Die grosse «ku»-Jubiläumsrunde Vier renommierte … · 2014. 8. 27. · heute als Unternehmer...

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Moderator Mikael Krogerus Mikael Krogerus (36) wurde in Stockholm geboren, ist finnischer Staatsbürger und in Schweden und Deutschland aufgewachsen. Er studierte Politikwissenschaften in Berlin und Dänemark. Nach dem Studium war er Redakteur bei der TV-Jugendsendung «Chat the Planet» in New York und ab 2005 Redakteur beim NZZ Folio, dem Magazin der Neuen Zürcher Zeitung. Seit 2009 schreibt er als freier Journalist unter anderem für «brand eins» und «Das Magazin». Er ist Autor des Fragebuches «50 Erfolgsmodelle – ein kleines Handbuch für strategische Entscheidungen.» Die grosse «ku»-Jubiläumsrunde Vier renommierte Unternehmerinnen und Unternehmer diskutieren unter der Leitung des Autors Mikael Krogerus über den Wunsch nach Selbstständigkeit, über Erfolgs- rezepte, Fehler, Beziehungsproben und über den Umgang mit Unsicherheiten und Entscheidungen. Die wenigsten Kleinunternehmer hatten ursprünglich vor, selbstständig zu werden. Wie war es bei Ihnen? Frau Mazumder, Sie hatten einen erfolg- reichen Job in der Finanzbranche. Was war Ihre Motivation? Sita Mazumder: Mein Antrieb ist Ver- änderung. Ich will etwas bewegen, das war schon immer so. Die reine Anstel- lung wurde mir schnell zu starr, zu uni- form, zu langsam – aber das kennen si- cher viele hier. Pascal Stübi: Ich arbeite eigentlich heute als Unternehmer genau so wie vor- her als Angestellter. Ich glaube, man kann auch als Angestellter unternehmerisch denken. Sita Mazumder: Ihre Rolle war die des klassischen Intrapreneurs, also eines An- gestellten, der innerhalb der Firma wie ein Selbstständiger Verantwortung über- nimmt. Aber es ist typisch, dass sich so je- mand eines Tages die Frage stellt: Warum mache ich das nicht für mich? Herr Dobler, Sie sind für Eltern ein beruhigendes Beispiel dafür, dass aus Jugendlichen, die viel gamen, trotzdem etwas werden kann. Marcel Dobler: Stimmt, bei mir begann alles damit, dass ich mich durch die Netz- werkspiele relativ gut mit PCs auskannte. Ich habe dann Computer verkauft und in- stalliert, um mein Sackgeld ein wenig auf- Marcel Dobler, Digitec, und Sita Mazumder, Purple Consult GmbH.

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Page 1: Die grosse «ku»-Jubiläumsrunde Vier renommierte … · 2014. 8. 27. · heute als Unternehmer genau so wie vor-her als Angestellter. Ich glaube, man kann auch als Angestellter

Moderator Mikael KrogerusMikael Krogerus (36) wurde in Stockholm geboren, ist finnischer Staatsbürger und in Schweden und Deutschland aufgewachsen. Er studierte Politikwissenschaften in Berlin und Dänemark. Nach dem Studium war er Redakteur bei der TV-Jugendsendung «Chat the Planet» in New York und ab 2005 Redakteur beim NZZ Folio, dem Magazin der Neuen Zürcher Zeitung. Seit 2009 schreibt er als freier Journalist unter anderem für «brand eins» und «Das Magazin». Er ist Autor des Fragebuches «50 Erfolgsmodelle – ein kleines Handbuch für strategische Entscheidungen.»

Die grosse «ku»-Jubiläumsrunde Vier renommierte Unternehmerinnen und Unternehmer diskutieren unter der Leitung des Autors Mikael Krogerus über den Wunsch nach Selbstständigkeit, über Erfolgs- rezepte, Fehler, Beziehungsproben und über den Umgang mit Unsicherheiten und Entscheidungen.

Die wenigsten Kleinunternehmer hatten ursprünglich vor, selbstständig zu werden. Wie war es bei Ihnen? Frau Mazumder, Sie hatten einen erfolg- reichen Job in der Finanzbranche. Was war Ihre Motivation?

Sita Mazumder: Mein Antrieb ist Ver-änderung. Ich will etwas bewegen, das war schon immer so. Die reine Anstel-lung wurde mir schnell zu starr, zu uni-form, zu langsam – aber das kennen si-cher viele hier.

Pascal Stübi: Ich arbeite eigentlich heute als Unternehmer genau so wie vor-her als Angestellter. Ich glaube, man kann auch als Angestellter unternehmerisch denken.

Sita Mazumder: Ihre Rolle war die des klassischen Intrapreneurs, also eines An-gestellten, der innerhalb der Firma wie ein Selbstständiger Verantwortung über-nimmt. Aber es ist typisch, dass sich so je-mand eines Tages die Frage stellt: Warum mache ich das nicht für mich?

Herr Dobler, Sie sind für Eltern ein beruhigendes Beispiel dafür, dass aus Jugendlichen, die viel gamen, trotzdem etwas werden kann.

Marcel Dobler: Stimmt, bei mir begann alles damit, dass ich mich durch die Netz-werkspiele relativ gut mit PCs auskannte. Ich habe dann Computer verkauft und in-stalliert, um mein Sackgeld ein wenig auf-

Marcel Dobler, Digitec,und Sita Mazumder,Purple Consult GmbH.

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Marcel Dobler (32) ist Co-Geschäftsführer des Online-händlers Digitec und des Online-Wa-renhauses Galaxus. Mit zwei Kollegen gründete er 2001 das auf den Onlinehan-del mit IT und Unterhaltungselektronik spezialisierte Unternehmen Digitec als Start-up. 2012 wurden 30 Prozent an die Migros verkauft. Die Gründer bilden nach wie vor die Geschäftsleitung und arbeiten am Ausbau ihres Geschäftsmodells.

Berufswunsch als Kind: Ich hatte keinen Berufswunsch, mein einziges Interesse war Gamen und beim Fussball gewinnen.Was würden Sie machen, wenn Sie nicht selbstständig wären? Informa-tiker oder Prozessoptimierung in einem Grossunternehmen.Was würden Sie gerne gründen? Eine Bar.Ihre wichtigste Charakter eigenschaft hinsichtlich Ihrer Karriere? Ehrgeiz.

Sita Mazumder (43) ist Ökonomieprofessorin und Unterneh-merin mit indischen, französischen und schweizerischen Wurzeln. Sie arbeitet als Wirtschaftsdozentin an der Hochschule Luzern, als Lehrbeauftragte an den Uni-versitäten St. Gallen und Zürich und als Stiftungs- und Verwaltungsrätin mehrerer Firmen. Als Inhaberin ihrer eigenen Firma Purple Consult GmbH in Zürich berät die Autorin verschiedener Bücher zudem Un-ternehmen u. a. in strategischen Fragen.

Berufswunsch als Kind: Astronautin.Was würden Sie machen, wenn Sie nicht selbstständig wären? Ich würde vermutlich in der IT-Branche arbeiten, für Google oder Yahoo.Was würden Sie gern gründen? Eine Reiseplattform. Ich entdecke gern über-sehene Hotels und Sehenswürdigkeiten. Leider steckt die Branche in einer Krise.Ihre wichtigste Charaktereigenschaft hinsichtlich Ihrer Karriere? Hartnäckigkeit.

«Als Gründer und Chef bekommt man fast nie Feedback.»Marcel Dobler, Co-Geschäftsführer Digitec AG und Galaxus (Schweiz) AG

Viele Unternehmer vernachlässigen ihr Privatleben.

Monica Kissling: Ich war lange allein, weil ich die Arbeit über alles stellte und oft bis drei oder vier Uhr nachts arbeite-te. Das würde ich heute anders machen.

Interessant, Sie sind die Einzige in der Runde, die bereut, zu viel gearbeitet zu haben. Dabei ist bekannt, dass Unter-nehmer häufiger als andere Berufsgrup-pen unter Stress und Burnout leiden. Wie schützt man sich vor zu viel Arbeit?

Pascal Stübi: Also, ich kenne Ange-stellte, die viel mehr arbeiten als ich. Ich halte es für einen Mythos, dass man sich als Unternehmer kaputtarbeiten muss. Wenn ich so viel arbeiten würde, wäre ich nicht mehr kreativ. Dann würde ich meine wichtigste Eigenschaft verlieren.

Marcel Dobler: Die Arbeitsintensität verändert sich mit der Zeit. Anfangs war ich operativ total eingebunden: Ich habe das Telefon abgenommen, Bestellungen eingegeben, programmiert. Sechs Tage die Woche war ich morgens der Erste, der ins Büro kam, und abends der Letz-te, der ging. Dann bist du privat natürlich etwas abwesend. Heute bin ich ein wenig weiter weg vom Tagesgeschäft und habe dadurch mehr Freiheiten fürs Private. Ich kann nur allen Gründern sagen: Macht euch anfangs auf einiges gefasst. Wenn sich die Firma aber etabliert, könnt ihr euch auch wieder zurückziehen.

Sie alle sind ausgesprochen erfolg- reiche Kleinunternehmer. Was war der beste Rat, den Sie in Bezug auf Ihre Karriere erhalten haben?

Monica Kissling: Mir hat nie jemand einen Rat erteilt. Aber wenn ich zurück-blicke, dann habe ich mich an etwas ori-entiert, das ich jedem Gründer nahelegen kann: Folge deinen Leidenschaften und gib nie auf.

Pascal Stübi: Ich hatte einen Kollegen aus den USA, der vor jedem noch so schwierigen Meeting immer zu mir sagte: Du wirst sehen, das hier wird uns weiterbringen. Was er meinte, war: Du

weisst nie, was passieren wird, also gehe in jedes Meeting mit der Haltung «Hier kann etwas ganz Besonderes passieren». Diese Haltung habe ich verinnerlicht und sie hat mir sehr geholfen.

Marcel Dobler: Das ist branchenspe- zifisch. Aber mich hat einmal jemand darauf hingewiesen, dass man sich Wer-bekosten zurückerstatten lassen kann be- ziehungsweise dass sich Hersteller und Lieferanten an Werbeausgaben beteili-gen. Das hat für mich als jungen Gründer alles verändert! Wir hatten immense Aus-gaben und plötzlich wurde uns klar, dass wir sie nicht alle selbst tragen müssen.

Woran erkenne ich, ob ich zum Unternehmer tauge?

Monica Kissling: Wichtig ist eine wil-lensstarke Persönlichkeit.

Sita Mazumder: Es gibt eine einfa-che, aber richtige Formel: Wer einmal scheitert und dann aufgibt, ist kein Un-ternehmer. Wer einmal scheitert und es noch einmal versucht, ist ein Unter-nehmer. Wer dreimal scheitert, ist ein schlechter Unternehmer.

Marcel Dobler: Um festzustellen, ob das Unternehmertum etwas für einen ist, muss man sich fragen: Was für eine Lebenshaltung habe ich? Wer im Geist Beamter ist, sieht überall nur Gefahren. Unternehmer sind im Grunde optimisti-sche Menschen, die das Risiko nicht scheuen. Aber die Selbsteinschätzung ist wichtig. Man muss sich selber gut ken-nen und sich ehrlich eingestehen, in wel-chen Bereichen man sich nicht auskennt und Hilfe braucht.

Mut zum Risiko ist nur die eine Seite. Als Unternehmer muss man auch mit einer konstanten Unsicherheit leben. Es gibt keinen gesicherten Lohn. Man muss ständig existenzielle Entscheide fällen. Was ist Ihr Rezept dafür?

Marcel Dobler: Es gibt keine Entschei-dungen ohne Unsicherheit. Aber ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum sich viele mit Entscheidungen so schwertun. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die

Entscheidungen letztlich oft gar nicht ei-ne solche Tragweite hatten. Es ist besser, etwas zu entscheiden, als nie etwas zu verändern. Dass man dann hie und da da-nebenliegt, nehme ich gern in Kauf.

Pascal Stübi: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Dinge nicht

Zur 10. Ausgabe des Magazins «ku – Führung von Klein unternehmen»:

Grosses Jubiläumsinterview mit den Unternehmerinnen und Unternehmern Monica Kissling, Sita Mazumder, Pascal Stübi und Marcel Dobler (Umhefter)

Wettbewerb: Team ausflug zu gewinnen (Seite 31)

ku – Führung von Kleinunternehmen

Herausgegeben von PostFinance in Zusammenarbeit mit KMU-HSG

KMU-HSGDas Schweizerische Institut für Klein- und Mittelunternehmen (KMU-HSG) entstand bereits 1946. Das Institut der renommierten Universität St. Gallen widmet sich in der Schweiz als einziges Kompetenzzentrum auf Universitätsstufe ausschliesslich der Förderung von Klein- und Mittelunternehmen. «KMU, Family Business und Entrepreneurship» bilden die Schwerpunktthemen des Instituts. KMU-HSG engagiert sich in den Bereichen Weiterbildung, Beratung und Dienstleistungen, Forschung und der universitären Lehre.Kooperationen mit anderen Forschern undvielfältige Weiterbildungsveranstaltungen ergän-zen die Institutskompetenzen. www.kmu.unisg.ch

PostFinancePostFinance ist eine erfolgreiche Finanz-dienstleisterin und ein ertragsstarker Geschäftsbereich der Schweizerischen Post. Sie ist die Nummer 1 im schweizerischen Zahlungsverkehr und im E-Finance, der elektronischen Kontobewirtschaftung. PostFinance erbringt für Privat- und Geschäftskunden innovative, umfassende Finanzdienstleistungen in den Teil- märkten Zahlen, Anlegen, Vorsorgen und Finanzieren. www.postfinance.ch

zubessern. Aber richtig geklickt hat es erst während des Informatikstudiums, als ich meine Partner erfolgreich drei Mona-te alleine im Geschäft vertreten hatte: Am Ende dieser Zeit hatte ich einen neuen Umsatzrekord aufgestellt. Ich war 20 Jahre alt. Wie war es bei Ihnen, Frau Kissling?

Monica Kissling: Mein Antrieb war Neugier. Ich hatte einen Kurs über Astro-logie besucht und war fasziniert, wie viel man aus den Konstellationen herauslesen konnte. Ich habe mich in die Thematik ver-tieft und mir irgendwann gesagt: Wenn mich das so fasziniert, dann interessiert es sicher auch andere. Und dann habe ich mich selbstständig gemacht – und bin beim ersten Anlauf grandios gescheitert. Was ist passiert?

Monica Kissling: Ich hatte mir ein schönes Büro gemietet, Werbung ge-macht und gedacht, jetzt kommen die Klienten. Aber es ist natürlich niemand gekommen, weil mich niemand gekannt hat, und nach drei Monaten musste ich den Laden zumachen.

Sita Mazumder: Das ist einer der häu-figsten Fehler, den wir bei Start-ups be- obachten. Sie mieten sich ein tolles Büro mit schönem Mobiliar – und plötzlich sind die Fixkosten sehr hoch, ohne dass ihren Ausgaben Einnahmen gegenüberstehen.

Was machen Kleinunternehmer sonst noch falsch?

Sita Mazumder: Viele begehen hand-werkliche Fehler. Eine gute Idee zu haben, eine gute Geschichte erzählen zu können ist das eine. Aber ohne Finanzwissen, oh-ne Marketingkenntnisse, ohne Vertriebs-Know-how und so weiter ist die Idee nicht an den Markt zu bringen.

Aber man kann doch nicht alles können!

Pascal Stübi: Natürlich nicht, deshalb bin ich auch der Ansicht, dass ein Team einem Einzelgründer immer überlegen ist. Man muss schauen, dass man sich er-gänzt. Der Horror sind vier Chemiker, die zusammen eine Firma gründen wollen.

Sita Mazumder: Richtig, auch die In-vestoren vertrauen lieber einem guten Team mit einer weniger guten Idee als einer tollen Idee ohne gutes Team.

Wie gross sollte idealerweise ein solches Gründungsteam sein?

Marcel Dobler: Wir sind zu dritt. Monica Kissling: Das finde ich persön-

lich eine schwierige Konstellation. Sind Sie immer auf einer Linie?

Marcel Dobler: Nein, fast nie – und das ist oft anstrengend! Wir haben meistens drei sehr unterschiedliche Meinungen und irgendwann ergibt sich dann mindes-tens eine 2:1-Mehrheit, die aber zu etwas Besserem führt.

Pascal Stübi: Ich war anfangs auch auf einem Dreierticket. Unser Gründungs-team bestand aus einem HSG-Absolven-

ten, einem Elektroingenieur und mir, ei-nem Mann aus der Uhrenindustrie. Wir waren uns zwar nicht immer einig. Aber jeder von uns hatte seinen Kompetenzbe-reich, in den ihm die anderen nicht rein-geredet haben.

Wie sinnvoll ist es, ein Unternehmen mit Freunden zu gründen?

Pascal Stübi: Das ist wie bei einer Wohngemeinschaft: Vielleicht wäre es spannender, mit jemanden zusammenzu-ziehen, den man noch nicht kennt. Ande-rerseits möchte man seinem WG-Partner vertrauen können.

Sita Mazumder: In der Forschung gibt es keine Hinweise darauf, dass Freund-schaften negative Auswirkungen auf Ge-schäftserfolge haben. Aber man muss sich bewusst sein, welches Risiko man eingeht: Bei Geschäftsbeziehungen mit Freunden oder Familie setzt man im Miss-erfolgsfall die persönliche Beziehung aufs Spiel. Der Vorteil ist, dass man weiss, wie das Gegenüber mit Druck, Niederlagen, aber auch mit Erfolg umgeht.

Monica Kissling: Ich wollte einmal mit zwei Freundinnen ein Projekt lancieren. Wegen Streitigkeiten ist unsere Freund-schaft zerbrochen. Heute arbeite ich lie-ber mit Partnern, die ich schätze, mit denen ich aber emotional nicht zu eng verbunden bin.

Sita Mazumder: Heikler als Freund-schaften sind Liebesbeziehungen. Statis-tisch gesehen ist die Gefahr gross, dass man sich nicht nur geschäftlich, sondern auch privat trennt.

Marcel Dobler: Ich habe in den letzten zwölf Jahren mehr Zeit mit meinen Ge-schäftspartnern verbracht als mit meiner Frau. Wenn wir in der Firma etwas disku-tieren, dann weiss ich immer schon vor-her, wie die Positionen der anderen sind, so gut kennen wir uns inzwischen.

Apropos Liebe: Was muss man mit- bringen, um es mit einem Unternehmer auszuhalten?

Sita Mazumder: Aus Erfahrung kann ich sagen, dass wenige Männer es er-tragen, wenn die Frau beschäftigter und erfolgreicher ist als sie.

Monica Kissling: Ja, welcher Mann er-trägt schon eine starke Frau? Erfolgreich sein schränkt die Partnerwahl ein. Es gab eine Zeit, als ich unheimlich präsent war in den Medien und ständig vom Fernse-hen kontaktiert wurde. Mein damaliger Partner war neidisch, denn er wollte mit seinem Institut auch in die Presse. Das ging auf Dauer nicht gut. Mein heutiger Partner kann damit gut umgehen.

Pascal Stübi: Aber die Unsicherheit des Unternehmerdaseins ist auch nicht was für jede Frau! Meine Exfreundin, die selber erfolgreich im Beruf war, sagte mir irgendwann: Such dir doch mal einen an-ständigen Job!

Pascal Stübi, Mehrfachgründer, und Monica Kissling, Impuls Beratung.

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Pascal Stübi (43)hat bereits mehrere erfolgreiche Unter-nehmen (mit)gegründet. Dazu gehören die Limmex AG, die eine Notrufuhr auf den Markt brachte und vertreibt, die Jaermann & Stübi AG, die Golfuhren produziert und verkauft, das Café Noir in Zürich mit eigener Kaffeerösterei sowie das Unternehmen Amboss Bier inklusive des Eventlokals Amboss Rampe im Kreis 5 in Zürich, wo dieses Jubiläums-gespräch stattfindet.

Berufswunsch als Kind: Banker oder Goldschmied.Was würden Sie machen, wenn Sie nicht selbstständig wären? Projektlei-ter in einem Unternehmen. Was würden Sie gerne gründen? Ich liebe Grossprojekte. Was ist der Eiffel-turm des 21. Jahrhunderts? Ich wäre gern dabei.Ihre wichtigste Charaktereigenschaft hinsichtlich Ihrer Karriere? Kreativität.

Monica Kissling (55) ist Astrologin und berät mit ihrem Unter- nehmen Impuls Beratung Privatpersonen und Unternehmen. Bei der Beratung von Unternehmen stehen gemässMonica Kissling Fragen zum richtigen Timing im Zentrum. Monica Kissling ist Autorin verschiedener Bücher, Vize- präsidentin des Schweizerischen Astrologenbundes und als Madame Etoile regelmässig auf dem Radiosender SRF 3 zu hören.

Berufswunsch als Kind: Lehrerin.Was würden Sie machen, wenn Sie nicht selbstständig wären? Keine Ahnung.Was würden Sie gerne gründen? Eine Universität für Grenzwissenschaften. Ihre wichtigste Charaktereigenschaft hinsichtlich Ihrer Karriere? Mein Reich-tum an Ideen.

«Ich glaube stark an die Kraft des Machens als Rezept gegen die Unsicherheit.»Pascal Stübi, Mehrfachgründer

«Unternehmer sind optimistische Menschen ohne Risikoscheu.»Marcel Dobler, Co-Geschäftsführer Digitec AG und Galaxus (Schweiz) AG

«Mein Antrieb ist Veränderung. Ich will etwas bewegen.»Sita Mazumder, Ökonomieprofessorin und Inhaberin Purple Consult GmbH

«Ich arbeite eigent-lich als Unternehmer genau so wie zuvor als Angestellter.»Pascal Stübi, Mitgründer Limmex AG, Jaermann & Stübi AG, Noir GmbH sowie Amboss Zürich AG

«Ich arbeite lieber mit Partnern, mit denen ich emotional nicht zu eng verbunden bin.»Monica Kissling, Astrologin und Inhaberin Impuls Beratung

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Jubiläumsausgabe Nr. 10 Mikael Krogerus im Gespräch mit Monica Kissling, Sita Mazumder, Pascal Stübi und Marcel Dobler. Mit Jubiläumswettbewerb, Seite 31.

besser werden, wenn man sie länger ana-lysiert. Ich glaube stark an die Kraft des Machens als Rezept gegen Unsicherheit.

Sita Mazumder: Die Frage, die mir Neu-gründer am häufigsten stellen, lautet: Gibt es für meine Idee einen Markt? In der Fra-ge steckt eine tiefe Sehnsucht nach Sicher-heit. Aber niemand kann dir diese Frage beantworten. Niemand kann dir diese Si-cherheit geben. Gründen heisst, sich der Unsicherheit aussetzen. Frau Kissling, Sie beraten Kleinunter-nehmer mithilfe der Astrologie. Können die Sternkonstellationen den Gründern diese Unsicherheit nehmen?

Monica Kissling: Ja. In den Konstella-tionen erkennen wir, ob die Zielsetzun-gen und das Timing stimmen. Mit der Astrologie können wir die Zeitqualität be-schreiben und aufgrund der Zyklen das optimale Timing finden – ein Faktor, der in der Betriebswirtschaft zentral ist. Aber Astrologie funktioniert wie andere Bera-tungen auch: Sie kann unterstützen, aber sie kann nie die Verantwortung für eine Entscheidung übernehmen.

abend. Auch Krankheit kann ich mir ei-gentlich nicht leisten, weil mich in gewis-sen Bereichen niemand vertreten kann. Als Selbstständige bist du im Kopf stän-dig online. Mit welchem Argument überzeugen Sie sich selbst, dass das Unternehmertum für Sie doch das Richtige ist?

Sita Mazumder: Ich brauche mich nicht zu überzeugen, denn ich kann gar nicht mehr zurück. Ich würde mir heute nicht mehr sagen lassen, wie ich denken soll. Ich bin unführbar geworden.

Pascal Stübi: Ich liebe die Freiheit, sel-ber Entscheide zu fällen, unabhängig zu sein, Einfluss zu haben.

Wenden Sie Ihre Astrologiekenntnisse auch selber an?

Monica Kissling: Meine Entscheidun-gen treffe ich in erster Linie aus dem Bauch heraus.

Marcel Dobler: Sie predigen Wasser und trinken Wein?

Monica Kissling: Nein, Timingfragen gehe ich astrologisch an. Und auch bei Kooperationen schaue ich mir das astrolo-gische Profil im Vorfeld an, um zu erfah-ren, wie der Spannungsbogen zwischen mir und der anderen Person ist.

Welche Fragen stellen Sie sich in Bezug auf Ihre Arbeit immer wieder?

Marcel Dobler: Wer kritisiert mich? Als Gründer und Chef bekommt man fast nie Feedback. Und alle Partner suchen sich ja ihren Bereich aus, in dem sie das Sagen haben. Deshalb frage ich mich oft: Wer kontrolliert mich? Wer weist mich auf Fehler hin?

Sita Mazumder: Wie lerne ich, nein zu sagen? Ich werde oft von Personen kon-taktiert, die mir ihre Ideen vorstellen oder eine Kooperation eingehen wollen. An-fangs habe ich zu allem ja gesagt und viel Zeit verloren. Inzwischen bin ich vorsich-tiger geworden.

Pascal Stübi: Wo würde ich mich be-werben, wenn ich nicht mehr selbststän-dig sein könnte? Anders gefragt: Was kann ich eigentlich? Ich bin weder Fisch noch Vogel. Ich kann alles ein bisschen, aber nichts richtig.

Monica Kissling: Wie kann ich meine vielen Ideen verwirklichen, ohne mich zu sehr zu verausgaben? Wo setze ich Prio-ritäten, auf welche Projekte muss ich aus Zeitgründen verzichten? Untersuchungen zeigen, dass Unter-nehmertum eine endgültige Entschei-dung ist. Kaum jemand wechselt zu-rück ins Angestelltendasein. Trotzdem: Was vermissen Sie aus der Zeit, als Sie noch nicht selbstständig waren?

Pascal Stübi: Eingetragene Ferien, ei-ne Abteilung, in der man Kugelschreiber und Blöcke bekommt. Solche Sachen halt.

Marcel Dobler: Ihnen fehlt das Sorg-lospaket.

Monica Kissling: AHV, Versicherun-gen, der ganze Papierkram – das ist schon lästig. Aber vor allem vermisse ich das Abschalten am Abend. Ich kann nicht die Tür zumachen und dann ist Feier-

Partnerschaften: Gemeinsam stärker im MarktWertschöpfung: Wirtschaftliche Vorteile nutzenRechtliches: Was es in Kooperationen zu regeln giltKulturelles: Vertrauen aufbauen und Konflikte lösen

Führung von Kleinunternehmen Kooperationen

Warum sollen Kleinunternehmen nach den Sternen greifen? Mit dem QR-Code direkt zum Video mit allen Gesprächsteilnehmern. www.postfinance.ch/kuvideo