (1756-1768) wegen des wissenschaftlichen Bestrebens des

Konvents ausdrücklich belobigt wurde. Im Jahr 1776 wies Kurfürst Klemens Wenzelslaus von

Sachsen (1768-1803) den Konvent an, dass man wegen der Geisteskrankheit einen Koadjutor

wählen sollte. Dies wurde Karl von Sachs, welcher 1778, ebenfalls ohne formale Bestätigung

des Kurfürsten, zum Abt gewählt wurde. Er ist für die Geschichte von St. Martin bedeutend,

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denn zusammen mit Josef Schreiner beschreibt er in der zweiteiligen „Historia chronologico-

diplomatica“, die Geschehnisse ihrer Zeit. Der Berichtszeitraum endet mit den Streitigkeiten

innerhalb des Klosters und finanzieller Bedrängung durch die kurfürstlichen Behörden.

Als letzter Abt von St. Martin ist Paul II. dokumentiert, der das Amt von 1790 bis zum Ende

der Abtei im Jahre 1802 innehatte. Und wieder beeinflussten die Franzosen die Geschichte

des Klosters. Denn 1794 wurde Trier im Ersten Koalitionskrieg von der französischen Armee

erobert. Am 13. Februar 1802 wurde das Kloster säkularisiert. Dem Konvent standen zuletzt

sechs Mitglieder vor, die zusammen mit ihrem Abt in das ehemalige Kloster St. Agneten

übersiedelten. Das Gebäude wurde circa fünf Jahre nicht benutzt, bis eine

Porzellanmanufaktur dort ansässig wurde.

Die Trierer Porzellanmanufaktur

1807-1823 (Manufacture de St. Martin près de Trêves)

Die Porzellanmanufaktur, welche zu Beginn des 19. Jahrhundert in Trier ansässig war, ist nur

wenigen Kennern bekannt. Das dort hergestellte Porzellan gilt als eine Rarität und findet

sich, neben einigen Exemplaren im Trierer Stadtmuseum, meist nur vereinzelt in privaten

Sammlungen. Dies liegt vermutlich vor allem darin begründet, dass die Manufaktur lediglich,

mit Unterbrechung, 20 Jahre wirtschaftete.

Gegründet im Jahre 1807 durch Christian Josef Deuster, wurde die Manufaktur im alten

Renaissancegebäude des ehemaligen Klosters errichtet. Die Gründung wurde durch die

französische Verwaltung unterstützt, da diese eine Verdienstmöglichkeit in der Manufaktur

sah. Der Betrieb erhielt 1809 die Konzession durch den Präfekten Keppler, der Deuster auch

finanziell unterstützte. Dennoch geriet die Manufaktur um 1812 in Geldnot.

Porzellan von J. B. Walrand im Stadtmuseum Simeonstift Trier

Daher wandte sich Deuster an neue Geldgeber, und das Unternehmen erhielt neben dem

neuen Namen „Gand l’ainé, Freund & Co.“ auch neue Muffelöfen. Diese Erwerbung gelang

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vermutlich aufgrund der Beziehung der überwiegend französischen Leitung zu anderen

französischen Manufakturen, wie der Fabrik in Sèvres.

So konnte eine hohe Qualität des Porzellans erreicht werden. Begünstigt wurde der Betrieb

durch seine direkte Lage an der Mosel, auf der man schnell Rohstoffe anliefern lassen (z.B.

wurde Kaolin aus Limoges herangeschafft) und die hergestellten Produkte auch zügig

versenden konnte. Diese gelangten über den Rhein in die Niederlande sowie das Elsass und

Lothringen, wo sie der französischen Hauptmanufaktur in Sèvres durch niedrige Preise

Konkurrenz machte.

Stephan Hawich: Peter Marx (ca. 1816) Stadtmuseum Simeonstift.

Die Porzellanfabrik überstand die Kriegsjahre 1813-1814 nicht und wurde mit einem

Schuldenberg von 207.000 Franken schließlich liquidiert. Als Trier dann zu Preußen fiel,

wurde sie mit allen Einrichtungsgegenständen versteigert. Der Trierer Kaufmann Peter Marx

erwarb die Manufaktur im Jahr 1816 und belebte den Betrieb neu. Auch Marx erhielt

staatliche Unterstützung, da die preußische Landesregierung Marx einige steuerfreie

Verkaufslizenzen sowie verbilligte Holzlieferungen zusagte.

Außerdem durfte die Manufaktur ihre Produkte steuerfrei in die preußischen Gebiete rechts

der Weser, sowie nach Ravensburg, Minden und Paderborn liefern, wenn diese mit den

Zertifikaten der Stadt Trier versehen waren. Die preußische Regierung hoffte dort etwas der

französischen Konkurrenz entgegensetzen zu können und zeitgleich die Manufaktur in Berlin

zu entlasten, da diese keine Möglichkeit fand, an Rhein und Mosel Vorräte zu unterhalten.

Anfangs erlebte die Manufaktur einen Aufschwung. Dennoch wurde der Betrieb auf Dauer

zu kostspielig. Vor allem die Heranschaffung des nötigen Kaolin war eine finanzielle

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Belastung für Marx. So geschah es, dass die Fabrik um 1823 geschlossen wurde und nichts

mehr von der Trierer Porzellanmanufaktur zu hören war. Lediglich über einen ehemaligen

Mitarbeiter, den Porzellanmaler Warland, ist über das Ende der Fabrik hinaus noch etwas zu

erfahren. Seine Malereien zeigen vor allem Ansichten von Trier, die heute noch im

Stadtmuseum Trier zu sehen sind.

St. Martin in der Neueren Geschichte: Von der Sektkellerei bis zum Studentenwohnheim

Obwohl es zeitlich näher ist, findet man auch zur Geschichte des Gebäudes St. Martin nach

dem Ende der Porzellanmanufaktur sehr wenige Informationen. Es scheint so, dass es um

1900 eine Sektkellerei gegeben hat, welche den Namen St. Martin trug. Sollte man auf der

Karte jedoch die Mariensäule sehen, dann wäre es nicht das Abteigebäude, sondern es

könnte sich um den Martiner Hof in Pallien handeln, der ursprünglich als Mühlenstandort

wichtig war. Auch Holzgewinnung und Weinbau spielten eine Rolle. Nach der Säkularisierung

des Klosters wurden beide Teile des Martiner Hof getrennt an Privatleute verkauft, so waren

auch Gastwirtschaften und Bäder und auch Wohnungen in beiden Teilen des Gebäudes zu

finden. Dennoch scheint es unwahrscheinlich, dass das Gebäude auf der Postkarte mit dem

Martiner Hof übereinstimmt.

Postkarte Carl Weddigen: Sektkellerei Trier (um 1900) Martiner Hof in Pallien (heutiger Zustand)

1972 wurde der Westflügel des Abteigebäudes aus dem 17. Jahrhundert kernsaniert und

anschließend als Studentenwohnheim für die Uni Trier-Kaiserslautern (heute nur noch für

die Uni Trier und Hochschule Trier) verwendet. Der Neubau wurde hufeisenförmig an den

geraden Altbau angebaut, so dass zwischen den Gebäuden ein Innenhof entstand, der eine

mächtige Rotbuche (Naturdenkmal) beherbergt, deren Keimzeit um 1550 datiert wird. Im

Studentenwohnheim finden 220 Studierende ein neues Zuhause. Die heute noch sichtbare

Renaissancefassade und wurde im Jahre 1989 renoviert.

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Verbindung zur heutigen Pfarrkirche St. Martin

Noch um 1800 besaß die Abtei St. Martin als Pfarrei die Filialen Pallien (Martiner Hof) und

Besselich und war Kollator für die Pfarrei Irsch samt der „Burg“ Irsch und den späteren

Josephhof in Graach. Mit der Säkularisation wurden jedoch die alten Klosterpfarreien St.

German, St. Marien, St. Martin, St. Medard, St. Michael und St. Walburgis aufgelöst und die

Hilfspfarreien St. Matthias und St. Paulin geschaffen. Hier befindet sich die Verbindung von

der ehemaligen Abtei zur heutigen Pfarrkirche. Die Geschichte der christlichen Abtei endet,

und nach deren Ende ist bis auf einige Hinweise auf Porzellanfabrik und Gaststätte bis hin

zum Studentenheim kaum etwas zu erfahren.

Trier , St. Martin Katharinen-Ufer. Feldpost 1917

Als Anfang des letzten Jahrhunderts die Pfarrei St. Paulin im Norden der Stadt zu groß

wurde, wurde die Pfarrei geteilt. So wurde 1917 unter dem Patronat des Hl. Martin eine

neue Pfarrei kirchenrechtlich errichtet. Sie umfasst das Gebiet der bisher zu Paulin

gehörenden Kapellengemeinden Zurlauben und Maar (St. Nikolaus und St. Sebastian). Im

August 1912 ist außerdem der Grundstein für die neue Pfarrkirche gelegt worden. Bauherr

war Peter Marx (1871-1958), der die Kirche im Historismus bzw. Jugendstil schuf. Am 14.

April 1915 - mitten im ersten Weltkrieg - konnten Altar und Kirche eingeweiht werden.

Pfarrkirche St. Martin in Trier (heutiger Zustand)

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Heute befinden sich neben dieser Pfarrgemeinde St. Martin in Trier-Nord, die Martin-

Gemeinden St. Marien und St. Martin in Pfalzel und St. Martinus in Zewen. Diese kamen

durch Eingemeindung zu Trier. Nimmt man noch das ehemalige Frauenkloster St. Martin auf

dem Berge (Petrisberg) hinzu, das im 13. Jhdt. dokumentarisch belegt ist und später mit

einem anderen Kloster vereint wurde, befinden und befanden sich vier Abteien und

Pfarrgemeinden, die St. Martin als Patronat übernahmen. Dies zeigt die Bedeutung für

St. Martin innerhalb des Erzbistums und Bistums Trier.

Archäologische Funde und heutige Überreste der Abtei

Von der Zeit des Benediktinerklosters sind nur einige wenige handschriftliche Primärquellen

erhalten. Darunter die Historia chronologica diplomatica von Sachs und Schreiner, die sich in

der Stadtbibliothek befindet. Auch im Trierer Stadtarchiv, im Trierer Bistumsarchiv und

Koblenzer Landeshauptarchiv findet man diverse Dokumente aus der Geschichte des

Klosters. Hinzu kommt ein Marmorstein mit Gravur im Dommuseum.

Der Aufbau der ehemaligen Kirche und der ehemaligen Gebäudeteile ist nur anhand von

Rekonstruktionen der Grundrisse und Zeichnungen nachzuvollziehen. Als ehemalige

Besitztümer der Abtei im Erzbistum Trier sind vor allem die Hofgüter in Irsch, Pallien und

Graach zu nennen.

Bemerkenswert sind die Gräberfunde welche während Ausgrabungen in den 1940er Jahren

gefunden worden sind. Insgesamt zwölf Sarkophage wurden unter dem Gebäude gefunden.

Darin waren mehrere unterschiedlich erhaltende Skelette. Einige Gräber enthielten

Grabbeigaben wie eine Bronzeschnalle oder ein Goldohrring. Unter den Sarkophagen waren

auch drei Kindergräber, die ursprünglich ebenfalls Beigaben enthielten, welche jedoch

teilweise nicht mehr vorhanden waren.

Besonders interessant ist eine goldene Vierpassfibel aus dem 7. Jahrhundert, welche in

einem Grab gefunden wurde. Sie stammte aus Byzanz, und stellt eine besondere Art der

Fibeln dar. Interessant ist dabei, dass solche Beigaben untypisch für die Bestattungen in

Franken waren. So zeigt dies, dass im 7. Jahrhundert eine Verbindung zwischen Trier und

dem östlichen Mittelmeerraum immer noch existierte. Vor allem gibt es Funde, deren

Ursprünge auch in Ungarn liegen. Dies könnte Hinweise dafür liefern, dass die Abtei von

ungarischen Pilgern, die auf den Spuren Martins von Tours wanderten, besucht worden ist.

Vielleicht lässt sich dafür ja ein weiterer Hinweis finden.

Dies soll den Abschluss dieses Readers bilden, der einen kurzen Einblick in die Geschichte

und die Geschichten des Klosters gewähren sollte.

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