Die potenzielle natürliche Vegetation

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84 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt Die potenzielle natürliche Vegetation Udo Bohn und Walter Welß Die potenzielle natürliche Vegetation Als Antwort auf die Frage, welche Waldvegetation an einem bestimmten Standort von Natur aus möglich ist, wurde 1956 von Reinhold TÜXEN der Begriff der „potenziellen natürlichen Vegetation“ (pnV) geprägt. Darunter versteht man diejenige höchst entwi- ckelte Vegetation, die ohne Einfluss des Menschen unter den aktuellen ökologi- schen Bedingungen anzutreffen wäre. Da die heutigen Standortpotenziale zugrunde gelegt werden sollen, sind dau- erhafte Änderungen der Standortbedin- gungen (z.B. Eindeichungen) zu berück- sichtigen, nicht aber kurzfristige, rever- sible Eingriffe (z.B. Düngung). Eine be- sondere Qualität erhält das Konzept der pnV dadurch, dass sie sich nicht nur für die heutigen Verhältnisse, sondern auch für frühere oder zukünftige Umweltbe- dingungen konstruieren lässt. Die Karte der potenziellen natürli- chen Vegetation Deutschlands wur- de, ebenso wie die Karte der meso- phytischen sommergrünen Laub- und Nadel-Laubwälder Europas , aus der „Karte der natürlichen Vegetation Euro- pas” im Maßstab 1:2.500.000 (BOHN u.a. 2000-2003) abgeleitet. Maßstabsbedingt werden nur die in einem kartographisch abgrenzbaren Gebiet von Natur aus vor- herrschenden Pflanzengesellschaften dargestellt. Großflächig verbreitete Ein- heiten werden aufgrund floristischer Merkmale im Hinblick auf Trophie- unterschiede, nach Höhenstufen und in geographische Rassen gegliedert. Im Folgenden werden die in der Karte un- terschiedenen Einheiten kurz charakte- risiert. I Vegetation der Hochlagen der Alpen (Vegetationseinheiten 1, 2) Oberhalb der natürlichen Waldgrenze bei etwa 1800 m ü.NN bestimmen in der subalpinen Stufe der Kalkalpen Al- penrosen-Latschengebüsche und Hoch- staudenfluren das Bild ( Foto). In den höchsten Lagen lassen klimatische Ex- treme und eine kurze Vegetationszeit nur noch Fels- und Schuttfluren sowie alpine Rasen zu. II Nadel(misch)wälder (Vegetationseinheiten 3-5) Gegen die Konkurrenz der in Mittel- europa von Natur aus dominierenden Laubbäume können sich Nadelhölzer nur auf extremen Standorten durchset- zen. Je kürzer die Vegetationsperiode, je kontinentaler das Klima und je schlech- ter die Bodenverhältnisse sind, umso tenziellen natürlichen Vegetation von Deutschland ein. Sie unterscheiden sich durch ihren Unterwuchs. Ihre Hauptdif- ferenzierung erfolgt nach Bodentrophie und Höhenlage, eine wichtige Rolle konkurrenzkräftiger sind die Nadelbäu- me. Im Schwarzwald und in den Alpen gedeihen in der hochmontanen Stufe Fichten-Tannenwälder, auf Silikatge- stein in den östlichen Mittelgebirgen Fichten- und Fichten-Buchenwälder. Unter subkontinentalen Klimabedin- gungen wachsen auf nährstoffarmen Sanden in den Tieflagen bodensaure Kiefernwälder. III Bodensaure Eichenmischwäl- der (Vegetationseinheiten 6-9) Auf ausgesprochen nährstoffarmen und insbesondere staufeuchten Sand- und Silikatböden der unteren Lagen sind Ei- chenarten verstärkt am Aufbau der Laubwälder beteiligt. Im Nordwesten Deutschlands siedelt hier der subatlan- tische Birken-Stieleichenwald, während im Osten und Südosten bodensaure Ei- chen- und Kiefern-Eichenwälder vor- kommen. Auf steilen, felsigen Silikat- Hängen vor allem im Mittelrheingebiet wachsen bodensaure xerophile Trau- beneichenwälder ( Foto). Einen höhe- ren Anteil an Buchen und Tannen weist der bodensaure Hainsimsen-Traubenei- chen-Mischwald der süddeutschen Mit- telgebirge auf. IV Eichen-Hainbuchenwälder (Vegetationseinheiten 10-12) Auf feuchten und zeitweise vernässten Standorten sowie auf wechselfeuchten, im Sommer stark austrocknenden Bö- den herrschen Hainbuche, Esche und Eiche vor ( Foto). Es können jedoch auch weitere Baumarten (Winterlinde, Feldahorn, Elsbeere, Bergahorn u.a.) stärker beteiligt sein. In feuchten Nie- derungen und in Flusstälern kommt der Stieleichen-Hainbuchenwald vor. Die Nähe zu Buchenwaldstandorten zeigt sich bei den Traubeneichen-Hainbu- chenwäldern, in denen die Buche viel- fach als Mischbaumart auftritt. Entspre- chend stehen diese Mischwälder oft im Wechsel mit Buchenwäldern. In nieder- schlagsarmen Trockengebieten und auf trockenwarmen Hängen fällt die Buche dagegen weitgehend aus. V Buchen- und Buchenmisch- wälder (Vegetationseinheiten 13-20) In Mitteleuropa gelangt die Buche auf allen Normal-Standorten zur Vorherr- schaft ( Foto). Entsprechend großen Raum nehmen Buchenwälder in der po- azidophil – saure Standorte bevorzu- gend azonal – Vorkommen nicht auf eine Kli- mazone und/oder Höhenstufe begrenzt Geophyten – Pflanzen, deren oberirdi- sche Sprosse periodisch absterben und deren Erneuerungsknospen sich im Bo- den befinden Hemikryptophyten – Pflanzen, deren oberirdische Sprosse periodisch abster- ben und deren Erneuerungsknospen sich an der Bodenoberfläche befinden und durch den Boden oder Pflanzenreste ge- schützt sind hochmontan – Vorkommen in der obersten Waldstufe von Mittelgebirgen mesophytisch – hinsichtlich des Wasser- haushaltes mittlere Standorte besiedelnd montan – Vorkommen in Hochlagen der Gebirge planar – Vorkommen in der Tiefebene Queller Salicornia europaea, sehr salz- tolerante Pflanze subalpin – Vorkommen in der obersten Wald- und Gebüschstufe der Hochgebirge submontan – Vorkommen in den unte- ren Gebirgs- bzw. mittleren Mittelge- birgslagen xerophil – trockenheitsliebend, an tro- ckene Standorte angepasst Deutschland unterliegt heute einer nahezu flächendeckenden Nutzung. Selbst Waldflächen sind zum größten Teil durch forstliche Maßnahmen ge- prägt. Die durch menschliche Eingriffe geformte reale Vegetation setzt sich aus einem reich gegliederten Mosaik ver- schiedener Pflanzengesellschaften zu- sammen, das neben naturnahen Wäl- dern vor allem Forste, Gebüsche, Wei- den, Wiesen, Äcker und Unkrautfluren umfasst. Auf vergleichbaren Standorten haben sich somit je nach der Nutzung unterschiedliche Vegetationstypen eta- bliert. Deutschland – ein Waldland Nicht mehr genutztes Offenland ver- buscht und wird im Laufe der Jahre zu Wald, der aber nicht überall das gleiche Erscheinungsbild hat. Abhängig vom Ausgangsgestein, den Böden, den Grundwasserständen, der Höhenlage, der klimatischen Gesamtsituation und der Artenausstattung eines Gebietes entwickeln sich unterschiedlichste Waldformen ( Beiträge Steinecke/ Venzke, S. 92 und 106). Subalpines Alpenrosen- und Latschen-Gebüsch Xerophiler Hainsimsen-Traubeneichenwald am Edersee Eichen-Hainbuchenwald in der Echinger Lohe

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84Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt

Die potenzielle natürliche VegetationUdo Bohn und Walter Welß

Die potenzielle natürlicheVegetationAls Antwort auf die Frage, welcheWaldvegetation an einem bestimmtenStandort von Natur aus möglich ist,wurde 1956 von Reinhold TÜXEN derBegriff der „potenziellen natürlichenVegetation“ (pnV) geprägt. Darunterversteht man diejenige höchst entwi-ckelte Vegetation, die ohne Einfluss desMenschen unter den aktuellen ökologi-schen Bedingungen anzutreffen wäre.Da die heutigen Standortpotenzialezugrunde gelegt werden sollen, sind dau-erhafte Änderungen der Standortbedin-gungen (z.B. Eindeichungen) zu berück-sichtigen, nicht aber kurzfristige, rever-sible Eingriffe (z.B. Düngung). Eine be-sondere Qualität erhält das Konzept derpnV dadurch, dass sie sich nicht nur fürdie heutigen Verhältnisse, sondern auchfür frühere oder zukünftige Umweltbe-dingungen konstruieren lässt.

Die Karte der potenziellen natürli-chen Vegetation Deutschlands � wur-de, ebenso wie die Karte der � meso-phytischen sommergrünen Laub- undNadel-Laubwälder Europas �, aus der„Karte der natürlichen Vegetation Euro-pas” im Maßstab 1:2.500.000 (BOHN u.a.2000-2003) abgeleitet. Maßstabsbedingtwerden nur die in einem kartographischabgrenzbaren Gebiet von Natur aus vor-herrschenden Pflanzengesellschaftendargestellt. Großflächig verbreitete Ein-heiten werden aufgrund floristischerMerkmale im Hinblick auf � Trophie-unterschiede, nach Höhenstufen und ingeographische Rassen gegliedert. ImFolgenden werden die in der Karte un-terschiedenen Einheiten kurz charakte-risiert.

I Vegetation der Hochlagen derAlpen(Vegetationseinheiten 1, 2)Oberhalb der natürlichen Waldgrenzebei etwa 1800 m ü.NN bestimmen inder subalpinen Stufe der Kalkalpen Al-penrosen-Latschengebüsche und Hoch-staudenfluren das Bild (� Foto). In denhöchsten Lagen lassen klimatische Ex-treme und eine kurze Vegetationszeitnur noch Fels- und Schuttfluren sowiealpine Rasen zu.

II Nadel(misch)wälder(Vegetationseinheiten 3-5)Gegen die Konkurrenz der in Mittel-europa von Natur aus dominierendenLaubbäume können sich Nadelhölzernur auf extremen Standorten durchset-zen. Je kürzer die Vegetationsperiode, jekontinentaler das Klima und je schlech-ter die Bodenverhältnisse sind, umso

tenziellen natürlichen Vegetation vonDeutschland ein. Sie unterscheiden sichdurch ihren Unterwuchs. Ihre Hauptdif-ferenzierung erfolgt nach Bodentrophieund Höhenlage, eine wichtige Rolle �����

konkurrenzkräftiger sind die Nadelbäu-me. Im Schwarzwald und in den Alpengedeihen in der � hochmontanen StufeFichten-Tannenwälder, auf Silikatge-stein in den östlichen MittelgebirgenFichten- und Fichten-Buchenwälder.Unter subkontinentalen Klimabedin-gungen wachsen auf nährstoffarmenSanden in den Tieflagen bodensaureKiefernwälder.

III Bodensaure Eichenmischwäl-der(Vegetationseinheiten 6-9)Auf ausgesprochen nährstoffarmen undinsbesondere staufeuchten Sand- undSilikatböden der unteren Lagen sind Ei-chenarten verstärkt am Aufbau derLaubwälder beteiligt. Im NordwestenDeutschlands siedelt hier der subatlan-tische Birken-Stieleichenwald, währendim Osten und Südosten bodensaure Ei-chen- und Kiefern-Eichenwälder vor-kommen. Auf steilen, felsigen Silikat-Hängen vor allem im Mittelrheingebietwachsen bodensaure � xerophile Trau-beneichenwälder (� Foto). Einen höhe-ren Anteil an Buchen und Tannen weistder bodensaure Hainsimsen-Traubenei-chen-Mischwald der süddeutschen Mit-telgebirge auf.

IV Eichen-Hainbuchenwälder(Vegetationseinheiten 10-12)Auf feuchten und zeitweise vernässtenStandorten sowie auf wechselfeuchten,im Sommer stark austrocknenden Bö-den herrschen Hainbuche, Esche undEiche vor (� Foto). Es können jedochauch weitere Baumarten (Winterlinde,Feldahorn, Elsbeere, Bergahorn u.a.)stärker beteiligt sein. In feuchten Nie-derungen und in Flusstälern kommt derStieleichen-Hainbuchenwald vor. DieNähe zu Buchenwaldstandorten zeigtsich bei den Traubeneichen-Hainbu-chenwäldern, in denen die Buche viel-fach als Mischbaumart auftritt. Entspre-chend stehen diese Mischwälder oft imWechsel mit Buchenwäldern. In nieder-schlagsarmen Trockengebieten und auftrockenwarmen Hängen fällt die Buchedagegen weitgehend aus.

V Buchen- und Buchenmisch-wälder(Vegetationseinheiten 13-20)In Mitteleuropa gelangt die Buche aufallen Normal-Standorten zur Vorherr-schaft (� Foto). Entsprechend großenRaum nehmen Buchenwälder in der po-

azidophil – saure Standorte bevorzu-gend

azonal – Vorkommen nicht auf eine Kli-mazone und/oder Höhenstufe begrenzt

Geophyten – Pflanzen, deren oberirdi-sche Sprosse periodisch absterben undderen Erneuerungsknospen sich im Bo-den befinden

Hemikryptophyten – Pflanzen, derenoberirdische Sprosse periodisch abster-ben und deren Erneuerungsknospen sichan der Bodenoberfläche befinden unddurch den Boden oder Pflanzenreste ge-schützt sind

hochmontan – Vorkommen in derobersten Waldstufe von Mittelgebirgen

mesophytisch – hinsichtlich des Wasser-haushaltes mittlere Standorte besiedelnd

montan – Vorkommen in Hochlagen derGebirge

planar – Vorkommen in der Tiefebene

Queller – Salicornia europaea, sehr salz-tolerante Pflanze

subalpin – Vorkommen in der oberstenWald- und Gebüschstufe der Hochgebirge

submontan – Vorkommen in den unte-ren Gebirgs- bzw. mittleren Mittelge-birgslagen

xerophil – trockenheitsliebend, an tro-ckene Standorte angepasst

Deutschland unterliegt heute einernahezu flächendeckenden Nutzung.Selbst Waldflächen sind zum größtenTeil durch forstliche Maßnahmen ge-prägt. Die durch menschliche Eingriffegeformte reale Vegetation setzt sich auseinem reich gegliederten Mosaik ver-schiedener Pflanzengesellschaften zu-sammen, das neben naturnahen Wäl-dern vor allem Forste, Gebüsche, Wei-den, Wiesen, Äcker und Unkrautflurenumfasst. Auf vergleichbaren Standortenhaben sich somit je nach der Nutzungunterschiedliche Vegetationstypen eta-bliert.

Deutschland – ein WaldlandNicht mehr genutztes Offenland ver-buscht und wird im Laufe der Jahre zuWald, der aber nicht überall das gleicheErscheinungsbild hat. Abhängig vomAusgangsgestein, den Böden, denGrundwasserständen, der Höhenlage,der klimatischen Gesamtsituation undder Artenausstattung eines Gebietesentwickeln sich unterschiedlichsteWaldformen (�� Beiträge Steinecke/Venzke, S. 92 und 106).

Subalpines Alpenrosen- und Latschen-Gebüsch

Xerophiler Hainsimsen-Traubeneichenwald amEdersee

Eichen-Hainbuchenwald in der Echinger Lohe

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85Die potenzielle natürliche Vegetation

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spielen ferner Kalkgehalt, Gründigkeitund Exposition der Standorte.

VI Kiefern-Trockenwälder(Vegetationseinheit 21)Trockene und flachgründige Sonder-standorte auf Flussschottern und sonni-gen Südhängen in den Kalk-Alpen undderen Vorland werden von Kiefern-Tro-ckenwäldern eingenommen (� Foto).

VII Küstenvegetation(Vegetationseinheiten 22, 23)Im Küstenbereich von Nord- und Ost-see sind auf windexponierten Dünenund in tidebeeinflussten Salzmarschendie ökologischen Bedingungen für Wäl-der ungünstig. Zwischen Spülsaum undGraudüne wächst eine niedrige, vonGräsern beherrschte Dünenvegetation(� Foto). Auf mit den Gezeiten regel-mäßig überfluteten Schlickstandortensiedelt eine Salz ertragende Vegetation,die von � Quellerbeständen über Salz-wiesen bis zu Brack-Röhrichten reicht.

VIII Moore(Vegetationseinheiten 24, 25)Im niederschlagsreichen Tiefland undin höheren Mittelgebirgslagen habensich auf nährstoffarmen NassstandortenHochmoore mit mächtigem Torfkörperentwickelt, auf nassen � oligotrophenKalkstandorten sind seggenreiche Nie-dermoore entstanden.

IX Bruchwälder(Vegetationseinheiten 26, 27)Auf Standorten mit ständig hoch anste-hendem Grundwasser herrschen aufTorfböden Erlenbrüche vor, die oft imKontakt mit Erlen-Eschenwäldern,Großseggenrieden und Röhrichten ste-hen (� Foto). Ökologisch nahestehendsind auf sauren, nährstoff- und basenar-men Standorten Birkenbrüche undFeuchtheiden (vielfach auf entwässer-ten und degradierten Hochmoorstand-orten).

X Auen- und Feuchtwälder(Vegetationseinheiten 28, 29)Entlang der Flüsse wachsen in derenÜberschwemmungsgebieten Auenwäl-der (� Foto), für die ein Komplex ausWeichholzauen, Hartholzauen undStieleichen-Hainbuchenwäldern cha-

rakteristisch ist. In hö-heren Lagen der Mit-telgebirge und Kalkal-pen gehören Grauer-lenwälder und feuchteBergahorn-Eschenwäl-der zum natürlichenInventar.

Den Bereich der ein-gedeichten großenFlussmündungsgebieteund ausgesüßten Mar-schen nähmen heute –je nach Wasser- undNährstoffhaushalt –Stieleichen-Eschenwäl-der, Erlen-Eschen- undErlenwälder ein.

SommergrüneLaubwälderKarte � zeigt die in Deutschland vor-herrschenden mesophytischen sommer-grünen Laubwälder und Nadel-Laubwäl-der im Rahmen ihrer europäischen Ge-samtverbreitung. Sie erstrecken sich alsbreites Band vom Atlantik nach Osten,wo sie zum südlichen Ural hin auskei-len. Auf der Apenninhalbinsel und demBalkan kommen solche Wälder fast aus-schließlich in höheren Lagen vor. Nichtberücksichtigt werden hierbei � azonalegrundwasserbeeinflusste Bruch-, Sumpf-und Auenwälder.

Struktur und AspektDie sommergrünen Laubwälder werdenin der Regel von wenigen Baumartenaufgebaut. Bei dichtem Kronenschlussfehlt eine Strauchschicht fast vollstän-dig. Auf nährstoffarmen Standortenund in sehr schattigen Beständen istauch die Krautschicht oft nur spärlichentwickelt. Im ökologischen Grenzbe-reich zu Nadelwäldern spielen Zwerg-sträucher eine größere Rolle.

Charakteristisch für die sommergrünenLaubwälder ist ihr jahreszeitlicher As-pektwechsel. Vor allem auf frischen undnährstoffreichen Böden entwickeln sichim zeitigen Frühjahr vor der Laubentfal-tung der Bäume große Herden blühen-der � Geophyten (z.B. Buschwindrös-chen, Scharbockskraut, Lerchensporn).Im Sommer bestimmen � Hemikrypto-phyten (ausdauernde Gräser, Kräuter,Farne) den Unterwuchs. Der Herbstas-pekt ist durch Laubfärbung und Laubfallder Gehölze geprägt, und im Winter hatder kahle Wald eine Ruhephase.

HauptbaumartenDie Stieleiche (Quercus robur) kommtim gesamten Verbreitungsgebiet dersommergrünen Laubmischwälder vor.Die Traubeneiche (Quercus petraea) äh-nelt ihrem Areal nach mehr der Rotbu-che (Fagus sylvatica). Letztere ist unteratlantischer Klimatönung im weitenSpektrum ihr zusagender Böden – vonfrisch bis mäßig trocken und von basen-arm bis basenreich – die vorherrschendeBaumart. Von Bedeutung als Misch-baumarten sind ferner Hainbuche (Car-pinus betulus), Esche (Fraxinus excelsior)und Winterlinde (Tilia cordata). Ulmen-und Ahorn-Arten sowie Sommerlindesind hauptsächlich auf Sonderstandor-ten, z.B. in Auen, in Schluchten oderauf Hangschutt anzutreffen.

Regional beteiligen sich auch Nadel-bäume am Aufbau der Baumschicht: imhöheren Bergland und HochgebirgeWeißtanne (Abies alba) und Fichte(Picea abies), im östlichen Tiefland vorallem die Kiefer (Pinus sylvestris).

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Gliederung der sommergrünenLaubwälderDie Ausdehnung des Gesamtareals dermesophytischen sommergrünen Laub-wälder über mehrere Klimaregionen undihre weite standortökologische Amplitu-de bedingen eine differenzierte typologi-sche Gliederung der Formation �.

Auf sauren, nährstoffarmen Böden –mit Schwerpunkt im atlantischen undsubkontinentalen Bereich – dominierenartenarme, � azidophile Eichen- und Ei-chenmischwälder. Diese Wälder sindvorwiegend in � planarer bis � submon-taner Lage anzutreffen, im atlantischenNordwest-Iberien besiedeln sie aberauch � montane Standorte. Im atlanti-schen Bereich kommen außerhalb desnatürlichen Buchen- und Hainbuchen-areals auf basenreichen Böden Eichen-Eschenmischwälder vor.

Im subkontinentalen östlichenMitteleuropa wachsen auf nährstoffrei-chen Böden in planarer bis submonta-ner Lage artenreiche Eichen-Hainbu-chenwälder als zonale Waldgesellschaf-ten. Auf feuchten und staufeuchten Bö-den spielen sie aber – � edaphisch be-dingt – auch im westlichen Europa einewichtige Rolle.

In West- und Mitteleuropa sowie inder montanen Stufe der süd- und süd-osteuropäischen Gebirge herrschen Bu-chen- und Buchenmischwälder vor. Siehaben eine große ökologische und flo-ristische Bandbreite.

Bedeutung der pnV-KarteBei vielen anwendungsorientierten Fra-gestellungen in der Bodennutzung, derLandschaftsplanung und im Naturschutzist eine genaue Kenntnis des natürli-chen Wuchspotenzials der betrachtetenStandorte von großer Bedeutung. Fürdessen Ermittlung liefert das Konzeptder potenziellen Vegetation ein prakti-sches Werkzeug. Die Karte � zeigtnämlich die räumliche Verbreitung derhöchst entwickelten Pflanzengesell-schaften, die unter den aktuellen klima-tischen und edaphischen Bedingungenam jeweiligen Standort zu erwartensind. Dabei spielen auch floristischeUnterschiede, die durch die Florenge-schichte und klimatisch bedingt sind,eine Rolle. Somit kann die Karte derheutigen pnV u.a. auch als wichtige Re-ferenz für zukünftige Veränderungen derUmweltsituation dienen. Die Kenntnisder räumlichen Verbreitung natürlicherPflanzengesellschaften erlaubt zudem

eine ökologische Raumgliederung, zeigtDiversitätsunterschiede auf und schafftBezugssysteme für die vergleichendeÖkosystemforschung sowie das Umwelt-monitoring.

Wie wird die pnV ermittelt ?Informationsgrundlagen über die pnVDeutschlands liefern in erster Linie diewenigen noch erhalten gebliebenen na-türlichen und naturnahen Ökosystemebzw. Vegetationsbestände namentlich inSchutzgebieten. Ihre natürliche Struk-tur und Artenkombination wird mitmöglichst vielen Standortfaktoren (Kli-ma, Boden, Nährstoffversorgung, Was-serhaushalt etc.) in Verbindung ge-bracht. Das Ökogramm nach ELLENBERG

(1996) � zeigt für die Faktoren Säure-grad bzw. Trophie und Feuchtigkeit desBodens den ökologischen Bereich, indem bestimmte Waldgesellschaften vor-kommen. Die Kartierung der pnV imGelände erfordert Vegetationsökologen

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mit großer Erfahrung und hohem Ab-straktionsvermögen (BOHN 1996).

Mit Hilfe von Geographischen Infor-mationssystemen (GIS) lassen sich flä-chenbezogene Kombinationen zahlrei-cher Standortparameter ableiten, diefür die Vegetationsausbildung relevantsind und neue Erkenntnisqualitäten auf-weisen. Als Beispiel werden in Abbil-dung � Ausschnitte aus topographi-schen, geologischen, bodenkundlichen,Nutzungs- und Vegetationskarten fürdasselbe Gebiet gezeigt sowie die durchSimulation daraus entwickelte Karte derpnV. Der visuelle Eindruck soll vermit-teln, dass die standörtlichen Verhältnis-se eines Gebiets in der potenziellen na-türlichen Vegetation ihren komplexenAusdruck finden.�

Erlen-Bruchwald

Auenwald im Spreewald