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323 Die Schlacht bei der Burg des „Weißen Phönix“ Vorspiel Oda Nobunaga 191 war der zweite Sohn des Daimyô Oda Nobuhide und er wurde zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des mittelalterlichen Japans. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war es ihm nach und nach gelungen, sein Gesetz im ganzen Lande durchzusetzen. Im Jahre 1562 wandte sich Kaiser Ôgimachi an den in vielen Schlachten erprobten Heerführer, der sich bereits einen großen Ruf als Kriegsherr erworben hatte, und verlangte von ihm, daß er den unaufhörlichen Bürgerkriegen, die das Land zermürbten, ein Ende setzen möge. Oda akzeptierte, und seine Mission führte ihn allmäh- lich immer weiter voran auf dem Weg zur Macht im Lande. Im Jahre 1571 besiegte er die gefürchteten Mönchskrieger vom Berg Hiei. Seine Erfolge wa- ren so groß, daß der Shôgun Ashikaga Yoshiaki sich schließlich eifersüchtig gegen ihn wandte. Doch Oda besiegte auch ihn, und im Jahre 1573 war die Herrschaft der Ashikaga gebrochen. Die großen Feudalherren im Lande, die ihm die wachsende Macht neideten, fielen einer nach dem anderen. Der letzte von ihnen war Takeda Katsuyori, der Sohn des großen Takeda Shingen. Sein gesamtes Heer wurde in der Schlacht von Nagashino im Jahre 1575 ausgelöscht. 192 Oda verdankte diesen Sieg sowohl seinen Arkebusieren als auch den geschickten Aktionen der mit ihm verbün- deten Ninja aus der Provinz Iga 193 . Diese hatten mit großer Effektivität an all seinen Machenschaften teilgehabt. Doch genau dies ließ Oda fürchten, daß ihn die Ninja eines Tages verraten würden. Allzu viel hatte er ihnen auf seinem Weg zur Macht bereits zu verdanken. Oda stand kurz davor, zum ersten Mal in der Geschichte Japans ein unter einer Zentralmacht vereinigtes Land zu schaffen. Er war der Ansicht, daß der Klan der Ninja von Iga im Bündnis mit ihm zu mäch- 191 Oda Nobunaga (1534-1582). 192 Siehe S. 117 ff. 193 Iga war eine Region in Zentraljapan, östlich von Kyôto, deren Hauptstadt Ueno war. Das Iga-Ueno genannte Gebiet war Heimstatt einer großen Gemeinschaft von Ninjakriegern, auch Iga-mono genannt. Hier lebten die Ninja-Klane der Hattori, der Momochi und der Ôe, die sich durch einen besonders hohen Organisationsgrad auszeichneten. Ihre größten Konkur- renten waren die Ninja aus der Region Kôka. Aus der Provinz Iga stammten in ganz Japan berühmte und gefürchtete Ninja-Anführer, wie z. B. Togakure Daisuke, Hattori Hanzô oder Momochi Sandayu.

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Die Schlacht bei der Burg des „Weißen Phönix“

Vorspiel

Oda Nobunaga191 war der zweite Sohn des Daimyô Oda Nobuhide und er wurde zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des mittelalterlichen Japans. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war es ihm nach und nach gelungen, sein Gesetz im ganzen Lande durchzusetzen. Im Jahre 1562 wandte sich Kaiser Ôgimachi an den in vielen Schlachten erprobten Heerführer, der sich bereits einen großen Ruf als Kriegsherr erworben hatte, und verlangte von ihm, daß er den unaufhörlichen Bürgerkriegen, die das Land zermürbten, ein Ende setzen möge. Oda akzeptierte, und seine Mission führte ihn allmäh-lich immer weiter voran auf dem Weg zur Macht im Lande. Im Jahre 1571 besiegte er die gefürchteten Mönchskrieger vom Berg Hiei. Seine Erfolge wa-ren so groß, daß der Shôgun Ashikaga Yoshiaki sich schließlich eifersüchtig gegen ihn wandte. Doch Oda besiegte auch ihn, und im Jahre 1573 war die Herrschaft der Ashikaga gebrochen.

Die großen Feudalherren im Lande, die ihm die wachsende Macht neideten, fi elen einer nach dem anderen. Der letzte von ihnen war Takeda Katsuyori, der Sohn des großen Takeda Shingen. Sein gesamtes Heer wurde in der Schlacht von Nagashino im Jahre 1575 ausgelöscht.192 Oda verdankte diesen Sieg sowohl seinen Arkebusieren als auch den geschickten Aktionen der mit ihm verbün-deten Ninja aus der Provinz Iga193. Diese hatten mit großer Eff ektivität an all seinen Machenschaften teilgehabt. Doch genau dies ließ Oda fürchten, daß ihn die Ninja eines Tages verraten würden. Allzu viel hatte er ihnen auf seinem Weg zur Macht bereits zu verdanken. Oda stand kurz davor, zum ersten Mal in der Geschichte Japans ein unter einer Zentralmacht vereinigtes Land zu schaff en. Er war der Ansicht, daß der Klan der Ninja von Iga im Bündnis mit ihm zu mäch-

191 Oda Nobunaga (1534-1582).192 Siehe S. 117 ff .193 Iga war eine Region in Zentraljapan, östlich von Kyôto, deren Hauptstadt Ueno war. Das Iga-Ueno genannte Gebiet war Heimstatt einer großen Gemeinschaft von Ninjakriegern, auch Iga-mono genannt. Hier lebten die Ninja-Klane der Hattori, der Momochi und der Ôe, die sich durch einen besonders hohen Organisationsgrad auszeichneten. Ihre größten Konkur-renten waren die Ninja aus der Region Kôka. Aus der Provinz Iga stammten in ganz Japan berühmte und gefürchtete Ninja-Anführer, wie z. B. Togakure Daisuke, Hattori Hanzô oder Momochi Sandayu.

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tig geworden war. Dieser schien auf dem besten Wege zu sein, sich zu einem eigenständigen Staat im Staate zu entwickeln, wie dies zuvor bei den berühmten Kriegermönchen vom Berg Hiei der Fall gewesen war. Oda beschloß, zunächst auf Distanz zu ihnen zu gehen. Aber um auch die leiseste Möglichkeit ausschlie-ßen zu können, eines Tages durch sie erpreßt zu werden, wollte er sie schließlich in einer off enen Schlacht vernichten. Mit 46 000 Mann fi el er in die Provinz Iga ein und kesselte die Armee der Ninja ein, 4 000 bis an die Zähne bewaff nete Kämpfer. Die Entscheidungsschlacht fand in der Umgebung von Hakuhô-jô, der „Burg des weißen Phönix“ statt. Sie ragte über der Ortschaft Iga-Ueno auf. Die Festung und ihre Umgebung waren der Rückzugsort der Ninjagemeinschaft der „Schwarzen Spinnen“, die zu vernichten Oda gekommen war.

Schon seit einer Woche tobten erbitterte Kämpfe. Trotz ihrer außerordent-lichen Tapferkeit hatten die eingekesselten Ninja bereits an Boden verloren. Immer enger zog sich der Kreis um Hakuhô-jô zusammen. Der 3. November

Oda Nobunaga. Holzschnitt von Utagawa Kuniyoshi (Ausschnitt).

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1581 sollte zum Tag der Entscheidung werden. In den Tagen zuvor war viel Regen gefallen, und ein eisiger Wind vom Biwa-See verhieß bereits einen strengen Winter. Tiefhängende graue Wolken zogen über den Himmel.

Das lange Warten

Der Ninjakrieger Sanji fröstelte. Sein shinobi-shozoku194 war vollgesogen wie ein Schwamm mit schmutzigem, übelriechendem Wasser. Sein Kettenhemd konnte nicht den geringsten Schutz gegen die allgegenwärtige Feuchtigkeit bieten. Auch die schwarze Kapuze war durchnäßt, und immer wieder rann ihm Wasser in die Augen und trübte ihm den Blick. Eine Woche dauerten die Kämpfe bereits an, und die ganze Zeit schon mußte er in den Gräben auf der Lauer liegen, die auf der Fläche unterhalb der am wenigsten befestigten Seite der Burg Hakuhô ange-legt worden waren. Doch da es unaufhörlich geregnet hatte, stand darin bereits das Wasser. Die Festung, die hoch über der Stadt Iga-Ueno aufragte, war die letzte Zufl ucht des Klans der „Schwarzen Spinnen“, gegen den die Truppen Oda Nobunagas aufmarschiert waren. Gemeinsam mit mehreren hundert weiterer Ninja bildete Sanji einen lebendigen Schutzwall vor den Mauern der Burg.

Sanji beobachtete aufmerksam einen Reiter in bunter Rüstung, der einen klei-nen Trupp Samurai an den Rand der Ebene geführt hatte, die von Fallgruben

194 Shinobi-shozoku: jpn. Die generell an ihre Umgebung angepaßte Kleidung der Ninja. In der Regel handelte es sich um gewöhnliche Alltagskleidung, in der ein Ninja im normalen Leben nicht auffi el. Auf Missionen, in denen es darum ging – meist in der Nacht – in Häuser oder Fe-stungen einzudringen, bestand die Kleidung für gewöhnlich aus dunklem Stoff (schwarz, blau oder grau), oder sie war weiß, wenn der Ninja sich in einer winterlichen Landschaft unauff ällig fortbewegen wollte. Das bei solchen Gelegenheiten getragene shinobi-shozoku bestand aus einer Jacke und einer Hose, die an den Knien und an den Knöcheln eingeschnürt war, sowie aus einer Kapuze oder einer Kapuze mit Augenschlitzen, die die Stirn und die untere Gesichtshälfte verdeckte. Mitunter verhüllte ein Ninja auch das Gesicht, indem er sich ein Stoff band (tengu-gui, eine Version des hachimaki-Stirnbands, von jpn. tenugui, Handtuch), um den Kopf mit (einfacher) Kapuze wickelte und nur die Augen freiließ. Um Angst zu erzeugen, konnte er auch eine Maske tragen. Er trug Schuhe mit hohen Schäften (tabi – jpn. Strumpf; tabi konnten aber auch über eine verstärkte Sohle verfügen und als Schuhe getragen werden) und je nach Mission mit fl exiblen oder harten Sohlen. Die Jacke des Ninja hatte zahlreiche Taschen, in denen er Waff en oder Einbruchswerkzeug mit sich führen konnte. Unter der Jacke konnte er auch eine biegsame Rüstung (Kettenhemd) tragen. In einer off enen Schlacht, wie z. B. bei Hakuhô-jô, trug er eine normale Kriegerrüstung (yoroi). – Habersetzer, R. u. G.: Encyclopédie des Arts Martiaux. Paris: Amphora 2004.

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und Hindernissen für die Pferde übersät war. Die Samurai waren so nah, daß er das Weiße in ihren Augen erkennen konnte. An der Art, wie der Anführer des Trupps das vor ihm liegende Gebiet musterte und an den sparsamen Gesten, mit denen er seinen Leuten Zeichen gab, erkannte Sanji, daß er mißtrauisch war. Off ensichtlich war er ein erfahrener Kriegsmann. Doch dies würde ihn vermutlich nicht davor bewahren, an diesem Tag den Tod zu fi nden, an dem alles darauf hindeutete, daß es zum entscheidenden Gefecht kommen würde. Sanji wischte mit dem Handrücken Wassertropfen weg, die sich schon wieder an seinen Wimpern gesammelt hatten. Der Graben, in dem er hockte, war von einem Gitter bedeckt, das durch Grasbatzen getarnt war. Würde die Tarnkunst der Ninja sie auch dieses Mal vor dem Untergang bewahren? Plötzlich durchlief ihn ein Schauder der Gewißheit, daß der schneidige Samurai mit der prächtigen Helmzier ihm direkt vom Tod gesandt worden war. Auch ein Ninja war seinem Karma machtlos ausgeliefert. Doch das zählte nicht. Er war darauf vorbereitet, zu sterben. Der Tod war der lebenslange treue Begleiter jedes Ninja.

In welche Richtung er auch blickte, überall häuften sich die Leichen von Freund und Feind. Auch zahlreiche Verletzte lagen auf dem Feld. Man hatte versucht, die verwundeten Ninja in die Burg zu bringen, damit sie nicht dem grausamen Feind in die Hände fi elen, aber der Druck von Seiten der Truppen Nobunagas war zu groß geworden, so daß man viele von ihnen hatte aufgeben müssen. Das Todesröcheln derer, die nicht mehr stark genug waren, sich selbst umzubringen, drang in Sanjis Ohren. Er hoff te, daß ihm das Schicksal erspart bleiben würde, in Gefangenschaft zu geraten, wie es Dutzenden der Seinen in den letzten Tagen widerfahren war. Sie alle waren im Lager der Samurai auf gräßlichste Weise gefoltert und schließlich noch lebend in kochendes Wasser geworfen worden, als Schauspiel für die Krieger Nobunagas. Es war ein großes Glück, in diesem Krieg mit der Waff e in der Hand sterben zu können.

Er tat einen tiefen Atemzug, um seine Energie zu sammeln. Seine Hand schloß sich fest um den Griff seines Lederschilds. In der Rechten hielt er eine Streitaxt, deren Rücken einen Zoll breit war. Mit ihr würde er seine Stellung und sein Leben bis zuletzt verteidigen. In geringer Entfernung verbargen sich seine Kameraden Kosuke, Kado, Akira und viele andere, die mit ihm zusam-men die letzte Verteidigungslinie des Klans der Ninja von Iga bildeten, der vom treulosen Oda Nobunaga verraten worden war.

Ein dumpfes Grollen riß ihn aus seinen Gedanken. Er spähte durch den Spalt in der Abdeckung seines Verstecks, der ihm einen weiten Blick ermöglichte.

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Der Angriff hatte begonnen. Die Reiter Nobunagas strömten in kleinen Trupps auf die Ebene vor der Burg. Sie schienen sorgsam darauf zu achten, mögliche Fallen zu umgehen. Jemand mußte die Ninja verraten haben, denn die Samurai hätten eigentlich nichts davon wissen dürfen, daß das Gelände so sorgfältig auf ihren Angriff vorbereitet worden war. Doch jetzt war nicht die Zeit, über solche Dinge nachzugrübeln. In Wurfweite eines shuriken195 brachen die Hufe von Pferden des Gegners in den Boden ein, und Roß und Reiter stürzten in die Fall-gruben, an deren Grund angespitzte Pfähle auf sie warteten. Als hätte sich die Hölle aufgetan, tauchten plötzlich überall schwarzgekleidete Gestalten auf. Sie stießen wilde Schreie aus und hieben mit ihren Waff en auf die Angreifer ein. Die farbenprächtigen Rüstungen der Samurai färbten sich mit Blut, und im-mer wieder stürzten Reiter in Fallgruben, als würde die Erde sie verschlingen.

Auch Sanji sprang aus seinem Unterstand, als der Anführer des kleinen Sa-muraitrupps, den er beobachtet hatte und dem es bisher gelungen war, alle Hindernisse zu umgehen, sich unmittelbar vor ihm befand. Als der Boden sich plötzlich vor ihm öff nete, stieg das Pferd und warf seinen überraschten Reiter ab, der hilfl os sein langes katana schwenkte. Noch während der Reiter stürzte, versetzte ihm der Ninja einen Hieb mit der Streitaxt. Schlamm spritz-te auf, als der sterbende Samurai schwer auf dem Boden aufschlug. Neben ihm hatte Kosuke seine schwere Sichel gegen einen Reiter gehoben, der um-sonst versuchte, mit seiner Hellebarde den Ninja zu treff en. Ein furchtbarer Hieb spaltete den Samurai in seinem Sattel, und sein Streitroß, das sich seiner Last ledig fühlte, sprang über die Grube, in der der Ninja gelauert hatte und suchte das Weite. Akira, der sich zur Linken Sanjis befand, hatte weniger Glück gehabt. Bei seinem Versuch, aus dem Versteck zu springen, hatte ein langer Pfeil mit Gänsefedern am Schaft ihm den Hals durchbohrt.

Nachdem auf diese Weise die off ene Schlacht ausgebrochen war, beschleu-nigten sich die Ereignisse. Ungeachtet aller Gefahren verstärkten die Reiter-truppen Nobunagas, unterstützt durch Tausende ashigaru196, die unter lautem Kriegsgeschrei von den bewaldeten Hängen herbeigeströmt kamen, den Druck auf die Ninja. Die Ninja, deren dunkle Gewänder von Schlamm befl eckt wa-ren, kämpften wie Dämonen, hieben, stachen und schnitten mit ihren Waf-

195 Shuriken, auch shaken: jpn. mit Spitzen versehene Wurfgeschosse aus Metall. Die bekannte-sten von ihnen sind die sogenannten Wurfsterne.196 Ashigaru: jpn. Fußsoldaten, Infanteristen.

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lich von bleierner Müdigkeit befallen, versuchte er nicht einmal mehr, sich zur Wehr zu setzen und das zu verhindern, was die Götter beschlossen hatten. In den letzten Augenblicken seines Lebens dachte er an den kleinen Tadayoshi, seinen Sohn, der nun ohne seinen Vater zu einem Ninja heranwachsen würde, und er dachte seltsamerweise an den Winter, der dieses Jahr wohl vorzeitig die Landschaft mit Schnee bedecken würde. Die goldfarbenen Bänder, die die grünlackierten Platten der Rüstung des Mannes, den er zuletzt getötete hatte, zusammenhielten, waren das letzte, was er wahrnahm, bevor sich die undurch-dringlichen Wolkenschleier des Todes vor seine Augen legten.

Trügerischer Sieg

Nach über einer Woche des Kampfes um die Burg Hakuhô hatte die über-mächtige Armee Oda Nobunagas die listenreichen Ninja besiegt. Tausende teilten das Schicksal Sanjis. Weniger Glück hatten jene, die verletzt waren und denen es nicht gelang, ihrem Leben selbst ein Ende zu bereiten. Sie wurden gefangengenommen, gefoltert und bei lebendigem Leibe gekocht.

Einige Dutzend von ihnen konnten jedoch Odas Häschern entkommen. Zu

fen, so daß zahllose Samurai leblos in den Schlamm stürzten. Doch das Kräfteverhältnis war allzu unausgewogen. Bereits eine Woche lang hatten die zahlenmäßig stark unterlege-nen Ninja aus Iga den Berufskriegern, die es gewohnt waren, sich in off enen Schlachten zu schlagen, standgehalten. Den Ninja hingegen war diese Kampfweise fremd.

Sanji schleuderte seine letzten shuriken auf den Gegner. Schnell und präzise erfolgten sei-ne Würfe, und nicht einer verfehlte sein Ziel. Doch der letzte Fußsoldat, dessen Kehle er auf diese Weise durchbohrte, hatte ihn packen können und riß ihn mit sich zu Boden. In den Augen des Sterbenden sah er das Spiegelbild ei-nes anderen Soldaten, der seine Waff e erhoben hatte, um seinen Kameraden zu rächen. Plötz-