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Die positiven Effekte von Bewegung bei Diabetes Typ2 und Schutz der Füße bei sportlicher Belastung Dr. Jan Ries, Sportwissenschaftler, Dozent für Gesundheit und Gesundheitsförderung BGM & BGF

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Die positiven Effekte von Bewegung bei Diabetes Typ‐2 

und Schutz der Füße bei sportlicher Belastung

Dr. Jan Ries, Sportwissenschaftler, Dozent für Gesundheit und GesundheitsförderungBGM & BGF

• Was unterscheidet den an Diabetes mellitus Erkrankten von anderen Sporttreibenden?

• Wirkung von Bewegung und Sport beim Diabetiker Typ‐2

• Diabetologische Gefährdungsbeurteilung –Eingruppierung in adäquate Bewegungs‐ und Sportangebote

• Haut‐ und Nagelpflege zur Vermeidung der Akquise von tinea pedis – athlete‘s foot

• Ergebnisse von in vivo‐ und in vitro‐ Studien

Gliederung

Definition Diabetes mellitus

• Diabetes mellitus (griech.) = honigsüßer Durchfluss• Bezeichnung für verschiedene Formen eines gestörten Glukosestoff‐

wechsels• Chronische Stoffwechselerkrankung 

5 ‐ 8 % der Bevölkerung in Deutschland sind betroffen (in den letzten Jahren steigend!)

• Erhöhter Blutzuckerspiegel durch Insulinmangel oder eine vermin‐derte Insulinempfindlichkeit

• Chronisch verlaufend, bislang keine Heilung, jedoch gute Therapie‐chancen

Diabetes mellitus Typ 2

• mit ca. 90% der häufigste Typ• relativer Insulinmangel• Manifestation vorwiegend bei älteren, übergewichtigen Menschen 

und zunehmend auch bei jüngeren und übergewichtigen Patienten • der Begriff „Altersdiabetes“ wird nicht mehr genutzt!

Gefahren bei Diabetes m.

Koma diabeticum• schwere lebensbedrohliche 

Stoffwechselentgleisung mit sehr hohem Blutzucker (Hyperglykämie)

• Blutzucker > 300 – 700 ml/dl• Symptome: 

– Kussmaulatmung – Aceton‐Geruch der 

Atemluft– Verringerter Blutdruck

Hypoglykämischer Schock• Massive Unterzuckerung 

(Hypoglykämie)• Blutzucker < 50 mg/dl• Symptome: 

– Heißhunger– Unruhe/Zittern– Blasse Haut, kalt, schwitzig– Bewusstseinstrübung

11.06.2016 Health Network 5

Krankheitsbilder des Diabetes m.Makroangiopathie

• Arterielle Gefäßwand weist Arteriosklerose auf • Hypertonus • Herz: Koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkt• Gehirn: Schlaganfall (Apoplex)• Beingefäße: Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)

Quelle: Klare, 2014, Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz

Niere: Diabetische Nephropathie  Niereninsuffizienz  Dialyse

Auge: Diabetische Retinopathie  Erblindung

Nerven: Sensibilitätsstörungen  verminderte Reflexe

Extremitäten: Diabetischer Fuß und Ulcus 

Weitere: Fettleber und Infektneigung

Krankheitsbilder des Diabetes m.Mikroangiopathie

Quelle: Klare, 2014, Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz

Diabetischer Fuß 1 von 2• Eine der häufigsten Folgeerkrankung eines langfristig überhöhten 

Blutzuckerspeigels bei Diabetes• Jährlich in Deutschland etwa 40.000 Amputationen bei Menschen 

mit Diabetes• Bei der Entstehung sind mehrere Faktoren relevant:

– Schädigungen der Nerven in Bein und/oder Fuß– Störungen im Blutfluss– Trockene, rissige Haut an Beinen und Füßen 

Verletzungsanfälligkeit – Gestörte, schlecht koordinierte oder unphysiologische

Bewegungsabläufe können zudem zu Fehlbelastungen des Fußes führen = > Hornhautbildung und Druckstellen

• Bei geschädigten Nervenbahnen und ‐rezepto‐ren können Betroffene ggf. Schmerzen unter Umständen schlechter oder gar nicht wahrnehmen, so dass sie Wunden nicht rechtzeitig entdecken und versorgen

• Bei Diabetes können Wunden oft schlechter heilen, so dass sich banale Hautschäden durch Druckstellen, Risse, kleinste Verletzungen z.B. mit humanpathogenen Pilzerregern  infizierenkönnen

• Wird dieser Prozess nicht kurzfristig aufge‐halten, so können Amputationen erforderlich werden

Diabetischer Fuß 2 von 2

Quelle: Klare, 2014, Gesundheitsverband Landkreis Konstanz

Behandlungsziele bei D.m.

1. Folgeerkrankungen des Diabetes vermeiden

2. Lebensqualität erhalten bzw. Verschlechterung vermeiden, durch:• normnahe Blutzuckerwerte • keine schweren Unterzuckerungen• günstige HbA1c‐Werte (Glykohämoglobin – „Langzeitblutzucker“ 

der letzten 8 – 12 Wochen)• optimale Blutfette• normalen Blutdruck• wünschenswertes Körpergewicht

Therapie bei D. m. Typ 1 und 2

Diabetes Typ 1• Insulinsubstitution• Gesunde, ausgewogene Kost• Kohlenhydratplanung: BE/KE• Körperliche Betätigung • Bei Übergewicht zusätzlich 

Kalorienverminderung

Diabetes Typ 2• Gesunde, ausgewogene Kost• Körperliche Betätigung • Gewichtsreduktion bei 

Übergewicht• Evtl. Unterstützung durch 

Tabletteneinnahme und/oder Insulintherapie

Typ 2 Therapie‐ &  Bewegungsziele

Therapieziel Typ 2 Abnahme Körperfett  &  Zunahme Skelettmuskulatur

Wirkung Bewegung:• Ausdauertraining senkt Blutzucker• Erhöhung fettfreier Körpermasse senkt Insulinresistenz• Muskulatur hat 24 Stunden/Tag einen höheren Grundumsatz als

Körperfett

Optimistisches Bewegungsziel: • 300 Min. pro Woche bei 60‐70 % VO2 max.,

z.B. tägliches Spazierengehen von 45 Min. (Aktion: 10.000 Schritte / Tag)

Die heterogene Gruppe der Diabetiker 1 von 2

gut eingestellte  vs. schlecht eingestellte Diabetiker

mit oder ohne Bewegungs‐ bzw. Sporterfahrung

Die heterogene Gruppe der Diabetiker 2 von 2

mit oder ohne multiple Folge‐ bzw. BegleiterkrankungenAugenschäden (Retinopathie)Nervenschäden (Neuropathien)Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)Amputationen oder TeilamputationenDiabetisches Fußsyndrom ….

©Lemke©Lemke

©Lemke

Diabetisches Fußsyndrom

Amputation

Diabetische periphere arterielleVerschluss‐krankheit

Diabetologische Gefährdungs‐beurteilung durch ….

Bildquelle:http://www.dguv.de/medien/inhalt/praevention/bes_praevgr/arbeitsmedizin/documents/leit_betriebs_diabetis.pdf11.06.2016

Grundsätzlich: den behandelnden Arzt, die Arzthelferinnen,  die Diätassistenten,  den Diabetesberater 

im Berufsleben: den ArbeitsmedizinerProblem der Diskriminierung, Individualprüfung

im Alltag: den Patienten und sein familiäres Umfeld

im Sport: den Übungsleiterden Sportpartner

„Kopfarbeit des Sportberaters“

• Anamnese

• Sportbiografie

• Zielsetzungen in Absprache mit Kunden / Patienten

• Abwägen der Risiken (Gefährdungsbeurteilung)

• Auswahl geeigneter Angebote

• Anbieter finden

http://www.natuerlich‐heilung.de/tl_files/Therapiefotos/anamnese.jpg

https://brightsblog.files.wordpress.com/2015/10/pro_contra.jpg

http://www.karl‐kindermann.de/webdesign/zielsetzung

Körperliche Veränderungen (Adaptionen) nach gezielter körperlicher Aktivität:• größere Lungenkapazität und gute Sauerstoffversorgung• schnellere Entspannung in Stresssituationen• Senkung Blutdruck, Blutfette und Blutzucker• Verbesserung von Haltungsschwächen / Vermeidung von Haltungsfehlern• Harmonisierung des Bewegungsablaufes• Senkung Körpergewicht• soziale Kontakte• Wohlgefühl

Bedeutung körperlicher Aktivität

GesundheitsorientierteFitness

Gesundheits‐orientierte Fitness

aerobe Ausdauer

Kraftausdauer und Muskelaufbau

Entspannungsfähigkeit optimale Beweglichkeit

Koordinationsfähigkeit

• Alltagsaktivität steigern Treppensteigen, Spazierengehen, Gartenarbeit, „eine Station früher Straßenbahn verlassen“, ….

• Aerobe Ausdauer steigern < 60% ‐ 70 % max. Herzfrequenz (HF)Herzfrequenzgesteuertes Training  großer Muskelgruppen gegen geringen Widerstand, z.B. Walking, Radfahren, Schwimmen = zyklische Bewegungsformen

• KrafttrainingAngepasste Übungen, Blutdruckanstiege vermeiden

• Alle motorischen Grundeigenschaften fördernGeschicklichkeit, Schnellkraft, Reaktionsvermögen, Koordination, Beweglichkeit

Eckpunkte Bewegungsprogramm

Bewegung im Alltaghttp://deavita.com/gartengestaltung‐pflege/haus‐garten/gartnern‐fur‐anfanger.html

http://www.berlin.de/special/gesundheit‐und‐beauty/gesundheit/psychologie/2439551‐2260865‐grosseltern‐und‐enkel‐was‐fuer‐eine‐gute.html

http://www.paradisi.de/Beauty_und_Pflege/Hygiene/Putzen/

http://www.apotheken‐umschau.de/Sport/Schneeschippen‐Ungewohnte‐Belastung‐437105.htmlhttp://www.apotheken‐umschau.de/Arthrose‐Knie

http://www.chefkoch.de/magazin/artikel/3495,0/Chefkoch/Einkaufskorb‐Carrybag‐und‐andere‐Einkaufskoerbe.html

Bewegung durch Sport 

Bildquellen: 1)http://forellencamp.com/radfahren/, 2) www.fotocommunity.de/pc/pc/display/18179584 , 3) http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/17921495, 4) https://de.wiktionary.org/wiki/Handball, 5) http://chartstuermer.blogspot.de/2004_10_01_archive.html, 6) https://wellnessforthesoul.wordpress.com/, 7) http://www.badische‐zeitung.de/ringsheim/schueler‐laufen‐runde‐um‐runde‐fuer‐afrika‐‐17082415.html, 8) http://www.aikido‐yoshinkan.hr/clanci

Physische / psychische Beanspruchung durch Arbeit

http://www.arbeitstipps.de/der‐steh‐sitz‐arbeitsplatz‐gegen‐fehlhaltungen.html#.Vp‐ar7X‐VyE

http://www.faz.net/aktuell/politik/thema/christine‐lieberknecht

http://www.hamburg.de/ausbildung‐stadt‐hamburg/3159860/ausbildung‐gaertner/

http://www.ws‐gussasphalt.de/strassenbau.html

http://schreibtische.info/gesundheit.html

http://www.apotheken‐umschau.de/Lungenkrebs

http://www.aktivshop.de/elektrisch‐hohenverstellbarer‐schreibtisch‐comfort

http://www.siegerland‐portal.de/userfiles/image/ri_eintraege/hegner/dachdecken_1.jpg

• Mehrzahl Typ 2 Diabetiker > 60 Jahre mit erhöhter Morbidität und weiteren Risikofaktoren

• fehlende Motivation

• intrinsischer Leistungsdruck

• negative Erfahrungen

• Angst vor Blamage beim Sport in der Gruppe 

• Bewegungsprogramm überfordert Teilnehmer

• fehlende Wirksamkeits‐Erfahrung

Hindernisse für Lebensstiländerung

Umsetzungsempfehlungen

• vor Ausübung mit Arzt/ Diabetologen sprechen • Blutzuckerwerte engmaschig kontrollieren und ggf. Therapieanpassungen vornehmen

• individuell angepasster Trainingsplan und Trainingsregeln • 1.‐Hilfe‐Paket in Sportkleidung = Traubenzucker o.ä. • Umfeld informieren: Trainer, Kollegen, Lehrer, Familie• auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten• Belastungsintervalle von 30‐60 Min. 3‐4 mal wöchentlich

Herausfinden, was Spaß macht– und es tun!

Countdown vor dem Sport

Insulinversorgung reduzieren

Kohlenhydratzufuhr erhöhen

Flüssigkeit aufnehmen

Blutzucker messen

Evtl. Ketone messen

SOS‐Sportsetmitnehmen!

nach Thurm: Diabetes‐ und Sportfibel

Problem: Patienten mit diabetischem Fußsyndrom

• Hohe mykologische Eigen‐ und Fremdgefährdung• Hohes Infektionsrisiko• Teils oder komplett eingeschränkte Belastbarkeit der Füße

bedingen

Kreative Ansätze der Bewegungs‐ und Sportberatung Training der Arm‐, Schulter‐ und Rumpf‐ und 

eingeschränkt auch Beinmuskulatur Cardio‐pulmonales Training Erhalt der Beweglichkeit / Koordination

bewirken

Erhalt der Mobilität sowie Lebens‐ und Bewegungsfreude Stabilisierung bzw. auch Optimierung medizinischer Parameter 

http://www.caritas‐speyer.de/59401.asp?id=33832

http://www.hidoctor.ir/wp‐content/uploads/2013/11/Pilates.jpg

http://www.testberichte.de/p/bh‐fitness‐tests/electric‐mini‐bike‐yf612‐testbericht.html

Haut‐ und Nagelpflege = Mykoseprävention

Haut‐ und Nagelpflege = Mykoseprävention

Therapiebegleitende und präventive Maßnahmen bei / von Mykosen• Können die Haut‐ und / oder Nagelstruktur durch die Anwendung 

von kosmetischen Pflegeprodukten in ihrem Wachstum gefördert und ihrer Struktur gestärkt werden?

• Welche kosmetischen Pflegeprodukte (in ihrer Gesamtzusammen‐setzung ‐ im Unterschied zu Einzelstoffen) sind geeignet, die Widerstandskraft ‐ besonders bei sportlich aktiven Menschen ‐beanspruchter Haut‐ und Nagelpartien zu schützen oder eine schnellere Regeneration herbei zu führen?

Studiendesign in vivo 2009 ‐ 2011

Studiendesign in vivo 2009 ‐ 2011 (“Profis”)

• n = 86 Langstrecken‐AthletInnen (LäuferInnen)• wöchentliche Trainings‐ und Wettkampfdistanz: ≥ 60 km• Studiendauer: 6 monatige Beobachtungsphase• Beobachtungsintervall: 6 Wochen• Prävalenz: 59,55% (n=53), interdigitalis und / oder Onychomykose

2 Studiengruppen [a)26 und b)27 Personen]a) topische Therapie und zusätzlich Sixtus Pflegeprodukte Nagelschutz Lösung Tag, Nagelschutz Creme Nacht

b) ausschließlich topische Therapie der erkrankten Areale

Ergebnis: a) harmonischeres Nagelwachstum, keine Transfektionauf andere Nagelplatten  

b) Ausbreitung der Onychomykosen um 18,5%

Studiendesign in vivo 2009 ‐ 2011 (“Einsteiger”)

• n = 45 laufinteressierte „Neueinsteiger“ ( kein Diabetiker)• Alter: 19 – 46 Jahre• wöchentlicher Trainingsumfang: 10 – 40 km (progressive loading) • Studiendauer: 5 Monate• Zielsetzung: Absolvieren eines Halbmarathons • Betreuungsintervall: wöchentlich bis 14‐tägig• Prävalenz: 28,8% (n=13), interdigitalis und / oder Onychomykose• Pflegeintervall: täglich Nagelschutz Lösung Tag, Nagelschutz Creme 

Nacht• Drop‐Out: 5 Personen• Finisher: 36 Personen über Halbmarathon• Abschlussuntersuchung: 8 der ursprünglich 13 Erkrankten plus 

2 Neuinfektionen  

Prüfung der pilzhemmenden Wirkung gegenüber den ausgewählten, für Mykosen signifikant relevanten, humanpathogenen Pilzerregern• Trichophyton rubrum• Candida albicans• Candida parabsilosis

Studiendesign in vitro 2014 ‐ 2015

Studienergebnisse in vitro 2014 ‐ 2015

Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre  Aufmerksamkeit. 

Viel Erfolg beim Aufbau interdisziplinärer Netzwerke! 

Sprechen Sie uns an, wir unterstützen Sie gerne !

Health NetworkDr. Jan Riesjan.ries@hs‐fulda.de

Bildquelle ITZ: Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung