Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera

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Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera) und die Analyse von Bienenhonig als Unterrichtsthemen _________________________________________________________________________ MASTERARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades Master of Education, M. Ed. erstellt am Institut für Geobotanik der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover vorgelegt von Alina Sophie Gehrmann, 02.02.1992, Stadthagen Hannover, September 2017 Erstprüfer: Prof. Dr. Hansjörg Küster Zweitprüfer: Dr. Armin Blöchl

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Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera)

und die Analyse von Bienenhonig als Unterrichtsthemen_________________________________________________________________________

MASTERARBEIT

zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Education, M. Ed.

erstellt am Institut für Geobotanik

der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover

vorgelegt von Alina Sophie Gehrmann, 02.02.1992, Stadthagen

Hannover, September 2017

Erstprüfer: Prof. Dr. Hansjörg Küster

Zweitprüfer: Dr. Armin Blöchl

Danksagung

An dieser Stelle möchte ich all jenen danken, die durch ihre fachliche und persönliche

Unterstützung zum Gelingen dieser Masterarbeit beigetragen haben.

Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Hansjörg Küster (Leibniz Universität Hannover,

Institut für Geobotanik), der durch Seine Exkursion in den Schwarzwald mein besonderes

Interesse für die Lehre von Ökologie geweckt hat. Für Seine Themenstellung, die

Betreuung und Begutachtung der Masterarbeit bin ich sehr dankbar.

Herrn Dr. Armin Blöchl (Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für

Tierökologie und Zellbiologie) danke ich für die Übernahme der Begutachtung dieser

Arbeit.

Der Familie Giehl, und damit der Schaumburger Waldimkerei, möchte ich in besonderer

Weise danken. Ohne Ihr Interesse an der Zusammenarbeit, Ihre Honigproben und Ihr

unermüdliches Bestreben Wissen um die Honigbiene zu verbreiten, wäre diese Arbeit so

nicht möglich gewesen.

Dem LAVES – Institut für Bienenkunde in Celle danke ich für die Bereitstellung der

mikroskopischen Fotografien der Pollenkörner, die zur Erstellung der

Bestimmungsmaterialien genutzt wurden.

Des Weiteren möchte ich mich bei Herrn StD Lars Büttner für Seine Unterstützung und

didaktische Expertise bedanken.

Nicht zuletzt bedanke ich mich bei meinen Freunden und meiner Familie, die mich

während der Bearbeitungszeit durch aufmerksames Korrekturlesen und moralische

Ermutigungen unterstützt haben.

I

Abstract

Vor dem Hintergrund des akuten globalen Bienensterbens, betrachtet die vorliegende

Masterarbeit die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera) und die Analyse

von Bienenhonig als Unterrichtsthemen. Dazu wurden zum einen die aktuelle Einbettung

der Honigbiene in niedersächsischen Kerncurricula und Lehrwerken der Sekundarstufen,

zum anderen vier Honigproben der Schaumburger Waldimkerei durch mikroskopische

Pollenanalysen betrachtet. Auf Basis der Ergebnisse wurde ein konkreter

Unterrichtsvorschlag entworfen, der Lehrkräfte bei der Planung ihres Unterrichts

unterstützen soll. Hierzu wurden die drei Teilthemen „Die Analyse von Bienenhonig“, „Die

Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker“ und „Die ökologische Bedeutung

der Honigbiene“ aufgearbeitet und weiterführende Anpassungen in Bezug auf die

Zielgruppenorientierung vorgeschlagen. Der vorliegende Unterrichtsvorschlag kann in

dieser Form in einer Projektwoche oder in einem Wahlpflichtunterricht durchgeführt

werden. Für den wöchentlichen Biologieunterricht, der oft eine verkürzte Betrachtung der

Themen erfordert, können Lehrkräfte einzelne Komponenten entnehmen.

Due to the current and global bee deaths, this master thesis considers the ecological

importance of honey bees (Apis mellifera) and the analysis of bee honey as topics in class.

Therefore, the contemporary embedding of bees in core curricula and textbooks for

secondary schools in Lower Saxony has been examined, as well as four honey samples of

the Schaumburger Waldimkerei by the use of microscopic pollen analyses. On the basis of

all findings, a detailed teaching proposal has been designed to support teachers when

planning lessons. For that, three subtopics, The Analysis of Bee Honey, The Schaumburger

Waldimkerei – Visiting a Beekeeper and The Ecological Importance of Honey Bees (Apis

mellifera), have been developed. Further considerations concern adaptations for other

target groups in school. This teaching proposal on hand can be used for a week-long

project or a compulsory class. For usual Biology classes, teachers could extract particular

components to adapt to tightly scheduled class time.

II

Inhaltsverzeichnis

Danksagung.............................................................................................................................I

Abstract .................................................................................................................................II

1. Einleitung...........................................................................................................................4

2. Material und Methoden......................................................................................................6

2.1 Kerncurricula für Biologie an Gymnasien in Niedersachsen.................................6

2.2 Lehrwerke für Biologie an Gymnasien in Niedersachsen......................................6

2.3 Die Schaumburger Waldimkerei.............................................................................9

2.4 Honigproben ........................................................................................................14

2.5 Pollenanalyse .......................................................................................................15

3. Ergebnisse........................................................................................................................16

3.1 Aktuelle Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula und Lehrwerken.............16

3.2 Pollenanalyse der Honigproben ...........................................................................26

4. Diskussion........................................................................................................................31

4.1 Aktuelle Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula und Lehrwerken ..........31

4.2 Unterrichtsvorschlag.............................................................................................31

4.2.1 Die Analyse von Bienenhonig.................................................................33

4.2.1.1 Fachliche Klärung.......................................................................33

4.2.1.2 Didaktische Überlegungen..........................................................36

4.2.1.3 Methodische Überlegungen.........................................................38

4.2.2 Die Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker.....................53

4.2.2.1 Didaktische Überlegungen..........................................................53

4.2.2.2 Methodische Überlegungen.........................................................55

4.2.3 Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera).................67

4.2.3.1 Fachliche Klärung ......................................................................67

4.2.3.2 Didaktische Überlegungen .........................................................70

4.2.3.3 Methodische Überlegungen ........................................................72

4.2.4 Zielgruppenorientierung des Unterrichtsvorschlags................................81

5. Fazit .................................................................................................................................85

Literaturverzeichnis..................................................................................................LXXXVI

Abbildungsverzeichnis und Tabellenverzeichnis............................................................XCIII

Anhang.........................................................................................................................XCVIII

Eidesstattliche Versicherung........................................................................................CXVIII

III

1. Einleitung

1. Einleitung

„Ein Drittel von allem, was wir essen, gäbe es nicht ohne Bienen. Aber jetzt geht es den

Bienen schlecht. Seit ein paar Jahren sterben sie. Die Nachrichten sind voll davon,

sprechen von einem Mysterium.“

(Markus Imhoof, Regisseur des mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilms More ThanHoney, 2012)

Die Biene ist eines der wichtigsten Nutztiere der Welt. Ohne die Bestäubung der Bienen

würde es etwa ein Drittel unserer Nahrungsmittel überhaupt nicht geben. Umso

alarmierender ist das aktuelle globale Bienensterben zu betrachten. (Hainbuch 2014;

Hemmer & Hölzer 2013) Grund genug, die Biene im Schulunterricht zu behandeln, da nur

das Wissen um die Problematik zum Schutz der Bienen und weiter zu nachhaltigem,

verantwortungsvollem Umgang mit der Natur führen kann. Ziel dieser Arbeit ist die

Entwicklung eines konkreten Unterrichtsvorschlags, der Lehrkräfte bei ihrer Planung von

Unterricht unterstützen soll. Dazu werden insbesondere die ökologische Bedeutung der

Honigbiene (Apis mellifera) und die Analyse von Bienenhonig aufgearbeitet, die den

Schülern1 ein umfassendes Bild zum Einfluss und der Bedeutsamkeit der Honigbienen

geben. Hierzu werden in Kapitel 3 zunächst die aktuelle Einbettung der Honigbiene in den

an niedersächsischen Gymnasien genutzten Kerncurricula und Lehrwerken betrachtet und

darüber hinaus Honigproben der Schaumburger Waldimkerei einer Pollenanalyse

unterzogen, die Aufschluss über die Ernährung der Honigbienen bietet. Auf Grundlage der

Ergebnisse zur Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula und Lehrwerken sowie der

Pollenanalyse, wird in Kapitel 4 ein Unterrichtsvorschlag erarbeitet, der die „Analyse von

Bienenhonig“, „Die Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker“ und „Die

ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera)“ enthält. Durch die Behandlung

dieser Unterthemen in eben dieser Reihenfolge, können die Schüler die Zusammenhänge

eigenständig erarbeiten. Durch die Analyse des Honigs, der den Schülern aus ihrem Alltag

bekannt ist, wird ihnen der Einstieg in die komplexe und abstrakte Thematik der

Bedeutung der Honigbiene erleichtert. Pollenkörner liegen in Honig in ihrer nativen Form

vor. Da Pollenkörner verschiedener Pflanzenarten sich morphologisch unterscheiden, kann

die mikroskopische Pollenanalyse Aufschluss über die geographische und botanische

1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

4

1. Einleitung

Herkunft des Honigs und damit über die Nahrungsquellen der Honigbienen geben (Ohe

2014; Akkermann & Ohe 2004). Mit dem Wissen um die Nahrungsquellen kann im

weiteren Verlauf die Symbiose von Bienen und Blütenpflanzen behandelt werden, bevor

schließlich die ökologische Bedeutung der Honigbiene zentralisiert wird. Der Besuch der

Schaumburger Waldimkerei stiftet Erfahrungen und ermöglicht den Schülern die direkte

Begegnung mit dem Original. All diese Inhalte werden auf einen realisierbaren Umfang

reduziert und sollen Lehrkräften zur Orientierung und Planung von Unterricht dienen.

Zuletzt folgen, ebenfalls in Kapitel 4, Überlegungen zur Zielgruppenorientierung, wobei

die erarbeiteten Arbeitsblätter und -aufträge bezüglich ihrer Eignung für verschiedene

Klassenstufen diskutiert werden.

Nachfolgend werden zunächst Material und Methoden zur Ermittlung der aktuellen

Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula und Lehrwerken sowie zur mikroskopischen

Pollenanalyse von Honigproben der Schaumburger Waldimkerei vorgestellt.

5

2. Material und Methoden

2. Material und Methoden

2.1 Kerncurricula für Biologie an Gymnasien in Niedersachsen

Lehrkräfte müssen sich bei der Planung und Gestaltung ihres Unterrichts an die

Kerncurricula für Biologie an Gymnasien des Niedersächsischen Kultusministeriums

halten. Für die Sekundarstufen I (NKM 2015) und II (NKM 2017) bestehen

unterschiedliche Kerncurricula. Für die zugrundeliegende Arbeit und die Entwicklung

eines Unterrichtsvorschlags ist es zunächst bedeutsam zu erfahren, ob und inwiefern die

Behandlung der Honigbiene bereits im jeweiligen Kerncurriculum der Sekundarstufen I

und II direkt oder indirekt verankert ist. Dazu wird sowohl das niedersächsische

Kerncurriculum für Biologie an Gymnasien für die Sekundarstufe I als auch das für die

Sekundarstufe II auf bereits bestehende Themen bezüglich der Honigbiene und der

mikroskopischen Analyse von Bienenhonig untersucht.

2.2 Lehrwerke für Biologie an Gymnasien in Niedersachsen

Zur Umsetzung der in den Kerncurricula geforderten Kompetenzen orientieren Lehrkräfte

sich an unterrichtsbegleitenden Schulbüchern. Dazu legen Schulen in der Regel ein

Lehrwerk fest, welches von allen Schülern angeschafft und im Unterricht genutzt wird. Die

Schulen können diese Schulbücher aus einer Auflistung aller vom Niedersächsischen

Landesinstitut für schulische Qualitätssicherung zugelassenen Lehrwerke, dem

niedersächsischen Schulbuchverzeichnis (NLQ 2017), auswählen. Zurzeit sind 34

verschiedene Lehrwerke für den Biologieunterricht der Sekundarstufe I und II zugelassen,

die zur Erlangung des Abiturs nach 13 Jahren vorgesehen sind (Liste siehe Anhang).

Für diese Arbeit wurden vier Gymnasien des Landkreises Schaumburg (Niedersachsen)

und ein Gymnasium in Hannover nach den an ihrer Schule verwendeten Lehrwerken

befragt. Die nachfolgende Tabelle (Tab. 1) ordnet die genutzten Schulbücher (Titel, Verlag,

ISBN-Nummer) den Schulen – dem Ernestinum in Rinteln, dem Ratsgymnasium in

Stadthagen, dem Wilhelm-Busch-Gymnasium in Stadthagen, dem Gymnasium Bad

Nenndorf in Bad Nenndorf und der St. Ursula-Schule in Hannover – zu. Zur Ermittlung der

aktuellen Einbettung der Honigbiene und der Analyse von Bienenhonig wurden diese

Schulbücher auf ihren Inhalt zu diesen Themen untersucht.

6

2. Material und Methoden

Schule Titel, Verlag, ISBNJahr-gang

Genehmigtbis

ErnestinumRinteln,

LandkreisSchaumburg

bioskop 5/6 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150620-4

5/6 2019

bioskop 7/8 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150633-4

7/8 2021

bioskop 9/10 Gymnasium Niedersachsen,Westermann, 978-3-14-150622-8

9/10 2022

Biologie heute SII,Schroedel, 978-3-507-10980-3

11/12/13

2023

RatsgymnasiumStadthagen,Landkreis

Schaumburg

Biologie heute 5/6 Niedersachsen,Schroedel, 978-3-507-87320-9

5/6 2019

Biologie heute 7/8 Niedersachsen, Schroedel, 978-3-507-87322-3

7/8 2021

Biologie heute 9/10 Niedersachsen, Schroedel, 978-3-507-87324-7

9/10 2022

Natura Oberstufe Biologie für Gymnasien,Klett, 978-3-12-049131-6

11/12/13

2022

Wilhelm-Busch-

GymnasiumStadthagen,Landkreis

Schaumburg

bioskop 5/6 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150620-4

s.o. s.o.

bioskop 7/8 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150633-4

s.o. s.o.

bioskop 9/10 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150622-8

s.o. s.o.

bioskop Gymnasium SII, Einführungsphase,Westermann, 978-3-14-150599-3

11 2021

bioskop Gymnasium SII Qualifikationsphase,Westermann, 978-3-14-150600-6

12/13 2021

Gymnasium Bad Nenndorf,

LandkreisSchaumburg

bioskop 5/6 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150620-4

s.o. s.o.

bioskop 7/8 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150633-4

s.o. s.o.

bioskop 9/10 Gymnasium Niedersachsen,Westermann, 978-3-14-150622-8

s.o. s.o.

Biologie Oberstufe – Gesamtband, Cornelsen, eingesehen: 978-3-464-17183-7

statt: 978-3-06-010345-4

11/12/13

2023

St. Ursula-Schule

Natura 5/6, Klett, 978-3-12-049301-3

5/6 2021

7

2. Material und Methoden

Hannover2,Stadt Hannover

Natura 7/8, Klett, 978-3-12-049311-2

7/8 2021

Natura 9/10, Klett, 978-3-12-049321-1

9/10 2022

Markl Biologie 1, Klett, 978-3-12-150020-8

5/6 2021

Markl Biologie 2, Klett, 978-3-12-150030-7

7/8/9/10

2021

Biosphäre 5/6, Cornelsen, 978-3-06-420048-7

5/6 2021

Biosphäre 7/8, Cornelsen, 978-3-06-420212-2

7/8 2021

Biosphäre 9/10, Cornelsen, 978-3-06-420062-3

9/10 2021

Biologie heute 5/6 Niedersachsen, Schroedel, 978-3-507-87320-9

s.o. s.o.

Biologie heute 7/8 Niedersachsen, Schroedel, 978-3-507-87322-3

s.o. s.o.

Biologie heute 9/10 Niedersachsen, Schroedel, 978-3-507-87324-7

s.o. s.o.

bioskop 5/6 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150620-4

s.o. s.o.

bioskop 7/8 Gymnasium Niedersachsen,Westermann, 978-3-14-150633-4

s.o. s.o.

bioskop 9/10 Gymnasium Niedersachsen,Westermann, 978-3-14-150622-8

s.o. s.o.

Markl Biologie Oberstufe, Klett, 978-3-12-150010-9

11/12/13

2022

Tabelle 1: Genutzte Lehrwerke niedersächsischer Gymnasien.

2 Die Schüler der St. Ursula-Schule schaffen in der Sekundarstufe I Natura 5/6, 7/8 und 9/10 an. Alle anderen Lehrwerke für die Sekundatstufe I stehen ausschließlich den Lehrpersonen zur Verfügung.

8

2. Material und Methoden

2.3 Die Schaumburger Waldimkerei

Die Schaumburger Waldimkerei ist ein von Anna-Lisa und Max Giehl geführter

Meisterbetrieb, der sich im Schaumburger Land am Südhang des Bückeberges, einem

Ausläufer des Weserberglandes, befindet (siehe Abb. 1 & 2). Das ehemalige Forstgehöft

der Klosterkammer Hannover, welches 1907 von der Fürstlich Schaumburg-Lippischen

Hofkammer erbaut wurde, befindet sich seit 2003 im Besitz der Familie Giehl, die hier nun

Arbeit und Wohnen miteinander verbindet.

9

Abbildung 1: Standort der Schaumburger Waldimkerei.

Abbildung 2: Blick von der Streuobstwiese auf das Bienenhaus (mittig) unddas Haupthaus (rechts).

2. Material und Methoden

2007 richtete die Imkerei ihr erstes Honigfest aus, das von circa 1.000 Interessierten

besucht wurde. Das seitdem etwa alle zwei Jahre stattfindende Honigfest bietet

Gelegenheit für Jung und Alt, einen Blick hinter die Kulissen der Imkerei zu werfen.

Neben vielen Informationen zur Honigbiene und der Besichtigung der Imkerei, haben

Besucher auch die Möglichkeit einem Imker bei der Arbeit über die Schulter zu schauen

(siehe Abb. 3), sich die Arbeitsgeräte für die Honigernte anzuschauen und sich von der

geschmacklichen Qualität der verschiedenen Honigsorten zu überzeugen.

Für Kinder gibt es außerdem Spiele, Geschichten und die

Möglichkeit, Bienenkästen zu bemalen (siehe Abb. 4). Das

Honigfest und damit die Chance mehr über die Honigbienen zu

erfahren, findet in der Region großen Anklang, der sich durch

stetig steigende Besucherzahlen – das letzte Honigfest ließen sich

etwa 3.000 Besucher nicht entgehen – äußert. Mit dem ersten

Honigfest 2007 brach die naturpädagogische Ausrichtung der

Imkerei an, die fortwährend ausgebaut wird. Nachdem das

Grundstück im Jahr 2008 um eine Streuobstwiese mit

10

Abbildung 3: Interessierte Besucher des Honigfests.

Abbildung 4: Bemalte Bienenkästen.

2. Material und Methoden

hochstämmigen alten Obstsorten und im folgenden Jahr durch

eine Kamerun-Schafherde (siehe Abb. 5), die die Streuobst-

wiese auf natürliche Weise pflegt, erweitert wurde, folgte eine

Anerkennung als außerschulischer Lernort und die Teilnahme

am Förderprogramm „Transparenz schaffen – von der

Ladentheke bis zum Erzeuger“ der Landwirtschaftskammer

Niedersachsen. Die Schaumburger Waldimkerei ist als

außerschulischer Lernort besonders attraktiv, da verschiedene

Biotoptypen – Wald, Waldrand, Streuobstwiese, Garten und

landwirtschaftlich genutzte Flächen – betrachtet werden

können. Somit begrüßt das Ehepaar Giehl neben Kindergarten-

oder Schulgruppen aller Altersstufen auch interessierte private

Gruppen, um ihnen die Herkunft des Honigs, die Arbeit mit den Bienen und den

verantwortungsvollen Umgang mit der schützenswerten Natur näherzubringen. Im Jahr

2011 wurde das Grundstück um eine insektenfreundliche Blühfläche (siehe Abb. 6)

erweitert, bevor 2014 die regionalen Honigsorten Schaumburger Gold und Stadthäger

Frühling entwickelt wurden, die seither als eines der Aushängeschilder der Imkerei

fungieren.

11

Abbildung 6: Blühfläche mit vorwiegend Phacelia.

Abbildung 5: Kamerun-Schafbock.

2. Material und Methoden

Dass dem Ehepaar Giehl die Vermittlung der ökologischen Bedeutung der Honigbiene sehr

am Herzen liegt, findet durch das neue Bienenhaus besonderen Ausdruck. Seit 2015

befindet sich dieser „Tempel für die Bienen“ (Giehl 2017) im Bau, der sich durch seine

besondere Architektur – er hat die Form einer Bienenlarve –, Akustik und seine natürlichen

Baustoffe wie Sandstein, Holz, Stroh, Lehm und Erde auszeichnet (siehe Abb. 7 & 8). Im

Bienenhaus finden Besucher Bienenvölker vor, die hier ganz ohne einen wirtschaftlichen

Nutzen zu erfüllen leben. Dazu wird auf eine Honigernte von diesen Bienenvölkern

verzichtet, weshalb auch keine Zufütterung mit Zuckerwasser im Herbst notwendig ist. Es

findet kein Eingriff in den Wabenbau statt, der Schwarmprozess wird nicht unterbunden

und keine ständige Erneuerung des Volkes mit einer neuen Königin hervorgerufen. Zweck

des Bienenhauses ist es, Bienenvölker bei ihrer natürlichen Lebensweise beobachten zu

können (Schaumburger Waldimkerei 2017 & Das Bienenhaus 2017).

12

Abbildung 7: Bienenhaus.

Abbildung 8: Blick aus dem Bienenhaus in die Landschaft.

2. Material und Methoden

Neben dem Bienenhaus, den kostenlosen Gruppenführungen und dem Honigfest, bietet die

Schaumburger Waldimkerei aktuell weitere Möglichkeiten Bienen und der Natur zu

begegnen. So sind Schüler zum jährlichen Zukunftstag eingeladen, in den Imkerberuf zu

schnuppern. Des Weiteren befindet sich neben einem jederzeit zugänglichen

Bienenschaukasten mit Sichtfenster (siehe Abb. 9), ein didaktisch aufgearbeiteter 20-

minütiger Walderlebnispfad auf dem Gelände, an dem ökologische Fragestellungen in

Form eines Quiz behandelt werden. Während der Öffnungszeiten des Honigladens zwei

Mal wöchentlich, können Interessierte außerdem in persönlichen Kontakt mit den Imkern

treten.

Bisher arbeiteten Anna-Lisa und Max Giehl mit

100 – 150 Bienenwirtschaftsvölkern, bestehend

aus den Rassen Apis mellifera carnica und Apis

mellifera buckfast. Zukünftig plant die Imkerei

sich allerdings auf etwa 70 Wirtschaftsvölker zu

beschränken, um mehr Zeit für einen

naturpädagogischen Schwerpunkt aufbringen zu

können. Die Bienenvölker der Schaumburger

Waldimkerei befinden sich nicht ausschließlich

auf dem Gelände der Imkerei, sondern sind im

Schaumburger Land verteilt. Mit den stärksten

Völkern findet außerdem eine Wanderung in das

Naturschutzgebiet Neustädter Moor und in die

Pfalz statt, um Heidehonig und

Edelkastanienhonig zu ernten, zwei der aktuell

zwölf Honige im Sortiment. Vier ihrer

Honigsorten stellte Familie Giehl für die

vorliegende Arbeit zur Verfügung. Eine genaue Betrachtung dieser erfolgt nun.

13

Abbildung 9: Bienenschaukasten.

2. Material und Methoden

2.4 Honigproben

Die Schaumburger Waldimkerei stellte Proben der vier Honigsorten Stadthäger Frühling,

Schaumburger Gold, Heidehonig und Lindenhonig aus dem Vorjahr (2016) für diese Arbeit

zur Verfügung (siehe Abb. 10 & 11). Neben der Honigsorte, dem Erntezeitpunkt und dem

Standort der Bienenkästen wurde auch ein erwartetes Pollenkornspektrum angegeben, das

auf den Erfahrungen der Imker, der Kenntnis des Standortbewuchses und früheren

Pollenanalysen (der Pollen = Gesamtheit aller Pollenkörner) basiert. Die folgende Tabelle

(Tab. 2) ordnet den genannten Honigsorten jeweils den Erntezeitpunkt, den Standort der

Bienenkästen für diesen Honig und das erwartete Pollenkornspektrum zu.

Honigsorte ErntezeitpunktStandort derBienenkästen

Erwartete Pollenkörner

Stadthäger Frühling 25.05.2016Stadthagen(Innenstadt)

u. a. Obstblüte, Raps,Ahorn und Rosskastanie

Schaumburger Gold 30.07.2016

Liekwegen(Waldwiese),

Auetal(Waldwiese)

Brombeere, Edelkastanie,Linde, Klee und viele

andere Sommerblumen

Heidehonig 10.09.2016NaturschutzgebietNeustädter Moor,

Diepholz

Heidepollen und vieleandere, durch

Gewinnungsart „Stippen“

Lindenhonig 20.07.2016Stadthagen(Innenstadt)

Siehe Prüfbericht fürHonig des LAVES

Institut für Bienenkundeim Anhang

Tabelle 2: Honigproben der Schaumburger Waldimkerei.

14

Abbildung 10: Schaumburger Gold und Stadthäger Frühling.

Abbildung 11: Honigsortiment.

2. Material und Methoden

2.5 Pollenanalyse

Die vier Honigproben der Schaumburger Waldimkerei wurden einer mikroskopischen

melissopalynologischen3 Untersuchung (Pollenanalyse) unterzogen, um so die

Nahrungsquellen der Honigbienen qualitativ sowie quantitativ zu ermitteln und

Rückschlüsse auf die botanische und regionale Herkunft des Honigs ziehen zu können

(Ohe 2014; Akkermann & Ohe 2004). Dazu wurde jeweils eine kleine Menge des zu

untersuchenden Honigs mithilfe einer Präpariernadel auf einen Objektträger aufgetragen

und mit etwa der gleichen bis doppelten Menge Wasser vermengt, um die im Honig

enthaltenen Zuckerkristalle zu lösen. Nach Aufbringen eines Deckglases wurden die

Honigproben durch ein Mikroskop der Marke Zeiss bei 400-facher Vergrößerung

betrachtet. Die enthaltenen Pollenkörner wurden jeweils nach dem gleichen Schema, von

oben links nach unten rechts (siehe Abb. 12), bestimmt und ausgezählt. Um ein

aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten wurde Acht gegeben, dass sich mindestens 100

Pollenkörner je Honigprobe auf dem Objektträger

befanden.

Die Analyse der Pollenkörner erfolgte mithilfe

des Vorwissens aus einer zwei-wöchigen,

universitären praktischen Übung zum Thema

„Vegetationsgeschichte“ an der Leibniz

Universität Hannover, des „Leitfaden[s] der Pollenbestimmung für Mitteleuropa und

angrenzende Gebiete“ (Beug 2015) und der „Celler Melissopalynologische[n] Sammlung“

(Ohe 2007). Zur Bestimmung der Pollenkörner (schematischer Bau eines Pollenkorns siehe

4.2.1.1) wurden die morphologischen Merkmale Umriss (u. a. oval, circular, angular),

Aperturen-Typ (u. a. colpat, porat, colporat, inaperturat), Anzahl der Aperturen, Exine-

Skulptur-Typen (u. a. psilat, scabrat, striat, reticulat, echinat) und Besonderheiten (u. a.

Luftsäcke, Tetraden) herangezogen. Eine vollständige Übersicht der Bestimmungskriterien

befindet sich im Anhang dieser Arbeit.

Nachfolgend werden die Ergebnisse sowohl zur aktuellen thematischen Einbettung der

Honigbiene in den Schulunterricht als auch die der melissopalynologischen Untersuchung

der Honigproben dargestellt.

3 Das Aufgabenfeld, das sich mit dem rezenten Pollen im Umfeld der Bienen beschäftigt, wird als Melissopalynologie bezeichnet.

15

Abbildung 12: Objektträger mit eingezeichnetem Schema der Pollenanalyse einer Honigprobe.

3. Ergebnisse

3. Ergebnisse

3.1 Aktuelle Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula und Lehrwerken

Sowohl das niedersächsische Kerncurriculum der Sekundarstufe I als auch das der

Sekundarstufe II sind nicht themen-, sondern kompetenzorientiert aufgebaut. Dies

bedeutet, dass sie keine spezifische thematische Ausgestaltung des Unterrichts vorgeben.

Stattdessen werden die prozessbezogenen Kompetenzbereiche Erkenntnisgewinnung (EG),

Kommunikation (KK), Bewertung (BW) und der inhaltsbezogene Kompetenzbereich

Fachwissen (FW) unterschieden. Der Bereich Fachwissen gliedert sich wiederum in die

acht Basiskonzepte FW 1 Struktur und Funktion, FW 2 Kompartimentierung, FW 3

Steuerung und Regelung, FW 4 Stoff- und Energieumwandlung, FW 5 Information und

Kommunikation, FW 6 Reproduktion, FW 7 Variabilität und Angepasstheit sowie FW 8

Geschichte und Verwandtschaft. Den Basiskonzepten sind in den Kerncurricula einige

mögliche oder auch verpflichtende Themen zugeordnet. Im Unterrichtsvorschlag (siehe

4.2) wird auf die verschiedenen Kompetenzbereiche zurückführend eingegangen. Durch

die Ausrichtung der Kerncurricula auf Kompetenzen statt Themen, wird der

Biologieunterricht nicht auf die Behandlung einiger weniger Themen reduziert, sondern

fördert das „Grundverständnis biologischer Phänomene“ (NKM 2015, S. 72).

Im Kerncurriculum der Sekundarstufe I von Mai 2007 wurden sowohl die Struktur der

Mundwerkzeuge von Insekten und ihre Funktion, als auch die Wechselwirkungen zwischen

Insekten und Blüten als Themen für den fachwissenschaftlichen Kompetenzbereich

vorgeschlagen (NKM 2007, S. 96). Im aktuellen Kerncurriculum der Sekundarstufe I

hingegen ist ausschließlich die Individualentwicklung von Blütenpflanzen (NKM 2015, S.

87) als verwandtes Thema zu den Honigbienen zu finden. Im aktuellen Kerncurriculum der

Sekundarstufe II (NKM 2017) ist weder ein Verweis auf die Biene noch auf ein verwandtes

Thema, wie etwa Insekten oder Bestäubungsleistung, vermerkt. Die Ermunterung seitens

des Kerncurriculums die Honigbiene und verwandte Themen, wie die Analyse von

Bienenhonig, im Unterricht der Sekundarstufe I zu behandeln, ist also als rückläufig

anzusehen und in der Sekundarstufe II überhaupt nicht vorhanden. Da die Kerncurricula

die Behandlung der Honigbiene nicht explizit vorschlagen oder verbindlich benennen, ist

die Entscheidung darüber, ob und in welchem Maße die Honigbiene im Unterricht

behandelt wird, damit den Schulen und Lehrkräften überlassen, die sich thematisch an den

16

3. Ergebnisse

unterrichtsbegleitenden Lehrwerken für das Fach Biologie orientieren. Der Inhalt der

Lehrwerke bezüglich Bienen und mikroskopischer Honiganalyse ist in der folgenden

Tabelle (Tab. 3) einzusehen.

17

Schule Titel, Verlag, ISBNJahr-gang

Genehmigtbis

Thematische Einbettung der Biene Mikroskopieren

ErnestinumRinteln,

LandkreisSchaumburg

bioskop 5/6 Gymnasium

Niedersachsen,Westermann,

978-3-14-150620-4

5/6 2019

• Haustiere und ihre wild lebenden Verwandten: Bienen werden beispielhaft als domestizierte Tiere genannt (S. 20 f.)

• Bestäubung, Befruchtung, Samenbildung: Biene wird als bestäubendes Insekt genannt (S. 176)

• Blüten und Insekten: Angepasstheit der Mundwerkzeuge am Beispiel von Biene und Schmetterling (S. 178)

bioskop 7/8 Gymnasium

Niedersachsen,Westermann,

978-3-14-150633-4

7/8 2021

• Äußerer und innerer Bau von Insekten: Biene als beispielhaftes Insekt (S. 42 f.)

• Insekten sind Ernährungsspezialisten: Biene wird als Beispiel für leckend-saugendes Insekt genannt (S. 44 f.)

• Ein Jahr im Bienenstaat: Arbeitsteilung und Fortpflanzung werden erläutert (S. 46f.)

• Verständigung bei Bienen: Schwänzeltanzwird erläutert (S. 48 f.)

Aufbau des Lichtmikroskops, Anfertigung einer mikroskopischen Zeichnung, Präparation von Zwiebelzellen,Mundschleimhautzellen und Einzellern aus Heuaufguss (S. 18 f.)

bioskop 9/10Gymnasium

Niedersachsen,Westermann,

978-3-14-150622-8

9/10 2022 – –

Biologie heute SII,Schroedel,

978-3-507-10980-3

11/12/13

2023 – Geschichte, Funktion und Erklärung der Bauteile eines Mikroskops (S. 16 f.)

RatsgymnasiumStadthagen,

Biologie heute 5/6Niedersachsen,

5/6 2019 • Bestäubung von Blüten: Bienen werden – 18

3. Ergebnisse

LandkreisSchaumburg

Schroedel, 978-3-507-87320-9

als Bestäuber genannt (S. 202 ff.)

Biologie heute 7/8Niedersachsen,

Schroedel, 978-3-507-87322-3

7/8 2021 –

Aufbau des Lichtmikroskops, Präparieranleitung, Anfertigung einer mikroskopischen Zeichnung, Mikroskopieren von Haar, Zwiebel und Paprika (S. 16 ff.)

Biologie heute 9/10Niedersachsen,

Schroedel, 978-3-507-87324-7

9/10 2022 – –

Natura OberstufeBiologie für Gymnasien,

Klett, 978-3-12-049131-6

11/12/13

2022 –

Aufbau des Lichtmikroskops, Herstellung eines Zwiebelpräparates, Färbe- und Auszähltechnik (S. 24 f.)

Wilhelm-Busch-GymnasiumStadthagen,Landkreis

Schaumburg

bioskop 5/6 Gymnasium

Niedersachsen,Westermann,

978-3-14-150620-4

s.o. s.o. s.o. s.o.

bioskop 7/8 Gymnasium

Niedersachsen,Westermann,

978-3-14-150633-4

s.o. s.o. s.o. s.o.

bioskop 9/10 GymnasiumNiedersachsen,Westermann,

978-3-14-150622-8

s.o. s.o. s.o. s.o.

19

3. Ergebnisse

bioskop Gymnasium SII,Einführungsphase,

Westermann, 978-3-14-150599-3

11 2021 –

Aufbau des Lichtmikroskops, Anfertigung einer mikroskopischen Zeichnung, Präparation von Zwiebelzellen,Mundschleimhautzellen und Einzellern aus Heuaufguss (S. 14 f.) [die selbe Doppelseite wie in bioskop 7/8]

bioskop Gymnasium SIIQualifikationsphase,

Westermann, 978-3-14-150600-6

12/13 2021 – –

Gymnasium Bad Nenndorf,

LandkreisSchaumburg

bioskop 5/6 Gymnasium

Niedersachsen,Westermann,

978-3-14-150620-4

s.o. s.o. s.o. s.o.

bioskop 7/8 Gymnasium

Niedersachsen,Westermann,

978-3-14-150633-4

s.o. s.o. s.o. s.o.

bioskop 9/10Gymnasium

Niedersachsen,Westermann,

978-3-14-150622-8

s.o. s.o. s.o. s.o.

Biologie Oberstufe –Gesamtband,

Cornelsen, eingesehen:

978-3-464-17183-7

11/12/13

2023• Symbiose – Blütenbestäubung: Insekten

werden als angepasste Bestäuber genannt (S. 330)

Geschichte und Funktion des Mikroskops, Präparationstechniken, Präparatherstellung aus Zwiebel, Banane, 20

3. Ergebnisse

statt: 978-3-06-010345-4Mundschleimhaut, Wasserpest, Waldrebe und Tierblut (S. 17 ff.)

St. Ursula-SchuleHannover,

Stadt Hannover

Natura 5/6, Klett,

978-3-12-049301-35/6 2021

• Von der Kirschblüte zur Kirsche: Honigbiene wird als Bestäuber genannt (S. 192)

• Formen der Bestäubung: Insektenbestäubung wird mithilfe der Honigbiene erklärt (194 f.)

Natura 7/8, Klett,

978-3-12-049311-27/8 2021 –

Mikroskopieren von Moosblättchen/Wasserpest, Zwiebelhäutchen und Mundschleimhaut (S.20 f.)

Natura 9/10, Klett,

978-3-12-049321-19/10 2022

• Chemische Sinne: Riechsinn der Biene (S.72 f.)

• Wahrnehmungswelten: Kommunikation der Biene durch Schwänzeltanz und Duftstoffe wird erläutert (S. 76 f.)

• Kompartimentierung: Biene wird aufgrund von Aufgabenteilung als staatenbildendes Insekt benannt (S. 187)

Markl Biologie 1, Klett,

978-3-12-150020-85/6 2021

• Die Blüte braucht bei der Bestäubung fremde Hilfe: Biene wird beispielhaft als bestäubendes Insekt genannt (S. 142)

• Mundwerkzeuge und Beine passen zur Lebensweise: Borstenkämme der Bienen werden als Beispiel für Angepasstheit vorgestellt (S. 117)

• Honigbienen leben in einem Bienenstaat: Bedeutung der Honigbiene, Arbeitsteilungund Fortpflanzung werden erläutert (S. 118 f.)

Aufbau des Lichtmikroskops, Mikroskopieren von Wasserpest (S. 136)

21

3. Ergebnisse

Markl Biologie 2, Klett,

978-3-12-150030-7

7/8/9/10

2021 – Aufbau des Lichtmikroskops, Mikroskopieren von Wasserpest (S. 19)

Biosphäre 5/6, Cornelsen,

978-3-06-420048-75/6 2021

• Bestäubung von Blüten: Honigbiene wird beispielhaft als bestäubendes Insekt genannt (S. 178)

• Die Honigbiene: Vorstellung des äußeren und inneren Baus der Honigbiene, Bedeutung der Biene und Ablauf der Honiggewinnung (S. 182 ff.)

• Insektenstaaten und Kommunikation: Erläuterung von Arbeitsteilung im Bienenstaat und Schwänzeltanz (S. 186 ff.)

Biosphäre 7/8, Cornelsen,

978-3-06-420212-27/8 2021 –

Präparation von Mundschleimhautzellen und Zwiebelzellen, Aufbau des Lichtmikroskops, Anfertigung einer mikroskopischen Zeichnung (S. 17 ff., 36)

Biosphäre 9/10,Cornelsen,

978-3-06-420062-39/10 2021 – –

Biologie heute 5/6Niedersachsen,

Schroedel, 978-3-507-87320-9

s.o. s.o. s.o. s.o.

Biologie heute 7/8Niedersachsen,

Schroedel, 978-3-507-87322-3

s.o. s.o. s.o. s.o.

22

3. Ergebnisse

Biologie heute 9/10Niedersachsen,

Schroedel, 978-3-507-87324-7

s.o. s.o. s.o. s.o.

bioskop 5/6 Gymnasium

Niedersachsen,Westermann,

978-3-14-150620-4

s.o. s.o. s.o. s.o.

bioskop 7/8 Gymnasium

Niedersachsen,Westermann,

978-3-14-150633-4

s.o. s.o. s.o. s.o.

bioskop 9/10Gymnasium

Niedersachsen,Westermann,

978-3-14-150622-8

s.o. s.o. s.o. s.o.

Markl BiologieOberstufe, Klett,

978-3-12-150010-9

11/12/13

2022 – Geschichte und Funktion des Mikroskops (S. 36 f.)

Tabelle 3: Thematische Einbettung der Biene und des Mikroskopierens in aktuellen Biologielehrwerken verschiedener niedersächsischer Gymnasien.

Anmerkung: Die Schüler der St. Ursula-Schule schaffen in der Sekundarstufe I Natura 5/6, 7/8 und 9/10 an. Alle anderen Lehrwerke für die Sekundarstufe I stehen ausschließlich den Lehrpersonen zur Verfügung.

23

3. Ergebnisse

3. Ergebnisse

An den 20 genutzten Schulbüchern der fünf Gymnasien kann exemplarisch gezeigt

werden, dass die in den Lehrwerken behandelten Themen zwar geeignete

Anknüpfungspunkte darstellen, um die ökologische Bedeutung der Honigbiene intensiv zu

behandeln, auf diese allerdings nicht eingegangen wird. Alle Verlage greifen die

Honigbiene in ihren Lehrwerken für den Doppeljahrgang 5/6 auf. Dabei wird die Biene

allerdings meist ausschließlich als Bestäuber von Blütenpflanzen genannt, ohne detailliert

auf den Ablauf der Bestäubung durch die Biene einzugehen. Die Schulbücher Markl 1 und

Biosphäre 5/6 bilden hier die Ausnahme und gehen neben der Funktion der Biene bei der

Bestäubung auch auf die Angepasstheit der Mundwerkzeuge und Beine, die Arbeitsteilung,

den Bienenstaat, die Fortpflanzung, den Körperbau, die Kommunikation, die

Honiggewinnung und sehr oberflächlich auf die ökologische Bedeutung der Honigbiene

ein. Diese Themen, die Markl 1 und Biosphäre 5/6 in den Jahrgängen 5 und 6 behandeln,

werden in ähnlicher Weise auch in den Lehrwerken bioskop 7/8 und Natura 9/10, für die

Jahrgänge 7 und 8 bzw. 9 und 10, behandelt. Das Schulbuch Biologie Oberstufe -

Gesamtband von Cornelsen greift die Honigbiene als einziges Lehrwerk für die Oberstufe

auf, wenn auch nur durch die Benennung der Biene als Bestäuber.

Während die Honigbiene vermehrt in den Jahrgängen 5 und 6 thematisiert wird, wird das

Mikroskopieren ausschließlich im Doppeljahrgang 7/8 und in der Oberstufe behandelt, mit

Ausnahme von Markl 1, in dem das Mikroskopieren für die Jahrgänge 5 und 6 aufbereitet

wurde. In Jahrgang 7 und 8 werden in allen Lehrwerken der Aufbau eines Lichtmikroskops

und das Mikroskopieren eines Präparates behandelt. Biologie heute 7/8, Biosphäre 7/8 und

bioskop 7/8 erweitern diese Inhalte um die Anfertigung einer mikroskopischen Zeichnung.

Die zu mikroskopierenden Objekte sind sich in allen Lehrwerken sehr ähnlich und wenig

kreativ ausgewählt. Dabei wird am häufigsten die Präparation von Zwiebelhäutchen,

Wasserpest und Mundschleimhautzellen aufgegriffen. In allen Schulbüchern der Oberstufe

wird genauer auf die Geschichte des Lichtmikroskops und seine physikalische

Funktionsweise eingegangen, wobei Natura Oberstufe weiterführend auf Färbe- und

Auszähltechniken und Biologie Oberstufe – Gesamtband auf verschiedene

Präparationstechniken eingeht.

Obwohl die Lehrwerke die Biene oft nicht detailliert thematisieren, bieten die Materialien

in den Schulbüchern dennoch die Möglichkeit im Unterricht intensiver auf die ökologische

Bedeutung der Honigbiene einzugehen. Die befragten Schulen – mit Ausnahme des

24

3. Ergebnisse

Ernestinums – behandeln das Thema Insekten, und damit auch die Honigbiene, überhaupt

nicht. Am Ernestinum in Rinteln wird die Biene als bestäubendes Insekt behandelt, dessen

inhaltliche Ausführlichkeit der Lehrkraft überlassen ist, sodass nur die wenigsten Schüler

die Möglichkeit haben, die tiefgründige ökologische Bedeutung der Honigbiene zu

begreifen.

25

3. Ergebnisse

3.2 Pollenanalyse der Honigproben

Im Folgenden wird die Zusammensetzung der Pollenkorn-Typen für jede der vier

Honigsorten in Form eines Diagramms dargestellt (siehe Abb. 13-16). Anschließend erfolgt

jeweils eine kurze Diskussion der Ergebnisse unter Bezugnahme zu den bekannten

Parametern Erntezeitpunkt, Standort der Bienenkästen und das erwartete

Pollenkornspektrum.

Stadthäger Frühling

Erntezeitpunkt: 25.05.2016

Standort der Bienenkästen: Stadthagen (Innenstadt)

Erwartete Pollenkörner: u. a. Obstblüte, Raps, Ahorn und Rosskastanie

Summe bestimmter Pollenkörner: 132

Wie erwartet ergab die Pollenanalyse das Vorhandensein von Obstblüten-, Raps- und

Ahorn-Pollenkörnern, wobei Raps-Pollenkörner am häufigsten vorkommen, gefolgt von

Obstblüten- und Ahorn-Pollenkörnern. Neben den genannten erwarteten Pollenkörnern

wurden auch Weiden-, Linden-, Klee-, Kiefer- und Wegerich-Pollenkörner bestimmt. Die

Besonderheit des Pinus-Pollenkorns besteht darin, dass Kiefern keinen Nektar produzieren

und sich durch Windbestäubung statt Insektenbestäubung fortpflanzen. Das einzelne

Pollenkorn wurde also nicht durch eine nektarsammelnde Honigbiene eingetragen, sondern

26

Abbildung 13: Ergebnis der Pollenanalyse vom Stadthäger Frühling.

3. Ergebnisse

könnte durch den Wind oder eine pollensammelnde Honigbiene sekundär oder tertiär

(siehe 4.2.1.1) eingetragen worden sein. Das Vorhandensein der Linden-Pollenkörner ist

aufgrund der regulär etwas späteren Blütezeit der Sommerlinde meist im Juni – der Honig

wurde Ende Mai geerntet – überraschend. Die wenigen Linden-Pollenkörner könnten

durch vormals genutzte Waben in den Honig eingebracht worden sein. Entgegen der

Erwartung wurden keine Pollenkörner der Rosskastanie gefunden, obwohl sich einige

Rosskastanien auf der Wallanlage und im Stadtpark Stadthagens, innerhalb des mittleren

Flugradius der Bienen von 2,3 km (Ohe 2014) um die Bienenkästen, befinden. Mögliche

Erklärungen hierfür können zum einen eine geringere Attraktivität der Rosskastanien für

die Bienen oder zum anderen ein vorhandener Stichprobenfehler der bestimmten

Pollenkörner (n = 132) sein.

Schaumburger Gold

Erntezeitpunkt: 30.07.2016

Standort der Bienenkästen: Liekwegen (Waldwiese), Auetal (Waldwiese)

Erwartete Pollenkörner: Brombeere, Edelkastanie, Linde, Klee und viele

andere Sommerblumen

Summe bestimmter Pollenkörner: 113

27

Abbildung 14: Ergebnis der Pollenanalyse vom Schaumburger Gold.

3. Ergebnisse

Neben vielen anderen Sommerblumen wurden Brombeer-, Edelkastanien-, Linden- und

Klee-Pollenkörner erwartet. Der größte Anteil der gefunden Pollenkörner stammt von

Brombeer- und Holunderpflanzen. Obwohl Holunder auf den Waldwiesen in unmittelbarer

Nähe der Bienenkästen stark verbreitet ist, scheint der hohe Anteil an Holunder-

Pollenkörnern zu überraschen, da Holunder-Pollenkörner nicht explizit als erwartet

angegeben wurden. Auch Edelkastanien-Pollenkörner sind zu fast einem Drittel in der

Honigprobe vertreten, deren Pollenspender in nur etwa 700 m Entfernung zu den

Bienenkästen stehen. Der Anteil der erwarteten Linden-Pollenkörner ist äußerst gering,

obwohl eine Lindenallee in nur wenigen hundert Metern Entfernung zu finden ist. Da

Honig ein Naturprodukt ist, dessen Zusammensetzung der Pollenkörner natürlichen

Schwankungen unterliegt, ist das Vorhandensein der Lindenallee kein Garant für den

Eintrag der Pollenkörner durch die Bienen. Hinzu kommt, dass Linden-Pollenkörner im

Honig ohnehin stark unterrepräsentiert vorkommen, da das Verhältnis von Pollen zu Nektar

durch den Bau der Lindenblüten kleiner ist als normal (Ohe 2014). Klee-Pollenkörner

wurden wider Erwarten keine gefunden, was eventuell durch die relativ kleine Anzahl der

bestimmten Pollenkörner (n = 113) zu erklären ist. Auch viele Pollenkörner anderer

Sommerblumen wurden nicht gefunden, bis auf einige Pollenkörner von Labkraut,

Weidenröschen und Löwenzahn. In der näheren Umgebung der Bienenkästen, von denen

dieser Honig stammt, wuchsen u. a. noch Glockenblumen, Lichtnelken, Kamille und

Mohn. Eventuell kommen diese Pollenkörner zwar in der Honigsorte vor, allerdings nicht

in dem relativ kleinen untersuchten Stichprobenumfang.

28

3. Ergebnisse

Heidehonig

Erntezeitpunkt: 10.09.2016

Standort der Bienenkästen: Naturschutzgebiet Neustädter Moor, Diepholz

Erwartete Pollenkörner: Heidekraut-Pollenkörner und viele andere, durch

Gewinnungsart „Stippen“

Summe bestimmter Pollenkörner: 104

Heidehonig lässt sich aufgrund seiner gelartigen Konsistenz nicht einfach schleudern wie

andere Honigsorten (vgl. 4.2.1.1 und AB 4 Zu Besuch beim Imker: Honig – Von der Blüte

bis ins Glas). Stattdessen werden die Honigzellen zunächst mit einer Stachelwalze

bearbeitet, wodurch der Honig sich für kurze Zeit verflüssigt und nun geschleudert werden

kann. Diese besondere Art der Honiggewinnung nennt sich „Stippen“. Durch das Stippen

können auch ältere eingelagerte Pollenkörner aus den Waben gelöst werden, sodass kein

explizites erwartetes Pollenkornspektrum benannt werden kann. Heidehonig muss

zwischen 2 % und 90 % Heidekraut-Pollenkörner enthalten, um als Sortenhonig zu gelten

(Deutscher Imkerbund e. V. 2014). Die Honigprobe (n = 104) des Heide-Sortenhonigs

enthielt zur Hälfte Heidekraut-Pollenkörner, womit dieses Kriterium erfüllt ist. Weitere

gefundene Pollenkörner in dieser Probe stammen von Brombeere, Hahnenfuß, Raps und

Klee.

29

Abbildung 15: Ergebnis der Pollenanalyse vom Heidehonig.

3. Ergebnisse

Lindenhonig

Erntezeitpunkt: 20.07.2016

Standort der Bienenkästen: Stadthagen (Innenstadt)

Erwartete Pollenkörner: Siehe Prüfbericht für Honig des LAVES Institut für Bienenkunde im Anhang

Summe bestimmter Pollenkörner: 500

Die vorliegenden Ergebnisse zum Lindenhonig stammen vom LAVES Institut für

Bienenkunde in Celle (Ohe 2016). Da die Anzahl der bestimmten Pollenkörner mit n = 500

ausreichend hoch ist, können die analysierten Pollenkorn-Typen prozentual angegeben

werden. Einen großen Anteil des Lindenhonigs stellen Raps-Pollenkörner. Der Anteil von

Linden-Pollenkörnern liegt bei nur 18 %. Da Linden-Pollenkörner im Honig allerdings

unterrepräsentiert vorliegen, kann dieser Honig trotzdem als Sortenhonig bezeichnet

werden. Neben Raps- und Linden-Pollenkörnern enthält der Lindenhonig auch

Obstblüten-, Phacelia-, Klee- und weitere Pollenkörner. Die ausführliche Honiganalyse

durch das LAVES Institut für Bienenkunde in Celle befindet sich im Anhang dieser Arbeit.

Die Ergebnisse der Pollenanalysen dieser vier Honigsorten der Schaumburger Waldimkerei

können nun genutzt werden, um die Analyse von Bienenhonig als Unterrichtsthema

aufzubereiten. Im Weiteren folgt die Diskussion der aktuellen Einbettung der Honigbiene

in den Kerncurricula und Lehrwerken sowie ein konkreter Unterrichtsvorschlag.

30

Abbildung 16: Ergebnis der Pollenanalyse vom Lindenhonig.

4. Diskussion

4. Diskussion

4.1 Aktuelle Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula undLehrwerken

Obwohl Themen wie der Rückgang der Imkerei in Deutschland und das globale

massenhafte Bienensterben höchst aktuell und von immenser Bedeutung für uns alle sind

(DIE WeLT 2015, Greenpeace e. V. 2014; Hainbuch 2014; Akkermann & Ohe 2004),

kommt der Honigbiene an den niedersächsischen Gymnasien kaum Beachtung zu. Die

Honigbiene selbst wird in den Lehrwerken nur oberflächlich in den Jahrgängen 5 und 6

behandelt und die so wichtige ökologische Bedeutung im Unterricht nur beiläufig, wenn

überhaupt. Dieser Zustand ist bei der aktuellen Situation sehr bedenklich, da die Schüler

die ökologische Bedeutung der Honigbiene erkennen müssen, um die Biene und damit die

Artenvielfalt der Blütenpflanzen zukünftig schützen zu können. Obwohl andere Themen

natürlich auch ihre Daseinsberechtigung im Biologieunterricht haben, sollte die

ökologische Bedeutung der Honigbiene einen bedeutenderen Stellenwert in der

Schulausbildung einnehmen. Besonders hervorzuheben ist die Eignung der Thematik auch

andere wesentliche biologische Prinzipien (siehe Basiskonzepte in 3.1), wie in den

niedersächsischen Kerncurricula gefordert, anhand der bestäubenden Honigbiene

vermitteln zu können. Durch impulsgebende, anregende Fragestellungen wie zum Beispiel

„Warum sind Blüten farbig?“, „Wozu produzieren Pflanzen Nektar?“, „Weshalb legt

ausschließlich die Bienenkönigin Eier?“ oder „Was ist in Honig enthalten?“ können

biologische Kernthemen wie Symbiose, Kosten-Nutzen-Analysen, Reproduktion,

Evolution und auch methodische Kompetenzen wie Mikroskopieren, Analysieren und

Bewerten behandelt werden, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Im Folgenden wird

ein Unterrichtsvorschlag vorgestellt, in welchem die ökologische Bedeutung der

Honigbiene auch durch die Analyse von Bienenhonig und den Besuch einer Imkerei

vermittelt wird. Letztlich stellt der Unterrichtsvorschlag eine Planungshilfe für Lehrkräfte

dar und liefert konkrete Vorschläge zur Durchführung.

4.2 Unterrichtsvorschlag

Der Schwerpunkt dieses Unterrichtsvorschlags liegt auf der Vermittlung der drei

Unterthemen „Die Analyse von Bienenhonig“, „Die Schaumburger Waldimkerei – Zu

Besuch beim Imker“ und „Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera)“,

31

4. Diskussion

die durch fachliche Klärungen und didaktische sowie methodische Überlegungen

aufgearbeitet werden. Die drei Themen können in einer Projektwoche oder in einem

Wahlpflichtkurs in voller Gänze behandelt werden. Für den wöchentlichen

Biologieunterricht, der oft eine verkürzte Betrachtung der Themen erzwingt, können

Lehrkräfte einzelne Bausteine entnehmen. Dabei wird nicht die klassische, sich steigernde

Reihenfolge ausgehend vom Grundwissen zur Lebensweise der Honigbiene bis hin zur

komplexen mikroskopischen Honiganalyse verfolgt, sondern die entgegengesetzte,

wodurch die Grundlage zur eigenständigen, problemorientierten Erarbeitung neuer

Erkenntnisse ausgehend von einem Phänomen geschaffen wird (NKM 2015). Hierzu kann

die Honigbiene besonders gut im Anschluss an das verpflichtende Thema

Individualentwicklung von Blütenpflanzen (NKM 2015) behandelt werden. Wie in den

Lehrwerken bereits umgesetzt (siehe 3.1), stellt die Bestäubung durch die Honigbiene

dabei die Verknüpfung zwischen den beiden Themenkomplexen dar. Durch eine Abfrage

der Schülervorstellungen zum Sachverhalt, warum Bienen Blüten besuchen, können

Antworten wie „Die Bienen sammeln Nektar aus den Blüten für den Honig“ zu erwarten

sein. Daran anschließend kann eine Pollenanalyse durchgeführt werden, durch die die

Schüler nicht nur ihre methodischen Kompetenzen erweitern, sondern auch ökologische

Fragestellungen beantworten können. Um eine Honiganalyse durchzuführen, ist kein

Wissen um die Lebensweise der Honigbiene von Nöten. Stattdessen finden die Schüler

mithilfe begleitenden Materials eigenständig heraus, was die Bienen gefressen haben,

wodurch ihr Interesse geweckt wird, sich Wissen über die Lebensweise der Honigbiene

anzueignen. Der Besuch einer Imkerei bietet sich an dieser Stelle an, um den Schülern die

Lebensweise der Honigbienen durch eine Begegnung mit dem Original näher zu bringen.

Durch die direkte Begegnung wird eine intensivere Auseinandersetzung der Schüler mit

dem Unterrichtsgegenstand ermöglicht. Ausgehend von der Lebensweise der Honigbiene

kann nun die ökologische Bedeutung der Honigbiene thematisiert werden. Dazu sollte die

Symbiose zwischen Bienen und Blütenpflanzen und die damit verbundene

Bestäubungsleistung der Honigbiene ebenso wie das aktuelle Bienensterben und dessen

Folgen im Zentrum stehen. Weiterführende Themengebiete, die allerdings im Rahmen

dieser Arbeit nicht behandelt werden, können die detaillierte Auseinandersetzung mit der

Arbeitsteilung im Bienenstaat, ein Bienenstock im Jahresverlauf oder der äußere und

innere Bau der Biene sein.

32

4. Diskussion

4.2.1 Die Analyse von Bienenhonig

4.2.1.1 Fachliche Klärung

„Honig ist der natursüße Stoff, der von Honigbienen erzeugt wird, indem die

Bienen Nektar von Pflanzen oder Sekrete lebender Pflanzenteile oder sich auf den

lebenden Pflanzenteilen befindende Exkrete von an Pflanzen saugenden Insekten

aufnehmen, durch Kombination mit eigenen spezifischen Stoffen umwandeln,

einlagern, dehydratisieren und in den Waben des Bienenstocks speichern und reifen

lassen.“ (Honigverordnung 2015, S. 4)

Honig ist also ein von Honigbienen (Apis mellifera) erzeugtes Naturprodukt. Er dient den

Bienen als Nahrungsgrundlage und Vorrat für die Überwinterung. Zur Produktion von

Honig befliegen die Bienen zahlreiche Bienentrachtpflanzen im Radius von etwa 5 km

(Ohe 2014). Der Honig wird von den Arbeiterinnen eines Bienenvolkes aus Nektar, einem

zuckerhaltigen Sekret aus Nektarien am Blütenboden, oder auch aus Honigtau, einem

ebenfalls zuckerhaltigen Sekret, das von den Ausscheidungen von an Pflanzen saugenden

Insekten stammt, gewonnen (Frisch 1993). Neben Nektar, beziehungsweise Honigtau, den

die Honigbiene in ihrem Honigmagen transportiert, sammeln Honigbienen auch

proteinreichen Pollen in ihren Pollentaschen an den borstigen Hinterbeinen, wobei das

Sammeln von Nektar und Pollen arbeitsteilig getrennt stattfindet. Auch die Lagerung von

Nektar und Pollen erfolgt in getrennten Waben (Frisch 1993). Bevor der Nektar allerdings

eingelagert wird, wird er zunächst durch mehrfache Weitergabe zwischen den Bienen

immer weiter mit körpereigenen Stoffen vermengt und durch Wasserverdunstung im

warmen Honigraum des Stocks eingedickt. Der gereifte, zähflüssige Nektar wird von den

Bienen in durch Bienenwachs verdeckelten Waben eingelagert und nun als Honig

bezeichnet (Bode 1980). Der Imker muss zur Honiggewinnung die Waben entnehmen, mit

einer Entdeckelungsgabel beidseitig entdeckeln und die Waben schleudern. Der Honig

sammelt sich am Boden der Schleudertrommel und kann schließlich in Gläser abgefüllt

werden.

Durch die Vermengung des Blütennektars mit den körpereigenen Stoffen der Biene besteht

der Honig u. a. aus Kohlenhydraten (verschiedene Zucker, Saccharide, siehe Abb. 17),

Wasser, Proteinen, Enzymen, Aminosäuren, Aromastoffen, Mineralstoffen, Säuren,

Vitaminen und Farbstoffen (Horn & Lüllmann 1992).

33

4. Diskussion

Eine physikalisch-chemische Analyse des Bienenhonigs kann genauere Auskunft über die

Zusammensetzung geben. Eine ausführliche Honiganalyse umfasst neben einer

physikalisch-chemischen Untersuchung sowohl eine sensorische Analyse – bei der Geruch,

Geschmack, Farbe, Aussehen und Konsistenz beurteilt werden – als auch eine

mikroskopische Analyse, mit deren Hilfe das Pollenkornspektrum des Honigs bestimmt

werden kann (Horn & Lüllmann 1992). Als Pollenkornspektrum wird die Gesamtheit aller

im Honig befindlichen Pollenkörner bezeichnet. Pollenkörner stellen den männlichen Part

der geschlechtlichen Fortpflanzung von Samenpflanzen dar, die in den Antheren der

Staubblätter von Blüten durch Reifeteilung von Pollenmutterzellen entstehen (Ohe 2014).

Der Polleneintrag in den Bienenhonig kann durch drei verschiedene Prozesse erfolgen.

Während bei der primären Einstäubung der Pollen direkt aus den Antheren in den von den

Bienen gesammelten Nektartropfen derselben Blüte fällt, fällt der Pollen bei der

sekundären Einstäubung während des Laufens der Bienen über offene Honigzellen im

Stock aus deren Haarkleid in die Honigzellen. Als tertiäre Einstäubung wird der

Polleneintrag bezeichnet, der auf die Prozesse während der Honigernte, wie etwa auf die

Entdeckelung, das Schleudern oder Pressen von Honigwaben, zurückzuführen ist (Ohe

2014; Horn & Lüllmann 1992). Wie viele Pollenkörner durch die primäre Einstäubung in

den Honig eingetragen werden, wird durch den Bau der Blüten und die Anordnung dieser

an der Pflanze beeinflusst. Durch den individuellen Bau je nach Pflanzenart ist bei

manchen Pflanzen die Relation von Pollen zu Nektar niedriger als normal (=

Unterrepräsentanz der Pollenkörner, z. B. bei Linde, Löwenzahn, Robinie) und bei anderen

höher als normal (= Überrepräsentanz der Pollenkörner, z. B. bei Edelkastanie) (Ohe

34

Abbildung 17: Vergleich der Inhaltsstoffe von Honig und Haushaltszucker.

4. Diskussion

2014). Pollenkörner bleiben im Honig nahezu unverändert und liegen in ihrer nativen Form

vor. Da Pollenkörner verschiedener Pflanzenarten sich morphologisch unterscheiden, kann

die mikroskopische Pollenanalyse Aufschluss über die geographische und botanische

Herkunft des Honigs und damit über die Nahrungsquellen der Honigbienen geben. (Ohe

2014; Akkermann & Ohe 2004). Von Innen nach Außen besteht ein Pollenkorn aus

Cytoplasma, Intine und schützender Exine, welche von Aperturen durchbrochen ist, durch

die der Pollenschlauch bei der Keimung wächst (siehe Abb. 18).

Wie in 2.5 beschrieben, kann das Pollenkorn durch die Analyse von Umriss, Ausmaß,

Aperturen-Typ, Anzahl der Aperturen, Exinestruktur und Besonderheiten bestimmt werden,

wobei das Ausmaß nur zur Orientierung dienen kann, da Pollenkörner durch den

Wassergehalt des Honigs aufgequollen sein können und Pflanzen außerdem verschieden

große Pollenkörner produzieren können (Ohe 2014; Akkermann & Ohe 2004; Zander &

Maurizio 1975). Das analysierte Pollenkornspektrum des Honigs zeigt, welche

Nahrungsquellen die Honigbienen in ihrer Umgebung nutzten, wodurch mit dem Wissen

um die Blütezeit dieser Trachtquellen ein Zeitfenster bestimmt werden kann, in welchem

der Honig von den Bienen produziert wurde. Es gilt nun die Analyse von Bienenhonig für

den Biologieunterricht didaktisch und methodisch zu reduzieren.

35

Abbildung 18: Schematischer Bau eines Pollenkorns.

4. Diskussion

4.2.1.2 Didaktische Überlegungen

Legitimation

Mit der Analyse von Bienenhonig können einige der im Kerncurriculum geforderten

Kompetenzen eingeübt werden. Die im Folgenden genannten Kompetenzen sind im

Kerncurriculum der Sekundarstufe I für den Fachbereich Biologie, herausgegeben vom

Niedersächsischen Kultusministerium, wiederzufinden (NKM 2015). Wie in 3.1 erläutert,

werden im Kerncurriculum die prozessbezogenen Kompetenzbereiche

Erkenntnisgewinnung (EG), Kommunikation (KK), Bewertung (BW) und der

inhaltsbezogene Kompetenzbereich Fachwissen (FW) unterschieden. Um das

Wiederfinden der im Weiteren benannten Kompetenzbeschreibungen im Kerncurriculum

zu erleichtern, erfolgt eine entsprechende Zuordnung.

„Ein wichtiger Teil der Erkenntnisgewinnung ist das Wissenschaftsverständnis (Mayer

2007, S.177-186). Es bedeutet, dass Schüler verstehen sollen, wie Wissenschaftler arbeiten,

wie Wissen in den Naturwissenschaften gewonnen und weiterentwickelt wird, kurz:

Schüler sollen die Charakteristika der Natur der Naturwissenschaften kennen und

verstehen“ (Werner & Kremer 2010, S. 136). Die Analyse von Bienenhonig bietet die

Möglichkeit eben dieses Wissenschaftsverständnis zu erweitern. Durch die Arbeitsmethode

des Mikroskopierens erlangen die Schüler Einblicke in eine methodische Teildisziplin der

Biologie. Das „Mikroskopieren einfache[r] selbsterstellte[r] Präparate“ (EG 2.4), ist durch

eine mikroskopische Analyse der im Honig vorliegenden Pollenkörner gut zu erlernen,

ohne zunächst aufwändige Präparate herstellen zu müssen. Durch die vergleichende

Betrachtung der Morphologie der mikroskopierten Pollenkörner, eines „unmittelbar

erfahrbare[n] Phänomen[s]“ (EG 1.1, EG 1.2), können die Schüler die Pollenkörner

„mithilfe von Bestimmungsschlüsseln“ bestimmen (EG 1.3.) und ihre „biologische

Struktur zeichnen“ (EG 1.4). Nach Betrachtung der Pollenkörner ist es den Schülern

möglich, „Schlussfolgerungen zu ziehen“ und so ihre Beobachtungen zu deuten (EG 2.6).

Für die Schüler ist das Erlernen des Mikroskopierens nicht nur auf methodischer Ebene

besonders wertvoll, sondern ermöglicht auch das Einnehmen einer Forscherrolle, wodurch

der Erkenntnisgewinn für die Schüler maximiert wird.

Neben dem Kompetenzbereich der Erkenntnisgewinnung werden auch kommunikative

Kompetenzen erweitert, indem die Schüler ihre Ergebnisse „dokumentieren und

36

4. Diskussion

präsentieren“ (KK 1) und dabei „angemessene Fachwörter“ verwenden (KK 2). Die

Beschäftigung mit der Analyse von Bienenhonig bereitet die Schüler auf die folgenden

Themenkomplexe, einen Besuch beim Imker und die ökologische Bedeutung der

Honigbiene, vor, in denen nicht nur der Erkenntnisgewinn sondern auch die

Bewertungskompetenz eine zentrale Rolle spielen. Folgend werden die Ziele der Analyse

von Bienenhonig betrachtet.

Zielsetzung

Hinsichtlich der Legitimation ergibt sich für die Analyse von Bienenhonig ein

Schwerpunkt auf den prozessbezogenen Kompetenzen, indem die Schüler Bienenhonig

mikroskopisch analysieren. Eine vollständige Analyse von Bienenhonig schließt auch eine

sensorische und eine physikalisch-chemische Analyse (siehe 4.2.1.1) ein, die jedoch nicht

behandelt werden, um eine kognitive Überlastung der Schüler zu vermeiden und eine

adressatengerechte Vermittlung zu gewährleisten (Gropengießer et al. 2016).

Das übergeordnete Grobziel dieser Einheit auf kognitiver Ebene lautet:

• Die Schüler benennen Pollenkörner als einen Bestandteil von Bienenhonig unddeuten die Ergebnisse einer mikroskopischen Analyse von Bienenhonig.

Diesem Grobziel können folgende operationalisierte, überprüfbare Feinziele untergeordnetwerden:

• Die Schüler erlernen den Umgang mit dem Mikroskop. (EG 2.4)

• Die Schüler stellen ein Honigpräparat her, betrachten die Pollenkörner ihresPräparates und vergleichen die Morphologie zweier Pollenkorn-Typen durchschematische Zeichnungen. (EG 2.4, 1.1, 1.2, 1.4)

• Die Schüler erklären das Vorhandensein von Pollenkörnern im Bienenhonig durchdie Sammeltätigkeit der Bienen von Nektar und Pollen zur Produktion vonNahrungsvorräten in Form von Honig. (EG, FW)

• Die Schüler bestimmen Pollenkörner ihrer Honigprobe unter Zuhilfenahme vonBestimmungsmaterialien. (EG 1.3)

• Die Schüler schließen von den analysierten Pollenkörnern auf die Nahrungsquellender Honigbienen. (EG 2.6)

• Die Schüler stellen unter Zuhilfenahme eines Blütezeit-Kalenders begründeteVermutungen über die Zeit der Honigentstehung an. (EG 2.6)

• Die Schüler präsentieren ihre Ergebnisse unter angemessener Verwendung derFachsprache. (KK 1, 2)

37

4. Diskussion

4.2.1.3 Methodische Überlegungen

Neben den didaktischen Inhalten sind Überlegungen zur methodischen Umsetzung von

entscheidender Bedeutung für das Erreichen der Lernziele. Diesbezüglich werden im

Folgenden Materialien in Reihenfolge der Unterrichtseinheit vorgeschlagen und

kommentiert. Ziel ist es, die Schüler eine aktive Forscherrolle einnehmen zu lassen. Dies

steigert die Motivation und Lernbereitschaft der Schüler, und ermöglicht ein

selbstständiges Erschließen des Unterrichtsgegenstandes. Die Lehrkraft hingegen nimmt

eine moderierende und unterstützende Rolle ein. Die Wahl der Materialien und

verwendeten Methoden findet stets unter Berücksichtigung der didaktischen Überlegungen

statt.

„Die Analyse von Bienenhonig“ eignet sich besonders für einen direkten Übergang vom

Thema der Individualentwicklung von Blütenpflanzen, bei dem die Schüler bereits mit der

Funktion von Pollen konfrontiert wurden. Die Behandlung der Honiganalyse kann

allerdings auch gänzlich ohne Vorwissen durchgeführt werden, da Verwirrungen und

kognitive Überlastungen der Schüler durch adressatengerechtes Material vermieden

werden. Durch die Analyse von Bienenhonig gewinnen die Schüler die Erkenntnis, dass in

dem Naturprodukt Honig auch Pollenkörner vorkommen. Diese werden eigenständig

bestimmt, wodurch die Schüler eine biologische Arbeitsweise selbstständig durchführen

und Ergebnisse deuten können.

Um eine mikroskopische Honiganalyse durchführen zu können, müssen die Schüler

zunächst in die Arbeit mit dem Mikroskop eingeführt werden. Dazu müssen Bauteile

benannt und Funktionen erklärt werden. Bevor die eigentliche Honiganalyse durchgeführt

wird, sollten alle Schüler Gelegenheit haben den Umgang mit dem Lichtmikroskop – zum

Beispiel beim Betrachten einer Honigbiene oder eines Pollenkorn-Dauerpräparates – zu

erproben. Eine ausführliche Auseinandersetzung aller Schüler mit den Funktionen des

Mikroskops kann durch gezieltes Ausprobieren der möglichen Einstellungen erreicht

werden. Von Vorteil wäre je ein Mikroskop für jeden einzelnen Schüler, was allerdings

vermutlich an den meisten Schulen nicht zu realisieren ist. Die Arbeit am Mikroskop kann

auch in Partnerarbeit durchgeführt werden, was gegenüber der Einzelarbeit den Vorteil

bietet, dass die Schüler sich untereinander korrigieren und unterstützen können. Der

richtige Umgang mit dem Mikroskop stellt für die Schüler eine besonders wichtige und

nötige Vorarbeit dar, um die weiteren Aufgaben und Arbeitsschritte hinreichend bearbeiten

38

4. Diskussion

zu können. Das Besprechen von Arbeitsregeln und das Vertrautmachen mit dem

Lichtmikroskop nimmt, besonders in unteren Jahrgängen, sehr viel Zeit in Anspruch. In

höheren Klassenstufen darf die Einführung in die Nutzung des Mikroskops keinesfalls

entfallen, auch nicht, wenn die Schüler bereits mikroskopiert haben, da nur so der korrekte

Umgang aller Schüler mit den Geräten sichergestellt werden kann. Der Zeitaufwand ist

allerdings geringer, je häufiger die Schüler bereits mit einem Mikroskop arbeiten durften.

Das Arbeitsmaterial zum Kennenlernen des Lichtmikroskops kann so gestaltet sein:

39

4. Diskussion

40

Die Analyse von Bienenhonig AB 1

Betrachte das Dauerpräparat unter dem Mikroskop.

Verändere möglichst viele Einstellungen und notiere, wie sich das Mikroskopbild jeweils

ändert.

Die Blende: _________________________________________________

Das Objektiv: _________________________________________________

Der Objekttisch: _________________________________________________

Der Grob- und Feintrieb: _________________________________________________

Das Lichtmikroskop

4. Diskussion

Nachdem die Schüler sich ausgiebig mit dem Mikroskop vertraut gemacht haben, soll nun

die Pollenanalyse vorbereitet werden. Das Mikroskopieren von Pollenkörnern im Honig

eignet sich besonders für Anfänger, da kein aufwendiges Präparat hergestellt werden muss

wie vergleichsweise bei dem Querschnitt eines Blattes. Da Pollenkörner im Honig nativ

und konserviert vorliegen, müssen einzig die Zuckerkristalle gelöst werden, um ein erstes

Erfolgserlebnis herbeizuführen. Die Schüler stellen zunächst selbstständig ein

Honigpräparat her, welches sie anschließend mikroskopieren. Dazu wird eine

stecknadelkopfgroße Menge Honig mit doppelt so viel Wasser direkt auf dem Objektträger

vermengt und verteilt, bevor ein Deckglas aufgebracht wird. Die Schüler betrachten ihr

Honigpräparat nun unter dem Mikroskop. Die Lehrkraft sollte ausreichend Material und

Zeit für mehrfache Versuche einplanen; je nach Honig wird oft etwas mehr oder weniger

Wasser benötigt um die Zuckerkristalle zu lösen und trotzdem eine zufriedenstellende

Pollenkorndichte zu erreichen. Um die Schüler nicht mit einer sofortigen Pollenanalyse zu

überfordern und sie stattdessen zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit der

Vergrößerungsfunktion des Mikroskops und dem Aussehen eines Pollenkorns zu bewegen,

erhalten die Schüler den Auftrag, zwei morphologisch verschieden gestaltete Pollenkörner

in ihrer Probe zu finden und zu zeichnen. Dazu wird den Schülern der Hinweis gegeben,

auf Umriss sowie Anzahl und Form der Aperturen zu achten, was das Zeichnen

vereinfacht. Außerdem sollten Zeichenregeln vorgegeben werden, um zufriedenstellende

Ergebnisse zu erreichen. Diese können schriftlich auf dem Arbeitsblatt fixiert werden,

sodass sie für alle Schüler zu jedem Zeitpunkt einsehbar sind.

Der Arbeitsauftrag kann wie folgt gestaltet sein:

41

4. Diskussion

42

Die Analyse von Bienenhonig AB 2 Die Honigprobe

Anfertigung eines Honigpräparates

1. Du benötigst: Honig, Wasser, Präpariernadel, Objektträger, Deckglas

2. Tupfe mit einer Präpariernadel etwas Honig (etwa eine Präpariernadelspitze) auf einen Objektträger

3. Mische den Honig mithilfe der Präpariernadel mit der doppelten Menge an Wasser direkt auf dem Objektträger, um Zuckerkristalle zu lösen, die sonst deine Sicht behindern

4. Bedecke das Honig-Wasser-Gemisch mit einem Deckglas

5. Beginne mit der kleinsten Vergrößerung zu mikroskopieren und bearbeite folgende Aufgabe:

Zeichnungen von Pollenkörnern

Suche dir zwei unterschiedliche Pollenkörner deiner Honigprobe aus, die du nun ganz genau

abzeichnest.

Gib dabei besonders Acht auf den Umriss, die Anzahl und Form der Aperturen (Öffnungen)

und die Struktur der Oberfläche.

Befolge diese Regeln:

• Beschrifte zunächst zwei blanko Zeichenblätter mit Datum, Überschrift und

der berechneten Vergrößerung (Vergrößerung des Okulars x Objektiv).

• Zeichne durchgehende Linien mit einem spitzen Bleistift.

• Fertige große Zeichnungen an! Sie sollten den gesamten Freiraum des Blattes

ausfüllen.

• Vergleiche fortwährend das Pollenkorn unter dem Mikroskop mit deiner

Zeichnung und zeichne nur Strukturen, die du wirklich siehst.

4. Diskussion

Nun findet die eigentliche Pollenanalyse statt. Damit die Schüler während des doch

ermüdenden und anstrengenden Mikroskopierens weiterhin motiviert bleiben, erfolgen die

weiteren Arbeitsaufträge unter der Leitfrage „Welche Nahrungsquellen nutzen Bienen?“.

Dazu erhalten die Schüler zunächst einen kurzen Informationstext, der ihnen erklärt, dass

Pollenkörner in den Nektar der Blüten fallen, den die Bienen wiederum sammeln. So

erschließt sich den Schülern, warum sie Pollenkörner im Honig finden und auch, warum

die Bestimmung der Pollenkörner Aussagen über die Nahrungsquellen der Honigbienen

zulässt. Zur Verständnisabfrage erhalten die Schüler den Arbeitsauftrag, aufzulisten, was

Bienen zu ihrer Ernährung sammeln. Für die Bestimmung der Pollenkörner müssen die

Schüler nun mit den verschiedenen Kriterien zur Bestimmung vertraut gemacht werden.

Dazu erhalten sie eine Liste an vereinfachten und verbildlichten Informationen zu Umriss,

Aperturen-Typ, Anzahl der Aperturen, Exine-Skulptur-Typen und Besonderheiten. Die

Kriterien werden dem Unterrichtsgebrauch angemessen reduziert (vollständig siehe

Anhang), vereinfacht und mithilfe von Pfeilen, die Strukturen von Interesse markieren,

vorgestellt. Die Bestimmungskriterien müssen besprochen werden, um Unsicherheiten und

Fragen zu klären. Die Klärung der Kriterien kann im Plenum erfolgen oder auch durch eine

schüleraktivierende Gruppenarbeit, bei der die Schüler sich die Kriterien gegenseitig

erklären. Zusätzlich erhalten die Schüler eine Pollenkorn-Übersicht mit einer Auswahl an

zu erwartenden Pollenkorn-Typen, die sich aus den Ergebnissen der Pollenanalysen in 3.2

ergibt. Der Pollenkorn-Katalog ordnet einer Pflanze jeweils Informationen zu Umriss,

Aperturen-Typ, Anzahl der Aperturen und Exine-Skulptur-Typ sowie ein beispielhaftes

mikroskopisches Bild des zugehörigen Pollenkorns zu. Mit den Bestimmungskriterien und

dem Pollenkorn-Katalog ist die Bestimmung der Pollenkörner, die vor allem in den unteren

Jahrgängen sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, nun möglich. Besonders schnelle Schüler

können sich bereits über Aussehen, Verbreitung und Blütezeit ihrer bestimmten

Pollenspender informieren. Dazu können Smartphones, Computer und

Bestimmungsbücher genutzt werden. Langsamere Schüler könnten die Informationssuche

als Hausaufgabe beenden, sodass alle Schüler die gefundenen Pollenkörner mit

lebensweltlichen Pflanzen verknüpfen können. Leider lässt sich eine Fülle an Papier und

Arbeitsblättern nicht vermeiden, was eine übersichtliche Strukturierung und sukzessives

Austeilen der Materialien erfordert. Des Weiteren kann der Überblick durch Ausdrucke in

DIN A3-Format erleichtert werden. Es folgt das mögliche Bestimmungsmaterial:

43

Lies zuerst den folgenden Informationstext:

Honigbienen (lateinisch: Apis mellifera) produzieren Honig. Über diesen Honig freuen wir

Menschen uns sehr, da wir ihn vielseitig verwenden können, wie zum Beispiel zum

Kochen und Backen, in Hautpflegeprodukten, in Tee oder einfach auf unserem Butterbrot.

Die Honigbienen stellen den Honig allerdings nicht für den Menschen her, sondern für

sich selbst. Sie benötigen ihn als Nahrung für sich und ihre Nachkommen und legen einen

Honigvorrat an, um auch im Winter genügend Nahrung zu haben. Um Honig produzieren

zu können, sammeln die Bienen Nektar aus den Blüten der Pflanzen. Im Nektar befinden

sich auch hineingefallene Pollenkörner derselben Blüte. Außerdem sammeln Bienen auch

Honigtau, einen klebrigen, süßen Saft, der auf den Blättern bestimmter Pflanzen zu finden

ist, zusätzlich Pollen und Wasser. Aus Nektar und Honigtau stellen die Honigbienen dann

Honig her, den sie in Waben einlagern. Den Pollen verwenden sie zur Fütterung ihrer Brut

und das Wasser zur Deckung ihres Flüssigkeitsbedarfs.

Du wirst nun eine Honigprobe mikroskopisch untersuchen. Dabei wirst du viele einzelne

Pollenkörner entdecken. Da sich die Pollenkörner der verschiedenen Pflanzenarten

unterscheiden, kannst du herausfinden, von welchen Pflanzenarten die Bienen Nektar

gesammelt haben, um den Honig herzustellen, den du nun vor dir hast. Nachdem du

deinen Bienenhonig analysiert hast weißt du also, welche Nahrungsquellen – auch

Trachtquellen genannt – die Bienen zur Herstellung ihres Honigs genutzt haben.

4. Diskussion

44

Die Analyse von Bienenhonig AB 3.1 Welche Nahrungsquellen nutzen Bienen?

Erstelle eine Liste mit den Dingen, die die Bienen für ihre Ernährung benötigen.

Sammelliste

der Honigbiene

4. Diskussion

45

Die Analyse von Bienenhonig AB 3.2 Bestimmungskriterien

APERTUREN-TYP

UMRISS

oval circular angular (länglich) (rund) (eckig)

vesiculat Tetrade (mit Luftsäcken) (vierteilig)

(Apertur = Öffnung, durch die der Pollenschlauch bei der Keimung wächst)

porat(Apertur rund)

colporat(längliche und runde Apertur

kombiniert)

colpat(Apertur länglich)

inaperturat (keine Apertur)

4. Diskussion

46

Die Analyse von Bienenhonig AB 3.3

foveolat scabrat psilat (fleckig) (ungleichgroß gepunktet) (eben)

echinat verrucat (vorspringende Elemente) (unregelmäßig)

reticulat striat rugulat (netzartig) (streifig) (unregelmäßig gestreift)

EXINE-SKULPTUR-TYP

(Oberflächenstruktur)

Bestimmungskriterien

4. Diskussion

47

Die Analyse von Bienenhonig AB 3.4 Pollenkorn-Katalog

Raps

Umriss: angularAperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen: 3-4Exine-Skulpturtyp: reticulat

Obstblüte wie Apfel und Kirsche:

Umriss: angularAperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: rugulat oder striat

Ahorn:

Umriss: angularAperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen : 3Exine-Skulpturtyp: striat

Weide:

Umriss: angular bis circularAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: reticulat

Linde:

Umriss: angularAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: foveolat

4. Diskussion

48

Die Analyse von Bienenhonig AB 3.5

Brombeere:

Umriss: angularAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: striat

Holunder:

Umriss: angularAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: reticulat

Edelkastanie:

Umriss: ovalAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: psilat

Labkraut:

Umriss: circularAperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen: 7-9Exine-Skulpturtyp: reticulat

Weidenröschen:

Umriss: angularAperturentyp: poratAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: psilat

Löwenzahn:

Umriss: angularAperturentyp: poratAnzahl der Aperturen: 3-4Exine-Skulpturtyp: echinat

4. Diskussion

49

Besenheide:

Umriss: TetradeAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 4x3Exine-Skulpturtyp: verrucat

Klee:

Umriss: ovalAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: reticulat

Kiefer:

Umriss: vesiculatAperturentyp: inaperturatAnzahl der Aperturen: 0Exine-Skulpturtyp: rugulatBesonderheit: wird durch Wind verbreitet

Großer Wegerich:

Umriss: circularAperturentyp: poratAnzahl der Aperturen: 6-10Exine-Skulpturtyp: scabrat

Buschwindröschen:

Umriss: angular Aperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen: 3-4Exine-Skulpturtyp: scabrat

Büschelschön:

Umriss: ovalAperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen: 3+3Exine-Skulpturtyp: psilat

Die Analyse von Bienenhonig AB 3.6

4. Diskussion

50

Die Analyse von Bienenhonig AB 3.7 Welche Nahrungsquellen nutzen Bienen?

Untersuche deine Honigprobe: Bestimme mindestens 10 Pollenkörner mithilfe der

Bestimmungskriterien und dem Pollenkorn-Katalog. Gib nicht auf, wenn du für die

Bestimmung der ersten Pollenkörner viel Zeit benötigst oder unsicher bist. Du wirst mit

jedem Pollenkorn etwas schneller und sicherer.

Hier ist Platz für Notizen:

Von welchen Pflanzen haben die Bienen Nektar, in den die Pollenkörner gefallen sind, für

deine Honigprobe gesammelt?

Informiere dich über diese Pflanzen. Wie sehen sie aus? Wo und wann wachsen sie?

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

4. Diskussion

Die mikroskopische Honiganalyse kann noch um die Fragestellung „Wann haben die

Bienen diesen Honig hergestellt?“ erweitert werden. Zur Beantwortung dieser Frage

erhalten die Schüler einen Blütezeit-Kalender und können ihre zuvor erarbeiteten

Ergebnisse benutzen. Um die Fragestellung zu beantworten, müssen die Schüler die

Blütezeiten ihrer gefundenen Pollenspender dem Diagramm entnehmen. Das Lesen des

Diagramms und dessen Deutung stellt auch eine Abwechslung zu den vorigen Materialien

dar. Die Blütezeiten der verschiedenen Pflanzen könnten auch bereits in den Materialien

zur Pollenbestimmung aufgeführt werden, was aber sehr schnell zu einer zu großen Menge

an Informationen führt. Um die Schüler nicht zu überfordern, wird der Blütezeit-Kalender

erst nach der Pollenanalyse ausgegeben und kann so auch als Zusatzmaterial für besonders

schnelle Schüler dienen.

Der Blütezeit-Kalender kann so aussehen:

51

JAN FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ

Raps

Obstblüte

Ahorn

Weide

Linde

Brombeere

Holunder

Edelkastanie

Labkraut

Weidenröschen

Löwenzahn

Besenheide

Klee

Kiefer

Großer Wegerich

Buschwindröschen

Büschelschön

Blütezeit-Kalender

Blütezeiten entnommen aus: Was blüht denn da? Wildwachsende Blütenpflanzen Mitteleuropas (Aichele, 1991) und www.die-honigmacher.de

Die Bienen haben meine Honigprobe im ______________________________________________________________ hergestellt.

52

4. Diskussion

Die A

nalyse von Bienenhonig AB 4

4. Diskussion

Nach dieser intensiven Beschäftigung mit dem Mikroskop und der Pollenanalyse haben die

Schüler nun Gelegenheit sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und ihre Ergebnisse zu

präsentieren. Da die Lehrperson bei Ausgabe der Honigproben die Möglichkeit hat,

entweder allen Schülern die selbe oder unterschiedliche Honigsorten auszuteilen, kann der

Vergleich der Pollenanalyse zu ähnlichen oder unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Nachdem die Schüler sich nun mit den Pollenkörnern im Honig und dem Sammelzeitpunkt

beschäftigt haben, hat die anschließende Exkursion zur Schaumburger Waldimkerei die

direkte Begegnung mit dem Original, der Honigbiene, zum Ziel.

4.2.2 Die Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker

Die Schaumburger Waldimkerei wird als außerschulischer Lernort betrachtet, also als Ort

außerhalb der Schule an dem Unterricht stattfinden kann (Gropengießer et al. 2016). Der

Besuch eines außerschulischen Lernortes durch eine Exkursion bietet Schülern die

Möglichkeit „sinnorientierten und selbstorganisierten Lernens“ (Deutscher Bildungsrat

1974, S. 71) als Ergänzung zum schulischen Fachunterricht. Wie in 2.3 beschrieben, bietet

der Standort der Schaumburger Waldimkerei großes Potential, neben der Honigbiene, viele

weitere biologische Themenkomplexe veranschaulichen zu können. Zeitbedingt, und um

die Schüler kognitiv nicht zu überfordern, orientieren sich die folgenden Überlegungen

hauptsächlich an der Arbeit mit der Honigbiene (Apis mellifera).

4.2.2.1 Didaktische Überlegungen

Legitimation

Eine Unterrichtseinheit an einem außerschulischen Lernort durchzuführen, ist im

Biologieunterricht von besonderer Bedeutung, da den Schülern die hautnahe Begegnung

mit der Natur ermöglicht wird (Gropengießer et al. 2016). Solche primären

Naturerfahrungen fördern über den Unterricht hinaus die „Begegnungen mit Lebewesen

und biologischen Phänomenen“ (Gropengießer et al. 2016, S. 433), was eine Änderung im

Fühlen, Denken und Handeln der Schüler hervorrufen kann und das Bewusstsein für den

Wert der Natur zu steigern vermag. Kurzum: Man achtet und schützt nur, was man kennt

und versteht. Die Schaumburger Waldimkerei als Exkursionsziel zu nutzen, begründet sich

in erster Linie mit dem Kennenlernen der eigenen Region, das auch im Kerncurriculum

fest verankert ist (NKM 2015). Eine Auseinandersetzung mit der Region und regionalen

53

4. Diskussion

Besonderheiten kann eine emotionale Verbundenheit der Schüler der Region gegenüber

auslösen (Groß 2007). Durch eine Identifikation mit der eigenen Heimat sehen Schüler die

Honigbiene sowie Imkereien im Schaumburger Land als schützenswert an, was die

Grundlage für nachhaltiges Handeln und für Naturschutz bildet.

Ein besonderer Lebensweltbezug wird für die Schüler nicht nur durch den Bezug zur

Region hergestellt, sondern auch durch ein alltägliches Produkt, nämlich Honig, der einen

inhaltlichen Übergang zur Honigbiene ermöglicht. Nachdem in 4.2.1 die Analyse von

Bienenhonig thematisiert wurde, kann sich nun die Exkursion zur Imkerei anschließen.

Eine Alternative wäre, den Besuch der Imkerei am Ende des Themenkomplexes, nach der

Behandlung der ökologischen Bedeutung der Honigbiene in 4.2.3, durchzuführen, um das

im Klassenzimmer Gelernte in der belebten Natur wiederzufinden, Wissen zu verknüpfen

und zu vertiefen. Stattdessen wird der Besuch beim Imker bewusst zwischen den beiden

Unterthemen „Die Analyse von Bienenhonig“ und „Die ökologische Bedeutung der

Honigbiene (Apis mellifera)“ eingeschoben; nachdem die Schüler die mikroskopische

Honiganalyse durchgeführt haben, entlastet eine Exkursion an dieser Stelle das

theoretische Arbeiten und Denken. Die Schüler haben Gelegenheit sich in einer

ungezwungenen Lernumgebung Fachwissen über die Produktion von Honig und die

Lebensweise der Honigbiene anzueignen, das sie anschließend während der Diskussion der

ökologischen Bedeutung der Honigbiene anwenden können. Ein weiterer Vorteil der

Exkursion besteht für die Schüler darin, mit den Imkern, Experten auf ihrem Gebiet, ins

Gespräch zu kommen. Das Erleben der Honigbiene in der Natur weckt die Neugier der

Schüler, durch die eine intrinsische Motivation zum selbstbestimmten Lernen erreicht wird

(Gropengießer et al. 2016). Eine sorgfältige Planung der Exkursion durch die Ermittlung

möglicher Lernziele trägt maßgeblich zum Lernerfolg der Schüler bei. Es folgt eine

mögliche Zielsetzung.

Zielsetzung

Nachdem die Schüler eine mikroskopische Honiganalyse durchgeführt haben (siehe 4.2.1),

bietet die Exkursion zur Schaumburger Waldimkerei eine anschauliche Gelegenheit die

Herkunft des Honigs durch die direkte Begegnung mit der Honigbiene nachzuvollziehen.

Das übergeordnete Grobziel dieser Einheit auf kognitiver Ebene lautet:

• Die Schüler erleben die Honigbiene in ihrer natürlichen Umgebung unter

54

4. Diskussion

Einbeziehung der Sinneswahrnehmungen.

Diesem Grobziel können folgende operationalisierte, überprüfbare Feinziele untergeordnetwerden:

• Die Schüler beschreiben die Arbeit eines Imkers und ordnen den Arbeitsgeräteneines Imkers Funktionen zu. (EG, FW)

• Die Schüler beobachten die Honigbienen in ihrem Stock und beschreiben sichtbareTätigkeiten der einzelnen Bienen. (EG 1.1)

• Die Schüler stellen den Weg des Honigs „von der Blüte bis ins Glas“ dar. (EG, FW)

• Die Schüler bestimmen mindestens drei Bienentrachtpflanzen, die auf dem Geländeder Imkerei gefunden wurden mithilfe eines Bestimmungsbuches und stellenVermutungen zum Nutzen der Nektarproduktion an. (EG 1.3, 2.1, FW 7.2Artenvielfalt)

Durch die Exkursion zur Schaumburger Waldimkerei können ferner auch affektiveLernziele erreicht werden:

• Die Schüler entwickeln ein tieferes Verbundenheitsgefühl gegenüber Honigbienen,Imkereien und der Region.

• Durch das gemeinsame Erlebnis werden die sozialen Strukturen zwischen denSchülern untereinander, aber auch zwischen den Schülern und der Lehrperson,gestärkt.

4.2.2.2 Methodische Überlegungen

Die folgenden Überlegungen und Materialien zur Exkursion werden unter

Berücksichtigung der didaktischen Überlegungen erarbeitet und sind an Gropengießer et

al. (2016) angelehnt, die für Exkursionen eine dreiteilige Gliederung von Vorbereitung,

Durchführung und Nachbereitung empfehlen, um einen möglichst großen Lernerfolg zu

erzielen.

Bevor die Exkursion stattfinden kann, ist zunächst Organisatorisches zu klären. So sind

Überlegungen zu Kosten, Zeitpunkt, Zeitaufwand und Anfahrt anzustellen. Die

Besichtigung und Führung über das Imkereigelände werden in Zusammenarbeit mit dem

regionalen Bildungsträger „Bildungswerk Kronsberghof“ (2017), unterstützt vom

Niedersächsischen Kultusministerium, kostenlos durchgeführt und dauern in der Regel

einen Vormittag lang. Da Bienen erst ab einer Außentemperatur von etwa 13 °C und nicht

bei Regen ausfliegen, sollte die Halbtagsexkursion möglichst an einem sonnigen Tag

zwischen April und August stattfinden. Einzig die Anfahrt kann einen Kostenfaktor

darstellen. Eine Möglichkeit ist, die Exkursion bereits an der Waldimkerei beginnen zu

55

4. Diskussion

lassen. Hierbei wird den Eltern überlassen, wie die Kinder anreisen. Die Bildung von

Fahrgemeinschaften durch die Lehrkraft ist aus versicherungstechnischen Gründen

problematisch und muss in einem aufwendigen Verfahren angemeldet werden. Die Anreise

durch öffentliche Verkehrsmittel gestaltet sich schwierig und ist in jedem Fall mit einem

Fußmarsch verbunden. Daher empfiehlt sich die Anmietung eines Busses, dessen Kosten

auf alle Teilnehmer umgelegt werden. Der kleine Beitrag für den Bus sollte frühzeitig

eingesammelt werden. Vorab ist ein Informationsbrief an die Eltern zu verfassen, der auch

auf Mitzubringendes und das potentielle Risiko für Allergiker eingeht. Eine

Einverständniserklärung der Eltern oder Erziehungsberechtigten ist nicht einzuholen, da es

sich bei der Exkursion um regulären Schulunterricht handelt, von dem Eltern ihre Kinder

ohne besonderen Grund nicht fernhalten dürfen.

Ebenfalls vorbereitend sollten die Schüler sich mit ihren Wünschen, Ängsten und

Erwartungen für die Exkursion auseinandersetzen. Dazu sollte der grobe Ablauf der

Exkursion besprochen werden. Zur inhaltlichen Vorbereitung können die Schüler

beispielsweise einen Fragenkatalog für ein Interview mit den Imkern entwerfen, die ihnen

als Experten offene Fragen beantworten können. Dazu sollten die Schüler zunächst einzeln

für sich überlegen, welche Fragen sie gern stellen würden. Diese Fragen können auf

vorbereitete Kärtchen übertragen und an die Tafel gepinnt werden. Die Schüler müssen

sich anschließend auf einige Fragen einigen. Zur optimalen Vorbereitung kann den Fragen

jeweils ein Interviewer zugeordnet werden, was während der Durchführung des Interviews

vor Ort für einen geregelten Ablauf sorgt.

Der Informationsbrief und ein vorbereitendes Arbeitsblatt können so gestaltet sein:

56

4. Diskussion

Liebe Eltern der Klasse _________,

wir wollen im Rahmen des Biologieunterrichts am _________ eine halbtägige Exkursionzur Schaumburger Waldimkerei in Reinsdorf unternehmen. Die Exkursion findet passendzum aktuellen Unterrichtsthema statt und dient dem Kennenlernen der Biene und ihremregionalen Lebensraum.

Treffpunkt ist _________ um _________ Uhr. Gemeinsam steuern wir das Gelände derSchaumburger Waldimkerei an, auf welchem wir uns den gesamten Vormittag aufhaltenwerden. Zurück an der Schule sind wir voraussichtlich um _________ Uhr.

Durch die Anmietung eines Busses entstehen Kosten in Höhe von _________ € proSchüler. Ich bitte Sie Ihrem/r Sohn/Tochter das Geld bis zum _________ mitzugeben.

HINWEIS FÜR ALLERGIKER:Obwohl es unter Einhaltung gewisser Verhaltensregeln unwahrscheinlich ist, kann es zueinem Bienenstich kommen. Sollte eine Insektengiftallergie bekannt sein, wägen Sie dasRisiko bitte ab und geben gegebenenfalls ein Notfallmedikament mit.

Für den Tag der Exkursion ist Folgendes mitzubringen:

✗ Schreibunterlagen (Mappe, Block, Federmappe, eventuell Klemmbrett)✗ Festes Schuhwerk und dem Wetter entsprechende Kleidung

(Regenjacke, Gummistiefel, Sonnenschutz)✗ Proviant und Getränke✗ ggf. Notfallmedikament, Kamera oder Handy zur Fotodokumentation und

Taschengeld für den Honigladen

Für weitere Fragen stehe ich gern in einem Gespräch zur Verfügung.Mit freundlichen Grüßen,

…..............................................................................................................................................Hier bitte abtrennen und der Lehrkraft ausgefüllt zurückgeben

Ich habe von der Halbtagsexkursion meines Sohnes / meiner Tochter _________________ zur Schaumburger Waldimkerei am _________ Kenntnis genommen.

Bitte beachten Sie folgende relevante Krankheiten meines Kindes:

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Im Notfall bin ich unter der Telefonnummer __________________________ zu erreichen.

______________________ _____________________________Ort, Datum Unterschrift Erziehungsberechtigte/r

57

4. Diskussion

Frage Antwort

1.

2.

3.

58

Zu Besuch beim ImkerAB 1 Vorbereitung der Exkursion

Wir besuchen die Schaumburger Waldimkerei!

In einer Imkerei arbeiten Imker zusammen mit ihren Tieren, den Honigbienen.

Einen Vormittag lang schauen wir uns die Arbeit mit den Bienen und das Gelände

der Imkerei an.

Welche Wünsche und Erwartungen hast du an die Exkursion?

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

Hast du auch Sorgen? Wenn ja, welche?

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

Überlege dir Fragen, die du dem Imker – einem Bienenexperten – in einem

Interview stellen möchtest und schreibe sie auf Kärtchen. Einigt euch in der Klasse

auf die spannendsten drei und legt fest, wer welche Frage am Exkursionstag stellen

wird. Die Antworten kannst du während der Exkursion notieren.? ? ?

4. Diskussion

An der Imkerei angekommen erfolgt zuerst die Begrüßung der Klasse durch die Imkerin

Anna-Lisa Giehl. Die Lehrkraft gibt die Leitung der Klasse an die Imkerin ab und nimmt

eine begleitende und unterstützende Rolle ein. Die Imkerin beginnt die Führung vor einem

Bienenvolk, vor welchem die typischen Arbeitsmaterialien eines Imkers erläutert und

anschließend, wenn möglich, herumgereicht werden, bevor die Arbeit mit den

Gegenständen demonstriert wird (siehe Abb. 19). Ein begleitendes Arbeitsblatt kann das

Einprägen der Begriffe fördern. Dazu werden den Arbeitsgegenständen eines Imkers

sowohl Bezeichnung, als auch Funktion zugeordnet. Danach wird ein Einblick in das

Innere des Bienenkastens und auf die Waben gewährt. Um die Schüler zum genauen

Hinsehen zu bewegen, erhalten sie den Arbeitsauftrag, zu beschreiben, was sie sehen. Zu

erwarten sind Äußerungen bezüglich eines offenbar geordneten Chaos, gefüllte

Pollenhöschen an den Hinterbeinen der Bienen oder auch das unterschiedliche Aussehen

von Arbeiterinnen, Drohnen und der Königin. Die Schüler werden aufgefordert, auch

hinzuhören. Die Beobachtungen werden schriftlich fixiert, bevor frischer Wabenhonig

getestet wird. Dazu tauchen die Schüler ihren Zeigefinger in die Waben (siehe Titelbild)

und können diese Honigprobe nun mit ihren Sinnen erforschen. So werden Ergebnisse zu

Aussehen, Konsistenz, Temperatur, Geruch und Geschmack durch einen Test in Multiple-

Choice-Aufbau unkompliziert und schnell notiert.

Begleitend kann folgendes Material bearbeitet werden:

59

Abbildung 19: Imkerin demonstriert die Werkzeuge eines Imkers.

4. Diskussion

Arbeitsmaterial Das ist ... Der Imker braucht es, um...

1

2

3

4

5

6

7

60

Zu Besuch beim ImkerAB 2

Die Arbeitsmaterialien eines Imkers

Höre genau hin! Die Imkerin erklärt dir nun welche Materialien während der Arbeit mit Bienen wozu benötigt werden.

Benenne die Gegenstände und erkläre ihre Funktion.

4. Diskussion

Beschreibe deinen ersten Eindruck, wenn du die Bienen auf den Waben betrachtest. Hörst

du etwas?

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Beobachte nun nur eine einzige Biene. Was fällt dir auf?

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Der Honigtest

Teste eine Fingerspitze frischen Wabenhonig:

Aussehen

Konsistenz

Temperatur

Geruch

Geschmack

61

Zu Besuch beim ImkerAB 3

Chaos auf den Waben?

durchsichtig gelblich bräunlich

flüssig zäh fest

kalt handwarm heiß

keiner leicht stark

sauer bitter süß

4. Diskussion

Nach dieser Kennenlernphase und bevor die Fragen durch die Führung beantwortet

werden, können an dieser Stelle die von den Schülern zuvor erarbeiteten Interviewfragen

gestellt werden. Nachdem die Schüler nun bereits einige Aufgaben bearbeitet haben,

können sie sich jetzt ganz und gar auf die Imkereiführung (siehe Abb. 20) einlassen. Dabei

kann auf die Lage des Geländes, das Wachs-Haus, das Bienenhaus und die Geräte zur

Gewinnung des Honigs aus den Waben eingegangen werden (hier wird auch der

Geruchssinn der Schüler angesprochen), bevor die Schüler erneut begleitendes Material

bearbeiten.

62

Abbildung 20: Lageplan des Imkereigeländes.

4. Diskussion

Das Gesehene und Gehörte zur Herkunft und Produktion von Honig kann nun in

spielerischer und einprägsamer Form nachvollzogen werden. Dazu wird der Weg des

Honigs von der Blüte bis ins Glas in Form eines Quiz reproduziert. Die Schüler bekommen

die Aufgabe, einer chronologischen Bildabfolge den jeweiligen Arbeitsschritt (Texte

angelehnt an Deutscher Imkerbund e. V. (o. J.), S. 57) zuzuordnen, wodurch sich ein

Lösungswort zur selbstständigen Überprüfung ergibt. Diese Methode stellt eine

Abwechslung zu den vorigen dar, wodurch das Interesse und die Arbeitsbereitschaft der

Schüler erhöht werden. Zur Vorbereitung auf die Fragestellung nach der ökologischen

Bedeutung der Honigbiene finden und bestimmen die Schüler einige mögliche

Bienentrachtpflanzen auf dem Imkereigelände, was eine genaue Betrachtung der

Umgebung erfordert. Dazu kann das nach Blütenfarben strukturierte Bestimmungsbuch

Was blüht denn da? vom Kosmos Verlag oder auch die entsprechende Applikation für das

Smartphone, sofern die Schüler über einen Internetzugang verfügen, verwendet werden.

Zur Bearbeitung dieser Aufgabe sollte ein Zeitrahmen und eine Ortseingrenzung festgelegt

werden, damit sich alle Schüler in Sichtweite der Lehrkraft befinden. In frei

zusammengesetzten Gruppen können die Schüler ihrem Bewegungsdrang nachgehen und

Bienentrachtpflanzen gemeinschaftlich bestimmen. Ebenfalls werden Vermutungen

angestellt, weshalb die Blütenpflanzen Nektar produzieren. Die Auseinandersetzung mit

dieser Fragestellung leitet gleichzeitig die Thematik der ökologischen Bedeutung der

Honigbiene ein.

Das Arbeitsblatt zum Weg des Honigs von der Blüte bis ins Glas und den gefundenen

Bienentrachtpflanzen kann wie folgt gestaltet sein:

63

4. Diskussion

64

Zu Besuch beim ImkerAB 4 Honig – Von der Blüte ins Glas

Hier siehst du Bilder, die in chronologischer Reihenfolge den Weg des Honigs von der

Blüte bis ins Glas beschreiben. Ordne die passende Beschreibung dem jeweiligen

Bildchen zu und ergänze den korrekten Buchstaben neben dem Bild.

Suche, bestimme und notiere mindestens drei mögliche

Bienentrachtpflanzen auf dem Gelände der Imkerei.

Nutze dazu das Bestimmungsbuch.

Weshalb produzieren Blütenpflanzen Nektar?

Stelle begründete Vermutungen an.

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Bienentrachtpflanzen

Der fertige Honig wird in Gläser abgefüllt und bekommt das typische Etikett der Imkerei.

Im Schleuderraum entfernt der Imker mit einer Entdeckelungsgabel die Wachsdeckel von den Honigwaben. Die entdeckelten Waben steckt er in die Honigschleuder. Durch schnelle Drehungen wird der Honig aus den Zellen geschleudert, fließt zum Boden der Schleuder und läuft über einen Hahn ab.

Der Imker entnimmt die verdeckelten Honigwaben. Die aufsitzenden Bienen kehrt er mit einem Besen ab.

Die Biene fliegt zurück zum Stock. Dort würgt sie den Nektar hervor und übergibt ihn den Arbeiterinnen. Diese verarbeiten den Nektar weiter zu Honig und lagernihn in den Zellen der Waben ein. Hat der Honig den richtigen Feuchtigkeitsgehalt erreicht, kann er über eine längere Zeit gelagert werden. Dazu verschließendie Arbeiterinnen die Zellen mit einem Wachsdeckel.

Eine Sammelbiene besucht bis zu 1000 Blüten am Tag. Mit ihrem Rüssel saugt sie Nektar auf und speichert ihn in ihrem Honigmagen.

H

O

N

I

G

4. Diskussion

Nach Beendigung der Führung über das Imkereigelände können die Arbeitsblätter und

Lösungen der Schüler am Sammelplatz linksseitig zur Feuerstelle (siehe Abb. 20)

besprochen werden, an der auch eine Frühstücks- oder Mittagspause eingelegt werden

kann. Zum Abschluss der Exkursion haben die Schüler die Möglichkeit sich im kleinen

Honigladen der Imkerei umzusehen und die vielen Verwendungsmöglichkeiten der

Bienenprodukte, wie beispielsweise Honig, Bonbons, Propolis, Seife, Cremes,

Blütenpollen oder Kerzen auf sich wirken zu lassen. Interessierte können ein Glas Honig

erwerben und die Eindrücke der Exkursion zu Hause bei einem Honigbrot schildern.

Im Nachgang zur Exkursion sollte eine Nachbereitung stattfinden. Hierbei können nicht

nur die eingangs gesammelten Wünsche, Ängste und Erwartungen reflektiert werden,

sondern auch noch offene Fragen geklärt werden. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit

der Honigbiene kann in Form eines kurzen Aufsatzes oder Referates stattfinden.

Abschließend kann ein anonymisierter Evaluationsbogen gezielt Auskunft über Positives

und Negatives geben und so dabei helfen, zukünftige Exkursionen zur Schaumburger

Waldimkerei zu optimieren.

Ein entsprechender anonymisierter Evaluationsbogen kann so aussehen:

65

4. Diskussion

Evaluation für die Exkursion zur Schaumburger Waldimkerei am

_________________

Du darfst deine ehrliche Meinung sagen! Es gibt kein richtig oder falsch. Mithilfe deiner

Bewertung können zukünftige Exkursionen verbessert werden. Lies die folgenden

Aussagen und vervollständige sie. Begründe auch, weshalb du dieser Meinung bist.

An der Exkursion hat mir gefallen, …

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

An der Exkursion hat mir nicht gefallen, …

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Die Exkursions-Inhalte fand ich …

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Die Arbeitsmaterialien fand ich …

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Die Stimmung während der Exkursion war

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Folgendes ist mir noch unklar geblieben:

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Meine Ideen zur Verbesserung der Exkursion sind …

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Insgesamt bewerte ich die Exkursion mit der Note …

66

... 5 ... 6... 2... 1 ... 3 ... 4

4. Diskussion

4.2.3 Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera)

4.2.3.1 Fachliche Klärung

Die Honigbiene (Apis mellifera) ist eine von etwa 12.000 mitteleuropäischen Bienenarten

der Familie der Apidae, die der Ordnung der Hymenoptera angehören. Heutzutage lebt die

Honigbiene nicht mehr wild, sondern wurde durch Zucht, Haltungsysteme und

Spezialfütterungen domestiziert (Amiet & Krebs 2014). Infolgedessen existieren

verschiedene Rassen, die sich unter anderem in ihrem Aussehen, der Widerstandskraft und

ihrer Arbeitsleistung unterscheiden (Akkermann & Ohe 2014). Bezeichnend für die

Lebensweise der Honigbiene ist die ausgeprägte Arbeitsteilung im Bienenstaat. In einem

Bienenvolk kommen drei unterschiedliche Typen der Bienen vor: Weisel (Königin),

Drohnen und Arbeitsbienen (siehe Abb. 21).

Die Weisel ist größer und länger als Drohnen und Arbeiterinnen und gleichzeitig das

einzige geschlechtsfähige Weibchen im Volk. Ihre Aufgabe ist das tägliche Legen von

2.000 – 3.000 Eiern zwischen Januar und September. In jedem Volk leben etwa 1.000

stachellose männliche Drohnen, die aus unbefruchteten Eiern entstehen. Sie besitzen

keinen Stachel und auch keine Pollenkörbchen, können das Volk also weder verteidigen

noch Nahrung sammeln. Ihre Aufgabe ist einzig und allein die Begattung der Weiseln. Die

nicht geschlechtsfähigen Arbeitsbienen machen mit 60.000 – 80.000 Bienen je Volk den

67

Abbildung 21: Vergleich von Königin, Arbeiterin und Drohne.

4. Diskussion

größten Anteil aus. Sie entstehen aus befruchteten Eiern und besitzen einen langen

Saugrüssel, Pollenkörbchen an den Hinterbeinen, einen Stachel und Organe für die

Brutpflege, Wachserzeugung und -verarbeitung. Die Aufgabe der Arbeitsbienen richtet sich

wiederum nach ihrem Alter. Junge Arbeiterinnen übernehmen die Brutpflege und Arbeiten

innerhalb des Stocks, wie Wachsproduktion, Wabenbau und Wachdienst, während die

älteren Arbeiterinnen ausfliegen um Wasser, Pollen und Nektar einzutragen. Damit die

Arbeiterinnen ausfliegen, muss die Außentemperatur mindestens 13 °C betragen (Bode

1980).

Die heutige Honigbiene befindet sich bereits seit 80 – 100 Millionen Jahren auf der Erde

und ist eine „Grundpfeiler-Spezies unseres Ökosystems“. Sie stellt – nach Schwein und

Rind – das dritt-wichtigste und gleichzeitig kleinste Nutztier des Menschen dar. Der

Honigbiene verdanken wir nicht nur die Honig- und Wachsproduktion, sondern auch die

große Artenvielfalt unserer Blütenpflanzen (Hainbuch 2014). Bienen und Blütenpflanzen

leben in Symbiose miteinander. Beim Sammeln von Nektar und Pollen in und an den

Blüten bleiben immer einige Pollenkörner im Haarkleid der Bienen haften, die dann beim

Besuch der nächsten Blüten der gleichen Art auf deren klebrige Narben übertragen werden

können, wo es dann zur Befruchtung und Entwicklung von Früchten kommt. Dieser

Vorgang wird als Bestäubung bezeichnet (Ohe 2014; Frisch 1993). Bienen bestäuben

Blüten also beiläufig. Etwa ein Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen

Pflanzenproduktion hängt von der Bestäubung der Honigbiene ab, wobei neben der

Bestäubung von Obstbäumen und Beeren auch die Bestäubung von Wildpflanzen

berücksichtigt werden muss, welche die Nahrungsgrundlage zahlreicher wildlebender Tiere

bilden (Hainbuch 2014).

Im Vergleich zu allen anderen bestäubenden Insekten liegt für die Blütenpflanzen ein

besonderer Vorteil in der Bestäubung durch Honigbienen. Honigbienen besuchen während

ihrer Sammelflüge immer nur eine Pflanzenart, solange diese ihnen noch ein ausreichendes

Nahrungsangebot bietet, und sichern so die Befruchtung mit notwendigerweise

artengleichem Pollen (Hainbuch 2014; Fürpass 2004). Dieses Phänomen wird als

Blütenstetigkeit bezeichnet. Ebendiese Blütenstetigkeit der Honigbiene sorgt für eine

erfolgreiche Bestäubung und Vermehrung vieler Blütenpflanzen. Die Honigbiene ist mit

über 80 % an der Bestäubung insektenbestäubter Pflanzen beteiligt (Bode 1980), wozu

auch viele unserer Nutzpflanzen gehören. Ohne die Bienen müssten wir nicht nur auf

68

4. Diskussion

direkte Bienenprodukte wie Honig und Bienenwachs, sondern auch auf Obstbäume, Raps,

Sonnenblumen, Erbsen, Bohnen, Paprika, Tomaten, Gewürzkräuter und Wein verzichten.

All diese Pflanzenarten bedürfen ausschließlich der Bienenbestäubung (Hainbuch 2014).

Für die enorme Bestäubungsleistung durch die Biene investieren die Blütenpflanzen neben

auffälligen Blüten und anziehenden Düften in den süßen Nektar, der die Bienen anlockt,

belohnt und einen wichtigen Teil ihrer Nahrungsgrundlage bildet. Die ökologische

Bedeutung der Honigbiene ist also aufgrund ihrer Symbiose mit den Blütenpflanzen

außergewöhnlich und unermesslich.

Umso alarmierender ist die aktuelle

Entwicklung des massenhaften Bienen-

sterbens zu bewerten. Bedrohungen aus der

Imkerschaft sind Inzucht, übertriebene

Bienenwanderungen sowie die Nicht-

behandlung von Bakterien-, Viren-, Pilz- oder

Parasitenbefall. Als besonders schädlicher

Parasit gilt die Varroamilbe (siehe Abb. 22).

Sie vermehrt sich in der Brut im Bienenstock.

Unbehandelt führt der Befall zum Niedergang

des gesamten Volkes. Sowohl Gefahren aus

der Umwelt wie Luftverschmutzung, „Saurer

Regen“, Klimawandel und Elektrosmog, als

auch Monokulturen und die Nutzung von

Pestiziden und Insektiziden in der

Landwirtschaft bedrohen die Bienen-

populationen. Der Elektrosmog, eine nieder-

frequente elektromagnetische Strahlung,

macht sich bei Honigbienen durch erhöhte Aggressivität, reduziertes Rückfindeverhalten,

geringere Honigproduktion, erhöhte Mortalität und Stressreaktionen bemerkbar (Hainbuch

2014). Die Gefahr von Monokulturen (siehe Abb. 23) besteht in dem fehlenden

Futterangebot für die Bienen außerhalb der kurzen Blütezeit dieser einen Pflanzenart.

Gemischte, ungemähte Blumenwiesen hingegen bieten ein andauerndes und

abwechslungsreiches Nahrungsspektrum (Hainbuch 2014; Fürpass 2004).

69

Abbildung 22: Von Varroamilbe befallene Larve.

4. Diskussion

Einzelne dieser Aspekte, oder je nach Standort eines Bienenvolkes auch die Kombination

dieser, sind für das aktuell globale massenhafte Bienensterben, auch Colony Collapse

Disorder (CCD) genannt, verantwortlich (Umweltinstitut München o.J.).

Im Folgenden werden didaktische Überlegungen dazu angestellt, wie die ökologische

Bedeutung der Honigbiene im Schulunterricht vermittelt werden kann.

4.2.3.2 Didaktische Überlegungen

Legitimation

Die ökologische Bedeutung der Honigbiene stellt durch das globale massenhafte

Bienensterben ein aktuelles Thema mit Lebensweltbezug und gesellschaftlicher Relevanz

für die Schüler dar.

Das Wissen um die ökologische Bedeutung der Honigbiene ist notwendig, um die

Bewertungskompetenz (BW) der Schüler im Hinblick auf Entscheidungen, die den

„Umwelt- und Naturschutz und eine nachhaltige Entwicklung“ (NKM 2015, S. 79)

betreffen, zu fördern. Ohne Fachwissen um die Symbiose von Honigbiene und

Blütenpflanzen, die Bestäubungsleistung und die Blütenstetigkeit der Honigbiene kann

auch die gesamte ökologische Bedeutung dieser Insekten nicht ausreichend verständlich

gemacht werden. Diese drei Aspekte – Symbiose, Bestäubungsleistung und

70

Abbildung 23: Raps-Monokultur in Reinsdorf, Landkreis Schaumburg.

4. Diskussion

Blütenstetigkeit – stellen also die zentralen Inhalte dieser Unterrichtseinheit dar. Sie

werden ebenso durch das Kerncurriculum legitimiert, welches die „Vermittlung von

Artenvielfalt“ (FW 7.2) und „Angepasstheit durch Evolutionsprozesse“ (FW 7.3) vorsieht.

Weiterhin können Schüler „Informationen zu biologischen Fragestellungen aus wenigen

Quellen auswerten“ (EG 4), wodurch sie die ökologische Bedeutung der Honigbiene

begreifen und diese nun auch bewerten können (BW). Letztendlich können die Schüler ihr

erworbenes Fachwissen nutzen, um mögliche Schutzmaßnahmen benennen, argumentativ

abwägen und nachhaltige, verantwortungsvolle „Entscheidungen treffen“ (BW 1-3) zu

können. Es folgt eine mögliche Zielsetzung für die Unterrichtseinheit „Die ökologische

Bedeutung der Honigbiene“.

Zielsetzung

Nachdem die Schüler bereits eine mikroskopische Honiganalyse durchgeführt (siehe 4.2.1)

und eine Exkursion zur Schaumburger Waldimkerei unternommen haben (siehe 4.2.2),

liegt der Schwerpunkt dieser Unterrichtseinheit auf der ökologischen Bedeutung der

Honigbiene. Im Hinblick auf die Legitimation ergibt sich für dieses Thema ein

Schwerpunkt auf dem Fachwissen und den Bewertungskompetenzen.

Das übergeordnete Grobziel dieser Einheit auf kognitiver Ebene lautet:

• Die Schüler entwickeln ein Verständnis für die ökologische Bedeutung derHonigbiene (Apis mellifera) und begründen diese mit der Symbiose von Bienenund Blütenpflanzen, der Bestäubungsleistung und der Blütenstetigkeit.

Diesem Grobziel können folgende operationalisierte, überprüfbare Feinziele untergeordnetwerden:

• Die Schüler erarbeiten Vermutungen bezüglich des Nutzens der Symbiose fürHonigbienen und Blütenpflanzen. (FW)

• Die Schüler erläutern die ökologische Bedeutung der Honigbiene durch Symbiose,Bestäubungsleistung und Blütenstetigkeit, und stellen begründet Hypothesen auf,inwiefern sich das Fehlen der Honigbiene innerhalb von drei Jahren auswirkenkönnte. (FW, BW)

• Die Schüler erkennen die komplexen Auswirkungen menschlicher Eingriffe in dienatürliche Lebensweise der Honigbiene und erarbeiten mithilfe zweier primärerQuellen Ursachen und Auswirkungen des Bienensterbens, sowie Maßnahmen zumSchutz der Bienen. (EG 4, BW 1-3)

• Die Schüler präsentieren ihre Ergebnisse unter angemessener Verwendung derFachsprache. (KK 1,2)

71

4. Diskussion

4.2.3.3 Methodische Überlegungen

Die folgenden Überlegungen und Materialien zur ökologischen Bedeutung der Honigbiene

werden unter Berücksichtigung der didaktischen Überlegungen erarbeitet. Die Materialien

sind so gestaltet, dass die Lehrperson wiederum als Lernbegleiter fungieren kann. Ein

einseitiger Frontalunterricht soll in jedem Fall vermieden werden, sodass die Schüler sich

die fachlichen Zusammenhänge weitestgehend selbst erarbeiten können. Die

Unterrichtseinheit zur ökologischen Bedeutung der Honigbiene ist im Vergleich weitaus

theoretischer als die Analyse von Bienenhonig und die Exkursion zur Schaumburger

Waldimkerei, sorgt so allerdings auch für ein abwechslungsreiches Lernangebot für die

Schüler. Zum Abschluss der Exkursion haben die Schüler sich bereits einleitende

Gedanken zum Zweck der Nektarproduktion der Blütenpflanzen gemacht. Diese

Überlegungen können nun aufgegriffen und mithilfe eines Sachtextes (auf AB 2), der

neben der Nektarproduktion auch auf die auffälligen Blüten und Düfte eingeht, bestätigt

oder korrigiert werden. Diese Phänomene weisen einen Lebensweltbezug auf und leiten so

das abstrakte Thema der ökologischen Bedeutung der Biene verständlich ein. Zuerst aber

werden die Schüler mit einem biologischen Fachbegriff, der Symbiose, vertraut gemacht

und stellen Vermutungen über die jeweiligen Vorteile der Symbiose für Honigbienen und

Blütenpflanzen an. Diese Erarbeitung kann in Partnerarbeit erfolgen, wodurch die Schüler

die Möglichkeit haben, gemeinsam zu rätseln und Aussagen des Anderen zu widerlegen

oder zu bestätigen, was einer lockeren Arbeitsatmosphäre zuträglich ist.

Das Arbeitsblatt zur Symbiose kann wie folgt gestaltet sein:

72

4. Diskussion

73

Die ökologische Bedeutung der Honigbiene

AB 1 Honigbienen und Blütenpflanzen – Eine Symbiose

Lies dir die Definition einer Symbiose aufmerksam durch.

Symbiose: Die Symbiose (von altgriechisch σύν sýn, deutsch ‚zusammen‘ sowie

altgriechisch βίος bíos, deutsch ‚Leben‘) bezeichnet das Zusammenleben zweier

Lebewesen verschiedener Arten zu beiderseitigem Vorteil im Hinblick auf biologische

Fitness, Fortpflanzung, Überlebenswahrscheinlichkeit oder verbesserten Stoffwechsel.

Daher ziehen beide Organismen aus der Beziehung einen Nutzen; im Gegensatz zum

Parasitismus, bei dem nur eine Art profitiert, während die andere Art geschädigt wird.

Stelle eine Vermutung an, worin die Symbiose zwischen Honigbienen und

Blütenpflanzen besteht:

______________________________________________________________________

______________________________________________________________________

Welchen Vorteil haben die Honigbienen, beziehungsweise die Blütenpflanzen, durch die Symbiose? Benenne die Vorteile und trage sie in die entsprechenden Kästen ein.

Symbiose: Honigbiene und Blütenpflanze

Vorteil der Symbiose für die Honigbiene:

Vorteil der Symbiose für die Blütenpflanze:

4. Diskussion

Die ökologische Bedeutung der Honigbiene zeichnet sich durch ihre enorme

Bestäubungsleistung aus, die sie nur beiläufig während ihrer Nahrungssuche erfüllt. Die

Schüler können sich unkompliziert und einfach mit diesem Thema auseinandersetzen,

indem sie einen Sachtext lesen und Verständnisfragen zu diesem beantworten. Die Fragen

thematisieren die Symbiose zwischen Biene und Blütenpflanze, die Blütenstetigkeit der

Honigbiene und die Bestäubungsleistung der Honigbienen. Zur Überprüfung der

Antworten könnte die Lehrkraft die Antwortzettel einsammeln, oder aber die Schüler

überprüfen und verbessern sich gegenseitig, indem die Extrazettel mit den Antworten

untereinander getauscht und von jeweils einem Mitschüler gelesen, korrigiert und

kommentiert werden. Zur Sicherung kann die ökologische Bedeutung noch einmal im

Plenum besprochen werden. Hiernach sind die Schüler in der Lage, die ökologische

Bedeutung der Honigbiene zu beschreiben. Vertieft wird ihr neuerworbenes Wissen durch

eine Auseinandersetzung mit einem hypothetischen Szenario. Dazu überlegen die Schüler,

wie sich die Welt innerhalb von drei Jahren verändern würde, wenn es keine Honigbienen

mehr gäbe. Hier bietet sich eine kreative Auseinandersetzung mit der Fragestellung an. Die

Schüler können einen kurzen Aufsatz verfassen und, in niedrigeren Jahrgangsstufen, ein

Bild malen. Die Bearbeitung dieser Aufgabe bietet der Lehrperson auch eine Möglichkeit

der Lernzielüberprüfung, da theoretische Inhalte verstanden sein müssen, um ein

begründetes, folgerichtiges und umfangreiches Szenario zu entwerfen.

Die Arbeitsblätter zur Bestäubungsleistung und ökologischen Bedeutung können so

gestaltet sein:

74

4. Diskussion

75

Die ökologische Bedeutung der Honigbiene

AB 2 Die Bestäubungsleistung der Honigbiene

Lies den Sachtext und beantworte die drei Fragen zur ökologischen Bedeutung der

Honigbiene auf einem Extrazettel.

Die heutige Honigbiene befindet sich bereits seit 80 – 100 Millionen Jahren auf der Erde und ist eine „Grundpfeiler-Spezies unseres Ökosystems“. Sie stellt – nach Schwein und Rind – das dritt-wichtigste und gleichzeitig kleinste Nutztier des Menschen dar. Der Honigbiene verdanken wir nicht nur die Honig- und Wachsproduktion, sondern auch die große Artenvielfalt unserer Blütenpflanzen. Bienen und Blütenpflanzen leben in Symbiose miteinander. Beim Sammeln von Nektar und Pollen in und an den Blüten bleiben immer einige Pollenkörner im Haarkleid der Bienen haften, die dann beim Besuch der nächsten Blüten der gleichen Art auf deren klebrige Narben übertragen werden können, wo es dann zur Befruchtung und Entwicklung von Früchten kommt. Dieser Vorgang wird als Bestäubung bezeichnet. Eine einzige Honigbiene bestäubt etwa 2.000 Blüten pro Tag. Etwa ein Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion hängt von der Bestäubung der Honigbiene ab, wobei neben der Bestäubung von Obstbäumen und Beeren auch die Bestäubung von Wildpflanzen berücksichtigt werden muss, welche die Nahrungsgrundlage zahlreicher wildlebender Tiere bilden.Im Vergleich zu allen anderen bestäubenden Insekten liegt für die Pflanzen ein besonderer Vorteil in der Bestäubung durch Honigbienen. Honigbienen besuchen während ihrer Sammelflüge immer nur eine Pflanzenart, solange diese ihnen noch ein ausreichendes Nahrungsangebot bietet, und sichern so die Befruchtung mit notwendigerweise artengleichem Pollen. Dieses Phänomen wird als Blütenstetigkeit bezeichnet. Ebendiese Blütenstetigkeit der Honigbiene sorgt für eine erfolgreiche Bestäubung und Vermehrung vieler Blütenpflanzen. Die Honigbiene ist mit über 80 % an der Bestäubung insektenbestäubter Pflanzen beteiligt, wozu auch viele unserer Nutzpflanzen gehören. Ohne die Honigbienen müssten wir nicht nur auf direkte Bienenprodukte wie Honig und Bienenwachs, sondern auch auf einen großen Teil Obstbäume, Raps, Sonnenblumen, Erbsen, Bohnen, Paprika, Tomaten, Gewürzkräuter und Wein verzichten. All diese Pflanzenarten bedürfen ausschließlich der Bienenbestäubung (Honigbienen und Wildbienen).Für die enorme Bestäubungsleistung durch die Biene investieren die Blütenpflanzen neben auffälligen Blüten und anziehenden Düften in den süßen Nektar, der die Bienen anlockt, belohnt und einen wichtigen Teil ihrer Nahrungsgrundlage bildet. Die Bienen bestäuben die Blüten also „nebenbei“!

1. Warum investieren Blütenpflanzen Energie in auffällige Blüten, betörende Düfte und süßen Nektar?

2. Erkläre den Begriff „Blütenstetigkeit“.

3. Erläutere die ökologische Bedeutung der Honigbiene mit deinen eigenen Worten.

4. Diskussion

76

Die ökologische Bedeutung der Honigbiene

AB 3 Eine Welt ohne Honigbienen

Ein Gedankenexperiment:

Stell dir vor, noch dieses Jahr stirbt die Honigbiene aus. Wie verändert sich die Welt in

den kommenden drei Jahren? Schreibe einen kurzen Aufsatz und begründe deine

Vorstellungen. Solltest du mehr Platz benötigen, benutze die Rückseite.

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

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_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

Hier kannst du ein passendes Bild malen:

4. Diskussion

Nachdem die ökologische Bedeutung der Honigbiene geklärt wurde, sollte nun das aktuelle

massenhafte Bienensterben thematisiert werden, um die Schüler mit diesem akuten

Problem zu konfrontieren und sie für die Notwendigkeit des nachhaltigen Schutzes der

Honigbiene zu sensibilisieren. Dazu kann einleitend eine Szene des mehrfach

ausgezeichneten Films More Than Honey (2012), der 2013 den Deutschen Filmpreis für

den Besten Dokumentarfilm gewonnen hat, geschaut werden. In dieser Szene (beginnt bei

Minute 56 und dauert etwa 5 Minuten) wird die Bestäubung der Blüten durch den

Menschen gezeigt, die in einer chinesischen Region notwendig war, nachdem die Bienen

dort ausgestorben waren. Die DVD beziehungsweise BluRay mit dem Film und

Zusatzmaterial ist aktuell ab rund 8 € erhältlich. Der gesamte Film dauert 95 Minuten und

thematisiert sowohl die ökologische und ökonomische Bedeutung der Honigbiene, wie

auch das weltweite Bienensterben. Aufgrund der Länge des Films ist ein vollständiges

Sehen am Ende der Unterrichtseinheit zu empfehlen. Die Szene ab Minute 56 dient im

Unterricht als stiller Impuls, um die Aufmerksamkeit der Schüler für dieses bedeutsame

Thema zu gewinnen. Dazu können anschließend Fragen wie „Was habt ihr gesehen?“,

„Was meint ihr, was die Personen machen und warum?“ gestellt werden, bevor die Schüler

auf das aktuelle Bienensterben hingewiesen werden. Anschließend erarbeiten die Schüler

eigenständig Ursachen des Bienensterbens, die Auswirkungen und mögliche Maßnahmen

zum Schutz der Bienen. Dazu erhalten alle Schüler zwei Artikel (primäre Quellen, siehe

Anhang), Das Bienensterben – Ursachen und Folgen (simplyscience.ch o.J.) sowie Die

Biene: eines der wichtigsten Nutztiere (BMU 2013), mit deren Hilfe sie die Themen

arbeitsteilig durch die Methode des Gruppenpuzzles4 aufarbeiten. Durch das

Gruppenpuzzle werden alle Schüler gleichermaßen aktiviert. Immer ein Schüler pro

Dreiergruppe bearbeitet jeweils entweder die Ursachen beziehungsweise Auswirkungen

des Bienensterbens oder die Gegenmaßnahmen. Die gefundenen Informationen werden

nun in Expertengruppen zu den einzelnen Themen diskutiert, bevor die Schüler ihr Wissen

den Mitschülern in der eigenen gemischten Stammgruppe vermitteln. Erwartete Ergebnisse

sind in folgender Tabelle zu lesen:

4 Gruppenpuzzle: Didaktische Methode bei der sich die Schüler zunächst in Stammgruppen einzeln über ein Teil-Thema informieren, sich über ihr Teil-Thema dann in Expertengruppen austauschen und anschließend wieder in ihre Stammgruppen zurückkehren, um ihr Wissen weiterzugeben, so dass letztendlich jeder Schüler über alle Teil-Themen informiert ist. (Niggli 2000)

77

4. Diskussion

Ursachen desBienensterbens

Auswirkungen desBienensterbens

Maßnahmen zum Schutzder Bienen

• Pestizideinsatz in der Landwirtschaft

• Krankheiten wie z.B. der Befall durch die Varroamilbe

• Veränderung der artenreichen Kulturlandschaft hin zu Monokulturen, wodurch die Bienen von heute auf morgen nicht mehr genügend Nahrung finden

• Übermäßige Bienenwanderungen

• Umweltänderungen: Klimawandel, Luftverschmutzung, Elektrosmog

• Bienen bestäuben 71 der 100 wichtigsten Nutzpflanzen weltweit, dieüber 90 Prozent der Ernährung der Menschheitsicherstellen (BMU 2013, SPIEGEL ONLINE 2011) → Hungersnöte

• Hungersnöte in der Tierwelt durch fehlende Pflanzen

• Rückgang der Artenvielfalt der bunten und duftenden Blütenpflanzen

• Aussterben der Honigbiene

• Vielfältiges Nahrungsangebot schaffen: bienenfreundliche Pflanzen aussähen, Wiesenmit blühenden Blütenpflanzen nicht mähen

• Varroamilbe bekämpfen durch Behandlung der Bienenvölker mit natürlichen Stoffen (Milchsäure/ Ameisensäure)

• Keine Pestizide und Insektizide verwenden

• Insektenhotels bauen• Regionale Produkte

kaufen, die die heimische Artenvielfalt fördern

• Honig vom Imker in der Region kaufen

• An Imker-AG teilnehmen• Andere informieren

Tabelle 4: Das Bienensterben. Ursachen, Auswirkungen und Maßnahmen.

Nach dem Zusammentragen und Präsentieren der Ergebnisse kann der Film More Than

Honey (2012) komplett gesehen werden, um die Gesamtthematik durch ausdrucksstarke

und ansprechende Bilder Revue passieren zu lassen. Der Film kann entweder

zusammenhängend oder kapitelweise geschaut werden. Dabei sollten sich die Schüler

notieren, was noch nicht gänzlich verstanden wurde. Im Anschluss an den Film erhalten

die Schüler die Möglichkeit sich über das Gesehene auszutauschen, offene Fragen zu

klären und besonders Beeindruckendes in Erinnerung zu rufen. Um für die Schüler

unangenehme Situationen zu vermeiden, könnten die zu klärenden Fragen auch

eingesammelt, von der Lehrkraft vorgelesen und im Plenum beantwortet werden.

Abschließend erfolgt die vertiefte Auseinandersetzung mit der eigentlichen Ursache des

Bienensterbens: dem anthropogenen Einfluss. Dazu wenden die Schüler ihr erworbenes

Wissen an, um zu der Aussage „Der Mensch ist schuld am Bienensterben“ Stellung zu

nehmen. Die Arbeitsblätter zum Bienensterben können wie folgt gestaltet sein:

78

4. Diskussion

Ursachen desBienensterbens

Auswirkungen desBienensterbens

Maßnahmen zum Schutzder Bienen

79

Die ökologische Bedeutung der Honigbiene

AB 4 Das Bienensterben

Du hast nun bereits einiges zur ökologischen Bedeutung der Honigbiene erfahren.

Besonders alarmierend ist die aktuelle Entwicklung des weltweit massenhaften

Bienensterbens. Es ist besonders wichtig die Ursachen dieses Bienensterbens zu

ergründen, um so gezielt Schutzmaßnahmen treffen zu können.

Eure Aufgabe ist es nun in Dreiergruppen die Ursachen des Bienensterbens, die

Auswirkungen des Bienensterbens und mögliche Maßnahmen zum Schutz der Bienen zu

erarbeiten.

Geht wie folgt vor: 1. Einigt euch dazu in eurer Gruppe, wer welches Thema bearbeitet (alle drei Themen

müssen bearbeitet werden).2. Lies die beiden Artikel nun aufmerksam durch, markiere dabei Aussagen zu

deinem Thema und fasse die wichtigsten Aussagen stichpunktartig zusammen.3. Triff dich mit den anderen Mitschülern die ebenfalls dein Thema bearbeitet haben

und tauscht euch aus. Fallen euch auch Dinge ein, die nicht im Text genannt werden?

4. Kehre zurück in deine Dreiergruppe und informiere die anderen über dein Thema.5. Fülle die Tabelle unten aus.

4. Diskussion

80

Die ökologische Bedeutung der Honigbiene

AB 5 More Than Honey (2012)

Notiere hier während des Films stichpunktartig, was dir noch unklar ist:

„Der Mensch ist schuld am Bienensterben!“

Nimm begründet Stellung zu dieser Aussage. Benutze auch die Rückseite, solltest du

mehr Platz benötigen.

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4. Diskussion

Eine weitere schüleraktivierende Aufgabe kann durch eine Hausaufgabe gestellt werden.

Die Schüler sollen sich mit ihren Eltern oder guten Freunden über das Bienensterben

unterhalten und sich mögliche Maßnahmen überlegen, wie sie selbst dem Bienensterben in

ihrem Alltag entgegenwirken können. Dabei können neben den Maßnahmen in Tabelle 4

auch der Schutz von Ackerrandstreifen, eine eigene Bienenweide, Nisthilfen für

Wildbienen, die Unterstützung regionaler Imkereien und Informationsverbreitung genannt

werden. Mit der Analyse von Bienenhonig, dem Besuch der Schaumburger Waldimkerei

und der ökologischen Bedeutung der Honigbiene wurde nur ein kleiner Teil der

Gesamtthematik bearbeitet. Weiterführend können andere Themen wie beispielsweise die

Lebensweise der Honigbiene, die Organisation im Bienenstock, ein Bienenstock im

Jahresverlauf oder die Biologie der Bienen detailliert behandelt werden.

4.2.4 Zielgruppenorientierung des Unterrichtsvorschlags

Die Sekundarstufe I erstreckt sich über sechs Jahrgangsstufen von Klasse 5 bis

einschließlich 10, die Sekundarstufe II von Klasse 11 bis 13. Da sich das

Schwierigkeitsniveau der Klassenstufen stark unterscheidet, müssen die genutzten

Materialien und Methoden den jeweiligen Jahrgangsstufen entsprechend angepasst werden.

Nach einer kurzen Einordnung der Zielgruppenorientierung der bereits vorgestellten

didaktischen und methodischen Überlegungen, werden weiterführende Anpassungen

vorgeschlagen.

Die Analyse von Bienenhonig

Die vorgestellten Arbeitsblätter zum Thema können in dieser Form ab der 10. Klasse, sehr

gut auch als Einführung in der Oberstufe, genutzt werden. Oberstufenschüler können die

Honigproben nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ auswerten. Hierbei kann auch

auf die Interpretation der Ergebnisse bezüglich der Über- oder Unterrepräsentanz der

Pollenkörner im Honig eingegangen werden (siehe 4.2.1.1). Für jüngere Schüler bis

einschließlich Klasse 9 sind die vorliegenden Arbeitsblätter zu anspruchsvoll. Dies liegt

daran, dass die Mehrheit der jüngeren Schüler noch schnell entmutigt ist, wenn sich

kleinere Erfolgserlebnisse nur langsam oder sehr mühsam einstellen. Zum einen sind die

Arbeitsblätter für die unteren Jahrgänge fachterminologisch überfrachtet, zum anderen

81

4. Diskussion

führt das ausdauernde und intensive Arbeiten am Mikroskop schnell zu

Ermüdungserscheinungen. Die hinleitenden Arbeitsblätter 1, 2 und 3.1, sowie der

Blütezeit-Kalender auf AB 4 können auch für junge Schüler so bestehen bleiben, die

Bestimmungskriterien und der Pollenkorn-Katalog sollten allerdings vereinfacht und

gekürzt werden. Dies kann durch eine Umfangsreduzierung v.a. des Pollenkorn-Katalogs

auf eine, maximal zwei, DIN-A4-Seiten, bestehend aus besonders häufig zu erwartenden

Pollenkörnern (siehe 3.2), erreicht werden. Die Schüler werten ihre Honigprobe durch

Wiederfinden spezifischer Pollenkörner aus. Einige Pollenkörner, wie die des Heidekrauts,

des Raps, des Holunders oder der Linde sind gut zu identifizieren, sodass die Schüler auch

durch die Bestimmung nur weniger Pollenkörner zuordnen können, wann die Bienen den

Honig produzierten. Neben der Umfangsreduzierung der Bestimmungsmaterialien sollten

zusätzlich möglichst viele Fachbegriffe auch mit deutschen Begriffen erklärt, oder auch

gänzlich ersetzt werden. Je nach Lerngruppe könnte es auch von Vorteil sein die

Pollenkörner schematisch statt durch mikroskopische Fotografien darzustellen. Dies kann

allerdings auch für Verwirrung sorgen, da das tatsächlich unter dem Mikroskop zu sehende

optisch sehr von einer schematischen Skizze abweicht. Ein vereinfachter, schematischer

Pollenkorn-Katalog ist auf der Website des Schulbiologiezentrums Hannover (o. J.) zu

finden. Die Entscheidung schematische Darstellungen in den Bestimmungskriterien oder

im Pollenkorn-Katalog zu verwenden sollte also im Hinblick auf die spezifische

Lerngruppe getroffen werden. Für die Zusammenstellung verkürzter und vereinfachter

Materialien können Lehrkräfte die Gesamtübersicht der Bestimmungskriterien und des

Pollenkorn-Katalogs dieser Arbeit verwenden.

Die Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker

Die erarbeiteten Materialien zur Exkursion können in dieser Form sehr gut in Klasse 5 und

6 genutzt werden. Die Arbeitsblätter bieten den Schülern an vielen Stellen Unterstützung in

spielerischer Form durch vorgegebene Optionen, kurze Texte und vorbereitete Tabellen.

Insbesondere während einer Exkursion mit jungen Schülern ist dies von Vorteil für eine

schnelle und begleitende Bearbeitung. Für Schüler höherer Klassenstufen können viele

Hilfestellungen reduziert werden. Während der Vorstellung der Werkzeuge eines Imkers

könnten ältere Schüler eigenständig, unter Vorgabe einer bestimmten Anzahl, Gegenstände

und Funktionen auflisten. Statt eines Honigtests im Multiple-Choice-Design könnte der

82

4. Diskussion

Arbeitsauftrag lauten, den Honig unter Nutzung möglichst aller Sinne mit Adjektiven zu

beschreiben und dies zu notieren. Der tatsächliche Weg des Honigs von der Blüte bis ins

Glas könnte von den Schülern selbstständig stichpunktartig dargestellt werden, nachdem

sie ihre Vorstellungen zum Ablauf spekulativ geäußert haben. Der Schwerpunkt der

Exkursion könnte, statt auf der primären Begegnung mit der Honigbiene, auch bereits auf

der ökologischen Bedeutung der Biene liegen. Dabei kann ausführlicher auf die

verschiedenen Blütenpflanzen auf dem Gelände und die Bestäubungsleistung der Biene

eingegangen werden. Hierzu befinden sich auf dem Imkereigelände viele Informationen

auf Tafeln, Schildern und an Wänden. Diese könnten zusammengetragen und thematisiert

werden. Auch können die Schüler Hypothesen zur Symbiose von Bienen und

Blütenpflanzen sowie den Folgen eines eventuellen Aussterbens der Honigbiene anstellen.

So wird den Schülern die Wichtigkeit der Thematik und die Bedeutung der Exkursion noch

einmal verdeutlicht. In der Oberstufe können vorab bestimmte Fragestellungen festgelegt

werden zu denen die Schüler während der Exkursion Informationen sammeln, diese

selbstständig aufbereiten und im Nachgang präsentieren. Auch die inhaltliche

Auseinandersetzung in Form eines kurzen Aufsatzes zu einem geeigneten Thema ihrer

Wahl wäre möglich. Der vorliegende Evaluationsbogen für die Exkursion kann in allen

Klassenstufen genutzt werden.

Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera)

Die Arbeitsaufträge für dieses Thema basieren größtenteils auf der Arbeit mit und an

Texten. Dies ist nötig, um den Schülern das nötige Hintergrundwissen zur Verfügung zu

stellen. Die Menge und Art der Informationstexte und Artikel des vorliegenden

Unterrichtsvorschlags können in dieser Form von Klasse 8 bis einschließlich 10 genutzt

werden. Wie auch bei den zwei anderen Teilthemen, kann der hinleitende Arbeitsauftrag –

hier die Hypothesenbildung bezüglich der Symbiose von Bienen und Blütenpflanzen – in

allen Jahrgängen durchgeführt werden. Die Arbeitsaufträge auf den AB 2 – 5 sind für alle

Jahrgänge der Sekundarstufe I und II angemessen. Einzig Umfang und Auswahl der

Sachtexte und Primärquellen sollten an die Klassenstufe angepasst werden. In Jahrgang 5

und 6 ist besonders darauf zu achten wenige, kurze und leicht verständliche Texte

auszuwählen. Es sollten nur vereinzelt Fachtermini und Fremdwörter enthalten sein. In

Jahrgang 8 sollte das Lesen von mehreren langen Texten noch von kleinen

83

4. Diskussion

Arbeitsaufträgen unterbrochen sein, um die Schüler zu aktivieren und zu motivieren. Um

das Sammeln von Informationen abwechslungsreich zu gestalten, können die Schüler auch

andere Quellen wie Podcasts, Radiobeiträge, Videos und Interviews nutzen, sofern der

Unterrichtsraum über die Möglichkeiten zur Bereitstellung ebendieser verfügt. Sowohl

Schüler als auch Lehrkräfte werden im Internet zur Bedeutung und Wichtigkeit der

Honigbiene äußerst schnell fündig. Eine mögliche Anpassung des vorliegenden

Unterrichtsvorschlags zu diesem Thema für die Sekundarstufe II besteht darin, die Schüler

selbstständig Informationsquellen suchen und auswerten zu lassen. Hierzu kann eine

umfassende Fragestellung, beziehungsweise ein mehrschichtiger Arbeitsauftrag, erstellt

werden, der die Schüler, eventuell in Partnerarbeit, zu einer ausführlichen Bearbeitung des

Themas veranlasst. Hierzu steht den Schülern frei, neben dem Internet auch Büchereien,

Imkereien oder andere Quellen in ihre Recherchen einzubeziehen. Der Film More Than

Honey (2012) kann in allen Jahrgangsstufen gezeigt werden. In unteren Klassenstufen

sollten mehrere Unterbrechungen eingeplant und Abschnitte besprochen werden,

wohingegen Oberstufenschüler den Film problemlos ohne Unterbrechung schauen können.

84

5. Fazit

5. Fazit

Honigbienen werden von vielen Menschen als störende oder sogar gefährliche Insekten

angesehen und das, obwohl sie – ganz nebenbei – eine so wichtige Aufgabe als Bestäuber

und Ernährer der Weltbevölkerung übernehmen. Besonders in Zeiten des globalen

Bienensterbens ist es nötig die Schüler über biologische Zusammenhänge und die

ökologische Bedeutung der Honigbiene für unseren Planeten aufzuklären, denn, nur was

man kennt, kann man schätzen und auch schützen. Die Betrachtung der an

niedersächsischen Gymnasien genutzten Kerncurricula und Lehrwerke zeigt auf, wie

wenig Bedeutung der Honigbiene im Schulunterricht zukommt. Der in dieser Arbeit

entwickelte Unterrichtsentwurf kann Lehrpersonen während der Organisation und Planung

des Biologieunterrichts zur Bedeutung der Honigbiene unterstützen. Das weltweite

Interesse am Wohlergehen der Honigbiene, in biologischer wie gesellschaftlicher Hinsicht,

legitimiert die dringend nötige Aufklärung und damit den in dieser Arbeit enthaltenen

Unterrichtsvorschlag. Hierbei bilden die drei Unterthemen „Die Analyse von

Bienenhonig“, „Die Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker“ und „Die

ökologische Bedeutung der Honigbiene“ den Schwerpunkt. Die Ausgestaltung des

vorliegenden Unterrichtsvorschlags erfolgte sehr ausführlich mit dem Ziel die Schüler eine

Forscherrolle einnehmen zu lassen, welche sie motiviert sich selbstständig Wissen

anzueignen, das zum nachhaltigen und gewissenhaften Umgang mit Bienen und der Natur

führt. Das umfangreiche Material kann in voller Gänze in einer Projektwoche oder in

einem Wahlpflichtunterricht behandelt werden. Für den wöchentlichen Biologieunterricht,

der oft eine verkürzte Betrachtung der Themen erzwingt, können Lehrkräfte einzelne Teile

entnehmen.

Einen Ausblick stellen die Aufarbeitung weiterer Themen rund um die Biene und die

Konzeptionen eines ausführlichen fächerübergreifenden Unterrichtsentwurfs sowie eines

Unterrichtsvorschlags bezüglich des generellen Insektensterbens dar, das in dieser Arbeit

exemplarisch anhand des Bienensterbens thematisiert wurde, da Bienen für die Umwelt

und den Menschen von besonderer Bedeutung sind.

85

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XCII

Abbildungsverzeichnis und Tabellenverzeichnis

Abbildungen

Titelbild: Jugendliche des Jugendring Obernkirchen e. V. probieren frischen

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Böker, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 1: Standort der Schaumburger Waldimkerei.

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Abbildung 2: Blick von der Streuobstwiese auf das Bienenhaus (mittig) und das

Haupthaus (rechts).

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 3: Interessierte Besucher des Honigfests.

Gehrmann, A. (2016): Unveröffentlicht.

Abbildung 4: Bemalte Bienenkästen.

Gehrmann, A. (2016): Unveröffentlicht.

Abbildung 5: Kamerun-Schafbock.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 6: Blühfläche mit vorwiegend Phacelia.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 7: Bienenhaus.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 8: Blick aus dem Bienenhaus in die Landschaft.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

XCIII

Abbildung 9: Bienenschaukasten.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 10: Schaumburger Gold und Stadthäger Frühling.

Schaumburger Waldimkerei (o. J.): Produkte. In: http://wald-imkerei.de/unsere-produkte/.

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Abbildung 11: Honigsortiment.

Schaumburger Waldimkerei (o. J.): Produkte. In: http://wald-imkerei.de/unsere-produkte/.

Abruf am 30.07.2017.

Abbildung 12: Objektträger mit eingezeichnetem Schema der Pollenanalyse einer

Honigprobe.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 13: Ergebnis der Pollenanalyse vom Stadthäger Frühling.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 14: Ergebnis der Pollenanalyse vom Schaumburger Gold.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 15: Ergebnis der Pollenanalyse vom Heidehonig.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 16: Ergebnis der Pollenanalyse vom Lindenhonig.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 17: Vergleich der Inhaltsstoffe von Honig und Haushaltszucker.

Schaumburger Waldimkerei (o. J.): Wissenswertes. In: http://wald-

imkerei.de/wissenswertes/. Abruf am 30.07.2017.

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Abbildung 18: Schematischer Bau eines Pollenkorns.

Horn, H. / Lüllmann, C. (1992): Das große Honigbuch. Entstehung, Gewinnung,

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Abbildung 19: Imkerin demonstriert die Werkzeuge eines Imkers.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 20: Lageplan des Imkereigeländes.

Giehl, A. (o. J.): Unveröffentlicht.

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Dierker, W. (o. J.): Die Honigbiene. In: http://www.bienen-pate-bremen.de/die-

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Abbildung 22: Von Varroamilbe befallene Larve.

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Abbildung 23: Raps-Monokultur in Reinsdorf, Landkreis Schaumburg.

Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

Abbildung 24: Beschriftetes Mikroskop auf AB 1, Die Analyse von Bienenhonig.

bioskop 7/8 (Gymnasium Niedersachsen) 2015. Westermann Verlag, Braunschweig, S.18 f.

Abbildung 25: Bild zur Anfertigung eines Präparates auf AB 2, Die Analyse von

Bienenhonig.

Biologie heute 7/8 (Sekundarstufe I – Gymnasien in Niedersachsen G9) 2015. Schroedel

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Abbildung 26: Bienen auf Waben auf AB 3.1, Die Analyse von Bienenhonig.

Gehrmann, A. (2016): Unveröffentlicht.

XCV

Abbildung 27 – Abbildung 43: Bestimmungskriterien auf AB 3.2 und 3.3, Die Analyse

von Bienenhonig.

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Abbildung 44 – Abbildung 60: Pollenkorn-Katalog auf AB 3.4 – AB 3.6, Die Analyse

von Bienenhonig.

Ohe, K. & W. v. d. (2007): CMS Celler Melissopalynologische Sammlung. 3. Auflage.

Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit – Institut

für Bienenkunde Celle. Celle.

Abbildung 61: Die Arbeitsmaterialien eines Imkers auf AB 2, Zu Besuch beim Imker.

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Abbildung 62 – Abbildung 66: Honig – Von der Blüte bis ins Glas auf AB 4, Zu

Besuch beim Imker.

1., 2. und 4. Abbildung von oben: Deutscher Imkerbund e. V. (o. J.): Die Honigbiene –

Stationenlernen für den Unterricht. S. 57. In: http://deutscherimkerbund.de/

userfiles/Kinder_Jugendseite/Bienen_Extras/Honigbiene_Stationen_lernen_

Web.pdf. Abruf am 30.07.2017

3. Abbildung von oben: Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.

5. Abbildung von oben: Schaumburger Waldimkerei (o. J.): Produkte. In: http://wald-

imkerei.de/unsere-produkte/. Abruf am 30.07.2017.

Abbildung 67: Symbiose: Honigbiene und Blütenpflanze auf AB 1, Die ökologische

Bedeutung der Honigbiene.

Sonsteby (o. J.): Wallpapers. In: https://wall.alphacoders.com/big.php?

i=541623&lang=German. Abruf am 30.07.2017.

XCVI

Abbildung 68: Honigbiene auf AB 2, Die ökologische Bedeutung der Honigbiene.

Schaumburger Waldimkerei (o. J.): Homepage. In: http://wald-imkerei.de/. Abruf am

30.07.2017.

Tabellen

Tabelle 1: Genutzte Lehrwerke niedersächsischer Gymnasien..............................................8

Tabelle 2: Honigproben der Schaumburger Waldimkerei....................................................14

Tabelle 3: Thematische Einbettung der Biene und des Mikroskopierens in aktuellen

Biologielehrwerken verschiedener niedersächsischer Gymnasien.......................................23

Tabelle 4: Das Bienensterben. Ursachen, Auswirkungen und Maßnahmen.........................78

XCVII

Anhang

Zugelassene Lehrwerke für die Sekundarstufen I und II

Markierte Lehrwerke siehe 2.2

Schulform Fach Verlag Titel Untertitel Jahrgang ISBN AktenzeichenGenehmigt

bis

Gymnasium Sek I

Biologie Cornelsen Biosphäre 5/6 Ausgabe Niedersachsen (G9)

506-420048-7

19.767 2021

Gymnasium Sek I

Biologie Cornelsen Biosphäre 7/8 Ausgabe Niedersachsen (G9)

706-420212-2

19.768 2021

Gymnasium Sek I

Biologie Cornelsen Biosphäre 9/10 Ausgabe Niedersachsen (G9)

1006-420062-3

19.797 2021

Gymnasium Sek I

Biologie Cornelsen Fokus Biologie 5/6 Ausgabe Niedersachsen (G9)

506-013623-0

19.765 2021

Gymnasium Sek I

Biologie Cornelsen Fokus Biologie 7/8 Ausgabe Niedersachsen (G9)

706-013624-7

19.766 2021

Gymnasium Sek I

Biologie Cornelsen Fokus Biologie 9/10 Ausgabe Niedersachsen (G9)

1006-013625-4

20.387 2023

Gymnasium Sek I

Biologie Klett Markl Biologie 1 für G9 512-150020-8

19.678 2021

Gymnasium Sek I

Biologie Klett Markl Biologie 2 1012-150030-7

19.650 2021

Gymnasium Sek I

Biologie Klett Natura 5/6 Biologie für Gymnasien 512-049301-3

19.677 2021

Gymnasium Sek I

Biologie Klett Natura 9/10 Ausgabe Niedersachsen G9 1012-049321-1

20.125 2022

Gymnasium Biologie Klett Natura Biologie 7/8 7 12- 19.757 2021

XC

VIII

Sek I 049311-2

Gymnasium Sek I

Biologie SchroedelBiologie heute 1 Niedersachsen

G8/G9 5507-87320-9

19.082 2019

Gymnasium Sek I

Biologie SchroedelBiologie heute 7/8 Niedersachsen

Ausgabe für G9 - Neubearbeitung

7507-87322-3

19.763 2021

Gymnasium Sek I

Biologie SchroedelBiologie heute 9/10 Niedersachsen

Ausgabe für G9 - Neubearbeitung

10507-87324-7

20.192 2022

Gymnasium Sek I

Biologie Westermannbioskop 5/6 Gymnasium Niedersachsen

Neubearbeitung, G8/G9 514-150620-4

18.701 2019

Gymnasium Sek I

Biologie Westermannbioskop 7/8 Gymnasium Niedersachsen

Ausgabe für G9 714-150633-4

19.666 2021

Gymnasium Sek I

Biologie Westermannbioskop 9/10 GymnasiumNiedersachsen

Ausgabe für G9 - Neubearbeitung

1014-150622-8

20.039 2022

Schulform Fach Verlag Titel Untertitel Jahrgang ISBN AktenzeichenGenehmigt

bis

Gymnasium Sek II

Biologie CornelsenBiologie Oberstufe – Gesamtband

11

Eingesehen: 464-17183-7statt 06-010345-4

20.290 2023

Gymnasium Sek II

Biologie Cornelsen Biosphäre: Evolution Ausgabe für die SEK II 1106-420050-0

20.043 2022

Gymnasium Sek II

Biologie Cornelsen Biosphäre: Genetik Ausgabe für die Sek. II 1106-420054-8

18.792 2019

Gymnasium Sek II

Biologie Cornelsen Biosphäre: Neurobiologie Ausgabe für die Sek. II 1106-420056-2

20.100 2022

Gymnasium Biologie Cornelsen Biosphäre: Ökologie Ausgabe für die Sek. II 11 06- 18.582 2018

XC

IX

Sek II 420052-4

Gymnasium Sek II

Biologie Klett Markl Biologie Oberstufe 1112-150010-9

20.126 2022

Gymnasium Sek II

Biologie KlettNatura Oberstufe Biologie für Gymnasien

Biologie Oberstufe für G9, Einführungs- und Qualifikationsphase

1112-049131-6

20.245 2022

Gymnasium Sek II

Biologie SchroedelBiologie Grüne Reihe Materialien S II

Genetik 11507-10910-0

19.330 2020

Gymnasium Sek II

Biologie Schroedel Biologie heute SII 11507-10980-3

20.341 2023

Gymnasium Sek II

Biologie SchroedelGrüne Reihe, Materialien Sek.II - Genetik

10507-10170-8

18.426 2018

Gymnasium Sek II

Biologie SchroedelGrüne Reihe, Materialien Sek.II - Neurobiologie

Neubearbeitung 11507-10182-1

19.961 2021

Gymnasium Sek II

Biologie SchroedelGrüne Reihe, Materialien Sek.II - Ökologie

10507-10174-6

19.022 2019

Gymnasium Sek II

Biologie SchroedelGrüne Reihe, Materialien Sek.II - Zellbiologie und Stoffwechsel

Neubearbeitung 11507-10178-4

19.637 2021

Gymnasium Sek II

Biologie SchroedelLinder Biologie Gesamtband

11507-10101-2

19.718 2021

Gymnasium Sek II

Biologie SchroedelLinder Biologie Niedersachsen SII

11507-10114-2

19.719 2021

Gymnasium Sek II

Biologie Westermann BIOskop Gymnasium S II Einführungsphase 1114-150599-3

19.712 2021

Gymnasium Sek II

Biologie WestermannBIOskop SII Niedersachsen

Qualifikationsphase 1114-150600-6

19.713 2021

C

Bestimmungskriterien von Pollenkörnern

CMS vom LAVES – Institut für Bienenkunde (Ohe 2007)

CI

CII

CIII

CIV

CV

CVI

CVII

CVIII

Prüfbericht für Lindenhonig des LAVES – Institut für Bienenkunde in Celle

CIX

CX

Das Bienensterben – Ursachen und FolgenSeit einigen Jahren beobachtet man weltweit ein mysteriöses Bienensterben – Milliarden von Honigbienen verschwinden, mit schwerwiegenden Folgen für Natur und Wirtschaft. Denn nach Rindern und Schweinen sind Honigbienen unsere drittwichtigsten Nutztiere. Sie stellen Honig her und sorgen als Bestäuber dafür, dass die Pflanzen Früchte tragen.

Die nur 2 Millimeter grosse Varroamilbe befällt sowohl Larven als auch erwachsene Honigbienen und saugt ihnen die Hämolymphe aus. Bild: Jacopo Werther/WIkimedia Commons, CC-Lizenz

Bienen besuchen mehrere Blüten, um Pollen oder Nektar zu sammeln und bestäuben dabei die Blüten. Bild: gorillaimages/Shutterstock.com

CXI

Bienen sind die wichtigsten Bestäuber – dank ihnen tragen Pflanzen Früchte

Albert Einstein soll einst gesagt haben: „Wenn die Bienen sterben, sterben vier Jahre späterauch die Menschen“. Ob das Zitat wirklich von Einstein stammt, ist ungewiss, doch Tatsache ist, dass ein grosser Teil unserer Nahrung von den Bienen abhängt. Denn Bienen sind die wichtigsten Bestäuber von Blütenpflanzen, und ohne Bestäubung bilden die Pflanzen keine Früchte. Mehr Infos zur Befruchtung von Pflanzen findest du im Artikel über die Bestäubung.

Neben den Bienen dienen zwar auch andere Tiere (zum Beispiel Hummeln) als Bestäuber, und einige Pflanzen (wie Reis oder Gerste) überlassen den Transport der Pollenkörner sogar dem Wind. Doch die Honigbienen sind hauptverantwortlich dafür, dass die Pflanzen Früchte tragen. Jeden dritten Bissen auf unserem Teller verdanken wir den fleissigen Insekten, ohne die es keine Äpfel, Gurken und Futterklee geben würde.

Die Bienengesundheit ist bedroht - auch in der Schweiz

Seit einigen Jahren sind die Honigbienenvölker in vielen Ländern von einem erst teilweise verstandenen Bienensterben betroffen. Im Frühling 2007 berichteten Imker aus Nordamerika, dass sie 30-90% ihrer Bienenkolonien verloren hätten. Für Imker ist es normal, dass ein Teil ihrer Bienenvölker den Winter nicht überlebt. Jedoch sind dies normalerweise 15-25% des Volkes, und nun waren es plötzlich mehr als die Hälfte. Auch in anderen Teilen der Welt werden Völkerverluste beobachtet. In der Schweiz haben etwa die Hälfte aller Bienenvölker den Winter 2011/12 nicht überlebt - der warme Frühling hattedie Ausbreitung von Krankheiten gefördert, und die Völker geschwächt. Dagegen sind im harten Winter 2012/13 nur etwa 15% der Bienenvölker in der Schweiz eingegangen, dies liegt unter dem üblichen Wert.

Ist eine Milbe schuld am Massensterben?

Als eine der Hauptursachen für das Massensterben der Bienen gilt eine kleine Milbe namens Varroa destructor. Der ursprünglich aus Asien kommende, 1-2 mm grosse Parasit befällt Bienenvölker auf allen Kontinenten ausser Australien – dorthin hat es der kleine Blutsauger noch nicht geschafft. Die Varroamilbe klammert sich sowohl an Bienenlarven als auch an erwachsene Honigbienen, ernährt sich von deren Hämolymphe und schwächt sie dadurch. Zudem kann sie weitere Krankheitsverursacher – vor allem Viren – übertragen, die den Bienen zu schaffen machen. Neben den Varroamilben gibt es noch zahlreiche andere Parasiten, die die Honigbienen befallen. Ein einzelliger Pilz der Gattung Nosema etwa, der bei erwachsenen Bienen eine Art tödlichen „Durchfall“ auslöst und hochansteckend ist.

Pflanzenschutzmittel gegen Schädlinge können auch Bienen beeinträchtigen

Viel diskutiert wird im Moment darüber, ob die Bienengesundheit auch durch den Gebrauch von bestimmten Pflanzenschutzmitteln belastet wird. Diese werden verwendet, um Schädlinge zu kontrollieren, doch sie können auch für die bestäubenden Bienen schädlich sein. Wissenschaftler haben die Zusammensetzung von Pollen und Bienenhonig untersucht und dabei Spuren von bis zu 170 verschiedenen Umwelt-Chemikalien gefunden. Vor allem Wirkstoffe, die zu der chemischen Gruppe der „Neonicotinoide“ gehören und Nervengifte für Insekten sind, können bei unsachgemässer Anwendung den Bienen schaden. Diese Pflanzenschutzmittel wirken auf den Orientierungssinn der Honigbienen ein, so dass diese nicht mehr zu ihrem Stock zurückfinden. Es ist daher

CXII

wichtig, dass sich die Bauern an die strengen Anwendungs-Vorschriften für die Pflanzenschutzmittel halten, um die Bienen nicht zu schädigen.Dass Rückstände dieser Pflanzenschutzmittel bei ihrem vorschriftsmässigen Einsatz in der Landwirtschaft allerdings den Verlust von ganzen Bienenvölkern bewirken können, ist unwahrscheinlich: weder in Feldversuchen noch in der Praxis konnte ein direkter Zusammenhang zwischen Bienensterben und Pflanzenschutzmitteln gezeigt werden. In Australien werden verbreitet Pflanzenschutzmittel eingesetzt, ohne dass es dort Anzeichen für ein Bienensterben gibt - dort fehlt die Varroa-Milbe als wichtiger Krankheitserreger derBienenvölker.

Wunderschön im Frühling, aber eine Bedrohung für die Artenvielfalt. Mandelbaumplantage. Bild: MilaCroft/Shutterstock.com

Aus wildlebenden Bienenvölkern wurden „Massenbestäubungs-maschinen“

Auch Stress spielt eine Rolle im Massensterben der Bienen. Unsere Landwirtschaft wird nämlich immer intensiver betrieben, um möglichst viel Ertrag zu erhalten. Das bedeutet, dass viele Landwirte auf grosse Monokulturen setzen, also auf riesige Plantagen, die aus nur einer Pflanzenart bestehen (z.B. Mandelbaumplantagen in den USA). Diese Umgebungist für viele Lebewesen zu „eintönig“, und es leben dort kaum natürlich vorkommende Bestäuber. Darum gibt es vor allem in den USA Imker, die ihre Bienenvölker auf Lastwagen verladen und mit ihnen Hunderte von Kilometern zurücklegen, von Monokulturzu Monokultur. Am Zielort angekommen, werden die Bienen freigelassen, um die Blüten zu bestäuben. Haben sie ihre Arbeit erledigt, werden die Völker zum nächsten „Arbeitsort“ gebracht. Der ganze Vorgang bedeutet viel Stress für die Honigbienen, und oft sterben ganze Völker während des Transports. Ausserdem ist diese Art von Ernährung für die Bienen sehr einseitig. Zusammen mit dem Stress führt dies dazu, dass die Insekten anfälliger für Krankheiten werden.

CXIII

Ein Zusammenspiel vieler Faktoren

Zusammengefasst vermuten Wissenschaftler, dass das Zusammenspiel der verschiedenen Ursachen (Krankheitserreger, Umweltchemikalien und Stress) zum Massensterben der Honigbienen führen kann. Doch wie genau diese Faktoren zusammenspielen und was man dagegen tun kann, ist noch unklar und wird intensiv untersucht. Sicher ist, dass wir Menschen die Honigbienen zu Nutztieren herangezüchtet haben, die ohne Medikamente von uns nicht mehr überleben können. Falls die Honigbienen aussterben würden, könnten etwa ein Drittel unserer Nahrungsmittel ausfallen. Ausserdem würde das zu einem riesigen wirtschaftlichen Verlust führen: 2005 wurden die weltweiten „Kosten“ für die Bestäubung auf 153 Milliarden Euro geschätzt. Was für Auswirkungen ein plötzliches Aussterben der Bienen auf das gesamte Ökosystem haben würde, kann man nicht voraussehen. Sicher ist, dass es ohne Bienen keine Artenvielfalt mehr gäbe, keine farbig leuchtenden und fein duftenden Blüten. Das Aussterben der Bienen würde eine gewaltige Lücke auf unserem Planeten hinterlassen.

Quelle: https://www.simplyscience.ch/teens-wissen/articles/das-bienensterben-ursachen-und-folgen.html

CXIV

Die Biene: eines der wichtigsten Nutztiere

Sie sorgen für die biologische Vielfalt und für die Vielfalt auf unseren Tellern: die Bienen. Sie sichern wichtige landwirtschaftliche Erträge und die Nahrungsquellen vieler Tierarten. Doch das Insekt ist zunehmend bedroht. Seit einigen Jahren sterben weltweit viele Bienenvölker, oft sind die konkreten Ursachen unklar. Für das rätselhafte Bienensterben scheinen unterschiedliche Faktoren verantwortlich. Welche sind das? Und welche Maßnahmen gibt es für den Bienenschutz?

Von den schätzungsweise mehr als 20.000 Bienenarten weltweit sind in Deutschland rund 550 heimisch. Dazu gehört auch die bekannteste – die Honigbiene. Allein ihr Beispiel zeigt, dass Bienen unverzichtbar sind für die Ökosysteme. Eine einzelne Honigbiene kann bis zu 4.400 Blüten pro Tag bestäuben, die Pelzbiene schafft mit 8.800 Blüten sogar doppelt so viele.

Großer wirtschaftlicher Nutzen

Schätzungen zufolge werden von den 100 Pflanzenarten, die über 90 Prozent der Ernährung der Menschen sicherstellen, 71 von Bienen bestäubt. In Europa zählen dazu 84 Prozent der 4.000 Gemüsearten und 264 Getreidearten, deren Ertrag zudem bis zu fünfmal höher ist als bei den Arten, die ohne Insekten auskommen. Hierzulande bestäuben die Bienen rund 80 Prozent der Nutz- und Wildpflanzen von der Karotte über die Tomate bis hin zum Klee. Das macht die Biene zu einem wichtigen Nutztier. Das Umweltbundesamt bewertet sie sogar als drittwichtigstes Nutztier nach Rind und Schwein.

Im Jahr 2008 haben französische und deutsche Wissenschaftler erstmals den globalen ökonomischen Nutzen durch die Bestäubung von Agrarpflanzen berechnet und ihn für das Jahr 2005 mit 153 Milliarden Euro beziffert. Laut Bundesumweltministerium beträgt alleinin Deutschland der volkswirtschaftliche Nutzen durch Bienen und das Bestäuben rund zwei Milliarden Euro pro Jahr.

Außerdem ist die Biene Honiglieferant. Jede und jeder Deutsche konsumiert pro Jahr im Schnitt ein Kilogramm Honig. Mit den rund 750.000 Bienenvölkern in Deutschland können die heimischen Imker diesen Bedarf lediglich zu 20 Prozent abdecken. Der Rest wird aus anderen Staaten innerhalb und außerhalb der EU importiert.

Biologische Vielfalt dank Bienen

Auch ein Großteil der biologischen Vielfalt sowie ihr Fortbestand ist stark von den Bienen abhängig – direkt und indirekt. Zum einen tragen sie durch die Bestäubung dazu bei, dass sich Blütenpflanzen selbst erhalten. Zum anderen dienen viele Pflanzen, deren Bestand vonder Bestäubung der Bienen abhängt, vielen Tierarten wiederum als Nahrung – zum Beipiel Rinder oder auch Feldhasen, die sich unter anderem von Klee ernähren. Außerdem ist die Biene selbst Teil der biologischen Vielfalt und allein deshalb schützenswert.

CXV

Tod der fleißigen Helfer: Welternährung gefährdet

Umso beunruhigender ist deshalb das weltweite Bienensterben. Im Jahr 2006 wurde das Phänomen, dass ganze Bienenvölker sterben oder verschwinden, erstmals in den USA beobachtet. In Deutschland starben zum Beispiel im Frühjahr 2008 zehntausende Bienenvölker am Oberrhein in Baden-Württemberg. Das Phänomen des Bienensterbens wird als "Colony Collapse Disease" (CCD) beschrieben, also als "Bienenvolk-Kollaps". Dabei verlassen die flugfähigen Bienen den Stock, und die Völker lösen sich auf.

Das Bienensterben trifft verschiedene Arten. Von den deutschen Wildbienenarten ist bereitsdie Hälfte vom Aussterben bedroht, auch die Zahl der Honigbienenvölker geht zurück. In Teilen Chinas sind die Bienen bereits verschwunden. Dort müssen Menschen deren Arbeit übernehmen und die Blüten von Hand bestäuben.

Diese Entwicklung hat Folgen für die Natur und damit auch für den Menschen. In einer Studie hat das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gezeigt, dass die Welternährung durch das Bienensterben bedroht ist. Der Mensch hat den Irrglauben entwickelt, der technische Fortschritt habe ihn im 21. Jahrhundert von der Natur unabhängig gemacht. Die Bienen zeigen, dass wir in einer Welt mit sieben Milliarden Menschen in Wahrheit viel mehr statt weniger von Dienstleistungen der Natur abhängen", sagt dazu etwa der UNEP-Leiter Achim Steiner.

Albert Einstein wird die Aussage zugeschrieben: "Stirbt die Biene, hat der Mensch noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr."

Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren

Die genaue Ursache für das Bienensterben ist dabei unklar. Vermutlich ist es ein Bündel verschiedener Faktoren, das zur Bedrohung der Insekten führt. So sollen etwa in der Landwirtschaft eingesetzte Pflanzenschutzmittel aus der Gruppe der Neonicotinoide Bienen gefährden, wie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Januar mitteilte.

Die Behörde hatte zuvor Studien ausgewertet, die zwar nach Angaben der EFSA selbst lückenhaft gewesen seien. Allerdings hätten sich dort klare Risiken für die Tiere gezeigt, wo konkrete Aussagen über die Effekte bestimmter Neonicotinoide – beispielsweise auf den Orientierungssinn der Bienen – möglich waren. Neonicotinoide sind neuartige systemische Pflanzenschutzmittel. Mit ihnen werden die Samen behandelt, und die Mittel verteilen sich dann auf alle Teile der wachsenden Pflanze.

Die Methode gilt als umweltfreundlicher, da nicht mehr großflächig Gift versprüht werden muss. Unklar ist, ob möglicherweise auch bestäubende Insekten vergiftet werden. Die Hersteller der Pflanzenschutzmittel bestreiten dies. Sie betonen, dass die kritisierten Pestizide der sicherste Schutz für Nutzpflanzen wie Raps, Mais, Sonnenblumen und Baumwolle vor Schädlingsbefall seien.

Am 29. April 2013 hat die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten – darunter auch Deutschland –einem von der EU-Kommission angestrebten Moratorium zugestimmt, das den Einsatz vonbestimmten neonicotinoidhaltigen Pflanzenschutzmitteln für solche Pflanzen einschränkt, die für Bienen besonders attraktiv sind, wie zum Beispiel Raps, Mais, Baumwolle und Sonnenblumen. Das Verbot, das die EU-Kommission jetzt auf den Weg bringen kann, soll zunächst für zwei Jahre gelten; danach soll überprüft werden, wie wirksam es war.

CXVI

Weniger Nahrung, weniger Nachwuchs

Auch der anhaltende Verlust der biologischen Vielfalt gilt als Faktor, der eine Rolle für das Bienensterben spielt. Mit dem Verschwinden von Blütenpflanzen reduziert sich auch die Vielfalt der Nahrungsgrundlage für Bienen. Diese brauchen diverse Pflanzen, um ihre Larven gut zu versorgen. Das ist entscheidend, damit das Immunsystem des Bienen-Nachwuchses stark ist und ihn weniger anfällig für Schädlinge macht. Hinzu kommt, dass der Klimawandel Blühzeiten sowie Niederschläge und damit das Pollenangebot verändert. 20.000 weitere Blütenpflanzen könnten ohne entsprechende Schutzmaßnahmen in den kommenden Jahrzehnten verschwinden, schätzt das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (kurz UNEP).

Tod durch Parasitenbefall

Erheblichen Schaden richtet vor allem auch die aus Asien nach Europa eingeschleppte Varroa-Milbe bei den Bienenvölkern an, ein Parasit der Honigbiene. Sie stellt derzeit das wohl größte Gesundheitsproblem für die Bienenvölker dar. Die Bekämpfung der Varroa-Milben steht daher im Mittelpunkt der Anstrengungen zur dauerhaften Verbesserung der Bienengesundheit. Außerdem haben Bienen mit weiteren Parasiten und Krankheitserregernzu kämpfen, wobei insbesondere Viruserkrankungen zugenommen haben.

Massenbienenhaltung in den USA

In den USA sind seit Beginn des Bienensterbens nahezu 80 Prozent aller Bienenvölker verschwunden. Vor allem in den USA kommt eine weitere Ursache dafür in Betracht: die Massenbienenhaltung. Diese schwächt vermutlich die Bienenvölker und trägt zu ihrem Rückgang bei. Diese Zusammenhänge thematisiert der Ende April 2013 mit dem deutschenFilmpreis ausgezeichnete Dokumentarfilm "More than Honey". Der Film zeigt unter anderem, wie Tausende Bienenvölker mit LKW weite Strecken durch das Land gefahren werden, von Monokultur zu Monokultur: Sie bestäuben erst Mandelplantagen im Süden, dann Apfel- und Kirschbäume weiter im Norden, und den Sommer über produzieren sie Honig. Diese Form der Imkerei bedeutet Stress für die Bienen und würde nicht ohne den Einsatz von Antibiotika funktionieren, da die Völker anfälliger für Krankheiten werden.

Bislang ist diese Dimension der kommerzialisierten Imkerei nicht mit dem deutschen Imkerwesen vergleichbar. Allerdings könnte sich das ändern, sobald auch in Deutschland und Europa die Bienenvölker noch stärker bedroht sind.

Wilde Wiese bis Bienenhotel

Die Ursache für das Bienensterben ist vermutlich ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Daher müssen auch Lösungsansätze für den Bienenschutz in verschiedene Richtungen zielen. Ein wichtiger Schritt ist der Schutz der natürlichen Lebensräume der Bienen. Dabei können auch Privatleute helfen: Wer blütenreiche Gärten anlegt, bietet vielen verschiedenen Arten Nahrung. Auch ist es sinnvoll, auf Pestizide im eigenen Garten zu verzichten. Nisthilfen für Wildbienen sind ebenfalls wichtig. Sie können zum Beispiel aus Laubholzklötzen gefertigt werden, in die Gänge von fünf bis zehn Zentimetern Tiefe und zwei bis zehn Millimeter Durchmesser gebohrt werden müssen. Aber auch waagerechtaufgehängte Bündel aus trockenen Pflanzenstängeln mit einem Durchmesser von drei bis zehn Millimetern tun ihren Dienst und können ohne großen Aufwand angefertigt werden.

Quelle: http://www.umwelt-im-unterricht.de/hintergrund/die-biene-eines-der-wichtigsten-nutztiere/

CXVII

Eidesstattliche Versicherung

Hiermit versichere ich, dass die Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die

angegebenen Hilfsmittel benutzt wurden, alle Stellen der Arbeit, die wörtlich oder

sinngemäß aus anderen Quellen übernommen wurden, als solche kenntlich gemacht

wurden und die Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde

vorgelegt wurde.

______________________________ _____________________________

Ort, Datum Unterschrift

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