Die REvolution in der IT

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Einwurf 4 HMD 256 Oliver Lindner Die REvolution in der IT Ein neues Paradigma hält Einzug in die IT (Intel- ligente, von Menschen gesteuerte Technologie?). Effektivität meets Effizienz, geküsst von Shareholder-Value, und das Ganze unterstützt von Prozessmanagement, Servicemanagement, Automatisierung, Modularisierung mit dem Ziel der hohen Qualität, Kostenreduktion, Steuerbarkeit, Business Alignment und vielem mehr. Es ist die Flucht der IT vor der Langsamkeit, den hohen Kosten, der Ineffizienz und dem Stre- ben nach Wertschöpfung. Und vielleicht ist es auch ein wenig die Verführung der Consulting- Unternehmen, der Industrie und der »Zukunfts- firmen & Meinungsmacher«, die Glückseelig- keit verheißen und uns helfen wollen, dem ste- tigen Wandel und dem Kostendruck Herr zu werden. Ich bin seit nunmehr 13 Jahren in der IT tätig und wundere mich schon immer, warum vieles so langsam, teuer und irgendwie anders als in der freien Wirtschaft (z.B. Automobilhersteller) gelaufen ist und läuft. Mein Anspruch und mei- ne Ungeduld fordern auch einen radikalen Wan- del in dieser »alten« Welt. Wir nutzen in der IT nicht vollständig unser Potenzial, und wir sind immer noch in manchen Bereichen »zu fett«, um schlagkräftig, dynamisch, agil und schnell genug zu sein. Wir sind gut, aber nicht exzellent. Da hilft auch das Jammern und Verleugnen nichts. »Nicht die Leichen im Keller sind das Pro- blem, sondern das Eingeständnis, dass man sie hat« (R. Sprenger). Ich bin überzeugt: Industrialisierung ist zu kurz gedacht und zudem veraltet! Denken heißt Gedachtes infrage stellen. Und ich denke gerne! Haben Sie eigentlich gemerkt, dass wir ei- nen »Krieg« hatten, um die Industrialisierung (Taylorismus – Maschine wichtiger als der Mensch) weit hinter uns zu lassen? Industrialisierung = Prozessmanagement und Tools (Maschine). Was wir brauchen ist eine REvolution. REvolution = Zerstörung & Neuauf- bau (Innovation) + Organisationsentwicklung + Menschen. Revolution bedeutet, alte Häuser (Komfort- zonen, Gewohnheiten, Glaubenssätze u.v.m.) einzureißen und komplett neu zu bauen, statt die alten notdürftig zu reparieren (Evolution). Zerstörung und Neuaufbau sind einfacher, als Altes zu verändern. Zerstörung muss Teil unse- res Business werden, um uns stetig neu zu erfin- den! Auch wenn es ab und an weh tut und erst erlernt werden will. »Phönix aus der Asche« bei doppeltem An- spruch an Innovation, Wirtschaftlichkeit, Quali- tät, Effektivität und Performance in der IT. Das potenzielle Problem ist: Wir definieren Prozesse und Methoden (über die wir monate- lang sprechen, ohne diese zu leben), fechten er- bitterte Kämpfe bei der Toolauswahl aus, betrei- ben Politik, erhöhen die Komplexität und laufen dabei Gefahr, die Menschen immer weiter zu überfordern, zu »entantworten« bzw. diese zu verlieren. Das muss nicht so sein. Kann aber pas- sieren! Auch der stetig ansteigende Bürokratismus, der im Zeichen des unvermeidlichen Prozess- und Qualitätsmanagements daherkommt, lähmt zum Teil erheblich und stellt eine Hürde dar, die genommen werden will. Die Herausforderung für die Revolution im Unternehmen ist oft enorm, und die Angst vor Veränderung, Machtverlust oder die Selbstzu- friedenheit einiger Menschen erstickt die Chan- cen, die wir nutzen könnten. Aber das Schöne ist, Chancen gehen nie verloren, diese werden immer genutzt – dann eben von der Konkurrenz. Wie kann es trotzdem gelingen, die Chan- cen selbst zu nutzen? Mit Mut (zur Lücke), Selbstverantwortung, Konfliktbereitschaft und Konsequenz, Pragma- tismus (5 gerade sein lassen – der deutsche Stol-

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Einwurf

4 HMD 256

Oliver Lindner

Die REvolution in der IT

Ein neues Paradigma hält Einzug in die IT (Intel-ligente, von Menschen gesteuerte Technologie?).

Effektivität meets Effizienz, geküsst vonShareholder-Value, und das Ganze unterstütztvon Prozessmanagement, Servicemanagement,Automatisierung, Modularisierung mit demZiel der hohen Qualität, Kostenreduktion,Steuerbarkeit, Business Alignment und vielemmehr.

Es ist die Flucht der IT vor der Langsamkeit,den hohen Kosten, der Ineffizienz und dem Stre-ben nach Wertschöpfung. Und vielleicht ist esauch ein wenig die Verführung der Consulting-Unternehmen, der Industrie und der »Zukunfts-firmen & Meinungsmacher«, die Glückseelig-keit verheißen und uns helfen wollen, dem ste-tigen Wandel und dem Kostendruck Herr zuwerden.

Ich bin seit nunmehr 13 Jahren in der IT tätigund wundere mich schon immer, warum vielesso langsam, teuer und irgendwie anders als inder freien Wirtschaft (z.B. Automobilhersteller)gelaufen ist und läuft. Mein Anspruch und mei-ne Ungeduld fordern auch einen radikalen Wan-del in dieser »alten« Welt. Wir nutzen in der ITnicht vollständig unser Potenzial, und wir sindimmer noch in manchen Bereichen »zu fett«,um schlagkräftig, dynamisch, agil und schnellgenug zu sein.

Wir sind gut, aber nicht exzellent. Da hilftauch das Jammern und Verleugnen nichts.

»Nicht die Leichen im Keller sind das Pro-blem, sondern das Eingeständnis, dass man siehat« (R. Sprenger).

Ich bin überzeugt: Industrialisierung ist zukurz gedacht und zudem veraltet!

Denken heißt Gedachtes infrage stellen.Und ich denke gerne!

Haben Sie eigentlich gemerkt, dass wir ei-nen »Krieg« hatten, um die Industrialisierung

(Taylorismus – Maschine wichtiger als derMensch) weit hinter uns zu lassen?

Industrialisierung = Prozessmanagementund Tools (Maschine). Was wir brauchen ist eineREvolution. REvolution = Zerstörung & Neuauf-bau (Innovation) + Organisationsentwicklung +Menschen.

Revolution bedeutet, alte Häuser (Komfort-zonen, Gewohnheiten, Glaubenssätze u.v.m.)einzureißen und komplett neu zu bauen, stattdie alten notdürftig zu reparieren (Evolution).Zerstörung und Neuaufbau sind einfacher, alsAltes zu verändern. Zerstörung muss Teil unse-res Business werden, um uns stetig neu zu erfin-den! Auch wenn es ab und an weh tut und ersterlernt werden will.

»Phönix aus der Asche« bei doppeltem An-spruch an Innovation, Wirtschaftlichkeit, Quali-tät, Effektivität und Performance in der IT.

Das potenzielle Problem ist: Wir definierenProzesse und Methoden (über die wir monate-lang sprechen, ohne diese zu leben), fechten er-bitterte Kämpfe bei der Toolauswahl aus, betrei-ben Politik, erhöhen die Komplexität und laufendabei Gefahr, die Menschen immer weiter zuüberfordern, zu »entantworten« bzw. diese zuverlieren. Das muss nicht so sein. Kann aber pas-sieren!

Auch der stetig ansteigende Bürokratismus,der im Zeichen des unvermeidlichen Prozess-und Qualitätsmanagements daherkommt,lähmt zum Teil erheblich und stellt eine Hürdedar, die genommen werden will.

Die Herausforderung für die Revolution imUnternehmen ist oft enorm, und die Angst vorVeränderung, Machtverlust oder die Selbstzu-friedenheit einiger Menschen erstickt die Chan-cen, die wir nutzen könnten. Aber das Schöneist, Chancen gehen nie verloren, diese werdenimmer genutzt – dann eben von der Konkurrenz.

Wie kann es trotzdem gelingen, die Chan-cen selbst zu nutzen?

Mit Mut (zur Lücke), Selbstverantwortung,Konfliktbereitschaft und Konsequenz, Pragma-tismus (5 gerade sein lassen – der deutsche Stol-

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perstein) und vor allem mit Führung, die unsden Weg zeigt – den Weg nach vorne.

Aber Vorsicht: Vorne ist nicht oben! Ich sehe die großen Chancen der REvolution

in der IT und glaube daran. Vielleicht meinendas die Protagonisten der IT-Industrialisierung –wer weiß?

Aber die IT-Industrialisierung wird nurerfolgreich sein mit einem professionellenChange Management für die Organisationsent-wicklung, Geduld, authentischen Führungskräf-ten, die das vorleben, was sie von anderen er-warten, und dem Bewusstsein, dass so etwaslänger als 3 Jahre dauert.

Derartig gravierende Veränderungen in derWelt der IT stellen kein Projekt dar. Es ist viel-mehr ein neues Paradigma, nach dem wir an-schließend leben werden.

Angeblich haben wir alle einen runden Kopf,um jederzeit den Blickwinkel ändern zu können,

um eine neue Sicht auf die Dinge und die Situa-tion zu bekommen. Dies haben wir jetzt getan,und es tut gut, denke ich.

Die Kunst wird sein, die Balance zwischenMethode, Technologie, Wirtschaftlichkeit undMensch zu halten; das Sinnvolle, Machbare(manchmal das Unmögliche) zu realisieren unddie großartigen Erfolge zu feiern, die wir errei-chen.

Dies alles mit dem Kunden bzw. dem Busi-ness im Fokus. Denn dafür sind wir hier.

Oliver LindnerIT Service ManagerSiemens VDO Automotive AGSiemenstr. 1293055 [email protected]