Die neuen Tenorsaxophone „Custom Line“ aus dem Hause · PDF fileDarüber...

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  • INFOTEST THOMANN TENORSAXOPHONE CUSTOM LINE

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    Deutsche Einzelhndler importieren immer wiedergerne mit ihrem Namen versehene oder nach ihrenVorstellungen gebaute Instrumente direkt ausFernost. Abgrenzung durch eigene Marke gegen-ber dem Mitbewerbersortiment wird dabei oftals Hauptmotivation angefhrt. Dem steht abermeist auch der Nachteil gegenber, dass eineanfangs unbekannte Marke nicht gleich das Ver-trauen des Kunden erweckt. Was ist dran an densogenannten Eigenmarken? Mit diesem Berichtleitet sonic eine Testreihe ein, die sich verschiede-nen Hndlermarken widmet. Diese Ausgabe:Thomann-Saxophone Custom-Line.

    DIE ZWEI TENRE Die neuen Tenorsaxophone Custom Line aus dem Hause Thomann

    6.2003

    Schwarz vernickelt oder Goldlack:Thomann Tenorsaxophone mitunterschiedlichen Bechergren

    Die Firma Thomann ist ein international agierendes Musikgeschft inMittelfranken und sicher vielen Musikern ein Begriff. Ihre CustomLine Saxophone werden von einem kleinen Betrieb in Taiwan herge-stellt. Eine eigene Hausmarke fr Saxophone gibt es bei Thomannschon seit etwa fnf Jahren. Wir erhielten je ein Thomann Tenorsaxophon aus einer Bronze-Legierung in Goldlack und ein schwarz vernickeltes mit versilbertenKlappen. Die Instrumente gehren allerdings zu einer ganz neuenReihe, die erstmals in diesen Wochen in den Verkauf gehen. Dasschwarz vernickelte Instrument trgt die Serien-Nr. 90930, das goldlackierte die Serien-Nr. 90978. Aufgrund des ueren Erscheinungs-bildes knnen wir schnell erkennen, dass es sich - wie erwartet - umeine Selmer-Kopie handelt. Die Modelle lehnen sich in Bezug auf dasKlappen-Styling eng an das 80 Super Action Serie II an.

    AusstattungDie Achsbckchen sind, genau wie bei den Selmer Instrumenten, inGruppen auf Schienen vormontiert. Das Kniestck verfgt ber diebekannte Schraubverbindung. So knnen Schallbecher und Knie abge-nommen werden und bestimmte Reparaturen werden leichter ausfhr-bar. Fr die Justierung der Klappenkoppelung besitzt das Instrumentzunchst die blichen fnf Einstell-Schrauben: F-B-Gis-Koppelung,gegliederte Gis-Klappe, Tief-Cis-Sperre, vorderer Hoch-Fis-Hebel.Darber hinaus bietet das Thomann Sax einen seltenen Luxus an, denn

    Von Klaus Dapper

  • die Koppelungen der Klappen in der Mittelachsesind ebenfalls mit Einstellschrauben justierbar.Dieses sehr sinnvolle Feature wurde vor etwazwanzig Jahren von Yamaha fr alle YamahaSaxophon-Modelle eingefhrt. Hierdurch wirddie sonst oft mhselige Justierung derKlappenkoppelung zu einer Sekunden-Arbeit.Bislang wurde dieses Baumerkmal weder voneinem der groen Hersteller bernommen nochvon taiwanesischen Copy-Shops zur Kenntnisgenommen. Das Thoman Tenorsaxophon isteines der ersten Saxophone, die neben Yamahadiese Besonderheit aufweisen. Die vierAnschlge in den Krbchen der Knie- undBecherklappen (Selmer-Styling) sind nachSelmer-Art mit dem Schraubenzieher verstellbar.Fr die Klappenanschlge und Koppelungen ver-wendet man erfreulicherweise Filz und Natur-kork, der allerdings zum Teil etwas unsauberzugeschnitten wurde. Lediglich in den dreiEinstellschrauben fr Gis, B und Tief-Cis, welcheseitliche Rutschbewegungen machen mssen,befinden sich die von Taiwan-Saxophonen be-kannten rosa farbenen Kunststoff-Einstze.Auch der S-Bogen-Kork ist Naturkork, allerdingsvon geringerer Qualitt und mit unzhligenPoren. Dies ist aber immer noch besser als dieVerwendung von synthetischem Kork. Die neunFinger-Einstze sind wie bei allen preisgnstigenSaxophonen aus Perlmutt-Imitation. Auch dieKleinfinger-Klappen entsprechen dem Selmer-Design: B-Wippe fr den linken kleinen Finger,C- und Es-Klappe (rechter kleiner Finger) unab-hngig nebeneinander angeordnet. Die unver-meidliche Halterung fr die Marschgabel wurde,hnlich wie bei Selmer, in die S-Bogen-Ver-schraubung integriert. Smtliche Federn und

    Schrauben sind aus Blaustahl, die Daumen-auflage (links) ist aus schwarzem Kunststoff, derDaumenhaken (rechts) trendgem wieder ausMetall. Allerdings ist die tropfenfrmige Scheibeunter der Befestigungsschraube des Daumen-hakens aus Kunststoff. Sie scheint nicht gut zupassen; sie liegt jedenfalls nicht genau auf. DerDaumenhaken ist nach Selmer-Art seitlich ver-stellbar. Die Polster stammen von dem franzsischenEdel-Hersteller M.Chanu; sie sind mit aufgenie-teten Metallreflektoren ausgestattet und erfreuli-cherweise nicht imprgniert. Daher geben dieKlappen beim ffnen auch keinerlei Schmatz-gerusche von sich. Die beiden Thomann Saxophone verfgen bereinige Besonderheiten, die sich von dem groenVorbild lsen und auf sympathische WeiseEigenstndigkeit zeigen. Die tiefe C-Klappe bei-der Tenorsaxophone wird von einem doppeltenArm gehalten. Bei dem Goldlackinstrument giltdies auch fr die tiefe H-Klappe. Der doppelteArm wurde erstmals von dem japanischenHersteller Yanagisawa fr die tiefen Mitgliederder Saxophon-Familie verwendet und blieb bis-lang weitgehend unkopiert. Er gibt den tiefenKlappen mit ihren groen Deckeln und langenArmen deutlich mehr Verwindungssteife; einesehr sinnvolle Manahme. Das Goldlackinstru-ment hat auerdem fr die Halterung der vierKlappen fr den linken kleinen Finger eineeigenstndige Brckenkonstruktion entwi-ckelt. Sie erhlt hierdurch einen zweitenAuflagepunkt auf dem Rohr. Auch dies dient derStabilitt und dem Schutz vor Beschdigungen. Besonderheiten gibt es auch bei dem verwende-ten Material: Das Goldlackinstrument hat eine

    Schallrhre aus Bronze. Thomann gehrt zuden ganz wenigen Firmen, die Saxophone ausdiesem Material herstellen lassen. LediglichYanagisawa hat seit einigen Jahren bereitsBronze-Saxophone im Angebot. Was genau mitBronze gemeint ist, knnen wie allerdingsnicht in Erfahrung bringen. Frher wurde unterBronze eine Kupfer-Zinn-Legierung verstanden.Diese, heute Zinn-Bronze genannte Legierung,kommt aber fr den Saxophonbau nicht inBetracht, denn sie lsst sich nicht in Form vonausgewalzten Blechen bearbeiten. Heute nenntman fast jede Kupfer-Legierung, die nicht alsMessing definiert ist, Bronze. Messing wiederumist laut Lexikon eine Kupfer-Zink-Legierung miteinem Kupfer-Anteil von 55 % - 90 %. So wis-sen wir wenigstens genau, was es nicht ist.Genaue Angaben zur Zusammensetzung desMetalls waren weder frher von Yanagisawa zuerhalten, noch heute von Thomann. Sie bleibenGeheimnis des Herstellers. Seit der Bronze-Serievon Yanagisawa wissen wir aber, dass sich dieseInstrumente klanglich von den Messing-Instru-menten unterscheiden und von vielen Saxo-phonisten sehr geschtzt werden.Die schwarze Vernickelung von Saxophonenwurde in Deutschland erstmals vor etwa zehnJahren von der Firma Keilwerth angeboten.Frher war die Vernickelung eine robusteBilligausfhrung; vernickelte Instrumente warenimmer preisgnstiger als lackierte. Durch dasVerfahren der Schwarz-Vernickelung bekam die-ses Finish auf einmal etwas Edles und Wert-volles. Hinzu kommt, dass jede Vernickelung dieSchallrhre hrter macht. Dadurch wiederumwird der Klang etwas heller und kerniger, dieAnsprache wird ein wenig schwerer. Vernickelte

    INFOTESTTHOMANN TENORSAXOPHONE CUSTOM LINE

    6.2003

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    6.2003

    Instrumente werden daher von Power-Playernbevorzugt. Das schwarz vernickelte Saxophonhat einen schlankeren Schallbecher als dasGoldlackinstrument: Der Schallbecherduch-messer betrgt 154 mm wie bei dem Selmer-Vorbild, gegenber 160 mm bei dem Bronze-Instrument. Wir haben mit einem Bandma denRohrumfang im Bereich der Serien Nummeroberhalb der tiefen Es-Klappe gemessen. Bereitshier war der Durchmesser des Goldlackinstru-mentes etwa 2 mm - 3 mm grer als bei demschwarz vernickelten. Das bedeutet, die gesam-te Mensur ist, abgesehen vom S-Bogen, leichtunterschiedlich. Die Vorderseite beider Schall-

    becher ziert eine lilienartige Handgravur; sie istsozusagen die Sparversion des Selmer-Vorbilds.Seitlich, wo man sonst das Hersteller-Logo fin-det, sieht man eine Maschinengravur mit demvon kleinen Blttern umrankten Schriftzug Tho-mann.

    VerarbeitungDie Schallrhre und die Tonlcher sind tadellosgearbeitet. Die Lackierung verdient nur beinaheein sehr gut: Offenbar ist ein Haar oder etwashnliches mit in den Lack geraten und mit auf-lackiert worden. Die Vernickelung und dieVersilberung des anderen Instrumentes ist tadel-los. Der Facettenschliff der Klappenarme desInstrumentes zeigt bei beiden Instrumentenfeine Riefen; da hat man sich wohl einen letztenPoliervorgang gespart. Das gesamte Klappen-werk zeigt weder Spiel noch toten Gang. Diebliche Ausnahme ist eigentlich die Oktav-mechanik. Hier ist es den Herstellern derThomann Saxophone allerdings gelungen fastjedes Klappenspiel zu vermeiden. Die Oktav-mechanik gibt die Bewegung des Oktavdrckersfast zu hundert Prozent an die entsprechendenKlappen weiter. Das verdient unsere Aner-kennung!Bei dem schwarzen Instrument ist der Daumen-haken etwas zu nah an den (abnehmbaren!)Schutzkorb der Fis-Trillerklappe geraten. Er lsst

    sich in eine Richtung nicht verstellen, da er andie Halte-Schraube stt. Beim lackiertenInstrument besteht diese Einschrnkung nicht.Die Gabel der seitlichen C-Klappe (C-Triller) er-reicht ihren Klappenarm bei beiden Instrumen-ten nur mit Mhe. Auerdem ffnen sich dieseitliche B- und C-Klappe nicht weit genug. ZumAufspren von Deckungsfehlern wurde einePrflampe in die Schallrhre versenkt. Bei demGoldlackinstrument war die Klappenkoppelungim Bereich der A-Klappe (linker Zeigefinger)nicht gut eingestellt, bei dem schwarzenInstrument gab es einen Koppelungsfehler imBereich der Fis-Klappe (rechter Mittelfinger).

    Letzterer konnte mit der oben beschriebenenEinstellschraube nachgestellt werden (dieEinstellschrauben bewegen sich sehr schwer!)im ersten Fall ging das nicht, da die Schraubeschon am Anschlag war. Hier liee sich nocheine Kleinigkeit verbessern.

    Klappen-DesignDa man sich beim Klappen-Design an einembewhrten Vorbild orientierte, war hinsichtlichder allgemein guten Fingerfreundlichkeit undKlappenl