Die Mendelssohns in der Jägerstraße · Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (bpk), Stiftung...

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B E R L I N M E N D E L S S O H N & C O Die Mendelssohns in der Jägerstraße Ausstellung in der Remise des Mendelssohn-Stammhauses in der Jägerstraße 51 14. Nov – 12. Dez 2004

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Die Mendelssohns in der Jägerstraße

Ausstellung in der Remise des Mendelssohn-Stammhauses in der Jägerstraße 51

14. Nov – 12. Dez 2004

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Die Mendelssohns in der Jägerstraße

Seit 1815 ist der Name Mendelssohn untrennbar mit der Jägerstraße verbunden. Inmitten des Bankenquartiers, im Umfeld von Salons und Schauspielhaus, von Konfektions-viertel und Kunstgalerien entfalteten die Mendelssohns ihre reiche Tätigkeit auf den Gebieten der Wirtschaft und der Wohltätigkeit, der Musikpfl ege und des Mäzenatentums. Auf der Grundlage ihres ökonomischen Erfolges stieg die Familie in das Großbürgertum auf. Durch ihr vielfältiges soziales, kulturelles und politisches Wirken erwarb sie sich ein heraus-ragendes Ansehen in allen Schichten der Gesellschaft. Aus der Jägerstraße, in der sie zeitweise sechs Häuser besaßen, wurden die Mendelssohns durch die Nationalsozialisten vertrieben, die auch die Bank in die Liquidation zwangen. Seit 1967 bringt die Mendelssohn-Gesellschaft, ab 2002 unter-stützt durch den von ihr initiierten Arbeitskreis Geschichts-meile Jägerstraße, das Mendelssohn-Erbe wieder zurück ins Berliner Gedächtnis.

1 Enthüllung der historischen Informationstafel „Mendelssohns in der Jägerstraße“ vor der Jägerstraße 52/53 durch den belgischen Botschafter, September 2003; © Privatbesitz

2 Franz von Mendelssohn und Joseph Joachim beim gemeinsamen Musizieren, um 1900; © bpk

3 Mendelssohn-Stammhaus Jägerstraße 51, nach 1938 genutzt durch das Reichsfi nanzministerium; © Landesdenkmalamt

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Chronik der Mendelssohns in der Jägerstraße 51

1815 Die Mendelssohn-Bank zieht in die Jägerstraße 51. Von hier aus nimmt sie ihren Aufstieg zu einer der größten deut-schen Privatbanken mit internationalen Geschäftsbeziehungen.

1839 Joseph Mendelssohn kauft die Jägerstraße 51, die auch als Wohnhaus genutzt wird. 1866 kommt die Jägerstraße 52 hinzu.

1893 Das dritte, heute noch erhaltene Bankgebäude Jägerstraße 49/50 wird eingeweiht.

1938 Die Mendelssohn-Bank wird von den Nationalsozialisten in die Liquidation gedrängt. Jägerstraße 51 und 49/50 müssen 1939 an das Reichsfi nanzministerium verkauft werden.

1948 Max Taut führt umfangreiche Umbaumaßnahmen an der vom Krieg verschonten Nummer 51 durch, die die historische Struktur des Hauses weitgehend vernichten.

1949 Die Defa, später die Hauptverwaltung Film nutzen die Räumlichkeiten.

1998 Die Jägerstraße 51 wird an die Mendelssohn-Erben rückübertragen und von diesen verkauft.

1999 Das Grundstück geht in das Eigentum der Berliner Ärzteversorgung über.

1 Jägerstraße 51 bis 53, um 1920; © bpk

2 Altbau der Mendelssohn-Bank und lang-jähriges Wohnhaus der Familie Mendelssohn, Jägertrasse 51, links der Bankneubau von 1872, um 1920; © bpk

3 Plan für eine Markthalle zwischen Jägerstraße und Hausvogteiplatz, H. Haubenreißer, 1865; © Stiftung Stadtmuseum Berlin

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Der Kranich - Sinnbild der Wachsamkeit

Kraniche, so die Legende, stellen während ihrer nächtlichen Flugpause immer einen Wachposten auf. Dieser nimmt, um sich vor dem Einschlafen zu schützen, einen Stein in die Kralle. In dem Augenblick, in dem der wachende Vogel vom Schlaf übermannt wird, entfällt der Stein seinem Fuß, und der Vogel erwacht. Schon Aristoteles bezeichnete dieses den Kranichen angedichtete Verhalten als unwahr. Die Geschichte mit dem Stein trifft allenfalls auf das Werfen kleiner Steine in die Luft bei Balztänzen und Flattersprüngen zu. Dennoch hat der steinhaltende Kranich seinen Siegeszug als Sinnbild für die Wachsamkeit durch alle Jahrhunderte beibehalten.Nach Äsop und anderen griechischen Dichtern haben sich rö-mische Schriftsteller wie Plinius der Ältere ebenso über den „Grus vigilans“ ausgelassen wie Verfasser religiöser Schriften im Mittelalter. Im 16.und 17. Jahrhundert war der Kranich eines der Hauptmotive sogenannter Emblembücher. Die Em-blembücher, eine eigene Kunst- und Literaturgattung, gelten als „Tugendlehrbücher in verblümter Rede“. Der wachsame Kranich wurde gleichfalls als Sinnbild für Klugheit, Fürsorge und Sorgfalt, für Demokratie und Gerechtigkeit herange-zogen und jeweils mit einem entsprechenden Leitspruch versehen. Auch viele Buchdrucker wählten den „Kranich mit Stein“ zu ihrem Motto. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde er fast zu einem „Zunftzeichen“, bis ihn darin die Eule ablöste.

(Text von Stephanie Wolff)

1 Entwurf für das Adelswappen Franz (von) Mendelssohns 1888, das dem zuständigen Heroldsamt jedoch zu schlicht war; © GStA PK

Der kluge Kranich„Du Hans“, so rief der Oberkranich,„Hast heut die Wache, drum ermahn´ ichDich ernstlich, halt dich stramm und paßGehörig auf, sonst gibt es was!“-Bald schlief ein jeder ein und sägte.Hans aber stand und überlegte.Er nahm sich einen Kieselstein,Erhob ihn mit dem rechten BeinUnd hielt sich auf dem linken nurIn Gleichgewicht und Positur.

Wilhelm Busch (1832 bis 1908)

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Impressum

Konzept, Koordination und Texte Dr. Ernst Siebel, Sebastian Panwitz

Design buschfeld.com - graphic and interface design, Berlin

Initiative Arbeitskreis Geschichtsmeile Jägerstraße

Veranstalter Jüdische Kulturtage Berlin 2004 in Kooperation mit der Stiftung Preußische Seehandlung

Unterstütztung Ärzteversorgung Berlin, Sal. Oppenheim & Cie. (Niederlassung Berlin) und WestLB (Niederlassung Berlin)

Leihgeber Mendelssohn-Gesellschaft e. V., Naturkundemuseum Berlin, Rainer Schelling, Prof. Dr. Julius H. Schoeps, Angelika von Mendelssohn-Siebeck und weitere Privatpersonen

Bildrechte Mendelssohn-Archiv, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, einschl. Depositum Mendelssohn-Gesellschaft (MA SBB PK), Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (bpk), Stiftung Stadtmuseum Berlin, Landesarchiv Berlin (LAB), Landesdenkmalamt Berlin, Bodleian Library Oxford, Privatbesitz

Zusätzliche Informationen unterwww.mendelssohn-gesellschaft.de . www.jaegerstrasse.de www.mendelssohn-enzyklopaedie.de . www.juedische-kulturtage.org sowie per eMail: [email protected] Reichhaltiges Quellenmaterial liegt im Mendelssohn-Archiv, Staatsbibliothek zu Berlin PK.

Zur weiterführende Lektüre seien empfohlen Sebastian Hensel: Die Familie Mendelssohn 1729-1847 (2002, Erstausgabe 1879); Mendelssohn-Studien, Bd. 1-13; Lothar Uebel: Die Mendelssohns in der Jägerstraße. Das Haus Mendelssohn Jägerstraße 51 in Berlin (2001).