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Kopfzünder 40 von Ingo Kaim Die Munitionsvorschriften für die Kriegsmarine (MDv 190,6A1 vom 10.11.1941 und MDv 170,63 aus 1940) beschreiben den KZ 40, der bei Sprenggeschossen der 3,7 cm Patronen L/4,1 für die SK C/30 und der 4 cm Patrone 28 L/4,5 der Flak 28 verwendet wurde. Die Leichtmetallausführung der Zünders [KZ 40 (Lm)] entspricht weitestgehend dem 3,7 cm KZ 40, allerdings unterscheidet er sich durch ein feststehendes Eingangsanzündhütchen (12) und eine bewegliche Eingangszündnadel (6). (siehe dazu gesonderten Beitrag) Der KZ 40 ist ein Aufschlag-Zerlege-Zünder, der bei direkten Treffern oder nach einer Verzögerungszeit zwischen 12 und 15 Sekunden anspricht und über die Sprengkapsel (13) aus Leichtmetall die Spreng- /Brand-sprengladung des Geschosses initiiert. Bei Transport und Lagerung wird die Zündnadel (5) vom Fliehstück (4) gesichert. Das Zünderoberteil (3) ist auf das Zünderunterteil (14) aufgeschraubt. Beim Abschuss überwindet die Eingangszündnadel (6) die Kraft der Abstandsfeder (7) und läuft auf das Eingangsanzündhütchen (14) auf. Das ANZDH wird initiiert und der Flammstrahl schlägt durch die Kanäle auf das Pulverkorn (11) und den Verzögerungssatz (9). Das Pulverkorn unter dem Entsicherungsbolzen (8) brennt ab, so dass dieser das Fliehstück (4) nicht weiter festlegt. Durch die, infolge der Dralleinwirkung einsetzenden Zentrifugalkräfte wird das Fliehstück nach außen getrieben und gibt die Aufschlag- zündnadel (5) frei. Der Zünder ist entsichert. Bei einem Treffer wird das Abdeckplättchen (1) zerstört und die Zündnadel (5) über den Stößel (2) in die Sprengkapsel (13) gestoßen. Wird das Ziel verfehlt, brennt der Verzögerungssatz (9) in durchschnittlich 13,5 Sekunden ab und zündet über das Zündhütchen (16) und den Verstärkungs- satz (17) die Sprengkapsel (13).

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Kopfzünder 40 von Ingo Kaim Die Munitionsvorschriften für die Kriegsmarine (MDv 190,6A1 vom 10.11.1941 und MDv 170,63 aus 1940) beschreiben den KZ 40, der bei Sprenggeschossen der 3,7 cm Patronen L/4,1 für die SK C/30 und der 4 cm Patrone 28 L/4,5 der Flak 28 verwendet wurde.

Die Leichtmetallausführung der Zünders [KZ 40 (Lm)] entspricht weitestgehend dem 3,7 cm KZ 40, allerdings unterscheidet er sich durch ein feststehendes Eingangsanzündhütchen (12) und eine bewegliche Eingangszündnadel (6).

(siehe dazu gesonderten Beitrag)

Der KZ 40 ist ein Aufschlag-Zerlege-Zünder, der bei direkten Treffern oder nach einer Verzögerungszeit zwischen 12 und 15 Sekunden anspricht und über die Sprengkapsel (13) aus Leichtmetall die Spreng-/Brand-sprengladung des Geschosses initiiert. Bei Transport und Lagerung wird die Zündnadel (5) vom Fliehstück (4) gesichert. Das Zünderoberteil (3) ist auf das Zünderunterteil (14) aufgeschraubt. Beim Abschuss überwindet die Eingangszündnadel (6) die Kraft der Abstandsfeder (7) und läuft auf das Eingangsanzündhütchen (14) auf. Das ANZDH wird initiiert und der Flammstrahl schlägt durch die Kanäle auf das Pulverkorn (11) und den Verzögerungssatz (9). Das Pulverkorn unter dem Entsicherungsbolzen (8) brennt ab, so dass dieser das Fliehstück (4) nicht weiter festlegt. Durch die, infolge der Dralleinwirkung einsetzenden Zentrifugalkräfte wird das Fliehstück nach außen getrieben und gibt die Aufschlag-zündnadel (5) frei. Der Zünder ist entsichert. Bei einem Treffer wird das Abdeckplättchen (1) zerstört und die Zündnadel (5) über den Stößel (2) in die Sprengkapsel (13) gestoßen. Wird das Ziel verfehlt, brennt der Verzögerungssatz (9) in durchschnittlich 13,5 Sekunden ab und zündet über das Zündhütchen (16) und den Verstärkungs-satz (17) die Sprengkapsel (13).

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Die MDv 185 (Zünder Ausland) liste in der Anlage 1 den Kopfzünder 40 (Russland) (Leichtmetall) [KZ 40 (R) (Lm)] mit den gleichen Abmaßen, über den keine weiteren Erkenntnisse vorliegen. Außer der umseitig dargestellten Ausführung in Leichtmetall [KZ 40 (Lm)] führt die MDv 170,63 aus 1940 den bau- und funktionsgleichen KZ 40 (St) auf.

Dieses Modell ist mit einer Masse von 128 g um 70 g schwerer als die Leichtmetallausführung. Mit der Werkszeichnung 98-6/141 schlägt die Firma Junkers & Co GmbH Dessau am 18.11.43 eine weitere 85 g schwere Stahlausführung vor. Bei diesem Modell besteht das Zünderoberteil aus Stahlblech und ist an das Zünderunterteil angebördelt. Ob diese Ausführung des KZ 40 (St) gefertigt und erprobt wurde ist nicht bekannt.

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Die MDv 170,63 aus 1940 führt als drittes Modell den KZ 40 (St-Zn) auf, der mit den Ausführungen KZ 40 (Lm) und KZ 40 (St) bau- und funktionsgleich sein soll. Die Feststellung der Baugleichheit muss bezweifelt werden, da das Kürzel "St-Zn" nicht für eine Zinkausführung spricht. Diese Vermutung wird durch eine, als GEHEIM eingestufte Weisung des OKM (A Wa IM Nr. 6217/44 g) vom 17.03.1944 bestätigt. In dieser Weisung wird ein Probeauftrag von 1.000 Stahlzündern mit Zinkeinsatz an die Firma Gritzner & Kaiser AG ausgelöst.

Ein derartiger Aufbau ist auch von den heeres- / luftwaffeneigentümlichen Zerlegezündern für 3,7 cm Geschosse bekannt: z.B. Zerlegezünder 16 und 3,7 cm Kopfzünder Zerleger Pulver vereinfacht Stahl.