Die Geschichte Des Proteins

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 Die Geschichte des Proteinpul vers Geschrieben/Gepostet am 17. Oktober 2011 von Admin Originalartikel http://www.rxmuscle.com Es begann einmal alles mit Gewichten, mit Lang- und Kurzhanteln. Joe und Ben Weider wollten mit Brute Enterprises dem Konkurrenten York Barbell von Bob Hoffmann im lukrativen Bodybuildingequipmentmarkt den Rang ablaufen. Als öffentliche Fitnessstudios noch ein seltener Luxus und Kraftsport noch als ein ziemlicher verquerer Zeitvertreib angesehen wurde, waren Homegyms die einzige wirklich Alternative für alle Muskeljünger . Doch als Geschäftszweig hat die Hantelproduktion ein naturgemäß eng beschränktes Limit. Denn meistens sind die bekannten Hantelsets eine einmalige Anschaffung und halten im Prinzip für immer. Zwar gibt es immer noch einen kleinen T eil, der sich mi t der Zeit vielleicht ein paar Gewichtsscheiben nachkauft, weil er stärker geworden ist oder eventuell auch noch eine Bank oder ein Power Rack, aber auch dieses Eqiupment ist bei richtiger Fertigung nahezu unzerstörbar und kann deshalb genauso gut von Freunden oder Verwandten übernommen werden beziehungsw eise Secondhand erstanden werden, um Kosten zu sparen. In den Fünfzigern entdeckte Hoffman mit als Erster den entscheidenden Vorteil von Nah-rungsergä nzungsmitteln - diese aufbrauchbaren Muskelaufbaupräparate (wie Super Hi-Proteen oder auch Hoffmans Germ Oil Concentrate) müssen im Gegensatz zu den hanteln immer wieder nachgekauft werden. Die W eider-Brüder zogen schnell nach und brachten Proteinprodukte wie den Dynamic Muscle Builder und Crash Weigh t Gain #7 auf den Markt. Soja, Seafood und Sutsche Es dauerte nicht sehr lange, bis Bodybuilder den Zusammenhan g zwischen hoher Proteinzufuhr und hohen Muskelzuwächse n begriffen. Daher spezialisierten sich die ersten Proteinpulver darauf und waren hauptsächlich nach einem Kriterium ausgerichtet: Maximaler Gewinn bei minimalen Rohstoffkoste n. Das bereits genannte "Hi-Proteen" von Bob Hoffman war beispielsweise aus Sojabohnen, da diese leicht und billig zu beschaffen waren, mit einer Menge Süßstoffen, um den bitteren Geschmack etwas zu kaschieren. Da es damals auch noch kaum Studien über Proteine und Aminosäuren gab, zeichnete die Urväter vor allem ein ekelhafter Geschmack, eine miese Qualität, aber eine hohe Profitrate aus. Da wir uns auch in den Zeiten weit vor der Internetära bewegen, war Bodybuilding auch nur eine isolierte Subkultur und der Hersteller musste kaum negatives Feedback fürchten, da man untereinander auch quasi nicht in Kontakt stand. Ein anderes Produkt dieser Zeit war "Protein from the Sea" (Protein aus dem Meer - und du willst sicher gar nicht wissen, was da alles drin war!). Damals gab es auch noch die Einstellung "W enn es nicht grauenhaft schmeckt, dann kann es auch nichts helfen". Glücklicherweise haben sich mittlerweile die Zeiten geändert. Blair Protein  Beiträge im Forum: ...Längere Geschichte... (Knie,Fußgelenke) Mike Matarazzo 3 fache Beipassoperation - Die wahre Geschichte Geschichte von Gerd! Abitur Geschichte: Vielleicht kann mir  jemand helfen? L-Cystin ein Gradmesser für die Qualität eines Proteinpulvers? Meine Geschichte....

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Die Geschichte des Proteinpulvers

Geschrieben/Gepostet am 17. Oktober 2011 von Admin

Originalartikel http://www.rxmuscle.com

Es begann einmal alles mit Gewichten, mit Lang- und Kurzhanteln. Joeund Ben Weider wollten mit Brute Enterprises dem Konkurrenten YorkBarbell von Bob Hoffmann im lukrativen Bodybuildingequipmentmarktden Rang ablaufen. Als öffentliche Fitnessstudios noch ein seltener Luxusund Kraftsport noch als ein ziemlicher verquerer Zeitvertreib angesehen

wurde, waren Homegyms die einzige wirklich Alternative für alleMuskeljünger. Doch als Geschäftszweig hat die Hantelproduktion einnaturgemäß eng beschränktes Limit. Denn meistens sind die bekanntenHantelsets eine einmalige Anschaffung und halten im Prinzip für immer.

Zwar gibt es immer noch einen kleinen Teil, der sich mit der Zeit vielleichtein paar Gewichtsscheiben nachkauft, weil er stärker geworden ist odereventuell auch noch eine Bank oder ein Power Rack, aber auch diesesEqiupment ist bei richtiger Fertigung nahezu unzerstörbar und kanndeshalb genauso gut von Freunden oder Verwandten übernommen werdenbeziehungsweise Secondhand erstanden werden, um Kosten zu sparen.

In den Fünfzigern entdeckte Hoffman mit als Erster den entscheidendenVorteil von Nah-rungsergänzungsmitteln - diese aufbrauchbaren Muskelaufbaupräparate (wie SuperHi-Proteen oder auch Hoffmans Germ Oil Concentrate) müssen im Gegensatz zu den hantelnimmer wieder nachgekauft werden. Die Weider-Brüder zogen schnell nach und brachtenProteinprodukte wie den Dynamic Muscle Builder und Crash Weight Gain #7 auf den Markt.

Soja, Seafood und Sutsche

Es dauerte nicht sehr lange, bis Bodybuilder den Zusammenhang zwischen hoher Proteinzufuhr undhohen Muskelzuwächsen begriffen. Daher spezialisierten sich die ersten Proteinpulver darauf und

waren hauptsächlich nach einem Kriterium ausgerichtet: Maximaler Gewinn bei minimalenRohstoffkosten. Das bereits genannte "Hi-Proteen" von Bob Hoffman war beispielsweise ausSojabohnen, da diese leicht und billig zu beschaffen waren, mit einer Menge Süßstoffen, um denbitteren Geschmack etwas zu kaschieren. Da es damals auch noch kaum Studien über Proteine undAminosäuren gab, zeichnete die Urväter vor allem ein ekelhafter Geschmack, eine miese Qualität,aber eine hohe Profitrate aus. Da wir uns auch in den Zeiten weit vor der Internetära bewegen, warBodybuilding auch nur eine isolierte Subkultur und der Hersteller musste kaum negatives Feedbackfürchten, da man untereinander auch quasi nicht in Kontakt stand. Ein anderes Produkt dieser Zeitwar "Protein from the Sea" (Protein aus dem Meer - und du willst sicher gar nicht wissen, was daalles drin war!). Damals gab es auch noch die Einstellung "Wenn es nicht grauenhaft schmeckt,dann kann es auch nichts helfen". Glücklicherweise haben sich mittlerweile die Zeiten geändert.

Blair Protein

 

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...Längere Geschichte...(Knie,Fußgelenke)Mike Matarazzo 3fache Beipassoperation-Die wahre GeschichteGeschichte von Gerd!Abitur Geschichte:Vielleicht kann mir

 jemand helfen?L-Cystin einGradmesser für dieQualität eines

Proteinpulvers?Meine Geschichte....

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Rheo H. Blair (geborener Irvin Johnson) war wohl der erste richtig moderneErnährungswissenschaftler. Er erklärte den Topbodybuildern seiner Zeit (Larry Scott, Dave Draper,Frank Zane, Don Howorth, etc.) das Prinzip der Aminosäuren, bevor man in der Industrie überhauptrichtig wusste, was Aminosäuren so genau sein sollten. Wer damals große Mengen Blair Protein(für damalige Verhältnisse hochwertiges Kasein- und Eialbumin-Pulver) zu sich genommen hat,konnte von andauernden guten Zuwächsen berichten. Es kam die Theorie auf, dass sich Blair

Protein vor allem dadurch auszeichnet, dass es im Gegensatz zur Konkurrenz nicht fast vollständigdenaturiert war, der Geschmack immerhin keinen Würgereiz auslöste und die empfohlenenTagesdosen sehr hoch lagen.

Die meisten anderen Proteinpulver dieser Zeit wurden aus Soja, Milch oder Eiern gewonnen oderwaren Zusammenschnitte aus Milch und Ei. Sehr rudimentäre Verfahren setzten den Verbrauchermeistens einem bitteren, stark denaturierten, kaum verdaulichen Eipulver oder ein Milchpulvervoller Laktose und anderer Kohlenhydrate. Durch den in Massen zugesetzten Zucker oder Sirup(um den bitteren Geschmack irgendwie zu überlagern), hatte man hier öfters eherkuchenteigähnliche Substanzen, die mehr Blähungen und Insulinachterbahnen auslösten, alswirkliche Qualitätsnahrung.

Der Fortschritt der Industrie

1970 kaufte Jim Heflin (ein begeisterter Gewichtheber und Studioinhaber) Beverly Internationalvon Dr. Bernie Ernst (der die Firma erst vor zwei Jahren gegründet hatte). Beverly International warseiner Zeit weit voraus und erzeugte bereits Zero-Carb-Protein (Proteinpulver quasi ohneKohlenhydrate). Um seine Produkte zu vermarkten, verfolgte Henflin eine sehr, sehr bodenständigeStrategie, indem er direkt zu hunderten Bodybuildingwettkämpfen reiste und Athleten allerLeistungsstände die richtige Ernährungsweise nahe legte. Durch diese speziell auf denBodybuildingmarkt zugeschnittene Strategie, entwickelte sich schnell eine große Anhängerschaft,trotz des fehlenden omnipräsenten und aggressiven Marketings (was die derzeitigen Besitzer Sandyund Roger Riedinger immer noch so machen). Zusätzlich zu Weider, Hoffmann und BeverlyInternational versorgten noch Thompsons, Natural Source, Super Cal, Unipro und Multi-Power dieBodybuilder. Dennoch sollte es für einige Zeit keine wirklich neuen Ideen in diesem Sektor geben.

Weight Gainer erlebten einen deutlichen Aufwärtstrend, teilweise einfach, weil kaum etwas Neuesoder Aufregendes auf den Markt kam und vor allem, WEIL eine erhöhte Kalorienzufuhr auch denFortschritt beschleunigen, besonders bei all den ektomorphen Teenagern. Am bekanntesten wardamals Champions Nutrition's Heavyweight Gainer 900, der allmählich mehr und mehr Konkurrenzvon anderen Firmen bekam mit immer mehr Kalorien pro Portion (wobei meistens einfach nur dieempfohlene Portionsgröße angehoben wurde). Weider Mega Mass wurde in einem 5-Kilo Sack

angeboten, der etwas an Hundefutter erinnerte. Mein persönlicher Favorit war damals 2-Gro 2000von einer kleinen Firma namens Next Nutrition, geführt von David Jenkins, der schon damals oftmit Dan Duchaine zusammengearbeitet hat.

Der Einstieg von MET-Rx

Einer der Hauptvertreiber von Milchprotein war Scott Connelly, der Gründer von MET-Rx. Inzahlreichen Gesprächen zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten erklärte er mir die Vorzüge seinespersönlichen Proteins Metamyosin und gleichzeitig die Grenzen vieler anderer Proteinquellen.Metamyosin besteht aus speziellen Proteinarten und enthält dabei sehr hohe Dosen der essentiellenAminosäure Glutamin. Connelly legte das Aminosäureprofil der Muttermilch auch für sein MET-Rx

zurecht. Da dies genau die Zeit ist, in der wir von Natur aus besonders stark wachsen, schien diesein intelligenter Ansatz zu sein. Somit war die Hauptquelle Kasein (was zusammen mit Whey diebeiden Hauptkomponenten des Milchproteins darstellt) mit zugesetztem Glutamin.

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Mindestens genauso wichtig war jedoch, dass MET-Rx die Ersten waren, die sich Gedanken um denGeschmack und ein angenehmes Gefühl im Mund machten (hauptsächlich erreicht durch einefeinere Struktur und eine gleichzeitige Beimischung von Verdickern) und somit einfach von sichaus zum häufigen Konsum verleiteten.

Dank des aggressiven Marketings seines ehemaligen Vertriebspartners Bill Phillips stieg MET-Rxschnell an die Spitze der Proteinindustrie auf. Doch nicht nur das Marketing, sondern auch derausgezeichnete Geschmack, die leichte Verdaulichkeit und eine auffallende Verpackung trugenihren Teil dazu bei.Ursprünglich wurde das Produkt in zwei separaten Behältern (Base und Plus) verkauft, die manzusammen mixen sollte und später dann bereits als fertige Mischung. Die erste Abfüllung zog zwardurch seine Originalität Kunden an, durch die fertige Mischung konnte jedoch jeder leichter seineentsprechende Proteindosis wählen (sodass zierliche Frauen und ernsthaft trainierende Männer nichtimmer die gleiche Dosis nehmen mussten).

Was sich jedoch auf keinen Fall abstreiten lässt, ist der durchschlagende Erfolg von MET-Rx, ganz

besonders bei den Sportlern, die in erster Linie auf eine Körperfettreduktion hinarbeiteten. Das kamwahrscheinlich, da Kalorien durch Kohlenhydrate durch Protein ersetzt wurde (und man durch denhervorragenden Geschmack die empfohlenen drei Portionen am Tag gerne konsumierte),den hohenGlutamingehalt und die appetitzügelnden Eigenschaften der zugesetzten Verdicker.

Dan Duchaine und Whey

Im Jahre 1993 begann der Steroidguru Dan Duchaine seine Aufmerksamkeit der bisher von derSupplementindustrie größtenteils ignorierten Proteinquelle namens Whey zuzuwenden und derenVorteile herauszustellen. Whey war ein Abfallprodukt bei der Käseherstellung und daher sehrkostengünstig zu erwerben. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Entfernung der ungewolltenNebenprodukte (Laktose, Glührückstände und Fett). Dies wurde durch mehrere neuartige Prozesseerreicht, die alle die Eigenschaften des Proteins verbesserten.

Whey wurde schnell bekannt durch seinen hohen Anteil an BCAAs und seiner guten und schnellenVerdaubarkeit. Den Empfehlungen ihres Gurus folgend sprangen viele auf die neuen Produkte an.Duchaine war dabei besonders interessiert an einer Partnerschaft mit Next Nutrition von DavidJenkins (die erste Firma, die ein hochwertiges Wheyprotein auf den Markt brachte) und alleBeteiligten profitierten stark von der Veröffentlichung ihres Designer Wheys. Allerdings dauerte esnicht lange, bis auch alle anderen großen Firmen nachzogen und ihrerseits ein Wheyprodukt auf denMarkt brachten.

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich einen 20-Kilo-Kanister für mich selbst und einige fürmeine Freunde für 200$ das Stück kaufte und relativ schnell wieder verbraucht hatte.

XAP, SportPharma, EAS, Champion Nutrition und andere…

Nach dem extremen Erfolg von Connellys Firma MET-Rx wollte natürlich jeder ein Stück abhaben,sodass der Markt schnell unter vielen Herstellern aufgeteilt wurde.

Auch der Unternehmer und Bodybuilder Pax Beale versuchte sein Glück mit einem neuartigenProdukt namens Muscle Protein, was er über seine Firma XAP (einfach sein Name rückwärts

gelesen) vertrieb. Dabei gewann er sein Eiweiß aus Fleisch und stellte ein Aminosäurenprofilzusammen, was genau dem in der Skelettmuskulatur entsprach. Die Marketingidee bestand darin,dass dies dem Aminosäureprofil der Muttermilch überlegen sein müsste, da Bodybuilder nun mal

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Muskeln aufbauen wollen.

Allerdings gehen hier Wissenschaft und Marketing öfters getrennte Wege. Obwohl derGrundgedanke zunächst sehr logisch erscheint, konnte Muscle Protein nie in dem von Wheypulverndominierten Markt Fuß fassen, da es entgegen der Behauptungen keinerlei Vorteile aufweisenkonnte.

Andere bekannte Produkte zu der Zeit waren noch das ProMax von SportPharma und das VyoProvon Sport Science. Sie zeichneten sich besonders durch einen günstigen Preis und guteBekömmlichkeit aus. Im High-End-Bereich gab es dann noch Met Max von Champions Nutrition,was oft und gerne als Mahlzeitenersatz benutzt wurde.

Nachdem sich Bill Phillips mit Connelly nicht weiter über den Vertrieb von Met-Rx-Produkteneinigen konnte, trennte er sich von der Firma und gründete zusammen mit Ed Byrd und AnthonyAlmada (bekannt vom California Body Club) seine eigene Firma EAS (Experimental and AppliedSciences). Ihr erstes großes Produkt war ein Gemisch aus Proteinpulver und Creatin-Monohydrat,was sie Phosphagen tauften. EAS betrieb groß angelegte universitäre Forschung um beeindruckende

Mengen an Informationen über Creatin zu erlangen (wobei sie sich gleichzeitig den Rufeinhandelten, dass sie Studien vorzeitig abbrachen, wenn zu befürchten war, dass sie zu keinempositiven Ergebnis kommen würden).

MET-Rx Weggefährte Lee Labrada (einer der ersten Pressesprecher und gleichzeitig professionellerBodybuilder) gründete seine eigene Firma, die er Labrada Nutrition nannte und kopiertegrößtenteils die Geschäftskonzepte von MET-Rx und EAS. Da er sich bereits ein gutes Netzwerkaufgebaut hatte, konnte er dennoch sein Whey Fuel, Fuel Plex und Triple Whey Fuel zunächst sehrgut verkauften, aber keine langfristigen Erfolge feiern.

Der neue Renner wurden nach und nach Ready-to-drink-Produkte (RTDs), namhafter weiseAmerican Bodybuilding (Extreme Body 50), Nitro Fuel (TwinLab), Worldwide Sports Nutrition(Pure Protein) und Nature’s Best (IsoPure). Sie spezialisierten sich dabei auf die kürzlich immeröfter auftauchenden Artikel über unmittelbar zu trinkende Post-Workout-Nutrition und boten hiereine besonders angenehme und leckere Möglichkeit.

Alles eine Frage der Geschwindigkeit

Nach und nach wurde der Industrie der Wert der Forschung immer klarer, aber auch die Skepsisgegenüber bereits veröffentlichten Studien wuchs, da man immer mehr das Gefühl hatte, dass diemeisten nur das entsprechende Produkt verkaufen wollten. Zum ersten Mal sollte nun die ernsthafte

Forschung die Hauptrolle spielen.

Das wurde besonders am Beispiel einer französischen Studie von Yves Boirie (1997) deutlich. Siebeschäftige sich mit den unterschiedlichen Verdauungszeiten von Kasein und Whey. Während schonDan Duchaine die schnelle Aufnahme von Whey ins Blut lobte, bestätigte die Studie die deutlichschnellere Resorption im Dünndarm und einen schnellen und hohen Anstieg desAminosäurespiegels im Blut. Kasein hingegen verweilt relativ lange im Magen und wird nur nachund nach im Dünndarm aufgenommen.Dies sollte von nun an den Markt bestimmen. Die Geschwindigkeit der Resorption wurde mit denHalbwertszeiten verschiedener Testosteronester (wie beispielsweise das bekannte Sustanon)verglichen und vor allem Proteingemische (hauptsächlich aus Whey und Kasein, aber auch Eiern

oder Soja) wurden der neue Hype für viele Jahre. Dabei ist der grundsätzliche Gedankeverschiedene Proteinquellen zu mischen, nichts Neues. Besonders Veganer essen bevorzugt Reisund Bohne (oder auch noch Tofu) in einer Mahlzeit, um die niedrigen biologischen Wertigkeiten der

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einzelnen Proteinquellen zu kompensieren. Das war auch nötig, um einem Eiweißmangelvorzubeugen. In diesem Fall war aber nicht das komplette Aminosäurenprofil der Grund für dasBeimengen anderer Proteinquellen, sondern vielmehr die unterschiedlichenVerdauungsgeschwindigkeiten, sodass man eine zeitlich optimal abgestimmte Eiweißversorgunggarantieren konnte.

Hier die wichtigsten Eiweißquellen und ihre relativen Resorptionsgeschwindigkeiten:

Langsam: KaseinMittel: Eier, SojaSchnell: Whey-Isolat, Whey-Konzentrat, Hydrolisiertes Kasein und Whey

Eine sehr bekannte Marke, die auf Proteinmischungen setzte, war HDT mit Pro Blend 55 undBeverly International zuerst mit mit Ultra Size (eine Mischung aus Whey, Kasein, Ei undRindfleisch) und später dann dem Ultimate Muscle Protein. Auch Dorian Yates, der sich kürzlichaus dem aktiven Wettkampfsport zurückgezogen hatte, brachte ein Produkt namens Pro-Peptide aufden Markt. Es bestand aus Ei und Whey mit beigemengten feinem Kasein, probiotischen Stoffen

und Glutamin. Dem Vorbild von Yates und Labrada folgend, versuchte nun auch Gaspari sein Glückin der Supplementindustrie und konnte sich schon bald einer treuen Anhängerschaft rühmen.

Die Daidzein-Verwirrung

Um die Jahrhundertwende erlebte Soja-Protein eine kurze Wiederbelebung, da einige Studienangebliche positive Effekte auf die Bioproteinsynthese nahe legten. Davor galt Soja als Mäd-chenprotein, da die phytoöstrogenen Effekte von den beiden Isoflavinen aus Soja (Genistein undDaidzein) gefürchtet waren. Allerdings gab es weder in der Praxis noch im Labor wirklichhinreichende Beweise dafür. Dennoch wollte die Bodybuildinggemeinde wenig davon wissen undso wurde Sojaprotein wieder zurück in die Ökogemeinde verfrachtet.

Die Hydrolisation von Kasein und Whey

Die Hydrolysation ist ein Prozess bei dem bestimmte Enzyme dazu benutzt wurden, um Kasein undWhey in kurze Peptidketten zu unterteilen. Dadurch werden Proteine mit einem geringenMolekulargewicht erreicht, die deutlich schneller aufgenommen werden können als freieAminosäuren oder ganze Proteine. Es gibt zusätzlich die Vermutung, dass durch die Hydrolisierungzusätzlich die Ausschüttung von IGF-I angeregt wird, was zu mehr Muskelwachstum und einerschnelleren Regeneration führen kann. Der Nachteil dieser Proteinart ist jedoch ihr extrem bittererGeschmack und ihre teure Herstellung. Daher beträgt der Anteil der hydrolysierten Peptide an den

meisten Proteingemischen auch maximal 20%.

Da mittlerweile Firmen aller Größen ihren Anteil am Proteinmarkt haben wollten, gab es mehr undmehr extreme kleine, vom Eigentümer geführte Unternehmen. Die meisten wurden dabei vonprominenten Gurus oder Trainern gegründet wie beispielsweise Nuclear Nutrition (Trevor Smith),Pro Card Nutrition (Chris Aceto), True Protein (Dante "Doggcrapp" Trudel) und Species Nutrition(Dave Palumbo).

Da diese Firmen meistens auf einem Onlineshop aufbauen, sind sie meist extrem abhängig vomdirekten Kundenfeedback.

Der nächste Schritt in der Evolutionsgeschichte des Protein?

Wo wird also nun die Reise hingehen? Das lässt sich derzeit leider nur schwer sagen. Es wird

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immer schwieriger zwischen Marketing und Wissenschaft zu unterschieden. Man muss fast immerselbst herausfinden, wie viel von dem neuen, viel versprechenden Wirkstoff denn nun wirklich indem Produkt enthalten ist (unabhängig davon, was die Verpackung anpreist).

Da die Forschung mittlerweile stark fortgeschritten ist und durch neue, innovative Prozessverfahrenauch immer mehr Protein-Subfraktionen hergestellt werden können, werden auch schon bereits

bestehende Produkte über die Zeit immer preiswerter. Außerdem verbessert sich zunehmend derGeschmack und die Qualität.

Obwohl es nicht in Frage steht, dass sich die Proteinpulver in den letzten vier Jahrzehnten deutlichweiterentwickelt haben, kann man auch nicht verneinen, dass auch schon die Bodybuilder vorzwanzig oder vierzig Jahren wirklich tolle Körper aufbauen konnten, auch mit wenigerfortschrittlichen Produkten. Und wie immer ist die Effektivität der Produkte immer noch am bestenvon den Sportlern und Athleten zu bewerten, die über die Zeit ihre Erfahrungen machen. Was nochkommt, wird sich zeigen.