DIE HASELMAUS - NABU Baden-Württemberg · Dieter Bark, Monika Braun, Sven Büchner, Heinz...

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Die Nuss wurde wie mit einem Bohrer aufgebohrt: Haselnussbohrer (Rüsselkäfer) Die Nuss wurde zerbrochen; man findet keine Knabberspuren: Eichhörnchen Die Nuss ist grob mit breiten Zahnabdrücken benagt; Zahn- spuren fast parallel zum Rand: Siebenschläfer Das Loch ist sehr rund und fein gearbeitet. Die Zahnspuren ver- laufen parallel zum Rand oder leicht schräg: Haselmaus Die Zahnspuren verlaufen senkrecht zum Lochrand: Rötel- und Gelbhalsmaus Die Bestimmungshilfe wurde für die „Große Nussjagd“ erstellt nach einer Vorlage von B. Schulz und B. Fevers-Marten (Naturschutzring Segeberg e. V. und Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein). Zeichnungen: M. Harthun, Sächsische Landesstiftung für Natur und Umwelt; Fotos: S. Büchner Weitere Informationen unter: www.nussjagd.de Bestimmungshilfe Anhand der Nagespuren an den Haselnüssen kann festgestellt werden, ob hier die Haselmaus oder ein anderer Haselnussliebhaber am Werk war: Haselmausgemeinden Der NABU Baden-Württemberg hat sechs Städte und Ge- meinden ausgezeichnet, in denen Haselmäuse leben und die Maßnahmen zum Schutz der kleinen Nager durchführen: Gemeinde Mötzingen • Gemeinde Baiersbronn Stadt Calw • Stadt Mosbach • Stadt Heimsheim Gemeinde Unterjesingen Diese sechs „Haselmausgemeinden“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Haselmaus zu schützen. Deswegen haben sie forstliche Maßnahmen durchgeführt, Hecken angelegt und Nistkästen aufgehängt. Eine Bauanleitung für Nistkästen fin- den Sie unter www.nussjagd-bw.de. Erfolgversprechend sind die Schutzmaßnahmen dann, wenn alle mitmachen: Bürger- meisterinnen und Bürgermeister genauso wie Grundstücksei- gentümer und -eigentümerinnen, Försterinnen und Förster und Naturschutzgruppen. Nagespuren an Haselnüssen Nur wenige Menschen haben das Glück, Haselmäuse zu beobachten. Eine gute Nachweismöglichkeit ist das Untersuchen von Fraßspuren an Ha- selnüssen. Wie der Name Haselmaus schon verrät, gehört die Haselnuss zu ihrer Lieblingsnahrung. Sie verzehrt die Nüsse direkt auf dem Strauch und knabbert ein Loch in die Haselnuss- schale. Anhand der typischen Nage- spuren kann festgestellt werden, wer am Werk war. Im Rahmen der Großen Nussjagd hat- te der NABU Baden-Württemberg ge- meinsam mit seiner Jugendorganisati- on NAJU in den Jahren 2009 und 2011 Kinder dazu aufgerufen, angeknab- berte Haselnüsse zu sammeln und zu- sammen mit einer Information über den Fundort einzuschicken. Ein Ex- perte des NABU untersuchte die über 16.000 Nüsse und stellte fest, welche von der Haselmaus geöffnet waren. Aus den Fundorten ließ sich schlie- ßen, wo die Haselmaus noch vor- kommt. 14.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene beteiligten sich an der „Großen Nussjagd“ und konnten so an 115 Orten in Baden-Württem- berg die Haselmaus nachweisen. Nistkästen Da es meist nur noch wenige alte Bäume mit natürlichen Höh- len im Wald gibt, machen Haselmäuse auch Gebrauch von Nistkästen, in denen sie ihre kugeligen Sommernester bauen – häufig auch in Vogelnistkästen. Es gibt jedoch auch spezielle Haselmausnistkästen. Deren Öffnung weist zum Stamm hin, sodass der Kasten weniger von Vögeln besiedelt wird, sondern der Haselmaus vorbehalten bleibt. Da es eine starke Konkurrenz zwischen Haselmäusen und Sie- benschläfern um die Quartiere gibt, sollte die Einstiegsöff- nung nur 22 mm groß sein. Dann passt der deutlich größere Siebenschläfer nicht hinein. Bewohnerin von Wald und Hecken DIE HASELMAUS

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Die Nuss wurde wie mit einem Bohrer aufgebohrt:

Haselnussbohrer(Rüsselkäfer)

Die Nuss wurde zerbrochen; man fi ndet keine Knabberspuren:

Eichhörnchen

Die Nuss ist grob mit breiten Zahnabdrücken benagt; Zahn-spuren fast parallel zum Rand:

Siebenschläfer

Das Loch ist sehr rund und fein gearbeitet. Die Zahnspuren ver-

laufen parallel zum Rand oder leicht schräg:

Haselmaus

Die Zahnspuren verlaufen senkrecht zum Lochrand:

Rötel- und Gelbhalsmaus

Die Bestimmungshilfe wurde für die „Große Nussjagd“ erstellt nach einer Vorlage von B. Schulz und B. Fevers-Marten (Naturschutzring Segeberg e. V. und Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein). Zeichnungen: M. Harthun, Sächsische Landesstiftung für Natur und Umwelt; Fotos: S. Büchner

Weitere Informationen unter: www.nussjagd.de

BestimmungshilfeAnhand der Nagespuren an den Haselnüssen kann festgestellt werden, ob hier die Haselmaus oder ein anderer Haselnussliebhaber am Werk war:

HaselmausgemeindenDer NABU Baden-Württemberg hat sechs Städte und Ge-meinden ausgezeichnet, in denen Haselmäuse leben und die Maßnahmen zum Schutz der kleinen Nager durchführen:

Gemeinde Mötzingen • Gemeinde BaiersbronnStadt Calw • Stadt Mosbach • Stadt Heimsheim

Gemeinde UnterjesingenDiese sechs „Haselmausgemeinden“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Haselmaus zu schützen. Deswegen haben sie forstliche Maßnahmen durchgeführt, Hecken angelegt und Nistkästen aufgehängt. Eine Bauanleitung für Nistkästen � n-den Sie unter www.nussjagd-bw.de. Erfolgversprechend sind die Schutzmaßnahmen dann, wenn alle mitmachen: Bürger-meisterinnen und Bürgermeister genauso wie Grundstücksei-gentümer und -eigentümerinnen, Försterinnen und Förster und Naturschutzgruppen.

Nagespuren an HaselnüssenNur wenige Menschen haben das Glück, Haselmäuse zu beobachten. Eine gute Nachweismöglichkeit ist das Untersuchen von Fraßspuren an Ha-selnüssen. Wie der Name Haselmaus schon verrät, gehört die Haselnuss zu ihrer Lieblingsnahrung. Sie verzehrt die Nüsse direkt auf dem Strauch und knabbert ein Loch in die Haselnuss-schale. Anhand der typischen Nage-spuren kann festgestellt werden, wer am Werk war.Im Rahmen der Großen Nussjagd hat-te der NABU Baden-Württemberg ge-meinsam mit seiner Jugendorganisati-on NAJU in den Jahren 2009 und 2011 Kinder dazu aufgerufen, angeknab-berte Haselnüsse zu sammeln und zu-sammen mit einer Information über den Fundort einzuschicken. Ein Ex-perte des NABU untersuchte die über 16.000 Nüsse und stellte fest, welche von der Haselmaus geöff net waren. Aus den Fundorten ließ sich schlie-ßen, wo die Haselmaus noch vor-kommt. 14.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene beteiligten sich an der „Großen Nussjagd“ und konnten so an 115 Orten in Baden-Württem-berg die Haselmaus nachweisen.

NistkästenDa es meist nur noch wenige alte Bäume mit natürlichen Höh-len im Wald gibt, machen Haselmäuse auch Gebrauch von Nistkästen, in denen sie ihre kugeligen Sommernester bauen – häufi g auch in Vogelnistkästen. Es gibt jedoch auch spezielle Haselmausnistkästen. Deren Öff nung weist zum Stamm hin, sodass der Kasten weniger von Vögeln besiedelt wird, sondern der Haselmaus vorbehalten bleibt.Da es eine starke Konkurrenz zwischen Haselmäusen und Sie-benschläfern um die Quartiere gibt, sollte die Einstiegsöff -nung nur 22 mm groß sein. Dann passt der deutlich größere Siebenschläfer nicht hinein.

Bewohnerin von Wald und Hecken

DIE HASELMAUS

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Die Haselmaus Die Haselmaus ist ein Nagetier und gehört zur Familie der Schlafmäuse (Bilche). Wie ihre größeren Verwandten, Sieben- und Gartenschläfer, ist sie an ihrem buschig behaarten Schwanz gut von den Echten Mäusen und Wühlmäusen zu unterscheiden. Auff ällig ist ihre Fellfarbe, die von gelbgrau über gelbbraun bis rötlichbraun variiert.Haselmäuse leben in strauchreichen Laubmischwäldern, dichten Waldrändern oder in artenreichen Hecken. Sie ernäh-ren sich von Knospen, Blüten und Pollen im Frühjahr, Beeren und Früchten im Sommer, Samen und Nüssen im Herbst so-wie Insekten. Mit Haselnüssen, Bucheckern und Eicheln fres-sen sie sich im Herbst den nötigen Speck für den Winterschlaf an. Diesen halten sie in ihrem Winternest am Boden unter Laub, Moos oder an Baumwurzeln fünf bis sechs Monate lang. Im Sommer baut die Haselmaus ihr Kugelnest frei in Sträu-chern, Brombeergebüsch oder in Baumhöhlen. Es ist etwa faustgroß und aus Gras, Laub, Bast und Samenhaaren gewo-ben. Ein- bis zweimal während des Sommers bringen weibli-che Haselmäuse zwei bis sechs Jungtiere zur Welt.Die Haselmaus kommt meist in sehr geringen Dichten von weniger als zwei Tieren je Hektar vor. Sehr gute, besonders strauchreiche Lebensräume � nden sich in unseren Waldge-bieten meist nur kleinfl ächig. Hier können Dichten von bis zu zehn Tieren je Hektar erreicht werden.

GefährdungDie Haselmaus ist in Deutsch-land gefährdet und nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Sie ist im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richt-linie aufgeführt.In durchforsteten Wäldern fehlt die für Haselmäuse so wich-tige Strauchschicht mit all den Nahrungspfl anzen, sodass die Tiere keine Nahrung fi nden (s. kleines Bild oben). Auch am Waldrand bleiben meist nur wenige Sträucher stehen. Alte Bäume mit Höhlen, die Haselmäuse zum Verstecken und Bau ihrer Nester benötigen, werden immer seltener.In einer intensiv genutzten Landschaft entstehen „Waldin-seln“, die häu� g durch Straßen zerschnitten sind. Eine dauer-haft stabile Haselmaus-Population benötigt eine zusammen-hängende Waldfl äche von mindestens 20 Hektar. Daher ist die Haselmaus in einigen Wäldern ausgestorben. Haselmäuse überqueren kaum Straßen oder große Felder ohne Hecken, so-dass verinselte Lebensräume auch nur schwer wiederbesiedelt werden.Hinzu kommen natürliche Gefährdungsursachen wie nasse Sommer, sehr kalte Winter und Wildschweine, die in der Laubstreu überwinternde Haselmäuse aufstöbern.

Schutzmaßnahmen – Wald und HeckenDie beste Unterstützung für Haselmäuse ist der Schutz ihrer typischen Lebensräume. Jeder Förster oder Waldbesitzer, der Sträucher und artenreiche Waldränder in seinem Wald zulässt und erhält, tut das Beste für die Haselmaus. Wälder und Waldränder können aufgelichtet und unterpfl anzt werden. Zudem kann ein artenreicher Waldmantel mit fruchttragen-den Sträuchern gepfl anzt werden, die auch für andere Säuge-tiere, Vögel und Insekten wichtige Nahrungsquellen bieten.Typische Haselmaus-Gehölze sind:

Hasel • Schlehe • Weißdorn • Holunder • Kornelkirsche Wolliger Schneeball • Brombeere • Himbeere • Wilde Rose

Eberesche • Hainbuche • Wald-Geißblatt

VernetzungHaselmäuse nutzen Hecken als sichere Wander- und Ausbrei-tungswege. Ist eine Hecke breit und artenreich genug, kann sie bereits ein Lebensraum für Haselmäuse sein. Lücken in den Hecken sollten geschlossen oder ganze Reihen neu angelegt werden.Am besten sind Hecken, die einen Biotopverbund mit den umliegenden Waldgebieten bilden. Dadurch wird nicht nur die Gesamtfl äche der Lebensräume einer Haselmauspopulati-on erhöht, sondern auch ein Austausch von Individuen (Gen-fl uss) und eine Wiederbesiedelung verwaister Haselmaushabi-tate ermöglicht.

Steckbrief Haselmaus (Muscardinus avellanarius)

• Körper: 7 bis 8 cm lang, gelb bis rotbraun• Schwanz: 6 bis 7 cm lang, buschig behaart• Gewicht: 15 bis 35 g • Würfe: ein bis zwei im Jahr (Juni bis September),

jeweils 2 bis 6 Jungtiere• Alter: bis 5 Jahre• Lebensraum: Sträucher und Bäume• Nahrung: Knospen, Blüten, Früchte, Beeren, Nüsse• Lebensweise: weitgehend nachtaktiv; hält Winterschlaf

Die Nussjagd in Baden-Württemberg folgt der Großen Nussjagd in Sachsen 2004, die nach einer Anregung aus England für Deutschland entwickelt und erstmalig umgesetzt wurde von der Sächsischen Landesstift ung Natur und Umwelt/Naturschutzfonds und dem Deutschen Verband für Landschaft spfl ege e.V. (DVL).Die Große Nussjagd in Baden-Württemberg ist ein Projekt im Rahmen des 111-Arten-Korbes des Aktionsplans „Biologische Vielfalt“ des Landes Baden-Württemberg.

HerausgeberNABU-Landesverband Baden-Württemberg, © 04/2013Tübinger Straße 15 • 70178 Stuttgart • Telefon: 07 11 / 96 67 2-0 • Fax: 07 11 / 96 67 [email protected] • www.NABU-BW.de.

Text und RedaktionCarolin de Mattia und Harald Brünner

FotosDieter Bark, Monika Braun, Sven Büchner, Heinz Dahlmanns (pixelio.de), Carolin de Mattia, Eva Karcher, Klemens Karkow, Johannes Reisel, Erich Tomschi

Herstellung • Produktion • GestaltungRepro-Service Klüber und pk-Verlag, 79348 Freiamtwww.klueber-repro-verlag.de

Der Flyer wurde nachhaltig produziert.100 % Recyclingpapier • Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoff eHerstellung mit Ökostrom • klimaneutraler Druck und Versand

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