Die königliche Plastik im Mittleren Reich

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Die königliche Rundplastik im Mittleren Reich Einleitung Das Mittlere Reich entsteht nach einer ca. 150 Jahre lang (um 2170-um 2020 v. Chr.) 1 dauernden Phase politischer Unordnung, regionaler Zersplitterung und allgemeiner Verunsicherung, die mit dem Zerfall des Alten Reichs einsetzten. Um 2020 v. Chr. konnte Ober- und Unterägypten (vom Nildelta bis zum Ersten Katarakt) wieder unter einer zentralen Herrschaft für mehr als 200 Jahre (2020-1794/93 v. Chr.) geeinigt werden und begann eine erneute kulturelle Blütezeit des Alten Ägyptens, die auch von den Problemen und Veränderungen, die mit dem Ende des Alten Reichs und in der Ersten Zwischenzeit zum Vorschein gekommen bzw. entstanden sind, wichtige Anstöße erhielten. Diese Probleme und Veränderungen konnten nicht verleugnet werden, so wurde das Motiv der Bewältigung dieser zur Legitimation der Herrschaft benutzt. Im Mittleren Reich wurde die Unsicherheit in der Ersten Zwischenzeit zum Chaos hochstilisiert und galt die von den Königen der 11. und 12. Dynastie wieder hergestellte Ordnung als Rettung 2 . Die Kunst - besonders die Literatur – diente auch der königlichen Legitimations- und Repräsentationsbedürfnis, z.B. die Königsplastik ermöglichte dem König so gesehen zu werden, wie er wollte, was aber nicht verhinderte, dass es zu hervorragenden Werken der altägyptischer Kunst kam. 1 Chronologie durchgehend nach Seidel-Schulz S. 2 J. Assmann 2005, S. 137.

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Aegypten, Kunst, Mittleres Reich, Königsplastik, Hausarbeit

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Die königliche Rundplastik im Mittleren Reich

Einleitung

Das Mittlere Reich entsteht nach einer ca. 150 Jahre lang (um 2170-um 2020 v. Chr.)1

dauernden Phase politischer Unordnung, regionaler Zersplitterung und allgemeiner

Verunsicherung, die mit dem Zerfall des Alten Reichs einsetzten. Um 2020 v. Chr. konnte

Ober- und Unterägypten (vom Nildelta bis zum Ersten Katarakt) wieder unter einer zentralen

Herrschaft für mehr als 200 Jahre (2020-1794/93 v. Chr.) geeinigt werden und begann eine

erneute kulturelle Blütezeit des Alten Ägyptens, die auch von den Problemen und

Veränderungen, die mit dem Ende des Alten Reichs und in der Ersten Zwischenzeit zum

Vorschein gekommen bzw. entstanden sind, wichtige Anstöße erhielten. Diese Probleme und

Veränderungen konnten nicht verleugnet werden, so wurde das Motiv der Bewältigung dieser

zur Legitimation der Herrschaft benutzt. Im Mittleren Reich wurde die Unsicherheit in der

Ersten Zwischenzeit zum Chaos hochstilisiert und galt die von den Königen der 11. und 12.

Dynastie wieder hergestellte Ordnung als Rettung2. Die Kunst - besonders die Literatur –

diente auch der königlichen Legitimations- und Repräsentationsbedürfnis, z.B. die

Königsplastik ermöglichte dem König so gesehen zu werden, wie er wollte, was aber nicht

verhinderte, dass es zu hervorragenden Werken der altägyptischer Kunst kam.

Bevor es aber zur Besprechung einzelner Werke kommt, sollen noch die erwähnten

historischen Rahmen sowie politische, soziale, religiöse Änderungen näher untersucht

werden, weil das Kennen deren unabdingbar ist, um zu verstehen, aus welcher Situation

heraus baute ein König den Staat bei einem Neubeginn wieder auf bzw. nach den Vorgängern

weiter, was auch in der bildenden Kunst einen Ausdruck fand.

Zusätzlich wird auch der Begriff der Königsplastik als allgemeine Hinführung erläutert.

Königsplastik3

Die Grundfunktion der königlichen Rundplastik ist die gleiche wie die aller ägyptischen

Rundbilder. Als belebte Statuen führen sie ihr eigenes Leben (verbunden mit der

Persönlichkeit des Dargestellten), das nach der Vorstellungen der Ägypter mit dem Tod des

Abgebildeten nicht endet. Aber damit das Weiterleben der Statuen gesichert wird, sollen noch

1 Chronologie durchgehend nach Seidel-Schulz S.2 J. Assmann 2005, S. 137.3 LÄ III (1980) 557-561 s. v. Königsplastik (H. Altenmüller)

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verschiedene Kriterien erfüllt werden. Das Wichtigste ist die zeitlose Gestaltung, damit die

„wahre“ Gestalt, das Wesen der Person abgebildet werden kann. Dazu wird der für das

Flachbild geschaffene Formenkanon, der die richtigen Proportionen der Körperteile festlegt,

mit Hilfe des Gesetzes der Achsenbezogenheit (d.h. das tektonische Gerüst bilden

Rückenpfeiler und Basisplatte und die Figuren sind auf Vorder- und Seitenansicht axial

ausgerichtet) auf das Rundbild übertragen. Nach der bildhauerischen Ausarbeitung soll die

Statue abhängig von Farbe des Werkmaterials ganz oder teilweise bemalt werden. Ihr Leben

beginnt die Figur nur, nachdem sie beschriftet (den Namen bekommen hat) und von Priestern

mit Hilfe des Mundöffnungsrituals belebt worden ist. Die Beschriftung individualisiert die

Statue und die Riten erwecken sie zum Leben, d.h. sie muss durch Opferdienst und Kult am

Leben erhalten und versorgt werden. Ferner muss die Statue unversehrt bewahrt werden,

Beschädigungen lebenswichtiger Körpersteile können auch den Tod der Statue bedeuten. Für

die Namensbeschriftung gilt das Gleiche. Wenn der Name durch eine Usurpation durch einen

anderen ersetzt wird, wird die Statue mit dem neuen Namensträger und dessen Persönlichkeit

verbunden.

Je nach formalen, ikonographischen Unterschieden und eingebunden in einem

Aufstellungskontext erfüllen die Statuen differenzierte Funktionen im politischen, kultischen

und religiösen Bereich. Spezifische Königstracht, königliche Attributen und Insignien sowie

Körper-, Arm- und Handhaltung werden mit Absicht ausgewählt, damit jede Königsstatue

eine bestimmte Aussage verkörpert. Zur Königsplastik werden in erster Linie freistehende

Statuen des Königs als Einzelfigur oder als Gruppenfigur (entweder mit Göttern oder mit

Familienmitgliedern abgebildet) gezählt. Zu hier gehören noch die Architekturplastiken,

welche mit dem Bauwerk verbunden sind, z.B. die Osirispfeiler, ferner die Königssphingen,

bei denen der Kopf bzw. das Antlitz des Königs zum Körper eines liegenden Löwen angefügt

ist. Mit Zügen des Königs versehene Götterstatuen werden aber nicht mehr zur königlichen

Rundplastik gerechnet.

Die historischen Rahmen

Ende des Alten Reichs

Der Zerfall des Alten Reichs war ein langer Prozess, der mit der Zersetzung der zentralen

Verwaltung begann. Unter der langen Regierungszeit des Königs Pepi II. (2279-2219 v. Chr.)

kam es zur jahrzehntelangen Untätigkeit, nachdem sein Pyramidenbezirk beendet worden

war.4 Die hohen Beamten besonders in den Provinzen entdeckten, dass sie auch ohne

4 Seidel - Schulz 2004, S. 109.

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königliche Anweisung handeln können, und wurden immer unabhängiger, bis sich die

Herrschaft des Königs auf nominelle Regierung reduzierte. So konnte der König die

Ressource der Provinzen nicht mehr kontrollieren, was zu einer wirtschaftlichen Krise führte5.

Die Lebensmittelversorgung konnte nicht gesichert werden und zusätzlich kam es nach Pepi

II. zum Streit um die Thronfolge6, der die geschwächte Lage des Königtums noch mehr

erschütterte. Ohne den Beamtenapparat konnte der König die bisherige Ordnung nicht mehr

aufrechthalten. Ägypten wurde sowohl innenpolitisch, als auch außenpolitisch ohnmächtig7.

Je mehr das königliche Amt an Macht und gleichzeitig an Ansehen verlor, desto mehr wurde

es bezweifelt, dass der König seine Pflichten erfüllen kann und so die Ordnung und der

Bestand der Welt und der Fruchtbarkeit des Landes8 erhalten werden kann. Dementsprechend

war die Folge eine religiöse Krise. Das Königtum verlor seinen göttlichen Aspekt und ohne

die Mittlerfunktion des Königs zwischen Göttern und Menschen wurde auch das Weiterleben

nach dem Tod unsicher. „Alle Bereiche des ägyptischen Lebens, alle Vorstellungen, alle

Sicherheiten brachen letztendlich zusammen“ und „Zweifel an allem und Misstrauen vor

jedem durchdrang die ägyptische Bevölkerung.“9

Religiöse Entwicklung

Die mit dem Zerfall des Alten Reiches verbundene religiöse Krise verstärkte die Verbreitung

des Osiriskultes. Osiris, der mythische Gottkönig, der nach seinem Tod wiederbelebt wurde

und als oberster Totengott sowie Totenrichter der Vertreter der gerechten Weltordnung im

Jenseits war, war unabhängig von dem irdischen Diesseits. So als das Leben auf der Erde

ohne einen König, der für die Versorgung und Zufriedenstellen der Götter verantwortlich war,

nicht gesichert werden konnte, galt diese unterirdische Jenseitsvorstellung immer noch als

einen sicheren Punkt.10

In der Ersten Zwischenzeit11

Die Erste Zwischenzeit ist eine Zeit politischer Zersplitterung12 Ägyptens. Rivalisierende

Gaufürsten verwalten jeweils ihre Herrschaftsbereiche. Sie sind nicht mehr durch den König

beauftragt, sondern handeln selbstbewusst und unabhängig aus Eigeninitiative, weil sie für

5 Seidel – Schulz 2004, S. 73.6 Höveler-Müller 2005, S. 130.7 Wildung 1985, S. 24.8 LÄ III (1980) 557 s. v. Königspflichten (J. v. Beckerath)9 Höveler-Müller 2005, S. 131.10 Seidel – Schulz 2005, S. 133, 523.11 Wildung 1985, S. 30.; Assmann 2005, S. 111.12 Wildung 1985, S. 24.

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ihre Gebiete Verantwortung fühlen. Sie verherrlichen „die Einzigartigkeit, Einmaligkeit,

Unwiederholbarkeit der eigenen Leistung“13 wie die autobiographischen Inschriften und das

Bilderprogramm ihrer Felsgräber bezeugen. Die autobiographischen Texte zeigen ein düsteres

Bild, aber umso besser kann man als Retter in Not, als ein Patron der von Unheil schützt,

erscheinen. Diese „Kleinkönigsmentalität“14 oder „patronale Sinnformation“15 wird auch in

das Königsbild des Mittleren Reichs als Legitimation integriert.

Kunst in der Ersten Zwischenzeit16

Die Erste Zwischenzeit bildet zugleich „eine ganz einzigartige Blütezeit“17. Die politische

Zersplitterung Ägyptens ermöglicht die Entfaltung lokaler Stilrichtungen der Provinzen. Zwar

der memphitische Residenzstil im Norden weitergeführt wird, gewinnen stilistische18

Erneuerungen „urwüchsiger Kraft“19 im Süden am Platz. Die Kunstwerke sind zwar

deproportioniert, aber „voll Dynamik und Vitalität“ sowie „drängender Ungeduld“ statt „in

sich ruhender Dauer“ 20. Sie machen zwar einen „unbeholfenen, barbarischen, aber auch sehr

kraftvollen Eindruck“21. Die Statuen werden frei gestaltet und die plastische Kraft wird betont,

was später für die Kunst des Mittleren Reichs typisch wird.

Reichseinigung

Nach langen Kämpfen setzte sich die 11. Dynastie von Theben unter Mentuhotep II.

Nebhepetre gegen die 9./10. Dynastie der Herakpolitaner durch. Ober- und Unterägypten

konnte wieder geeinigt werden. Den letzten drei Königen der 11. Dynastie folgten die Könige

der 12. Dynastie. Vor beiden Dynastien standen gleiche Aufgaben zu bewältigen. Die innere

Ordnung, besonders die königliche Stellung musste wiederhergestellt sowie politisch und

religiös sichergestellt werden. Die Könige sollten ihren Herrschaftsanspruch legitimieren. Die

zwei Dynastien folgten dabei zwei verschiedenen Wegen.

Die 11. Dynastie22

13 Assmann 2005, S. 112.14 Wildung 1985, S. 30.15 Assmann 2005, S. 122.16 Wildung 1985, S. 26-28.; Assmann 2005, S. 102. f.17 J. Assmann 2005, S. 109.18 Formal und stilistisch wird es keine Neuerung geboten.19 Wildung 1985, S. 28.20 a.a.O.21 Assmann 2005, S. 103.22 Höveler-Müller 2005, S. 141, 146.

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Die ersten Könige dieser thebanischen Dynastie regierten „nur“ das Gegenreich zu dem

Königtum von Herakleopolis. Ihnen gelang es zuerst ihre pro-herakleopolitisch eingestellten

südliche Nachbarn zu bewältigen, unter Mentuhotep II. Nebhepetre erfolgten die völlige

Durchsetzung der Dynastie und die zweite Reichseinigung. Ihm folgte sein Sohn, Mentuhotep

III. Seanchkare. Die Könige der 11. Dynastie residierten auch nach der Reichseinigung

weiterhin in Theben. Ihr Bauprogramm lässt sich auch nur auf das oberägyptische Gebiet

zwischen Abydos und Elephantine beschränken. Von dem letzten König dieser Dynastie,

Mentuhotep IV. Nebtauire gibt es kaum Belege. Wahrscheinlich starb der König frühzeitig

und kinderlos und es drohte eine erneute Auflösung der Einheit aus folgenden Gründen: Der

Nord-Süd-Dualismus musste noch ein Problem gewesen sein, weil die Könige der 11.

Dynastie weiterhin Oberägypten bevorzugten, wofür ihr Bauprogramm ein Beleg ist.

Wahrscheinlich dauerten die Hungersnöte noch an, die unter Mentuhotep III. durch die Briefe

des Heqa-nacht bewiesen sind. Im Unternubien gab es sogar ein Gegenkönigtum zu

Mentuhotep IV.. In dieser wirren Zeit gelang dem Wesir, dem stärksten Mann nach dem

König die Lage zu stabilisieren und das Mittlere Reich als Königtum weiterzuführen. Nach

einer anderen These soll Amenemhet durch einen Putsch den König abgesetzt haben, was

unwahrscheinlich zu sein scheint. Einerseits unternahm Amenemhet I. Legitimationsversuche

zu Mentuhotep IV.23, andererseits gibt es auch spätere Beispiele aus dem Neuen Reich, dass

der Wesir nach dem kinderlosen Tod des Königs auf dem Thron folgte.24

Der thebanische Einschlag in der Kunst

In der Kunst ist die thebanische lokale Stilrichtung maßgebend, die von der memphitischen

Tradition unbelastet war. Wie in der Ersten Zwischenzeit wird die existierenden formalen und

ikonographischen Muster mit neuen stilistischen Mitteln verwirklicht. Die formalen

Bestandteile des Gesichts werden zu einem organischen Ganzes zusammengefügt, wobei der

Gesamteindruck hervorgehoben ist. Die Gesichter strahlen Tatendrang, Optimismus und

gebändigte Energie aus. 25

Mentuhotep II. Nebhepetre

Für die Bildnisköpfe des Königs ist eine starke Modellierung, Zusammensetzung aus

hieroglyphischen Grundformen typisch. Weit aufgesperrte Augen, die einen ernsten Ausdruck

leihen, dicke Lippen, betonte Muskeln an den Mundwinkeln und Nase bilden das sonst

23 Höveler-Müller 2005, S. 146. f.24 Höveler-Müller 2005, S. 150. 25 Wildung 1985, S. 194.

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lächelnde Gesicht. Für die Statuen im Ganzen gelten gedrungene Proportionen und geballte

Massivität.26

Die berühmteste Statue des Mentuhotep II. Nebhebetre ist die Sitzstatue (Abb. 1.)27, die in

seinem Totentempel in sog. Bab el-Hosan mit Leinentüchern umgewickelt gefunden wurde.

Der König ist mit unterägyptischer Krone, im weißen Hebsedmantel sowie mit gekreuzten

Armen, mit einem mächtigen Götterbart und schwarz getünchtem Gesicht dargestellt. Die

Kombination dieser Elemente verweist typologisch und ikonographisch auf den Totengott

Osiris. So handelt es hier um ein Statuenbegräbnis, wobei das Sed-Fest (der König wird rituell

getötet, damit er mit erneuten Kräften wiedergeboren werden kann) mit der verbreiteten

osirianischen Jenseitsvorstellung der Zeit kombiniert wird. So wurde auch dem König eine

ewige Wiedergeburt „aus dem mystischen Dunkel der Unterwelt“28 zuteil.

Mentuhotep III. Seanchkare

Die Königsplastik unter ihm ist im Vergleich zu der seines Vaters zartgliedrig und schlank,

wo bei seinem Vater kompakte und gedrungene Gestaltung als Charakteristika gilt29. Seine

Augen sind auch anders gestaltet, sie sind schmal und lang gezogen. Als Vergleichstücke

werden die eine von den vier Standfiguren des Mentuhoteps II. (Abb. 2.)30 (die den Aufweg

zur Grabanlage flankierten und stilistisch identisch ausgearbeitet sind) sowie der Osirispfeiler

Mentuhoteps III. (Abb. 3.) 31 gestellt.

Osirispfeiler32 ist eine Sammelbezeichnung für verschiedenartige kolossale Standbilder des

Königs, die an Pfeiler oder Wandflächen gelehnt sind. Mit dem Hintergrund stehen sie nur im

Blockverband, tragen selbst aber keine Last. Sie sind scheinbar mumienförmig gebildet und

werden als König in Osirisgestalt gedeutet. Ihr Aufstellungsort war mit dem Zyklus der

Sonnenbahn und der in ihrem Verlauf gefeierten und auch dort dargestellten Feste verbunden.

Sie können mit verschiedenen Attributen (Krone, Kopftuch) versehen werden.

Seit der 11./12. Dynastie treten sie in Aufwegen auf.

26 Leclant 1979, S. 206.27 Theben-West, Deir el-Bahari, Totentempel Mentuhoteps II., um 2020 v. Chr.; Sandstein, bemalt; H. 138 cm, Br. 47 cm; Kairo, Ägyptisches Museum, JE 36195.28 Vandersleyen 1975, S. 233.29 Vandersleyen 1975, S. 34.30 Theben-West Deir el-Bahari, Totentempel Mentuhoteps II., um 2000 v. Chr.; Sandstein, bemalt; H. 183 cm; New York, The Metropolitan Museum of Art, 266.3.29.31 Armant usurpiert von Merneptah, Sandstein, Museum of Fine Arts Boston

32 LÄ IV(1982) s. v. Osirispfeiler

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Die 12. Dynastie

Nach der kurzen Regierung Mentuhotep IV. Nebtauire, riss sein Wesir Amenemhet die Macht

zu sich und wurde der Begründer der 12. Dynastie.

Die 12. Dynastie knüpfte sich bewusst an die Traditionen des Alten Reichs, der 4. Dynastie

besonders des Königs Snofru an, unter dem „die großartigste, schöpferischste Periode der

ägyptischen Hochkultur“33 begann. Die Residenz wurde wieder nach Norden verlegt, die neu

gegründete Hauptstadt hieß Itj-taui („Bezwingerin der Beiden Länder“) in Lischt, südlich von

Kairo. Norden und Süden sollten gleichgesetzt und gleich behandelt werden, Hungersnöte

sollten vorgebeugt werden, mit diesem Ziel könnte auch die Kolonialisierung der Oase Fajjum

vorgenommen worden sein. Weiteres Ziel war die Wiederherstellung der ägyptischen

Vormachtstellung. Vorher musste aber die Stelle des Königs gestärkt werden. Die 12.

Dynastie wählte als Weg der Legitimation die Propaganda, die in der Literatur und der Kunst

zum Ausdruck gebracht wurde. 34

Propaganda in der Kunst

Nach der „patronalen Sinnformation“ erhielten die Könige die Erinnerung an die Erste

Zwischenzeit als ein Chaos am Leben und zeigten sich als die Retter von Unordnung. Die

Literatur mit den Weisheitslehren betonte auch diese Auffassung. Die Legitimation,

Sicherung der Stellung des Königs sowie die Repräsentation, Zeigen der Macht und der

Leistung bildeten zusammen die königliche Propaganda. Eine Folge des „Sich-zeigen-

Wollens“ war, dass der Tempelbereich für Aufstellung von sichtbaren und zugänglichen

Statuen geöffnet wurde. Auch in Grenzgebieten (Nubien, Sinai, Fajjum) wurden kolossale

Statuen des Königs errichtet. Die Königsplastik zeigte den König so, wie er gesehen werden

wollte.

Kunstepochen

Die 12. Dynastie kann historisch und kunsthistorisch auf drei Epoche und eine Ausklangzeit

aufgeteilt werden. Den ersten Abschnitt bilden die Regierungszeiten Amenemhets I. und

Sesostris’ I.. Unter ihnen kam es zu einer Art Neubeginn, indem die innere Ordnung, das

Königtum und die außenpolitische Stellung des Landes gesichert wurden. Die Kunst war von

der Wiederbelebung alter Traditionen charakterisiert.

33 Seidel – Schulz 2004, S. 56.34 Höveler-Müller 2005, S. 149.

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Die nächste Epoche unter Amenemhet II. und Sesostris II. war eine blühende Friedenszeit, in

der zwar die Macht des Königtums noch nicht unbeschränkt war, aber eine allgemeine Ruhe

die innen- und außenpolitische Lage charakterisierte. So fand eine Ausgewogenheit in der

Kunst ihren Ausdruck.

Zur letzten Zeitstufe gehören die Könige Sesostris III. und Amenemhet III.. Unter Sesostris

III. wurde die Macht der Gaufürsten letztendlich gebrochen und die königliche Macht

erreichte ihren Höhepunkt im Mittleren Reich. Ägypten war mächtig und stark, seine Grenzen

wurden weiter vorgeschoben und auch das Fajjum-Projekt wurde erfolgreich beendet. In

dieser Zeit erreichte auch die Kunst ihren Höhepunkt.

Unter den letzten zwei Herrschern - dem König Amenemhet IV. und der Königin Neferu-

Sobek - kam es zum Rückgang der königlichen Macht und nach ihnen folgte wieder „eine

erneute Phase der Auflösung“35, die Zweite Zwischenzeit.

Anknüpfung an alte Traditionen

Die Tradition des Alten Reichs wird wieder aufgenommen, aber auch Elemente des

thebanischen Stils sind noch präsent. Die Königsplastik dient neben der Repräsentation auch

der Legitimation.

Amenemhet I.

Der erste König dieser Dynastie ist „am freundlichsten dreinblickend“36 dargestellt, obwohl er

offensichtlich schwierige Situationen zu bewältigen gehabt hatte, und sogar ermordet worden

sein könnte. Der Mund ist weicher, entspannter gestaltet, als bei den Vorgängern in der 11.

Dynastie, stärker eingetiefte Augen blicken eher ins Innere. (Abb. 4.)37Das Gesicht drückt

nach Wildung „Selbstverantwortlichung und gesunde Skepsis gegen über der Umwelt“38 aus,

was auch in der Literatur integriert war.

Sesostris I.

Der König wird entweder mit starkem Kinn, weich gestaltetem Mund (Abb. 5.)39 oder mit

breitem, rundem Gesicht und vorstehenden Backenknochen sowie großen Augen dargestellt,

wobei die Ausprägung der Konturen und die Relifierung der Brauen ähnlich wie in der 11.

35 Höveler-Müller 2005, S.169.

36 Vandersleyen 1975, S. 37.37 Tanis, Granit; H. 268 cm. Kairo, Ägyptisches Museum38 Wildumg 1985, S. 195.39 Sitzfigur Sesostris’ I. Lischt, Pyramidenbezirk, um 1930 v. Chr.; Kalkstein; H. 200 cm, Br. 58, 4 cm; Kairo, Ägyptisches Museum, JE 31139.

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Dynastie verwirklicht werden. (Abb. 6.)40 Dicke Lippen, kräftige, gerade Nase und ein im

allgemein lächelndes Gesicht mit schräg geschnittenen Augen sind weitere Charakteristika für

seine Standbilder. (Abb. 7.)41 Die verschiedenen Züge und Stilmerkmale versuchte man zu

lokalen Künstlerschulen zuzuweisen, was eher unsicher ist, weil der ursprüngliche Standort in

den meisten Fällen unbekannt ist.42

Ausgewogenheit

In der ruhigen, durch den Handelblühenden Friedenszeit ist auch die Kunst durch Ruhe und

Ausgewogenheit sowie durch die Zeitlosigkeit des Menschenbildes43 charakterisiert.

Ikonographische Besonderheiten sind wegen der Mangel an Statuen wenig bekannt. Auch

sämtliche von Sesostris II. erhaltene Statuen wurden nach der Usurpation von Ramses II.

nachbearbeitet.44

Amenemhet II.

Von Amenemhet sind zwei zwei massige, majestätische Sphingen erhalten. Gespannte

Intensität und brutal wirkende Unmittelbarkeit bezeichnen sie. (Abb. 8.)45 (Abb. 9.)46

Zum ersten Mal wird der Halsschmuck auch plastisch abgebildet (Louvre-Sphinx).47

Sesostris II.

Streben nach wahrhaftigem, natürlichem Ausdruck ist ein typisches Merkmal der Zeit,

Schminkstriche, erhabene Augenbrauen werden weggelassen, Brauenwölbung und Lider

werden natürlich gestaltet. Auch das Lächeln und der Optimismus sind verschwunden, das

Gesicht wirkt ernst. (Abb.10a und b)48

Höhepunkt

Konkrete Gesichter werden mit ihren individuellen Zügen dargestellt, sie scheinen sogar

bestimmte Altersstufen wiederzugeben. Wie Vandier äußerte: „Niemals, so scheint, es hat ein

ägyptischer Bildhauer die Augen und den Blick eines Menschen mit soviel Wahrheit und

40 Statuette Sesostris’ I. mit weißer Krone Lischt um 1950 v. Chr.; Zedernholz, stuckiert und bemalt; H. 56 cm; Kairo ägyptisches Museum, JE 44951.41 Osirispfeiler Sesostris’ I. Kalkstein, bemalt Kairo, Ägyptisches Museum, JE 48851.42 Vandersleyen 1975, S. 36 f.43 Vandersleyen 1975, S. 231.44 Vandersleyen 1975, S. 36 f.45 Tanis, Kairo Ägyptisches Museum46 Tanis, um 1900 v. Chr.; roter Granit, H. 204 cm, L. 480 cm; Paris, Musée du Louvre, A 23.47 Evers 1929, S. 48 Sitzfigur Granit, H. 265 cm; Kairo Ägyptisches Museum

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Natürlichkeit wiedergegeben.“49 Der Blick, der Knochenbau, die Gesichtsmuskulatur,

besonders die Mundpartie sind einzigartig genau abgebildet. Das Gesicht hat auch einen

sprechenden Ausdruck, als eine Art Expression versucht der Künstler auch Unsichtbares

sichtbar zu machen. Die Palette der Gesichtsausdrücke und deren Interpretation reicht von

„Entschlossenheit“, „Tatendrang“, bis zu „Resignation“ und „Melancholie“.

Mit steigenden Alterszügen verstärkt sich der Ausdruck von Resignation, Bitterkeit und

Melancholie. Wie die sog. pessimistische Literatur der Zeit andeutet50, herrschte es eine

allgemeine Stimmung sozialer Melancholie, die auch in der Königsplastik einen Ausdruck

fand. Es ist zu vermuten, dass der König selbst dafür gesorgt hat, dass er so dargestellt wurde.

Sesostris III.

Stilistisch sind seine Porträtköpfe unverwechselbare Einzelwerke, die trotz ihrer Unterschiede

eindeutig ihn darstellen. (Abb.11-18.)51

Strenger Mund, herabgezogene Mundwinkel, festes Kinn, Linien und Wülste zwischen den

Brauen, an der Nase und an den Mundwinkeln, tief unterhöhlte Augen, schwere Augenlider,

schwere Tränensäcke sind einige typische Merkmale seiner Porträts. Sie ergeben aber als

Gesamteindruck verschiedene Ausdrücke: einmal wirkt das Königsgesicht mager oder

schwammig gedunsen; energisch oder gelöst.52 „Altersbildnisse“ sind bewusst älter gestaltet

um vom jugendlichen Idealtypus abzurücken, sie betonen das „Unterworfensein unter dem

Kreislauf von Leben und Tod“53, die Menschlichkeit des Königs, der zwar durch ständige

Erneuerung die Kräfte wiedergewinnt.

Amenemhet III.

Der neue Stil entwickelt sich weiter unter ihm. Seine Porträts sind zurückhaltender als die

seines Vaters. Bei Amenemhet III. wird der extreme Individualismus und Realismus etwas

zurückgenommen, aber die Gesichter sind von einer starken Psychologisierung durchdrungen.

49 J. Assmann 1991, S. 151.50 Assmann 1991, S.150-153.51 Abb.11. Sitzfigur H. 210 cm; Kairo Ägyptisches MuseumAbb. 12. Sphinx um 1860 v. Chr.; Anorthositgneis; H. 42,5 cm, L. 75,5 cm; New York, The Metropolitan Museum of Art, 17.9.2.Abb. 17 . Sesostris III. als Beter Granit; H. 150 cm; Kairo Ägyptisches Museum Abb. 18. Opferer, sitzend H. 52 cm; Kairo Ägyptisches MuseumAbb. 14. Königskopf Quarzit; H. 16.5 cm; Metropolitan Museum of Art, New YorkAbb.15. Königskopf Louvre ParisAbb.16. Königskopf Sesostris' harter, grünlicher Stein; H. 9 cm; III Ägyptisches Museum Berlin52 Vandersleyen 1975, S. 37. f.53 Vandersleyen 1975, S. 231f.

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Stilistische Merkmale der Bildnisse Sesostris’ III. werden mit idealisierenden Formen des

frühen Mittleren Reichs kombiniert. Die Plastizität des Gesichts wird ohne graphische Mitteln

erreicht. Der Dreistrich des Königstuchs, die große räumliche Tiefe des Schädels, die hohe

Wölbung der Stirn sind formale und ikonographische Merkmale der zeit Amenemhets III.

(Abb. 22.)54

Besondere Originalität zeigen die ungewöhnlichen Statuentypen bei ihm.

Die Mähnensphinx (Abb. 20)55 ist ein Sondertypus, hier wird das Königsantlitz nicht von der

Haube, sondern unmittelbar von der Löwenmähne umschlossen, die aber der traditionellen

Haubeform angeglichen wird und auf dem Nacken in einem Zopfteil endet56. Ursprünglich

könnte an der Ostgrenze „ zur magische Abschreckung der Feinde dienen“ nach der Meinung

von Beckerath57oder könnte im Bastet-Tempel in Bubastis aufgestellt gewesen sein58. Das

Gesicht ist kraftvoll modelliert und steht in Harmonie mit dem Umriss des Körpers.

Der sog. Fischopferer (Abb. 19.)59 könnte ursprünglich im Fajjum aufgestellt gewesen sein.

Der König führt einen uralten Ritus aus, worauf die archaische Haartracht verweist.

Die sog. Priesterfigur (Abb. 21)60 wurde in Medinet el-Fajjum, im Sobek-Tempel gefunden.

Der König trägt eine altertümliche priesterliche Tracht mit Leopardenfell, Brustband und

Wulstgehänge und hält zwei Stäbe mit Falkenköpfen, ferner hat er eine ungewöhnliche,

breite, oben abgeflachte Perücke, die vielleicht auf lybische Einflüsse verweist, es könnte hier

um einen Kult handeln, der für die lybischen Bewohner des Fajjums wichtig war.35

„Königsmode” in der 12. Dynastie

Die Tracht der Könige wird in verschiedenen Zeiten anders wiedergegeben, diese kleinen

Unterschiede zeigen einerseits wie detailreich die Statue gestaltet wurde, andererseits

verweisen auf zeittypische Besonderheiten und diese Feinheiten helfen bei der

chronologischen Einordnung der Statuen.

Hier wird nur ein Beispiel ausführlicher behandelt, das leicht an den Bildern nachvollzogen

werden kann. Aufgrund der unterschiedlichen Gestaltung des königlichen Kopftuchs können

folgende Regelhaftigkeiten festgestellt werden (als Beispiele zum Vergleichen können Abb.

5-22. angesehen werden): Bei Statuen Sesostris’ I. ist das Stirnband auffallend breit, auch die

Streifen des Kopftuch sind breit (wenn die Streifung plastisch wiedergegeben ist, was unter

54 Hawara Totentempel Kalkstein; H. 160 cm; Kairo Ägyptisches Museum55 Tanis Granit, bemalt; L. 225 cm, H.140 cm; Kairo Ägyptisches Museum56 K. Lange 1954, S. 50.57 J. v. Beckerath 1971, S. 27.58 Vandersleyen 1975, S. 238.59 Tanis, um 1820 v. Chr.; Granodiorit; H. 160 cm, Br. 100 cm; Kairo, Ägyptisches Museum, JE 1822160 um 1830 v. Chr.; Granodiorit; H. 100 cm; Kairo Ägyptisches Museum, JE 20001.

Page 12: Die königliche Plastik im Mittleren Reich

ihm beginnt) ; die Seitenflügel des Nemes’ sind außen gerade abgegrenzt, im Verhältnis zum

Kopf schmal; die Brustlappen sind gekrümmt, enden nicht flach auf den Brustmuskeln und

laufen nach unten zusammen. In folgender Zeit wird diese Krümmung aufgegeben und die

Brustlappe endet wieder als gerade Fläche. Unter Amenemhet II. konvergieren und laufen die

Brustlappen noch auch nach unten zusammen. Bei den Königen Sesostris II. oder Sesostris

III. sind die Seitenflügel viel breiter als bei Sesostris I.; das Stirnband ist bei Sesostris III. und

Amenemhet III. auffallend schmal, sowie die Streifen auch schmal gestaltet werden.61

Ausklang

Von Amenemhet IV. sind nur akephale Sphingen (Abb. 23) erhalten, so kann es nicht

beurteilt werden, wie unter ihm der Stil seiner Vorgänger weiterlief. Wahrscheinlich nahm er

die schon existierenden Formen auf, die auch ihn überdauert haben.

Die 13. Dynastie ahmte mechanisch die Kunst der 12. Dynastie nach. Die Statuen sind in

Form, Format, Ikonographie ähnlich, aber stilistisch erstarrt.

In der Hyksoszeit und auch im Neuen Reich wurden die Statuen der 12. Dynastie mehrmals

usurpiert.

Als im Neuen Reich in den 25-27. Dynastien wieder zu einer Blütezeit der Porträtkunst kam,

diente die Kunst der späten 12. Dynastie als Vorbild und erlebte sie eine Renaissance.62

Bedeutung

„Das Mittlere Reich hatte eine künstlerische Form gefunden, deren Aussage unverändert über

1000 Jahre gültig blieb.“63-erwähnt Wildung im Bezug auf die Königssphingen und ihre

mehrmalige Usurpationen. Diese Aussage könnte aber allgemein die Kunst der 12. Dynastie

bezeichnen. Denn in dieser Dynastie wurde zuerst eine überdauernde Ausgewogenheit in der

Kunst erreicht, dann führte der Weg mit dem extrem individualisierenden und

psychologisierenden neuen Stil zum Höhepunkt der Porträtkunst unter den letzten zwei

großen Herrschern. Bereits die Ägypter erkannten diesen Höhepunkt, was auch das bewusste

Zurückgreifen im Neuen Reich beweist.

Schluss

61 H. G. Evers 1929, Band II, Die Vorarbeiten, S. 7-9.62 Assmann 1991, S. 150.63 Wildung 1985, S. 198.

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„Die Eigenständigkeit des Mittleren Reiches als in sich geschlossene Epoche Altägyptens“

wurde schon in der Antike von den Ägyptern selbst festgestellt.64 Die Rolle der Königsplastik

war neben der Repräsentation durch die Legitimationbedürfnis der ersten Könige bestimmt.

Im Laufe der Verstärkung der königlichen Macht kamen immer mehr Neuerungen im Stil,

Format und in der Form. Nach dem erreichten machtpolitischen, kulturellen und

künstlerischen Höhepunkt folgte aber wieder Verfall wie nach dem Alten Reich.

Was aber in jeder Epoche des Mittleren Reichs für die Königsplastik gültig (sogar

allgemeingültig für die altägyptische Kultur ist)war, fasste Cyril Aldred65 in einem kurzen

Satz (zwar in einem anderen Zusammenhang) zusammen:

„Der überwiegende Eindruck (ägyptischer Kunst) ist der ihrer Menschlichkeit.“

Literatur

Kurzzitate

Seidel – Schulz 2004 R. Schulz- M. Seidel (Hrsg.): Ägypten. Die Welt der Pharaonen,

Königswinter 2004.

Assmann 2005 J. Assmann: Ägypten. Eine Sinngeschichte, Frankfurt am Main

2005.

Assmann 1991

: Stile und Funktionen bildlicher

64 Wildung 1985, S. 24.65 Zitat in Seidel – Schulz 2004, S. 6.

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Page 14: Die königliche Plastik im Mittleren Reich

J. Assmann: „Das

Bildnis in der

ägyptischen Kunst:

Stile und Funktionen bildlicher Selbstdarstellung.“ In: Stein und

Zeit: Mensch und Gesellschaft im Alten Ägypten hrsg. J.

Assmann S. 138-168. München, 1991.

Wolf 1957 W. Wolf: Kunst Ägyptens. Gestalt und Geschichte, Stuttgart

1957.

Wildung 1985 D. Wildung: Sesostris und Amenemhet. Ägypten im Mittleren

Reich, Darmstadt 1985.

Leclant 1979

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J. Leclant (Hrsg.): Ägypten. Das Alte und das Mittlere Reich.

Von der Vorgeschichte bis zum Ende der Hyksoszeit (1650 v.

Chr.), München 1979.

Vandersleyen 1975 C. Vandersleyen (Hrsg.): Das Alte Ägypten. Kunst und Kultur.

Propyläen Kunstegschichte 15, Berlin 1975.

Evers 1929 H. G. Evers: Staat aus dem Stein. Denkmäler, Geschichte und

Bedeutung der ägyptischen Plastik während des Mittleren Reichs,

München 1929.

LÄ III (1980)

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Lexikon der Ägyptologie III (1980) 557-561 s. v. Königsplastik

(H. Altenmüller) und 557 s. v. Königspflichten (J. v. Beckerath)

LÄ IV (1982) Lexikon der Ägyptologie III (1980) 633-634 s. v. Osirispfeiler

(D. Arnold)

Höveler-Müller 2005

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M. Höveler-Müller: Am Anfang war Ägypten. Die Geschichte

der pharaonischen Hochkultur von der Frühzeit bis zum Ende des

Neuen Reiches ca. 4000 - 1070 v. Chr., Mainz am Rhein 2005.

Beckerath 1971

Lange 1954

J. v. Beckerath:

Abriß der

Geschichte

Altägyptens,

München 1971.

K. Lange:

Sesostris. Ein

ägyptischer König in Mythos, Geschichte und Kunst, München

1954.

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Page 15: Die königliche Plastik im Mittleren Reich