Die psychische Gesund- heit von österreichischen Jugendlichen · psychischen Erkrankungen bei...

12
Die psychische Gesund- heit von österreichischen Jugendlichen Zusammenfassung der Hauptergebnisse

Transcript of Die psychische Gesund- heit von österreichischen Jugendlichen · psychischen Erkrankungen bei...

DiepsychischeGesund-heitvonösterreichischen

Jugendlichen

ZusammenfassungderHauptergebnisse

DERHINTERGRUND

♦ BishergabesfurO> sterreichkeinegesichertenDatenzurHau"igkeitvonVerhaltensauffalligkeitenundpsychischenErkrankungenbeiKindernundJugend-licheninO> sterreich.

♦ SolcheDatensindVoraussetzungfurdiePlanungundEntwicklunggeeigneterPraventions–undInterventionsmaßnahmenimBereichderpsychi-schenGesundheit.

♦ DieMentalHealthinAustrianTeenagers(MHAT)-StudieistdieersteepidemiologischeStudiezurHau"igkeitpsychischerErkrankungenbeiKindernundJugendlicheninO> sterreich.

DieZielederMHAT-Studie:

(1) ErmittlungderHau"igkeitvonallgemeinenpsychischenAuffalligkeitenundderwichtigstenpsychischenErkrankungenimKindes-undJugendalter

(2) UntersuchungvonRisiko–undSchutzfaktorenfurpsychischeAuffalligkeiten

DIEMETHODE

♦ 2-stu?igesStudiendesign:

1.Screening(Fragebogenerhebung)2.Interview(diagnostischesTelefoninterview)

1.SCREENING-PHASEErhebungallgemeinerpsychischerAuffalligkeitenund

Identi"izierungvonJugendlichenmiteinemRisikofurpsy-chischeErkrankungen

alleimScreeningAuffalligen

10%derimScreeningUnauffalligen

(Zufallsstichprobe)

2.INTERVIEW-PHASEErhebungderPravalenzderwichtigstenpsychischen

StorungsbildernachinternationalenDiagnosekriterien(insg.35Einzeldiagnosenerfasst)

♦ EinsatzvoninternationalanerkanntenErhebungsinstrumenten

♦ EinbezugvonSchülerInnen,arbeitslosenJugendlichenundfrühenSchulabbrechernundJugendlicheninpsychiatrischenEinrichtungen

♦ LehrerInnen-Fragebogen♦ InterviewsmitJugendlichen+1Elternteil

DIESTICHPROBE

Screening-Phase:

♦ 3610SchulerInnen(55%weiblich)ausder5.,7.,9.und11.Schulstufe(Teilnahmerate:~50%)

♦ SchulerInnenaus345Klassenin261Schulen♦ AusallenBundeslandernundSchultypenderSe-

kundarstufeII(s.Gra"ik).♦ Zusatzlich43arbeitsloseJugendliche(fruheSchul-

abbrecherInnen)und133Jugendlicheinpsychiatri-schenKlinikenErhebungsortederMHAT-Studie

Interview-Phase

♦ 471InterviewsmitJugendlichen♦ 483InterviewsmitElternteilen

DIEERGEBNISSEInternalisierendeVerhaltensauffälligkeiten

ZudeninternalisierendenVerhaltensauffälligkeitenzahlendepressiveundangstlicheSymptome,sozialeZu-ruckgezogenheitundkorperlicheBeschwerdenohneei-nekorperlicheUrsache.♦ Rund20%derMadchenund16%derBubenweisen

internalisierendeVerhaltensauffalligkeitenauf.♦ DieseZahlenbleibenuberdieSchulstufenhinweg

relativstabil.

Häufigkeit (%) von internalisierenden Verhaltensauffälligkeiten (Verlauf über die Schulstufen)

Quelle: Skala „Internalisierende Auffälligkeiten“ Youth Self-Report (Achenbach et al., 1998)

DIEERGEBNISSEExternalisierendeVerhaltensauffälligkeiten

ZudenexternalisierendenVerhaltensauffälligkeitenzahlenaggressiveunddissozialeSymptome.♦ Rund8%derMadchenund7%derBubenweisen

externalisierendeVerhaltensauffalligkeitenauf.♦ DieHau"igkeitsteigtuberdieSchulstufenhinweg

deutlichan(insbesonderebeiBuben).

Häufigkeit (%) von externalisierenden Verhaltensauffälligkeiten (Verlauf über die Schulstufen)

Quelle: Skala „Externalisierende Auffälligkeiten“ Youth Self-Report (Achenbach et al., 1998)

DIEERGEBNISSERisikofürEssstörungen

♦ Rund31%derMadchenund15%derBubenweiseneinerhohtesRisikofurEssstorungenauf.

♦ BeiMadchenzeigtsicheineSpitzeinder9.Schul-stufe.BeiBubennimmtdasEssstorungsrisikouberdieSchulstufenhinwegleichtab.

♦ InsbesondereU> bergewichtundAdipositasgingmiteinemerhohtenEssstorungsrisikoeinher.

♦ Rund6%derJugendlichenberichtenvonabsichtli-chemErbrechen,28%derMadchenund11%derBubenfuhlensichzudickund32%derMadchenbzw.14%derBubenberichtenvonKontrollverlustbeimEssen

Häufigkeit (%) des Essstörungs-Risikos (Verlauf über die Schulstufen)

Quelle: SCOFF-Fragebogen (Morgan et al., 1999)

DIEERGEBNISSERisikofaktoren

FolgendeRisikofaktorenfureineVerhaltensauffalligkeitkonntenidenti"iziertwerden:

Soziodemogra?ischeRisikofaktoren(geordnetnachRelevanz)

♦ KeineerwachseneBezugspersonvorhanden♦ AlleinerziehenderElternteil♦ NiedrigersoziookonomischerStatus

GesundheitsbezogeneRisikofaktoren(geordnetnachRelevanz)

♦ PsychischeErkrankungbeiElternod.Geschwistern♦ TraumatischesEreignis(wieGewalt/Missbrauch)inder

Lebensgeschichte♦ ChronischekorperlicheErkrankungbeiElternod.

Geschwistern♦ ChronischekorperlicheErkrankungdes/derJugendlichen♦ BelastendesEreignis(wieTodod.Unfall)inder

Lebensgeschichte

WeitereRisikofaktoren(geordnetnachRelevanz)

♦ AlsschlechtwahrgenommeneElternbeziehung♦ AlsschlechtwahrgenommenePeer-Beziehung♦ Bullying-Erfahrungen

DIEERGEBNISSELehrerInnen-Fragebogen

Stichprobe:281LehrerInnenderteilnehmendenKlas-sen-Einschatzungenvoninsg.6200SchulerInnen

♦ Rund10%derJugendlichenfehlenuberdurch-schnittlichhau"ig

♦ 25%derBubenund14%derMadchenkonnensichlt.LehrerInnen-Einschatzungschlechtkonzentrie-ren.

♦ 12%derBubenund9%derMadchensindeherschlechtimKlassenverbandintegriert.

♦ 19%derBubenund7%derMadchenwerdenalsdisziplinarauffalligeingestuft.

♦ Rund14%derJugendlichensindinderSchulerehersehrzuruckgezogenundpassiv.

♦ Beirund19%derBubenund7%derMadchenwur-denbereitsdieElternoderdieSchulkonferenzauf-grundeinerVerhaltensauffalligkeitkontaktiert.

DIEERGEBNISSEDiagnostischeInterviews(mitJugendlichen&Eltern)

♦ Rund24%derJugendlicheninO> sterreicherfullenzumaktuellenZeitpunkt(Punktpravalenz),rundeinDrittelderJugendlichener-fulltenirgendwanninihremLeben(Lebenszeitpravalenz)dieKri-terienfurzumindesteinepsychischeErkrankung.

♦ DieLebenszeitpravalenzendereinzelnenStorungsgruppenkon-nenwiefolgteingeteiltwerden:

Lebenszeitprävalenzzwischen10-15%

⇒ Angststörungen(inkl.Spezi"ischePhobien,SozialeAngststorungen,Panikstorung,Agoraphobie,Trennungsangst,GeneralisierteAngststorung)

Lebenszeitprävalenzzwischen5-10%

⇒ Störungenderneuronalenod.psychischenEntwicklung(inkl.ADHS,Ticstorungen)

⇒ DepressiveStörungen(inkl.Depression,DisruptiveAffektregulationsstorung)

⇒ StörungenderAusscheidung(inkl.Einnassen,Einkoten;vorwiegendimVorschul–undVolksschulalter)

Lebenszeitprävalenzzwischen1-5%

⇒ Verhaltensstörungen(inkl.OppositionellesTrotzverhalten,StorungdesSozialverhaltens)

⇒ Essstörungen(inkl.Anorexie,Bulimie,Binge-EatingStorung,FruhkindlicheFutterstorungen)

⇒ TraumabezogeneStörungen(inkl.PosttraumatischeBelastungsstorung,AkuteBelastungsstorung)

⇒ Zwangsstörung⇒ Nicht-suizidales

selbstverletzendesVerhalten

⇒ SuizidaleVerhaltensstörung

♦ Wenigerals50%derJugendlichenmiteinerpsychischenErkran-kungenhabenbisherprofessionelleHilfeinAnspruchgenommen.

♦ InsbesonderebeiAngststorungen,Zwangsstorungen,Essstorun-genundNicht-suizidalemselbstverletztendemVerhaltenliegtdieInanspruchnahmeprofessionellerHilfelediglichzwischen10und27%.

FAZIT

♦ VerglichenmitandereneuropaischenLandern,liegtdiePravalenzderJugendlichenmiteinerVerhal-tensauffalligkeitimMittelfeld.

♦ DieDatenweisenaufeinenhohenBedarfanPrimar-praventionvonpsychischenErkrankungenimKin-des–undJugendalterhin.

♦ InsbesonderebestehteingroßerBedarfansekun-darpraventivenAngebotenfurRisikogruppen(z.B.KinderpsychischerundchronischkrankerEltern).

♦ DieteilweiseaußerstniedrigeInanspruchnahmepsychosozialerDienstleistungenimFallevonpsy-chischenErkrankungenzeigtdenhohenBedarfanAu"klarunghinsichtlichadaquaterBehandlungsme-thodenauf.

Die MHAT-Studie Die MHAT-Studie wurde in Koopera2on zwischen der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien und dem Ludwig Boltzmann Ins2tut Health Promo2on Research und in Zusammenarbeit mit der Ferdinand-Porsche FernFH durchgeführt und wurde aus den Mi?eln „Gemeinsame Gesundheitsziele aus dem Rahmen-Pharma-Vertrag“ gefördert.

MitarbeiterInnen der Studie Andreas Karwautz Wolfgang Dür Karin Waldherr Gudrun Wagner Mar2na Nitsch Julia Philipp Michael Zeiler Kontakt Univ.-Prof. Dr. Andreas Karwautz; Ass.-Prof. Mag.a Dr.in Gudrun Wagner Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, AKH Ambulanz für Essstörungen Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien Tel.: +43-1-40400-30570; E-Mail: [email protected] Tel.: +43-1-40400-21270; E-Mail: [email protected]